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Zur Geschichte des Zionismus Nationaljudentum und Zionismus | APuZ 16/1988 | bpb.de

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APuZ 16/1988 Artikel 1 Vierzig Jahre Israel: Versuch einer historischen Einordnung und Bilanz Die Juden in der Diaspora Zur Geschichte des Zionismus Nationaljudentum und Zionismus

Zur Geschichte des Zionismus Nationaljudentum und Zionismus

Hermann Meier-Cronemeyer

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Zusammenfassung

Stark beeinflußt durch die europäischen Nationalbewegungen, stimulierte die jüdische nichts so sehr wie der Antisemitismus. Bis zur Vernichtung des größten Teils der europäischen Juden blieb jedoch als Alternative zum auf Palästina ausgerichteten Zionismus stets das Streben nach nationaler Autonomie in Osteuropa lebendig. Wie für den religiösen war auch für den Kulturzionismus die Regeneration des auch durch Assimilation bedrohten jüdischen Volkes mit Hilfe eines geistigen Zentrums in Palästina das primäre, während es Herzl und Jabotinsky weniger um die Rettung des Judentums als um die der einzelnen Juden ging. Der jüdischen Arbeiterbewegung in Palästina kam es lange vor allem auf die Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft an. Allen Strömungen aber war gemeinsam, daß sie zur Verwirklichung ihrer Ziele nicht eines souveränen Staates bedurften, der zugleich den Verzicht auf ein größeres, autonomes Nationalheim bedeutete. Erst unter dem Eindruck der Judenvemichtung, die den europäischen Zionismus seiner Basis beraubte, wurde für die aktivistische Politik der palästinensischen Juden unter Ben Gurion, die sich zunehmend dem Zionismus Weizmanns entfremdete, die Staatsgründung zur ultima ratio.

Der Zionismus war eine Spätgeburt unter den nationalen Befreiungsbewegungen Europas, wenngleich keineswegs ausgemacht war, ob die Juden überhaupt noch ein Volk waren, seit ihnen in der Franzöischen Revolution die bürgerliche Gleichstellung gewährt wurde — aus „Prinzipienreiterei“ wie ein Zionist später nicht ohne Grund argwöhnte mit dem dezidierten Ziel jedenfalls, ihnen als Individuen alles zu gewähren und ihnen als Nation alles zu verweigern Lange zog sich hin, was nach dem Vorbild der bürgerlichen Gleichstellung der Katholiken im protestantischen England in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts gewöhnlich Emanzipation genannt wurde. Ihren Abschluß fand sie erst mit den bürgerlichen Revolutionen 1910 in Portugal und 1917 in Rußland und in Spanien sogar erst 1966. Bürgerlich gleichgestellt, assimilierten sich die Juden in West-und Mitteleuropa so schnell, daß die alte Einheit vn Religion und Volk und mit der um sich greifenden Aufklärung auch die verbindende Kraft der Religion so weit verloren ging, daß schließlich die verschiedenen Ausprägungen des Judentums — heute in Anlehnung an den englischen Sprachgebrauch gern Denominationen genannt — die Juden mehr trennten als einten.

In Deutschland, einem Zentrum der religiösen Auseinandersetzungen, verdeutschte das liberale Judentum die Liturgie und kappte die meisten Bezüge zu „Erez Israel“, dem Land Israel. Selbst die moderner Bildung aufgeschlossene Neo-Orthodoxie hielt sich für einen Teil des deutschen Volkes und wich zur Kennzeichnung der ethnischen Einheit des Judentums auf den hebräischen Terminus „Am" für Volk aus. Wohl am deutlichsten war das Auseinanderfallen des Judentums in Ungarn, wo sich im Kernland die das Bürgertum ausmachenden Juden unter nationalistischem Druck bis in die Annahme neuer Familiennamen rapide magyarisierten, während sich in den Randgebieten Siebenbürgens, der Slowakei und des Burgenlandes die Masse des orthodoxen Judentums auch nur den geringsten Konzessionen an eine moderne Bildung zu entziehen suchte.

Von einem Volk, so schien es. konnte keine Rede mehr sein. Die Wissenschaft vom Judentum aber redete, indem sie eine säkulare jüdische Kultur und Geschichte entdeckte, von nichts anderem und regte so das Nationalgefühl an, ganz wie es tschechische und deutsche Historiker auch taten. Nur ein bißchen Nationalgefühl brauchten die im sogenannten Rayon entlang der Westgrenze des Zarenreiches zusammengepferchten, meist in grauenhaftem Elend lebenden fünf Millionen Juden, um Volk zu sein. Mochten auch hier verschiedene religiöse Denominationen einander bitter bekämpfen, — eine Sprache hatten sie, den sogenannten „Jargon“, das heißt eigentlich nur Mundarten. Eine Mundart aber konnte Sprache werden, wenn man, wie die Niederländer, politische Selbständigkeit erlangte. Vorerst bemühten sich Schriftsteller, den Jargon zu einer Schriftsprache zu erheben. Gerade um die Sprache des Ghettos zu überwinden, griff indes die Aufklärung, die „Haskala“, auf das von der religiösen Literatur vertraute Hebräisch zurück und suchte es zur modernen Sprache zu formen. Eigentlich als Notbehelf gedacht, die Assimilation zu erleichtern, wurde das säkularisierte Hebräisch zum Wegbereiter des nationalen Judentums.

Keineswegs nur Juden waren immer wieder darauf verfallen, die Juden nach Palästina zurückzuführen, sondern auch christliche Judenfreunde, für die — wie in England — die „Restauration of the Jews“ Bedeutung im Heilsplan gewann, wie auch Judenfeinde, denen die Juden nicht in das romantische Volkwerden der Deutschen paßten. Schon Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts resignierte der deutsche Frühsozialist Moses Hess vor der Judenfeindschaft, die zunehmend ihren religiösen Charakter abwarf und sich rassistisch und antikapitalistisch zum modernen Antisemitismus wandelte. Wissenschaft verhalf einer Verlegenheitsweltanschauung aus der Verlegenheit. Italien hatte gerade den Durchbruch zur nationalen Einigung erzielt, da erschien Hess in „Rom und Jerusalem“ das Schicksal der Juden als „Die letzte Nationalitätenfrage“. Nicht als Individuen, sondern nur als Nation könnten die Juden ihre Befreiung erlangen, nur in Palästina zu produktiver Arbeit zurückkehren und zu neuem Leben erwachen. Der 48er Traum vom Völkerfrühling war noch nicht ausgeträumt. Für die Juden begann er erst.

Erste Ansätze zu einer jüdischen Solidarität über alle Entzweiung hinweg verdichteten sich, als Rumänien seine völlige Selbständigkeit vom Osmanischen Reich erlangte. Die auf dem Berliner Kongreß 1878 anwesende jüdische Vertretung erreichte zwar formell die Gleichberechtigung der rumänischen Juden, doch scherten sich die befreiten, zum Volk gewordenen Rumänen nicht um international eingegangene Verpflichtungen, diskriminierten vielmehr die Juden, wo sie nur konnten. Zutiefst beeindruckt von der nationalen Befreiungsbewegung der Griechen wie vom Staatswerden Montenegros forderte der jüdische Schriftsteller Perez Smolenskin die Juden auf, ein Volk wie jedes andere zu werden. Vornehmstes Mittel sollte die Wiederbelebung des Hebräischen auch für den nicht minder vom Freiheitskampf der Balkanvölker beeinflußten Medizinstudenten und späteren Philologen Elieser Perlmann sein, selbst wenn eine Nation nicht unbedingt einer gemeinsamen Sprache bedürfe, wie Belgien und die Schweiz zeigten. Als Ben Jehuda begann er in Palästina Hebräisch zu sprechen und es mit großem Eifer zu propagieren — zum Ärger der frommen Juden —, die das Hebräische ausschließlich dem Gottesdienst Vorbehalten wollten.

Nicht nur um zu beten und hier zu sterben, sondern um zu siedeln kamen die ersten paar tausend Kolonisten ins Land, während Hunderttausende in die USA flohen, nachdem 1881 Pogrome den „Rayon“ und auch die assimilierten Juden im Westen erschütterten. Rayon wurde das Gebiet im Westen des russischen Reiches genannt, auf das die zaristische Regierung die jüdische Ansiedlung zu beschränken suchte. Was — verglichen mit der späteren systematischen Ermordung von Millionen — als spontaner Ausbruch von Haß erscheinen mag. war nicht selten wohl vorbereitet, nicht zuletzt durch die deutsche antisemitische Literatur. Deutsch galt etwas. Auf deutsch, offizielle Sprache dann der Zionistenkongresse bis 1937, forderte der Odessaer Arzt Leon Pinsker seine russischen Stammesgenossen zur „Autoemanzipation“ auf. Die Pogrome hatten ihn belehrt, daß die Juden ihre Befreiung nicht von anderen Völkern erwarten dürften, sie sich vielmehr selber befreien müßten, sei es in Palästina oder anderswo.

Unversehens gewann der national-jüdische Gedanke an Boden, vor allem unter Studenten, die nur zu gut spürten, daß sie es den anderen nie recht machen konnten, ob sie sich nun assimilierten oder nicht. Junge Menschen, die gern an einen heben oder auch strafenden Gott geglaubt hätten, aber nicht konnten, fanden seelischen Halt im zuversichtlichen Glauben an eine wiedererstehende jüdische Nation. Der in einer nationaljüdischen Wiener Studentenverbindung führende, durch Smolenskin und Pinsker beeindruckte Nathan Birnbaum führte 1890 als erster für das erstrebte Nationaljudentum den Ausdruck „Zionismus“ ein. Höchst wahrscheinlich war er es auch, der für den „Jargon“ die respektableren Bezeichnungen „Jiddisch“ und „Jiddische Sprache“ erfand doch blieb die Bezeichnung „Jargon“ noch lange gebräuchlich.

Sechs Jahre später erschien die Broschüre, die mit einem Schlage den Zionismus aus der Sphäre der Traktätchen und Konventikel zu einer international beachteten nationalen Befreiungsbewegung erhob: Theodor Herzls „Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage“. Der in Budapest geborene Wiener Journalist zog eine nüchterne Konsequenz aus dem Antisemitismus, den Österreichs führender Deutschnationaler „als einen Grundgedanken des nationalen Gedankens . . ., als größte Errungenschaft dieses Jahrhunderts“ feierte „Wir sind ein Volk, ein Volk“, erklärte Herzl, „der Feind macht uns ohne unseren Willen dazu“. Er entwickelte Vorstellungen, wie die Staatsidee „erst die Verzweifelten, dann die Armen. dann die Wohlhabenden, dann die Reichen“ nach Palästina leiten werde — oder auch nach Argentinien. Von der Wiederbelebung des Hebräischen wußte er, vom Jiddischen hielt er nichts. 4 Als sich die rasch formierende Bewegung — zum ersten Mal trafen Kairos und Charisma zusammen — auf dem 1. Zionistenkongreß 1897 in Basel ein Programm gab, war darin von Argentinien und dem Judenstaat nicht mehr die Rede. Vielmehr hieß es.der Zionismus erstrebe für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina. Zionistische wie antizionistische Propaganda hat später so getan, als habe die zionistische Bewegung gleichwohl konsequent das Ziel eines Judenstaates verfolgt. Dagegen spricht die Einsicht, daß dazu auch nur die geringsten realpolitischen Voraussetzungen fehlten. „God’s own country“ blieb stets reizvoller als das Heilige Land, bis die USA in der ersten Hälfte der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts die Einwanderung radikal drosselten. Nicht einmal die wenigen „Kolonien“ genannten jüdischen Dörfer in Palästina paßten in das diplomatische Konzept Herzls, und selbst die Forderung einer völkerrechtlichen Sicherung wurde mit Rücksicht auf das Osmanische Reich fallen gelassen. Herzls Verhandlungen mit dem Sultan aber schlugen fehl, und auch seine Gespräche mit dem deutschen Kaiser, dem Papst und dem italienischen König, mit Ministern in Deutschland, England und Rußland brachten nichts. Der Erfolg lag darin, daß er überhaupt empfangen und der Zionismus als „Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage“ erkannt wurde.

Und ein Erfolg war es, daß es gelang, die Zionistische Weltorganisation zu gründen, die fortan — unterbrochen nur in Kriegszeiten — regelmäßig die Zionistenkongresse veranstaltete. Geschaffen wurde zudem der Jüdische Nationalfonds, der Boden in Palästina erwerben sollte. In Deutschland entstand die an Mitgliedern kleine, an geistigem Einfluß jedoch große „Zionistische Vereinigung für Deutschland“. In seinem utopischen Roman „Altneuland“ rückte Herzl, was gewöhnlich übersehen wird vollends von der Staatsidee ab. Aus dem bereits im „Judenstaat“ avisierten Eldorado der Sozialreform wurde die „Neue Gesellschaft“, von der es ausdrücklich hieß: „Wir sind kein Staat . . . wir sind einfach eine Genossenschaft, innerhalb deren es wieder eine Anzahl kleinerer Zweckgenossenschaften gibt.“

Herzl entwarf eine Gesellschaftsordnung, in der es keine „eisernen Regeln, keine unbeugsamen Grundgesetze, überhaupt nichts Hartes, Steifes, Doktrinäres“, sondern in einer „mittleren Form zwischen Individualismus und Kollektivismus“ überhaupt „keine etablierte Herrschaftsordnung“ mehr geben sollte.

Die von Herzl für die „Neue Gesellschaft“ auch benutzte Bezeichnung „Commonwealth“ hieß also mehr als nur „Gemeinwesen“, sie bedeutete auch das „Gemeinsame Wohl“. Herzl kannte den deutschen Nationalökonomen und Soziologen Franz Oppenheimer, für den die Entwicklung des Staates darauf hinauslief, ihn seinem Wesen nach in der Gesellschaft aufzuheben. Herzl war befreundet mit Bertha von Suttner, der Vorkämpferin der internationalen Friedensbewegung. In Gedanken sah Herzl in Jerusalem einen Friedenspalast erstehen — die Araber konnten sich nur freuen! Vergebens hatte er den Grazer Professor Ludwig von Gumplowicz, der es als polnischer Jude zum beachteten Soziologen und bedeutenden Staatsrechtler des Habsburgerreiches gebracht hatte, für den Zionismus einzunehmen versucht. Kühl hatte der ihm geantwortet: „Sie wollen einen Staat ohne Blutvergießen gründen? Wo haben Sie das gesehen? Ohne Gewalt und ohne List? So ganz offen und ehrlich — auf Aktien?“

Einer aus dem Volk. „Achad Haarn“, wie sich der hebräische Schriftsteller Ascher Ginzberg nannte, hatte völlig recht: Altneuland konnte genau so gut die Frucht einer Negerbewegung sein, eine freundliche Vision, würdig, in die Reihe der großen Menschheitsutopien aufgenommen zu werden. Was Herzl propagierte, war weder ein Judenstaat noch ein Judenstaat. Wie sehr sein Zionismus letztlich nur eine sozialpolitische Rettungsaktion blieb, sollte sich zeigen, als Herzl auf einen Vorschlag der Briten einging, die der jüdischen Zuwanderung überdrüssig waren und Uganda in Afrika als Ausweichregion offerierten. Da aber zeigte sich auch, wie tief die religiöse Bindung an Palästina auch bei denen war, die primär die Wiederbelebung einer säkularen jüdischen Kultur erstrebten. Die Uganda-Offerte, Herzls einzig konkreter diplomatischer Erfolg, führte zu einem tiefen Zerwürfnis, da große Teile der Bewegung eine jüdische Ansiedlung in Uganda so empört ablehnten, daß die junge zionistische Organisation zu zerbrechen drohte. Herzl starb darüber 1904, nur vierundvierzigjährig. Selbstbewußte junge Zionisten zogen jeden Juden in eine Diskussion über den Zionismus. Die meisten Juden blieben dabei äußerst skeptisch, wenn nicht feindselig, vor allem die großen Organisationen wie der Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens oder das American Jewish Committee. Auch das religiöse Judentum, ob or-thodox oder liberal, lehnte den Zionismus ab — bis auf die Misrachi, orthodoxe Juden, die in ihm nicht eine neue Form der Assimilation, nämlich die an den europäischen Nationalismus sahen, sondern das einzige Mittel, der Assimilation zu entgehen. Wie den Kulturzionisten genügte auch ihnen ein geistiges Zentrum.

Arbeiterbewegung

Die ernsteste Konkurrenz erwuchs dem Zionismus im Rayon, wo die Masse der Juden'wohnte, im Sozialismus. Nur wenige Wochen nach dem 1. Zionistenkongreß in Basel entstand in Wilna der „Allgemeine jüdische Arbeiterbund für Litauen, Ruß-land und Polen“, kurz „Bund“ genannt, und er war es, der den Intellektuellen-und Emigrantenzirkeln der russischen Sozialdemokratie eine gewisse Basis verschaffte. Der Agitation halber bediente sich der Bund des Jiddischen, entdeckte aber bald in der Auseinandersetzung mit dem Zionismus eine eigene jüdische Kultur, die keiner kunstvollen Wiederbelebung einer Sprache bedurfte. Mochte der noch ganz im Vielvölkerstaat der Habsburgermonarchie verwurzelte österreichische Dichter Grillparzer die menschlich-gesellschaftliche Entwicklung von der Humanität über die Nationalität zur Bestialität gefürchtet haben — der Siegeszug des Nationalitätenprinzips war nicht mehr aufzuhalten, das die Befreiung, die Emanzipation des Individuums nur im Rahmen der Nation für möglich hielt.

Im gleichen Jahr 1897, in dem der Antisemit Lueger Oberbürgermeister von Wien wurde, gab die habsburgische Sozialdemokratie die Fiktion ihrer Internationalität auf und gliederte sich in sechs Sektionen von Deutschen, Tschechen, Polen, Ruthenen, Slowenen und Italienern. Zwei Jahre später erkannte sie feierlich das Recht jeder Nationalität auf freie Existenz und Entwicklung an; nur das der Juden nicht. In der Sozialdemokratie des Zarenreiches aberforderte der „Bund“ nicht nur Autonomie innerhalb der Partei, sondern auch innerhalb des Reiches. Trotzki und Lenin hatten sich dann mit dem „Bund“ herumzuschlagen, und bald auch Stalin, von Lenin eigens zum Studium der Nationalitätenprobleme nach Wien geschickt. Auch die freiheitlichen Sozialisten Westeuropas sollten sich bis in die zwanziger Jahre hinein schwer tun, die jüdische Arbeiterbewegung Palästinas anzuerkennen.

Diese formierte sich, als nach neuen Pogromen die sogenannte 2. Alija, eine zweite Einwanderungswelle ins Land kam. Eine kulturzionistisch geprägte Partei, die sich „Hapoel Hazair“, „der Junge Arbeiter“, nannte, schwärmte von der mystischen Erlösung durch den Boden und die Arbeit. Im Sinne des Hapoel Hazair wandte sich Martin Buber, für den der Antisemitismus der vulgärste Weg zum Zionismus war, an die deutsch sprechende jüdische Jugend Mitteleuropas, und als nach dem Ersten Weltkrieg der Hapoel Hazair auch in Deutschland entstand, gehörte Buber zu seinen Gründern. Nicht um die Schaffung irgendeines neuen Staates — Buber nannte als Beispiel Albanien — ging es, sondern um die Renaissance des jüdischen Volkes, die gespeist aus den ethischen Traditionen des jüdischen Messianismus Dienst an der Menschheit sein sollte. Volksbildend aber sei nicht die Vernunft, sondern das Leitbild des Mythos — konnte die Ratio doch nur die Zersplitterung des Judentums registrieren und resignieren. Daran hielt selbst ein so pragmatischer Politiker wie Nachum Goldmann fest: „Die Idee des Zionismus und der Rückkehr der Juden in ihr Land ist eine der irrationalsten Ideen der Geschichte ... ist ein Sieg des Mythos über die Ratio.“

Demgegenüber glaubte die andere sozialistische Partei in Palästina, die „Poale Zion“, „die Arbeiter Zions“, deren erste Gruppen noch in Rußland entstanden waren, im marxistischen Sinne an die wissenschaftliche Vernunft der historischen Notwendigkeit ökonomischer Prozesse, welche die Juden in das unterbesiedelte Palästina zurückführen würde. Von „Phrasen über allerlei kultur-nationale Fiktionen“, der „Litanei: Sprache. Erziehung, überhaupt — Kultur“ wollten die Poale Zion nichts wissen und konnten von dieser Auffassung her ganz im Gegensatz zu den echten Nationalisten des Hapoel Hazair auch kein Verständnis für das nationale Streben der Araber aufbringen. Nur wirtschaftliche Gründe sprachen nach Ansicht der Poale Zion für eine jüdische Besiedlung Palästinas, nicht sentimentale religiöse Erinnerungen. Und aus wirtschaftlichen Gründen müßten die Araber eigentlich die Kolonisation begrüßen — so die Argumentation —, da sie durch die Juden nur profitieren konnten. Das tun die Araber sicherlich noch heute in den von Israel besetzten Gebieten, ohne daß sie deshalb von ihrem Kampf abließen.

Während für den Hapoel Hazair der Klassenkampf dasjüdische Volk nur entzweien konnte, propagierten die Poale Zion gerade den Klassenkampf gegen jüdische Kapitalisten, die — eine ziemlich abstruse Vorstellung — nach Palästina eilen und sich dem Klassenkampf des jüdischen Proletariats aussetzen würden. Nationale Solidarität mit der jüdischen Bourgeoisie dürfe es nicht geben, die soziale Solidarität mit dem arabischen Proletariat verstand sich von selbst. Dasjüdische Proletariat werde „Schulter an Schulter mit den anderen unterdrückten Elementen gegen die türkische Regierung“ kämpfen. In Palästina dürften auch wirtschaftlich Araber nicht über Juden, noch Juden über Araber herrschen. Das aber hieß praktisch und zunächst höchst notwendig, daß die jüdischen Kolonisten nur jüdische Arbeiter beschäftigen sollten, was auf eine Trennung von arabischer und jüdischer Wirtschaft hinauslief, aber bis zum arabischen Aufstand der dreißiger Jahre auch nicht annähernd verwirklicht wurde. Bei einer Trennung von jüdischer und arabischer Wirtschaft war gemäß der marxistischen Annahme, daß die ökonomischen Verhältnisse das Bewußtsein bestimmen, eine Solidarität mit dem arabischen Proletariat eigentlich nicht zu erwarten. Die Widersprüche in der Ideologie der Poale Zion waren so eklatant, daß sie rasch zur Rhetorik verkümmerte. die Arbeiterbewegung sich vielmehr darauf beschränkte, pragmatisch Tatsachen zu schaffen, d. h. die Kolonisation voranzutreiben und dafür die Hilfe zu akzeptieren, welche die bürgerlichen Zionisten boten. Wie zuvor die religiösen Misrachi konstituierten sich die Poale Zion als Sonder-verband innerhalb der Zionistischen Weltorganisation.

Die jüdischen Arbeiter in Palästina wie die Zionistische Weltorganisation begriffen sehr bald, daß private Investitionen in dieser Region keinen Profit versprachen. Da half nur genossenschaftliche Selbsthilfe. Als auf Drängen des aus dem Ansied10) lungsrayon stammenden, in England wirkenden Chemikers Chaim Weizmann mit der zionistischen Kolonisation begonnen wurde, schloß der mit der Leitung beauftragte deutsche Nationalökonom Arthur Ruppin im gleichen Jahr 1909, in dem er der Gründung Tel Avivs assistierte, mit der Gründung des Kibbuz Degania die Allianz mit der Arbeiterschaft, die für die weitere Entwicklung so charakteristisch werden sollte.

Auch ideologisch suchte Ruppin nach neuen Wegen. Für ihn war — anders als für Martin Buber — Blut kein Mythos, sondern eine naturwissenschaftliche Kategorie, eine der Rasse. Ganz abgesehen davon, daß Rasse nicht selten als Synonym für Volk und Nation verwandt wurde, konnte sich auch und gerade der Zionismus auf der Suche nach einer verbindlichen Definition des Juden kaum der damals übermächtigen Rassenideologie entziehen Mit Rassismus hatte das nichts zu tun, da gewissermaßen naturwissenschaftlich eine Andersartigkeit festgestellt, nicht aber ein Werturteil gefällt werden sollte. Niemand machte dies deutlicher als Ruppin selber. Zwar hätte er als Sozialdarwinist gerne Rassejuden „gezüchtet“, sah er in der Arbeiterbewegung ein Mittel zur „Auslese des Menschenmaterials“ doch bemühte gerade er sich zusammen mit anderen maßgeblichen zionistischen Kolonisatoren um eine Verständigung mit den Arabern. Er wurde einer der Gründer der „Brith Schalom“, des Friedensbundes. Über das gemeinsame Semitentum ließ sich sogar ideologisch eine Brücke zu den Arabern schlagen * Die Arbeiterbewegung trieb unter den widrigsten Umständen die Kolonisation voran, die Zionistische Weltorganisation gab durch Landkäufe beschafften Boden und Geld. Noch der Staat Israel ist auf Subventionen vom Ausland angewiesen — im Prinzip nicht anders als die von Spenden lebenden frommen Juden, die den Arbeitern ob ihrer Unproduktivität ein Dom im Auge waren. Nur mühsam gelang es dem Jüdischen Nationalfonds, Boden aufzukaufen. Zwar waren arabische Großgrundbesitzer nur zu gerne bereit, Boden zu verkaufen, doch verfügte der auf Spenden angewiesene National-fonds nie über genügend Mittel. Das Problem waren die ansässigen bisherigen Pächter, und dieses Problem ist nie ganz gelöst worden, obwohl der Nationalfonds bemüht war, ihnen Entschädigungen zukommen zu lassen.

Gewiß sollten Tatsachen und eine eigene Wirtschaft geschaffen werden, mindestens ebenso aber ging es darum, einen „neuen Juden“, ja einen neuen Menschen zu schaffen. Für den aus Polen eingewanderten Dawid Grün, der als Ben Gurion auch seine marxistische Herkunft abstreifte, ging es letztlich um eine Revolte gegen die jüdische Ghetto-Tradition, um eine Revolutionierung aller bisherigen jüdischen Lebensweise Als 1920 die beiden Arbeiterparteien in einer Gewerkschaft zusammenfanden und Ben Gurion ihr Generalsekretär wurde, enthielt ihr Name ein Programm. „Histadrut“ hieß — unübersetzbar — „sich eine Ordnung geben“, und die hatten die anarchisch gestimmten Arbeiter bitter nötig. Daß sie ein Zusammenschluß ausdrücklich nicht der jüdischen, sondern der hebräischen Arbeiter sein sollte, aber markierte nicht allein den Sieg über das von den Marxisten favorisierte Jiddisch, sondern die angestrebte Überwindung des heimatlichen, demütigen Judentums, indem man auf die stolzen Hebräer der Bibel zurückgriff. Was die Gewerkschaft und ihre Üntemehmen aufbauten, sollte von Herzls Commonwealth nicht weit entfernt sein.

Autonomie

Die rechtliche Voraussetzung für den Aufbau einer genossenschaftlichen Wirtschaft, von der die Kibbuzim nur einen Teil bildeten, schuf das vom Völkerbund an Großbritannien vergebene Mandat über Palästina. Es enttäuschte allerdings zutiefst die von den Briten genährten Hoffnungen der Araber auf Selbständigkeit. Schon die Jungtürken hatten den nationalen Minderheiten alles andere als die erhofften Erleichterungen, die Balkankriege schließlich Flucht und Vertreibung gebracht, die sich nur euphemistisch als Bevölkerungsaustausch begreifen ließen. Im Weltkrieg verfolgten die mit Deutschland verbündeten Türken arabische Nationalisten wie Zionisten, weitaus am grausamsten die Armenier. Von Großbritannien aber, das den Frankreich erst kurz zuvor zugesicherten Einfluß im Nahen Osten wieder zurückdrängen wollte, erlangte Weizmann, wenn auch reichlich unverbindlich, mit der Balfour-Deklaration vom November 1917 eine Sympathieerklärung der englischen Regierung für die „Errichtung eines Nationalheims für das jüdische Volk in Palästina“. Völkerrechtlich gesichert wurde die Heimstätte durch das Mandat, das jedoch erst 1923 in Kraft trat — beredtes Zeichen dafür, wie das Völkerrecht statt Recht zu setzen geschaffene Tatsachen legitimiert. Praktisch bedeutete „nationale Heimstätte“ Autonomie.

Die nationaljüdische Autonomie in Palästina aber war, was heute gemeinhin übersehen wird, nur die eine Alternative des Zionismus, die andere war Autonomie in Osteuropa. Wie zuvor der „Bund“ und die marxistischen Zionisten machten sich gegen Ende des Krieges die Sozialisten der neutralen Länder und das von der Zionistischen Weltorganisation offiziell in einem neutralen Land eingerichtete Kopenhagener Büro die Forderung zu eigen. Weizmann hatte mit der britischen Regierung verhandelt, ohne von dem Kopenhagener Büro legitimiert zu sein. Als gemäß der Parole vom Selbstbestimmungsrecht der Völker die großen Vielvölkerstaaten der Habsburger und Romanows in lauter kleine zerfielen, machte sich ein auf zionistisches Betreiben in Paris gegründetes Comit des dlgations juives trotz des Quertreibens jüdischer Organisationen Großbritanniens und Frankreichs zum Sprecher von Minoritätenrechten für alle Volks-gruppen. Es gewann auch Einfluß auf die Pariser Friedensverträge sowie aufdie Verträge der Alliierten und des Völkerbundes mit den neuen Staaten. * Wie schwach auch immer der Minderheitenschutz ausfiel — die internationale Verpflichtung zur Regelung nationaler Fragen war anerkannt. In den baltischen Staaten kam es sogar zur weitreichenden Autonomie nationaler Minderheiten, am ausgeprägtesten in Estland, wovon auch die deutsche Volksgruppe profitierte, während die in Litauen den Juden gewährte bald nur noch auf dem Papier stand. Selbst das bolschewistische Rußland akzeptierte vorübergehend die jüdische Nationalität — und verfolgte das Judentum als Religion. Jiddisch wurde gepflegt, das Hebräische diskriminiert. Mit der Autonomen Jüdischen Provinz Birobidjan an der Grenze Chinas ließ sich die Sowjetunion schließlich auf eine territoriale Lösung ein, doch war ein Zionismus ohne Zion wie seinerzeit Uganda wenig anziehend, hätte aber Millionen Juden vor dem Zugriff der Deutschen im Zweiten Weltkrieg bewahren können.

Vom Völkerbund nicht anerkannt, aber im Gegensatz zu ihm eine Organisation von Völkern und nicht von Staaten, konnte der „Kongress der organisierten nationalen Gruppen in den Staaten Europas“, allgemein kurz „Minderheitenkongreß“ genannt, als „eine Art Schattenvölkerbund“ wirken. Das mit ihm personell verflochtene Comit des delegations juives wurde zum Vorläufer des 1936 nicht zuletzt von Nachum Goldmann zustandegebrachten Jüdischen Weltkongresses. Seinem unverhohlenen Nationaljudentum kam zwar eine neue Denomination im amerikanischen Judentum, der „Reconstructionism", entgegen, der geradezu kulturzionistisch „Judaism as a civilisation" sah doch hinderte die nationaljüdische Ausrichtung den Kongreß daran, zur erstrebten Dachorganisation aller jüdischen Organisationen zu werden.

Als Advokat der Minderheitenrechte nichtrussischer Völker war der in Odessa geborene Journalist Wladimir Jabotinsky schon im Zarenreich hervorgetreten, und er sollte das immer wieder betonen, als er in den zwanziger Jahren zum Antipoden Weizmanns wurde, Präsident nun der Zionistischen Weltorganisation. Jabotinsky verlangte eine Revision der zaghaften Politik sowohl gegenüber der Mandatsmacht wie gegenüber den Arabern, als den von Pogromen begleiteten Nachkriegswirren in Osteuropa eine dritte Einwanderungswelle folgte. Seine „Revisionisten“ genannten Anhänger bildeten einen Sonderverband in der Zionistischen Welt-organisation. Hingegen forderten zumal deutsche Kulturzionisten wie Martin Buber und Georg Landauer, daß der Zionismus mehr für eine Verständigung mit den Arabern tun müsse, die Juden nicht wie andere Völker auftreten dürften, sondern eingedenk der ethischen Verpflichtungen des Judentums. Der Jurist Landauer hatte mit einer Arbeit über das Minderheitenrecht promoviert und war einer der Führer des Hapoel Hazair in Deutschland. Auch 1929, als die Araber erneut zu „irischen Methoden“ griffen, kam es, angeregt durch die Brith Schalom, zu einer intensiven Diskussion der zionistischen Politik gegenüber den Arabern, die freilich wenig fruchtete, wozu beitragen mochte, daß die Kulturzionisten ebenso wenig wie andere auf das Recht der freien Einwanderung verzichteten.

Diese Konzeption des Kulturzionismus nannte Jabotinsky, „wenn ich mich umsichtig ausdrücken will — . Luxuszionismus': wenn ich mich aber aufrichtig äußern will, bezeichne ich sie als Geschwätz . . . Die Aufgabe des Zionismus ist in erster Reihe eine humanitäre: alle diese konkreten Juden, die es begehren oder in Zukunft begehren werden, sollen von den spezifisch jüdischen Leiden errettet werden.“ Obwohl alles andere als ein Marxist, war er bereit, der Argumentation des marxistischen Flügels der 2. Alija zuzustimmen, bezog jedoch außer den ökonomischen die psychischen Antriebe mit ein: „Es gibt zweifellos Länder, wo die Juden leidlich leben und wo es ihnen sogar gut geht. Aber wenn wir sogar dort das innere Selbstgefühl des Juden mit dem Selbstgefühl seines Nachbarn aus derselben Klasse und Sphäre vergleichen, so wird sich immer zeigen, daß beim Juden irgendein . Surplus'(Überschuß) an Bitternis, des Schmerzes, der Beleidigung oder Angst oder einfach des Mißbehagens (, malaise‘) vorhanden ist. Dieser ewige Überschuß, das ist eben die Judennot'.“

Es ist angebracht, Jabotinsky ausführlicher zu zitieren, weil unter dem Einfluß der lange siegreichen sozialistischen Agitation seine Motive und seine Politik bis heute verzerrt erscheinen Denn als Gegner einesjeden Bindestrich-Zionismus kämpfte 18 Jabotinsky gegen die Arbeiterbewegung, die lange unter dem Deckmantel des Zionismus primär sozialistische Ziele verfolgte und so tat, als müßten die Araber wirtschaftlicher Vorteile wegen den Juden eigentlich um den Hals fallen. Demgegenüber sprach der Revisionist offen aus: „Wir kolonisieren das Land gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung.“ Die Araber seien kein bestechliches „Gesindel, das bereit ist, sein Vaterland für ein gutes Eisenbahnnetz abzutreten“ Rassist war Jabotinsky nicht. Er reklamierte für sich, sein Verhalten zu den Arabern sei „dasselbe wie zu allen anderen Völkern: höfliche Gleichgültigkeit“ War das der meisten übrigen Zionisten etwa anders? Während sie sich jedoch hüteten, ein „Endziel“ zu formulieren, nannte Jabotinsky als sein Ziel den Judenstaat. Nur, was war das für ein Staat? „Frankreich ist ein Staat, aber auch Thüringen ist ein Staat. Neu-Südwales. . . heißt ebenfalls . State 1. Mehr als das: mit vielen anderen hoffe und glaube ich, daß der Völkerbund mit der Zeit eine reale Macht sein wird. Dann werden die mächtigsten Staaten der Welt in mancher Beziehung dieselbe Bedeutung haben, wie etwa heutzutage Kentucky. Mir persönlich scheint diese Portion von Staatsgewalt nach außen vollständig ausreichend für jedes beliebige Volk — selbst für das jüdische . . . Ich halte ... die Verdrängung der Araber aus Palästina in jeder Form für absolut unmöglich; Palästina wird immer ein Nationalitätenstaat bleiben — was mir vollständig genügt unter der Bedingung, daß die Juden zur Mehrheit werden.“ Nur eine jüdi-sehe Majorität lasse die Araber klein beigeben — und eine legale Legion; jüdisches Militär also, nicht eine illegale Truppe, wie die Arbeiterbewegung sie in der „Hagana“ längst geschaffen hatte. Nur eines helfe — Macht! Bis zuletzt aber blieb Jabotinsky dabei, daß „jüdische und arabische Volksgemeinschaften ... als autonome öffentliche Körperschaften von gleichem Status vor dem Gesetz anerkannt werden sollten“, ja, er stellte sich vor: „In jedem Kabinett, in dem der Premierminister ein Jude ist, soll das Amt des Vizepremiers einem Araber vorgeschlagen werden, und umgekehrt.“

Ebenso erbittert und vergeblich wie gegen die Histadrut kämpfte Jabotinsky, wie übrigens auch Nachum Goldmann, gegen die Einbeziehung finanzkräftiger Nichtzionisten in die schließlich 1929 zustandegekommene Jewish Agency, welche die Mandatsmacht beraten sollte. Auch übersahen die Revisionisten, daß im Gegensatz zu ihren weitgespannten, auch Transjordanien umfassenden Ambitionen, ihre wirtschaftspolitischen Vorstellungen von privatwirtschaftlichen, rentablen Kleinindustrien und Plantagen, deren Profit zudem von billigen arabischen Arbeitern abhing, einen Judenstaat auf die Küstenebene beschränkt hätten. Die von Agrarromantik nicht freie Kolonisation ließ sich nur gemeinwirtschaftlich voran treiben. Völlig falsch aber schätzte der Machtpolitiker Jabotinsky den Sieg des Nationalsozialismus in Deutschland ein. Sein Blick war. vornehmlich auf Polen gerichtet.

Die Juden und der N ationalsozialismus

Während er einen Boykott deutscher Waren zu organisieren versuchte, als Hitler — anders als weiland Lueger in Wien — mit seinem Antisemitismus ernst machte, begriff hingegen die nun auch in einer Partei geeinte und zur stärksten Kraft in der Zionistischen Weltorganisation gewordene Arbeiterbewegung sofort die sich ihr bietende Chance hinsichtlich der Auswanderung aus Deutschland. Schon im Sommer 1933 kam ein Abkommen mit der deutschen Regierung zustande, das nach Palästina auswandernden Juden ermöglichte, einen Teil ihres Vermögens zu transferieren, und dem Reich, Palä-stina mit deutschen Waren zu überschwemmen. Anlagen zum Schutz jüdischer Siedlungen gegen arabische Überfälle wurden mit Eisen aus Deutschland gebaut.

Registrierten jüdische Blätter in Palästina — ob revisionistisch oder sozialistisch — nicht ohne Schadenfreude, daß mit der Machtergreifung der Nazis die Assimilation in Deutschland gescheitert war, so versuchten die maßgeblichen jüdischen Organisationen hier, das beste aus der verordneten Dissimilation zu machen. Vergebens schlug eine höchst wahrscheinlich von Georg Landauer verfaßte Denkschrift der Zionistischen Vereinigung für Deutschland unter Hinweis auf die ähnlichen Interessen der Ausländsdeutschen einen Minderheitenschutz für die deutschen Juden vor, den die Zionisten früher strikt abgelehnt hatten. Die Antwort erhielten sie nur indirekt, indem der deutsche Vertreter in der Minderheitendebatte des Völkerbundes betonte, die Juden Deutschlands seien weder eine sprachliche noch eine nationale Minderheit und fühlten sich auch nicht als solche.

Obwohl das Reich aus dem Völkerbund austrat, respektierte es unter internationalem Druck im oberschlesischen Abstimmungsgebiet das eigentlich den Polen zugedachte Minderheitenrecht. Bis zum Auslaufen der Verträge 1937 wurden dort die antijüdischen Gesetze nicht angewandt. Hatten Deutsche und Juden im „europäischen Minderheitenkongreß“ bisher immer gemeinsam gestimmt, so stimmten jetzt die Vertreter der deutschen Minderheiten und mit ihnen die Mehrheit des Kongresses gegen einen von den jüdischen Delegierten verlangten Protest gegen die Behandlung der Juden in Deutschland. Die jüdische Delegation verließ den Kongreß. Die Staaten Osteuropas aber sahen sich durch Deutschland in ihren eigenen antisemitischen Bestrebungen bestärkt. Entsprechend stieg die Auswanderung nach Palästina. Schließlich führte auch Italien eine antijüdische Gesetzgebung ein, nachdem die jüdische Presse in Deutschland zunächst gern darauf verwiesen hatte, daß der italienische Faschismus ohne Antisemitismus auskomme.

Erstaunlich schnell einigten sich der Central-Verein der deutschen Staatsbürgerjüdischen Glaubens und die Zionistische Vereinigung auf die Gründung einer einheitlichen Reichsvertretung der deutschen ‘Juden, um nicht allein den bedrohten Juden so gut es ging materiell zu helfen, sondern auch das nun vervielfachte „Surplus“ seelischer Leiden zu mildem. Auch die so betont deutschen Juden besannen sich nunmehr auf die Mahnung des zionistischen Schriftstellers und Kompagnons Nachum Goldmanns als Verleger, Jakob Klatzkin: „Lieber Juden ohne Gleichberechtigung als Gleichberechtigung ohne Juden.“

Nachdem die Drosselung der ostjüdischen Einwanderung, Geburtenrückgang und Mischehen den Untergang des deutschen Judentums statistisch längst ablesbar gemacht hatten, schien der Verlust der Gleichberechtigung der Juden in Deutschland wenigstens die Chance zu bieten, das Judentum stärken, einen „Aufbau im Untergang“ versuchen zu können. Und das lief auf eine Stärkung des Nationaljudentums hinaus. Nicht nur die Synagogen füllten sich. Das jüdische Schulwesen wurde ausgebaut, was die Zionisten immer verlangt, der Centralverein immer bekämpft hatte. Eigene jüdische Theater und Orchester wurden gegründet. Die Presse und das Buchwesen reüssierten. Nur einem Freigeist wie Kurt Tucholsky, „Asphaltliterat’ in den Augen auch mancher Juden, mochte da schaudern: „Es ist nicht wahr, daß die Deutschen verjudet sind. Die deutschen Juden sind verbocht . . . Da sehen Sie, daß dieselben Leute, die auf vielen Gebieten die erste Geige gespielt haben, das Ghetto akzeptieren. “

Daß das Nürnberger Verbot von Mischehen auch jüdischen Interessen entgegenkam, war nur der Zionist Georg Kareski auszuplaudem unvorsichtig genug Er war in der Zeit der Weimarer Republik einer der prominentesten nationaljüdischen Gemeindepolitiker und zeitweise Vorsteher der Jüdischen Gemeinde zu Berlin gewesen. Immer noch waren die Zionisten überzeugt, daß nicht die Assimilation, sondern nur die stolze Behauptung eines nationalen Judentums dem Antisemitismus entgegenwirken könne. Dem Irrtum der Assimilation folgte die Illusion der Autonomie.

Sie wurde freilich nicht nur durch die kulturzionistische Tradition des deutschen Zionismus und die schwer durchschaubare deutsche Judenpolitik genährt, sondern auch durch die Einsicht, daß nicht allein der Widerstand von Briten und Arabern gegen eine allzu große Einwanderung, sondern auch die Integrationskraft des „Jischuv“, der jüdischen Ansiedlung in Palästina, Grenzen setzte. Mitte der zwanziger Jahre hatten die polnischen Einwanderer der 4. Alija zu hören bekommen, „nur wegen Grabski“ eingewandert zu sein, d. h. wegen der antisemitischen Politik des polnischen Finanzministers. Nun sahen sich die deutschen Flüchtlinge dem Vorwurf ausgesetzt, „nur wegen Hitler“ zu kommen. Zu der Animosität der bisher vorwiegend ost-jüdischen Einwanderer kam die Furcht der betont proletarischen Arbeiterbewegung, daß ihre mühsam erkämpften Ansätze einer klassenlosen Gesellschaft nun durch eine aus Deutschland einwandernde bürgerliche Mehrheit gefährdet werden könnte. Eine „Auslese des Menschenmaterials“ lag nahe. Dem widersetzte sich Kareski Er über-warf sich mit der Zionistischen Vereinigung für Deutschland und wurde zum Revisionisten. Die Nazis aber glaubte er für eine — wie er sich ausdrückte — geordnete Liquidation, einen Zwangs-vergleich anstelle eines Konkurses des deutschen Judentums, d. h. eine organisierte Massenauswanderung, auch dadurch gewinnen zu können, daß er die anderen deutschen Zionisten als marxistisch denunzierte.

Juden gegen Juden auszuspielen bewährte sich. Selbst die großzügige finanzielle Hilfe amerikanischer und britischer Juden, die dem Naziregime wertvolle Devisen einbrachte, sollte ja auch die deutschen Juden ausharren lassen und hindern, den Antisemitismus zu exportieren. In Südafrika scheiterte eine liberale Einwanderungspolitik nicht zuletzt an den Stimmenjüdischer Parlamentarier. Der Völkerbund versagte, und auch die amerikanische Initiative zur Flüchtlingskonferenz von Evian 1938, als nach der Annexion Österreichs die Juden bereits offen vertrieben wurden, brachte so gut wie nichts. Selbst die nur als Beobachter zugelassenen Vertreter der verschiedenen jüdischen Organisationen konnten sich nicht auf eine gemeinsame Stellungnahme einigen.

Im Nachhinein mutet es fast als ein Wunder an, daß überhaupt relativ viele Menschen gerettet werden konnten, denn das Infernalische der deutschen Judenverfolgung begann nicht erst mit der technisch perfekten „Endlösung“, es lag von vornherein darin, im Namen der Nation eine halbwegs funktionierende internationale Ordnung aus den Angeln zu heben, die es immerhin dem einzelnen Menschen erlaubt hatte, wenigstens einigermaßen sein Leben zu fristen und sich vielleicht sogar nationalen Zwängen zu entziehen. Nichts wurde auch aus Jabotinskys Bemühungen um eine planmäßige Aus-siedlung aus Polen, wo die dortige Regierung eher an Madagaskar als an Palästina dachte. Er trat aus der Zionistischen Weltorganisation aus und manövrierte sich so selber ins politische Abseits. Während einige seiner Anhänger versuchten, Polen oder Italien als Mandatsmacht für Palästina ins Gespräch zu bringen, imponierte ihm die von Hitler und Mussolini vereinbarte Aussiedlung der Südtiroler. Wie weit die Unterwerfung der Menschen unter vorgeblich nationale Interessen alsbald gehen sollte, zeigte die Umsiedlung der deutschen Minderheiten Osteuropas. Noch die Gründung der Slowakei und Kroatiens unter deutscher Hegemonie aber Heß sich aus dem Selbstbestimmungsrecht der Völker legitimieren. Opfer waren abermals die Juden.

Kampf um freie Einwanderung

Ben Gurion übernahm mehr und mehr die PoHtik Jabotinskys, der stets der Meinung gewesen war, daß nur Macht zähle, jüdische Macht aber von einer jüdischen Mehrheit in Palästina abhänge. Gleichwohl glaubte er, arabische Notabein für eine freie Einwanderung erwärmen zu können, und gab dafür sogar die These auf, daß man nicht mit den Unterdrückern des arabischen Volkes verhandeln dürfe. Diese von der jüdischen Arbeiterbewegung jahrzehntelang vertretene sogenannte „Effendi-These“ mochte theoretisch einleuchtend sein, diente aber praktisch als Entschuldigung dafür, daß man sich um die Araber nicht kümmerte; denn Führer des arabischen Proletariats gab es nicht. Was Ben Gurion aber lange nicht aufgab, war die These, daß weder Araber Juden, noch Juden Araber beherrschen dürften.

Um es nicht zu einerjüdischen Vorherrschaft kommen zu lassen, erhoben sich die Araber in einem * von 1936 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs dauernden Aufstand, der sich, bar einer tragfähigen politischen Konzeption, in zügellosen Ausschreitungen erschöpfte, welche die Juden nur noch enger zusammenschlossen. Die Hagana, die Verteidigungsorganisation der Histadrut, reagierte mit „Havlaga", mit Selbstbeherrschung und Zurückhaltung, d. h. mit eng begrenzten Strafaktionen, während eine „Ezel" genannte Gruppe den offenen Terror favorisierte. Zwar galt es für die Hagana. die nun massiv vorangetriebene Kolonisation zu schützen, zugleich aber, nach wie vor friedliche Araber nicht in die Arme der Aufständischen zu treiben und schließlich die öffentliche Meinung in Großbritannien zu gewinnen. Vor einer denn auch wohlwollenden britischen Untersuchungskommission unter Earl Peel beteuerte Ben Gurion abermals, daß die freie nationale Zukunft der Juden keines selbständigen Staates bedürfe. Ihm schwebte vielmehr eine Nah-Ost-Föderation vor, die sich austromarxistischer Autonomievorstellungen bediente. Danach sollten territoriale und personale Autonomie so verbunden werden, daß auch die außerhalb des eigentlichen Siedlungsgebiets ihrer Volksgruppe lebenden einzelnen Personen in diesen territorial autonomen Gebieten einen rechtlichen Rückhalt hätten. Wie kompliziert diese Vorstellungen auch anmuten mögen — sie könnten sehr wohl wieder aktuell werden, sobald es um die Lösung der Konflikte zwischen Juden und Arabern geht, und sei es auch nur, um jüdischen Siedlern ein Bleiben in den von Israel besetzten Gebieten zu ermöglieben

Die Peel-Kommission schlug eine Teilung des Landes und einen jüdischen Staat sowie einen Bevölkerungsaustausch nach dem Vorbild des griechisch-türkischen vor, der nach dem Untergang des Osmanischen Reiches Millionen Menschen ihrer angestammten Heimat beraubt hatte. Ben Gurion wollte zugreifen, doch weder die Zionistische Organisation noch die Arbeiterbewegung waren bereit, ihm zu folgen. Sie wollten nicht zugunsten eines kleinen Judenstaates auf ein großes Nationalheim verzichten, obwohl es in ihm niemals eine jüdische Mehrheit gegeben hätte. Selbst bei einer Einwanderung von 60000 Juden im Jahr, wie es sie nur 1935 gab, würden die Juden bis 1948 bei einer Gesamtbevölkerung von gut zwei Millionen nur 40 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Ein schlagendes Argument trugen die Araber vor: Im jüdischen Staat werde der meiste Boden Arabern gehören. Allerdings widersprach es ihrer These, die Juden hätten sie von ihrem Boden verdrängt.

Am gleichen Tage, an dem in Deutschland mit den Synagogen die Achtung vor der Religionsfreiheit verbrannte und mit den Fensterscheiben jüdischer Geschäfte die Illusion der Autonomie zerbrach, widerrief eine neue britische Kommission den Peel-Plan. Im Mai 1939 — Hitler hatte gerade die Tschechoslowakei, Mussolini Albanien besetzt — veröffentlichte die Mandatsmacht ein Weißbuch, das die radikale Einschränkung jüdischer Einwanderung und der Bodenkäufe verfügte, die Araber indes nicht hinderte, mehr Boden an den Jüdischen Nationalfonds zu verkaufen als in den dreißig Jahren zuvor. Angesichts des drohenden Krieges bedeu-tete das arabische Öl sehr viel, das Schicksal der nun systematisch aus Mitteleuropa vertriebenen Juden kaum etwas. Der dahinsiechende Völkerbund hatte gerade noch die Kraft, die Sowjetunion wegen ihres Überfalls auf Finnland auszuschließen.

Beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verkündete Ben Gurion: „Wir werden gemeinsam mit England gegen Hitler kämpfen, als gäbe es kein Weißbuch, und wir werden das Weißbuch bekämpfen, als gäbe es keinen Krieg.“ Er präzisierte damit jene vollmundige Versicherung Weizmanns, die Emst Nolte zum Ausgangspunkt einer abenteuerlichen Argumentation machte. Der Präsident von Jewish Agency und Zionistischer Weltorganisation schrieb damals dem britischen Premier, daß in dieser Krisenstunde die Juden Großbritannien beistehen und an der Seite der Demokratie kämpfen würden Aus der Banalität, daß die Sympathien von Juden anders als zu Beginn des Ersten Weltkrieges nicht gerade Deutschland gehörten, las Nolte eine Art von Kriegserklärung heraus, welche die These rechtfertigen könnte, Hitler hätte die deutschen Juden als Kriegsgefangene behandeln und internieren dürfen „oder genauer gesagt, als Zivilinternierte nach dem Muster der Deutschen in England ab September 1939 oder der amerikanischen Staatsbürger japanischer Herkunft in den USA 1941— 1945“ obwohl er immerhin in Betracht zog, „daß auch der Präsident der Jewish Agency nicht das Recht hatte, so etwas wie eine Kriegserklärung auszusprechen“ In der Tat erkannte das traditionell, aber irreführend Völkerrecht genannte internationale Staatenrecht nur Staaten als Völkerrechtssubjekte an und nur Staaten konnten einen Krieg erklären. Die Juden aber hatten keinen Staat, und noch war es nicht sicher, ob sie überhaupt einen haben wollten.

Mit Großbritannien gegen Deutschland zu kämpfen, hieß vor allem, jüdische Freiwillige für die britische Armee zu mobilisieren, doch widersetzten sich die Briten lange der Gründung spezieller jüdi-scher Einheiten, die sich nur zu leicht gegen ihre eigene Herrschaft in Palästina richten konnten. Wie nötig die Loyalitätserklärungen Weizmanns und Ben Gurions waren, zeigte sich binnen Jahresfrist. Zwar verlangte Jabotinsky von seinen Anhängern im Ezel, Kampfhandlungen gegen England einzustellen, doch eine kleine. „Lechi“ genannte Gruppe spaltete sich ab und war bereit, sogar zusammen mit Deutschland und Italien gegen die Engländer zu kämpfen. Eine neue Kampftruppe der Arbeiterbewegung, die „Palmach", war gedacht, dem deutschen Afrikakorps entgegenzutreten. Während der Leiter des Ezel im britischen Dienst bei der Niederschlagung eines prodeutschen Aufstandes im Irak fiel — später übernahm Menachem Begin die Leitung —, organisierte Lechi-Führer Jizchak Jesernizki, der im Untergrund den Namen Schamir an-nahm, die Ermordung des britischen Repräsentanten in Ägypten Schamirs Eltern waren noch „Bundisten“ gewesen; wie seine Schwestern wurden sie in Polen ermordet. Alle aber waren sich einig, daß gegen Großbritannien zu kämpfen vor allem hieß, die britischen Einwanderungsbeschränkungen zu umgehen und möglichst viele Flüchtlinge illegal ins Land zu bringen. Durch die Mandatsbestimmungen verpflichtet, mit der britischen Verwaltung zusammenzuarbeiten, entwickelte sich die Jewish Agency praktisch zu einer Art Gegenregierung, die, geführt von der Histadrut, den Jischuv zur wohl egalitärsten Gesellschaftsordnung der Welt werden ließ.

Die Jewish Agency mit der Kontrolle der Einwanderung nach Palästina zu betrauen, forderte im Mai 1942 eine große Konferenz jüdischer, keineswegs nur zionistischer Organisationen im New Yorker Biltmore-Hotel, und darüber hinaus in der Terminologie Herzls ein „Jüdisches Commonwealth, integriert in die Struktur einer neuen demokratischen Welt“. „Verschämt“ sei von einem Jüdischen Commonwealth gesprochen, aber ein Judenstaat gemeint gewesen behauptete eine sich formierende, betont bi-nationale Opposition in Palästina. Angeführt von ehemals deutschen Zionisten wie Georg Landauer und Felix Rosenblüth, suchte die „Alija Chadascha" als „Neue Einwanderung“ der Tatsache Rechnung zu tragen, daß die jüdische Bevölkerung sich seit zwölf Jahren vervierfacht hatte, die hinzugekommenen drei Viertel aber außerhalb des politischen Lebens standen, weil die Arbeiter-elite der 2. Alija die Zügel fest in der Hand hielt Die bi-nationale Opposition reichte indes über die Alija Chadascha hinaus und erreichte weitere Kreise als es die Brith Schalom jemals vermochte, die 1933 ihre Tätigkeit eingestellt hatte. Wäre die Geschichte anders verlaufen, hätte sich die Biltmore-Resolution beim, wenn auch vagen, Commonwealth-Wort nehmen lassen. Noch in einem Memorandum der Jewish Agency an die Gründungsversammlung der Vereinten Nationen 1945 in San Francisco wurde ein „Jüdisches Commonwealth“ gefordert, ohne auch nur auf die Tagesordnung zu gelangen. Die meisten arabischen Staaten hatten gerade noch rechtzeitig Deutschland den Krieg erklärt, um dort als Gründungsmitglieder zugelassen zu werden

Die wirkliche Bedeutung der Biltmore-Konferenz lag denn auch darin, daß es Ben Gurion gelang, die überwiegende Mehrheit der früher eher desinteressierten amerikanischen Juden für den Kampf gegen das Weißbuch zu gewinnen. Weizmann aber machte den Fehler, nicht nach Palästina zu gehen und Ben Gurion das Feld zu überlassen; ja, er besaß nicht einmal die palästinensische Staatsbürgerschaft.

Während Millionen europäischer Juden von Deutschen ermordet wurden, und die angeblich so mächtigen jüdischen Organisationen wie der Jüdische Weltkongreß hilflos zusehen mußten, daß sich auf alliierter Seite kein Finger krümmte, um die vom Tode bedrohten Juden zu retten, wuchs im Jischuv, derjüdischen Ansiedlung in Palästina, die Überzeugung. nur sich selber vertrauen zu dürfen. Jischuv und Zionistische Weltorganisation drifteten auseinander. um nie wieder so recht zusammenzufinden. Als 1946 der erste Zionistenkongreß nach dem Krieg in Basel zusammentrat, war die Zeit über den Zionismus Weizmanns hinweggegangen, der dessen moralischer Überlegenheit und der Unterstützung Großbritanniens vertraut hatte. „Es war ein furchtbares Gefühl“ für ihn, „vor dieser Versammlung zu stehen, und kaum eines von den vertrauten Gesichtern zu sehen . . . Das polnische Judentum fehlte, das Judentum Zentral-und Osteuropas, das deutsche Judentum fehlte.“ Tatsächlich hatte der Zionismus seine ursprüngliche raison d’etre, die Rettung der osteuropäischen Juden, verloren

Den Ton gaben nunmehr die Vertreter der Juden Amerikas und Palästinas an. Felix Rosenblüth erfaßte die Stimmung und übersah doch nicht die Konsequenzen, als er dem Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation schrieb, daß er, Weizmann, auf keinen Fall seinen Namen mit einer Politik verbinden dürfe, die direkt oder auch nur indirekt, offen oder durch verdeckte Querverbindungen die aktivistische Linie verfolge. Eine Exekutive mit Ben Gurion aber sei aktivistisch. „Ihr Ruf, Ihr Ansehen, sind ein kostbares Gut, das bewahrt werden muß für die Zeit der Umkehr. Wir werden auf dem Weg des Aktivismus nicht weiterkommen. Wir werden umkehren müssen. Ihre Aufgabe ist es, Chef der Regierung zu sein. Man will Sie in die Hindenburg-Rolle des Staatspräsidenten drängen. Sie dürfen das nicht zulassen.“ Weizmann wurde nicht wieder zum Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation gewählt.

Anderthalb Jahre später war er der Staatspräsident Israels, Felix Rosenblüth alias Pinchas Rosen Justizminister.

Staatsgründung

Ben Gurions Aktivismus hatte gesiegt, nichts ihn so forciert wie die Weigerung Großbritanniens, die Politik des Weißbuches aufzugeben und den 100 000 Überlebenden der deutschen Schreckensherrschaft in Polen die Einwanderung nach Palästina zu gestatten, die nun vor polnischen Pogromen flüchteten. Sie wurden zum letzten Trumpf in der Hand Ben Gurions, da weder die amerikanische Regierung noch die jüdischen Organisationen der USA aus Furcht vor einem Import des Antisemitismus an einer Einwanderung der Flüchtlinge in die Staaten sonderlich interessiert waren Als die britische Regierung sich bereit erklärte, tausend gerettete Kinder im eigenen Land aufzunehmen, wurde ihr erklärt: „Warum sollte man aus diesen assimilierten Kindern der deutschen Diaspora assimilierte Kinder der englischen Diaspora machen. Wir wollen sie in Palästina als Juden haben.“ „Aktivistisch“ agierten Hagana und Palmach, mal mit, mal gegen Ezel und Lechi, bis hin zum Massaker in einem arabischen Dorf, das die Flucht der Araber beschleunigte. Nicht selten suchten Palmach wie Hagana eigene Wege zu gehen, und es gehört wohl zu den größten Leistungen Ben Gurions, die Kampfverbände schließlich der Staatsraison zu unterwerfen. Ein mit Waffen beladenes Schiff für Begins Ezel ließ er zusammenschießen. Sich von den Terroristen zu distanzieren aber hieß zugleich, die früheren Revisionisten zu isolieren, was bis zum Sechstagekrieg 1967 dauerte Vielleicht beleuchtet nichts so sehr die politische Entwicklung, daß Weizmann in der Zionistischen Organisation, Ben Gurion und die Premiers Scharett, Eschkol und Meir in der Arbeiterbewegung groß wurden, Rabin aus der Palmach und Perez aus der Hagana kamen, Begin und Schamir hingegen ihre Karriere in den Terrororganisationen begannen.

Terror und Gegenterror, vor allem aber die Aufgabe Indiens ließen Großbritanniens Interesse an Palästina schwinden; es gab das Mandat an die Vereinten Nationen als Nachfolgerin des Völkerbundes zurück. Auch in Indien kam es zu Teilung, Massakern und Massenflucht. In Palästina wurde der UN-Vermittler Bernadotte von Juden ermordet; Abdulla, der Emir von Transjordanien von Arabern und schließlich Sadat.

Am 29. November 1947 empfahl die Vollversammlung der Vereinten Nationen — völkerrechtlich unverbindlich — die Teilung des Landes. Nicht nur in den Straßen Tel Avivs, auch in Brooklyn, der Bronx und auf dem Broadway wurde getanzt. Einer der wenigen, die nicht der Euphorie erlagen, war Nachum Goldmann. Bis auf winzige Reste gab selbst das antizionistische orthodoxe Judentum seinen Widerstand gegen das profanisierte Hebräische und gegen die Staatsgründung auf, die nur die wenigsten wirklich gewollt hatten, nun aber als die ultima ratio des Zionismus erschien. Obwohl der jüdische Staat nur gut die Hälfte Palästinas umfassen und Jerusalem internationalisiert werden sollte, nahm die Jewish Agency die Empfehlung an. Die Araber hingegen wollten ganz Palästina und verloren in den sogleich einsetzenden Kämpfen noch mehr, darunter den Großteil Jerusalems. Die Juden waren es leid, Objekt zu sein; sie wollten Subjekt werden. Wenige Stunden vor Ablauf des Mandats proklamierte Ben Gurion am 14. Mai 1948 den Staat Israel.

Sogleich fielen die arabischen Nachbarstaaten, obwohl als Mitglieder der Vereinten Nationen an das Gewaltverbot gebunden, über den neuen Staat her. Israel siegte, anerkannt von den USA und der UdSSR und getragen vom Konsens seiner Bürger. Waren bis zur Staatsgründung etwa 500 000 Juden nach Palästina eingewandert, so kamen in den folgenden dreieinhalb Jahren 700 000 vorwiegend orientalische Juden, deren Situation jetzt aufs äußerste gefährdet war. Da andererseits Hunderttausende von Arabern aus Israel flohen und gelegentlich auch vertrieben wurden, kam es praktisch zu dem bereits im Peel-Plan vorgesehenen Bevölkerungsaustausch. Nicht nur das Problem der Flüchtlinge blieb jedoch, die zu integrieren die Araber so gut wie nichts unternahmen. Nur wenige Jahre später mahnte Chaim Weizmann: „Unsere Sicherheit wird in hohem Grade nicht von den Armeen und Flotten abhängen, die wir aufstellen können — und wir sollten nicht zuviel Mittel darauf verwenden —, sondern von der inneren moralischen Festigkeit des Landes, die sich auf seine äußere politische Sicherheit auswirken wird.“ Und verbittert, daß der Staat auf den Trümmern der Heimat einer anderen Nation errichtet wurde, schrieb Georg Landauer: „Wo noch in der Welt wären so viele Maschinengewehre und Tanks zum Schutze von Juden erforderlich!“ Auch der Zionismus vermochte nicht, die Judenfrage zu lösen; auch der Zionismus erlag dem Schicksal anderer nationaler Befreiungsbewegungen. die sich nolens volens schließlich gegen die Rechte der Menschen anderer Völker wandten.

Noch ehe aber der Zionismus zum Schimpfwort antiisraelischer Propaganda wurde, war „Zionut“ für junge Israeli zu einem Synonym für „Stujot“, Stuß, Unsinn geworden; Reaktion zugleich auf die Überfütterung mit nationalistischer Propaganda wie Abkehr von den Zionisten der Diaspora, die es ablehnten einzuwandern und nach Meinung Ben Gurions aufhören sollten, sich Zionisten zu nennen. Besonders unter dem Vorwurf zu leiden hatten Juden, die im Lande der „Endlösung“ ein neues Le43) ben zu beginnen wagten. Am liebsten hätte Ben Gurion die Zionistische Weltorganisation aufgelöst. Ein 1952 vom israelischen Parlament verabschiedetes Gesetz erklärte die Zionistische Weltorganisation und die Jewish Agency für identisch und überließ ihr die Sorge für Einwanderung und Kolonisation; es war jedoch „eher dazu angetan, das Gefühl der Zionisten, sie wären wirklich berechtigt, im Namen des ganzen jüdischen Volkes zu sprechen, zu entmutigen als zu ermutigen“ Ihre Kompetenzen wurden in der Folge noch weiter eingeengt, ihr Präsident Nachum Goldmann ein unbequemer Kritiker der israelischen Araberpolitik. Gleichwohl blieb die freie Einwanderung auch nach der Staatsgründung die Quintessenz des Zionismus.

Nach dem „Rückkehrgesetz“ von 1950 hat jeder Jude das Recht, nach Israel einzuwandern, was freilich erhebliche Schwierigkeiten mit sich brachte, zu definieren: „Wer ist Jude?“ Die Konsequenz aus jenem frühen zionistischen Anspruch zu ziehen, die Juden sollten ein Volk wie jedes andere werden, vermochte sich die Justiz Israels nicht durchzuringen; sie hielt vielmehr zumindest ex negativo an der religiösen Bindung fest, derzufolge es beispielsweise keine katholischen Juden geben kann. Am Selbstverständnis Israels als jüdischem Staat wagen nur wenige zu rütteln, während Juden sich stets, zuletzt in den USA, gegen einen erklärtermaßen christlichen Staat aussprachen. Attraktiv blieb die Einwanderung vor allem für Juden aus dem kommunistischen Machtbereich, die sich von Israel mehr Freiheit und größeren Wohlstand versprachen, während die Zahl der Auslands-Israeli wuchs, die insbesondere in den USA ihr Glück versuchen, daheim kaum noch als „Jordim“, Hinabsteigende, gescholten.

Schon nach dem Jom-Kippur-Krieg geriet der gesellschaftliche Konsens ins Wanken, verunsichert durch die Friedensbewegung auf der einen und eine Bewegung auf der anderen Seite, die durch verstärkte Siedlung in den besetzten Gebieten weiterhin vollendete Tatsachen zu schaffen sucht Nicht für freie Einwanderung nach Israel, sondern für freie Auswanderung aus der UdSSR demonstrieren heute Juden der USA, deren zumal nach dem Sechstagekrieg bedingungslose Solidarität mit Israel allmählich zu bröckeln beginnt. Wirtschaftlich und kulturell haben die amerikanischen Juden eine Stellung erreicht, die vergleichbar erscheint jener der deutschen Juden im Kaiserreich; ihr politischer Einfluß indes ist weitaus größer und damit ihre Existenz gesicherter. Überwiegend liberal, sind amerikanisierte Juden in Israel — das Christen und Moslems, nicht aber dem liberalen Judentum Religionsfreiheit läßt — vor allem im Personenstandsrecht, bei Eheschließung und -Scheidung dem orthodoxen Judentum ausgeliefert, das seit türkischen Zeiten die Rabbinatsgerichtsbarkeit monopolisiert.

Wenn heute der orthodoxe Einfluß in Israel dank größerer Geburtenrate und steigender Einwanderung rechtgläubiger Juden aus den USA noch wächst, so bedeutet dies freilich zugleich das Eingeständnis, daß eine säkulare jüdische Kultur nicht so tragfähig ist, wie die zionistische Bewegung mit Ausnahme religiöser Zionisten, der Misrachi, stets angenommen hatte. In einem jedoch obsiegte der Kulturzionismus paradoxerweise so sehr, daß dadurch die Beziehung zur Diaspora mehr gefährdet als gefördert wird: In der Wiedergeburt des Hebräischen. Mit der Hebraisierung von Familiennamen geht sogar ein äußeres Zeichen der Familienzusammengehörigkeit verloren. Die Wiederbelebung des Hebräischen als gesprochener Sprache ist ganz im Gegensatz zu Bemühungen um eine Wiedergeburt etwa der irischen Sprache so vollständig, daß die in ihrer weit überwiegenden Mehrheit bereits im Lande geborenen Israeli alle die Kriterien erfüllen, die man der zionistischen These von der Existenz eines jüdischen Volkes entgegenhalten konnte. Auch sonst sind die Israeli ein Volk wie andere Völker geworden.

Das Entstehen eines neuen Nationalstaates aber entpuppte sich abermals als das eines neuen Nationalitätenstaates. Dieser der Geschichte Europas weitgehend inhärente fatale Mechanismus mit all seinen Folgen für den einzelnen Menschen sollte bei aller Singularität des Zionismus — der Einmaligkeit der ihn auslösenden Motive und des ihn treibenden ungeheuren Erfolgszwanges — nicht übersehen werden.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Max Nordau auf dem 1. Zionistenkongreß, zitiert nach Adolf Böhm, Die Zionistische Bewegung, Bd. 1, Tel Aviv 19352, S. 180.

  2. Graf Clermont-Tonnere in der Französischen Nationalversammlung. zitiert nach Alex Bein. Die Judenfrage. Biographie eines Weltproblems, Bd. 1, Stuttgart 1980, S. 197.

  3. Vgl. Johann Maier, Die Problematik des „jüdischen“ Staates Israel, in: Politische Bildung, (1971); Rolf Rendtorff, Religion und Gesellschaft in Israel, in: Hermann Meier-Cronemeyer /Ulrich Kusche /Rolf Rendtorff, Israel in Nahost, Hannover 19753; ders., Die religiösen und geistigen Wurzeln des Zionismus, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 49/76.

  4. Alex Bein (Anm. 2), Bd. 1, S. 273, Bd. 2, S. 279.

  5. Georg Ritter von Schönerer, Stenographische Protokolle. Abgeordnetenhaus, 10. Session. 136. Sitzung, zitiert nach Traum und Wirklichkeit, Wien 1870— 1930, Ausstellungskatalog, Wien 1985, S. 261.

  6. Eine Ausnahme bildet Joseph Adler, The Herzl Paradox, New York 1962.

  7. Zitiert nach dem Original im Zionistischen Zentralarchiv Jerusalem. Eine englische Übersetzung findet sich bei Werner J. Cahnman, Scholar and Visionary. The Correspondence between Herzl and Ludwig Gumplowicz, in: Herzl Year Book, Vol. 1, New York 1958, S. 165 ff.

  8. Nachum Goldmann. Staatsmann ohne Staat. Autobiographie. Köln 1970. S. 461.

  9. Ber Borochov. Die Grundlagen des Poalezionismus, Frankfurt am Main 19692, S. 70.

  10. Ebda., S. 105.

  11. Vgl. Joachim Doron, Rassenbewußtsein und naturwissenschaftliches Denken im deutschen Zionismus während der wilhelminischen Ära, in: Jahrbuch des Instituts für deutsche Geschichte (1980).

  12. Ein hervorragendes Beispiel bildet Meyers Lexikon, Leipzig 1924— 1933, insbesondere der Artikel Menschenrassen. Bd. 8 (1928), aber auch Artikel wie Anthropologie, Auslese beim Menschen, Bd. 1 (1924), Entartung, Bd. 4 (1926) und Rassenbiologie, Rassenhygiene Bd. 9 (1928). Daß im 3. Ergänzungsband von 1933 Rassenkunde mit Hinweisen auf Nordische Bewegung und Nationalsozialismus hinzukommt, zeugt, wie der Band auch sonst, von der Anpassungsfähigkeit des Verlages. Als Indiz mag auch Friedrich Hertz, Rasse und Geschichte, in: Propyläen Weltgeschichte, Bd. 1, Berlin 1931, gelten.

  13. Arthur Ruppin, Der Aufbau des Landes Israel, Berlin 1919, S. 177. Weitere Nachweise für den durchgängigen zionistischen Sprachgebrauch vom „Menschenmaterial“ in: Hermann Meier-Cronemeyer, Die Politik der Unpolitischen, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, (1965), S. 854; vgl. Hannah Arendt, Vita Activa, Stuttgart 1960. S. 354: „Daß es sich bei dem Ausdruck . Menschenmaterial* um keine harmlose Metapher handelt, dürften wir inzwischen erfahren haben.“

  14. Vgl. Susan-Lee Hatti's, The Bi-National Idea in Palestine During Mandatory Times, Haifa 1970.

  15. Shlomo Avineri, The Making of Modem Zionism. The Intellectual Origins of the Jewish State, London 1981, S. 199.

  16. Eugen Lemberg, Die Nationalitätenfrage im Donauraum auf Grund der Pariser Vorortverträge, in: Hellmuth Rößler (Hrsg.), Ideologie und Machtpolitik 1919, Göttingen 1966, S. 147.

  17. Johann Maier (Anm. 3), S. 16; David Rudavsky, Emancipation and Adjustment. Contemporary Jewish Religious Movements. Their History and Thought, New York 1967, S. 346ff.

  18. Vladimir Jabotinsky, Der Judenstaat, Wien 1938, S. 5, S. 14.

  19. Exemplarisch Lenni Brenner, The Iron Wall. Zionist Revisionism from Jabotinsky to Shamir, London 1984.

  20. „Rasswjet" (Deutsches Heft), Berlin 1925, S. 80.

  21. Ebda.. S. 57.

  22. Ebda., S. 55.

  23. Ebda., S. 22f., S. 55; vgl. Vladimir Jabotinsky (Anm. 18), S. 38.

  24. Vladimir Jabotinsky, The War and the Jew, 1942, zitiert nach Palestine, A Study of Jewish, Arab and British Policies, New Haven 1947, S. 1139.

  25. Brief an Arnold Zweig vom 15. Dezember 1935, in: Kurt Tucholsky, Ausgewählte Briefe 1913— 1935, Reinbek bei Hamburg 1962, S. 334.

  26. Der Angriff, 23. Dezember 1935, wieder gedruckt in: Klaus J. Herrmann, Das Dritte Reich und die deutsch-jüdischen Organisationen 1933— 1934, Köln 1969, S. 9 ff.

  27. Herbert S. Levine, A Jewish Collaborator in Nazi Germany. The Strange Career ofGeorg Kareski. 1933— 1937, in: Central European History, (1975). und Francis R. Nicosia. Revisionist Zionism in Germany (II). Georg Kareski and the Staatszionistische Organisation, 1933— 1938, in: Leo Baeck Institute, Year Book 1987.

  28. Vgl. Franz Ansprenger, Juden und Araber in Einem Land, München 1978, insbesondere S. 282 ff.

  29. David Ben Gurion. Israel. Die Geschichte eines Staates, Frankfurt am Main 1973, S. 85.

  30. Letters and Papers of Chaim Weizmann. Series A: Leiters, Vol. XIX, January 1935 — June 1940, Jerusalem 1977, S. 145, hier nach Jürgen Kocka, Hitler sollte nicht durch Stalin und Pol Pot verdrängt werden, in: Historikerstreit. Die Dokumentation der Kontroverse um die Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Judenvemichtung, München 1987, S. 142.

  31. Emst Nolte, Zwischen Geschichtslegende und Revisionismus?, in: Historikerstreit (Anm. 29), S. 35.

  32. Ebda., S. 25.

  33. Heinz Wagner, Der Arabisch-Israelische Konflikt im Völkerrecht, Berlin 1971, S. 117 ff.

  34. Uri Avneri, „Um uns herum nur Schrecken und Angst“, in: Der Spiegel, Nr. 48/1986; Vgl. Lenni Brenner (Anm. 19), S. 200.

  35. Max Kreutzberger, Georg Landauer — seine Ideenwelt und sein Werk, in: Georg Landauer. Der Zionismus im Wandel dreier Jahrzehnte, Tel Aviv 1957, S. 34.

  36. Georg Landauer (Anm. 34), S. 135.

  37. Heinz Wagner (Anm. 32), S. 287.

  38. Chaim Weizmann, Memoiren. Das Werden des Staates Israel, Zürich 1953, S. 645.

  39. Walter Laqueur. Der Weg zum Staat Israel. Geschichte des Zionismus, Wien 1975, S. 616.

  40. Leo Baeck Institute New York, AR 6007 Landauer-Collection.

  41. Lenni Brenner (Anm. 19), S. 136.

  42. Christopher Sykes. Kreuzwege nach Israel. Die Vorgeschichte des jüdischen Staates, München 1967, S. 317.

  43. Vgl. Nachum Orland. Die Cherut. Analyse einer rechts-orientierten israelischen Partei, München 1983.

  44. Chaim Weizmann (Anm. 37), S. 672 f.

  45. Georg Landauer (Anm. 34), S. 451.

  46. Ben Halpern. The Idea of the Jewish State, Cambridge (Mass.) 1961, S. 240.

  47. Vgl. Johann Maier und Rolf Rendtorff (Anm. 3).

  48. Vgl. Rael Jean Isaac. Israel Divided. Ideological Politics in the Jewish State. Baltimore/Maryland 1976; Hartwig Bierhoff. Das andere Israel, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. B 21/82.

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