Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Offizierausbildung in der Bundeswehr. Historische und strukturelle Probleme | APuZ 16/1982 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 16/1982 Offizierausbildung in der Bundeswehr. Historische und strukturelle Probleme Die Hochschulen der Bundeswehr Jugend und Bundeswehr

Offizierausbildung in der Bundeswehr. Historische und strukturelle Probleme

Martin Kutz

/ 30 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

In der Diskussion der letzten zwei Jahre sind einige schwerwiegende Probleme und Fehlentwicklungen der Bundeswehr auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden. Am stärksten haben sich die Probleme ins öffentliche Bewußtsein geschoben, die mit den Schlagworten MRCA-Tornado (wegen des Finanzierungsdefizites), Tradition in der Bundeswehr und politische Bildung/Innere Führung gekennzeichnet sind. Dabei bestand und besteht die Gefahr, daß wegen der bedrohlich hohen Zusatzkosten im Rüstungsbereich oder wegen der leichten Emotionalisierbarkeit in der Traditionsfrage die strukturellen Probleme der Bundeswehr übersehen werden und gänzlich den Militär, fachleuten" überlassen bleiben. Beides aber, die Rüstungsproblematik wie die Traditionsfrage, ist direkt oder indirekt verknüpft mit den strukturellen Problemen, mit denen die Bundeswehr zu kämpfen hat. Der Frage nach den strukturellen und historischen Ursachen der aufgezeigten Gegenwartsprobleme geht diese Studie im Bereich der Offizierausbildung der Bundeswehr nach. Sie geht dabei von der Prämisse aus, daß die Offizierausbildung der Bundeswehr wie in einem Brennglas all die strukturellen, politischen und ideologischen Faktoren aufzeigt, die auch in anderen Bereichen der Bundeswehr für die angedeutete Entwicklung von Bedeutung sind, zumal man eine gegenseitige Wechselwirkung zwischen den Streitkräften als Ganzem und ihrem Ausbildungssystem als unbestritten bezeichnen kann.

Vorbemerkung

Bis in die jüngste Zeit sind Fragen zur militärischen Ausbildung nahezu ausschließlich in der Militärpublizistik diskutiert worden. Sie haben den Rahmen technokratisch orientierten Expertentums deshalb so gut wie nie gesprengt. Eine Diskussion solcher Probleme in der gleichen Art, wie sie die historische oder erziehungswissenschaftliche Forschung zu Bildungs-und Ausbildungsproblemen der zivilen Gesellschaft hervorbrachte, hat bis in die jüngste Vergangenheit nicht stattgefunden.

Erst die beiden Studien von Bald und Loquai? zur Geschichte der Ausbildung von Generalstabsoffizieren haben die erziehungswissenschaftliche und politisch-soziale Dimension militärischer Elitenausbildung herausgearbeitet. Mit ähnlichen Fragestellungen, the-matisch aber wesentlich enger gefaßt, sind etwa gleichzeitig die Studien von Bornemann und Krause zu Bundeswehrhochschulproblemen sowie von Rosen zur Stabsoffizierausbildung entstanden.

An diese Arbeiten habe ich mit einer umfangreichen Untersuchung der Geschichte der Offizierausbildung in der Bundeswehr angeknüpft In ihr wurde bisher unveröffentlichtes Quellenmaterial ausgewertet, das eine Neubewertung der bisherigen Bildungspolitik in der Bundeswehr notwendig macht. Auf diese Studie stützen sich die folgenden Überlegungen, die notgedrungen thesenartig zugespitzt werden müssen, da das neue Material hier nur zum geringsten Teil ausgebreitet werden kann.

I. Die aktuelle Problemlage

Im Verlauf des letzten Jahres sind einige schwerwiegende Probleme der Bundeswehr such in einer größeren Öffentlichkeit diskutiert worden. Am markantesten haben sich die Probleme ins öffentliche Bewußtsein geschoben, die mit den Schlagworten MRCA-Tornado (wegen des Finanzierungsdefizites), Tradition in der Bundeswehr (vor allem im Hin-Wick auf die öffentlichen Vereidigungen) und Politische Bildung/Innere Führung zunächst hinreichend gekennzeichnet sind.

Dabei bestand und besteht die Gefahr, daß wegen der bedrohlich hohen Zusatzkosten im Rüstungsbereich oder wegen der leichten Emotionalisierbarkeit in der Traditionspflege die strukturellen Probleme der Bundeswehr übersehen werden und ganz und gar den Militär-„Fachleuten" überlassen bleiben. Beides aber, die Rüstungsproblematik wie die Traditionspflege, sind direkt oder indirekt ver-knüpft mit den strukturellen Problemen, mit denen die Bundeswehr zu kämpfen hat.

Da diese Schwierigkeiten für den hier vorgestellten Problembereich nur den Begründungszusammenhang darstellen, können die wichtigsten Aspekte hier auch nur angerissen werden Die Ausrüstung der Bundeswehr mit immer modernerem, technisch immer komplizierterem und leistungsfähigerem Material und mit mehr und mehr technisch gestützten Führungssystemen hat zu einer fortschreitenden Professionalisierung und Differenzierung in den einzelnen Funktionsbereichen geführt Diesen Prozeß hat die Bundeswehr einerseits durch die immer größeren technischen Anforderungen an ihr Personal ständig forciert, andererseits steht sie ablehnend bis hilflos den sozialen Folgen und den Notwendigkeiten im Bereich der Menschen-führung gegenüber Die militärische Führung hat deshalb in vielen Bereichen mit falschen Antworten auf die Herausforderung der unabwendbaren Modernisierung geantwortet. Ihren Verhaltensmechanismus könnte man vereinfacht als Trotzreaktion bezeichnen. So hat sie — die Differenzierung in den technischen Erfordernissen beantwortet mit einer bürokratischen Zentralisierung der Führung und der Kontrollsysteme — die zunehmende Professionalisierung und Differenzierung als Angriff auf das traditionelle Berufsverständnis mißverstanden und diese mit der Bildung einer militärischen ideologischen Subkultur — einer neuerlichen Hinwendung zu soldatischen Tugenden und Werten in Abgrenzung zur zivilen Umwelt — beantwortet — auf neue Entwicklungen im Sozialisationsprozeß der Jugendlichen aus derem männlichen Teil sie ja sowohl Wehrpflichtige als auch Berufssoldaten rekrutiert, mit Unverständnis geantwortet und versucht, den Einbruch in traditionelle Wertvorstellungen und Verhaltensmuster durch einen Rückgriff aul Traditionen abzufangen, die vordemokratisch sind. So entwickelte der Generalinspekteui der Bundeswehr, Brandt, im Juni 1979 Seeckt sehe Prinzipien als gültiges Vorbild für militärische Verhaltensweisen. Er schreckte in der gleichen Rede nicht einmal davor zurück, NS belastete Persönlichkeiten wie den Chef des Generalstabes des Heeres, Halder, zu Vertre tern eines überzeitlichen Soldatentums zu er klären

— auf die Ausbildungsdefizite ihres Führungs Personals, speziell im Bereich der Offizieraus bildung, mit der Forderung nach einer Erzie hung zu den sogenannten Soldatentugendel (und damit zu Sekundärtugenden) sowie eine Hinführung zu den traditionellen Organisa tionszielen des Militärs und zu personenbezo gener Loyalität geantwortet. Dies stellt del Versuch einer Wiederbelebung des Seecks sehen Berufs-und Politikverständnisses dal von dem der Personalchef des Bundesverteidi gungsministeriums, Schäfgen, in einem Aul satz in dieser Zeitschrift lapidar feststellte, da die Masse der Offiziere der Bundeswehr dies Auffassungen teilt

Durch solches Verhalten verschärft die Bur deswehrführung unbeabsichtigt die ohnehi schon vorhandenen Probleme auf allen Ebe nen sowohl in der Truppe als auch im gesan ten Ausbildungssektor der Streitkräfte. We gen vieler Ähnlichkeiten mit der Situation der Bundeswehr in ihrer bisher größten Krise in den letzten Jahren vor der sozialliberalen Koalition drängt sich bei den strukturellen Problemen ein Vergleich mit dieser Zeit und die Frage auf, wo bei der Planung und Aufstellung der Bundeswehr möglicherweise Ursachen für diese späteren offenkundigen Defizite zu finden sind.

Dieser Frage nach den strukturellen und historischen Ursachen der hier nur pointiert und skizzenhaft aufgezeigten Gegenwartsprobleme geht diese Studie im Bereich der Offizierausbildung der Bundeswehr nach. Sie geht dabei von der Prämisse aus, daß die Offizier-ausbildung der Bundeswehr wie in einem Brennglas all die strukturellen, politischen und ideologischen Faktoren aufzeigt, die auch in anderen Bereichen der Bundeswehr für die angedeutete Entwicklung von Bedeutung sind, zumal man eine gegenseitige Wechselwirkung zwischen den Streitkräften als Ganzem und ihrem Ausbildungssystem als unbestritten bezeichnen kann.

II. Zu den strukturellen und historischen Ursachen der gegenwärtigen Situation

Die strukturellen Ursachen Bundeswehr in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre. Vor dem Hintergrund der ersten Offiziellen Verlautbarungen der politischen wirtschaftlichen Rezession der Nachkriegszeit, militärischen Führung zufolge sind folgende der Legitimationskrise des politischen Systems Prämissen unbestritten:

der Bundesrepublik im Zusammenhang 1 . Es soll zu einer möglichst weitgehenden Integration der Großen Koalition und der außerparlamentarischen von Bundeswehr und Gesellschaft Opposition sowie intern durch kommen. Anders gesagt, es soll auf jeden Fall die psychologischen Folgen des Vietnamkrieges werden, daß die Bundeswehr eine und des Endes der antikommunistischen Sonderentwicklung nimmt, die sie zu einem politischen Fixierung der Bundeswehr konnte 'Fremdkörper in Staat und Gesellschaft werden ihre eigenen Probleme nicht mehr meistern. läßt. Das schließt durchaus das Akzeptie. renvon Besonderheiten ein, ohne die die Buni deswehr ihren Auftrag nicht erfüllen kann. Diese Krise soll an einigen Ereignissen und Problemen verdeutlicht werden:

2 Streitkräfte und Gesellschaft müssen in vielfältiger Beziehung ständig „modernisiert" werden, Offenkundig wurde das Defizit der Bundeswehr was das auch immer heißen mag. Dem in der Technologiebeherrschung und in durch die Modernisierung entstehenden get Management bei der Starfighter-Krise. Sellschaftlichen Wandel muß sich auch die Erst der öffentliche Skandal ermöglichte Bundeswehr anpassen. Maßnahmen, die seit Jahren überfällig waren.

3 Die Bundeswehr hat sich—wie alle anderen eile der Gesellschaft — demokratischen Nor-Das Defizit der Bundeswehrführung in fundamentalen nen zu unterwerfen. Sinnfälligster Ausdruck demokratischen Tugenden wurde dieses Tatbestandes sind das Konzept und die in der Generalskrise vom Sommer 1966 sichtbar.der Inneren Führung. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Trettner, nahm seinen Hut wegen eines Erlasses drei Prämissen sind in der Diskussion von Minister von Hassel, der der Gewerkschaft e letzten Jahre zu Gemeinplätzen herunter. OTV die Gleichbehandlung mit dem pexommen. Trotzdem sind die strukturellen Bundeswehrverband als der Standesorganisation rohleme der Bundeswehr, vor allem im Be.der Soldaten brachte. Gewerkschaften in 'eich der Offizierausbildung, darauf zurückzu3 Kasernen waren damals nicht nur für ren, daß sich die Bundeswehrführung au ein Grund, den Abschied zu nehmen.serordentlich schwer tut, gemäß diesen

f 5 stverständlichkeiten zu handeln.

— Der rapide Anstieg der Kriegsdienstverweigerungen Dieser strukturelle Aspekt bundeswehrspezi" hatte Forderungen und Reaktionen df er Probleme wird besonders deutlich bei in der Bundeswehr zur Folge, die den Anschein Analyse der bisher schwersten Krise der erweckten, als wenn dieses verfasB sungsmäßige Grundrecht für die Bundeswehr zur Disposition stände. Insgesamt war diese Entwicklung nur die eine Seite einer Medaille, deren andere das zunehmende Problem der Bundeswehr darstellte, ihren langfristigen Personalbedarf vor allem an Offizierbewerbern zu decken. — Letzteres konnte man auch als Symbol für eine tiefe Krise ansehen, die im Zusammenhang mit der Entspannungspolitik und den Rüstungskontrollverhandlungen die politisch-moralische Legitimation der Bundeswehr für einen größer werdenden Teil der Jugend in Frage stellte.

Die Reaktion auf diese unbewältigten Probleme und Krisen, zu deren Lösung die Bundeswehrführung vor 1969 aus eigener Kraft nicht mehr fähig war, löste dann auch eine Krise des eigenen Selbstverständnisses aus. Diese wurde öffentlich fast nur in den Beiträgen von hohen und höchsten Offizieren zum Inneren Gefüge der Bundeswehr diskutiert. Denn ihrer Meinung nach waren die Probleme der Bundeswehr vornehmlich durch die Gesellschaft induziert Die Lösungsvorschläge fielen je nach Temperament und Charakter mehr oder weniger radikal aus, gingen aber alle an der gesellschaftlichen und politischen Wirklichkeit vorbei.

Allen diesen Überlegungen war gemeinsam, daß sie ohne analytisch-systematisches Fundament aus der traditionellen politischen Vorurteilsstruktur deutscher Militärs abgeleitet waren, zwar in vielen Einzelaspekten durchaus treffend, insgesamt aber in einem Kontext angeboten wurden, der die im wesentlichen vordemokratischen und vorindustriellen Leitbilder der Generation der ehemaligen Wehrmachtsoffiziere bloßlegte Keine der in sich verwandten Vorstellungen und Forderungen nach Reform der Gesellschaft an Haupt und Gliedern, seien es die der Generale Grashey, Karst oder des Heeresinspekteurs Schnez, wären in der Lage gewesen, die Probleme der Bundeswehr zu lösen. Sie hätten wegen ihrer restaurativen gesellschaftspolitischen Leitbilder und Forderungen eher umgekehrt die Krise der Bundeswehr auch der Gesellschaft oktroyiert und so schwere Konflikte mit dieser Gesellschaft hervorgerufen. Die Bundeswehr war offensichtlich ohne einen Anstoß von außen reformunfähig.

Da ein stringentes Analyseverfahren die Voraussetzung zielgerichteter Reformen ist, ist als wichtigstes Symptom dieser Reformunfähigkeit im Nachhinein feststellbar, daß all diesen Schriften ein konzeptioneller Zusammenhang fehlt und damit die Untersuchung der vielen Detailprobleme unter systematischen Gesichtspunkten gar nicht erfolgen konnte. Alle Texte hangeln sich an den aktuellen Problemen entlang. Sie sind Ausdruck mangelnder intellektueller Verarbeitung der Problematik. Dabei war deutlich, daß es sich im Kernbereich dieser vielfältigen Probleme um vier große Felder handelte: um die Wehrstruktur die Struktur der Rüstungsplanungund Rüstungsbewirtschaftung die Personal-struktur und die Ausbildung In diesen vier Feldern haben dann nach dem Regierungswechsel 1969 Kommissionen von Fachleuten, die zum großen Teil aus dem zivilen Sektor kamen, die intellektuelle Aufräumarbeit geleistet, welche die militärische Führung nicht leisten konnte.

Den Berichten dieser Kommissionen ist gemeinsam, daß sie, aus der Sicht des Einzelbereiches, alle Probleme als integrale Bestandteile der Bundeswehr als Ganzes begriffen haben und deshalb ihre Problemlösungsstrategien die gegenseitigen Abhängigkeiten und strukturellen Beziehungen der Problemfelder untereinander berücksichtigten.

Gleichzeitig mit dieser grundsätzlichen Bestandsaufnahme war eine Fülle von Problemen ad hoc zu lösen. Diese waren im „Weißbuch 1970" aufgelistet, insgesamt 124 Maßnahmen. Dazu stellte das „Weißbuch 1971/72" fest: „Das Weißbuch 1970 erschien Anfang Mai. Von den 124 Maßnahmen wurden seither 103 abschließend entschieden und bis auf wenige verwirklicht. Für weitere sieben Maßnahmen liegen fünf Gesetzentwürfe dem Parlament zur Entscheidung vor, die rest liehen 14 Maßnahmen werden noch bearbeitet" Diese Bilanz spricht für sich.

Anders als die militärische Führung glaubte, hatten die für die Bundeswehr bis 1969 nicht gerade schmeichelhaften Ergebnisse ihre Ursachen also nicht in einer negativen gesellschaftlichen Entwicklung. Mit den tatsächlichen Entwicklungen hätte eine aufgeklärte und weitsichtige Führung sogar rechnen müssen.

Die negative Bilanz ist vielmehr das Ergebnis einer militärischen Führungskrise, die wiederum tiefersitzende Ursachen hat. Die zwei wichtigsten Ursachen liegen in der Rekrutierung des Führungspersonals in der Aufbauphase 1956/62 und in der unzureichenden Aus-und Weiterbildung sowohl der ehemaligen Wehrmachtsoffiziere als auch des nicht kriegsgedienten Nachwuchses sowie in einer völlig unzureichenden politischen Bildung. Das traditionalistische Bild von Politik, Gesellschaft, Staatsordnung und Auftrag einer Armee einerseits und der Mangel an Kenntnissen über die Demokratie in modernen Industriegesellschaften andererseits ließen den Ausweg aus der Krise nur noch durch die Rückentwicklung der Gesellschaft möglich erscheinen. Der Weg nach vorne, die Herstellung einer Konkurrenz von Armee und Gesellschaft durch eine „Reform an Haupt und Gliedern" der Bundeswehr, wurde nicht erwogen. Es ist nicht einmal in Ansätzen erkennbar, daß man unter diesen Schwierigkeiten einen Rückgriff auf die Planungen im Amt Blank versucht hätte. Der hier konzipierte Ansatz der Integration von Armee und Gesellschaft blieb den traditionsverhafteten führenden Offizieren selbst in der Existenzkrise der Bundeswehr suspekt.

Die historischen Ursachen Schon in der Planungs-und Aufbauphase der Bundeswehr wurden die späteren Probleme von den als Reformer bezeichneten Offizieren — allen voran Wolf Graf von Baudissin — vor-ausgedacht und Konzeptionen für die neuen Streitkräfte entwickelt, die im Bereich der inneren Strukturen und der Ausbildung des Führungspersonals Vorsorge für die genannten Probleme getroffen hätten.

Reform der Ausbildung als Militärreform Ihnen — wie später auch den Reformen des Militärbildungswesens um Minister Helmut Schmidt und Prof. Thomas Ellwein — erschien die Lösung der strukturellen Probleme in erster Linie als ein Problem der Ausbildung des Führungspersonals. Mit diesem Ansatz reihten sie sich in die große Tradition der Militär-Reformer seit Scharnhorst und Gneisenau ein.

Ein Resümee der Zeit von 1950/56 ergibt, daß für den Ausbildungssektor im Amt Blank eine dualistische konzeptionelle Arbeit geleistet wurde. In den auch personalmäßig und durch Haushaltsmittel eindeutig und überproportional bevorzugten „klassischen" militärischen Ressorts fand eine im Ansatz verfehlte, restaurative Planungsarbeit statt. Besonders in der Abteilung G-3-Ausbildung und bei den korrespondierenden Referaten der Teilstreitkräfte dominierten Personen mit Auffassungen, die ihre militärische Prägung in einer Zeit ständiger ausbildungsmäßiger Notbehelfe und inhaltlicher massiver Einschränkungen von selbst militärfachlicher Ausbildung in der Wehrmacht erhalten hatten. So fehlten bei ihnen manche Voraussetzungen zu einer Reflexion und zum Verständnis der neuen militär-strategischen und militärpolitischen Situation.

Dagegen wurde im Referat Innere Führung, das intellektuell eindeutig von Baudissin geprägt war, ein vollständiges Konzept einer demokratisch zuverlässigen Armee entworfen — von den Grundgedanken der Wehrverfassung, der Wehrgesetze, des Inneren Gefüges, der ihm entsprechenden Führungslehre der Inneren Führung bis hin zur Konzeption einer diesen Absichten korrespondierenden Ausbildung. Vor allem aber wurde hier eine modernen Ansprüchen gerecht werdende Offizier-ausbildung konzipiert.

Baudissin und seinem Referat sind dabei allgemein öffentlich sichtbar gewordene Aufgaben zugewachsen und solche, die bisher verborgen blieben. Die öffentlichkeitswirksame Arbeit bestand in seiner Vortragstätigkeit, mit der er für die neue Sache warb, mit der er seine Ideen erläuterte. In seinen Schriften versuchte er zu den verschiedensten Gelegenheiten und für unterschiedliche Adressaten das Bild vom neuen Soldaten zu popularisieren. Diese Tätigkeit hat das Bild geprägt, das sich Öffentlichkeit wie Bundeswehr von ihm machten. Es war das Bild vom konzeptionellen Denker, vom Militärphilosophen, dem Theoretiker, der zwar Ideen produzieren konnte, deren praktische Durchführbarkeit aber vor allem vom Militär in Abrede gestellt wurde, man da gar nicht gewillt war, die Probe aufs Exempel zu machen.

Dieses Bild ist auch durch die Herausgabe von Teilen seiner Vorträge und Denkschriften verfestigt worden -Bisher nicht gewürdigt wurde Baudissin als militärischer Planer, als „Bürokrat". Was zu Ausbildungsfragen aus seiner Zeit als Leiter des Referates Innere Führung jetzt analysiert werden kann, zeigt Baudissin als einen mindestens ebenso umsichtigen, technisch versierten Planer und Organisator. Diese Leistungen stehen in nichts seiner Leistung als Ideenproduzent nach. Es gibt meiner Kenntnis nach keine Planungspapiere aus der Zeit bis 1956 aus den anderen Referaten des Amtes, die auch nur annähernd die gleiche Qualität an Präzision und Klarheit in bezug auf die Lösung praktischer Fragen und Probleme aufweisen. Der Vorwurf der Weltfremdheit oder Praxisferne seiner Konzeption ist daher nicht haltbar, es sei denn, daß man ihm vorwirft, die Realisierungschancen seines Konzeptes politisch falsch eingeschätzt zu haben.

Selbst in diesem Punkt hat Baudissin jedoch Realitätsbewußtsein gezeigt. In Zusammenarbeit mit den Juristen des Hauses gelang es ihm, gegen den Widerstand der militärtechnischen Konkurrenz die Wehrgesetzgebung im Sinne der Inneren Führung durchzusetzen. Alle Parteien waren mit seiner Konzeption einverstanden, für die SPD war sie die Bedingung ihrer Zustimmung zum Wehrbeitrag.

Gescheitert ist seine Konzeption an Adenauer, Blank und Strauß, die kein Verständnis für den neuen Entwurf aufbrachten und ihn nicht zu ihrer eigenen politischen Sache machten. Da man ohne Umschweife jeden noch so traditionalistischen Militärfachmann der Wehrmacht übernahm, bestimmten diese Offiziere mit Duldung der verantwortlichen Politiker den restaurativen Kurs der Aufbauzeit der Bundeswehr. Der Personalgutachterausschuß hatte mit seiner zurückhaltenden überprüfungspraxis von mengenmäßig schon kaum ins Gewicht fallenden Prüfungen nur einen geringfügigen Einfluß auf die Besetzung der Offizierstellen. Letztlich scheiterte damit das Programm auch an der gewollten „Zufälligkeit" der personellen Rekrutierung der neuen Armee.

Die Verhandlungen mit den EVG-Partnern hatten außerdem schon vorher eine wichtige moralische Stütze für die restaurativ orientierten Kräfte geliefert, konnte man doch demonstrieren, daß das innere Gefüge der Armeen der demokratischen Siegermächte um soviel konservativer war als die deutschen Konzeptionen, daß ein Teil der EVG-Folgevereinbarungen scheiterte oder zurückgestellt wurde, weil die Alliierten die modernen Konzeptionen der Deutschen nicht zu übernehmen bereit waren. Diese die Traditionalisten bestärkende Wirkung der EVG-Verhandlungenwird z. B. von Baudissin sehr hoch eingeschätzt. Dabei war von Anfang an schon ein zumindest diffuses Unbehagen an den traditionellen Ausbildungsgängen feststellbar. Schon in der Himmeroder Denkschrift — oft als Geburtsurkunde der Bundeswehr bezeichnet — sah man die Notwendigkeit, „ohne Anlehnung an die Formen der alten Wehrmacht heute grundlegend Neues zu schaffen“

Das ganze Dilemma des Neubeginns kennzeichnete dann der Sicherheitsbeauftragte des Bundeskanzlers, General a. D. Graf Schwerin, in seiner Stellungnahme zur Denkschrift — zwei Tage, nachdem er zum Rücktritt genötigt worden war, mit den Worten: „Grundlegende Reformen gegenüber dem früheren System sind daher erforderlich. Diese finden jedoch eine Grenze darin, daß ein langfristiger, organisch von unten her gewachsener Aufbau aus Zeitmangel nicht möglich sein wird. Man wird auch gezwungen sein, auf zahlreiche, für den raschen Aufbau unentbehrliche Fachkräfte zurückzugreifen, die den Aufbau in Form einer Restauration durchzuführen versuchen werden. — Hier eine glückliche Synthese zu finden, ist die schwierige Aufgabe, deren geistige Durcharbeitung so bald als möglich in Angriff genommen werden sollte."

Der Dualismus der Ausbildungsplanung Mit der Einrichtung des Amtes Blank begann die Rekrutierung von Planungspersonal für die zu erwartende deutsche Truppe. Am 7. Mai 1951 trat mit Wolf Graf von Baudissin eine Schlüsselfigur der späteren Bundeswehr in das Amt ein. Er wird Referent für das Innere Gefüge. Schon von diesem Zeitpunkt an kann man den angesprochenen Dualismus von Ausbildungskonzeptionen feststellen, denn paralell zu den Überlegungen dort lief im Referat Ausbildung an Wehrmachtsmodellen orientiert die Planung von Lehrgängen, Waffen-schulen und Laufbahnen, die in militärhandwerklichen Vorstellungen befangen Dagegen begannen im Referat Inneres Gefüge die Arbeiten zu einer Reformkonzeption der Offizierausbildung. Offizierausbildung wurde dort im Kontext aller Überlegungen zum Inneren Gefüge neuer deutscher Streitkräfte -ver standen. Wie aus den Schriften und Akten aus Baudissin dem Referat von Graf hervorgeht, wird die Neubesinnung und Neubestimmung von Zielen der Offizierausbildung entwickelt der aus dem Bewußtsein fundamentalen Krise deutscher soldatischer Existenz nach Nationalsozialismus und totalem militärischen Zusammenbruch. Ein Neuanfang erschien nur möglich, wenn man die Ursachen dieser Krise verarbeitete und zu einer Reflexion der geistigen Voraussetzungen soldatischen Handelns unter den gewandelten Bedingungen von Gesellschaft, Kultur, politischer Ordnung und Wirtschaft der Bundesrepublik und der weltpolitischen Lage gelangte.

Die Berufsbefähigung zum Offizier hing damit i abvon der Fähigkeit, diese komplexe Aufgabe zu meistern. Nach der Überzeugung des Referates Inneres Gefüge sollte diese Aufgabe mit Hilfe einer akademischen Berufsausbildung j aller Offiziere bewältigt werden. Dazu war im Planungsentwurf eine 21 Monate umfassende geistes-

und sozialwissenschaftliche Ausbildung im Wechsel von Universität und Militärakademie vorgesehen. Damit wurde bereits im ersten Planungsstadium der Bundeswehr ein kompletter, die zu gleicher Zeit entwickelte Konzeption der Inneren Führung voll berück-

sichtigender, konkreter Gegenentwurf zu den traditionellen Leitbildern einer Offizierausbildung entwickelt, der in den verschiedensten Variationen und Kombinationen mit traditionellen Aspekten der Offiziersausbildung bis zur Ausbildungsreform der siebziger Jahre neen der und in Konkurrenz zur praktizierten fizierausbildung existierte.

Ssit Anfang der fünfziger Jahre kann man also le Existenz zweier konkurrierender KonZePte von Offizierausbildung nachweisen, die 6 es nur in sich eine der Zeitentwicklung angepaßte Fortführung erfahren hat. Von einer konzeptionellen Fortschreibung der Offizier-ausbildung als Ganzes im Laufe der Jahre von traditionellen militärhandwerklichen zu akademisch orientierten Leitbildern zu sprechen, erscheint deshalb nicht zutreffend. Vielmehr kann man für die folgenden fast 30 Jahre konzeptioneller und praktischer Arbeit für die Offizierausbildung nur die jeweilige Dominanz einer der beiden Konzeptionen feststellen.

Dabei begünstigten die Aufbaujahre nach der Devise . Aufstellung geht vor Ausbildung" die traditionellen Vorstellungen und machten die akademische Berufsausbildung zum Programm hoffnungsloser Idealisten. Erst die Erkenntnis, die sich Ende der sechziger Jahre durchsetzte, daß die Krise, in der sich die Bundeswehr befand, keine Folge mehr von überstürzten Aufstellungen neuer Verbände, sondern von den Planern der eine tiefgreifende, fünfziger Jahre vorhergesehene oder schon als existent begriffene Strukturkrise war, machte den Weg innerhalb der militärischen Führung und des Verteidigungsministeriums frei für die Durchsetzung des solange als utopisch verketzerten Gegenentwurfs aus dem Referat Baudissin. Sehr zum Schaden der Sache wurde er der Bundeswehr mehr oder weniger von außen (Ellwein) und ohne traditionsbildenden bzw. Traditionen aufgreifenden Rekurs auf die bundeswehrinternen Vorentwürfe (Baudissin) aufgestülpt.

Graf Baudissin hatte, als es um die Planung der ersten Ausbildungslehrgänge der neuen Bundeswehr ging, sich in aller Schärfe mit den Planungen der Traditionalisten auseinandergesetzt. Schon 1952, als es um die ersten Aufstellungspläne für einen sogenannten Lehrstab für das damals noch erwartete EVG-Kontingent der Bundesrepublik ging, stellte er fest: „Wird die Chance des durch keinen Vorgang belasteten Anfanges nicht mit aller Konsequenz genutzt und vor allem die psychologisch günstige Situation der ersten Wochen, in denen das Individuum noch aufgeschlossen und unsicher ist, vertan, wird im Inneren der Streitkräfte und für ihr Ansehen in der Öffentlichkeit ein kaum wieder gutzumachender Schaden angerichtet. Ein Experimentieren oder Laufenlassen wäre ein schweres Versäumnis."

Er behielt recht. Eine Kette solcher Versäumnisse blieb die Offizierausbildung bis zu ihrer Reform. Das Denkmuster für die spätere Pra-xis ist schon in der geheimen Grundverfügung über die geplante Aufstellung des „Lehrstabes Bonn" vom 1. Oktober 1952 vorhanden. In dieser Verfügung wurde zwar unter Aufgaben an erster Stelle genannt: „Verarbeitung übermittelter Auffassungen zu den geschichtlichen Gegebenheiten und zu allen Grundsatzfragen der Führung, Organisation und materiellen Ausstattung, der Ausbildung und Erziehung, des Wehrwesens und der Versorgung der Streitkräfte.“ Geleistet werden sollte diese Arbeit aber von traditionell ausgebildeten Offizieren. Die Eignungskriterien, die man an das auszuwählende Personal anlegte, entsprachen den traditionellen Wertvorstellungen:

„— einwandfreier Charakter, — hoher Persönlichkeitswert, — hervorragende Bewährung im Kriege, dabei — besonders beim Heer — längere Verwendung an der Ostfront, — schöpferische Begabung, — Lehrbefähigung, — überdurchschnittliches fachliches Wissen und Können", und erst an letzter Stelle „— Friedenserfahrung als Erzieher und Ausbilder“

Dabei bleibt bei diesen Formulierungen noch unklar, ob diese Friedenserfahrungen militärische Vorkriegs-oder zivile Nachkriegserfahrungen sein sollen. Selbst die geringfügigen

III. Die Reform der siebziger Jahre

Daß eine solche Praxis den Erfordernissen moderner Streitkräfte nicht gerecht werden konnte, wurde dann Ende der sechziger Jahre offenkundig. Die Reformunfähigkeit des Militärs aus eigener Kraft verlangte nach einer politischen Führung der Bundeswehr, die stark und einfallsreich genug war, um dieses Defizit auszufüllen. Der neue Verteidigungsminister Helmut Schmidt erfüllte beide Forderungen. Seine Antwort auf die Krise der Bundeswehr war die bisher umfassendste Organisationsund Bildungsreform deutschen Militärs seit Generationen.

Teile der neuen baudissinschen Vrstellun. gen, die hier anklingen, sind damit in der ersten, als praxisrelevant einzustufenden Weisung zu einem Ornament der militärfachlichen Ausbildung von Offizieren herabge stuft Versucht man ein generalisierendes Resümee für die Zeit von 1956 bis 1965, so kann man-sicherlich nicht nur für die Offizierausbildung, dort aber um so präziser — nachweisen, daB der politisch selbstverschuldete Mechanismus von bedenkenloser Rekrutisierungspolitik und politisch wie militärisch überstürztem Aufbau der Bundeswehr diese zumindest in Ausbildungsfragen unregierbar gemacht hat Die Ressourcen an Personal, Zeit und Material, die generell für die Ausbildung zur Verfügung standen, wurden von den einzelnen Interessenten, also den Teilstreitkräften, Waffengattungen und Ausbildungseinrichtungen selbst — und das heißt im Sinne und Interesse ihres jeweiligen militärischen Führungspersonals —, wie in einem Selbstbedienungsladen ohne Kasse und Aufsicht requiriert.

Der gesamte Ausbildungssektor war und blieb eine „Spielwiese" der sich selbst überlassenen Armee, die zudem mangels energischer Führung auf diesem Sektor ohne weiterführende Konzeptionen unter dem prägenden Einfluß der traumatischen Erfahrungen der Wehrmachtszeit Verbesserungen versuchte, die innerhalb der Denk-und Strukturschemata der Wehrmacht bleiben sollten, also eine prinzipielle Neuorientierung ausschließen mußten.

In seinem Erlaß zur Bildung der „Kommission zur Neuordnung der Ausbildung und Bildung in der Bundeswehr" vom 11. Juli 1970 steckte Verteidigungsminister Helmut Schmidt die Leitlinien seiner Reformabsichten ab. Daraus; ist eindeutig ableitbar, daß es sich um eine „Reform an Haupt und Gliedern" der Bundeswehr handeln sollte. Genauso eindeutig erweist sich, daß sie, ohne ausdrücklich Bezug darauf zu nehmen, das systematische Gegenpro gramm zu den Vorstellungen etwa von Kars'und Schnez ist. Es wird ausdrücklich gefor dert: „Die Bundeswehr muß mit der gese schaftlichen Entwicklung Schritt halten. S muß ihre Berufsbilder, ihre Bildungs-und Au Bildungsgänge so gestalten, daß die Soldaten daraus für ihren beruflichen Werdegang nerhalb der Bundeswehr und ebenso später im zivielen Leben den größtmöglichen Nutzen ziehen."

Beseitigung militärischer Ausbildungsdefizite durch Erwerb ziviler Zusatzqualifikation

Programmatisch wurde gegen die konservative Militärhierarchie auch die Beseitigung ziviler Ausbildungsdefizite der Bundeswehr verordnet. Die habe „wie Diskussion gezeigt, eng die Verbindungen zwischen der allgemeinen Bildungspolitik und der Ausbildung innerhalb der Bundeswehr sind" Den Soldaten der Bundeswehr unterstellte der Minister, daß sie verstanden hätten, „daß Streitkräfte, die bei der Nachwuchswerbung im Wettbewerb mit der Wirtschaft stehen, nur dann ausreichenden und ausreichend qualifizierten Nachwuchs gewinnen können, wenn die Anpassung an Ausbildungsgänge und Ausbildungsniveau der Gesellschaft gelingt"

Die Notwendigkeit dieser Anpassung an die zivile Entwicklung war begründet in der Rückständigkeit der militärischen Ausbildung, vor allem der Offiziere, gegenüber Ausbildungsangeboten aus dem zivilen Bereich. Zwischen dieser Rückständigkeit und der Personalnot der Bundeswehr bestand ein offenkundiger Zusammenhang. Die Beseitigung dieser Personalnot, von der Schnez gesagt hatte, daß sie die Handlungsfähigkeit der Bundeswehr in Frage stelle und daß sie zu einer Reduzierung ihres Gesamtumfanges führen müsse, wurde das Schlüsselproblem der Bildungsreform. Wegen des Kausalzusammenhanges von Ausbildungsangebot und Rekrutierung blieb als Ausweg nur die Modernisierung der Ausbildung in einer Fundamentalreform. Nur so konnte man wieder wettbewerbsfähig werden bei der Deckung des Personalbedarfs für längerdienende Soldaten, vor allem bei den Zeitoffizieren. Diese Zwangslage machte die Bildungsreform auch solchen konservativen Offizieren gegen ihre sonstigen Überzeugungen akzeptadel, die die Beseitigung der Personalnot über ihre politisch-militärischen Prinzipien stellten. Die tiefe Krise der Bundeswehr, bis hin zu der Unfähigkeit, Technologie-und Führungsprobleme auch nur nach ihren traditionellen Mustern zu lösen, ließen einen großen Teil der verantwortlichen Militärs die Verbesserung der Ausbildung im Bereich der Ingenieur-und Managementwissenschaften plausibel erscheinen. Der Schritt zu einer großen Lösung wurde aus dieser Einsicht her leichter. Wie schwer er trotz allem noch blieb, zeigen die zum Teil heftigen Reaktionen auf den ersten Entwurf des Kommissionsberichtes, das soge-nannte Rahmenkonzept Gegenstand dieser Kritik war im Kern der Auseinandersetzung das Berufsbild, das der Reform zugrunde gelegt werden sollte. Nicht mehr der Kämpfer stand im Mittelpunkt der Überlegungen, sondern die schlichte Frage, welche Funktionen mit welcher Qualifikation in der Bundeswehr wahrgenommen werden mußten. Eine überschlägige Rechnung stellte dabei fest, daß nur noch eine Minderheit von Soldaten wirklich als „Kämpfer" gebraucht wird. Die große Mehrzahl der Soldaten einer technisierten Armee hatte offensichtlich überwiegend Leistungen zu erbringen, die zivilberuflichen Qualifikationen eher entsprachen als den traditionellen Leitbildern deutscher Militärs. Somit mußte die Ausbildung, wollte sie funktionsgerecht sein und die Leistung der Bundeswehr verbessern, eben diese zivilen Qualifikationen zum Gegenstand machen. Das „typisch Soldatische", der Beruf „sui generis", existierte nicht mehr. Die Besonderheit des Soldatenberufes war offenbar nur noch eine Restgröße, die als zusätzliche Ausbildung zu der berufsqualifizierenden ersten Ausbildung hinzutreten mußte, um die volle Funktionstüchtigkeit der Bundeswehr zu sichern. Das Krisenproblem war demnach nicht eine schlechte militärische Ausbildung, sondern das Defizit an funktionsnotwendigen zivilen Qualifikationen.

Die „Einheit der Ausbildung"

Deshalb wurde die traditionelle begriffliche und organisatorische Aufgliederung der Ausbildung in die Teile — Bildung (als Allgemeinbildung institutionell staatlichen Schulen zugewiesen), — Ausbildung (als Berufsfertigkeiten vermittelnde Lehre, oder bei Akademikern berufs-vorbereitendes Studium) und — Erziehung (als institutionalisierte Werte-vermittlung über Elternhaus, Kirche, Militär) als den tatsächlichen Ausbildungsvorgängen fremde Begrifflichkeit verworfen und nunmehr differenziert nach — einer berufsbefähigenden Erstausbildung, — einer die Berufsbefähigung erweiternden Fortbildung und — der Weiterbildung als lebenslanges Lernen für je neue Anforderungen.

In jeder dieser aufeinander folgenden, als Ausbildungsstufen zu verstehenden Abschnitte, wurde Ausbildung als übergeordneter Begriff verstanden, der allgemeine Bildung, politische Bildung und fachliche Bildung als Einheit sieht. Der gesamte Ausbildungsgang wurde zudem als Erziehung durch Sozialisation auf fachübergreifende, verhaltensändernde oder verhaltensstabilisierende Lernziele hin begriffen.

Von dieser „Einheit der Ausbildung" als ordnendem Prinzip wurde die Notwendigkeit abgeleitet, als Schwerpunkt der Reform die Ausbildung zur Berufsbefähigung auszuweisen, da eine solche fundierte und qualifizierte Ausbildung eine Vielzahl vorheriger Ausbildungselemente soweit überflüssig machte, daß deren Restgrößen als „training on the ‘job" betrieben werden konnten. Zudem würde eine solche fundierte Ausbildung, die der Systematik und Methodik des Arbeitens und Lernens die größere Bedeutung vor dem Lernen von Faktenwissen zumißt, weniger krisenanfällig sein und flexibler neue Entwicklungen des Berufsfeldes verarbeiten lassen. Die Differenzierung des Ausbildungsangebotes wurde zudem nach Verantwortungsbereichen und nicht mehr nach Laufbahnen geregelt.

Es dürfte damit hinlänglich klar geworden sein, daß das Bildungskonzept eine systematische Einheit für die Ausbildung aller Soldaten der Bundeswehr darstellte, auch wenn im folgenden die Offizierausbildung analytisch isoliert wird.

In direkter Anlehnung an rechtliche Regelungen des öffentlichen Dienstes wurde zur Einstellungsvoraussetzung(jeweiliger Schulabschluß) nunmehr für die Offizierlaufbahn als Eingangsvoraussetzung zusätzlich zur üblichen Offizierausbildung ein abgeschlossenes Hochschulstudium verlangt. Damit wurde für die Bundeswehr eine ähnlich radikale Qualifikationsverbesserung gefordert, wie für die preußische Armee des 19. Jahrhunderts mit dem Abitur — und ebenso wie damals entzündete sich an dieser Forderung die bundeswehrinterne wie öffentliche Diskussion. Man muß hinzufügen: wie vor hundert Jahren setzten nur wenige Jahre nach Einführung der neuen Bestimmung die Versuche ein, diese Eingangsvoraussetzungen zu unterlaufen.

Für die Stabsoffiziere wurde diese Eingangs-voraussetzung an das Bestehen eines Fortbildungslehrganges (Grundlehrgang) auf der „Fortbildungsstufe C”, die heute in der Führungsakademie organisatorisch zusammengefaßt ist, und für die Führungskräfte in Spitzen-positionen an das Bestehen eines solchen Lehrganges der „Fortbildungsstufe D“ geknüpft. Letztere ist mittlerweile von Minister Apel ganz gestrichen worden. Inhaltlich wurde für die Fortbildungseinrichtungen für eine Übergangszeit, die begrenzt ist bis zum Eintritt der studierten Offiziersjahrgänge in die Fortbildungsphase, zusätzlich ein Äquivalent zur entgangenen Hochschulausbildung in Form einer berufsbezogenen wissenschaftlichen Ausbildung gefordert. Damit wurde erstmalig auch eine Konzeption zur Fortbildung von Offizieren, d. h. praktisch zur Ausbildung von Stabsoffizieren entwickelt.

Motive der Bildungsreformer Im Zusammenhang dieser Studie muß notwendigerweise das Augenmerk auf prinzipielle Aspekte beschränkt bleiben. Deshalb soll zum Abschluß die Motivstruktur dieser bisher wichtigsten und tiefgreifendsten Reform der Ausbildung in deutschen Streitkräften seit über 150 Jahren erörtert und mit dem Ausgangspunkt auch dieser Studie, den Konzepten der Reformer im Amt Blank, verglichen werden. Es ist oft behauptet worden, Professor Ellwein, als Vorsitzender der Bildungskommission, und Minister Schmidt seien die späten Vollstrecker der Ausbildungskonzepte des Vaters der Inneren Führung, Graf Baudissin. Diese These unterstellt eine gleiche Werthaltung, gleiche Ziele und gleiche Konzepte zu deren Erreichung. Auf je unterschiedlichen Ebenen sind solche Gleichheiten wohl feststellbar, andererseits auch fundamentale Unterschiede in den Grundauffassungen und Methoden zu erkennen.

Allen Reformern kann man in bezug auf die Fernziele gleiche Motive attestieren. Sowohl Ellwein und Schmidt einerseits als auch Graf Baudissin andererseits sehen ihre Konzepte als einen Beitrag zur gesellschaftlichen Modernisierung — und das heißt in ihrem jeweiligen Verständnis auch zur Demokratisierung der bewaffneten Macht in Deutschland, so schillernd im Detail der jeweilige Demokratiebegriff auch sein mag. Beide Konzepte zielen auf die Schaffung eines demokratiekonformen inneren Gefüges der Bundeswehr und auf eineSteigerung der Effizienz der Streitkräfte. Da-B mit hören die prinzipiellen Gemeinsamkeiten aber auch schon auf.

Eine der wichtigsten Differenzen liegt in der Wertorientierung der jeweiligen Konzepte. Während Baudissin, sehr verkürzt dargestellt, eine fast konservativ anmutende, offen beschriebene Wertorientierung zeigt, die man als ein demokratisches Gegenkonzept zu den traditionellen soldatischen Tugenden verstehen könnte, klammert das Bildungsgutachten die Wertfrage expressiv verbis aus: „In der Gesellschaft und in allen ihren Systemen stellen sich Fragen nach den übergeordneten Zweck-und Sinnzusammenhängen ... Gerade in den

Streitkräften kann ihnen nicht ausgewichen werden ... Innerhalb der Bildungsmaßnahmen kann es... nicht um die Vermittlung allgemeingültiger Antworten auf diese Frage und damit auch nicht um die Vermittlung von Werte-und Normensystemen gehen, sondern um Hilfen zu je eigenen Antworten."

Ein weiterer wichtiger Auffassungsunterschied wird im jeweils zugrunde liegenden Ef-fizienzbegriff deutlich. Mit Baudissin kann ein Offizier nur als effizient bezeichnet werden, wenn er neben seinen militärtechnischen Funktionen auch noch, und das gleichrangig, seine politischen Funktionen erfüllt. Für Baudissin ist evident, daß sich z. B. in innenpolitischen oder außenpolitischen Krisenzeiten der Offizier erst demokratisch bewähren kann. Die militärtechnisch bestens ausgerüstete und ausgebildete Armee ist wertlos, wenn sie in der Krise auseinanderfällt oder politisch unzuverlässig wird. Da Baudissin die demokratische Zuverlässigkeit der aufzustellenden Armee nicht voraussetzt, eher zumindest die Gefahr einer Rückwärtsorientierung an Reichs-wehr und Wehrmacht sieht, werden politische Bildung und Erziehung zu demokratischem Verhalten (also nicht zu den traditionellen Soldatentugenden) im Verhältnis zur militär-fachlichen Ausbildung zu gleichrangigen Aus-bildungszielen für den Offizier.

Dagegen ist der Effizienzbegriff von Schmidt, Elwein und neuerdings auch Apel eindeutig an der militärtechnischen Professionalität orientiert, ohne den politischen Aspekt Baudissins zu berücksichtigen. Ihr Effizienzbegriff setzt die politische Zuverlässigkeit der Armee selbst dann voraus, wenn Zweifel daran mögih oder notwendig wären. Deshalb waren nnd bleiben politische Bildung und Innere Ehrung zwar wichtig, haben aber nie Gleich-rangigkeit mit dem um wesentliche zivile Qualifikationen erweiterten militärtechnisch bestimmten Effizienzbegriff erhalten.

Baudissins Entwurf geht also erheblich weiter als die Vorstellungen von Schmidt und Ellwein. Letztere haben ein schon irrational anmutendes Vertrauen in die demokratisierenden Auswirkungen von Strukturveränderungen der Gesellschaft auf die Streitkräfte. Die Hoffnung der endsechziger Jahre auf mehr Demokratie in der Gesellschaft rechtfertigt für sie die Hoffnung auf die strukturelle Änderung zur Demokratie in der Bundeswehr. Demokratisierung der Bundeswehr als Ergebnis des Generationswechsels und zwischenzeitliche Kompromisse mit beherrschenden Militärs — auf diese Kurzformel ließen sich diese Vorstellungen bringen. Baudissin mißtraut diesen naturwüchsigen Prozessen und sieht auch eine reale Gefahr für das Abkoppeln des Militärs von diesen Prozessen in der Gesellschaft. Er fordert deshalb die bewußte Entscheidung des Offiziers (bzw. aller Soldaten) für die Demokratie und damit für den politischen und sozialen Pluralismus in der Bundeswehr. Diese Entscheidung des einzelnen soll erfolgen mit Hilfe einer wissenschaftlich orientierten Ausbildung, die ihn eben nicht unreflektiert und nur per Sozialisation, sondern in erster Linie durch einen begründeten intellektuellen Akt zur Entscheidung für ein demokratisches Verhalten bringt. So rekrutierte Offiziere werden auch wieder, wie bei Schmidt und Ellwein, die Garantie für das Funktionieren der Inneren Führung sein, für die demokratische Zuverlässigkeit der Armee.

Baudissin hatte den traditionalistischen Stier bei den Hörnern gefaßt; der Stier hatte sich gegenüber dem Einzelkämpfer als stärker erwiesen. Bis in die Mitte der sechziger Jahre lief die Rekrutierung in der Bundeswehr gegen die baudissinschen Prinzipien mit den ablesbaren Folgen. Schmidt und Ellwein haben den Stier ignoriert und ihm Konkurrenz verschafft. Sie haben damit nicht etwa zeitbedingte Akzente bei gleichen Zielvorgaben anders gesetzt als Baudissin, sondern andere Prämissen des politischen Handelns zu erkennen gegeben. Für Baudissin ging es um die Sicherung demokratisch legitimierter Herrschaft über ein mit starker Eigendynamik und großem Beharrungsvermögen ausgestattetes bürokratisches System, während Schmidt und Ellwein die Bundeswehr als Teil der sich ständig wandelnden demokratischen Gesellschaft begriffen.

IV. Ergebnisse der Bildungsreform: Versuche der Restauration

Die vielleicht wichtigste Folge der Reform ist zugleich eine Bestätigung des Ansatzes von Schmidt und Ellwein: Die Hochschulausbildung der Offiziere hat offenbar den Wandel im sozialen Rekrutierungsmuster ab Mitte der sechziger Jahre stabilisiert. Nahm man wegen der Personalnot vor der Ausbildungsreform auch wegen ihrer sozialen Herkunft und politischen Haltung weniger erwünschte Offizier-bewerber, so waren diese über Leistungs-und Aufstiegsanreize geworbenen Offiziere nunmehr auch die gewünschten Bewerber. Erstmals in der deutschen Militärgeschichte haben wir nun eine durch das Rekrutierungssystem gesicherte „demokratische" Sozialstruktur des Offizierskorps.

Genau dieses Ergebnis ist offenbar eine der wichtigsten Ursachen für die ab Mitte der siebziger Jahre einsetzende Gegenbewegung in der Bundeswehrführung, wobei man präziser sagen müßte, auch der Ministerialbürokratie und nachgeordneten Dienststellen sowie von höheren Truppenkommandeuren, da in diesen Bereichen noch diejenigen Offiziere dominieren, die nach dem Rekrutierungsmuster der Aufstellungszeit der Bundeswehr eingestellt wurden und überwiegend den traditionellen Vorstellungen verhaftet sind. Jetzt zeigt sich deshalb auch die Schwäche des Konzeptes von Schmidt und Ellwein: Da die gravierendsten Probleme der Bundeswehr mit dieser Reform gelöst wurden, vor allem das Problem fehlenden Zeitoffiziernachwuchses, steht das System als ganzes bei den Vertretern dieser traditionalistischen Auffassungen wieder zur Disposition. Man will zwar die technokratischen Vorteile konservieren, die demokratischen und modernisierungsorientierten Motive und Nebenaspekte im konservativen Sinne aber kontrollieren.

Die Teile der Reform, die aus z. T. reinen Zeitgründen erst Mitte der siebziger Jahre umgesetzt werden konnten, standen deshalb von Anfang an in diesem Sinne zur Disposition. Die Fortbildungsstufe D konnte sogar ganz verhindert werden. Diese Ausbildungseinrichtung hätte erstmalig in der deutschen Militär-geschichte das System der Selbstrekrutierung der Generalität aufgebrochen, denn anhand überprüfbarer Leistungen und offener Leistungskriterien sollte allen Stabsoffizieren — auch des Truppendienstes — die Teilnahme an dieser Ausbildung offen stehen. Außerdem wäre die Beförderung von der Leistung in dieser Ausbildungsstufe abhängig gewesen. Damit wäre erstmalig in der neueren deutschen Militärgeschichte ein anderes Qualifikationsverfahren bei der Rekrutierung des Spitzen-personals der Bundeswehr etabliert worden als bisher. Die Bundeswehrführung hat sich geschlossen und mit Erfolg gegen diese Ausbildung ausgesprochen

Die Härte der Auseinandersetzung um die Bildungsreform hat eine ihrer wichtigsten Ursachen in solchen Rekrutierungs-und damit Machtfragen. Sollte aber das Konzept der Bildungsreform als Ganzes nicht zu Ende geführt werden oder sogar, wie solche Versuche bei den Bundeswehrhochschulen und der Führungsakademie es nahelegen, der Kern des schon durchgesetzten Teils der Reform in Frage gestellt sein, ist damit das wichtigste Ergebnis der Ausbildungsreform gefährdet: Die

Stabilisierung demokratisch orientierter sozialer Rekrutierungsmuster für den Offizier-beruf.

Damit muß zwar nicht, könnte aber die Kluft zwischen demokratischer Öffentlichkeit und bewaffneter Macht in Deutschland diesmal neu und künstlich geschaffen werden. Eine solche militärpolitische Reaktion könnte schwerwiegende Folgen für die Stabilität des ganzen demokratischen Systems der Bundesrepublik haben.

Gegenwärtig stellt sich dem Beobachter die Situation ähnlich dar wie in den endsechziger Jahren — nur mit umgekehrten Fronten. Die Reform ist in die Verteidigung geraten vor allem aus zwei Gründen: Erstens ist sie nicht konsequent zu Ende geführt worden, wie der Verzicht auf die Fortbildungsstufe D und Einzelentwicklungen der letzten Jahre an den Bundeswehrhochschulen und an der Führungsakademie der Bundeswehr zeigen, und zweitens hat die politische Leitung der Bundeswehr seit der Endphase der Amtszeit von Minister Leber es der Bundeswehrführung durch ihr Verhalten „erlaubt", eine Politik der „Schadensbegrenzung" gegen die unerwünschten und befürchteten ideologischen und sozia-len Konsequenzen der Reform ziemlich ungestört zu betreiben und eine Restauration traditioneller militärischer Werte zu versuchen. Dagegen könnte und sollte — man verzeihe dem Historiker den politischen Ausblick — eine bewußte Wiederanknüpfung an die Kon-zepte von Baudissin, jetzt vor allem für die Ausbildung der Stabs-und Generalstabsoffiziere und damit der nachrückenden Führungsgeneration, die demokratischen Optionen der Bildungsreform von Schmidt und Ellwein stabilisieren und für dauernd sichern.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Detlef Bald, Der Putsche Generalstab 1859 bis Ru Reform und Restauration in Ausbildung und dung. Schriftenreihe Innere Führung, Reihe Aus2dung und Bildung, Heft 28, Bonn 1977.

  2. Heinz Loquai, Qualifikations-und Selektionssy-E ime für Eliten in bürokratischen Organisationen. A 6 soziologische Analyse der Ausbildung und sSutasbwsaohflfizi der ee u, tscher Generalstabs-und Admiral-Freiburg 1980.

  3. Jürgen Bornemann, Bildungsreform in den Streitkräften, Diplomarbeit WOW, HSBW Hamburg 1980. (Leider ist diese informative Arbeit nicht veröffentlicht.)

  4. Fred H. Krause, Das Konzept der Inneren Führung und die Hochschulen der Bundeswehr. Realisierung einer Prämisse, konsistente Weiterentwicklung oder Diskontinuität, Diss. Bochum 1976. Mit dieser Arbeit liegt die bisher beste Darstellung des Denkens von Wolf Graf Baudissin vor.

  5. Claus Freiherr von Rosen, Bildungsreform und Innere Führung. Reformansätze für schulische Stabsoffizierausbildung, dargestellt am Beispiel der Stabsakademie der Bundeswehr (1966— 1973), Hamburg 1981 (Diss. 1978).

  6. Martin Kutz, Reform und Restauration der Offizierausbildung der Bundeswehr. Strukturen und Konzeptionen der Offizierausbildung im Widerstreit militärischer und politischer Interessen, Bd. 8 der Reihe: Militär, Rüstung, Sicherheit, Baden-Baden 1982.

  7. Da die Begründungen in diesem Bereich zu komplex sind, um sie hier im einzelnen auszubreiten, sollen nur einige neuere Veröffentlichungen angeführt werden, in denen diese Aspekte aufgearbeitet worden sind.

  8. Klaus D. Zeller, Fragen der Technikbewältigung in Streitkräften, in: K. E. Schulz (Hrsg.), Streitkräfte im gesellschaftlichen Wandel, Bonn 1980.

  9. Bernd C. Hesslein (Hrsg.), Die unbewältigte Vergangenheit der Bundeswehr. Fünf Offiziere zur Krise der Inneren Führung, Reinbek 1977 (rororo aktuell 4190).

  10. Helmut W. Ganser (Hrsg), Technokraten in Uniform. Die innere Krise der Bundeswehr, Reinbek 1980 (rororo aktuell 4525).

  11. Elmar Wiesendahl, Demokratischer Wertewandel und militärische Subkultur, in: K. E. Schulz (Hrsg.), a. a. O.

  12. Vgl. dazu die Arbeit von Thomas Ziehe, Puberti und Narzißmus, Frankfurt 1978. Die strittige Disku sion um dieses Buch wurde in der Bundeswei überhaupt nicht wahrgenommen, viel weniger Kol Sequenzen daraus abgeleitet. Zur Diskussion V! Das Parlament, Nr. 46 vom 15. Nov. 1980. Dort wu den in diesem Zusammenhang ca. 15 Titel bespn chen.

  13. Einzelnachweise hierzu bei Martin Kutz, Trad tion und soldatische Erziehung. Zu den gegenwär gen historischen Leitbildern der Offizierausbildur der Bundeswehr, in: K. E. Schulz (Hrsg.), a. a. ° D auf Einladung des Verteidigungsministers im Frü jahr 1981 mit Militärs und Vertretern gesellschaft eher Gruppen geführte Diskussion über das Theo „Soldat und Gesellschaft — Dienst in der Bunde wehr, demokratisches Bewußtsein, Tradition" ist d kumentiert in dem gleichnamigen Band der Sehr: tenreihe (Nr. 172) der Bundeszentrale für politise Bildung. ,

  14. Vgl. Heinz Schäfgen, Soldat und Politik. Betra tungen zur politischen Betätigung des Soldaten, 1 Aus Politik und Zeitgeschichte, B 28/78.

  15. Die Texte sind abgedruckt bei Klaus Heßler, Militär, Gehorsam, Meinung. Dokumente zur Diskussion in der Bundeswehr, Berlin, New York 1971.

  16. Bericht vom 28. 11. 1972: „Die Wehrstuktur in der Bundesrepublik Deutschland. Analyse und Optio nen“.

  17. Bericht vom 10. 3. 1971: „Neuordnung des Eü stungsbereiches. Rahmenerlaß und Bericht der Organisationskommission des BMVg zur Neuordnung des Rüstungsbereiches“. ,

  18. Bericht vom 6. 4. 1971: „Die Personalstruktur der Streitkräfte. Bericht der Personalstrukturkommis sion“.

  19. Bericht vom 18. 5. 1971: „Neuordnung der Ausbildung und Bildung in der Bundeswehr. Gutachte 11 der Bildungskommission an den Bundesministet der Verteidigung".

  20. (Weißbuch 1971, S. 175. Dort ist weiter aufgeführt, daß 88 Maßnahmen die Änderung von RechtsverOrdnungen, 36 Maßnahmen Änderungen oder Neutormulierungen von 21 Gesetzen notwendig machen. Das ist für den knappen Zeitraum von 18 Mona-knvom Mai 1970 bis 1. 11. 1971 eine beeindrukende. Leistungsbilanz, wenn man bedenkt, wie ngwierig solche Verfahren sind. Im Umkehrschluß wird aber auch die Tiefe der Krise sichtbar, die eine 80 umfangreiche gesetzgeberische Arbeit notwendig machte.

  21. Wolf Graf von Baudissin, Soldat für den Frieden, hrsg. von P. von Schubert, München 1969.

  22. H. J. Rautenberg, N. Wiggershaus, Die Himmeroder Denkschrift, in: Militärgeschichtliche Mitteilungen, 1, 1977, S. 53.

  23. Ebenda, S. 60.

  24. Baudissin, a. a. O., S. 226.

  25. II/Pl Bonn/H/G 3 Ausb. Nr. 935/52 geh., Bonn, 1. 10. 1952. Grundverfügung über die geplante Aufstellung des Lehrstabes Bonn.

  26. Bericht „Neuordnung der Ausbildung..., a. a. O., S. 13.

  27. Ebenda, S. 4.

  28. Ebenda, S. 4.

  29. Ebenda, S. 27.

  30. Vgl. Oswald Hirschfeld, Militärpolitischer Kom mentar: Bundesverteidigungsakademie, Süddeut-, scher Rundfunk, 26. 3. 81, 221s (Manuskript), sowie Horst Heinemann, Tendenz zum Abwürgen, in: Vorwärts vom 12. 2. 1981.

  31. Als Bilanz nach zehn Jahren Bildungsreform in der Bundeswehr vgl. K. E. Schulz (Hrsg.), Bildungsreform in der Bundeswehr. Zwischenbilanz und Perspektiven, Band 9 der Reihe Militär, Rüstung, S cherheit, Baden-Baden. 1982.

Weitere Inhalte

Martin Kutz, Dr. phil., geb. 1939; Dozent für Wirtschafts-und Sozialgeschichte an der Führungsakademie der Bundeswehr Hamburg; Studium der Wirtschafts-und Sozialgeschichte, Politikwissenschaft, Rechtsgeschichte, Pädagogik und Philosophie in Bonn. " Veröffentlichungen u. a.: Deutschlands Außenhandel von der Französischen Revolution bis zur Gründung des Zollvereins, Wiesbaden 1974; Wirtschafts-und Sozialgeschichte in beiden Weltkriegen: Literaturbericht und Bibliographie, in: Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr, Berichte, Heft 22, 1980; Tradition und soldatische Erziehung. Zu den gegenwärtigen historischen Leitbildern in der Offizierausbildung der Bundeswehr, in: K. E. Schulz, Streitkräfte im gesellschaftlichen Wandel, Bonn 1980; Reform und Restauration der Offizierausbildung der Bundeswehr. Strukturen und Konzeptionen der Offizierausbildung im Widerstreit militärischer und politischer Interessen, Baden-Baden 1982.