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Adipositas – Eine globale Ernährungskrise?

Friedrich Schorb

/ 18 Minuten zu lesen

Wie hängen Unterernährung, Klimawandel und ein hohes Körpergewicht zusammen? Warum wird ein hohes Körpergewicht für immer mehr gesellschaftliche Missstände verantwortlich gemacht? Und welche Folgen hat das für die Betroffenen?

Die Welternährung steht an einem Wendepunkt: Erstmals in der Geschichte der Menschheit gelten mehr Menschen weltweit als überernährt denn als unterernährt. Sowohl der prozentuale Anteil als auch die absolute Zahl an Menschen, deren Gewicht medizinisch als zu hoch klassifiziert wird, steigen kontinuierlich an. Das geschieht längst nicht mehr nur in reichen, sondern auch in immer mehr Schwellen- und Entwicklungsländern. Gleichzeitig verändert sich die Welternährung. Der Anteil an tierischen Fetten in den aufgenommenen Kalorien steigt ebenso an wie der Anteil an einfachen Kohlenhydraten wie Zucker und Weißmehl. Immer mehr Nahrungsmittel landen außerdem gar nicht mehr auf den Tellern beziehungsweise in den Mägen, sondern bereits vorher im Müll. Verbunden ist diese Entwicklung mit wachsenden ökologischen Belastungen. Die Landwirtschaft verbraucht den Großteil des global verfügbaren Süßwassers. Sie ist einer der größten Emittenten von klimaschädlichen Treibhausgasen und maßgeblich für das globale Artensterben verantwortlich.

Die Gleichzeitigkeit von Unterernährung, Überernährung und Klimakatastrophe hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Wissenschaftler*innen und Autor*innen zunehmend einen Zusammenhang zwischen diesen Phänomenen herstellen. Dabei betrachten sie Adipositas als Teil einer globalen Ernährungskrise. Als zentrale Ursachen für die Gleichzeitigkeit dieser Problemlagen sowie ihre wechselseitige Verstärkung werden das Verhalten der Endkonsument*innen, ihr Überkonsum und ihre Verschwendung verantwortlich gemacht. Mal mehr und mal weniger direkt wird dabei der vermeintlich größere Appetit des dickeren Teils der Weltbevölkerung problematisiert. Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung hat errechnet, dass rund fünf Prozent des globalen Lebensmittelverbrauchs vermeidbar wären, wenn alle heute als übergewichtig klassifizierten Menschen normalgewichtig wären. Dies sei ein Vielfaches der Menge, die benötigt werde, um den Kalorienbedarf der unterernährten Weltbevölkerung zu decken. Ähnlich argumentierte ein Expert*innenkomitee in der medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" 2019 in einer Studie über die "Syndemie von Adipositas, Unterernährung und Erderwärmung". Hier wurden nicht nur die Kosten der globalen "Adipositas-Epidemie" mit den Kosten von Kriegen und bewaffneten Konflikten weltweit verglichen, sondern auch der höhere Bedarf an Nahrungsmitteln des dickeren Teils der Weltbevölkerung als mitverantwortlich für Nahrungsmittelknappheit und Klimawandel identifiziert.

Vor diesem Hintergrund diskutiere ich im vorliegenden Beitrag die folgenden Fragen: Wie ist Adipositas aus medizinischer Sicht definiert? Welche Ursachen werden für ein hohes Körpergewicht verantwortlich gemacht und welche Folgen werden ihm zugeschrieben? Wie wird Adipositas gemessen und welche Kritik gibt es daran? Woher kommt die Wahrnehmung von hohem Körpergewicht als einer "Epidemie" und wie wird politisch darauf reagiert? Sind Unterernährung, Klimawandel und ein hohes Körpergewicht Teil desselben Problems? Wie wird in unserer Gesellschaft mit Mehrgewichtigkeit umgegangen und welche Folgen hat das für Betroffene?

Medizinische Definition

Adipositas ist definiert als multifaktoriell bedingte polygenetische Störung der Energieregulation, die zu lebenszeitverkürzenden Erkrankungen führen kann. Das relative Körpergewicht ist dabei nur einer von mehreren für die Diagnose relevanten Faktoren. Das bedeutet, dass Menschen mit einem relativ hohen Body Mass Index (BMI), aber ohne weitere metabolische Risiken als gesund gelten, Menschen mit einem vergleichsweise niedrigen BMI, aber vielen metabolischen Risikofaktoren hingegen als krank.

Die Ursachen für Adipositas sind vielfältig. Eine entscheidende Rolle spielen die Gene, wobei nur ein geringer Anteil der Fälle nach heutigem Wissensstand monogenetisch bedingt ist, also ausschließlich aufgrund eines Defekts in einem einzelnen Gen auftritt. Hohes Körpergewicht kann, muss aber nicht mit einer vermehrten Nahrungsaufnahme einhergehen. Wenn etwa aufgrund genetischer Veranlagungen die Hunger-Sättigungs-Relation gestört ist und die Betroffenen hormonell bedingt unter Dauerhunger leiden, geht dies tatsächlich mit einer höheren Nahrungsaufnahme einher. Häufig ist ein hohes Körpergewicht aber auf einen besonders effizienten Stoffwechsel zurückzuführen, der in der Evolution einen Überlebensvorteil darstellte. In diesen Fällen nehmen dicke Menschen sogar weniger Kalorien zu sich als dünne Menschen mit ineffizientem Stoffwechsel.

Ein Teil der Fälle ist auf psychologische Ursachen zurückzuführen. Psychosoziale Probleme, negativer Stress, Schlafmangel und damit einhergehende hormonelle Störungen werden als Ursachen für eine Gewichtszunahme genannt. Manche Menschen kompensieren psychische Belastungen mit Überernährung und entwickeln Essstörungen. Als Beispiel dafür gilt das Binge-Eating-Syndrom. Betroffene leiden unter Essattacken und nehmen innerhalb kurzer Zeit hohe Kalorienmengen zu sich. Auslöser des Binge-Eating-Syndroms ist aber längst nicht immer die Kompensation negativer Gefühle, sondern häufig eine körperliche Abwehrreaktion auf den gescheiterten Versuch, mit Reduktionsdiäten Gewicht zu verlieren.

In Einzelfällen können Nebenwirkungen von Medikamenten, insbesondere Psychopharmaka, eine kurzfristige Gewichtszunahme hervorrufen. Mittlerweise weist zudem eine Vielzahl von Studien auf die Aufnahme von Mikroplastik und anderen gesundheitsschädlichen Chemikalien über Nahrung und Trinkwasser als Ursache für eine starke Gewichtszunahme bei Menschen mit entsprechender genetischer Veranlagung hin.

Auf der Makroebene wird die Frage, wie viele Menschen von einem hohen Körpergewicht betroffen sind, durch Umweltfaktoren beeinflusst. Hierzu zählt neben dem Sonderfall schädlicher Chemikalien vor allem die Veränderung der Lebensumwelt in Bezug auf Ernährungs- und Bewegungsangebote. Die damit einhergehende Gewichtszunahme vieler Menschen wird heute als "Adipositas-Epidemie" bezeichnet. Der Begriff impliziert nicht nur, dass die Ursachen für die Gewichtszunahme so vieler Menschen mit medizinischen und psychologischen Modellen allein nicht zufriedenstellend erklärt werden können, sondern auch, dass sie nicht länger durch isolierte Maßnahmen dieser Fachdisziplinen zu bekämpfen sind.

Body Mass Index

Obwohl aus medizinischer Sicht das relative Körpergewicht nur eines von mehreren potenziellen Symptomen für Adipositas ist, bildet es in der Öffentlichkeit die alleinige Basis für die Wahrnehmung von Adipositas als globalem Gesundheitsproblem. Der BMI ist definiert durch die Formel Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße in Metern zum Quadrat. Nach den weltweit gültigen Grenzwerten der WHO sind BMI-Werte unterhalb von 18,5 als Untergewicht, Werte von 18,5 bis 25 als Normalgewicht, Werte von 25 bis 30 als Übergewicht und Werte über 30 als Adipositas definiert. Aktuell gilt weltweit jeder vierte Mensch nach WHO-Definition als übergewichtig und jeder zehnte als adipös. Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der Menschen mit einem BMI von mehr als 30 verdoppelt, während die Weltbevölkerung insgesamt um weniger als ein Drittel gewachsen ist.

Der BMI wurde ursprünglich nicht zur Messung gesundheitlicher Risiken konzipiert. Sein Erfinder, der belgische Astronom und Statistiker Adolphe Quetelet, der Mitte des 19. Jahrhunderts die Soziale Physik begründete, argumentierte in seinem gleichnamigen Hauptwerk, dass soziale Phänomene wie biologische innerhalb einer Gesellschaft immer normalverteilt seien. Folglich weise jede Gesellschaft ein gewisses Maß an Suiziden, Scheidungen, unehelichen Geburten, Diebstählen und Morden auf, und unerwünschte Phänomene ließen sich weniger durch moralphilosophische Erörterungen als mithilfe statistisch belegter Kausalzusammenhänge erklären und dann gegebenenfalls auch verändern. Ein für Quetelets Arbeiten eher unbedeutendes Detail bei der Konstruktion seines homme moyen (Durchschnittsmenschen) war die Konzeption eines größenabhängigen Körpergewichts, das er auf Basis von Daten entwickelte, die er bei der Vermessung schottischer Rekruten gewonnen hatte.

Rund hundert Jahre später – die Sorge um Fett in der Nahrung und am Körper war längst zum gesellschaftlichen Dauerthema geworden – griff der US-amerikanische Ernährungswissenschaftler Ancel Keys den in Vergessenheit geratenen Quetelet-Index wieder auf und gab ihm den griffigen Namen "Body Mass Index", allerdings zunächst noch, ohne konkrete Grenzwerte festzulegen. Zu jener Zeit orientierten sich Mediziner*innen an Faustregeln wie dem Broca-Index oder arbeiteten mit Daten des größten US-amerikanischen Lebensversicherers. Die Metropolitan Life Insurance hatte zur Feststellung des Idealgewichts, das als Gewicht mit der höchsten Lebenserwartung definiert wurde, Größe-Gewichts-Tabellen veröffentlicht. Diese Tabellen waren jedoch aus mehreren Gründen umstritten. Zum einen beruhten sie teilweise auf Befragungsdaten, die als chronisch unzuverlässig gelten, weil Selbstangaben oft sozial erwünscht ausfallen. Zum anderen war die Gruppe der Versicherungsnehmer*innen nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung. Ethnische Minderheiten und sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen waren im Versicherungskollektiv stark unter- beziehungsweise überhaupt nicht repräsentiert. Dennoch wurden die MetLife-Daten in den 1980er Jahren zur Orientierung genutzt, um erstmals universale Grenzwerte auf Basis des BMI zu etablieren. 1995 wurden diese Grenzwerte von der WHO übernommen.

Allerdings verwendeten die staatlichen Gesundheitsinstitute in den USA bis 1998 noch auf eigenen Daten beruhende geschlechtsspezifische BMI-Grenzwerte, und diese lagen insbesondere im Übergewichtsbereich deutlich höher als die Grenzwerte der WHO. Die Absenkung der Grenzwerte auf das internationale Niveau führte dazu, dass über Nacht mehr als 35 Millionen bis dahin als normalgewichtig eingestufte US-Amerikaner*innen für übergewichtig erklärt wurden. Mit der Einführung der universalen WHO-Grenzwerte wurden zudem alle Differenzierungen nach Alter, Geschlecht, Körperbau und ethnischer Zugehörigkeit abgeschafft.

Umstritten sind die heute gültigen Grenzwerte aber vor allem deshalb, weil der BMI ganz grundsätzlich kein geeignetes Werkzeug für die Feststellung gesundheitlicher Risiken ist. Der BMI korreliert nur mit dem Körperfettanteil, erlaubt aber keine Unterscheidung zwischen Fett und Muskelmasse. Das führt unter anderem dazu, dass zum Beispiel Kraftsportler*innen und Bodybuilder*innen fast immer einen BMI im Adipositasbereich aufweisen. Vor allem aber kann der BMI keine Aussagen über die Körperfettverteilung treffen, die für die Einschätzung gesundheitlicher Risiken entscheidend ist.

Es herrscht kein Konsens darüber, ab welchen BMI-Werten die Lebenserwartung beeinträchtigt wird. Für den Bereich des Übergewichts (BMI 25–30) und auch für die "moderate Adipositas" (BMI 30–35) wird ein negativer Einfluss auf die Lebenserwartung gegenüber dem Normalgewicht schon länger infrage gestellt. Während für den Bereich BMI 25–30 viele Epidemiolog*innen sogar eine längere Lebenserwartung als für Menschen im Normalgewichtsbereich (BMI 18,5–24,9) konstatieren, ergeben sich für den BMI-Bereich 30–35 keine signifikanten Veränderungen. Diese Ergebnisse haben zwar der fachlichen Überprüfung wiederholt standgehalten, umstritten sind sie dennoch. Sie würden das Gefahrenbewusstsein innerhalb der Bevölkerung für ein hohes Körpergewicht trüben, so ein häufig geäußerter Vorwurf. Darüber hinaus spielen aber auch geschäftliche Interessen eine Rolle für die Dramatisierung eines geringfügig erhöhten Körpergewichts – etwa der Medizinindustrie, die Medikamente zur Gewichtsabnahme für eine möglichst große Zielgruppe anbieten will.

Narrativ der "Adipositas-Epidemie"

1994 stellte das US-amerikanische Gesundheitsinstitut Center for Disease Control and Prevention (CDC) einen unerwarteten Anstieg des BMI in der US-Bevölkerung fest. Everett Kopp, einst oberster Gesundheitsbeauftragter unter US-Präsident Ronald Reagan, sprach in einer Presseerklärung angesichts dieser Zahlen erstmalig im Zusammenhang mit hohem Körpergewicht von einer Epidemie. Fast zeitgleich verglich der damalige Vorsitzende der Adipositasfachgesellschaft Obesity Society, Xavier Pi-Sunyer, im Editorial einer medizinischen Fachzeitschrift den Gewichtsanstieg in den USA mit dem Ausbruch einer Infektionskrankheit. 1997 übernahm auch die WHO das Wording.

Der Begriff "Epidemie" beschreibt den örtlich begrenzten Ausbruch einer Infektionskrankheit. Diese Definition trifft nicht auf den weitverbreiteten Gewichtsanstieg in der Bevölkerung zu. Dennoch wurde die Bezeichnung eines hohen Körpergewichts als "Epidemie" im Kontext des "Adipositas-Epidemie"-Narrativs bald wörtlich genommen. Bereits 2003 beschrieb die WHO die weltweite Verbreitung adipositasfördernder Ernährungs- und Bewegungsmuster infolge von Veränderungen der Lebensumwelt als Risikoverhaltensweisen, die in raschem Tempo immer mehr Länder befielen und weltweit Krankheitsmuster beeinflussten. Im Mittelpunkt der Analyse standen und stehen dabei bis heute auf der einen Seite der Rückgang alltäglicher Bewegung in Arbeit und Freizeit beziehungsweise bei der Bewältigung alltäglicher Wegstrecken, auf der anderen Seite eine Veränderung hin zu einer westlichen, durch Fastfood und weiterverarbeitete Lebensmittel geprägten Ernährungsweise. Für den Export dieser problematisierten Lebensweisen wurden der Siegeszug der Agrarindustrie, der Erfolg globaler Lebensmittelmultis sowie der Abbau von Handelsschranken im Zuge der Globalisierung als Hauptfaktoren identifiziert.

Wie diese Beispiele zeigen, hat sich die Darstellung der "Adipositas-Epidemie" im Laufe ihrer Problemkarriere von einer Metapher – "Adipositas verbreitet sich so schnell und hat so gravierende Folgen wie eine Epidemie" – zu einer faktischen Gleichstellung – "Adipositas ist eine Epidemie" – gewandelt. Und das nicht nur, weil die Folgen von Fettleibigkeit als ebenso fatal gelten wie die schwerer Infektionskrankheiten, sondern vor allem deshalb, weil ein hohes Körpergewicht als hochansteckend gilt, auch wenn die Übertragung statt durch Viren und Bakterien durch Verhaltensweisen und eine Veränderung der Lebensumwelt verursacht wird. Folgen dieser Entwicklung werden vor allem in der Zunahme von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes Typ II, Herzkreislauf- und einigen Krebserkrankungen gesehen.

Nachdem sich die Sprachregelung von der "Adipositas-Epidemie" und ihre wortwörtliche Auslegung etabliert hatten, waren der Fantasie bei der Beschreibung ihrer vermeintlichen Folgen bald keine Grenzen mehr gesetzt. Der oberste Gesundheitsbeauftragte unter US-Präsident George W. Bush, Richard Carmona, stellte den Anstieg des Körpergewichts als Gefahr für die nationale Sicherheit dar, die die Ereignisse des 11. September 2001 in den Schatten stelle und die Verteidigungsfähigkeit der Nation untergrabe. Studien in angesehenen medizinischen Fachzeitschriften prognostizierten, dass 2048 die gesamte Bevölkerung der USA übergewichtig und spätestens 2102 "krankhaft fettleibig" (adipös) sein werde. Ein Rückgang der Lebenserwartung infolge der "Adipositas-Epidemie" wurde als ebenso unvermeidlich betrachtet wie der Zusammenbruch der Sozialsysteme.

Heute scheint es so, als hätten sich die Prognosen zumindest zum Teil bewahrheitet: Die Zahl der hochgewichtigen Menschen ist global stark angestiegen, und auch wenn in vielen frühzeitig industrialisierten Ländern der Anteil der Bevölkerung mit einem BMI oberhalb der WHO-Grenzwerte längst nicht so schnell gewachsen ist, wie einst vorhergesagt, spricht wenig für einen Rückgang auf das Niveau vor der Jahrtausendwende. In den USA, die immer noch als Hotspot der "Adipositas-Epidemie" gelten, ist gegenüber anderen entwickelten Ländern sogar tatsächlich ein relativer Rückgang der Lebenserwartung festzustellen: 2021 lag die Lebenserwartung der US-Amerikaner*innen mit 76 Jahren exakt so hoch wie 1996, also zum vermeintlichen Beginn der "Adipositas-Epidemie".

Wenn es um die Frage nach den Ursachen für dieses in Zeiten von Frieden und Wirtschaftswachstum in der jüngeren Geschichte einmalige Phänomen geht, fehlt das Stichwort "Adipositas-Epidemie". Der US-amerikanische Sonderweg in Sachen Lebenserwartung wird heute unter dem Framing diseases of despair (Krankheiten der Verzweiflung) diskutiert. Darunter werden in erster Linie die Folgen von Opiatmissbrauch und Alkoholismus sowie Suizide zusammengefasst, also die gesundheitlichen Folgen von Armut und Perspektivlosigkeit im Zuge des ökonomischen Strukturwandels, des Rückbaus sozialstaatlicher Sicherungssysteme und der wachsenden sozialen Ungleichheit. Die Wirtschaftswissenschaftler*innen Anne Case und Angus Deaton sind der Frage nach dem Einfluss der Gewichtszunahme auf den Rückgang der Lebenserwartung in den USA nachgegangen, halten diese aber nicht für entscheidend, da andere Länder wie Australien oder das Vereinigte Königreich trotz einer vergleichbaren Gewichtsentwicklung keinen entsprechenden Rückgang verzeichnen.

"Adipositas-Epidemie" als politisches Problem

Mit der Ausrufung der "Adipositas-Epidemie" in den 1990er Jahren wurde hohes Körpergewicht verstärkt als ein Problem verstanden, aus dem sich politischer Handlungsdruck ergab. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen folgten dem Prinzip der Eigenverantwortung. Darunter fallen Forderungen nach einer stärkeren finanziellen Beteiligung von dicken Menschen an ihren medizinischen Behandlungskosten, um so das "richtige" Verhalten hervorzurufen. Ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen sich in immer mehr Ländern Steuern auf besonders kalorien-, zucker-, salz- und fetthaltige Nahrungsmittel, die den Konsum ungesunder Produkte reduzieren sollen. Allerdings verringern sie auch das verfügbare Einkommen ebenjener Menschen, die bereits jetzt einen Großteil ihrer finanziellen Mittel für Lebensmittel ausgeben.

Wesentlich seltener werden dagegen Maßnahmen gefordert, die soziale Ungleichheit beim Zugang zu einer gesundheitsförderlichen Ernährungs- und Bewegungsumwelt reduzieren könnten. Dazu zählen zum Beispiel kostenloses und hochwertiges Schulessen, verkehrsberuhigte Zonen in Wohngebieten, gut zugängliche, sichere und multifunktional nutzbare Parks für alle sowie soziale Sicherheit, die die Ursachen für psychosozialen Stress reduziert und mehr finanziellen Spielraum für arme Menschen garantiert, damit sie nicht länger an Grundnahrungsmitteln sparen müssen. Makrodaten der Gesundheitsökonomie legen nahe, dass solche Maßnahmen durchaus erfolgversprechend wären. Wohlhabende Länder mit weniger ausgeprägter sozialer Ungleichheit weisen häufig eine höhere Lebenserwartung und niedrigere Ausgaben für das Gesundheitswesen auf als vergleichbar wohlhabende Länder mit stärker ausgeprägter sozialer Ungleichheit.

In der politisch-medialen Debatte stellt sich das freilich anders dar. In der Diskussion um den Rückbau des Sozialstaats Anfang der 2000er Jahre etwa wurde die Tatsache, dass arme Menschen in reichen Ländern häufiger dick sind als Wohlhabende, als Argument dafür angeführt, dass es an Geld offensichtlich nicht fehle, wohl aber an der notwendigen Eigenverantwortung. Die Sozialkürzungen, die mit diesen Argumenten begründet wurden, waren letztendlich mitverantwortlich für den Anstieg ebenjener armutsbedingten Gesundheitsprobleme, die als diseases of despair bekannt geworden sind.

Globale Syndemie

Das "Adipositas-Epidemie"-Narrativ hat die Deutung von hohem Körpergewicht als einem gravierenden Gesundheitsproblem in der Bevölkerung fest verankert. Relativ neu und weniger etabliert hingegen ist die Wahrnehmung, dass hohes Körpergewicht, Welthunger und Klimawandel Phänomene sind, die sich gegenseitig beeinflussen und wechselseitig verstärken.

Von den Betroffenen werden diese Behauptungen als diskriminierend empfunden. Sie sind aber auch irreführend. Adipositas ist schlicht das falsche Symbol für Überfluss, Verschwendung und damit einhergehende negative Folgen für die Welternährung und das Weltklima. Ein hohes Körpergewicht ist heute auch in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern kein Zeichen mehr für Reichtum, sondern für relativen Mangel. Während derzeit jeder zehnte Mensch auf der Welt unter Hunger leidet und über seine tägliche Ernährung nicht ausreichend Kalorien erhält, hat gleichzeitig jeder vierte Mensch lediglich Zugang zu einer Ernährung, die zwar meist ausreichend Kalorien, aber selten genügend Nährstoffe beinhaltet. Diese Form der Mangelernährung geht insbesondere dann, wenn sie auf entsprechende genetische Prägungen trifft, häufig mit einem hohen relativen Körpergewicht einher. So erklärt sich, warum Länder wie Ägypten einerseits von der UN-Ernährungshilfe unterstützt werden und andererseits eine der weltweit höchsten Raten für Übergewicht und Adipositas aufweisen. Diese Gleichzeitigkeit von Hunger und Hochgewicht innerhalb einer Gesellschaft, die oft mit einer kohlenhydratreichen, aber nährstoffarmen Mangelernährung einhergeht, wird in der Fachliteratur als double burden bezeichnet.

Die Tatsache, dass ein hohes Körpergewicht nicht nur in reichen, sondern zunehmend auch in ärmeren Ländern ein Symbol für relative Armut ist, während in noch ärmeren Ländern weiterhin auch Hunger und Untergewicht grassieren, lässt sich auf die immanenten Anreizsysteme eines Wirtschaftssystems zurückführen, in dem es finanziell lukrativer ist, relativ armen Menschen weiterverarbeitete, nährstoffarme und kalorienreiche Massenware zu verkaufen als noch ärmeren Menschen unverarbeitete Grundnahrungsmittel. Hunger und einer nicht notwendigerweise, aber häufig mit hohem Körpergewicht einhergehenden Mangelernährung liegen die gleichen Ursachen zugrunde: die systemisch bedingten Probleme des globalen Kapitalismus, der zwar in der Lage ist, für eine wachsende Weltbevölkerung Nahrungsmittel im Überfluss zu produzieren, aber gleichzeitig elementare Grundbedürfnisse nur dann befriedigen kann, wenn für diese auch eine adäquate Kaufkraft vorhanden ist. Nicht die dekadenten Dicken essen den Hungernden dieser Welt also etwas weg. Vielmehr herrscht ein Überfluss an Lebensmitteln, die aber extrem ungleich verteilt sind und bei deren Herstellung die Natur und das Klima mehr belastet werden, als es für eine adäquate Versorgung der Weltbevölkerung notwendig wäre.

Bulimische Ökonomie

Die gesellschaftliche Problematisierung dicker Körper kann an eine über hundert Jahre währende, kulturell tief verankerte Abneigung gegenüber dicken Menschen in der westlichen Welt anknüpfen. Diese wurde nicht zuletzt durch unsere medial geprägten Sehgewohnheiten beeinflusst und hat in den vergangenen Jahrzehnten über das Fernsehen und Soziale Medien einen globalen Siegeszug angetreten. Egal um welches Thema oder Genre es sich gerade handelt: Fast immer werden uns in den Medien attraktive, gesunde und erfolgreiche Menschen als schlank präsentiert und dicke Menschen als ihr Gegenteil. Mit Verweis auf das Phänomen hohes Körpergewicht lässt sich zudem die Verantwortung für eine Vielzahl von sozialen Problemen individualisieren.

Darüber hinaus bietet das "Adipositas-Epidemie"-Narrativ Potenzial für weiteres Wirtschaftswachstum. Die Soziologin Julie Guthman bezeichnet unsere gegenwärtige Konsumgesellschaft als eine "bulimische Ökonomie". Damit meint sie, dass Menschen einerseits permanent zum Überkonsum animiert werden, während sich andererseits aus den damit einhergehenden negativen Folgen für Mensch, Umwelt und Gesellschaft ein neues Geschäftsfeld schaffen lässt, indem die Folgen des Überkonsums durch alternativen Konsum wieder rückgängig gemacht werden: Der Workaholic wird zu Wellness animiert, um die "Batterien" wieder aufzuladen, dem Fluggast mit schlechtem Gewissen wird die CO2-Kompensation direkt beim Ticketkauf angeboten, und die Lightprodukte im Supermarkt stehen gleich neben den Kalorienbomben im XXL-Pack.

Die Medizinindustrie wiederum zeigt Menschen, die sich zu dick fühlen, eine individuelle Lösung auf, scheinbar unabhängig von ihrer genetischen Prägung, ihrer Lebensumwelt und ihrem jeweiligen Verhalten. Für Menschen mit hohem BMI bietet die sogenannte bariatrische Chirurgie Interventionen an, bei der das Magenvolumen durch verschiedene Eingriffe verkleinert wird. Aber auch Menschen, die sich nur ein bisschen zu dick fühlen, werden von der Pharmaindustrie Hilfestellungen angeboten. Die neueste Generation dieser Medikamente, die auf dem Wirkstoff Semaglutid basieren und zur Behandlung von Diabetes Typ II entwickelt wurden, haben zuletzt einen regelrechten Goldrausch ausgelöst. Semaglutidpräparate werden von Prominenten wie dem Tesla-Chef Elon Musk in Sozialen Medien als Wundermittel zur Gewichtsabnahme beworben, obwohl sie für diesen Zweck bislang nicht zugelassen sind. Ihre Einnahme führt nicht nur zu einer Reihe unangenehmer Nebenwirkungen, sie können auch nicht abgesetzt werden, ohne dass eine erneute Gewichtszunahme droht. Wer es sich leisten kann, erwirbt die Medikamente auf eigene Kosten. Diejenigen hingegen, die sie zur Behandlung ihres Diabetes Typ II dringend benötigen, gehen immer häufiger leer aus.

Maßnahmen der bariatrischen Chirurgie und Pharmazeutika zur Gewichtsreduktion bescheren zwar der Medizinindustrie hohe Umsätze, sind aber bislang gänzlich ungeeignet, einen relevanten Beitrag zur Verbesserung der Bevölkerungsgesundheit zu leisten. Zum einen sind die Abnehmerfolge oft nur temporär. Zum anderen beruhen die Probleme dicker Menschen zu einem großen Teil auf Stigmatisierungserfahrungen, die von ebenjener gesellschaftlichen Kultur hervorgerufen werden, die dafür verantwortlich ist, dass metabolisch gesunde Menschen überhaupt auf die Idee kommen, sich diesen Behandlungen auszusetzen.

Stigmatisierung und Diskriminierung – egal in welchem Bereich und aus welchen Gründen – gelten als maßgebliche Risikofaktoren für gesundheitliche Probleme. Studien zeigen, dass dicke Menschen, die Gewichtsdiskriminierung erfahren, unter größeren gesundheitlichen Problemen leiden als dicke Menschen, für die Gewichtsdiskriminierung im Alltag keine oder nur eine geringe Rolle spielt. Zudem sind Menschen, die besonders stark unter Gewichtsdiskriminierung leiden, auch für Maßnahmen der Gesundheitsförderung weniger ansprechbar. Und so trägt letztlich das "Adipositas-Epidemie"-Narrativ selbst dazu bei, die gesundheitlichen Risiken für dicke Menschen zu verstärken.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Benjamin Leon Bodirsky et al., The Ongoing Nutrition Transition Thwarts Long-Term Targets for Food Security, Public Health and Environmental Protection, in: Scientific Reports 10/2020, Externer Link: https://doi.org/10.1038/s41598-020-75213-3.

  2. Vgl. Boyd A. Swinburn et al. The Global Syndemic of Obesity, Undernutrition, and Climate Change: The Lancet Commission Report, in: The Lancet 10173/2019, S. 791–846.

  3. Vgl. Philippe Grandjean et al., Weight Loss Relapse Associated With Exposure to Perfluorinated Alkylate Substances, in: Obesity 6/2023, S. 1686–1696.

  4. Vgl. Adolphe Quetelet, A Treatise on Man and the Development of His Faculties. A Facsimile Reproduction of the English Translation of 1842, Gainesville 1969.

  5. Der Broca-Index definiert das Normalgewicht als die Körpergröße in Zentimetern minus 100. Das Idealgewicht liegt bei Männern 10 Prozent, bei Frauen 15 Prozent unter diesem Wert. Übergewicht ist definiert als 10 Prozent und Adipositas als 20 Prozent über dem Normalgewicht.

  6. Vgl. Patrick Basham/Gio Gori/John Luik, Diet Nation, Exposing the Obesity Crusade, London 2006.

  7. Vgl. Katherine Flegal, How Body Size Became a Disease. A History of the Body Mass Index and Its Rise to Clinical Importance, in: Michael Gard/Darren Powell/José Tenorio (Hrsg.), Routledge Handbook of Critical Obesity Studies, London 2022, Kap. 3.

  8. Vgl. Robert Kuczmarski/Katherine Flegal, Criteria for Definition of Overweight in Transition: Background and Recommendations for the United States, in: The American Journal of Clinical Nutrition 5/2000, S. 1074–1081.

  9. Vgl. Flegal (Anm. 7).

  10. Vgl. Eric Oliver, Fat Politics. The Real Story Behind America’s Obesity Epidemic, Oxford 2006.

  11. Vgl. Friedrich Schorb, Die Adipositas-Epidemie als politisches Problem. Gesellschaftliche Wahrnehmung und staatliche Intervention, Wiesbaden 2015.

  12. Vgl. WHO, Diet, Nutrition, and the Prevention of Chronic Diseases: Report of a Joint WHO/FAO Expert Consultation, Genf 2003.

  13. Vgl. Friedrich Schorb, Fat as a Neoliberal Epidemic: Analyzing Fat Bodies Through the Lens of Political Epidemiology, in: Fat Studies 1/2022, S. 70–82.

  14. Vgl. ders. (Anm. 11), S. 16.

  15. Vgl. Youfa Wang et al., Will All Americans Become Overweight or Obese? Estimating the Progression and Cost of the US Obesity Epidemic, in: Obesity 10/2008, S. 2323–2330.

  16. Vgl. Renate Künast, Die Dickmacher, München 2004.

  17. Vgl. Tanya Lewis, The U.S. Just Lost 26 Years Worth of Progress on Life Expectancy, 17.10.2022, Externer Link: http://www.scientificamerican.com/article/the-u-s-just-lost-26-years-worth-of-progress-on-life-expectancy.

  18. Vgl. Emily Brignone et al., Trend in the Diagnosis of Diseases of Despair in the United States, 2009–2018: A Retrospective Cohort Study, in: British Medical Journal Open 10/2020, Externer Link: https://doi.org/10.1136/bmjopen-2020-037679.

  19. Vgl. Anne Case/Angus Deaton, Deaths of Despair and the Future of Capitalism, Princeton u.a. 2020.

  20. Vgl. Nikolaus Blome, Wir brauchen eine Sündenversicherung, 27.2.2023, Externer Link: http://www.spiegel.de/a-c6ca81ca-f0b4-45b7-a706-51a5ee5e9ae8.

  21. Vgl. Friedrich Schorb, Crossroad Between the Right to Health and the Right to Be Fat, in: Fat Studies 2/2021, S. 160–171.

  22. Wie akut das Problem ist, zeigen aktuelle Zahlen: Mehr als zwei Millionen Menschen besuchen derzeit in Deutschland regelmäßig Lebensmitteltafeln. Ein Drittel der Tafeln verhängte 2022 einen Aufnahmestopp. Vgl. Externer Link: http://www.tagesschau.de/inland/mehr-menschen-nutzen-tafeln-101.html.

  23. Vgl. Richard Wilkinson/Kate Pickett, Gleichheit ist Glück, Berlin 2010.

  24. Vgl. Friedrich Schorb, Dick, doof und arm? Die große Lüge vom Übergewicht und wer davon profitiert, München 2009.

  25. Vgl. Swinburn et al. (Anm. 2); Bodirsky et al. (Anm. 1).

  26. Vgl. Barry Popkin/Camila Corvalan/Laurence Grummer-Strawn, Dynamics of the Double Burden of Malnutrition and the Changing Nutrition Reality, in: The Lancet 10217/2020, S. 65–74.

  27. Vgl. Julie Guthman, Weighing in: Obesity, Food Justice, and the Limits of Capitalism, Berkeley 2011, S. 181.

  28. Vgl. Tim Hollstein, Semaglutid. Der Preis für das Abnehmen, in: Deutsches Ärzteblatt 12/2021, A622f.

  29. Vgl. Jennifer Huizen/Amanda Gardner, There’s an Ozempic Shortage. Here’s What Happens When You Stop Taking It, 13.1.2023, Externer Link: http://www.buzzfeednews.com/article/jenniferhuizen/what-happens-stop-taking-ozempic.

  30. Vgl. Rebecca Pearl/Rebecca Puhl, Weight Bias Internalization and Health: A Systematic Review, in: Obesity Reviews 8/2018, S. 1141–1163.

  31. Vgl. Zara Abrams, The Burden of Weight Stigma, in: Monitor on Psychology, March 2022, S. 53–58.

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ist promovierter Soziologe und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich für Kulturwissenschaften der Universität Bremen.
schorb@uni-bremen.de