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Dokument 1.10: Appell der in der Sowjetunion lebenden Bürger deutscher Nationalität an die Organisation der Vereinten Nationen, 18. Mai 1973 | Russlanddeutsche | bpb.de

Russlanddeutsche Geschichte Von der Anwerbung unter Katharina II. bis 1917 Nationalitätenpolitik gegenüber der deutschen Minderheit in der Sowjetunion von 1917 bis zur Perestrojka Die "Deutsche Operation" Geschichte der Russlanddeutschen ab Mitte der 1980er Jahre Vom Kolonisten in Russland zum Bundesbürger Ankunft in Friedland Vor 100 Jahren: Gründung der Arbeitskommune der Wolgadeutschen Leben und Kultur der Deutschen im Ural und Sibirien nach der Deportation Leben und Kultur der Deutschen in der Kasachischen SSR nach der Deportation Kultur und Gesellschaft Spätaussiedler, Heimkehrer, Vertriebene Identität und Ethnizität Russlanddeutsche Migrationsgeschichte in kulturhistorischer Perspektive Russlanddeutsche in den bundesdeutschen Medien Russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler in russischen Medien Russlanddeutsche Literatur Postsowjetische Migranten in Sozialen Netzwerken Russlanddeutsche Alltagsgeschichte Der "Fall Lisa" Russlanddeutscher Samisdat Abschnitt I: Einführung A. Deutsche Dissidenten, Oppositionelle und Nonkonformisten im sowjetischen Unrechtsstaat (1950er–1980er Jahre) B. Russlanddeutscher Samisdat und das Umfeld seiner Entstehung C. Anmerkungen zu den Quellen Abschnitt II: Quellenteil Teil 1: Der Kampf um die Autonomie und für nationale und bürgerliche Gleichberechtigung Teil 2: Intellektueller Samisdat Teil 3: Kampf um die Ausreise aus der UdSSR nach Deutschland (BRD und DDR) Teil 4: Künstlerische und volkskundliche unzensierte Werke Abschnitt III: Lebensläufe einiger nonkonformer Aktivisten und Dissidenten Erich (Erhard) Abel Therese Chromowa Eduard Deibert Wjatscheslaw Maier Andreas (Andrej) Maser Ludmilla Oldenburger Friedrich Ruppel Friedrich Schössler Konstantin Wuckert Abkürzungsverzeichnis Redaktion

Dokument 1.10: Appell der in der Sowjetunion lebenden Bürger deutscher Nationalität an die Organisation der Vereinten Nationen, 18. Mai 1973 Zusammen mit einem kurzen historischen Überblick über die Deutschen in Russland und mit der Schlussfolgerung über die Notwendigkeit der Ausreise in die historische Heimat, nach Deutschland.

/ 17 Minuten zu lesen

Die ersten zwei Seiten des Appells der Deutschen an die UNO mit der Begründung ihrer Entscheidung, aus der UdSSR nach Deutschland überzusiedeln, Mai 1973 (© Privatsammlung Andreas Maser (München))

An alle Mitglieder des ZK der KPdSU und persönlich:
Dem Generalsekretär des ZK der KPdSU, Genossen L. I. BRESCHNEW,
dem Mitglied des Politbüros des ZK der KPdSU, Genossen M. A. SUSLOW.

Allen Mitgliedern des Präsidiums des Obersten Sowjets und persönlich:
Dem Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der
UdSSR und Mitglied des Politbüros, Genossen N. W. PODGORNY.

Allen Mitgliedern des Ministerrates der UdSSR und persönlich:
Dem Vorsitzenden des Ministerrates und Mitglied des Politbüros,
Genossen A. N. KOSSYGIN.

An den Innenminister der UdSSR.

An den Vorsitzenden der beiden Kammern des Obersten Sowjets der UdSSR:
Dem Vorsitzenden des Unionssowjets und dem Vorsitzenden des Nationalitätensowjets.

KOPIE:
An den Generalsekretär der UNO, KURT WALDHEIM
über den Repräsentanten des Komitees zum Schutz der Menschenrechte in der UdSSR

Von den Delegierten der in der UdSSR lebenden Deutschen, welche beauftragt wurden, die Partei und Regierung der Sowjetunion zu ersuchen, die freie Ausreise nach Deutschland (DDR und BRD) aufgrund der Deklaration der Menschenrechte zu gestatten, zum Ziel der Vereinigung mit ihrer Nation und zwecks der Bewahrung ihrer Muttersprache und Kultur.

G E S U C H

Wir bitten, zur Erörterung des Problems der freien Ausreise solcher Deutschen empfangen zu werden, die nach Deutschland aussiedeln und dort einen ständigen Wohnsitz nehmen möchten. Wir fügen bei:

  1. Listen der Ausreisewilligen nach Deutschland (in beide Teile), mit persönlicher Unterschrift jedes Familienoberhauptes.

  2. Kopie des Appells an die Organisation der Vereinten Nationen (UNO).

  3. Kopie der Begründung, warum die in der Sowjetunion lebenden Bürger deutscher Nationalität die Auswanderung anstreben.

MOSKAU, den 18. Mai 1973

Teil 1

UNTERSCHRIFTEN [mit Angabe des Wohnsitzes]:

1. Trenkenschuh, Viktor Paide, Estnische SSR.
2. Fransen [Chromowa], Therese Frunse, Kirgisische SSR.
3. Maser, Andrej Frunse, Kirgisische SSR.
4. Busch, Minna Alamedin, Kirgisische SSR.
5. Sali, Georg, Lebedinowka, Kirgische SSR.
6. Witmaier, Iwan, Kaskelen, [Gebiet] Alma-Ata,
Kasachische SSR.
7. Klink, Viktor Issyk, [Gebiet] Alma-Ata,
Kasachische SSR.
8. Voth, Heinrich Iwanowka, Kirgisische SSR.
9. Fritz, Pius Duschanbe, Tadschikische SSR.
usw. [weitere ca. 7 000 Unterschriften der
Familienoberhäupter]

Teil 2

APPELL
DER IN DER SOWJETUNION LEBENDEN BÜRGER DEUTSCHER
NATIONALITÄT AN DIE ORGANISATION DER VEREINTEN NATIONEN

Kopie: An die Sowjetische Regierung

Wir, die Endunterzeichnenden, in der Sowjetunion lebenden Bürger deutscher Nationalität, wenden uns an die Organisation der Vereinten Nationen und in ihrem Namen an alle Staaten, welche die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" unterschrieben haben und auch danach handeln, an das Komitee zum Schutz der Menschenrechte bei der UNO und persönlich an den Generalsekretär der UNO, Kurt Waldheim, an alle Menschen guten Willens.

Schon 31 Jahre seit dem Erscheinen des Erlasses vom 28. August 1941, demzufolge die Deutschen in der Sowjetunion pauschal der Beihilfe und Unterstützung des Faschismus beschuldigt und aus ihren Heimatorten zwangsausgesiedelt worden waren, stellt sich für uns die Frage der nationalen Selbstbestimmung. Bis zum heutigen Tage ist die Sowjetregierung nicht willens, unsere nationale Frage positiv zu lösen, und verurteilt dadurch die Deutschen der Sowjetunion zum unvermeidlichen Untergang als Nation. Eine Reihe von genozidalen Erlassen (aus den Jahren 1941 und 1948) führten zu einem Massensterben von ca. anderthalb Millionen Deutschen vor Hunger und Kälte, vor Drangsalierung in den Arbeitslagern, in Gefängnissen und in den Deportationsgebieten. Das sind 50% der gesamten deutschen Bevölkerung, die auf dem Territorium der Sowjetunion leben.

Die verbliebenen 1,8 Millionen Bürger deutscher Nationalität sind heute mit Absicht über die riesigen Weiten Sibiriens, Mittelasiens, Kasachstans und über andere Gebiete verstreut. Die Erlasse der Jahre 1955 und 1964 haben die Deutschen der UdSSR zwar politisch rehabilitiert, ihre Verschickung jedoch zementiert. Die im letzten Jahrzehnt zugenommene Migration auf der Suche nach Heimat verstärkt den Prozess der gewaltsamen Assimilierung. Infolge dieser Entwicklung sind die Deutschen der Sowjetunion der Möglichkeit beraubt, ihre Muttersprache und ihre Kultur zu erhalten und zu entwickeln.

Wir teilen die Meinung der UNO, dass die Unsterblichkeit eines Volkes in seiner Sprache und Kultur begründet ist, dass jedes Volk nicht nur satt sein, sondern auch "ewig" existieren möchte, dass niemand vom Antlitz dieser Erde spurlos verschwinden möchte ([Tschingis] Aitmatow in der Zeitschrift UNESCO-Kurier, Oktober 1972).
Auch wir wollen das nicht!

Die Sprache eines Volkes ist ein Phänomen, eine Kostbarkeit allgemeingültiger Ordnung, an der sich kein anderes Volk und kein Staat vergreifen darf. Jeglicher Anschlag auf die Sprache und Kultur eines kleinen Volkes und seine Vernichtung durch zwangsweise Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Mit dem Statut des Internationalen Militärgerichtshofs wurde ein mutiges Übereinkommen internationaler Rechtsprechung angenommen, welche die Verbrechen gegen die Menschlichkeit betrifft: der Internationale Militärgerichtshof verurteilt Vertreter des Faschismus wegen ihrer Unmenschlichkeit.

Aber ist denn die Vernichtung von anderthalb Millionen Bürgern deutscher Nationalität in der Sowjetunion und die Verdammung der jetzt lebenden 1,8 Millionen zur Zwangsassimilation, die Zwangsaussiedlung für ewige Zeiten aus ihren angestammten Orten (Erlass vom 26. November 1948), die Vernichtung ihrer Staatlichkeit [d.h. Autonomer Republik] nicht ein ebensolches Verbrechen gegen die Menschlichkeit? Das ist genau solch ein Verbrechen, nur in einer verdeckteren Form und in einem ausgedehnteren Zeitrahmen. Aber jenes Verbrechen hatte der Faschismus begangen – dieses aber macht ein fortschrittliches Land, welches offiziell mehr als alle anderen die Gleichberechtigung aller Völker und Nationen, sowohl der großen als auch der kleinen, verteidigt.

Im Zusammenhang damit, dass die wiederholten Eingaben der Deutschen der UdSSR bei der Sowjetregierung zur Frage der Wiederherstellung ihrer nationalen Autonomie als "Stimme eines Rufenden in der Wüste" blieben, sind wir zu der Schlussfolgerung gelangt, in die historische Heimat unserer Vorfahren ausreisen zu müssen, nach Deutschland (DDR und BRD), wo wir hoffen, alle Bedingungen für unsere nationale Entwicklung anzutreffen.

Seit langer Zeit sind die in der Sowjetunion lebenden Deutschen in ihren besten menschlichen Gefühlen, in ihrem nationalen Stolz und Heimatgefühl beeinträchtigt. Die Tatsache, dass die Deutschen ihre nationale Heimat zu finden bestrebt sind, ist vollkommen objektiv und gesetzmäßig. Sie ergibt sich aus den jahrelangen unbegründeten Beschuldigungen und Unterdrückungen.

Obwohl die Deutschen mit ihrer Arbeit einen bestimmten Beitrag zum nationalen Einkommen leisten und obwohl sie an der Schaffung der wirtschaftlichen Basis der UdSSR teilnehmen, sind sie der wirtschaftlichen Möglichkeiten beraubt, ihre nationale Sprache und Kultur aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln. Trotz einer Gesamtzahl von rund zwei Millionen Menschen haben die Deutschen kein einziges nationales Theater, keinen Kulturpalast, keine [deutschsprachigen] Schulen, kein einziges nationales Denkmal usw., während andere Nationen von etwa der gleichen Größenordnung oder gar kleinere ihre eigenen Unions- oder Autonomen Republiken mit allen dazugehörigen Vorteilen und Förderungen haben.

Die Deutschen in der Sowjetunion genießen zwar, wie alle Menschen auf dieser Welt, die Errungenschaften des allgemeinen kulturellen und technischen Fortschrittes: sie besitzen Radioempfänger, Fernseher, besuchen Kinos, aber all dies hat nichts mit dem nationalen Charakter ihrer Kultur gemein. Heute gibt es keine Voraussetzungen für die Existenz und Entwicklung der Deutschen in der Sowjetunion als Nation. Sie sind der fundamentalen Bedingung beraubt – der nationalen Staatlichkeit [d.h. der Autonomen Republik].

Deswegen sind wir zur Überzeugung gelangt, dass es für den Teil der deutschen Bevölkerung in der Sowjetunion, der unter den Bedingungen zwangsweiser Assimilation […] nicht untergehen möchte, nur einen Ausweg gibt: den Wegzug aus der UdSSR dorthin, wo der Großteil der deutschen Nation lebt, in ihre historische Heimat, nach Deutschland.

Bedauerlicherweise aber verweigert zurzeit die Regierung vielen Deutschen, die eine Einladung von ihren Verwandten besitzen, die Ausreise nach Deutschland. Und mit denen, die solche Verwandten nicht haben, möchten die Behörden nicht einmal sprechen. Dies ist offenkundig mit den Prinzipien der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" nicht zu vereinbaren die auch von der Sowjetunion unterzeichnet wurde.

Wenn die Deutschen den Mut fassen, ihre nationalen und Menschenrechte zu verteidigen, werden sie von den örtlichen Behörden eingeschüchtert, verfolgt und unterdrückt. Es entstehen unerträgliche moralische Bedingungen [d.h. das Arbeitsklima] am Arbeitsplatz, man versucht, sie zu verleumden und gegenüber ihren Landsleuten und gegenüber anderen Völkern zu diffamieren.

Unter Berücksichtigung des Dargelegten bitten wir die Vereinten Nationen inständig um Hilfe bei der Lösung der Frage einer freien Ausreise aller deutschen Antragsteller nach Deutschland, in ihre historische Heimat, in voller Übereinstimmung mit der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte".

Anlage:
1. Einige Erlasse des Präsidiums des Obersten Sowjets, die die Deutschen betreffen [entfällt].

TEIL 3

KURZGEFASSTER HISTORISCHER ÜBERBLICK ÜBER DAS
LEBEN DER DEUTSCHEN IN RUSSLAND MIT DER
SCHLUSSFOLGERUNG VON DER NOTWENDIGKEIT
DER RÜCKWANDERUNG IN DIE HISTORISCHE
HEIMAT – DEUTSCHLAND

"Das Sein bestimmt das Bewusstsein"
Karl Marx

[Im Teil 3 wird das Unterkapitel 3.1. ("Wie kamen die Deutschen nach Russland"), 3.2. ("Wie entwickelte sich die Wirtschaft und das Selbstverständnis der deutschen Siedler in Russland bis 1917") und das Unterkapitel 3.3. ("Wie entwickelte sich die Wirtschaft und das Selbstverständnis der Russlanddeutschen zwischen 1917 und 1941") weggelassen, da es sich größtenteils um dasselbe handelt, was schon in anderen Samisdat-Schriften zu geschichtlichen Prozessen stand, vgl. etwa Interner Link: Dokument 1.5]

[Teil 3.4]

VON DEM GEDANKEN ÜBER DIE WIEDERHERSTELLUNG DER ASSR
DER WOLGADEUTSCHEN BIS ZUM GEDANKEN ÜBER DIE
EMIGRATION

In der Verfassung der UdSSR heißt es: "Die Verteidigung des Vaterlandes ist die heilige Pflicht eines jeden Bürgers der USSR".

Auf Grund des Erlasses vom 28. August 1941 wurden die Wolgadeutschen und Deutsche aus anderen Gebieten aus ihren angestammten Siedlungsorten verbannt, ihr gemeinschaftliches und persönliches Eigentum konfisziert und ihnen das Recht auf Verteidigung des Vaterlandes aberkannt. Wem aber das Recht, seine Heimat zu verteidigen, genommen ist, dem ist damit gleichzeitig auch seine Heimat genommen.

Am jenen Morgen des 30. Augusts 1941 haben die Mitarbeiter der Zeitungsredaktion "Nachrichten" zum ersten Mal von diesem, einem Genozid gleichbedeutenden Erlass aus dem Munde ihrer [verantwortlichen] Redakteurin, Fadejewa, erfahren, wobei alle wie versteinert und verstummt auf ihren Plätzen verblieben und außer Stande waren, das Geschehene zu erfassen. Auch alle Deutschen in Russland [i.S. in der UdSSR] konnten das nicht begreifen.

Und schon 24 Stunden danach zogen ein Güterzug nach dem anderen, in denen man sonst Vieh transportiert, vollgepfropft mit den vor Kummer wahnsinnigen gewordenen Menschen, vorüber. Noch vor 24 Stunden waren sie Alles, und nun so sinnlos mit einem Schlag zu Nichts gemacht, bettelarm, erniedrigt, entwürdigt und unschuldig verleumdet worden.

Das grauenhafte Bild der hinterlassenen Siedlungen mit großen Getreidehäufen und dem verwahrlost umherirrenden Vieh, wird für immer den verbannten Deutschen im Gedächtnis bleiben.

Die in aller Eile in Koffern mitgebrachten Sachen wurden in Verbannungsorten im Laufe des Winters notgedrungen für eine Schüssel Kartoffeln oder ein Stück Brot ausgetauscht, und im Frühjahr begann unter den hungrigen und aufgeschwollenen Menschen ein Sterben. Im Januar 1942 wurden die männlichen Personen in die Arbeitsarmee [auch: Trudarmija, d.h. Zwangsarbeitslager] genommen, wo sie sich in schlechteren Verhältnissen, als die in den Konzentrationslagern befanden: Hunger, Kälte, Krankheiten, Erniedrigungen und Drangsalierung der Wachmannschaft und Vorgesetzten, Schinderarbeit machten das Seine – zu Dutzenden und Hunderten gingen die [Zwangsarbeiter] täglich zu Grunde. Man kam sogar nicht nach sie einzuscharren. Auch die Frauen, deren Kinder älter als 3 Jahre waren und die Kinderlosen konnten diesem Schicksal nicht entgehen. Wofür mussten diese Menschen sterben? Einfach deshalb, weil sie Deutsche waren!
[…]
Der Krieg ging zu Ende. Die am Leben gebliebenen Deutschen hofften auf die Rückführung nach Hause. Aber anstatt dessen, erhielten sie den Erlass vom 26 November 1948, in dem die Sowjetregierung die Verbannung auf ewige Zeiten und zwanzig Jahre Zuchthausstrafe jedem Deutschen älter als 14 Jahre anordnete, der sich wagen sollte, ohne Erlaubnis des Kommandanten die Grenze seines Wohnortes zu verlassen. Und dies geschah in jener Zeit wo schon jegliche Notwendigkeit einer Kommandanturaufsicht sich erübrigte, denn der Krieg war schon zu Ende, und zu jener Zeit, wo die Vollversammlung der Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" verabschiedete!

Die Kinder der deutschen Bürger hatten keine Möglichkeit zu lernen, denn sie hatten nicht mal das Recht, im Nachbarsdorf eine Siebenjahrschule zu besuchen, von einer Mittel- oder Hochschulbildung ganz zu schweigen. Nicht von ungefähr ist der Anteil der Deutschen mit Hochschul- und Fachoberschulbildung bis zum heutigen Tag viel geringer im Vergleich zu anderen Nationalitäten der UdSSR.

Die ältere Generation unserer deutschen Intelligenz liegt bereits in den Gräbern der Zwangsarbeitslager, und die wenigen Überlebenden sind meist disqualifiziert oder arbeitsunfähig. Seit diesen Zeiten vermeidet und schämt man sich, auf der Straße, auf öffentlichen Plätzen und sogar in der eigenen Familie deutsch zu sprechen.

Schweigend und geduldig warteten die Menschen auf die Erlösung von der rohen Willkür der Kommandantur, deren Aufsicht auf Jung und Alt lastete. Die Menschen warteten ein Jahr, zwei Jahre, Jahr für Jahr, aber die Erlasse von 1941 und 1948 bedrückten die Deutschen in der UdSSR immer weiter.

Am 13. Dezember 1955 wurde endlich die sie entehrende Kommandanturaufsicht aufgehoben. Jedoch verbot dieser Erlass die Rückkehr zu den Heimatorten, wovon sie zwangsausgesiedelt waren, und somit legte er die Verbannung aufs Neue fest. Zu jener Zeit war auf Beschluss der Sowjetregierung die nationale Autonomie vieler Völker, die früher ebenfalls verbannt waren, wieder errichtet worden, so die der Balkaren, Inguschen, Kalmücken, Karatschajen, [Tschetschenen]. Natürlich entsteht die Frage: Warum wurde denn auch die nationale Autonomie der deportierten Deutschen nicht wiederhergestellt? Die Antwort bleibt erneut dieselbe: Nur deshalb, weil sie Deutsche sind!

Im Bewusstsein einiger Deutschen reifte der Gedanke darüber, dass sie die Heimat nur in Deutschland finden können. In ihrer Mehrheit waren es Menschen, die nach dem Kriege aus Deutschland repatriiert waren.

Die meisten jedoch, die zwangsausgesiedelten Deutschen, hofften weiter auf die Stunde der Befreiung und Rehabilitierung, auf die gerechte Wiederherstellung ihrer nationalen Rechte. Es bedurfte weiterer neun Jahre qualvoller Erwartungen, bevor sich die Sowjetregierung gnädig bereitgefunden hat, den Erlass vom 29. August 1964 (nach 23 Jahren der Verbannung!) herauszubringen, in dem sie zugeben musste: "Das Leben hat erwiesen, dass diese pauschal erhobenen Anschuldigungen, dem Faschismus Vorschub geleistet zu haben, haltlos und Ausdruck der angesichts des Kults um Stalin herrschenden Willkür waren."

Aber o weh! Die Sowjetregierung behauptete gleichzeitig unbegründet, dass "… die deutsche Bevölkerung auf ihren neuen Wohnorten festen Fuß gefasst hat." Mit diesem Erlass verdammte die Sowjetregierung die deutsche Bevölkerung, diesmal schon mit völliger Anerkennung ihrer Unschuld, zur lebenslänglichen Verbannung, und demzufolge zum unvermeidlichen Untergang durch gewaltsame Assimilation, Vernichtung ihrer deutschen Muttersprache und nationalen Kultur.
[…]
Der heuchlerische Erlass von 1964 zerriss den letzten Faden der Geduld bei den Deutschen in der UdSSR. Die langjährige Geduld ging zu Ende. Die Menschen verstanden, dass die Zeit gekommen ist, nicht mehr zu warten, sondern für sich und für ihre unschuldigen Nachkommen um die Wiederherstellung der ASSRdWD und um die vollständige Rehabilitierung nachzusuchen. Lenin hat sich doch im Jahre 1918 für die Gründung der Autonomie der Wolgadeutschen eingesetzt, so kann doch die Sowjetregierung nicht weiterhin gewähren, die Leninsche Nationalitätenpolitik zu entstellen.

Die Deutschen sandten eine Delegation nach Moskau, um die Wiederherstellung ihrer Staatseinheit [d.h. der Autonomie] und vollständige Rehabilitierung zu ersuchen. Die Absage im Januar 1965 lautete: "Ihr habt kein Territorium" (A. Mikojan).

Nach einem halben Jahr bekam eine neue Delegation wieder die Absage. Was blieb jetzt zu denken? Was blieb danach zu tun...?

In den Ortschaften, aus denen die Abgesandten stammten, entfaltete man gegen sie Repressalien und Verfolgungen, psychische Angriffe, Verurteilungen in den Arbeitskollektiven, man beschuldigte sie des Nationalismus und aller möglichen Dingen, man verfälschte ihre Arbeitszeugnisse, entließ einige von ihren Arbeitsplätzen und schuf ihnen unerträgliche Arbeitsbedingungen.

1967 fährt wieder eine Delegation nach Moskau. Wieder Absage! Die Delegierten wurden im Verlaufe von 24 Stunden aus Moskau abgeschoben.

Die deutsche Bevölkerung der UdSSR, die bisher noch geglaubt hatte, dass die Wiederherstellung der Autonomie uns auch unsere aussterbende Sprache zum Leben verhilft, unsere nationale Gleichberechtigung mit allen anderen Nationen und Volksgruppen wiederherstellt und dass schließlich die Sowjetregierung Mitgefühl an unserem, in nationaler und politischer Hinsicht unterdrückten deutschen Volk, zeigen wird, hat aufgehört an all dem zu glauben. […]. Uns zwingt man gewaltsam die russische Sprache als Muttersprache auf und unser nationales Selbstbewusstsein qualifiziert man als Nationalismus.

Dies alles führte dazu, dass sich im Bewusstsein der unschuldigen, aber bestraften Deutschen, die Frage stellt: SEIN ODER NICHT SEIN [hervorgehoben im Original]?! Welchen Ausweg gibt es um zu sagen: SEIN? Antwort bleibt nur eine: EMIGRATION.

Wir sind Deutsche und wollen Deutsche bleiben, wollen unter den Deutschen leben, wollen, dass unsere Nachkommen Deutsche bleiben. Der Gedanke über die Emigration ist keine Einzel- oder Zufallserscheinung, sondern eine logische Folge erniedrigender Bedingungen, in denen die Deutschen in der UdSSR im Verlauf von mehr als 30 Jahren durch die Sowjetregierung gestellt worden sind. Zuerst war der Glaube an das sowjetische Gesetz. Dann folgten Beleidigungen und Unterdrückungen im Namen des sowjetischen Gesetzes. Danach verschwand endgültig der Glaube an die Gerechtigkeit des sowjetischen Gesetzes.

Die Entwicklung des Gedanken über eigene Ausweglosigkeit [in Bezug auf Existenz als eigenständiges sowjetisches Volk mit eigener Geschichte, Sprache und Kultur] durchlief viele Stufen. Das wurde nicht im Laufe einer Nacht erkannt, sondern es war das Ergebnis eines quälenden, mehr als 30 Jahre andauernden Prozesses, der in den Seelen der Menschen abspiegelte. Dieser Gedanke geht auf die erlebte Vergangenheit und eine ungewisse Zukunft unseres Volkes zurück. Alle im Laufe der 31. Jahre veröffentlichten und geheimen Erlasse bedingten diesen Gedankengang und führten zum Bewusstsein dessen, dass SEIN bedeutet EMIGRATION, fern all den Schrecken, die uns beherrschen.
So bestimmt das Dasein der Sowjetdeutschen ihr Bewusstsein.

[Autoren: Therese Chromowa-Schilke, Maria Steinbach,
Leo Eichhorn und Andreas Maser,
Frunse, Kirgisische SSR, April-Mai 1973]

Fussnoten

Fußnoten

  1. Quelle: Russischsprachige Urfassungen und Übersetzungen ins Deutsche (von A. Maser vorbereitet) befinden sich im Privatarchiv von Andreas Maser (München), Kopie im Besitz d. Verf. Ein fast identischer Wortlaut dieses Dokuments (russische Urfassung) befindet sich in den Ermittlungsunterlagen der Strafsache gegen Valentin Klink aus Issyk, Gebiet Alma-Ata/Kasachstan, der u.a. auch an der Zusammenstellung der Listen der Ausreisewilligen mitgewirkt hat. Es handelt sich um eine Abschrift von einem Tonband, die der Untersuchungsrichter anfertigen ließ: Gosudarstvennyj archiv Almatinskoj oblasti (GAAO – Staatsarchiv des Gebiets Almaty), f. 830, op. 3, d. 3306, ll. 35–47 (Strafsache Valentin Kling, 3. November 1973 – 2. Januar 1974) Der Appell an die UNO (ohne des historischen Teils) wurde auszugsweise veröffentlicht in: Weißbuch über die menschenrechtliche Lage in Deutschland und der Deutschen in Osteuropa. Dokumentation. Hrsg. von der CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestages, 1977, S. 60–61. Diese Dokumente wurden dem Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR in Moskau am 18. Mai 1973 von einer Delegation der Deutschen mit Wohnsitz in der UdSSR vorgelegt. Sie bestand aus 12 Personen, vier weitere waren noch unterwegs. Der Anhang umfasste Listen von etwa 7 000 Familien mit ca. 35. 000 Mitgliedern, die nach Deutschland ausreisen wollten. Hier erfolgt eine überprüfte, korrigierte und kommentierte deutsche Neufassung.

  2. Diese Erklärung wurde von der Generalversammlung der UNO am 10. Dezember 1948 verabschiedet. Die Sowjetunion, Ukraine und Weißrussland enthielten sich bei der Abstimmung. Hier der online Text mit Erklärungen: Externer Link: https://www.humanrights.ch/de/internationale-menschenrechte/aemr/text/

  3. Die Zahl von 1,5 Mio. umgekommenen deutschen Sowjetbürgern ist stark übertrieben. Nach den verlässlichen Schätzungen sollten während der Kriegszeit 1941-45 um die 150.000 deutsche Sowjetbürger umgekommen sein. Es waren so zwischen 12 und 15 Prozent von der gesamten deutschen Bevölkerung, die sich während des Krieges im sowjetischen Machtbereich befanden (geschätzt ca. 1,1 Mio.). Für die ersten 30 Jahre der sowjet-kommunistischen Herrschaft zwischen 1917/18–1948 sind wesentlich mehr deutsche Opfer, nämlich um die 480 000, zu beklagen. Vgl. hierzu: Chronologie der antideutschen Maßnahmen im Russischen Reich bzw. in der UdSSR neben der Opferbilanz, in: Krieger: Bundesbürger russlanddeutscher Herkunft (2013), S. 239–243.

  4. In der sowjetischen wirtschafts-geographischen Tradition wurden die vier asiatischen Unionsrepubliken Kirgisien, Usbekistan, Turkmenien und Tadschikistan zu der Großregion Mittelasien vereint. Kasachstan betrachtete man als eine selbstständige Großregion. In dem heutigen politischen und wissenschaftlichen Gebrauch – nicht nur im Ausland, sondern auch auf im postsowjetischen Raum – findet immer mehr der Begriff Zentralasien Verwendung, der diese fünf einstigen Unionsrepubliken und heute selbständigen Staaten umfasst.

  5. Nach der Volkszählung 1970 lebten von den 1,8 Mio. Deutschen mehr als 90 Prozent im asiatischen Teil der UdSSR.

  6. Da wird einer der führendsten sowjetischen Schriftsteller kirgisischer Herkunft Tschingis Aitmatow (1928–2008) zitiert, der zwar auf Russisch schrieb, aber für sein leidenschaftliches Auftreten für den Erhalt des nationalen Kulturerbes und der nationalen Sprachen des Kirgisischen und anderer Völker der UdSSR bekannt wurde.

  7. Aus dem russischen: "глас вопиющего в пустыне" (kirchlich)

  8. Das einzige nationale Staatstheater der Nachkriegszeit wurde erst im Dezember 1980 in Kasachstan eröffnet, siehe hierzu Interner Link: Dokument 2.4.

  9. Wie schon erwähnt, hat sich die UdSSR bei der Unterzeichnung der Erklärung im Dezember 1948 der Stimme enthalten. Dagegen wurde etwa der UNO-"Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte" vom 16. Dezember 1966 von der Sowjetunion unterzeichnet und am 18. September 1973 ratifiziert.

  10. Diese Anlage wird weggelassen, da hierzu schon deutschsprachige Quellenübersetzungen existieren, vgl. etwa den Dokumentenband "Deportation, Sondersiedlung…", 1996 (Anm. 82) oder online: Externer Link: http://www.russlanddeutschegeschichte.de/kulturarchiv/quellen.htm (ab Dokument Nr. 41)

  11. Tatjana Fadejewa (1900–1982), Schwester des bekannten sowjetischen Schriftstellers und Funktionärs Alexander Fadejew, leitete die Redaktion der Republikzeitung "Nachrichten" seit dem 15. November 1938 bis zur Schließung der Zeitung am 30. August 1941, nach der Bekanntgabe des Deportations-Erlasses vom 28. August. Die Beschreibung dieses Bildes geht höchstwahrscheinlich auf Th. Chromowa zurück, die zu dieser Zeit in der Redaktion mitgearbeitet hat.

  12. Nach amtlichen Dokumenten begann die Deportation am 31. August und dauert bis zum 20. September 1941. Aus der ASSR der Wolgadeutschen und aus den angrenzenden Gebieten Saratow und Stalingrad wurden um die 452 000 Personen (nach einigen anderen Angaben handelte es sich um 438 700) in 188 Zügen nach Sibirien und Kasachstan abtransportiert.

  13. Paraphrase der Schlusszeilen der ersten Strophe der russischen Fassung der "Internationale", der proletarischen Hymne: Wer nichts [niemand] war, wird alles sein [werden] (russisch: "Кто был ничем, тот станет всем"). Diese Zeile wurde oft bei vielen Gelegenheiten zitiert und war in der Sowjetunion allgegenwärtig. Die "Internationale" fungierte zwischen 1922 und 1944 als offizielle Hymne der UdSSR.

  14. Zum Zwangsarbeitseinsatz der deutschen Sowjetbürger siehe u.a.: Viktor Krieger: Einsatz im Zwangsarbeitslager, in: Von der Autonomiegründung zur Verbannung und Entrechtung. Die Jahre 1918 und 1941 bis 1948 in der Geschichte der Deutschen in Russland. Hg. von Alfred Eisfeld. Stuttgart 2008, S. 137-161, on-ine: Externer Link: http://www.viktor-krieger.de/Zwangsarbeitslager-2008.pdf

  15. Die staatlichen Verordnungen für die Einweisung der deutschen Frauen, Jugendlichen und Männer in die Lager zur Zwangsarbeit in den Kriegsjahren siehe u.a. in: Deportation, Sondersiedlung, Arbeitsarmee: Deutsche in der Sowjetunion 1941 bis 1956. Hgg. von Alfred Eisfeld, Victor Herdt. Köln 1996, S. 151–152, 157–158, 182–184 u.a. Die beiden zentralen Verordnungen vom 10. Januar bzw. 7. Oktober 1942 online: Externer Link: https://hatikva.de/bildungsmodul/pdf/n1/richtlinien_trudarmee.pdf Externer Link: https://hatikva.de/bildungsmodul/pdf/n1/zusaetzliche_mobilisierung.pdf

  16. Vgl. hierzu Viktor Krieger: Intellektuelle Rückentwicklung der Russlanddeutschen in der UdSSR, in: Volk auf dem Weg 3/2006, S. 12–14, online: Externer Link: http://www.viktorkrieger.homepage.t-online.de/Maerz2006.pdf

  17. Ausführlicher hierzu im Interner Link: Dokument 1.2, Anm. 23.

  18. Zu diesem Sachverhalt siehe den Abschnitt: "Schwarzmeerdeutsche unter NS- und rumänischer Besatzung 1941-44, die Flucht nach Westen und die Rückführung in die Sowjetunion" auf dem Server der LpB Baden-Württemberg: Externer Link: http://www.landeskunde-baden-wuerttemberg.de/russlanddeutsche_geschichte.html#c33600

  19. Ausschlaggebend war nicht das Abwarten, sondern vielmehr der starke Protest der Betroffenen, ihre zahlreichen Eingaben und Forderungen, die das Regime veranlasst haben, eine begrenzte Rehabilitierung vorzunehmen. Siehe hierzu neben dieser Dokumentation folgende Publikation: Resistenz und Protest in der Nachkriegszeit, in: Krieger: Bundesbürger russlanddeutscher Herkunft (2013), S. 123–140, v.a. S. 127–133.

  20. Zitat ist ungenau angegeben. Im Text des Erlasses steht es originaltreu geschrieben: "… Gegenüber großen Gruppen von deutschen Sowjetbürgern Anschuldigungen erhoben [wurden], den faschistischen deutschen Landräubern aktive Unterstützung und Vorschub geleistet zu haben. Das Leben hat erwiesen, dass diese pauschal erhobenen Anschuldigungen haltlos und Ausdruck der angesichts des Personenkults um Stalin herrschenden Willkür waren", nach: Deportation, Sondersiedlung (1996), S. 461, online: Externer Link: https://hatikva.de/bildungsmodul/pdf/n1/erlass_29081964.pdf

  21. Im Originaltext lautet das vollständige Zitat: "In Anbetracht der Tatsache, dass die deutsche Bevölkerung in ihren neuen Wohngebieten auf dem Territorium einer Reihe von Republiken, Regionen und Gebieten des Landes fest integriert ist und die Rayons ihres früheren Wohnsitzes besiedelt sind…"

  22. Über Lenin, seine Nationalitätenpolitik und das Verhältnis zu den deutschen Siedlern siehe Interner Link: Dokument 1.2, Anm. 9.

  23. Die Tradition, eigene Vertreter nach Moskau zu schicken, damit sie Anliegen bestimmter Bevölkerungsgruppen beim Herrscher persönlich vortragen könnten, war mangels eines funktionierenden Rechtsstaates bzw. Rechtsweges ein jahrhundertelanger Brauch in Russland und auch in der UdSSR. Das Bild von bäuerlichen Abgesandten nach der Revolution 1917 etwa beim Regierungschef Wladimir Lenin (russ. chodoki u Lenina) wurde in zahlreichen Filmen und populär-wissenschaftlichen Publikationen kolportiert.

  24. Vgl. hierzu das Interner Link: Dokument 1.6

  25. Siehe hierzu das Interner Link: Dokument 1.7

  26. Siehe das Interner Link: Dokument 1.9