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Französische Wirtschaftspolitik in den neunziger Jahren Veränderte Rahmenbedingungen und neue Handlungsansätze | APuZ 32/1993 | bpb.de

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APuZ 32/1993 Französische Wirtschaftspolitik in den neunziger Jahren Veränderte Rahmenbedingungen und neue Handlungsansätze Frankreichs Parteiensystem nach den Parlamentswahlen Dezentralisierung in Frankreich: Bilanz und Perspektiven Frankreich und die Dritte Welt Mitterrands Europapolitik oder der lange Abschied vom Gaullismus

Französische Wirtschaftspolitik in den neunziger Jahren Veränderte Rahmenbedingungen und neue Handlungsansätze

Henrik Uterwedde

/ 18 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die seit 1983 in Frankreich betriebene marktwirtschaftliche Stabilitätspolitik ist an ihre Grenzen gestoßen, da sie die französische Wettbewerbsposition nur teilweise verbessern und eine Verschärfung der Beschäftigungskrise nicht verhindern konnte. In der jüngeren wirtschaftspolitischen Debatte werden die strukturellen Rahmenbedingungen und Defizite der Wirtschaftspolitik benannt und neue Handlungsansätze aufgezeigt. Im Mittelpunkt steht eine globale Wettbewerbsstrategie, die die qualitativen Komponenten der Wettbewerbsfähigkeit betont und ihre Vereinbarung mit sozial-und beschäftigungspolitischen Zielen sucht. Letztendlich geht es um einen grundlegenden Umbau des französischen Wachstumsmodells der Nachkriegszeit und seiner staatlichen Interventionsformen.

I. Ratlose Wirtschaftspolitik

Selten ist die Wahlniederlage einer Regierungspartei so verheerend ausgefallen wie die der französischen Sozialisten im März 1993. Ebenso selten aber ist der erfolgte Machtwechsel mit derart wenig Erwartungen und Hoffnungen begleitet worden. Wer auf einen grundlegenden Neubeginn der Wirtschafts-und Sicherheitspolitik nach zehn Jahren sozialistischer Regierungszeit spekuliert hatte, blieb enttäuscht. Die bürgerliche Regierung des neogaullistischen Premierministers Edouard Balladur hat, jedenfalls vorerst, die entscheidende Grundorientierung der sozialistischen Wirtschaftspolitik seit 1983 übernommen: -eine Währungspolitik, die den Franc-Kurs im Rahmen des Europäischen Währungssystems (EWS) stabil hält (Politik des starken Franc)

und binnenwirtschaftlich von einer konsequenten Stabilitätspolitik ergänzt wird; -eine ordnungspolitische Hinwendung zu einer liberaleren Wirtschaftsverfassung und -schließlich eine Politik der Verbesserung unternehmerischer Rahmenbedingungen.

Dieser Kurs hat mit der jahrzehntelangen Inflationsmentalität Frankreichs gebrochen und die Preisstabilität wiederhergestellt, die Position der französischen Währung im EWS gefestigt, die finanzielle Situation der Unternehmen nachhaltig gebessert und schließlich auch zu einer Modernisierung der Produktionsstrukturen beigetragen Die französische Exportwirtschaft hat seit 1986 partiell Marktanteile zurückgewinnen können, die sie seit dem zweiten Ölschock 1979 verloren hatte. 1992 war die Handelsbilanz erstmals seit Jahren wieder positiv. Gleichzeitig hat eine Reorientierung der französischen Exporte auf die hochentwickelten europäischen Märkte stattgefunden, hinter der sich ein Abbau der traditionellen, oft durch staatliche Großaufträge gekennzeichneten Dritte-Welt-Geschäfte verbirgt

Allerdings ist die wiedergewonnene Wettbewerbs-stärke unvollständig und zumindest teilweise Ergebnis konjunktureller Sonderfaktoren (Nachfragesog infolge der deutschen Einheit; gute internationale Konjunktur bis 1990), deren Wegfall seit Mitte 1992 wieder zu schlechteren Ergebnissen geführt hat Der Investitionsschub der Unternehmen seit 1986 hat den in den Jahren davor kumulierten Modernisierungsstau in der Wirtschaft nur teilweise ausgleichen können. Mehr noch: die sektoralen Schwachpunkte und Lücken der Produktionsstruktur sind geblieben und stellen eine Achillesferse für die französische Wirtschaftsentwicklung dar: „Da Frankreich es nicht vermocht hat, die Gesamtheit seines industriellen Produktionsnetzes zu modernisieren, und außerdem über keine der Trumpfkarten seiner verschiedenen Partner verfügt, befindet es sich in einer mehr und mehr eingeschränkten Lage in Europa.“ 1. Soziale Kosten des „starken Franc“

Eine weitere Problematik der seit 1983 verfolgten Politik liegt in ihren sozialen Auswirkungen. Der Kurs des „starken Franc“ wurde mit der Einschränkung binnenwirtschaftlicher Handlungsspielräume, mit Wachstums-und Beschäftigungsverlusten und in den letzten Jahren mit einem wachsenden, von der deutschen Hochzinspolitik ausgehenden Zins-druck nach oben erkauft. Darüber hinaus konnte selbst in der außerordentlich günstigen Konjunktur 1987-90 die Arbeitslosigkeit kaum zurückgedrängt werden; seit der weltweiten Rezession 1991 ist sie unaufhaltsam weiter gestiegen und hat mittlerweile die Drei-Millionen-Grenze überschritten. Diese Entwicklung wird begleitet von einer wachsenden Segmentierung des Arbeitsmarktes, der Ausbreitung von atypischen, prekären Beschäftigungsverhältnissen, neuer Armut und sozialer Ausgrenzung. Die staatliche Sozialpolitik hat unter steigender Kosten-und Abgabenlast die schlimmsten Auswüchse dieser Entwicklung begrenzt, ohne ihr wirksam begegnen zu können

So ließ sich zu Beginn der neunziger Jahre die entscheidende Schwäche der marktwirtschaftlichen Stabilisierungspolitik nicht mehr verdecken. Die unbestreitbare ökonomische Modernisierung und Stabilisierung ging zunehmend auf Kosten des sozialen Zusammenhalts der französischen Gesellschaft und mußte schon deshalb auf wachsenden Widerstand stoßen.

Die Bruchlinien wurden erstmals schlagartig in der Debatte um den Vertrag von Maastricht im frühen Herbst 1992 sichtbar, als die Gegner des Vertrages unter anderem die erheblichen sozialen Kosten einer europafreundlichen, stabilitätsorientierten Politik des „starken Franc“ thematisierten und damit erheblichen Zuspruch fanden. Die Ablehnung des Vertrages durch knapp 50 Prozent der Franzosen (überwiegend in sozialen Gruppen und in Regionen, die als Verlierer der EG-Marktintegration und der Wirtschaftspolitik seit 1983 gelten) muß insofern auch als massive Infragestellung einer als einseitig wirtschafts-und europaorientiert empfundenen, die nationale Solidarität vernachlässigenden Regierungspolitik gesehen werden. 2. Rufnach einer „anderen“ Politik Die Kritik setzte sich im Parlamentswahlkampf 1993 fort, als das offensichtliche soziale Scheitern der sozialistischen Wirtschaftspolitik zum Thema gemacht wurde. Auf der Linken (Kommunisten, oppositionelle Sozialisten, Teile der Grünen), aber vor allem auf der Rechten (insbesondere die Maastricht-Gegner in den Reihen des neogaullistischen RPR [Rassemblement du peuple franais] um Phi-lippe Sguin und Charles Pasqua) wurde der Ruf nach einer alternativen Politik lauter, die sich stärker an nationalen Wachstums-und Beschäfti-gungszielen orientieren sollte -notfalls auf Kosten europäischer Einbindungen und währungspolitischer Zwänge des EWS.

Der überwältigende Wahlsieg der Rechtsparteien, die nunmehr über vier Fünftel der Sitze in der Nationalversammlung verfügen, hat das Regieren nicht einfacher gemacht. Denn innerhalb der französischen Rechten muß von der Koexistenz zweier unterschiedlicher, sich im Grunde ausschließender wirtschaftspolitischer Konzepte gesprochen werden Zwar hat Premierminister Balladur an der Fortsetzung'des europaorientierten, liberalen Stabilitätskurses keinen Zweifel gelassen. Aber die neue Regierung ist mit einer sich weiter vertiefenden Rezession konfrontiert, die die soziale Lage weiter verschlechtert. Dies hat schon nach wenigen Wochen für wachsende Ungeduld innerhalb des Regierungslagers, bei Gewerkschaften, aber auch im Unternehmens-Dachverband Conseil National du Patronat Franqais (CNPF) gesorgt; der Ruf nach einer „anderen“, wachstumsorientierten, stärker nationalen Zielen als europäischen und internationalen Einbindungen verpflichteten Politik ist unüberhörbar geworden

Dazu zählt beispielsweise das Verlangen nach verstärkter Außenprotektion ebenso wie die Forderung, nach dem britischen Vorbild vom Herbst 1992 eine kräftige Franc-Abwertung vorzunehmen (oder gar das EWS zu verlassen), um damit die Wettbewerbsfähigkeit der Exportindustrie zu verbessern und neue Margen für Zinssenkungen und Konjunkturbelebung zu eröffnen („britische Versuchung“ Auch wenn die vorgeschlagenen Rezepturen einer nationalen Wachstumsstrategie bestenfalls vordergründige, kurzfristige Erfolge, schlimmstenfalls eine Verschlechterung der Lage erwarten lassen, wird der innenpolitische Druck auf die Regierung Balladur zunehmen -um so mehr, als die gegenwärtige weltweite Rezession die wirtschaftlichen und sozialen Probleme noch verschärfen dürfte.

Das gemeinsame Dilemma der Regierung Balladur, ihrer sozialistischen Vorgänger und der Ver-fechter einer „anderen“ Politik ist, daß der seit 1983 verfolgte Kurs unzweifelhaft zur Vertiefung der sozialen Krise beigetragen hat und sich von dorther wachsenden Widerständen betroffener Bevölkerungsgruppen ausgesetzt sieht, andererseits aber keine realistische Alternative erkennbar wird.

II. Strukturelle Defizite und neue Handlungsansätze

Vor diesem Hintergrund allgemeiner Ratlosigkeit gewinnt die jüngere Debatte in Politik, Wissenschaft und Medien, die sich verstärkt auf strukturelle Reform-und Lösungsansätze konzentriert, an Interesse. Zwanzig Jahre nach dem ersten Ölschock, zehn Jahre nach der spektakulären wirtschaftspolitischen Wende der Sozialisten beginnt sich die (im Grund nicht neue) Erkenntnis durchzusetzen, daß die bisherigen Kontroversen um Stabilisierungs-oder Wachstumspolitik, um nationale Wirtschaftspolitik oder europäische Einbindung, um staatlichen Interventionismus oder Liberalisierung zu kurz greifen und nicht den Kern des Problems erfassen. Ihren besten Ausdruck findet die neue Debatte in den jüngst veröffentlichten Arbeiten und Berichten des XI.französischen Planes

Ausgangspunkt sind die radikal veränderten Handlungsbedingungen nationaler Wirtschaftsund Sozialpolitik. Mit der fortschreitenden Globalisierung (im Sinne einer gleichzeitigen Vertiefung und Ausweitung transnationaler Wirtschaftsbeziehungen) und Regionalisierung (d. h.der Entstehung großer regionaler Wirtschafts-und Handels-blöcke) stellt sich das für Frankreich klassische Problem seiner internationalen Wettbewerbsfähigkeit noch dringender und gleichzeitig in neuer Form. Die Erschöpfung des fordistischen Wachstumsmodells der Nachkriegszeit stellt gerade den französischen Entwicklungsweg seit 1945 grundlegend in Frage. Dieser bestand zum einen in einem außerordentlich raschen, nachholenden Modemisierungsprozeß von Wirtschaft und Gesellschaft, der seine entscheidenden Impulse zentralstaatlicher Lenkung und Steuerung verdankte; diese etatistische Variante des Fordismus kam vor allem in einem umfangreichen nationalisierten Sektor, einer engen Verschränkung von Staats-und Wirtschaftseliten und einer ausgedehnten staatlichen Industriepolitik zum Ausdruck. Zum anderen hat die französische Industrie eine extrem tayloristische Produktionsweise entwickelt, die mehr als anderswo auf billigen, un-und angelernten Arbeitern basierte und die durch stark hierarchische Organisationsformen und ein hohes Maß an Ungleichheiten gekennzeichnet war. Frankreich war gewissermaßen ein „Musterschüler" des Fordismus und tut sich heute entsprechend schwer bei der Umstellung auf neue, tragfähige Produktions-und Wirtschaftskonzepte 1. Globale Wettbewerbsfähigkeit Die zentrale Problemstellung der Planarbeiten lautet: Wie kann Frankreich unter den veränderten Bedingungen der Weltmarktkonkurrenz die Zielsetzungen der ökonomischen Wettbewerbsfähigkeit und des gesellschaftlichen Zusammenhalts bewahren?

Folglich zielen die Überlegungen auf die Überwindung des in den achtziger Jahren vorherrschenden Konzepts der Wettbewerbsfähigkeit, das einseitig auf die Kostenseite und damit auf die preisliche Konkurrenzfähigkeit fixiert war, zugunsten eines umfassenderen Ansatzes, der ihre qualitativen Voraussetzungen stärker berücksichtigt und damit auch sozialverträglicher ist (globale Wettbewerbsfähigkeit). Im Mittelpunkt steht jetzt die Innovations-und Anpassungsfähigkeit der Unternehmen, die Qualität ihrer Produkte und die Ausdifferenzierung ihrer Angebotspalette

Die Frage der Kosten-und Preiskonkurrenz wird in diesem Konzept nicht vernachlässigt, aber relativiert: Nach der erfolgreichen Stabilisierung der Preise und Lohnkosten in den achtziger Jahren erscheinen die Möglichkeiten begrenzt, noch weitere Kostenvorteile herauszuholen (mit der wichtigen Ausnahme der indirekten Lohnkosten). Zudem ist seit längerem bekannt, daß die französischen Außenhandelsprobleme überwiegend struktureller Natur sind. Sie lassen sich zurückführen auf eine ungünstige und sektorale Spezialisierung der französischen Exportwirtschaft und deren unzureichende Erneuerungs-und Anpassungsfähigkeit, vor allem im Bereich Struktur-und entwicklungsbestimmender Investitionsgüterindustrien (Maschinen-und Werkzeugmaschinenbau). Darin spiegeln sich alte, mit dem französischen Modernisierungsweg seit 1945 eng verbundene Schwächen der Industriestruktur wider, die sich seit 1973 noch vertieft und die französische Wirtschaft störungsanfälliger und abhängiger gemacht haben

Die Politik der achtziger Jahre hat zwar die Kosten-und Rahmenbedingungen der Unternehmen deutlich verbessert und ihnen neue Spielräume eröffnet, die sie für Modemisierungsinvestitionen und für eine aktive Internationalisierung genutzt haben; in kurzer Zeit hat sich ein Bruch mit der früheren frankozentrierten UnternehmensPhilosophie vollzogen

Aber die Erneuerung hat nicht alle Unternehmen erfaßt. Das französische Unternehmensnetz erscheint nach wie vor als heterogen und brüchig -Folge eines Wachstums-und Interventionsmusters, das sich jahrzehntelang auf wenige Großunternehmen konzentriert hat und der Diffusion der Modernisierung in die breite Unternehmenslandschäft zu wenig Beachtung schenkte. Erst in neuerer Zeit hat in Frankreich eine Mittelstandspolitik eingesetzt, die diesen Namen auch verdient. Die Verbesserung der unternehmerischen Rahmenbedingungen und der ideologische Klimawechsel zugunsten der Unternehmen in den achtziger Jahren haben zwar zu einer steigenden Zahl von Unternehmensneugründungen geführt; aber auch die Konkursrate ist seit 1986 stark gestiegen und eine der höchsten in Europa

Diese anhaltende „Unfähigkeit der Wirtschaft, ihr industrielles Untemehmensnetz grundlegend zu regenerieren“ paart sich mit einer spezifischen Schwäche der französischen Unternehmenslandschäft im Bereich mittelständischer Unternehmen zwischen 100 und 2000 Beschäftigten. Diese Probleme werden überwiegend auf Finanzierungsschwierigkeiten der Klein-und Mittelunternehmen zurückgeführt: ungünstige Kreditbedingungen bei den Banken, Probleme und Zurückhaltung der Firmen bei notwendigen Eigenkapitalerhöhungen, fehlende partnerschaftliche, auf Dauer angelegte Beziehungen zwischen Bankensystem und Industrieunternehmen

Vor allem aber scheint sich die in der französischen Produktionsstruktur immer ausgeprägte Spaltung zwischen modernen und traditionellen Sektoren und Unternehmen fortzusetzen. Es existieren offensichtlich gegensätzliche Wettbewerbsstrategien zwischen denjenigen Sektoren bzw. Firmen, die eine offensive, auf Qualifizierung der Beschäftigten, sozialen Dialog und Innovation setzende Politik verfolgen, sowie denjenigen, die einseitig, die Senkung der Lohnkosten und die Steigerung der Arbeitsproduktivität bevorzugen und mit dieser Strategie ihre Situation langfristig doch nicht verbessern können

Diese Dualisierung des Unternehmens-bzw. Produktionsnetzes beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Wirtschaft. Sie steht in Zusammenhang mit den bislang in Frankreich nur schwach ausgeprägten Partnerschafts-und Kooperationsstrukturen zwischen den Unternehmen: zwischen Produzenten und Zulieferern, Industriellen und Handel, Industriefirmen und dem Banken-system. Gerade der Ausbau derartiger Partnerschaften, Kooperationen und Vernetzungen zwischen den Unternehmen (sowie zwischen diesen und Ausbildungs-und Forschungseinrichtungen) stellt aber ein entscheidendes Element der globalen Wettbewerbsstrategie dar 2. Strukturprobleme der Beschäftigungspolitik Alle verfügbaren Szenarien der mittelfristigen Wirtschaftsentwicklung in Frankreich ergeben, daß die gegenwärtige Beschäftigungskrise mit ihren verheerenden sozialen Folgeerscheinungen mit einer Wachstumsbelebung allein nicht überwunden werden kann Die Diskussionen des IX. Plans haben auch hier die spezifischen Strukturprobleme der Arbeitslosigkeit hervorgehoben: a) Neue Produktionskonzepte Ein erstes Ursachenbündel trifft sich mit den erwähnten Gründen für die Wettbewerbsschwäche der französischen Wirtschaft. Die Beharrungskraft der tayloristischen Tradition der Industrie und das Vorherrschen kurzfristiger, an den Arbeitskosten ansetzender Produktivitätskonzepte wirken sich in doppelter Weise auf den Arbeitsmarkt aus: in einer starken Zunahme der Rationalisierungs-Arbeitslosigkeit sowie in einer besonders starken Entwicklung instabiler, atypischer, treffend als „prekär“ gekennzeichneter Beschäftigungsverhältnisse

Dagegen wird den Unternehmen „eine offensivere Wettbewerbsstrategie, die auf der Qualität der Produkte und Dienstleistungen und damit auf der Qualifikation der Arbeitskräfte beruht“ empfohlen. Dahinter steht nicht weniger als ein Plädoyer für neue Produktionskonzepte, die von den Unternehmensführungen tiefgreifende Veränderungen ihrer Arbeitsorganisation, ihrer Personalpolitik, ihrer innerbetrieblichen Management-und Organisationsstruktur und nicht zuletzt ihrer Sozialbeziehungen erfordern. Angesichts der tradierten hierarchischen Formen französischer Unternehmenskultur und Führungsstile kommt dies einer kleinen Kulturrevolution gleich und könnte als illusorisch verworfen werden, gäbe es nicht eine Reihe von Unternehmen, die derartige Konzepte begonnen haben zu praktizieren und zu propagieren b) Arbeitszeitverkürzung Was die staatliche Beschäftigungspolitik angeht, so ist eine neue Debatte um Arbeitszeitverkürzung als Mittel der Arbeitsplatzsicherung und -schaffung in Gang gesetzt worden. Nach den relativ enttäuschenden Resultaten der 1982 per Regierungsverordnung eingeführten Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 39 Stunden war diese Diskussion in Frankreich festgefahren und spielte auch in den Tarifverhandlungen der achtziger Jahre keine Rolle mehr Die jetzigen Vorschläge laufen auf eine mittelfristig programmierte, regelmäßige Arbeitszeitverkürzung hinaus, die mit einer Reorganisierung der Arbeitsprozesse, der Entkoppelung von individuellen und betrieblichen Arbeitszeiten, also mit flexibleren Arbeitszeit-modellen einhergeht c) Berufliche Aus-und Fortbildung Ein weiterer, schon seit Jahren diskutierter Reformkomplex betrifft das System der beruflichen Erstausbildung und Fortbildung, dessen mangelnde Verknüpfung mit den Erfordernissen der Wirtschaft als Hauptursache der hohen Jugendarbeitslosigkeit anzusehen ist. Um die praktisch von allen Seiten geforderte Entwicklung in Richtung auf duale Ausbildungsformen zu forcieren, bedarf es einer grundlegenden Reform des staatlichen Bildungssystems (das bisher das Quasi-Monopol der beruflichen Erstausbildung innehat), eines deutlich verstärkten Ausbildungs-Engagements der Unternehmen und ihrer Verbände und ihrer Hin-wendung zu den oben erwähnten qualitativen Wettbewerbsstrategien, aber auch neuer Partnerschaften zwischen Bildungssystem und Wirtschaft d) Kostenentlastung der Unternehmen Eher klassisch zu nennen sind die Überlegungen, die auf eine Kostenentlastung der Unternehmen hinauslaufen, wobei die in Frankreich hohen indirekten Arbeitskosten im Mittelpunkt der Reformpläne stehen Nachdem bereits im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen den Unternehmen in bestimmten Fällen Teile der Sozialabgaben erlassen werden, sollen weitere Schritte folgen, um die hohen Arbeitgeber-Anteile an den Sozialversicherungsabgaben zu reduzieren. Besonders im Bereich der Niedriglöhne wird Handlungsbedarf gesehen, um die Beschäftigungschancen für gering qualifizierte Personen zu erhöhen.

III. Wandel des Staates

Die achtziger Jahre waren -seit der wirtschaftspolitischen Wende der Sozialisten 1983 -eine Zeit der Deregulierung, der Privatisierung und der Liberalisierung. Diese Entwicklung entsprach zum einen einer in allen wesentlichen Industriestaaten zu beobachtenden Welle des Neoliberalismus und erhielt im übrigen von den Beschlüssen zum EG-Binnenmarkt 1986 entscheidende Impulse. Zum anderen war sie ein Reflex auf die Krise des französischen colbertistischen, zentralstaatlichen Interventionismus, der den französischen Modernisierungsweg nach 1945 bestimmt hatte Das rasche Scheitern des 1981/82 von der sozialistisch-kommunistischen Regierung unternommenen Versuchs, durch einen weiteren Ausbau der zentral-staatlichen Lenkungsinstrumente die wirtschaftlichen Probleme des Landes zu überwinden, tat ein übriges und machte den Weg frei für eine grundlegende Infragestellung staatlicher Interventionen in der Wirtschaft. Auf einer anderen Ebene trug die 1982 eingeleitete Dezentralisierung dazu bei, das staatliche Souveränitätsmonopol von innen her aufzuweichen

Inzwischen ist die liberale Euphorie längst verflogen. Man muß nur die Programme und Regierungserklärungen der Rechtsparteien 1986 (zu Beginn ihrer kurzen Regierungszeit bis 1988) und 1993 vergleichen, um zu erkennen, wie sehr die ideologische Freiheits-Rhetorik einer nüchternen Sichtweise gewichen ist. Dem widerspricht nicht, daß die Regierung ihr 1986-1988 begonnenes umfassendes Privatisierungsprogramm in den kommenden Jahren fortsetzen wird oder daß die Notenbank (Banque de France) einen von Regierungsweisungen unabhängigen autonomen Status bekommt

Für diese Renaissance des Staates gibt es eine Reihe von Gründen, die über das -gewiß nicht zu unterschätzende -Beharrungsvermögen etatistischer bzw. staatsfixierter Verhaltensweisen in Verwaltung und Gesellschaft hinausgehen. Zum einen zwingt die schwierige Wirtschaftslage ebenso wie die soziale Krise zum Handeln. Die Europäisierung und Liberalisierung der Wirtschaft und ihrer Politik ist durchaus zu Recht von zahlreichen Betroffenen als Bedrohung empfunden worden, weil damit der Staat wesentliche wirtschaftspolitische Steuerungsmöglichkeiten verloren hat (etwa in der Konjunktur-, Währungs-und Haushaltspolitik, bei industrie-oder regionalpolitisch motivierten Subventionen). Gleichzeitig wächst der Druck auf den Staat, die Folgen der Internationalisierung und der EG-Marktintegration abzufedern und die soziale Kohärenz zu bewahren bzw. wiederherzustellen, die im Zuge der Integration verlorenzugehen droht

Zum anderen hängt der Perspektivenwechsel auch mit der Tatsache zusammen, daß nach einer ersten Phase breiten Konsenses, was den Abbau übermäßiger staatlicher Dirigismen angeht, die Fragen Oberhand gewinnen, was denn genau an die Stelle der abgebauten staatlichen Regulierungen und Interventionen treten soll. Nicht von ungefähr haben Bücher wie das von Michel Albert Konjunktur, die auf unterschiedliche kulturelle Kapitalismus-, Markt-und Regulierungsmodelle verweisen. Alberts Unterscheidung zwischen dem angelsächsischen und dem rheinischen Typus der Marktwirtschaft hat inzwischen Schule gemacht; sie kennzeichnet die notwendigen Grundentscheidungen über das neue Leitbild des Staates, aber auch über das angestrebte Wirtschafts-und Gesellschaftsmodell.

Sowohl die neue Rollenbestimmung für den Staat als auch sein Verhältnis zur Marktregulierung, zu den Kräften der Zivilgesellschaft und zu den lokalen Gebietskörperschaften bedürfen der Klärung. Sicher ist nur, daß die herkömmlichen etatistischen Interventionsmuster abgelöst werden sollen zugunsten indirekterer Regulierungsformen. Dies bedeutet im Innenbezug stärker partnerschaftliche Vertragsbeziehungen mit den übrigen wirtschaftlichen und sozialen Akteuren, während etwa im Verhältnis zur EG der Staat seine Rolle als „Garant der sozialen Kohäsion“ einüben muß: durch Einflußstrategien als politischer Akteur auf der Ebene des EG-Entscheidungssystems, durch erfolgreiche Standortpolitik im nationalen Rahmen 33. Da der Staat (über die Qualität und Effizienz seiner Verwaltung, der von ihm verantworteten Infrastruktur im Bildungs-, Forschungs-, Verkehrs-und Kommunikationsbereich) längst ein Faktor der ökonomischen Wettbewerbsfähigkeit geworden ist, verwundert es nicht, wenn seine Reform zum Bestandteil der oben erwähnten globalen Wettbewerbskonzepte wird. Mit der vom damaligen Premierminister Michel Rocard 1989 angestoßenen Staats-und Verwaltungsreform ist im übrigen ein umfassender Reformprozeß in Gang gekommen, der einen grundlegenden Wechsel der Funktionslogik, der staatlichen Verwaltung ansfrebt. Zu den generell propagierten Reformzielen gehören die Steigerung der Effizienz des Staates, die verbesserte Qualität öffentlicher Dienstleistungen, eine verbesserte Planung der „humanen Ressourcen“ der Verwaltung, eine stärkere Verantwortung und intensivere Fortbildungsmaßnahmen für das Personal, die weitere „Dekonzentration“, d. h. territoriale Auslagerung zentralstaatlicher Verwaltungen

Eine andere Frage ist, ob der allenthalben proklamierte Umbau der staatlichen Aufgaben und Interventionen auf jene Kooperationsformen und Selbstregulierungskräfte in Wirtschaft und Zivilgesellschaft bauen (oder sie stärken) kann, derer er dringend bedürfte. Die bereits an die Substanz gehende Krise der französischen Gewerkschaftsbewegung, die großen Lücken in den Tarifvertrags-beziehungen oder die erwähnten Schwächen der Kooperationsstrukturen im Unternehmenssektor sind Beispiele für die fundamentalen Schwierigkeiten in diesem Bereich.

Damit wird eine generelle Problematik der hier vorgestellten neuen Konzepte und Handlungsansätze angesprochen, die auch Zweifel an ihrer Durchsetzungsfähigkeit aufkommen lassen. Sie sind außerordentlich eng miteinander verflochten. Sie rühren an tradierte Interessen und Funktionsweisen in Staat, Verwaltung, Unternehmen und sozialen Gruppen, kurz: am Fundament eines Entwicklungsmodells, das den französischen Weg seit 1945 gekennzeichnet hat. Sie erfordern eine langfristig angelegte Reformpolitik, ohne unmittelbar Ergebnisse vorweisen zu können.

Gleichwohl hat diese Debatte das Verdienst, die richtigen Fragen zu stellen und auf die zentralen strukturellen Engpässe hinzuweisen, denen die französische Wirtschaftspolitik der neunziger Jahre gegenübersteht. Für die schwierige, widersprüchliche Suche nach neuen, sozialverträglichen Grundlagen der wirtschaftlichen Entwicklung ist dies nur ein erster, allerdings unverzichtbarer Schritt.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Zur Politik seit 1983 und ihrer Bilanz vgl. Henrik Uterwedde, Wirtschafts-und Sozialpolitik unter Mitterrand 1981-1991. Reformimpulse und Strukturanpassungen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 47-48/91, S. 16-25; Alain Gldan (Hrsg.), Le bilan conomique des annes Mitterrand 1981-1993, Paris 1993.

  2. Der Anteil der EG stieg von 52, 8 Prozent (1982) auf 62, 7 Prozent (1992) der französischen Exporte. Noch 1974 gingen 29, 8 Prozent der französischen Exporte auf das Konto derartiger staatlich vermittelter „grands contrats“, 1991 nur noch 10, 4 Prozent. In dieser Entwicklung spiegelt sich auch die wachsende Schuldenkrise und abnehmende Kaufkraft der Entwicklungsländer wider. Zahlen nach Les Behanges France-CEE, in: Problömes conomiques, Nr. 2323, 28. 4. 1993, S. 1-4. Zur Entwicklung der französischen Wettbewerbsposition vgl. Dominique Taddi/Benjamin Coriat, Made in France, Paris 1993, S. 35ff.; Dossier „Les entreprises franaises face aux marchs extrieurs", in: Economie et Statistique, (1991) 244, S. 3 ff.

  3. So ist der 1992 erstmals positive Handelsbilanzsaldo gegenüber den übrigen EG-Staaten seit der 2. Jahreshälfte 1992 wieder negativ.

  4. Jacques Mazier/Maurice Basle/Jean-Franfois Vidal, Quand les crises durent, Paris 19932, S. 452.

  5. Zur Situation des Arbeitsmarktes vgl. March de l’emploi, in: INSEE (Hrsg.), La Socit franaise, Donnies sociales 1993, S. 127-184; zur Arbeitsmarktpolitik vgl. Annie Gauvin, Les contraintes de la politique de l'emploi de 1986 ä 1992, ebenda, S. 162-169; zum Problem sozialer Ausgrenzung und ihrer Bekämpfung vgl. Vincent Poubelle, Le RMI: un million d’allocataires en trois ans, ebenda, S. 548-556; Valerie Devillechabrolle, Les „cancres" du RMI, in: Le Monde vom 11. Mai 1993, S. 11.

  6. Vgl. dazu Henrik Uterwedde, Eine neue Wirtschaftspolitik für Frankreich nach den Wahlen? Programme und Widersprüche der Rechtsparteien, in: Dokumente, Nr. 1, Februar 1993, S. 10ff.

  7. Einen entsprechenden Kurswechsel haben u. a. verlangt: der Generalsekretär des Parti Rpublicain, Philippe Vasseur, der RPR-Fraktionsvorsitzende Bernard Pons sowie in besonders spektakulärer Weise Parlamentspräsident Philippe Sguin. Im Unternehmensverband werden die Forderungen nach verstärkter Außenprotektion und Wachstumsankurbelung ebenfalls zahlreicher. Vgl. Le Monde vom 3. Mai 1993, S. 19, vom 2. Juni 1993, S. 2, und vom 18. Juni 1993, S. 1/9.

  8. Nach der Formulierung von Jean-Marie Colombani, La tentation britannique, in: Le Monde vom 3. Juni 1993, S. 1/19.

  9. Vgl. die Synthese der wichtigsten Plan-Dokumente in: Le Monde vom 20. April 1993, S. 15, 28f. (Le Plan retrouv), sowie die weiter unten zitierten Berichte.

  10. Vgl. dazu z. B. Charles-Albert Michalet, Oü en est la notion d’conomie mondiale?, in: Marc Humbert (Hrsg.), Investissement international et dynamique de l’conomie mondiale, Paris 1990, S. 13-34.

  11. Zum Konzept des Fordismus und seiner französischen Variante vgl. z. B. Alain Lipietz, Goveming the Economy in the Face of International Challenge: From National Developmentism to National Crisis, in: James F. Hollyfield/George Ross (Hrsg.), Searching for The New France, New York-London 1991, S. 17ff.; zu den möglichen neuen Wachstumsmodellen zusammenfassend Robert Boyer, Les alternatives au fordisme. Des annes 1980 au XXIe sicle, in: Georges Benko/Alain Lipietz (Hrsg.), Les r^gions qui gagnent, Paris 1992, S. 189ff., sowie neuerdings Robert Boyer/Jean-Pierre Durand, L’aprs-fordisme, Paris 1993.

  12. In diesem Zusammenhang sind vor allem zwei Veröffentlichungen zu nennen: die aus einem gemeinsamen Auftrag des Plankommissariats und des Industrieministeriums hervorgegangene Studie von Dominique Taddi/Benjamin Coriat, Made in France (Anm. 2), die bewußt an das amerikanische Vorbild von M. L. Dertouzos/R. K. Lester/R. M. Solow, Made in America, Cambridge/Mass. 1991, angelehnt ist; ferner der im Rahmen des XL Plans entstandene Bericht des Commissariat gnral du plan, France: le choix de la performance globale, Paris 1993 (nach seinem Berichterstatter, dem Chef des Pöchiney-Konzems Jean Gandois, auch „Gandois-Bericht“ genannt).

  13. Vgl. das umfangreiche Dossier France-Allemagne: Les performances comparees des deux Economies, Economie et Statistique, (1991) 246/247, insbesondere den Abschnitt Le Systeme productif, S. 77-127.

  14. Vgl. die Nachweise und Erläuterungen in D. Taddi/B. Coriat (Anm. 2), S. 122ff.; ferner Fabrice Hatem/Jean-Paul Vaillant/Jean-Baptiste Wautier, Mondialisation de l’industrie franaise, in: Chroniques de la SEDEIS, Nr. 10 vom 15. Oktober 1990, S. 346-359; Fabrice Hatem/Christian Stoffaes, La France dans les rseaux d’alliance industriels mondiaux, in: Chroniques de la SEDEIS, Nr. 12 vom 15. Dezember 1991, S. 453-467.

  15. Vgl. Philippe Chaimin, Dmographie d’entreprise et conjoncture conomique, in: Problömes economiques, Nr; 2317 vom 17. März 1993, S. 13-14; Gandois-Bericht (Anm. 12), S. 25ff.

  16. Gandois-Bericht (Anm. 12), S. 27.

  17. Vgl. Luc Matray, Situation financiere des entreprises: les effets d’une amlioration des fonds propres, in: Problemes economiques, Nr. 2298, 4. November 1992, S. 10-18.

  18. Ebd., S. 55f.

  19. Vgl. dazu D. Taddi/B. Coriat (Anm. 2), S. 235 ff. Zum Beispiel der Zulieferbeziehungen vgl. Leo Kißler, „Toyotismus“ als Modernisierungsziel? Zur Entwicklung der zwischenbetrieblichen Arbeitsteilung in der französischen Automobilindustrie, in: polis, Sonderheft (1992), Fernuniversität Hagen.

  20. Vgl. Commissariat gnral du Plan, L’conomie franaise en perspective, Paris 1993.

  21. Vgl. übereinstimmend dazu Choisir l’emploi, Prparation du Xie Plan (Rapport Brunhes), Paris 1992, S. 32-37; Gandois-Bericht (Anm. 12), S. 33ff.; Alain Lebaube, Social, par ici la sortie!, Paris 1993, S. 47f.

  22. Choisir l’emploi (Anm. 21), S. 16. Ähnlich Alain d’Iribame, La competitivitö. Dfi social, enjeu 6ducatif, Paris 1989.

  23. Vgl. die Beispiele in: A. Lebaube (Anm. 21), S. 201 ff. Eines der ersten Manifeste einer solchen offensiven, die Beschäftigten aktiv einbeziehenden Modernisierung ist der Bericht des Präsidenten des Nahrungsmittelkonzems BSN, Antoine Riboud, Modernisation, mode d’emploi, Paris 1987.

  24. Vgl. Choisir l’emploi (Anm. 21), S. 96ff.

  25. Ebd., S. T 02ff. Zu dieser Diskussion vgl. auch Dominique Sicot, Le partage du travail, contraint et forc, in: Alternatives conomiques, (1993) 107, S. 20-24.

  26. Vgl. A. Lebaube (Anm. 21), S. 77ff.

  27. So betrugen 1989 die Arbeitgeber-Sozialbeiträge in Frankreich durchschnittlich 59 Prozent des Nettolohns, in Deutschland 27 Prozent und in Großbritannien 14 Prozent; vgl. Choisir l’emploi (Anm. 21), S. 77.

  28. Vgl. z. B. Jean-Baptiste de Foucauld, La fin du socialcolbertisme, Paris 1989, sowie Elie Cohen, Le colbertisme „high-tech", Paris 1992.

  29. Vgl. Piene Kukawka, Dezentralisierung in Frankreich, in diesem Heft.

  30. Ab Herbst 1993 ist die Reprivatisierung von insgesamt 21 Unternehmensgruppen geplant, darunter die Banken BNP und Crödit Lyonnais, die Versicherungsgruppen UAP, GAN und AGF, die Fluggesellschaft Air France sowie Industriekonzerne wie Elf-Aquitaine, Rhne-Poulenc, P^chiney und Renault; vgl. Le Monde vom 27. Mai 1993, S. 1/17. Zum autonomen Statut der Banque de France als Folge des Vertrags von Maastricht vgl. Le Monde vom 22. April 1993, S. 13, und vom 12. Mai 1993, S. 11.

  31. Vgl. Gilbert Ziebura, Nationalstaat, Nationalismus, supranationale Integration: Der Fall Frankreich, in: Leviathan, 20(1992) 4, S. 484.

  32. Michel Albert, Capitalisme contre capitalisme, Paris 1991 (dt.: Kapitalismus contra Kapitalismus, Frankfurt a. M. -New York 1992). .

  33. Vgl.den entsprechenden Runderlaß von Michel Rocard: Circulaire du 23 fvrier 1989 relative au renouveau du Service public, in: Journal officiel vom 24. Februar 1989; aus der Fülle der Sekundärliteratur: Luc Rouban, La modernisation de l’Etat et la fin de la spcificit franaise, in: Revue franaise de science politique, (1990) 4, S. 521-544; Jean-Luc Bodiguel/Luc Rouban, Le fonctionnaire dtrn? L’Etat au risque de la modernisation, Paris 1991.

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Henrik Uterwedde, Dr. phil., Dipl. -Pol., geb. 1948; seit 1974 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutsch-Französischen Institut, Ludwigsburg. Veröffentlichungen u. a.: Die Wirtschaftspolitik der Linken in Frankreich. Programm und Praxis 1974-1986, Frankfurt/M. -New York 1988; Die Europäische Gemeinschaft, Opladen 1990; (zus. mit Wolfgang Neumann) Soziale und stadtstrukturelle Wirkungen der Wohnungs-und Städtebaupolitik in Frankreich, Stuttgart 1993.