Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Spiele unterm Hakenkreuz Die Olympischen Spiele von Garmisch-Partenkirchen und Berlin 1936 und ihre politischen Implikationen | APuZ 31/1986 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 31/1986 Spiele unterm Hakenkreuz Die Olympischen Spiele von Garmisch-Partenkirchen und Berlin 1936 und ihre politischen Implikationen Die deutschen Minderheiten in Polen und in der Tschechoslowakei in den dreißiger Jahren Die „Deutschland-Berichte“ der Sopade Der wirtschaftliche Existenzkampf der Juden im Dritten Reich (1933-1938)

Spiele unterm Hakenkreuz Die Olympischen Spiele von Garmisch-Partenkirchen und Berlin 1936 und ihre politischen Implikationen

Horst Ueberhorst

/ 37 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die Olympischen Spiele 1936 haben in der Erinnerung von Zeitzeugen kaum etwas von ihrem Glanz verloren. Organisatorisch-technisch waren sie eine Meisterleistung und setzten Maßstäbe für die künftige Entwicklung der Spiele. Aber nur wenigen wurde damals bewußt, daß die Olympischen Spiele von Garmisch-Partenkirchen und Berlin propagandistisch mißbraucht wurden und mit dazu beitrugen, den deutschen Sport in eine verhängnisvolle Abhängigkeit von der NS-Ideologie zu bringen. So wirkten die Spiele nach innen systemstabilisierend und steigerten die nationale Verblendung. Nach außen halfen sie, Deutschland aus der politischen Isolierung herauszuführen und der Welt das Bild eines „friedliebenden“ NS-Regimes zu zeigen. Denn den Organisatoren und dem Propagandaministerium war es gelungen, mit Friedensbeteuerungen die Boykottbewegung zu unterlaufen; dabei hatten das IOC und Avery Brundage in den USA wichtige Hilfe geleistet. In der Frage der Zulassung deutscher Juden wurde die Weltöffentlichkeit getäuscht. Weder dieses Falschspiel Hitlers wurde durchschaut, noch vermochte das für seine Politik charakteristische Wechselspiel von aggressiven Akten und Friedensbeteuerungen ein Umdenken herbeizuführen. Das Ausland, von der deutschen Organisationsleistung stark beeindruckt, hatte die olympische Protestwelle bald vergessen. Erst später wurde deutlich, daß den Olympischen Spielen 1936 im Machtkalkül Hitlers eine Schlüsselfunktion zukam.

Vorgeschichte

Auf dem 28. Kongreß des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) 1930 in Berlin hatte sich das deutsche Nationale Olympische Komitee (NOK) um die Austragung der Olympischen Spiele 1936 in der alten Reichshauptstadt beworben. Als Mitbewerber traten an: Alexandria, Barcelona, Budapest, Buenos Aires, Dublin, Helsinki und Rom. Die Entscheidung zwischen den zuletzt noch verbliebenen Austragungsorten Berlin und Barcelona sollte während der 29. IOC-Sitzung vom 25. bis 27. April 1931 im spanischen Barcelona fallen. Da aber aufgrund der Unruhen in Spanien im Vorfeld des Bürgerkrieges nur 19 von 67 IOC-Mitgliedern erschienen waren, ließ der belgische IOC-Präsident de Baillet-Latour eine telegraphische Abstimmung durchführen. Dabei fiel die Entscheidung mit 43 gegen 16 Stimmen bei acht Enthaltungen eindeutig zugunsten Berlins aus. Auf der 31. IOC-Sitzung vom 7. bis 11. Juni 1933 in Wien vergab das Komitee die Olympischen Winterspiele an die gemeinsamen Bewerber Garmisch und Partenkirchen und bestätigte noch einmal Berlin als Austragungsort für die XI. Olympischen Spiele 1936 Damit sollten in Deutschland erstmals Olympische Spiele stattfinden. Zwar hatte während der Olympischen Spiele von Stockholm 1912 das IOC Berlin bereits für 1916 die Olympischen Spiele zugesprochen, und deutscherseits wurden auch sehr intensive Vorbereitungen getroffen, aber der Erste Weltkrieg machte all die hochgespannten Erwartungen zunichte. Die Wirklichkeit sah anders aus: Im Jahre 1916 tobte die Materialschlacht um Verdun, wurde an der Somme in Nordfrankreich erstmals Giftgas eingesetzt.

Das deutsche Organisationskomitee für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin stand unter der Leitung von Dr. Theodor Lewald, der Deutschland seit 1924 im IOC vertrat, und dem agilen Generalsekretär Dr. Carl Diem. Beide hatten das ehrgeizige Ziel, die Olympischen Spiele 1936 zu einer „Lehr-Olympiade“ für die Welt zu machen, wie es später in dem Amtlichen Bericht hieß Die Weichen dazu wurden, wie bereits erwähnt, auf der IOC-Sitzung 1930 in Berlin gestellt. Unmittelbar davor hatte Lewald die gesamtgesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung einer Vergabe der Spiele an Berlin wie folgt vor der Berliner Industrie-und Handelskammer unterstrichen: „Wir glauben, daß die Spiele zu einer Befruchtung und Anregung des ganzen Wirtschaftslebens Deutschlands beitragen und auf lange Jahre hinaus nicht nur Berlin, sondern allen deutschen Städten und Landschaften, die der ausländische Fremden-strom berühren wird, von nachhaltigem Vorteil sein wird. — Es handelt sich um eine dem deutschen Kultur-und Wirtschaftsleben in hohem Maße zugute kommende einzigartige Veranstaltung.“ Dies war eine allzu optimistische Prognose, wie sich später zeigen sollte.

Der Berliner IOC-Kongreß 1930 wurde vom damaligen Reichspräsidenten v. Hindenburg in der Aula der Berliner Universität eröffnet. Hindenburg betonte, daß das Deutsche Reich sehr an einer Ausrichtung der Spiele interessiert sei. Aus dem gleichen Grund gab die Stadt Berlin ein großes Bankett im Rathaus zu Ehren der IOC-Mitglieder. Der Kongreß wurde beendet auf dem Gelände des „Deutschen Sportforums“, um den Gästen die Möglichkeit zu geben, bereits vorhandene „olympische“ Sportanlagen und Wettkampfstätten zu besichtigen Die sportliche Organisationsfähigkeit war schon zuvor durch die Auffahrt von 2000 Ruderbooten auf der Grünauer Regattabahn und Vorführungen von Sportlern der Deutschen Hochschule für Leibesübungen (DHfL) eindrucksvoll demonstriert worden

Nochmals versuchte Lewald, vor der Abstimmung in Barcelona Einfluß auf die Entscheidung der IOC-Mitglieder zu nehmen, indem er über die Presse einen Bericht veröffentlichen ließ, wonach sich Pierre de Coubertin, der Begründer der modernen Olympischen Spiele und Ehrenpräsident des IOC, für eine Vergabe der Olympischen Spiele 1936 nach Deutschland ausgesprochen und noch hinzugefügt habe, die Spiele möchten von Lewald und seinem Mitarbeiterstab organisiert werden Im Jahre 1932 nahm trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten und politischer Widerstände eine kleine deutsche Gruppe von Aktiven und Funktionären (Lewald, Diem, v. Halt) an den Olympischen Spielen in Los Angeles teil, zum einen, um das Deutsche Reich dort sportlich zu repräsentieren, zum anderen, um neue Erkenntnisse im Sportstättenbau und der Organisation Olympischer Spiele zu gewinnen Denn man war sich darüber einig, daß die für die VI. Olympischen Spiele 1916 gebauten Wettkampfstätten nicht mehr genügten und das „Deutsche Stadion“, das 1913 in einem spektakulären Festakt von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht worden war, beträchtlich ausgebaut werden müsse. Neben diesen Problemen stand die wachsende politische Unsicherheit: bürgerkriegsähnliche Zustände infolge der wirtschaftlichen Not und zunehmender politischer Radikalisierung, Kabinettsumbildungen und mächtiges Anwachsen der NSDAP, die zur stärksten Partei wurde. Würde sie im Falle einer nationalsozialistischen Regierungsbildung die Ausrichtung der XL Olympischen Spiele in Deutschland gewährleisten? Die Beantwortung dieser Frage war für die Organisatoren von größter Wichtigkeit, denn in den Jahren der Weimarer Republik hatte die NSDAP eine rigoros ablehnende Haltung gegenüber dem internationalen Sportverkehr und den Olympischen Spielen eingenommen. Die Gründe dafür lassen sich in drei Punkten zusammenfassen:

1. Die kosmopolitische Idee der Olympischen Spiele sei mit der am deutschen Volkstum orientierten nationalsozialistischen Weltanschauung unvereinbar.

2. Die Ausrichtung der Olympischen Spiele könne im Ausland den Eindruck erwecken, als würde Deutschland das „Versailler Diktat“ anerkennen. Ein sportlicher Wettkampfmit Angehörigen von „Feindvölkern“ verstoße wider deutsches Ehrgefühl

3. Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen, bzw.deren Ausrichtung nach dem IOC-Reglement würde aus rassischen Gründen nicht in Frage kommen, denn Juden („Weltvemichter“) und Neger („Sklaven“) könnten nicht als gleichwertig mit anderen Völkern und Rassen anerkannt werden Aber Ende 1932 deutete sich eine gemäßigte Haltung der NSDAP an, so daß IOC-Präsident de Baillet-Latour über das deutsche IOC-Mitglied Karl Ritter v. Halt, selber NSDAP-Mitglied, bei Hitler anfragen ließ, ob im Falle einer nationalsozialistischen Machtübernahme politische Schwierigkeiten zu erwarten seien. Hitler gab ihm die insgesamt positive, wenn auch recht allgemein und unverbindlich gehaltene Antwort, „daß er die Frage der Durchführung mit großem Interesse betrachte“ Gleichwohl wollte der kluge Jurist Dr. Lewald sicher gehen und gründete deshalb am 24. Januar 1933 mit einer Eintragung ins Vereins-register das Organisationskomitee für die Olympischen Spiele 1936 Eine Woche später kam Hitler an die Macht und wurde Kanzler eines „Kabinetts der nationalen Konzentration“.

Das Dritte Reich wird zum „Ausrichter“ der Spiele

Lewald nahm schon am 20. Februar 1933 Kontakt mit der neuen Reichsregierung auf, um endgültige Klarheit über die Haltung der NSDAP zu den Olympischen Spielen in Berlin zu gewinnen. Am 16. März 1933 wurde ihm eine Unterredung mit Hitler gewährt, an der auch der Reichsminister des Innern, Dr. Frick, und Reichspropagandaminister Dr. Goebbels teilnahmen. Hitler gab sein grundsätzliches Einverständnis zur Ausrichtung der Olympischen Spiele in Deutschland, das Reich übernahm eine Finanzgarantie, nur den ihm angetragenen Vorsitz des Ehrenausschusses lehnte Hitler ab Die Schirmherrschaft der Spiele hatte am 9. Februar 1933 Hindenburg über-nommen; als nach Hindenburgs Tod Hitler am 2. August 1934 das Amt des Reichskanzlers und das des Reichspräsidenten in seiner Person vereinigte, übernahm er, nunmehr als Staatsoberhaupt mit diktatorischen Vollmachten ausgestattet, am November 1934 auch die Schirmherrschaft für die Olympischen Spiele 13).

In einem Dankschreiben unmittelbar nach der Audienz bei Hitler erwähnte Lewald auch die „ungeheure Propagandawirkung für Deutschland“, die von den Olympischen Spielen ausgehen würde Darauf reagierte Goebbels sofort und lud Lewald und Diem zu einem Gespräch ein, in dem die Einrichtung eines „Olympia-Propagandaausschusses“ im Reichsministerium für Volks-aufklärung und Propaganda beschlossen wurde, der die Werbearbeit für die Spiele in Deutschland übernehmen sollte

Die Gründe für die nunmehr massive Unterstützung der Olympischen Spiele durch die Nationalsozialisten sind rein pragmatisch und lassen sich leicht erklären: Man erhoffte sich wirtschaftliche Vorteile, eine Durchbrechung der kulturellen und außenpolitischen Isolierung und eine Werbung für das „neue“ Deutschland. Damit war aber keineswegs, wie in der „Judenfrage“ deutlich wird, eine Preisgabe der im Parteiprogramm der NSDAP festgeschriebenen politischen Leitsätze verbunden.

Noch ein anderer Vorgang im nationalsozialistischen Deutschland beschäftigte das IOC und wurde zum strittigen Punkt der IOC-Tagung in Wien (7. bis 9. Juni 1933). Im April 1933 wurde Lewald, der Halbjude war, in der NS-Presse heftig attackiert. Er setzte sich zur Wehr und beschwerte sich in der Reichskanzlei. Auf Anweisung Hitlers wurden tags darauf die Angriffe eingestellt Lewald gab aber, um weitere Komplikationen zu vermeiden, sein Amt als 1. Vorsitzender des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen (DRA), Dachverband des bürgerlichen Sports, am 12. April 1933 auf. Inzwischen war erkennbar, daß die Reichsregierung eine Neuorganisation des deutschen Sports plante. Beauftragt wurde damit der SA-Gruppenführer Hans v.

Tschammer und Osten, ein Parteimann, der als „Reichskommissar“ für den gesamten Sport eingesetzt wurde und die Neuorganisation nach dem „Führerprinzip“ durchführen sollte Auch Carl Diem bewarb sich um diese Stelle, doch am 28. April 1933 wurde von Tschammer zum „Reichssportkommissar“ ernannt. Er entließ Diem und Lewald aus ihren Ämtern im DRA. Ihre Funktionen im Deutschen Olympischen Ausschuß und im Olympischen Komitee behielten sie zunächst

Nach der Ernennung v. Tschammers setzte ein Werben um dessen Gunst ein, bei dem die drei Mitglieder des DRA-Präsidiums: Linnemann (Fußball), Pauli (Rudern) und Neuendorff (DT) sogar soweit gingen, ihn in einem Schreiben am 9. Mai 1933 darum zu bitten, den DRA aufzulösen und über diese Einrichtung frei zu verfügen. Von Tschammer entsprach dieser Bitte schon am nächsten Tag und löste am 10. Mai 1933 den DRA auf

Dieser Beschluß hatte Folgen, die schnell beseitigt werden mußten, wollte man die Austragung der Olympischen Spiele nicht gefährden. Denn laut Satzung fiel das gesamte Vermögen des DRA (Deutsches Stadion, DHfL, Deutsches Sportforum usw.) dem Reichsminister des Innern (RMI) zu, so daß weiterhin über die Sportanlagen verfügt werden konnte. Weit problematischer aber war, daß mit der Auflösung des DRA auch der ihm untergeordnete Deutsche Olympische Ausschuß (DOA) nicht mehr existent war. Ohne ein solches Gremium war aber keine Teilnahme an Olympischen Spielen nach der IOC-Satzung möglich. Deshalb wurde rasch ein „Reichsführerring“ für Leibesübungen gegründet, sowie ein neuer Deutscher Olympischer Ausschuß, der dem Reglement des IOC entsprach.

Dem IOC blieb solche turbulente Entwicklung nicht verborgen. In Wien (Sitzung vom 7. bis 9. Juni 1933) bestand noch die Möglichkeit, die Olympischen Spiele an eine andere Stadt zu vergeben, da nach dem Reglement der Austragungsort bis spätestens drei Jahre vor dem Beginn der Olympischen Spiele endgültig festgelegt werden mußte. In mehreren Schreiben Anfang Mai drückte der IOC-Präsident den drei deutschen IOC-Mitgliedern sein Mißtrauen gegenüber der Politik der deutschen Regierung sowie der neuen Sportführung aus und drängte auf eine Klärung bis zur IOC-Sitzung in Wien

Lewald und Diem konnten mit ihren Erklärungen das IOC zunächst nicht zufriedenstellen, so daß auf Betreiben des amerikanischen IOC-Mitgliedes Sherrill eine schriftliche Garantieerklärung für folgende Punkte von der deutschen Reichsregierung verlangt wurde: 1. Lewald, v. Halt, der Herzog v. Mecklenburg und Diem behalten im NOK die Verantwortung für die Organisation der Olympischen Winter-und Sommerspiele.

2. Die olympischen Regeln werden eingehalten. 3. Die Teilnahme deutscher Juden innerhalb der deutschen Mannschaft wird zugesichert

Die ersten beiden Garantien wurden sofort gegeben, für die dritte wurde mehrfach Kontakt mit der Reichskanzlei in Berlin aufgenommen, bis Reichsinnenminister Dr. Frick auch hier eine Zusage gab. Damit waren alle IOC-Mitglieder zufrieden; die Amerikaner nahmen ihre Boykottdrohung vorerst zurück und die Ausrichtung der Spiele wurde Deutschland belassen. Nachdem die Ausrichtung gesichert war, unternahm die NSDAP verstärkt den Versuch, die Ämter im DOA und OK mit regimetreuen Personen zu besetzen. Der 5. Oktober 1933 sollte dann die entscheidende Wende für die Vorbereitung der Olympischen Spiele bringen. An diesem Tag besuchte Hitler in Begleitung von Lewald, Diem, Frick, v. Tschammer und dem Architekten March die für die Austragung der Olympischen Sommer-spiele vorgesehenen Sportstätten. Auf den Hinweis Lewalds, welche Möglichkeiten ein Sportstadion für Veranstaltungen politischer und anderer Art biete, entschied Hitler spontan, das Stadion müsse vom Reich gebaut werden. „Wenn man die ganze Welt zu Gast geladen hätte, müßte etwas Großartiges und Schönes entstehen... wenn man vier Millionen Arbeitslose habe, müsse man für Arbeit sorgen, da spielten einige Millionen gar keine Rolle... die Arbeiten müßten sofort beginnen.“

Die Haushaltsmittel für die Olympischen Spiele wurden von 5, 5 Mio. RM aufüber 100 Mio. RM (!) aufgestockt. In der Reichskanzlei fand dann fünf Tage später die nächste Besprechung statt. Hitler wollte die Olympischen Spiele 1936 zu einer Musterolympiade umgestalten, um das Ausland zu bewegen, das nationalsozialistische Deutschland anzuerkennen, damit die schwierige und ungünstige außenpolitische Lage Deutschlands verbessert werde. Auch für die Olympischen Winterspiele wurde jetzt großzügiger geplant Durch die Finanzgarantie verlor jedoch das OK seine Finanzielle Unabhängigkeit.

Indes ging die Judendiskriminierung weiter. Juden waren aus deutschen Vereinen verbannt worden, einige jüdische Vereine („Deutscher Makkabi-Kreis“ und Sportbund „Schild“) wurden zwar geduldet, durften aber nur „eigene“ Sportanlagen benutzen. Jüdische Vereine waren nicht Mitglieder des im Januar 1934 gegründeten Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen (DRL). Auch auf diese Entwicklung reagierte das IOC und setzte auf die Tagesordnung für die 32. IOC-Sitzung (15. bis 19. Mai 1934) in Athen das Thema „Gleichberechtigung aller Teilnehmer“. Der IOC-Präsident und andere IOC-Mitglieder (z. B.der Engländer Aberdare und der Amerikaner Gar-land) forderten eine Erneuerung der in Wien gemachten Zusagen. Die Vertreter Deutschlands, Dr. Lewald und Karl Ritter von Halt, erklärten daraufhin, „daß jüdische Sportler bei den Berliner Spielen ebenso gern gesehene Gäste sein werden wie alle anderen. Auch ins deutsche olympische Team würden jüdische Athleten, falls sie die erforderlichen Limite erreichten, eingereiht werden“ Ferner sagten sie zu, daß während der Spiele keine antisemitischen Demonstrationen stattfinden würden. Damit gab sich das IOC erneut zufrieden.

Um den Eindruck der Gleichbehandlung der Juden zu verstärken, gab v. Tschammer am 18. Juli 1934 „Richtlinien für den Sportbetrieb von Juden und sonstigen Nichtariern" heraus und ließ sie vereinzelt auch an Vorbereitungslehrgängen teilnehmen, auf denen sich dann ihre fehlende Qualifikation „herausstellte“. Die gleiche Taktik verfolgte auch die offizielle Einladung des OK an Palästina, die erwartungsgemäß von dort abgelehnt wurde Denn in Wirklichkeit steigerte sich die Hetze gegen Juden so weit, daß v. Halt einschreiten mußte, um die Spiele nicht zu gefährden. In einem Schreiben vom 14. Mai 1935 berichtete er dem Reichsminister des Innern, die Situation in Garmisch-Partenkirchen sei so gespannt, daß die Gefahr bestehe, daß die Bevölkerung wahllos jeden jüdisch Aussehenden attackiere. Daraufhin wurden entlang der Zufahrtsstraßen und im Ort selbst „Hetzschilder“ wie „Juden sind hier unerwünscht“ oder „Juden betreten diesen Ort auf eigene Gefahr“ beseitigt

Daß die Zusagen von Wien und Athen nur Lippenbekenntnisse waren, wird deutlich in der Unterredung des amerikanischen IOC-Mitglieds General Sherrill mit Hitler am 24. August 1935 in München. Sherrill hatte die Absicht, die öffentliche Meinung in den USA zu beschwichtigen, sobald er eine Zusage von Hitler erhielt, daß wenigstens ein(e) Jude/Jüdin in die deutsche Olympiamannschaft aufgenommen werde. Schon vor- her war die Reichskanzlei von der Deutschen Botschaft in Washington unterrichtet worden, daß Sherrill „den jüdischen Versuchen, die Teilnahme an den Olympischen Spielen zu sabotieren, auf das Nachdrücklichste entgegengetreten ist“ Um so mehr war er überrascht, als Hitler erklärte, Juden könnten nicht für Deutschland starten, da sie aus deutschen Sportvereinen ausgeschlossen seien; sie hätten aber das Recht, sich selbst sportlich zu organisieren. In den Aufzeichnungen aus der Reichskanzlei heißt es weiter: „Er werde Tschammer und Lewald anweisen, versicherte Hitler, die nötigen Erklärungen abzugeben, falls das Problem im IOC zur Sprache komme.“ Als dann Sherrill auf die Möglichkeit anspielte, die Olympischen Spiele wieder von Deutschland abzuziehen, erwiderte Hitler laut Notiz des Dolmetschers, „daß er von seinem Standpunkt nicht abgehen könne, und erklärte, daß Deutschland bei einer von Amerika ausgehenden Boykottierung der Olympischen Spiele auch seinerseits nicht mehr bei internationalen Veranstaltungen auftreten werde. Sollten im übrigen die Olympischen Spiele vom Olympiaausschuß aus Deutschland verlegt werden, so würde dies nichts an seiner Haltung ändern, man würde dann eben rein deutsche Olympische Spiele veranstalten.“ Erst als Sherrill an eine von Reichsinnenminister Frick unterschriebene Erklärung erinnerte und diese ebenso wie eine Stellungnahme v. Tschammers eingeholt wurde, lenkte Hitler scheinbar ein.

Hatte ihm doch der Reichssportführer versichert, daß man solche Stellungnahmen zwar damals abgegeben habe und davon auch nicht abweichen sollte, aber schließlich stelle er, v. Tschammer, die Mannschaft auf, und da werde kein Jude dabei sein. Hitler ließ daraufhin Sherrill wissen, man habe ihm die Erklärung gezeigt. Demnach beachte (sic!) Deutschland die olympischen Bestimmungen. Nicht nur Sherrill, auch IOC-Präsident de Baillet-Latour gaben sich mit dieser Version zufrieden

Dann aber erreichte der Antisemitismus seinen ersten Höhepunkt mit der Verabschiedung der „Nürnberger Gesetze“ am 15. September 1935. Nun sah sich auch de Baillet-Latour gezwungen, ein persönliches Gespräch mit Hitler zu führen. Nach diesem Gespräch am 5. November 1935 schien sich das Klima zu verbessern. Am 18. De-zember 1935 wurden die Fechterin Helene Mayer und der Eishockeyspieler Rudi Ball, beide Halb-juden, für die deutsche Olympiamannschaft nominiert. Dies war um so leichter, als nach den Ausführungsbestimmungen zum Reichsparteitag Halbjuden weiterhin das volle Reichsbürgerrecht besaßen. Nur die „Volljüdin“ Gretel Bergmann, obwohl sie sich im Hochsprung für die deutsche Olympiamannschaft qualifiziert hatte, wurde kurzfristig — als die amerikanische Mannschaft schon unterwegs war — ausgeschlossen

In dieser Zeit wurde bereits vom Goebbelschen „Olympia-Propagandaausschuß“ eine intensive Werbung für die Spiele betrieben. Während die Inlandspropaganda eine allgemeine olympische Schulung der deutschen Bevölkerung zum Ziel hatte —jeder Deutsche sollte sich mit den Olympischen Spielen identifizieren —, war Sinn und Zweck der Auslandspropaganda, für die sportliche Großveranstaltung zu werben und möglichst viele Ausländer zum Besuch der Spiele zu veranlassen, ferner die „Friedensliebe“ und die Respektierung olympischer Grundsätze zu demonstrieren, um so vor allem den amerikanischen Boykottbestrebungen entgegenzutreten Ein wirkungsvolles inländisches Propagandamittel war die Olympia-Wanderausstellung, die in nahezu allen größeren Städten des Reiches zu sehen war. Sie bestand aus Kraftfahrzeugen, die zu einer „Wagenburg“ zusammengestellt wurden und deren Mittelraum in ein großes Zelt verwandelt werden konnte. Hier wurden Filme und Diareihen vorgeführt. Zu den wirksamsten, auf das Ausland gerichteten Propagandaaktionen gehörten die Reisen des Reichssportführers v. Tschammer und Osten und des Generalsekretärs des OK, Dr. Carl Diem, die sich allerdings auf den europäischen Raum beschränkten. Sie hielten in Stockholm, Oslo, Kopenhagen, Athen, Belgrad, Agram, Paris und London Vorträge, wobei sie sich mit den „Sendboten von Elis“ im alten Olympia verglichen und so den Friedensgedanken der Reichsregierung hervorzuheben versuchten Vielfach waren die Werbemaßnahmen vom Propaganda-ministerium manipuliert, d. h. mit nationalsozialistischem Gedankengut durchsetzt worden. Über die Wirkung der Olympiapropaganda gehen die Meinungen auseinander. Während Bohlen in ihnen die Basis für den politischen Erfolg der Olympischen Spiele und der weiteren Außenpolitik Hitlers sieht, bezeichnet Krüger, sich auf einen Geheimen Bericht des Propagandaministeriums stützend, sie als Mißerfolg

Die Protestbewegung gegen die Olympischen Spiele 1936

Die Verabschiedung der Nürnberger Rassengesetze löste in den USA eine Protestwelle aus und führte zu Boykottbestrebungen, die insbesondere von starken Gruppen innerhalb der amerikanischen Sportverbände (AAU) getragen wurden. Der amerikanische AAU-Präsident Mahoney und das deutsch-amerikanische IOC-Mitglied Jahncke rieten Lewald, als OK-Präsident zurückzutreten. In Europa waren es Linksintellektuelle und Angehörige der Arbeitersportbewegung, die zum Boykott der Berliner Olympiade aufriefen. Prominente amerikanische, französische, dänische, tschechische, holländische und spanische Sportler und Sportfunktionäre erklärten für sich oder ihren Sportverband, nicht an den Spielen teilzunehmen. In einem Ende 1935 in Paris und Prag veröffentlichten Aufruf „Um die Olympiade“, von namhaften Künstlern und Gelehrten unterzeichnet, wird in Übereinstimmung mit der Protestbewegung in Amerika gegen die Abhaltung der Olympischen Spiele in Berlin Stellung genommen und ausdrücklich betont, der Kampf gelte dem herrschenden Regime, nicht dem deutschen Volke: „Der Grund dafür ist die Unterdrückung aller oppositionellen Strömungen in Deutschland und vor allem der antisemitische Rassenkampf der NSDAP. Die Hitlerregierung wird überall im Ausland für diesen Rassenkampf verantwortlich gemacht. Nur gegen sie ist der Kampf um die Olympiade ausgebrochen. Ohne die Hitlerregierung würde die Olympiade unbestritten in Berlin durchgeführt werden. Der Kampf um die Olympiade ist also kein Kampf gegen Deutschland, sondern ein Kampf gegen das Hitler-System.“ Den Organisatoren der Spiele und der NS-Propaganda gelang es indes, mit Friedensbeteuerungen die Boykottbewegung zu unterlaufen, wobei das IOC und Avery Brundage in den USA wichtige Hilfe leisteten. Um den Olympiaboykott zu verhindern, hatte Dr. Theodor Lewald, der wiederholt in den USA weilte, die beiden bereits genannten amerikanischen Sportfunktionäre, den New Yorker Rechtsanwalt und AAU-Präsidenten Jeremiah Mahoney und das IOC-Mitglied Ernest Lee Jahncke auch schriftlich umzustimmen versucht — vergebens, wie das Antwortschreiben Mahoneys vom 20. Oktober 1935 zeigt. Es soll seiner Bedeutung wegen hier ungekürzt im ersten Teil wiedergegeben werden:

„Sehr geehrter Herr Lewald! Ihre unglückliche Position als nomineller Vorsitzender des Deutschen Olympischen Komitees zwingt mich, Ihre kürzlichen entschuldigenden Auslassungen über den Sport in Deutschland und die Teilnahme Amerikas an den Olympischen Spielen unter die Lupe zu nehmen. Ich tue das mit um so größerem Bedauern, als ich Sie einst als einen Sportsmann angesehen habe, der sich den besten Überlieferungen und den höchsten Idealen des Sports widmete, und weil ich weiß, wie schwierig Ihre Lage als Mitglied der großen Gruppe nicht-arischer Christen ist, die Ihre Regierung in barbarischer Weise und zusammen mit den Juden zu dem Stand von Parias in ihrem Heimatland herabgedrückt hat.

Ich erinnere mich, daß man Ihnen die Beibehaltung Ihrer Stellung als nomineller Leiter des Deutschen Olympischen Komitees unter dem Druck der öffentlichen Meinung im Ausland gestattet hat, und ich befürchte, daß Sie, da Ihnen jede wirkliche Macht mangelt, als ein Schleicher verwendet werden, um die offenbaren Verstöße Ihrer Regierung gegen das olympische Ideal als Fair Play für alle, auch die Schwächsten, zu verdecken. Falls Sie nicht eine Geisel Ihrer Regierung sind, rate ich Ihnen, mein verehrter Herr Lewald, Ihr Amt in dem olympischen Komitee aus Achtung vor den Idealen des Sportgeistes, denen Ihr ganzes bisheriges Leben gewidmet war, formell und öffentlich niederzulegen.

Gestatten Sie mir zu bemerken, daß Ihr Land unter seiner gegenwärtigen Führung die Grundsätze der Demokratie und der Gleichheit, auf denen sich die Olympischen Spiele aufbauen, nicht nur mißachtete, sondern sie überhaupt nicht beachten kann. Das olympische Prinzip, das im Reich des Sports die vollkommene Gleichheit aller Rassen und Bekenntnisse anerkennt, steht im direkten Gegensatz zu der Nazi-Ideologie, deren Eckstein das Dogma von der Rassenungleichheit ist. Ehe das Nazi-Regime nicht zu Ende gegangen ist, wird das amerikanische Volk keinen Grund zu der An-B nähme haben, daß der wahre Sportgeist, dem die Olympischen Spiele gewidmet sind, seinen Ausdruck in Deutschland finden kann.“

Lewald beantwortete gekränkt nur den Brief von Jahncke, in dem er diesem versicherte, Coubertin freue sich darüber, daß die Olympischen Spiele in Deutschland ausgetragen würden. Im übrigen habe er, Jahncke, der während seiner achtjährigen IOC-Mitgliedschaft niemals an den Sitzungen teilgenommen habe, nicht das Recht, sich ein solches Urteil über den Olympischen Geist zu erlauben und Deutschland und seinen Kanzler zu beleidigen. Und er schließt: „Ich kann Ihnen nur noch einmal wiederholen, was ich bereits nach Amerika geschrieben habe: Wenn ich mein Wort nicht hätte halten können, wäre ich keinen Tag länger Präsident des Organisationskomitees geblieben.“

Je näher die Spiele heranrückten, um so mehr häuften sich die Proteste. Zu einem „Boykott der Berliner Olympiade“ riefen von Prag aus gemeinsam die Rote Sportinternationale und die Sozialistische Arbeiter-Sportinternationale auf, obwohl sie, bisher zerstritten, sich nicht zu einer Aktionsgemeinschaft zusammenschließen konnten. Die heutigen Machthaber Deutschlands, heißt es dort, benutzen die Olympiade zu einem Propaganda-werk für den Faschismus. Es seien dieselben, die die Arbeiter ihres Landes unterjocht, dem Volke die Freiheit genommen und die Kriegsgefahr aufs höchste gesteigert hätten

Heinrich Mann nannte die olympischen Sportler „Gladiatoren Hitlers“ und der ebenfalls im Exil lebende John Heartfield verfremdete in einer Fotomontage sarkastisch die Olympischen Disziplinen und Wettkämpfe zu Terroraktionen im Dritten Reich. Das Olympische Feuer müßte seiner wahren Bedeutung nach ein Freiheitsfeuer sein. „Das Feuer dieses deutschen Freiheitskampfes ist die Flamme, die wir in Millionen Herzen zu den XL Olympischen Spielen entzünden wollen“, lesen wir in einer illegalen Zeitschrift 39“). „Der Kriegstreiber als Olympia-Schirmherr“, heißt die Überschrift einer Zeichnung, in der Hitler als Tod, mit Stahlhelm, Schaftstiefeln und SA-Rock bekleidet, die an einem Galgen befestigte Olympiaglocke läutet, auf der zu lesen steht: , Ich rufe die Jugend der Welf. Diese Sportjugend, mit den Emblemen ihrer Nationen auf der Brust, marschiert in Viererreihe stolz erhobenen Hauptes und gläubig dem Glockenruf folgend, auf einen Abgrund zu, ein Massengrab, in dem noch Gebeine und Materialtrümmer des letzten Krieges liegen.

Auf Ersuchen des IOC-Präsidenten wurde dieser am 5. November 1935 von Hitler im Beisein von Frick, v. Tschammer und Lewald „zu einer längeren Unterredung“ empfangen. Am nächsten Tag gab de Baillet-Latour seinen Kollegen folgende sehr optimistische Interpretation der Gesprächs-ergebnisse: „Ich habe die Ehre, Ihnen zur Kenntnis zu bringen, daß die Unterredung mit dem deutschen Reichskanzler und die Nachforschungen, die ich vorgenommen habe, mich überzeugt haben, daß der Durchführung der XI. Olympischen Spiele in Berlin und Garmisch-Partenkirchen nichts entgegensteht. Die durch die olympische Charta geforderten Bedingungen sind vom Deutschen Olympischen Komitee respektiert worden.“ Die Boykott-Bewegung „wird von keinem unserer Kollegen unterstützt. Sie ist eine politische, beruhend auf grundlosen Beschuldigungen, deren Irrigkeit ich leicht entlarven könnte.“ Bemett kommt zu dem Schluß, daß diese Aussage ohne Zweifel dazu beigetragen habe, jüdische Sportler in Deutschland vorübergehend vor der Diskriminierung zu schützen Doch hat der Zweckoptimismus des IOC-Präsidenten auch die amerikanische Entscheidung mit beeinflußt und damit den Olympiaboykott weitgehend unwirksam gemacht. Es bleibt eine offene Frage, ob dies Gutgläubigkeit, Illusion oder Zweckrationalität zur Sicherung und Weiterführung der Olympischen Spiele war.

Im Dezember 1935 kam es schließlich zu einer Entscheidung in der AAU über die Olympiateilnahme. Als Brundage, der die Sitzung leitete, merkte, daß er nicht die erforderliche Mehrheit zusammenbekam, vertagte er diese auf den nächsten Tag. In der Nacht wurden weitere Delegierte herangeholt, so daß schließlich mit der äußerst knappen Mehrheit von zwei Stimmen die Teilnahme gesichert wurde. Kurz darauf wurde auch Avery Brundage als Nachfolger Jahnckes in das IOC berufen. Die Haltung Coubertins zu den Olympischen Spielen in Deutschland ist nicht eindeutig zu bestimmen. Einerseits warb er, beeindruckt von der Zielstrebigkeit und dem Elan der Vorbereitung, 1935 in einer global ausgestrahlten Rundfunksendung für die Olympischen Spiele in Deutschland, andererseits war er verunsichert und fuhr trotz drängender deutscher Einladung nicht nach Berlin. Die ambivalente Haltung zeigt sich in folgendem Interview, das er einer französischen Sportzeitung gab: „Was 1936 anbelangt... ich traue mich nicht zu entscheiden. Die Anstrengung, die da gemacht wird, ist bewundernswert. Diese Sorgfalt, die dieses große Volk der Gesundheit seiner ganzen Rasse widmet, müßte eine Garantie für die Ehrlichkeit darstellen, mit der seine Regierung die Spiele vorbereitet. Niemals ist so viel Geld ausgegeben worden, niemals sind Vorbereitungen so sorgfältig getroffen worden. Und da sagt man, dieses Land sei arm! Immerhin, die Haltung der USA ist verwirrend. Sie stört und beunruhigt mich sehr! Zweifellos gehen sie hin, was nicht viel sagen will. Zwei Stimmen mehr auf der anderen Seite und diese jungen Burschen einer neuen Rasse, diese großartigen Kerle, für die der Sport nicht eine Religion, nicht eine Kunst, sondern eine normale, einfache, ständige Funktion darstellt, wären nicht dabei gewesen: Die Amerikaner, die Neutralen, die nach Siegen im Stadion dürsten, diese Rekordsüchtigen, diese Hysteriker der Superlative hätten auf alle diese Genugtuungen verzichtet, die sie mit aller Sicherheit erwarten konnten, einzig und allein darum, weil Deutschland ihrer Meinung nach aus den Spielen von 1936 ein Mittel politischer Propaganda machen wollte.. ."

Aufgrund der Boykottdrohungen verhaftete die politische Polizei am Vorabend der Spiele mehr als 90 ehemalige Arbeitersportler im Raum Berlin und traf erhöhte Sicherheitsvorkehrungen 42a). Boykott-Aufrufe und Flugblatt-Aktionen blieben ohne Erfolg. Die Täuschung der Weltöffentlichkeit gelang. Während der Spiele kam es jedoch trotz strengster Sicherheitsmaßnahmen zur Verteilung von antifaschistischen Flugblättern und Flugschriften 42b). Ein Aufrufvon „Berlins Antifaschisten an die Olympia-Teilnehmer und -gäste“ erinnerte an die Rechtlosigkeit und Not vieler Arbeiter: „Als Auftakt zur Olympiade beginnen in allen Teilen des Reiches erneut Prozesse gegen sozialdemokratische, kommunistische und katholische Arbeiter und Gewerkschaftler! Hohe Zuchthausstrafen und KZ für werktätige Deutsche, die es wagen, für freiheitliche Rechte und Verbesserung ihrer Lebenslage zu kämpfen. Hitler-Deutschland ist ein Zuchthaus für alle freiheitlich denkenden Menschen!“ 42c)

Das Ausland, von der deutschen Organisationsleitung stark beeindruckt, hatte, von wenigen Ausnahmen abgesehen, die olympische Protest-welle bald vergessen.

Die Olympischen Spiele 1936 — ihr Verlauf und ihre politischen Implikationen

Mit der knappen Entscheidung in den USA, Olympiamannschaften nach Garmisch-Partenkirchen und Berlin zu schicken, war die Durchführung der Spiele gesichert und der Boykott abgewandt. Dennoch schien bis zur Eröffnung der Spiele äußerste Zurückhaltung geboten. So erließ am 27. Januar 1936 Reichspropagandaminister Dr. Goebbels folgende Anweisungen an die Presse: „Mit Rücksicht auf die Winter-Olympiade wird es strengstens untersagt, in Zukunft über Zusammenstöße mit Ausländern und tatsächlichen Auseindersetzungen mit Juden zu berichten. Bis in die lokalen Teile hinein sollen derartige Dinge unter allen Umständen vermieden werden, um nicht noch in letzter Minute der Ausländerpropaganda Material gegen die Winterolympiade in die Hand zu geben.“ Das antijüdische Hetzblatt „Der Stürmer“ durfte während der Spiele nicht verkauft werden.

Auch die organisatorischen Vorbereitungen für die Olympischen Winterspiele wurden mit großer Intensität und Präzision getroffen. Die frühzeitige Fertigstellung der Sportanlagen ermöglichte die Durchführung der gesamten Meisterschaften des Deutschen Wintersports vom 17. Januar bis 3. Februar 1935 auf den Olympiaanlagen. Sie sollten sowohl für die Sportstätten als auch für den sport-und verkehrstechnischen Apparat des OK als Generalprobe dienen. Deshalb versuchte man durch zusätzliche Teilnahme von Soldaten der Wehrmacht, von SA-und SS-Angehörigen sowie vonStudenten die Zahl der Olympiateilnehmer zu simulieren So konnten Mängel, die festgestellt wurden, im Laufe des Jahres beseitigt werden.

Sportlich und organisatorisch gestalteten sich die Olympischen Winterspiele als gelungener Auftakt für Berlin. Allerdings wurde in der ausländischen Presse die starke Präsenz von Militär und uniformiertem Personal moniert, doch war es offenbar nur so möglich, in Anbetracht der hohen Teilnehmerzahl die Spiele organisatorisch reibungslos abzuwickeln. Denn mit 650 000 Besuchern übertrafen die Olympischen Winterspiele von Garmisch-Partenkirchen die vorherigen von Lake Placid (14 000) bei weitem. Auch sportlich gesehen boten sie große Leistungen; die Norweger waren die erfolgreichsten Teilnehmer: Birger Ruud wiederholte seinen Sieg im Spezialsprunglauf, Ivar Balangrud wurde dreifacher Olympiasieger im Eisschnellauf, Sonja („Häseken") Henie, die zum drittenmal den Eiskunstlauf gewann, wurde zum Liebling des Publikums. Bejubelt wurden die deutschen Goldmedaillen von Herber/Baier im Eiskunstlauf der Paare und in der Zweierkombination (Abfahrt/Slalom) von Franz Pfnür (Herren) und Christel Cranz (Damen). Sie war eine Ausnahme-Athletin der dreißiger Jahre und errang von 1934 bis 1939 zehn alpine Weltmeister-titel.

Der Erfolg der Olympischen Winterspiele, die eine Demonstration des friedliebenden und die olympischen Regeln beachtenden nationalsozialistischen Deutschlands sein sollten, schien jäh gefährdet, als drei Wochen später, am 7. März 1936, deutsche Truppen unter Bruch des Locarno-Vertrages in die entmilitarisierte Zone des Rheinlandes einmarschierten. Doch Hitler kalkulierte richtig: Die Friedensbereitschaft der Westmächte war größer als der Wille zu einem militärischen Risiko. Nach heftigen Protesten trat bald wieder eine Beruhigung ein.

Hitler beeinflußte die Vorbereitung der Sommer-spiele in Berlin insofern persönlich, als er die Ausschmückung des Reichssportfeldes mit Werken der bildenden Kunst aus jedem Gau der NSDAP anordnete Sie sollten ebenso wie die Monumentalplastik Josef Thoraks — der „Faustkämpfer" — zur Repräsentation des „Willens der Nation“ dienen. Des weiteren änderte er die Pläne des Olympia-Architekten Werner March, indem er anordnete, das Stadion mit einem Aufmarsch-gelände („Maifeld“) zu verbinden, es mit einem Tribünenwall zu umgeben und mit einem 76 m hohen Turm, dem „Führerturm“ (Glockenturm) mit der „Langenmarck-Halle“, zu krönen.

Schließlich wählte er, nachdem 300 000 RM aus seinem Dispositionsfonds bereitgestellt worden waren, den Eröffnungstag der Olympischen Spiele in Berlin, um beim Empfang des IOC in der Reichskanzlei zu erklären: „Ich habe mich nunmehr entschlossen, zur bleibenden Erinnerung an die Feier der XI. Olympiade 1936 zu Berlin die im Jahre 1875 begonnenen Ausgrabungen olympischer Fest-und Sportstätten wieder aufzunehmen und zu Ende zu führen.“ Damit begann die zweite große Grabungsperiode im griechischen Olympia.

Die Olympischen Spiele von Berlin wurden zu einem spektakulären Ereignis. Die Feierlichkeiten begannen mit Festgottesdiensten im Berliner Dom und in der Hedwigskirche sowie mit Kranzniederlegungen am Ehrenmal („Neue Wache“) durch Graf de Baillet-Latour. Mit diesen Veranstaltungen versuchte das IOC, den Spielen einen würdigen und stilvollen Rahmen zu geben, doch kurz darauf marschierten HJ-und BdM-Abordnungen im Lustgarten auf, und das Geschehen erhielt starke politische Akzente durch die Ansprachen, die der Reichsjugendführer (Baldur von Schirach), der Reichssportführer (v. Tschammer), der Reichserziehungsminister (Rust) und der Reichspropagandaminister (Goebbels) hielten, während das olympische Feuer (!) auf einem kleinen Altar vor der Ehrentribüne entzündet wurde.

Nachdem Hitler als Staatsoberhaupt am ersten Tag die Spiele eröffnet hatte, erteilte er seinem Reichssportführer den Auftrag, jeweils die drei Sieger eines Wettbewerbs in die „Führer-Loge“ zu bringen, wo er sie dann zu ihrem Sieg beglückwünschte. IOC-Präsident de Baillet-Latour beobachtete dies mit Mißvergnügen und ging am nächsten Tag vor Beginn der Kämpfe mit v. Halt zu Hitler und bat diesen, von den protokollwidrigen Empfängen abzusehen. Hitler entschuldigte sich und empfing von da an nur noch deutsche Sieger unter Ausschluß der Öffentlichkeit im olympischen Pressezentrum Schon vor* Beginn der Olympischen Winterspiele hatte es der IOC-Präsident, besorgt über mögliche politische Implikationen, als notwendig erachtet, Hitler über das olympische Reglement zu belehren. In Gegenwart v. Halts sagte er ihm: „Ich bitte Sie, sich bewußt zu sein, daß Sie bei den Spielen Gast sind und nicht Veranstalter. Mit besonderer Gewissenhaftigkeit wird das IOC darauf achten, daß die Spiele zu keinerlei politischer Propaganda mißbraucht werden. Ferner bitte ich Sie, zu beachten, daß Sie bei der Eröffnung lediglich einen Satz zu sprechen haben.“ Damit überreichte der Graf seinem Gegenüber einen Zettel mit dem bei der Eröffnung zu sprechenden Satz. Hitler erwiderte ironisch: „Herr Graf, ich werde mich bemühen, den Satz auswendig zu lernen.“

In seiner bewegten, von Humanismus, Griechenlandbegeisterung und Vaterlandsliebe erfüllten Eröffnungsrede würdigte Theodor Lewald besonders die Symbolkraft des erstmals in der Altis von Olympia entzündeten Feuers: „In wenigen Minuten wird der Fackelträger erscheinen, der das olympische Feuer zu dem Dreifuß hinaufträgt, aus dem die olympische Flamme für die Wochen des Festes in den Himmel aufschlagen wird. Er ist der letzte von mehr als 3 000 jungen Männern aus sieben Völkern, die über Tausende von Meilen den größten Staffellauf, den die Welt je gesehen von dem Altar des Zeustempels in Olympia durch ganz Hellas, Bulgarien, Jugoslawien, Ungarn, Österreich, die Tschechoslowakei und Deutschland über Berge und Schluchten, auf harten und oft staubigen, auf regnerischen und dunklen Straßen, in Sonnenhitze und in nächtlicher Kälte zurücklegten, um so ein wirkliches und geistiges Feuerband zwischen dem griechischen Heiligtum, das vor nahezu vier Jahrtausenden von nordischen Einwanderern gegründet wurde, und unserem deutschen Vaterlande zu knüpfen. Ich danke bewegten Herzens den Olympischen Komitees der sieben Länder, die diesen Lauf mit Liebe und Begeisterung in herrlichen Festveranstaltungen durchgeführt und dadurch Millionen ihrer Landsleute den olympischen Gedanken vor Augen und Seele geführt haben.“ Er schloß: „Nunmehr richte ich an Sie, mein Führer, die ehrerbietige Bitte, die Eröffnung der Olympischen Spiele von Berlin zur Feier der XL Olympiade verkünden zu wollen.“

Nach Hitlers Eröffnungsworten stieg unter dem Geläut der Olympiaglocke die olympische Fahne am Mast empor und es erklang die von Richard Strauß komponierte olympische Hymne, als die Schale über dem Marathontor mit dem Feuer Olympias entzündet wurde. Der Marathonsieger von 1896, Spiridon Louis, überreichte Hitler einen Ölzweig aus dem Hain von Olympia. Dann bildeten die Fahnenträger der 49 teilnehmenden Nationen einen Halbkreis und Rudolf Ismayer, der deutsche Olympiasieger von 1932, sprach für alle den olympischen Eid. Unter den Klängen von Händels „Hallelujah“ fanden die Eröffnungsfeierlichkeiten ein Ende.

In den leicht-und schwerathletischen Disziplinen, im Turnen, Rudern und im Reiten, aber auch im Kajak, Radrennen, Pistolenschießen und modernen Fünfkampf, im Fechten und Schwimmen gab es eine große Zahl deutscher Siege, so daß in der inoffiziellen Nationenwertung Deutschland (101 Medaillen, davon 38 Goldene) klar vor den USA (57 Medaillen, 24 Goldene) führte. Die Spiele stellten in organisatiorisch-technischer Hinsicht auch nach ausländischem Urteil eine Meister-leistung dar. Selbst solche ausländischen Besucher, die mit großen Vorbehalten nach Berlin gekommen waren, hatte der Ablauf der Spiele und die deutschen Erfolge sehr beeindruckt. Zudem hatte Carl Diem, der Generalsekretär des Organisationskomitees, durch zahlreiche Ehrungen, Empfange, Ausstellungen und festliche Veranstaltungen eine euphorische Stim-mung erzeugt Die Erwartungen der deutschen Bevölkerung waren bereits längere Zeit vor Eröffnung der Spiele nach einer Rundfunkansprache Diems hochgespannt, denn darin hatte er nicht nur den sportlichen Organisationsplan eindrucksvoll umrissen, sondern auch ausführlich das Kulturprogramm erläutert mit dem neue Zeichen gesetzt werden sollten. Dabei konnte er sich auf Coubertin berufen, nach dessen Vorstellungen Kunst und Sport gemeinsam und gleichrangig an den Olympischen Spielen beteiligt werden sollten, d. h. neben die sportlichen Wettkämpfe sollten auch künstlerische Wettbewerbe treten. Erstmals gab es in Berlin ein Jugend-und Studentenlager und drei Fach-kongresse, Vorläufer des olympischen Kongresses. Betrachten wir dazu die ausführliche Begründung Diems:

„Abgesehen vom olympischen Dorf findet der Gedanke, daß im Zeichen der Spiele die Jugend der Völker einander näher kommen soll, weiteren Ausdruck in einem großen Jugendtreffen, das mit den Spielen verbunden sein wird. Alle an den Spielen teilnehmenden Länder sind eingeladen, zu diesem Treffen eine Gruppe von 30 Knaben nach Berlin zu entsenden, die sich von der Landesgrenze ab als Deutschlands Gäste betrachten sollen. Getreu einem Wort des Grafen Baillet-Latour, des Präsidenten des IOC, wonach die Olympischen Spiele mehr sein sollen als eine bloße Gelegenheit für hochgezüchtete Cracks, werden wir versuchen, neben der kämpferischen Seite des Sports auch die erzieherische zur Geltung zu bringen. Es sind deswegen schon Vorbereitungen getroffen, um 30 Studenten der Körpererziehung von jeder Nation, die Deutschlands Gäste sein werden, anläßlich der Spiele zu einem sportpädagogischen Kongreß zu versammmeln, ferner einen sportmedizinischen Kongreß abzuhalten und einen Kongreß für Freizeitgestaltung..., der dem Recreation-Kongreß von Los Angeles 1932 entB sprechen wird.“ Dann wandte er sich den künstlerischen Wettbewerben zu: „So wie im alten Hellas die Musik der Gymnastik verschwistert war, so wollte der Begründer der modernen Spiele, Baron de Coubertin, dem Sport die Musen verbinden und setzte darum neben die sportlichen die künstlerischen Wettbewerbe, die Bildhauerei, Malerei, Dichtkunst, Musik und Architektur. Auch hierfür sind die Ausschreibungen ausgearbeitet, und wir hoffen, daß 1936 die Ergebnisse dieser Wettbewerbe sich würdig den sportlichen Ergebnissen anreihen werden. Größter Wert wird auf die künstlerische Ausgestaltung und Umrahmung des Programms der Spiele gelegt. Durch einen künstlerischen Wettbewerb haben wir eine neue olympische Hymne, die kein geringerer als Richard Strauss vertonte.“ Schließlich schlug er in einem Anflug von Begeisterung die Brücke zu den alten Griechen: „Wenn aber das geistige und künstlerische Leben zur Zeit und am Ort der Spiele ebenso stark pulst wie das sportliche, wenn sich die nur sportliche Veranstaltung ausweitet zu einem feierlichen und freudigen international geselligen Ereignis, zu einem Fest, in dem alle die schönen Kräfte menschlicher Gesittung zum Ausdruck kommen, so geziemt es sich, derer zu gedenken, die uns das Vorbild eines solchen heiteren und edlen Festes gegeben haben, der alten Griechen.“ Zum Symbol der geistigen Verbindung der modernen Olympischen Spiele mit der Sportkultur im alten Hellas wurde der Fackelstaffellauf. Diem schrieb auch das Festspiel „Olympische Jugend“ zur Aufführung im Olympia-Stadion am Eröffnungstag der XI. Olympischen Spiele am 1. August 1936 in Berlin.

Diesem Festspiel wie auch dem gesamten, mit kultischen Elementen stark angereicherten Zeremoniell gab er eine pseudoreligiöse Deutung: „Über dem modernen Geschehen der Olympischen Spiele liegt der Zauberkreis des Geschichtlich-Alten und des Göttlich-Frommen ... Was die Feier einleitet: Glockenklang — Fanfaren — Eid — Fahnen — Tauben — Lichtsymbol, alles bedeutet Weihung, einem kirchlichen Feste gleichgeordnet, ohne im nachgebildet zu sein, über allem liegt tiefe Ergriffenheit, einer religiösen Feierstunde vergleichbar.“ Das Festspiel, an dem Zehntausend aktiv teilnahmen, erhielt in seiner Zentrierung auf Heldenkampf und Totenklage darüber hinaus noch eine politische Dimension, die den Charakter der Spiele offenbarte. Denn während dies von den bedeutendsten deutschen Tänzern (Harald Kreutzberg, Mary Wigmann, Dorothee Günther, Gret Palucca) inszenierte und von Carl Orff und Werner Egk vertonte Weihespiel mit kindlichem Spiel, Laufreigen und rhythmisch-tänzerischen Darbietungen begann, endete es im kriegerischen Zweikampf, wurden die gefallenen Helden in feierlichem Zug aus der Kampfbahn getragen, stimmten die Frauen die „Totenklage“ an. Der Sprecher hatte vorher zu höchstem Emst aufgerufen und mit folgenden Worten die symbolische Bedeutung des letzten Bildes herausgestellt: „Allen Spiels heil’ger Sinn: Vaterlandes Hochgewinn. Vaterlandes höchst Gebot in der Not: Opfertod!“

Zwar bildete den Ausklang ein „Gruß an das Leben“ mit dem letzten Satz der 9. Sinfonie Beethovens und Schillers Lied an die Freude und den sich zu einem riesigen Lichtdom über der Kampf-bahn vereinigenden Strahlen der (Flak-) Scheinwerfer, doch in Diems Festspiel waren, ganz im Sinne der NS-Ideologie, die im sportlichen Wettkampf und im Krieg wirkenden Kräfte gleichgesetzt worden. Der im Tod endende Dienst am Vaterland hatte schon mit dem Bau und der Namensgebung der Langemarckhalle einen monumentalen Sinnbezug erhalten. Das Opfer der jungen Soldaten, die 1914 bei Langemarck singend in den Tod gezogen waren, wurde als Mahnung und Verpflichtung verstanden. Auch die Olympia-glocke im Glockenturm über der Langemarckhalle weckte diese Assoziation. Die Verpflichtung der deutschen Jugend gegenüber dem nationalsozialistischen Staat hat der Reichssportführer von Tschammer und Osten daraus abgeleitet: „Sie (die Glocke) wird zum ewigen Mahner an den Opfertod unserer Helden und an die Verpflichtung all derer, die durch das Opfer der Gefallenen überleben ... Wir wollen im Klang unserer Glocke hören das feierliche Taufgeläut unserer ewig jungen, Stahl gewordenen Volkskraft.“

Da aber der Krieg als Möglichkeit in die theatralische olympische Feier miteinbezogen und der Sportler gleichsam zum politischen Soldaten wurde, erhielt auch die von der „Friedensidee“ getragene Berliner Olympiade einen andern Sinnbezug: Der sportliche Wettkampf der Nationen wurde zur Vorform des kriegerischen Kampfes, d. h.der „Friedensgedanke“ im Festspiel von Diem wurde so ad absurdum geführt. Mit dem olympischen Zeremoniell im Sinne einer Friedensmission identifizierte sich auch Theodor Lewald, der nach den Spielen als Einleitung zu dem offiziellen Olympiabuch schrieb: „Die Feier der XI. Olympiade hat die Ideale des Begründers der Spiele erfüllt. Tiefgefühlter Dank gilt unserem Führer, dem deutschen Volk und den 53 Nationen, die freudig und begeistert teilnahmen, sowie dem deutschen Sport, der unter der täglichen anfeuernden Teilnahme des Führers unvergängliche Höchstleistungen zeigte.“

Hatte er, der Halbjude, die Rassendiskriminierung vor den Spielen nicht wahrgenommen, so hätte ihn doch der Selbstmord von Hauptmann Fuerstner nach den Spielen treffen müssen. Denn dieser mit dem EK I ausgezeichnete Offizier, der sich als Vorsitzender des Gaues Berlin-Brandenburg des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und als Organisator und stellvertretender Kommandant des Olympischen Dorfes hohe Verdienste um den deutschen Sport erworben hatte, setzte, als am Ende der Spiele seine jüdische Abkunft bekannt wurde, seinem Leben ein Ende

Einiges von dem, was in enger Zusammenarbeit mit dem Propagandaministerium gestaltet worden war, wurde zum festen Ritual der künftigen Olympischen Spiele — so die Olympische Hymne, die Olympiaglocke, der Fackellauf, das Jugend-und Studentenlager, der Olympische Kongreß. Es kann kaum bezweifelt werden, daß der große Erfolg der Olympischen Spiele von Garmisch-Partenkirchen und Berlin auch systemstabilisierend wirkte. Während das deutsche Volk seitdem eine nahezu uneingeschränkte Bereitschaft zeigte, die Staatsführung Hitlers anzuerkennen, wertete dieser die sportliche Überlegenheit Deutschlands als „Beweis“ seiner Herrenrassentheorie. Da er nur zwei Wochen nach dem feierlichen Abschluß des olympischen „Friedensfestes“ sich in einer Denkschrift zum Vierjahresplan klar zur politischen und militärischen Kriegsvorbereitung bekannte, indem er folgende Aufgabe stellte: „ 1. Die deutsche Armee muß in vier Jahren einsatzfähig sein. 2. Die deutsche Wirtschaft muß in vier Jahren kriegsfähig sein“ gilt es abschließend, den Standort der Olympischen Spiele von 1936 in der von aggressiven Akten und Friedensbeteuerungen bestimmten Politik Hitlers näher zu bestimmen.

Die Bedeutung der Olympischen Spiele von 1936 vor dem Hintergrund der Verflechtung von Sport und Politik im Dritten Reich

Bereits im Frühjahr 1933 begann eine rigorose und konsequente Einbindung des Sports in das politisch-ideologische Konzept der neuen Machthaber. Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, daß schon einige den Prozeß der inneren Auflösung der alten Sportorganisation (DRA) betrieben, bevor der neue Sportkommissar Hans v. Tschammer und Osten die Gleichschaltung und Neuordnung einleitete. Jedenfalls konnte v. Tschammer bei der Umgestaltung der Verbands-und Organisationsstruktur des Sports, die auf eine zentralistische Führung abzielte, mit weitgehender Unterstützung durch deren Repräsentanten rechnen, zumal die Organisationen der ca. 1, 3 Millionen Mitglieder zählenden Arbeitersportbewegung zerschlagen bzw. aufgelöst worden waren. Da die konfessionellen Sportorganisationen, die katholische Deutsche Jugendkraft (DJK) und das evangelische „Eichenkreuz“ offenbar keine akute Gefahr für die NS-Führung darstellten, wurde deren Arbeit zunächst nur erschwert, bis ihnen am 23. Juli 1935 jede sportliche Tätigkeit verboten und sie in die Hitlerjugend eingegliedert wurden. Bis zum Jahre 1933 war die Mehrzahl der jüdischen Sportler in den allgemeinen Tum-und Sportvereinen integriert gewesen. Sie wurden dann durch rigorose Maßnahmen einzelner Verbände — allen voran die Deutsche Turnerschaft mit der Einführung des „Arierparagraphen“ — dazu genötigt, in jüdische Vereine überzutreten. Mit dem 1. April 1933 begann auch eine Kampagne kommunaler Behörden, jüdische Bürger von öffentlichen Sport-stätten auszuschließen. Mit der Eliminierung des jüdischen Sports wartete man mit Rücksicht auf das Ausland bis nach den Olympischen Spielen von Berlin 1936. Ja, unter dem Druck von Boykott-drohungen wurden sogar Vorbereitungskurse für jüdische Leichtathleten durchgeführt, die aber aufgrund der Diskriminierung und der psychischen Belastung, der sie ausgesetzt waren, bei den Ausscheidungskämpfen scheiterten.

In der ersten Phase der Neuorganisation des deutschen Sports im NS-Staat wurde unter dem Vorsitz v. Tschammers der Reichsführerring konstituiert (24. Mai 1933), dem die 16 Vertreter der Fach-Bverbände angehörten. Alle Verbände hatten ihre Geschäftsstellen nach Berlin zu verlegen. Gleichzeitig erfolgte, entsprechend der neuen politischen Gliederung des Reiches, die Einteilung in 16 Gaue, die sich wiederum in Bezirke und Kreise unterteilten. Am 30. Januar 1934 gründete v. Tschammer den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen (DRL), eine Organisation von 25 Fachämtern, die im wesentlichen den alten Fachverbänden entsprachen. Neue Macht-und Organisationszentrale wurde das Reichssportamt in Berlin. In der zweiten Phase versuchte v. Tschammer nach den Olympischen Spielen von Berlin — hier schien aus psychologischen Gründen ein Abwarten geboten —, den Sport stärker an die Partei zu binden.

Die Gleichschaltung und Instrumentalisierung des auf die Prinzipien von Rasse, Führertum und Wehrhaftigkeit ausgerichteten und am Leitbild des „politischen Soldaten“ orientierten deutschen Sports vollzog sich auf dem Hintergrund eines konsequenten Abbaus demokratischer Strukturen im Reich und eines Ausbaus zum totalitären Führerstaat bereits in den ersten Jahren von Hitlers Herrschaft, d. h.der Prozeß war bereits vor den Olympischen Spielen abgeschlossen. Die Olympisehen Spiele, bei denen Hitler als Schirmherr selbst viele beeindruckte, die das NS-Regime ablehnten, wurden zu einem überragenden Erfolg, auch wenn es nicht gelang, die „Weltmeinung“ für das „neue“ Deutschland einzunehmen. Der die sportlichen und kulturellen Ereignisse dokumentierende Riefenstahl-Film erhielt später höchste Auszeichnungen. Das Ziel, eine immer noch vorhandene außenpolitische Isolierung zu durchbrechen, wurde zweifellos erreicht, zugleich steigerte sich aber auch mit deutschem Überlegenheitsgefühl das Aggressionspotential. Die neue Machtallianz mit Italien („Achse Berlin-Rom“ vom 25. Oktober 1936) und Japan (Antikomintern-pakt vom 25. November 1936) sollte Hitler neue Bundesgenossen schaffen. Mit der Erhöhung der Wehrpflicht von einem Jahr auf zwei Jahre und dem bereits erwähnten Auftrag an die Wehrmacht, in vier Jahren kriegsbereit zu sein, wurde unter weiterer Täuschung der Weltöffentlichkeit im Kem die von der Mehrheit des deutschen Volkes mitgetragene Revisionspolitik bereits zur Aggressionspolitik, auch wenn diese sich, für alle Welt sichtbar, erst mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Böhmen und Mähren (15. März 1939) vollzog.

Von Zeitzeugen, Zuschauern und Aktiven der Olympischen Spiele 1936 wird immer wieder die große Faszination, der hohe Erlebniswert der Spiele, ihr Festcharakter hervorgehoben. Von politischer Manipulation habe man nichts gespürt.

Diese Einschätzung mag subjektiv durchaus richtig sein, doch die objektiven Gegebenheiten, die Einbindung der Spiele in das Machtkalkül Hitlers, sind ebensowenig zu bestreiten. Sie aber waren es, die letztlich die Politik bestimmten. Zudem dürfte den Sportlern, die in Olympialehrgänge berufen worden waren, die weltanschauliche Schulung kaum entgangen sein, wurden sie doch aufgerufen, sich „den Kämpfer im braunen Ehren-kleid zum Vorbild (zu) nehmen“, denn „Kampfgeist, ungebrochener Siegeswille und rücksichtsloser Einsatz der eigenen Person (seien) drei der wertvollsten Faktoren der Kämpfer für die Idee unseres Führers Adolf Hitler“ In ähnlichem Tenor war auch der „Verpflichtungsschein der deutschen Olympiaanwärter“ gehalten

Vollends aber wird die Zweckfunktion der Spiele für die nationalsozialistischen Machthaber deutlich in den „Lehren“, die daraus gezogen wurden. So hieß es ein Jahr nach den Olympischen Spielen: „Das einzige sportlich zu bewertende Groß-volk ist Deutschland, und die sämtlich als mehrfach positiv zu bewertenden Kleinvölker bilden eine Gruppe engster wirtschaftlicher und kultureller Abhängigkeit von Deutschland ... Die sportlich positiv zu bewertenden Völker sind also nichts anderes als der deutsche Kulturkreis.. .“ Schließlich bot nach dem großen Erfolg der „Lingiade“ im Juli 1939 in Stockholm v. Tschammer dem Reichsaußenminister an, die „außenpolitischen Aufgaben des Großdeutschen Reiches“ durch weitere Expeditionen zu unterstützen, um so auch eine sportliche Hegemonie in Europa anzustreben Daß v. Tschammer als Reichssportführer seine Aufgabe darin sah, die Sportler auf den „Ernstfall“ vorzubereiten, hat er unmißverständlich ausgesprochen: „Die höchste körperliche Fertigkeit ist ja gerade für den Einsatz im Ernstfall verwirklicht worden.“ Und: „Der Sport dient wie im Frieden, so ganz besonders im Kriege, dem Volk und seinen Soldaten.“

Gedanken und Aktionen, wie sie hier festgehalten wurden, lassen erkennen, daß der Sport im nationalsozialistischen Deutschland ein Politikum war und den Olympischen Spielen 1936 dabei eine Schlüsselfunktion zufiel.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Organisationskomitee (OK) für die IV. Olympischen Winterspiele 1936 (Hrsg.), Amtlicher Bericht, Berlin 1936, S. 22.

  2. Organisationskomitee für die XI. Olympiade Berlin 1936 (Hrsg.), Amtlicher Bericht, Bd. I, Berlin 1937,

  3. Olympia-Archiv, Potsdam, Aktenband . Allgemeines* 46/173/612, zit. nach Horst Wetzel, Die Stellung der deutschen Großbourgeosie zu den Olympischen Spielen 1936, in: Theorie und Praxis der Körperkultur, (1967) 7, S. 585.

  4. Vgl. Arnd Krüger, Deutschland und die olympische Bewegung (1918— 1945), in: Horst Ueberhorst (Hrsg.), Geschichte der Leibesübungen, Bd. 3/2, Berlin-München-Frankfurt 1981, S. 1034.

  5. Ebenda. ,

  6. Friedrich Bohlen, Die XI. Olympischen Spiele Berlin 1936, Köln 1979, S. 16 f.

  7. Arnd Krüger, Die Olympischen Spiele 1936 und die Weltmeinung, Berlin — München — Frankfurt/M. 1972, S. 30 f.

  8. F. Bohlen (Anm. 6), S. 66.

  9. A. Krüger, Die Olympischen Spiele 1936 (Anm. 7), S. 32 f.

  10. v. Halt an Berdez, 26. 10. 1932, mit Anlage von Hitlers Kanzlei an Dr. Küfner, 29. 9. 1932, zit. nach Arnd Krüger, Die Olympischen Spiele 1936 (Anm. 7), S. 31.

  11. A. Krüger, Deutschland und die olympische Bewegung (Anm. 4), S. 1035, und F. Bohlen (Anm. 6), S. 55.

  12. Vgl. A. Krüger (Anm. 7), S. 42 f.

  13. Karl Adolf Scherer, 75 Olympische Jahre, München 1971, S. 81 f.

  14. Lewald an Lammers (Reichskanzlei), 16. 3. 1933, Bundesarchiv Koblenz, R 43 11/729, Bd. 1, zit. nach A. Krüger (Anm. 7), S. 42.

  15. Ebenda.

  16. Hajo Bernett, Sportpolitik im Dritten Reich. Beiträge zur Lehre und Forschung der Leibeserziehung, Bd. 39, Schorndorf 1971, S. 43.

  17. A. Krüger (Anm. 4), S. 1036.

  18. Carl Diem, Weltgeschichte des Sports und der Leibeserziehung, Bd. 2, Stuttgart 1971, S. 999.

  19. A. Krüger (Anm. 7), S. 51 f.

  20. A Krüger (Anm. 4), S. 1036.

  21. A. Krüger (Anm. 7), S. 54.

  22. Ebenda, S. 63.

  23. A Krüger, ebenda, S. 77.

  24. Hajo Bemett, Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland 1933— 1938, Schorndorf 1971, S. 105.

  25. F. Bohlen (Anm. 6), S. 88.

  26. A. Krüger (Anm. 7), S. 88 f.

  27. H. Bernett, Sportpolitik, Akten d. Reichskanzlei im Bundesarchiv Koblenz, R 11/729.

  28. Ebenda.

  29. Arnd Krüger, Sport und Politik. Vom Turnvater Jahn zum Staatsamateur, Hannover 1975, S. 104f.

  30. Arnd Krüger, The 1936 Olympic Games —. Berlin, in: Peter Graham/Horst Ueberhorst (Eds.), The Modern Olympics, Cornwall, N. Y„ o. J„ S. 175.

  31. A. Krüger (Anm. 4), S. 1039, und Hans Joachim Teichler, 1936 — ein olympisches Trauma, in: Manfred Blödorn (Hrsg.), Sport und Olympische Spiele, Hamburg 1984, S. 59 ff.

  32. Vgl. O K für die Olympiade Berlin 1936 (Hrsg.), Amtlicher Bericht, Bd. 1, S. 352.

  33. Carl Diem, Sendboten von Elis, in: Berliner Zeitung (BZ) am Mittag, Nr. 259 vom 29. 10. 1935; Aus den Akten des Carl-Diem-Instituts, Köln.

  34. F. Bohlen (Anm. 6), S. 85, und A. Krüger (Anm. 7), S. 260.

  35. Bilder und Dokumente aus der deutschen Tum-und Sportgeschichte, Berlin (Ost) 1956, S. 258.

  36. Abgedruckt als offener Brief in der New Yorker Staatszeitung und Herold vom 22. 10. 1935, S. 4 A und 8A, auszugsweise Wiedergabe bei Arnd Krüger, Theodor Lewald, Sportführer ins Dritte Reich, in: Horst Ueberhorst (Hrsg.), Turn-und Sportführer im Dritten Reich, Berlin 1950, S. 115 f.

  37. Ebenda, S. 138.

  38. Bilder und Dokumente (Anm. 35), S. 253.

  39. Wörtlich heißt es: „Diejenigen der internationalen Sportler, die nach Berlin gehen, werden dort nichts anderes sein als Gladiatoren, Gefangene und Spaßmacher eines Diktators, der sich bereits als Herrscher dieser Welt fühlt“; zit. nach Walter Gloede, Sport die unbekannte Größe im politischen Spiel, München 1980, 39a) „Olympiade unterm Hakenkreuz“, in: Die junge Garde“, April 1936.

  40. Otto Mayer, A travers les anneaux olympiques, Genf 1960, S. 148.

  41. H. Bernett (Anm. 16), S. 48 f.

  42. A. Krüger (Anm. 7), S. 177.

  43. A. Krüger (Anm. 7), S. 199.

  44. Ebenda, S. 87.

  45. H. Bernett (Anm. 16), S. 53.

  46. OK Amtl. Bericht, 1. Bd., S. 544.

  47. O. Mayer, A travers (Anm. 40), S. 150.

  48. Ebenda.

  49. A. Krüger, Theodor Lewald (Anm. 36), S. 144, Dok. Nr. 19.

  50. Rede Diems 1936, Deutsches Rundfunkarchiv DRA Nr. C 965, Band Nr. 965.

  51. Ebenda.

  52. Zit. nach Hans Lenk, Werte, Ziele Wirklichkeit der modernen Olympischen Spiele, Schorndorf 1964, S. 19 f.

  53. Henning Eichberg (u. Mitarb.), Massenspiele: NS-Thingspiel, Arbeiterweihespiel und olympisches Zeremoniell, Stuttgart — Bad Cannstatt 1977, S. 145.

  54. Hans v. Tschammer und Osten, in: Märkische Turnund Sportzeitung, 62 (1936) 3, S. 58.

  55. Die Olympischen Spiele 1936, Bd. 2, Altona-Bahrenfeld 1936, S. 4.

  56. A. Krüger (Anm. 7), S. 218. In Pressemitteilungen versuchte die NSDAP, Fuerstners Tod mit einem „utounfall" zu erklären. Es gelang jedoch nicht, die Wahrheit zu vertuschen.

  57. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, (1955) 2, S. 184 ff.

  58. Hajo Bernett, Nationalsozialstische Leibeserziehung. Eine Dokumentation ihrer Theorie und Organisation, Schorndorf 1965, Dokument 272.

  59. Ebenda, Dokument 273.

  60. Max Kleinschmidt, in: Politische Leibeserziehung, (1937) 1, S. 11.

  61. v. Tschammer u. Osten an Reichsaußenminister Ribbentrop v. 8. 8. 1939, zit. nach H. J. Teichler, Die internationalen Sportbeziehungen des Deutschen Reiches von 1933— 1939 im Spannungsfeld von Krieg und Frieden, in: S. Güldenpfennig/H. Meyer, Sportler für den Frieden, Köln 1983, S. 169.

  62. Hans v. Tschammer, Sport im Kriege?, in: NS-Sport, (1942) 31, S. l.

Weitere Inhalte

Horst Ueberhorst, Dr. phil., geb. 1925; seit 1970 o. Prof, an der Ruhr-Universität Bochum; 1975 Gastprofessor (Distinguished Visiting Professor) an der University of Massachusetts, Amherst; Mitglied in der Internationalen Olympischen Akademie und der American Academy of Physical Educa tion. Veröffentlichungen u. a.: Elite für die Diktatur. Die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten 1933 bis 1945, Düsseldorf 1969; Frisch, Frei, Stark und Treu. Die Arbeitersportbewegung in Deutschland 1893— 1933, Düsseldorf 1973; Turner unterm Sternenbanner. Der Kampf der deutsch-amerikanischen Turner für Einheit, Freiheit und soziale Gerechtigkeit (1848— 1918), München 1978; Friedrich Ludwig Jahn und seine Zeit, München 1978; Geschichte der Leibesübungen, 6 Bände, Berlin 1972— 1982; Friedrich Wilhelm v. Steuben, München 1981; Wattenscheid: Die Freiheit verloren? Eine Sozialgeschichte, Düsseldorf 1985.