84 Prozent der Deutschen sind der Organspende gegenüber positiv eingestellt. Und doch gab es in den letzten Jahren zu wenig Spenden – warum? Ein Blick auf die Situation und Debatten um die Organspende in Deutschland
In Deutschland gibt es zu wenig Organspenden trotz hoher Spendenbereitschaft. Lizenz: cc publicdomain/zero/1.0/deed.de (Photo by Marlon Lara on Unsplash)
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Ein Zwingen im Sinne "wir sägen Dich jetzt auf, weil Dr. X und Dr. Y Dich für klinisch tod befinden" halte ich für ein Verbrechen, solage der "Tod" nicht restlos geklärt ist. Wie viele Berichte gibt es von Patienten, die operiert wurden, klinisch tod waren und über den Verlauf minutiös berichten konnten, über dem eigenen Körper schwebend, zusehend, wie an ihnen rum geschnibbelt wurde, was gesagt wurde. Diese Vorstellung ist entsetzlich für eine Seele, die ans Leben klammert, zuzusehen, wie ihr eigener Körper ausgeschlachtet wird. Kein Mensch hat Hoheit und Bestimmungsrecht über den eigenen Körper, außer die Person selbst! Wer das für sich entscheidet, der sollte dann natürlich auch ausgeschlossen werden von Inanspruchnahme einer Organspende, das ist doch wohl klar. Versagt der eigene Körper, dann ist "vorbei", das Versagen bis zum Tod kann man qualfrei gestalten aber nicht dann entscheiden "nu iss er tot, nu aber! Der hat nichts mehr zu melden, wo ist die Knochensäge?" Ich hab dabei die Bilder vor Augen des Boxers aus dem Film "Die Insel" wie der wach wird bei aufgesägtem Brustkorb, flieht, weil die an sein Herz wollen. Blankes Entsetzen! Ich will das nicht!! VETO !!! Das ist mein ! Menschenrecht und nicht Herrn Spahns oder sonst wem!!
Björn Schünemann
Bei der Diskussion fällt mir immer wieder auf, dass das Spenden als Gesellschaftliche Pflicht verstanden wird. Eine Spende setzt voraus, dass die Person etwas abgibt, ohne selber an Lebensqualität zu verlieren - etwa beim Blutspenden. Ich sehe das Blutspenden beispielsweise als Privileg an, denn dazu muss man gesund und munter sein. Alle Werte müssen stimmen. Bei den Organspenden ist es anders, dazu muss man halbtot sein. Man kann hier nicht mehr von "Spende" reden, denn es verhilft dem halbtoten Menschen zum endlichen Tod. Die Manier, Gesunde als Ersatzteillager zu sehen, indem in Beiträgen gesagt wird "..ui, das ist eine gute Lunge, Niere, o.ä." ist unethisch und herablassend, bis abwertend dem Menschen gegenüber, in dem die Organe herangewachsen sind. Dieser Mensch hatte auch eine Mutter und einen Vater. Wenn ich sehe, was für Menschen durch ungesunde Lebensweise kaputte Organe haben, aber dann einen gesellschaftlichen Anspruch in einer Art und Weise erheben, dass man wütend werden kann - habe ich ehrlichgesagt das Recht darauf, unversehrt beerdigt zu werden. Grundgesetz Art.2 2 "..Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich." Ich bin absolut dagegen, in einem amtlichen Register mit personenbezogenen Daten und meiner Meinung zum Thema erfasst zu werden. Was ist denn, wenn diese Liste verloren geht - sind dann alle plötzlich Spender? Oder wenn der Prof. ein Herz für seinen Patienten oder einen weiteren Titel seiner Berufsqualifikation benötigt, streicht er dann einen erfassten Nein-Sager heimlich von der Liste? Vielleicht sollte man die "Fleisch-Qualität" gleich mit vermerken, damit eben kein "minderwertiges Organ" den Weg in dem Brustkorb des Patienten findet.
Ich finde diesen Gesetzesentwurf sehr gut und ethisch und moralisch gesehen auf jeden Fall vertretbar. Wenn man Tot ist oder Hirntot, macht es keinen Unterschied wenn man nun ohne Organe begraben oder verbrannt wird oder mit Organen. Schon eine gesunde Niere kann einem anderen Menschen das Leben retten. Mein kleiner Bruder wurde mit einem schweren Herzfehler geboren und wird sicher irgendwann ein neues Herz brauchen. Und wenn Menschen nun so egoistisch sind und ihre Organe nach ihrem Tot nicht spenden möchten weil sie nicht "ausgenommen" werden wollen oder dergleichen ist das schon recht fragwürdig.
Widerspruchslösung sollte Gesetz werden
Vor etwa 30 Jahren habe ich einen ersten Kontakt mit dem Thema Organverpflanzung gehabt. Mein Vater lag im Klinikum Aachen und nach wenigen Wochen war klar, dass er ein neues Herz benötigte. Er musste beinahe ein halbes Jahr warten, unterbrochen an Maschinen angeschlossen und ohne die Chance, eine andere Lösung zu finden. Es gab einfach keine Spenderherzen. Im September 1991 wurde ein Spenderherz gefunden und transplantiert. Drei Tage später war mein Vater tot. Bei der Obduktion stellte sich heraus, dass das Spenderherz schlechter war als das Herz, das mein Vater abgab.
Mein Vater würde vielleicht noch leben, wenn es Spenderherzen geben hätte. So nahm man das erste beste Herz, das geboten wurde.
Es ist für mich unerträglich, dass es immer noch Politiker gibt, die gegen die Widerspruchslösung sind. Vielleicht sollte diese Leute einmal in die Situation geraten, ein Organ zu benötigen.
Quintessenz der Sache ist für mich, dass ich testamentarisch verfügt, dass jemand, der nach meinem Tod einer Organentnahme widerspricht, nichts bei mir erben kann.
Es ist wie Blutspenden. Wenn sie es brauchen, will jedermann Blut haben, nur geben will man nichts
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