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Die Stadt, das Individuum und das Verschwinden der Familie | APuZ 29-30/1994 | bpb.de

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APuZ 29-30/1994 Auf dem Weg in die postfamiliale Familie Von der Notgemeinschaft zur Wahlverwandtschaft Die Stadt, das Individuum und das Verschwinden der Familie Wertewandel und Familie. Auf dem Weg zu „egoistischem“ oder „kooperativem“ Individualismus?

Die Stadt, das Individuum und das Verschwinden der Familie

Hans Bertram

/ 39 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Im Beitrag wird die globale These prominenter deutscher und amerikanischer Autoren über die zunehmende Brüchigkeit von Ehe und Familie und die zunehmende Beliebigkeit von familialen Beziehungen überprüft. Das geschieht, indem familiäre Lebensformen auf der Basis der Daten des Mikrozensus für jenen Zeitraum betrachtet werden, in dem sich die behaupteten Wandlungstendenzen vollzogen haben sollen: 1972-1987. Außerdem werden Daten des Familien-Survey, der sich aufgrund seiner Größe auch für eine regional differenzierte Analyse eignet, hinzugezogen. Durch die angewandte Methode sind dies Informationen von insgesamt 67000 Personen. Im Ergebnis steht der Nachweis, daß jene globalen Thesen von James Coleman über die moderne Gesellschaft ebenso falsch sind wie jene, die Ulrich Beck seit vielen Jahren über die neue Unsicherheit und neue Beliebigkeit moderner Gesellschaften in bezug auf Ehe und Familie zwar brillant, aber empirisch falsch formuliert. Demgegenüber wird im Beitrag die Stabilität von Ehe und Familie nachgewiesen. In den urbanen Zentren ist neben die Ehe die Lebensform des Ledigseins getreten. Ein neues Phänomen stellt bei den Ledigen dabei die Lebensform mit einem dauerhaften Partner dar, mit dem man zwar zusammen, aber nicht in einer Wohnung lebt: „living apart together“.

I. Einleitung: Individualisierungsthese muß überprüft werden

Abbildung 1: Scheidungshäufigkeiten: Vergleich zwischen städtischen und ländlichen Regionen 1972, 1980 und 1987 (in Prozent der jeweiligen Altersgruppe) Quelle: Mikrozensus 1972, 1980, 1987 und eigene Berechnungen.

Seit jeher übten städtische Lebensformen in Europa auf Intellektuelle aus dem kulturellen oder wissenschaftlichen Bereich, auf Unternehmer und Handelstreibende, junge qualifizierte Handwerker sowie auf junge Frauen, die sich aus der dörflichen Enge befreien wollten, eine starke Anziehungskraft aus. Denn Städte ermöglichten in der Regel ein höheres Maß an Individualität und Selbstverwirklichung als dörfliche Gemeinschaften, die nicht nur an traditionellen Gegebenheiten orientiert waren und sind, sondern durch die Nachbarschaft auch mehr Verhaltenskontrolle ausüben können. So ist es nicht verwunderlich, daß die Städte im Abendland Ausgangspunkt der meisten intellektuellen und wissenschaftlichen Entwicklungen in den jeweiligen Gesellschaften gewesen sind Denn nur in den Städten boten sich jene Überschneidungslinien zwischen Kultur, Erziehung, Wirtschaft und Politik, die dem einzelnen zunehmende Freiräume gaben und damit eine wichtige Voraussetzung für die kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Europas schufen.

Abbildung 7: Werte und Lebensformen: Bewertung von „Kinder als Lebenssinn“ und „Ehe als Lebenssinn“ in Abhängigkeit von Region (Stadt/Land), Lebensform (verheiratet/ledig) und Geburtsjahr (Mittelwerte auf einer sechsstufigen Skala) Quelle: Hans Bertram, DJI-Familien-Survey 1, 1991.

Auch die enorme wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg ist in vielerlei Hinsicht ein Produkt dieser zunehmenden Urbanisierung von Lebensformen. Ohne die Dynamik der verstädterten Regionen der Bundesrepublik Deutschland wären diese wohl kaum möglich gewesen. Obwohl es im Rahmen der Stadtforschung eine Vielzahl sehr sorgfältiger Untersuchungen gibt -sowohl zum Wandel und zur Entwicklung der Städte, der Zusammensetzung sozialer Gruppen in ein-zelnen Quartieren als auch zu Aufstieg und Niedergang ganzer Quartiere -, sind die gelebten Beziehungen der Städter p\ ihren Nachbarn, Freunden, Arbeitskollegen und Familienmitgliedern bisher erstaunlicherweise kaum dokumentiert worden; dasselbe gilt für den Wandel städtischer Lebensformen im Vergleich zu ländlichen Lebensformen.

Nur wenige Autoren, wie beispielsweise Robert N. Bellah James Coleman oder Richard Sennett haben explizit versucht, soziale Beziehungen in großen urbanen Zentren im Vergleich zu ländlichen Regionen im Rahmen der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung zu deuten. Dabei schneiden die großen Zentren relativ schlecht ab, weil gerade in den urbanen Lebensformen der großen Städte wesentliche Ursachen für die Auf-und Ablösung von industriegesellschaftlichen Lebensformen vermutet werden Große Städte begünstigen nach Meinung von Robert N. Bellah die Lebensform des Ledigen, der, relativ gut qualifiziert, ökonomisch überdurchschnittlich an der gesellschaftlichen Entwicklung partizipiere und in recht unverbindlichen sozialen Beziehungen lebe, weil die Alltagsorganisation in großen urbanen Zentren familiäre Beziehungen mit echten und dichten Kontakten fast unmöglich mache.

Da es schon für den einzelnen schwierig genug ist, in einer großen Stadt zu wohnen, zu arbeiten, einzukaufen und den sonstigen sozialen Bedürfnissen gerecht zu werden, ist dies für Familien mit Kindern, in denen vielleicht beide Eltern erwerbstätig sind, noch weit komplizierter. Denn die Orte, die täglich aufgesucht werden müssen, sind so zufällig über die Stadt verstreut, daß Interaktion, also Aufbau und Pflege intensiver Beziehungen, für eine mehrköpfige Familie nur schwer zu realisieren ist.

James Coleman geht in seiner Arbeit „Die asymmetrische Gesellschaft“ noch ein Stück weiter mit der These, daß in den großen urbanen Zentren jene Form stabiler Nachbarschaftlichkeit verschwunden sei, die einerseits eine Grundvoraussetzung für die Funktionsfähigkeit von Familien und andererseits wesentliches Element gesellschaftlicher Solidarität darstellt. Denn Familien mit Kindern, so Coldhian, sind auf stabile nachbarschaftliche Beziehungen und Unterstützung angewiesen, die so in den großen urbanen Zentren nicht bestehen. Damit entfällt hier nicht nur jene nachbarschaftliche Solidarität, sondern auch eine wesentliche Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, sich in Formen außerfamiliärer Solidarität zu üben. Darin sieht Coleman einen wesentlichen Verlust des kulturellen Kapitals einer Gesellschaft, weil diese Form außerfamiliärer Solidarität in der Nachbarschaft auch eine Grundvoraussetzung für das Funktionieren demokratischer Gesellschaften ist. Weil in den urbanen Zentren Mütter mit Kindern überdurchschnittlich häufig außerhäuslich erwerbstätig sind, reduziert sich nach Colemans Auffassung auch das kulturelle Kapital der Familie selber. Diese Frauen hätten keine Zeit mehr, sich um die Erziehung ihrer Kinder zu kümmern; die alltäglichen, auf die Familie bezogenen Aktivitäten der im Arbeitsleben stehenden Mütter reduzierten sich so, daß so gut wie keine Kindererziehung mehr stattfinde.

Diese insgesamt sehr kritische Einschätzung urbaner Lebensformen trifft in der Bundesrepublik Deutschland nun mit jener modischen Kritik am Individualismus moderner Gesellschaften zusammen, der wesentlich zu einer Auflösung von Sozialbeziehungen beigetragen habe. Die neue Unverbindlichkeit von Sozialbeziehungen wird beispielsweise von Ulrich Beck formuliert: „Es ist nicht mehr klar, ob man heiratet, wann man heiratet, ob man zusammenlebt und nicht heiratet, heiratet und nicht zusammenlebt, ob man das Kind innerhalb oder außerhalb der Familie empfängt oder aufzieht, mit dem, mit dem man zusammenlebt oder mit dem, den man liebt, der aber mit einer anderen zusammenlebt, vor oder nach der Karriere oder mittendrin.“ Diese neue Beliebigkeit von Beziehungen, die Ulrich Beck als Ausdruck individualisierter Lebensformen beschreibt, wird nach der Interpretation anderer Autoren ergänzt durch eine familiäre Erziehung, die stärker auf die individuelle Entwicklung des Kindes als auf Solidarbeziehungen zwischen den Generationen setzt. Wenn Eltern ihre Autorität nicht mehr nutzten, sondern ihre Kinder eher gewähren lassend erzögen und ihnen keine Pflichten innerhalb des familiären oder schulischen Kontextes mehr auferlegten, verstärkten sie auf der Einstellungsebene jene Unverbindlichkeit und Beliebigkeit gemeinschaftlicher Beziehungen, die ihrerseits dann wiederum zu jener neuen Form der Beliebigkeit von Beziehungen beitrage.

Diese Interpretation der negativen Konsequenzen von Freiheit und Individualismus steht in einem deutlichen Gegensatz zur Interpretation jenes Individualismus, der Grundlage urbaner Lebensformen war und ist und die Voraussetzung für die kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen in den urbanen Zentren schuf. Überprüft man nun die These, wonach die moderne Individualität es nicht nur ermöglicht, neue Wege zu suchen und Innovationen zu entwickeln, sondern zuerst den Verlust von Sicherheit und Geborgenheit bedeutet, dann stößt man auf ein Phänomen, das in der empirischen Sozialforschung nicht unbekannt ist: Zwar finden sich auf der einen Seite eine Vielzahl von evidenten Deutungen des Verlustes von Sicherheit und Geborgenheit in der modernen Gesellschaft oder des Verlustes von Sicherheit in den urbanen Zentren. Auf der anderen Seite aber fehlen empirische Belege, die zeigen, daß Beziehungsmuster in der von Beck skizzierten Form brüchig geworden sind, daß Eltern, insbesondere Mütter, in dem von Coleman zitierten Sinne zunehmend auf die alltägliche Erziehung ihrer Kinder verzichten oder aber, wie Bellah schreibt, hilflos den komplexen Anforderungen urbaner Zentren ausgeliefert sind. Sozialbeziehungen oder auch Solidarbeziehungen zwischen Familienmitgliedern haben in der empirischen Sozialforschung bisher allenfalls zwischen älteren Menschen in der Alternsforschung eine Rolle gespielt, nicht aber bei der Analyse des Lebens von Menschen in großen urbanen Zentren.

Ärgerlich an diesen Zeitdeutungen, und zwar nicht nur der deutschen Autoren, sondern auch der amerikanischen, wie etwa Coleman oder Bellah, ist vor allem die Tatsache, daß empirische Belege, die die obige These zu widerlegen scheinen, nicht einmal in die Literaturlisten der entsprechenden Bücher aufgenommen werden. So hat Theodore Caplow die berühmte Middletown-Studie aus dem Jahre 1929/30 nach 50 Jahren wiederholt, um die Entwicklung und den Wandel familiärer Lebensformen in dieser städtischen Gemeinde zu überprüfen.

Zwar ist diese Studie in der Familiensoziologie rezipiert worden, doch wird sie weder von Coleman, noch von Bellah, Beck oder sonst jemandem, der über die Beziehungslosigkeit des modernen Lebens klagt, zitiert. Sie paßt nämlich nicht ins Bild. Caplow kommt in seiner Replikation zu dem Schluß, daß er nicht in der Lage gewesen sei, einen Niedergang familiärer Lebensformen während der vergangenen 50 Jahre nachzuweisen. Im Gegenteil stellt er eine Stärkung des familiären Zusammenhalts fest, insbesondere eine größere Zufriedenheit der Familienmitglieder mit ihrem familiären Leben Da Caplow auch zum großen Teil dieselben Instrumente benutzte, die in der Studie der Lynds verwendet wurden, ist ein genauer Vergleich des Familienlebens von 1929 und 1979 möglich.

Allerdings macht es sich auch Caplow zu einfach, wenn er die Ergebnisse dieser Studie als Argument gegen die Theoretiker des Verfalls der Beziehungen innerhalb der Familie verwendet. Denn die Schlußfolgerung, die Festigung des Familienlebens in Middletown sei paradigmatisch für den Wandel und die Entwicklung familiärer Lebensformen in den Vereinigten Staaten, war 1929 ebenso falsch wie 1982. Die moderne Beliebigkeit der Beziehungen, die behauptete Bindungslosigkeit und die geringe Solidarität werden gerade nicht in den kleineren und mittleren Städten der Vereinigten Staaten oder auch Europas vermutet, sondern als Entwicklungstendenzen in den urbanen Metropolen. Es gibt daher nur die Möglichkeit, die Individualisierungsthese, wie sie in Deutschland von Beck, in den Vereinigten Staaten von Coleman oder Bellah vertreten wird, innerhalb von Großstädten zu überprüfen und jeweils einen Vergleich zu ländlichen Regionen durchzuführen, um festzustellen, ob denn in beiden Siedlungsformen entsprechende Unterschiede zu beobachten sind.

II. Die Analysestrategie und die zugrundeliegenden Daten

Abbildung 2: Vergleich der Ledigen-und Verheiraletenanteile zwischen städtischen und ländlichen Regionen 1972, 1980 und 1987 (in Prozent der jeweiligen Altersgruppe) Quelle: Mikrozensus 1972, 1980, 1987 und eigene Berechnungen.

Die These, daß sich heute der Verlust an Sicherheit, Solidarität und stabilen Beziehungen in einem häufigen Wechsel der Partnerbeziehungen, der vielfältigen neuen Lebensformen und damit verbunden in einer geringen Stabilität familiärer Beziehungen, insbesondere für Kinder, äußert, läßt sich verhältnismäßig einfach dadurch überprüfen, daß familiäre Lebensformen auf der Basis der Daten des Mikrozensus -eine Repräsentativstatistik zur Ermittlung bevölkerungs-und erwerbsstatistischer Tatbestände -für jenen Zeitraum betrachtet werden, in dem sich die behaupteten Wandlungstendenzen vollzogen haben sollen. Legt man die Publikationsjahre der Bücher zugrunde, die diese neue Beliebigkeit beschreiben, wie etwa Ulrich Becks „Risikogesellschaft“ (1986), Robert N. Bellahs „Gewohnheiten des Herzens“ (1987), James Cplemans „Asymmetrische Gesellschaft“ (1984) oder dessen „Social Theory“ (1990), so läßt sich vermuten, daß die vorgenannten und auch andere Autoren den unmittelbar vor ihren Publikationen bzw. zum Zeitpunkt ihrer Publikation beobachteten Wandel meinen. Daraus ergibt sich ein Beobachtungszeitraum von 1972 bis 1987/88, d. h. von rund 15 Jahren, als angemessener Zeitraum.

Da die Mikrozensusdaten bis heute lediglich auf Länderebene, nicht aber weiter regional ausdifferenziert aufbereitet werden, ist ein Vergleich zwischen städtischen und ländlichen Regionen auf der Basis des Mikrozensus immer dann möglich, wenn Stadtstaaten wie Berlin, Hamburg oder Bremen mit besonders ländlichen Flächenstaaten wie etwa dem Saarland oder Rheinland-Pfalz verglichen werden. Und da der Mikrozensus nur Haushalt und Familienstand als Analysegrundlage für den Wandel von Lebensformen bereithält, ist es darüber hinaus erforderlich, die These der neuen Beziehungslosigkeit oder der Beliebigkeit von Beziehungen auf der Basis von Umfragedaten zu überprüfen.

Der „Familien-Survey“ der Daten von 10000 Befragten aus dem Jahre 1988 enthält, eignet sich aufgrund seiner Größe auch für eine regional differenzierte Analyse. Durch die angewandte Methode liegen zudem von jedem Befragten noch zusätzlich Informationen über durchschnittlich 6, 7 genannte Personen vor, mit denen die Befragten interagieren, so daß Informationen von 67000 genannten Personen zur Verfügung stehen. Diese Kombination von regionalisierten Makrodaten aus dem Bereich der Amtlichen Statistik mit Mikrodaten aus dem Bereich des Familien-Survey ermöglicht es erstmalig, statt auf der Basis des Mikrozensus über mögliche Entwicklungstendenzen auf der Beziehungsebene zu spekulieren, direkt zu prüfen, ob mögliche Veränderungen auf der Basis familiärer Lebensformen auch tatsächlich Veränderungen im Bereich gelebter Beziehungen mit sich bringen.

III. Die Ledigen im mittleren Lebensalter: eine neue Lebensform?

Abbildung 3: Familienstand und Lebensformen der bis zu 55jährigen in West-Berlin und in IändlichenRegionen Quelle: Hans Bertram, DJI-Familien-Survey 1,1991

1. Scheidungshäufigkeit: Kein Indikatorfür die zunehmende Brüchigkeit von Familie

Auflösungstendenzen familiärer Lebensformen werden in der Regel an steigenden Scheidungszahlen, an der Zunahme der Zahl der Alleinerziehenden und einer deutlich verringerten Heiratsneigung festgemacht. In der Tat sind Scheidungszahlen, bundesweit oder regional, deutlich angestiegen und erreichen beispielsweise in Berlin 50 Prozent und München 40 Prozent der Eheschließungen Dagegen kommen im Bundesdurchschnitt rund 30 Ehe-scheidungen auf 100 Eheschließungen. Ländliche Regionen weisen nur 13 bis 15 Scheidungen je 100 Eheschließungen auf. Ohne diese Zahlen beschönigen zu wollen, suggerieren sie Auflösungstendenzen, die in dieser Form eher Ausdruck eines statistischen Artefakts sind. Die Relation von Ehescheidungen zu Eheschließungen ist vor allem davon abhängig, wie hoch die Heiratsneigung und wie groß die jeweiligen Jahrgänge sind, die sich im heiratsfähigen Alter befinden. Heiraten beispielsweise in einem Jahr 100000 Menschen und lassen sich 30000 scheiden, so ergibt sich eine Relation von 30 zu 100. Heiraten aber 50 000 und lassen sich weiterhin 30000 scheiden, so rechnet sich eine Relation von 60 zu 100. Daher ist der Anteil der Geschiedenen an der Bevölkerung des jeweiligen Altersjahrgangs mit Sicherheit ein besserer Indikator, um die Brüchigkeit moderner Beziehungen zu dokumentieren. Denn im Altersgruppenvergleich lassen sich Veränderungen der Scheidungsneigung bezogen auf verschiedene Jahrgänge unabhängig von der Heiratsneigung anderer Jahrgänge darstellen.

Beim Vergleich von Altersjahrgängen in Berlin und im Saarland (vgl. Abbildung 1) ist in Berlin seit 1972 eine deutliche Abnahme der Geschiedenen bei den unter 25jährigen festzustellen, eine fast unveränderte Scheidungsquote von etwa zwölf Prozent in der Altersgruppe der 25-bis unter 45jährigen, jedoch ein deutlicher Anstieg in der Altersgruppe der 45-bis 65jährigen von 14 Prozent auf rund 19 Prozent. Während in Berlin die Altersgruppe der 45-bis unter 65jährigen die Gruppe mit dem höchsten Prozentsatz Geschiedener ist, ist es in einer ländlichen Region wie dem Saarland die Altersgruppe der 25-bis unter 45jährigen, da sich in dieser Altersgruppe die Anteile der Geschiedenen von 1972 mit 2, 8 Prozent auf heute mit über acht Prozent verdreifacht haben. Dagegen ist der Anstieg bei den 45-bis unter 65jährigen von drei Prozent auf etwas über fünf Prozent nicht so deutlich wie in Berlin.

Neben der großen Variation der Scheidungshäufigkeit zwischen den städtischen und ländlichen Regionen liegen die Gruppen mit dem höchsten Anteil mit 18 Prozent in Berlin und acht Prozent im Saarland recht weit auseinander. Hier wird deutlich, daß sich offensichtlich in den urbanen Zentren in den letzten 15 Jahren andere Entwicklungen abgespielt haben als in den ländlichen Regionen.

Während in den urbanen Zentren in der Altersgruppe der 25-bis unter 45jährigen schon 1972 eine relativ hohe Quote von Geschiedenen zu beobachen war, die in den ländlichen Regionen heute noch nicht erreicht wird, ergeben sich in den städtischen Regionen wie Berlin eigentlich vor allem Veränderungen in einer Altersgruppe, in der in der Regel keine kleinen Kinder mehr zu versorgen sind, sondern sich die eigentliche Familienphase ihrem Ende zuneigt. Aber auch der deutliche Anstieg in den ländlichen Regionen bei den 25-bis 45jährigen auf eine Quote von etwa acht Prozent läßt sich kaum im Sinne eines wirklichen Brüchigwerdens von Ehebeziehungen interpretieren, sondern zeigt eine enorme Stabilität von Beziehungen, sofern man sie eingeht.

Der Vergleich der Scheidungshäufigkeiten in Berlin und im Saarland zeigt, daß die Scheidungshäufigkeiten, bezogen auf die jeweiligen Alters-jahrgänge, nicht geeignet sind, um die These der zunehmenden Brüchigkeit familialer Beziehungen wirklich empirisch zu belegen. Aus den Scheidungshäufigkeiten jedenfalls ist kein Brüchigwerden familialer Beziehungen in städtischen und ländlichen Regionen abzuleiten. Der Vergleich der Ledigen-und Verheiratetenanteile in Berlin und im Saarland zwischen 1972 und 1987, wiederum bezogen auf Altersgruppen, macht aber deutlich, daß die Beliebigkeit moderner Beziehungen möglicherweise nicht in den Scheidungshäufigkeiten zum Ausdruck kommt, sondern sich stärker in einem Rückgang der Heiratsneigungen in den letzten 20 Jahren dokumentiert, sowohl in städtischen Regionen wie Berlin, als auch in ländlichen Regionen wie dem Saarland (vgl. Abbildung 2).

2. Lebensform des Ledigseins verdrängt die Ehe

Waren in Berlin auch schon 1972 die Ledigenanteile bei den unter 25jährigen mit 70 Prozent recht hoch gegenüber nur 25 Prozent im Saarland, hat sich in dieser Altersgruppe insbesondere in den ländlichen Regionen seither eine dramatische Veränderung vollzogen. 1987 stieg der Ledigenanteil bei den Saarländern unter 25 Jahren auf 70 Prozent, in Berlin von 70 auf 90 Prozent.

In dieser Altersgruppe ist der Wandel in einer ländlichen Region wie dem Saarland viel deutlicher ausgefallen als in einer urbanen Region wie Berlin, in der schon 1972 in der jüngeren Altersgruppe der Anteil der Ledigen extrem hoch war. Bei den 25-bis unter 45jährigen stieg in den 15 hier

untersuchten Jahren der Anteil der Ledigen in Berlin von 21 auf etwas über 40 Prozent und übertrifft damit 1987 den Anteil der Verheirateten, die in dieser Altersgruppe lediglich noch 37 Prozent ausmachen. In einer Großstadt wie Berlin ist also Ledigsein in der Altersgruppe der 25-bis unter 45jährjgen die häufigste Lebensform geworden und hat die Ehe an die zweite Stelle verdrängt. Die „neue Beziehungslosigkeit“ kann also in einer großen urbanen Region wie Berlin weniger an steigenden Scheidungshäufigkeiten und vielfältigen neuen Beziehungsarrangements festgemacht werden als vielmehr daran, daß zunehmend weniger junge Erwachsene bis in das mittlere Lebensalter hinein bereit sind, sich dauerhaft zu binden.

Eine ähnliche Entwicklung ist, wenn auch nicht in dem gleichen dramatischen Umfang, im Saarland, also in ländlicher Region, zu beobachten, wo der Anteil der Ledigen 25-bis unter 45jährigen von fünf doch auf immerhin gut 19 Prozent in dieser Altersgruppe angestiegen, gleichzeitig der Anteil der Verheirateten von kapp 90 Prozent auf knapp 70 Prozent gesunken ist. Auch hier ist der Wandel sehr viel deutlicher als in einer städtischen Region; das gilt auch für die jüngere Altersgruppe der unter 25jährigen, in der die Heiratshäufigkeit von knapp 70 auf etwas mehr als 20 Prozent gesunken ist.

Während also in einer urbanen Region wie Berlin der Ledigenanteil bei den Jüngeren immer schon hoch war und nun auch zunehmend die dominante Lebensform in den mittleren Lebensaltern wird, zeigen sich in den ländlichen Regionen Veränderungen: Bei der jüngsten hier untersuchten Altersgruppe sind deutliche Angleichungsprozesse innerhalb von 15 Jahren zwischen urbanen Zentren und ländlichen Regionen zu beobachten. Abbildung 2 läßt sich vielleicht im Sinne eines „cultural lag“ interpretieren: Ländliche Regionen folgen möglicherweise mit einer gewissen Zeitverzögerung den urbanen Zentren. Mit Sicherheit aber ist davon auszugehen, daß die signifikanteste Entwicklung in den letzten 15 bis 20 Jahren nicht die Zunahme der Scheidungshäufigkeiten gewesen ist, sondern die emporschnellenden Anteile der Ledigen bei den unter 25jährigen und den 25-bis unter 45jährigen. Diese Entwicklung geht zwar in urbanen Zentren und in einem Flächenstaat wie dem Saarland von unterschiedlichen Ausgangsniveaus aus, verläuft aber parallel.

3. Zusammensetzung der Haushalte

In einem weiteren Schritt läßt sich neben der Veränderung des Familienstandes auch bei der Zusammensetzung der Privathaushalte zunächst nachweisen, daß die Änderungen in Berlin teilweise weniger spektakulär verlaufen sind als im Saarland, weil Ehepaare mit ledigen Kindern auch schon zu Beginn der siebziger Jahre in Berlin mit rund 20 Prozent Anteil an allen Privathaushalten nur noch eine Minderheit darstellten, die sich bis 1987 auf 17 Prozent weiter verringert hat. Diesem dreiprozentigen Rückgang steht ein immerhin achtprozentiger Rückgang im Saarland gegenüber, weil sich dort der Anteil der Ehepaare mit ledigen Kindern an den Privathaushalten von etwa 43 Prozent auf heute rund 35 Prozent sehr viel deutlicher vermindert hat als in Berlin.

Es ist in diesem Zusammenhang nicht ohne Bedeutung zu sehen, daß sich die Anteile der Alleinerziehenden mit ledigen Kindern weder in Berlin noch im Saarland in den hier untersuchten 15 Jahren dramatisch verändert haben, sondern relativ konstant geblieben sind. Im Saarland zeigt sich bei den Haushalten mit einem Kind ein deutlicher Anstieg von 63 Prozent auf knapp 70 Prozent der Haushalte mit Ehepaaren und Kindern, ein Rückgang der Haushalte mit zwei Kindern und ein unwesentlicher Anstieg der Haushalte Alleinerziehender mit einem Kind. Dagegen gingen in Berlin die Haushalte mit Ehepaaren und einem Kind von etwa 65 Prozent auf rund 58 Prozent zurück. Parallel dazu stieg der Anteil der Haushalte Alleinerziehender mit einem Kind von knapp zehn Prozent auf ca. 20 Prozent aller Haushalte mit Kindern. Da im Beobachtungszeitraum der Anteil der Ehepaare mit Kindern an den Familienhaushalten mit 17 Prozent recht konstant geblieben ist, gibt es heute in Berlin rund drei Prozent Haushalte mehr mit einem alleinerziehenden Elternteil und einem Kind als Haushalte mit einem Ehepaar und zwei Kindern. Trotz dieser deutlichen Veränderung der Zusammensetzung der Familienhaushalte ist auch in Berlin heute für die überwiegende Mehrzahl der Kinder die Regel, ähnlich wie im Saarland, daß sie bei den Eltern aufwachsen, wenn auch ein zunehmend größerer Anteil, insbesondere bei den Einzelkindern, nur noch mit einem Elternteil groß wird.

Eine vergleichbare Entwicklung ist -zumindest auf der Basis der hier vorliegenden Daten -zunächst in einem Flächenstaat wie dem Saarland noch nicht zu beobachten. Aber auch diese Analyse der Familienhaushalte macht deutlich, daß viele der Entwicklungen, die gegenwärtig beklagt werden, in einem urbanen Zentrum wie Berlin in Relation zu einem Flächenstaat wie dem Saarland schon 1972 hätten beobachtet werden können, weil auch schon 1972 etwa der Anteil der alleinstehen-den Eltern mit einem Kind den Anteil der Vergleichsgruppe im Saarland bei weitem überstieg. Kinder wachsen auch heute noch sowohl in urbanen Zentren als auch ländlichen Regionen bei ihren Eltern auf, und jene von Ulrich Beck u. a. aufgestellte Behauptung einer ständigen Fluktuation und einer vielfältigen Unsicherheit läßt sich aus den hier vorliegenden Daten nicht ableiten. Die bisherige Analyse macht jedenfalls deutlich, daß diejenigen, die sich auch heute noch für die Ehe entscheiden, sich in der überwiegenden Mehrheit für eine stabile Lebensform entscheiden, die sie subjektiv vermutlich auf Dauer anlegen und auch, soweit die amtlichen Daten dieses erkennen lassen, mehrheitlich auf Dauer durchhalten.

Der deutlichste Wandel ist gerade bei jenen zu beobachten, die, aus welchen Gründen auch immer, sich nicht für die Ehe entscheiden und daher ledig und in der Regel auch kinderlos überwiegend in urbanen Zentren leben. Aussagen von Hartmann Tyrell oder Niklas Luhmann über die Ehe als zentrale Lebensform müssen heute in bezug auf die großen Städte dahingehend revidiert werden, daß die Ehe in den großen urbanen Zentren tendenziell in bestimmten Altersgruppen die Lebensform einer Minderheit geworden ist, weil das Ledigsein zunehmend an ihre Stelle tritt. Daher ist es besser, in bezug auf diese Lebensform zunächst von einer Singularisierung, nicht aber von einer Individualisierung zu sprechen, weil heute das Single-Dasein zwischen 27 und 45 Jahren eine typische Lebensform in urbanen Zentren geworden ist.

Sogenannte alternative Lebensformen wie die nichtehelichen Lebensgemeinschaften sind selbst in Berlin eher die Ausnahme. Hier weist der Mikrozensus nur 4, 5 Prozent aller Haushalte als Mehrpersonenhaushalte mit nichtverwandten Personen aus. Dies zeigt, daß die diskutierten Alternativen zu Ehe und Familie nicht in der alternativen Lebensform der nichtehelichen Lebens-gemeinschaft gesucht werden, sondern ganz offenkundig in der Form des Alleinlebens. Diese Tendenzen, die auch von Hildegard Kratz auf der Basis der Volkszählung und der Mikrozensen bestätigt worden sind, werden leider von den an der gegenwärtigen Individualisierungsdebatte Beteiligten nicht zur Kenntnis genommen. Wir können jedenfalls festhalten, daß Individualisierung in Metropolen nicht in jener von Ulrich Beck u. a. behaupteten Auflösung von Lebensformen besteht, sondern daß die Ehe -auch die Familie mit Kindern, insbesondere die Mehrkinderfamilie -in den urbanen Metropolen gegenüber anderen Lebensformen zunehmend an Bedeutung verliert.

Inzwischen gibt es auch in den ländlichen Regionen Anzeichen dafür, daß die Ehe deutlich an Attraktivität verloren hat und auch die Familie prozentual nur noch etwas mehr als ein Drittel aller Haushaltsformen umfaßt. Ulrich Beck begeht den gleichen Fehler wie Neil Postman der das Verschwinden der Kindheit beklagt und übersieht, daß nicht die Kindheit verschwindet, sondern die Kinder. Nicht die Beliebigkeit einmal eingegangener ehelicher Beziehungen oder elterlicher Beziehungen ist heute zu beobachten, sondern das Verschwinden von Ehe und Familie in den urbanen Regionen. Kinder, die nicht geboren werden, fallen ebensowenig auf wie Ehen, die nicht geschlossen werden. Das Verschwinden der Kinder und das Verschwinden der Familie fallen nicht auf. Dennoch sind solche lautlosen Verluste für eine Gesellschaft vermutlich problematischer als der Verlust an Wohlstand.

IV. Alleinstehend und doch nicht allein?

Abbildung 4

Die große Zahl der Ledigen in Berlin und die wachsende Zahl der Ledigen in ländlichen Regionen werfen natürlich die Frage auf, ob denn diese Personen, die in der Amtlichen Statistik als ledig gezählt werden, auch alle tatsächlich allein leben. Genauso ist zu prüfen, ob die Ehepaare, die mit Kindern Zusammenleben, überwiegend in erster Ehe Zusammenleben oder ob viele von ihnen wiederverheiratet sind. Das wäre zumindest ein Hinweis auf jene Formen der Beliebigkeit auch im Bereich der Ehe, von denen Ulrich Beck gesprochen hat. Genauso wird im Rahmen der Haushaltsstatistik ein Paar, das bei getrennten Haushalten eine schon länger dauernde eheähnliche Beziehung aufrechterhält, nicht nur als ledig, sondern auch als alleinlebend klassifiziert, obwohl Kommunikation und Interaktion sich möglicherweise von denen eines vergleichbaren Ehepaares nicht unterscheiden.

Um diese Frage zu beantworten, muß man sich von der Haushaltsperspektive der Amtlichen Statistik lösen und individuelle Daten über soziale Beziehungen von Personen heranziehen. Da im zitierten Familien-Survey insgesamt 67 000 Personen -allein für Berlin 2500 -genannt wurden, mit denen die Befragten in noch näher zu bezeichnender Beziehung standen, ist eine hinreichend große Stichprobe vorhanden, um die gelebten sozialen Beziehungen in Berlin mit denen in ländlichen Regionen zu vergleichen.

Während beim Mikrozensus aufgrund der Daten-aufbereitung nur ein Vergleich zwischen Berlin und dem Saarland durchführbar war, lassen sich auf der Basis der eigenen Umfragedaten ländliche Regionen auch bundesweit anhand der Bevölkerungsdichte definieren. Regionen mit einer Bevölkerungsdichte von weniger als 150 Personen pro Quadratkilometer gelten als ländlich strukturiert. Da die Bundesrepublik Deutschland trotz aller Urbanisierungstendenzen in großen Gebieten recht ländlich geblieben ist, fallen immerhin 24000 der genannten Personen unter diese Definition. Überprüft man zunächst, ob die Ledigen wirklich allein oder in einer mehr als einjährigen Partnerschaftsbeziehung zusammen sind, selbst bei getrennten Haushalten, bleibt zunächst für Berlin festzustellen, daß von den im Survey erfaßten Ledigen zwischen 18 und 55 Jahren (33 Prozent) etwa zwei Drittel angeben, mit einem Partner bereits länger als ein Jahr zusammenzusein. Das Führen eines Einpersonenhaushaltes und der Familienstand des Ledigseins bedeuten also nicht Verzicht auf Partnerschaft, sondern zunächst nur, daß zwei Personen nicht die Lebensform der Ehe gewählt und obendrein entschieden haben, nicht zusammenzuziehen, sondern die Lebensform des „living apart together“ bevorzugen. Diese Form des Zusammenseins ist viel typischer für die urbanen Zentren als für ländliche Regionen, weil dort von den rund 26 Prozent Alleinlebenden nur ein Drittel einen Partner hat, mit dem sie zwar nicht Zu­ sammenleben, aber eine länger dauernde Beziehung unterhalten.

Auch für andere Großstädte, etwa München, ließ sich diese These nachprüfen: Ledigsein und das Leben als Single bedeuten nicht, allein zu sein; auch hier geben zwei Drittel der befragten Singles an, einen Partner zu haben, den sie bereits länger als ein Jahr kennen. Daß die hier nachgewiesene Lebensform des „living apart together“ tatsächlich im Sinne der von Beck behaupteten Fluktuation zwischen sozialen Beziehungen interpretiert werden kann, erscheint insofern fraglich, als die von uns befragten Ledigen zwischen 18 und 55 Jahren in der Regel auch kinderlos sind und mehrheitlich auf länger dauernde Partnerschaften bauen können.

Diese Ergebnisse bedeuten, daß der Familienstand des Ledigseins nicht mehr allein eine Vorphase zu Ehe und Familie darstellt, sondern sich als eine eigenständige Lebensform mit typischen Partnerschaftsbeziehungen neben Ehe und Familie etabliert hat. Die hier analysierten Querschnittsdaten erlauben allerdings keine Aussage darüber, ob diese Ledigen vielleicht in einem höheren Alter, also jenseits von 35 oder 40 Jahren, noch heiraten werden und damit einfach die Vorphase zur Ehe ausdehnen, oder ob sie auf Dauer in der Lebensform des Ledigseins mit getrennten Haushalten, aber stabilen Partnerbeziehungen bleiben.

Eingangs wurde schon darauf hingewiesen, daß gerade die urbanen Zentren für Intellektuelle wie für viele andere eine hohe Attraktivität hatten aufgrund der Möglichkeiten, Freiheitsräume zu gestalten, und wie ein Magnet gewirkt haben und heute noch wirken. Möglicherweise sind auch solche Lebensformen von berühmten Paaren, wie beispielsweise Jean Paul Sartre und Simone de Beauvoir, heute durchaus eines jener Elemente, die große Städte für Menschen so attraktiv machen. Wie der Vergleich von Berlin mit den ländlichen Regionen weiter deutlich macht, leben von den 55, 6 Prozent Verheirateten in Berlin etwa vier Fünftel in erster Ehe zusammen, und rund 20 Prozent sind in einer Ehe wieder verheiratet. Weitere neun Prozent Geschiedene, überwiegend partner-los, und knapp zwei Prozent Verwitwete machen zudem deutlich, daß in der hier untersuchten Altersgruppe der bis zu 55jährigen die Ledigen neben den Verheirateten die größte und auch wichtigste Gruppe darstellen (vgl. Abbildung 3).

Versucht man, diese Aufschlüsselung von Lebensformen wie Ulrich Beck als Verlust der Sicherheit familialer Lebensformen zu interpretieren, so bleibt selbst für Großstädte wie Berlin und München festzustellen, daß diejenigen, die sich für eine Ehe entscheiden, diese mindestens bis zum 55. Lebensjahr als zentrale Basis ihrer Lebensführung ansehen. In Berlin sind von einem Wechsel der Lebensform durch Scheidung oder Trennung und Wiederverheiratung rund 20 Prozent der von uns Befragten betroffen, in den ländlichen Regionen hingegen 6, 5 Prozent. Bei allem Respekt für Autoren, die gegenwärtig den Wandel familiärer Lebensformen untersuchen, ist zunächst festzuhalten, daß die Stabilität der Ehe selbst in urbanen Zentren wie Berlin für den überwältigenden Teil der Bevölkerung dominantes Merkmal ihrer privaten Lebensführung ist, sofern sie sich für die Ehe entscheiden.

Es stellt sich auch die Frage, ob nicht Autoren wie Ulrich Beck aufgrund ihrer sehr oberflächlichen Analyse des Wandels und der Entwicklung familiärer Lebensformen die Aufklärungsfunktion der Sozialwissenschaften in der Öffentlichkeit mißbrauchen, wenn sie mit der Autorität des Wissenschaftlers Veränderungstendenzen behaupten, die in dieser Form zumindest gegenwärtig überhaupt nicht sichtbar sind. Hier kann jedenfalls festgehalten werden, daß die eingangs formulierte Vorstellung über Sicherheit bzw. Unsicherheit und Offenheit persönlicher Beziehungen nicht Ausdruck einer an den sozialen Tatsachen orientierten Sozialforschung ist. Vielmehr ist davon auszugehen, daß diejenigen, die sich für die Ehe entscheiden, in der großen Mehrheit in städtischen, aber auch in ländlichen Regionen in recht stabilen Beziehungen leben.

Damit sind auch andere Thesen über das Aufwachsen von Kindern in instabilen Beziehungen insoweit hinfällig, als zunächst einmal für die Mehrheit aller Kinder davon auszugehen ist, und das in städtischen wie ländlichen Regionen, daß sie überwiegend bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen; im Bundesdurchschnitt leben 85 Prozent aller Kinder bis zum 18. Lebensjahr bei beiden Eltern Diese hohen Prozentzahlen sind darauf zurückzuführen, daß Familien mit mehreren Kindern sehr viel seltener zerbrechen als Familien mit Einzelkindern. Anders als viele Krisentheoretiker der modernen Familie behaupten, zeigen jedenfalls die Daten des Mikrozensus, der Volkszählung und die hier wiedergegebenen Ergebnisse des Familiensurveys, daß Ehe und Familie relativ stabil in unserer Gesellschaft weiter existieren, bei gleichzeitiger Abnahme der Attraktivität dieser Lebensform bei der jüngeren Generation.

V. Soziale Beziehungen zu Eltern, Kindern, Verwandten und Nachbarn

Abbildung 4: Häufigkeit der Kontakte der Befragten mit den benannten Personen, differenziert nach Familienstand und Region (in Prozent) Quelle: Hans Bertram, DJI-Familien-Survey 1, 1991.

James Colemans These des Verlustes stabiler sozialer Beziehungen und sozialer Unterstützung durch die Nachbarschaft in den modernen Großstädten läßt sich mit Hilfe eines netzwerktheoretischen Zugangs überprüfen, weil im Rahmen eines solchen Ansatzes die Befragten die Möglichkeit haben, alle Personen, die ihnen bekannt sind und mit denen sie irgendeinen persönlichen Kontakt haben, in eine Namensliste einzutragen. Für jede der genannten Personen lassen sich dann Kontakthäufigkeit, Wohnentfernung und vor allem auch die Art der Beziehung erfassen sowie, welche Formen an Aktivitäten mit den genannten Personen überhaupt gemeinsam unternommen werden.

Die gemeinsame Freizeitgestaltung, die gemeinsame Mahlzeit, Gespräche, persönlich enge Beziehungen und Hilfeleistungen zwischen Befragten und genannten Personen lassen sich so für alle Kontaktpersonen abbilden und vergleichen. Wie schon Franz Urban Pappi und Christian Melbeck in einem Vergleich zwischen städtischen und ländlichen Regionen festgestellt haben, besteht zunächst kein Unterschied in der Menge der genannten Kontaktpersonen zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Darüber hinaus gibt es auch keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich der Zahl der Personen, die zur Familie gerechnet werden. Hochsignifikante Unterschiede zwischen den ländlichen und städtischen Regionen bestehen allerdings hinsichtlich der Häufigkeit, mit der die Ledigen nach ihren Angaben mit den von ihnen genannten Personen interagieren. Während die Ledigen in den ländlichen Regionen mit rund 37 Prozent der genannten Personen täglich kommunizieren und mit weiteren knapp 30 Prozent mehrmals in der Woche, haben die Ledigen in Berlin lediglich mit 18 Prozent der Personen täglich und mit etwa 25 Prozent mehrmals in der Woche Kontakt (vgl. Abbildung 4).

Die Ledigen in Berlin interagieren mit fast 22 Prozent der genannten Personen selten, d. h. weniger als einmal im Monat, gegenüber nur etwas mehr als neun Prozent bei den Ledigen in ländlichen Regionen, was sich daraus erklärt, daß die Ledigen in den ländlichen Regionen stärker als die Ledigen in Berlin in einem engen Interaktionsgefüge leben. Leider liegen keine Informationen über die Entfernungen der Befragten zur Arbeitsstätte und zu ihren sonstigen Orten der Interaktion vor, so daß sich nicht überprüfen läßt, ob diese geringere Kommunikations-und Interaktionsdichte Ausdruck der Tatsache ist, daß die Organisation des Alltagslebens mit seinen eher zufällig über die Stadt verstreuten Orten möglicher Kommunikation dazu führt, daß die Kommunikationsdichte in der Großstadt bei den Ledigen niedriger ist als in den ländlichen Regionen. Ein Vergleich der verheirateten Berliner mit den Verheirateten in ländlichen Regionen zeigt, daß es -anders als bei den Ledigen -zwar Unterschiede hinsichtlich der Kontakthäufigkeit gibt, diese aber längst nicht so deutlich ausgeprägt sind wie bei den Ledigen (vgl. Abbildung 4).

Rund 35 Prozent der verheirateten Berliner und etwa 45 Prozent der Verheirateten in ländlichen Regionen kommunizieren mit den genannten Personen täglich. Lediglich knapp 15 Prozent der verheirateten Berliner tun dies weniger als einmal im Monat (selten oder nie), wobei diese Zahl sich von den knapp zwölf Prozent der ländlichen Bewohner kaum unterscheidet. Die größere Übereinstimmung der Häufigkeit der Kontakte der verheirateten Befragten mit den genannten Personen zwischen städtischen und ländlichen Regionen ist darauf zurückzuführen, daß bei Verheirateten die Familie und die gemeinsame Wohnung immer noch den zentralen Ort der gemeinsamen Interaktion und Kommunikation darstellen, im Gegensatz zu den Ledigen in den städtischen Regionen.

Wie die Wohnentfernung der Ledigen in Berlin zu den von ihnen genannten Personen deutlichmacht, leben nur 14 Prozent dieser im gleichen Haushalt und etwas über sieben Prozent in der Nachbarschaft. Dagegen leben rund 43 Prozent der genannten Personen im gleichen Ort, d. h. in Berlin, aber mehr als 15 Minuten von der eigenen Wohnung entfernt. In den ländlichen Regionen ist das anders. Hier leben die Ledigen mit den Personen, die sie nennen, zu 33 Prozent im gleichen Haus oder aber mit weiteren 22 Prozent in der unmittelbaren Nachbarschaft. Ledige Landbewohner haben ihren Kommunikations-und Kontaktkreis überwiegend in unmittelbarer Nachbarschaft, während typischerweise in einer Stadt wie Berlin die Personen, mit denen man interagiert, weiter als 15 Minuten entfernt leben. In einer großen Stadt wie Berlin sind Kommunikation und Interaktion bei Ledigen aufgrund der unterschiedlichen Wohnentfernung schwächer ausgeprägt als in ländlichen Regionen

Bei den Verheirateten finden wir zunächst -wie das schon bei der Kontakthäufigkeit war -einen sehr viel geringeren Unterschied als bei den Ledigen hinsichtlich der Personen, die genannt werden und die im gleichen Haus leben. Bei den Berlinern sind es etwa 33 Prozent der Genannten, in ländlichen Regionen rund 41 Prozent. Ein ähnlich deutlicher Unterschied wie bei den Ledigen zeigt sich hinsichtlich der anderen genannten Personen, da auch bei den Verheirateten in Berlin der größte Prozentsatz der genannten Personen weiter als 15 Minuten von der eigenen Wohnung entfernt lebt, im Gegensatz zu nur sieben Prozent in den ländlichen Regionen.

Diese unterschiedliche Struktur der Wohnentfernung, auch bei den verheirateten Personen, macht deutlich, daß Kommunikation und Interaktion in einer großen Stadt offenkundig -anders als in ländlichen Regionen -in erheblichem Umfang auch durch die Entfernungen, die in einer solchen Stadt zu überwinden sind, erschwert werden. Das läßt sich sicherlich im Sinne der These von Robert N. Bellah interpretieren, der auf die Zufälligkeit der Verteilung der Orte täglicher Kommunikation hingewiesen hat.

Bei den Verheirateten in ländlichen Regionen ist die tägliche Interaktion sicherlich intensiver, doch führt die Abwanderung in den ländlichen Regionen dazu, daß der Anteil der Personen, die genannt werden und nicht mehr am gleichen Ort wohnen, mit 35 Prozent doch erheblich höher liegt als in Berlin mit nur 23 Prozent. Diese höhere Mo­ bilität in den ländlichen Regionen führt aber nicht dazu, daß die Kontakte mit den genannten Personen viel seltener werden als in einer großen Stadt wie Berlin, sondern nach Abbildung 4 sind Interaktion und Kommunikation der Verheirateten in den ländlichen Regionen sehr viel dichter und häufiger als in Berlin. Das kann daran liegen, daß die Mobilität der Personen, mit denen man in ländlichen Regionen noch Kontakt hält, sich auf die unmittelbaren Nachbarorte konzentriert, während Mobilität von Berlin heraus immer auch bedeutet hat, sich weit von Berlin zu entfernen.

Trotz dieser sehr unterschiedlichen Struktur der Kontakthäufigkeit und der höchst unterschiedlichen Wohnentfernung zu den Kontaktpartnern in Berlin und in ländlichen Regionen ist es erstaunlich, daß sich die Häufigkeiten der Kontakte der genannten Personen zu den Befragten weniger nach der regionalen Herkunft unterscheiden als nach dem Familienstand (vgl. Abbildung 5).

Von allen Personen werden von den Ledigen sowohl in ländlichen als auch städtischen Regionen die Eltern am häufigsten genannt, wenn es darum geht, mit welchen Personen man kommuniziert und in Kontakt steht. Als nächstes werden in beiden Fällen Bekannte genannt, d. h. Arbeitskollegen, Freunde, Nachbarn und Kollegen aus Sportvereinen, danach folgen Geschwister und Verwandte. Partner tauchen in Relation zu diesen vorgenannten Gruppen mit rund sieben Prozent der Nennungen sowohl in städtischen als auch in ländlichen Regionen relativ selten auf, was wohl im wesentlichen darauf zurückzuführen ist, daß die Partner insgesamt nur eine von 18 gegebenen Möglichkeiten waren.

Bei den Verheirateten verlieren Bekannte, Verwandte und Geschwister an Bedeutung, während neben den Eltern Kinder und Partner besonders häufig genannt werden. Zweifellos lassen sich die unterschiedlichen Muster bei den Ledigen und den Verheirateten dahingehend interpretieren, daß die Ledigen noch eher in der eigenen Herkunftsfamilie verankert sind und ihre Kontakte von dort aufbauen, und zwar sowohl in Berlin als auch in den ländlichen Regionen. Dagegen konzentrieren sich bei den Verheirateten die Kontaktpersonen zunächst einmal neben den Eltern als Herkunftsfamilie auf die eigene neu gegründete Familie.

Dieses eindeutig erst auf die Herkunftsfamilie und dann auf die eigene neu gegründete Familie bezogene soziale Netz wirft die Frage auf, ob die von Coleman in seiner asymmetrischen Gesellschaft formulierte These richtig ist, daß in ländlichen stärker als in städtischen Regionen die Kernfamilie von einem dichten Kommunikationsnetz von Nachbarschaft, Verwandtschaft und Bekannten umgeben sei, während dieses Netz in den städtischen Regionen brüchig geworden sei. In den hier untersuchten Regionen scheint das Muster sozialer Beziehungen doch recht eindeutig familienzentriert zu sein, wobei die Eltern sowohl bei den Ledigen als auch bei den Verheirateten Angelpunkt der Kommunikations-und Kontaktstruktur sind. Denn in beiden Regionen sind bei den Verheirateten wie bei den Ledigen die Eltern die am häufigsten genannten Kontaktpersonen. Daher muß man möglicherweise davon ausgehen, daß hinsichtlich der Häufigkeit der Interaktion und Kommunikation neben der weiter oben beschriebenen Wohnentfernung vor allem die familialen Beziehungen zur Elterngeneration bzw. bei den Verheirateten zu den Eltern, den Kindern und den Partnern Kommunikation und Verkehrskreise definieren.

Im Sinne des Brüchigwerdens oder gar des Verlustes von Kommunikation und Kontakt zur Familie lassen sich weder das Muster sozialer Beziehungen der Ledigen in Berlin noch das der Verheirateten in städtischen Regionen interpretieren. In bezug auf die asymmetrische Gesellschaft von Coleman ist hier festzustellen, daß seine Aussage des Verlustes der Beziehungen zur eigenen Familie bei einer großen Stadt wie Berlin empirisch falsifiziert ist. Falsifizieren lassen sich aber auch Aussagen wie die von Bellah über das Brüchigwerden von familialen Beziehungen in großen Städten, weil auch die Überprüfung, zu wem enge gefühlsmäßige Bindungen bestehen, sowohl in städtischen wie ländlichen Regionen zunächst einmal deutlich macht, daß sie sowohl für die Ledigen als auch für die Verheirateten aus dem familiären Netz von ganz erheblicher Bedeutung sind (vgl. Abbildung 6).

Bei den Ledigen in ländlichen Regionen werden zu knapp 42 Prozent zuerst die Eltern genannt, dann folgen die Partner, die Geschwister und schließlich die Bekannten. In Berlin werden zunächst zwar mit 42 Prozent Bekannte genannt, aber mit knapp 29 Prozent folgen dahinter die Eltern sowie die Partner mit rund 17 Prozent. Bei aller Unterschiedlichkeit in der größeren Bedeutung, die Bekannte bei den Ledigen in den städtischen Regionen für gefühlsmäßige Bindungen spielen, darf doch die starke Eltembindung bei einem großen Prozentsatz der Ledigen auch in den urbanen Zentren nicht übersehen werden.

Bei den Verheirateten spielen in den ländlichen Regionen die Partner die Hauptrolle mit über 50 Prozent der Nennungen, gefolgt von den Kindern und dann den übrigen. Das Muster, daß nach der Eheschließung die Partner und -falls vorhanden -die Kinder am häufigsten genannt werden, während alle anderen Personen einschließlich der Eltern deutlich an Bedeutung verlieren, zeigt sich in gleicher Weise auch in Berlin. Daher ist zunächst einfach festzustellen, daß die Entscheidung für Kinder auch die persönliche Beziehungsstruktur -im Vergleich zu den Ledigen -ganz deutlich verändert: Ehepartner und Kinder sind die Personen, zu denen jetzt die stärkste gefühlsmäßige Bindung besteht. Nicht uninteressant erscheint allerdings, daß hinsichtlich ländlicher und städtischer Regionen innerhalb des Familiennetzes ein deutlicher Unterschied festzustellen ist. In Berlin werden nämlich die Kinder häufiger als der Partner genannt, wenn es um enge gefühlsmäßige Bindungen geht.

Auch bei diesem Vergleich bleibt festzustellen, daß nicht die Stadt oder das Land ausschlaggebend sind, sondern ganz dominant die Lebensformen, d. h. Ledig-oder Verheiratetsein darüber entscheiden, wie die engen persönlichen gefühlsmäßigen Bindungen gestaltet werden. Diese dominanten Muster, die die Stadt-/Land-Differenz überlagern, werfen die Frage auf, ob die zitierten Thesen, die das Zerbrechen familialer Beziehungen in städtischen Kontexten, das Zerbrechen der Beziehungen zu den eigenen Eltern oder den Geschwistern als Folge urbaner Lebensformen behaupten, tatsächlich einer empirischen Überprüfung standhalten können.

Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß die unterschiedliche Wohnstruktur einer Großstadt mit ihren größeren Entfernungen die Beziehungsnetze der Großstadtbewohner insgesamt räumlich stärker auseinanderzieht. Es kann auch kein Zweifel daran bestehen, daß Ledige in den großen Städten insgesamt eine geringere Kontaktdichte haben als Ledige in ländlichen Regionen, die allerdings eben auch dichter mit dem Kommunikations-und Interaktionspartner Zusammenleben. Weiter kann kein Zweifel daran bestehen, daß insbesondere bei Ledigen Bekannte in den großen Städten bei der Kommunikation oder Interaktion eine größere Rolle spielen als in ländlichen Regionen. Doch können diese Unterschiede keinesfalls herangezogen werden, um weitergehende Thesen, wie sie von Beck, Bellah oder auch Coleman vertreten werden, als empirisch valide Thesen der Beziehungsstruktur von Menschen in großen Städten zu interpretieren. Vielmehr ist zunächst einfach davon auszugehen, daß in großen Städten genauso wie in ländlichen Regionen die Familie, und zwar die Herkunftsfamilie und die Familie, die man selbst wieder gegründet hat, der Fokus der eigenen Beziehungsstrukturen ist. Dabei sei noch einmal in Erinnerung gerufen, daß Ehe und Familie in den großen Städten sich zunehmend als eine weniger gewählte Lebensform darstellen, so daß die hier bei den Ledigen nachgewiesenen Beziehungsmuster eine zunehmend dominante Form der Beziehungsstruktur in den großen urbanen Zentren werden. Daher kann dieser Abschnitt mit der These, die schon oben formuliert wurde, abschließen, daß nicht Lebensformen brüchig werden, sondern die Entscheidung für bestimmte Lebensformen sowohl in städtischen wie in ländlichen Regionen die Beziehungsmuster definieren.

VI. Einstellungen zur Ehe und individualisierte Lebensorientierungen

Abbildung 5: Häufigkeit der Kontakte zu genannten Personen, differenziert nach Beziehung und Familienstand der Befragten (in Prozent) Quelle: HansBertram, DJI-Familien-Survey 1, 1991.

Mit der bisherigen Argumentation wurde der Nachweis geführt, daß in urbanen Zentren seit Anfang der siebziger Jahre nicht die Ehe und die Familie mit Kindern unsicherer und risikobehafteter geworden sind, sondern daß der zentrale Wandel in den Lebensformen sich auf die Entscheidung bezieht, ob man überhaupt in einer Ehe und Familie leben will. Gleichzeitig konnte aber auch verdeutlicht werden, daß die Lebensform des Ledigseins nicht bedeutet, daß man allein lebt, und daß trotz der Veränderungen der äußeren Lebensformen die Beziehungen auch heute noch sowohl in den urbanen Zentren als auch in den ländlichen Regionen primär auf die Herkunftsfamilie bezogen oder aber auf die eigene Familie hin organisiert sind. Wenn sich jedoch auf der einen Seite Ehe und Familie als Lebensform auf dem Rückzug befinden, andererseits aber die persönlichen Beziehungen weiterhin familienzentriert bleiben, stellt sich die Frage, wie sich die Einstellungen zur Ehe in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt haben. Mit den hier vorliegenden Querschnittsdaten können keine Zeitreihen über Generationen hinweg erstellt werden, um den Einstellungswandel zu Ehe und Familie zu dokumentieren, sondern nur Vergleiche zwischen Altersgruppen.

Ein solcher Altersgruppenvergleich zeigt, daß die positive Bewertung von Ehe bei der jüngeren Generation viel schwächer ausgeprägt ist als bei den älteren Generationen. Während diese den positiven Sinn von Ehe so stark betonen, daß sie auf einer sechsstufigen Skala einen Mittelwert von mehr als 4, 5 erreichen, gibt es in der jüngeren Generation viel mehr skeptische Stimmen; hier liegt der Mittelwert nur bei 2, 9

Die Abnahme der positiven Einstellung zur Ehe verläuft parallel zur Ablehnung materieller Werte und zur Zustimmung zu postmateriellen Werten, die ihrerseits deutlich mit denen eher wenig positiven Urteilen über die Ehe kovariieren. Diejenigen Personen, die ihre individuelle Freiheit betonen, die persönliche Lebensorientierungen und nicht gesellschaftliche Gegebenheiten in den Mittelpunkt ihres Wertehorizontes stellen, haben in der Regel zur Ehe ein eher negatives Urteil, während die mehr auf Ordnung und Sicherheit Bedachten eher positive Urteile abgeben

Vergleicht man allerdings die Einstellung zur Ehe wiederum zwischen den Generationen, nun aber noch zusätzlich differenziert nach Region und Familienstand, so ergibt sich auf Basis unserer Daten (vgl. Abbildung 7) zwar für alle Befragten eine leichte Tendenz der Abnahme positiver Einstellungen zur Ehe, außer bei den jungverheirateten Personen in ländlichen Regionen mit einer deutlich positiven Einstellung zur Ehe. Gleichzeitig wird aber deutlich, daß generell die Einstellung zur Ehe sowohl nach Familienstand als auch nach städtisch/ländlichen Regionen erheblich variiert.

So zeigen die städtischen ledigen Befragten in allen Altersgruppen skeptischere Einstellungen zur Ehe als alle andere Gruppen; sogar die ältesten ledigen Personen in städtischen Regionen haben zur Ehe eine tendenziell negativere Einstellung als selbst die jüngsten Befragten in städtischen und ländlichen Regionen, seien sie nun ledig oder verheiratet. Da aber, wie oben beschrieben, der Anteil der ledigen Personen gerade in den städtischen Regionen auch in den älteren Altersgruppen deutlich zugenommen hat, ist zunächst davon auszugehen, daß zumindest ein Teil der generell skeptischen Einstellungen gegenüber der Ehe nicht auf die Gesamtpopulation zurückzuführen ist, sondern auf die Zunahme derjenigen, die die Lebensform der Ledigen gewählt haben.

Das kommt in unseren empirischen Daten insofern zum Ausdruck, als bei den ältesten Befragten der Anteil der Ledigen sowohl in städtischen als auch ländlichen Regionen mit drei bis fünf Prozent relativ gering ist, während er bei den jüngeren Befragten deutlich zunimmt. Auch die Ledigen in ländlichen Regionen haben generell eine eher weniger positive Einstellung zur Ehe als die Verheirateten in städtischen und ländlichen Regionen. Diese lassen insgesamt keinen starken Einstellungswandel zwischen den Generationen erkennen, wenn auch eine tendenzielle Abnahme mit der oben erwähnten Ausnahme bei den Urteilen über die Ehe als Lebenssinn zu finden ist. Der Wertewandel in bezug auf die Ehe ist, soweit das aus einer Querschnittsanalyse überhaupt abgeleitet werden kann, vermutlich eher Ausdruck der Tatsache, daß heute immer mehr Menschen die Lebensform des Ledigseins wählen, als eines Wechsels von Einstellungs-und Lebensmustern. Eine zunehmend geringere Wertschätzung findet man zunächst auch bei jüngeren Befragten bei dem Faktor „Kinder als Lebenssinn“. Zu diesem Faktor gehören Aussagen, wie „Es macht Spaß, Kinder aufwachsen zu sehen“, „Kinder gehören zum eigenen Leben“, „Kinder bereichern das Leben“, „Kinder geben einem das Gefühl, gebraucht zu werden“. Wie aus unseren Daten deutlich wird, ergibt sich hier eine signifikante Altersabhängigkeit und ein fast linearer Rückgang von den um 1935 geborenen Befragten zu denen, die von 1965 bis 1968 geboren wurden. Doch ähnlich wie schon bei „Ehe als Lebenssinn“ ist dieser Rückgang nicht auf einen generellen Wertwandel in unserer Gesellschaft zurückzuführen, sondern im wesentlichen darauf, daß in einer zunehmend urbanen Gesellschaft immer mehr Personen, aus welchen Gründen auch immer, sich entschließen, als Ledige zu leben, und zwar mit einer zunehmend größeren Dauer.

Nach Abbildung 7 unterscheiden sich die Verheirateten in städtischen und ländlichen Regionen hinsichtlich ihrer extrem positiven Einstellung zu Kindern in den einzelnen Generationen so gut wie überhaupt nicht, lediglich bei der jüngsten Generation gibt es eine deutliche Abweichung. Dabei ist allerdings darauf hinzuweisen, daß hier die Fall-zahlen der Verheirateten in den städtischen Regionen sehr niedrig sind. Die Ledigen in den ländlichen und städtischen Regionen zeigen ganz unabhängig vom Alter eine sehr viel geringere Wertschätzung von Kindern als die Verheirateten. Ein Wertewandel hat also bei den Verheirateten zwischen den Generationen weder in städtischen noch in ländlichen Kontexten stattgefunden; auch bei den Ledigen sind die Wertmuster zwischen den Generationen weitgehen stabil geblieben. Geändert hat sich allein die Verteilung der Ledigen und Verheirateten zwischen den einzelnen Generationen. Das bedeutet, daß die fast lineare Verminderung der Zustimmung zu Kindern im wesentlichen auf die Zunahme der Ledigen zurückzuführen ist, die immer schon eher skeptische Einstellungen zu Kindern hatten.

Die Zunahme der Ledigen in den Städten führt demgemäß auch dazu, daß man es in den Städten zunehmend mit Einwohnern zu tun hat, die Kindern keine besondere Bedeutung mehr zumessen. Das muß sich nicht als Kinderfeindlichkeit äußern, aber Personen, die unabhängig vom Alter Kindern gegenüber neutrale bis eher negative Einstellungen artikulieren, ist es vermutlich schwer zu vermitteln, daß gerade in Städten eine Politik für Kinder notwendig ist.

VII. Zusammenfassung

Abbildung 6: Stärkste gefühlsmäßige Bindungen der Befragten (in Prozent) Quelle: 28, 6 Partner 41, 8 Kinder Eltern Hans Bertram, DJI-Familien-Survey 1, 1991.

Auf der Basis der Daten des Mikrozensus von 1972 bis 1987 wurde der Nachweis zu führen versucht, daß die eingangs referierten globalen Thesen über die zunehmende Brüchigkeit von Ehe und Familie und über die zunehmende Beliebigkeit von familialen Beziehungen höchst problematisch sind. Weder in urbanen Zentren noch in ländlichen Regionen sind hinsichtlich der Familienstands-variablen solche dramatischen Veränderungen zu beobachten. Demgegenüber wurde hier die These formuliert, daß der Lebensform des Ledigseins als einer typischerweise urbanen Lebensform heute eine wachsende Bedeutung zukommt, weil ein zunehmend größerer Prozentsatz derjenigen, die traditionellerweise zwischen 25 und 45 Jahren geheiratet haben, nun ledig bleibt. Ob diese Entwicklung dauerhaft oder nur ein vorübergehendes Phänomen ist, kann hier nicht entschieden werden. Es lassen sich aber für die letzten 20 Jahre eindeutige Konsequenzen in bezug auf urbane Zentren und ländliche Regionen herausarbeiten.

Während das Ledigsein in den urbanen Zentren als eine längere Phase im Leben vpn Menschen zunehmend neben die Ehe als Lebensform tritt, scheint es in ländlichen Regionen immer noch als Durchgangsphase zur Heirat vorzuherrschen. Diejenigen, die sich für Ehe und für Kinder entscheiden, bleiben auch überwiegend zusammen, so daß die meisten Kinder auch heute noch in stabilen Familienverhältnissen aufwachsen. Da insbesondere in urbanen Zentren die Ehe als Lebensform an Bedeutung verloren hat und auch die Mehrkinderfamilie zu einer Minderheit wurde, ist der relative Anteil der Alleinerziehenden in den großen urbanen Zentren viel deutlicher in unser Bewußtsein getreten, ohne tatsächlich zugenommen zu haben.

Die Stabilität von Ehe und Familie zeigt sich aber nicht nur auf der Basis der Daten des Mikrozensus, sondern läßt sich auch mit den Daten des Familien-Surveys des Deutschen Jugendinstituts belegen die Auskunft darüber geben, inwieweit in städtischen und ländlichen Regionen Ehepaare in erster Ehe Zusammenleben bzw. Paare, die nicht verheiratet sind, mit einem Partner länger als ein Jahr zusammen sind, belegen. Bei den befragten Ehepaaren lebt die überwältigende Mehrheit mit dem ersten Ehepartner in häuslicher Gemeinschaft, und ein „living apart together“, wie Hoffmann-Nowotny vermutet, findet sich in einer Großstadt wie Berlin bei Verheirateten so gut wie gar nicht. Dagegen ist bei Ledigen die Lebensform des dauerhaften Partners, mit dem man zwar zusammen ist, aber nicht die Wohnung teilt, zu einem dominanten Muster geworden, das tatsächlich ein neues Phänomen in den urbanen Zentren darstellt.

Trotz der deutlichen Zunahme der Lebensform der Ledigen in den großen urbanen Zentren mit teilweisem Nicht-Zusammenleben bleiben sowohl hier als auch in den ländlichen Regionen Kommunikation und Interaktion aller Befragten überwiegend familienzentriert. Die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen hinsichtlich der Kommunikations-und Interaktionsstrukturen sind weniger stark ausgeprägt als die zwischen Ledigen und Verheirateten. Ledige Personen sind in ihrer Kommunikation und Interaktion überwiegend auf die eigene Herkunftsfamilie -insbesondere die Eltern -und Bekannte hin konzentriert,während Verheiratete viel häufiger neben den eigenen Eltern Partner und Kinder als Kommunikations-und Interaktionspartner nennen.

Die deutlich geringere Interaktions-und Kommunikationsdichte der Ledigen in den urbanen Zentren ist im wesentlichen auf die ganz unterschiedliche Wohnstruktur in Stadt und Land zurückzuführen. Während in ländlichen Regionen Ledige wie Verheiratete ihre familialen und sonstigen Interaktionspartner überwiegend im unmittelbaren Umfeld innerhalb des gleichen Ortes erreichen können und den größten Teil ihrer Kommunikation und Interaktion sogar im gleichen Haus oder in unmittelbarer Nachbarschaft abwickeln, müssen Ledige in Berlin oder auch in München längere Wege auf sich nehmen, um zu kommunizieren und interagieren. Dieser Unterschied wurde im Sinne von Robert N. Bellahs These interpretiert, daß die Organisation des Alltagslebens aufgrund der großen Zufälligkeit der Orte in großen Städten, die man täglich aufzusuchen hat, zu lockeren Kommunikations-und Interaktionsstrukturen geführt hat. Diese Strukturen sind aber in den großen urbanen Zentren wie Berlin und in ländlichen Regionen in bezug auf die Lebensformen so ähnlich, daß die These von James Coleman, in den großen Städten existiere die notwendige Unterstützung für Ehe und Familie in Nachbarschaft und Verwandtschaft nicht mehr, falsifiziert ist, weil sich Berlin in diesem Punkt nicht von ländlichen Regionen der Bundesrepublik Deutschland unterscheidet. Umgekehrt vermutet Colemann in ländlichen Regionen eine höhere Unterstützung, als sie tatsächlich gegeben wird.

Bei den hier untersuchten Werten und Einstellungen, nämlich Postmaterialismus, Einstellung zu Ehe und zu Kindern, konnte zunächst ganz im Sinne der immer wieder diskutierten These des Wertewandels der Nachweis geführt werden, daß sich die jüngeren Generationen gegenüber den älteren deutlich hinsichtlich ihres größeren Postmaterialismus, ihrer eher negativen Einstellung zur Ehe und ihrer größeren Distanz zu Kindern abheben. Diese Unterschiede sind aber nicht Ausdruck eines generellen Wertewandels in der gesamten Bevölkerung, sondern mehr, als bisher im öffentlichen Bewußtsein zur Kenntnis genommen wurde, Ausdruck der Tatsache, daß Ledige ganz unabhängig von ihrem Lebensalter und größtenteils ganz unabhängig davon, ob sie in Berlin oder in ländlichen Regionen leben, sowohl zur Ehe als auch zu Kindern viel skeptischere Einstellungen haben als Verheiratete. Der Wertewandel ist Ausdruck der Tatsache, daß ein zunehmend größerer Prozentsatz Jüngerer aus Gründen, die hier nicht im einzelnen untersucht wurden, die Lebensform des Ledigseins wählt und im Rahmen dieser dieselben Einstellungen zu Ehe, Familie, Kindern und zum Postmaterialismus zum Ausdruck bringt wie die ältere Generation der Ledigen.

Ob dieser Prozeß zu stoppen ist, welche Ursachen diese deutlichen Veränderungen der Lebensformen haben und welche Konsequenzen sich möglicherweise weiterhin für unsere Gesellschaft daraus ergeben, konnte im Rahmen dieses Aufsatzes nicht untersucht werden. Hier ging es um den Nachweis, daß jene globalen Thesen von James Coleman über die moderne Gesellschaft ebenso falsch sind wie jene, die Ulrich Beck seit vielen Jahren über die neue Unsicherheit und neue Beliebigkeit moderner Gesellschaften in bezug auf Ehe und Familie zwar brillant, aber empirisch falsch formuliert.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Walter Prigge, Städtische Intellektuelle. Urbane Milieus im 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1992.

  2. Vgl. Walter Friedrich, Expertise zur Lage der Jugend des Zentralinstituts für Jugendforschung (ZU) Leipzig, Leipzig 1988.

  3. Vgl. Robert N. Bellah, Gewohnheiten des Herzens, Köln 1987.

  4. Vgl. James Coleman, Foundations of Social Theory, Cambridge 1990.

  5. Vgl. Richard Sennett, Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität, Frankfurt am Main 1991.

  6. Vgl. Ulrich Beck, Wieviel Konsens braucht der Staat? Vom Verschwinden der Solidarität. Individualisierung der Gesellschaft heißt Verschärfung sozialer Ungleichheit, in: Süddeutsche Zeitung vom 14. /15. 2. 1993.

  7. James Coleman, Die asymmetrische Gesellschaft. Vom Aufwachsen in unpersönlichen Systemen, Weinheim 1986.

  8. Ulrich Beck, Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt am Main 1986, S. 163.

  9. Vgl. Anna v. Münchhausen, Die Realität ist kein Schulfach, in: Die Zeit vom 2. 4. 1993.

  10. Vgl. Theodore Caplow, Middletown Families. Fifty Years of Change and Continuity, University of Minnesota 1982.

  11. Vgl. Robert S. Lynd/Helen M. Lynd, Middletown, New York 1929.

  12. Vgl. auch den Beitrag von Elisabeth Beck-Gernsheim in diesem Heft, in dem sich die Autorin mit der hier vertretenen Auffassung auseinandersetzt.

  13. Hans Bertram, DJI-Familien-Survey 1, Opladen 1991.

  14. Vgl. Hans Bertram/Hiltrud Bayer/Renate Bauereiß, Familien-Atlas: Lebenslagen und Regionen in Deutschland. Karten und Zahlen, Opladen 1993.

  15. Vgl. Hartmann Tyrell, Soziologische Überlegungen zur Struktur des bürgerlichen Typus der Mutter-Kind-Beziehung, Frankfurt am Main-New York 1981.

  16. Vgl. Niklas Luhmann, Soziale Systeme: Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt am Main 1985.

  17. Vgl. Hildegard Kratz, Von der Großfamilie zum Singledasein? Forum des Zusammenlebens, in: Egon Holder, Im Zuge der Zeit. Ein Bilderbogen durch vier Jahrhunderte, Stuttgart 1989.

  18. Vgl. Neil Postman, Das Verschwinden der Kindheit, Frankfurt am Main 1982.

  19. Vgl. H. Bertram (Anm. 13).

  20. Vgl. Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny, Ehe und Familie in der modernen Gesellschaft, in: Aus Politik und Zeit-geschichte, B 13/88, S. 3-13.

  21. Vgl. Bernhard Nauck, Familien-und Betreuungssituationen im Lebenslauf von Kindern, in: Hans Bertram (Hrsg.), Die Familien in Westdeutschland. Stabilität und Wandel familialer Lebensformen, Opladen 1991.

  22. Vgl. H. Bertram/H. Bayer/R. Bauereiß (Anm. 14).

  23. Vgl. Franz Urban Pappi/Christian Melbeck, Die sozialen Beziehungen städtischer Bevölkerung, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 29: Soziologische Stadtforschung, Opladen 1988.

  24. Vgl. H. Bertram (Anm. 13).

  25. Vgl. Robert N. Bellah, The Good Society, New York

  26. Vgl. H. Bertram (Anm. 13).

  27. Vgl. hierzu den Beitrag von Thomas Gensicke in diesem Heft.

  28. Vgl. H. Bertram (Anm. 13).

Weitere Inhalte

Hans Bertram, Dr. phil., geb. 1946; Studium der Soziologie, Psychologie und Rechtswissenschaft in Münster, Mannheim und Düsseldorf; 1981 bis 1984 ordentlicher Professor für Soziologie an der Universität der Bundeswehr München; von 1984 bis 1992 Vorstand und wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Jugendinstituts e. V. München; seit 1992 Universitätsprofessor für Mikrosoziologie an der Humboldt-Universität Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Moralische Sozialisation, in: Klaus Hurrelmann/Dieter Ulich (Hrsg.), Handbuch der Sozialisationsforschung, Weinheim 1980; Sozialstruktur und Sozialisation. Zur mikrosoziologischen Analyse von Chancenungleichheit, Neuwied 1981; Von der schichtspezifischen zur sozialökologischen Sozialisationsforschung, in: Laszlo Vaskovics (Hrsg.), Sozialökologische Einflußfaktoren familialer Sozialisation. Stuttgart 1982; (Hrsg.) Gesellschaftlicher Zwang und moralische Autonomie. Ein Sammelband, Frankfurt am Main 1986; Jugend heute. Die Einstellung der Jugend zu Familie, Beruf und Gesellschaft, München 1987; (Hrsg.) Die Familie in Westdeutschland. Stabilität und Wandel familialer Lebensformen, Opladen 1990; (Hrsg.) Die Familie in den neuen Bundesländern, Opladen 1992; (zus. mit Hiltrud Bayer/Renate Bauereiß) Familien-Atlas. Lebenslagen und Regionen in Deutschland. Karten und Zahlen, Opladen 1993.