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Das Janusgesicht sozialer Modernisierung Sozialstrukturwandel und soziale Desintegration in Ost-und Westdeutschland <fussnote> Neufassung eines Beitrags für die Sektion „Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie auf dem 26.deutschen Soziologentag in Düsseldorf am 1. 10. 1992. </fussnote> | APuZ 26-27/1993 | bpb.de

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APuZ 26-27/1993 Das Janusgesicht sozialer Modernisierung Sozialstrukturwandel und soziale Desintegration in Ost-und Westdeutschland Neufassung eines Beitrags für die Sektion „Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie auf dem 26.deutschen Soziologentag in Düsseldorf am 1. 10. 1992. Modernisierung und Lebensstile Jugendlicher in Ost-und Westdeutschland Die Auflösung der ostdeutschen Arbeitermilieus. Bewältigungsmuster und Handlungsspielräume ostdeutscher Industriearbeiter im Transformationsprozeß Typische Sozialisationsverläufe in der DDR Einige qualitative Befunde über vier Generationen

Das Janusgesicht sozialer Modernisierung Sozialstrukturwandel und soziale Desintegration in Ost-und Westdeutschland <fussnote> Neufassung eines Beitrags für die Sektion „Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie auf dem 26.deutschen Soziologentag in Düsseldorf am 1. 10. 1992. </fussnote>

Michael Vester

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Zusammenfassung

Die seit den sechziger Jahren beschleunigte Modernisierung der Sozialstruktur ist in eine kritische Phase getreten. Sie vermittelt die gespaltene Erfahrung von , Individualisierung 1 und . Deklassierung 1. Zwar hat sich die frühere Klassengesellschaft durch modernisierte Lebensstile und dynamisierte arbeitnehmerische Mittelklassenmilieus pluralisiert. Mit den ökonomisch-sozialen Strukturkrisen hat sich aber die Privilegien-schere wieder geweitet. Unter den Modernisierungsverliererinnen sind besonders viele Frauen, Ausländer, Ältere, gering qualifizierte Jüngere und Menschen in strukturschwachen Regionen. Vorgestellt werden Ergebnisse einer von der Volkswagen-Stiftung geförderten Untersuchung. Danach haben sich die Konfliktlinien zwischen vier großen gesellschaftlich-politischen Lagern verschärft. Erstens: Die Gruppe der . Zufriedenen 1 beschränkt sich nur noch auf den sozial gesicherten Kem eher konservativer Arbeitnehmer und Seibtständiger, in Westdeutschland sind dies derzeit 24 Prozent. Zweitens: Auf 25 Prozent angewachsen sind die . Desillusionierten 1, d. h. die durch den Beschäftigungs-und Sozialabbau enttäuschte Wöhlstandsgeneration der Arbeitnehmer. Drittens: Mit 27 Prozent erstaunlich zahlreich sind auch die . Deklassierten 1; sie fühlen sich als isolierte Ältere oder perspektivlose Jüngere ausgeschlossen und richten ihre Verbitterung gegen tatsächliche oder., vermeintliche „Gewinner“, insbesondere Politiker, Ausländer und die modernen Jüngeren. Viertens: Selbst viele Modernisierungsgewinner mit modernen Berufen und Lebensstilen sind unzufrieden, da ihres Erachtens die Eliten die Entwicklung sozialer Chancen und Gerechtigkeit blockieren. Sie bilden mit 24 Prozent das Innovationspotential der . Kritisch-Engagierten 1. Die DDR-Gesellschaft war bemerkenswerterweise weit stärker zwischen großen Oberklassenmilieus und großen arbeitnehmerischen Unterklassenmilieus polarisiert als Westdeutschland. Die Wiedervereinigung hat entgegen den Erwartungen das Modernisierungsgefälle nur teilweise aufgehoben: Aufgrund der (nicht verhinderten) Deindustrialisierung kommt es kaum zu einer produktionsbezogenen Tertiarisierung mit einer dynamischen Mittelklasse aus modernen Arbeitnehmern und Selbständigen. -Das Lager der sozial Deklassierten und politisch Verdrossenen, das in Westdeutschland schon eine Mehrheit bildet, wird hier noch größer sein.

I. Vorbemerkungen

Tabelle 1: Die Sozialmilieus der pluralisierten Klassengesellschaft

Der Modernisierungsschub, der seit den sechziger Jahren mit zunehmender Beschleunigung unsere Wirtschafts-und Sozialstruktur umformt, ist in eine kritische Phase getreten. Die Dynamik ökonomischer Produktivkräfte und sozialer Akteure, die im Osten System-und Staatsgrenzen sprengte, klopft auch an die Tore unserer sozialen und politisehen Institutionen. Politikverdrossenheit und rechtspopulistische Wahlerfolge, Arbeitslosigkeit und neue Armut, Ethnozentrismus und Anomie erreichen Dimensionen, die auch die Kehrseite der Modernisierungen deutlich machen.

Sozialstrukturelle Modernisierungsschübe hatten bereits in der industriellen Revolution ein Janusgesicht: Sie öffneten den Raum für die gesellschaftlichen Produktivkräfte und erzeugten zugleich neue Disparitäten, Deklassierungen und sog. regionale Überbevölkerungen. Das gleiche Doppel-gesicht hatte die Sozialwissenschaft. So haben wir auch heute unsere Adam Smiths, die sich von zunehmender Differenzierung, Spezialisierung und intelligenter Technologie eine langfristige Verbreitung des Wohlstands über alle sozialen Schichten versprechen -wie Smith 1776. Und wir haben unsere David Ricardos, die aus einer falschen Wirtschaftspolitik die Gefahr zunehmender sozialer Nöte und Kämpfe ableiten -wie Ricardo in der Krise von 1817.

II. „Systemintegration“ und „sozialmoralische Milieus“

Tabelle 2: Typen gesellschaftspolitischer Einstellungen (Politikstile) in Westdeutschland

Im Zuge der Modernisierung und Wohlfahrtsentwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg haben Auffassungen wie die Ulrich Becks an Boden gewonnen, daß sich die traditionellen Fraktionierungen der Gesellschaft in große Klassenmilieus zunehmend auflösen Sie prägten die lange politikwissenschaftliche Diskussion der parteipolitischen Konfliktlinien oder „cleavages“ wie auch die soziologische Erforschung der Pluralisierung und Individualisierung der Lebensweisen

Inzwischen ziehen nicht mehr nur die Differenzierungen, sondern auch wachsende soziale Disparitäten und gesellschaftliche Lagerbildungen die Aufmerksamkeit auf sich. Seit mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und den Strukturkrisen der Exportindustrien die Verteilungsgerechtigkeit in Frage steht, wurden auch die Konfliktlinien alter und neuer sozialer Ungleichheiten wiederbelebt, die zwischen Deutschen und Ausländern, zwischen Männern und Frauen, zwischen Arbeitnehmern und Unternehmern, zwischen Modernisierungsgewinnern und -Verlierern wirken. Die , soziale Frage trat wieder neben die scheinbar klassenübergreifenden , postmodernen'Konfliktlinien, die sich zwischen System und Lebenswelt, zwischen Friedens-, Ökologie-und Bürgerbewegüngen und den herrschenden Institutionen aufgetan hatten.

Zugleich lebten die Diskussionen darüber auf, ob’ die Zunahme politischer Verdrossenheit und sozialer Kämpfe nur eine . normalisierende Angleichung'an andere Länder darstellt, ob sie auf die Notwendigkeit institutioneller Reformen und eines Elitewechsels hinweist oder ob sie selbst die Lösung ist, indem sie den von C. Wright Mills, Jürgen Habermas sowie Oskar Negt und Alexander Kluge konstatierten „Strukturwandel der Öffentlichkeit“, in dem die mittleren Akteursebenen verwaist oder , blockiert* waren, wieder rückgängig machen kann -Das Problem gesamtgesellschaftliehen Wandels, das David Lockwood in seiner Unterscheidung von „Systemintegration“ und „Sozialintegration" als Frage nach der Integrationskraft der herrschenden Institutionen diskutiert hat soll hier nicht vertieft, sondern auf der Ebene des Sozialstrukturwandels erörtert werden: an der Restrukturierung des Feldes sozialer Akteure, Ungleichheiten und Milieus.

In heuristischer Absicht knüpfen wir hier an die 1966 von M. Rainer Lepsius historisch konkret entwickelte Verbindung der beiden Ebenen von System-und Sozialintegration an. Als Akteurs-einheit sozialer Integration nimmt er nicht die auf wenige Strukturdimensionen reduzierten Klassen-oder Schichtbegriffe, sondern das „sozialmoraEsche Milieu“, als „Bezeichnung für soziale Einheiten, die durch eine Koinzidenz mehrerer Strukturdimensionen wie Religion, regionale Tradition, wirtschaftliche Lage, kulturelle Orientierung, schichtspezifische Zusammensetzung der intermediären Gruppen gebildet werden“ Lepsius erweitert den soziologischen Milieubegriff, mit dem 1894 bereits Emile Durkheim die Zusammenhänge der Sozialintegration des Alltagslebens bezeichnet hat in die Ebene der politischen Systemintegration und gelangt so zu einem umfassenden Begriff von gesellschaftlich-politischen Milieus.

Der Bindestrich markiert gleichsam die , SollBruchstelle* für politische Verdrossenheit, die zwischen dem Feld sozialer Milieuzusammenhänge und dem Feld systemischer Integration, auf dem es um den Interessenausgleich in der Macht-, Wohlstands-und Arbeitsteilung geht, wartet. Die Statik und Dynamik von Integrationskrisen verdeutlicht Lepsius, am Beispiel der vier noch bestehenden, aber ursprünglich im Bismarckreich konsolidierten gesellschaftlich-politischen Milieus -des katholischen, des konservativen, des bürgerlich-protestantischen und des sozialdemokratisch-protestantischen Parteilagers. Das deutsche Parteiensystem baut danach auf den vorpolitisch strukturierten sozio-kulturellen Milieus auf und bleibt „auf sie fixiert“: „Zwar ändern sich diese Gebilde (die Milieus, Anmerkung des Autors) unter dem Einfluß der Industrialisierung, die Parteien aber bleiben an das ursprüngliche, für sie konstitutive Milieu gebunden, perpetuieren die alten sozialmoralischen Wertvorstellungen und hemmen damit die Diffusion neuer, der modernen Industriegesellschaft angemessener Normen.“ Aus dieser Milieufixierung erklärt Lepsius, wie in der Weimarer Republik die Integrationskraft der Parteien gegenüber den jüngeren und , moderneren* soziokulturellen Milieus nachließ, so daß die junge nationalsozialistische Bewegung diese Lücke füllen konnte.

Die Argumentation verweist auf ein doppeltes Desintegrationspotential: auf „Milieudisparitäten“ zwischen Elite und Basis innerhalb eines Lagers und auf „Systemdisparitäten“ zwischen sozialen Lagern und Gruppen der gesamten Gesellschaft. Im Vordergrund standen bis in die siebziger Jahre die integrativen Effekte der frühen Bundesrepublik: die Entlastung von den großen konfessionellen, sozialregionalen und klassenmäßigen Disparitäten des Deutschen Reiches, die wachsende Teilhabe an Bildung, Wohlstand und sozialer Sicherheit, die Erosion polarisierender Klassenmentalitäten und die Entstehung modernerer Arbeitnehmermilieus verbunden mit der Tendenz von Parteien, die bislang begrenzte Klassenmilieus integrierten, zu milieuübergreifenden Volks-oder „Catch-all-Parteien“

Die neuere Diskussion betont stärker auch gegenläufige Tendenzen: die Rückkehr von Systemdisparitäten seit der deutschen Vereinigung und der Verstärkung von Export-und Strukturkrisen; die Schwierigkeiten der großen Volksparteien, ihre Mitglieder-und Klientelmilieus verteilungspolitisch und soziokulturell zu integrieren; die trotz größerer Offenheit weiterbestehende „hohe Festigkeit“ der „schon totgesagten Milieuverhältnisse“ und von klassen-und konfessionsspezifischem Wahlverhalten schließlich die „Modernisierungsschere“ zwischen diesen Stammklientelen der Parteien und den Modernisierungsgewinnern in den staatsverflochtenen neuen Parteieliten, an deren akquisitorischer Mentalität sich die „politische Verdrossenheit“ festmacht

In den folgenden Abschnitten sollen drei der neuen bzw. erneuerten Konfliktlinien diskutiert und, mittels des Bourdieuschen Konzepts des sozialen Raums und der Ergebnisse einer eigenen empirischen Untersuchung als Teil eines zusammenhängenden Prozesses sozialer Disparitätenbildung auf der Ebene der sozialen Basismilieus interpretiert werden: 1. An der sog. postmodernen Konfliktlinie grenzt sich eine jüngere Generation von Gewinnern der Bildungsreformen und beruflichen Modernisierungen durch individualisierte Lebensstile und die „partizipatorische Revolution“ von der übrigen Gesellschaft ab. Diese Konfliktlinie hat sich parteipolitisch in den „Grünen“ und spezifischen Fraktionierungen der anderen Parteien artikuliert. 2. Seit den siebziger Jahren kehren aber auch in den sog. „neuen sozialen Ungleichheiten“ und in der „neuen sozialen Frage“ vormoderne Konfliktlinien wieder, die nicht nach dem Leistungs-oder Besitzprinzip, sondern nach der Gruppenzugehörigkeit diskriminieren und insbesondere Frauen, Alte, Ausländer, Milieus mit wenig Berufsqualifikation und benachteiligte Regionen treffen. Diese Konfliktlinien werden teilweise in politischer Apathie neutralisiert, teilweise in sozialen Bewegungen und teilweise in Stellvertreterpolitiken umgesetzt. 3. Die neuerlich reaktualisierten industriegesellschaftlichen Konfliktlinien setzen sich nur teilweise in den neueren großen Arbeitskampf-bewegungen um, da große Teile der jüngeren Arbeitnehmergenerationen von allen politischen Ideologien (den klassenkämpferischen, den sozialpartnerischen, den staatssozialistischen und den postmodernen) gleichermaßen desillusioniert sind. 4. Mit der deutschen Vereinigung ist zudem ein Verstärkereffekt sozialer Disparitäten zwischen Ost-und Westdeutschland und innerhalb Ostdeutschlands wirksam geworden, der den Erwartungen einer , nachholenden Modernisierung“ zuwiderläuft.

Im fünften Abschnitt wird zugleich versucht, anhand einer Cluster-und Faktorenanalyse (also mittels . mehrdimensionaler“ quantitativer Methoden der Verhaltens-und Sozialwissenschaften) aus einer eigenen Repräsentativbefragung einen Über-blick über die Restrukturierungen des Gesamtfelds der sozialen Akteure und ihrer Konfliktlinien zu geben.

III. Die , postmoderne Konfliktlinie 4: Pluralisierung der westdeutschen Lebensstilmilieus

Tabelle 3: Die Sozialmilieus einer blockierten Klassengesellschaft

Die neuere Lebensweiseforschung hat eine große Vielfalt an Befunden hervorgebracht Sie konvergiert gleichwohl in drei Annahmen zu den Veränderungstendenzen sozialer Pluralisierung, Individualisierung und Entkoppelung. Die Tendenz zur Individualisierung bedeutet, daß mit der Erhöhung des kulturellen und ökonomischen Reichtums der Gesellschaft die ökonomischen und sozialen Fremdzwänge abgenommen und die Möglichkeiten individueller Kompetenz und Selbstbestimmung und, wie die politologische These von der „partizipatorischen Revolution“ hinzufügt, gesellschaftlicher Mitbestimmung wesentlich zugenommen haben.

Die Tendenz der Pluralisierung meint, daß mit der Auflockerung oder Auflösung der alten, von Klassen-und Konfessionszwängen geprägten sozialmoralischen Großmilieus die Gesellungen, d. h. insbesondere die Formen des Zusammenlebens und des Gemeinschaftshandelns der Menschen, vielfältiger und situationsoffener gestaltet werden (vgl. die Tabelle 5 im Anhang). Die Tendenz der Entkoppelung besteht darin, daß die alltägliche Lebensführung nicht mehr so regelmäßig an die , typischen 1 Schemata von Klassenmentalitäten gebunden ist wie früher. Über Ausmaß und sozialen Ort dieser Emanzipation, über die die Lebensweiseforschung bisher wenig Auskunft gibt, informiert die Synopse des westdeutschen Großmilieus der Lebensstile (vgl. Tabelle 1). Ermittelt wurden die hier vorgestellten Makromilieus (deren Vieldimensionalität aus Raumgründen nur in stark vereinfachter Form darstellbar ist) in den-umfangreichen Untersuchungen der SINUS-Lebensweltforschung und unseres eigenen Projektes -Angeordnet sind diese Milieus oder, strenggenommen, Mentalitätstypen nach Bourdieus Konzept des mehrdimensionalen sozialen Raums Sie sind vertikal nach der Distinktionsdimension (oben eher elitäre, unten eher „bescheidene“ Bewertungsschemata sozialer Ungleichheit) und horizontal nach der Modernisierungsdimension (rechts eher restriktiv, links eher an Selbstverwirklichung orientiert) verortet. Tabelle 1 läßt erkennen, daß die drei erwähnten Tendenzen -Individualisierung, Pluralisierung, Entkoppelung -zwar bestehen, aber doch nicht eine Auflösung, sondern eine vertikale und horizontale Pluralisierung der Klassengesellschaft bewirkt haben, die drei spezifische Muster aufweist: a) das Weiterbestehen von Klassenmentalitäten der Ober-, Mittel-und Arbeiterschicht, allerdings reduziert auf die vorpolitische Ebene der Wert-und Geschmackspräferenzen der persönlichen Lebensführung; b) eine begrenzte (vermutlich historisch nicht neu-entstandene!) Abweichung oder Entkoppelung dieses Klassen-Alltagsbewußtseins von der sog.

, objektiven* Lage, besonders bei den Arbeitern (etwa die Hälfte der Arbeiter nach der Erwerbsstatistik hat eher ein teils , ständisches* und teils , aufstiegsorientiertes* Mittelklassenbewußtsein) c) innerhalb jeder der drei Lagen eine horizontale Pluralisierung nach drei Abstufungen der Modernisierung der Lebensstile, d. h. ein starkes Schrumpfen traditionell-disziplinierter Lebensformen zugunsten der Milieus, die mehr auf Selbst-und Mitbestimmung setzen.

Das erste Muster erweist sich im Distinktionsverhalten, im Sinn für Abgrenzungen und Rangstufen. Die Menschen bestimmen ihre Gruppen-identitäten noch nach drei vertikalen Positionen. Einen Oberschicht-Habitus mit einem Streben nach Distinktion und Führungsrollen finden wir bei etwa 20 Prozent der Westdeutschen. Der Mittelklassen-Habitus mit seiner Strebsamkeit und dem Wunsch , dazuzugehören* wird von etwa 60 Prozent geteilt. Dem Arbeiter-Habitus, der sich der Disziplin der Notwendigkeit fügt, aber auch die Chancen des Genusses und der Geselligkeit nutzt, folgen etwa 20 Prozent. Die Größenordnungen haben sich in den achtziger Jahren -und nur auf sie beziehen sich unsere Daten -kaum verändert: es gab offenbar keine „vertikalen Mentalitätsveränderungen“.

Auf jeder der drei Rangebenen hat sich vor allem seit den siebziger Jahren eine „horizontale Mentalitätsveränderung“ nach Graden der Modernisierung ausgeprägt. Stark geschrumpft (von 46 auf 35 Prozent) sind die eher traditionellen Fraktionen der Arbeiter, der Mittel-und der Oberschicht mit ihren restriktiven und konventionellen Anstands-, Arbeits-und Freizeitnormen. Erheblich gewachsen sind die benachbarten, partiell modernisierten Gruppen (von 38 auf 45 Prozent), die auch eine höhere berufliche Mobilität aufweisen, und ebenfalls die Avantgarde-milieus moderner Selbstverwirklichung (von 14 auf 20 Prozent).

Hier zeigt sich auch ein bemerkenswertes Phänomen. Eine weitere Entkoppelung von Arbeiterlage und Arbeitermentalität hat in den achtziger Jahren offenbar nicht stattgefunden. Vielmehr ist in Westdeutschland (und, wie wir sehen werden, ebenfalls in Ostdeutschland) ein schnell wachsendes „neues Arbeitnehmermilieu“ entstanden, dem bis zum Jahre 2000 ein Wachstum auf etwa 10 Prozent vorausgesagt wird und dessen Habitus keine Mittelschichtzüge trägt, sondern eine modernisierte Form der autoritätskritisch-egalitären historischen Handwerker-und Facharbeiterintelligenz darstellt

Die Landkarte der westdeutschen Sozialmilieus zeigt insgesamt, daß die Klassenmentalitäten in ihren Grundmustern nicht verschwunden sind, daß sie aber in ihrer Mehrheit modernere Formen angenommen haben. Diese sogenannte , Habitusmetamorphose'haben wir in umfangreichen Zwei-Generationen-Interviews auch bestätigen können

IV. Die Modernisierung sozialer Lagen: Zwischen Individualisierung und Deklassierung

Tabelle 4: Typen gesellschaftspolitischer Einstellung („Politikstile“)

Wenn wir neben den vorpolitischen Lebensstil-Milieus'auch die gesellschaftlich-politischen Einstellungen und Lagerbildungen verstehen wollen, müssen wir die Verliererseite der sozialstrukturellen Modernisierung einbeziehen. Tatsächlich wirkte die „Öffnung des sozialen Raums“ insbesondere seit den siebziger Jahren, zunehmend selektiv. Neben die Chancenerweiterung für bestimmte Gruppen traten politisch-ökonomische Schließungen die die Chancengleichheiten anderer Gruppen minderten. Damit verlor gerade das „meritokratische". Verteilungsprinzip mit dem die historische Klassenspaltung überwunden werden sollte, seine Universalität und damit auch Bindekraft als Integrationsideologie für die Betroffenen alter und neuer sozialer Ungleichheiten. Nach unserer Analyse der Restrukturierungsprozesse im westdeutschen sozialen Raum seit 1950 lassen sich folgende Strukturmuster unterscheiden:

1. Horizontale Pluralisierung: Seit den fünfziger Jahren sind, mit regionalen Unterschieden, immer neue Teilfelder der Erwerbstätigkeit von Modernisierungsschüben erfaßt worden. Auf Kosten traditionaler, körperlicher Arbeit wuchsen Berufsgruppen in der linken Hälfte des Bourdieuschen Sozialraums mit ihrem höheren Bedarf an kulturellem Kapital. Dem entsprach die Öffnung des Bildungssystems.

Die Folge war eine im Saldo überwiegend horizontale Mobilität aus Arbeiter-und Bauern-berufen vor allem in Angestelltenberufe und sog. neue Berufe, d. h. in die qualifizierten Kultur-, Bildungs-, Medizin-, Sozial-, Technik-und Verwaltungsberufe (einschließlich der freien Berufe), die seit 1950 ein enormes Wachstum von etwa 5 auf mehr als 20 Prozent aller Berufstätigen erlebt haben. -Gewinner und Gewinnerinnen dieser Mobilität waren zunächst vor allem Arbeiter-und Angestellten-kinder und viele jüngere Frauen. 2. Vertikale Klassenbarrieren: Trotz absolut wachsender Einkommen und Qualifikationen (ökonomischen und kulturellen Kapitals) blieben die relativen Rangabstände sozialer Lagen seit 1950 annähernd gleich -im Sinne des Beckschen „Fahrstuhleffekts“ und, wie Krekkel neuerdings sehr genau herausgearbeitet hat, der Hegemonie kapitalistischer Herr-SchaftsVerhältnisse, die dem meritokratischen Prinzip seine Grenzen setzt Da die höheren Positionen sich nicht wesentlich vermehrten, entstand ein Mobilitätsstau und damit eine verschärfte Konkurrenz unter den Aufstiegswilligen. Seit Ausgang der siebziger Jahre wuchsen Tendenzen der sozialen Schließung. 3. Weitung der Privilegienschere: Die Konkurrenz wurde vielfach nicht nach Leistungsunterschieden, sondern nach der Zugehörigkeit zu den klassischen unterprivilegierten Gruppen entschieden.

In den „neuen sozialen Ungleichheiten“

und in der „neuen sozialen Frage“ kehren vormoderne Konfliktlinien wieder, die auf den Mechanismen sozialer Privilegierung und Schließung beruhen; die Benachteiligten sind die im politischen Wohlstandskartell schwach repräsentierten Gruppen der Frauen, der Alten, der Ausländer, der Sozialmilieus mit wenig kulturellem Kapital und der Bewohner strukturschwacher Regionen. -Trotz hoher Mobilität finden sich z. B. die Frauen noch meist in den subalternen Positionen ihrer Berufsfelder, sind immer noch 80 Prozent der Berufe typische Männer-oder Frauenberufe und werden feminisierte Berufsgruppen abgewertet.

Zugleich weitet sich die Privilegienschere nach oben, wo einzelne Gruppen ohne erkennbare Höherqualifikation hochprivilegiert sind oder scheinen. Dies erklärt die Zunahme der Gruppen, die ihr Vertrauen auf Leistungsgerechtigkeit, als Grundprinzip der Sozialord~ nung, enttäuscht und sich im Sinne der Bourdieuschen Analyse „geprellt“ sehen 4. Reaktualisierung der Konfliktlinie zwischen Kapital und Arbeit: Durch den Abbau sozialer Sicherheiten und die sektoralen Strukturkrisen -Folge der neuen Weltmarkttendenzen und der deutschen Vereinigung -wurden auch innerhalb des Wohlstandskartells der Modernisierungsgewinner die klassischen modernen, d. h. industriegesellschaftlichen Konfliktlinien zwischen Kapital und Arbeit reaktualisiert. Dies führt, wie im folgenden Abschnitt näher ausgeführt wird, zu einer quantitativ erheblichen Erosion und derzeit politisch nicht kalkulierbaren Verunsicherung des arbeitnehmerischen Kerns unserer Gesellschaft, der lange als durch Sozialstaatlichkeit, Sozialpartnerschaft und Konsumteilhabe nach dem „fordistischen Modell“ integriert galt.

Insgesamt haben sich an den Differenzierungslinien sozialstruktureller Modernisierung aus dem hauptsächlich von Arbeitnehmern gebildeten und eine Zeit lang halbwegs zufriedengestellten Kern der Gesellschaft drei weitere Lager herausgebildet: die meritokratischen Modernisierungsgewinner, ein eher gestreutes Feld deklassierter Gruppen und die sich neu abgrenzende Gruppe der verunsicherten und desillusionierten Arbeitnehmer. -Das Gesamtbild trägt teilweise Züge der jüngst von John Kenneth Galbraith erneut analysierten krasseren amerikanischen Ausprägung: eine hoch-privilegierte Spitze, ein gesicherter und in sich meritokratisch hierarchisierter Kern und ein Rand prekärer Soziallagen und entwerteter Berufspositionen Die Situation der benachteiligten Gruppen erinnert an die plebejischen Gemengelagen der vormodernen „arbeitenden und armen Klassen“. Die sich neu auftuenden sozialen Disparitäten sind dabei freilich weniger als eine , objektiv meßbare ökonomische Verelendungs-oder Marginalisierungsschere, sondern als Verletzung der Legitimitätsnormen sozialer Gerechtigkeit zu verstehen

Die Modernisierung der Sozialstruktur vermittelt also insgesamt die gespaltene Erfahrung von , Individualisierung und , Deklassierung: Der Öffnung des sozialen Raums in der sicheren Mitte und der privilegierten Spitze steht die Schließung für jene gegenüber, die in dieser Mitte ihre Sicherheiten verlieren oder gar in prekäre Lebensverhältnisse absteigen müssen. In diese Situation einer gespaltenen Legitimität kam die Wiedervereinigung.

V. Politische Krisenverarbeitung: Zwischen Reformorientierung und Ressentiment

Tabelle 5: Typen der Gesellung („Gesellungsstile")

Wie verschiedene soziale Milieus die Erfahrungen von sozialer Öffnung und Schließung, von Individualisierung und Deklassierung verarbeitet haben, wurde in unserer Repräsentativbefragung über einen sog. , Politikstilindikator ermittelt Die an anderer Stelle ausführlicher entwickelte Typologie ist hier in einer Synopse (vgl. Tabelle 2) und in der folgenden Zusammenfassung beschrieben. Die Reihenfolge der Typen haben wir nach der Universalismus-Dimension festgelegt, d. h. nach dem „Integrationsradius“ oder dem Ausmaß, in dem verschiedene benachteiligte soziale Gruppen gleichgestellt oder ausgegrenzt werden sollen, darunter insbesondere Frauen, Ausländer, Arbeitnehmer und sozial Schwache. Der erste Typus (Sozialintegrative: SOZ) ist als einziger vollständig universalistisch, er gesteht allen sozialen Gruppen die soziale und bürgerrechtliche Gleichstellung zu; der zweite (Radikaldemokraten: RAD) hat schon blinde Flecke gegenüber Arbeitnehmern und sozial Schwachen, der dritte (Skeptisch-Distanzierte: SKED) ist eher indifferent; beim vierten (Gemäßigt-Konservative: GKO) beginnt die Diskriminierung der Frauen, beim fünften (Traditionell-Konservative: TKO) die der Ausländer und Ausländerinnen; die letzten beiden Gruppen schließlich (Enttäuscht-Apathische: EAP und Enttäuscht-Aggressive: EAG) haben die größten Ressentiments, auch gegenüber modernen Lebensstilen. Die Synopse zeigt für jeden Typus zugleich andere Merkmale und Einstellungen, die bei ihm besonders häufig vorkommen und die teilweise aus den im Anhang beigefügten weiteren Synopsen (vgl. die Tabellen 4 und 5) zum Politik-und Gesellungsverhalten hervorgehen. Dabei erweist es sich, daß die politischen Einstellungstypen nicht unbedingt mit den SINUS-Lebensstiltypen übereinstimmen.

Dies kann möglicherweise mit dem „praxeologisehen Bruch“ zwischen der Lebensstilebene und der Ebene politisch-gesellschaftlicher Praxis erklärt werden Je nach ihren biographischen Konflikt-und Vergemeinschaftungserfahrungen können die Akteure eines bestimmten , Lebensstilmilieus zu verschiedenen Lernprozessen und Identitäten gelangen, durch die sie sich auch verschiedenen Politikstilmilieus’ zuordnen können. Diese „Umsortierung auf der gesellschaftspolitischen Ebene“ erfolgt freilich meist nicht beliebig, sondern nach deutlichen Schwerpunkten. So sind beispielsweise die Angehörigen der ersten Gruppen der , Politikstilmilieus (SOZ und RAD) auch überwiegend die jüngeren, die geselligsten und die Angehörigen der moderneren SINUS-Makromilieus.

Insgesamt lassen sich die sieben Typen in vier Lager vonjeweils etwa 25 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren gruppieren. Sie bilden ein Spektrum, das von ausgesprochenen Reformorientierungen bis zu starken Ressentiments reicht. 1. Die Kritisch-Engagierten Die Kritisch-Engagierten (ca. 24 Prozent) entstammen den jungen teilmodernisierten und stärker modernisierten SINUS-Lebensstil-Milieus, die sich mit der Öffnung des Sozialraums und der Pluralisierung der Lebensstile herausgebildet haben. Sie grenzen sich tendenziell an der postmodernen Konfliktlinie von der übrigen Gesellschaft ab. Mit ihrem eher sicheren sozialen Status vor allem in den „neuen Berufen“ gehören sie zu den Gewinnern der meritokratischen Leistungsgesellschaft. Trotzdem sind sie unzufrieden. Denn sie repräsentieren kritische Emanzipations-und Reform-ansprüche: die „Individualisierung der Lebens-stile“, die „partizipatorische Revolution“ und die seit den Bildungsreformen zunehmende „kognitive Kompetenz“ Den herrschenden politischen und ökonomischen Eliten werfen sie Inkompetenz, Eigennutz und die Blockierung von mehr Selbst-und Mitbestimmung sowie der sozialen Gleichstellung benachteiligter Gruppen vor. -Zu den „Kritisch-Engagierten“ zählt auch der politisch aktive Teil des „neuen Arbeitnehmermilieus“ Er findet sich in beiden Teilgruppen der „Kritisch-Engagierten“, die sich, bei gleichem Modernisierungsgrad, durch etwas verschiedene Akzente ihrer sozialen Herkunft unterscheiden. a) Die Sozialintegrativen (ca. 13 Prozent): Die erste, aus traditionellen Arbeitnehmermilieus in moderne mittlere Berufslagen aufgestiegene Teilgruppe hat sich Momente des egalitär-bescheidenen Herkunftshabitus bewahrt. Ihre sozialen Gerechtigkeitsvorstellungen motivieren eine hohe Parteienverdrossenheit und zugleich hohe politische Basisaktivität. Wir nennen sie , Sozialintegrative 4, da sie sich, als einzige Gruppe unserer Stichprobe, für die Gleichstellung aller sozialen Gruppen einsetzt. b) Die Radikaldemokraten (ca. 11 Prozent): Die Teilgruppe der Radikaldemokraten ist weniger universalistisch, d. h. eher für menschen-und bürgerrechtliche als für soziale Ungleichheiten sensibel. Während ihr sehr am Abbau der „neuen sozialen Ungleichheiten“ und der Gleichstellung von Frauen, Ausländem und Minderheiten liegt, sind die alten, ökonomischen Rangunterschiede für sie kaum ein Problem. Dies entspricht ihrer sozialen Herkunft:

Sie sind überwiegend keine Aufsteiger, sondern haben, wie schon ihre Eltern, eher gehobene, freilich modernere soziale Positionen und eine Hochkulturmentalität. Mit ihrem bildungshumanistisch motivierten demokratischen Radikalismus und ihrem stärkeren Engagement auch in der Parteipolitik bieten sie sich als alternative Elite an und sind insofern einzig mit der anderen Oberschichtgruppe, den Traditionell-Konservativen (vgl. 3 b), vergleichbar. 2. Die Desillusionierten Die Desillusionierten (ca. 25 Prozent) entstammen hauptsächlich den jüngeren und mittleren Generationen des arbeitnehmerischen Kerns. Sie gehören zu den Lebensstilmilieus und Berufsgruppen mittleren Modernisierungsgrads und auch mittlerer Rangstufe. In diesen Mittellagen sitzen sie, die einst mit zu den Gewinnern der Wohlstandsgesellschaft gehörten und nun den wachsenden sozialen Disparitäten ausgesetzt sind, sozial und politisch zwischen den Stühlen. Einerseits grenzen sie sich ab von der Spießigkeit der elterlichen Arbeiter-und Angestelltenmilieus, aus denen sie ein Stück weit in mittlere Positionen aufgestiegen sind. Andererseits fühlen sie sich verunsichert von den erfolgsorientierten Leitmilieus moderner Lebensstile und Berufe, zu denen ihre Voraussetzungen immer weniger ausreichen. Ihre Unsicherheit wird verstärkt durch die begründete Angst, ihre soziale Sicherheit und ihren Lebensstandard in den gegenwärtigen wirtschaftlich-politischen Strukturkrisen zu verlieren. Sie sind von allen politischen Ideologien desillusioniert: vom klassenkämpferischen oder auch reformistischen Arbeitnehmerbewußtsein ihrer Eltern, von ihrem eigenen Glauben an die Sozialpartnerschaft und Leistungsgerechtigkeit der Wohlstandsgesellschaft, von den postmodernen Moralprinzipien und schon lange vom Staats-sozialismus. -Auf sich selbst zurückgeworfen, verarbeiten sie die wiedergekehrte historische Arbeitnehmererfahrung der Unsicherheit und des Imstichgelassenseins durch Suchbewegungen in Richtung einer Abgrenzung von anderen und einer Besinnung auf sich selbst: durch den Rückzug auf die rege Geselligkeit der eigenen Milieus, durch skeptische politische Passivität oder durch ein skeptisches Engagement in Basis-und Gewerkschaftsaktivitäten, teilweise auch rechtspopulistisehe Sympathien. -Das Lager besteht aus zwei Untergruppen: a) der großen Gruppe der Skeptisch Distanzierten (ca. 18 Prozent) und b) kleinen unzufrieden gewordenen Teilgruppen, die aus dem Lager der noch zufriedenen Arbeitnehmer, von den Gemäßigt-Konservativen (vgl. 3. a), abbröckeln.

Die politische Verdrossenheit hat hier, in der Erosion der sozialen Mitte, ihre brisanteste, am wenigsten kalkulierbare Variante. Im desillusionierten Arbeitnehmerlager finden sich distinkte kleine Untergruppen mit sehr verschiedenen Handlungspotentialen, vom privatisierenden Rückzug über eine verstärkte gewerkschaftliche Militanz bis zu rechts-oder linkspopulististischem politischem Protest. 3. Die Zufriedenen Die Zufriedenen (ca. 24 Prozent) entstammen den bodenständig-konservativen Arbeitnehmer-und Oberschichtmilieus mit der höchsten Sozial-und Systemintegration. Sie leben in gesicherten sozialen Verhältnissen: in mittleren und höheren Berufspositionen und stabilen lokalen und kirchlichen Vergemeinschaftungen. Sie zweifeln nicht an der Gerechtigkeit einer nach Leistungs-und Bildungsunterschieden hierarchisch gestuften Gesellschaft und an der Vertrauenswürdigkeit der politischen und wirtschaftlichen Eliten, an die sie gerne Verantwortung delegieren. Die paternalistische Ordnung soll sie zwar davor bewahren, ihre Sicherheit mit zu vielen anderen zu teilen, sie soll diese anderen (z. B. Frauen, Ausländer oder Arbeitnehmer) aber nur abstufen, nicht ausgrenzen. Das Lager der „Zufriedenen“ besteht selbst aus zwei hierarchisch abgestuften, aber durch einen sozialpartnerschaftlichen Klientelnexus verbundenen Teilgruppen: a) Die Gemäßigt-Konservativen möchten, gemäß ihrem Schwerpunkt in mittleren Arbeitnehmer-lagen, die Hierarchie sozial und gewerkschaftlich abgemildert sehen, zumal ein Teil dieser mit etwa 18 Prozent nicht gerade kleinen Gruppe aufgrund schwindender sozialer Sicherheit schon zum Lager der „Desillusionierten“ tendiert. b) Die Traditionell-Konservativen (ca. 14 Prozent), eher ein Oberschicht-und Leitmilieu, neigen zu schärferen und sozialdarwinistischen Abstufungen. 4. Die Deklassierten Die Deklassierten (ca. 27 Prozent) sehen sich, durch reduzierte soziale Netze und Standards und als Angehörige eher traditionaler Milieus und Berufsgruppen der körperlichen Arbeit, materiell und moralisch ausgegrenzt oder gar stigmatisiert. Sie haben die geringste Sozial-und Systemintegration. Zu ihnen gehören besonders viele isolierte Rentnerinnen aus der Aufbaugeneration der Bundesrepublik und Jugendliche mit marginalen Berufsperspektiven. Die Verbitterung und Einflußlosigkeit dieses teilweise stark SPD-orientierten Kleine-Leute-Milieus machen sie geneigt, die Erfahrung der Abqualifizierung in Ressentiments gegen tatsächliche oder vermeintliche Modernisierungsgewinner umzusetzen: die Politiker, die Ausländer und die Jüngeren mit modernen Lebens-stilen. Dabei unterscheiden sich aber die zwei Teilgruppen des Lagers. a) Die Enttäuscht-Apathischen (ca. 13 Prozent)

neigen eher zu einer resignativen Form der Politikverdrossenheit: der politischen Apathie.

Dies könnte mit ihrer Lebenserfahrung in eher gedrückten Arbeitnehmerlagen erklärt werden. b) Die Enttäuscht-Aggressiven (ca. 14 Prozent) dagegen teilen mit dem modernen Lager der Kritisch-Engagierten die Befürwortung direkter Bürgeraktionen und Militanz. Diese aktive Haltung könnte teilweise aus dem in dieser Gruppe etwas stärkeren Gewicht früherer kleiner Selbständiger, die sich mehr in Selbstbehauptung zu üben hatten, erklärt werden.

Eine genauere theoretische Analyse der in diesen Gruppen und Lagern verkörperten Konfliktlinien muß hier unterbleiben. Interessant sind einige einzelne Beobachtungen.

Zur , Verdrossenheit': Soziale Deprivationserfahrungen setzen sich an drei ganz verschiedenen(nämlich traditionalen, halbmodernisierten und , postmodernen 1), aber immer stark „arbeitnehmerischen“ Orten des Sozialraums in politische Verdrossenheit um: insbesondere bei den Deklassierten, den Desillusionierten und den Sozialintegrativen -zusammen immerhin etwa 65 Prozent.

Zur politischen Elite': Trotz des Vertrauensverlustes „der“ Politiker ist der politische Prozeß nicht unstrukturiert. Insbesondere auf der sich erneuernden Zwischenebene der politischen Öffentlichkeit orientieren drei verschiedene „Leitmilieus“ ihre Klientele: ein konservatives und ein radikal-demokratisches Oberschichtmilieu und das basis-demokratische Milieu der neuen Arbeiterintelligenz. Zu den , neuen sozialen Ungleichheiten“: Diese scheinen aufgrund ihrer Streuung im sozialen Raum in der Regel als Gärstoff innerhalb anderer Gruppen und Bewegungen zu wirken, teilweise aber auch (besonders bei den Frauen) eigene Akteursbewegungen zu bilden.

Zur sog., Individualisierung“: Diese bedeutet mehr Handlungsautonomie, aber, wie unsere synoptischen Angaben zu den Gesellungsstilen (Tabelle 5) belegen, alles andere als abnehmende Gesellung und Kohäsion. Kohäsionverluste und Anomie bedrohen eher Gruppen in prekären Soziallagen.

Zu den sozialen Milieus und Politikeinstellungen in Ostdeutschland, die wir mangels Mitteln nicht mit unseren Instrumenten untersuchen konnten, liegen verschiedene Untersuchungen vor, die auf ein bisher eher traditionaleres Milieufeld und auf sich stärker konturierende Konfliktlinien hinweisen

VI. Ost-und Westdeutschland: Zwischen Angleichung und Deklassierung

Eine Potenzierung der Disparitätenentwicklung in Westdeutschland ist möglich, wenn verstärkte Konkurrenz-und Schließungsdynamiken die meritokratische Formel der Systemintegration weiterhin anhaltend außer Kraft setzen. Die Frage, ob in Ostdeutschland eine ähnliche Feldstruktur sozialer Ungleichheit entsteht oder sogar potenziert entstehen kann, soll hier abschließend am Beispiel eines Strukturvergleichs zwischen dem ostdeutschen und dem oben bereits vorgestellten westdeutschen Diagramm der SINUS-Lebensstilmilieus erörtert werden. Das hier wiedergegebene ostdeutsche Diagramm stützt sich auf die SINUS-Erhebungen in der Wendeperiode 1990/91 und gibt insofern noch mehr oder minder die „Klassenmentalitäten“ der DDR-Gesellschaft wieder 1. Polarisierung versus Differenzierung Die westdeutschen Großmilieus konzentrieren sich in der horizontalen wie in der vertikalen Mitte. Die oberste und unterste Gruppe umfassen jeweils um 20, die Zwischengruppen aber fast 60 Prozent. Auch die Mittelgruppen in horizontaler, die Individualisierung der Mentalitäten anzeigender Richtung sind mit 45 Prozent die größten. Dies bedeutet, daß sich nicht nur eine junge Avantgarde, sondern bis zu einem gewissen Grade der Hauptstrom der Gesellschaft durch modernere Berufe und Lebensweisen modernisiert hat.

Die 'Mentalitäts-Großmilieus der DDR-Gesellschaft waren dagegen horizontal wie vertikal deutlich polarisiert. Die oberste Gruppe, mit ihren Macht-, Funktions-und Oppositionseliten, war mit 32 Prozent bedeutend größer als im Westen. Die , Mittelschichten 1 waren halb so groß, die Arbeiter-milieus doppelt so groß wie in Westdeutschland. Ebenso krasse Unterschiede gab es in der horizontalen Dimension. Zwar waren die jungen Avantgardemilieus bemerkenswerterweise fast genauso groß wie in Westdeutschland (ca. 20 Prozent), vermutlich weil sie, wie in Westdeutschland, nicht so sehr durch Differenzierung als vielmehr durch den Generationenbruch seit Beginn der siebziger Jahre entstanden sind. Eine Modernisierungslücke klaffte jedoch zwischen diesen Avantgardemilieus und dem traditionalen Kem der DDR-Gesellschaft. Sie zeigt, daß sich die Mentalitätsmuster noch nicht durch moderne Berufe und Lebenslagen verändert hatten (vgl. Tabelle 3). 2. Machtstrukturierung versus meritokratische Strukturierung Das westdeutsche Gefüge sozialer Ungleichheit ist seit den Öffnungen des sozialen Raums in den sechziger Jahren wesentlich durch eine meritokratische Dynamik mitstrukturiert, auch wenn durchzunehmende Schließungen ie machtbedingte Privilegienschere sich wieder weitet, so daß die Klassenspaltung zwischen Arbeitnehmern und Kapital und die Unterschichtung durch benachteiligte Zugehörigkeitsgruppen wieder zunehmen.

Die meritokratische Dynamik war in der DDR-Gesellschaft durch zwei Mechanismen blockiert: erstens durch die Kappung der diversifizierten und qualifizierten Wirtschaftstradition ostdeutscher Regionen zugunsten des sowjetischen Stahlmodells und zweitens durch die zentralisierte Macht-und Wirtschaftsstruktur -die politische Machtelite als „Bleiplatte“ (Niethammer) Die blockierende Funktion der alten Machtelite wird an ihrer Über-größe deutlich (Ausdruck einer ökonomisch dysfunktionalen bürokratischen Tertiarisierung) wie auch an der erwähnten geringen Ausdifferenzierung in Richtung modernerer Erwerbsqualifikationen und Mentalitäten, die aber zur Integration in einen moderneren Strukturrahmen notwendig gewesen wären Die Produktivkräfte der DDR-Gesellschaft waren durch die Strukturdominanz des Politischen und des Laufbahnprinzips blokkiert, Infolgedessen befanden sich die sozial benachteiligten Gruppen Ostdeutschlands nicht in den unteren, sondern in den moderneren Milieu-segmenten, die den Generationenbruch symbolisieren, teilweise politisch verfolgt waren und auch vielfach zu den , Ausreisern‘ gehörten. Die privilegierten Gruppen waren mehr oder weniger die der Machteliten. Die arbeitsgesellschaftlichen Kern-gruppen in unteren Lagen waren vor dem Absinken in prekäre Soziallagen durch das spezifische Klientel-und Laufbahnsystem der DDR relativ gesichert. Aber die Laufbahngesellschaft hatte deutliche Mobilitätsgrenzen Es existierte nicht nur eine erhebliche Einkommensdifferenzierung, die insbesondere die Frauen trotz ihrer hohen Erwerbsquote auf die subalternen Positionen fixierte; es gab, trotz einer tendenziellen sozialpolitischen Überversorgung, auch Armut 3. Nachholende Modernisierung versus komplementäre Entwicklung Auf dem Papier können wir die beiden Milieudiagramme zusammenschieben und uns fragen, ob wir nun einen linearen Prozeß der Angleichung der ostdeutschen Sozialmilieus an die westdeutschen Muster der Systemintegration erwarten können. Es würden dann vor allem folgende , Modernisierungen“ (wenn für derartig schwere Eingriffe in Milhonen von Biographien dieses Wort zulässig wäre) notwendig: a) oben eine Verkleinerung der Eliten durch Rotation und Deklassierung und Umstellung der verbleibenden Gruppen auf modernere, vor allem flexiblere und kooperativere Führungsund Lebensstile; b) in der Mitte das nachholende Wachstum eines modernen Aufsteigermilieus von Angestellten und Dienstleistungen, insbesondere im Bereich der, neuen Berufe“; c) unten eine Verkleinerung der traditionalen Arbeitnehmermilieus durch Abwanderung von jüngeren, flexibleren und bildungsaktiven Aufsteigern (und Ruhestandsmobilität) und Umstellung der Verbleibenden auf eine industrielle Modernisierung.

Diese , Angleichung auf dem Papier“ abstrahiert davon, daß die Wiedervereinigung auch drei Restrukturierungen auf der Machtebene brachte: das (oft mit dem Effizienzprinzip kollidierende) Eigentumsprinzip, eine (formal völlig demokratische) , Majorisierung“ durch die Westdeutschen auf der politischen Ebene und nicht zuletzt einen erheblichen Statusverlust der früheren DDR im Gefüge der internationalen wirtschaftlichen Arbeitsteilung, die durch die gegenwärtigen Einbrüche früherer westdeutscher Wachstumsindustrien auf dem Weltmarkt noch zusätzlich verstärkt wird. Diese Bedingungen haben bereits zusammen bewirkt, Ostdeutschland auf den Status einer EG-Rand-region herabzudrücken ohne daß -wie bei den EG-Erweiterungen -wenigstens protektionistische Übergangsmaßnahmen vorgesehen waren. Auf die Erwerbs-und Sozialstrukturen wirkt dies als Potenzierung sozialer Ungleichheiten. Entwertet werden, um mit Bourdieu zu sprechen, alle drei Ressourcen, die Menschen zur Sicherung ihres sozialen Status benötigen: ihr ökonomisches, ihr kulturelles und ihr soziales Kapital. a) Entwertung des ökonomischen Kapitals Die Deindustrialisierung erfolgt über das wirtschaftlich und ökologisch Notwendige hinaus, was durch den Zusammenbruch der Exportmärkte und das immer noch weitgehende Fehlen einer Wirtschaftspolitik zugunsten eines Wiederaufbaus der nach 1945 demontierten Muster industrieller Diversifizierung und Spezialisierung, einst die Stärke Ostdeutschlands, bedingt ist. Durch das zu erwartende geringe Maß an industrieller Modernisierung werden zu wenig Arbeitsplätze in modernen Produktionsberufen geschaffen, so daß moderne und differenzierte Erwerbspositionen eher in den Verwaltungs-und Humandienstleistungen, insbesondere im öffentlichen Dienst, entstehen. Dies impliziert zugleich eine Lücke in der produktionsorientierten Tertiarisierung Die Deindustrialisierung mindert, für die betroffenen ostdeutschen Teilregionen, die Einkommen, verzerrt die Erwerbsstrukturen und motiviert die Abwanderung gerade von qualifizierten Leistungsträgem. b) Entwertung des kulturellen Kapitals Nicht nur das ökonomische Kapital wird entwertet. Im Vergleich zu den Westdeutschen werden auch die durchaus vorhandenen Erwerbsqualifikationen der Ostdeutschen, wie Kreckel ausführt, generell abgewertet, insbesondere für Frauen, Jugendliche in der Ausbildung, Arbeitnehmer ab 40 Jahren und Ausländer. Diese Situation wird durch die Zuwanderung von westdeutschen Aufsteigern nach Ostdeutschland und die Benachteiligung ostdeutscher Arbeitsmigranten in Westdeutschland noch stärker akzentuiert.

Die Folge sind überproportionale Unterschichtungen und auch Überschichtungen, die die oben (Abschnitt 4) erwähnte Dreiteilung der westdeutschen Gesellschaft wesentlich übertreffen. Auch Christiane Bialas und Wilfried Ettl ermitteln eine Dreiteilung in Gewinner, Gesicherte und Verlierer und neue Ungleichheitsmuster, die entgegen den Erwartungen -nicht dem Bild der alten Bundesrepublik entsprechen.“ Zu den Gewinnern gehören nach ihrer Analyse insulare hochmoderne Produktions-und Dienstleistungszentren und Pole neuen Reichtums bei den Selbständigen, außerdem eine überwiegend männliche Elite von West-Ost-Wanderern. Aus dem darunter liegenden Kem der weiterhin fest Beschäftigten wurden große Gruppen entweder ganz aus dem Arbeitsmarkt entlassen, insbesondere Frauen und ältere Arbeitnehmer, oder noch in den Warteschleifen von Umschulungs-, Fortbildungs-und ABM-Maßnahmen gehalten. Die früheren Inhaberinnen der drei Millionen abgebauten Arbeitsplätze finden sich heute zu je etwa einem Drittel bei den offen Arbeitslosen, im vorzeitigen Ruhestand und bei den Westpendlern und -Übersiedlern wieder c) Entwertung des sozialen Kapitals Auf der dritten Bourdieuschen , Kapitalebene 1, der des sozialen Kapitals, entwickeln sich nach und nach Gegendynamiken. Die aktiven regionalen und sozialen Akteure zeigen sich zunächst noch in gewisser Schieflage, wenn sie auf die , Mitnahme-effekte der großen westdeutschen intermediären Interessenorganisationen angewiesen sind. Wie Untersuchungen der neuen gewerkschaftlichen sozialen Bewegungen in Ostdeutschland zeigen können sie aber durchaus an die noch in großem Umfang wirksamen eigenen Vergemeinschaftungstraditionen (insbesondere der Arbeitermilieus, dessen erhebliche Größe schon in unserer SINUS-Milieu-Synopse auffällt) anknüpfen und durch die neuen Kämpfe ihre besondere ostdeutsche Milieu-identität reaktivieren. Da gleichzeitig auch in Westdeutschland verschiedene „alte“ soziale Bewegungen neue Dynamik gewinnen, wirken vermutlich auch ost-westliche Synergieeffekte, also Prozesse gegenseitiger Wirkungsverstärkung, mobilisierend.

Die deutsche Vereinigung setzt wirtschafts-wie sozialstrukturell diejenigen „kumulativen zirkulären Prozesse“ in Gang, die -wenn keine demokratischen sozialen Bewegungen als Gegenmächte eingreifen -regionale und soziale Disparitäten verstärken, wie es Gunnar Myrdal in seinem Grundlagenwerk zu den Dynamiken regionaler Entwicklungsdisparitäten formulierte Wie übrigens auch in anderen benachteiligten Regionen Europas ist dies kein automatischer oder unilinearer Prozeß. Denn er regt politische, wirtschaftliche und soziale Gegenmächte an, diesen Prozessen zumindest soweit entgegenzuwirken, daß in Ostdeutschland eine Differenzierung in bestimmte Wachstums-zentren und gering entwickelte Teilregionen eintreten wird -wie es in der europäischen Peripherie inzwischen häufig vorkommt Die Potenzierung sozialer Ungleichheiten in Ostdeutschland ist unübersehbar, auch wenn sie durch regionale Unterstufungen, staatliche Maßnahmen und auch wach-sende Selbsthilfe relativiert wird. Sie ist nicht allein eine Folge des zusammengebrochenen Staatssozialismus, sondern auch von Defiziten der Systemintegration. Die sozialen Ungleichheiten in Ostdeutschland sind mithin auch „exportierte“ soziale Disparitäten der westdeutschen Gesellschaft.

Wie unsere Synopse der Einstellungen zur sozialen Ungleichheit und zur politischen Beteiligung zeigt, sind auf den mittleren und unteren Ebenen der Gesellschaft durchaus moderne und jüngere Reformmilieus vorhanden, die eine Erneuerung der Systemintegration leisten könnten. Aber es fehlt bisher, fast in ganz Europa, den bisher eher blokkiert scheinenden politischen und auch wirtschaftlichen Eliten eben dieser modernisierende Generationenwechsel. -Was Ostdeutschland betrifft, so wird es vermutlich seine Identität entsprechend ausbilden. Der Anglist Jürgen Schulze vergleicht dies mit dem amerikanischen Süden: „Die tiefe Wunde des Civil War ist allgegenwärtig. So ähnlich wird das wohl dem deutschen Osten ergehen.“

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Ulrich Beck, Risikogesellschaft, Frankfurt am Main 1986, S. 140.

  2. Vgl. u. a. Seymour Martin Lipset/Stein Rokkan (Hrsg.), Party Systems and Voter Alignments, New York 1967; Franz Urban Pappi, Konfliktlinien, in: Manfred G. Schmidt (Hrsg.), Westliche Industriegesellschaften. Wirtschaft -Gesellschaft -Politik (Pipers Wörterbuch zur Politik, Bd. 2), München-Zürich 1983, S. 183-191; Manfred G. Schmidt, Allerweltsparteien in Westeuropa? Ein Beitrag zu Kirchheimers These vom Wandel des westeuropäischen Parteien-systems, in: Leviathan, 13 (1985) 3, S. 376-397.

  3. Vgl. u. a. Stefan Hradil, Alte Begriffe und neue Strukturen. Die Milieu-, Subkultur-und Lebensstilforschung der 80er Jahre, in: ders. (Hrsg.), Zwischen Bewußtsein und Sein, Opladen 1992; Reinhard Kreckel (Hrsg.), Soziale Ungleichheiten, Göttingen 1983; Ulrich Beck, Risikogesellschaft, Frankfurt am Main 1986; Wolfgang Zapf u. a., Individualisierung und Sicherheit, München 1987.

  4. Vgl. u. a. Ursula Feist, Niedrige Wahlbeteiligung -Normalisierung oder Krisensymptom der Demokratie in Deutschland?, in: Karl Starzacher/Konrad Schacht/Bernd Friedrich/Thomas Leif (Hrsg.), Protestwähler und Wahlverweigerer: Krise der Demokratie?, Köln 1992; Erwin K. Scheuch/Ute Scheuch, Cliquen, Klüngel und Karrieren. Über den Verfall der politischen Parteien, Reinbek 1992; C. Wright Mills, The Power Elite, Oxford 1956; Jürgen Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit, Neuwied 1962; Oskar Negt/Alexander Kluge, Öffentlichkeit und Erfahrung, Frankfurt am Main 1972.

  5. David Lockwood, Soziale Integration und Systemintegration, in: Wolfgang Zapf (Hrsg.), Theorien des sozialen Wandels, Königstein 19794 (engl. zuerst 1964).

  6. M. Rainer Lepsius, Parteiensystem und Sozialstruktur: zum Problem der Demokratisierung der deutschen Gesellschaft, in: Gerhard A. Ritter (Hrsg.), Deutsche Parteien vor 1918, Köln 1973 (zuerst veröff. 1966), S. 68.

  7. Vgl. Emile Durkheim, Die Regeln der soziologischen Methode, Neuwied 1961 (frz. zuerst 1894), S. 194ff.

  8. M. R. Lepsius (Anm. 7), S. 76.

  9. Vgl. u. a. auch: ders., Sozialstruktur und soziale Schichtung in der Bundesrepublik Deutschland, in: Richard Löwenthal/Hans-Peter Schwarz, Dieteweite Republik. 25 Jahre BRD -eine Bilanz, Stuttgart 1974, S. 263-288.

  10. Vgl. Otto Kirchheimer, Der Wandel des westeuropäischen Parteiensystems, in: Politische Vierteljahresschrift, 6 (1965) 1, S. 20-41.

  11. Vgl. hierzu auch den Beitrag von Michael Hofmann/Dieter Rink in diesem Heft.

  12. Elmar Wiesendahl, Volksparteien im Abstieg. Nachruf auf eine zwiespältige Erfolgsgeschichte, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 34-35/1992, S. 3-14; Joachim Raschke, Das Unbehagen an den Parteien -Ein Blick auf die dauerhaften Ursachen, in: Gewerkschaftliche Monatshefte, 43 (1992) 9, S. 523-530.

  13. Vgl. Pierre Bourdieu, Die feinen Unterschiede, Frankfurt am Main 1982; ders., Sozialer Raum und . Klassen“ -Leon sur la leon, Frankfurt am Main 1985. -Bourdieus Konzept des sozialen Raums berücksichtigt nicht nur vertikale Rangunterschiede (wie die Klassen-und Schichttheorien), sondern auch horizontale Unterschiede, je nachdem, ob die sozialen Positionen mehr durch ökonomisches Kapital (insbes. Besitz -rechts im Sozialraum) oder kulturelles Kapital (insbes. Berufsqualifikation -links im Sozialraum) begründet sind. Im mehrdimensionalen Sozialraum wird, getrennt von dieser Ebene . objektiver Ungleichheit“, auch die davon zu unterscheidende Ebene der . subjektiven Ungleichheit“ des Habitus dargestellt (vgl. Abschnitt III dieses Aufsatzes). Diese Ebenentrennung ermöglicht es, Bourdieus Konzept heuristisch, ohne seine deterministischen Konnotationen, zu verwenden.

  14. Zu dem 1988-1991 von der Volkswagen-Stiftung geförderten Projekt „Sozialstrukturwandel und neue soziale Milieus“ (durchgeführt von M. Vester, P. von Oertzen, B. Clemens, H. Geiling, Th. Hermann, D. Müller und A. Lange) vgl. u. a.: Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen, 8 (1990) 3; Michael Vester, Die Modernisierung der Sozialstruktur und der Wandel von Mentalitäten, in: S. Hradil (Hrsg.) (Anm. 4), S. 223-249.

  15. Vgl. u. a. Stefan Hradil, Sozialstrukturanalyse in einer fortgeschrittenen Gesellschaft, Opladen 1987.

  16. Zuerst thematisiert in: Heiner Geißler, Die neue soziale Frage, Freiburg 1976.

  17. Es handelt sich um die doppelte Strukturierung durch die Kapital-Arbeit-Dichotomie und durch die im neueren Kapitalismus verstärkte meritokratische Differenzierung in vertikale Hierarchien.

  18. Vgl. u. a. S. Hradil (Anm. 4 und 16); R. Kreckel (Anm. 4); U. Beck (Anm. 4); W. Zapf u. a. (Anm. 4).

  19. Vgl. Max Kaase, The Challenge of the , Participation Revolution’ in Pluralist Democracy, in: International Political Science Review, 5 (1984) 3, S. 299-318.

  20. Das Heidelberger SINUS-Institut hat seine Milieutypologie zunächst aus ca. 1500 qualitativen Interviews entwikkelt und inzwischen über einen , Milieuindikator* von etwa 42 Statements in mehr als 60000 Fällen standardisiert-repräsentativ erprobt. Vgl. u. a. Ulrich Becker/Horst Nowak, Lebensweltanalyse als neue Perspektive der Meinungs-und Marketingforschung, in: ESOMAR-Kongreß 1982, Bd. 2, S. 247-267; SPD (Hrsg.), Planungsdaten für die Mehrheitsfähigkeit der SPD, Bonn 1984; Spiegel-Verlag (Hrsg.), Outfit. Einstellungen -Stilpräferenzen -Marktorientierungen -Soziale Milieus, Hamburg 1986.

  21. Das Projekt verknüpft Theorien und qualitative und quantitative Methodologien aus der Mentalitätssoziologie (u. a. bei Weber, Sombart, Durkheim, Geiger, Thompson, Bourdieu, Hall, Willis), der psychoanalytischen Sozialcharakterologie (u. a. bei Fromm, Adorno, Frenkel-Brunswick) und der Analyse von Mentalitäten, als „Komplexen von Meinungen und Vorstellungen“, mittels Cluster-und Faktorenanalysen (König, Eysenck, SINUS). Die Typologien des Projekts folgen keinen Apriori-Konstruktionen, sondern der empirisch offenen Verbindung qualitativer Zwei-Generationen-Interviews mit einer hochdifferenzierten quantitativ-repräsentativen Befragung im Jahre 1991. Zu ausführlicheren Projektergebnissen: M. Vester (Anm. 15); M. Vester/P. von Oertzen/H. Geiling/Thg. Hermann/D. Müller, Politische Verdrossenheit und soziale Frage (Bd. 1 der Reihe agistexte; i. E.); dies., Soziale Milieus im gesellschaftlichen Struktur-wandel. Zwischen Integration und Ausgrenzung, Köln 1993 (i. E.).

  22. Vgl. P. Bourdieu (Anm. 14).

  23. Vgl. die Daten in: SPD (Hrsg.), Planungsdaten für die Mehrheitsfähigkeit der SPD, Bonn 1984; ähnlich auch schon in: Theodor Geiger, Die soziale Schichtung des deutschen Volkes, Stuttgart 1932, S. 84f.

  24. Vgl. Anm. 15 und: Dagmar Müller, Zum Typus der , neuen Arbeiterinnen 1. Arbeitspapier, Hannover 1990; Michael Vester, Die Modernisierung der Sozialstruktur und der Wandel von Mentalitäten, in S. Hradil (Hrsg.) (Anm. 4), S. 223-249; SINUS-Institut, Lebensweltforschung und soziale Milieus in West-und Ostdeutschland, Heidelberg 1992; Ulrich Becker/Horst Becker/Walter Ruhland, Zwischen Angst und Aufbruch. Das Lebensgefühl der Deutschen in Ost und West nach der Wiedervereinigung, Düsseldorf 1992.

  25. Vgl. ebd., insbes. Dagmar Müller, Zur Rekonstruktion von Habitus-, Stammbäumen 1 und Habitus-, Metamorphosen 1 der neuen sozialen Milieus, in: Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen, 8 (1990) 3, S. 57-65.

  26. Der Begriff wurde entwickelt nach Maurice Merleau-Ponty, Phänomenologie der Wahrnehmung, Berlin 1965, S. 505f., und bezeichnet die Gesamtheit sozialer, ökonomischer und politischer Chancen-und Horizonterweiterungen einschließlich der Bildungsöffnungen.

  27. Die Strategien sozialer Schließung, mit denen soziale Gruppen oder Klassen ihre sozialen und ökonomischen Chancen gegenüber Außenstehenden privilegieren, wurden schon von Weber hervorgehoben und werden heute besonders zur Erklärung differenzierterer alter und neuer sozialer Ungleichheiten herangezogen. Vgl. Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Köln-Berlin 1964, S. 260f.; Frank Parkin, Strategien sozialer Schließung und Klassenbildung, in: R. Kreckel (Anm. 4), S. 121-135; Eva Cyba, Überlegungen zu einer Theotie geschlechtsspezifischer Ungleichheit, in: Petra Frerichs/Margareta Steinrücke. (Hrsg.), Soziale Ungleichheit und Geschlechterverhältnisse, Opladen 1993.

  28. Das meritokratische Prinzip, das die gleiche Chance, kulturelles Kapital und Berufspositionen durch individuelle Leistung zu erwerben, bezeichnet, wurde als modernes Prinzip zuerst 1958 von M. Young so bezeichnet und kritisch untersucht und in der neueren Ungleichheitsforschung wieder besonders thematisiert. Vgl. Michael Young, The Rise of the Meritocracy 1870-2033, Harmondsworth 1961 (zuerst 1958), deutsch: Es lebe die Ungleichheit. Auf dem Wege zur Meritokratie, Düsseldorf 1961; Reinhard Kreckel, Politische Soziologie der sozialen Ungleichheit, Frankfurt am Main 1992.

  29. Vgl. Anm. 15 und 22 sowie insbes. Thomas Hermann, Neue Berufe 1 im Raum der sozialen Positionen, in: Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen, 8 (1990) 3, S. 33-43.

  30. Vgl. P. Bourdieu (Anm. 14).

  31. Vgl. u. a. Stefan Hradil, Epochaler Umbruch oder ganz normaler Wandel? Wie weit reichen die neueren Veränderungen der Sozialstruktur in der Bundesrepublik?, in: Umbrüche in der Industriegesellschaft -Herausforderungen für die politische Bildung, Bonn 1990, S. 86; U. Beck (Anm. 2); R. Kreckel (Anm. 29).

  32. Vgl. S. Hradil (Anm. 16); H. Geißler (Anm. 17).

  33. P. Bourdieu (Anm. 14), S. 241 ff.

  34. Vgl. stellvertretend: Joachim Hirsch/Roland Roth, Das neue Gesicht des Kapitalismus. Vom Fordismus zum Post-Fordismus, Hamburg 1986.

  35. Vgl. John Kenneth Galbraith, Die Herrschaft der Bankrotteure. Der wirtschaftliche Niedergang Amerikas, Hamburg 1992.

  36. Vgl. Barrington Moore, Ungerechtigkeit. Die sozialen Ursachen von Unterordnung und Widerstand, Frankfurt am Main 1982; Edward P. Thompson, Die Entstehung der englischen Arbeiterklasse, Frankfurt am Main 1987 (engl. zuerst 1963).

  37. Vgl. Anm. 15. Die Einstellungsmuster zu sozialen Ungleichheiten, zur politischen Beteiligung und zur . großen Politik 4 wurden in gestuften Antworten zu 45 Statements erhoben. Mittels Cluster-und Faktorenanalysen wurden sieben Typen gesellschaftlich-politischer Einstellungen herausgearbeitet und mit den übrigen Dimensionen der Befragung (Sozialstruktur, SINUS-Milieu-Zuordnung, Gesellungsverhalten und Parteipräferenzen) in Verbindung gebracht.

  38. Vgl. M. Vester u. a. (Anm. 22).

  39. Vgl. Peter Alheit/Michael Vester, . Individualisierung und neue Assoziation. Neue soziale Differenzierungsprozesse als politische und theoretische Herausforderung für die Gewerkschaften, Düsseldorf 1993 (i. E.).

  40. Vgl. u. a. S. Hradil (Anm. 4); R. Kreckel (Anm. 4); W. Zapf (Anm. 4); M. Kaase (Anm. 20); Hans-Georg Betz, Wahlenthaltung und Wählerprotest im westeuropäischen Vergleich, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 19/92, S. 31-41; Russell J. Dalton, Cognitive Mobilization and Partisan Alignment in Advanced Industrial Democracies, in: Journal of Politics, 46 (1984) 2, S. 264-284.

  41. Vgl. Anm. 15 und Anm. 26.

  42. Vgl. C. W. Mills (Anm. 5); J. Habermas (Anm. 5); O. Negt/A. Kluge (Anm. 5); außerdem: Joachim Raschke, Das Unbehagen an den Parteien, in: Gewerkschaftliche Monats-hefte, 43 (1992) 9, S. 523-530.

  43. Vgl. Ulrich Becker (Anm. 25); SINUS-Institut (Anm. 25).

  44. Vgl. ebd.

  45. Vgl. hierzu auch den Beitrag von M. Hofmann/D. Rink in diesem Heft.

  46. Aufgrund der regionalen Arbeitsteilung des Deutschen Reiches war die Grundstoffindustrie auf dem späteren Gebiet der DDR deutlich unterrepräsentiert (1936: 2, 3 % des Steinkohlebergbaus, 0, 02 % der Erdölgewinnung, 6, 6 % der eisenschaffenden Industrie, 24% der chemisch-technischen Industrie und 23, 4% der Eisen-und Stahlwarenindustrie). Dominierend war eine vielfältige verarbeitende Industrie (speziell Leicht-und Textilindustrie), die durch Klein-und Mittelbetriebe, in Sachsen und Thüringen auch viele eng verflochtene lokale Produktionsverbünde aufwiesen -wie sie heute etwa von Piore/Sabel als besonders modemisierungsfähig definiert werden. Vgl. u. a. G. Schmidt-Renner, Wirtschaftsterritorium DDR, Berlin 1962; Henry Hasenpflug/Hartmut Kowalke, Gedanken zur wirtschaftlichen Gliederung der ehemaligen DDR, in: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie, 35 (1991) 2.

  47. Vgl. Lutz Niethammer, Prolegomena zu einer Geschichte der Gesellschaft der DDR, Vortragsmanuskript, Essen 1991; vgl.ders., Das Volk der DDR und die Revolution, in: C. Schüddekopf (Hrsg.), , Wir sind das Volk 1, Hamburg 1990; Detlef Pollack, Zum Stand der DDR-Forschung, in: Politische Vierteljahresschrift, 34 (1993) 1, S. 119-139.

  48. Vgl. u. a. Rainer Geißler, Die Sozialstruktur Deutschlands, Opladen 1992; ders., Die ostdeutsche Sozialstruktur unter Modernisierungsdruck, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 29-30/92, S. 15-28.

  49. Vgl. Johannes Huinink/Karl Ulrich Mayer, Lebensverläufe in der DDR-Gesellschaft, in: Hans Joas/Martin Kohli (Hrsg.), Der Zusammenbruch der DDR, Frankfurt am Main 1993, S. 163; vgl. auch den Beitrag von Dieter Geulen in diesem Heft.

  50. Gemessen an einer 45-Prozent-Marke vom durchschnittlichen Einkommen betrug die Armutsquote 1990 (noch vor der Währungsunion) 7, 7 %, bei einer 60-Prozent-Marke 10, 7 %. Es handelte sich insbesondere um Arbeitslose, Frauen, Kinderreiche und alte Menschen. Vgl. Albrecht Kretschmar, Zur sozialen Lage der DDR-Bevölkerung, Teil 1 u. 2, in: Biss publik, (1991) 5, S. 52; D. Lindig: Datenreport zum Thema „Lebenslage der Bevölkerung der DDR vor und nach dem Umbruch“, Berlin 1990, Tab. 31.

  51. Vgl. R. Kreckel (Anm. 29).

  52. „Für Gesamtdeutschland ergibt sich nach der Wiedervereinigung die Situation, daß ca. drei Viertel der deutschen Regionen, nämlich die westdeutschen, in der Spitzengruppe der europäischen Regionen zu finden sind, das restliche Viertel, die ostdeutschen Regionen, jedoch am Ende der europäischen Wohlstandsskala.“ (Die Regionen der fünf neuen Bundesländer im Vergleich zu den anderen Regionen der Bundesrepublik, in: Untersuchungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung/Essen, (1991) 3, S. 179).

  53. Vgl. Rolf G. Heinze/Helmut Voelzkow/Josef Hilbert, Strukturwandel und Strukturpolitik in Nordrhein-Westfalen, in: Schriften des Instituts Arbeit und Technik, Bd. 3, Opladen 1992, insbes. S. 141-151.

  54. Vgl. R. Kreckel (Anm. 52).

  55. Christiane Bialas/Wilfried Ettl, Wirtschaftliche Lage, soziale Differenzierung und Probleme der Interessenorganisation in den neuen Bundesländern, in: Soziale Welt, (1993) 1, S. 64.

  56. . Vgl. Regionalbarometer neue Länder, in: Materialien zur Raumentwicklung, hrsg. v. d. Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung, Bonn 1993, S. 59.

  57. C. Bialas/W. Ettl (Anm. 56), S. 58.

  58. Vgl. u. a. Michael Vester u. a., Endbericht des Forschungsprojektes „Der Wandel der Sozialstruktur und die Transformation von Arbeitnehmermilieus in den neuen Bundesländern“ (gefördert von der H. -Böckler-Stiftung und dem Land Niedersachsen), Hannover 1993 (i. E.).

  59. Vgl. Gunnar Myrdal, Ökonomische Theorie und Unterentwickelte Regionen, Frankfurt am Main. 1974.

  60. Vgl. u. a. die vergleichenden Fallstudien: Winfried Borowczak/Wolfgang Sieber, Endbericht zum Forschungsprojekt . Regionale und soziale Auswirkungen des EG-Beitritts und der Vorbereitung auf den Binnenmarkt in Spanien und Portugal 1, Bielefeld 1992; Michael Vester, Modernisierung und Unterentwicklung in Südportugal 1950-1990, Hannover 1991.

  61. Jürgen Schulze, Aus Atlanta, Bodenfelde 1992.

Weitere Inhalte

Michael Vester, Dipl. -Soz., Dr. phil., geb. 1939; Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Hannover, Sprecher des Forschungsverbundes Interdisziplinäre Sozialstrukturforschung der Universitäten Hannover und Oldenburg. Veröffentlichungen u. a.: Die Entstehung des Proletariats als Lernpozeß, Frankfurt am Main 1970ff; (Hrsg.) Die Frühsozialisten I. u. II, Reinbek 1970 u. 1971; (Hrsg.) E. P. Thompson, Das Elend der Theorie, Frankfurt am Main 1980; Modernisierung und Unterentwicklung in Südportugal, Hannover 1991; (zus. mit P. v. Oertzen/H. Geiling/Th. Hermann/D. Müller) Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel. Zwischen Integration und Ausgrenzung, Köln 1993, i. E.