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Geschichte und aktuelle Struktur des Antiamerikanismus | APuZ 29-30/1984 | bpb.de

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APuZ 29-30/1984 Geschichte und aktuelle Struktur des Antiamerikanismus Medienberichterstattung über die Bundesrepublik in den USA Politisch-ideologische Strömungen in den USA seit Präsident Reagans Regierungsantritt Artikel 1

Geschichte und aktuelle Struktur des Antiamerikanismus

Günter C. Behrmann

/ 30 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Wo derzeit das deutsch-amerikanische Verhältnis behandelt wird, fehlt selten der Hinweis auf einen neuen und wachsenden Antiamerikanismus in der Bundesrepublik. In den Umfragedaten zeichnet sich jedoch kein solcher Meinungswandel ab. Die Amerikaner sind der Mehrheit der Bürger sympathisch und mehr als zwei Drittel wünschen eine enge Zusammenarbeit mit den USA Tatsächlich vorherrschende negative Urteile über den gegenwärtigen Präsidenten oder über einzelne politische Entscheidungen können solange nicht als Zeichen für einen Antiamerikanismus betrachtet werden, wie sie sich mit einer positiven Grundeinstellung zu den USA verbinden. Von Antiamerikanismus zu sprechen ist erst dann sinnvoll, wenn mehr oder minder richtige Vorstellungen von den USA mit Antipathien gegenüber den Amerikanern oder den Vereinigten Staaten und deren negativer Bewertung systematisch verbunden werden. Dies ist der Fall bei einigen deutlich amerikafeindlichen Minderheiten und in einer insgesamt nicht sehr umfangreichen antiamerikanischen Literatur. Hier werden alte antiamerikanische Vorurteile wieder aufgenommen. Während die lange Tradition eines verfassungspolitischen Antiamerikanismus abgerissen ist, findet man in neueren kritischen und amerikafeindlichen Publikationen alte Klischees wie die Meinung, die Amerikaner und zumal ihre Präsidenten seien bigott, oder die Vorstellung, die amerikanische Politik werde von einem aggressiven Wirtschaftsimperialismus bestimmt. Die Bereitschaft, solchen Vorurteilen Glauben zu schenken, ist in den letzten eineinhalb Jahrzehnten in Teilen der jüngeren Generationen gewachsen. In ihr kommen durch unterschiedliche Generationserfahrungen bedingte Wandlungen der Wahrnehmung und der Wertungen zum Ausdruck. Wie schon wiederholt in der deutschen Geschichte hat die Enttäuschung illusionärer Vorstellungen von den USA in den Teilen der Nachkriegsgeneration, welche die Studentenbewegung trugen, den Umschlag von der Amerikabegeisterung in den Antiamerikanismus zur Folge. Antiamerikanische Einstellungen haben sich hier verfestigt. Sie werden heute vor allem dort manifest, wo sich diese Teile der Nachkriegsgeneration politisch engagiert haben. Unter den veränderten gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen in der Bundesrepublik fehlen aber die politisch-gesellschaftlichen Bedingungen und jene Trägergruppen, die dem alten Amerikanismus zu großer Breitenwirkung verhülfen haben.

I. Wandlungen im deutschen Amerikabild?

Mögen Sie eigentlich die Amerikaner 7

Veröffentlichte Meinung und Umfrage-daten Im Amerikabild nicht weniger Deutscher zeigen sich seit geraumer Zeit stark negativ verzerrte Züge. Vor allem in den jüngeren Generationen mehren sich die Zeichen für einen ausgeprägten Antiamerikanismus. Er ist zumindest in meinungsbildenden und ihre politische Gesinnung demonstrativ äußernden Gruppen verbreitet.

So läßt sich knapp zusammenfassen, was für viele Beobachter des deutsch-amerikanischen Verhältnisses festzustehen scheint. Wer auch nur einige der zahlreichen Kommentare zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen in die Hand nimmt, die in den letzten Jahren in deutschen und amerikanischen politischen Zeitschriften, Tages-und Wochenzeitungen erschienen sind, wird alsbald auf Warnungen vor dem wachsenden Antiamerikanismus stoßen. Bilder von der Straße machen ihn evident: Sprühaufschriften mit amerikafeindlichen Parolen, Anschläge auf amerikanische Einrichtungen und deren Personal, gewaltsame Ausschreitungen bei Besuchen amerikanischer Präsidenten und Vizepräsidenten scheinen die Verbreitung eines aggressiven Antiamerikanismus und die von ihm ausgehenden Gefahren zumal dann schon hinreichend zu dokumentieren, wenn man sie mit den Bildern jener jubelnden Massen vergleicht, welche in den Späten fünfziger und frühen sechziger Jahren bei Besuchen amerikanischer Präsidenten und Vizepräsidenten die Straßen säumten.

Sucht man sich indes den mit dem Stichwort Antiamerikanismus bezeichneten Erscheinungen zu nähern, so verschwimmen deren scheinbar fest umrissene Konturen. Umfragen, die das Feld der Meinungen über die USA breit ausleuchten, fehlen. Aus Studien unterschiedlichen Zuschnitts lassen sich zwar Impressionen zusammenfügen 1), eine verläßliche Grundlage für die Einschätzung der Meinungen über die USA und das deutsch-amerikanische Verhältnis läßt sich hieraus aber nicht gewinnen. Immerhin sind einige Daten verfügbar, mit deren Hilfe überprüft werden kann, ob die These, in der Bundesrepublik breiteten sich antiamerikanische Einstellungen aus, durch Umfragedaten gestützt wird. Seit den fünfziger Jahren hat das Allensbacher Institut für Demoskopie in seinen Repräsentativumfragen auch Meinungen über die USA und das deutsch-amerikanische Verhältnis erkundet. So wurde in unregelmäßigen Abständen gefragt: „Ganz allgemein gefragt: Mögen Sie eigentlich die Amerikaner oder mögen Sie sie nicht besonders?" oder: „Mit welchen von diesen Ländern" -— vorgegeben werden neben Frankreich, England und anderen westeuropäischen Staaten die USA, Polen und die Sowjetunion — „sollten wir möglichst eng zusammenarbeiten?" Anzeichen für eine sich in der westdeutschen Bevölkerung verbreitende kritisch-distanzierte oder gar feindliche Haltung gegenüber den Amerikanern und den Vereinigten Staaten findet man in diesen Daten nicht. Die Amerikaner genießen nicht nur die im Vergleich mit allen anderen für die Bundesrepublik wichtigen Nationen höchsten Sympathien (Schaubild 1). Mehr als zwei Drittel der Befragten wünschen auch — mit nur geringen Schwankungen im Zeitverlauf — eine enge Zusammenarbeit mit den USA. Auch hier Schaubild 1 nehmen die USA eine Spitzenposition ein (Schaubild Für die Validität dieser Befunde spricht, daß sich auch bei anderen Daten, die in den letzten Jahrzehnten durch Umfragen dieses Instituts gewonnen wurden, die gleiche Tendenz zeigt 2).

Ist der deutsche Antiamerikanismus, genauer: ist die These, in der Bundesrepublik verbreite sich ein ausgeprägter Antiamerikanismus also eine Erfindung von Kassandren in Politik und Publizistik, die die aggressiven Äußerungen einer kleinen Minderheit überschätzen und die feste amerikafreundliche Haltung einer großen Mehrheit übersehen? 2. Antiamerikanismus:

Mehr als ein Schlagwort?

* Die Frage läßt sich nicht bündig beantworten. Es mangelt nicht nur an Daten zur genaueren Auslotung der Einstellungen gegenüber den Vereinigten Staaten. Schon der inzwischen allerorten verwandte Begriff Antiamerikanismus trägt dazu bei, daß die Klärung des Sachverhalts eher erschwert als erleichtert wird. Nicht nur im tagespolitischen Streit der Parteien, auch in der Presse bleibt der Sinn des viel verwandten Schlagworts häufig vage und vieldeutig. So wird zuweilen allein schon die Ablehnung einer bestimmten Politik oder bestimmter Politiker, also beispielsweise eine negative Meinung über den gegenwärtigen amerikanischen Präsidenten oder über dessen Rüstungs-und Mittelamerikapolitik, als Ausdruck des Antiamerikanismus betrachtet. Folgerichtig müßte dann auch beträchtlichen Teilen der Opposition in der amerikanischen Bevölkerung und im Kongreß eine antiamerikanische Haltung unterstellt werden. Dies ist offenkundig unsinnig.

Zu dieser Überdehnung des Begriffs haben nicht zuletzt die hitzigen Auseinandersetzungen über die Nachrüstung beigetragen, in denen der Vorwort des Antiamerikanismus häufig als Dreschflegel im politischen Meinungsstreit benutzt wurde. Der Begriff bereitet aber auch ganz unabhängig von diesem politischen Gebrauch Schwierigkeiten. Sie werden deutlich, wenn man einen Blick auf andere Antiismen, etwa den Antikommunismus oder den Antikapitalismus, wirft. Auch antikommunistische oder antikapitalistische Einstellungen sind zumal dort, wo sie weit verbreitet sind, häufig reichlich diffus.

Zumindest der mit mehr oder weniger Bedacht abgelehnte -Ismus ist aber faßbar, beschreibbar und abgrenzbar. über kommunistische Ideen, die marxistisch-leninistische Lehre, die Prinzipien der kapitalistischen Wirtschaftsweise informiert in Grundzügen jedes Konversationslexikon. Die Literatur, in der sie breit dargestellt werden, füllt Bibliotheken. Schlägt man dagegen in den beiden großen deutschen Konversationslexika — in Meyers Enzyklopädischem Lexikon und in der Brockhaus Enzyklopädie — unter Amerikanismus nach, so erfährt man dort, mit diesem Begriff werde a) eine Reformbewegung in der katholischen Kirche, der Papst Leo XIII. 1899 Einhalt geboten habe, und b) eine Besonderheit des amerikanischen Englisch oder eine sprachliche Entlehnung hieraus bezeichnet. Auch in den systematischen Darstellungen der politischen Ideen und Ideologien wird man den Amerikanismus vergeblich suchen. Die Ideen, welche die politische Verfassung und die politische Kultur der USA prägen, werden gemeinhin dem Liberalismus zugerechnet Einen von ihm unterscheidbaren Amerikanismus, eine ausgearbeitete Lehre vom Menschen, von der Geschichte, der Gesellschaft und ihrer politischen Ordnung, die wie andere moderne politische Ideologien, wie Liberalismus, Sozialismus, Kommunismus usw. mit universalem Geltungsanspruch und missionarischem Sendungsbewußtsein vertreten wurden und werden, gibt es, folgt man den Standardwerken zur politischen Ideengeschichte, allem Anschein nach nicht Auf weiterführende Spuren stößt man dagegen in den Sprachwörterbüchern. Nach dem Oxford English Dictionary bedeutet , americanism': „ 1. Bindung an oder Sympathie gegenüber den Vereinigten Staaten, 2. Eigentümlichkeiten oder Charakteristika der USA"; laut Webster werden mit . americanism'das „den amerikanischen Bürgern eigene Nationalgefühl und die nationalen Vorurteile der Amerikaner" bezeichnet. Der Große Duden kennt diese oder ähnliche Bedeutungen nicht. Im Brockhaus-Wahrig wird Amerikanismus mit „Eigenart der Bevölkerung der USA in Geist, Lebenshaltung, Lebensstil, Kultur und Wirtschaftsformen" umschrieben. Für das Wörterbuch der deutschen Sprache aus der DDR ist Amerikanismus die „Nachahmung des nordamerikanischen Lebensstils". Der Begriffsgebrauch ist also offensichtlich uneinheitlich. Amerikanismus gehört anscheinend nicht zum Grundwortschatz der Begriffe, mit denen sich Amerikaner über sich selbst und Nicht-Amerikaner über die Vereinigten Staaten verständigen. Die gängige Rede vom Antiamerikanismus bleibt wohl auch deshalb häufig unklar.

Nun haben allerdings schon . Gründerväter'der Vereinigten Staaten wie Thomas Jefferson und John Adams von Amerikanismus gesprochen So schrieb Jefferson 1797 in einem aufschlußreichen Brief, das politische Urteil seiner amerikanischen Zeitgenossen müsse sich von den „Geboten der Vernunft und des reinen Amerikanismus“ leiten lassen. „Reiner Amerikanismus" hieß hier und auch an anderen Stellen, an denen der Begriff zu dieser Zeit zu finden ist: Entschiedene Ablehnung von Vorstellungen, die englischen und — weiter — kontinental-europäischen Interessen dienen oder aus der Sicht eines „unabhängigen, unverfälschten, unparteiischen Amerikanismus" (Adams) zu dienen scheinen. Dies hieß auch: Betonung der politischen, ökonomischen und kulturellen Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der USA Am nächsten kommt dieser ursprünglichen Bedeutung des Begriffs dessen Umschreibung im Brockhaus-Wahrig. Aber auch der Webster ist davon nicht weit entfernt, denn der Weg von der starken Betonung einer nationalen Eigenart zum Vorurteil ist nicht weit. Die Fahndung nach der Bedeutung des Schlagworts Antiamerikanismus kann hier abgeschlossen werden. Sie hat soviel ergeben: Ursprünglich war mit Amerikanismus ein entschiedenes Bekenntnis der Amerikaner zur Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten und zu dem . Geist gemeint, in dem die Unabhängigkeits-bewegung die politische Ordnung der neu-englischen Kolonien revolutioniert hatte. Amerikanismus war hier etwa gleichbedeutend mit . Verfassungspatriotismus'. Weil der so verstandene Amerikanismus neben dem Bekenntnis zu den Grundprinzipien der amerikanischen Verfassung, die bekanntlich im Unterschied zu allen anderen modernen Staatsverfassungen außerordentlich knapp gehalten ist, auch eine positive Einstellung zu mannigfachen anderen Eigenarten der Amerikaner und der USA umfassen kann, läßt sich der Inhalt des Amerikanismus nicht begrifflich festlegen. Dies gilt auch für den Antiamerikanismus und die Übertragung beider Begriffe auf die Einstellungen von Nicht-Amerikanern zu den USA. Häufig ist mit Anti-Amerikanismus nicht mehr als eine ausgeprägte Antipathie gegenüber den USA mit Amerikanismus oder Pro-Amerikanismus dagegen eine Sympathie für die Vereinigten Staaten gemeint. Auf ein emotionales Element verweisen alle Umschreibungen. Statt von amerikafeindlichen oder -freundlichen Einstellungen von Amerikanismus oder Antiamerikanismus zu sprechen, ist jedoch wohl nur dann sinnvoll, wenn sich Gefühlshaltungen mit mehr oder minder richtigen Vorstellungen von Eigenarten der USA und Urteilen über deren Qualität, also Wertungen, verbinden. „Den Amerikanern", räsonnierte Hitler im Führerhauptquartier, „traue ich eine ganz große Zukunft deshalb nicht zu, weil sie in meinen Augen ein verderbter und korrupter Staat sind... Einen Haß und eine Abneigung tiefster Art habe ich gegen den Amerikanismus ... Amerika ist in seiner ganzen geistigen Haltung eine halb verjudetete und vernegerte Gesellschaft." Hier sind (beispielhaft und in seltener Dichte) Wertung, Ausdruck von Gefühlen und eine Vorstellung von der amerikanischen Gesellschaft verknüpft.

Sollen die Begriffe Amerikanismus und Antiamerikanismus zur Klärung beitragen, so sind sie dieser Struktur von Einstellungen entsprechend zu verstehen als: Vorstellungen von den Eigenarten der Vereinigten Staaten, von Land und Leuten, Geschichte und Geographie, Kultur, Wirtschaft, Politik, die mit Sympathien und positiven Wertungen bzw. mit Antipathien und negativen Wertungen verbunden sind. 3. Datenbasis und Literatur Grundmuster und Verbreitung des Amerikanismus und Antiamerikanismus in der Bun-desrepublik ließen sich beschreiben, wenn . qualitative Analysen der in der politischen Publizistik in Wissenschaft und Literatur mehr oder minder breit entfalteten Vorstellungen von den USA mit quantitativen Inhaltsanalysen ihrer Darstellung in den Medien und mit Umfragedaten verbunden werden könnten, die das Meinungsspektrum in der Bevölkerung differenziert erfassen. Dies ist derzeit nicht möglich. Trotz der unverkennbaren Bedeutung des Themas wäre der Aufwand für die quantitativen Studien wohl auch zu groß.

So überrascht nicht, daß nahezu alle größeren Untersuchungen zu diesem Themenfeld . qualitative Inhaltsanalysen'sind, also Untersuchungen des Amerikabildes'im Werk einzelner Schriftsteller und Philosophen oder Untersuchungen des Amerikabildes'in der kulturpolitischen Publizistik wichtiger Abschnitte der deutsch-amerikanischen Geschichte Sie werden durch einige Inhalts-analysen der Tagespresse ergänzt Hieraus kann naturgemäß nicht auf das Amerikabild oder die Amerikabilder der Deutschen, also auf die Verbreitung und Verteilung von Vorstellungen über die USA und Einstellungen zu den USA in der Bevölkerung geschlossen werden. Soviel ist aber möglich: Es lassen sich Grundmuster von Vorstellungen und Wertungen herausarbeiten und Anhaltspunkte für die Einschätzung des Verhältnisses zwischen pro-und antiamerikanischen Tendenzen in der . veröffentlichten Meinung'gewinnen.

Wie schon wiederholt bemerkt wurde fällt beim Studium der einschlägigen Texte ein eigentümliches Verhältnis von Kontinuität und Wandel auf. Obwohl sich in den deutschen Amerikabildern die politisch-ökonomischen und soziokulturellen Wandlungen in der Geschichte der USA spiegeln, kehren bei der Einschätzung der Vereinigten Staaten ähnliche Deutungsmuster und Wertungen immer wieder.

II. Antiamerikanismus im deutschen Amerikabild

Schaubild 2

1. Die alte und die neue Welt Die Ostküste Nordamerikas wurde im Zeitalter der Reformation, der Glaubenskriege und der Aufklärung kolonisiert. Große oder zumindest in ihrer neuen Heimat bald einflußreiche Gruppen flohen aus Europa, weil sie als Glaubensgemeinschaften, als Gemeinden von Reformern, deren religiöse Überzeugungen auch Forderungen nach einer Lebensreform und nach politischen Änderungen ein-schlossen, in ihrer alten Heimat nicht geduldet wurden oder sich dort kaum entfalten konnten. Die neuenglischen Kolonien wurden so in doppeltem Sinne zur . neuen Weit'. Mit dem ganzen amerikanischen Kontinent gehörten sie zu der im Westen neu entdeckten Welt. Darüber hinaus wurden sie von vielen Einwanderern auch als Ort der Erneuerung von Religion, Kultur, Gesellschaft und politischer Ordnung Europas, als Ort eines . neuen Jerusalem'betrachtet, von dem die Erneuerung der Welt, das . goldene Zeitalter', seinen Ausgang nehmen werde.

Dieser Idee entsprach ein Deutungsschema, das auf dem Gegensatz alt/neu beruhte und vielfach variiert werden konnte: Niedergang/Aufstieg, Dekadenz/Erneuerung; alt als Synonym für erfahren, gebildet, geschichtsbewußt, kultiviert, konservativ; jung als Synonym für unerfahren, ungebildet oder auch: unverbildet, geschichtslos, unkultiviert oder auch: natürlich, progressiv, offen. Diese Dichotomie ließ sich gegen Europa, aber auch gegen Amerika wenden. Sie war schon im 18. Jahrhundert im Gebrauch.

Missionierende Jesuiten glaubten in nordamerikanischen Indianerstämmen Verkörperungen von Idealen der europäischen Aufklärung, Menschen von natürlicher Tugend, . gute Wilde', natürliche Gesellschaftsordnungen zu entdecken und nährten mit ihren Berichten die europäische Kulturkritik. Wie keine andere exotische Stammesgesellschaft sind seitdem die nordamerikanischen und nord-mittelamerikanischen Indianerstämme immer wieder idealisiert worden. Cooper, dessen , Lederstrumpf' im europäischen bürgerlichen Lesepublikum des 19. Jahrhunderts weit verbreitet war, hat zur Verbreitung dieses Ideal-bildes ebensoviel beigetragen wie Karl May zu dessen Popularisierung. Der literarische Erfolg des Pseudoethnologen Castaneda ist das neueste Beispiel für die Instrumentalisierung von Indianern als Medium der Kultur-kritik Daß die Geschichte von der Vertreibung und Ausrottung der Indianer ungleich mehr Aufmerksamkeit findet und Mitgefühl weckt als die Vertreibung und Zerstörung anderer . Naturvölker', daß sie dem Schuldkonto der Vereinigten Staaten gerade in den letzten Jahren immer wieder hoch angerechnet werden konnte, ist auch in dieser populären Idealisierung begründet. So steht in einer für den neueren Antiamerikanismus beispielhaften Darstellung der amerikanischen Politik das Schicksal der Indianer am Anfang einer Entwicklung, die scheinbar mit innerer Konsequenz zum „letzten Szenario", zu Amerikas „letztem Gefecht", zur Planung eines atomaren . Erstschlags’ gegen die Sowjetunion führt

Das durch den . guten Wilden’ exemplifizierte Deutungsmuster ließ sich aber auch umkehren. Wie, so lautete eine in der französischen Intelligenz der Aufklärung viel diskutierte Frage, läßt sich erklären, daß Nordamerika so dünn besiedelt ist, daß die Indianer auf einer so niedrigen Kulturstufe leben, viele technische Hilfsmittel nicht kennen, keine Städt, keine dauerhaften Bauwerke hervorgebracht haben? Die Frage wurde im Geist des heraufkommenden naturwissenschaftlichen Zeitalters beantwortet: Klima und Bodenverhältnisse seien so beschaffen, daß sie eine Degeneration der Einwohner bewirkten. Auch die Kolonisten, so wurde mit scheinbar exakten Meßdaten bewiesen, würden diesem Schicksal nicht entgehen. In der unwirtlichen Natur sei der kulturelle Niedergang unausweichlich.

Schon unter den Nachkommen der Eingewanderten sei ein Schwund an geistigen und körperlichen Kräften zu beobachten. Autoren populärwissenschaftlicher Werke über Nordamerika wie der auch in Deutschland gelesene literarische Großunternehmer Abb Raynal haben zur Verbreitung solcher Thesen beigetragen. Dabei waren sie so erfolgreich, daß sich Benjamin Franklin genötigt sah, sie zu widerlegen und in Paris unmittelbar in den Streit einzugreifen

Die „Beweise" für die Dekadenz der Amerikaner haben gewechselt; die These selbst kommt indessen immer wieder auf: Vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zu Hitler wurde sie häufig rassenbiologisch begründet. Derzeit wird wieder auf die uralte Annahme zurückgegriffen, Reichtum und eine luxurierende Zivilisation machten dekadent. Die Energieverschwendung der Amerikaner wird als Dekadenzsymptom interpretiert. Gerd Raeithel beobachtet den „Verfall einer Staatsidee" und den Niedergang des amerikanischen Gemeinwesens, wofür er vor allem die mächtige „Geldaristokratie“ verantwortlich macht Tomi Ungerer illustriert diese Ansicht, indem er mit dem Umzug von New York in ein irisches Bauernhaus das Sujet seiner Zeichnungen wechselt: dort bizarre Gespenster auf Parties der High-Society, hier dralle Kinder und lebhafte Haustiere

Dem hoffnungsvollen Optimismus, ja der Faszination, mit der auch in Europa seit der Aufklärung die Dynamik der USA, ihre Fortschritte und Fortschrittlichkeit auf allen Gebieten verfolgt wurden, steht das Bild vom (noch) ungebildeten, kulturlosen, geschichtslosen Amerikaner gegenüber. Auch dieses Bild hatte faszinierende Seiten: Die „jungen Wilden" der zwanziger Jahre, darunter Benn und Brecht, begeisterten sich für die rohe Männlichkeit des Trappers und Cowboys, der Boxer, Bosse und Gangster, für den „Dschungel" der amerikanischen Großstädte. Der amerikanische Film, die Jazzmusik, Schlager, die Massenproduktion von Konsumartikeln begannen auch in Europa die „Massenkultur" der städtischen Gesellschaft zu prägen

Dominant blieben aber die seit dem frühen 19. Jahrhundert verbreiteten negativen Wertungen. Wich Goethe im ironisch gebrochenen „Amerika, du hast es besser" einer eindeutigen Wertung noch aus, so hielt Hegel die amerikanische Gesellschaft und die Union für ein ganz unausgereiftes, mit den entwikkelten europäischen Staaten nicht vergleichbares Gebilde. Im Geist der Romantik aufgewachsene Auswanderer kehrten mit beredten Klagen über die rauhe, übermächtige Natur, in der keine Nachtigall singt (Nikolaus Lenau), und die ungehobelten, unkultivierten „Yankees" zurück Dem ob der Dekandenz, Enge, politischen Unfreiheit Europas „Europamüden" trat in Ferdinand Kürnbergers viel gelesenem Roman der „Amerikamüde" gegenüber Dieser Roman ist beispielhaft für die bis in unser Jahrhundert hinein reichhaltige Amerikaliteratur, die nicht auf Erfahrungen der Autoren, sondern auf Berichten anderer und verbreiteten Vorurteilen fußt. Die Amerikaner, so liest man hier und andernorts in der zweiten Jahrhunderthälfte immer wieder, seien oberflächlich, ungebildet, ruhelos. Ihnen fehle der Ernst des Glaubens und die Tiefe des Gemüts, weshalb es bei ihnen auch keine Gemütlichkeit gebe. Sie seien ganz auf äußeren Erfolg, materiellen Nutzen, Gelderwerb bedacht. Geistiges bedeute ihnen wenig.

Jacob Burkhardt setzte in seinen „Weltgeschichtlichen Betrachtungen" Geschichtslosigkeit und Barbarei in eins und fügte hinzu, auch die Amerikaner verzichteten auf das Geschichtliche Der Soziologe Ferdinand Tönnies hielt sie für „äußerlich, fromm, innerlich durchaus weltlich flach": Sie kennen die alte Welt, also die Grundlagen ihrer Kultur, nur mangelhaft. Sie leben daher viel mehr in der Gegenwart und in Zukunftsvorstellungen. Der „Geist" Amerikas, das „Endprodukt der 11/2 Jahrtausend hindurch genährten Bildung Europas, woran er durch seine unehrwürdigen Kirchen, wie durch die Spuren von Kunstausübung, die ihn umgeben, erinnert wird, ist in seinem Bewußtsein ganz jung und neu, also durchaus . rationalistisch', und zwar im Sinne einer Vernunft, die sich am liebsten mit den Mitteln für äußere Zwecke beschäftigt."

Äußerlich/innerlich — damit wird eine andere der zahlreichen Dichotomien aufgenommen, die seit der französischen Revolution und der deutschen Romantik die Vorstellung von einem qualitativen Unterschied zwischen deutscher Kultur und westlicher Zivilisation geprägt haben. Vieles spricht dafür, daß das Fundament dieser Überzeugung mit dem auch kulturpolitischen Scheitern des Nationalsozialismus und der auch kulturellen Integration der Bundesrepublik in den „Westen" zerbrochen ist. Indes läßt sich nicht mehr völlig ausschließen, daß die Woge politischer Kritik auch kulturkritische Vorurteile wieder hochspült. „ 700 Worte hat ein Durchschnitts-amerikaner, Frauen 800, ein Chauffeur (infolge Fluchens) 900, Präsident Coolodge keines, W. Shakespeare 14 000", schrieb Lion Feuchtwanger in „Pep. J. L. Wetcheeks amerikanisches Liederbuch", einer amüsanten Revue der Amerikabilder und antiamerikanischen Vorurteile in den zwanziger Jahren Er sprach damit nicht nur den verbreiteten Glauben an die kulturelle Überlegenheit der Europäer an. Indem er den amerikanischen Präsidenten als extreme Verkörperung des Amerikanischen behandelte, bediente er sich auch eines in unserem Jahrhundert viel genutzten Mittels. Betrachtet man das „Image" Ronald Reagans vor diesem Hintergrund, so ist vielleicht nicht nur er gemeint, wenn von der „linolschnittartigen Schlichtheit seiner politischen Philosophie", von „Zweifeln an der Kompetenz und den intellektuellen Fähigkeiten des Präsidenten" die Rede ist, der nur „Kurzmemos" zu anstehenden Problemen liest und anscheinend Brasilien und Bolivien nicht auseinanderhalten kann

Vielleicht war es nur ein Scherz, vielleicht aber auch ein Symptom, daß eine Getränke-firma unlängst mit Texten wie dem folgenden für „afri-cola — Eine deutsche Alternative" zu einem sehr amerikanischen Produkt warb: „Ich, Susanne Sommer, 17, stehe nun mal auf Made in Germany. Gut, New York ist toll, aber ich finde München besser. Ich treffe mich lieber mit Fritz in einer Schwabinger Kneipe als mit irgendeinem Bob in der SnackBar. Bummle lieber über den Flohmarkt als durch ein Shopping-Center. Esse lieber Leberkäs als Hamburger und Hot Dogs. Und überhaupt: was sind schon Chips gegen die Bratkartoffel meiner Mutter! Und was ist schon irgendeine Cola gegen unser Afri. Made in Germany." Eine weniger „amerikanisierte" neue kulturnationale Attitüde ist auch in ernsthafteren und ernster zu nehmenden Ausprägungen vorstellbar; denn: „Es besteht kein Grund, europäische und deutsche kulturelle Traditionen von Erscheinungen amerikanischer Unkultur, die unser Alltagsleben und unsere politischen Zustände schon so weitgehend beherrschen, überdecken zu lassen.“ 2. Der American way of life „Kein Cowboy, nur ein religiöser Mensch" überschrieb Rudolf Augstein einen Leitartikel zum Besuch Ronald Reagans in der Bundesrepublik Andernorts war zu lesen: „Reagans fromme Kunde überwölbt sein praktisches Programm; im Namen des Allmächtigen exekutiert, wird es sakrosankt. Blasphemie begeht, wer ihm den Gehorsam verweigert. Und . spirituelle Verjüngung'meint nichts anderes als Realismus, Rüstung, Restauration; das reaktionäre Projekt verschafft sich die höheren Weihen pionier-geistiger Religiosität. Wer im Regierungsamt (wie Reagan, G. C. B.) den Hort hoher moralischer Ansprüche verteidigt, sich zum , Tempel-Herrn erkürt und der . schimmernden Stadt auf dem Hügel'huldigt, vor dessen missionarischem Eifer können Farbige, Faule, Frevler, Feige selbstredend keine Gnade finden. Das Spektrum des Gottgefälligen reicht vom . gerechten Krieg'bis zur . sauberen Leinwand.'"

Vielleicht ist Reagans Politik, gemessen an den Zielen der Entspannungspolitik, der Entwicklungspolitik und der Sozialpolitik, tatsächlich reaktionär und fatal. Vielleicht ist er in seiner Religiosität oder in seiner religiösen Rhetorik auch bigott. Das ist hier nicht zu diskutieren. Stutzig macht, daß nicht nur er als ein Präsident betrachtet wird, der Politik mit Religion verbrämt. Jimmy Carter, für Peter, Merseburger ein „Mann guten Willens, der Sinn für Gerechtigkeit und sozialen Ausgleich zeigte“, ist für ihn zugleich ein Mann von „bizarrer Religiosität", in dessen „Strategie moralischer Höhenflug und sumpfige Niederungen der Taktik" einander nie ausschlössen. Er verdankte seinen Aufstieg „einer einzigartigen Kombination von moralischer überzeugungstreue, ja Glaubensstärke, und eiskalter, systematischer Planung" Gerd Raiethel kommentiert „Neues und bereits Vertrautes aus den USA“ mit Bemerkungen wie: „Die amerikanische Demokratie irrlichtert schon lange zwischen hohem moralischen rhetorischen Idealismus, Gesinnungslumperei, Korruption und totaler Verzweiflung ... Der öffentlich fromme Nixon zeigte mit der B-52, daß überm Sternenzelt ein lieber Vater wohnt und auf wessen Seite er ihn ganz selbstverständlich wähnt." Allem Anschein nach sind Präsidenten der Vereinigten Staaten notorisch bigott. Sie reden ständig von Gott und machen zugleich schmutzige Pplitik.

Auch dieses Vorurteil hat eine lange Tradition. Heinrich Heine spielte in seinen wahrscheinlich 1830 entstandenen Helgolandbriefen mit dem Gedanken an eine Emigration aus den rückständigen, alle freiheitlichen Bestrebungen unterdrückenden deutschen Landen und musterte die denkbaren Ziele: Frankreich, England und die USA: „Soll ich nach Amerika, diesem ungeheuren Freiheitsgefängnis, wo die unsichtbaren Ketten mich noch schmerzlicher drücken würden als zu Hause die sichtbaren, und wo der widerwärtigste aller Tyrannen, der Pöbel, seine rohe Herrschaft ausübt?... Ihr lieben deutschen Bauern! geht nach Amerika! dort gibt es weder Fürsten noch Adel, alle Menschen sind dort gleich, gleiche Flegel... mit Ausnahme freilich einiger Millionen, die eine schwarze oder braune Haut haben und wie Hunde behandelt werden!... Dabei machen die Amerikaner großes Wesen von ihrem Christentum und sind die eifrigsten Kirchgänger. Solche Heuchelei haben sie von den Engländern gelernt, die ihnen übrigens ihre schlechtesten Eigenschaften zurückließen. Der weltliche Nutzen ist ihre eigentliche Religion, und das Geld ist ihr Gott, ihr einziger, allmächtiger Gott." Arthur Schopenhauer fand als in den USA „herrschende Gesinnung" den „niedrigen Utilitarismus nebst seiner unausbleiblichen Gefährtin, der Unwissenheit, welche der stupiden anglikanischen Bigotterie, dem dummen Dünkel, der brutalen Rohheit...den Weg gebahnt hat."

Friedrich Nauman schrieb nach dem Versailler Vertrag, nun sei sichtbar geworden, was der Mantel der hehren Friedensziele des Präsidenten Wilson verborgen habe, das Ziel eines „römischen" amerikanisch-englischen Riesenimperiums, eines kapitalistischen Herrschaftssystems, das die Völker in Klassen, in Herrscher, Neutrale, Kolonien und Sträflinge aufteile Etwa zur gleichen Zeit erklärte der schon einmal zitierte Ferdinand Tönnies, für die amerikanische öffentliche Meinung sei die „eigentliche Lebensaufgabe des Menschen, ein gutes Geschäft zu machen; und dies muß sich auch ins Jenseits erstrecken ... Die Vereinigten Staaten sind das gelobte Land des Kapitalismus und der Bourgeoisie; die öffentliche Meinung hält diesen Zustand nicht für schlechthin normal, sondern für einen Musterzustand und für den höchsten Gipfel des menschlichen Fortschritts."

Positive Urteile über die immer wieder als befremdend empfundene Symbiose von Religiosität, Utilitarismus und ökonomisch-politischem Machtkalkül lassen sich kaum finden. Wenige entfernten sich wie Max Weber in seiner deshalb nicht nur soziologisch ungemein bedeutsamen Studie über die protestantische Ethik und den Geist des Kapitalismus von der gängigen Betrachtungsweise. In der marxistischen oder marxistisch beeinflußten Literatur wurde sie übernommen, weiter verbreitet und theoretisch untermauert. Die amerikanische Geschichte des letzten Jahrhunderts scheint aus dieser Sicht zu beweisen, daß die Krisen des Kapitalismus zwangsläufig zu einem mit ökonomischen und/oder politisch-militärischen Mitteln ausgeübten Imperialismus und „Neokolonialismus" führen. Auch die zweite nach marxistischer Lehre zu erwartende Folge kapitalistischer Krisen, der Faschismus, wurde schon als „alltäglicher Faschismus" entdeckt 3. Die Weltmacht: Hort der Demokratie oder imperialistischer Aggressor?

Sind religiöses Pathos und demokratisches Credo als reine Ideologie „entlarvt", so ist der Weg zu der Annahme nicht mehr weit, die amerikanische Politik werde durch eine kapitalistische Plutokratie gesteuert und diene dazu, die weltweiten Interessen des amerikanischen Kapitalismus zu sichern. Die brillianteste Darstellung der USA aus dieser Sicht, wohl das Meisterwerk der deutschen antiamerikanischen Literatur, Giselher Wirsings 1942 erschienenes Buch „Der maßlose Kontinent" ist allem Anschein nach vergessen. Es wird in keiner der neueren Studien zum deutschen Amerikabild erwähnt und ist, obwohl es nach der Erstauflage in einer hohen Wehrmachtsauflage verbreitet worden war, in den Bibliotheken nur schwer greifbar.

Im Mittelpunkt des Buches steht die Zeit der Präsidentschaft F. D. Roosevelts. Das Buch ist gut geschrieben, der Autor ist vorzüglich informiert und versteht es, seine Hauptthesen überzeugend zu entwickeln. Sie lauten knapp zusammengefaßt: Die USA befinden sich, seitdem die Eroberung des Westens abgeschlossen ist, in einer Krise, die in der von den USA ausgegangenen Weltwirtschaftskrise kulmi. nierte. Roosevelt will diese Krise außenpolitisch durch die Erringung der Weltherrschaft, innenpolitisch durch den New Deal überwinden. Er ist vom (weithin jüdischen) Finanzkapital, der Großindustrie und seinem — von diesen beeinflußten — (jüdischen) „Gehirntrust" aus den Universitäten der Ostküste abhängig. Während er wegen der Interessenlage des Kapitals das wohlfahrtsstaatliche Programm des New Deal nur in Teilen verwirklichen konnte, liegt die ökonomische Weltherrschaft in dessen Interesse. Sie erfordert eine Ausschaltung Deutschlands als der wichtigsten europäischen und Japans als der wichtigsten asiatischen Gegenmacht der USA. Weil das amerikanische Volk friedwillig ist, mußten Deutschland und Japan durch undurchsichtige Machenschaften zur Kriegserklärung gezwungen werden. Die politische Krise der amerikanischen Demokratie, die auch eine kulturelle Krise der amerikanischen Gesellschaft ist, kann so aber nicht überwunden werden. Notwendig sind eine neue politische Ordnung der USA (nach deutschem Vorbild), eine Abkehr vom Amerikanismus, von den überlebten Ideen der Gründerväter, und eine neue Weltordnung, in der die USA, Japan und Deutschland ihre Hegemoniezonen gegeneinander abgrenzen und achten.

Sieht man von der Suggestion einer jüdischen Weltverschwörung ab, so enthält Wirsings Buch nahezu alles, was in der neuesten, entschieden antiamerikanischen Literatur wiederzufinden ist die These, daß die USA nach politisch-ökonomischer Weltherrschaft streben, deren „Beweis" durch die Auflistung der amerikanischen Interventionen und Angriffskriege sowie die Darstellung des US-Imperialismus in Mittel-und Südamerika ge-liefert wird, die Trennung zwischen dem friedlichen amerikanischen Volk und der vom Großkapital kontrollierten Machtelite, die Kritik an der amerikanischen „Ideologie", die Schilderung politischer Machenschaften hinter den Kulissen, die Darstellung der krassen Gegensätze zwischen Reichtum, Armut und Not, die Vorurteile gegenüber dem american way of life. Selbst die breite Schilderung der Naturausbeutung und Naturzerstörung in den USA und deren Erklärung durch das ökonomische System fehlten bei Wirsing nicht.

Daß rechter und linker Antiamerikanismus fast ununterscheidbar geworden ist, verrät die beiderseitige Reduktion aller die amerikanische Politik beeinflussenden Interessen und Motive auf die imperialen Wirtschaftsinteressen ebenso wie die Ausblendung des weltpolitischen Umfelds der amerikanischen Politik. So wird der Eindruck erweckt, alle Spannungen gingen von den USA aus und die amerikanischen Politiker seien zusammen mit den Militärs ständig mit Kriegsszenarios und Angriffsplänen beschäftigt Mehr noch: die in der Nachkriegszeit vor allem in der rechtsradikalen Literatur weitverbreitete These, Roosevelt trage (Mit-) Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, wird nun in „linker" Literatur wiederbelebt: „Man mußte versuchen, Japan und/oder Deutschland oder beide zugleich zu zwingen, Amerika anzugreifen oder den USA den Krieg zu erklären. Man entschied sich in Washington schließlich dafür, daß Japan diesen Schritt tun sollte ... Beide mußten besiegt werden, aber nicht, weil sie faschistische Regierungen besaßen, nicht wegen der brutalen Niederwerfung europäischer und asiatischer Völker, nicht weil sie unterdrückte und besiegte Völker unmenschlich behandelten und ausbeuteten ..., sondern weil ein , End-Sieg'Deutschlands und Japans das Ende der amerikanischen Wirtschafts-Hegemonie bedeutet hätte."

III. Beweggründe des Antiamerikanismus

1. Kontinuität im Wandel Mehr oder minder ausgeprägte antiamerikanische Meinungen sind literarisch bezeugt, seitdem sich in Nordamerika die Bildung eines neuen Gemeinwesens abzeichnete. Nicht wenige der alten Vorurteile, auf die hier hingewiesen wurde, sind gemeineuropäische Vorurteile mit langer Tradition. Selbst Alexis de Tocquevilles immer wieder zu Recht gerühmtes Werk über die Demokratie in Amerika steckt voll davon. Dem verfassungspolitischen Amerikanismus der Demokraten, der in Deutschland im Vormärz festere Konturen annahm und der die Verfassungsgeschichte von 1848/49 bis zu den Beratungen über das Grundgesetz beeinflußt hat, stand im 19. Jahrhundert der politische Antiamerikanismus der Konservativen, im 20. Jahrhundert der Antiliberalismus und -amerikanismus der radikalen Rechten und Linken gegenüber. Alt und gemeineuropäisch sind auch die kulturellen Vorurteile gegenüber der neuen, anscheinend geschichtslosen, vom europäischen Erbe zehrenden Nation.

Im deutschen Bildungsbürgertum, in dessen Entgegensetzung von deutscher Kultur und westlicher Zivilisation, von deutschem Geist und angelsächsischem Geschäftsgeist, Innerlichkeit und Äußerlichkeit war der kulturelle Antiamerikanismus allerdings besonders ausgeprägt. Weil im liberalen Bürgertum verfassungspolitischer Amerikanismus und kultureller Antiamerikanismus aufeinanderstießen, war das Amerikabild hier besonders ambivalent und schwankend. Von einem kulturellen und ökonomischen Amerikanismus sowie einem politisch-ökonomischen Antiamerikanismus läßt sich dagegen erst seit den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts sprechen. Die sich rasch ausbreitende Begeisterung für Film, Ford und Fox, für die neue amerikanische Massen-und Vergnügungskultur wie für die in den USA entwickelten Produktionsmethoden einerseits, die Gleichsetzung von USA, Kapitalismus und Imperialismus andererseits verliehen dem deutschen Amerika-bild neue Farben. Intellektuelle Propagandisten des Nationalsozialismus haben schließlich die ganze Breite antiamerikanischer Vorstellungen aufgenommen und die zuvor oft gar nicht oder nur lose verbundenen verfassungspolitischen, kulturellen, politisch-ökonomischen Betrachtungsweisen integriert. So entstand ein in sich geschlossenes negatives Monumentalbild des „maßlosen Kontinents“.

Davon ist die neuere antiamerikanische Literatur noch weit entfernt. Bewußt oder unbewußt werden darin jedoch alte Klischees des politisch-ökonomischen und des nun stark politisch gefärbten kulturellen Antiamerikanismus aufgenommen. Der Umfang dieser Literatur ist in den letzten Jahren deutlich geB wachsen. Wie in den Daten der Umfrageforschung läßt sich aber auch auf dem Buch-und Zeitschriftenmarkt die durch die Leitartikel der Presse geisternde Woge eines neuen Antiamerikanismus nicht entdecken. Im breiten Strom der Literatur über die USA bilden die antiamerikanischen Publikationen nur eine Welle. Die meisten Bücher und Aufsätze informieren sachlich-gediegen über die Vereinigten Staaten oder wollen den Leser für die USA einnehmen. Dem „neuen" Antiamerikanismus fehlen auch die gesellschaftlich und politisch starken Stützen des „alten“ Antiamerikanismus, das Bildungsbürgertum, die reaktionär konservative Rechte des Kaiserreiches und die revolutionäre Rechte sowie die revolutionäre Linke der Weimarer Republik. Dennoch ist der neue Antiamerikanismus ernst zu nehmen. Während die noch unmittelbar an die Traditionen des alten Antiamerikanismus anknüpfende Literatur in der Nachkriegszeit mehr und mehr ins politische Abseits geraten war, kommt der „Zeitgeist" seit den siebziger Jahren dem neuen Antiamerikanismus entgegen. Verbreitete Irritationen angesichts des „fremden Freundes", des „unbekannten Partners und Verbündeten" fördern die Aufnahmebereitschaft für griffige Klischees. Jene Journalisten, die ihre Feder vor allem mit dem moralischen Zeigefinger führen, bedienen sich der einprägsamen Vorurteile. Agitatoren mit kaum verbrämten politischen Motiven nutzen die Gunst der Stunde. Wo liegen die Beweggründe für diesen Wandel? 2. Irritationen, Hoffnungen, Enttäuschungen Rassenunruhen, Armut im reichsten Land der Welt, verrottete Stadtregionen, der Vietnamkrieg, die Unterstützung rechtsgerichteter Diktaturen in der Dritten Welt, Watergate, rasche politische Kursänderungen — . Amerikanische Wechselbäder" —, beängstigende Drohgebärden, Kriegsszenarios und Rüstungsprogramme — liegen nicht in diesen auch in den USA vielfach kritisierten und Proteste auslösenden sozialen Krisen, politischen Ereignissen und Tendenzen die Ursachen des negativen Amerikabildes? Gewiß hat all dies zu kritischen Einstellungen gegenüber den USA und deren Extrem, einem entschiedenen Antiamerikanismus, beigetragen. Auch in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren, als das deutsche Amerika-bildglänzte, als die Begeisterung für den amerikanischen Präsidenten zumal in den jüngeren Generationen groß war, hätten sich jedoch nicht wenige jener heute wahrgenommenen und negativ beurteilten Züge der amerikanischen Gesellschaft und Politik finden lassen. So spricht vieles für einen Wandel in der Wahrnehmung. Er läßt sich durch unterschiedliche Generationserfahrungen plausibel erklären Wer in Freiheit, Frieden und Wohlstand aufgewachsen ist, sieht die USA mit anderen Augen als die Generationen, welche die nationalsozialistische Diktatur, Kriege, materielle Not und kulturelle Verödung erlebt haben.

Die Erklärung des Meinungswandels, der von der „politischen Generation" der Studentenbewegung ausging und heute überall dort greifbar ist, wo sich diese Generation politisch artikuliert, muß aber wohl noch tiefer ansetzen. Während der Weltwirtschaftskrise entstand Bertold Brechts großes Gedicht über den „verschollenen Ruhm der Riesenstadt New York" Dessen erster Teil, in dem er die selbst Kleidungsstil und Körperhaltungen prägende Amerikabegeisterung seiner Generation schildert, gipfelt im Ausruf: „Wahrlich, ihr ganzes System des Gemeinlebens war unvergleichlich. Welch ein Ruhm! Welch ein Jahrhundert!" . Allerdings", so fährt er fort „dauerte dieses Jahrundert nur knappe acht Jahre ... Heute, wo es sich herumgesprochen hat, daß diese Leute bankrott sind, sehen wir auf den anderen Kontinenten (die zwar auch bankrott sind) allerhand anders, wie es uns vorkommt, schärfer.“ Und nach der Beschreibung der krisengeschüttelten Stadt, der materiellen Not, der toten Symbole des Fortschritts schließt der zweite Teil: „Welch ein Bankrott! Wie ist da ein großer Ruhm verschollen! Welch eine Entdeckung: Daß ihr System des Gemeinlebens denselben jämmerlichen Fehler aufwies wie das bescheidenerer Leute!" Welch eine Entdeckung: — so müßte ein Brecht der Nachkriegsgeneration heute wohl schreiben — daß ihr System des Gemeinlebens noch mehr jämmerliche Fehler aufweist als andere.

Für meinungsbildende Teilgruppen der „verspäteten" deutschen Nation sind die in wichtigen Bereichen zunächst politisch, dann ökonomisch und schließlich auch kulturell fortge-schritteneren Vereinigten Staaten immer wieder zum Vorbild geworden. Die USA zeigten, daß Freiheit und Demokratie, nationale Einheit in föderativer Vielfalt, eine sehr rasche industrielle Entwicklung und die Produktion von Industriegütern für den Massen-konsum, d. h. ein Ausbruch aus der Enge vormoderner nationalkultureller Traditionen in eine nicht mehr an Nationen und Klassen gebundene städtisch-industrielle Massenkultur, möglich waren. Der erfahrenen Wirklichkeit im rückständigen Deutschland trat so ein Idealbild der Vereinigten Staaten gegenüber, das eher ein Gegenbild der deutschen Erfahrungen als ein Spiegelbild der amerikanischen Realität war. Der zu dogmatischer Strenge neigende deutsche Idealismus trug manches zusätzlich zur Fehleinschätzung der Vereinigten Staaten bei. Der viele Unterschiede zwischen Ideal und Wirklichkeit hinnehmende „pragmatische" amerikanische Idealismus wurde immer wieder mißverstanden.

So wiederholten sich nachhaltige Enttäuschungen angesichts der schließlich wahrgenommenen Differenz von Ideal und Wirklichkeit. Schon Heine verlieh ihnen Ausdruck. „Amerikamüde'1 und desillusioniert kehrten in die USA emigrierte Demokraten des Vormärz und der 48er Revolution zurück. Die Unvereinbarkeit von Wilsons Friedensprogramm und dem Versailler Vertrag irritierte die Kriegsgegner und die demokratischen Kräfte, die auf Wilson gebaut hatten, tief. Brecht spricht für die Zwischenkriegsgeneration, die sich in der Weltwirtschaftskrise von ihrem Amerikanismus ab und dem Faschismus oder Kommunismus zuwandte. In der Nachkriegs-generation wurden erneut — und nun auch mit politisch-pädagogischer Unterstützung — amerikanische Ideale und amerikanische Realität oft ineins gesetzt. Erneut blieben Enttäuschungen nicht aus und erneut schlug ein illusionärer Amerikanismus auch in Antiamerikanismus um.

IV. Folgerungen

Die These, in der Bundesrepublik verbreiteten sich antiamerikanische Einstellungen, wird durch Umfragedaten nicht gestützt, wenn man zwischen den weiterhin überwiegend positiven allgemeinen Einstellungen und tatsächlich verbreiteten negativen Meinungen über einzelne Politiker und deren Politik differenziert. Allerdings zeigt eine genauere Aufschlüsselung der Daten, daß sich solche negativen Meinungen vor allem in den Teilen der Nachkriegsgeneration, die seit der Studentenbewegung Träger überwiegend außerparlamentarischer oppositioneller Bewegungen waren, mit einem negativen Bild der USA verbinden.

Dieses Bild findet man auch in einem — gemessen an deren Gesamtumfang — schmalen Segment der neueren Literatur über die Vereinigten Staaten. Es kann nicht überraschen, daß Propagandisten des — politisch marginalen — alten Rechts-und Linksextremismus ihren traditionellen Antiamerikanismus immer noch und immer wieder mit häufig ähnlichen Behauptungen und Klischees pseudowissenschaftlich zu rechtfertigen und zu verbreiten versuchen. Bemerkenswerter ist, daß auch die antiamerikanisch gestimmten Teile der Nachkriegsgeneration trotz aller vermeintlichen Distanz hierzu ihr Amerikabild mit den gleichen Farben malen.

Vergleicht man die Ursachen und die Träger-gruppen des Antiamerikanismus, so spricht derzeit wenig für die Annahme, der „neue“ Antiamerikanismus könne ebenso in die Breite wirken wie der „alte“. Andere Konstellationen, zumal Bedingungen, unter denen das Problem unserer „nationalen Identität" wieder virulent wird, sind aber denkbar. Zudem sollten auch Minderheitsmeinungen vor allem dann nicht unterschätzt werden, wenn sie durch allgemein anerkannte Werte gerechtfertigt und mit moralischem Pathos vertreten werden.

Einmal verfestigte Vorurteile sind gegen ihnen widersprechende Informationen ziemlich immun. Gewiß lassen sich durch sachgerechte Informationen auch Dämme gegen die leichtfertige Verbreitung stark verzerrter und falscher Behauptungen errichten. Die Annahme, die negativen Einstellungen zum „fremden Verbündeten" sei durch einen Mangel an Informationen über die Vereinigten Staaten bedingt, man müsse also mehr Informationen verbreiten, greift aber zu kurz. Der Umfang der allgemein zugänglichen Informationen war noch nie größer. Zumindest in den jüngeren Generationen hat eine mißverständliche und mißverstandene Idealisierung der USA zu antiamerikanischen, das Idealbild „hinterfragenden" Einstellungen mehr beigetragen als ein Mangel an Informationen. Bei der be13 rechtigten Betonung von Gemeinsamkeiten ist oft auch nicht verdeutlicht worden, daß Politik und Gesellschaft der Vereinigten Staaten allein aus dem Erfahrungshorizont eines westeuropäischen Staates nicht hinreichend zu begreifen sind. Mit der Vermehrung des Informationsangebotes und der Beschwörung von gemeinsamen Idealen ist wenig gewonnen, wenn ein Rahmen für das Verständnis wichtiger Eigenarten der Vereinigten Staaten und damit für eine nicht alten Vorurteilen aufsitzende Urteilsbildung fehlt. Die nicht nur räumlich weite Distanz zwischen den Verei. nigten Staaten und Deutschland hat in der Vergangenheit Mißverständnisse und das Aufkommen von Vorurteilen begünstigt. Die Annäherung allein. fördert nicht zwangsläufig ein besseres Verständnis. Schon Tocqueville hat beobachtet, daß bei der Verringerung sozialer und kultureller Ungleichheiten auch das Befremden angesichts verbleibender Unterschiede wachsen kann. Ihm entgegenzuwirken gehört zu den Aufgaben politischer Bildung, vor allem aber der Massenmedien, in denen allzu häufig die Förderung eines besseren Verständnisses mit der Demonstration von Besserwisserei verwechselt wird.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Guter Überblick bei K. Schleicher, Völkerverständigung und nationales Völkerverständnis. Diskrepanzen im Amerikabild der Deutschen und Deutschlandbild der Amerikaner in Öffentlichkeit und Schule, in: Internationale Schulbuchforschung, 5 (1983) 3, S. 239— 263.

  2. Vgl. E. Noelle-Neumann und E. Piel, Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie 1978— 1983, München 1983, S. 606— 624, sowie die früheren Jahrbücher.

  3. Das Standardwerk ist immer noch: L. Hartz, The Liberal Tradition in America, New York 1955.

  4. Vgl. dagegen neuere Versuche einer ideengeschichtlichen Rekonstruktion des Amerikanismus, so M. Kilian, Die Genesis des Amerikanismus, Frankfurt 1979; J. Gebhardt, Die Krise des Amerikanismus, Stuttgart 1976.

  5. J. Gebhardt (Anm. 4), S. 224.

  6. W. Jochmann (Hrsg.),'A Hitler, Monologe im Führerhauptquartier, Hamburg 1980, S. 184.

  7. So u. a. A Ritter (Hrsg.), Deutschlands literarisches Amerikabild, Hildesheim 1977, ein Sammelband mit guter Bibliographie; M. Durzak, Das Amerikabild in der deutschen Gegenwartsliteratur, Stuttgart 1979; H. W. Seliger, Das Amerikabild Bertold Brechts, Bonn 1974; R. Weiner, Das Amerika-bild von Karl Marx, Bonn 1982. Als beste ältere Arbeit immer noch lesenswert: H. Meyer, NordAmerika im Urteil des deutschen Schrifttums bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Hamburg 1929.

  8. P. Berg, Deutschland und Amerika 1918— 1929. über das deutsche Amerikabild der zwanziger Jahre, Hamburg-Lübeck 1963; W. M. Iwand, Politische Aspekte des Amerikabildes in der überregionalen westdeutschen Presse. Deutsch-amerikanische Beziehungen zu Beginn der siebziger Jahre, Frankfurt 1974.

  9. Vgl. E. Fränkel, Amerika im Spiegel des deutschen politischen Denkens, Köln-Opladen 1959; G. Moltmann, Deutscher Anti-Amerikanismus heute und früher, in: F. Otmar (Hrsg.), Vom Sinn der Geschichte, Stuttgart 1976, S. 85— 105; H. Wasser, Die USA — der unbekannte Partner, Paderborn 1983, S. 11— 35.

  10. So J. Bruhn, Schlachtfeld Europa oder Amerikas letztes Gefecht, Bonn 1983. Aufschlußreiche kritische Anmerkungen zur neuesten Variante des Indianermythos bei A. Pytklik und B. Gehlen, Mit der Wahrheit auf Kriegsfuß, in: Natur, (1984) 7, S. 77 bis

  11. G. Chinard, Eighteenth Century Theories on America as a Human Habit, in: Proceedings of the American Philosophical Society, li (1947), S. 27 bis 57.

  12. G. Raeithel, Verfall einer Staatsidee, in: Frankfurter Hefte, 28 (1973) 3, S. 166— 172.

  13. T. Ungerer, The Party, Zürich 1980 und Ausstellungskatalog: Tomi Ungerer, Köln 1980.

  14. Besonders aufschlußreich für den . Amerikanismus’ in der Weimarer Republik: T. Lüddecke, Amerikanismus als Schlagwort und Tatsache, in: Deutsche Rundschau, (1930) 222, S. 214— 222; Ch. Lütgens, Die Amerikalegende, in: Sozialistische Monatshefte. (1932) 1, S. 45— 50.

  15. Vgl. die immer wieder zitierten Texte Lenaus bei E. Fränkel (Anm. 9), S. 106ff.; zur , Lenau-Legende'M. Durzak (Anm. 7), S. 40ff.

  16. F. Kürnberger, Der Amerikamüde, 1855 erschienen, ist unlängst (Berlin 1972) wieder aufgelegt worden. Ausführliche Interpretationen bei A Meyer (Anm. 7) und M. Durzak (Anm. 7), S. 16ff.

  17. E. Fränkel (Anm. 9), S. 141.

  18. E. Fränkel (Anm. 9), S. 282.

  19. L. Feuchtwanger, Erzählungen. Pep, Berlin-Weimar 1964, S. 275.

  20. So P. Merseburger, Die unberechenbare Vormacht, München 1982, S. 7 und S. 178ff.

  21. Der Spiegel, 37 (1983) 20, S. 43.

  22. G. Kade, Die Amerikaner und wir, Köln 1983, j 112. Man vergleiche damit: G. Kade, Die Russen und wir, Köln 1983.

  23. Der Spiegel, 36 (1982) 23. S. 19ff.

  24. W. Fach, Reagan und die Reaktion, in: Frankfurter Hefte, 36 (1981) 2, S. 15— 24.

  25. P. Merseburger (Anm. 20), S. 15 ff.

  26. G. Raeithel (Anm. 12), S. 168.

  27. Heinrich Heine, Sämtliche Werke. Düsseldorfer Ausgabe, Bd. 11, Hamburg 1978, S. 37, vgl. auch den Kommentar S. 25ff.

  28. E. Fränkel (Anm. 9), S. 114.

  29. P. Berg (Anm. 8), S. 48.

  30. E. Fränkel (Anm. 9), S. 283.

  31. R. Lettau, US Täglicher Faschismus. Amerikanische Evidenz aus 6 Monaten, München 1971, dazu auch: Kursbuch 22, Nordamerikanische Zustände, Berlin 1970.

  32. G. Wirsing, Der maßlose Kontinent, Jena 1942.

  33. So vor allem bei J. Bruhn (Anm. 10) und G. Kade (Anm. 22). Ein Vergleich mit Literatur der . alten Rechten, z. B. E. Schönborn, Los von Amerika. Eine nationaldemokratische Analyse, Kaibach 1974, ist ebenso aufschlußreich wie die Annäherung in der Darstellung von Roosevelts Politik. Vgl. z. B. C. B. Dail, Amerikas Kriegspolitik. Roosevelt und seine Hintermänner, Tübingen 1975, B. Colby, Roosevelts scheinheiliger Krieg, Berg 1977, und H. Fish, Der zerbrochene Mythos. F. D. Roosevelts Kriegspolitik 1933— 1945, Berg 1982 mit J. Bruhn und D. Bavendamm, Roosevelts Weg zum Krieg, München 1983.

  34. Wie G. Kade beschreibt auch P. Berg die amerikanische Nachkriegspolitik in Deutschland als eine gegen die Sowjetunion gerichtete Politik der Kriegsvorbereitung. Man vergleiche damit die einschlägige DDR-Literatur, z. B. A Charisius u. a.. Weltgendarm USA, Berlin 1983, wo beispielsweise'die Berliner Luftbrücke als militärische Intervention der USA in der DDR dargestellt wird.

  35. P. Bruhn (Anm. 10), S. 57.

  36. Dazu E. G. Franz, Das Amerikabild der deutschen Revolution von 1848/49, Heidelberg 1958.

  37. K. Harpprecht, Der fremde Freund, Stuttgart 1982; H. Wasser, Die USA — der unbekannte Partner, Paderborn 1983; L 80, Heft 30, Der unbekannte Verbündete, Köln 1984.

  38. M. Dönhoff, Amerikanische Wechselbäder, Stuttgart 1983.

  39. S. Szabo, Generationswechsel in Europa: Auswirkungen auf das westliche Bündnis, in: Europa Archiv, 38 (1983), S. 37— 44. Bemerkenswerte Überlegungen dazu bei B. von Staden, Deutsche und Amerikaner-Irritationen, in: Außenpolitik, 35 (1984), S. 44— 53.

  40. B. Brecht, Gesammelte Werke, Bd. 4, Frankfurt 1967, S. 475.

  41. Ein . grünes'Amerikabild ist, soweit ich sehe, noch nicht literarisch fixiert. Daß es antiamerikanisch ist, verdeutlichen schon die extremen Unterschiede zwischen den Anhängern der Grünen und den Anhängern anderer Parteien in den Allensbacher Umfragen (Anm. 2).

  42. Neben der umfangreichen Fachliteratur sind hierfür besonders hilfreich: H. Wasser, Die Vereinigten Staaten, Stuttgart 1980 und K. -E. Jeismann (Hrsg.), Die Bundesrepublik Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika. Aspekte der politischen Kultur, der Wirtschaftsbeziehungen und der Sicherheitspolitik. Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung, Braunschweig 1984.

Weitere Inhalte

Günter C. Behrmann, Dr. phil., geb. 1941; Studium der Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichte und Germanistik in Freiburg und Tübingen; 1971— 1975 Wissenschaftlicher Assistent am Soziologischen Seminar der Universität Tübingen; seit 1975 Professor für Didaktik der politischen Bildung an der Universität Osnabrück, Abt. Vechta. Veröffentlichungen u. a.: Soziales System und politische Sozialisation, Stuttgart 1972, 2. Aufl. 1975; Geschichte und Politik. Didaktische Grundlegung eines kooperativen Unterrichts (zusammen mit K. -E. Jeismann und H. Süssmuth), Paderborn 1978.