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Zwischen Schuldenerlaß und Staatsbankrott Brasilien in der permanenten Zahlungskrise | APuZ 39/1991 | bpb.de

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APuZ 39/1991 Reformpolitik in Lateinamerika. Chancen und Risiken des wirtschaftspolitischen Paradigmenwechsels Kuba: Das Ende des „karibischen Sozialismus“ Zwischen Schuldenerlaß und Staatsbankrott Brasilien in der permanenten Zahlungskrise

Zwischen Schuldenerlaß und Staatsbankrott Brasilien in der permanenten Zahlungskrise

Anton P. Müller

/ 18 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die extreme Ausweitung der internationalen Kreditgewährung, wie sie in den siebziger Jahren aufgetreten ist, war stets der Gefahr ausgesetzt, in eine massive Kreditbeschränkung umzuschlagen. Dazu ist es 1982 gekommen. Wie bei vielen anderen verschuldeten Ländern hat auch in Brasilien die Kreditzufuhr aus dem Ausland dazu geführt, daß es seine Exportwirtschaft zugunsten von Einfuhren vernachlässigt hat. Die Voraussetzung für die Leistung des Schuldendienstes ist aber eine exportorientierte Wirtschaftsstruktur. Während die Kreditzufuhr aus dem Ausland unter Umständen schlagartig zum Stillstand kommen kann, bedarf es zur Umstellung einer Volkswirtschaft hin zu einer exportorientierten Produktion einer langwierigen Anpassung. Diese wird noch dadurch erschwert, daß neben der externen Aufbringung -also der Beschaffung von Devisen über den Außenhandel -ein im Ausland verschuldeter Staat auch mit einem haushaltspolitischen Aufbringungsproblem konfrontiert ist. Wie viele andere Entwicklungsländer hat auch Brasilien anstelle geldpolitischer Restriktion den Ausweg in der Inflationierung gesucht. Dies hat die Exportleistungsfähigkeit geschwächt, so daß mit zunehmender Kreditrestriktion die Anpassungsleistung auf die Importreduktion gefallen ist. Hierdurch wurde die wirtschaftliche Entwicklung zurückgeworfen. Das Versäumnis, die Anpassung aktiv zu vollziehen, hat dazu geführt, daß hohe Überschüsse in der Handelsbilanz nicht ausreichen, um den Schuldendienst zu decken. Zur Dauerhaftigkeit der internationalen Schuldenkrise trägt auch bei, daß die Gläubigerländer der Ausweitung der Exporte der Schuldnerländer massive Einfuhrhindernisse entgegensetzen.

I. Einleitung

Tab. 1: Grunddaten zur brasilianischen Volkswirtschaft

Quellen: Internationaler Währungsfonds, Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Conjuntura Economica, Statistisches Bundesamt.

Die internationale Zahlungskrise, in der sich Brasilien nun schon seit neun Jahren befindet, ist exemplarisch für die Situation in vielen verschuldeten Entwicklungsländern. Brasilien ist nicht nur das am höchsten verschuldete Entwicklungsland, an seinem Beispiel lassen sich auch die fehlgeschlagenen Hoffnungen einer „Entwicklung durch Verschuldung“ deutlich nachzeichnen. Um die Verschuldungsproblematik Brasiliens richtig zu verstehen, muß man sie jedoch in einen größeren Zusammenhang stellen, denn die Auslandsverschuldung Brasiliens -wie die vieler anderer Entwicklungsländer -ist weder ein zwangsläufiger noch ein zufälliger Prozeß. Vielmehr beruhte er auf einer Strategie, die von der Vorstellung ausging, die Kreditaufnahme im Ausland ermögliche einen raschen und schmerzlosen Übergang -gleichsam einen Königsweg -zur Industrienation.

Zwar haben in jedem Entwicklungsland jeweils spezifische Umstände den Grad der Verfestigung der Schuldenkrise bedihgt. Aber gerade die brasilianische Wirtschaftspolitik spiegelt die -letztlich auch theoretisch gegebene -fehlende Einsicht wider, das Scheitern des Modells „Entwicklung durch Verschuldung“ zu akzeptieren und eine neue Wachstums-und Entwicklungsstrategie einzuleiten, die von der Vorstellung Abschied nimmt, wirtschaftliche Entwicklung könne als eine Art Geschenk in Empfang genommen werden. Auch in dieser Hinsicht ist die Verschuldung Brasiliens symptomatisch für die internationale Schulden-krise.

II. Ausgangslage

Tab. 2: Wachstumsraten des realen Bruttoinlandsprodukts ausgewählter Schuldenländer (in Prozent)

Quelle: Weltbank, Weltentwicklungsbericht 1989.

Wirtschaftlicher Hintergrund Die Verwirrung der brasilianischen Wirtschaftspolitik zeigt sich nicht zuletzt an der Hektik und Konzeptlosigkeit, mit der sie in den vergangenen zehn Jahren betrieben wurde, als Brasilien acht monetäre Stabilisierungsversuche erlebte. Dabei kam es zu vier umfassenden Währungsreformen. Es gab elf verschiedene Indices zur Messung der Inflationsrate und vierundfünfzig Änderungen der Leitlinien zur Preiskontrolle. Die brasilianische Regierung verkündete vierzehn lohnpolitische Direktiven, installierte achtzehn verschiedene Wechselkursregime und setzte einundzwanzig Umschuldungspläne und neunzehn Dekrete zur Haushaltsdisziplin in Gang.

Zwar wurde die Bruttoauslandsverschuldung, die im Jahre 1987 mit 123, 6 Mrd. US-Dollar die Spitze erreichte, auf 113, 8 Mrd. US-Dollar im Jahre 1990 geringfügig reduziert, doch ging dies mit einem Rückgang des Wachstums einher, das im Jahre 1988 auf ein Nullwachstum zurückging und 1990 schließlich — 4, 6 % betrug. In den achtziger Jahren schrumpfte die Wachstumsrate pro Kopf jahres-durchschnittlich um 0, 6%. Ebensowenig gelang es, die Inflation in den Griff zu bekommen, die im Jahre 1986 150% betrug, 1989 auf 1325 % und im Jahre 1990 auf 3118% stieg (s. Tab. 1). 2. Politische Lage Ungebrochene Inflation und eine scharfe Rezession, die im 1. Quartal 1991 zu einer weiteren Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts um 7, 6 % gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres führte, haben im Mai 1991 zum Rücktritt des von Ministerin Zela Cardoso de Mello geleiteten brasilianischen Wirtschaftskabinetts geführt 1). Dienach fast dreißig Jahren Diktatur erste demokratisch gewählte Regierung unter Präsident Fernando Collor de Mello ist in eine prekäre Krise geraten. Die Hoffnungen vieler Brasilianer, daß nach dem „verlorenen Jahrzehnt“ der achtziger Jahre nun ein rascher Aufschwung kommen würde, wurden vorerst enttäuscht

Die neue Regierung, die angetreten war, um Ineffizienz und Korruption im Staatsapparat zu beseitigen und Brasilien in ein modernes Land zu verwandeln, ist zwar noch nicht endgültig gescheitert, doch haben sich die sozio-ökonomischen Strukturen und die politischen Widerstände um ein Vielfaches widerstandsfähiger erwiesen, als die neue Regierung erwartet hatte.

Die verfestigten Machtstrukturen im Staatsapparat ließen nicht nur die geplanten Privatisierungen und den Abbau der aufgeblähten Verwaltung ins Stokken geraten, sie haben auch zum Scheitern der Anti-Inflationspolitik beigetragen. Die neue Regierung hat es versäumt, ihre ökonomischen Reformpläne und Maßnahmen innenpolitisch ausreichend abzusichern. Den regionalen Machthabern und dem das Parlament prägenden Interessengeflecht ökonomischer Machtgruppen ist es gelungen, das Sparprogramm der Regierung zu unterlaufen, und in Verbindung mit den Gewerkschaften und Unternehmern wurde das Anti-Inflationsprogramm zu Fall gebracht.

III. Brasiliens Weg in die Verschuldungskrise

Tab. 3: Internationale Einnahmen-und Ausgaben-bilanz Brasiliens 1990 (in Mio. US-Dollar)

Quelle: Eigene Berechnungen auf der Grundlage von International Monetary Fund, International Financial Statistics, Juni 1991.

Die brasilianische Wirtschaft war von 1968 bis 1973 mit jährlichen Wachstumsraten von 11 % gewachsen, so daß von einem „brasilianischen Wirtschaftswunder“ gesprochen wurde Die drastische Ölpreiserhöhung ab 1973 gefährdete die Fortsetzung der brasilianischen Entwicklungsstrategie Bereits im Jahre 1974 verschlechterte sich die Handelsbilanz. Hatte Brasilien von 1965 bis 1970 noch laufend Handelsbilanzüberschüsse erzielt und das Handelsbilanzdefizit im Warenverkehr von 1971 bis 1973 durchschnittlich erst 226 Millionen US-Dollar pro Jahr betragen, so erhöhte sich 1974 der Fehlbetrag auf 4, 8 Mrd. US-Dollar Innerhalb weniger Jahre stieg die Auslandsverschuldung Brasiliens steil an: von 10 Mrd. US-Dollar im Jahre 1972 innerhalb von fünf Jahren auf 35 Mrd. US-Dollar, und bis 1981 auf 64 Mrd. US-Dollar Aber Brasilien nutzte die zufließenden Finanzierungsmittel nicht zur volkswirtschaftlichen Anpassung an die durch die Ölpreiserhöhung eingetretenen neuen Umstände, sondern versuchte, das bisher erreichte Wachstums-und Konsumniveau aufrechtzuerhalten Der Kreditzufluß aus dem Ausland ermöglichte es, daß die brasilianische Volkswirtschaft auch in den Jahren nach dem ersten Ölpreisschock bis 1980 noch jährlich eine Wachstumsrate von knapp % erzielte. Durch die Kreditzufuhr aus dem Ausland war es auch möglich, daß sich der Anteil des Konsums am Bruttoinlandsprodukt sogar erhöhte. Die volkswirtschaftliche Konsumquote, die 1973 74% betragen hatte, stieg bis 1980 auf 80 %. Im Zuge dieser Entwicklung erhöhten sich bis 1982 die Reallöhne und die Leistungsbilanzdefizite. Wie viele andere Entwicklungsländer erlebte auch Brasilien nach dem ersten Ölpreisschock einen vorübergehenden Wachstumsschub auf der Grundlage von Kreditzufuhren, der das Versäumnis der volkswirtschaftlichen Anpassung überdeckte 8).

Die bereitgestellten Kreditmittel sollten den Anpassungsprozeß erleichtern. Tatsächlich leitete die Kreditaufnahme eine Förderung der Binnenwirtschaft auf Kosten der Exportwirtschaft ein. Die Kreditaufnahme im Ausland trug jedoch zur Expansion der Staatsausgaben bei und führte dazu, daß eine Haushaltskrise unausweichlich wurde, als dann der ausländische Kreditzufluß abebbte. In den sechziger Jahren erzielte Brasilien Handelsbilanzüberschüsse, weil es neben Krediten von öffentlichen Gläubigern nur in geringem Umfang privates Auslandskapital erhielt. Mit dem Einsetzen des internationalen Kreditbooms in den siebziger Jahren konnten Defizite im Außenhandel auftreten, da sie finanziert wurden. Weil ausländische Gläubiger in großem Ausmaß Geldmittel zur Verfügung stellten, konnte von 1979 bis 1982 das brasilianische Leistungsbilanzdefizit jahresdurchschnittlich über 10 Mrd. US-Dollar betragen und 1982 auf 16, 3 Mrd. US-Dollar ansteigen.

Mit der Kreditkontraktion, die danach mit dem Ausbruch der internationalen Schuldenkrise einset Mrd. US-Dollar betragen und 1982 auf 16, 3 Mrd. US-Dollar ansteigen.

Mit der Kreditkontraktion, die danach mit dem Ausbruch der internationalen Schuldenkrise einsetzte 9), sind notwendigerweise auch die Fehlbeträge drastisch zurückgegangen: 1983 auf 6, 8 Mrd. US-Dollar, und 1984 wurde erstmals wieder ein geringfügiger Überschuß erzielt. In der Bilanz des Güterhandels ist die Wende noch augenfälliger: Im Durchschnitt der Jahre 1983 bis 1986 kehrte sich das frühere Defizit in einen Überschuß von über 10 Mrd. US-Dollar pro Jahr um 10). Selbst diese hohen Nettoexporte reichen aber nicht aus, um die Auslandsverschuldung nachhaltig zu reduzieren, und sie gehen mit einer Wachstumsschwäche einher, da sie hauptsächlich von der Importreduktion getragen werden.

IV. Persistenz der Zahlungskrise

Abb.: Stadien des Schuldenzyklus

Quelle: Weltbank, Weltentwicklungsbericht 1985, S. 55

Wenn Brasilien trotz seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit -es besitzt nicht nur die größte Industrieproduktion und den höchsten Exportüberschuß in Lateinamerika, sondern seine Wirtschaft ist auch größer als die Kanadas und sie reicht an die Großbritanniens heran -mit anhaltenden Zahlungsproblemen konfrontiert ist, stellt sich die Frage, ob es nicht fundamentale Faktoren sind, die die Dauerhaftigkeit der Schuldenkrise bedingen. Trotz der Bemühungen des Internationalen Währungsfonds, von Regierungen und Banken ist auch bei den meisten der anderen hochverschuldeten Entwicklungsländern keine nachhaltige Verbesserung der wirtschaftlichen Lage eingetreten. Vielmehr ist das Wirtschaftswachstum dieser Ländergruppe, das von 1965-1980 noch 6, 1 % pro Jahr betragen hatte, in den achtziger Jahren auf 1, 1 % gesunken (s. Tab. 2).

Wegen des anhaltend hohen Bevölkerungswachstums in diesen Ländern ist die Entwicklung des Pro-Kopf-Einkommens noch ungünstiger. Während die Wachstumsrate des Einkommens pro Kopf bei den hochverschuldeten Entwicklungsländern 1965-1973 noch 4, 2% betragen hatte, sank sie 1980-1985 auf -2, 6 % Vielen verschuldeten Ländern gelingt es nicht, ihre Auslandsverschuldung zu mindern. In der Folge bleiben ihre Volkswirtschaften mit Zins-und Tilgungsleistungen so belastet, daß sie kaum noch Entwicklungsfortschritte erzielen. Selbst die vergleichsweise hohen Handelsbilanzüberschüsse reichen nicht aus, um den laufenden Kapitaldienst zu tragen. Die von Brasilien seit Jahren erwirtschafteten Handelsbilanzüberschüsse von über 10 Mrd. US-Dollar werden vom Kapitaldienst, der über 11 Mrd. US-Dollar beträgt, vollständig wieder aufgezehrt

In den hochverschuldeten Entwicklungsländern insgesamt weiteten sich die Leistungsbilanzdefizite von 1987 bis 1989 von 9, 1 auf 10, 7 Mrd. US-Dollar aus, obwohl diese Länder 1987 einen Handelsbilanzüberschuß von 27, 1 Mrd. US-Dollar und im Jahr 1989 von 34 Mrd. US-Dollar erzielten. Für eine zügige Tilgung der Auslandsverschuldung -und damit eine nachhaltige Reduktion der Schuldendienstbelastung -sind die Nettoexporte immer noch zu niedrig. Der in der Handelsbilanz erzielte Überschuß wird vom Kapitaldienst aufgezehrt, der für diese Länder im betrachteten Zeitraum von 32, 5 auf 40 Mrd. US-Dollar anstieg

Betrachtet man die Zahlungsströme Brasiliens mit dem Ausland, so zeigt sich, daß 1990 trotz eines Handelsbilanzüberschusses von 16, 1 Mrd. US-Dollar nur 781 Millionen zur Schuldentilgung aus eigener Mittelaufbringung rechnerisch zur Verfügung standen (s. Tab. 3).

Das internationale Krisenmanagement hat trotz zahlreicher Initiativen zu keinen dauerhaften Lösungen geführt. Nicht nur wurde die Schuldenbelastung nicht spürbar abgebaut, auch aus der Perspektive der Gläubigerbanken betrachtet, ist kein Ausweg erreicht worden. Die Schuldentitel der höchstverschuldeten Entwicklungsländer werden heute auf den sogenannten Sekundärmärkten mit einem Wert von nur 30% gehandelt. Für die brasilianischen Schulden, die auf diesem Markt gehandelt werden, wurden 1986 noch 75 % des Nominalwertes bezahlt; im Frühjahr 1991 sank ihr Preis auf unter 30 %

Die Lösungsstrategien, die die Schuldnerländer, die Gläubigerbanken und der Internationale Währungsfonds in Gang setzten, haben bestenfalls kurzfristige Erleichterung erbracht und sind kaum über ein Krisenmanagement hinausgekommen. Dies deutet darauf hin, daß die Versuche, die Schuldenkrise zu lösen, nicht nur aufgrund von unzureichender Implementation gescheitert sind, sondern fundamentale Mängel in der Konzeption besitzen. Die Vermutung drängt sich auf, daß falsche Vorstellungen nicht nur den Prozeß der Kreditaufnahme und Kreditgewährung geleitet haben, sondern sie bis heute auch eine wirksame Krisenüberwindung verhindern.

V. Modell des kreditfinanzierten Wachstums

Tab. 4: Geldmenge und Inflationsrate in Brasilien 1980-1985 (jährliche Veränderung in Prozent)

Quelle: International Monetary Fund, International Financial Statistics, Yearbook 1988, S. 97, 119.

1. Das Konzept Eine der Hauptursachen für die Verfestigung der internationalen Schuldenkrise in Brasilien wie in vielen anderen verschuldeten Entwicklungsländern ist die immer noch weit verbreitete Vorstellung, die Kreditaufnahme im Ausland sei eine notwendige Voraussetzung der wirtschaftlichen Entwicklung. Nach diesem Modell des „kreditfinanzierten Wachstums“ soll die Kreditzufuhr aus dem Ausland die für ein Entwicklungsland als typisch erachtete Doppellücke von Investitionsbedarf zu Sparaufkommen und von Importbedarf zu Ausfuhren schließen: Als Ergänzung zum inländischen Sparaufkommen sollen internationale Kredite die interne Lücke zwischen Investitionsbedarf und Sparen füllen; als Devisen sollen sie die Finanzierung des Importbedarfs bei unzureichenden Exporten ermöglichen.

Das Konzept des „kreditfinanzierten Wachstums“ geht weiterhin von der Hypothese aus, wirtschaftliches Wachstum gründe vor allem auf Kapitaleinsatz. Investitionen seien der primäre Motor der wirtschaftlichen Entwicklung; eine erfolgreiche Entwicklungsstrategie gründe deshalb auf vermehrten Kapitaleinsatz. Da das benötigte hohe Investitionsvolumen aber aus dem heimischen Sparaufkommen nicht gedeckt werden kann, ist eine Kreditaufnahme im Ausland nötig. Das Auslandskapital ergänzt das heimische Sparaufkommen und ermöglicht so, daß der Wachstumsprozeß in Gang kommt.

Die Rolle, die dieses Modell in der Vorstellung von Entscheidungsträgern spielte, macht das nachfolgende Zitat von Antönio Delfim Netto deutlich, der als Chef des Planungsministeriums (MinistroChefe da Secretaria de Planejamento da Presidencia da Repüblica) und Finanzminister maßgeblich die Verschuldung Brasiliens lenkte. Netto erklärte die Verschuldungsstrategie Brasiliens ganz im Sinne des Modells des kreditfinanzierten Wachstums: „Die Auslandsverschuldung wurde grundsätzlich immer als Mittel zur Ergänzung des inländischen Sparaufkommens betrachtet. Niemand kann bestreiten, daß die wirtschaftliche Entwicklung ganz grundlegend von der Höhe der Investitionen abhängt und andererseits die Investitionen vom Sparaufkommen. Wenn ein Land sein Wachstum beschleunigen will, verschuldet es sich durch Aufnahme ausländischer Ersparnisse... Brasilien hat sich verschuldet, um sein inländisches Sparvolumen zu erweitern.“

Die Theorie des kreditfinanzierten Wachstums beruht darüber hinaus auf der Vorstellung, bei Entwicklungsländern gebe es einen „strukturellen Importbedarf“, der mit zunehmendem Wachstum zurückgeht, schließlich verschwindet und dann einem Handelsbilanzüberschuß Platz macht. Dadurch wird gleichsam automatisch die Schuldentilgung ermöglicht. Idealtypisch durchläuft das Schuldnerland so verschiedene Stadien, an deren Ende es selbst zu einem Gläubigerland geworden ist (s. Abb. 1).

Die Attraktivität dieses Modells des kreditfinanzierten Wachstums für die wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger liegt auf der Hand -scheint es doch möglich zu sein, daß durch die Kreditaufnahme im Ausland das wirtschaftliche Wachstum gleichsam in den Schoß fällt. Die wirtschaftliche Entwicklung erscheint als ein mechanistischer und automatisch ablaufender Vorgang. Deshalb kennt das Modell auch keine Solvenzkrisen, sondern schlimmstenfalls Liquiditätskrisen als „Störungen“, für die modellgemäß „fresh money“ und Umschuldungen die angemessenen Hilfsmaßnahmen darstellen. Das Modell nimmt einen Automatismus an, der sich als Illusion herausstellte; es trug dazu bei, daß die verschuldeten Länder mit wenigen Ausnahmen den rechtzeitigen Einsatz wirtschaftspolitischer Maßnahmen zur Anpassung versäumten. 2. Die Kritik Das Konzept des kreditfinanzierten Wachstums leidet an einer ganzen Reihe von Mängeln. Daß diese Lücken in der Konzeption nicht hinreichend beachtet wurden, stellt eine der maßgeblichen Ursachen für die Dauerhaftigkeit der internationalenSchuldenkrise dar. Solange die Regierungen der verschuldeten Entwicklungsländer -aber auch der Internationale Währungsfonds, die Weltbank und die Gläubigerbanken -diesem Modell anhängen, wird es kaum zu einer Lösung der internationalen Schuldenkrise kommen.

Die Hauptmängel des Modells bestehen darin, daß es erstens die Angebotsfaktoren zugunsten der Nachfragekomponenten vernachlässigt. Zweitens ist mit den Investitionen nur ein Wachstumsfaktor benannt; sowohl theoretische als auch empirische Analysen zeigen, daß Investitionen per se nicht volkswirtschaftliches Wachstum garantieren, sondern es zumindest ebenso wichtig ist, in welchen Bereichen investiert und wie gewirtschaftet wird. Drittens vernachlässigt das Modell das Problem der Konkurrenz um Kapital als auch die Risiken einer geldpolitisch ausgelösten Liquiditätsschrumpfung und einer von der Gläubigerseite kommenden Minderschätzung der Kreditwürdigkeit des Schuldnerlandes. Das Modell vernachlässigt so auch das Problem des Zinsniveaus. Kredite werden dem Modell gemäß nicht nur stets bereitgestellt, es wird auch angenommen, daß die Exporte ausreichen, um den Schuldendienst zu leisten. Damit mißachtet das Modell den Außenhandel, denn ob und zu welchen Preisen exportiert werden kann, hängt von der Wettbewerbssituation auf den Weltmärkten und von der Bereitschaft und Fähigkeit der Handelspartner ab, die Exportüberschüsse des Schuldnerlandes aufzunehmen.

Viertens vernachlässigt das Modell das Problem der volkswirtschaftlichen Umstellung von der in der Phase der Kreditzufuhr herrschenden Import-orientierung zur Exportausrichtung, die nötig wird, um den Schuldendienst zu leisten, wenn die Kreditkapazität erschöpft ist. Schließlich ignoriert das Konzept das Problem der „inneren Aufbringung“, das heißt die Rolle, die der Staat zuerst als Kreditnehmer und dann als Träger des Schulden-dienstes spielt. Diese Rolle kann der Staat nur ausüben, wenn die interne Aufbringung über Steuern und/oder Ausgabensenkungen gelingen.

VI. Struktur des Transferproblems

Tab. 5: Struktur des Transferproblems

1. Binnenwirtschaftliche Anpassung Die brasilianische Wachstums-und Stabilitätspolitik ist nicht nur an den innenpolitischen Widerständen gescheitert, sondern auch an ihren konzeptionellen Mängeln. Der Zusammenhang zwischen Inflation und der in-und ausländischen Staatsverschuldung wird ignoriert und statt dessen der Neigung gefolgt, von neuen Plänen neue Wunder zu erwarten Um einen Ausweg aus der Schulden-krise aufzuzeigen, ist es notwendig, die Struktur des sogenannten Transferproblems zu beachten.

Nach dem transfertheoretischen Ansatz ist das internationale Schuldenproblem nicht in erster Linie ein Wachstumsproblem, sondern vor allem eine haushaltspolitische Frage und vom Welthandel abhängig. Stockt der Zufluß an neuen Krediten und ist netto mehr an Schuldendienst zu leisten, als an neuen Kreditmitteln zufließt, so ist die Regierung des verschuldeten Landes mit dem Aufbringungsproblem konfrontiert. Die inländische Kaufkraft muß durch haushaltspolitische Mittel abgeschöpft werden, um die Transfersumme aufzubringen. Dies erfordert Kürzung der inländischen Staatsausgaben oder Erhöhung der Steuern. Die Umsetzung der im Inland aufgebrachten Summe in Devisen erfordert binnenwirtschaftliche Anpassungen, die die Kosten senken und die Produktionseffizienz verbessern, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

Die Zahlungsfähigkeit eines Landes hängt demnach davon ab, in welchem Ausmaß der im Ausland verschuldete Staat imstande ist, die Steuern zu erhöhen oder die Staatsausgaben zu senken, wie zügig und effizient eine Volkswirtschaft seine Produktion zugunsten von Ausfuhrprodukten umstellen kann und inwieweit nach den Gütern des verschuldeten Landes auf den Weltmärkten nicht nur Nachfrage besteht, sondern in welchen Konkurrenzbeziehungen diese auch zu den Lieferungen anderer Länder stehen.

Die internationale Zahlungsfähigkeit ist nicht nur ein finanzielles und ökonomisches Problem, sondern hängt eng mit den politischen und sozialen Bedingungen zusammen. Bei vielen Regierungen besteht die Neigung, die interne Aufbringung nicht durch haushaltspolitische Anpassung zu vollziehen, sondern durch Inflationierung den internen Kaufkraftentzug zu verschleiern. Dieser Weg war bei Brasilien besonders ausgeprägt (s. Tab. 4).

Durch die inflatorische Politik, die ab 1982 mit dem Einsetzen der Kreditrestriktion einen neuen Schub erhielt, wird die Umstellung der Volkswirtschaft auf exportorientierte Produktion verzögert, erschwert und unter Umständen dauerhaft verhindert. Der Devisenüberschuß, der notwendigerweise erzielt werden muß, um die Auslandsschulden zu bedienen, muß dann einseitig von der Einschränkung der Importe geleistet werden, so daß es zu einem Schrumpfen des Welthandels kommt. Damit aber gehen die angestrebten Spezialisierungsvorteile verloren und der Verschuldungsprozeß führt in eine Wachstumskrise, wie sie viele Schuldnerländer heute erleben. 2. Rolle der Gläubigerländer Um die Expansion des Welthandels und des Sozialprodukts zu gewährleisten, sind Gläubiger-und Schuldnerländer mit Anpassungsproblemen konfrontiert, das heißt mit der Aufgabe, ihre Ressourcenstruktur den unterschiedlichen Bedingungen gemäß der Expansions-und Kontraktionsphase der internationalen Kreditströme anzupassen (s. Tab. 5). Die Übersicht zeigt, wie sich Außenhandel, Schuldenstand und Forderungen bei Schuldner-und Gläubigerländem wechselseitig bedingen. In der Phase der Kreditexpansion, in der beim Schuldner-land der Schuldenstand (S) und beim Gläubiger-land die Forderungen (F) zunehmen (gekennzeichnet durch Pluszeichen), ergeben sich als Gegenstück beim Schuldnerland Handelsbilanzdefizite (X M), während das Gläubigerland Ausfuhrüberschüsse (X > M) erzielt. Durch den Kreditzufluß kann das Schuldnerland mehr an Importgüter bezahlen (+M) und das Gläubigerland kann aufgrund der erhöhten Nachfrage nach seinen Ausfuhrprodukten mehr Exporte tätigen (+ X).

Inwieweit der Ver-und Entschuldungsprozeß in ein höheres Wohlstandsniveau (Erhöhung des Sozialprodukts Y) bei Schuldner-und Gläubigerland einmündet, hängt letztlich davon ab, ob die volkswirtschaftliche Umstellung gelingt, die zu einer Ausdehnung des Welthandels -gekennzeichnet durch das Wachstum der Exporte (X) und der Importe (M) -führt. Die maßgebliche Frage beim internationalen Schuldenproblem ist, inwieweit Transfer und Retransfer von Finanzressourcen von einer volkswirtschaftlichen Umstellung begleitet werden die bei Gläubiger-und Schuldnerland den Grad der volkswirtschaftlichen Spezialisierung erhöht, also zu einer besseren Ausnutzung der komparativen Kostenvorteile führt.

In dem Maße, wie es den Gläubigerländem gelingt, durch protektionistische Maßnahmen Importe aus den Schuldnerländern abzuwehren zwingen sie diese dazu, auch deren Importe einzuschränken, um den Schuldendienst zu leisten. Die Persistenz der Schuldenkrise ergibt sich aus beiden Wirkungsketten: den protektionistischen Maßnahmen der Gläubigerländer gegenüber den Schuldnerländern und daß -von wenigen Ausnahmen abgesehen -die meisten Schuldnerländer durch inflationäre Geldpolitik und expansive Haushalts-politik die interne Anpassung verhindert haben.

Die Auffassung, internationale Kredite dienten der Leistungsbilanzfinanzierung, verkennt den elementaren Zusammenhang, daß das Auftreten von Fehlbeträgen immer schon die Existenz von Gläubigerpositionen voraussetzt Deshalb kann, wenn der Schuldendienst den Zufluß neuer Kredite oder Finanzhilfen übersteigt, die Finanzierung des Schuldendienstes nur mittels eines Ausfuhrüberschusses aufgebracht werden. Die entscheidende Frage lautet also nicht: Handelsbilanzüberschuß oder nicht, sondern ob dieser in erster Linie durch Exportsteigerungen öder durch Importkürzungen zustande kommt

VII. Zum Verlauf der Anpassung

Tab. 6: Anpassungsprozeß in den hochverschuldeten Ländern 1982-1989 (jährliche Veränderung in Prozent)

Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, 60. Jahresbericht, Basel 1990, S. 97.

Die private Entwicklungsfinanzierung nach dem ersten ölpreisschock schien allen Beteiligten nur Vorteile zu bringen. Die Banken konnten ihre Aktiva ausweiten, die Unternehmen der Industriestaaten ihre Exporte in die Entwicklungsländer erhöhen. Darüber hinaus erlaubte die private Kreditfinanzierung, daß die Regierungen der Entwicklungsländer den Kontrollen, die mit den Projekt-krediten der internationalen Organisationen verbunden sind, ausweichen konnten.

Als Folge der Kreditexpansion expandiert auch der Welthandel. Internationale Kreditbeziehungen finden so ein notwendiges Gegenstück in den internationalen Handelsströmen. Die Kreditvergabe ermöglicht es den kreditnachfragenden Ländern, ihre Importe auszuweiten. Diese kommen in der Regel den Exportwirtschaften der Gläubigerländer zugute. Bei einer Kreditkontraktion kann ein Schrumpfen des Welthandels aber nur dann verhindert werden, wenn die Schuldnerländer über wettbewerbsfähige Produkte verfügen und die Gläubiger bereit sind, Handelsbilanzdefizite hinzunehmen. Zu einem Rückgang des Welthandels kommt es, wenn die verschuldeten Länder ihren Schuldendienst über Importkürzungen aufbringen müssen. Dies ist in der Periode nach dem Ausbruch der internationalen Schuldenkrise geschehen, als die hochverschuldeten Länder insgesamt von 1982 bis 1985 ihr Importvolumen jährlich um 11% einschränken mußten, während die Exporte in diesem Zeitraum lediglich um 2, 9% jährlich zunahmen und die realen Austauschverhältnisse (terms of trade) um jährlich 3 % fielen.

Betrachtet man den Anpassungsprozeß im einzelnen, so zeigt sich, daß mit dem Austrocknen des Kapitalzuflusses, der mit dem Beginn der Schuldenkrise einsetzte, das Schwergewicht bei der Anpassung an die Importkürzungen fiel (s. Tab. 6).

In unterschiedlicher Weise -aber in der gleichen Tendenz -mußten die Schuldnerländer den Nettoressourcentransfer hauptsächlich durch Einschränkung ihrer Importe erbringen, die in Lateinamerika von 6% des Bruttoinlandsprodukts in 1980 auf 13, 1% in 1988 zurückgingen. Von 1980 bis 1984 fand zwar eine kurze Phase der Exportsteigerung statt, aber 1989 befanden sich die lateinamerikanischen Länder hinsichtlich ihres Anteils an Exporten am Bruttoinlandsprodukt mit 17% unter dem Niveau, das sie 1980 mit 18% erreicht hatten 26). Brasilien mußte von 1980 bis 1985 sein Importvolumen um fast 40% reduzieren

Daß der Anpassungsprozeß in den lateinamerikanischen Ländern außenwirtschaftlich besonders ungünstig verlief, liegt vor allem daran, daß diese Länder -im Gegensatz zu einer Reihe asiatischer Schwellenländer -den internen Anpassungsprozeß am nachhaltigsten verfehlt haben und versuchten, durch Aufblähung der Geldmenge, der Staatsausgaben und der Haushaltsdefizite die Lasten zu vermeiden. In Brasilien stieg das Haushaltsdefizit von 2, 4% des Bruttoinlandsproduktes in 1980 auf 11 % in 1985, im gleichen Zeitraum stieg in Argentinien das Defizit von 3, 6% auf 7, 4% und in Mexiko von 3, 1 % auf 8, 7 %

VIII. Ausblick

Zur Lösung der Verschuldungskrise Brasiliens stehen drei Auswege zur Diskussion:

1-Brasilien gelingt es, durch ein verstärktes exportorientiertes Wachstum die Schuldenlast auf ein erträgliches Maß zu reduzieren; 2. es kommt zu einem zumindest teilweisen Schuldenerlaß; 3. Brasilien erklärt die internationale Zahlungsunfähigkeit und damit den Staatsbankrott.

Eine Zahlungsverweigerung würde das Land weltwirtschaftlich isolieren. Die Notwendigkeit zurImportreduktion würde zunehmen und Brasilien noch tiefer in die wirtschaftliche Krise treiben. Eine Zahlungsverweigerung stellt somit keine rational begründbare Maßnahme dar.

Die Beantwortung der Frage, in welcher Weise die beiden anderen Strategien in Frage kommen, muß berücksichtigen, daß sich die Weltwirtschaft heute in einer Phase extremer Kapitalverknappung befindet. Zu dem bereits seit einem Jahrzehnt anhaltenden Rückgang der Nettoersparnisse in den Industrieländern ist zur hohen Auslandsverschuldung der Vereinigten Staaten ein zunehmender Kapitalbedarf durch die deutsche Wirtschafts-und Währungsunion und die Umgestaltung in Osteuropa getreten. Folge dieser Entwicklung ist, daß sich der bereits in den achtziger Jahren abzeichnende Rückgang der Finanztransfers an die Entwicklungsländer aus öffentlichen und privaten Händen noch verstärken wird.

Dies schränkt auch die Chancen für einen spürbaren Schuldenerlaß ein. Diese Überlegungen führen zu der Schlußfolgerung, daß die verschuldeten Entwicklungsländer -von den wenigen Ländern abgesehen, bei denen besondere politische Umstände bestehen -den Abbau ihrer Auslandsverschuldung hauptsächlich aus eigener Kraft bewerkstelligen müssen. Schon wegen des Umfangs seiner Auslandsverschuldung wird es kaum zu einem bedeutsamen Schuldenerlaß für Brasilien kommen.

Für Brasilien lautet deshalb die zentrale Frage, ob es die Handelsbilanzüberschüsse, die es zur Finanzierung des Schuldendienstes benötigt, hauptsächlich durch Importreduktion -mit all ihren negativen volkswirtschaftlichen Konsequenzen -aufbringen muß, oder ob es gelingt, ausreichende Export-steigerungen zu erzielen. Welcher Weg hier eingeschlagen wird, hängt aber nicht nur von Brasilien selber ab, sondern auch von der Wirtschaftspolitik in den Gläubigerländern, das heißt von deren Bereitschaft, ihre Tore für Importe aus den verschuldeten Entwicklungsländern weit zu öffnen.

Die Lösung der internationalen Schuldenkrise erfordert demnach auch eine Änderung der Wirtschaftspolitik bei den Gläubigerländern, denn diese können nicht beides haben: ihre Märkte ab-schotten und zugleich auf den Schuldendienst bestehen. Erst in Verbindung mit der Öffnung der Märkte in den Industrieländern können monetäre Restriktion und haushaltspolitische Disziplin in den Schuldnerländern so wirken, daß ein exportorientiertes Wachstum zustande kommt.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Why did Zella get the shove?, in: Latin American Weekly Report vom 23. Mai 1991.

  2. Vgl. As ilusöes perdidas, in: Veja vom 13. März 1991.

  3. Zum Hintergrund siehe Paul Singer, A Crise do , Milagre‘. Interpreta? äo cn'tica da economia brasileira, Sao Paulo 1980.

  4. Vgl. Paulo Nogueira Batista Jr., International Financial Flows to Brazil since the Late 1960s. An Analysis of Debt Expansion and Payments Problems, World Bank Discussion Papers No. 7, Washington (The World Bank) 1987.

  5. Grunddaten und eigene Berechnungen aus International Monetary Fund (IMF), International Financial Statistics, verseh. Ausgaben.

  6. Vgl. The World Bank, World Debt Tables. External Debt of Developing Countries, Washington 1983, S. 158.

  7. Vgl. Celso L. Martone, Macroeconomic Policies, Debt Accumulation and Adjustment in Brazil, 1965-84, World Bank Discussion Papers No. 8, Washington (The World Bank) 1987.

  8. Vgl. Arminio Fraga, German Reparations and Brazilian Debt: A Comparative Study, Princeton, N. J. (Essays in International Finance No. 163) 1986.

  9. Eigene Berechnungen, basierend auf Grundzahlen aus IMF, International Financial Statistics, verseh. Ausgaben.

  10. Vgl. Statistisches Bundesamt, Länderbericht Brasilien, Wiesbaden 1991, S. 85.

  11. Vgl. Weltbank, Weltentwicklungsbericht 1989, Tab. A. 2.

  12. Einschließlich Dienstleistungen, jedoch ohne Kapital-dienst.

  13. Eigene Berechnungen, basierend auf Grundzahlen aus IMF, International Financial Statistics, verseh. Ausgaben.

  14. Vgl. Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, 60. Jahresbericht, Basel 1990, S. 96.

  15. Vgl. IMF Survey, Juni 1991, S. 184ff.; International Monetary Fund, International Capital Markets. Developments and Prospects, Washington, D. C. 1991.

  16. Vgl. Hollis B. Chenery/Alan M. Strout, Foreign Assistance and Economic Development, in: The American Economic Review, Vol. LVI, No. 4, September 1966, S. 679-733.

  17. Antönio Delfim Netto, Endividamento Externo, in: Revista de Financas Publica, Ano XLIII, No. 354, 1983, S. 4.

  18. Die Länder, die -wie Süd-Korea oder Indonesien -der Schuldenfalle entkommen konnten, haben eine gezielte Exportstrategie verfolgt und sie makroökonomisch durch Haushaltsdisziplin und monetäre Restriktion abgesichert, wobei hinsichtlich der geographischen Verteilung ihrer Ausfuhren aber auch glückliche Umstände hinzukamen. Die hohe Importnachfrage der USA während der achtziger Jahre bescherte Süd-Korea einen Wachstumsboom, während Brasilien aufgrund seiner intensiven Handelsbeziehungen mit anderen verschuldeten Schwellenländern von der internationalen Schuldenkrise besonders ungünstig erfaßt wurde.

  19. Vgl. zum Beispiel Francisco Lopes, O Choque Heterodoxe. Combate ä Inflacäo e Reforma Monetaria, Rio de Janeiro 1986.

  20. Vgl. hierzu ausführlich Anton P. Müller, The Creditworthiness and International Payment Ability of Sovereign States, in: Intereconomics, Vol. 26, No. 2, March/April 1991, S. 74-81.

  21. Vgl. hierzu insbes. Walter Eucken, Der grundsätzliche Zusammenhang zwischen Aufbringung und Übertragung der Reparationszahlungen, Gutachten, in: Edgar Salin (Hrsg.), Das Reparationsproblem. Teil I. Verhandlungen und Gutachten der Konferenz von Pyrmont, Bd. I, Berlin 1929, S. 315-328.

  22. Vgl. Margaret Kelley u. a., Issues and Developments in International Trade Policy, IMF Occasional Paper 63, Washington, D. C. 1988, insbes. S. 9ff.

  23. Vgl. Fritz W. Meyer, Zahlungsbilanzprobleme der Entwicklungsländer, in: Festschrift für Andreas Predöhl, Gestaltungsprobleme der Weltwirtschaft, hrsg. von Harald Jürgensen, zugleich Heft 3 des Jahrbuchs für Sozialwissenschaft, Band 14 (1963), S. 361-373.

  24. Vgl. Eugen von Böhm-Bawerk, Unsere passive Handelsbilanz, in: Franz Xaver Weiss (Hrsg.), Gesammelte Werke von Böhm-Bawerk, Wien-Leipzig 1924, S. 449-515.

  25. Vgl. Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, 60. Jahresbericht, Basel 1990, S. 43.

  26. Eigene Berechnung nach International Monetary Fund, International Financial Statistics, 1989 Yearbook, S. 253.

  27. Vgl. International Monetary Fund, International Financial Statistics, 1989 Yearbook, S. 157.

  28. Vgl. Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, 61. Jahresbericht, Basel 1991, S. 34ff.

Weitere Inhalte

Anton Peter Müller, Dr. phil. habil., geb. 1948; Studium der Staats-und Rechtswissenschaften sowie der Politik und Philosophie an der Universität Erlangen-Nürnberg; im akademischen Jahr 1989/90 Fulbright Scholar-in-Residence und Associate Professor in den Vereinigten Staaten; zur Zeit Privatdozent an der Universität Erlangen; Mitglied des Council for International Business Risk Management. Veröffentlichungen u. a.: Sozialpolitik und Wirtschaftsordnung, Frankfurt/M. 1983; Portugal. Länder-risiko, Investitionsklima, Zahlungsfähigkeit, Erlangen 1986; zahlreiche Fachaufsätze zu Fragen der internationalen Wirtschaftspolitik.