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Sport und Ökonomie -Märkte um den Sport und ihre wirtschaftliche Bedeutung in Deutschland | APuZ 29/1996 | bpb.de

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APuZ 29/1996 Von Athen nach Atlanta: Ein olympisches Jahrhundert Die Olympischen Spiele Berlin 1936 -eine Bilanz nach 60 Jahren Sport und Ökonomie -Märkte um den Sport und ihre wirtschaftliche Bedeutung in Deutschland Sport in unserer Zeit -Gesundheit oder Risiko?

Sport und Ökonomie -Märkte um den Sport und ihre wirtschaftliche Bedeutung in Deutschland

Martin-Peter Büch

/ 23 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die Produktion von Sport wird durch die vorhandenen Ressourcen beschränkt. Von der Verfügbarkeit über Einkommen und Zeit hängt es ab, was man sich an Sport leisten kann. Das gilt für den aktiven wie auch für den passiven Sportkonsumenten. Mit steigendem Einkommen und gestiegener Freizeit haben sich Märkte um den „Sport“ herausgebildet, die den aktiven wie passiven Sportkonsumenten mit sportbezogenen Produkten versorgen. Für 1990 werden die privaten Ausgaben für sportbezogene Güter auf 36 Mrd. DM geschätzt, was knapp zwei Prozent der gesamten Konsumausgaben ausmacht. Die Organisation der Sportproduktion erfolgt in Deutschland noch vorwiegend in den tradierten 80 000 Sportvereinen, die rd. 25 Mio. Mitglieder haben. Von einem Teil der Vereine werden auch die im Interesse der Öffentlichkeit geschätzten Wettkämpfe -also die Sportunterhaltung -angeboten. Neben den Vereinen bieten vor allem eine Vielzahl erwerbswirtschaftlicher Organisationen Möglichkeiten zum aktiven Sport an. Ohne Kommerzialisierung, die wiederum eine zunehmende Professionalisierung bedingt, kommt der Sport nicht mehr aus. So ist diese zunehmende Vermarktung von früher nur den Vereinsmitgliedern offen-stehenden Produkten notwendig zur Finanzierung einer umfassenden Sportunterhaltung auf aufwendigen Anlagen mit teuren Athleten. Gesamtwirtschaftlich ist Sport ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor geworden. Nach den auf der Basis der Angaben für 1990 durchgeführten Berechnungen sind im Sport 700 000 Menschen beschäftigt. Der Beitrag des Sports zur Bruttowertschöpfung beträgt 1, 4 Prozent. Dabei sind die Ausgaben der privaten Haushalte für sportbezogene Güter und Dienste wirtschaftlich gewichtiger als die Umsätze im Bereich des Zuschauersports.

I. Ohne Ressourcen kein Sport

Tabelle: Sportbezogene Ausgaben in Deutschland 1990 in Mrd. DM Quelle: W. Weber u. a. Anm 3), S. 100 f., und eigene Berechnungen.

Der Wandel vom Feierabend-zum Hochleistungssportler ist eine Ursache dafür, daß man sich auch verstärkt im Sport mit ökonomischen Fragen beschäftigen muß. Solange der Sport auf Freizeit beschränkt war, solange der einfache Sportplatz und die schmucklose Sporthalle genügten, sich zu zerstreuen, zur Ablenkung, aber dennoch mit Freude zu tummeln oder auch sportlich zu messen, solange der Faktoreinsatz gering war, spielten ökonomische Überlegungen eine geringe Rolle. Die mehr oder minder bescheidenen Beiträge der Sporttreibenden und die Zuwendungen einiger Mäzene genügten, Verwaltung und Organisation des Vereins sicherzustellen. Die vom Verein erbrachten Leistungen wurden entgeltlos -ehrenamtlich -erbracht, die Mitglieder verlangten weder Ersatz noch eine Aufwandsentschädigung

Der Sport hat sich weiterentwickelt. Die Menschen verbringen mehr Zeit mit „Sport“. Die Leistungssportler benötigen eine Menge Ressourcen, aber auch die Nicht-Leistungssportler benötigen Ressourcen für den „Sport“. Ein Sportler, der in seiner Freizeit sich körperlich ertüchtigen will, braucht die Faktoren Arbeit und Zeit, Kapital und Boden für die Herstellung seines Produktes, das er selbst gleich konsumiert; ob man dieses Produkt als Selbstverwirklichung oder Beitrag zur persönlichen Gesunderhaltung bezeichnen will, kann offenbleiben. Als Arbeit zählen in diesem Falle das Talent des Sportlers, seine Fertigkeiten, seine eingebrachte Zeit. Kapital und Boden benötigt der Sportler, wenn er sich in Hallen oder durch Wälder und Natur bewegt. Ohne Nutzung dieser Faktoren wird der Sportler in seinem Sport nicht auskommen.

Gerade für Leistungssportler geht es nicht ohne Ressourcen. Athleten benötigen die unterschiedlichen Faktoren zur Vorbereitung (Training) und Produktion (Wettkampf) ihrer Leistung. Eine Fülle von Gütern und Dienstleistungen sind notwendig, um sich auf den Wettkampf vorzubereiten. Auch eine Organisation, ein Sportverein, der Wettkämpfe -und damit auch Sportunterhaltung -produziert, benötigt alle drei Faktoren, um sein Gut, eine Dienstleistung, herzustellen.

Besonders wichtig ist dabei der Faktor Zeit: Den Amateursportler tradierter Prägung, der sich mit abendlichem Training zwei-bis dreimal pro Woche auf sportliche Hochleistung vorbereitete, gibt es nicht mehr. Hochleistungssport kann heute nur noch derjenige betreiben, der einen erheblichen Trainingsaufwand auf sich nimmt. Wer diesen Trainingsaufwand erbringt, leistet Arbeit, für die er eine Entschädigung erlangen will, da ansonsten seine Opportunitätskosten zu hoch sind. Für diesen Athleten, der sich dem Hochleistungssport verschrieben hat, besteht seine tägliche Arbeit in Training, in der Vorbereitung des Wettkampfes

Produktion und Konsum des Gutes „Sport“ setzen also die Verfügung über Ressourcen voraus. Ständen diese Güter und Dienste, die der einzelne benötigt, jedem und zu jeder Zeit und in unbeschränktem Ausmaß zur Verfügung, so müßte man nicht wirtschaften. Tatsächlich sind alle Ressourcen, die wir zur Produktion von Gütern für den Konsum benötigen, knapp. Diese Knappheit ist nichts anderes als der Ausdruck der Unzahl menschlicher Wünsche und der Beschränktheit der für ihre Befriedigung zur Verfügung stehenden Ressourcen. Man hat eben seit der Vertreibung aus dem Paradies nicht alles, was man zum Leben im Überfluß braucht. Dies gilt auch für den „Sport“. Die knappen Ressourcen müssen von Dritten gewonnen und zur Verfügung gestellt werden. In unserer Wirtschaft erfolgt die Verteilung von knappen Gütern über den Markt. Die Sportorganisation wird daher auf unterschiedlichen Märkten versuchen, ihre Produktionsfaktoren zu gewinnen und die Produktion und das Produkt zu vermarkten.

Im folgenden gilt es, einige typische Märkte für Sportgüter zu skizzieren, bevor abschließend aufdie wirtschaftliche Bedeutung des „Sports“ eingegangen werden soll. Das dabei vorwiegend referierte Zahlenmaterial geht auf eine Untersuchung zur wirtschaftlichen Bedeutung des Sports zurück, die 1993 abgeschlossen, 1994 vorgestellt und 1995 veröffentlicht wurde. Neuere Angaben in dieser Geschlossenheit liegen nicht vor

II. Voraussetzungen für aktiven und passiven Sportkonsum

Schaubild: Leistungs-und Finanzierungsströme im „Sport“

1. Entwicklung von Zeit und Einkommen als Voraussetzungen für sportlichen Konsum auf ausgewählten Märkten Sport wird häufig als die schönste Nebensache der Welt apostrophiert. Ungefähr drei Viertel der Bevölkerung in Deutschland sind an Sport interessiert und betätigen sich sportlich. Dabei wird der „Sport“ in vielfältigen Formen betrieben und genossen 4. Wer Sport konsumieren will, benötigt Zeit und Einkommen. Das gilt für den aktiven wie den passiven Sportkonsumenten. Der passive Sportkonsument verfolgt den „Sport“ unmittelbar oder mittelbar über die Medien; er benötigt Zeit und Einkommen zum Kauf der Möglichkeiten und Rechte, das sportliche Geschehen zu erfahren. Der aktive Sportkonsument braucht Zeit und finanzielle Ressourcen, um Sport für sich, für seine Zwecke zu produzieren 5.

Zeit und Einkommen sind die Grundvoraussetzungen für den sportlichen Konsum. Was die freie Zeit angeht, so hat sich die Zahl der arbeitsfreien Tage wie auch die Zahl der geleisteten Wochenstunden in der Zeit seit Ende des Zweiten Weltkrieges drastisch verändert. Betrug die Zahl der tariflichen Wochenarbeitsstunden 1950 noch 48 Stunden, so ist man heute -je nach Branche -bei 35 bis 40 Wochenstunden angelangt. In einigen Bereichen liegt die geleistete Arbeitszeit noch darunter, auch die viel, stärker verbreitete Teilarbeitszeit hat neue Möglichkeiten der Gestaltung der Freizeit geschaffen. Die Zahl der Urlaubstage hat sich von zwölf Tagen im Jahr 1950 auf heute übliche 30 Tage erhöht. Bei 365 Tagen im Jahr kann man davon ausgehen, daß heute nur noch an rd. 220 Tagen im Jahr gearbeitet wird. Durch flexible Arbeitszeiten und Teilarbeitszeiten lassen sich wesentlich größere „Freizeitblöcke“ schmieden.

Einer abnehmenden Arbeitszeit mit einer zunehmenden Freizeit stehen gestiegene Einkommen und damit Konsummöglichkeiten gegenüber. Betrug das verfügbare Einkommen nach Umverteilung, also jenes Einkommen, das den privaten Haushalten nach Steuerzahlung und Zahlung der Sozialbeiträge zur Verfügung steht, im Jahr 1950 70, 5 Mrd. DM, so stieg dieses Einkommen von 210, Mrd. DM im Jahr 1960 über 1 529, 0 Mrd. DM im Jahr 1990 auf 1 664, 2 Mrd. DM in 1993. Der private Verbrauch hat im vergleichbaren Zeitraum von 63, 2 Mrd. DM über 171, 8 Mrd. DM auf 1 318, 7 Mrd. DM zugenommen und stieg bis 1993 auf 1 60, 5 Mrd. DM an. Im Durchschnitt der Jahre haben also verfügbares Einkommen und privater Verbrauch nominal um knapp acht Prozent pro Jahr zugenommen. 2. Die Nachfrage von Gütern zum Sport auf ausgewählten Märkten Passiver und aktiver Sportkonsum setzen natürlich unterschiedliche Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen voraus. So wird eine Vielzahl von Unternehmen mittelbar und unmittelbar an der Produktion von „Sport“ beteiligt sein. Zunächst soll nur an die Unternehmen gedacht werden, die ihre Güter für den aktiven Sportkonsum zur Verfügung stellen. Dabei handelt es sich um das Angebot von Ausrüstungsgütern wie Sportschuhe, Sportkleidung, Sportgeräte, z. B. Ski, Tennisschläger, Surfbretter und vieles mehr, aber auch um Güter aus dem Bereich der spezifischen Sporternährung. Sportausübung bedarf einer sportlichen Ausrüstung. Sicher läßt sich trefflich darüber streiten, welche Ausrüstungsgegenstände notwendig sind, wenn man sich sportlich betätigt, und es ist leicht einsichtig, daß es auch von der Sportart, von der Intensität und vom weiteren Umfeld abhängen wird, wie aufwendig die sportliche Ausrüstung ausfallen soll. Der eher sportlich-sachlich orientierte Jogger wird mit geeigneten Schuhen und Trainingsbekleidung auskommen, um sein Training allein im Wald zu absolvieren. Anders sieht es vielleicht schon bei den Joggern aus, die ihren Sport zu einem Stück Lebensstil umfunktionieren, in der Gruppe ihren Sport betreiben, darauf achten, daß die neuesten modischen Accessoires als Ausdruck für den Stil stehen, den man pflegen will.Neben Sportschuhen und Sportkleidung gehört auch die sportliche Ausrüstung dazu. So wird der Skifahrer nicht ohne geeignete Bretter und Stöcke, der Surfer nicht ohne sein „Brett“ auskommen. Was an technischer Ausrüstung für den Sport notwendig ist, hängt davon ab, wie man seinen Sport betreiben will. Hier haben wir es mit zum Teil äußerst dynamischen Märkten zu tun, die unter technischen und marktlichen Aspekten ein breites Angebot vorhalten: Alpinski für Anfänger, Fortgeschrittene und Könner neben entsprechenden Rennmodellen mit besonderen technischen Merkmalen, Allround-Fahrräder neben Spezialmaschinen, Tennisschläger, die Anfängern das Tennisspielen erleichtern, neben spezifischen Tennisschlägern für sehr erfahrene Tennisspieler. Dem Sportler bietet der Markt für seine Aus-und Aufrüstung -Schuhe, Kleidung, Ausrüstung mit Sport-einschließlich sportmedizinischem Gerät, Sportnahrung -eine Fülle von Produkten an, so wie es bereits bei Aldous Huxley vor mehr als einem halben Jahrhundert für die Entwicklung der Wirtschaft als notwendig beschrieben wird

Weitere Dienstleistungen sind Voraussetzung für den aktiven Sportkonsum. Hier ist an Leistungen des privaten und öffentlichen Transportwesens zu denken. Wer erlebt, welche Vielzahl und Unterschiedlichkeit an Verkehrsleistungen Voraussetzung für sportliches Training und Wettkampf ist, wird das leicht nachvollziehen können. Von weiterer Bedeutung für den aktiven Sportkonsum sind die Leistungen des Beherbergungsgewerbes. An Wochenenden, im Urlaub, auf Fahrten zu sportlichen Betätigungen werden Übernachtungs-und Gastronomieleistungen in Anspruch genommen. Aktiver Sportkonsum ist -leider und je nach Standort in unterschiedlichem Ausmaß -auch mit Risiken verbunden. Zur Minimierung finanzieller Risiken, die aus dem Unfall-und Krankheitsrisiko des aktiven Sportkonsums resultieren, werden sportspezifische Versicherungen abgeschlossen und als besondere sportspezifische Leistung beansprucht.

Hallen, Plätze, Bäder, spezifische Anlagen sind die Austragungsorte für Sport, sei es zu aktivem, sei es zu passivem Sportkonsum, also der sportlichen Unterhaltung. Planung, Bau und Pflege der dazu notwendigen Infrastruktur ist ein nicht unerheblicher wirtschaftlicher Faktor.

Wer nicht die freie Natur nutzen will und kann, um sich sportlich zu betätigen, muß auf sportliche Infrastruktur zurückgreifen: So bedarf der Sportler der Hallen, Plätze, Bäder oder sonstiger technischer Anlagen, um seinen Sport auszuüben. Wer Tennis spielt, braucht einen Platz und/oder eine Halle, wer Badminton oder Squash spielen will, wird die Halle vorziehen. Wer den Schwimmsport vorzieht, muß die Möglichkeit haben, ein Bad nutzen zu können. Skifahrer, Golfer u. a. brauchen spezifische Anlagen und Hilfen für ihren Sport.

Die Sportausübung bedarf also eines Ortes. Diese Orte, abgesehen von Orten in der Natur, müssen geschaffen werden. Der nur begrenzt zur Verfügung stehende Produktionsfaktor Boden muß durch zusätzlichen Einsatz von Arbeit und Kapital, was im wesentlichen durch Unternehmen der Baubranche geschieht, in Sportstätten transformiert werden

In der Regel werden die Bauleistungen im weitesten Sinne für diese Orte der Sportausübung von Vereinen, öffentlichen Händen, die diese Infrastruktur den Vereinen überlassen, und von erwerbswirtschaftlichen Organisationen wie Sportstudios u. a. nachgefragt. Der aktive -wie auch der passive -Sportkonsument tritt nur mittelbar als Vereinsmitglied oder Kunde bei erwerbswirtschaftlichen Organisationen auf.

Sportunterhaltung ist ein Markt, der sich derzeit noch -zumindest was die originären Verfügungsrechte angeht -in der Hand der tradierten Sport-verbände befindet. Zunehmend gibt es aber Anzeichen, daß sich dieser Markt von den Verbänden als den Veranstaltern der klassischen Sportunterhaltung löst und sich verselbständigt. Zwischenzeitlich veranstalten Unternehmen der Wirtschaft mit und ohne Bezug zum Sport mit Zustimmung der zuständigen Sportverbände Sportunterhaltung, wobei unternehmerische Ziele im Vordergrund stehen.

Für Medien, Werbung, Wetten, also ergänzende Produkte des passiven Sportkonsums, haben sich mit der Zunahme der Bedeutung des Produktes Sportunterhaltung neue Märkte eröffnet: Sportunterhaltung wird in der Presse, auf dem Buchmarkt wie auch im Hörfunk und Fernsehen angeboten. Über die Darbietung von Sportunterhaltung vor Ort und über ihre entsprechende mittel-und unmittelbare Darstellung in den Medien kommunizieren neben dem Sport vor allem Organisationen der Wirtschaft mit Zuschauern und sonstigen am Sport Interessierten. Dieses Potential der sportlich Interessierten ist gerade für die unternehmerische Kommunikation mit ausgewählten Gruppen der Population wirtschaftlich sehr interessant. Zu diesen Märkten mit der Sportunterhaltung rechnet auch der tradierte Markt der Sportwetten mit erheblichen Umsätzen

Für 1990 haben Weber u. a. sportbezogene Gesamtausgaben für Deutschland von 36 Mrd. DM ermittelt Dies entspricht 1, 8 Prozent der privaten Konsumausgaben im Jahr 1990. Die obige Tabelle gibt einen Überblick über die sportbezogenen Ausgaben. Dabei fällt auf, daß 41, 4 Prozent der Ausgaben auf Sportausrüstung wie Kleidung, Schuhe, Geräte, 25, 1 Prozent auf Fahrten zur Sportausübung, Sport-urlaub und Sportversicherungen, 27 Prozent auf die Sportausübung in Vereinen und sonstigen Organisationen, 6, 5 Prozent auf Ausgaben für Sportunterhaltung und Wetten entfallen

III. Produktion und Finanzierung von „Sport“

1. „Sport“ -Output und Input Ökonomisch betrachtet ist „Sport“ ein Gut mit je nach Situation spezifischen Eigenheiten und Verwendungsmöglichkeiten. Aus der Sicht des Sport-treibenden kann die Nachfrage nach sportlicher Betätigungsmöglichkeit einerseits zum Konsum, andererseits auch zu Produktionszwecken erfolgen. Zu Zwecken des aktiven Sportkonsums wird der Sporttreibende Zeit und Ressourcen einsetzen zur Produktion des Sports zum Eigenkonsum. Der Sport ist in diesem Fall Output eines Produktionsprozesses. Andererseits kann der Sporttreibende durch Einsatz seiner sportlichen Fertigkeiten und seiner Zeit Einkommen erzielen wollen; in diesem Falle handelt es sich um ein Angebot auf dem Arbeitsmarkt, auf dem wiederum Organisationen, die Sportunterhaltung produzieren, Talente nachfragen. In diesem Fall ist die sportliche Leistung Input für die Sportunterhaltung.

Unterschiedlich erfolgt in beiden Fallen die Finanzierung des „Sports“: -Die Produktion von „Sport“ zum Eigenkonsum wird vom Sporttreibenden, dem aktiven Sport-konsumenten finanziert; dabei spielt es keine Rolle, ob der einzelne allein oder in der Gruppe, im Verein oder im Sportstudio mit und ohne Anleitung aktiv Sport konsumiert;

auch wenn sich zufällig anwesende Dritte an der Sportausübung erfreuen, handelt es sich um ein privates Gut, einen Output, den der einzelne aus gesundheitlichen und/oder geselligen Gründen produziert und konsumiert. Sein Einkommen und seine Zeit setzen seinem Tun Schranken.

-Die Produktion von „Sport“ in Form der Sport-unterhaltung wird vom Organisator der Sport-unterhaltung vorfinanziert. Das Gut, der Wettkampf, ist eine Aktivität zweier oder mehrerer Beteiligter, die gegeneinander nach vorher festgelegten Regeln kämpfen, ohne daß das Ergebnis im voraus bekannt ist. Der Organisator der Sportunterhaltung wird seine Produktion, seinen Output von „Sport“, Zuschauern zur Unterhaltung mit Erlebnischarakter und Spannung unmittelbar und über die Medien mittelbar anbieten und dadurch finanzieren. Da Sportunterhaltung ein grenzkostenlos mehr-nutzbares Gut ist, wird der Anbieter bestrebt sein, möglichst viele Interessierte für seinAngebot zu finden. Dabei wird der Anbieter alle nicht zahlungswilligen Zuschauer ausschließen. Zugleich wird er seine Sportproduktion mit den sportinteressierten Unternehmen zur Kommunikation mit den Zuschauern anbieten, um zusätzliche finanzielle Mittel zu gewinnen. Diese Kommunikation mit dem Sport -und im Gegensatz zur Kommunikation für den Sport (Werbung) -macht im Kern das Sponsoring aus. Für die Unternehmen ist der Sport mit den Zuschauern Input für ihre Produktion von Botschaften an die Sportinteressierten.

Obiges Schaubild gibt einen Einblick über wichtige Leistungs-und Finanzierungsströme in der Produktion und beim Verkauf aktiven und passiven Sportkonsums 2. Organisation der Sportproduktion Sportproduktion und ihre Finanzierung hängen von der Organisation der Sportproduktion ab. Rund 25 Mio. Bürger sind in über 80 000 Sportvereinen organisiert. Dies unterstreicht den Slogan des Deutschen Sportbundes, daß Sport im Verein am schönsten ist. Im Verein betätigen sich die Mitglieder sportlich, vertreten die Vereine in ihren Sportarten bei Wettkämpfen auf unterschiedlichen Niveaus und nehmen auch an den Sportveranstaltungen ihrer Vereine teil. Eine Reihe von Vereinen wiederum bietet hervorragende Sportunterhaltung an, wobei sie Spitzenathleten einsetzen.

Es ist äußerst schwierig, die Gesamteinnahmen und die Gesamtausgaben der Sportvereine und ihrer Verbände in Erfahrung zu bringen. Aufgrund umfangreicher Berechnungen haben Weber u. a. 6, 8 Mrd. DM an Gesamteinnahmen und Gesamtausgaben für Sportvereine und -verbände im Jahr 1990 ermittelt. Dabei waren Einnahmen von Sponsoren mit 1 Mrd. DM, aus dem Verkauf von Übertragungsrechten von 70 Mio. DM und aus dem Merchandising von 30 Mio. DM. Auf der Ausgabenseite sind Gehälter für Sportler mit 681, 2 Mio. DM verzeichnet, während die Sach-, Verwaltungsund Betriebskosten mit 3, 3 Mrd. DM und die Personalausgaben mit 1, 8 Mrd. DM zu Buche schlagen. Zu den Einkünften der Sportler rechnen Weber u. a. noch Einkünfte aus dem Sponsoring von 180 Mio. DM, so daß die Einnahmen der Sportler auf 861 Mio. DM geschätzt werden Außerhalb des in Vereinen organisierten Sports gibt es eine Vielzahl weiterer Sportangebote für den aktiven Sportkonsumenten Zu erwähnen sind dabei sportliche Angebote von Kirchen, Volkshochschulen und auch Krankenkassen. Eine besondere Rolle spielt die Organisation von „Sport“ durch erwerbswirtschaftlich betriebene Organisationen, also Sport-und Fitneß-Studios, aber auch Tennis-, Badminton-, Squashbetriebe. Nach Angaben des Deutschen Sportstudioverbandes existierten 1990 rd. 4 000 Betriebe mit etwa 1, 8 Mio. Nutzerverträgen, was bei einem monatlichen Preis von DM 70, -einem Jahresumsatz von 1, 5 Mrd. DM entspricht Insgesamt kann man für 1990 davon ausgehen, daß es 11 000 erwerbswirtschaftlich betriebene Sportanbieter mit rd. 3, 1 Mrd. DM Umsatz gab 3. Kommerzialisierung des Sports -zur Finanzierung unumgänglich Ohne Kommerzialisierung kommt der moderne Sport heutzutage nicht mehr aus; sie ist -im Vergleich zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg -weit fortgeschritten. Kommerzialisierung des Sports bedeutet dabei, „daß der Markt als Austauschmechanismus innerhalb des Sports mit anderen Systemen -etwa von Sport und Wirtschaft -zunehmend an Bedeutung gewinnt, also Nutzenströme nicht mehr freiwillig, aufgrund reziproker Verpflichtungen oder als öffentliches Gut zur Verfügung gestellt, sondern als Leistung und Gegenleistung mit dem Ziel individueller Interessenverwirklichung ausgehandelt werden“ Damit wird „Sport“ ökonomisch zu einem Gut, das auf spezifischen Märkten gegen Entgelt angeboten und nachgefragt wird.

Mit der Kommerzialisierung entstehen notwendigerweise Märkte, auf denen „Sport“ gegen Entrichtung eines Preises für die Abgabe von Eigentumsrechten gehandelt wird. Damit wird zugleich der ursprünglich für Vereinsmitglieder produzierte „Sport“ auch Nichtmitgliedern gegen Zahlung eines entsprechenden Preises verkauft. So lassen sich auf diesen Märkten beispielsweise verkaufen: -die Nutzung von Sportinfrastruktur mit und ohne Nutzung von Anleitung zum Sporttreiben;

-Sportunterhaltung, d. h.der passive Sportkonsum;

-Übertragungs-und Senderechte an Medien;

-Nutzungsrechte für Organisationen der Wirtschaft, Botschaften über den Sport mittel-und unmittelbar an die Zuschauer zu übermitteln.

Organisatorisch wird die Kommerzialisierung des Sports nicht zuletzt aus steuerlichen Gründen häufig aus den tradierten Vereinen und Verbänden des Sports ausgelagert und durch sog. Förder-oder auch Vorschaltgesellschaften realisiert. In diesem Zusammenhang sind nur als Beispiele zu nennen: Badminton-Service GmbH, DFB-Wirtschaftsdienste GmbH, Leichtathletik-FörderGmbH, DSB-Vereinshilfe GmbH Allerdings muß darauf hingewiesen werden, daß eine Kommerzialisierung des Sports eine marktwirtschaftlich organisierte Wirtschaftsordnung voraussetzt, in der es grundsätzlich möglich ist, Güter und Dienste gegen Entgelt zu kaufen und zu verkaufen. Denn es muß möglich sein, daß sich Märkte bilden, auf denen für einzelne Güter über den Preis Angebot und Nachfrage und damit Produktion und Konsum reguliert werden

Sicher eignen sich nicht alle Bereiche des Sports zur Kommerzialisierung. Insbesondere der Zuschauersport mit leistungssportlichen Zügen hat sich zu einem einträglichen Markt entwickelt. Dabei entwickeln sich Sportvereine und Sportverbände zu umsatzstarken Wirtschaftsunternehmen, die Sportlern für einen gewissen Zeitraum einen attraktiven Arbeitsplatz anbieten; die Vereine der Fußball-Bundesliga, aber auch die Vereine anderer Ligen mögen als Beispiel dafür stehen neben der Entwicklung in Einzelsportarten, in denen Athleten als „Gewerbetreibende“ sich zum Teil offenbaren.

Die Kommerzialisierung im Bereich des Breiten-und Freizeitsports spielt sich in der Weise ab, daß zu den tradierten Anbietern, den gemeinnützigen Sportvereinen, zusätzlich erwerbswirtschaftlich orientierte Organisationen treten, die mit modischem Angebot versuchen, aktive Sportkonsumenten für sich zu gewinnen. Dabei wird oft der Eindruck vermittelt, daß durch diese erwerbswirtschaftlich betriebenen Einrichtungen besondere Güter wie z. B. Gesundheit, Gewichtsreduktion, Körperformung und Steigerung der Fitneß verkauft werden.

Die Kommerzialisierung wird vom tradierten Sport als eine Möglichkeit gesehen, seine Vereins-aufgaben durch verbesserten Verkauf der Leistungen zu finanzieren. Ferner können durch Öffnung des Angebotes der tradierten Vereine auch für Nicht-Mitglieder Leerkapazitäten vermarktet und so Einnahmen erzielt werden. Auch erscheint der Aspekt des Verkaufs von. Eigentumsrechten an Medien und Organisationen der Wirtschaft ein brauchbarer Weg zu sein, Dritte an dem Angebot teilhaben zu lassen

So sehr der Sport auf Zahlungen Dritter auch angewiesen ist, so muß allerdings auch gesehen werden, daß er in dem Maße, wie er sich einseitig auf Organisationen der Wirtschaft stützt, auch abhängig wird. Praktiken der Fernsehanstalten, aus Gründen der Rationalisierung der Übertragung Eingriffe in das sportliche Geschehen vorzunehmen, sind ein Hinweis, daß der Sport auch gegen seinen Willen abhängig werden kann. Wer Sport-Großveranstaltungen nur noch unter dem Aspekt der Vermarktung organisiert, übersieht die Interessen der Athleten und teilweise auch der Zuschauer. Denn allzu leicht wird durch die Art der Finanzierung die Produkteigenschaft des „Sports“ verändert. Werbebotschaften, die von den Zuschauern als negativ empfunden werden, können das eigentliche Interesse für den Sport beeinträchtigen Zugleich muß darauf hingewiesen werden, daß es durch unterschiedlich hohe Zuschauerzahlen bei einzelnen Sportarten notwendigerweise zu einer Trennung zwischen reichen und armen Sportverbänden kommen wird. Dies ist für die Einheit des Sports und den Erhalt einer sportlichen Vielfalt nicht förderlich. 4. Professionalisierung: Voraussetzung und Notwendigkeit für erfolgreiche Vermarktung Kommerzialisierung setzt Professionalisierung voraus. Dabei beschreibt Professionalisierung nichts anderes als den Prozeß und die Tendenz, die Arbeitsteilung im „Sport“ weiter voranzutreiben. Diese Professionalisierungstendenz entspricht einer hoch arbeitsteiligen Wirtschaft. Professionalisierung im Sport umfaßt die Entwicklung von Hobbysportlern zu spezialisierten, sportberuflich ausgebildeten Athleten. Letztendlich bedeutet Professionalisierung im „Sport“ Berufssport. Auf dem Weg zum Berufssport sind einige Sportarten bereits weit vorangeschritten; zu erinnern ist in diesem Zusammenhang beispielsweise an Boxen, Fußball, Motorsport sowie Tennis in Deutschland.

Von Professionalisierung kann man sprechen, wenn Sportler und/oder Funktionäre für ihre Tätigkeit Geld erhalten, wenn sie ihre Tätigkeit als Beruf ausüben und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die dadurch entstehende Spezialisierung geht natürlich mit einer hohen Kompetenz einher, wodurch sich neue Berufsfelder um die Athleten entwickeln.

Professionalisierung von Athleten zieht auch Professionalisierung im Bereich der Trainer, Betreuer, Ärzte, Physiotherapeuten nach sich. Das gesamte Umfeld um den Sportler und die Sportart wird technisch und organisatorisch neu geordnet; dabei bleibt nicht aus, daß auch die vorher informell und rechtlich unverbindlichen Regelungen neu strukturiert werden. Die Organisationsstrukturen werden verrechtlicht, die Anforderungen werden erhöht und die Aufwendungen zumindest ansatzweise einer Kostenkontrolle unterzogen. Mit diesem Prozeß der Professionalisierung vollzieht sich zugleich der Übergang vom Ehrenamt zum Hauptamt. Das bedeutet aber auch, daß mit der Professionalisierung des Sportlers auch eine Professionalisierung des gesamtes Umfeldes einsetzt. Der zeitliche Aufwand des Sportlers für Training und Wettkampf wird erhöht, die begleitenden Voraussetzungen für Spitzenleistungen im Sport werden verbessert, der ehrenamtliche Betreuer wird durch den hauptamtlichen Trainer ersetzt. Das Management um den Sport, die Produktion und den Verkauf des Sports nimmt professionelle Qualität an Zur Professionalisierung eignen sich besonders solche Sportarten, bei denen die organisatorischen Voraussetzungen für eine Spezialisierung groß sind und ein hohes öffentliches Interesse vorhanden ist, das es auch erlaubt, mit der Sportart in Verbindung mit den Medien zu werben. Auch wenn der Professionalisierungsprozeß in einigen Sportarten in Deutschland bereits weit fortgeschritten ist, so darf nicht verkannt werden, daß auch ausreichende Erwerbschancen während der aktiven hochspezialisierten Sportlerkarriere nicht regelmäßig die Versorgung nach der sportlichen Karriere sichern. Es ist häufig notwendig, daß Sportler sich auf eine zweite Karriere nach der Sportkarriere vorbereiten müssen. Gerade dieser Umstand wird in Zukunft sehr wichtig werden bei der Gewinnung sportlichen Nachwuchses. 5. Vielfalt im Sport durch öffentliche Förderung Kommerzialisierung und Professionalisierung im Sport finden dort ihre Grenzen, wo es nicht gelingt, marktmäßige Nachfrage für „Sport“ zu entfalten. So ist durchaus bekannt, daß es eine ganze Reihe von Sportarten gibt, die im Bereich von Liebhaberei sorgfältig gepflegt werden. Dabei können einzelne Sportarten und die für die Sportart verantwortlichen Verbände durchaus leistungsmäßig -auch international -mithalten; einzig ein geringes Interesse der Öffentlichkeit zwingt diese -meist als nicht telegen bezeichneten -Sportarten und ihre Verbände an den Rand der Sportöffentlichkeit.

Wer die Vielfalt des Sports in unserer Gesellschaft erhalten will, wer sich nicht mit den besonders beliebten und telegenen, zuschauerträchtigen Sportarten wie Fußball und Tennis zufrieden-geben will, muß nach Möglichkeiten suchen, diesen Sportarten zu helfen, die mangelnde Nachfrage zu überwinden, und damit Hilfe bei der Finanzierung zu schaffen. So ist die öffentliche Förderung des Sports in Deutschland darauf ausgelegt, aus Gründen des Erhaltes der Vielfalt unserer Sportarten, aber auch aus Gründen der Repräsentation dieser Sportarten im Inland und Ausland als Teil einer umfassenden Sportkultur und der Wahrung der Chancengleichheit für die Athleten, die diese Vielfalt im Sport repräsentieren, den Sport zu fördern. Dabei erfolgt die öffentliche Förderung nach dem Grundsatz der Subsidiarität, also als Hilfe zur Selbsthilfe. Insgesamt beläuft sich die Sportförderung von Bund und Ländern auf ca. 1, 5 Mrd. DM, wobei der Anteil des Bundes 0, 2 Mrd. -DM ausmacht.

IV. Wirtschaftliche Bedeutung des Sports

1. Beschäftigung und Einkommen durch Sport „Sport“ ist in Deutschland ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Kommerzialisierung und Professionalisierung, d. h. die Schaffung von Märkten, auf denen sportbezogene Güter und Dienste getauscht werden, und die zunehmende Spezialisierung, die ihrerseits wieder nach neuen Märkten sucht, haben eine breite Nachfrage nach Vorleistungen im weitesten Sinne für Produktion und Konsum von Sport ausgelöst. Immerhin machen die Ausgaben für sportbezogene Güter knapp zwei Prozent der privaten Konsumausgaben aus, die sich beschäftigungs-und einkommenspolitisch im Bereich der „Sport“ -Produktion auswirken.

So sind 700 000 Menschen direkt oder indirekt im Sport in Deutschland beschäftigt, eine Größenordnung, wie sie etwa in der Chemieindustrie zu beobachten ist. Damit erreicht der Anteil der durch den Sport Beschäftigten über zwei Prozent der Gesamtbeschäftigtenzahl. Für die alten Bundesländer haben Weber u. a. 1990 rd. 604 000 im Sportbereich Tätige ermittelt; davon waren 281 000 für Sportvereine und rd. 6 000 für Sport-verbände tätig. Bei den Sportvereinen sind 179 000 bezahlte Übungsleiter und 46 000 nebenamtliche Trainer mitberücksichtigt. Hauptberuflich waren in den tradierten deutschen Sportvereinen rd. 62 000 Personen beschäftigt.

Im Unternehmenssektor betrug die Zahl der Beschäftigten rd. 231 000 Personen, und zwar über 80 000 bei den erwerbswirtschaftlichen Sportanbietern, 30 000 bei der Sportartikelindustrie und 64 000 beim Sportartikeleinzelhandel. Weitere Wirtschaftszweige, in denen nennenswerte Beschäftigungseffekte ausgelöst werden, sind die Baubranche, die Druckmedien und das Beherbergungsgewerbe; dabei wurden in der Untersuchung von Weber u. a. die Beschäftigten bei Zulieferfirmen nicht einbezogen. Die sportbezogene Beschäftigung von rd. 86 000 Personen im öffentlichen Sektor verteilt sich etwa je zur Hälfte auf Sportlehrer und sportbezogene Beschäftigte.

In den neuen Bundesländern wurden nach einer überschlägigen Schätzung ca. 70 000 bis 80 000 im Sport Beschäftigte angenommen Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des Sports in Deutschland schlagen sich mit 1, 4 Prozent Anteil in der Bruttowertschöpfung nieder. Damit leistet der Sportbereich einen Beitrag zur Bruttowertschöpfung wie die Landwirtschaft oder die Hersteller von Eisen, Blech und Metallwaren

Der größte Teil der sportinduzierten Güter-und Zahlungsströme geht von den durch den Freizeitsport ausgelösten Käufen und den im Zusammenhang mit dem Freizeitsport genutzten Dienstleistungen aus. Ungefähr 75 Prozent der Bevölkerung Deutschlands sind sportlich aktiv; von diesen treiben etwa 28 Prozent Sport in von Organisationen vorgegebenen Rahmen. Drei Viertel dieser Angebote entfällt auf Sportvereine, ein Viertel auf erwerbswirtschaftliche Organisationen. Die privaten Haushalte gaben dabei für sportbezogene Waren und Dienstleistungen 36 Mrd. DM aus

Der Bereich des Zuschauersports, der für viele der wirtschaftliche Bereich des Sports schlechthin ist, nimmt sich bescheiden aus. So werden -auf der Basis 1990 -die Einnahmen der Sportorganisationen aus dem Sponsoring mit 1, Prozent Sport in von Organisationen vorgegebenen Rahmen. Drei Viertel dieser Angebote entfällt auf Sportvereine, ein Viertel auf erwerbswirtschaftliche Organisationen. Die privaten Haushalte gaben dabei für sportbezogene Waren und Dienstleistungen 36 Mrd. DM aus 24.

Der Bereich des Zuschauersports, der für viele der wirtschaftliche Bereich des Sports schlechthin ist, nimmt sich bescheiden aus. So werden -auf der Basis 1990 -die Einnahmen der Sportorganisationen aus dem Sponsoring mit 1, 0 Mrd. DM geschätzt. Für Mitte bis Ende der achtziger Jahre schätzten Krupp und Wagner die Umsätze im Bereich des Zuschauersports auf 2 Mrd. DM und die Zahl der Beschäftigten auf 20 000 25. Dabei muß aber berücksichtigt werden, daß der Zuschauersport für viele breiten-und freizeitsportliche Aktivitäten „Vorbildcharakter“ hat. So dürften von einzelnen Sportarten, ihrer medienwirksamen und werbewirtschaftlichen Darstellung nicht unerhebliche wirtschaftliche Effekte ausgehen, die sich in der wirtschaftlichen Bedeutung des Sports entsprechend niederschlagen.

Es ist bekannt, daß der Sport insgesamt nicht ohne ehrenamtliche Hilfe auskommen wird. Von daher müssen die ehrenamtlichen Leistungen von 370 000 Helfern mit in die Berechnungen einbezogen werden. Dies wurde von Weber u. a. versäumt 26.

Es ist davon auszugehen, daß die wirtschaftliche Bedeutung des Sports weiter zunehmen wird: Die Märkte für Sportunterhaltung werden mit weiterführender Arbeitsteilung und Spezialisierung (Professionalisierung) und Vermarktung einschließlich Kommerzialisierung weiter wachsen; das allgemeine sportliche aktive Interesse wird sich weiter ausdifferenzieren, was zu neuen Sportarten und vor allem zur Nachfrage nach neuen Sportgütern führen wird 27. Der Sportbereich hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwikkelt. 2. Öffentliche Hände im Sport Es steht außer Frage, daß der Sport ohne öffentliche Hilfen nicht auskommt. Oben wurde bereits auf deren Funktion für die Vielfalt der Sportkultur hingewiesen. Aber auch im breiten-und freizeit-sportlichen Bereich und dort gerade bei der Schaffung der Infrastruktur sind öffentliche Hilfen an den Sport festzustellen. Für 1990 wurden Hilfen des Bundes, der Länder und der Kommunen in Höhe von 7 Mrd. DM ermittelt. Hinzurechnen muß man zu diesem Betrag noch Ausgaben für Sportlehrer an den Schulen von -in den alten Bundesländern -3, 3 Mrd. DM. Ferner kommen dem Sport nur schwer bezifferbare Begünstigungen aufgrund seiner Gemeinnützigkeit zugute.

Diesen öffentlichen Hilfen an den Sport stehen nicht unbeträchtliche Steuereinnahmen gegenüber. So unterliegen die durch den Sport ausgelösten Umsätze und erzielten Einkommen -bei den Vereinen teilweise auch der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb -der Besteuerung. Die sportbezogenen Steuereinnahmen der öffentlichen Haushalte wurden für das Jahr 1990 mit 5, 6 Mrd. DM errechnet 28. Dies rückt die von den öffentlichen Händen gewährten Hilfen wiederum in ein anderes Licht

Fussnoten

Fußnoten

  1. Es bleibt anzumerken, daß man diese Zeit auch als die Zeit des Idealvereins bezeichnen kann, wie er um die Jahrhundertwende im BGB kodifiziert wurde.

  2. Athleten in Ausdauersportarten müssen beim heutigen Leistungsniveau ungefähr 1 600 bis 1 800 Stunden pro Jahr trainieren, um chancengleich an internationalen Wettbewerben teilnehmen zu können. Dies entspricht ungefähr der Arbeitszeit Berufstätiger.

  3. Die Untersuchung wurde vom BMI und Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) initiiert und vom BISp und vom Kultusministerium NRW finanziert; mit den Arbeiten wurde 1990 begonnen, 1993 wurde von Wolfgang Weber und Mitarbeitern der Universität Paderborn ein Bericht vorgelegt, der im Frühjahr 1994 der Öffentlichkeit vorgestellt und 1995 veröffentlicht wurde. Vgl. Wolfgang Weber/Claudia Schnieder/Norbert Kortlüke/Birgit Horak, Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports, (Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Bd. 81), Schorndorf 1995, S. 67 f.

  4. Vgl. ebd.

  5. Vgl. Martin-Peter Büch, Nachfrage nach und Angebot an Sport. Zur Ökonomik des Sports, Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Universität des Saarlandes, Saarbrücken 1976, S. 9.

  6. Vgl. Aldous Huxley, Schöne neue Welt, (Deutsche Über-setzung von Herbert E. Herlitschka), Hamburg 1962, S. 39. Von der Angebotsseite hat Weber u. a. für 1990 einen Umsatz von knapp 12 Mrd. DM in den alten und neuen Bundesländern an Umsätzen des Einzelhandels aus dem Verkauf von Sportschuhen, Sportbekleidung, Sportgeräten und Sport-nahrung ermittelt. Vgl. W. Weber u. a. (Anm. 3), S. 163-181.

  7. Weber u. a. haben die Schwierigkeiten beschrieben, die Umsätze der Baubranche für die sportliche Infrastruktur zu ermitteln; nach ihren Ermittlungen betrugen die sport-bezogenen Umsätze (ohne MWSt) des Baugewerbes in den alten Bundesländern 1990 2, 4 Mrd. DM. Vgl. W. Weber u. a. (Anm. 3), S. 201 f.

  8. Vgl. W. Weber u. a. (Anm. 3), S. 150-153.

  9. Vgl. ebd., S. 99; diese Daten gehen auf eine Hochrechnung zurück, die wiederum auf Abfragen bei privaten Haushalten basiert.

  10. Eigene Berechnungen aufgrund des vorliegenden Zahlenmaterials.

  11. Vgl. Martin-Peter Büch, Marktwirtschaft und Sport, in: Olympische Jugend, 30 (1985) 11, S. 8f.

  12. Die gesamten Angaben gehen auf die Berechnungen von Weber u. a. zurück, die sich bei ihrer Untersuchung auf die Finanz-und Strukturanalyse des Deutschen Sportbundes stützten. Was die Einkommen deutscher Sportler angeht, so muß auch auf eine Einkommenserhebung der Deutschen Sporthilfe bei 3 600 sog. Kaderathleten 1993 verwiesen werden; danach haben 96, 5 Prozent der Kaderathleten weniger als 60 000, -DM netto im Jahr, 1, 5 Prozent der Athleten mit eigenem Einkommen über 60 000, -DM, aber unter 110 000, -DM und nur 0, 25 Prozent der Kaderathleten netto mehr als 110 000, -DM erhalten. Vgl. W. Weber u. a. (Anm. 3), S. 132140. Es sollte angemerkt werden, daß z. B. die Athleten der deutschen Fußball-Bundesligavereine nicht zum Kreis der Kaderathleten gehören.

  13. Vgl. Sigurd Agricola, Bewegungsorientierte Freizeittätigkeit -Freizeitsport -Freizeitangebot Sport, in: Deutsche Gesellschaft für Freizeit (Hrsg.), Freizeit, Sport, Bewegung. Stand und Tendenzen in der Bundesrepublik Deutschland, Erkrath 1987, S. 4-67, hier S. 54.

  14. Eigene Berechnungen nach Angaben des Deutschen Sportstudioverbandes. Vgl. auch Martin-Peter Büch, Wirtschaftliche Überlegungen zum Breitensport, Referat anläßlich einer Fortbildungsveranstaltung des Bayerischen Sportärzteverbandes an der Sportmedizinischen Abteilung der Medizinischen Klinik II der Universität Erlangen-Nürnberg am 10. 11. 1990.

  15. Vgl. W. Weber u. a. (Anm. 3), S. 160 f.

  16. Klaus Heinemann, Probleme einer Ökonomie des Sports, in: ders. (Hrsg.), Texte zur Ökonomie des Sports, Schorndorf 1984, S. 17-51, hier S. 43.

  17. Nicht als besondere Gesellschaft ist der Skipool des Deutschen Skiverbandes (DSV) zu sehen; er ist organisatorisch eine Abteilung des DSV und damit wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb.

  18. Vgl. Klaus Heinemann, Voraussetzungen und Konsequenzen einer Kommerzialisierung des Leistungssports, in: Georg Anders/Guido Schilling (Hrsg.), Hat der Spitzensport (noch) eine Zukunft?. Bericht des 23. Magglinger Symposiums, Magglingen 1985, S. 83-95, hier S. 86f.

  19. Die Vermarktung einzelner Rechte mag durch folgende Zahlen nochmals unterstrichen werden: Die Fernsehrechte für die Olympischen Spiele in Atlanta betragen 456 Mio. US-Dollar. Der Deutsche Fußball-Bund hat die Übertragungsrechte an den Bundesligaspielen 1992 für fünf Jahre für 700 Mio. DM abgegeben. Das Sportsponsoring in Deutschland wird 1994/95 auf 1, 8 Mrd. DM geschätzt. Die Einnahmen aus dem Merchandising der Fußball-Bundesliga 1994 belaufen sich nach Schätzungen auf 50 Mio. DM.

  20. Vom Zuschauer abgelehnte Werbung kann als negativer externer Effekt betrachtet werden. Sie ist in diesem Fall keine Kommunikationsdienstleistung, da das Einverständnis des Konsumenten wesentlicher Bestandteil einer Dienstleistung ist. Vgl. Eva Theresia Büch/Martin-Peter Büch, Werbung als Finanzierungsalternative für Ätherrundfunk, in: Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen, 5 (1982), S. 1-16, hier S. 11.

  21. Vgl. auch Klaus Heinemann, Einführung in die Ökonomie des Sports. Ein Handbuch, Schorndorf 1995, S. 201 f.

  22. Vgl. zu den Angaben der Beschäftigung W. Weber u. a. (Anin. 3), S. 272-283.

  23. Vgl. ebd., S. 287.

  24. Vgl. ebd., S. 67 f.

  25. Vgl. W. Weber u. a. (Anm. 3), S. 262-265.

  26. Der Sportausschuß des Deutschen Bundestages hat im Juni 1994 einvernehmlich die Bundesregierung aufgefordert, u. a. die Auswirkungen öffentlicher Sportförderung auf die Arbeitsmärkte, Einkommen und Steuern bei Fortschreibung der Untersuchung zur wirtschaftlichen Bedeutung des Sports zu beachten. Dadurch sollen Anhaltspunkte dafür gefunden werden, wie sehr auch Ausgaben zur Förderung des Sports einen Beitrag zur Beschäftigungs-und Einkommensförderung leisten.

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Martin-Peter Büch. Dr. rer. pol., geb. 1940: Studium der Wirtschaftswissenschaften. Jura und Psychologie in Saarbrücken und Freiburg i. Br.: seit 1995 Direktor des Bundesinstituts für Sportwissenschaft sowie seit Ende der achtziger Jahre Lehrbeauftragter für Sportökonomie an der Deutschen Sporthochschule Köln und der Universität des Saarlandes. Veröffentlichungen u. a.: Nachfrage nach und Angebot an Sport. Zur Ökonomik des Sports. Saarbrücken 1976: (zus. mit Horst Manfred Schellhaß) Ökonomische Aspekte der Transferentschädigung im bezahlten Mannschaftssport, in: Jahrbuch für Sozialwissenschaft. Bd. 29 (1978): Modell und Realität der Fußball-Bundesliga -eine ökonomische Betrachtung, in: Zeitschrift für Wirtschafts-und Sozialwissenschaften. 99 (1979); w eitere Beiträge zur Ökonomie des Sports.