Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Lebensstil, soziale Schicht und Lebensqualität in West-und Ostdeutschland | APuZ 13/1997 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 13/1997 Das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung. Der Wandel der Akzeptanz von Demokratie und Marktwirtschaft in Ostdeutschland Psychische Befindlichkeiten in Ost-und Westdeutschland im siebten Jahr nach der Wende. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung Lebensstil, soziale Schicht und Lebensqualität in West-und Ostdeutschland Wer sind die Deutschen? Nationalismus, Patriotismus, Identität -Ergebnisse einer empirischen Längsschnittstudie

Lebensstil, soziale Schicht und Lebensqualität in West-und Ostdeutschland

Annette Spellerberg

/ 26 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

In diesem empirisch orientierten Beitrag wird das in den Sozialwissenschaften seit etwa zehn Jahren viel diskutierte Lebensstilkonzept behandelt. Im Wohlfahrtssurvey 1993, einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage zu objektiver Lebensqualität und subjektivem Wohlbefinden im deutschen Transformationsprozeß, sind Lebensstile erstmals für Gesamtdeutschland aus sozialwissenschaftlicher Perspektive erhoben worden. Fragen nach Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten der Bevölkerung in den neuen und alten Ländern, nach dem Zusammenhang von Alltagskultur und Sozialstruktur sowie nach lebensstilspezifisch korrelierender Lebensqualität sind auf der Grundlage dieser repräsentativen Datenbasis untersucht worden. Die Lebensstile in Ostdeutschland sind insgesamt stärker auf die Familie, das Arbeitsleben und den häuslichen Umkreis bezogen als im Westen. In Westdeutschland sind die Lebensstile im öffentlichen Raum sichtbarer, und eine stärkere Trennung von Beruf, Familie und Freizeitgenuß ist erkennbar. Von einer Loslösung von Dimensionen sozialer Ungleichheit und Lebensstilen kann in beiden Landesteilen nicht gesprochen werden, obwohl demographische Aspekte wie Alter und Geschlecht stärkeren Einfluß auf die Lebensstilzugehörigkeit haben als ökonomische Größen. Zugleich hat der Lebensstil einen eigenständigen Einfluß auf das Wohlbefinden, unabhängig von der materiellen Lage. Das Lebensstilkonzept hat sich somit nicht nur in der Sozialstrukturanalyse, sondern auch in der Wohlfahrtsforschung bewährt.

I: Einleitung

Abbildung 1: Lebensstilgruppen in Westdeutschland (1993) Quelle: Annette Spellerberg, Soziale Differenzierung durch Lebensstile. Eine empirische Untersuchung zur Lebensqualität in West-und Ostdeutschland, Berlin 1996.

Lebensstilkonzepte sind dazu geeignet, Großgruppen in der Gesellschaft abzubilden, wobei nicht auf die ökonomische Sphäre Bezug genommen wird, wie bei Klassen-und Schichtmodellen, sondern auf gemeinsame Verhaltensweisen oder Werthaltungen. Diese Art der sozialen Zuordnung ist lebensweltlich erfahrbar. Lebensstile sind in diesem Kontext als symbolische, sichtbare Darstellung von sozialer Lage, sozialen Erfahrungen und individuellen Orientierungen zu verstehen. Sie werden hier aus sozialstruktureller Perspektive betrachtet, nicht im Sinne von Trendsetting oder neuen Jugendstilen, Wohlstands-oder Mittelschichtphänomen. Die zunehmende Differenzierung der Gesellschaft wird in der sozialwissenschaftlichen Diskussion mit der These der Pluralisierung der Lebensstile zusammengefaßt. Arbeitsarten, Haushalts-und Familienformen, Freizeitaktivitäten oder Konsum-möglichkeiten haben sich in den entwickelten Wohlstandsgesellschaften enorm ausdifferenziert. Die Individuen lösen sich aus traditionellen Sozial-milieus, die Schichtzugehörigkeit verliert ihre prägende Kraft, und Individualisierungstendenzen zeichnen sich ab. Es haben sich neue Möglichkeiten für die Menschen eröffnet -und damit zugleich auch neue Zwänge ergeben -, persönliche Akzente und Präferenzen bei Lebensformen, freizeitkulturellen Tätigkeiten und Hobbys zu setzen. Das hat Konsequenzen für die Lebensgestaltung und die Bewußtseinsformen der Menschen. Das Moment der bewußten Wahl, der Zuordnung und Abgrenzung, des Abwägens zwischen verschiedenen Lebensbereichen, die Auseinandersetzung mit alltäglichen Umgangs-und Stilisierungsweisen, die soziale Identität und Lebensplanung gewinnen an Bedeutung.

Spätestens mit der Wiedervereinigung, mit den gestiegenen finanziellen Belastungen, vor allem jedoch mit der Massenarbeitslosigkeit, sind klassische soziale Ungleichheiten wieder deutlicher zum Ausdruck gekommen. Das damit im Zusammenhang stehende Anwachsen von Armut in der Gesellschaft hat Zweifel daran aufkommen lassen, ob das Lebensstilkonzept ein geeignetes Konzept der Sozialstrukturanalyse ist, die sich definitionsgemäß auf die gesamte Bevölkerung bezieht. Wir vertreten die These, daß Lebensstile auch weiterhin eine bedeutende Rolle spielen. Konflikte um soziale Teilhabe und Lebenschancen werden auf verschiedenen Ebenen ausgetragen, sowohl entlang der traditionellen Linie. Kapital -Arbeit als auch nach Merkmalen sozialer Zuschreibung (Geschlecht, Nationalität) sowie auf der Ebene von Werten und Lebensstilen Auseinandersetzungen der verschiedensten Art können zudem als Lebensstilkonflikte in Erscheinung treten und ihren eigentlichen Ursprung verdecken. Pierre Bourdieu hat beispielsweise nachhaltig auf die Bedeutung von Kultur und Geschmack für die Verfestigung und Legitimierung sozialer Ungleichheiten aufmerksam gemacht.

Die beiden Teile Deutschlands sind am 3. Oktober 1990 mit unterschiedlichen alltagskulturellen Voraussetzungen in die Vereinigung eingetreten. Bei der DDR handelte es sich um eine Gesellschaft, deren Entwicklungsniveau mit dem Westdeutschlands in den siebziger Jahren verglichen wird. Seit der Wende im Herbst 1989 haben sich in Ostdeutschland neue Möglichkeiten zur Individualisierung eröffnet: durch die allgemeine Anhebung des Lebensstandards, ein enorm erweitertes Waren-und Dienstleistungsangebot, Reisefreiheit und freien Medienzugang. Doch die Belastungen der Menschen sind ungleich höher als in Westdeutschland. Soziale und kulturelle Einrichtungen wurden geschlossen, die einen Teil der persönlichen Geschichte und sozialen Identität bildeten. Individuelle Qualifikationen wurden entwertet, es herrscht Massenarbeitslosigkeit, und die neuen Anforderungen in fast allen Lebensbereichen machen immer noch sehr hohe Anpassungsleistungen erforderlich. Wenngleich das niedrigere Niveau der Lebensbedingungen und die größeren Belastungen die Stilisierungschancen in Ostdeutschland derzeit noch einschränken, so ist doch die ostdeutsche Bevölkerung keine homogene Gruppe, sondern unterscheidet sich -ähnlich wiedie westdeutsche -nach Aktivitäten, Geschmack und Orientierungen, also nach Lebensstilaspekten. Es ist allerdings davon auszugehen, daß die unterschiedliche 40jährige Geschichte, das unterschiedliche Niveau des Lebensstandards und die unterschiedlichen Bedingungen zu verschiedenen Lebensstilausprägungen in beiden Landesteilen geführt haben.

Der vorliegende, empirisch orientierte Beitrag zu Lebensstilen in West-und Ostdeutschland beruht auf einer repräsentativen Lebensstilbefragung, die mittels eines Zusatzfragebogens im Rahmen des Wohlfahrtssurvey 1993 realisiert wurde. Es handelt sich beim Wohlfahrtssurvey um eine im Rahmen des DFG-Projektes „Wohlfahrtsentwicklung im vereinten Deutschland“ geförderte repräsentative Bevölkerungsumfrage in West-und Ostdeutschland zu objektiven Lebensbedingungen und zum subjektiven Wohlbefinden Wohlfahrtssurveys wurden in der alten Bundesrepublik seit 1978 viermal durchgeführt. Diese Erhebungen bilden eine wesentliche Grundlage der deutschen Sozialberichterstattung, die zum Ziel hat, die Lebensqualität in der Bevölkerung zu messen und langfristig zu beobachten. Objektive Indikatoren messen den Lebensstandard (Einkommen, Wohnraum, Bildung oder Freizeitumfang), und subjektive Merkmale zielen auf Bewertungen, Hoffnungen und Sorgen, also auf das Wohlbefinden der Bevölkerung ab. Mit der deutschen Vereinigung hat sich in den Sozialwissenschaften ein neues Themenfeld etabliert: die Transformationsforschung und die Beobachtung der Lebensverhältnisse in beiden Teilen Deutschlands. Der Wohlfahrtssurvey eignet sich deshalb besonders gut zur Ermittlung deutsch-deutscher Gemeinsamkeiten und Unterschiede, weil in den Zusatzfragebogen zur Ermittlung von Lebensstilen solche Dimensionen einbezogen wurden, die in repräsentativen Umfragen häufig unterbelichtet bleiben: kulturelle Aspekte des Alltagslebens der Bevölkerung.

Der Schwerpunkt der Lebensstilforschung liegt auf dem Verhalten in den relativ frei gestaltbaren Lebensbereichen, also im Freizeitbereich, obwohl Lebensstile prinzipiell ein ganzheitliches Konzept darstellen, das auch das Arbeitsleben und Haushaltsformen mit einbezieht. Lebensstile zeichnen sich nach unserem theoretischen Verständnis in erster Linie durch ihren Aktivitätsgehalt aus:

durch alltägliche, sichtbare Verhaltensweisen und expressive Stilisierung. Darüber hinaus sind übergeordnete Orientierungen von Bedeutung, um beurteilen zu können, nach welchen Prinzipien die Menschen ihr Leben organisieren. Dieser Ansatz geht auf Hans-Peter Müller zurück, der formuliert, daß Lebensstile auf der expressiven, interaktiven und evaluativen Ebene angesiedelt sind In unserer Repräsentativbefragung wurde das interaktive Verhalten anhand von Freizeitaktivitäten und Mediennutzung erhoben. Die expressive Dimension umfaßt Fernsehinteressen, Musikgeschmack und Lektüregewohnheiten. Darüber hinaus ist nach dem Kleidungs-und Einrichtungsstil gefragt worden. Es handelt sich dabei um eine analytische Trennung von expressiven und interaktiven Lebensäußerungen; in der Praxis sind beide Dimensionen miteinander verwoben. Die evaluative Ebene schließt Lebensziele und die subjektive Wahrnehmung der Alltagsorganisation ein. Der Typenbildung lagen 119 Variablen zugrunde, von denen etwa die Hälfte auf die expressiven Verhaltensäußerungen entfiel. Demographische oder Schichtmerkmale sind nicht als aktive Variablen zur Bildung von Lebensstilgruppen herangezogen worden, um den Zusammenhang zwischen Stil und sozialer Lage untersuchen zu können.

Die Zusatzbefragung zu Lebensstilen wurde im Anschluß an die Hauptbefragung des Wohlfahrtssurveys durchgeführt. Aus erhebungstechnischen Gründen (Dauer und Kosten der Interviews) mußten ältere Personen aus der Lebensstilbefragung ausgeklammert werden, das heißt es wurden nur Personen im Alter von 18 bis zu 61 Jahren in die Untersuchung einbezogen. In Westdeutschland wurden mit dem Lebensstilfragebogen 1 564 und in Ostdeutschland 776 Personen befragt. In diesem Beitrag werden zentrale Ergebnisse der Lebensstilbefragung präsentiert

Zunächst werden in Kapitel II die ermittelten Lebensstilgruppen charakterisiert. Dabei wird auf Nähen und Distanzen zwischen den Lebensstilen in beiden Teilen Deutschlands eingegangen. Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen West-und Ostdeutschen sind für den Transformationsprozeß von Bedeutung. Große Lebensstilunterschiede können auf Schwierigkeiten bei der Annäherung beider Teile Deutschlands verweisen.

Daran anschließend wird im dritten Kapitel das Verhältnis von Lebensstilen und klassischen Merkmalen sozialer Ungleichheit diskutiert, und zwar anhand des Zusammenhangs von Lebensstilen und den zwei zentralen Schichtungsmerkmalen berufliche Stellung und Bildung. Lebensstilkonzepte stellen eine Weiterentwicklung bisheriger Konzepte in der Sozialstrukturanalyse dar. An den sozioökonomisch orientierten Klassen-und Schichtkonzepten ist zu bemängeln, daß kulturelle Aspekte, individuelles Handeln und individuelle Bedeutungszumessungen von sozialer Ungleichheit bislang kaum berücksichtigt werden, obwohl kulturelle Aspekte des Lebens an Bedeutung gewinnen und die Lebensentwürfe stark durch bewußte Entscheidungen geprägt sind. Da Lebensstilkonzepte materielle und kulturelle Aspekte der Lebensführung ebenso wie individuelle Handlungsweisen erfassen, sind diese Ansätze „lebensnäher“. Die bisherige Sozialstrukturanalyse kann damit verfeinert -nach Meinung einiger Autoren sogar ersetzt werden Hier wird die These vertreten, daß im großen und ganzen ungleiche Handlungsspielräume auch im Lebensstil ihre Wirkung hinterlassen. Das Herkunftsmilieu bildet dabei den Grundstock des „Habitus“ (Pierre Bourdieu der im Lebensverlauf eines Menschen gefestigt oder stark über-formt werden kann. In diesem Beitrag wird analysiert, ob sich die soziale Schichtzugehörigkeit in den einzelnen Lebensstilen reflektiert. Sollte dies der Fall sein, würde das bedeuten, daß soziale Ungleichheiten „unsichtbarer“ geworden sind, indem sie in Lebensstilen als „freiwillig“ gewählt erscheinen.

Im vierten Kapitel werden Unterschiede in der Lebensqualität nach Lebensstilen skizziert. Auf diese Weise soll die Tragfähigkeit des Konzepts zur Erklärung von Unterschieden in der Bevölkerung deutlich werden. Unserem theoretischen Verständnis entsprechend, haben wir die unterschiedliche Lebensqualität in der Bevölkerung mit der sozialstrukturellen Lage und mit den objektiven Lebensbedingungen erklärt. Wir halten das Lebensstilkonzept in diesem Kontext für eine sinnvolle Ergänzung, um Bewertungsmaßstäbe zu gewinnen und Unterschiede in der Lebensqualität zu ermitteln. Die These lautet, daß sich der Zusammenhang zwischen tatsächlich vorhandenen Ressourcen und wahrgenommener Lebensqualität gelockert hat. Es ist immer weniger von allgemein gültigen und standardisierten Wohlfahrtszielen auszugehen; das Erreichen eines hohen Wohlfahrtsniveaus beruht immer mehr auf Optionen, über die Personen verfügen, und auf Möglichkeiten, differenzierte Ziele und Ansprüche zu realisieren. Der Zusammenhang zwischen Lebensstilen und Lebensqualität ist bislang allerdings noch nicht systematisch untersucht worden.

II. Lebensstile in West-und Ostdeutschland

Abbildung 2: Lebensstilgruppen in Ostdeutschland (1993) Quelle: wie bei Abbildung 1.

In West-wie auch in Ostdeutschland wurden neun Lebensstilgruppen ermittelt. In Ostdeutschland überwiegen eher unauffällige Lebensstil-gruppen. Zukunftsbezogene, phantasieorientierte und harmonisierende Inhalte haben beim Konsum von Kulturprodukten größere Bedeutung als im Westen. Postmaterielle Orientierungen, aus-differenziertere Freizeitaktivitäten und „hochkulturelle“ Vorlieben sind im Westen verbreiteter. In Abbildung 1 werden zunächst die in Westdeutschland ermittelten Lebensstilgruppen dargestellt.

In Abbildung 1 sind die Lebensstile zum einen entlang eines Aktionsradius angeordnet, der von Zurückgezogenheit auf die Privatsphäre bis zu außerhäuslichen, öffentlichen Beschäftigungen reicht. Zum anderen sind sie -nach kulturellen Vorlieben bzw. Geschmacksmustern zusammengefaßt -drei Segmenten zugeordnet worden:

1.der etablierten Kultur (z. B. Theater-und Konzertbesuche, Interesse an klassischer Musik, Oper, literarischen Erzeugnissen oder Informationssendungen usw.); 2. der modernen Kultur (z. B. Rockmusik oder Heavy Metal, Science fiction, Action-oder Spielfilme, Krimis oder Comics) und 3.der traditionellen Kultur (z. B. Volks-und Blasmusik, Arzt-und Schicksalsromane, Heimat-filme, Unterhaltungsserien oder Shows im Fernsehen).

In Westdeutschland sind im ersten Segment drei hochkulturell interessierte Lebensstiltypen ermittelt worden; vier weitere Typen sind dem zweiten, dem modernen Kultursegment „Unterhaltung und Abwechslung“ zuzuordnen und zwei Typen weisen traditionellere Orientierungen und Geschmacksmuster auf (drittes Segment). Zusammengefaßt läßt sich die Gesamtheit der neun gefundenen Lebensstiltypen jeweils wie folgt charakterisieren

Segment etablierte Kultur: Typ 1 zeigt ein starkes soziales Engagement, ein ausgeprägtes Interesse an etablierter Kultur und an Selbstverwirklichung. Das Familienleben steht im Vordergrund. Bei Typ 2 haben berufliches Engagement und Erfolg zentrale Bedeutung. Diese Gruppe hat einen gehobenen Lebensstandard, lebt in Familienhaushalten und hat ein ausgeprägtes Informationsbedürfnis. Lebensstiltyp 3 repräsentiert einen kulturell interessierten, hedonistischen Typ mit hohem Aktivitätsgrad, hohem Lebensstandard und außerhäuslichen Freizeitbeschäftigungen.

Die dritte Gruppe des ersten Segments -die Gruppe der hedonistischen, vielseitig aktiven, gut Informierten -pflegt einen vergleichsweise neuen Lebensstil. Das Durchschnittsalter liegt bei 30 Jahren, die Bildungs-und Einkommenswerte liegen dabei weit über dem Durchschnitt, und es handeltsich um einen Großstadttyp. Selbstverwirklichung bei den verschiedensten Aktivitäten, auch im Beruf, steht im Vordergrund. Bei allen drei Typen dieses Segments liegt zumindest ein überdurchschnittliches Bildungsniveau vor, und die „nur“ durchschnittlich gute finanzielle Situation beim ersten Typ geht auf den größeren Anteil von Familienhaushalten zurück Die Teilnahme am hoch-kulturellen Leben scheint damit nach wie vor in erster Linie ein Privileg der oberen gesellschaftlichen Schichten darzustellen.

Segment moderne Kultur: Die größte Spannbreite mit vier unterschiedlichen Stilen ergibt sich in dem von Spannung und Abwechslung geprägten modernen Kultursegment mit folgenden Schwerpunkten: Lebensstiltyp 4 ist ein familiärer Typ, der seine Freizeit im häuslichen Umkreis verbringt. Von Interesse sind leichte, moderne Unterhaltung und ein attraktives Erscheinungsbild. Typ 5 -eine relativ große Gruppe -zeichnet sich durch ihre Präferenz für Arbeit und Sport aus. Kulturelle und ästhetische Vorlieben sind wenig ausgeprägt. Lebensstiltyp 6 ist sehr expressiv, vielseitig und inszeniert sich durch Kleidungsund Einrichtungsstil. Lebensstiltyp 7 ist der im Westen jüngste Typ und weicht im Hinblick auf Müßiggang vom Durchschnitt ab. Freizeit, Geselligkeit und Freunde haben überragende Bedeutung. Die soziale Lage bleibt in den vier Gruppen des zweiten Segments zum Teil diffus (insbesondere bei den expressiv Vielseitigen). Das Alter, vor allem jedoch die Haushalts-und Familienkonstellation, spielt eine große Rolle für den Lebensstil. Für Frauen (Typ 4) hat die familiäre Einbindung in der Regel stärkere Auswirkungen auf den Lebensstil (Kinderbetreuung, Hausfrauendasein) als für Männer.

Auffallend ist in diesem Kultursegment, daß kein „alternativer“ Lebensstil mit stark ökologischen und gesellschaftskritischen Orientierungen sowie modernen alltagskulturellen Vorlieben ermittelt wurde. Als „ökologisch“ bezeichnete Lebensäußerungen sind offenbar bereits weitgehend Allgemeingut geworden und werden mit anderen Elementen des Alltags kombiniert. Ein Lebensstil, der alternative Gesellschaftsvorstellungen mit einer ökologischen Lebensweise verknüpft, ist nach unseren Ergebnissen in der Bundesrepublik als Typ nicht mehr zu isolieren.

Die von Gerhard Schulze proklamierte „Erlebnisorientierung“ in der Gesellschaft trifft diesen Ergebnissen entsprechend insofern zu, als Unterhaltungs-und Erlebnisformen die Lebensstilzugehörigkeit Anfang der neunziger Jahre deutlich stärker prägen als gesellschaftspolitische Orientierungen.

Segment traditionelle Kultur: Das höchste Durchschnittsalter ist bei den beiden Lebensstilgruppen mit volkstümlichem Geschmack anzutreffen. Bei Lebensstiltyp 8 handelt es sich um einen sicherheitsorientierten, passiven und wenig interessierten Typ. Der Aktivitätsgrad dieser eher zurückgezogen Lebenden könnte auf eine Gruppe alter Menschen schließen lassen, das Durchschnittsalter liegt jedoch bei 49 Jahren und das Höchstalter der Befragten bei 61 Jahren. In dieser Gruppe ist der Lebensstandard am niedrigsten, das heißt hier kommt eine Alltagsästhetik der „einfachen Leute“ -nach Bourdieu der „Notwendigkeitsgeschmack“ -zum Ausdruck. Bei gleichem Durchschnittsalter und vergleichbaren Haushaltskonstellationen gibt es schließlich noch den Lebensstiltyp des „freizeitaktiven Familien-und Ortsverbundenen“ (Typ 9), der im Vergleich zur vorher genannten Gruppe als sozial integriert und aktiv im „Do-ityourself-Bereich“ beschrieben werden kann.

In Westdeutschland überwiegt die Zahl der Lebensstile, die ein Interesse an der etablierten Kultur oder an der modernen spannungsvermittelnden Kultur zum Ausdruck bringen, jene der volkstümlich orientierten Lebensstile. Auch für die neuen Bundesländer ergaben sich nach statistischen und inhaltlichen Kriterien neun typische Lebensstilgruppen (vgl. Abbildung 2). Damit wird der Annahme widersprochen, daß wegen der geringeren Stilisierungschancen in Ostdeutschland die Anzahl von Lebensstilen geringer ist als in Westdeutschland.

Trotz der gleichen Anzahl von Lebensstilgruppen bestehen zwischen den Lebensstilen in Ost und West bemerkenswerte Unterschiede.

Segment etablierte Kultur: Anders als in Westdeutschland ist im ersten Segment nur ein Lebensstiltyp ermittelt worden. Die in Westdeutschland anzutreffenden unterschiedlichen Gruppen, mit einerseits hohem sozialem Engagement und Interesse an Selbstverwirklichung und mit andererseits ausgeprägter Berufsorientierung, bilden in Ostdeutschland einen einzigen Lebensstiltyp. Der postmaterielle, vielseitig Interessierte hat sich hier(noch?) nicht in repräsentativer Größenordnung herauskristallisiert.

Es dürfte sich bei der identifizierten ostdeutschen Gruppe des Lebensstiltyps 1 um die etablierte Elite der DDR handeln, die sich durch hohes Arbeitsethos, soziales Engagement, Qualitätsorientierung und eine ästhetische Einstellung auszeichnet, die auch als „Säule der Kultur“ bezeichnet worden ist

Segment moderne Kultur: Die größte Bandbreite von Lebensstilen tritt in diesem durch „Unterhaltung und Abwechslung“ gekennzeichneten Segment auf. Hier lassen sich folgende Lebensstil-typen erkennen: Bei Lebensstiltyp 2 ist ein einfaches, familienzentriertes Leben vorherrschend. Abwechslung ist ein wichtiges Lebensziel. Die Freizeit wird zu Hause verbracht, Action und Science fiction im Fernsehen (Video) oder als Lektüre vermitteln die erwünschte Spannung. Diese „erlebnisorientierten Häuslichen“, bilden die größte Lebensstilgruppe, der fast ein Fünftel der Befragten aus den neuen Ländern zuzurechnen ist. Die ausgeprägte Spannungsorientierung scheintdabei dem niedrigen persönlichen Aktivitätsgrad in der Freizeit zu widersprechen. Es ist zu vermuten, daß in dieser Gruppe individuelle Potentiale, Zeit-und Geldrestriktionen und die vorhandene Infrastruktur vielseitigere Aktivitäten nicht zulassen, so daß das Bedürfnis nach Erlebnissen über Medien vermittelt realisiert wird In der Lebensstilgruppe 3 steht die Familie im Zentrum, Erwerbsarbeit und Sachthemen sind ebenfalls relevant. Im Hinblick auf die kulturellen Interessen handelt es sich um einen Mischtyp zwischen moderner und traditioneller Unterhaltung. Attraktivität ist ein Lebensziel von herausragender Bedeutung. Gesellschaftliches Engagement, Führungspositionen und Arbeit sind dem Lebensstil-typ 4 wichtig. In der Freizeit stehen aktiver Sport und Weiterbildung im Vordergrund. Diese Gruppe der Arbeits-und Aufstiegsorientierten mit sport-bezogenen und vernachlässigbaren kulturellen Interessen ist der dem fünften Lebensstiltyp zuzurechnenden westdeutschen Gruppe weitgehend ähnlich. In Ostdeutschland sind jedoch Männer wie Frauen vertreten, während es sich im Westen um einen „Männertyp“ handelt. Ebenso gibt es den Typ des „vielseitig Expressiven“ (Lebensstil-typ 5) mit Interesse für so unterschiedliche Dinge wie Gartenarbeit, Lesen, Sport, Theaterbesuche, Jazz, Schlager und Volksmusik. Spannung und Abwechslung stehen beim Lebensstiltyp 6 im Vordergrund, vor allem bezogen auf Medienkonsum oder Sport. Diese in Ostdeutschland am stärksten außerhäuslich aktive, jüngere Gruppe wird hauptsächlich von Männern gebildet.

Segment traditionelle Kultur: Im Hinblick auf traditionellere Lebensstile herrscht zwischen West und Ost große Übereinstimmung: Auch in Ostdeutschland gibt es zurückgezogen, vergleichsweise desinteressiert Lebende, bei denen Sparsamkeit und Sicherheit höchste Priorität genießen (Lebensstiltyp 7), sowie freizeitaktive Familien-und Ortsverbundene (Typ 9). In Ostdeutschland ist jedoch zusätzlich ein Frauentyp mit ausgeprägter Sicherheitsorientierung, Konformitätsstreben, traditionellem Geschmack und sozialer Verankerung im lokalen Umfeld ermittelt worden (Typ 8), der im Westen so nicht identifiziert werden konnte.

In Ostdeutschland sind Lebensstile verbreiteter, die als häuslich, unprätentiös und traditionell bezeichnet werden können. Gleichzeitig haben Unterhaltung, Spannung und Abwechslung einen hohen Stellenwert, die jedoch weniger in öffentlichen Räumen ihren Ausdruck finden als im Medienkonsum. Mit steigendem Wohlstand und verbesserter Infrastruktur ist zu erwarten, daß eine Verlagerung zugunsten außerhäuslicher Freizeitbeschäftigungen stattfindet. Bemerkenswert ist, daß die Lebensbereiche Arbeit und Familie deutlich weniger geschlechtsspezifisch geprägt sind als in Westdeutschland. Der sport-und berufsorientierte Typ ist zum Beispiel im Westen ein „Männertyp“, während in Ostdeutschland Männer und Frauen gleichermaßen vertreten sind. Auch die jüngeren häuslichen Lebensstiitypen sind stärker durchmischt, während im Westen bei diesen Gruppen Frauen dominieren.

Die westlichen, „moderneren“ Lebensstile sind Resultat höheren und länger andauernden Wohlstands und mehr freier Zeit. Die ungleichen Niveaus der objektiv gegebenen Lebensbedingungen in beiden Landesteilen zeigen sich damit auch -in anderer Form -in den Lebensstilausprägungen. Die Westdeutschen sind in der Öffentlichkeit präsenter, so daß sie auch ihre Interessen sichtbarer artikulieren können.

Bewußte Abgrenzungsstrategien und Distinktionskämpfe von Westdeutschen gegenüber Ostdeutschen und Ostdeutschen gegenüber Westdeutschen erschweren darüber hinaus eine wechselseitige Annäherung und verdecken die durchaus vorhandenen Gemeinsamkeiten der Bevölkerung beider Landesteile.

III. Lebensstile und soziale Ungleichheit

Tabelle 1: Schicht nach Lebensstilgruppen Quelle: wie bei Abbildung 1

In der Sozialstruktur-und Lebensstilforschung ist umstritten, inwieweit der Lebensstil durch die soziale Lage geprägt ist oder aber als unabhängig von Ungleichheitslagen verstanden werden kann. Die Gruppe um Karl Heinz Hörning spricht beispielsweise von der „Autonomie des Lebensstils“ Diese Autoren gehen von einer eigenen Realität subjektiver Konstruktionsleistungen aus, die unabhängig von der sozialstrukturellen Position zu denken sei. Bourdieu vertritt die Gegenthese, nach der soziale Ungleichheiten in Lebens-stilen auf symbolischer Ebene nicht nur zum Ausdruck kommen, sondern auch legitimiert und verfestigt werden. An dieser Stelle wird untersucht, ob trotz Wertepluralität, gestiegener Wahl-und Entscheidungsmöglichkeiten und eines allgemeinen Wohlstandsschubs ein Zusammenhang zwischen sozialer Schicht und Lebensstil erkennbar ist.

Die empirische Untersuchung des Zusammenhangs von sozialstrukturellen Merkmalen und Lebensstilen hat in West-wie in Ostdeutschland ergeben, daß sich die Lebensstile nach sozialstrukturellen Merkmalen, das heißt Berufsposition, Bildung und Einkommen, sowie nach Geschlecht und Alter unterscheiden. Die wichtigsten Einflußgrößen sind Alter, Bildung und Geschlecht In beiden Landesteilen konnte ein weitaus stärkerer Zusammenhang zwischen Bildung und Lebensstil als zwischen beruflichem Status sowie zwischen Einkommen und Lebensstil festgestellt werden, das heißt die Höhe des Bildungsgrades differenziert die Lebensstile sehr stark. Bildung ist zum einen die entscheidende Größe für die im Berufsleben erreichbaren Positionen und daher mit der vertikalen Schichtung untrennbar verbunden. Zum anderen werden über die schulische Bildung nicht nur fachliche Kenntnisse, sondern auch kulturelle Kompetenzen vermittelt. Das „kulturelle Kapital“ -der Formulierung Pierre Bourdieus entsprechend -hat für unterschiedliche Aktivitäts-und Geschmacksmuster insgesamt größere Bedeutung als das „ökonomische Kapital“.

Im folgenden wird dargestellt, daß trotz des bedeutenden Einflusses von sogenannten „horizontalen“ Ungleichhheitsmerkmalen (Alter und Geschlecht) auf die Lebensstilzugehörigkeit eine schichtspezifische Prägung von Lebensstilen nicht von der Hand zu weisen ist. Die berufliche Stellung und Bildung gelten als die zentralen Schichtungsvariablen in unserer Gesellschaft die ungleiche Lebenschancen maßgeblich bestimmen. Sie wurden hier in einem additiven Schichtindex zusammengefaßt um den Zusammenhang von

Schicht-und Lebensstilzugehörigkeit zu überprü fen (vgl. Tabelle 1).

Zunächst zu unseren Ergebnissen in Westdeutsch land: Lebensstile und Schichtzugehörigkeit stehet in einem signifikanten Zusammenhang. Zwei Drit tel bis zu drei Vierteln der hochkulturell interessierten Gruppen (Lebensstiltypen 1 bis 3) sind der oberen beiden Schichten zuzurechnen, das heißt sie haben hohe berufliche Positionen inne und verfügen über hohe Bildungsabschlüsse mit entsprechendem Sozialprestige. „Hochkultur“ und gehobene Schicht gehören nach wie vor eng zusammen.

Der pragmatische, berufsorientierte Lebensstiltyp 5 mit kaum ausgeprägten kulturellen Interessen ist ebenfalls häufig in den oberen Schichten anzutreffen (54 Prozent), streut darüber hinaus jedoch verhältnismäßig gleichmäßig über die anderen Schichten. In den unteren Schichten finden sich zum einen die Häuslichen mit Vorlieben für leichte Unterhaltung (Lebensstiltyp 4). Zum anderen sind sieben bzw. acht von zehn der älteren, familien-und sicherheitsorientierten (8 und 9) den unteren Schichten zuzurechnen. Dies trifft ebenfalls auf die Hälfte der jüngsten Gruppe der „freizeitorientierten Geselligen“ (Lebensstiltyp 7) zu. Die größte Differenzierung tritt bei den „expressiv Vielseitigen“ (Typ 6) auf, die keiner Schicht direkt zuzuordnen sind. Auch wenn es je nach Lebensstil-gruppe Unterschiede in der Klarheit der Zuordnungen gibt, so sind Schwerpunktsetzungen bei der Schichtzuordnung nicht zu übersehen.

In Ostdeutschland ist der Zusammenhang von Schichtzugehörigkeit und Lebensstil noch enger als im Westen. Dieses Ergebnis spricht für die These einer stärkeren Lockerung von sozialer Lage und Lebensstil in höher entwickelten Industriegesellschaften. Der Typ der an der „Hochkultur“ Teilnehmenden (Lebensstiltyp 1) gehört -wie in Westdeutschland -häufig den höheren Schichten an (65 Prozent). Bemerkenswert ist jedoch vor allem, daß immerhin 84 Prozent der „pragmatischen Berufsorientierten“ (Typ 4) den oberen beiden Schichten zuzuordnen sind. Diese Gruppe konzentriert sich auch in der Freizeit (mit Ausnahme von Sporttreiben) auf das Berufsleben, sei es freiwillig, sei es, um die neuen Anforderungen zu bewältigen. Am unteren Ende der Skala befinden sich die Lebensstilgruppen 7 bis 9: die „zurückgezogen Lebenden“, die „konformen, integrierten Sicherheitsorientierten“ und die „freizeitaktiven Familien-und Ortsverbundenen“. Sie sind traditionenorientiert und etwas älter. Die beiden jüngeren Gruppen der „freizeitorientierten Sportler“ (Typ 6) und der „erlebnisorientierten Häuslichen“ (Typ 2) sind der Mittelschicht zuzurechnen. Schließlich gibt es auch in Ostdeutschland eine Gruppe, die kaum zuzuordnen ist, die„stilbewußten Arbeits-und Familienorientierten“ (Typ 3), ein Typ, der im Westen nicht identifiziert werden konnte. Werden Angehörige dieser Gruppe befragt, welcher Schicht sie sich selbst zuordnen, gibt die Hälfte an, die Mittelschicht sei passend, ein für Ostdeutschland überdurchschnittlicher Anteil.

Der starke Einfluß der horizontalen Ungleichheitsmerkmale Alter und Geschlecht auf die Lebensstilzugehörigkeit bedeutet somit insgesamt nicht, daß die klassischen Ungleichheitsdimensionen unwichtig wären. Die Ergebnisse belegen vielmehr, daß je nach „Kapitalausstattung“ unterschiedliche Lebensstile vorherrschen. Damit ist der These Pierre Bourdieus zuzustimmen, daß Lebensstile die verfügbaren Ressourcen im großen und ganzen zum Ausdruck bringen. Umgekehrt sind Lebensstile nicht allein auf die Ressourcen-ausstattung zurückzuführen. Dies zeigt sich zum einen an der bedeutenderen Rolle soziodemographischer Ungleichheitsmerkmale und zum anderen an der Existenz verschiedener Lebensstile in einer Schicht. In der mittleren Schicht ist die Zuordnung zudem nicht so eindeutig möglich wie in den beiden oberen bzw. unteren Schichten. Lebensstile sind daher anders als Schichten nicht nur vertikal zuzuordnen, sie existieren auch „nebeneinander“. Die Wahrnehmung sozialer Ungleichheiten im Alltag wird damit durch Lebensstile ermöglicht und gleichzeitig verkompliziert. Ungeklärt ist im Zusammenhang mit Lebensstilen darüber hinaus die Frage nach der Gültigkeit und der Bedeutung der klassischen Bewertung von oberen und unteren sozialen Schichten in der Bevölkerung. Auch wenn Lebens-stile im allgemeinen privilegierte oder aber benachteiligte soziale Lagen zum Ausdruck bringen, ist damit noch keine sichere Bewertung anderer Lebensstile möglich. Gerhard Schulze betont in seiner Studie beispielsweise, daß Unruhestifter in den Augen des „Harmoniemilieus“ eine Bedrohung darstellen, während umgekehrt das „Unterhaltungsmilieu“ Langweiler ablehne. Die vertikale Hierarchie kann zwar wahrgenommen werden, für die subjektive Zuordnung zu und Abgrenzung vonanderen Lebensstilen können jedoch -je nach Bewertungsmaßstab und Orientierung -auch andere Faktoren eine Rolle spielen.

IV. Lebensstile und Wohlbefinden

Tabelle 2: Subjektives Wohlbefinden nach Lebensstilgruppen Quelle: wie Abbildung 1.

In diesem Abschnitt steht die Frage im Mittelpunkt, ob das subjektive Wohlbefinden mit den Lebensstilen im Zusammenhang steht. Im vorhergehenden Abschnitt wurde argumentiert, daß Lebensstile in signifikantem Zusammenhang mit der sozialen Lage stehen. Sind sie also lediglich deren zusammenfassender Ausdruck ohne eigenständige Qualität? Die hier vertretene These lautet, daß Lebensstile zum einen homogenere Bevölkerungsgruppen zusammenfassen, als dies anhand sozialstruktureller Merkmale möglich ist. Es ist daher anzunehmen, daß Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichem Wohlbefinden erfaßt werden können. Zum anderen ist der in Lebensstilen zum Ausdruck kommende Umgang mit den vorhandenen Ressourcen ein eigenständiger Faktor zur Erklärung von Verhaltens-und Einstellungsunterschieden in der Bevölkerung. Lebensstile können daher auch bei Fragen der Lebensqualität mit der Erklärungskraft herkömmlicher objektiver und sozialstruktureller Merkmale konkurrieren. Damit wird die Perspektive gewechselt: Lebensstile werden nicht als abhängige Variable verwendet, sondern als erklärende Größe für unterschiedliches Wohlbefinden.

In Lebensstilen kommen die steigenden gesellschaftlichen Wahlmöglichkeiten und abnehmenden Zwänge zum Ausdruck, die zu neuen Ordnungsmustern aufeinander abgestimmt werden Diese Annahme beinhaltet auch, das Mißlingen von Abstimmungsprozessen in Betracht zu ziehen. Entfremdungserscheinungen in der Gesellschaft können hierüber Auskunft geben, denn verbreitete Anomiesymptome -Symptome, die anzeigen, daß die Stabilität der sozialen Beziehungen gestört ist -würden bedeuten, daß individuelle Bedürfnisse und Fähigkeiten nicht mehr mit gesellschaftlichen Verhältnissen, Werten und Zielen in Einklang stehen und die soziale Integration von Bevölkerungsgruppen gefährdet ist. Im Wohlfahrtssurvey werden positive und negative Indikatoren erhoben, um über das subjektive Wohlbefinden in der Gesellschaft zu informieren. Anhand des Indika-tors „Die Verhältnisse sind zu kompliziert“ wird geprüft, ob Anomieerscheinungen mit Lebensstilen variieren. Die Frage nach der allgemeinen Lebenszufriedenheit gilt als globales, bilanzierendes Maß des Wohlbefindens, d. h.der subjektiven Lebensqualität Dieser Indikator wird in Tabelle 2 ausgewiesen. Inwieweit auch die Zukunftseinschätzung mit Lebensstilen im Zusammenhang steht, wird ebenfalls untersucht.

Die Ergebnisse zeigen, daß es in Westdeutschland eine klare Problemgruppe und einen Typ mit hohem subjektivem Wohlbefinden gibt. Die zurückgezogen Lebenden weisen häufig Anomiesymptome auf, sind unzufrieden und pessimistisch, während die freizeitaktiven Heimwerker sowie die Berufsorientierten anhand dieser Indikatoren hohes Wohlbefinden zeigen. Das Wohlbefinden weicht bei den stärker in herrschenden Normen verankerten, berufsorientierten Gruppen -und nicht bei den müßiggängerisch Geselligen -positiv vom Durchschnitt ab. Dabei gelten Freizeitorientierung und Geselligkeit häufiger als Ideal einer gelungenen, selbstgewählten Lebensführung, in Abgrenzung von der verpflichtenden Welt von Arbeit oder Familie. Auf einige Auffälligkeiten soll kurz hingewiesen werden.

In Westdeutschland geben nicht nur ältere, sondern auch häufiger jüngere Bevölkerungsgruppen an, sich nicht mehr zurechtzufinden: die familiären, an Unterhaltung Interessierten (Frauen) und die freizeitorientierten Geselligen (Typ 4 und 7). Die beiden berufsorientierten Gruppen (Lebensstiltypen 2 und 5) ebenso wie die freizeitaktiven Heimwerker (Typ 9) äußern zu einem relativ geringen Anteil, orientierungslos zu sein. In Ostdeutschland sind Anomietendenzen stärker ausgeprägt. Die Intensität des Umbruchs und der Zwang, sich in ein neues Gesellschaftssystem integrieren zu müssen, sind nicht für alle Menschen ohne weiteres zu bewältigen. Die expressiv Vielseitigen (Lebensstiltyp 5) weisen häufig Anomiesymptome auf; sie scheinen teilweise überfordert zu sein. Für die älteren Zurückgezogenen und traditionell Konformen (Typ 7 und 8) trifft dies in noch größerem Maße zu. Die freizeitaktiven Bastler und Gärtner (Typ 9) befinden sich im Mittelfeld, erreichen jedoch bei weitem nicht die positiven Werte wie die Vergleichsgruppe in Westdeutschland. Der „Gewinnertyp“ ist der freizeitorientierte Sportler (Lebensstiltyp 6), der sich optimistisch, zufrieden und orientiert zeigt.Auch die Frage, ob die allgemeine Lebenszufriedenheit mit Lebensstilen korreliert, ist positiv zu beantworten. In Westdeutschland weisen die „etablierten Berufsorientierten“ (Lebensstiltyp 2), die „expressiv Vielseitigen“ (Typ 6) und die „freizeitaktiven Familien-und Ortsverbundenen“ (Typ 9) die höchsten Zufriedenheitswerte auf. Diesen Gruppen ist gemeinsam, daß sie sich intensiv für bestimmte Dinge in ihrem Alltag engagieren. Dabei weisen sie einen unterschiedlichen Lebensstandard auf und gehören unterschiedlichen Altersgruppen an. Vergleichsweise unzufrieden sind die postmateriell Vielseitigen mit hohem Lebensstandard (Lebensstiltyp 3) und die älteren, eher passiven und „zurückgezogen Lebenden“ (Typ 8). Werden die Bewertung des Lebensstandards, Alter, Schichtzugehörigkeit und Haushalts-größe in einer gemeinsamen statistischen Analyse berücksichtigt, tritt die Unzufriedenheit der „postmateriell Vielseitigen“ (Typ 3) noch deutlicher hervor. Diese Gruppe der Jüngeren, sozial Bessergestellten, vielseitig Interessierten und Informierten ist vor allem mit einigen Bereichen des öffentlichen Lebens wie dem Umweltschutz und der sozialen Sicherung unzufrieden, was sich in einer geringeren allgemeinen Lebenszufriedenheit äußert. Die hohe Lebenszufriedenheit bei den „etablierten Berufsorientierten“ (Lebensstiltyp 2) geht offensichtlich zum großen Teil auf den hohen Lebensstandard zurück und ist weniger auf die Alltagsgestaltung zurückzuführen. Auch die „freizeitaktiven Familien-und Ortsverbundenen“ (Typ 9) scheinen einen „erfolgreichen“ Lebensstil im Hinblick auf die allgemeine Lebenszufriedenheit zu pflegen, aber ihre Werte steigen bei Berücksichtigung von Lebensstandard, Alter, Schicht und Haushaltsgröße Offen bleiben muß die Frage, ob bestimmte Personengruppen aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur ein hohes bzw. niedriges Wohlbefinden aufweisen. Für diese These sprechen Untersuchungen von Bruce Headey und Alex Wearing, die den so bezeichneten „top-down-Effekt“ in Längsschnittstudien in Australien belegen Die hohe Unzufriedenheit bei den „zurückgezogen Lebenden“ geht offensichtlich zu einem großen Teil, jedoch nicht vollständig, auf die schlechten materiellen Lebensbedingungen zurück. Ein eher passiver, sozial wenig integrierter Lebensstil trägt demnach kaum zur Steigerung der wahrgenommenen Lebensqualität bei.

In Ostdeutschland fällt vor allem die Gruppe der „hedonistischen Freizeitorientierten“ (Lebensstil-typ 6) positiv auf. Auch unter Berücksichtigung der übrigen Merkmale ist diese Gruppe sehr zufrieden mit ihrem Leben. Bemerkenswert ist, daß die „kulturell interessierten Etablierten“ (Typ 1), für sich betrachtet, relativ zufrieden erscheinen, was jedoch weniger auf ihren Lebensstil als auf ihren Lebensstandard zurückzuführen ist. Anders als im Westen sind in Ostdeutschland die „expressiv Vielseitigen“ (Typ 5) mit ihrer Art der Lebensgestaltung offensichtlich eher unzufrieden. Neben dieser Gruppe bewerten die „erlebnisorientierten Häuslichen“ (Typ 2) und die „zurückgezogen Lebenden“ (Typ 7) ihr Leben leicht negativ. Diese Gruppen leben sehr häuslich, so daß angenommen werden kann, daß eine mangelnde öffentliche Integration einen negativen Einfluß auf das Wohlbefinden ausübt.

Weitere Analysen haben gezeigt, daß Lebensstile einen eigenständigen, von Alter, Schicht, Haushaltsgröße und Bewertung des Lebensstandards unabhängigen, signifikanten Einfluß auf die Lebenszufriedenheit haben. Lebensstile haben höhere Erklärungskraft als die Schichtzugehörigkeit. Allein mit klassischen sozialstrukturellen Merkmalen wären die konstatierten Unterschiede im Wohlbefinden nicht feststellbar. Gleichzeitig sind Lebensstile nur zum Teil auffällig, denn nicht alle weichen in der Bewertung der Lebensumstände deutlich vom Bevölkerungsdurchschnitt ab. In Westdeutschland ist zudem die Bedeutung von Lebensstilen größer als in Ostdeutschland.

Die Datenanalyse hat auch ergeben, daß je nach Lebensstil verschiedene Lebensbereiche für das Wohlbefinden wichtig sind: zum einen der politische Bereich, zum anderen die Freizeit, zum Teil das Privatleben, die Wohnung, oder auch das Arbeitsleben. Defizite bei den Möglichkeiten, am politischen Geschehen teilzunehmen, haben zu signifikanten Einbußen bei der allgemeinen Lebenszufriedenheit beim hochkulturell interessierten, postmateriellen, vielseitigen Lebensstil-typ 3 (im Westen) geführt, Mängel im Freizeit-bereich führen beispielsweise bei den postmateriellen Freizeitorientierten (Typ 6 in Ostdeutschland) zu Unzufriedenheit, Mängel im Arbeitsleben tangieren vor allem die Berufsorientierten (Typ 4 im Osten bzw. 5 im Westen). Nicht nur im Hinblick auf Alltagsorganisation und -gestaltung lassen sich mit dem Lebensstilkonzept homogene Bevölkerungsgruppen finden, sondern auch im Hinblick auf Ausprägungen und Kriterien des Wohlbefindens. Dieses Ergebnis . wird als Hinweis dafür interpretiert, daß das Lebensstil-konzept zur Klärung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen, die auf Verhaltens-und Einstellungsunterschiede in der Gesellschaft abzielen, tragfähig ist.

V. Zusammenfassung und Ausblick

In diesem Beitrag wurden im Zusammenhang mit Lebensstilen drei Themen behandelt: Erstens Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Lebens-stilen in Ost-und Westdeutschland, zweitens die Stärke des Zusammenhangs zwischen Schicht und Lebensstilen und drittens der Zusammenhang von Lebensstilen und Wohlbefinden. 1. Gruppen, die häuslich leben und populäre oder traditionelle Kulturprodukte schätzen, sind in Ostdeutschland häufiger als im Westen anzutreffen.

Harmonisierende, zukunftsbezogene und phantasieorientierte Inhalte haben hier größere Bedeutung. In Westdeutschland sind Lebensstile aus dem „hochkulturellen“ Spektrum stärker ausdifferenziert. Die ermittelten Lebensstilunterschiede zwischen West-und Ostdeutschen können sowohl auf die unterschiedlichen objektiven Lebensbedingungen und Transformationsfolgen in Ostdeutschland als auch auf gewachsene kulturelle Besonderheiten in den beiden Landesteilen zurückgeführt werden.

2. Die in der Diskussion häufiger vertretene These einer Loslösung von Dimensionen sozialer Ungleichheit und Lebensstilen ist unseren Ergebnissen entsprechend nicht haltbar. Bildung und der sozioökonomische Status spielen in Ost wie West für die Lebensstilzugehörigkeit eine Rolle -obwohl demographischen Merkmalen noch größeres Gewicht zukommt.

3. Das subjektive Wohlbefinden hängt mit der Art, sein Leben zu gestalten, zusammen. Ferner variieren je nach Lebensstiltyp die Lebensbereiche, die für das Wohlbefinden maßgeblich sind.

Das hier vertretene Lebensstilkonzept erweist sich insgesamt als tragfähig, nicht nur für die Deskription von Bevölkerungsgruppen in der Bundesrepublik. Das Lebensstilkonzept ist für die Sozialstrukturanalyse relevant, da es verschiedene Umgangsweisen mit materiellen, kulturellen und sozialen Ressourcen abbildet. Lebensstile stellenhomogene Gruppen in der Bevölkerung dar, die sich nicht nur im Hinblick auf die Alltagskultur, sondern auch auf Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit unterscheiden. Lebensstile verweisen damit auf das komplizierte Bild sozialer Lagen: Sie sind mit sozialer Ungleichheit verbunden, jedoch nicht auf sie allein zurückzuführen. Darüber hinaus entfalten sie auch eine eigenständige Wirkung, unabhängig von den dahinterliegenden materiellen Lebensbedingungen. Das Lebensstilkonzept hat sich somit auch in der Wohlfahrtsforschung bewährt.

Von besonderem Interesse für die bundesdeutsche Sozialberichterstattung ist die Frage nach einer Zunahme oder Abnahme von Lebensstilunterschieden im deutsch-deutschen Vergleich. Wir erwarten, daß sie in einigen Dimensionen fortbestehen und sich in anderen auflösen werden. In unseren Daten hat sich unter anderem die stärker geschlechtsspezifische Ausprägung von Lebensstilen im Westen gezeigt, die auf die stärkere Separierung von Familie und Berufswelt für Frauen in der früheren Bundesrepublik zurückzuführen ist. Diese Unterschiede wirken offensichtlich nach. In einer Studie vom November 1995 werden beispielsweise in Ostdeutschland beim Medienkonsum und Sporttreiben keine geschlechtsspezifischen Unterschiede konstatiert; anders in Westdeutschland: hier sind die Männer in diesen Bereichen aktiver Auch die weiterhin unterschiedlichen objektiven Lebensbedingungen dürften sich auf die Wahl der Lebensstile auswirken. So fühlte sich Ende 1995 noch etwa die Hälfte der ostdeutschen im Vergleich zu einem Drittel der westdeutschen Bevölkerung durch finanzielle Engpässe in ihren Freizeitmöglichkeiten eingeschränkt. In anderen Bereichen -wie beim „Konsum“ von spannenden und weniger anspruchsvollen Büchern -werden die Unterschiede möglicherweise langsam verblassen, da der Nachholbedarf zurückgeht.

Die Frage nach einer Annäherung oder Verfestigung von Lebensstilunterschieden ist nicht pauschal zu beantworten. Um genaueren Aufschluß über die Veränderungen zu erhalten und regionale Aspekte stärker zu berücksichtigen, haben wir in einer weiteren repräsentativen Umfrage, die sich zur Zeit in der Feldphase befindet, das Lebensstilkonzept in kondensierter Form erneut eingesetzt. In einigen Monaten werden wir daher in der Lage sein, über das Ausmaß und die Richtung der Angleichung bzw. Distanzierung von Lebensstilen in West-und Ostdeutschland detaillierter zu berichten.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Michael Vester/Peter von Oertzen/Heiko Geiling/Thomas Herrmann/Dagmar Müller, Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel. Zwischen Integration und Ausgrenzung, Köln 1993.

  2. Projektleiter sind Wolfgang Zapf und Roland Habich vom Wissenschaftszentrum Berlin und Heinz-Herbert Noll vom Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen in Mannheim (ZUMA). Zentrale Ergebnisse sind zu finden in: Wolfgang Zapf/Roland Habich (Hrsg.), Wohlfahrtsentwicklung im vereinten Deutschland, Berlin 1996. Allen Mitgliedern der Abteilung Sozialstruktur und Sozialberichterstattung am Wissenschaftszentrum Berlin möchte ich für die Unterstützung bei der Durchführung der Lebensstilbefragung danken.

  3. Vgl. Hans-Peter Müller, Sozialstruktur und Lebensstile, Frankfurt am Main 1992.

  4. Der theoretische Ansatz und die empirischen Ergebnisse sind detailliert dargestellt in Annette Spellerberg, Soziale Differenzierung durch Lebensstile. Eine empirische Untersuchung zur Lebensqualität in West-und Ostdeutschland, Berlin 1996; sowie in Annette Spellerberg, Lebensstile im Wohlfahrtssurvey 1993. Dokumentation zum Konzept und zur Entwicklung des Fragebogens, hektographiertes Manuskript, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Berlin 1993.

  5. Vgl. Karl Heinz Hörning/Matthias Michailow, Lebensstil als Vergesellschaftungsform. Zum Wandel von Sozialstruktur und sozialer Integration, in: Peter A. Berger/Stefan Hradil (Hrsg.), Lebenslagen, Lebensläufe, Lebensstile, Soziale Welt, Sonderband 7, Göttingen 1990; Gerhard Schulze, Die Erlebnisgesellschaft, Frankfurt am Main 1992; Karl Hörning/Daniela Ahrens/Anette Gerhard, Die Autonomie des Lebensstils, in: Otto G. Schwenk (Hrsg.), Lebensstil zwischen Sozialstrukturanalyse und Kulturwissenschaft, Opladen 1996.

  6. Pierre Bourdieu, Die feinen Unterschiede, Frankfurt am Main 1987.

  7. Vgl. A. Spellerberg (Anm. 2).

  8. Vgl. Annette Spellerberg, Lebensstile in West-und Ostdeutschland. Verteilung und Differenzierung nach sozial-strukturellen Merkmalen, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Arbeitsgruppe Sozialberichterstattung, P 94-105, 1994, S. 29.

  9. Gerhard Schulze, Die Erlebnisgesellschaft, Frankfurt am Main 1992.

  10. Andreas Winkler/Brian Voller, Lebensstile in den neuen Bundesländern. G & I Forschungsgemeinschaft für Marketing. („Euro-Styles“), unveröffentlichtes Manuskript, Nürnberg 1993, S. 7.

  11. 18 Prozent dieser Gruppe sind arbeitslos, die Bildungsabschlüsse liegen für diese Altersgruppe unter dem Durchschnitt, das Einkommen ist leicht unterdurchschnittlich, die Gruppe lebt eher in Dörfern als in der Stadt und hat durchschnittlich viel Freizeit.

  12. K. H. Hörning u. a. (Anin. 4).

  13. Diese Ergebnisse decken sich mit anderen Lebensstil-studien, beispielsweise denjenigen von G. Schulze (Anm. 9); Hartmut Lüdtke, Lebensstile als Dimension handlungsproduzierender Ungleichheit, in: Peter A. Berger/Stefan Hradil (Hrsg.), Lebenslagen, Lebensläufe, Lebensstile, Soziale Welt, Sonderband 7, Göttingen 1990; Andreas Klocke, Sozialer Wandel, Sozialstruktur und Lebensstile, Frankfurt am Main 1993.

  14. Vgl. Rainer Geißler, Die Sozialstruktur Deutschlands, Opladen 19962.

  15. Unter dem Terminus „additiver Schichtindex“ ist eine Rangfolge zu verstehen, die gebildet wurde, indem Werte für Bildungsabschlüsse und berufliche Positionen vergeben, addiert und anschließend in fünf Gruppen unterteilt wurden. Bildung wurde in drei Stufen (Haupt-, Realschulabschluß und [Fach-]Abitur), die berufliche Stellung in fünf Stufen (von ungelernten bis zu akademischen Berufen) erfaßt. Nichterwerbstätige erhielten folgende Werte für den beruflichen Status: Arbeitslose: 0, Hausfrauen und Auszubildende: 2, Rentner und sonstige: 3. Vgl. Jürgen Hoffmeyer-Zlotnik, Operationalisierung von „Beruf“ als zentrale Variable zur Messung von sozio-ökonomischem Status, in: ZUMA-Nachrichten, 17 (1994) 32, S. 135-141.

  16. Vgl. G. Schulze (Anm. 9),

  17. Vgl. Wolfgang Zapf/Sigrid Breuer/Jürgen Hampel/Peter Krause/Hans-Michael Mohr/Erich Wiegand, Individualisierung und Sicherheit. Untersuchungen zur Lebensqualität in der Bundesrepublik Deutschland. Schriftenreihe des Bundeskanzleramtes, Heft 4, München 1987.

  18. Vgl. Wolfgang Glatzer/Wolfgang Zapf (Hrsg.), Lebensqualität in der Bundesrepublik Deutschland. Objektive Lebensbedingungen und subjektives Wohlbefinden, Frankfurt am Main 1984.

  19. Vgl. Annette Spellerberg, Lebensstil, soziale Lage und Wohlbefinden, in: Wolfgang Zapf/Roland Habich (Hrsg.), Wohlfahrtsentwicklung im vereinten Deutschland, Berlin 1996.

  20. Bruce Headcy/Alex Wearing, Understanding Happiness. A Thcory of Subjective Well-Being, Melbourne 1992.

  21. Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend; Abteilung Frauenpolitik (Hrsg.), „Gleichberechtigung von Frauen und Männern“. Wirklichkeit und Einstellungen in der Bevölkerung, ipos-Umfrage November 1995 (ipos = Institut für praxisorientierte Sozialforschung).

Weitere Inhalte

Annette Spellerberg, Dr. phil., geb. 1960; 1990 bis 1995 Mitarbeiterin in der Abteilung Sozialstruktur und Sozialberichterstattung am Wissenschaftszentrum Berlin, seit 1996 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Lebensstile und Wohnverhältnisse“ an der Freien Universität Berlin. Veröffentlichungen u. a.: (zus. mit Andreas Klocke) Aus zweiter Hand. Eine sozialwissenschaftliche Untersuchung über den Second-Hand-Markt in Berlin/West, Berlin 1990; Soziale Differenzierung durch Lebensstile. Eine empirische Untersuchung zur Lebensqualität in West-und Ostdeutschland, Berlin 1996.