Weltweit war 2012 mehr als jedes zehnte 5- bis 17-jährige Kind von Kinderarbeit betroffen (10,6 Prozent). Von den insgesamt 168 Millionen Kinderarbeitern waren 73 Millionen unter 12 Jahre alt und 85 Millionen gingen einer gefährlichen Arbeit nach, die sich schädlich auf die Sicherheit, die körperliche oder seelische Gesundheit oder die sittliche Entwicklung auswirkt oder auswirken kann. 58,6 Prozent der Kinderarbeiter arbeiteten 2012 im Agrarsektor. Auf den Dienstleistungssektor entfielen 32,3 Prozent, auf die Industrie 7,2 Prozent. In der Region Asien-Pazifik war mit 78 Millionen die absolute Zahl der Kinderarbeiter am höchsten. Im subsaharischen Afrika war der relative Anteil der Betroffenen am größten: Mehr als ein Fünftel der 5- bis 17-Jährigen leisteten 2012 Kinderarbeit (21,4 Prozent / 59 Millionen Menschen).
Fakten
Anfang der 1980er-Jahre stellten breit angelegte Verbraucherkampagnen eine Verbindung zwischen Kinderarbeit und der Globalisierung her. Die Aufmerksamkeit der – vor allem von Gewerkschaften und NGOs – organisierten Kampagnen gegen Kinderarbeit galt zunächst der indischen Teppichindustrie. Anfang der neunziger Jahre stand die Textilindustrie in Bangladesch im Vordergrund. Danach verlagerte sich die Aufmerksamkeit auf andere Exportsektoren, insbesondere auf den Sportwaren-, Tabak- und Kakaosektor.
Da Armut der häufigste Grund für Kinderarbeit ist, müssen soziale Sicherheitsnetze und alternative Betätigungsfelder aufgebaut werden, bevor gegen die Kinderarbeit vorgegangen wird. Bei früheren Initiativen wurde dieser Zusammenhang häufig nicht ausreichend berücksichtigt, sodass sich insbesondere in der Übergangsphase die Lage der Kinderarbeiter und ihrer Familien verschlechterte.
Nach Angaben der Internationale Arbeitsorganisation (ILO – International Labour Organization) waren im Jahr 2012 weltweit 264,4 Millionen Kinder erwerbstätig. Bezogen auf alle 5- bis 17-Jährigen entsprach das einem Anteil von 16,7 Prozent. Da Kinderarbeit enger definiert ist als der Begriff erwerbstätige Kinder wird nicht bei allen erwerbstätigen Kindern von Kinderarbeit gesprochen. Von den 264,4 Millionen erwerbstätigen Kindern waren 168,0 Millionen von Kinderarbeit betroffen – 10,6 Prozent aller 5- bis 17-Jährigen. 2008 lag der entsprechende Wert noch bei 13,6 Prozent, im Jahr 2000 bei 16,0 Prozent (245,5 Mio. Kinderarbeiter).
Von den 168,0 Millionen Kinderarbeitern des Jahres 2012 waren 43,5 Prozent 5 bis 11 Jahre alt (73 Mio. Kinder). 28,2 bzw. 28,3 Prozent waren 12 bis 14 bzw. 15 bis 17 Jahre alt. Weiter gingen von den 168,0 Millionen arbeitenden Kindern 85,3 Millionen einer gefährlichen Arbeit nach (50,8 Prozent), darunter 18,5 Millionen 5- bis 11-Jährige und 19,3 Millionen 12- bis 14-Jährige. Im Jahr 2000 lag die Zahl der Kinderarbeiter, die einer gefährlichen Arbeit ausgesetzt waren, noch bei 170,5 Millionen (69,5 Prozent aller Kinderarbeiter), darunter 111,3 Millionen 5- bis 14-Jährige.
Bezogen auf die einzelnen Regionen war im Jahr 2012 die absolute Zahl der 5- bis 17-jährigen Kinderarbeiter in der Region Asien-Pazifik mit 77,7 Millionen am höchsten (46,3 Prozent aller Kinderarbeiter). Es folgten das subsaharische Afrika (59,0 Mio. / 35,1 Prozent) sowie die Region Lateinamerika und Karibik (12,5 Mio. / 7,4 Prozent). Im subsaharischen Afrika sind die Kinder relativ am stärksten von Kinderarbeit betroffenen: Gut ein Fünftel der 5- bis 17-Jährigen gehörte dort 2012 zur Gruppe der Kinderarbeiter (21,4 Prozent). In der Region Asien-Pazifik lag der entsprechende Anteil bei 9,3 Prozent, in der Region Lateinamerika und Karibik waren es 8,8 Prozent.
Mit einem Anteil von 58,6 Prozent arbeiteten auch 2012 die meisten 5- bis 17-jährigen Kinderarbeiter im Agrarsektor. Auf den Dienstleistungssektor entfielen 32,3 Prozent, auf die Industrie 7,2 Prozent. 1,9 Prozent der Kinderarbeiter konnten keinem Sektor zugeordnet werden. Von den 168,0 Millionen Kinderarbeitern im Jahr 2012 waren 59,4 Prozent männlich und 40,6 Prozent weiblich (wobei das Verhältnis in der Gruppe der 5- bis 14-Jährigen mit Werten von 50,7 bzw. 49,3 Prozent nahezu ausgeglichen war). Bezogen auf die Beschäftigungsbereiche waren die Jungen im Jahr 2012 überproportional in der Industrie vertreten (69,0 Prozent) und die Mädchen hatten mit 44,6 Prozent einen leicht überproportionalen Anteil im Dienstleistungssektor. Im Agrarsektor entsprach die Verteilung zwischen den Geschlechtern in etwa dem jeweiligen Anteil an allen Kinderarbeitern (Jungen: 60,7 Prozent / Mädchen: 39,3 Prozent).
Kinderarbeit ist enger definiert als der Begriff erwerbstätige Kinder. Kinderarbeit schließt erstens alle Kinder aus, die älter als 12 Jahre sind und nur einige Stunden pro Woche eine erlaubte leichte Arbeit verrichten. Zweitens sind Kinder ausgeschlossen, die älter als 15 Jahre sind und deren Arbeit nicht als gefährlich eingestuft wird. Grundlage für den Begriff der Kinderarbeit ist das ILO-Übereinkommen 138.
Von Kindern verrichtete gefährliche Arbeit ist jede Tätigkeit oder Beschäftigung, die sich schädlich auf die Sicherheit, die körperliche oder seelische Gesundheit oder die sittliche Entwicklung des Kindes auswirkt oder auswirken kann. Gefahren können auch von einer übermäßigen Arbeitsbelastung ausgehen – selbst dann, wenn eine Tätigkeit oder Beschäftigung als nicht gefährlich gilt.
Zu den schlimmsten Formen der Kinderarbeit gehören nach dem ILO-Übereinkommen 182:
alle Formen der Sklaverei und alle sklavereiähnlichen Praktiken (Kinderhandel, Schuldknechtschaft, Leibeigenschaft, Zwangs- oder Pflichtarbeit, Zwangs- oder Pflichtrekrutierung für den Einsatz in bewaffneten Konflikten),
das Heranziehen, Vermitteln oder Anbieten eines Kindes zur Prostitution, zur Herstellung von Pornografie oder zu pornografischen Darbietungen,
das Heranziehen, Vermitteln oder Anbieten eines Kindes zu unerlaubten Tätigkeiten, insbesondere zur Gewinnung von und zum Handel mit Drogen.
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO – International Labour Organization) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UN – United Nations). Sie wurde im Jahr 1919 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Genf. Die ILO verfügt über eine dreigliedrige Struktur: Die 187 Mitgliedstaaten sind durch Repräsentanten sowohl von den Regierungen als auch von Seiten der Arbeitnehmer und Arbeitgeber in den Organen der ILO vertreten.
Wir setzen auf dieser Website Cookies ein. Diese dienen dazu, Ihnen Servicefunktionen anbieten
zu können sowie zu Statistik-und Analysezwecken (Web-Tracking).
Wie Sie dem Web-Tracking widersprechen können sowie weitere Informationen dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.