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Die Deutschen und die islamische Welt | APuZ 28/1997 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 28/1997 Der islamische „Fundamentalismus“. Wahrnehmung und Realität einer neuen Entwicklung im Islam Die Deutschen und die islamische Welt Islam und Menschenrechte. Das Bild im Westen und die arabisch-sunnitische Diskussion Hindunationalismus und islamischer Fundamentalismus in Südasien. Zur Lage in Indien, Pakistan und Bangladesch

Die Deutschen und die islamische Welt

Peter Heine

/ 22 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts entstand vor allem nach dem zweiten Golfkrieg in der deutschen Öffentlichkeit ein großes Interesse an der islamischen Welt, das durch die Vorstellung von der Entstehung neuer Konfliktlinien noch weiter gefördert wurde. Die These von einem ent-oder bestehenden Konflikt der Kulturen, vor allem mit der islamischen Welt, wurde einerseits mit Zustimmung aufgenommen, andererseits allerdings auch als die Ablösung des kommunistischen durch ein neues „Feindbild“ interpretiert. Richtig ist sicherlich, daß das Feindbild Islam besteht. Allerdings handelt es sich nicht um ein neues Feindbild, sondern um eins, das eine sehr lange Tradition hat, wenngleich es mit unterschiedlicher Intensität im öffentlichen Bewußtsein vorhanden war. Diese Intensität war abhängig von den politischen, diplomatischen und militärischen Beziehungen zwischen dem christlichen Abendland und dem islamischen Orient; zugleich bildete und bildet der Islam aber eine Folie, vor der sich die westliche Welt ihrer selbst versichern kann. Angesichts der Tatsache, daß die islamische Welt mit den südlichen und östlichen Anrainerstaaten des Mittelmeers und seit dem Entstehen unabhängiger islamischer Staaten in Mittel-und Zentralasien für West-und Mitteleuropa von geostrategischer, mit den immer noch größten Erdöl und Erdgasvorkommen im Nahen Osten und der Entwicklung wirtschaftlich außerordentlich aktiver Volkswirtschaften in Süd-und Südostasien von ökonomischer Bedeutung ist, vor allem aber angesichts der Tatsache, daß in Deutschland etwa 2, 5 Millionen Muslime leben, erscheint es unabdingbar, der Geschichte des Feindbilds Islam nachzugehen und so dieser Weltreligion gegenüber ein unbefangenes Verhältnis zu gewinnen.

I.

Anfang der achtziger Jahre soll der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt in einer Rede seine Zuhörer mit der Bemerkung: „Wußten Sie, daß in zehn Jahren die Hälfte des Unteroffizierskorps der Roten Armee aus Muslimen bestehen wird?“ in Aufregung versetzt haben. Ob die Frage tatsächlich so gestellt worden ist, mag dahingestellt bleiben. Sie paßt jedoch in die Zeit. Im Jahre 1978 war in Paris das Buch von Helene Carrere d’Encausse: L’Empire eclate. La Revolution des Nations en U. R. S. S. erschienen, das zwei Jahre später schon eine deutsche Taschenbuchausgabe erlebte Alexandre A. Bennigsen hatte mit verschiedenen Co-Autoren zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Situation des Islams in der Sowjetunion publiziert, die auch über den engeren Kreis der Fachwissenschaftler hinaus aufmerksam gelesen wurden In Deutschland hatte sich H. Bräker schqn zu Beginn der siebziger Jahre mit dieser Thematik auseinandergesetzt Das besondere Interesse der Öffentlichkeit am Islam in der UdSSR seit dem Beginn der achtziger Jahre hing gewiß mit dem Erfolg der Islamischen Revolution im Iran und der Invasion von Truppen der Roten Armee in Afghanistan zusammen. Die Einschätzung der geostrategischen Situation durch die westlichen Experten war geteilt. Im allgemeinen wurden Veränderungen, auch eine Schwächung des Warschauer Paktes, durch die Entwicklung nicht für ausgeschlossen gehalten. Von einer längeren Existenz der Islamischen Republik Iran ging man nicht aus. Größere Veränderungen im Gleichgewicht der großen Weltmächte wurden nicht erwartet. Das „sozialistische Lager“ wurde im Westen trotz aller erkennbaren Schwächen als stabil eingeschätzt. Der rasche Zusammenbruch von 1989 kam für alle westlichen Beobachter überraschend. Der sich danach einstellende allgemeine Optimismus wurde durch den amerikanischen Politikwissenschaftler Samuel Huntington 1993 durch einen Aufsatz in der Zeitschrift Foreign Affairs gedämpft. Huntington prognostizierte nach dem Ende des Ost-West-Konflikts einen clash ofcivilizations, in dem sich unter anderen die westliche Zivilisation und die islamische Welt gegenüberstehen würden. Diese These wurde lebhaft rezipiert und fand Eingang in die politikwissenschaftliche Literatur. Ihre Richtigkeit wurde kontrovers diskutiert. Und schnell machte das Wort von einem „neuen Feindbild“, dem des Islams, die Runde. Das Interesse der deutschen Öffentlichkeit an der islamischen Welt hatte seit der Iranischen Revolution deutlich zugenommen und im Zusammenhang mit dem zweiten Golfkrieg zwischen dem Irak und einer amerikanisch geführten Allianz 1990/91 bis dahin nicht gekannte Ausmaße erreicht. Die Zahl und die Auflagenhöhe der islambezogenen Veröffentlichungen auf dem deutschen Buchmarkt war erstaunlich, wenn man Vergleiche mit den sechziger und siebziger Jahren anstellt.

Nicht wenige Beobachter der Szene konstatierten, daß nach dem Ende des Ost-West-Konflikts von interessierten Kreisen nun ein neues Feindbild geschaffen werde. Auch die Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an die Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel und die damit verbundenen Reaktionen schienen solche Vorstellungen zu bestätigen Daß hier im Bewußtsein der deutschen Öffentlichkeit ein Feindbild vorhanden ist, kann nicht in Abrede gestellt werden. Ob es sich dabei um eine „neues“ Feindbild handelt, darf man jedoch bezweifeln. Anders wäre die Heftigkeit mancher Reaktionen nicht zu erklären.

II.

Die Rezeption der Kreuzzüge und die Reconquista auf der iberischen Halbinsel haben hier im Bewußtsein auch mancher Intellektueller deutliche Spuren hinterlassen, auch wenn das manchem nicht bewußt sein mag. Doch auch in weniger konfrontativen Zeiten vermittelten Polemiken ein Bild vom Islam, dessen Wirkung bis in die Gegenwart angehalten hat. Dazu sei auf das folgende Beispiel verwiesen. Eine Handschrift aus dem Pisa der späten Renaissance enthält eine Version der Entstehung des Islams, die wie folgt paraphrasiert werden kann: „In den Tagen der Apostel wollte ein Mann namens Nikolaus, ein böser Mensch, der jedoch einer der sieben Diakone von Rom war, so wie der Verräter Judas ein Jünger Jesu gewesen war, Papst werden, nachdem der Hl. Clemens, der dritte Nachfolger des Hl. Petrus, gestorben war. Wegen seiner schändlichen Handlungen, zu denen auch Totenbeschwörungen gehörten, wurde Nikolaus von einer Synode ex-kommuniziert und ohne Wasser und Brot in einem Turm eingesperrt, wo er eines schändlichen Todes starb, den er verdient hatte. Der eifrigste Schüler von Nikolaus hieß Maurus (nefandissimus discipulus), der sich als Mönch verkleidete und Rom mit einem Schiff verließ, das in den Orient auslief. Er reiste nach Arabien und stieg auf einen Berg, an dessen Fuß die wichtigste Stadt der Halbinsel lag. Durch die Predigten der Apostel war diese Stadt gerade zum Christentum bekehrt worden. Maurus ließ sich auf dem Berg über dieser Stadt als Eremit nieder. Er wurde von den Menschen verehrt. Innerlich aber brannte er vor Begierde, seinen toten Lehrer Nikolaus zu rächen. Eines Tages erblickte er einen Knaben, der in den Bergen die Kamele hütete (camellos in monte pascens). Er rief ihn zu sich, weil er durch seine astrologischen Künste erkannt hatte, daß es sich um den handeln könne, den er seine Bosheit in ihrem ganzen Ausmaß lehren könnte. So wurde Muhammad der Schüler des Maurus, der ihn in Sprachen und teuflischen Künsten unterrichtete. Von Tag zu Tag wurde er bewanderter im Bösen. Als der König der Stadt starb, ohne einen Erben zu hinterlassen, entstanden politische Streitigkeiten. Die Einwoh-ner wandten sich an Maurus, der in Voraussicht einer solchen Gelegenheit schon ausgeklügelte Pläne gemacht hatte. Durch kunstreiche Tricks bewerkstelligte er es, daß Muhammad zum König gewählt wurde, und durch ein trügerisches Wunder gelang es ihm, daß er auch als besonders begnadet betrachtet wurde. Der christliche Glaube wurde schnell verdorben, weil Muhammad den scheußlichen und häretischen Erfindungen des Maurus folgte. Zusammen verfaßten sie ein dickes Buch, indem sie aus dem Alten und dem Neuen Testament Teile auswählten, den Inhalt jedoch durch ihre Auswahl absichtlich verdunkelten. Auf diese Weise wurde Muhammad ein Prophet. So wurde der Islam geboren, mitsamt der Neigung seiner Anhänger, mehrere Frauen zu haben, und der skandalösen Erniedrigung des Lebens. Da die Christen den Sonntag feiern und die Juden den Samstag, wählten die Muslime den Freitag, den Tag der Venus (dies Veneris), was ja auch ihren Neigungen entspricht (et merito Venerem colunt qui Veneri idest luxurie incessanter dediti sunt).“

Auch die Beschreibung des Todes Muhammads ist ähnlich monströs. Danach soll er von der Verwandtschaft einer jungen Jüdin getötet worden sein, der er sich nachts in unzüchtiger Weise genähert hatte. Diese hätten dann seinen linken Fuß abgeschnitten und den Rest seines Körpers den Schweinen zum Fraß vorgeworfen. Hier liege die Ursache für den Haß zwischen Juden und Muslimen (et haec est causa odii inter Saracenos et Judaeos). Nach fünf Monaten seien die Anhänger Muhammads auf die junge Frau gestoßen, die ihnen den linken Fuß gezeigt habe, den sie mit Salz und Salben konserviert hätte. Dazu habe sie berichtet, daß Engel zu dem Bett, auf dem sie mit Muhammad gelegen habe, getreten seien, um ihn in den Himmel zu tragen. Da sie gewußt habe, daß sie hätte berichten müssen, was geschehen sei, habe sie ihn an einem Fuß festgehalten in einem Kampf, der bis zum Morgen gedauert habe. Schließlich habe sich der Fuß vom Körper gelöst, der fortgetragen worden sei. Die Jüdin aber habe den Fuß um der Ehre des Islams willen aufbewahrt und übergebe ihn nun, damit er begraben werde. Das geschah auch, und zwar in einem Edelstein, zu dem die Muslime in Zukunft die Pilger-fahrt machen sollten. Abschließend heißt es dann: „Diese Praxis haben diese Leute bis auf den heutigen Tag mehr und mehr befolgt, und sie verehren einen lasterhaften Irrtum und beten ihn an.“

Dieser Text ist nicht singulär. Für Papst Innozenz III *war Muhammad das Tier der Apokalypse, und für Dante war er der ewige Höllenbewohner Die Beispiele ließen sich für die Zeit des Mittelalters und der frühen Neuzeit beliebig verlängern.

Daß das Bild des Islams in Europa während der „Türkenkriege“ voller Polemik gegen den Islam ist, kann nicht weiter überraschen. Während der Belagerung von Wien dichtete Hans Sachs:

Behüt uns gnedig allezeit vor diesem Feind der Christenheit, dem Türken, blutdürstigen hund, durch welches bodenlosen schlund vil königreich verschlungen sund.

O got, sein wüten von uns wend, daß er dein christlichen erb auch nicht an leib und seel Verderb, sondern schütt auf ihn deinen grim, leg ein ring in die nasen im, als dem könig Sanherib, den dein band von deinm volk abtrieb

Auch die Zeit der Reformation brachte einiges an antiislamischer Polemik hervor. Bekanntlich hat sich Luther ausführlich mit dem Koran auseinandergesetzt Ergebnis dieser Auseinandersetzung war eine Reihe von theologischen Studien, aber auch Polemiken, in denen es dem Reformator jedoch eher um eine Auseinandersetzung mit dem Katholizismus als mit dem Islam ging. Ein typisches Beispiel findet sich in seiner weit verbreiteten Schrift: An den christlichen Adel deutscher Nation von 1520, in der es heißt: .. daß nirgendwo ein besseres weltliches Regiment sei als bei dem Türken, der doch weder geistliches noch weltliches Recht kennt, sondern allein seinen Koran. Wir hingegen müssen bekennen, daß es kein schändlicheres Regiment gibt als bei uns, die wir geistliches und weltliches Recht haben, da sich denn kein Stand mehr nach der natürlichen Vernunft, geschweige denn nach der Heiligen Schrift richtet.“ Vor allem aber geht es Luther auch in seiner Auseinandersetzung mit dem Islam, wie Bobzin gezeigt hat, um die Identifizierung des Antichrist. Dabei kommt er zu dem Ergebnis: „Und ich halt den Mahmet nicht für den Ende-christ. Er machts zu grob und hat einen kindlichen schwartzen Teuffel, der weder Glauben noch Vernunfft betriegen kan. Und ist wie ein Heide, der von außen die Christenheit verfolget.. . Aber der Bapst bey uns ist der rechte Endechrist, der hat den hohen, subtilen, schönen, gleissenden Teuffel, der sitzt inwendig der Christenheit.“

Auch wenn dieser Text den Islam als das geringere Übel gegenüber dem Papsttum einschätzt, bleibt doch die negative Haltung gegenüber der fremden Religion bestehen und hat eine entsprechende Wirkung durch Jahrhunderte gerade im protestantischen Bereich gehabt. Nach dem Ende der Türkenkriege veränderte sich der Ton ein wenig. Es kamen „Türkenmoden“ auf, die sich auf die Kleidung Hausrat bildende Kunst Architektur Musik und Literatur *a*uswirkten. Das Bild vom Orient wurde romantisiert. Am deutlichsten hat das Hugo von Hofmannsthal in seiner Einleitung zu der deutschen Übersetzung der Märchensammlung von 1001 Nacht durch Enno Littmann dokumentiert: „Die Lokkungen und Drohungen waren seltsam vermischt; uns war unheimlich zu Herzen und sehnsüchtig; uns grauste vor innerer Einsamkeit, vor Verlorenheit, und doch trieb ein Mut und ein Verlangen uns vorwärts und trieb uns einen labyrinthischen Weg, immer zwischen Gesichtern, zwischen Möglichkeiten, Reichtümern, Düften, halbverhüllten Mienen, halboffenen Türen, kupplerischen und bösen Blicken in dem ungeheuren Basar, der uns umgab.“

Die Erfolge von 1001 Nacht führten bekanntlich zur Entstehung der Kunstmärchen, die sich formal und inhaltlich die berühmte Märchensammlung zum Vorbild nahmen. Diesem märchenhaft-romantischen Bild steht dann das des Abenteuer-schriftstellers Karl May gegenüber, der den Orient zwar nicht aus persönlicher Erfahrung kannte, als er die Romane: „Durchs wilde Kurdistan“ oder „Von Baghdad nach Stambul“ und wie sie alle weiter heißen, verfaßte, der jedoch das Orientbild in Deutschland nachhaltig prägte. In dem Roman: „Durch die Wüste“ heißt es: „Man muß den Orientalen zu behandeln verstehen. Derjenige Abendländische, welcher sich mißachtet sieht, trägt selbst die Schuld. Ein klein wenig persönlicher Mut und eine möglichst große Dosis Unbescheidenheit, unterstützt von derjenigen lieben Tugend, welche man bei uns Grobheit nennen würde, sind unter gewissen Voraussetzungen vom allerbesten Erfolge. Allerdings gibt es andererseits auch Verhältnisse, in denen man gezwungen ist, sich einiges oder sogar vieles gefallen zu lassen. Dann ist es aber sehr geraten, zu tun, als ob man nichts bemerkt habe. Freilich gehört nicht nur Kenntnis der Verhältnisse und Berücksichtigung des einzelnen Falles, sondern auch gute Übung dazu, um zu entscheiden, was denn besser und klüger sei: die Hand an der Waffe oder die Hand im Beutel.“ Welche Form der Literatur eine tiefere Wirkung auf die Vorstellungen vom Orient und vom Islam ausgeübt hat, ist kaum zu entscheiden.

III.

Doch nicht nur die Belletristik hat an dem negativen Bild des Islams mitgezeichnet, sondern es waren auch Fachleute, die den Islam aus der Position eines aufgeklärten und daher überlegenen Europäers betrachteten. Die durch die Kontrover-sen um das Buch von Edward Said „Orientalism“ hervorgerufenen deutschen Reaktionen waren durch die apologetische Argumentation gekennzeichnet, daß es ja sein möge, daß britische oder französische Orientalisten Helfershelfer der jeweiligen kolonialen Expansionen gewesen seien. Deutschland habe dagegen keine kolonialen Besitzungen in der islamischen Welt gehabt, und folglich seien auch die deutschen Orientalisten hier nicht involviert. Eine Geschichte der deutschen Orientalistik ist unter diesem Aspekt noch nicht geschrieben worden man wird aber wohl differenzieren müssen. Hier sei nur auf die zahlreichen Veröffentlichungen des deutschen Orientalisten Martin Hartmann verwiesen, der sich auch in Publikumszeitschriften islamkritisch zu aktuellen Themen äußerte, wie zur Frage des Verhältnisses von christlicher Religion und Islam in den deutschen Kolonien in Schwarzafrika: „Daneben gibt der Islam nach drei Seiten die übelste Anregung: 1. Er kommt durch seine äußerst laxe Moral in geschlechtlichen Dingen der groben Sinnlichkeit der Eingeborenen entgegen, statt diese einzuschränken; diese Wirtschaft ist in jeder Hinsicht einzuschränken ... 2. predigt der Islam Feindschaft und Haß gegen alle Andersgläubigen; es ist dem Muslim unerträglich, unter einer fremden Herrschaft zu leben, und es ist die Pflicht aller Muslime, gegen die Ungläubigen zu kämpfen, bis sie ihnen einen Tribut in Niedrigkeit entrichten. Das ist eine schwere Gefahr. 3. zwingt der Islam seine Bekenner zur Erlernung einer fremden Sprache und Schrift aus religiösem Interesse, der Sprache und Schrift des Koran, die für die kulturelle Entwicklung der Lernenden ein Hindernis bildet: jedes Atom von Kraft und Zeit, das auf die arabischen Buchstaben und Worte verwandt wird, ist verloren und bedeutet zugleich einen Verlust für die Aneignung anderer Dinge, deren Kenntnis in die große Kulturgemeinde einreiht und zur Mitarbeit zu dem großen Kulturwerk befähigt.“ Wie weit Hartmann in der Schar der deutschen Orientalisten alleine stand müßte noch genauer untersucht werden Immerhin meinte der deutsche Orientalist Theodor Nöldeke in einem Brief an seinen Kollegen Carl Heinrich Becker: „Aber auf alle Fälle habe ich fürs echte Hellenentum -ehe es sich mit dem Orient in zum Teil mir wenig sympathischer Weise mischte -sehr viel mehr übrig, als für den ganzen Orient, wenigstens soweit er regelrecht fromm war.“

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs und die „Waffenbrüderschaft“ zwischen dem Deutschen Reich und dem Osmanischen Reich bewirkte weit-gefächerte Aufklärungs-und Propagandaaktionen, durch die der Islam und die Muslime der deutschen Bevölkerung positiv nahegebracht werden sollten Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ist hinsichtlich des deutschen Verhältnisses zur islamischen Welt bisher nur wenig untersucht worden Interesse am Islam und an der islamischen Welt war sicherlich vorhanden. So hatte der Besuch des afghanischen Königs Amanullah im Deutschland der Weimarer Republik ein lebhaftes Medienecho Die Entstehung von autokratischen Systemen in Ländern wie der Türkei oder dem Iran wurde mit Interesse in weiten Kreisen der Bevölkerung zur Kenntnis genommen. Entsprechende Publikationen sorgten dafür

Betrachtet man vor allem die Zeit nach 1933, so läßt sich zunächst einmal feststellen, daß der Rassismus und die Fremdenfeindlichkeit, die die Nazi-Ideologie auszeichneten, das Islambild in der deutschen Öffentlichkeit nicht verbesserten. Je mehr sich die Beziehungen von Hitler-Deutschland zu England und Frankreich jedoch verschlechterten, um so stärker wurde der Islam für politische Zwecke instrumentalisiert. Das geschah nicht zuletzt, indem verschiedene deutsche Stellen versuchten, Hitlers „Mein Kampf“ in orientalische Sprachen zu übersetzen Um die Akzeptanz des Textes zu erhöhen, wurden von deutscher Seite Überlegungen angestellt, die arabische Übersetzung stilistisch dem Koran anzupassen. Solche Vorstellungen wurden auch im Orient bekannt. So berichtete die Beiruter Zeitung L’Orient im Dezember 1939: „Deutsche Orientalisten bereiten aus politischen Absichten eine Verfälschung des Korans vor. Die präsentieren eine Auswahl von Abschnitten von . Mein Kampf in Form von Koranversen, damit die Muslime glauben, daß Hitler ein Gesandter Gottes sei und sein Buch auf göttlicher Eingebung beruhe.“ Die verschiedenen von deutscher Seite initiierten Übersetzungsprojekte scheiterten. Ebenso erging es Vorhaben, heilige Texte der Muslime so zu manipulieren, daß sie die göttliche Mission Hitlers und seine Überein-stimmung mit den Normen des Islams zu beweisen schienen. So versuchte man, Koranzitate zu finden, die das Kommen Hitlers voraussagten oder Prophetentraditionen so zu interpretieren, daß Hitler als Mahdi verstanden werden konnte. Überlegt wurde auch, ob man auf Flugblättern Propheten-traditionen und Hitlerzitate so gegenüberstellen könnte, daß sie den Eindruck von Übereinstimmung hervorrufen konnten. Diese Flugblätter sollten auch noch parfümiert werden, um sie besonders attraktiv zu machen Auch das Presseecho, daß der Mufti von Jerusalem, Hadjdj Amin alHusaini, nach seiner Flucht aus dem Irak 1941 nach Berlin erhielt, und die von ihm in verschiedenen Interviews gemachten Äußerungen ließen den Islam zeitweise als eine dem Nationalsozialismus nahestehende Weitsicht erscheinen Daß manche Muslime vom NS-Staat fasziniert waren, ist nicht zu leugnen. So schreibt der ägyptische Gelehrte und Politiker Muhammad al-Bahi in seinen Memoiren noch 1983: „Ich werde nicht vergessen, daß diese Politik (i. e. die des Nationalsozialismus, P. H.) vom ersten Tag an den Kommunismus aus dem Weg räumte und ihn gnadenlos bekämpfte. Sie bekämpfte die weit verbreitete Anarchie des Lebens, die auf der einen Seite eine Anarchie des Luxus war und auf der anderen Seite eine Anarchie der Auflösung der menschlichen Werte. Diese Politik hielt Frauen davon ab, sich in den Fakultäten der Universitäten einzuschreiben, ausgenommen die Fakultäten für Pädagogik, Medizin und Heilberufe. Sie brachte die Frau dazu, ins Haus zurückzukehren und sich um die Familie zu kümmern -falls sie gearbeitet hatte unter der Bedingung, daß sie den Lohn für den Rest ihres Lebens erhielt. Diese Politik brachte sie zum Sport, dazu, ihre Beine nicht zu zeigen und nicht auf der Straße und an öffentlichen Orten zu rauchen.“ Während des Krieges wurden von der Wehrmacht wie von der SS Truppenteile aufgestellt, die ausschließlich aus Muslimen bestanden. Dabei wurde auch für eine geistliche Betreuung gesorgt. Zu diesem Zweck wurden spezielle Imamkurse eingerichtet, die von deutschen Orientalisten wie dem bekannten Bertold Spuler konzipiert und teilweise auch durchgeführt wurden All diese Aktivitäten wurden mit dem entsprechenden propagandistischen Aufwand in der deutschen Öffentlichkeit auch bekannt gemacht.

Nach dem Ende des Krieges entstand dann sehr schnell das Bild von einer Allianz zwischen dem NS-Regime und dem Islam. Doch genauso schnell veränderte sich zumindest in Westdeutschland die Situation. Mit dem Ausbruch des Kalten Krieges suchte man nach ideologischen Verbündeten und fand sie wiederum im Islam. Eine Reihe von islamischen Ländern wie die Türkei, der Iran, der Irak oder Pakistan waren mit dem Westen in verschiedenen Verteidigungsbündnissen verbunden. Diese Bündnisse hatten vor allem strategische Bedeutung. Sie waren Teil einer Einkreisungs-oder Defensivkonzeption (je nach Standpunkt), die gegen die Sowjetunion und die Staaten des War-schauer Paktes gerichtet war Diese Politik bedurfte einer gewissen ideologischen Unterstützung, weil das alte Feindbild vom „blutrünstigen Türken“, von „fanatischen Schiiten“ usw. natürlich nicht durch den Abschluß von diplomatischen Ver­ einbarungen aus westeuropäischen Vorstellungen vertrieben werden konnte. Die islamische Welt, vor allem die Türkei, rückte verstärkt in das Interesse der verschiedensten öffentlichen Institutionen. In Staaten mit langen Traditionen von Beziehungen in den Nahen Osten oder in andere islamische Regionen, wie England und Frankreich, war dieses Interesse ohnehin ständig vorhanden. Für Westdeutschland stellte sich diese Situation nach dem Krieg zunächst ein wenig anders dar. Es entwickelten sich unterschiedliche und in ihren Zielen differierende Aktivitäten der politischen Parteien und der Kirchen. Die Sozialdemokratische Partei unterstützte die verschiedenen antikolonialen Bewegungen vor allem in Nordafrika während die Christlich Demokratische Union Kontakte zu den eher traditionellen islamischen Staaten, aber auch und vor allem zum NATO-Partner Türkei suchte. Verschiedene Parteiorganisationen und ihnen nahestehende Einrichtungen entwickelten einen lebhaften Austausch mit islamischen Partnerorganisationen, der mit der Entwicklung eines islamisch-christlichen Dialogs einherging.

Die Einschätzung des Islams in der breiteren westdeutschen Öffentlichkeit veränderte sich durch diese Bemühungen jedoch nur wenig. Seit der Mitte der sechziger Jahre war das religiöse Moment gegenüber den politischen Krisen des Nahen und Mittleren Ostens in den Hintergrund getreten, da die Akteure vor allem auf der arabischen Seite säkulare Konzepte wie Nationalismus oder Sozialismus in den Vordergrund ihrer Äußerungen stellten. Im öffentlichen Bewußtsein wurde allerdings zwischen Arabertum und Islam nicht deutlich differenziert. Allenfalls wurde noch der Iran als islamisch betrachtet, wobei man dann aber auf dessen schiitischen Charakter hinweisen und damit die Tatsache, daß es sich bei dessen Bevölkerung nicht um Araber handelte, erklären konnte. Insgesamt wurde der Islam in den sechziger und frühen siebziger Jahren weder als politische Kraft noch als religiöses System ernsthaft zur Kenntnis genommen.

IV.

Diese Situation veränderte sich grundsätzlich mit dem Sieg der Islamischen Revolution in Iran im Jahr 1979. Das Pahlavi-Regime war als pro-westlich, säkular und modern angesehen worden. Der plötzliche und auch von professionellen Beobachtern nicht erwartete Zusammenbruch hatte tief-greifende Auswirkungen auf das Bild des Islams in der westdeutschen Öffentlichkeit. Kennzeichend war zunächst ein sich ständig steigerndes Interesse am Islam. Keine Volkshochschule oder kirchliche Akademie, die nicht Seminare und Vorträge über den Islam oder einzelne Aspekte dieser Religion und der islamischen Gesellschaft in ihr Programm aufnahmen. Auch die Medien nahmen sich des Themas an. Der „Spiegel“ widmete dem Islam mehrere Titelgeschichten, aufwendige Fernsehfilme wurden produziert und an attraktiven Sende-plätzen ausgestrahlt Bekannte Fernsehjournalisten, die über Landeskenntnisse verfügen, wurden zu Medienstars und nutzten diese Situation zur Veröffentlichung von Büchern, die sich in vielen Fällen zu Bestsellern entwickelten. Allerdings repetierten und verstärkten diese Publikationen in vielen Fällen das in der Öffentlichkeit vorhandene Feindbild Die Mehrzahl dieser Bücher erschien vor 1989, erlebte danach jedoch weitere Auflagen. Das sich gewiß verstärkende Interesse der deutschen Öffentlichkeit an der islamischen Welt, das auch in diesen Publikationen zum Ausdruck kommt, hing allerdings weniger mit der Auflösung der staatssozialistischen Systeme in Osteuropa zusammen, sondern vielmehr mit der Kuwait-Krise und dem zweiten Golfkrieg von 1990/91.

Für die gegenwärtige Einschätzung des Islams in der deutschen Öffentlichkeit spielt natürlich auch die Begegnung mit Muslimen eine gewisse Rolle. Der mittlerweile zur Industriegröße angewachsene Tourismus bietet dazu zahlreiche Möglichkeiten. Jahr für Jahr reisen Millionen Deutscher auch in Länder, die vom Islam geprägt sind. Man denke an Länder wie Tunesien und Marokko, vor allem aber die Türkei. Die positiven wie negativen Erfahrungen, die die Besucher mit Muslimen machen, werden in den entsprechenden Erlebnisberichten nach der Rückkehr in die Heimat entsprechend multipliziert. Sie haben den scheinbaren Vorteil besonderer Glaubwürdigkeit, da sie von denen, für die diese Berichte gedacht sind, als besonders authentisch angesehen werden. Zufallsbegegnungen und Einzelerfahrungen werden dadurch zu grundsätzlichen Vorgängen innerhalb islamischer Gesell­ schaffen. Dabei ist immer wieder zu bemerken, daß Verstöße einzelner Muslime gegen bekannte Normen und Gebote des Islams von deutschen Beobachtern besonders kritisch betrachtet werden. Muslime werden als heuchlerisch angesehen, wenn sie Alkohol trinken oder sich mit europäischen Touristinnen einlassen. In der Folge kommt es dann häufig zu sehr allgemeinen und generalisierenden Beurteilungen des Islams als religiöses und gesellschaftliches System.

Die andere Gelegenheit, bei der Deutsche und Muslime sich begegnen, ist das Alltagsleben in Deutschland. Immerhin leben ca. 2, 5 Millionen Muslime hier; in ihrer überwiegenden Zahl stammen sie aus der Türkei. Etwa 150 000 von ihnen besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit. Nach den beiden großen christlichen Kirchen ist der Islam die größte Glaubensgemeinschaft in Deutschland. Die Mehrzahl der Muslime sind als Arbeitsmigranten oder als Asylanten nach Deutschland gekommen. Viele von ihnen, aber auch die zuständigen deutschen Behörden, karitativen Einrichtungen etc. waren zunächst davon ausgegangen, daß die Anwesenheit einer großen muslimischen Bevölkerungsgruppe in Deutschland lediglich vorübergehender Natur sein werde. Inzwischen muß man davon ausgehen, daß sich der Islam auf Dauer in Deutschland etabliert hat und die Zahl der Muslime, schon angesichts der hohen Reproduktionsrate dieser Bevölkerungsgruppe, weiter zunehmen wird. Die Fehleinschätzung über die Verweildauer von Muslimen hat zu einer Verzögerung der öffentlichen Auseinandersetzung um den Islam in Deutschland geführt. Die vorhandenen Unterschiede wurden nicht ausreichend zur Kenntnis genommen. Ende der siebziger Jahre konnte der damalige Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Heinz Kühn, noch überzeugt feststellen: „So wie wir die Polen im Ruhrgebiet integriert haben, so werden wir auch die Türken integrieren.“ Diese Integration war aber nicht so leicht zu erreichen, wie die verschiedenen damit beschäftigten Institutionen erwartet hatten. Die relativ große Integrationsbereitschaft vieler junger Muslime der zweiten und dritten Generation wurde durch die Brandanschläge von Mölln und Solingen nachhaltig gebremst. Bei ihnen ist zur Zeit eine deutliche Rückbesinnung auf die eigenen kulturellen und religiösen Wurzeln festzustellen. Tendenzen zur Ghettobildung sind unverkennbar. Diese Abschottung wird von Deutschen als Bestätigung für die vorhandenen Feindbilder betrachtet. Es wird weiterhin die Aufgabe muslimischer wie deutscher Institutionen bleiben, das mühsame Geschäft der Annäherung der kulturellen Traditionen und der Überwindung von Feindbildern zu betreiben.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Risse im roten Imperium. Das Nationalitätenproblem in der Sowjetunion, München 1980.

  2. Vgl. A. A. Bennigsen/S. E. Wimbush, Muslim National Communism in the Soviel Union. A Revolutionary Strategy for the Colonial . World, Chicago 1979; A. A. Bennigsen/M. Broxup, The Islamic Threat to the Soviel State, London 1983.

  3. H. Bräker, Kommunismus und die Weltreligionen Asiens. Zur Religions-und Asienpolitik der Sowjetunion. Kommunismus und Islam, 2 Bde., Tübingen 1969-1971.

  4. Zu der Kontroverse vgl. die abgewogene Darstellung von S. Wild, Der Friedenspreis und Annemarie Schimmel. Eine Nachlese, in: Die Welt des Islams, 36 (1996), S. 107-122; vgl. auch: M. D. Ahmed/K. Hafez, Das Orient-und Islambild in Deutschland. Überlegungen zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und ein Gespräch mit Annemarie Schimmel, in: Orient, 36 (1995), S. 411-428.

  5. Bibliotheca del Seminario di Pisa, Codex 50. Der Text wurde von A. Mancini bekannt gemacht in: Per lo Studio della leggenda di Mahometto in Occidente, in: Rendiconti della R. Accademia Nationale dei Lincei, Classe di scienze morali, 6.ser., X, Rom 1934, S. 325-349; vgl. A. D’Ancona, La Leggenda di Mahometto in Occidente, in: Giomale storico della letterature Italiana, 13 (1889), S. 199-281; L. Bouvat, Le Prophete Mahomet en Europe, legende et littdrature, in: revue du monde musulman, 9 (1909), S. 264-272.

  6. Vgl. R. W. Southern, Das Islambild des Mittelalters, Stuttgart 1981, S. 78 f. (Anm. 10).

  7. Zur Kontroverse um den Einfluß islamischer Vorstellungen auf Dantes Divina Commedia vgl. E. Cerulli, Dante e Islam, in: al-Andalus, 21 (1956), S. 229-253; G. Levi della Vida, Nuova luce sulle fonti islamiche della Divina Commedia, in: al-Andalus, 14 (1949), S. 337-407; R. W. Southern, Dante and Islam, in: D. Banker (Hrsg.), Relations between East and West in the Middle Ages, Edinburgh 1973, S. 133-154.

  8. Zitiert nach A. Schimmel, Europa und der islamische Orient, in: dies. u. a., Der Islam III. Islamische Kultur, zeitgenössische Strömungen, Volksfrömmigkeit, Stuttgart 1990, S. 336-397, hier S. 357; vgl. S. Ozyurt, Die Turkenlieder und das Turkenbild in der deutschen Volksüberlieferung vom 16. -20. Jahrhundert, München 1972.

  9. Vgl. H. Bobzin, Der Koran im Zeitalter der Reformation. Studien zur Frühgeschichte der Arabistik und Islamkunde in Europa, Beiruter Texte und Studien 42, Stuttgart 1995.

  10. Ebd., S. 19.

  11. Ebd., S. 150.

  12. Vgl. V. Gevers, The Influence of Ottoman Turkish Textiles and Costume in Eastern Europe, with Peculiar Reference to Hungary, Toronto 1982; M. E. Pape, Turquerie im 18. Jahrhundert und der „Receuil ferriol“, in: G. Sievernich/H. Budde (Hrsg.), Europa und der Orient. 800-1900, Gütersloh 1989, S. 324-367.

  13. Vgl. D. Heinz, Orientalismus und die österreichische Teppichindustrie des 19. Jahrhunderts, in: Festschrift für Peter Wilhelm Meister, Hamburg 1974, S. 217-225.

  14. Vgl. L. Thronton, Frauenbilder. Zur Malerei der „Orientalisten“, in: G. Sievernich/H. Budde (Anm. 12), S. 342367; M. A. Stevens, The Orientalists: Delacroix to Matisse, London 1984.

  15. Vgl. A. Lange, Exotismen in der Architektur. Versuch einer Gegenüberstellung von Chinoiserie, Ägyptenmode und islamisierender Architektur, in: G. Höpp (Hrsg.), Fremde Erfahrungen, Asiaten und Afrikaner in Deutschland, Österreich und in der Schweiz bis 1945, Studien 4 des Zentrums Moderner Orient, Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin, 1966, S. 435-453.

  16. Vgl. P. Gradenwitz, Musik zwischen Orient und Okzident. Eine Kulturgeschichte der Wechselbeziehungen, Wilhelmshaven 1977; A. Schmitt, Der Exotismus in der deutschen Oper zwischen Mozart und Spohr, Hamburg 1988; G. Jopping, Alla Turca. Orientalismen in der europäischen Kunstmusik vom 17. bis zum 19. Jahrhundert, in: G. Sievernich/H. Budde (Anm. 12), S. 295-305; R. M. Jäger, Türkische Musik und Musiker in Mitteleuropa im 17. und 18. Jahrhundert, in: G. Höpp (Anm. 15), S. 421-434.

  17. Es ist kaum möglich, die hierzu erschienene wissenschaftliche Literatur allein für Deutschland zusammenzustellen, verwiesen sei daher auf die faktenreichen Ausführungen in: A. Schimmel u. a. (Anm. 8).

  18. H. von Hofmannstahl, Einleitung zu dem Buche genannt die Erzählungen der Tausendundein Nächte, in: Die Erzählungen aus den Tausendundein Nächten. Vollständige deutsche Ausgabe in sechs Bänden zum ersten Mal nach dem arabischen Urtext der Calcuttaer Ausgabe aus dem Jahre 1839 übertragen von Enno Littmann, Bd. 1, Stuttgart 1953, S. 7.

  19. K. May, Durch die Wüste, Bamberg 1957, Kap. 11.

  20. Über die Auseinandersetzungen um E. Said, Orientalism, New York 1978, könnte inzwischen eine eigene Bibliographie zusammengestellt werden.

  21. Vgl. H. Preißler, Die Anfänge der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, in: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (ZDMG), 145 (1995), S. 241-327.

  22. Vgl. L. Manisch, Islamkunde und Islamwissenschaft im deutschen Kaiserreich. Der Briefwechsel zwischen Carl Heinrich Becker und Martin Hartmann (1900-1918), Leiden 1992, S. 15-19.

  23. M. Hartmann, Mission und Kolonialpolitik, in: Koloniale Rundschau, 3 (1911), S. 167-195, hier S. 186.

  24. Vgl. W. van Kämpen, Studien zur Türkeipolitik in der Zeit Wilhelms II., Kiel 1968, S. 298, 305-313.

  25. Vgl. G. Stauth, Islam und westlicher Rationalismus. Der Beitrag des Orientalismus zur Entstehung der Soziologie, Frankfurt a. M. 1993, geht auf Hartmann leider nicht ein.

  26. Zitiert nach J. van Ess, From Wellhausen to Becker: The Emergence of Kulturgeschichte in Islamic Studies, in: M. H. Kerr (Hrsg.), Islamic Studies: A Tradition and its Problems, Malibu 1980, S. 27-61, hier S. 47, Anm. 115.

  27. Zu der damit verbundenen Problematik vgl. P. Heine, Salih at-Tunisi -a Tunesian Nationalist in Berlin of the First World War, in: Revue de l’Occident Musulman et de la Mediterranee, 33 (1982), S. 189-195; ders., C. Snouck Hurgonje versus C. H. Becker. Ein Beitrag zur Geschichte der angewandten Orientalistik, in: Welt des Islam (WI) 23 (1984) 4, S. 378-387.

  28. Eine Ausnahme stellt dar: S. Wild, National Socialism in the Arab Near East between 1933 and 1939, in: WI, 25 (1985), S. 126-173; verwiesen sei auch auf: G. Höpp, Mohammed Essad Bey: Nur Orient für Europäer?, in: Asien, Afrika, Lateinamerika, 25 (1997), S. 75 -97.

  29. Vgl. W. L. Adamec, Afghanistan^ Foreign Affairs to the Mid-Twentieth Century. Relations with the USSR, Germany, and Britain, Tuscon 1974; R. Boinet, Le retour d’Europe d’Amanullah en 1928. Une revolution racontee par un temoin, in: Les Nouvelles d’Afghanistan, 55 (1992), S. 11-15.

  30. Vgl. Arabische Führergestalten, Berlin 1944, darin Artikel über Saad Zaghlul, Ibn Sa ud, Amin al-Husaini, Rashid Ali al-Gailani; G. Jäschke, Der Turanismus und die kemalistische Türkei, in: H. H. Schaeder (Hrsg.), Der Orient in der Forschung, Berlin 1944, S. 468-483; F. Täschner, Der Islam im Banne des Nationalismus in der Zwischenkriegszeit, in: H. H. Schaeder, ebd., S. 484-513.

  31. Zu den Übersetzungen von „Mein Kampf“ ins Arabische und den Bemühungen, den Text im Hinblick auf eine arabische Leserschaft vor allem in seinen rassistischen Passagen zu verändern; vgl. S. Wild, „Mein Kampf“ in arabischer Über-setzung, in: WI, 9 (1964), S. 207-211; ders., National Socialism in the Arab East, in: WI, 25 (1985), S. 147-170.

  32. Zitiert in: S. Wild, National Socialism, ebd., S. 166 f.

  33. Persönliche Mitteilung des deutschen Orientalisten Hans Wehr im Juni 1974.

  34. Zu al-Husaini und anderen arabischen Exilanten in Berlin vgl. neuerdings: R. Dieterich, Rasid Ali al-Kailani in Berlin. Ein irakischer Nationalist in NS-Deutschland, in: al-Rafidayn. Jahrbuch für Geschichte und Kultur des modernen Iraq. 3 (1995), S. 47-79, besonders S. 50-58, 66-69.

  35. M. al-Bahi, Hayati fi rihab al-Azhar. Talib wa-ustadh wawazir, Kairo 1983, S. 44, zitiert in: S. Wild, National Socialism (Anm. 31), S. 146; al-Bahi hatte zwischen 1933 und 1939 in Hamburg studiert.

  36. Vgl. P. Heine, Die Imam-Kurse der deutschen Wehrmacht, in: G. Hopp (Anm. 15), S. 229-238.

  37. Vgl. F. Väli, The Turkish Straits and Nato, Stanford 1972, S. 93-107, 113-119.

  38. Vgl. Th. Scheffler, Die SPD und der Algerienkrieg (1954-1962), Arbeitshefte Nr. 11, Zentrum moderner Orient, Berlin 1994.

  39. Vgl. Der Spiegel, Nr. 32 vom 9. 8. 1992; Nr. 2 vom 6. 1. 1986; Nr. 33 vom 10. 8. 1987 mit dem Titel „Blutiger Islam“, Nr. 9 vom 27. 2. 1989 mit dem Titel „Chomeinis letzer Kampf. Mörderischer Islam“.

  40. Vgl. W. Ende/A. Jacobsen, Herausforderung Islam; die dort aufgenommenen Interviews wurden im vollen Umfang veröffentlicht in: dies., Über den Islam und seinen Weg. Interviews des Fernsehfilms „Herausforderung Islam“. Ins Deutsche übertragen von Peter Heine, Altenberge 1988.

  41. Vgl. V. Klemm/K. Hörner (Hrsg.), Das Schwert des „Experten“. Peter Scholl-Latours verzerrtes Araber-und Islambild, Heidelberg 1993; G. Rotter, Allahs Plagiator. Die publizistischen Raubzüge des „Nahostexperten“ Gerhard Konzeimann, Heidelberg 1992.

Weitere Inhalte

Peter Heine, geb. 1944; 1965-1971 Studium der Islamwissenschaft, Philosophie, Ehtnologie in Münster und Baghdad; 1978-1988 Lehrstuhlvertretungen u. a. in Berlin, Bochum, Zürich; seit 1994 Prof, für Islamwissenschaft des nicht-arabischen Raumes an der Humboldt-Universität zu Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Kulturknigge für Nicht-Muslime, Freiburg 1995; Konflikt der Kulturen oder Feindbild Islam, Freiburg 1996; Halbmond über deutschen Dächern, München 1997.