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Universität und Zeitgeist im Dritten Reich | APuZ 12/1986 | bpb.de

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APuZ 12/1986 Artikel 1 Universität und Zeitgeist im Dritten Reich Heimliche Komplizen?

Universität und Zeitgeist im Dritten Reich

Manfred Funke

/ 34 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Bei der Machtergreifung und anschließenden Etablierung des NS-Regimes standen die meisten Professoren im Gegensatz zur Studentenschaft abseits. Die glatte und rasche organisatorische Gleichschaltung der Universitäten bewirkte zwar hier und dort eine häufig opportunistisch geprägte Selbstgleichschaltung, doch ist sie nicht als allgemeine Nazifizierung des akademischen Geisteslebens zu deuten. Bis in den Krieg hinein war daher die nur periphere Unterstützung der Gelehrten Grund für offizielle Vorwürfe. Gleichwohl bewirkten Nationalismus, Militarismus und Antisemitismus im Sinne ideologischer Teilkongruenzen einen Brückenschlag zwischen den neuen Eliten und den alten kulturpolitischen Meinungsführern. Wohl in erster Linie waren es die Germanisten, die sich für die Entfaltung des Mythos von „völkischer“ Gemeinschaft und Sendung dienstbar erwiesen. Intelligenz-und Stellenneid sowie das latente antijüdische Gesellschaftssyndrom verhinderten eine gemeinsame humanistische Abwehrfront gegen die Vertreibung und Berufsverbote „nichtarischer“ und unbequemer Kollegen. Die Diktatur Hitlers mit ihrer „Religion des Erfolges“ (C. F. von Weizsäcker) ließ Renitenz nicht zum organisierten Widerstand an den Universitäten anwachsen. Während des Krieges lähmten das patriotische Ethos und die genau darauf zielende appellative Suggestion des Regimes in Verbindung mit Antibolschewismus und dem Trauma der „Bedingungslosen Kapitulationsforderung“ die Opposition innerhalb der Universitäten ebenso wie in der Gesellschaft schlechthin. Der militärische Widerstand fand unter den Gelehrten nur eine marginale Unterstützung.

Folgendes trug sich vor einiger Zeit an der Bonner Universität zu: Ein hochverdienter Gelehrter wurde im Rahmen eines akademischen Festaktes geehrt. Der Redner führte seine Laudatio mit dem Satz zum Höhepunkt, daß der Jubilar vor 1945 kein Wort gesagt habe, das er nach 1945 hätte zurücknehmen müssen. In den Beifall hinein murmelte ein dem so Geehrten etwa gleichaltriger Professor: „Wenn einer nichts sagt, braucht er auch nichts zurückzunehmen!“

Die damit bei seiner um ihn sitzenden Schüler-schar ausgelöste Befremdlichkeit führte zu einem Gespräch und der Überlegung, diesen Protest gegen wohlfeilen Beifall in einem Streitgespräch öffentlich zu erläutern. Die Reaktion erschöpfte sich in einem: „Ach, ich will nichts gesagt haben!“ und einer Hinzufügung: „Natürlich haben wir alle mitgemacht. Irgendwie. Doch Ihr jungen Leute vergeßt dabei, daß wir im Dritten Reich viel mehr hätten werden können, wenn wir alle Partei-Offerten angenommen hätten!“

An dieses Erlebnis wurde ich ständig bei der Sichtung des Materials zur vorgegebenen Fragestellung erinnert. Erinnert durch einen eigentümlichen Befund insofern, als man aus großer Distanz kein auf Anhieb hervorstechendes Verhaltensprofil der Professorenschaft ausmachen kann. Von der Standestypologie her spielten Professoren im zum Staatsstreich fähigen Widerstand ebensowenig eine Rolle wie in den Führungszirkeln der Partei, SA oder SS. Das zeitweilig enge Verhältnis von Rudolf Hess zu den Geopolitikern Karl und Albrecht Haushofer blieb auf Hitler selbst ohne ersichtliche Rückwirkung. Es gab an den Hochschulen ideologische, vor allem dem Rassismus verpflichtete Aktivisten, aber auch höchst vielfältige Varianten der Distanz und Ablehnung. Es fehlt somit eine im Gelehrten-stand erkennbare Verhaltenseindeutigkeit, wie sie für andere Eliten des Dritten Reiches durch den Nürnberger „Ärzte“ -, „I. G. Farben“ -oder „Wilhelmstraßen“ -Prozeß extrapolirbar wurde.

Dieses Fehlen auffälliger Eindeutigkeit verpflichtet zur Ermittlung eines Indizien-Ensembles. Schon allein deswegen, weil es bislang keine Gesamtdarstellung der deutschen Universitäten im Dritten Reich gibt, jedoch andererseits eine große Zahl von Einzeluntersuchungen und Aufsätzen vorliegt, die zwar noch keinen faktengesättigten Beitrag zur Zeitgeistforschung abgeben, aber doch etwas mehr erlauben als nur einen Schattenriß des politischen Verhaltensprofils. Daß gleichwohl nicht jeder Einzelfall seine Dekkung im allgemeinen Urteil finden wird, sei mit einem Zitat illustriert aus einer trotz (oder gerade deswegen?) der Distanz von Jahrzehnten überaus leidenschaftlichen Abrechnung des Historikers Alfred Heuß. In seinem Werk „Versagen und Verhängnis“ bekennt er, daß die Professoren sich nicht „mit offener Brust vor die Republik stellten“ und sich damit nicht anders verhielten als die bürgerlichen Parteien, die für das Ermächtigungsgesetz stimmten. „Die Peinlichkeit lag anderswo, nämlich in der Preisgabe der wissenschaftlichen Autonomie, denn darum handelte es sich, wenn sich keineswegs alle, aber doch eine beträchtliche Anzahl Gelehrter von der Altertumswissenschaft bis zur Rechtsphilosophie bemüßigt sah, irgendwie wissenschaftlich zu signalisieren, daß sie mit von der Partie seien. Da wurde auf einmal die Rasse in der Antike entdeckt von Leuten, die das Wort vorher nie in den Mund genommen hatten, und Köpfe von Rang verstiegen sich zu Redeweisen, die nach einem Jahrzehnt für alle Welt und für sie selber am meisten die pure Peinlichkeit waren.“

Wie ist dies erklärbar? Die Schritte zur Einsicht gelingen über eine Vergewisserung des Forschungsstandes, der hier exemplarisch anzuzeigen ist.

Unter dem von Herbert Döring kommentierten Schrifttum, das bis 1974 erschienen ist (Neue Politische Literatur, 1974, 19, S. 340— 352), bleibt für diesen Zusammenhang weiterhin hervorhebenswert: Ernst Nolte, Zur Typologie des Verhaltens der Hochschullehrer im Dritten Reich. Dieser Aufsatz erschien zuerst in „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (B 46/65), danach wieder in der Aufsatzsammlung Ernst Noltes, Marxismus, Faschismus, Kalter Krieg (Stuttgart 1976). Über die Hinwendung zum Nationalsozialismus von Studentenschaft und Professoren einer „gekränkten Nation“ berichtet eindringlich Helmut Kuhns Beitrag „Die deutsche Universität am Vorabend der Machtergreifung“ in der „Zeitschrift für Politik“ (Jg. 13, NF, H. 3, 1966). Kuhns Artikel eröffnet auch den Sammelband „Die deutsche Universität im Dritten Reich“. Eine Vortragsreihe der Universität München (1966). Ein weiterer Sammelband „Deutsches Geistesleben und Nationalsozialismus“ faßt die Vorträge zusammen, die an der Universität Tübingen im Wintersemester 1964/65 gehalten wurden; Andreas Flitner zeichnet als Heräusgeber. Eine wichtige Erweiterung des Themas bietet der Band „Nationalsozialismus und die deutsche Universität“. Er vereinigt die Vorträge der Universitätstage 1966 an der Freien Universität Berlin; darunter ist besonders beachtenswert der Beitrag von Karl Dietrich Bracher, Die Gleichschaltung der deutschen Universität.

Da das Verhalten der Professorenschaft im Dritten Reich ohne die Erlebniswelt der Weimarer Republik unverständlich bleibt, sei hier hingewiesen auf Klaus W. Wippermann, Die Hochschulpolitik in der Weimarer Republik — Die politische Stellung der Hochschullehrer zum Staat (Politische Studien, 20. Jg., 1969). Eine sehr umfassende Darstellung des Forschungsertrags findet sich bei Paul Egon Hübinger, Thomas Mann, die Universität Bonn und die Zeitgeschichte (München 1974). Gleiches gilt für das Werk von Uwe Dietrich Adam „Hochschule und Nationalsozialismus. Die Universität Tübingen im Dritten Reich“ (Tübingen 1977). Als Beiträge zur Zeitgeistforschung sind besonders wichtig: Karl Dietrich Bracher, Zeit der Ideologien. Eine Geschichte politischen Denkens im 20. Jahrhundert, Stuttgart 1982 (bes. Kapitel II: Intellektuelle und Diktatoren); Kurt Töpner, Gelehrte Politiker und politisierende Gelehrte. Die Revolution von 1918 im Urteil der Hochschullehrer (Göttingen 1970); Michael Kater, Studentenschaft und Rechtsradikalismus in Deutschland 1918— 1933. Eine sozialgeschichtliche Studie zur Bildungskrise in der Weimarer Republik (Hamburg 1975); Bernd Faulenbach, Ideologie des deutschen Weges. Die deutsche Geschichte in der Historiographie zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus (München 1980); David Schoenbaum, Die Braune Revolution. Eine Sozialgeschichte des Dritten Reiches (1968, dtv-Zeitgeschichte Nr. 1590, 1980); Ulrich Heinemann, Die verdrängte Niederlage. Politische Öffentlichkeit und Kriegsschuldfrage in der Weimarer Republik, Göttingen 1983; Fritz K. Ringer, Die Gelehrten.

Der Niedergang der deutschen Mandarine 1890— 1933 (Stuttgart 1983); Christian Graf von Krockow, Scheiterhaufen. Größe und Elend des deutschen Geistes (Berlin 1983); Horst Möller, Exodus der Kultur. Schriftsteller, Wissenschaftler und Künstler in der Emigration nach 1933 (München 1984); Thomas Ellwein, Die deutsche Universität. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart (Königstein 1985). Ferner ist auf die Literaturangaben zu unserem Thema zu verweisen bei Gerhard Schreiber, Hitler. Interpretationen 1923— 1983 (Darmstadt 1984). Sehr umfassende Hinweise bietet Harm Klueting in seinem Beitrag in der Historischen Zeitschrift, Bd. 242, H. 1, Februar, 1986; der Titel lautet „Vernunftrepublikanismus“ und „Vertrauensdiktatur“: Friedrich Meinecke in der Weimarer Republik.

Sehr ausführliche Angaben finden sich an leider etwas entlegener Stelle: Lawrence D. Stokes, Professionals and National Socialism: The Case Histories of a Small-Town Lawyer and Physician 1918— 1945 (German Studies Review, Vol. VIII, Nr. 3, 1985). Zum aktuellen Diskussionsstand um die Einzeldisziplinen der Wissenschaft vgl. Jörg Tröger (Hrsg.), Hochschule und Wissenschaft im Dritten Reich (Frankfurt/M. 1984); Peter Lundgreen (Hrsg.), Wissenschaft im Dritten Reich (Frankfurt/M. 1985).

Zur lokalen Universitätsgeschichte von exemplarischer Bedeutsamkeit führen Dorothee Mußgnug, „Die Universität Heidelberg zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft“ und Eike Wolgast „Das Dritte Reich“; beide Artikel befinden sich im Band 3 des Jubiläumswerkes von Wilhelm Doerr u. a. (Hrsg.) „Semper apertus. 600 Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1386— 1986“ (Berlin 1985); dazu eine dezidierte Ergänzung von Christian Jansen, „Auf dem Mittelweg nach rechts. Akademische Ideologie und Politik zwischen 1914 und 1933“, in: Karin Buselmeier u. a. (Hrsg.), Auch eine Geschichte der Universität Heidelberg (Mannheim 1985). Trotz des zuweilen penetranten Entlarvungshochmutes bleibt wegen der Faktenvielfalt gültig: Hans Peter Bleuel, Deutschlands Bekenner. Professoren zwischen Kaiserreich und Diktatur (Erstauflage Bern 1968). Die Fülle der alle Fakultäten betreffenden Dokumente und Quellenauszüge macht — gerade auch für den Unterrichts-einsatz — unentbehrlich: Leon Poliakov/Josef Wulf, Das Dritte Reich und seine Denker (1959, Berlin 1983).

Ohne hier alle Zweige der Wissenschaft bibliographisch würdigen zu können, erscheint die Heraushebung wichtiger Schlüsselpublikationen sinnvoll. Für den Bereich der Naturwissenschaften gelten als Standardwerke: Karl-Heinz Ludwig, Technik und Ingenieure im Dritten Reich (Düsseldorf 1974); Alan D. Beyerchen, Scientists under Hitler. Politics and the Physics Community in The Third Reich (1977, deutsch erschienen als Ullstein Buch Nr. 34098 unter dem Titel „Wissenschaftler unter Hitler“, zur Zeit vergriffen, deshalb der Originalitel). U. a. erfährt Beyerchens Werk eine umfassende Erörterung in „Naturwissenschaft, Technik und NS-Ideologie. Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte des Dritten Reiches“, hrsgg. von Herbert Mehrtens und Steffen Richter (Frankfurt/M. 1980). Für den Sektor Chemie und die Verstrickung der Industrieunternehmen ist zu nennen Joseph Borkin, Die unheilige Allianz der I. G. Farben. Eine Interessengemeinschaft im Dritten Reich (Frankfurt/M. 1981).

Für die Rechtswissenschaft ist grundlegend Ernst-Wolfgang Böckenförde (Hrsg.), Staatsrecht und Staatslehre im Dritten Reich (Heidelberg 1985). Daneben ist — gerade für den Unterrichts-einsatz — empfehlenswert als Einführung: Gerhard Fieberg, Justiz im nationalsozialistischen Deutschland (Köln 1984, hrsgg. vom Bundesministerium der Justiz). Im Bereich der Medizin hat endlich die bedrückende Dokumentation von Alexander Mitscherlich und Fred Mielke „Medizin ohne Menschlichkeit“ (Fischer TB 332) eine Hintergrundanalyse gefunden: Fridolf Kudlien u. a. (Hrsg.), Ärzte im Nationalsozialismus (Köln 1985). In diesem Zusammenhang ist unbedingt hinzuweisen auf den verdienstvollen Band von Hans-Martin Lohmann (Hrsg.), Psychoanalyse und Nationalsozialismus. Beiträge zur Bearbeitung eines unbewältigten Traumas (Frankfurt/M. 1984); der Band schildert die Politisierung der Standesorganisation von Psychologie und Psychiatrie. Auch zur Theologie kann hier lediglich auf die bibliographischen Materialien hingewiesen werden in den beiden ersten Bänden von Klaus Scholder, Die Kirchen und das Dritte Reich, Berlin—Frankfurt/M. 1977/1985. Zu registrieren ist Robert P. Ericksen, Theologians under Hitler: Gerhard Kittel, Paul Althaus, Emanuel Hirsch, Yale 1985.

Daß es im Dritten Reich, wie gemeinhin kolportiert wird, keine „Politikwissenschaft“ gegeben habe, bestreitet lebhaft Johannes Weyer in der „Politischen Vierteljahresschrift“ (H. 4, 1985): Demnach wurde die „Deutsche Hochschule für Politik“ in Berlin 1940 mit der 1936 gegründeten

Auslandshochschule verschmolzen zur Auslands-wissenschaftlichen Fakultät an der Universität Berlin. Deren Tätigkeit sowie die vom Deutschen Auslandswissenschaftlichen Institut (DAI) unternommenen Anstrengungen deutet Weyer als eine ab 1943 erkennbare Entwicklung zu einer „von der unmittelbaren politischen Praxis emanzipierten Fachdisziplin“. Hier ist weitere Ermittlung gewiß vonnöten, zumal der dem Lehrkörper verbundene Friedrich Berber gerade 1943 dem „Totalen Krieg“ wortmächtig pathetische Begründungen verleiht („Auswärtige Politik“, Monats-hefte des Deutschen Instituts für Außenpolitische Forschung, Berlin, und des Hamburger Instituts für Auswärtige Politik, Hamburg, 10. Jg., H. 4, April 1943).

Zur Lage der Soziologie gibt die wohl gründlichste Information Rene König, Über das vermeintliche Ende der deutschen Soziologie vor der Machtergreifung des Nationalsozialismus (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 36. Jg., 1984).

Von gediegener Darstellung und großer Material-fülle ist die Untersuchung „Sprachwissenschaft und Rassenideologie in Deutschland“ der Bielefelder Professorin Ruth Römer (München 1985). Ein Hinweis auf dieses Werk ist schon deshalb unerläßlich, weil die Sprachwissenschaft (Germanistik) wohl am stärksten von allen Fächern dem Geist der NS-Diktatur dienstbar war. Für den Bereich der Kunst empfiehlt sich Reinhard Merker, Die bildenden Künste im Nationalsozialismus. Kulturideologie, Kulturpolitik, Kultur-produktion (Köln 1983). Hier ist, obgleich darin nicht nur Universitätsprofessoren vorgestellt werden, auch die Edition von Karl Corino anzuführen: „Intellektuelle im Bann des Nationalsozialismus“ (Hamburg 1980). Aufmerksam zu machen bleibt ferner auf das Schwerpunktheft „Wissenschaft und Nationalsozialismus“, das Wolf Lepenies für den Herbst 1986 in der Zeitschrift „Geschichte und Gesellschaft“ (H. 3) vorbereitet.

Gleichschaltung und Antisemitismus

Die geistige und materielle Verelendung Weimars wurde auch innerhalb der Professorenschaft zur Schleuse für den Nationalsozialismus. Die Profil-schwäche dieser Doktrin erlaubte die Hineininterpretation der eigenen Wünsche, weil Hitler fast allen alles versprach. Unter den etablierten Professoren hatte Hitler höchstens ein Dutzend sich offen bekennender Parteigänger, aber die Ideologiekongruenz war beachtlich (Antisemitismus, Nationalismus, Militarismus). Hinzu kam die Hoffnung auf eine neokonservative Alternative, die die Professoren als einstige kulturpolitische Meinungsführer wieder aufwerten sollte So bestand bei der Machtübertragung auf Hitler nicht im mindesten eine humanistische Abwehr-front und die Gleichschaltung vollzog sich — wenngleich hier und da unter Aufmucken und Murren — schnell.

An die Stelle der Hochschulautonomie trat eine „Führerverfassung“. Die Rektoren wurden als Führer der Universität vom Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ernannt. Die Rektoren beriefen ihrerseits die Dekane als Führer der Fakultäten und übernahmen die Verteilung der Mittel, die zuvor in der Kompetenz des Senats gelegen hatte. Ohne Mitgliedschaft im Reichsdozentenbund und erfolgreiche Absolvierung eines sechswöchigen Dozentenlagers wurde eine Habilitation schwerlich aussichtsreich. Bereits am 6. Mai 1933 machte Reichsminister Rust in der Aula der Berliner Universität die neue Richtung deutlich: „Ich muß einen Teil der Hochschullehrer ausschalten, auf daß die deutsche Hochschule wieder in der Synthese von Forschung und Führung der Jugend ihre Aufgabe erfüllen kann. Die deutsche Jugend ... sie läßt sich nun einmal von fremdrassigen Professoren nicht führen.“ Entsprechendes Vorgehen gegen politisch „unzuverlässige“ oder „jüdische“ Professo Mai 1933 machte Reichsminister Rust in der Aula der Berliner Universität die neue Richtung deutlich: „Ich muß einen Teil der Hochschullehrer ausschalten, auf daß die deutsche Hochschule wieder in der Synthese von Forschung und Führung der Jugend ihre Aufgabe erfüllen kann. Die deutsche Jugend ... sie läßt sich nun einmal von fremdrassigen Professoren nicht führen.“ 3) Entsprechendes Vorgehen gegen politisch „unzuverlässige“ oder „jüdische“ Professoren ermöglichte das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933. Es legte „die volle Gesetzgebungsgewalt in seine (des Führers) Hand, womit die Einheit von Regierung und Rechtsetzung hergestellt und der liberaldemokratische Grundsatz der Gewaltenteilung beseitigt wurde“ 4).

Bald folgten das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums und das „Blutschutz" -

bzw. „Reichsbürgergesetz“ 5). Sie sanktionierten die Amtsenthebung und das Berufsverbot von ca.

2 000 Gelehrten bis 1938, wobei der quantitative Aspekt kaum der Tatsache Rechnung trägt, daß sich mit der Vertreibung in die Emigration ein Kernverlust der Forschungselite vollzog. Wie sehr die Chance zum Nachrücken die protest-hemmende Begehrlichkeit unter den 1933 rund 40 000 stellungslosen Akademikern hochschnellen ließ, bedarf keiner Erläuterung. Zudem betäubte das Gewissen ein traditioneller antisemitischer Affekt, der sich aus der Tatsache auflud, daß bei einem jüdischen Anteil an der Gesamtbevölkerung von ca. 0, 8% (1933) der Anteil der jüdischen Hochschullehrer bei knapp 6 % rangierte und unter den Studenten 4, 5 % ausmachte 6).

„Mit all ihren Leistungen“, erläutert Graf von Krockow, „die die Ohnmacht kompensieren und über die Diskriminierung scheinbar triumphieren, werden Juden zum Symbol: Zum Symbol des Geistes schlechthin. Genau darum trifft sie der Haß.“ Für die Ventilfunktion einer zutiefst verunsicherten Intellektualität wurde der dumpfe Antisemitismus der Straße akademisch aufgezäumt. So geißelte Dr. phil. Karl Holzamer den Faktor der Judenemanzipation als eine liberale und humane Geste, in der sich der Zerfall selbst übertreffe: „Er klügelt und experimentiert hier das Handwerkszeug seiner eigenen Vernichtung aus. Im gleichen letzten Atemholen trägt er die innergeistige Auseinandersetzung, die auf gewisse Schichten des Volkes beschränkt schien, nun in die breiten Volksmassen hinein und entwurzelt auch diese.“

Folgende rassistische Maßnahmen trafen die Universitäten:

Ab 7. April 1933 werden jüdische Studenten zum Fach Medizin nicht mehr zugelassen. Das Land Baden beurlaubt alle jüdischen Dozenten und Assistenten. Mit Wirkung zum 12. April 1933 können Juden nicht mehr Mitglied der Deutschen Studentenschaft sein. Am 25. April 1933 wird ein Numerus clausus für Nichtarier verfügt, der den Anteil der Studierenden auf den jüdischen Gesamtanteil an der deutschen Bevölkerung rückführt.

Am 20. September 1933 wird Juden die Teilnahme am deutschen Juristentag verboten. Ab 19. Dezember 1933 ist in Preußen für Juden keine Aufnahme an den Hochschulen für Lehrerbildung mehr möglich. Ab 17. Juli 1934 wird die Aberkennung der Doktorwürde zulässig, wenn die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen wurde. Am 26. Juli 1934 wird angeordnet, daß die Assistenten-Stellen an den Universitäten Preußens grundsätzlich Ariern vorbehalten bleiben. Seit September 1934 ist in Hessen die Habilitation nur noch bei arischer Abstammung des Bewerbers möglich. Am 13. November 1933 wird verfügt, daß die ärztliche Approbation für Juden nicht mehr erteilt wird. Ein Zeugnis über die Pro-motion als Doktor der Medizin wird Juden erst nach der Auswanderung erteilt. Die Reichshabilitationsordnung vom 13. Dezember 1934 verlangt den Ariernachweis generell. Mit der 2. Verordnung zum Reichsbürgergesetz wird die Entlassung der „Nichtarier“ aus der Lehre an wissenschaftlichen Hochschulen verfügt (Honorarprofessoren, außerordentliche Professoren, Privatdozenten). Seit dem 15. April 1937 werden Juden deutscher Staatsangehörigkeit nicht mehr zur Doktorprüfung zugelassen. Am Juni 1938 wird Juden verboten, Gasthörer an den Universitäten zu sein. Am 20. Oktober 1939 wird befohlen, daß in Doktor-Dissertationen jüdische Autoren nur dann zitiert werden dürfen, wenn es aus wissenschaftlichen Gründen unumgänglich ist; im Literaturverzeichnis sind deutsche und jüdische Verfasser zu trennen.

Über weitere Isolationsmaßnahmen wird der „bürgerliche“ Tod bald zur physischen Vernichtung. Am 5. November 1942 ergeht die Anordnung: Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind „judenfrei“ zu machen; sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren 9).

Unterdessen funktionierte die akademische Lebenswelt weiter, so, als sei nichts geschehen.

Herrschaftslegitimation durch Wissenschaft

Rechtswissenschaft

Wie jedes Herrschaftssystem benötigte die NS-Diktatur Legalität und Legitimität, d. h. Rechtfertigungsgründe für ihre permanente Verfügung über den Ausnahmezustand, für ihre Verachtung des Gesetzgebungsweges, für ihr Vergeltungsprinzip im Strafrecht und für den Rassismus ihrer Staatsordnung.

Die Aushöhlung der Weimarer Verfassung gelang mittels folgender Überlegung: Wenn der zentrale Rechtszweck der Verfassung und der in ihr gegründeten Gesetze — nämlich die Gewährleistung der inneren und äußeren Wohlfahrt der Nation — nicht erfüllt wird, entfällt die Rechts-bindung an ein faktisch entleertes Rechtsgut. Folglich war das Weimarer Rechtsverständnis zu ersetzen, hatte es doch durch Gewährleistung von „Gewaltenteilung“, von „Verfassungsneutralität“ im Kampf der extremistischen Parteien und von „Waffengleichheit“ zwischen Staat, Gesellschaft und Einzelbürger die Paralysierung des Volkswohls als Folge von Parteienhader und exzessiv verfolgter Verbands-und Individualinteressen selber verschuldet. Folglich durfte das Rechts-denken nicht mehr von der Freiheit der Personen ausgehen, sondern vom Wohl des Ganzen. Was dies im einzelnen war oder sein sollte, wurde vom Definitionsmonopol des Führers als Inhaber der rechtsetzenden Gewalt entschieden. Carl Schmitt erläuterte: „Soll also das problematische Wort Rechtsstaat auch für den nationalsozialistischen Staat übernommen und durch ihn überwunden werden, so scheint mir die beste und am wenigsten mißverständliche Umprägung in der Formel zu liegen ...: der deutsche Rechtsstaat

Adolf Hitlers.“ Zwar wurde dieser erst per Akklamation des Reichstags im April 1942 zum obersten Gerichtsherrn über Deutschland berufen, doch war er dies de facto längst vorher. Auch hier lieferten angesehene Juristen für das ständige Auseinanderdriften von Norm-und Maßnahmestaat Geleitschutz, indem den „Führererlassen“ gegenüber den geltenden Reichsgesetzen „Überlegenheit“ attestiert wurde. Denn der Führererlaß „prägt im höheren Grade die auf sich gestellte Autorität und Verantwortung des Führers, vielfach sogar seinen höchstpersönlichen Gestaltungswillen, und er verzichtet darauf, zum Ausdruck zu bringen, daß die seinen Gegenstand bildende Maßnahme vom Rat und Vorschlag der Gesamtheit der Reichsminister mitgetragen ist“

Diese Generalfreiheit für Hitler setzte Ulrich Scheuner 1957 „von der Freiheit des Menschen und der Mäßigung der Staatsgewalt“ als dem Kernmerkmal des Bonner Grundgesetzes ab während er noch 1939 dem Führerstaat sekundierte: „Für eine Auffassung, die in der Gleichheit ein Grundrecht des einzelnen sieht, ist im heutigen Rechtsdenken kein Raum mehr. Die ganze Vorstellungswelt der Grundrechte, der Entgegensetzung von Individuum und Staat, der Idee eines ursprünglichen und unverletzlichen Freiheitsbereichs der Einzelperson, dessen Erhal-tung und Sicherung als ein oberstes Ziel des Staates erscheint,... widerspricht der nationalsozialistischen Anschauung grundsätzlich, die von dem Vorrang der Volksgesamtheit vor dem einzelnen, von der Pflicht und Notwendigkeit der Einordnung eines jeden Volksgenossen in die große Gemeinschaft der Nation ... ausgeht. Der Grundrechtsgedanke erfährt deshalb auch heute im deutschen Verfassungsrecht eine einhellige Ablehnung ... In der nunmehr über alle Lebensgebiete, Eherecht, die politische Stellung, die wirtschaftliche Betätigung, das Recht des Verkehrs sich erstreckenden rechtlichen Absonderung der Juden aus dem Leben des deutschen Volkes ist dieser Gesichtspunkt verwirklicht. Keine Maßnahme hat so sehr wie dieser Ausbau des deutschen Rassenrechts den Wesensunterschied zwischen dem völkischen Gleichheitsdenken und der westlichen Demokratie ausgeprägt.“

An diese Argumentationskette vom rassischen Primat des Ganzen fügte sich konsequent ein autoritäres Strafrecht. Es übte Vergeltung durch das Volk gegen jede Person, die hinter dessen Erfordernissen „zurückblieb“. Dieser Vorwurf traf kollektiv die Juden und ermöglichte somit die Indienststellung des Rechts für deren Vernichtung

Germanistik /Sprachwissenschaft

Zur Legitimation des „Völkischen“ als Urgrund nationaler Eintracht und Wiedergeburt glaubten sich unter den Geisteswissenschaftlern vor allem Sprachwissenschaftler und Germanisten berufen. Die Feier des Heldischen im Untergangsmythos (Hildebrandlied und Nibelungensage), die sich zum Teil mit gewaltigem Sprachglanz türmenden Bekenntnisse zum „Faustischen“ der deutschen Seele sind ebenso auffällig wie das Bemühen um Eigenständigkeit und Absetzung „germanischer“ Rechtsauffassung, Sprach-und Stilformen gegenüber dem „römischen Erbe“.

Solche Tendenzen waren längst vor der Etablierung Hitlers sehr verbreitet und thematisiert. Sie ließen in der Ermöglichung der Bücherverbrennung im Mai 1933 Rachegelüste gegen jüdische Gelehrte, linke Autoren und einordnungsunwillige Geister wie Thomas Mann aufschäumen. Sie bezeugten eine zutiefst verletzte deutsche Innerlichkeit ebenso wie die nationalistische Kehre gegen weltbürgerliche Kultur.

Die romantische Verklärung des eigenen Volkes geriet um so mehr zur „deutschen Metaphysik“, als sich die Sehnsucht nach Größe in Hitlers Erfolgen zu erfüllen schien und die überheblichen Autoren der „Schmutz-, Zersetzungs-und Asphaltliteratur“ ihre Strafe erhielten Die so machtvoll erneuerte Bindung zwischen Germanistik und „Volk“ verlangte natürlich in der Stunde der äußeren Anfechtung besondere Lehnstreue. Als Beitrag zum Kriegseinsatz der Geisteswissenschaft wurde der Rassebegriff als zentraler Impuls der Sprach-und Stilforschung postuliert Hermann Pongs nannte als Einsatzziel: „Hier hilft nur eines, was in Deutschland Adolf Hitler gelungen ist: die richtungslose Massenseele durch die formende Urbildkraft der Ehre ins lebendige Volksgefüge zurückzuführen, ihr den Selbstwert zurückzugeben durch die Volksehre, die , freie, schöne und adlige Seele 4 vor Gott.“ Der solchermaßen besetzte Realitätssinn ließ eine Elite deutscher Germanistik-und Sprachwissenschaft 1941 eine Schlüsselstellung beanspruchen beim „Aufbruch volkhaften Willens“. Wer sich damals alles zur „vom kulturellen und politischen Ethos des Nationalsozialismus getragenen Forschung“ in der Germanistik bekannte, hat Ruth Römer in ihrem im Ergebnis niederdrükkenden Werk aufgeführt. Die dort zu findenden Personen gehören zu jenen Sprachwissenschaftsund Literaturprofessoren, die bis heute zu den angesehensten ihres Faches zählen. Nur wenige Germanisten entzogen sich — wie Friedrich Beißner, Max Kommerell oder Walther Rehm. „Wie die Forschung inzwischen gezeigt hat“, resümiert Ruth Römer, „war es möglich, sich zu entziehen ... War ein Universitätsprofessor, war ein Assistent ernstlich bedroht, wenn er sich auf das hethitische Passiv, auf Nürnberger Ratsurkunden, auf die Namen der Libelle warf und die NS-Zeit zu überbrücken suchte, von der doch nach kurzer Zeit abzusehen war, wie sie enden würde? Wir haben darüber kein, noch kein Urteil.“ In die Urteilsfindung wäre indes einzubeziehen, daß man eben nicht wußte, wie es en-den würde und sich die Bedrohlichkeit des Ungewissen in einer spezifischen Widerstandsunfähigkeit erwies, die noch zu erläutern sein wird. Doch gilt noch zunächst ein weiterer Blick der Geschichtswissenschaft und dem Maße ihrer Versäulung mit dem NS-System.

Geschichtswissenschaft Am 18. Mai 1940 hielt Walter Frank, Leiter des Reichsinstituts für die Geschichte des neuen Deutschlands, eine Grundsatzrede in der Alten Aula der Berliner Universität. Das Thema lautete: „Die deutschen Geisteswissenschaften im Kriege!“ Diese Ansprache ist als Erkenntnis-schlüssel für die innerste Beziehungsqualität zwischen den Historikern und dem Hitler-Regime anzusehen.

Der Charakter der erneuten Abrechnung mit der „Zunft“, die Frank bereits einmal im Zusammenhang mit der Entfernung des Berliner Historikers Oncken in der Gleichschaltungsphase vorgenommen hatte, wies auf die fortdauernde Konflikt-lage hin. Auf die Geschichte des Fachs eingehend, geißelte Frank das gelehrte, dem Tages-kampf abgewandte Streben nach Objektivität: „Ein großer Irrtum! Denn der Rausch der Schöpfung führt immer näher an den Thron der Wahrheit als die Klugheit des kleinen Tages.“ Abgelehnt wurde „die besitzbürgerliche Wissenschaft“, das „Geistreiche“ und „Feinsinnige“; dagegen wurde die Füllung des „geistigen Hohl-raumes“ verlangt mit dem unbedingten Einsatz für die „Totalität“ der ringenden Nation. Frank drohte und verhieß: „Die , Rehabilitation der Geisteswissenschaften 1 wird kommen, wenn die nationale Mission der Geisteswissenschaften wieder in ihren Trägern brennt. Wer selber brennt, der zündet an, und wer selbst glaubt, dem wird geglaubt.“ Frank verwies damit auf einen Nachholbedarf, denn die „weltgeschichtliche Umwälzung“ in Deutschland sei „ohne Zutun der hohen Schulen und der Wissenschaft zustande gekommen“

Wie sehr bei aller Gleichschaltung im Organisatorischen die Traditionslinien des historiographisehen Selbstverständnisses fortwirkten, läßt sich mit der Gestaltung der „Historischen Zeitschrift“, des vornehmsten Fachorgans, andeuten. Hier finden sich überraschend wenige Belege für die Folgebereitschaft gegenüber dem Gebot Franks, die Historiker müßten die „geistige SA“ im neuen Deutschland werden.

Natürlich fehlte nicht ein Brückenschlag zum neuen Geist über die großen Vokabeln von Volksgemeinschaft, Reich, Großdeutschland und Versailler Schandfrieden. So bekennt etwa in einer Rezension der Wiener Historiker Heinrich Ritter von Srbik: „Ungeheure neue Lebensimpulse ersprießen der Geschichtswissenschaft aus dem revolutionären Umbruch unserer jungen volklichen Lebensphase. Das politische Werden von Volk und Reich als Einheit pocht mit starker Faust an die Pforten einer allzusehr auf sich selbst gestellten Gelehrtenweit.“ Auch dürfen nicht die antisemitischen Buchbesprechungen ungenannt bleiben, welche die „Forschungsstelle für die Geschichte der Judenfrage“ beim Reichs-institut Franks immer wieder in die Historische Zeitschrift hineinzwingen konnte. Ebenfalls haben der Rückzug Meineckes (des Herausgebers der Historischen Zeitschrift) nach einer Ehrenerklärung für den von Frank verjagten Kollegen Oncken und die Berufung Karl Alexander von Müllers zum neuen Herausgeber als Konzessionen an die NS-Herrschaft zu gelten. Doch sind dies spärliche Zugeständnisse, wenn man bedenkt, mit welchem Anspruch Frank „gegen die historische Bourgeoisie in Rankes Hermelin“ noch im Februar 1935 im „Völkischen Beobachter“ angetreten war und die „liberalistische Zopf-gelehrsamkeit“, „das verkalkte Alexandrinertum“ und die Clique einer „sich gegenseitig die Unsterblichkeit garantierenden Gelehrtenrepublik“ angeprangert hatte. Frank: „Statt sich unter die Größe der Ereignisse zu stellen, die sich inzwischen vollzogen haben, wird heute diese relativierende Anschauungsweise wieder benutzt, um sich zum Richter über die Bewegung aufzuwerfen. Die echte Objektivität steht bei der nationalsozialistischen Wissenschaft.“

Das Regime verlangte von den Historikern Argumentationshilfe bei drei großen Zielen: die Bewußtseinsförderung von der „nordischen Edel-rasse“; die Propagierung der aus der deutschen Nationalgeschichte auf Hitler zulaufenden Entwicklung einer Europa dominierenden Reichs-idee; die Rückführung der abendländischen Kultur auf einen germanisch-nordischen Wurzel-grund. Aber wie sollte dies alles vernünftig aus der nebulösen Urgeschichte entwickelt werden? Selbst der Naive, der Opportunist oder sonstwie Erfüllungswillige konnte sich der Sachlogik, den Geboten der Plausibilität, der intellektuellen Redlichkeit des wissenschaftlichen Handwerkes schwerlich entwinden. So zeigte die seit 1940 erscheinende Neuauflage der „Propyläen Weltgeschichte“, daß die meisten deutschen Fachhistori-ker sich in ihrer Geschichtsauffassung durch keine Rassentheorien beirren ließen. In der Einleitung zu dem großen, unvollendeten Werk erwähnt zwar Willy Andreas die „Rasse“, aber ohne nazistischen Zungenschlag. Nicht aus Opposition gegen Hitler, wie Gerhard Ritter meint, sondern einfach deshalb, „weil sich damit faktisch in der eigentlichen Geschichtsschreibung so verzweifelt wenig anfangen ließ“ Stärker als die Rassentheorie hat dagegen die völkische Idee auf die Geschichtswissenschaft eingewirkt. Es wurde beispielsweise Mode, „selbst Luthers heroisches Prophetentum nicht etwa aus seiner christlichen Glaubenshaltung, sondern aus nordisch-germanischem Schicksalstrotz zu erklären“

Doch trotz allen Eiferns und Bekennens hier und dort zum neuen Glauben an Hitlers Sendung bleibt im Gesamtbild die Tatsache unübersehbar, daß vor der Machtübernahme im Jahre 1933 offenbar kein Universitätshistoriker Mitglied der NSDAP war. Dies gilt wohl auch für die vor 1933 etablierten Lehrstuhlinhaber im Bereich der Alten Geschichte wie Fritz Schachermeyr, Helmut Berve und Wilhelm Weber, die man in der Literatur als prominenteste Fürsprecher des neuen Reiches und der völkischen Erneuerung genannt findet

Wie sehr sich auch Hitlers Vorliebe für die griechische Baukunst, die zuchtvolle Härte der Spartaner oder die Tapferkeit Athens gegen persische Übermacht für die nationalsozialistische Erziehung und politische Bewußtseinsbildung mobilisieren lassen mochten, so kann doch von einer substantiellen Nazifizierung der Alten Geschichte schwerlich gesprochen werden. Das zeitweilige Engagement gerade jüngerer Wissenschaftler für den neuen Staat sowie die Anpassung aus beruflichen Zweckerwägungen gestalten den Gesamteindruck eher uneinheitlich. In einer Bilanz des Reichssicherheitshauptamtes für 1938 heißt es: „Auf dem Gebiete der alten und mittelalterlichen Geschichte sind keinerlei Vorstöße im Sinne eines nationalsozialistischen Geschichtsbildes zu verzeichnen. Die Forscher begnügen sich vielmehr, alte wissenschaftliche Enzyklopädien weiterzuführen und für die Aufhellung einzelner Epochen neue wissenschaftliche Beiträge zu liefern.“ Den entsprechenden Zusammenhang resümiert Volker Losemann: „Die vor allen Dingen von Himmler und Rosenberg vorangetriebene Planung und Einrichtung von Instituten und Arbeitsgruppen außerhalb der Universitäten ist auch als Eingeständnis des Scheiterns der partei-amtlichen Hochschulpolitik zu werten.“

Mit dem Krieg wurde erneut der geschlossene Einsatz der Wissenschaft verlangt, die bis dahin hinter den Geboten der Zeit zurückgeblieben war. Karl Alexander von Müller formulierte Defizit und Auftrag exemplarisch: „Wer möchte verhehlen, daß die deutschen Geisteswissenschaften mit dem Umbruch der Zeit bisher noch am wenigsten Schritt gehalten haben?“ Aber nun rufe das „Geschick“ auch sie an die Front in Europa vor einer im Innersten sich umbildenden Welt. „Wir werden sie nur bemeistern, wenn wir gleich dem deutschen Heer und der deutschen Technik die strengste Zucht der Methode und die gründlichste Gewissenhaftigkeit der Arbeit, die auch unser Stolz sind, durchglühen mit der tiefsten Lebensflamme unserer Zeit, das kostbare Erbe einer großen Überlieferung mit dem Feuer-atem neuer schöpferischer Leidenschaft.“

Naturwissenschaft und Technik Wenn sich, wie gezeigt, in der Geisteswissenschaft die von Hitler und vor allem von Rosen-berg („Der Mythus des 20. Jahrhunderts“) formulierten nordisch-rassischen Elemente wissenschaftlich schlecht objektivieren ließen, so mußten solche Zumutungen dem nüchternen Kalkül des Naturwissenschaftlers und Technikers erst recht als unbrauchbare Erkenntnisimpulse vorkommen. Und dennoch gab es eine erstaunlich glatte Nazifizierung der Standesorganisationen und Institutionen von Wissenschaft und Technik. Die mächtigen Erfolgswogen Hitlers in allen äußerlichen Lebensbereichen spülten bis in die Laboratorien, Institute und Hörsäle hinein. Sie zogen jene mit, die sich eine Stärkung der völkischen Gemeinschaft erhofften, von einer Verschmelzung des Volksgenossen mit dem „unpolitischen“ Wissenschaftler träumten.

Die neue Stoßrichtung zeigt vielleicht stellvertretend für viele Tendenzen dieser Art ein offener Brief, den der Verein der Deutschen Ingenieure am 13. Mai 1933 an Hitler schrieb. Darin gelobte die Vereinsleitung für ihre 30 000 Mitglieder, sich aktiv beim „Wiederaufbau“ des Staates zu beteiligen und bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, bei der Lösung des „Rohstoffproblems“ sowie bei der „Wehrhaftmachung“ mitzuhelfen. Besonders eifrig erwiesen sich vor allem die Ingenieure im Staatsdienst bei den Versuchen, die Großmacht-und Reichsideologie zu aktivieren Doch im Willen zur Synthese von meta-physischer Staatsautorität und technologischem Sachzwang erwiesen sich bald Schlagwörter wie „Rassismus“, „Deutsche Physik“ oder „Deutsche Mathematik“ als Krampf und Ballast.

Dies galt erst recht für die Grundlagenforschung. Die NS-Funktionäre in den Universitätsorganen konnten sich mit Lenard und Stark auf lediglich zwei weltbekannte Anhänger Hitlers stützen. Doch das wilde NS-Gebaren des Münchner Aerodynamikers Wilhelm Müller, die Verteufelung Einsteins und der „Jüdischen Physik“, die Selbstweihe „des besorgnisvollen Wahrheitswillens der arischen Forscher“ (Lenard), die Pöbeleien des „Schwarzen Korps“ gegen den „weißen Juden“ Heisenberg am 15. Juli 1937 konnten auf Dauer nicht verbergen, daß die schärfsten Parteigänger fachlich nicht zur Spitze gehörten. So kam am Ende eines Streitgesprächs im Hause der Reichsdozentenführung in München im November 1940 ein Burgfrieden zustande: Quantentheorie und Relativitätstheorie fanden Anerkennung als gesicherte und unentbehrliche Bestandteile moderner Physik

Unter dem kriegsbedingten Effizienzgebot wurde 1943 der Schutz der Wissenschaft verkündet. 5 000 Physiker und Chemiker wurden aus dem Frontdienst zurückgezogen Am 14. Mai 1944 brachte die Zeitschrift DAS REICH einen positiven Bericht über Werner Heisenberg, den großen Gelehrten von unprofessoraler sportiver Jugendlichkeit. Daß sich die NS-Ideologie nicht vor die Fakten der Wissenschaft zwingen konnte und vor allem im Bereich der Kernphysik nicht wollte, ist von besonderer Bedeutung. Hitler und die Reichsführung befahlen nicht, mit aller Macht den seit 1938 theoretisch gesicherten Bau einer Atombombe voranzutreiben. Zeitdruck und Kosten, aber vor allem Hitlers waffentechnologische Verhaftung im Erfahrungshorizont des Ersten Weltkrieges führten bei weitem nicht zu dem, was technisch möglich war. „Uns blieb die Entscheidung erspart, ob wir überhaupt Atombomben bauen wollten.“ Auch im Bereich der Elektrotechnik (Radar) nutzte Hitler verheißungsvolle Ansätze zu spät oder zu wenig

Auch hinsichtlich der Vergeltungswaffen kommt eine neuere Studie zu dem Ergebnis, daß es nicht Hitlers Verdienst war, wenn auf diese Pionierleistungen der Technik zurückgegriffen werden konnte Es blieb sogar in den Nischen der Forschung möglich, geistig unabhängig zu arbeiten und für „die Zeit danach“ Vorsorge zu treffen. Offenen Widerstand durften indessen selbst Nobelpreisträger nicht wagen

Zwischen Bejahung, Anpassung und Widerstand

Zur „Kulturkatastrophe ohnegleichen“ hat Gerhard Ritter den Verfall des deutschen Geistes an das Dritte Reich gezählt Die Erhellung der Motive dafür verlangt den Rückbezug auf die Erfahrungsreflexe der Weimarer'Republik und auf die mentale Disposition der Gelehrten innerhalb ihrer politischen Lebenswelt.

Wie das Volk selbst waren die Hochschullehrer in ihrer Haltung zur Republik gespalten. Doch war die antidemokratische Richtung im Trend aller deutschen Universitäten die stärkere. Persönlichkeiten wie Ernst Troeltsch, Gustav Radbruch, Hermann Heller, Emil Lederer oder Karl Mannheim bildeten eine Ausnahme. Selbst ein sich als „Marxist“ verstehender Werner Sombart warf jeden Studenten, der ihn nicht mit „Herr Geheimrat“ titulierte, aus der Sprechstunde hinaus, wie Rene König berichtet. Stolz sprachen die Gelehrten von ihrer Universität mit dem Namen des fürstlichen Begründers (z. B. „Albertina“ in Königsberg). Die elitären Einrichtungen der Forschung, die „Kaiser-Wilhelm-Institute“, wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Max-Planck-Institute umbenannt.

Die egalitären Ambitionen der Unterschichten, der Wegfall der monarchischen Autoritäten als Garanten machtgeschützter Innerlichkeit, der Abrutsch der Kultur zur Kultiviertheit schuf eine innerste Haltlosigkeit, die sich im politisch-ästhetischen Ressentiment einer gestürzten Klasse mit dem Niedergang der Republik kontinuierlich steigerte. Hatte man sich einst die Privilegien der Kaiserzeit mit einer an Bismarck orientierten Staatsgläubigkeit erdient, sich gar als geistiger Schwertadel des Reiches verstanden, so richtete sich nun die Lehnstreue der beamteten Kulturträger ins Nirgendwo. Die politische Umtriebigkeit der Republik drängte den Gelehrten aus den Autoritätszentren hinaus, machte ihn zum „marginal man“ (R. Dahrendorf). Allerdings mit dem Er-gebnis, daß sich nun erst recht die Wissenschaft zur Insel erheben sollte im Brodeln des Tageskampfes, gleichsam als Symbol eines überparteilichen Patriotismus.

Hier bildete sich die Kontaktbrücke zum „Nationalen“ im Nationalsozialismus aus. Von ihm erhoffte man sich mit der Überwindung der Republik die Wiederherstellung von Ehre und Sitte, von Unter-und Überordnung. Am Ende war die Bildungsaristokratie, die die roten und braunen Horden, die Straßenkämpfe und Haßpublizistik als unerträglich empfand, zur Akzeptanz Hitlers bereit — wenngleich ständig zwischen Opposition und Integration schwankend, da man sich die ersehnte Ordnung erkaufte durch Annahme eines Hitler, der Primitivität mit Primitivität ausschaltete. „Der Nationalsozialismus war, das läßt sich nicht bezweifeln, unter allen faschistischen Richtungen der Zwischenkriegszeit eine der hochschulfernsten.“

Doch beschränkte sich die Verführbarkeit des bürgerlichen Geistes keineswegs auf die Instrumentalisierung der NS-Bewegung zur restaurativen Neuordnung. In die naturgemäß stark individualistisch geprägte Gelehrtenwelt wirkte eine neue völkische Innerlichkeit über die Studentenschaft in die — vor allem jüngere — Dozentenschaft ansteckend hinein. Seit 1931 war die deutsche Studentenschaft mehrheitlich nationalsozialistisch und öffnete unter Erzwingung professoraler Aufmerksamkeit jene Schächte, durch die der Geist des Aufbruchs in die Universitäten strömte Hier wurde der Nationalsozialismus siegreich nicht aufgrund allgemeiner Zustimmung, sondern aufgrund partieller ideologischer Gemeinsamkeiten, freilich mehr komplementärer als identifizierender Art Hierin lag die eigentliche Gemeinsamkeit von Professorenschaft speziell und akademischer Bildungsschicht allgemein: daß die klare Erkenntnis und analysierende Verstandesschärfe „die überwogenden Sentimentalitäten“ und „den klirrenden Patriotismus“, wie er sich in seiner äußersten Gespanntheit wohl exemplarisch bei einer Gestalt wie Friedrich Sieburg zeigt einfach nicht zu disziplinieren vermochten Wie gebannt stand man auf der Schwelle zur Komplizenschaft. Der Fall des Philosophen Martin Heidegger (Rektorats-rede 1933 in Freiburg!) ist dafür das spektakulärste Beispiel.

Selbst für einen scharfen Kritiker wie Friedrich Meinecke ging „eine suggestive Wirkung“ von dem „eigentlich Wertvollen“ der NS-Bewegung aus: „das starke nationale Wollen, das leidenschaftliche Empfinden unserer politischen Unfreiheit und die ethische Aufbäumung gegen Großstadtschmutz“. Meinecke veranschaulicht den Zeitgeist sehr genau, wenn er fortfährt: „Man lacht über ihre (der Nazis) wirtschaftlichen Forderungen, schilt auch in Kreisen der oberen Zehntausend gesittet über ihren Straßenradau — und doch, merkwürdig, geht in diesen selben Reihen das Geraune über die Nützlichkeit und dermaleinstige Verwendbarkeit des Nationalsozialismus sachte weiter. Was steckt eigentlich dahinter?“

Dahinter steckte das Versprechen einer nationalen Versöhnungsstrategie, einer „Religion des Erfolges“ (C. F. von Weizsäcker). Auf Hitler richteten sich die materiellen Wünsche, vor allem aber die Glaubenssehnsüchte, welche die Kirchen, der Marxismus und der Idealismus der Aufklärung nicht mehr füllten. Unter den Gebildeten schuf sich diese neue Lehre Vertraulichkeit durch eine spezifische Propagierung des Rassismus als Wissensgrund und Verheißung. „Dieser Begriff des Rassismus“, so von Weizsäcker, „ist aufs beste zur Zusammenfassung aller Motive des Nationalsozialismus geeignet. Er gibt dem , Glauben an Deutschland* einen universalen Sinn, und zwar so, daß das Bedürfnis des modernen Menschen nach . Wissenschaftlichkeit* befriedigt wird. Er gestattet den Traditionalismus — (die Rasse ist ewig) — und fordert zugleich zum Fortschritt auf Er sich als Überwindung des (Züchtung). gibt weltanschaulichen Materialismus des 19. Jahrhunderts durch den Hinweis auf das Schöpferische des Lebens. Andererseits bleibt er in derselben begrifflichen Ebene wie jener; er inthroni-siert nun statt der klassischen Physik die Biologie.“

Diese politische Biologie stellte der deutschen Gesellschaft ihren Bedingungsrahmen mit dem „positiven“ Pol des rassischen Herrenmenschentums und dem „negativen“ Pol des Antisemitismus als Integrationsformel. Dazwischen aber wurde eine einzigartige Mischung aus doktrinärem Ausnahmezustand und traditioneller Lebenskultur entfaltet, die sich vielleicht im Begriff eines „totalitären Pluralismus“ erfassen läßt. Solch ein Paradoxon kann hier erlaubt sein, um auf die ambivalente Existenzgestaltung von Bürgerfreiheiten in geschlossener Gesellschaft, d. h. ohne Zulassung öffentlichen Protests, hinzudeuten.

Ein diffuses Bekenntnis zum NS-System als makrosozialer Ordnungsmacht erlaubte in vielen Bereichen „unpolitische“ Lebensgestaltung, die von oben zur Popularisierung des Systems ausdrücklich gebilligt wurde, aber im Einzelfall jederzeit wiederum von oben unter Entziehung des Rechtsweges (Staatsterror) kündbar war.

Diese Tatsache förderte die Elastizität des privaten Verhaltens, ohne zum aktiven, organisierten Widerstand fähig zu werden, weil dessen Gründe — d. h. die Widerstandsgewißheit — zunächst durch materielle und emotionale Bezauberung aufgesaugt wurden. Die Beschaffung von Arbeit, die Herstellung einer „deutschen Ordnung“, die Rückgewinnung internationalen Ansehens und die im „Tag von Potsdam“ stilisierte Versöhnung alter Traditionen und revolutionärer Kraftentfaltung verdeckten das Verbrecherische und Menschenverachtende des Systems nicht; aber man wollte es partout nicht so sehr wahrhaben, daß dadurch die guten neuen (alten) Gefühle beschädigt wurden, die man als egalitären Triumphalismus sozialpsychologisch ausdeuten kann „Die notwendige Unschärfe der revolutionären Norm“ zwecks Zerteilung von Widerstandskräften in den Anfangsstadien eines politischen Um-bruchs wurde von den Professoren eigentümlich rezipiert: Einerseits beengten die politischen Reglementierungen die Autonomie der Universität, andererseits erfüllte der nationale Aufschwung die meisten Wissenschaftler mit Stolz.

Die sichtbaren Erfolge beschwingten das Lebensgefühl wie eine Droge, die im Moment erleichtert und erst auf Dauer vergiftet. Im rauschhaften Feiern des Nationalgefühls, der stolzen deutschen Gemeinschaft, blieb Opposition kümmerlich. Meinecke sprach für Oncken mutige Worte, wohl ohne zu kämpfen. Der Tübinger Historiker Dannenbauer verbat sich erfolgreich die Kritik der Partei. Gerhard Ritter konspirierte mit Goerdeler und war aktiv im „Freiburger Kreis“, wo vornehmlich Wirtschaftsfragen behandelt wurden. Die Rechts-und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Freiburg galt während des Dritten Reiches als eine Art Naturschutzpark Gerhard Ritter, der 1934 Hitlers Reichsbischof Müller öffentlich eine „Vogelscheuche“ genannt hatte, wurde in der Partei als politisch untragbar bezeichnet, aber dennoch von der eigenen Behörde gedeckt.

Aus der verstreuten Literatur fügt sich der Eindruck, daß in Süddeutschland ganz allgemein Universitätsrektoren und Kultusbeamte den Nazis den Zugriff erschwerten In Königsberg rührte sich für Rothfels wohl keine Hand. Theodor Geiger in Braunschweig nützte es nichts, daß er sich brieflich am 1. September 1933 beim TH-Rektor gegen den Vorwurf der nationalen Unzuverlässigkeit verteidigte Daß Kurt Huber (Weiße Rose) seinen Mut mit dem Tode bezahlte, war unter den Wissenschaftlern dennoch nicht die einzige Ausnahme. So wurde am 23. April 1945 der Geopolitiker Professor Albrecht Haushofer erschossen, der seit 1934 an der Hochschule für Politik, dann ab 1939 an der Universität Berlin lehrte. Ebenso ermordet wurden Dr. Rüdiger Schleicher, der als Ministerialrat zugleich Leiter des Instituts für Luftrecht an der Universität Berlin war, und sein Wissenschaftli-. eher Assistent Dr. Hans John.

Die ebenfalls im Zusammenhang mit dem „ 20. Juli 1944“ verhafteten Freiburger Professoren Constantin von Dietze, Adolf Lampe, Gerhard Ritter kamen erst am 25. April 1945 aus ihrem Berliner Gefängnis frei.

Als Kontaktleute zum US-Geheimdienst stellten sich die Professoren Alexander Rüstow und Hans Wilbrandt zur Verfügung. Das Haus Sauer-bruchs diente mehrfach für Treffen der Verschwörer. An der Vorbereitung von Verfassungsentwürfen für die Zeit nach Hitler beteiligten sich aktiv der Staatswissenschaftler Jens Peter Jessen (in Verbindung mit Ulrich von Hassell) und aus dem Oster-Kreis der Professor Friedrich A. SchmidNoerr Und dennoch: Unter der Glocke der totalitären Diktatur existierte eine kultivierte Lebenswelt die das Disparateste verwebte. Der berühmte Philosoph und Pädagoge Eduard Spranger schrieb in einem Privatbrief vom 20. April 1936: „Ist es nicht eine noble Art des letzten Widerstandes — auch wahnsinnig zu werden? Nobel deshalb, weil es noch ein letzter Dienst am Irdisch-Allgemeinen ist, während man ja auch versuchen könnte, so zu tun, als ob , man es nicht wäre 4 und in jene Höhen zu entfliehen, die gewiß einmal unter ähnlichen Umständen die Stoa und das Christentum im kaiserlichen Rom suchen mußten? ... Es ist das innerste Nichtkönnen. Um des deutschen Volkes willen nicht können. Werdet stumm wie die Fische.“

Man ging in die innere Emigration. Aber zumeist nicht soweit, daß man mit Verzicht auf Teilnahme auch von Teilhabe abließ. Für einen Aufsatz etwa zu Goebbels’ DAS REICH stand man durchaus zur Verfügung. Zu einem unverfänglichen Thema wie über das Berliner Hochschulsystem sprach Spranger von der dortigen „Armee der Forschung“ Das war wohl die Metaphorik der Zeit, hinter der sich der Mangel an Entschiedenheit verbarg und den der Das-habe-ich-nicht-gewollt-Patriotismus zum neuen Anfang nach 1945 bestimmte. Die meisten Wissenschaftler empfanden bis dahin die Diktatur als Riesenwoge, die bedrohte, aber zugleich trug. Das vielfach fragmentierte Ja zum Staat Hitlers hieß Mitmachen von der Peripherie her. Es kann hier wohl gewiß als Indikator gelten, daß erstmals im September 1944 (!) ein Geisteswissenschaftler (der Historiker vom „Reichsinstitut“ Dr. Ganzer, posthum) und der Spezialist für drahtlose Telegraphie Professor Esau (Leipzig) ein Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz verliehen bekamen.

Schlußbemerkung

Nach dem Zusammenbruch 1945 verlangte Ludwig Dehio ein neues Forschungsverständnis. Die alte Rankesche Forderung, die Wissenschaft solle darstellen, „wie es eigentlich gewesen“ ist, müsse künftig lauten: „wie es eigentlich möglich war!“ In der Tat! Nur, solange wir noch über keine biologische Wissenschaft von der Seele verfügen, haben alle Antworten den Charakter einer Annäherung. Und wenn diese nach 1945 unbefriedigend, dazu zaghaft und vereinzelt blieb, so deshalb wohl, weil sich bei der Wahrheitssuche dem Wissenschaftler eine tiefe Scham entgegenstellte: Nämlich die Erkenntnis, daß man sich in Allianzen mit Hitler von diesem zumindest zeitweilig das überkommene Kultur-, Lebens-und Wissenschaftsverständnis gewährleisten ließ. Und dies im doch sich rasch aufzwingenden Wissen, daß das NS-System antibürgerlich, antiwissenschaftlieh, bildungsfeindlich und in seinem Rassismus zutiefst inhuman war.

Daß man vielfach in den fünfziger Jahren Professoren in Seminaren von den Spitzen des Dritten Reiches höchst abfällig sprechen hörte, waren gewiß — wenngleich billige — Versuche nachträglicher Selbstbefreiung. Sie indizierten noch in der Form der Selbstverharmlosung, „daß die Deutschen in ihrer gewiß glanzvollen geistigen Kultur immerzu die Anfälligkeit für jene Brutalität hegten, die im sogenannten Dritten Reich zum katastrophalen Durchbruch gelangte. In den Befürwortern vorbildlicher Menschlichkeit hatte man demnach also zugleich die unfreiwilligen Sachwalter einer bislang unvorstellbaren Brutalität zu sehen .. .“

Auf die Erkundung von Maß und Qualität dieses „Unfreiwilligen“ kommt es weiter an. Dabei wäre es töricht, heute vom Richterstuhl herunter leichtfertig über reale und psychische Entscheidungsräume zu befinden, über die die Zeitgenossen in allen Varianten der Zerspaltung zwischen Mittäter und Tatzeuge gar nicht verfügten. Alfred Anderschs verzweifelte Frage: „Schützt Huma-, nismus denn vor gar nichts?“ reicht nicht nur in die Vergangenheit zurück.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Alfred Heuß, Verhängnis und Versagen, Berlin 1984, S. 106.

  2. Konrad H. Jarausch, Students, Society and Politics in Imperial Germany, Princeton 1982, S. 422.

  3. Zitiert nach Thomas Ellwein, Die deutsche Universität. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Königstein 1985, S. 234.

  4. Zu den Zahlen vgl. David Schoenbaum, Die Braune Revolution, dtv Zeitgeschichte 1590, S. 306ff.; Christian Graf von Krockow, Scheiterhaufen. Größe und Elend des deutschen Geistes, Berlin 1983, S. 150 ff. Horst Möller, Exodus der Kultur. Schriftsteller, Wissenschaftler und Künstler in der Emigration nach 1933, München 1984, S. 51 ff.

  5. Christian Graf von Krockow (Anm. 6), S. 134f.

  6. Karl Holzamer, Philosophie als Wissenschaft zur „Lebensmitte“, in: Geist der Zeit. Wesen und Gehalt der Völker. Organ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, 18 (1940), S. 556.

  7. Vgl. die Daten bei Joseph Walk (Hrsg.), Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat. Eine Sammlung der gesetzlichen Maßnahmen und Richtlinien, Heidelberg 1984.

  8. Carl Schmitt, Rechtsstaat, in: Hans Frank, Nationalsozialistisches Handbuch für Recht und Gesetzgebung, München 1935, S. 10; ein Indiz für den Eifer, mit dem sich Juristen dem neuen Staat verbanden, liegt wohl auch darin, daß dieses Handbuch mit 1604 Seiten Umfang bereits im Dezember 1934 zum Abschluß gebracht worden war.

  9. Werner Weber, Führererlaß und Führerverordnung, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, (1942) 102, S. 135.

  10. Ulrich Scheuner, Die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Ein staatlicher Neubau, in: Schicksalsfragen der Gegenwart, Bd. 2, Tübingen 1957, S. 14.

  11. Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, (1939) 99; hier zitiert nach Martin Hirsch u. a. (Hrsg.), Recht, Verwaltung und Justiz im Nationalsozialismus, Köln 1984, S. 241 ff.

  12. Verwiesen werden kann hier lediglich auf Karl Peters, Die Umgestaltung des Strafgesetzes 1933— 1945, in: Andreas Flitner (Hrsg.), Deutsches Geistesleben und Nationalsozialismus, Tübingen 1965; Redaktion Kritische Justiz (Hrsg.), Der Unrechtsstaat. Recht und Justiz im Nationalsozialismus, Frankfurt/M. 1979; Hinrich Rüping, Bibliographie zum Strafrecht im Nationalsozialismus, München 1985.

  13. Neben den schon einleitend genannten Werken von Paul Egon Hübinger und Christian Graf von Krockow sei hier exemplarisch verwiesen auf: Richard Drews/Alfred Kantorowicz (Hrsg.), Verboten und verbrannt. Deutsche Literatur 12 Jahre unterdrückt, München 1983 (Neuausgabe).

  14. Heinz Kindermann, Deutsche Literaturwissenschaft, in: DAS REICH vom 29. 6. 1941.

  15. Hermann Pongs, Die Gemeinsamkeit der europäischen Literatur, in: Auswärtige Politik, (1944) 11, S. 338.

  16. Ruth Römer, Sprachwissenschaft und Rassenideologie in Deutschland, München 1985, S. 178ff.; ein Teilergebnis der großen Forschungsleistung Ruth Römers findet sich in ihrem Beitrag „Der Germanenmythos in der Germanistik der dreißiger Jahre“, in: Beda Allemann (Hrsg.), Literatur und Germanistik nach der „Machtübernahme“. Colloquium zur 50. Wiederkehr des 30. Januar 1933, Bonn 1983.

  17. Walter Frank, Die deutschen Geisteswissenschaften im Kriege, in: Historische Zeitschrift, (1941) 163, bes. S. 6, 7. 10.

  18. Historische Zeitschrift, (1940) 162, S. 339.

  19. Nach Hans Rothfels, Geschichtswissenschaft in den dreißiger Jahren, in: Andreas Flitner (Hrsg.), Deutsches Geistesleben und Nationalsozialismus, Tübingen 1965.

  20. Gerhard Ritter, Die Fälschung des deutschen Geschichtsbildes im Hitlerreich, in: Deutsche Rundschau, 70 (1947), S. 13 ff.

  21. Vgl. Gerhard Ritter (Anm. 22), S. 15.

  22. Hans Rothfels (Anm. 21), S. 92; vgl. besonders Volker Losemann, Nationalsozialismus und Antike. Studien zur Entwicklung des Fachs Alte Geschichte 1933— 1945. Hamburg 1977, S. 48.

  23. Volker Losemann (Anm. 24), S. 178.

  24. Karl Alexander von Müller im Vorwort zur Historischen Zeitschrift, (1941) 163, S. 2.

  25. Vgl. hierzu Otto Scherzer, Physik im totalitären Staat, in: Andreas Flitner (Hrsg.) (Anm. 14), S. 48ff.; Karl-Heinz Ludwig, Technik und Ingenieure im Dritten Reich, Düsseldorf 1974, S. 59ff., S. 113, S. 156.

  26. Vgl. Otto Scherzer (Anm. 27), S. 57.

  27. Fritz Ernst, Die Deutschen und ihre jüngste Geschichte, Stuttgart 19633, S. 103.

  28. Carl Friedrich von Weizsäcker, Der Garten des Menschlichen. Beiträge zur geschichtlichen Anthropologie, 19772, S. 568; Elisabeth Heisenberg, Das Politische Leben eines Unpolitischen. Erinnerungen an Werner Heisenberg,'München 1980, S. 114.

  29. Vgl. Manfred von Ardenne, Memoiren, Berlin (Ost) 1972, S. 153 ff.

  30. Heinz Dieter Hölsken, Die V-Waffen. Entstehung, Propaganda, Kriegseinsatz, Stuttgart 1984, S. 213.

  31. Werner Heisenberg, Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik, München 1971, S. 212.

  32. Eröffnungsvortrag des Deutschen Historikertages am 12. 9. 1949, abgedruckt in: Historische Zeitschrift, (1950) 170.

  33. Ernst Nolte, Zur Typologie des Verhaltens im Dritten Reich, in: Marxismus, Faschismus, Kalter Krieg. Vorträge und Aufsätze 1964— 1976, Stuttgart 1976, S. 136. Vgl. zum Zusammenhang Martin u. Sylvia Greiffenhagen. Ein schwieriges Vaterland. Zur politischen Kultur Deutschlands, München 1979, S. 37; grundlegend Hubert Kiesewetter, Von Hegel zu Hitler. Eine Analyse der Hegelschen Machtstaatsideologie und der politischen Wirkungsgeschichte des Rechtshegelianismus, Hamburg 1974, S. 276 ff.; Werner Stephan, Zur Soziologie der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, in: Zeitschrift für Politik, (1932) 21; Rudolf Laun, Die politische Erziehung der Studierenden an den Hochschulen und hochschulähnlichen Anstalten, in: Zeitschrift für Politik, (1931) 20; Peter Gay, Probleme der kulturellen Integration der Deutschen 1849— 1945, in: Otto Büsch/James J. Sheehan (Hrsg.), Die Rolle der Nation in der deutschen Geschichte und Gegenwart, Berlin 1985, S. 185.

  34. Vgl. Ernst Nolte (Anm. 35), S. 138 ff.

  35. Elias Canetti, Masse und Macht, Hamburg 1960, S. 205.

  36. Klaus Harpprecht in der Einleitung zu Friedrich Sieburg, Abmarsch in die Barbarei, Stuttgart 1983, S. 17.

  37. Hans-Werner Prahl, Sozialgeschichte des Hoch-schulwesens, München 1978, S. 322.

  38. „Nationalsozialismus und Bürgertum“, Kölnische Zeitung v. 21. 12. 1930, in: Friedrich Meinecke, Politische Schriften und Reden, hrsgg. v. Georg Kotowski, Darmstadt 1958, S. 443.

  39. Carl Friedrich von Weizsäcker, Der Verfasser als Augenzeuge — Ein Brief über den Nationalsozialismus, in: Wahrnehmung der Neuzeit, München 19832, S. 293.

  40. Walter Leisner, Der Triumph. Erfolgsdenken als Staatsgrundlage, Berlin 1985; Daniel Sutor, Rechtsauflösung durch Angst und Schrecken. Zur Dynamik des Terrors im totalitären System, Berlin 1985; Alexander und Margarete Mitscherlich, Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens, München 1968, S. 22 ff.

  41. Vgl. Daniel Sutor (Anm. 42), S. 76 ff.

  42. Vgl. zu diesem Bereich Christine Blumenberg-Lampe, Das wirtschaftspolitische Programm der „Freiburger Kreise“. Entwurf einer freiheitlich-sozialen Nachkriegswirtschaft; Nationalökonomen gegen den Nationalismus, Berlin 1973.

  43. Vgl. Gerhard Ritter, Der Deutsche Professor im „Dritten Reich“, in: Die Gegenwart vom 24. 12. 1945.

  44. Ralf Dahrendorf, Soziologie und Nationalsozialismus, in: Andreas Flitner (Anm. 14), S. 109

  45. Zum Gesamtkomplex Peter Hoffmann, Widerstand, Staatsstreich, Attentat. Der Kampf der Opposition gegen Hitler, München 19702; Hans-Adolf Jacobsen, Karl Haushofer. Leben und Werk, 2 Bde, Boppard 1979; ders. (Hrsg.), „Spiegelbild einer Verschwörung“.

  46. Vgl. Klaus Scholder, Die Mittwoch-Gesellschaft, Berlin 1982; Bogustaw Drewniak, Das Theater im NS-Staat. Szenarium deutscher Zeitgeschichte 1933— 1945, Düsseldorf 1983; Hans-Dieter Schäfer, Das gespaltene Bewußtsein. Über deutsche Kultur und Lebenswirklichkeit 1933— 1945, Frankfurt/M. 1984 (Ullstein Sachbuch 34178).

  47. Zit. bei Klaus Scholder (Anm. 48), S. 137.

  48. DAS REICH V. 6. 10. 1940.

  49. So Wolfgang Kuttenkeuler in einer Rundfunkbesprechung des Buches von Fritz Ringer „Die Gelehrten — der Niedergang der deutschen Mandarine 1890 bis 1933“, Deutsche Welle, 7. 10. 1983.

Weitere Inhalte

Funke, Manfred, Dr. phil., geb. 1939; Studiendirektor im Hochschuldienst am Seminar für Politische Wissenschaft der Universität Bonn; Redaktionsleiter der „Bonner Schriften zur Politik und Zeit-geschichte“. Veröffentlichungen u. a.: Sanktionen und Kanonen. Hitler, Mussolini und der internationale Abessinienkonflikt 1934— 36, 19712; (Hrsg.) Hitler, Deutschland und die Mächte. Materialien zur Außenpolitik des Dritten Reiches, 1978 ; (Hrsg.) Totalitarismus. Ein Studien-Reader zur Herrschaftsanalyse moderner Diktaturen, 1978; (Hrsg, mit K. D. Bracher und H. -A. Jacobsen) Nationalsozialistische Diktatur 1933— 1945. Eine Bilanz, 1983. Ferner Editionen zum „Extremismus“, „Terrorismus“ und zur „Friedensforschung“.