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Politisch-ökonomische Grundlagen und Perspektiven kirchlicher Entwicklungspolitik | APuZ 34/1982 | bpb.de

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APuZ 34/1982 Entwicklungspolitische Strategien von Regierung und Parteien in der Bundesrepublik Deutschland. Ihr Wandel und ihre praktische Bedeutung Politisch-ökonomische Grundlagen und Perspektiven kirchlicher Entwicklungspolitik Süd-Süd-Beziehungen: Zur Kommunikation und Kooperation zwischen Entwicklungsländern

Politisch-ökonomische Grundlagen und Perspektiven kirchlicher Entwicklungspolitik

Heinz Klippert

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Zusammenfassung

Zum Aufgabenbereich der Kirche gehört es, Entwicklungsdienst in den Ländern der Dritten Welt zu betreiben, ein „Dienst", der die ursprünglichen Ziele der früheren Missionsbewegung längst hinter sich gelassen hat und mittlerweile zu einem entschiedenen entwicklungspolitischen Engagement der Kirche zur Verbesserung der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Lebensverhältnisse in den Ländern der Dritten Welt geworden ist. Dieses entwicklungspolitische Engagement umfaßt sowohl die Betreuung und (Teil-) Finanzierung von Entwicklungsprojekten als auch die bewußtseinsbildende Arbeit in den Kirchengemeinden der Bundesrepublik. Zum dritten aber gehört dazu auch und nicht zuletzt die „Einmischung" in die Entwicklungspolitik des Staates und der Privatwirtschaft überall dort, wo diese der Harmonisierung des Nord-Süd-Verhältnisses und der Verbesserung der Lebensverhältnisse in den Entwicklungsländern zuwiderläuft. Dieser Anspruch verlangt die kritisch-konstruktive Auseinandersetzung mit der tradierten Entwicklungspolitik ebenso wie die Sondierung des Legitimationspotentials, das der Entwicklungspolitik seitens der Bundesbürger entgegengebracht wird. Dieser letztgenannte Legitimationsaspekt steht im Mittelpunkt des ersten Abschnittes des Aufsatzes. Dabei wird der grundsätzlichen Frage nachgegangen, ob und inwieweit die Bundesbürger wohl bereit sind, entwicklungspolitische Aktivitäten des Staates, der Kirchen und sonstiger Träger von Entwicklungspolitik zu unterstützen, die in ihrer Konsequenz eine partielle Umverteilung des Weltreichtums bzw. einen allmählichen Abbau des ekla-tanten Macht-und Einkommensgefälles zwischen Nord und Süd beinhalten. Im zweiten Teil wird eine knapp gefaßte Bestandsaufnahme bisheriger entwicklungspolitischer Konzepte und Ansatzpunkte unter besonderer Berücksichtigung der Interessen und Belange der Dritten Welt vorgelegt, die zeigt, daß die bisherige Entwicklungspolitik die ökonomisch-politischen Macht-und Einkommensdisparitäten zwischen Nord und Süd eher verschärft denn verringert hat. Da diese Entwicklung maßgeblich auf die diskriminierenden Einflüsse der Weltwirtschaftsordnung zurückgeht, werden im gleichen Abschnitt die Perspektiven einer Neuen Weltwirtschaftsordnung Überblickshaft bilanziert und gewürdigt. Im dritten Teil des Aufsatzes schließlich werden Schlußfolgerungen im Hinblick auf das entwicklungspolitische Engagement der Kirchen gezogen, die zu einer Präzisierung und Profilierung der kirchlichen entwicklungspolitischen Arbeit beitragen sollen.

Im Mittelpunkt dieser Erörterung steht die Frage nach den Strategien und der Effizienz bisheriger und den möglichen konzeptionellen Alternativen zukünftiger Entwicklungspolitik. Während der Rückblick sich gleichermaßen auf die staatliche, privatwirtschaftliche und kirchliche Entwicklungspolitik erstreckt, konzentrieren sich die Überlegungen zu den konzeptionellen Alternativen vornehmlich auf den kirchlichen Bereich. Hierbei ist es das erklärte Ziel, die grundlegende Bedeutung des ökonomisch-politischen Bedingungsgefüges von Unterentwicklung und seiner nachhaltigen Veränderung für das entwicklungspolitische Engagement der Kirchen zu verdeutlichen und Ansatzpunkte für die konkrete Ausgestaltung dieses Engagements aufzuzeigen.

I. Zur Motivationslage der Bundesbürger

Abbildung 2

Die Chancen und Perspektiven bundesdeutscher Entwicklungspolitik im allgemeinen und kirchlicher Entwicklungspolitik im besonderen zu beurteilen, verlangt immer auch, die Bereitschaft der Bundesbürger zur Unterstützung einer derartigen Politik im Dienste des Abbaus des Nord-Süd-Gefälles zu sondieren. Zwar mag diese „Akzeptanz-Frage" in erster Linie den Staat und seine Repräsentanten beschäftigen, die vom Votum der Bürger sehr unmittelbar tangiert werden (Wahlen); sie berührt indes auch — und nicht zuletzt — das entwicklungspolitische Engagement der Kirchen, welches nicht allein von der testamentarischen Verantwortung für eine „gerechte Welt" getragen sein kann, sondern zugleich der möglichst breiten Zustimmung und Sensibilität der Bevölkerung bedarf, ja dadurch erst jenen Nachdruck erhält, der die Basis für engagiertes entwicklungspolitisches Handeln bildet.

Folgt man neueren Meinungsumfragen, so zeigt sich, daß die Notwendigkeit eines Abbaus des Macht-und Einkommmensgefälles zwischen Nord und Süd, d. h. die nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern von einer breiten, zudem wachsenden Mehrheit der Bundesbürger im Ansatz gutgeheißen wird Signalisiert wird dies einmal durch eine Infratest-Umfrage vom Oktober 1979, derzufolge 71 % der befragten Bundesbürger prinzipiell für „Entwicklungshilfe" plädierten, während es 1977 „erst" 62% waren Zweitens zeigen zwei weitere Infratest-Umfragen aus den Jahren 1975 und 1978, daß die bundesdeutschen „Wahlbürger” auf die Frage, welche Leistungen der Staat „auf keinen Fall" einschränken solle, 1975 zu 8%, 1978 aber immerhin schon zu 18% die „Entwicklungshilfe" nannten Alles in allem kommt in diesen Umfrageergebnissen ein deutliches Votum der Bundesbürger für ein nachhaltiges entwicklungspolitisches Engagement des Staates wie der Kirchen zum Ausdruck. Fragt man nach den Motiven, die den erwähnten Befragungsergebnissen zugrunde liegen, so dürften zum einen sicherlich ethisch-moralische (christliche) Erwägungen eine wichtige Rolle spielen; kaum weniger Gewicht dürfte indes das im Zeichen krisenhafter weltwirtschaftlicher Entwicklungen gewachsene Bewußtsein vieler Bundesbürger von der zunehmenden „Interdependenz“ der Industrie-und Entwicklungsländer haben das Bundesaußenminister Genscher in bezug auf die arabischen Staaten in die Worte faßt: „Die (Europäische) Gemeinschaft und die arabischen Staaten sind aufeinander angewiesen. Beide Seiten müssen diese Interdependenz auf die stabile Basis einer auf lange Frist angelegten umfassenden Zusammenarbeit stellen."

Wenngleich der Begriff „Interdependenz" den tatsächlichen Wandel der wirtschaftlich-politischen Beziehungen zwischen Nord und Süd stark überzeichnet, ja im Kern nur für die OPEC, andere rohstoffreiche Entwicklungsländer sowie die sogenannten „Schwellenlän-der" der Dritten Welt im Ansatz zutrifft, so läßt sich bei genereller Betrachtung doch nicht übersehen, daß die Produktions-, Wohlstands-und Beschäftigungsentwicklung in den Industrienationen in unübersehbarem Maße von den Rohstoffvorkommen und Märkten der Entwicklungsländer beeinflußt wird — und dies in steigendem Maße. Bestätigt wird diese Aussage sowohl durch die hinlänglich bekannte Öl-/Rohstoffabhängigkeit der Bundesrepublik als auch durch die wachsende Zahl von Arbeitsplätzen, die in der Bundesrepublik aufgrund des expandierenden Handels mit den Ländern der Dritten Welt gesichert werden. So hat der Wert des deutschen Warenexports in die außereuropäischen Entwicklungsländer im Zeitraum von 1972 bis 1978 von 17 Mrd. DM auf 47, 5 Mrd. DM zugenommen, eine Steigerungsrate, die um rund das Doppelte über der durchschnittlichen Zuwachs-rate für den gesamten deutschen Warenexport liegt Im Hinblick auf den Arbeitsmarkt der Bundesrepublik bedeutete dies im Jahre 1976, daß durch den Export in die Entwicklungsländer rund 800000 Arbeitsplätze gesichert wurden Unter Einbeziehung der ein-kommensmultiplikativen Effekte waren es sogar mehr als eine Million, wobei sich der „Nettobeschäftigungseffekt" im Zeitraum von 1972 bis 1976 auf rund 200000 Arbeitsplätze belief

Neben dieser ökonomisch begründeten Motivation zur Unterstützung einer auf „Harmonisierung des Nord-Süd-Verhältnisses“ zielenden Entwicklungspolitik basiert ein weiteres wichtiges Motiv auf dem militärischen Konfliktpotential, das dem Nord-Süd-Gefälle immanent ist. Gemeint ist damit das rapide wachsende militärische Potential in den Entwicklungsländern. So ist der Anteil der Rüstungsausgaben der Dritten Welt an den weltweiten Rüstungsaufwendungen zwischen 1965 und 1978/79 von 6% auf 14% angestiegen Dabei entfielen im Jahre 1978 auf die Länder des Nahen Ostens mehr als die Hälfte — nämlich 51% — der auf insgesamt 14 Mrd. Dollar bezifferten Rüstungsimporte der Dritten Welt. Ihnen folgten die Länder Südostasiens und des Fernen Ostens (Vietnam, Korea etc.) mit einem Anteil von 17 % Dieses Wettrüsten, das in vielen Fällen in keinem Verhältnis zu den Sicherheitsinteressen der betreffenden Länder steht, droht im Falle einer Verhärtung der ..... entwicklungspolitische(n) und wirtschaftliche(n) Konfrontation zwischen westlichen Industrieländern und Entwicklungsländern ... in eine militärische Konfrontation überzugehen" und zeigt somit an, wie wichtig es auch und nicht zuletzt aus der Sicht der bundesdeutschen Bevölkerung ist, daß die Industrienationen und die sie tragenden gesellschaftlichen Kräfte einer derartigen Konfrontation durch die nachhaltige Verringerung der wirtschaftlich-politischen Macht-und Einkommensdisparitäten zwischen Nord und Süd entschieden entgegentreten.

Diese wenigen Hinweise auf wichtige Motivations-und Legitimationsgrundlagen staatlicher wie privater (kirchlicher) Entwicklungspolitik sind für die Kirchen insofern von Bedeutung, als sie zeigen, daß entwicklungspolitisches Engagement nicht allein auf ethisch-moralisch motivierte Zustimmung und Unterstützung angewiesen ist, sondern auch durchaus auf das „Eigeninteresse" der Bevölkerung zurückgreifen kann. Materieller Wohlstand, Lebensqualität und Weltfrieden sind langfristig nur zu sichern, wenn es gelingt, das bedrohliche Konfliktpotential im Nord-Süd-Verhältnis wirksam abzubauen. „Damit wird ... unsere Interessenlage bei den Beziehungen zur Dritten Welt deutlich: Sie verlangt Zusammenarbeit und Partnerschaft." Die Kirchen sind dabei u. a. aufgerufen, eine entsprechende „politische Bewußtseinsbildung" in der Bevölkerung zu betreiben und das staatliche und privatwirtschaftliche Handeln gegenüber der Dritten Welt an dem genannten Anspruch kritisch zu messen und ein ebenso kritischer wie politisch engagierter („tätiger") Anwalt der Entwicklungsländer zu sein. Was dieses heißen kann, wird im Anschluß an die nachfolgende Bilanz der tradierten Entwicklungspolitik weitergehend erläutert.

II. Bilanz und Perspektiven bisheriger Entwicklungspolitik

Die Bilanz der tradierten Entwicklungspolitik fällt im großen und ganzen negativ aus. Dies wird im folgenden am Beispiel der wichtigsten entwicklungspolitischen Aktionsfelder verdeutlicht. Darüber hinaus werden die Chancen einer „Neuen Weltwirtschaftsordnung", wie sie die Entwicklungsländer als Voraussetzung und Gewähr für die erfolgreiche Über-windung der herrschenden Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten im Nord-Süd-Verhältnis immer nachdrücklicher fordern, ansatzweise gewürdigt.

Die Einbindung der zu erstellenden Bilanz in die Diskussion über die tradierte Weltwirtschaftsordnung zeigt an, daß die Entwick-lungspolitik und ihre Erfolge bzw. Mißerfolge in erster Linie als Reflex dieser Ordnung und ihrer Funktionsbedingungen und -regeln gesehen werden und weniger als Ausdruck menschlichen Wollens oder Nicht-Wollens. Unterentwicklung ist aus polit-ökonomischer Sicht — und um diese geht es hier primär — wesentlich bedingt durch die historischen (Kolonialismus) und aktuellen Ausbeutungs-und Unterdrückungsmechanismen der tradierten Weltwirtschaftsordnung, durch das wirtschaftlich-politische Agieren der in diese Ordnung integrierten transnationalen Unternehmen (Multis) sowie durch das oligarchische Herrschaftsgefüge der meisten Entwicklungsländer das seinen Ausdruck in der politisch-ökonomischen Herrschaft kleiner privilegierter Minderheiten findet, die nicht selten von den Entwicklungspolitik betreibenden Industrienationen und ihren Organisationen tatkräftig unterstützt werden.

Entwicklungspolitik, wie sie in den zurückliegenden Dekaden betrieben worden ist, hat diesem Bedingungsfeld nur unzureichend oder gar nicht Rechnung getragen. „Die Bedingungen der Weltwirtschaft und insbesondere des Welthandels benachteiligen die Entwicklungsländer auf vielen Gebieten so stark, daß die Entwicklungsbemühungen der Industrieländer nicht einmal als angemessener Ausgleich dafür angesehen werden können. Will Entwicklungspolitik mehr sein als ein notdürftiger Lastenausgleich für eine ungerechte Weltwirtschaftsordnung, muß sie an der Wirtschafts-und Handelspolitik mitwirken“ muß also die ökonomisch-politischen Ursachen bekämpfen und darf nicht beim notdürftigen Kurieren von Symptomen stehenbleiben. 1. Der Fehlschlag des Aid-By-Trade-Konzepts Mit der Maxime „Entwicklung durch Handel“ verband und verbindet sich für viele Entwicklungspolitiker und Ökonomen die Erwartung, daß die Dritte Welt auf diesem Wege verstärkt Devisen erwirtschafte und damit von den finanziellen Transfers der Industrieländer zunehmend unabhängig werde, ferner, daß sie infolge der exportbedingten Ausdehnung der Produktion kostengünstigere Produktionsstrukturen aufbauen, den Zufluß von Ideen und Technologien intensivieren und last, but not least, zusätzliche Einkommen und Arbeitsplätze schaffen kann

Die Realität sieht anders aus, so plausibel diese volkswirtschaftlichen Überlegungen in vielfacher Hinsicht auch sein mögen. Faktisch ist der Entwicklungsrückstand und die wirtschaftliche Abhängigkeit der Entwicklungsländer unter den Vorzeichen des seit langem praktizierten „Aid-By-Trade-Konzepts" nicht geringer, sondern größer geworden. Dies zeigt sich z. B. darin, daß der Welthandelsanteil der „nicht öl exportierenden Entwicklungsländer" von 1953 bis 1975 von 21, 8% auf 11, 1 % zurückgegangen ist 8% auf 11, 1 % zurückgegangen ist 20), eine Entwicklung, die in diametralem Gegensatz zu den o. g. Erwartungen und Zielen steht. Weitere Indikatoren für das entwicklungspolitische Versagen des Aid-By-Trade-Konzepts sind die z. T. ganz erheblichen Verschlechterungen der Terms of Trade 21), die wachsende Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den Wechselfällen des durch die Industrienationen weithin beherrschten Weltmarkts (Preis-und Erlösschwankungen) sowie die rapide Zunahme der Verschuldung der Dritten Welt gegenüber den westlichen Industrieländern (DAC-Länder), die im Zeitraum von 1970 bis 1979 von 59, 5 auf 277, 5 Mrd. Dollar anwuchs vornehmlich aufgrund der immer größer gewordenen Schere zwischen den Exporten und Importen. Hinzu kommt ein z. T. ganz massiver Handels-protektionismus der Industrieländer, der sich mit dem vielbeschworenen Gebot des Wirtschaftsliberalismus nur schwer in Einklang bringen läßt. Dies gilt besonders für den Agrarprotektionismus der EG, der in erster Linie die ärmsten der Entwicklungsländer trifft, die außer Agrarprodukten nichts anzubieten haben Aber auch Fertigerzeugnissen aus der Dritten Welt stehen beträchtliche Handelsschranken entgegen, die..... ungleich höher (sind) als die Handelsschranken, die noch zwischen den Industrieländern bestehen

An diesen unter entwicklungspolitischem Aspekt äußerst fragwürdigen Erscheinungen und Folgen des Aid-By-Trade-Konzepts können auch die im Zeichen eines geschlossene-ren und massiveren Auftretens der Entwicklungsländer von EG-Seite unternommenen Vorstöße zur partiellen Stabilisierung der Exporterlöse (STABEX-System) und zur Aufhebung von Handelsbeschränkungen, wie sie das Abkommen von Lome aus dem Jahre 1979 vorsieht nur wenig ändern. Der Zoll-, Abgaben-und Kontingentierungsverzicht, der für mehr als 90% der von den AKP-Staaten in die EG exportierten Waren eingeräumt wurde, ist bisher im wesentlichen nur ein Angebot, da die AKP-Länder aufgrund ihrer Wirtschaftsstruktur wenig Fertigwaren, wohl aber Agrarerzeugnisse exportieren können, bei denen aber nach wie vor erhebliche Restriktionen bestehen Skepsis gegenüber den zaghaften Versuchen zur Konsolidierung des Aid-By-Trade-Konzepts ist also angebracht, zumal das dahinterstehende entwicklungspolitische Kalkül auch so interpretiert werden kann, daß durch eine Politik der selektiven Begünstigung einzelner Gruppen von Entwicklungsländern die solidarische Gegenmachtbildung und Interessenvertretung der Dritten Welt schon im Anfangsstadium unterminiert werden soll. 2. Zur Problematik der privaten Direktinvestitionen Die entwicklungspolitische Funktion privater Kapitalanlagen in der Dritten Welt wird von den Trägern der Entwicklungspolitik überwiegend positiv bewertet. So sieht die Bundesregierung darin „einen wesentlichen Beitrag für den wirtschaftlichen, technologischen und sozialen Fortschritt" der Entwicklungsländer da diese durch die transnationalen Unternehmen nicht nur Investitionen, sondern auch technisches und organisatorisches know how erhielten, ohne das eine wirksame Industrialisierung und Wohlstandsmehrung nur schwerlich vorankommen würde.

Zugegeben, die potentiellen Chancen, die den privaten Direktinvestitionen immanent sind, entsprechen durchaus den skizzierten Erwartungen, sieht man einmal von der Frage ab, ob Industrialisierung in allen Fällen der richtige Weg ist. Das tatsächliche Engagement der transnationalen Unternehmen in der Dritten Welt ergibt indes ein anderes Bild:..... 70% der in der Dritten Welt vorgenommenen Investitionen verteilten sich auf nur 15 Länder. Mehr als 20% entfallen dabei allein auf Brasilien und Mexiko und der Rest auf andere Länder mittleren Einkommens in Südamerika — auf Argentinien, Peru, Venezuela — oder in Südostasien — auf Malaysia, Singapur, Honkong. Ungefähr ein Viertel ging in ölexportierende Entwicklungsländer." Begünstigt sind also bestenfalls die „Schwellenländer" unter den Entwicklungsländern sowie die OPEC-Staaten, die aufgrund ihrer Rohstoffvorkommen und/oder ihrer aufnahmefähigen Binnenmärkte zur privatwirtschaftlichen Kapitalanlage reizen. Die Phalanx der sogenannten „Vierten Welt" bleibt ausgenommen.

Aber auch in den von den privaten Direktinvestitionen begünstigten Entwicklungsländern kollidiert das einzelwirtschaftliche Interesse der „Multis" in vielfältiger Weise . mit den gesamtwirtschaftlichen, politischen und sozialen Vorstellungen der Bestimmungsländer — so in bezug auf die Schaffung von Arbeitsplätzen, den Technologieimport, Ausbildung von Arbeitern und Managern, Exporterlöse, Reinvestition der Gewinne, Steueraufkommen" Die zentralen entwicklungspolitischen Problem-und Konfliktpunkte lassen sich wie folgt umreißen:

— Die Errichtung von Produktionsstätten und die Einführung von Produktionsverfahren entsprechen häufig nicht der Faktorausstattung der Entwicklungsländer, d. h. die Arbeitsintensität ist zu gering.

— Der umfangreiche Import der „Multis" an Kapitalgütern und Vor-und Zwischenprodukten aus den Industrieländern bei gleichzeitiger Konzentration des Verkaufs auf die Binnenmärkte der Entwicklungsländer führt für diese im ganzen gesehen eher zu einer Verschärfung als zu einer Behebung ihrer Handels-und Zahlungsbilanzprobleme.

— Die hohen Qualitätsstandards, die seitens der „Multis" gesetzt werden, verhindern den nötigen Auf-und Ausbau einer einheimischen Zulieferindustrie, führen gelegentlich sogar zu einer systematischen Verdrängung nationaler Firmen vom Markt.

— Wesentliche Teile des in den Entwicklungsländern erzielten Gewinns werden ins Stammland der „Multis“ transferiert und gehen damit als Entwicklungs-Ressource verloren

Die wachsende Kritik an den skizzierten Praktiken der „Multis" hat in jüngster Zeit Anlaß zu einigen Initiativen gegeben, so z. B.seitens der Bundesregierung zum öffentlichen Plädoyer für „angepaßte Technologien" sowie auf internationaler Ebene zu verstärkten Bemühungen um die Festlegung präziser Rahmenbedingungen für das Wirken Transnationaler Unternehmen in den Entwicklungsländern (Verhaltens-Kodex) Indes dürfte es ein weiter Weg sein, bis derartige Proklamationen und Verhaltens-Kodizes Eingang in die praktische Unternehmenspolitik der „Multis“ finden; vor allem wird abzuwarten sein, ob und inwieweit es den Entwicklungsländern gelingt, ihre berechtigten Vorstellungen von einer wirksamen politisch-gesetzlichen Reglementierung und Kontrolle der „Multis“ durchzusetzen, ohne daß diese ihnen den Rücken kehren. Hier kann und wird sich die soziale und gesellschaftliche Verantwortung der „Multis“ zu beweisen haben, von der Wirtschaftsvertreter so oft und so gerne reden. 3. Entwicklungshilfe und kirchlicher Entwicklungsdienst öffentliche Entwicklungshilfe — um die es im folgenden geht — und kirchlicher Entwicklungsdienst haben auf den ersten Blick gemeinsam, daß sie von den Eigengesetzlichkeiten und Zwängen des Weltmarkts unabhängig scheinen, um sich vorrangig der Verbesserung der Lebensbedingungen in der Dritten Welt zu widmen — nach dem bereits an anderer Stelle zitierten Motto: „Zusammenarbeit und Partnerschaft“ Dieser Eindruck wird bei näherem Hinsehen deutlich relativiert und korrigiert. Nicht Solidarität mit den Armen, nicht Humanität und Weltverantwortung, sondern offener Egoismus und politisch-taktisches Kalkül sind die vorrangigen Merkmale staatlicher Entwicklungshilfe. „Unsere Projekte in der Dritten Welt dienen einem doppeltem Zweck", so heißt es in einer offiziellen Verlautbarung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), „Sie stärken die Dritte Welt und nützen dabei auch uns. Denn drei Viertel der Gelder, die wir den Entwicklungsländern zur Verfügung stellen, fließen als Aufträge an unsere Wirtschaft zurück.“ Wirklich problematisch wird diese Zweckbestimmung allerdings erst dann, wenn man sieht, daß die Entwicklungshilfe zum überwiegenden Teil in Form von Krediten vergeben wird — wenn auch meist zu recht günstigen Zins-und Tilgungskonditionen —, was in der Praxis dazu führt, daß die ohnehin schon extreme Verschuldung der Entwicklungsländer gegenüber den Industrienationen noch weiter zunimmt. Eine gewisse Ausnahme macht die Bundesregierung seit ihrem 1978 gefaßten Beschluß bei den 30 ärmsten Entwicklungsländern (LLDC-Länder), denen sie die Zinsen und Tilgungen aus früher zugesagten Krediten auf Antrag und nach Prüfung des Einzelfalles erläßt. überdies gewährt sie diesen Ländern seither im Rahmen der „Finanziellen Zusammenarbeit" Entwicklungshilfeleistungen als Zuschüsse Dieses Entgegenkommen ist jedoch selten und wird in seinem Stellenwert dadurch deutlich gemindert, daß die öffentliche Entwicklungshilfe in der Bundesrepublik — die nur zu einem sehr geringen Teil auf die erwähnten LLDC-Länder entfällt — mit nur knapp über 0, 3% des jährlichen Bruttosozialprodukts im Durchschnitt der siebziger Jahre sehr bescheiden ausfällt, wovon mehr als die Hälfte in die als Wirtschafts-und/oder politische Bündnispartner bedeutsamen „Schwellenländer" geflossen ist

Zwar werden diese Daten durch die Tatsache relativiert, daß außer Norwegen, Schweden, den Niederlanden und Dänemark im Jahre 1979 kein westliches Industrieland das 0, 7 %-Ziel erreicht hat (die Bundesrepublik nimmt noch einen recht soliden Mittelplatz ein!) und die deutsche Entwicklungshilfe sogar noch verhältnismäßig breit gestreut ist; überzeugender werden die angeführten Daten dadurch kaum. Daran ändert auch die durchaus richtige These von Bundeswirtschaftsminister Lambsdorff nichts, wonach es falsch ist, den Schlüssel für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensverhältnisse in der Dritten Welt „... nur in Anstrengungen der Industrieländer zu sehen, so unerläßlich diese auch sind ... Entwicklungshilfe im weitesten Sinne kann nur wirksam sein, wenn sie Hilfe zur Selbsthilfe ist."

Damit ist zugleich eine wichtige Maxime des kirchlichen Entwicklungsdienstes genannt, wie ihn die hier in den Mittelpunkt gestellte Evangelische Kirche praktiziert Allerdings hat diese Maxime „Hilfe zur Selbsthilfe" nicht schon immer gegolten, und sie läßt zunächst auch offen, welche Wertigkeit das damit verbundene entwicklungspolitische Engagement der Kirchen hat.

Rückblickend läßt sich feststellen, daß der Kirchliche Entwicklungsdienst (KED) keineswegs frei ist von konzeptionellen und durchführungsspezifischen Schwächen, Fehleinschätzungen und politischem Dilletantismus. Dieses Fazit kann sowohl aus der EKD-Denkschrift zum „Entwicklungsdienst der Kirche" von 1973 als auch aus Benckerts kritischer Bilanz, die er im Jahr 1978 anläßlich eines KED-Jubiläums formuliert hat gezogen werden und wird durch eine Reihe weiterer Berichte und Kommentare bestätigt Die Kirche als Institution sieht sich von jeher der doppelten Versuchung ausgesetzt, zum einen, dem jeweiligen Trend der Gesellschaft und dem Einfluß der Mächtigen folgend, die bestehenden Verhältnisse und Mißstände zu sank-tionieren und zum anderen sich selbst und ihr entwicklungspolitisches Engagement in einem spiritualistischen Mißverständnis von der Welt zu isolieren und dadurch ebenfalls zur Stabilisierung bestehender Unrechtsverhältnisse beizutragen Letzteres trifft vor allem auf die über Jahrhunderte hinweg dominierende Missionsbewegung zu, deren zivilisatorisches und christliches Sendungsbewußtsein dicht beieinander lagen und „oft ... zur notdürftigen Rechtfertigung des Dranges nach Macht und Reichtum (dienten), der im Zeitalter des Kolonialismus zu wirtschaftlicher Ausbeutung und politischer Unterwerfung ganzer Erdteile geführt hat"

Eine deutliche Neuorientierung hat der KED in neuerer Zeit erfahren, indem er sich — wie oben angedeutet — vorrangig als „Hilfe zur Selbsthilfe" versteht und damit nachdrücklich auf die Verbesserung der materiellen, sozialen und medizinischen Lebensverhältnisse in der Dritten Welt gerichtet ist. Konkreter Ausdruck dieser Strategie ist die Finanzierung und Betreuung vielfältiger Projekte in den Bereichen Landwirtschaft und Handwerk, Sozial-wesen und medizinische Versorgung sowie im Bildungswesen Die einzelnen Aktivitäten reichen von der Initiierung und Entwicklung integrierter, von der Bevölkerung getragener und finanzierter ländlicher Gesundheitsdienste und Krankenversicherungssysteme über die Unterstützung von Selbsthilfebewegungen und Genossenschaften mit ihren Kreditprogrammen und Hilfs-und Beratungsdiensten bis hin zu vielfältigen Programmen und Formen der Jugend-und Erwachsenenbildung

Auch haben die Kirchen und ihre internationalen Organisationen (Ökumenischer Rat, Weltmission etc.) einige Male in kritischer Weise zum wirtschaftlich-politischen Bedingungsfeld von Unterentwicklung Stellung bezogen und sich damit offen zum „politischen Anwalt" der Dritten Welt gemacht, so z. B. im Memorandum zur UNCTAD-Konferenz 1976 in Nairobi, welches die „Gemeinsame Konferenz der Kirchen für Entwicklungsfragen“ unter dem Motto „Soziale Gerechtigkeit und Weltwirtschaftsordnung" verfaßt und vorgelegt hat Allerdings sind die darin erhobenen Forderungen zur Reform des Weltwirtschaftssystems bislang im wesentlichen „Worte" geblieben, denen das tatsächliche entwicklungspolitische Engagement der Kirchen nur unzureichend entspricht. Dies gilt nicht weniger für die erwähnte Entwicklungsdienst-Denkschrift der EKD aus dem Jahre 1973. Die darin geforderte . Änderung der Besitzverhältnisse" liegt bis heute „... weit außerhalb des Denk-und Handlungshorizonts der Volkskirche, damit auch der EKD und ihres Entwicklungshilfebeitrages" Weder die proklamierte Abwehr des Profitstrebens als einzigem Motor der wirtschaftlichen Entwicklung noch die in der Denkschrift anvisierte Zusammenarbeit mit allen, die gleiche Ziele verfolgen — unbeschadet ihrer religiösen, politischen oder weltanschaulichen Überzeugungen —, sind mit größerem Nachdruck verfolgt worden

Indikatoren für die offenkundige Konflikt-scheu der Kirchen sind u. a. das Ausbleiben der Zusammenarbeit mit den sozialistisch orientierten Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt sowie die sehr zwiespältige Argumentation in Sachen , Antirassismus-Programm". „Allergisch ist die Kirche immer dann gewesen, wenn es um sozial ausgerichtete Freiheitsbewegungen ging. Das war bei den Bauernkriegen schon so.“ Benckert spicht in diesem Zusammenhang vom „entwicklungspolitischen Baader-Meinhof-Syndrom" der Kirche, d. h.der Angst vor Terrorismus, die infolge der Identifikation von Terrorismus und Veränderung zur Angst vor Veränderung und damit zur Angst vor den wirtschaftlich-politischen „Umwälzungen" anstrebenden Befreiungsbewegungen wird Daraus erklärt sich z. T., warum sich kirchlicher Entwicklungsdienst nach wie vor in erster Linie als karitatives Unternehmen im Rahmen einer weltweiten Diakonie versteht und vorrangig auf Hilfsaktionen — primär Entwicklungsprojekte — setzt, die wenig politischen Staub aufwirbeln, da sie die wirtschaftlich-politischen Gegebenheiten in der Weltwirtschaftsordnung wie in den Entwicklungsländern selbst im wesentlichen unangetastet lassen.

Zwar ist C. F. v. Weizsäcker im Grundsatz zuzustimmen, wenn er meint, daß keine bundesdeutsche Entwicklungshilfeleistung „... so sinnvoll, so hilfreich (ist).... wie (die) sorgfältig geplante, individuell betreute Entwicklungshilfe, wie sie die Kirchen geben" gleichwohl ist unstrittig, daß es sich dabei vorrangig um ein Kurieren an Symptomen handelt, um die Aufstockung des ohnehin „notdürftigen Lastenausgleichs für eine ungerechte Weltwirtschaftsordnung" Darüber hinaus kritisiert der von der ORK-Abteilung für Weltmission in Auftrag gegebene „Newby-Report", daß das Projektsystem zu sehr aus „isolierten Einzelaktionen und Programmausschnitten“ bestehe und sich oftmals nicht in ein sinnvolles Ganzes, etwa einen regionalen Entwicklungsplan, einordnen lasse. „Das lebhafte Interesse und die Publizität für einzelne Entwicklungsprojekte“, so der Tenor des Reports, „verdecken leicht, daß die mit freiwilligen Spenden geleistete Projektarbeit für sih allein noch keine ausreichende Antwort auf die Armut der Dritten Welt darstellt...der Ruf nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung und die Vorstöße der Entwicklungsländer im Nord-Süd-Dialog zeigen, daß ihre Anliegen weit über das Gebiet der Entwicklungszusammenarbeit im engeren Sinn hinausgehen" Dem wird mit den nachfolgenden Überlegungen zu den entwicklungspolitischen Perspektiven einer Neuen Weltwirtschaftsordnung Rechnung getragen. 4. Perspektiven einer Neuen Weltwirtschaftsordnung Die von den Entwicklungsländern in Anbetracht der Fehlentwicklungen und der eklatanten Asymmetrie des weltwirtschaftlichen Ordnungssystems mit Nachdruck erhobenen Forderungen nach gerechteren und stabileren Preisen und Erlösen im Exportgeschäft, nach Schuldenerlaß und erhöhter Entwicklungshilfe zu günstigeren Konditionen, nach verstärkter Regelung und Überwachung der transnationalen Unternehmen einschließlich der Gewährleistung „angepaßter Technologien" sowie nach einer umfassenden Reform des Weltwährungssystems haben nur dann eine Chance auf Verwirklichung, wenn das bestehende weltwirtschaftliche System grundlegend reformiert wird. Darüber sind sich die entwicklungspolitischen Experten weithin einig. Strittig ist der Weg dorthin, insbesondere die Frage, wie „grundlegend“ die Veränderungen sein müssen bzw. sollen. Die Entwicklungsländer lassen keinen Zweifel daran, daß ihnen massive Eingriffe in das vom Grundsatz her nach marktwirtschaftlichen Spielregeln funktionierende weltwirtschaftliche System der einzige Weg zu sein scheint, um das eklatante Macht-und Einkommensgefälle zwischen Nord und Süd wirksam abzubauen. An diesem Kernpunkt entzünden sich indes die ideologischen und interessengebundenen Vorbehalte der Industrienationen, allen voran die USA, Japan, Großbritannien und die Bundesrepublik, die anläßlich der UNCTAD-Konferenz 1979 in Manila sehr massiv die Auffassung vertraten, das von den Entwicklungsländern propagierte „integrierte Rohstoffprogramm“ mit dem „Gemeinsamen Fonds" als Kernelement sei ein ..... globales dirigistisches Instrument, das den Marktmechanismus mit seinem dynamischen Effekt auf den Welthandel und die internationale Arbeitsteilung außer Kraft setzt" Die Fadenscheinigkeit dieses Einwands wird darin sichtbar, daß die vielbeschworene „freie Marktwirtschaft" im weltwirtschaftlichen Kontext eine bloße Fiktion ist (Protektionismus, Machtexpansion auf seifen der „Multis" etc.). Die „freie Marktwirtschaft" ist, wie u. a. Galbraith anmerkt, längst zu einem Propagandanamen für die Herrschaft der immer mehr Macht ergreifenden Großkonzerne, der „Multis“, geworden So gesehen, sind die o. g. Forderungen der Entwicklungsländer nach mehr Dirigismus und Kontrolle im weltwirtschaftlichen Zusammenhang nurmehr die politische Konsequenz aus der bisherigen Entwicklung der tradierten Weltwirtschaftsordnung. Überdies sind sie nicht gegen die Marktwirtschaft schlechthin gerichtet, sondern zielen vornehmlich auf flankierende Regelungen und Interventionen überall dort, wo die bestehende Weltwirtschaftsordnung die Entwicklungserfordernisse und -bemühungen der Dritten Welt blockiert.

In diesem Sinne sind die unter den Oberbegriff „Neue Weltwirtschaftsordnung" gefaßten konzeptionell-strategischen Ansatzpunkte, wie das Integrierte Rohstoffprogramm (Ausgleichsfonds, Abnahmegarantien etc.), die Koppelung von Rohstoff-und Industriegüterpreisentwicklung (Indexierung), der Abbau von Zöllen und anderen Handelsbeschränkungen, der Erlaß bzw. die Umschichtung der aufgelaufenen Schulden, die Erhöhung der Entwicklungshilfe und die Kodifizierung von Verhaltensnormen für die Transnationalen Unternehmen, als legitimer Versuch zu werten, Monokulturen, Verschuldung, Unterernährung, Arbeitslosigkeit und andere Erscheinungsformen der Unterentwicklung nach und nach zu beseitigen — dies nicht zuletzt im Interesse der Stabilität der weltwirtschaftlichen Beziehungen und der Erhaltung des Weltfriedens.

In Anbetracht dieses Handlungsdrucks und der angedeuteten inhärenten Chancen einer Neuen Weltwirtschaftsordnung können die in der aktuellen entwicklungspolitischen Diskussion dominierenden Verweise auf mögli-ehe Gefahren und Probleme dieser Ordnung (Finanzierungs-und Allokationsprobleme, Bürokratisierungsgefahr, Verhandlungskonflikte, Inflationierung etc.) als Rechtfertigung des anhaltenden Taktierens, Lavierens und Untätigseins der Industrieländer kaum überzeugen, so begründet die punktuellen Warnungen z. T. auch sein mögen.

Eine andere Frage ist die, ob den Entwicklungsländern mit der Schaffung einer neuen Weltwirtschaftsordnung und ihrer verstärkten Integration in dieselbe wirklich so uneingeschränkt gedient ist. Es gibt nicht wenige entwicklungspolitische Experten, die in einer forcierten Integration der Entwicklungsländer in den Weltmarkt die große Gefahr sehen, daß sich deren Abhängigkeit von Lieferungen, Käufen, Währungen, Konjunkturen und Technologien der Industrieländer nur noch verschärft und vor allem die „Multis“ es sind, die von einer Liberalisierung der Halbfertig-und Fertigwarenimporte profitieren; ebensowenig von der Hand zu weisen ist die Vermutung, daß der Ausbau der Exportgüterindustrie „Entwicklungsinseln“ und einen „gespaltenen Entwicklungsprozeß" in den betreffenden Ländern der Dritten Welt zur Folge haben kann

Diese Bedenken signalisieren die Ambivalenz, die dem Konzept einer Neuen Weltwirtschaftsordnung in entwicklungspolitischer Hinsicht immanent ist. Die Träger der Entwicklungspolitik, namentlich die Kirchen, sollten sich dadurch jedoch nicht davon abhalten lassen, ihren Aufbau nachdrücklich zu unterstützen. Zugleich aber sollten sie unter Heranziehung geeigneter Experten und Forschungseinrichtungen und unter Beachtung der sehr differenzierten Entwicklungsbedingungen in der Dritten Welt eingehend und kritisch prüfen, in welchen Ländern bzw. Ländergruppen das Konzept der Neuen Weltwirtschaftsordnung zu greifen verspricht und wo alternative Wege nötig und erfolgversprechend sind (Importsubstitution, Autonomie, verstärkter Handel innerhalb der Dritten Welt, kurz: Dissoziation statt Integration)

III. Konsequenzen für das entwicklungspolitische Engagement der Kirchen

Zum Auftrag der Kirchen gehört es wesentlich, „Weltverantwortung“ zu tragen d. h. Anwalt der Armen und Unterdrückten zu sein, und zur Sicherung des in vielfältiger Weise gefährdeten überlebens der Menschheit nachdrücklich beizutragen. Die Bedeutung dieses Auftrags wird in Anbetracht der düsteren Zukunft der Weltwirtschaft und der internationalen Beziehungen offenkundig: kein . absehbares Ende der Armut und des Hungers; fortdauernde Stagnation in der Weltwirtschaft, verbunden mit Inflation; internationaler Währungswirrwarr; steigende Verschuldung und Defizite; Protektionismus; erhebliche Spannungen zwischen Staaten im Wettlauf um Energie, Nahrung und Rohstoffe; wachsende Weltbevölkerung und mehr Arbeitslosigkeit in Nord und Süd; zunehmende Gefährdung der Umwelt und des internationalen Gemeinbesitzes durch Abholzen und Versteppen, Plünderung des Fischbestandes und Auszehrung des Weidelandes, durch Luft-und Wasserverschmutzung. Und alles überschattend, geht das bedrohliche Wettrüsten weiter." Diese apokalyptische Situation stellt eine zentrale Herausforderung für die Kirchen dar. Ihre „Meisterung" setzt unter anthropologischem Aspekt voraus, daß der Mensch — wie Peccei schreibt — „... über noch ungenutzte visionäre und kreative Fähigkeiten sowie über eine moralische Kraft verfügt, die, wenn sie freigesetzt werden, die Menschheit aus ihrer mißlichen Lage befreien können" Allerdings müssen diese Fähigkeiten und Kräfte erst freigesetzt werden. In diesem Zu-sammenhang ist u. a. das entwicklungspolitische Engagement der Kirchen gefordert, gleichsam als „Mobilisator" des vorausgesetzten Problemlösungspotentials der Menschheit.

Zwar kann und soll im folgenden kein „ausgereiftes" entwicklungspolitisches Aktionsprogramm der Kirchen entfaltet werden, wohl aber sollen Anregungen gegeben werden, wie in Anbetracht des skizzierten ökonomisch-politischen Bedingungsfeldes von Unterentwicklung die besonderen Akzente des kirchlichen Entwicklungsdienstes gesetzt werden müßten. Ein zentraler Ansatzpunkt ist gemäß den bisherigen Ausführungen die entschiedene Unterstützung der Forderung nach einer Neuen Weltwirtschaftsordnung, da diese die Chancen der Dritten Welt in bezug auf die Behebung der Unterentwicklung maßgeblich absteckt und somit die grundlegende Reform des weltwirtschaftlichen Ordnungssystems eine entscheidende Voraussetzung für die Durch-brechung des Kreislaufs von Armut, Elend und Hoffnungslosigkeit ist

Welche entwicklungspolitischen Aktivitäten auf Seiten der Kirchen dieser Zielsetzung angemessen sind, wird im weiteren aufzuzeigen sein. Auf keinen Fall dürfen sie sich jedoch auf die vorbehaltlose Unterstützung der Neuen Weltwirtschaftsordnung konzentrieren, da diese allein wohl kaum die Gewähr für eine ausreichende Begünstigung aller Entwicklungsländer bietet. Zu verschieden ist deren Ressourcenausstattung (im weitesten Sinne des Wortes) und zu verschieden sind auch deren Beziehungen zum Weltmarkt. Eine wirksame Entwicklungspolitik betreiben heißt deshalb — wie bereits angedeutet —, die Bedingungen in den einzelnen Entwicklungsländern/Ländergruppen mittels differenzierter ökonomisch-politischer Einzelfallanalysen sorgfältig zu sondieren, um die entwicklungspolitischen Aktivitäten gezielt darauf abzustellen. Dabei müssen sowohl die binnen-wie die weltwirtschaftlichen Gegebenheiten und Entwicklungsfaktoren berücksichtigt und reflektiert werden. Der Vorteil und die Funktion derartiger Diagnosen und Prognosen wäre es, daß die wissenschaftliche Fundierung und Legitimation kirchlicher Entwicklungspolitik gesteigert und damit zugleich gesichert wird, daß deren Optionen und Strategien auf weltpolitischer und national-politischer Bühne mit größerer als der bisher anzutreffenden Entschlossenheit verfolgt werden können, so z. B. die offene Unterstützung „anerkannter" Freiheitsbewegungen in der Dritten Welt, die Unterstützung erfolgversprechender „DissoziationsbeStrebungen", der nachdrückliche Protest gegen die Ungerechtigkeiten des weltwirtschaftlichen Systems, die Mitbegründung alternativer Wirtschaftsorganisationen (Dritte-Welt-Läden, ökonomische Entwicklungsgenossenschaften und Banken etc.), die Provokation entwicklungspolitischer Kontroversen in der Bundesrepublik sowie die nachhaltige politisch-ethische Bewußtseinsbildung bei der bundesdeutschen Bevölkerung (auch im Rahmen der Predigt). Dies impliziert, daß sich die Kirchen, wie der Theologe Greinacher anmerkt, darüber klar werden müssen, auf welcher Seite der Barrikaden in Lateinamerika und Afrika sie eigentlich stehen

So gesehen muß die Kirche verstärkt zur „Kirche der Tat" werden, darf sich nicht länger einem zu Untätigkeit führenden entwicklungspolitischen Opportunismus verpflichtet fühlen, sondern muß Konflikte, Kontroversen und reale Veränderungen überall dort, wo sie im Interesse der Dritten Welt notwendig sind, provozieren, unterstützen und solidarisch begleiten. Sie muß eine kämpferische Kirche ohne die an anderer Stelle erwähnte Konflikt-scheu sein, muß den Mut haben, sich unbeliebt zu machen, Widerspruch und Widerstand zu praktizieren, kurz: kritische Opposition zu sein, sowohl im Interesse der Armen und Benachteiligten als auch — und nicht zuletzt — im Dienste des Überlebens der ganzen Menschheit; denn wer sonst ist angesichts der eher zunehmenden Paralysierung der Kritik-und Widerstandsbereitschaft in der Bundesrepublik besser dazu prädestiniert als die Kirchen?!

Diese kritischen und mahnenden Worte sind indes nicht so zu verstehen, als hätten die Kirchen auf entwicklungspolitischem Gebiet bislang schlicht versagt, denn es gibt — wie gezeigt — durchaus eine Reihe anerkennenswerter Aktivitäten. Wohl aber sollen die bisherigen und nachfolgenden Ausführungen zur weitergehenden Profilierung und Präzisierung des mit der EKD-Denkschrift von 1973 und dem UNCTAD-Memorandum der Kirchen von 1976 eingeschlagenen entwicklungspolitischen Weges beitragen. So sinnvoll und erfolgreich nämlich die in den letzten beiden Jahrzehnten zum entwicklungspolitischen „Pfeiler" der Kirchen ausgebaute Projektarbeit unter dem Primat „Selbstverantwortung und Partnerschaft" in vielen Fällen auch gewesen sein mag, sie war, ist und bleibt im wesentlichen ein Konglomerat von Einzelaktionen, ein partielles Kurieren an Symptomen der Unterentwicklung. Gleichwohl hat sie ihren Stellenwert. Allerdings bedarf es der nachdrücklichen Intensivierung der Koordination zwischen den vielfältigen kirchlichen Trägerorganisationen sowie der konzeptionellen Reflexion und strategischen Konzentration. Die zitierte Unterstützung von Selbsthilfebewegungen, Genossenschaften und selbstgetragenen Gesundheitsdiensten und Krankenversicherungssystemen dürfte der richtige Weg sein, wie überhaupt die angeführte kirchliche Maxime „Selbstverantwortung und Partnerschaft“ zu überzeugen vermag.

Allerdings wäre es falsch, würden die Kirchen ihr entwicklungspolitisches Engagement zu sehr auf den Binnenbereich der Entwicklungsländer konzentrieren, sind doch die Bedingungsfaktoren von Unterentwicklung wie die Chancen zu ihrer Überwindung maßgeblich in der Weltwirtschaftsordnung und in den wirtschaftlichen, politischen, ideologischen und sozio-kulturellen Gegebenheiten in den Industrienationen zu sehen. Dort muß konsequenter als bisher angesetzt werden, d. h. die Kirchen — und mit ihnen die Christen in der Bundesrepublik und anderswo — „... sind dafür verantwortlich, ihnen (den Entwicklungsländern — d. V.) Hindernisse aus dem Weg zu Gerechtigkeit und Befreiung zu räumen, die von der Bundesrepublik (und anderen Metropolen — d. V.) aus errichtet worden sind und noch errichtet werden"

Dies verlangt zum einen ein entschiedenes und mutiges politisches Engagement der Kirchen, das vor der vermeintlichen politischen Alleinzuständigkeit der Parlamente, Parteien, Politiker und Wirtschaftsvertreter nicht kapituliert, sondern sich ohne falsch verstandene Loyalität überall dort einmischt, wo gegen das entwicklungspolitische Gebot des Abbaus des Nord-Süd-Gefälles verstoßen, fragwürdige Sachzwänge und Ideologien vorgeschoben und einseitige Interessens-und Machtpolitik betrieben wird. Das heißt Benckert zufolge z. B., daß der Zynismus demaskiert werden muß.......der sich gleichzeitig Angriffe auf die Apartheids-Ideologie und die wirtschaftliche und politische Unterstützung der Apartheids-Ideologen erlaubt; der gleichzeitig Menschenrechtsverletzungen in Argentinien anprangert und Unterseeboote dahin verkauft“

Erste Ansätze in dieser Richtung sind beispielsweise im „Dialogprogramm der Kirchen“ und im UNCTAD-Memorandum von 1976 zu sehen deren potentielle Chancen infolge der oft zu diplomatischen Zurückhaltung der Kirchenvertreter bislang allerdings nur unzureichend genutzt worden sind. Diese Zurückhaltung zukünftig aufzugeben und weitere kritisch-politische Vorstöße der genannten Art zu wagen ist für die Kirchen Gebot und Chance zugleich.

Die zweite Form eines bundesdeutschen Engagements der Kirchen in Sachen Entwicklungspolitik betrifft die Bewußtseinsbildung unter der Bevölkerung, wie sie oben bereits angesprochen wurde. Ziel einer derartigen „entwicklungspolitischen Bewußtseinsbildung" muß es sein, die Bürger für die Probleme der Dritten Welt verstärkt zu sensibilisieren und ihnen die Gefahren und Chancen der eklatanten Asymmetrie zwischen Nord und Süd nachhaltig bewußt zu machen und zu manifester Handlungsbereitschaft auszubauen. Strategische Ansatzpunkte, die in der Praxis durchaus schon eine Rolle spielen, sind u. a. in publizistischen Aktivitäten, im bildungspolitischen und -praktischen Engagement, in der öffentlichkeitswirksamen Ausrichtung von Symposien, in der Initiierung und Unterstützung von Demonstrationen sowie auch und vor allem im „entwicklungspolitischen Engagement" in den Gemeinden zu sehen. „Ortsgemeinde muß durch den Entwicklungsdienst (der Kirchen — d. V.) auch . nehmen'können. Sonst degeneriert kirchliche Entwicklungsförderung zum einseitigen . Geben'der Reichen an die Armen" -Dieses Bewußtsein zu zerstören und die Solidarität mit den Entwicklungsländern nachhaltig zu festigen und auszubauen, ist eine wichtige Aufgabe kirchlicher Entwicklungspolitik, nachdem sie lange genug daran mitgewirkt hat, das Bild vom „karitativen", „humanitären" und nicht zuletzt „missionarischen" Entwicklungsdienst der Kirchen zu prägen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Mit dem . Norden sind die Industrieländer, mit dem . Süden’ die Entwicklungsländer gemeint, wenngleich es sich in beiden Fällen keinesfalls um homogene Gruppen handelt. Beide Begriffe stehen • .. für . reich'und arm, für . entwickelt’ und . sich entwikkelnd" Zitiert nach: Bericht der Nord-Süd-Kommission, Das überleben sichern. Gemeinsame Interessen der Industrie-und Entwicklungsländer, Köln 1980, S. 42.

  2. Die Entwicklungsländer gibt es natürlich nicht! Zu unterschiedlich sind die wirtschaftlichen, politischen, sozio-kulturellen und ideologischen Bedingungen. In bezug auf die wirtschaftlichen Bedingungen kommt dies z. B. im Entwicklungsgefälle zwischen den OPEC-und . Schwellenländern'(Argentinien, Brasilien, Mexiko, Korea, Singapur etc.) auf der einen und den LLDC-Ländern (den ärmsten der Armen) auf der anderen Seite zum Ausdruck (Dritte/Vierte Welt), wenngleich dies nur ein Aspekt der wirtschaftlichen Heterogenität im Ländergefüge der Dritten Welt ist.

  3. Hierbei kann und soll die tatsächliche Bereitschaft zur Unterstützung einer Umverteilung des materiellen Reichtums zugunsten der Entwicklungsländer nicht weiter diskutiert werden; auf jeden Fall dürfte diese Bereitschaft wesentlich davon abhängig sein, ob und inwieweit die nötige Bewußtseinsbildung und Sensibilisierung der Bevölkerung für die Probleme der Dritten Welt — die z. T. auch unsere eigenen sind! — betrieben wird.

  4. Vgl. Süddeutsche Zeitung v. 21. 12. 1979, abgedruckt in: Pressespiegel . Entwicklungspolitik'des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit), 1/1980, S. 3 (Infratest-Studie).

  5. Vgl. Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung (Hrsg.), Bürger und Sozialstaat, Infratest-Sozialforschung, Bd. 22, Bonn 1980, S. 48.

  6. . Interdependenz’ ist aus der Sicht der Dritten Welt wohl kaum die richtige Bezeichnung für einen Zustand, der durch eklatante wirtschaftlichpolitische Macht-und Einkommensdisparitäten zwischen den Industrie-und Entwicklungsländern gekennzeichnet ist. Dieser Zustand hat mit wechselseitiger Abhängigkeit (Interdependenz) nur wenig zu tun. Bestenfalls in bezug auf die erwähnten . Schwellenländer'besitzt diese Vokabel einigen Realitäts-und Aussagegehalt. Im ganzen gesehen dürfte das Bild vom Roß und Reiter, das der algerische Chefdelegierte auf der UNCTAD-Konferenz in Manila (1979) gebrauchte, der Realität eher entsprechen. „Der Reiter, die Industriestaaten, sitzen oben und geben wenn nötig dem Roß, den Entwicklungsländern, die Sporen.“ Zitiert nach: Sten Martenson, Dritte Welt gebraucht das Bild vom Roß und Reiter, in: Stuttgarter Zeitung v. 5. 11. 1979, abgedruckt in: Pressespiegel . Entwicklungspolitik'des BMZ, 46/1979, S. 4044.

  7. Hans-Dietrich Genscher, Rede anläßlich der Übernahme der Präsidentschaft im Ministerrat der EG am 4. 7. 1978, zitiert nach Bonner Almanach 1978/79, hrsg. vom Presse-und Informationsamt der Bundesregierung, S. 30.

  8. Damit sind jene Entwicklungsländer gemeint, die ein verhältnismäßig hohes wirtschaftliches Entwicklungsniveau erreicht haben (Argentinien, Brasilien etc.). Vgl. Vierter Bericht zur Entwicklungspolitik der Bundesregierung, hrsg. vom BMZ, Bonn 1980, S. 27.

  9. Vgl. Heinz Klippert, Didaktik des Lernbereichs Wirtschaft. Fachwissenschaftliche und didaktische Grundlegung eines problemorientierten Wirtschaftsunterrichts, Weinheim und Basel 1981, S. 232 f.

  10. Vgl. Wochenbericht 5/1978 des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Eingeschlossen sind Waren-und Dienstleistungsexporte.

  11. Exportbedingter Arbeitsplatzgewinn minus importbedingter Arbeitsplatzverlust.

  12. Vgl. Vierter Bericht zur Entwicklungspolitik der Bundesregierung, hrsg. vom BMZ, Bonn 1980,

  13. Vgl. ebenda, S. 6.

  14. Vgl. Karsten D. Voigt, Schwach entwickelt — stark gerüstet, in: Vorwärts v. 19. 7. 1979, abgedruckt in: Pressespiegel . Entwicklungspolitik'des BMZ, 30/1979, S. 940.

  15. Peter Lock/Herbert Wulf, Rüstung und Unter-entwicklung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament', B 18/1979, S. 28.

  16. Vierter Bericht ..., a. a. O., S. 5.

  17. Ausgeblendet sind hierbei u. a. geographische, klimatische und sozio-kulturelle Bedingungsfaktoren von Unterentwicklung, deren Relevanz damit zwar nicht bestritten, wohl aber den genannten wirtschaftlich-politischen Faktoren nachgeordnet

  18. EKD/Evangelische Kirche in Deutschland (Hrsg.), Der Entwicklungsdienst der Kirche ... Eine

  19. Vgl. Hajo Hasenpflug, Der Fehlschlag des Aidby-Trade-Konzepts, in: D. Kebschull u. a. (Hrsg.), Die neue Weltwirtschaftsordnung, Hamburg 1977, S. 27 f.

  20. Vgl. Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit/BMZ (Hrsg.), Politik der Partner, Bonn 1977, S. 106, sowie H. Hasenpflug, a. a. O., S. 39.

  21. Vgl. Vierter Bericht ..., a. a. O„ S. 19. Besonders auffällig ist die rapide Zunahme der Bankkredite (ohne Exportkredite), Anleihen und sonstigen Kredite des . privaten Sektors', die zwischen 1970 und 1979 von 12, 6 auf 141 Mrd. Dollar zugenommen haben und ein deutliches Indiz für die wachsende Abhängigkeit der Entwicklungsländer vom Privatkapital'der Industrienationen bilden.

  22. Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 1979/80, BT-Drucksache 8/3420 v. 22. 11. 1979, S. 180 und S. 173.

  23. Vgl. ebenda, S. 180. Gemeint sind damit stärker noch als die Zollschranken die , nicht-tarifären Handelshemmnisse', so z. B. Kontingentierung, Selbstbeschränkungsabkommen, Lizenzsysteme, gesundheitspolizeiliche Vorschriften, Suventionen etc.

  24. Sichtbares Zeichen dafür ist der Zusammenschluß von mittlerweile rund 120 Entwicklungsländern zur . Gruppe 77'mit dem Ziel, die Politik der Entwicklungsländer gegenüber den Industrienationen stärker zu koordinieren, zu konzentrieren und insgesamt mehr Solidarität und Durchsetzungskraft zu erzielen.

  25. Zweites Abkommen zwischen der EG und 58 Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifischen Ozeans (AKP-Staaten). Vgl. BMZ (Hrsg.), Lom II, Materialien Nr. 66, Bonn 1980.

  26. Vgl. Bundesminister Offergeld in: ebenda, S. 4.

  27. Vgl. Vierter Bericht ..., a. a. O., S. 23.

  28. Bericht der Nord-Süd-Kommission, a. a. O., S. 235.

  29. IFO-Schnelldienst, 17— 18/1979, S. 64 (IFO = IFO-Institut für Wirtschaftsforschung München).

  30. Vgl. Manfred Holthus, Keine neue Weltwirtschaftsordnung für multinationale Unternehmen in Sicht, in: D. Kebschull u. a. (Hrsg.), a. a. O., S. 225 ff., sowie Bericht der Nord-Süd-Kommission, a. a. O„ S. 235 ff.

  31. Vgl. Vierter Bericht..., a. a. O., S. 23.

  32. Zum . kirchlichen Entwicklungsdienst'werden sowohl die Aktivitäten solcher Organisationen wie . Brot für die Weit', . Misereor', . Weltmission'und . Dienste in Übersee'als auch die entwicklungspolitischen Initiativen, Programme und Stellungnahmen der Kirchenorgane auf nationaler wie internationaler Ebene gerechnet. Die weiteren Ausführungen rekurrieren allerdings vorrangig auf das entwicklungspolitische Engagement der Evangelischen Kirche.

  33. Vgl. Vierter Bericht ..., a. a. O., S. 5.

  34. BMZ (Hrsg.), Politik der Partner, a. a. O., S. 38.

  35. Vgl. Vierter Bericht..., a. a. O„ S. 27.

  36. Vgl. ebenda, S. 26.

  37. Vgl. Sachverständigenrat ... Jahresgutachten 1979/80, a. a. O„ S. 179.

  38. Zitiert nach BMZ (Hrsg.), UNCTAD V. Neue Weltwirtschaftsordnung, Materialien Nr. 64, Bonn 1979, S. 63.

  39. Die Katholische Kirche unterscheidet sich in ihrer entwicklungspolitischen Strategie und Praxis kaum von der Evangelischen. Dies bestätigt nicht zuletzt die Vielzahl gemeinsamer Aktivitäten von Katholischer und Evangelischer Kirche. Vgl. dazu u. a. die gemeinsame Stellungnahme zur 76er UNC-TAD-Konferenz in Nairobi (abgedruckt in Bd. 1/1 der Denkschriften der EKD, S. 189 ff.) sowie das . Dialogprogramm'der Kirchen, dokumentiert in: H. -G. Binder/P. Bocklet, Entwicklung als internationale soziale Frage. Bericht über das Dialogprogramm der Kirchen 1977— 1979, Frankfurt/M. 1980.

  40. Vgl. EKD (Hrsg.), Der Entwicklungsdienst der Kirche, a. a. O.

  41. Vgl. Michael Benckert, Ausbruch aus der Provinz. Zum zehnten Geburtstag des kirchlichen Entwicklungsdienstes, in: Junge Kirche, 3/1979, S. 125 ff.

  42. Vgl. z. B. die mit dem . Journalistenpreis Entwicklungspolitik 80" ausgezeichnete Tansania Triologie USAMBARA von Peter Heller; ferner den . Newby-Report'im Auftrag der ORK-Abteilung für Weltmission (ORK = Okomenischer Rat der Kirchen), dessen Ergebnisse im Pressedienst . Entwicklungspolitik'des BMZ, 14/1980, S. 430f., ansatzweise zusammengefaßt sind, sowie schließlich den Spiegel-Report zur Entwicklungshilfe der Kirchen vom 3. 12.

  43. Vgl. EKD (Hrsg.), Der Entwicklungsdienst der Kirche, a. a. O., S. 146.

  44. Ebenda, S. 144.

  45. Vgl. z. B.den Jahresbericht 79 von . Brot für die

  46. Ein besonders markantes Beispiel hierfür ist die vom Weltrat der Kirchen und vom holländischen Kirchenrat gegründete „ökumenische Entwicklungsgenossenschaft e. V.". Vgl. dazu u. a.den korrespondierenden Bericht im Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt v. 18. 11. 1979, abgedruckt in: Pressespiegel . Entwicklungspolitik'des BMZ, 47/1979, S. 4082 f.

  47. Vgl. Karl Osner, Der Beitrag der Kirchen zur Entwicklungspolitik, in: LOsservatore Romano v. 1. 6. 1979, abgedruckt in: Pressespiegel . Entwicklungspolitik'des BMZ, 25/1979, S. 774.

  48. Abgedruckt in Bd. 1/1 der Denkschriften der EKD, a. a. O„ S. 191 ff.

  49. M. Benckert, a. a. O., S. 127.

  50. Vgl. ebenda, S. 127.

  51. Ernst Käsemann, zitiert nach: Der Spiegel v. 3. 12. 1979, abgedruckt in: Pressespiegel . Entwicklungspolitik’ des BMZ, 51/1979, S. 1608 ff.

  52. Vgl. M. Benckert, a. a. O., S. 129.

  53. Carl F. von Weizsäcker, Vernunft wächst, wo sie sich sinnvoll im einzelnen bestätigen darf. Plädoyer für christliche Entwicklungshilfe, in: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt v. 16. 12. 1979, abgedruckt in: Pressespiegel . Entwicklungspolitik'des BMZ, 1/1980, S. 12.

  54. EKD (Hrsg.), Der Entwicklungsdienst der Kirche, a. a. O„ S. 165.

  55. Hans Ott, Kritik am System der Entwicklungsprojekte, in: Neue Zürcher Zeitung v. 3. 3. 1980, abgedruckt in: Pressespiegel . Entwicklungspolitik'des BMZ, 14/1980, S. 430.

  56. Vgl. u. a. Wilfried Künne, Die Einzelforderungen des Integrierten Programms, sowie Ahmad Naini, Alte und neue Zielvorstellungen und Forderungen der Dritten Welt, beide Beiträge abgedruckt in: D. Kebschull u. a. (Hrsg.), a. a. O„ S. 81 ff. und S. 41 ff.

  57. A Naini, ebenda, S. 57.

  58. John Kenneth Galbraith anläßlich der im Mai 1978 abgehaltenen Jahrestagung für Volkswirtschaftslehre und Statistik, zitiert nach Junge Kirche, 10/1978, S. 569.

  59. Vgl. Gerhard Breidenstein, Die Ambivalenz der . Neuen Weltwirtschaftsordnung', in: Junge Kirche, 3/1977, S. 131.

  60. Zur Kontroverse um die Alternative . Integration'oder . Dissoziation vgl. u. a. Volker Matthies, Hilfe aus der Dritten Welt für die Dritte Welt?, in: Gegenwartskunde, 1/1978, S. 19 ff. Zu den profiliertesten Vertretern des Dissoziations-Ansatzes gehört Dieter Senghaas. Vgl. u. a.derselbe, Weltwirtschaftsordnung und Entwicklungspolitik. Plädoyer für Dissoziation, Frankfurt/M. 1977, sowie derselbe, Gibt es eine entwicklungspolitische Alternative für die Dritte Welt?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament', 7/1978, S. 3ff.

  61. Vgl. EKD (Hrsg.), Der Entwicklungsdienst der Kirche, a. a. O., S. 147f.

  62. Bericht der Nord-Süd-Kommission, a. a. O.,

  63. Aurelio Peccei, Vorwort, in: derselbe (Hrsg.), Das menschliche Dilemma. Zukunft und Lernen. Bericht des Club of Rome für die achtziger Jahre, 3. Aufl., Wien u. a. 1979, S. 11.

  64. Vgl. Dietrich Kebschull, Die Veränderung der wirtschaftlichen und politischen Situation der Entwicklungsländer, in: derselbe u. a. (Hrsg.), a. a. 0.,

  65. Zitiert nach: Der Spiegel v. 3. 12. 1979, abgedruckt in: Pressespiegel . Entwicklungspolitik'des BMZ, 51/1979, S. 1611

  66. Vgl. EKD (Hrsg.), Der Entwicklungsdienst der Kirche, a. a. O„ S. 151.

  67. M. Benckert, a. a. O., S. 130.

  68. M. Benckert, a. a. O., S. 130.

  69. Vgl. Binder/Bocklet, a. a. O„ sowie: Gemeinsame Konferenz der Kirchen für Entwicklungsfragen, soziale Gerechtigkeit und internationale Wirtschaftsordnung. Memorandum zu UNCTAD IV (1976), abgedruckt in: Bd. 1/1 der Denkschriften der EKD, a. a. O., S. 191 ff.

  70. M. Benckert, a. a. O., S. 130.

Weitere Inhalte

Heinz Klippert, Dr. rer. pol., geb. 1948, Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Soziologie, Diplom-Ökonom, Ausbildung zum Gymnasiallehrer, Dozent am Lehrerfortbildungsinstitut der Ev. Kirchen in Rheinland-Pfalz, zuständig für den Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Verfasser/Mitverfasser verschiedener Bücher und Aufsätze zur Wissenschaftstheorie, zur Wirtschaftswissenschaft und -didaktik und zum wirtschaftskundlichen Unterricht.