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Der Zweite Weltkrieg -Eine historische Bilanz | APuZ 7-8/1995 | bpb.de

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APuZ 7-8/1995 Der Zweite Weltkrieg -Eine historische Bilanz Die Kriegsgefangenen Die Vertreibung der Deutschen -Ein unbewältigtes Kapitel europäischer Zeitgeschichte „Displaced Persons“. Ein vergessenes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte

Der Zweite Weltkrieg -Eine historische Bilanz

Hans-Adolf Jacobsen

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Zusammenfassung

Die Geschichte des Zweiten Weltkriegs kann nur im Rahmen globaler Interdependenz auf allen Kriegsschauplätzen und unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen von Politik und Kriegführung angemessen analysiert und bewertet werden. Dies hat die internationale zeitgeschichtliche Forschung überzeugend nachgewiesen.. Als Antwort auf die mißglückte Friedensordnung nach dem Ersten Weltkrieg versuchten die drei „Habenichtse“ -Japan, Italien und Deutschland -in einem imperialen Eroberungszug die Welt neu unter sich aufzuteilen. Die NS-Führung verband damit ihren Vernichtungs-und Ausbeutungskrieg, der am Ende zum „Großgermanischen Reich deutscher Nation“ führen sollte. Die herausgeforderten Großmächte -England, die Sowjetunion und die USA -kämpften dann zwar gemeinsam die Aggressoren militärisch nieder, was aber nicht hieß, daß sie für die gleichen Ziele und Ideale eintraten. Der 1944/45 sichtbar gewordene ideologische und machtpolitische Antagonismus der „Antihitler-Koalition" war einer der entscheidenden Ursachen für den ausbrechenden „Kalten Krieg“. Japan, Deutschland und Italien haben in recht unterschiedlicher Weise ihre jüngste Geschichte aufgearbeitet.

1995 jährt sich zum 50. Mal das Ende jenes totalen Krieges, -dessen Ausgang das Gesicht unseres Jahrhunderts so entscheidend geprägt hat. An ihm haben sich 67 Staaten dieser Erde beteiligt; mehr als 60 Millionen Tote bedeckten die Schlachtfelder auf allen Kriegsschauplätzen. Seine Nachwirkungen reichen bis in die Gegenwart.

Mancher Zeitgenosse mag sich vor dem Hintergrund des Transformationsprozesses in Osteuropa und der mannigfachen Konflikte in der Welt, insgeheim oder öffentlich, die wohl berechtigte Frage stellen: Wer hat im Endergebnis diesen Zweiten Weltkrieg gewonnen? Für viele Veteranen Rußlands ist es z. B. einfach unfaßbar, daß Deutschland und Japan, die 1945 bedingungslos kapituliert hatten, fünfzig Jahre nach der schwersten Niederlage ihrer Geschichte wie ein „Phönix aus der Asche“ wieder mit an der Spitze der Staatenhierarchie stehen und ihren Regionalbereich zu dominieren vermögen; jetzt zwar nicht mehr mit militärischen, aber mit politisch-ökonomischen Mitteln. Daß es zwischen einst und heute gravierende Unterschiede gibt, wollen sie nicht so recht wahrhaben.

Eine andere Frage ist ernsthafter zu stellen: Wie werden diese beiden Staaten in Zukunft ihre neu gewonnene Macht nutzen? Können die früher von ihnen bedrohten, okkupierten oder mißhandelten Völker deren Vereinbarungen, Zusicherungen und Handlungsweisen, nach allem was geschehen ist, wirklich trauen? Um diese und ähnliche Zweifel besser verstehen zu können, muß im Lichte zeitgeschichtlicher Forschung verdeutlicht werden, wie dieser Krieg in Ursachen, Verlauf und Konsequenzen historisch zu bewerten ist. Auch hier gilt, daß ohne Erinnerung kein Verstehen der Gegenwart und kein Bewältigen einer gemeinsamen friedlichen Zukunft möglich ist

Das äußere Erscheinungsbild dieses Krieges ist bisher überwiegend von den eingesetzten Waffensystemen.den Kämpfen und Leiden des Soldaten bzw.der Zivilbevölkerung, von der Mobilisierung aller Ressourcen, den entfesselten Leidenschaften und einer maßlosen Propaganda bestimmt gewesen, mit deren Hilfe das eigene Handeln stets von neuem gerechtfertigt und das der Gegner verteufelt wurde. Dies alles hat dazu geführt, daß die meisten Autoren zunächst den Krieg primär als eine militärische Auseinandersetzung analysiert haben, und dies zudem noch aus dem engen Blickwinkel einer Nation oder einer Region. Nur in den seltensten Fällen ist dies unter dem Aspekt weltpolitischer Perspektiven geschehen. Heute aber steht fest: Der totale Weltkrieg kann nur dann in seiner eigentlichen Dimension begriffen werden, wenn dabei die Wechselwirkungen von Politik und Kriegführung in all ihrer Vielfältigkeit und ihrer globalen Dimension gewürdigt werden

I. Kriegsziele

Damit hängt eine Reihe von Fragen zusammen, die unterschiedliches Gewicht haben: Wie weit waren die verkündeten Kriegsziele zwischen den jeweiligen Partnern abgesprochen oder miteinander vereinbar? Wie hat sich das auf allen Seiten der Kriegführenden erkennbare Problem der Zielkonflikte auf das politische und strategische Handeln ausgewirkt? Sicherlich haben sich auch manche angestrebten Ziele -sehen wir einmal von den propagandistischen ab -im Laufe der Jahre auf Grund neuer Lagebeurteilungen (z. B. 1941) geändert, sind reduziert, erweitert oder wieder bestätigt worden. Die Verwirklichung von gewünschten Teil-zielen mag auch am eigenen Unvermögen, an der Obstruktion der Bündnispartner gescheitert oder Folge von Kompromissen bzw. Kompensationen gewesen sein. Ob auf deutscher Seite von einem mehrphasigen „Stufenplan“ Hitlers zur Erkämpfung der deutschen Weltvormachtstellung gesprochen werden kann, ist nach wie vor eine kontroverse Frage. Aus der Perspektive des Jahres 1945 spricht vieles für diese These, zumal die Endziele der NS-Führung schon seit den zwanziger Jahren programmatisch weithin festgelegt waren

Hinzu kommt die Tatsache, daß Spannungen untereinander -insbesondere auf Seiten der Anti-hitler-Koalition, d. h. Großbritanniens, der Sowjetunion, der USA und Frankreichs unter de Gaulle -bzw. die Lage an den Fronten die Führungskräfte veranlaßt haben, weitgesteckte Zielsetzungen vorerst zurückzustellen, sich den Partnern im Interesse der Bündniskohäsion anzupassen und erst zu einem späteren, günstigeren Zeitpunkt die eigenen Forderungen wieder stärker zu betonen. Unverkennbar war die Tendenz der Anglo-Amerikaner, schwerwiegenden und folgenreichen Entscheidungen bis Kriegsende auszuweichen (Politik der Vertagung) in der Hoffnung, dann mit der Sowjetunion schneller zu einer Einigung zu kommen. Häufig mögen bestimmte Ziele auch als Reaktion auf die Strategie der Gegenseite bzw. zur Festlegung von Prioritäten („Germany first“) formuliert worden sein

Im Mittelpunkt der Kriegsziele stand der militärische Sieg, um dem Gegner den politischen Willen aufzwingen oder ihn zu Verhandlungen nötigen zu können. Aber es konnte auch vorkommen, daß damit das Eingreifen anderer Mächte in den Konflikt verhindert werden sollte. Spätestens seit 1942/43 hat die NS-Führung den Krieg freilich nur noch um des Krieges willen geführt. Radikal hatte Hitler formuliert: „Deutschland wird Weltmacht oder überhaupt nicht sein.“ Die in den letzten Monaten des Krieges genährte Hoffnung auf eine Spaltung der feindlichen Koalition und damit auf eine Beendigung des Krieges zu erträglichen Kosten erwies sich einmal mehr als Ausdruck jenes Wunschdenkens, von dem die NS-„Eliten“ geprägt waren und welches bewies, daß diese unfähig waren, die Welt und ihre eigene Umgebung realistisch einzuschätzen und daraus politische Konsequenzen zu ziehen. Spätestens seit 1941 hat Hitler die deutsche Wehrmacht vor unerfüllbare Aufgaben gestellt

Erst wenn diese und ähnliche grundsätzliche Fragen, soweit möglich, geklärt sind, kommt es darauf an, die militärischen Maßnahmen aller Waffengattungen, die Bemühungen auf dem Gebiet der Technik, der Wirtschaft, der Rüstung und des Geheimdienstes sowie die psychologischen Gegebenheiten usw. in den historischen Gesamtablauf einzuordnen, um die ihnen im Rahmen des Ganzen zukommende Gewichtung herauszuarbeiten. Und endlich gehört dazu die keineswegs leichte Aufgabe, das Völkerringen unter regional-weltpolitischen Perspektiven und Ordnungsprinzipien zu erfassen, wie dies zuletzt G. L. Weinberg in seinem Werk „A World at Arms“ getan hat

Für die kriegführenden Großmächte war es bezeichnend, daß das Denken in den Kategorien von „Großräumen“, meist weltumspannenden Ausmaßes, im Mittelpunkt stand, so etwa bei den Plänen der Achsenmächte (d. h. Japans, Deutschlands und Italiens) über die künftige Aufteilung der Welt (1940), aber auch bei denen ihrer Gegner. Kein geringerer als Winston Churchill hat über seine Eindrücke vom Dezember 1941 (nach dem japanischen Überfall auf die US-Flotte in Pearl Harbor)

geschrieben, damals sei ihm klar geworden, daß das Schicksal Hitlers und Mussolinis besiegelt gewesen sei und Japan zwischen zwei Mühlsteinen zerrieben werden würde: „Nichts blieb zu tun, als unsere überwältigenden Machtmittel einzusetzen.

Keine andere Kombination auf der Welt hätte unserer vereinten Macht widerstehen“ können. Und in welchem Umfang die amerikanische Strategie wirklich global gewesen ist, geht aus den zahlreichen politischen und militärischen Planungsarbeiten, Operationen und Wirtschaftslieferungen (Lend-Lease-System, durch das die USA die Alliierten mit kriegswichtigen Gütern versorgten), vor allem auch aus der Verteilung und Versorgung der Streitkräfte hervor: Ende 1943 hatten die USA 8800 Flugzeuge und 515 Kriegsschiffe in Europa und 7800 Flugzeuge sowie 713 Kriegsschiffe in Ostasien eingesetzt. Ein Jahr später zeigt die Dislozierung ihrer Armeen folgendes Bild: 50 Prozent der Truppen kämpften auf dem europäischen Kontinent, 17 Prozent im Mittelmeerraum, 26 Prozent im Pazifik, der Rest (7 Prozent) in Afrika, im Mittleren Osten, in China, Burma, Indien, Alaska und im Karibischen Meer. Zur gleichen Zeit hatte Großbritannien die Hälfte seiner Streitkräfte „overseas" und die andere Hälfte in Europa disloziert. Es kämpfte im Atlantik, im Mittelmeer, vom Mittleren Osten bis Indien und Burma, um seine Interessen zu sichern. Demgegenüber mußte bzw. konnte die sowjetische Führung das ganze Schwergewicht ihres Kampfes auf dem europäischen Kontinent konzentrieren; so gesehen trug sie hier zweifellos die größte Last der „Antihitler-Koalition“

Wir wissen heute, daß Japan, Italien und Deutschland -d. h. die zu spät gekommenen Nationen oder auch die sogenannten „Habenichtse“ -den politischen Status quo nach dem Ersten Weltkrieg zu ihren Gunsten verändern wollten -und zwar auch als Antwort auf die mißglückten Friedensverträge von 1919/21. Beginnend mit den dreißiger Jahren haben sie Asien und Europa in einem atemberaubenden Anlauf zur imperialen Eroberung herauszufordern begonnen. Deren Aktionen blieben allerdings weitgehend voneinander getrennt, auch zum Teil ohne gegenseitige Fühlungnahme, wenngleich die Erfolge des einen (und das Versagen des Völkerbundes, die Aggressoren in die Schranken zu weisen) auch den anderen in seiner Entscheidung zum Losschlagen ermutigt haben mochten. Das traf u. a. 1941 zu, als Tokio den Krieg im Pazifik eröffnete -in gewisser Weise als Teil des europäischen Konfliktes und auch als Konsequenz der deutschen militärischen Siege. Andererseits scheiterten gelegentliche Versuche, den Partner zugunsten gemeinsamer oder eigener strategischer Operationen in seinen Beschlüssen umzustimmen. Daher ist es unzutreffend, von einer organisierten, zielbewußten Verschwörung dieser drei Partner gegen den Frieden zu sprechen. Sie waren Verbündete, deren Herrschaftssysteme sich in ihren Strukturelementen bei allen nachweisbaren Parallelen doch grundlegend unterschieden. Dies kann u. a. an der barbarischen, rassenbiologisch begründeten, z. T. systematischen NS-Vernichtungspolitik in den besetzten Ländern Europas und den andersgearteten drakonischen Methoden Japans in Asien sowie an der unterschiedlichen Einstellung Berlins und Tokios gegenüber den übrigen Großmächten verdeutlicht werden Zudem standen hinter der von ihnen verfolgten expansionistischen Politik verschiedene soziale Schichten. In Europa waren es vor allem die konkurrierenden Diktatoren mit ihren Führungseliten, die gegen den Willen vieler Militärs zum Krieg trieben. In Japan hatte sich die militante Heeresgeneralität gegenüber Marine und Außenministerium durchgesetzt

Zweifellos haben Japan, Italien und Deutschland, von einem fanatischen „historischen Sendungsbewußtsein“ motiviert, eine regional begrenzte Neuverteilung des Rohstoff-und Siedlungsraumes in der Welt angestrebt, um ihre autoritären bzw. totalitären Ordnungssysteme durchzusetzen und sodann die eroberten Gebiete militärisch abzusichern. Ihre Ziele waren letztlich Ausdrucksformen spätimperialistischer Machtpolitik, wobei die japanische Politik mit der faschistischen und nationalsozialistischen vor allem eines verband: Die Expansion war weniger -wie in der Zeit des klassischen Imperialismus -Ausdehnung aus Überfluß an Kapital, Menschen und Waren, sondern mehr Ausdehnung aus einer Art Kurzschlußreaktion auf politische Depression und wirtschaftliche Krisen. Zu ergänzen wäre, daß die nationalsozialistische Ausprägung des Spätimperialismus -sehen wir einmal von der veränderten Stoßrichtung ab, die 1939 bis 1943 im Gegensatz zu der überseeisch-weltpolitischen des Kaiserreiches kontinental (vor allem auf Rußland) ausgerichtet war -auch Elemente revolutionärer Programmatik enthielt, wie sie für die großen Ideologien des 20. Jahrhunderts symptomatisch sind. Die 1940/41 in Berlin, insbesondere im Auswärtigen Amt, erwogenen Pläne zur Errichtung eines mittelafrikanischen Kolonial-reiches zur Deckung der notwendigen Rohstoffe wurden von der ernüchternden Wirklichkeit des deutschen Ostfeldzuges spätestens seit dem Herbst/Winter 1941 überholt

Hitlers „Großgermanisches Reich deutscher Nation“

In der zeitgeschichtlichen Forschung ist die spezielle Zielsetzung des NS-Deutschland auf den verschiedenen Ebenen untersucht worden, auf denen geplant, Einfluß genommen und schließlich entschieden worden ist. Das trifft im Grunde auch für die anderen Großmächte zu. Allerdings sind wir über die Vorgänge in Moskau immer noch sehr mangelhaft unterrichtet; über die internen Richtungskämpfe ist bisher nur wenig bekannt geworden. Auch in der neuesten Stalin-Biographie von D. Wolkogonow finden sich kaum bisher unbekannte Hinweise

Zu unterscheiden wären außer der Ebene der maßgeblichen Entscheidungsträger, auf der geheime und propagandistisch wirksame Kriegsziele eine Rolle gespielt haben, die der internen Planungsgremien, der oppositionellen Gruppen und die der öffentlichen Meinung. Die offiziellen, über die Medien propagierten deutschen Kriegsziele ließen eine von Goebbels mehrfach im engsten Kreise erläuterte Taktik erkennen: Die „neue rassische Ordnung Europas“ unter deutscher Führung sollte nur in vagen Umrissen angedeutet, vieles offengelassen und abgewartet werden, bis man die eigenen Pläne ohne nennenswerte psychologische Folgen verwirklichen konnte. Im übrigen wurden die NS-Propagandisten nicht müde, dem deutschen Volk immer von neuem einzuhämmern, daß es sich bei dem Krieg um einen „aufgezwungenen Krieg“ der „Plutokraten und des Judentums“, ab 1941 dann insbesondere des Weltbolschewismus handele und in Zukunft nicht mehr Paris und London, sondern Berlin der Mittelpunkt der europäischen Zivilisation sein würde.

Während Frankreich nicht für würdig befunden wurde, im künftigen Europa eine größere Rolle zu spielen, blieb die Stellung Englands anfangs offen. Deutschland, so lautete im Sommer 1940 eine geheime Presseanweisung für die Kommentatoren, wolle nicht das britische Empire zerschlagen, sondern nur die Vormachtstellung Großbritanniens. Auch richte sich der Kampf nicht gegen das englische Volk, sondern gegen Churchill und seine „Clique“. Lange Zeit spielte Hitler mit dem Gedanken, einen Ausgleichsfrieden mit England durchzusetzen, bei dem ihm -wie schon vor 1939 angestrebt -freie Hand im Osten gewährt würde. Einige Monate beherrschte ihn sogar die Vorstellung, eine gemeinsame deutsch-britische Abwehr-front gegen die USA aufbauen zu können. Aber von Jahr zu Jahr mehr entwickelte sich England für ihn zum eigentlichen großen „Störenfried in Europa“, den man endgültig vom Kontinent hin-wegfegen müsse, um wenigstens „für eine gewisse Zeit“ Ruhe zu haben. Daher wollte Hitler den Kampf gegen England noch 1945 „mit brutalster Energie“ fortsetzen. Aber ein solches Ziel war Phantasterei eines Mannes, der schon längst jeden Bezug zur Realität verloren hatte

Mit dem Kriegseintritt der USA wurde der nationalsozialistische Kampf gegen „Roosevelt und das hinter ihm stehende Judentum“ als Abwehr jeglicher Einmischung in die innereuropäischen Angelegenheiten proklamiert. 1942/43 sah sich die NS-Führung gezwungen, den „Aufbruch Europas im Kampf gegen den Bolschewismus“ auch anders zu interpretieren. Vor Auslandsjournalisten verkündete Goebbels Anfang 1943 Leitsätze zur Gestaltung des neuen Europa, von denen er sich eine psychologische Wirkung auf die kleineren Staaten erhoffte. Jetzt lauteten die Parolen: Freiwilligkeit und keine Unterordnung, Bewahrung der nationalen Individualität und freie Wahl der Regierungsform für alle Staaten. Verbunden wurden diese mit dem Hinweis, daß die harten Maßnahmen in den besetzten Ländern nur für die Zeit des Krieges gelten würden. Ein solches „Programm“ sollte den europäischen Völkern positive Ziele vor Augen führen, für die es sich einzusetzen lohne Ähnliche Konzepte hatten konservative Beamte des Auswärtigen Amtes und anderer Dienststellen schon früher entwickelt, ohne damit jedoch die höchsten Stellen beeinflussen zu können. Allein schon die grausame Praxis der NS-Herrschaft in den besetzten Gebieten stand im krassen Gegensatz zu derartigen Versprechungen, deren wahre Absichten sehr bald durchschaut wurden

Während große Teile der deutschen Bevölkerung angesichts der schweren Belastungen der Heimatfront seit 1943 immer offenkundiger einen Kompromißfrieden ersehnten und die Erwartungen hegten, einen solchen mit den Engländern und Amerikanern erreichen zu können, um gemeinsam den Feind im Osten abzuwehren, faßten führende Köpfe der deutschen Opposition gegen Hitler ihre Friedensziele in Denkschriften und Aufzeichnungen zusammen. Zu ihnen zählte Carl Goerdeler, der im Jahre 1943 nicht nur eine künftige starke Interessengemeinschaft mit Großbritannien zum Schutze des Kontinents vor dem Bolschewismus gefordert hatte, sondern auch die Schaffung eines Bundes der Staaten, der allen Frieden und Gerechtigkeit sichern würde

Aber derartige Pläne, Alternativen und Gedanken blieben ohne nennenswerte Resonanz. Hitler und seine engsten Mitarbeiter (Bormann, Goebbels u. a.) hatten das wahnwitzige Endziel der NS-Pro-grammatik niemals aus den Augen verloren. Dieses bestimmte Politik und Kriegführung und damit das ganze Geschehen auf deutscher Seite. Es gipfelte letztlich in dem Aufbau eines „Großgermanischen Reiches deutscher Nation“, bei dem alle Rassenfeinde eliminiert (Auschwitz, Holocaust), der Kontinent von Berlin aus dominiert und den USA die „Stirne geboten“ werden sollte

Italiens Mittelmeerimperium Gewiß waren die Ziele Mussolinis -gemessen an denjenigen Hitlers und seiner engsten Anhänger -begrenzter, wenn auch nicht weniger ehrgeizig. Schon im Verlauf der dreißiger Jahre wurde der aus ideologischen und machtpolitischen Prämissen des Faschismus resultierende Expansionismus mit Stoßrichtung Afrika und Balkan erkennbar, als Italien Abessinien eroberte und Albanien besetzte. Bei diesen Entscheidungen haben sicherlich wirtschaftliche, bevölkerungspolitische und prestigebedingte Beweggründe des Diktators mitgespielt. Die schrittweise Annäherung an NS-Deutschland, die sich in der Bildung der sogenannten „Achse“ (1936) -mit allerdings mehr propagandistischer Bedeutung, denn realer Substanz -, im Beitritt zum Antikominternpakt (1937) und in dem Abschluß des „Stahlpaktes“ (1939) gegenüber der Weltöffentlichkeit dokumentierte, ließ erkennen, daß Mussolini an seinem programmatischen Zukunftsentwurf orientiert war. Von den drei denkbaren Alternativen außenpolitischen Handelns -nämlich entweder mit den Westmächten zu kooperieren, einen Neutralitätskurs zu verfolgen in dem Bestreben, das Potential Italiens zur Wahrung eines europäischen Gleichgewichts in die Waagschale zu werfen, oder Partner des nördlichen Nachbarn zu werden -bevorzugte Mussolini die letzte Lösung.

Es waren nicht nur gewisse ideologische Gemeinsamkeiten (Antibolschewismus, Kampfprinzip), die dafür sprachen, sondern wahrscheinlich auch die Einsicht, daß Italien nur im Bündnis mit Deutschland seine Macht erweitern konnte und nicht wieder mit dem Odium des Bündnisverrates von 1915 belastet würde. Nur auf diesem Wege konnte die italienische Vorherrschaft im Mittelmeerraum verwirklicht und die Stellung des faschistischen Staates in der internationalen Politik ebenso gefestigt wie aufgewertet werden. Außerdem mag Mussolini bei seinem politischen Entschluß, nach der Phase der „non belligeranza" (des Nicht-Kriegszustands, 1939/40) an der Seite Hitlers in den Krieg einzutreten (10. 6. 1940), neben der Jagd nach „Beute“ -im deutschen Generalstab sprach man despektierlich von den „Erntehelfern“ -von dem Gedanken beherrscht gewesen sein, auf diese Weise die uneingeschränkte Hegemonie Deutschlands in Europa verhindern zu können.

Es war im übrigen bezeichnend für die deutsch-italienische Koalitionskriegführung, daß die Verantwortlichen weder die Kriegsziele untereinander abgesprochen noch die operativen Planungen sinnvoll koordiniert haben. Der Duce, der Doktrinär der Tat, der es als die eigentliche Aufgabe der Verbündeten betrachtete, Europa gegen Asien (d. h. gegen den Weltbolschewismus) zu verteidigen, kämpfte vor allem um Ruhm und Geltung für das italienische Volk, was er -wie die meisten Diktatoren -bald mehr und mehr mit seinem persönlichen Ansehen identifizierte. Sein Verhängnis war, daß er -mitgerissen von den Anfangserfolgen der deutschen Wehrmacht und in der Hoffnung auf ein schnelles, siegreiches Ende der Kampfhandlungen -in „Parallelkriegen“ gleichen Erfolgen nachjagte wie Hitler. Die Einsicht, daß die Kräfte des faschistischen Italien weder militärisch noch wirtschaftlich dazu ausreichten, diese überspannte Politik auch gegen den Willen seines Generalstabs und weiter Teile seines eigenen Volkes durchzusetzen, kam zu spät. Im Schlepptau der NS-Kriegführung und seit 1941 unlösbar mit dieser verbunden, kam er schließlich zu der bitteren Erkenntnis, daß Italien nicht einmal im Falle eines gemeinsamen Sieges in Europa als gleichberechtigter Partner behandelt, vielmehr zu einer „verbündeten Provinz“ herabsinken würde. Freilich: So vermessen die Ziele Mussolinis auch gewesen sein mochten -bei ihnen ging es weniger um rassenpolitische und völlig destruktive Ziele eines totalen Siegfriedens, sondern viel eher um die eines Verhandlungs-und Kompromißfriedens, der zur Erhaltung und Festigung des faschistischen Systems beitragen sollte

Die Verbündeten Divergierende Ziele verfolgten die Verbündeten der „Achsenmächte“. Ihre Führungseliten -z. T.demokratisch (Finnland), klerikal-autoritär (Slowakei), autoritär (Rumänien) oder konservativ (Ungarn) -hofften, durch ihren Beitrag im Kampf gegen die Sowjetunion (nicht gegen Großbritannien und die USA) in Zukunft ihre eigene Unabhängigkeit, wenn auch um den Preis einer begrenzten freiwilligen Unterordnung unter den Hegemon, sichern zu können. Verleitet durch die Aussichten auf einen schnellen „Endsieg“ des übermächtigen westlichen Nachbarn, glaubte die slowakische Führung -ungeachtet der im Volke weithin unpopulären Maßnahme -, durch eine Teilnahme am Ostfeldzug ihre territorialen Ansprüche gegenüber Ungarn durchsetzen zu können. Finnland befand sich in einer prekären Lage zwischen den Großmächten. Es stand vor der Alternative, entweder Schlachtfeld zu werden oder die Chance zu haben, die an die Sowjetunion 1940 abgetretenen Gebiete zurückzugewinnen. Es entschied sich für den „Freiheitskampf“. Unterdessen hatte die rumänische Führung unter Ion Antonescu den „Heiligen Krieg“ ausgerufen, um Bessarabien und die Nordbukowina zurückzuerobern

Dies alles waren fraglos recht begrenzte nationale und territoriale Ziele, zu denen -völkerpsychologisch gesehen -der Russenhaß in der rumänischen Bevölkerung und eine weitverbreitete antisowjetische Einstellung des finnischen Volkes hinzugekommen sein mögen. Aber als Hitler diesen Verbündeten immer größere militärische Aufgaben stellte, die die Leistungsfähigkeit dieser Länder weit überforderten, und die Gegenoffensiven der Roten Armee die Kriegswende in Osteuropa signalisierten, setzte insgeheim eine wachsende Kritik am Bündnispartner ein. Bald suchten die Machthaber nach Mitteln und Wegen, sich der Bündnisverpflichtungen zu entziehen. Unterdessen bereiteten die Gegeneliten im Lande den Sturz der Herrschenden vor, um den Krieg zu beenden und Deutschland den Krieg zu erklären

Japans „Großostasiatische Wohlstandssphäre"

Das militante Japan hatte bereits seit Anfang der dreißiger Jahre als erste Großmacht vorwiegend aus ökonomischen, bevölkerungspolitischen, strategischen und sozialimperialistischen Gründen einen Kurs der Expansion auf dem asiatischen Festland eingeschlagen und damit begonnen, den Status quo zu verändern. Dabei hatte es sich rigoros über das Verdikt des Völkerbundes hinweggesetzt. 1933 war es aus dem System kollektiver Sicherheit ausgetreten, um für seine aggressive Politik freiere Hand zu haben. Spätestens in den Jahren 1937/38 war die langfristige Zielsetzung der japanischen Führung deutlicher geworden: Sie strebte den Aufbau einer „Großostasiatischen Wohlstandssphäre“ an, d. h. eine Zone politischer Föderation, wirtschaftlicher Integration und kultureller Zusammenarbeit unter Japans Führung. Verbunden war diese geplante „Neuordnung“ mit den zündenden Parolen eines Antikolonialismus („Asien den Asiaten“). Der „Lebensraum“ Japans sollte sich im Südwesten bis Indien, im Südosten bis Australien/Neuseeland und im Osten bis zu den pazifischen Inseln/Neukaledonien erstrecken

Im Verlauf des Krieges offenbarten sich jedoch die großen Schwächen eines solchen ambitiösen Programms. Innenpolitisch überwogen die zentrifugalen Kräfte, was u. a. in den Kontroversen über die Stoßrichtungen der territorialen Eroberung (Kontinent versus Südostasien) zum Ausdruck kam. Zudem litt die einheitliche politische Willensbildung von Anfang an unter komplizierten kollektiven Entscheidungsprozessen. Auch erwies sich die Allianz mit den anderen „Achsenmächten“ als brüchig. In dieser überwogen die Zielkonflikte, was im Zusammenhang mit den Fragen nach den Objekten und Prioritäten in der Bekämpfung der gemeinsamen Gegner und nach den Absprachen auf militärischem Gebiet zum Ausdruck kam. Noch entscheidender blieb indessen, daß die japanischen Kräfte auf die Dauer nicht ausreichten, die Eroberungen gegen den Ansturm der Alliierten und ihrer Verbündeten zu behaupten und die proklamierte panasiatische Solidarität mehr auf dem Papier stand. Und schließlich war der Plan, einen vom Weltmarkt weithin abgeschotteten regionalen autarken Wirtschaftsblock zu organisieren, eine der weiteren zahlreichen Fehleinschätzungen Tokios, die seine Niederlage im Jahre 1945 verursacht haben.

Es haben also unterschiedliche politische, militärische, wirtschaftliche und technische Gründe das Schicksal der Herausforderer von 1943 bis 1945 besiegelt, zumal ihre Gegner zusammen über 75 Prozent aller personellen und materiellen Reserven der Welt verfügten. Wenn man von den weitgesteckten, letztlich fast alternativlos zu bezeichnenden Zielsetzungen der Aggressoren ausgeht, so darf wohl ohne Übertreibung behauptet werden: Für die Angreifer gab es unter diesen Umständen kaum eine Chance, den Welt-Krieg zu gewinnen. Jede Spekulation über die möglicherweise „verpaßten Chancen“ erübrigt sich. Zwar mag eine solche These erst aus der Retrospektive des Krieges aufgestellt werden können, denn während des weltweiten Konfliktes schienen den Politikern Alternativen möglich, wünschenswert oder notwendig zu sein; aber angesichts der von ihnen befolgten Kampfdevise „alles oder nichts“ war kein wesentlich anderes Ergebnis denkbar

II. Friedensziele

Großbritannien, die UdSSR, die USA mit ihren Verbündeten (einschließlich der europäischen Widerstandsorganisationen sowie der Unabhängigkeits-und Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt) haben 1942/43 bekanntlich die militärische Initiative auf allen Kriegsschauplätzen an sich gerissen und damit das Gesetz des Handelns zu diktieren begonnen

Die Verbündeten, die durch die Angriffe NS-Deutschlands, Italiens und Japans über die sie trennenden Gegensätze hinweg zu einer Kriegs-koalition zusammengeschmiedet wurden, hatten ein unverrückbares Primärziel: ihre Gegner, aber „Germany first“, militärisch schnell und vollständig bis zur bedingungslosen Kapitulation niederzuwerfen und hierzu die Allianz -so heterogen ihre Kräfte in allen Ländern und innerhalb der Widerstandsbewegungen auch sein mochten -möglichst wirksam zu halten.

Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, daß der Zweite Weltkrieg nur als ein Zusammenwirken gleichzeitiger und oft miteinander verwobener Auseinandersetzungen zu Lande, zur See, in der Luft und an der „unsichtbaren Front“ (Funknachrichten usw.) bei globaler Interdependenz der großen Kriegsschauplätze zutreffend bewertet werden kann. Hinzu kam -und in dieser Frage gab es keine wesentlichen Differenzen daß die von den Aggressoren besetzten Staaten befreit und ihre staatliche Unabhängigkeit wiederhergestellt werden sollten.

Darüber hinaus wollten die Alliierten nicht nur die besiegten Staaten -vor allem das NS-Deutschland -politisch in der Weise umgestalten bzw. temporär kontrollieren, daß sie die Völker nie wieder mit der „Geißel des Krieges“ überziehen und ihre Nachbarn bedrohen konnten, sondern auch den Status quo von 1937 garantieren und ein neues kollektives Sicherheitssystem ins Leben rufen. Dieses sollte, ausgehend von der Atlantik-Charta (1941), den internationalen Frieden und die Stabilität in der Welt festigen. Damit war das allgemeine konstruktive Friedensziel formuliert

Freilich haben nicht alle Kriegführenden der alliierten Koalition in erster Linie dafür gekämpft, und wenn sie dies taten, so hatten sie durchaus verschiedene Beweggründe. Zudem bestanden zwischen den beiden Hauptverbündeten, Großbritannien und den USA, in vielen Fragen divergierende Auffassungen, und zwar nicht nur in denen der großen Strategie. Die Politiker Polens hatten bei all ihren Bemühungen primär die Befreiung ihres Landes von der seine Existenz bedrohenden deutschen Besatzungspolitik vor Augen; ihr Ziel war die Wiedergeburt des polnischen Staates in gesicherten Grenzen und ethnischer Geschlossenheit. Sie hofften, nach Kriegsende nicht wieder zum Spielball der Großmächte zu werden. Jedoch wurde ihr Dilemma bald immer offensichtlicher: Der Befreiungskampf war nur mit Hilfe der Sowjetunion möglich, und Moskau hatte seine eigenen Vorstellungen von dem Nachkriegsschicksal seines westlichen Nachbarn. Dänemark, Norwegen, Belgien, Holland, Luxemburg, Griechenland und die Tschechoslowakei strebten den Status quo ante an unter Sicherung ihrer Länder vor erneuter Aggression, während es das erklärte Ziel der Franzosen war, die demokratische Republik wiederherzustellen und die Großmachtstellung Frankreichs im Nachkriegseuropa zu etablieren. Für viele Widerstandskämpfer und Gegner des Vichy-Regimes verkörperte sich das siegreiche Frankreich in der Person des Generals Charles de Gaulle.

In Indien sowie in Süd-und Ostasien kämpften die Staaten für ihre nationale Unabhängigkeit von den alten Kolonialmächten, für die Selbstbestimmung und damit für die Veränderung des Status quo zu ihren Gunsten. In China handelte es sich um die Entscheidung über die innerstaatliche Ordnung zwischen den Nationalchinesen (Kuomintang) unter Tschiang Kai Schek und den Kommunisten unter Mao Tse-tung. In Nord-und Westafrika wirkte die Atlantik-Charta als neuer zündender Funke. So berief sich z. B. die intellektuelle Führungsschicht der marokkanischen Nationalistenpartei (Istiqlal) in ihrer Petition vom Dezember 1943 auf sie. Im gleichen Jahr hatte Azikiwe aus Nigeria sein historisches Memorandum „Atlantik-Charta und Britisch-Westafrika“ veröffentlicht, in dem er die Anwendung des Artikels 3 der Charta auf Westafrika forderte. Wie in Asien, so sahen auch in Afrika die nationalistischen Bewegungen in den Vereinten Nationen und den sie bindenden Prinzipien einen der besten Garanten ihrer staatlichen Unabhängigkeit.

Während der Antikolonialismus zu einem der wichtigsten Postulate amerikanischer Außenpolitik zählte, versuchte Großbritannien die Liquidierung seines Kolonialreiches zu verhindern, bis es sich schließlich unter der Labour-Regierung nach Kriegsende doch den Realitäten beugen mußte. Dies war u. a.der Preis, den es für den militärischen Sieg zu zahlen hatte. Und die Sowjetunion, die im Kriege die größten Opfer zu beklagen hatte, hat der Schaffung eines neuen kollektiven Sicherheitssystems wahrscheinlich vor allem deshalb zugestimmt, weil sie dies als einen zusätzlichen Schutz vor neuen Aggressionen betrachtet hat, und weniger als ein Instrument zur Wahrung nationalstaatlicher Souveränitätsrechte, des wiederhergestellten Status quo und weltweiter friedlicher Zusammenarbeit. Denn seit 1944 hatte sie eine revolutionäre Sicherheits-und Gesellschaftspolitik in den von ihr befreiten Ländern Osteuropas eingeleitet.

Fraglos haben die USA -ebenso Großbritannien -unter Wahrung ihrer machtpolitischen und ökonomischen Interessen für das universalistische Prinzip der Demokratie sowie ihrer Werte und damit für die Selbstbestimmung und die Menschenrechte gefochten -also für ein Prinzip, das es jedem Staate ermöglichen sollte, die Regierungsform zu wählen, unter der seine Angehörigen leben wollten (Atlantik-Charta 1941). Jedoch hat sich vor allem Roosevelt -wie es scheint -nicht rechtzeitig und hinreichend klargemacht, daß die von ihm und seinen Koalitionspartnern so häufig verwendeten Begriffe (Zielsetzungen) wie Frieden, Freiheit, Demokratie und Sozialismus in Ost und West inhaltlich nicht das gleiche bedeuteten. Bis kurz vor seinem Tode hat er wohl geglaubt, mit Stalin nach dem Kriege fair handeln und auskommen zu können Die sowjetischen Ambitionen hat er dabei weit unterschätzt. Dazu mag beigetragen haben, daß Stalin keinerlei Skrupel besaß, z. B. in Teheran und Jalta seine Unterschrift unter Dokumente zu setzen, in denen von der Zukunft des Friedens die Rede war, in der alle Völker ein Leben frei von Tyrannei führen könnten. Die Praxis sowjet-kommunistischer Herrschaft sah bald ganz anders aus.

Gerechterweise ist jedoch zu sagen, daß in der Politik, in dem „Reich des Zwielichts“, nicht beständig die „Gewißheit des Erkennens“, sondern viel häufiger die „Ungewißheit des Kampfes“ regiert. Vor allem aber ist doch zu fragen, ob angesichts des totalen Krieges auf allen Seiten eine wesentlich andere Endphase des Krieges denkbar gewesen wäre, in der nicht zugleich das fremdartige Bündnis zwischen Großbritannien, der Sowjetunion und den USA sowie vor allem der Sieg über die Aggressoren in Gefahr geraten wäre?

Die Westmächte standen vor einem fast unlösbaren Dilemma: den aggressiven Nationalsozialismus und seine Satelliten besiegen zu müssen, ohne die Vorherrschaft der Sowjetunion in Ost-und Mitteleuropa zu begünstigen. Die Frage, ob sich durch eine frühzeitigere Landung der Alliierten in Frankreich bzw. auf dem Balkan -wie es Churchill vorgeschlagen hatte -die Lage wirklich zugunsten der Demokratien entwickelt hätte, gehört in das Reich der Spekulationen. Die USA und Großbritannien, zusammen mit ihren Verbündeten, haben das Unternehmen „Overlord“ (Landung an der Normandiefront) nicht vor dem Juni 1944 riskiert. Und viele Gründe dafür (nicht zuletzt die Sicherung des Transportweges über See) wird man als berechtigt ansehen müssen. Festzuhalten bleibt, daß das Zweckbündnis („Antihitlerkoalition“), von dem sich viele eine dauerhafte Allianz für die Nachkriegszeit versprachen, allen Belastungen standhielt, bis die gemeinsamen Gegner niedergerungen waren.

III. Ausblick

Ohne Frage endete die Antwort auf die nationalsozialistisch-faschistische und die japanische Herausforderung mit dem militärischen Sieg der Koalition. Aber zugleich wurde damit eine neue politische Krise heraufbeschworen: der „Kalte Krieg“ mit all seinen Konsequenzen. Denn über der Diskussion um die künftigen Mittel und Wege zur politischen Neugestaltung Europas wie zur Befriedung der Welt und nicht zuletzt infolge der expansionistischen sowjetischen Politik in Osteuropa brach das Bündnis auseinander.

In Asien aber war der abschließende Prozeß der Entkolonialisierung nicht mehr aufzuhalten, nachdem die überwiegend kommunistisch gelenkten Untergrundarmeen Japan mitbesiegt und zusammen mit den nationalistischen Führern 1945 die politische Macht an sich gerissen hatten

Die Entscheidungen und Maßnahmen in dieser Zeit dürfen freilich nicht allein aus der späteren Sicht des „Kalten Krieges“ beurteilt werden. Sie sind Konsequenzen des jeweiligen historischen Augenblickes, in dem die Summe aller bis dahin gemachten Erfahrungen wirksam geworden ist. Mit Recht hat der amerikanische Historiker und Diplomat George F. Kennan einmal auf die „Ängste, Stimmungen, Träume, Hoffnungen, die Illusionen, die Aufwallungen der Erbitterung, die Anspannung erschöpfender Kriegsarbeit, die Komplexe und die Psychosen eines militärischen Denkens“ hingewiesen, welche die „Akteure des Dramas“ getrieben hätten.

Teilung Deutschlands Was das besiegte Deutschland betraf, so ist festzuhalten: Entgegen der schier unausrottbaren Legendenbildung ist die Teilung Deutschlands nicht die Konsequenz der Erklärungen von Jalta (1945), sondern in erster Linie die des wahnwitzigen Versuchs, den europäischen Kontinent nach den rassischen Prinzipien des Nationalsozialismus gewaltsam zu „ordnen“. Das Treffen von sowjetischen und amerikanischen Soldaten an der Elbe am 25. April 1945 symbolisierte nicht nur den totalen Zusammenbruch des „Tausendjährigen Reiches“, sondern bedeutete auch die Befreiung von der NS-Gewaltherrschaft. Die Deutschen aber hatten die Einheit ihres Reiches in den Grenzen von 1937 selbstverschuldet verspielt -Die Aufteilung Deutschlands war darüber hinaus die Folge von Entscheidungen, die im Auftrage der „Großen Drei“ (Roosevelt, Churchill und Stalin) die Europäische Beratende Kommission 1944 durch die Festlegung verschiedener Okkupationszonen und einer gemeinsamen Verwaltung von Berlin getroffen hatte. Deutschland sollte für die Zeit der militärischen Besetzung von einem Alliierten Kontrollrat gemeinsam regiert werden (bestehend aus den drei, später vier militärischen Oberbefehlshabern). Dies war als temporär begrenzte Übergangslösung gedacht. Auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 wurde diese durch die Schaffung einer weiteren Zone für Frankreich (aus den geplanten zwei Westzonen herausgetrennt) ergänzt. Aber infolge des Auseinanderbrechens der Siegerkoalition kam es schließlich zu einer definitiven Aufteilung des ehemaligen Reiches. Die während des Zweiten Weltkrieges auf den Gipfelkonferenzen erörterten Teilungspläne (Teheran, Jalta) haben dabei keine Rolle gespielt

Noch auf der Konferenz von Potsdam (30. Juli bis 2. August 1945), auf der die Siegermächte bestimmte Grundsätze zur Entmilitarisierung, Wiedergutmachung, Entnazifizierung, Dekartellisierung und Demokratisierung festlegten, wurde Deutschland als wirtschaftli Juli bis 2. August 1945), auf der die Siegermächte bestimmte Grundsätze zur Entmilitarisierung, Wiedergutmachung, Entnazifizierung, Dekartellisierung und Demokratisierung festlegten, wurde Deutschland als wirtschaftliche Einheit betrachtet (bei Anerkennung zweier ökonomischer Sphären in den West-und Ostzonen). Zwar wurde keine Einigung in der Reparationsfrage erzielt, jedoch wurden wichtige, vorläufige territoriale Regelungen getroffen: So sollte u. a. Österreich als unabhängige Republik wiederhergestellt und vorbehaltlich endgültiger Bestimmungen die Stadt Königsberg (heute: Kaliningrad) und das umliegende Gebiet an die Sowjetunion übergeben werden. Die deutschen Ostgebiete östlich von Oder und Neiße sollten bis zur endgültigen Festlegung der Westgrenze Polens auf einer Friedenskonferenz unter polnische Verwaltung gestellt werden. Zudem wurde vereinbart, die in Polen, der SR und Ungarn lebende deutsche Bevölkerung in „ordnungsgemäßer und humaner“ Weise nach Deutschland zu überführen. Letzteres blieb allerdings kaum mehr als eine Absichtserklärung, denn Flucht, Tod und Vertreibung, später Aussiedlung, kennzeichneten das tragische Schicksal von fast 15 Millionen Deutschen, von denen bis 1950 zwölf Millionen in die Bundesrepublik Deutschland und in die DDR kamen 28.

Die De-facto-Teilung Deutschlands war schließlich die Konsequenz der alliierten und sowjetischen Deutschlandpolitik von 1945 bis 1949. Anstelle von gemeinsamer Kontrolle und Neutralisierung Deutschlands trat die schrittweise Assimilierung des jeweiligen Herrschaftsbereiches nach den politischen, ökonomischen und ideologischen Prinzipien der Besatzungsmächte 29.

Seitdem zählte die Frage nach der Einheit der deutschen Nation und die Regelung der damit verbundenen Probleme zu einem der Grundkonflikte der Europa-und Weltpolitik. Dieser wurde zunächst in den siebziger Jahren durch einen vertraglich vereinbarten Modus vivendi zwischen den beiden deutschen Staaten entschärft und schließlich nach den Umwälzungen in Osteuropa durch die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands in den Grenzen der beiden deutschen Staaten 1990 friedlich gelöst. Damit entfiel zugleich die Verantwortung der ehemaligen Siegermächte für Deutschland und Berlin als Ganzes. Deutschland aber war wieder ein voll souveräner Rechtsstaat 30.

Zur Aufarbeitung der Geschichte des Zweiten Weltkrieges Bei einem solchen Überblick über den Zweiten Weltkrieg als eine historische Bilanz muß abschließend noch ein wesentlicher Aspekt angesprochen werden. Dieser betrifft die Frage, wie die Völker ihren Anteil an dem erbarmungslosen Krieg aufgearbeitet oder sich zu diesem bekannt haben.

In Deutschland hat die kritische Auseinandersetzung mit diesem Teil der Vergangenheit auf wissenschaftlicher Ebene bereits in den fünfziger Jahren eingesetzt. Seitdem sind fraglos bemerkenswerte Fortschritte in der politischen, publizistischen und wissenschaftlichen Aufarbeitung des Geschehens erzielt worden Das heißt jedoch nicht, daß dies in gleicher Weise auch innerhalb der Bevölkerung der Fall gewesen wäre. Hier gibt es noch immer einen Nachholbedarf. Indessen ist jene Kritik kaum angemessen, bei der überspitzt von der „zweiten Schuld“ der Deutschen im Hinblick auf eine angeblich unzureichende öffentliche Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur die Rede ist Hinzu kommt allerdings noch ein anderer Aspekt. Vertreter der sogenannten revisionistischen „Schule“ verschiedener Richtungen und bestimmter Positionen, z. B. im „Historikerstreit“, haben sich immer wieder bemüht, längst erhärtete Thesen zu relativieren oder einzelne Fakten zu bagatellisieren, was in der politischen Auseinandersetzung dann häufig von rechten bzw. rechtsradikalen Gruppen instrumentalisiert worden ist -sehr zum Nachteil des deutschen Ansehens in Europa und in der Welt

In diesem Zusammenhang ist die jüngst wieder aufgelebte Debatte über die „Traditionslüge“ innerhalb der Bundeswehr zu erwähnen, d. h. die Frage, ob die ehemalige deutsche Wehrmacht Teil der Tradition der heutigen Bundeswehr sein könne. Diesbezüglich massive Kritik hat ebenfalls der Publizist Ralph Giordano geäußert. Angesicht der neuesten Forschungsergebnisse kann es keinen Zweifel daran geben, daß einzelne Verbände der deutschen Wehrmacht im Kriege den Völkermord -soweit sie dabei direkt oder indirekt involviert waren -entweder stillschweigend geduldet oder an ihm in irgendeiner Form mitgewirkt haben. Dieses Faktum und die Tatsache, daß die NS-Führung die Wehrmacht als Instrument ihrer Aggressionspolitik eingesetzt und mißbraucht hat, bedeutet, daß diese als Institution für die Traditionsbildung der Bundeswehr völlig ungeeignet ist. Das schließt nicht aus, die Leistungen von Soldaten und Einheiten, die bona fide bis zuletzt tapfer gekämpft und ihre Pflicht erfüllt haben, anzuerkennen und entsprechend zu würdigen

Weitaus komplizierter verlief die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges in Japan. Es hat Jahrzehnte gebraucht, bis einer der amtierenden Ministerpräsidenten (Morihiro Hosokawa) im Sommer 1993 öffentlich erklärt hat, daß die militärischen Maßnahmen seines Landes in den dreißiger und vierziger Jahren „aggressiv und ungerecht“ gewesen seien. Noch 1972 hatte der japanische Regierungschef Kakuei Tanaka anläßlich der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und der Volksrepublik China lediglich erklärt: „Wir haben Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet.“ Gleichzeitig wurde in den Schulbüchern des Landes streng darauf geachtet, daß negative ethische Konnotationen wie „Aggression“ in den Texten nicht vorkamen, sondern statt dessen vom „militärischen Vormarsch“ gesprochen wurde. Wie es scheint, kam es den „Chefpädagogen“ in Tokio nach wie vor vor allem darauf an, die „historischen Leistungen der Ahnen“ zu respektieren, das Selbstbewußtsein der Japaner zu stärken und das „tiefe Gefühl der Liebe“ zum eigenen Volk zu fördern

Bis Anfang der neunziger Jahre überwog in Japan eine Politik der Ignorierung, der Verdrängung oder der einseitigen Wahrnehmung der jüngsten Vergangenheit, bei der das eigene Leiden (Abwurf der Atombomben 1945) stärker in das Bewußtsein gehoben wurde als das Leiden derjenigen Völker, denen die japanische Kriegführung so Furchtbares angetan hatte. Sicherlich sind Auschwitz und Nanking (Mordaktionen im Dezember 1937) nicht miteinander vergleichbar, dennoch spricht aus beiden der rassische Hochmut einer sogenannten überlegenen Rasse, der beiden Staaten zum Verhängnis wurde

In Italien wurde der „Irrweg“ der Nation, d. h. die Hypertrophierung des Nationalstaatsgedankens, die Verstrickung in eine verbrecherische Politik und der Niedergang des Staates nach 1945 wohl z. T. gegeißelt, kritisiert und damit nicht verschwiegen. Aber dies alles ist weithin überdeckt worden durch die Ideale und Leistungen der „Resistenza“, mit deren Hilfe die Befreiung Italiens 1943-1945 gelang. Sie waren Ausgangspunkt für den Neubeginn eines -im Gegensatz zu Deutschland -nicht geteilten Landes, das sehr bald sein moralisch-politisches Selbstbewußtsein als Nation wiedergewann. Allerdings kann nicht verschwiegen werden, daß bei den meisten Italienern bis in die achtziger Jahre die „Distanznähme“ der „Nicht-wir-Identifikation“ gegenüber der faschistischen Vergangenheit vorherrschte Das vereinte Deutschland wird auch in Zukunft mit seiner historischen Hypothek leben müssen, die durch die Zäsuren 1919 (Versailler Vertrag), 1933 (Machtergreifung Hitlers), 1939 (Entfesselung des Zweiten Weltkrieges) und vor allem durch die Vernichtungs-und Ausbeutungspolitik von 1939-1945 gekennzeichnet ist. Diese historische Hypothek kann aber weiterhin schrittweise abgetragen werden. Das setzt voraus, daß es künftig eine verantwortungsbewußte Politik des Engagements für den friedlichen Wandel, der Versöhnung und der Partnerschaft mit den anderen europäischen Völkern im Geiste der Charta von Paris (1990) verfolgt, die sein inzwischen gewonnenes Vertrauen unter den Völkern weiter festigt und damit die Einsicht, in welch hohem Maße es trotz Irrungen und Wirrungen aus diesem Teil seiner Geschichte gelernt hat

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. K. D. Bracher/M. Funke/H. -A. Jacobsen, Deutschland 1933-1945. Neue Studien zur nationalsozialistischen Herrschaft, Düsseldorf 19932, vor allem S. 532ff., 542ff., 566ff., Literaturverweise, S. 591 ff.

  2. Vgl.den guten Überblick von W. Michalka (Hrsg.), Der Zweite Weltkrieg. Analysen, Grundzüge, Forschungsbilanz, München-Zürich 1989.

  3. Vgl. A. Hillgruber, Der 2. Weltkrieg. Kriegsziele und Strategien der großen Mächte, Stuttgart u. a. 1982.

  4. Vgl. grundlegend: G. L. Weinberg, A world at Arms, Cambridge 1994.

  5. Vgl. H. -A. Jacobsen (Mithrsg.), Deutsche-russische Zeitenwenden. Krieg und Frieden 1941-1995, Baden-Baden 1995 (Beitrag von B. Wegner).

  6. Vgl. Anm. 4.

  7. Vgl. ebd., S. 921 ff. (Bibliographie essay).

  8. Vgl. P. Jahn/R. Rürup, Erobern und Vernichten. Der Krieg gegen die Sowjetunion 1941-1945, Berlin 1991; H. -A. Jacobsen (Anm. 5); E. Jäckel, Hitlers Herrschaft. Vollzug einer Weltanschauung, Stuttgart 1986. Zu Japan: B. Martin, Der Traum vom „Weltreich“. Von der Mandschuraikrise bis zur Kapitulation des Kaiserlichen Japans (1931-1945), in: M. Pohl (Hrsg.), Japan, Stuttgart-Wien 1986, S. 118ff.; R. Meyers/M. R. Peattie (Hrsg.), The Japanese Colonial Empire 1895-1945, Princeton-New Jersey 1982; H. J. Mayer/M. Pohl (Hrsg.), Länderbericht Japan (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 324), Bonn 1994.

  9. Vgl. G. L. Weinberg (Anm. 4); G. K. Kindermann, Der Ferne Osten, München 1970; H. Hammitsch (Hrsg.), Japan-Handbuch, Wiesbaden 1981, S. 340ff.

  10. Vgl. A. Hillgruber (Anm. 3), S. 43ff.

  11. Vgl. D. Wolkogonow, Triumph und Tragödie. Politisches Porträt Stalins (russ.), 4 Bde., Moskau 1989; siehe auch den Beitrag von W. Larionow, in: H. -A. Jacobsen (Anm. 5).

  12. Vgl. die Geheimen Anweisungen für die deutsche Presse, Juni-August 1940, im Bundesarchiv Koblenz.

  13. Vgl. H. W. Neulen, Europa und das 3. Reich. Einigungsbestrebungen im deutschen Machtbereich 1939-1945, München 1987, S. 104ff.

  14. Vgl. ebd., S. 21ff.

  15. Vgl. P. Steinbach/J. Tuchei (Hrsg.), Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Berlin 1994, vor allem S. 203ff., S. 582ff., S. 597ff.

  16. Vgl. E. Jäckel (Anm. 8); P. Longerich (Hrsg.), Die Ermordung der europäischen Juden. Eine umfassende Dokumentation des Holocaust 1941-1945, München-Zürich 19902.

  17. Vgl. R. Lill, Geschichte Italiens in der Neuzeit, Darmstadt 19884; H. Woller (Hrsg.), Italien und die Großmächte 1943-1949, München 1988.

  18. Vgl. A. Hillgruber (Anm. 3); G. L. Weinberg (Anm. 4).

  19. Vgl. A. Hillgruber, ebd.

  20. Vgl. die in Anm. 8 genannten bibl. Hinweise.

  21. Vgl. A. Hillgruber (Anm. 3); H. -E. Volkmann, Ende des Dritten Reiches -Ende des 2. Weltkrieges. Eine perspektivische Rückschau, München 1995; G. Schreiber, Bilanz des 2. Weltkrieges. Europa, Japan und die Vereinigten Staaten, in: H. -A. Jacobsen (Anm. 5).

  22. Vgl. G. L. Weinberg (Anm. 4), S. 408ff.

  23. Vgl. H. -A. Jacobsen (Anm. 5), hier vor allem die Beiträge von Loth, Proektor und Semiriaga; ferner W. Laqueur, Europa auf dem Weg zur Weltmacht. 1945-1992, München 1992.

  24. Vgl. G. L. Weinberg (Anm. 4) und die dort angegebene Literatur.

  25. Vgl. R. Meyers/M. R. Peattie (Anm. 8).

  26. Vgl. die grundlegende Untersuchung von K. -D. Henke, Die amerikanische Besetzung Deutschlands, München 1995; ferner H. Graml, Die Alliierten und die Teilung Deutschlands. Konflikte und Entscheidungen 1941-1948, Frankfurt 1985.

  27. Vgl. ebd.; ferner: Dokumente zur Deutschlandpolitik, I. Reihe (1939-Mai 1945), u. a.: Die Konferenz von Potsdam. Bearb. von G. Biewer, Neuwied-Frankfurt 1992.

  28. Vgl. allgemein: W. Weidenfeld/K. -R. Korte (Hrsg.), Handbuch zur deutschen Einheit, Frankfurt 1993; K. Kaiser, Deutschlands Vereinigung. Die internationalen Aspekte, Bergisch-Gladbach 1991; R. Fritsch-Boumazel, Europe and German Unification, Oxford-New York 1992.

  29. Aus der kaum mehr überschaubaren Literatur seien hier nur genannt: K. D. Bracher u. a. (Anm. 1); K. -H. Füssl, Die Umerziehung der Deutschen. Jugend und Schule unter den Siegermächten des 2. Weltkrieges, Paderborn 1994; J. Dülffer, Deutsche Geschichte 1933-1945. Führerglaube und Vernichtungskrieg, Stuttgart-Berlin-Köln 1992.

  30. Vgl. R. Giordano, Die zweite Schuld oder von der Last Deutscher zu sein, Hamburg 1987; Chr. Hoffmann, Stunden Null? Vergangenheitsbewältigung in Deutschland 1945 und 1989, Bonn-Berlin 1992; M. Kittel, Die Legende von der „zweiten Schuld“. Vergangenheitsbewältigung in der Ära Adenauer, Berlin-Frankfurt 1993.

  31. Vgl. „Historikerstreit“. Die Dokumentation der Kontroverse um die Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Judenvemichtung, München 1987; R. J. Evans, Im Schatten Hitlers? Historikerstreit und Vergangenheitsbewältigung in der Bundesrepublik, Frankfurt 1991. In Rußland hat die kritische Auseinandersetzung mit der Epoche des Stalinismus erst begonnen. S. Ansätze dazu in: H. -A. Jacobsen (Anm. 5), hier die Beiträge u. a. von Larionow, Semiriaga, Proektor, Daschitschew und Orlow.

  32. Vgl. Briefwechsel R. Giordano-General Naumann vom 14. 7., 20. 7., 13. 8. und 24. 8. 1994 (Kopien im Besitz des Verf.).

  33. Vgl. I. Buruma, Erbschaft der Schuld. Vergangenheitsbewältigung in Deutschland und Japan, München-Wien 1994.

  34. Vgl. H. J. Mayer/M. Pohl (Anm. 8), S. 199ff.

  35. Vgl. J. Petersen, Italien nach dem Faschismus, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 39/88, S. 12 ff.; G. Mamarella, L’Italia contemporanea 1943-1985, Bologna 1985.

  36. Vgl. u. a. K. Kaiser/H. W. Maull (Hrsg.), Deutschlands neue Außenpolitik, München 1994.

Weitere Inhalte

Hans-Adolf Jacobsen, Dr. phil., Dr. h. c., geb. 1925; Professor em. an der Universität Bonn für Politische Wissenschaft; 1969-1989 Sprecher des Beirats für Innere Führung des Bundesministeriums der Verteidigung. Zahlreiche Studien und Dokumentationen zur deutschen Politik im 20. Jahrhundert, zu den Ost-West-Beziehungen und zu Fragen deutscher Sicherheitspolitik, darunter: Von der Strategie der Gewalt zur Politik der Friedenssicherung, Düsseldorf 1977; (Hrsg.) Friedenssicherung durch Verteidigungsbereitschaft. Deutsche Sicherheitspolitik 1949-1989, Mainz 1990.