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"Mich können Sie töten, aber schonen Sie mein Volk" - sagte der Kaiser | APuZ 31/1955 | bpb.de

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APuZ 31/1955 Die legendäre Zukunft "Mich können Sie töten, aber schonen Sie mein Volk" - sagte der Kaiser

"Mich können Sie töten, aber schonen Sie mein Volk" - sagte der Kaiser

Manfred Michler

Mit vollem Recht wird der Kaiser von Japan das Gewissen der Nation genannt. Die Kaiserliche Familie ist gerade in den schwärzesten Tagen der japanischen Geschichte an die Frontlinie ihres Volkes gegangen. Wie sich Kaiser Hirohito für sein Volk einsetzte, das erzählt unser Bericht, für den authentische japanische, deutsche und amerikanische Quellen ausgewertet und Aussagen von Augenzeugen herangezogen wurden. Am 6. und 9. August vor zehn Jahren fielen die ersten Atombomben: auf Hiroshima und Nagasaki. Wenige Tage danach verkündete der Tenno die Kapitulation, um sein Volk vor dem Untergang zu bewahren.

Rebellion

14. August 1945. Oberstleutnant Hatanaka hat eben das Kriegsministerium in Tokio mit drei Offizieren verlassen. Ihm ist zu Ohren gekommen, daß der Kaiser eine Erklärung zur Kapitulation des Reiches auf eine Schallplatte gesprochen hat, die über den Rundfunk gesendet werden soll. „Das wäre das erste Mal in unserer Geschichte, daß das Volk die Stimme Seiner Majestät hört. Das müssen wir unser allen Umständen verhindern“, sagt der Oberstleutnant.

Die Offiziere stimmen ihm zu. „Noch im März hat der Ministerpräsident den Feind vor einer Landung auf unserem Mutterland gewarnt. Er sagte, daß sich unser Volk, wenn der Feind dennoch Fuß fassen sollte, wie ein Mann erheben werde, um ihn ein für allemal Zuschlägen“, erinnert einer „Und der Kriegsminister stellte schon damals fest, daß Armee und Marine ihre strategischen Vorbereitungen vollendet haben und nur auf den Augenblick warten, um den Feind mit einem einzigen Schlage zu vernichten“, ergänzt ein anderer „Millionen Soldaten, die noch keinen Schuß abgegeben haben, stehen unter den Waffen. Die Götter werden es niemals zulassen, daß ihr Land besiegt wird“, sagt der Oberstleutnant.

Und wie er denken Tausende.

Es war in den Jahren 1274 und 1281. Japan hatte die Forderungen des Enkels des berühmten Dschingis Khan, Kublai Khan, ein Vasallenstaat zu werden, abgelehnt. Da schickte er mehr als 100 000 Mann aus, um Japan niederzuwerfen. Wie ein Mann stand Japan auf, seine Ritterheere standen in hartnäckigen, blutigen Kämpfen. Und beide Male bewahrten die Götter ihr Volk vor der riesigen Invasionsflotte, indem sie im entscheidenden Augenblick einen gewaltigen Taifun losbrechen ließen, der die gesamte Mongolenflotte vernichtete. Die Japaner glauben an den „Götterwind von Ise“ — Kamikaze, nach dem heiligen Schrein von Ise benannt, in dem in einem Gottesleib der Geist der Sommergöttin ruht — und wissen, daß sie jedesmal, wenn ihr Land in Not und Gefahr gerät, durch solch einen Götterwind geschützt werden.

Sie glauben daran, daß es nicht genügt, sich auf etwas vorzubereiten, sondern daß man durch Häufung guter Taten die Götter bestimmen muß, ein günstiges Schicksal bereitzuhalten.

So wie es Admiral Togo im Jahre 1905 gemacht hat. Als er in der Tsushimastraße auf die russische Flotte wartete, die von Libau nac Wladiwostok fuhr, und als diese nicht am vorausberechneten Tage erschien, beriet er mit seinen Offizieren, ob die Russen durch die weiter nördlich gelegene Tsugarustraße fahren könnten und ob man deshalb nicht besser auch dorthin fahren sollte. Alle Offiziere bis auf zwei sprachen sich dafür aus. Die Entscheidung lag nunmehr allein bei Togo. Er zog sich in seine Kajüte zurück, verweilte dort einige Minuten in stiller Andacht und erklärte dann seinen Offizieren: „Wir bleiben noch einen Tag bei Tsushima“. Damals gab es keinerlei Nachrichtenmittel, und daß die russische Flotte nun wirklich dort eintraf und in einer welthistorischen Schlacht vernichtet wurde, das war eine Fügung, die über menschliches Begreifen geht. Es war ein Werk göttlicher Führung.

Die Götter lenken die Geschicke der Menschen. Die göttliche Hand im Geschick des japanischen Volkes offenbart sich nach Ansicht der Japaner nicht so sehr dem reflektierenden Verstand allein, sondern sie wird einem nur bei gleichzeitigem ernsthaftem Streben nach ethischer Vollkommenheit, dem Ziel der ostasiatischen Weltanschauung, zuteil.

Daran denkt Oberstleutnant Hatanaka. Wütend holt er aus seiner Tasche ein Flugblatt, das die Alliierten zu Tausenden bei ihren letzten Bombenangriffen abgeworfen haben. Es enthält den Text der Note, die der amerikanische Staatssekretär Byrnes am Abend des 11. August im Namen der vier Großmächte dem japanischen Gesandten in Bern hat überreichen lassen. Stockend liest Hatanaka seiner Begleitung einige Absätze daraus vor: „Zu der Note der japanischen Regierung, mit der sie die Bedingungen der Potsdamer Deklaration annimmt . . . Meine Herren, stellen Sie sich das vor! . . . nehmen wir folgenden Standpunkt ein: Die Autorität des Kaisers und der Regierung soll vom Augenblick der Kapitulation an dem Obersten Befehlshaber der alliierten Mächte unterstellt werden. . . . Das ist Verrat, meine Herren! . . . Der Kaiser wird aufgefordert werden, die LInterzeichnung der Kapitulationsbedingungen zu bestätigen. Er wird allen Streitkräften den Befehl erteilen, die Operationen einzustellen und die Waffen auszuliefern . . .“

„Unerhört, diese Zumutung“, fällt ihm einer der Offiziere ins Wort. „Noch sind wir Herren im eigenen Land. Das kann und darf nicht sein . „Hören Sie weiter: Der Kaiser wird alle anderen Befehle erteilen, die der Oberste Befehlshaber für die Durchführung der Kapitulationsbedingungen für nötig hält. Die bewaffneten alliierten Streitkräfte werden in Japan bleiben, bis die in der Potsdamer Deklaration dargelegten Ziele erreicht sind“.

Hatanaka zerreißt das Flugblatt. „Es muß gehandelt werden, meine Herren. Die Götter werden mit uns sein.“

Hatanaka und seine Anhänger gehen ans Werk. Sie organisieren einen Aufstand, sie wollen sich um ihren Kaiser scharen und weiterkämpfen.

Wenige Stunden später sprechen sie beim Kommandeur der Kaiserlichen Gardedivision vor.

General Mori empfängt Oberstleutnant Hatanaka und die drei Offiziere. In seiner Dienststelle befindet sich nur noch sein Neffe, Oberstleutnant Shiraishi. „Was wünschen Sie?“, fragt der General.

Hatanaka geht ohne Umschweife auf sein Ziel los: „Herr General, es besteht kein Zweifel, daß die Entscheidung zur Kapitulation Seiner Majestät von unpatriotischen Beratern aufgezwungen worden ist. Der Tod mit der Waffe in der Hand ist ehrenvoller als diese schmachvolle Kapitulation. Ich fordere Sie mit allem Nachdruck auf, unsere Aktion zu unterstützen, damit die Entscheidung Seiner Majestät, notfalls mit Gewalt, rückgängig gemacht wird“.

Der General lehnt dieses Ansinnen ab. Schüsse strecken ihn nieder. Er muß seine Weigerung mit dem Leben bezahlen.

Da sein Neffe ihn schützen will, wird er niedergestochen. Über die Leichen dieser beiden treuen Diener des Kaisers hinweg ist der Weg in den Kaiserpalast frei

„Die Palasttore sind zu besetzen! ”

Feldwebel Yamada und Unteroffizier Hatano gehören zur Kaiserlichen Gardedivision. Sie haben Wache im Kaiserpalast. Am Vormittag des 14. August ist es hier hoch hergegangen. Die Minister und die beiden Stabschefs sind in den Palast gerannt. Es muß etwas Außergewöhnliches geschehen sein, denn sie sind in Straßenkleidung gekommen. Bei Hofe ist sonst eine bestimmte Hofkleidung vorgeschrieben.

Zwei Stunden danach haben die Kabinettsmitglieder den Palast in sehr niedergedrückter Stimmung verlassen.

Die beiden Unteroffiziere wissen nichts von dem, was sich hinter verschlossenen Türen abgespielt hat. Sie haben auch keine Ahnung davon, daß der Kaiser den Wunsch hatte, direkt vor dem Mikrofon persönlich zu seinem Volk zu sprechen und eben in dieser Stunde — es ist kurz vor Mitternacht dem Rat seiner Hofbeamten folgend, eine Schallplatte bespricht.

Feldwebel Yamada schmerzen die Narben, die er seit seiner schweren Verwundung in der Mandschurei trägt. Er ist stolz darauf, beweisen sie doch, daß er sich tapfer für seinen Kaiser geschlagen hat.

„Ich liebe das Leben, Hatano, und dennoch bin ich betrübt, daß ich es nicht für Kaiser und Reich geben durfte“, sagt Yamada nachdenklich.

„Leben und Tod sind beide natürlich und zwangsläufig. Der Tod ist daher auch nicht erschreckender als das Leben“, antwortet Hatano.

„Aber nur, wenn du auf ihn vorbereitet bist. Ein inhaltloser Tod ist schlimm und die Folge eines gleichgültigen, oberflächlichen Lebens“.

„Wie wenig wissen doch die Feinde und Freunde unseres Mutterlandes davon, daß wir den Tod nicht verachten, daß unsere Bereitschaft zum Tod in dem Wissen gründet: Das erfüllte Leben ist die vollkommenste Vorbereitung auf den Tod. Nur der kann siegen, der auch selbst bereit ist zu fallen.“

„Unsere Todesflieger sind keine verwegenen Draufgänger, die ihr Leben wegwerfen. Sie sind ernste Menschen, die sich auf diese Tat der Selbstaufopferung vorbereitet haben.“

„Darum leben ihre Seelen weiter im Yasukuni-Schrein dort oben auf dem Kudansaka-Hügel. Hier werden die gefallenen Helden zu Götter-söhnen. Verstehst du nun, warum ich gerne mein Leben gegeben hätte?“, fragt Yamada. „Wir haben uns Seiner Majestät geweiht und wollen uns auf die Stunde vorbereiten, in der der Ruf an uns ergeht“, bekennt Hatano feierlich.

Sie denken dabei an jene drei japanischen Pioniere, die im Jahre 1932 bei der ersten Schlacht zu Shanghai einen Befestigungsgürtel mit einer Bambusstange, die mit hochexplosivem Sprengstoff geladen war, sprengen und damit einen Anmarschweg für die Sturmtruppen schaffen sollten. Die Pioniere hatten den Auftrag, die Stange an die befohlene Stelle zu werfen und sich dann zurückzuziehen. Als sie jedoch sahen, daß durch einen einfachen Wurf nicht die erwartete Wirkung zu erzielen war, sprangen sie mit entsicherter Ladung auf die zu sprengende Stelle. Mit dem Ruf „Tenno heika banzai“ — „Es lebe Seine Majestät der Kaiser“ — wurden sie in Stücke zerrissen. Durch ihr Opfer machten sie den Weg frei für ihre Kameraden.

„Wie auch der Ruf an die Pioniere ergangen ist, die als die drei menschlichen Bomben in unserem Volke weiterleben“, sagt Yamada plötzlich. „Oder die 47 Ritter, die Jahr um Jahr das unerschütterliche Verlangen in sich wachgehalten haben, die Beleidigung, die ihrem Herrn von einem hochmütigen Zeremonienmeister des Shogun zugefügt worden war, zu rächen, um sich dann nach dem Racheakt am Grabe ihres Herrn zu entleiben. Alle 47, unter ihnen der erst fünfzehnjährige Sohn Oishis, des Führers der Ritter, der seinem Vater, ohne mit der Wimper zu zucken, in den Tod gefolgt ist.“ „Solange unser Volk von diesem Geist beseelt ist, kann es nicht untergehen. Daran wird auch die neue Waffe des Feindes ...“, will Yamada fortfahren, da erreicht ihn der Befehl: „Sofort sind alle Palasttore zu besetzen! Die Palastpolizei ist zu entwaffnen! Jede Verbindung mit der Außenwelt ist zu zerstören!“

Da sieht Yamada, daß Truppen den Palast stürmen. Sie dringen mit Gewalt ein. Wollen sie den Kaiser zwingen, den Krieg zu beenden? Trachten sie ihm gar nach dem Leben? So geht es Yamada und Hatano durch die Köpfe. Ihnen bleibt keine Zeit, sich Gedanken zu machen.

Sie wissen nicht, was die angeordnete Palastdurchsuchung bezweckt. Wegen der ständigen Fliegerangriffe ist der sonst so stille Palast völlig verdunkelt, überall flammen Taschenlampen auf.

Die Meuterei bricht zuzammen

Zur selben Zeit stecken die Aufständischen die Häuser einiger Minister in Brand. Der Ministerpräsident entkommt um ein Haar dem Tode.

General Tanaka, der Kommandierende General des Bezirks, in dem auch der Kaiserliche Palast liegt, leitet sofort eine Gegenaktion ein, als er von dem Aufstand erfährt. Zunächst fährt er zum 1. Regiment der Kaiserlichen Gardedivision, dessen Kommandeur die Truppe gerade zum Sturm mit geladenen Gewehren und aufgepflanzten Bajonetten auf den Palast des Tenno anführen will.

„Alle Ihrem Regiment erteilten Befehle sind von einer Offiziersgruppe unter Führung von Oberstleutnant Hatanaka gefälscht. Das Leben Seiner* Majestät ist in Gefahr. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Sie halten Ihr Regiment in Alarmbereitschaft, Oberst Watanabe“, befiehlt der General.

Im Palast haben die Aufständischen bereits ein weiteres Regiment mobilisiert. General Tanaka spricht zu den Soldaten. Fast drei Stunden schildert er ihnen, was sich ereignet hat. Feldwebel Yamada und Unteroffizier Hatano erfahren so, daß die Rebellen ihren Kommandeur erschossen haben und daß es ihnen so gelungen ist, die Gardedivision des Kaisers gegen die Friedensbemühungen Seiner Majestät einzusetzen.

Die Soldaten sind entmutigt, aber noch sehen sie nicht klar. Immer wieder muß General Tanaka sie beschwören, ihm zu glauben, daß der Kaiser angesichts der furchtbaren Katastrophen in Hiroshima und Naga-saki den Frieden will. Sie können und wollen es nicht fassen, daß alle Opfer im Kriege vergeblich gewesen sein sollen. Sie wollen es nicht glauben, daß die Götter ihr Land im Stich gelassen haben. Es bedarf der ganzen Überzeugungsgabe des Generals, die Soldaten endlich zur Vernunft zu bringen. Schließlich ziehen sie ab.

Oberstleutnant Hatanaka aber und die drei Offiziere, die diese Rebellion organisiert haben, machen ihrem Leben auf der Stelle selbst ein Ende. Durch den Freitod sühnen sie für ihre Handlungsweise. Andere Rebellen werden von der Polizei festgenommen.

Die Meuterei im Kaiserpalast ist zusammengebrochen

Wo ist die Schallplatte?

Die drohende Ankündigung der Kapitulation durch den Tenno wollten die Rebellen verhindern. Sie hatten daher den Präsidenten des Informationsamtes und drei Vertreter der Rundfunkgesellschaft eben in dem Augenblick festgenommen, als diese den Palast verlassen wollten. General Tanaka hört jetzt von den inzwischen wieder freigelassenen Beamten, daß sie während der ganzen Zeit strengstens bewacht und scharf verhört worden seien. Sie hätten jedoch immer wieder gesagt, daß sie über das Versteck der Schallplatte nichts wüßten.

Die Kaiserliche Familie kann nunmehr ihr Versteck, das sie fluchtartig hatte aufsuchen müssen, verlassen. Der Tenno läßt sogleich General Tanaka zu sich kommen, um ihm für seine Treue und seine Gegenaktion zu danken.

Noch aber ist die Lage ungeklärt. Da die Schallplatte im Kaiserpalast nicht gefunden wurde, will eine andere Gruppe von Rebellen den Sender Tokio besetzen und die Übertragung der Rede des Tenno verhindern. Sie hat darüber hinaus den Plan, das Volk aufzurufen, den Krieg fortzuführen. Es gelingt ihr auch, das Rundfunkgebäude zu besetzen.

Aber die Platte, die in einem Paket zum Funkhaus gebracht wird, ist vorsorglich vertauscht worden. Diese Platte, von deren Inhalt sich die Meuterer nicht überzeugen, ist ihnen in die Hände gefallen. Doch das ist schon nicht mehr von Bedeutung, weil es den Anhängern des Kaisers gelingt, die Rebellen dafür zu gewinnen, daß sie sich den Befehlen fügen. Die richtige Schallplatte sollte durch einen anderen hohen Hofbeamten ins Rundfunkgebäude gebracht werden. Beinahe hätte er seinen Auftrag nicht ausführen können, da sein Auto unterwegs eine Panne hatte. Gerade in diesem Augenblick fuhr der heutige Generaldirektor der japanischen Eisenbahn vorbei. Er nahm den Hofbeamten mit, und beide kamen schließlich mit Verspätung im Funkhaus an

Der Kaiser spricht

15. August.

Wenige Stunden nach dem Aufstand im Kaiserpalast hört die ganze Nation mit größtem Erstaunen zum ersten Mal in ihrer Geschichte die Wiedergabe der Stimme ihres Kaisers. Auch Feldwebel Yamada und Uffz. Hatano lassen sich dieses historische Ereignis nicht entgehen.

„An unsere guten und treuen Untertanen!“ So beginnt der Kaiser „nach tiefer Überlegung über den allgemeinen Lauf der Welt und über die gegenwärtige Lage unseres Reiches haben wir heute beschlossen, diese Situation durch eine außergewöhnliche Maßnahme zu beenden.“

Gespannt lauschen die Millionen Hörer. Die meisten von ihnen rechnen damit, daß der Tenno jetzt der Vertragsbrüchigen Sowjetunion den Krieg erklären wird.

Der Kaiser spricht weiter: „Wir haben unsere Regierung angewiesen, den Regierungen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Chinas und der Sowjetunion mitzuteilen, daß unser Reich die Bedingungen ihrer gemeinsamen Proklamation annimmt.“

Kapitulation? Wir, die wir in unserer 2600jährigen Geschichte noch nie eine Niederlage erlitten haben, sollen kapitulieren? So fragen sich in dieser Stunde Millionen von Japanern.

Der Kaiser sagt ihnen: „Für das gemeinsame Wohl und Glück aller Nationen sowie für die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Untertanen zu streiten, ist die feierliche Verpflichtung, die uns von unseren kaiserlichen Ahnen übertragen worden ist. Sie ruht tief in unserem Herzen. Wir erklärten den Vereinigten Staaten und Großbritannien den Krieg aus dem Wunsche, die Selbstverwaltung Japans und die Stabilität Ostasiens zu sichern. Wir hatten nicht die Absicht, die Unabhängigkeit anderer Nationen anzutasten oder auf territoriale Eroberungen auszugehen. Fast vier Jahre hat der Krieg nun gedauert. Obwohl alle ihr Bestes getan haben, trotz der Tapferkeit unserer Streitkräfte, trotz der umsichtigen Arbeit der Regierung und trotz der Hingabe unseres Hundertmillionenvolkes hat sich der Krieg nicht zum Vorteil unseres Reiches entwickelt. Die allgemeine Entwicklung hat sich gegen die Interessen unseres Reiches gerichtet.“

Die Millionen fühlen, daß ihr Kaiser um ihre Nöte und Entbehrungen vor allem der letzten Monate weiß.

Da mahnt der Tenno: „Der Feind hat darüberhinaus begonnen, eine neue und äußerst grausame Bombe zu verwenden. Ihre Wirkung ist unabsehbar und setzt das Leben vieler Unschuldiger aufs Spiel. Würden wir den Krieg fortsetzen, wäre das Ergebnis nicht nur der endgültige Zusammenbruch, ja die Auslöschung der japanischen Nation, sondern auch die völlige Austilgung der menschlichen Zivilisation.“

Hiroshima. Dieser Name durchzuckt die Herzen der Millionen. Noch immer sind keine Einzelheiten über das Ausmaß der Katastrophe bekannt. Doch jeder erinnert sich der Meldung von Radio Tokio:

„Hiroshima ist eine Ruinenstadt. Die Toten sind zu zahlreich, um gezählt werden zu können. Es ist unmöglich, bei den Toten festzustellen, ob es sich um Männer oder Frauen handelt ... Die Verwendung der Atombombe stellt eine Verletzung des Völkerrechts dar. Artikel 22 der Haager Konvention verbietet Angriffe gegen offene Städte.“

Dann war dasselbe in Nagasaki geschehen. Obwohl das Volk sich aufbäumen wollte, blieb es diszipliniert. Gefaßt hat es diese Bombardierungen ertragen. Gefaßt und diszipliniert vernimmt es die Verkündigung der Kapitulation durch den Tenno.

„Wir denken an die Offiziere und Soldaten, die auf dem Schlachtfeld gefallen sind, und an alle, die in Erfüllung ihrer Pflichten starben. Das Los ihrer verwaisten Familien kümmert unser Herz Tag und Nacht. Das Wohlergehen der Verwundeten und derjenigen, die ihr Heim und ihre Habe verloren haben, ist Gegenstand unserer großen Sorge.“

Nie werden die Millionen vergessen, daß ihr Kaiser am schwärzesten Tag der japanischen Geschichte die Sorgen seiner LIntertanen zu seinen eigenen macht. Millionen Herzen schlagen ihm entgegen. Die Augen füllen sich mit Tränen.

Und der Kaiser schließt: „Die Prüfungen und Leiden, die unsere Nation jetzt zu überstehen haben wird, sind sicher groß. Wir kennen die Gefühle unserer Untertanen. Die Erfordernisse der Zeit und des Schicksals haben uns veranlaßt, den Weg zum Frieden für alle Generationen der Zukunft zu beschreiten. Wir werden all das erdulden, was überhaupt erduldet werden kann. Unsere ganze Kraft muß dem Aufbau der Zukunft gewidmet sein. Geistige Größe und entschlossene Arbeit werden den Ruhm unseres Kaiserreichs bewahren und uns den Pfad des Fortschritts beschreiten lassen.“

Die Millionen Hörer erheben sich und erweisen ihrem Tenno, der an ihre Frontlinie gegangen ist, im stillen ihre Verehrung. Sie wissen, daß der Vater der Nation seine Kinder nicht im Stich lassen wird.

Auch die Regierung erläßt eine Proklamation, in der sie ihre grenzenlose Betrübnis zum Ausdruck bringt. „Die Wünsche des Kaisers müssen befolgt werden", heißt es darin.

Es wird weitergeschossen

Aber noch immer schweigen die Waffen nicht. MacArthur gibt die Versenkung von 40 000 Tonnen japanischen Schiffsraums am 15. August und die Zerstörung von 19 japanischen Flugzeugen bekannt. 9a)

Radio Moskau meldet, daß eine Kapitulation noch nicht vorliege und daß die S August und die Zerstörung von 19 japanischen Flugzeugen bekannt. 9a)

Radio Moskau meldet, daß eine Kapitulation noch nicht vorliege und daß die Sowjetunion daher ihre Offensivoperationen gegen Japan fortsetzen werde, 9b)

Marschall Tschiang Kai-Schek wird von den kommunistischen chinesischen Truppen „faschistischer Häuptling" tituliert. Er weigert sich, dem Befehl des Führers dieser Truppen Folge zu leisten, wonach alle japanischen Streitkräfte ultimativ zur Übergabe aufzufordern sind. Der Marschall nennt diesen Befehl ungerecht und den chinesischen Interessen zuwiderlaufend. 10) August. Der Kaiser befiehlt die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten. Er beauftragt einen Onkel der Kaiserin mit der Neubildung der Regierung. 11) Noch nie ist bis zu diesem Tage ein Mitglied des Kaiserhauses an die Spitze der Regierung befohlen worden. 17. August. Die japanische Regierung muß MacArthur darum ersuchen, Schritte zu unternehmen, damit die sowjetische Offensive in der Mandschurei eingestellt wird. 12) 20. und 21. August. Die Vertreter Japans erteilen in Manila Auskunft über die Fragen, die mit der bevorstehenden Besetzung des Reiches Zusammenhängen. Die Regierung erläßt bereits ein Fraternisierungsverbot mit den Besatzungsmächten, noch ehe diese in Japan sind. 13)

Ergebt euch nicht!"

In der ersten Woche nach der Kapitulation werfen japanische Marineflugzeuge über Tokio mehrmals Flugblätter ab, in denen es heißt: „Ergebt euch nicht! Glaubt dem Kaiserlichen Erlaß nicht, denn er ist gefälscht!“ *)

In den Straßen werde außerdem Flugblätter verteilt, in denen die Regierung angeklagt wird, daß sie den Kaiser falsch beraten und die Nation an den Feind ausgeliefert hat.

Die Palastgarde, die auf den gefälschten Befehl des Oberstleutants Hatanaka hereingefallen war, wird durch andere Truppen ersetzt. Nur zwei Abteilungen bezweifeln die Richtigkeit des kaiserlichen Kapitulationserlasses. Eine besetzt den Atago-Hügel, die andere erobert den Ueno-Hügel im Zentrum Tokios. Sie können jedoch gezwungen werden, sich aufzulösen. Die jungen Offiziere der Uenogruppe begehen Selbstmord, die Atagogruppe sprengt sich mit Handgranaten in die Luft. Eine andere fanatische Gruppe verübt aus Protest gegen die Kapitulation Selbstmord auf dem Platz vor dem kaiserlichen Palast. 14)

Diese Aktionen ändern jedoch nichts mehr daran, daß der Krieg beendet ist.

Verdiente Politiker und Generale machen ihrem Leben durch Harakiri ein Ende, weil sie dieses Ende nicht überleben wollen. LInter ihnen jener General Tanaka, der den Aufstand im Kaiserpalast zum Scheitern gebracht hat. Auch die Aufständischen waren nur aus Hingabe an den Kaiser zu Rebellen geworden.

Der letzte Kriegsminister Anami wählt ebenfalls den Freitod, nicht ohne sich in seinem Testament beim Kaiser wegen der Kränkung, die er dadurch begehe, entschuldigt und seinen unerschütterlichen Glauben an die Ewigkeit des Götterlandes Japan kundgetan zu haben.

Showa -leuchtender Friede

Der Kaiser wird niemals mit seinem persönlichen Namen, sondern stets mit seinem Aera-Namen genannt. Der Kaiser, den die ganze Welt unter dem Namen Meiji kennt, der Großvater des jetzigen japanischen Kaisers, hieß Mutsuhito. Sein Aera-Name ist „Meiji“, das heißt „Erleuchtete Regierung“, eine Bezeichnung, die diesem Geschichtsabschnitt alle Ehre macht. Hat doch dieser Kaiser den damals wehrlosen und völlig isolierten Inselstaat in wenigen Jahrzehnten zur Großmacht erhoben.

Der Aera-Name Kaiser Hirohitos ist „Showa“, das heißt „Leuchtender Friede“. Wenn es diesem Kaiser auch nicht vergönnt war, in einer Zeit des Friedens zu leben, so führt er den Namen doch insofern zu Recht, daß er sich persönlich stets für die Erhaltung des Friedens und, nachdem es zum Kriege gekommen war, stets für die Wiedergewinnung des Friedens eingesetzt hat.

Als die Spannungen zwischen Japan und den Vereinigten Staaten sich immer mehr verschärften, war es der Kaiser, der die Politiker und Militärs am 6. September 1941 zu sich berufen und nachdrücklich zur Abwendung der Katastrophe eines japanisch-amerikanischen Krieges geraten hat. Er zitierte ein Gedicht seines Ahnen Meiji:

Yomo no uttii miiia karakara to owou yo ui nazo nami kaze no tachisawagurainu Zwischen den vier Meeren Brüder und Schwestern, dacht ich, sind doch die Menschen. Wellen und Winde, warum aber steigen und toben sie dann?

Mit diesem Gedicht brachte Kaiser Meiji seine Sorge über die internationalen Spannungen zum Ausdruck und interpretierte das allgemein Menschliche aller Völker. Er (Kaiser Hirohito) bemühe sich, sein Leben nach dem Geist Meijis auszurichten, der ein so großer Freund des Friedens gewesen sei.

Diese Mahnung wurde verstanden. Ministerpräsident Fürst Konoe will die Spannung mit den Vereinigten Staaten beseitigen, aber Roosevelt verlangt vor einer Konferenz die Erfüllung bestimmter Bedingungen (u. a. Aufgabe des Dreierpaktes), die für Japan unannehmbar sind. 15) Dem Fürsten bleibt nun keine andere Wahl, als am 17. Oktober 1941 zurückzutreten, da seine Stellung den Militärs gegenüber erheblich geschwächt ist. So folgt das Militärkabinett Tojo, das aber zunächst auch zu verhandeln versucht.

Selbst innerhalb der japanischen Regierung wußte bis zum November 1941 niemand mit Sicherheit, ob es zum Kriege kommen würde. Es stand lediglich fest, daß der neue achsenfreundliche Premierminister Tojo und sein Kreis, der den friedliebenden Fürsten Konoe im Oktober 1941 abgelöst hatte, unter Umständen einen Krieg wagen würde. Ob aber diese LImstände, die von den in der Schwebe befindlichen Verhandlungen mit den Amerikanern abhängig waren, jemals eintreten würden, war zunächst unsicher. Das galt auch für die Frage, ob Tojo sich gegebenenfalls gegen die starken, einem Kriege widerstrebenden Kräfte, die sich teilweise in der nächsten Umgebung des Kaisers befanden, würde durchsetzen können. Japan hat sich nicht auf dieselbe leichtfertige Weise an diesem Krieg beteiligt, wie das Hitler getan hat. Ein monate-, ja jahrelanges innerpolitisches Tauziehen, Beratung über Beratung, Intrige gegen Intrige gingen diesem Beschluß voran. Japan war nicht in der Weise »gleichgeschaltet“ wie Deutschland das war. Es gab keinen „Führer , sondern viele führende Persönlichkeiten, die alle verschiedene Ansichten besaßen.

Jeder, der die Monate vor Pari Harbour in Tokio weilte, wird bezeugen, wie ungewiß der Ausgang des innerpolitischen Ringens war. 16) Schließlich kommt es zu Pearl Harbour. Der gigantische Kampf zweier Seemächte beginnt.

Bis Ende April 1945 ist in Tokio ein Viertel aller Häuser — 510 000 — zerbombt, über 2 Millionen Menschen sind obdachlos. Die Kaiserliche Familie muß oft in den Schutzraum. Der Kaiserpalast hat schwere Treffer erhalten, aber der Kaiser bleibt in der Hauptstadt seines Reiches.

Am 8. Mai 1945 kapituliert Deutschland bedingungslos ohne Konsultation Japans. Der japanische Außenminister erklärt: „Deutschland hat den Dreierpakt in flagranter Weise gebrochen. Wenn es nur noch gegen die Sowjetunion, der gegenüber Japan neutral ist, Krieg zu führen beabsichtigt, steht Japan im Widerspruch zu den Kriegszielen Deutschlands.“

Wieder schaltet sich der Kaiser ein

Da zwischen Japan und der Sowjetunion kein Kriegszustand herrscht, läßt der Kaiser Mitte Mai 1945 durch Industrielle in Moskau in der Form eines Memorandums Waffenstillstandsvorschläge überreichen, die hohe sowjetische Diplomaten an die westlichen Alliierten in San Franzisko übermitteln.

Die Alliierten nehmen die Vorschläge mit der Begründung nicht an, daß sie nicht der Forderung nach bedingungsloser Kapitulation entsprechen, die schon im November 1942 auf der Konferenz von Kairo festgelegt worden ist.

Der Kaiser hat diesen Schritt also umsonst unternommen.

Was er und seine Regierung aber nicht wissen können, ist folgendes: Roosevelts Geringschätzung des japanischen Gegners ist schon lange ins Gegenteil umgeschlagen. Bereits im Oktober 1943 ließ Roosevelt in Moskau Besprechungen über den Eintritt der Sowjetunion in den Krieg gegen Japan führen. Er überschätzt die japanische Widerstandskraft noch im Februar 1945 derart, daß er die Kriegserklärung Moskaus an Japan auf der Jalta-Konferenz um jeden Preis erkauft. Nachdem die Alliierten ihr Kriegsziel Nummer eins, die Niederwerfung Deutschlands, erreicht haben, sind ihre Kräfte für das Kriegsziel Nummer zwei, die Vernichtung Japans, frei. Moskau läßt sich viel Zeit.

Am 26. Juli 1945 ergeht die Proklamation von Potsdam an Japan. Die Bedingungen sind hart. Es heißt darin u. a.: „Wir, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, der Präsident der Nationalregierung Chinas und der Premierminister von Großbritannien, die wir die Hunderte von Millionen unserer Landsleute repräsentieren, haben miteinander beraten und sind übereingekommen, daß Japan die Gelegenheit gegeben werden soll, diesen Krieg zu beenden ... Die Macht der freien Völker der Welt steht dem japanischen Volk in schrecklicher Klarheit vor Augen . . . Die Mächte sind unermeßlich größer als diejenigen, die gegen die Nazis eingesetzt waren .. . Die volle Anwendung unserer Militärmacht bedeutet die unvermeidliche und vollständige Vernichtung der japanischen Streitkräfte und ebenso unvermeidlich die äußerste Zerstörung des japanischen Heimatlandes. Für Japan ist daher die Zeit gekommen, sich zu entscheiden, ob es sich weiter von den eigenwilligen militärischen Ratgebern beherrschen lassen oder dem Pfade der Vernunft folgen will.

Wir geben deshalb unsere Bedingungen bekannt, von denen wir nicht abweichen werden. Es gibt keinerlei Alternativen, und wir werden keinerlei Aufschub dulden ... Wir fordern die japanische Regierung auf, sofort die bedingungslose Übergabe aller japanischen Streitkräfte zu proklamieren und uns durch entsprechende Versicherungen ihren guten Willen zu bezeugen. Die Alternative für Japan ist die vollständige, äußerste Zerstörung.

Potsdam, 26. Juli 1945.

Churchill, Truman, Tschiang Kai-Schek.“

-Stalins Unterschrift fehlt.

Die japanische Regierung erhält von dieser Proklamation nur durch den Rundfunk Kenntnis, also nicht offiziell auf dem diplomatischen Wege.

Dennrch befaßt sich das Kabinett schon am darauffolgenden Tag damit. In der Sitzung geht es sehr heiß her. Kriegsminister Anami und das Oberkommando protestieren gegen die Annahme der Bedingungen. Sie wollen bis zum letzten Atemzug weiterkämpfen. Erst als Außenminister Togo mitteilt, daß der Kaiser ihm gegenüber die Proklamation für annehmbar erklärt habe, fällt die Entscheidung für den Frieden aus. Anami und seine Anhänger werden überstimmt, und man kommt überein, daß der Ministerpräsident den Pressevertretern nur sagen solle, daß die Regierung hinsichtlich des alliierten Ultimatums noch zu keinem Entschluß gekommen sei. * ) 28. Juli. Die New York Times verkündet in ihrer Schlagzeile: Flotte schlägt zu, da Tokio Bedingungen ignoriert.

Was war geschehen? Warum hat die entschiedene Stellungnahme des Kaisers für den Frieden wiederum nicht zum Erfolg geführt?

Wurde das Ultimatum wirklich abgelehnt?

Erst viele Jahre später wird Kazuo Kawai Licht in das Dunkel bringen. Die japanische Regierung hatte nach Kawai nicht die mindeste Absicht, die alliierten Forderungen abzulehnen. Der Ministerpräsident erklärte am 28. Juli in der Pressekonferenz: „Die Regierung verfolgt eine Politik des mokusatsu“. „Mokusatsu" bedeutet nun unglücklicherweise sowohl „ignorieren“ als auch „sich des Kommentars enthalten“. Der Mann, der die Erklärung ins Englische übersetzte, wählte dabei die falsche Bedeutung „ignorieren“.

Warum die Regierung die falsche Übersetzung nicht berichtigte, darüber kann Kawai auch nur Vermutungen anstellen.

Im amerikanischen Kriegsministerium herrscht gespannte Erwartung. Kriegsminister Stimson erklärt am 28. Juli: „Japan hat unser Ultimatum zurückgewiesen. Angesichts dieser Ablehnung bleibt uns nichts anderes übrig, als nunmehr tatsächlich zu zeigen, daß das Ultimatum genau so gemeint war, wie es lautete. Dazu ist die Atombombe eine hervorragend geeignete Waffe“.

Am 3. August gibt das Hauptquartier der amerikanischen 20. Luftflotte bekannt: „Die Superfestungen haben eine vollständige Blockade des japanischen Mutterlandes herbeigeführt ... Die Häfen der japanischen Stamminseln sind praktisch geschlossen, jeder einigermaßen bedeutende Hafen ist durch Minen abgeriegelt worden". (AdG 349.)

Der schon einmal zitierte Kazuo Kawaiwirft dem Kreml vor, daß er es unterlassen habe, seine westlichen Alliierten über die Bereitschaft Japans zur Kapitulation zu informieren.

Jakob Malik ist der diplomatische Vertreter der Sowjetunion in Japan. Offiziell ist die Sowjetunion noch immer neutral. Den japanischen Vorschlägen gegenüber, die ihm Hirota schon am 3. Juni vorträgt, verhält sich Malik kühl.

Wieder ist es der Kaiser, der die Dinge nicht auf sich beruhen läßt. Am 12. Juli beauftragt er Fürst Konoe mit einer persönlichen Friedens-Botschaft. Der ehemalige Ministerpräsident des letzten Friedenskabinetts soll nach Moskau fliegen und dort die Beendigung des Krieges um jeden Preic erwirken.

Stalin und Molotow lassen sich aber mit der Ausrede entschuldigen, daß sie zu sehr mit den Vorbereitungen zur Potsdamer Konferenz in Anspruch genommen seien. In Potsdam erwähnt Stalin diese Friedensbemühungen Truman gegenüber nur ganz nebenbei. Er weist sie kurzerhand als unaufrichtig ab. Er will sich den Gewinn nicht mehr entgehen lassen, auf den er spekuliert, seit Roosevelt in Jalta seine Zusage zum Kriegseintritt gegen Japan erkauft hat. Würde Japan vor dem Kriegseintritt Moskaus kapitulieren, dann käme er um seinen Anteil an der Kriegsbeute.

Stalin unterschreibt die Potsdamer Proklamation nicht, weil er dann seine Karten aufdecken müßte.

Bei der Kündigung des Neutralitätspaktes mit Japan hat Molotow dem japanischen Botschafter in Moskau, Sato, gegenüber — wie aus amtlichen japanischen Verlautbarungen hervorgeht — sogar nachdrücklich betont, daß die Sowjetunion die nach der Kündigung des Paktes vertraglich vereinbarte Frist von einem Jahr einhalten werde. Japan vertraut auf dieses Wort, der Kreml aber bereitet im geheimen den Krieg gegen Japan vor, um noch in den letzten Kriegstagen seine Position im Fernen Osten entscheidend stärken und den Rahm der Kriegsbeute mit abschöpfen zu können.

In Potsdam bekennt Stalin nach außen hin noch keine Farbe. Ahnen Truman und Churchill, welche Spannungen daraus später resultieren werden?

Eisenhower will es gewußt haben. In seinen Memoiren schreibt er: „Ich sagte dem Präsidenten, daß ich das Eingreifen der Roten Armee in diesen Krieg durchaus mißbillige, da alles darauf hindeute, daß der Zusammenbruch Japans unmittelbar bevorstehe. Ich sah voraus, daß aus einer solchen Beteiligung große Schwierigkeiten entstehen würden, und machte den Vorschlag, daß wir wenigstens nicht um die Hilfe der Sowjets bitten oder gar betteln sollten. Es war meine persönliche Überzeugung, daß keine Macht der Welt die Rote Armee aus dem Fernost-Krieg heraus-halten könne, wenn nicht der Sieg errungen wurde, bevor sie eingreifen konnte“. Eisenhower gibt aber zu, daß er weder den künftigen erbarmungslosen ideologischen Kampf, noch die dadurch bedingte Lähmung 23a)

der internationalen Zusammenarbeit vorausgesehen hat.

Die Geister, die Roosevelt in Jalta gerufen hatte, ließen sich in Potsdam nicht mehr bannen. Was bedeuteten dem Kreml angesichts der sicheren Bente die Tatsachen, daß er seine westlichen Verbündeten nicht über die Friedensbemühungen Japans unterrichtete und daß er das dem japanischen Botschafter in Moskau gegebene Wort brach?

So kam es zum Ultimatum von Potsdam.

So kam es trotz der Schritte des Kaisers zu den Atombombardierungen Hiroshimas und Nagasakis.

Wir hätten weitermachen sollen"

15. August 1945. Eisenhower und seine Begleitung halten sich den letzten Tag in Moskau auf. Am Abend gibt Botschafter Harriman einen Empfang für die Besucher. Die Russen sind mit Persönlichkeiten des Außenministeriums und der Armee vertreten. Man bringt 1 rinksprüche aus. Während des Essens wird der amerikanische Botschafter dringend ins Außenministerium gerufen. Nach langer Zeit kommt er zurück, begibt sich in die Mitte des Saales und verkündet die Kapitulation Japans. Die Amerikaner brechen in freudige Hochrufe aus. Eisenhower bemerkt, daß Marschall Budjonny, der neben ihm steht, nicht sonderlich begeistert ist. Er fragt ihn: „Freuen Sie sich denn nicht, daß der Krieg vorüber ist? Der Marschall antwortet: „O ja, aber wir hätten weitermachen sollen, bis wir noch mehr von diesen unverschämten Japanern umgebracht hätten“.

Eisenhower fragt sich nachdenklich, ob der Marschall dabei nicht bedenkt, daß die Fortdauer des Krieges um nur einen Tag schon für viele Hunderte von Russen Tod oder Verwundung bedeutet 23b).

Erst vor wenigen Tagen, am 8. August, hat Molotow den japanischen Botschafter in Moskau empfangen und ihm erklärt: „Nach der Niederwerfung Deutschlands ist Japan die einzige Großmacht, die noch immer den Krieg fortsetzen will. Japan hat die Potsdamer Forderung nach bedingungsloser Kapitulation abgelöhnt. Der Vorschlag Japans, daß die Sowjetregierung die Vermittlung im Fernost-Krieg übernehmen soll, verliert damit jeden Boden. Um den Krieg schnellstens zu beendigen, hat die Sowjetregierung den Vorschlag ihrer Alliierten angenommen, sich dem Krieg gegen die japanische Aggression anzuschließen. Sie betrachtet sich vom 9. August an als im Kriegszustand mit Japan befindlich“.

Molotow besitzt darüber hinaus die Frechheit, am selben Tage in einer ergänzenden Bekanntmachung zu bestätigen, daß Japan die Sowjetregierung im Juni um Vermittlung ersucht und daß Kaiser Hirohito dieses Ersuchen später noch einmal in einer persönlichen Botschaft wiederholt hat.

Japan will kapitulieren

Trotz der Versuche des Kaisers, zu einem Verhandlungsfrieden zu kommen, sind Japan die Katastrophen von Hiroshima und Nagasaki nicht erspart geblieben. (Staatssekretär Byrnes hat am 30. August 194 5 bestätigt, daß Japan zwei Versuche schon vor dem Abwurf der Atombombe unternommen habe, zu einem Verhandlungsfrieden zu kommen. Beide Male seien die Japaner abgewiesen worden. Stalin habe das Ansinnen um Vermittlung noch bevor er die Alliierten konsultiert habe mit dem Hinwe’s abgelehnt, daß Japan keine Detailvorschläge unterbreitet habe.

Am 10. August gibt Radio Tokio bekannt: „Auf gnädigen Befehl Seiner Majestät des Kaisers, der, stets bestrebt, die Sache des Weltfriedens zu fördern, von dem tiefen Wunsch beseelt ist, die Feindseligkeiten bald zu beenden, ersuchte die japanische Regierung vor mehreren Wochen in der Absicht, der Menschheit das Elend einer Fortsetzung des Krieges zu ersparen, die Sowjetregierung, mit der sie damals in neutralen Beziehungen stand, darum, ihre guten Dienste für die Wiederherstellung des Friedens mit den Feindmächten einzusetzen. Leider schlugen diese Bemühungen für die Sache des Friedens fehl. Die japanische Regierung hat deshalb, dem Wunsche Seiner Majestät entsprechend, beschlossen, die Bedingungen der Potsdamer Deklaration, denen sich später auch die Regierung der Sowjetunion anschloß, anzunehmen unter der Voraussetzung, daß diese Deklaration keine Forderungen enthält, welche die Prärogativen Seiner Majestät als souveränen Herrscher berühren.“

Der japanische Außenminister gibt am selben Tage dem Sowjetbotschafter Malik eine dem Sinn nach gleichlautende Erklärung ab.

Sir Robert Craigie, der bei Kriegsausbruch britischer Botschafter in Japan war, betont noch am selben Tag, daß die Beibehaltung der Monarchie in Japan notwendig ist, wenn ein Chaos vermieden werden soll. Nach seiner Meinung hat sich der Kaiser immer gegen diesen Krieg gesträubt. Audi der amerikanische Botschafter Grew setzt sich für die Beibehaltung der Monarchie ein. Die beiden Diplomaten beweisen damit einen Weitblick, der an Sir Winston Churchills in seinen Memoiren niedergelegte Erkenntis erinnert, daß die Abschaffung der deutschen Monarchie nach dem ersten Weltkrieg einer der größten Fehler war.

Ausgerechnet die Sowjetunion, die am meisten von den Friedens-bemühungen des Kaisers wußte, richtet an die Großmächte mehrmals die Aufforderung, den Kaiser vor einem internationalen Gericht zur Aburteilung zu bringen.

Der Text der alliierten Antwortnote auf die Erklärung von Radio Tokio ist auf jenem Flugblatt wiedergegeben, das Oberstleutnant Hatanaka wütend zerriß, ehe er den Aufstand im Kaiserpalast organisierte.

So hat sich der Kreis der Ereignisse geschlossen, die der Kapitulation vorausgegangen sind.

Kaiserliche Konferenz

Feldwebel Yamada und Unteroffizier Hatano sind wieder Zivilisten geworden. Sie sprechen nicht gern über das, was sie am 14. August erleben mußten, als Soldaten den Kaiser aus Hingabe zwingen wollten, den Krieg fortzusetzen. Sie erinnern sich daran, daß am Vormittag dieses verhängnisvollen Tages die Kabinettsmitglieder in ihrer Straßenkleidung in den Palast gerannt waren.

Was ist damals geschehen? Erst viel später haben sie es erfahren.

Der Tenno hat eine Kaiserliche Konferenz einberufen. Zunächst trägt der Ministerpräsident die Gründe seines Außenministers vor, der eine sofortige Annahme der alliierten Antwortnote empfiehlt.

Wieder sind es Kriegsminister Anami und seine Anhänger, die diese Note für nicht ausreichend halten, den nationalen Bestand zu sichern. Sie empfehlen, daß erst noch die zweifelhaften Punkte geklärt werden sollen. „Wenn das nicht möglich sein sollte, dann ist die Entscheidung mit dem Schwert vorzuziehen. Wenn weiter gefochten wird, gibt es immer noch Chancen für einen Sieg. Es ist dann möglich, den Krieg unter besseren Bedingungen zu beenden."

Eine Chance? Gar noch ein Sieg?

Der Kaiser sagt jedoch: „Ich habe mir Ihre Gründe gegen die Annahme der alliierten Note sorgfältig angehört. Wenn ich mich für die Annahme der Potsdamer Deklaration entschied, so tat ich das nach reiflicher Überlegung".

Nach einer kurzen Pause fährt der Tenno fort: „Ich halte es für unmöglich, daß wir den Krieg fortführen können. Einige unter Ihnen zweifeln daran, ob wir unsere nationale Struktur erhalten können. Das hängt jedoch vom Willen unseres Volkes selbst ab."

In dieser schwersten Stunde seines Götterlandes vertraut der Kaiser auf sein Volk genau so unerschütterlich, wie das Volk auf seinen Kaiser vertraut.

Eindringlich mahnt er: „Wenn wir den Krieg nicht jetzt beenden, dann wird unsere nationale Einheit zerstört und die Nation ausgelöscht werden. Wenn wir aber jetzt nur etwas — und sei es noch so wenig — retten, dürfen wir für die Zukunft unseres Volkes hoffen".

Der Kaiser bittet die Anwesenden dringend, die Antwort der Alliierten anzunehmen. Er fordert sie auf, daß sie seine'Entscheidung vertrauensvoll durchführen. Er fordert darüber hinaus, daß die widerspenstigen Elemente unter den bewaffneten Streitkräften ausgeschaltet werden müssen.

In großer Sorge gedenkt er seiner Soldaten, aber er hat sich zu einem Entschluß durchgerungen, den nur ein Vater fassen kann, der sich für seine Kinder verantwortlich fühlt. Dieser Entschluß ist deshalb so bemerkenswert, weil der Feind seinen Fuß noch auf kein Stück des Mutterlandes gesetzt hat. „Ich verstehe die Gefühle der getreuen Soldaten, die sich nunmehr von dem erstbesten Feind gefangennehmen lassen müssen, aber ich will vor allem mein Volk vor der Katastrophe schützen. Ich bin bereit, alles zu tun, damit eine schnelle Beendigung der Feindseligkeiten möglich wird."

Dem Kaiser stehen Tränen in den Augen.

Die Anwesenden sind zutiefst gerührt.

Das Kaiserliche Edikt, das der Tenno bereits unterzeichnet hat, wird durch das Kabinett gebilligt.

Das Außenministerium sendet umgehend die Antwortnote an die Alliierten ab. Es ist die Antwort auf die Note, die am 11. August durch Staatssekretär Byrnes in Bern übermittelt worden ist. Darin heißt es u. a.: „Seine Majestät der Kaiser hat bezüglich der Annahme der Bedingungen der Potsdamer Deklaration durch Japan einen Kaiserlichen Erlaß herausgegeben. Seine Majestät ist gewillt, seiner Regierung und dem Kaiserlichen Hauptquartier die Ermächtigung zur Unterzeichnung zu erteilen und sie zu verbürgen. Seine Majestät ist auch gewillt, allen Streitkräften, wo immer sie sich auch befinden mögen, den Befehl zu erteilen, die Waffen zu strecken, und alle Befehle zu erteilen, die der Oberste Befehlshaber der alliierten Streitkräfte für notwendig hält, um die Durchführung der Bedingungen zu garantieren.

Togo, Außenminister."

Staatssekretär Byrnes übermittelt der japanischen Regierung daraufhin eine Botschaft mit den ersten Anweisungen. Sie schließt mit dem Satz: „General MacArthur wird Stunde und Ort für die offizielle Übergabe mitteilen“.

MacArthur wird also der Mann sein, der das Geschick des Götter-landes Japan für die nächste Zeit bestimmen wird.

Noch aber ist er nicht in Japan. Noch haben Sieger und Besiegte in Manila erst die Fragen besprochen, die mit der Besetzung des Mutterlandes Zusammenhängen.

Wenn sich auch die überwiegende Mehrheit des japanischen Volkes diszipliniert verhält, so geraten doch viele Anschauungen ins Wanken. Kein Wunder, ist es doch die erste große Niederlage in der langen Geschichte dieses Volkes.

Die Welt ist erstaunt, daß sich Japan so bedingungslos dem Feind ausliefert. Für sie kommt die bedingungslose Kapitulation unerwartet. Aber die Handlungsweise Japans ist ein Beispiel für die östliche Weisheit. Der Kaiser hat völlig selbstlos gehandelt und er allein hat dadurch den Bestand seines Volkes gesichert.

Tenno — Sohn des Himmels — nennen die Japaner ihren Kaiser. Nur seine Autorität hat den Bürgerkrieg verhindert.

Auch Yamada und Hatano können es noch immer nicht fassen, daß ihr Götterland besiegt worden ist.

Falsch wäre es, zu glauben, daß das japanische Volk unter dem Ei-druck der Atombombardierungen kapituliert hat. Ein Volk, dessen Charakter durch ständig drohende Gefahren, wie Erdbeben, Vulkan-ausbrüche und Taifune, gebildet ist, vermag auch im tiefsten Schmerz Haltung zu bewahren. Es weiß um die Unbeständigkeit alles Irdischen:

Wie Wind ist die Welt, den niemand erschaut, Wie Schnee, der kaum fallend, im Sonnenlicht taut.

Die Kirschblüte ist diesem Volk Sinnbild der Tapferkeit: sie blüht trotz Frost und Sturm als ein Bote des Frühlings. Sie hängt aber nicht ängstlich an ihrem Zweig, bis sie verdorrt. In voller Schönheit löst sie sich mutig und leichten Sinnes vom Leben, weil sie sich erfüllt hat.

Dieses Volk hat die unerhörte Fähigkeit, sich nie unterkriegen zu lassen und immer wieder von vorne anzufangen Hätte der Tenno die Fortführung des Krieges gefordert, wäre sein Volk lieber bis zum letzten Mann gefallen.

Daß der Kaiser sich für den Frieden entschieden und ihn gegen die fast geschlossene Opposition seines Generalstabs erzwungen hat, konnte damals die Mehrheit seines Volkes nicht fassen. Und doch ist sie ihm gefolgt, und heute dankt ihm sein ganzes Volk diese wahrhatt staatsmännische Entscheidung.

Hiroshima

Das Volk ist erschüttert und empört über die Atombombardierung Hiroshimas. Wie eine große Familie nimmt es Anteil an dem grausamen Schicksal der unschuldigen Frauen und Männer, Greise und Kinder.

Nur langsam sickert in den Augustwochen des Jahres 1945 durch, wie Hiroshima untergegangen ist.

Yamada hat einen erschütternden Brief von seinem Onkel erhalten:

„Am 6. August wird um 8. 10 Uhr entwarnt. Der Himmel ist wolkenlos. Da nähern sich in 8 500 Meter Höhe aus dem Nordosten drei amerikanische Flugzeuge vom Typ B 29 unserer Stadt. Wir kümmern uns nicht darum, weil um diese Zeit immer das Wetter-flugzeug oder ein Aufklärer zu kommen pflegt. Es ist ein heißer Tag, so daß viele ihre Hemden ausgezogen haben. In den Straßen herrscht lebhafter Verkehr. Es wird kein Fliegeralarm gegeben. Sorglos gehen alt und jung ihrer Tätigkeit nach. Zwei Flugzeuge drehen ab, die in der Mitte fliegende Maschine stellt plötzlich die Motoren ab. Ganz langsam senkt sich ein Fallschirm herab. Das Flugzeug, das ihn abgeworfen hat, gibt Vollgas. Die Motoren heulen auf, und es entschwindet im Westen.

Um 8. 15 Uhr erhellt ein blau-weißer Blitz den tiefblauen Himmel. Ich bin geblendet. Der Feuerball hat die Sonne verdunkelt. Die Welt scheint unterzugehen. Menschen schreien auf. Mich hat es in das Erdloch, das ich nach der Entwarnung verlassen wollte, zurückgeworfen. Die Hitze verbrennt die ungeschützten Leiber. Da folgt ein ohrenbetäubender Donnerschlag. Eine mächtige Luftdruckwelle wirft die Häuser um, soweit sie nicht schon durch die Hitze in Flammen aufgegangen sind. Später fällt ein schwarzer, schwerer Regen nieder.

„Pika-don!" — (Blitz-Donner) — geht es von Mund zu Mund.

Ich gehe durch unsere tote Stadt. Die armen Menschen, die sich im Freien befanden, sind verkohlt. Tausende liegen im Sterben, und wir können ihnen nicht helfen. Andere sind vor Schmerz wahnsinnig geworden. Ich kann dir das Elend nicht schildern. Es ist zu grausam. Sind das noch Menschen, die zu solchen Mitteln greifen?“

Yamada kann es nicht begreifen.

Truman aber stellt fest:

„Die Verwendung dieser neuen Bombe ist die Antwort der Alliierten auf die Zurückweisung des Potsdamer Ultimatums. Wir haben Japan gewarnt. Dieser Angriff stellt jedoch nur ein Vorspiel der kommenden Dinge dar. Wenn Japan nicht kapituliert, müssen weitere Atombomben abgeworfen werden.“

Am 9. August um 11. 02 Uhr ereilt Nagasaki, den alten Sitz japanischen Christentums, dasselbe Schicksal. Die Bombe detoniert in 490 Meter Höhe. Der Stadtteil Uragami, der in unmittelbarer Nähe des Detonationszentrums liegt, wird dem Erdboden gleichgemacht.

Wieder werden Menschen zu Asche, wieder verkohlen sie zu unförmigen Massen, wieder erleiden sie Blitzverbrennungen ersten bis dritten Grades, je nachdem, wie weit sie vom Detonationszentrum entfernt sind. Wieder sind Gesicht und Rücken der Verwundeten mit Holzsplittern, Glasteilchen und Eisenspänen übersät. Wer noch einmal ohne Verletzung davongekommen ist, ist vom Strahlentod gezeichnet. Wieder siechen Tausende dahin.

Das Elend ist so furchtbar, daß die Amerikaner sieben Jahre lang die Veröffentlichung von Aufnahmen, welche die Überlebenden gemacht haben, verbieten werden.

Ein Entsetzen geht durch die Welt. Es wird durch immer höhere Zahlenangaben der Todesopfer genährt. Fast eine halbe Million Opfer fordern diese zwei Atombomben. Immer noch sterben Menschen daran.

Churchill erklärt am 16. August im Unterhaus: „Der Beschluß über die Verwendung der Atombombe wurde in Potsdam von Präsident Truman und mir selber getroffen. Es ist überraschend, daß es Leute gibt, welche die Ansicht vertreten, daß eher eine Million Amerikaner und eine Viertelmillion Briten in verzweifelten Schlachten bei der Invasion Japans hätten geopfert werden sollen, als daß diese Bombe abgeworfen worden wäre. Die Atombombe brachte den Frieden“.

König Georg VI. bezeichnet die neue Waffe als eine Mahnung, daß die Nationen der Welt entweder auf das Mittel des Krieges verzichten oder durch gegenseitige Zerstörung zugrundegehen müssen.

Außenminister Bevin erklärt, daß der Einsatz so grauenhafter Waffen für immer abgewendet werden muß.

So urteilt man im August 1945. Was aber ist bis heute daraus geworden? Ist Hiroshima schon vergessen?

Und Nagasaki?

Nur etwa 300 von 1500 Schülerinnen und Schülern der Yamazato-Volksschule sind der Katastrophe von Nagasaki entkommen.

SCHUZO NISHIO SCHREIBT:

Viele kleine Löcher „Der Morgen graute. Das Feuer erlosch. Von den leuchtenden Strahlen der Morgensonne übergossen, zogen wir den Berg hinunter in die Stadt. Wo ich auch hinschaute, lagen die Toten. Tote mit mächtig angeschwollenen Brandblasen. Tote, denen eine ölige zähe Flüssigkeit aus den Augen quoll. Ich fürchtete mich sehr, mir wankten die Beine. Ich konnte nicht weitergehen.

Viele Bekannte lagen unter den Leichen. Lagen auch der Bruder und die Schwester mit schrecklich entstellten Gesichtern unter ihnen?

Die Stadt war zu Asche verbrannt. Die Straßen lagen unter der Asdie begraben. Wir wateten durch sie hindurch. Sie war noch heiß. Ein ekelhafter Geruch entströmte ihr. Wir hielten uns die Nase zu. Über die weiße Asche hinweg kehrten wir heim. Wo einst unser Haus gestanden hatte, erblickte ich geschwärzte Mauern und verkohlte Balken, und---------weiße Asche. Bruder und Schwester fanden wir nicht, nur Asche. Gestern waren sie noch gesund mit uns zusammen, jetzt sind sie diese Asche . . .

Ich hocke auf der Asche. Meine Tränen fallen auf sie. Wo sie niederfallen, entstehen kleine schwarze Löcher, viele, viele kleine schwarze Löcher ..."

SCHÜLER FUJIO TSUJIMOTO BERICHTET:

Das Antlitz der Mutter wird sichtbar „Ich besuche jetzt die Volksschule wieder. Ich bin nun im vierten Schuljahr. Der Sportplatz ist wieder aufgeräumt, und viele meiner Schulfreunde spielen dort. Jene Kinder wissen nichts davon, daß hier viele, viele ihrer Kameraden gestorben und zu Asche verbrannt worden sind. Auch ich laufe mit den Gefährten munter auf dem Platz herum . . . doch zuweilen taucht in mir unversehens das Bild jenes schreddichen Tages auf . . .

Dann kauere ich mich auf jenem Flecken Erde nieder, an dem meine Mutter verbrannt wurde. Meine Finger wühlen in der Erde.

Wenn man mit einem Bambusstock tiefer hineinbohrt, kommen schwarze Asche und verkohltes Holz empor. Wenn ich die Erde dort unverwandt anblicke, wird plötzlich in ihr das Antlitz der Mutter sichtbar.

Ich bin wütend, wenn ich sehe, daß meine Schulkameraden mit ihren Füßen jene Erde betreten.

Wenn ich auf den Sportplatz gehe, ergreift mich die Erinnerung an jenen Tag. Jener Platz ist mir teuer und stimmt mich immer traurig.

Ich werde noch vier bis fünf Jahre die Volksschule besuchen.

Während dieser Zeit wird mich wohl dieses Gefühl Tag für Tag nicht mehr loslassen. . . “

Auf Deck der Missouri

In der Bucht von Tokio liegt das Schlachtschiff Missouri, auf dessen Deck am 2. September 1945 die bedingungslose Kapitulation unterzeichnet wird.

MacArthur eröffnet den Akt. Er sagt unter anderem: „Wir sind hier versammelt, um ein feierliches Abkommen zu schließen, durch das der Friede wiederhergestellt werden soll. Es ist meine und der ganzen Menschheit ernste Hoffnung, daß aus dem Blut und Gemetzel der Vergangenheit eine neue bessere Welt hervorgeht. Als Oberkommandierender tue ich meinen festen Willen kund, bei der Erfüllung der mir über-übertragenen Aufgaben mit Gerechtigkeit und Toleranz vorzugehen. "

Dann lädt er die Bevollmächtigten Japans zur Unterzeichnung ein.

Mit erstem Gesicht unterzeichnet Außenminister Shigemitsu den Vertrag. Ihm folgt General Hirogiro als Vertreter des Generalstabs.

Der letzte Punkt des Kapitulationsvertrages lautet: „Die Autorität des Kaisers und der japanischen Regierung werden dem Oberkommando der alliierten Mächte unterstellt, das die erforderlichen Schritte nach eigenem Gutfinden tun wird, um die Durchführung der Bedingungen zu sichern".

Nach den Japanern unterzeichnen: General MacArthur und Admiral Nimitz für die Vereinigten Staaten, Admiral Sir Bruce Fraser für Großbritannien, General Hsu Yung-Tschang für China, General Deevianko für die Sowjetunion, General Blamey für Australien, Luftmarschall Isitt für Neuseeland, General Le Clerc für Frankreich und General van Oyen für die Niederlande.

Der gigantische Kampf zweier Seemächte ist beendet.

MacArthur verkündet dem amerikanischen Volk: „Eine neue Ära ist für uns angebrochen!“ Er gibt seiner Besorgnis über die Zukunft Ausdruck: „Wir haben die letzte Chance. Wenn es uns nicht gelingt, ein neues und besseres System zu schaffen, wird der Tod an unserer Türe stehen.“ Aber dann fährt er zuversichtlich fort: „Heute ist die Freiheit in der Offensive und die Demokratie auf dem Marsch. Heute kosten in Asien und Europa ungeknebelte Völker das ganze Gefühl der Freiheit und der Befreiung von Furcht. Amerika demonstrierte in vier Jahren, daß die Völker des Ostens und des Westens Seite an Seite Vorwärts-schreiten können. Die Geschichte unserer Soldaten hat uns das Vertrauen des Ostens errungen.“

Wird MacArthur recht behalten?

Brauen sich nicht schon in dieser Stunde neue Gewitterwolken am politischen Horizont zusammen?

Nie vergessen!

Präsident Truman erklärt: „Es war ein langer und blutiger Weg nach Tokio. Wir werden Pearl Harbour nicht vergessen. Und die Japaner werden die Missouri nicht vergessen. Wir werden den 2. September als Tag der Vergeltung in Erinnerung behalten.“ 3°)

Generalissimus Stalin erinnert sein Volk an den russisch-japanischen Krieg von 1904/05: „Daher haben wir mit Japan eine besondere Rechnung zu bereinigen. Vierzig Jahre haben wir auf diesen Tag gewartet. Nun wird die Sowjetunion eine Verbindung zum Meer haben. Nun ist für alle Völker der Welt der langersehnte Friede gekommen!“

Ist dieser Friede wirklich gekommen?

Ist die Welt wirklich von der Furcht befreit?

Während der neue Ministerpräsident Prinz Higashikuni sagt: „Der Krieg ist aus. Man möge den Haß begraben. Die Amerikaner sollen Pearl Harbour vergessen, und die Japaner das Bild der Zerstörung durch die Atombomben. Japan will als friedliebende Nation völlig von neuem beginnen"; *) während das eine Kriegskapital kaum abgeschlossen ist, deuten sich schon die Spannungen zwischen den noch immer alliierten Mächten an: Tschiang Kai-Scheck sieht dem Zweikampf mit Mao entgegen, und in Korea wird der 3 8. Breitengrad als Grenze zwischen der sowjetischen und amerikanischen Okkupationszone festgelegt.

Erkennen die Westmächte die Gefahr?

Die Yankees kommen

Sie denken nicht daran, weil sie mit den Aufgaben der Gegenwart zu beschäftigt sind. Am 8. September besetzen amerikanische Truppen Tokio. MacArthur läßt auf der amerikanischen Botschaft die amerikanische Flagge hissen als Symbol der Ordnung für die Bedrohten und als Zeichen des Sieges für diejenigen, die im Recht sind.

Am 9. September unterzeichnet General Okamura in Nanking die Kapitulation von einer Million japanischer Soldaten, die in China unter den Waffen stehen. Es kommt zu erschütternden Szenen an der Front. Die Offiziere und Männer können es noch immer nicht glauben, daß sie besiegt sind. Sie weinen, aber sie gehorchen ihrem Tenno.

Das japanische Volk gehorcht. Sein Tatsachensinn und seine Anpassungsfähigkeit stehen an der Wiege des Wiederaufbaus.

MacArthur ordnet an, MacArthur befiehlt, MacArthur erklärt.

Er ist in dieser Zeit der „ungekrönte weiße Kaiser“. So will es scheinen.

Er ordnet auch die Verhaftung der Kriegsverbrecher an. Auch Fürst Konoe, der den Krieg verhindern wollte und im Juli 1945 die persönliche Friedensbotschaft des Tenno nach Moskau überbringen sollte, wird von den Amerikanern als Kriegsverbrecher verdächtigt. Auch er soll ins Gefängnis eingeliefert werden. Am Abend, der diesem Tag vorausgeht, hat er alle seine Freunde eingeladen. Sie kennen sein Vorhaben nicht. Was ihn bewegt, hat er niedergeschrieben. Nach dem Abschiedsabend nimmt er sich an einem Novembertag des Jahres 1945 das Leben. Der Fürst konnte die schmachvolle Verdächtigung nicht überwinden.

MacArthur bestätigt, daß die unblutige Besetzung Japans ohne Beibehaltung des Kaisers unmöglich gewesen wäre. Er führt das Wahlstimmrecht der Frauen ein, er ordnet die Förderung des Gewerkschaftssystems und ein liberales Erziehungssystem an. Er befiehlt der Regierung, alle Beziehungen zu den ausländischen Mächten abzubrechen und das Eigentum sowie die Archive des diplomatischen Korps Japans in allen Ländern an die Alliierten abzutreten.

Den erbittertsten Kampf aber führt MacArthur gegen den einheimischen Götter-und Ahnenkult, den Shinto. Die heiligen Schreine und alle anderen Symboje des Shinto müssen aus den Schulen entfernt, Hinweise auf ihn aus den Lehrbüchern ausgemerzt werden.

Der Tenno macht dem Sieger-General einen Ergebenheitsbesuch. „Mich können Sie töten, aber schonen Sie mein Volk“, sagt er zu ihm. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich dieses Wort. Und das Volk schart sich noch enger um seinen Tenno. Als volksnaher Herrscher gewinnt er eine bis dahin undenkbare Popularität. Der Kaiser wird mit Recht als das nationale Gewissen Japans bezeichnet Die Selbstzucht, die Haltung in der Not, das tief verankerte Zusammengehörigkeitsgefühl und die anpassungsfähige Zähigkeit dieses Herrschers und seines Volkes sprechen eine beredtere Sprache als MacArthurs Erklärung vom 21. September 1945: „Japan wird niemals wieder eine Weltmacht werden!“

Mit solchen Äußerungen sollte man vorsichtig sein, weil es in der Geschichte nichts Endgültiges gibt. Hinzu kommt, daß die Ostasiaten ein anderes Geschichtsgefühl als wir haben. Für sie ist Geschichte Schau einer ewigen Gegenwart.

MacArthur ordnete an, daß die Lehre von der göttlichen Abkunft des Kaisers verschwinden müßte. In einer sehr geschickten Art und Weise nahm der Kaiser in seiner Neujahrsbotschaft vom 1. Januar 1946 zunächst Bezug auf den sogenannten Eid des Kaisers Meiji. Dadurch erweckte er den Eindruck von Freiwilligkeit und Tradition — ein wichtiges psychologisches Moment.

Wörtlich sagte der Tenno u. a.:

„Liebe zur Familie und Liebe zum Vaterland sind in unserem Lande in besonders starkem Maße ausgeprägt. Jetzt fürwahr gilt es, diese Gesinnung voll zu entfalten und sie für die Vollendung der Liebe zur Menschheit mit aufopfernder Hingabe einzusetzen.

Nach Unserem Dafürhalten hat sich Unseres Volkes als Folge des langen Krieges, der mit Unserer Niederlage endete, Unruhe bemächtigt, und es droht, in den Abgrund der Verzweiflung zu versinken. Radikale Tendenzen nehmen in steigendem Maße zu, und der Sinn für Moral gerät in erschreckender Weise in Verfall, was eine Verwirrung der Geister beim Volke zur Folge hat. Hierüber sind Wir fürwahr aufs tiefste betrübt. Indessen Wir stehen zu Unserem Volk und wollen stets gleichermaßen Gutes und Böses, Freud und Leid mit ihm teilen. Die Bande zwischen Lins und Unserem Volk beruhten immer auf gegenseitigem Vertrauen und gegenseitiger Verehrung und sind keineswegs Produkte reiner Mythen und Legenden. Sie beruhen nicht auf dem Wahn, der Tenno sei ein gegenwärtiger Gott und das japanische Volk anderen Völkern überlegen oder es hätte gar die Aufgabe, die Welt zu beherrschen. (Das ist der entscheidende Passus. D. Vers.).

Unsere Regierung soll, um die Prüfungen und Leiden des Volkes zu mildern, sich in jeder Hinsicht mit geeigneten Maßnahmen und Plänen dafür einsetzen. Zugleich hoffen Wir zuversichtlich, daß Unser Volk sich in dieser Zeit der Not aufrafft und zur Überwindung der augenblicklichen Schwierigkeiten und zur Förderung von Wirtschaft und Kultur seine ganze Kraft einsetzt. Indem die Angehörigen Unseres Volkes in ihrem bürgerlichen Leben fest zusammenstehen, sich gegenseitig stützen und helfen und großzügig Nachsicht üben, werden sie seine wahren Werte entfalten, die bestimmt hinter den höchsten unserer Tradition nicht zurückstehen werden. In dieser Art fürwahr wird Unser Volk zweifellos einen wesentlichen Beitrag zum Wohle und zum Fortschritt der Menschheit liefern.

Die Pläne für das ganze Jahr werden zu Beginn desselben gemacht. Wir hoffen von Herzen, daß Unser Volk, dem Wir vertrauen, mit Uns eins ist in dem Willen, dieses große Werk aus eigenem Antrieb und aus eigener Kraft zu vollbringen“

Das japanische Volk wird weiter am Shinto — dem Weg der Götter — festhalten.

Als Kronprinz Akihito, der 195 3 an den englischen Krönungsfeierlichkeiten teilgenommen und sich danach auf eine Weltreise begeben hat, und seinen Mitschülern in der Schule die Aufgabe gestellt wurde, ihre zukünftigen Berufswünsche zu Papier zu bringen, schrieb Akihito nur den einen Satz: „Ich werde Kaiser sein“.

Sicher ist, daß seine Haltung ebenso wie die seines Vaters im Jahre 1945 auch für unsere, so klein gewordene Welt einmal von Bedeutung sein wird.

Anmerkung.

Im Jahre 1938 wurde David Sarnoff, ein Autodidakt von damals 38 Jahren, zum Präsidenten der Radio Corporation von Amerika (RCA) gewählt. Seit dieser Zeit hat sich die RCA mächtig entwickelt. Der Name Sarnoff ist von dem auf dem Gebiet der Elektronik gemachten Fortschritt nicht mehr wegzudenken. Generalleutnant Sarnoff — er erhielt diesen Dienstgrad auf Grund seiner Verdienste in dem Obersten Alliierten Hauptquartier im 2. Weltkrieg — ist genau so aktiv als Bürger seines Landes wie als Fachmann auf dem Gebiet der Elektronik. Kürzlich führte er daher den Vorsitz des Beratenden Bürgerausschusses für Fragen der Rationalisierung bei den amerikanischen Streitkräfte. David Sarnoff, dessen Artikel von LIFE aus der angeschlossenen Zeitschrift FORTUNE übernommen wurde, erklärte anläßlich der Einweihung des David Sarnoff Forschungs-Institutes in New Jersey: „Die Herausforderung des Morgen an die Menschheit fasziniert viel mehr als die Errungenschaften des Gestern".

Manfred Michler, geb. 24. 1. 1919 in Freiburg i. B., Abitur, Hum. Gymnasium. 1937— 39 Universität Berlin: Rechts-und Staatswissenschaften, Japanologie. Juli 1939 Auslands-Hochschule Berlin: Japanisches Diplom. 1939— 1945 aktiver Luftwaffenoffizier(Pilot). Heute verantwortlicher Redakteur der „Informationen des Eundes-Luftschutzverbandes e. V.".

Fussnoten

Fußnoten

  1. Archiv der Gegenwart (AdG) 1945, Seite 134.

  2. AdG S. 134.

  3. AdG S. 367.

  4. Toshikazu Käse: „Eclipse of the Rising Sun" (nachfolgend nur „Käse" genannt.

  5. Käse.

  6. Käse und Dr. Otto Karow, Dozent an der Universität Bonn.

  7. Kaiserrede AdG S. 372 und Herbert Zachert.

  8. AdG S. 35 8.

  9. AdG S. 365.

  10. Dr. Lily Abegg „Ostasien denkt anders" S. 95.

  11. 1t. japanischer Nachrichtenagentur Domei vom 25. 4. 45.

  12. AdG S. 217.

  13. Exchange-Meldung vom 18. 5. 45 (AdG S. 231) und Reuter.

  14. AdG 337.

  15. Kazuo Kawai in „Harper's Magazine" (1953, seinerzeit Redakteur der „Nippon Times", des damaligen Organs des jap. Außenministeriums. Heute Professor für Politik an der Universität von Ohio).

  16. Dr. Otto Karow.

  17. AdG S. 357.

  18. AdG S. 357.

  19. AdG S. 405.

  20. AdG S 366.

  21. AdG 5 367.

  22. Dr. Karow.

  23. Käse.

  24. AdG S. 369.

  25. AdG S. 369.

  26. AdG S. 411 (Exchange-Meldung vom 2. 9. 45).

  27. AdG S. 352 und 361.

  28. AdG S. 375.

  29. AdG S. 373.

  30. AdG S. 391.

  31. Erlebnisberichte japanischer Kinder über die Atombombenangriffe.

  32. AdG S. 409.

  33. AdG S. 410.

  34. AdG S. 434 Schreiben an Associated Press.

  35. AdG S. 412.

  36. AdG S. 416.

  37. AdG S. 425.

  38. AdG S. 429.

  39. Abegg S. 225 und 33 8 und Dr. Karow.

  40. am 21. 9. 45 (AdG 443 U. 473, 476, 571).

  41. Elizabeth Gray Vinnig, die amerikanische Erzieherin des Kronprinzen, schreibt in ihrem Bericht „Japans Kronprinz war mein Schüler" über den Kaiser: „Ich erkannte seine Güte, seine aufopfernde Hingabe an sein Volk, seine Demut und seine aufrichtige Friedensliebe". Nach ihrem Bericht soll der Kaiser zu Mac Arthur gesagt haben: „Sie können mit mir tun, was Sie wollen. Sie können midi töten, wenn Sie es wünschen. Aber lassen Sie mein Volk nicht verhungern“.

  42. Abegg S. 193.

  43. AdG S. 443.

  44. AdG. S. 571.

  45. Nach Herbert Zachert.

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