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Der deutsche Widerstand und die Alliierten | APuZ 29/1961 | bpb.de

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APuZ 29/1961 Der deutsche Widerstand und die Alliierten Die Gewaltlosen Dichtung im Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Der deutsche Widerstand und die Alliierten

KRAUSNICK /GRAML

Am 2. August 1944, kurz nach Graf Stauffenbergs gescheitertem Attentat auf Hitler, hat . Winston Churchill im englischen Unterhaus die Ereignisse des 20. Juli verächtlich als willkommene Ausrottungskämpfe unter den Würdenträgern des Dritten Reiches abgetan Diese Worte, mit denen sich der damalige britische Premier wider bessere Kenntnis eine „terminologische Ungenauigkeit" gestattete, um eine andere Formulierung von ihm zu zitieren, diese Worte bezeichnen wohl den tiefsten Punkt in den stets von Unheil überschatteten Beziehungen zwischen der deutschen Opposition gegen Hitler und den Alliierten. Tragische Mißverständnisse hatten schon vor dem Kriege die ersten Kontakte auf bloß flüchtige Berührungen ohne politische Effektivität reduziert und im Verein mit weiteren Irrtümern und Versäumnissen auch unmittelbar nach Kriegsausbruch festere Bindungen und ein gemeinsames Vorgehen immer wieder verhindert. Anders wäre es doch nicht möglich gewesen, daß der deutsche Widerstand und die Westmächte, geistig eng verwandt und zu politischer Bundesgenossenschaft anscheinend prädestiniert, sich im Laufe des Krieges mehr und mehr von einander entfernten, bis schließlich an ein politisches Bündnis quer durch die Fronten nicht länger gedacht werden konnte, da zumindest die eine Seite nicht allein kein Gefühl für die Verwandtschaft mehr zeigte und jede Zusammenarbeit ablehnte, sondern jetzt sogar die Existenz eines möglichen Partners bestritt. Auf den ersten Blick scheint eine derart unselige Entwicklung um so erstaunlicher zu sein, als die Westmächte zur gleichen Zeit, da sich ihre Haltung gegenüber der deutschen Opposition von rat-und hilfloser Sympathie zu völligem Übersehen wandelte, die nichtdeutsche europäische Resistance gegen Hitler in zunehmendem Maße politisch ermutigten und militärisch unterstützten. Warum die Alliierten politische Gruppen, die sich zwar sicherlich nicht glichen, aber immerhin viele gemeinsame Züges aufwiesen und zudem alle gegen den gleichen Feind gerichtet waren, so verschieden beurteilt und behandelt haben, das ist denn auch eine Frage, die von der europäischen Geschichtswissenschaft wieder und wieder erörtert worden ist. Nicht immer konnten dabei die kriegsbedingten Leidenschaften oder doch die kriegsbedingten Wertungen aus den Diskussionen herausgehalten werden, und gerade deshalb ist es auch heute noch eine lohnende Aufgabe, das Problem erneut anzugreifen, es mit der gebotenen Gelassenheit zu untersuchen und ohne Abschweifungen in forenische Bereiche, d. h. ohne anzuklagen oder zu verteidigen, einige der wesentlichen Gründe zu ermitteln, die zu dem unterschiedlichen Verhalten der Alliierten gegenüber europäischer Resistance und deutschem Widerstand geführt haben und die es erklären.

Wesensmerkmale der Resistance

Die Resistance in den von Deutschland besetzten Ländern stellte das historisdte Erkenntnisvermögen der alliierten Staatsmänner auf keine ernste Probe. Hier stützte sich die Herrschaft Hitlers ganz überwiegend auf die nackte Macht, auf die Präsenz bewaffneter Streitkräfte. Deren Anwesenheit war ausschließlich die Folge eines verlorenen Feldzuges, und die Uniformen wie die Maßnahmen der fremden Eroberer führten der Bevölkerung tagtäglich vor Augen, daß die deutschen Truppen und Besatzungsorgane nicht allein ein wesensfremdes politisches System repräsentierten, sondern zunächst und vor allem einfach den vorläufig siegreichen Landesfeind. Dieses Bewußtsein konnte das Entstehen opportunistischer Tendenzen und Gruppen nicht verhindern; es fungierte im allgemeinen aber dodt als solide Basis jenes selbstverständlichen Solidaritätsgefühls, das geschlagene und unterworfene Völker, die nodt auf einen Wandel ihres Sdtidtsals hoffen dürfen, zu entwickeln pflegen, und jenes Solidaritätsgefühl wiederum weckte und nährte das natürliche und berechtigte Nationalgefühl, das sich instinktiv und elementar gegen die Vergewaltigung durch eine fremde Macht auflehnt, ohne sonstiger politischer oder ethischer Rechtfertigungen zu bedürfen. Mit anderen Worten: Die außerhalb Deutschlands entstandene Resistance setzte sich gegen die Expansion einer totalitären Diktatur und der nationalsozialistischen Ideologie, nicht minder jedoch gegen die Expansion Deutschlands zur Wehr, und wenn sie mit vollem Recht als allgemeine europäische Bewegung zur Verteidigung der Humanität und der demokratisch-liberalen Ideen gegen eine bestimmte Erscheinungsform'des Totalitarismus aufgefaßt worden ist, so glie-dert sie sich andererseits in verschiedene nationale Befreiungsbewegungen, in denen der von keinem Regierungssystem und von keiner Ideologie anhängige Impuls zur Abschüttelung des Fremdherrschaft eine gleich wichtige Rolle spielte. Als konkrete politische Aufgabe stand die Wiederherstellung der Freiheit und Souveränität des eigenen Staates von Anfang an neben dem großen Ziel, die geistigen und politischen Werte europäischer Gesittung vor dem Zugriff einer inhumanen sogenannten „Weltanschauung" zu retten; ja, man kann sagen, daß das große Ziel nur durch die Erfüllung der konkreten Aufgabe zu erreichen war. Universale und nationale Interessen harmonierten nicht nur, sie deckten sich. Das gilt schon für die westeuropäischen Länder und erst recht für die Staaten Ost-und Südosteuropas, in denen die demokratische Tradition angelsächsischer und französischer Prägung schwächer, statt dessen aber eine elementare Freiheitsliebe lebendig war. Selbst bei kommunistischen Gruppen, etwa bei der Partisanenarmee Titos, war der Sozialrevolutionäre Impuls von einem zur nationalen Befreiung drängenden Patriotismus durchsetzt, vielfach sogar überlagert. Wer sich der Resistance anschloß, konnte also mit der Loyalität, wie sie jeder Bürger seinem Land und Staat schuldet, nicht in einen prinzipiellen Konflikt geraten; er brauchte sich nicht aus seinen bisherigen politischen Bindungen und Traditionen zu lösen. Im Gegenteil, der Weg zur Resistance war, um es etwas überspitzt zu sagen, der politisch „normale“ Weg, obwohl er selbst in den besetzten Ländern angesichts der überlegenen Macht des Eroberers von der Masse des Volkes nicht beschritten werden konnte.

Die so verstandene Normalität der Resistance kommt augenfällig darin zum Ausdrude, daß die in den Herrschaftsbereich Hitlers geratenen Völker nicht einen Augenblick die Legitimität des Widerstands gegen die deutsche Besetzung in Zweifel zogen; allenfalls wurde seine Zweckmäßigkeit angefochten, wurden seine Erfolgsaussichten bestritten oder bedenkliche Konsequenzen, etwa Repressalien, gegen die erreichbaren Ziele abgewogen. Audi wer der Resistance nicht angehören wollte oder konnte, wußte genau, ohne erst eine gründliche politisch-moralische Gewissenserforschung vornehmen zu müssen, daß der Begriff „Verräter“ nur auf die freiwilligen Kollaborateure, aber niemals auf die Mitglieder der Resistance angewandt werden konnte. Dieser Sachverhalt ist natürlich dann besonders deutlich, wenn sich die Regierung eines von Deutschland angegriffenen Landes ins Exil gerettet hatte, wenn weder Friedensvertrag noch Waffenstillstand geschlossen worden war und das betreffende Land weiterhin kriegführende Macht blieb. Aber auch der Konflikt zwischen den Anhängern Petains und denen de Gaulles ist in diesem Sinne kein Prinzipienstreit gewesen, sondern eine Auseinandersetzung über die vernünftigste und praktikabelste Methode französischer Politik nach der militärischen Niederlage auf dem Kontinent. Niemand in Vichy konnte General de Gaulle im Ernst einen Verräter an Frankreich nennen — von Erklärungen abgesehen, die der pure außenpolitische Opportunismus diktierte. Wenngleich die europäische Resistance ihren Angehörigen wahrlich genügend ethische, politische und militärisch-technische Probleme stellte, von dieser speziellen Problematik war sie frei. Den alliierten Politikern fiel es daher nicht schwer, die Motive, die Ziele und die Natur der Resistance zu verstehen und sie mit Hilfe der bisher gültigen Maßstäbe europäischer Politik zu beurteilen. Die Angelsachsen verfügten für die Zusammenarbeit mit derartigen Bewegungen sogar über reichliche geschichtliche Erfahrungen.

Der Charakter der deutschen Opposition

In Deutschland lagen die Dinge hingegen weitaus verwickelter, und der Charakter des deutsd'ien Widerstandes war für die Staatsmänner der Westmädrte sehr viel schwerer zu durchschauen. Allen Dulles hat zwar das von den Nationalsozialisten beherrsdtte Deutschland ein „besetztes Land“ genannt und mit dieser Formulierung Hitlers Herrschaftsapparat ebenso verblüffend wie einfach und in gewisser Weise auch zutreffend gekennzeidmet Aber wir werden uns doch davor hüten müssen, wie sich Dulles selbst davor gehütet hat, eine solche Formel ohne Einschränkung anzuwenden. Jene geistvolle und für das deutsche Volk im Grunde sogar entlastende Bemerkung bezeichnet nur einen Aspekt der Wirklichkeit und nicht die ganze komplizierte Realität des nationalsozialistischen Deutschland. Der entscheidende Unterschied zu Holland oder Frankreich oder Griechenland als besetzten Ländern resultiert einfach aus der Tatsache, daß sich der deutsche Widerstand nicht gegen eine fremde Besatzungsmacht, sondern gegen die eigene Regierung richtete. In Deutschland stüzte Hitler seine Herrschaft keineswegs nur auf die nackte Macht, auf die Präsenz bewaffneter Streitkräfte. Vielmehr trat er dem Staatsbürger zunächst einmal mit dem vollen Gewicht des Anspruchs auf Loyalität entgegen, der aus dem Anspruch auf Legalität folgt. Gerade in den für die Befestigung seines Regiments so wichtigen Friedensjahren wußte Hitler den Anschein zu erwecken, als sei er der rechtmäßige Inhaber der staatlichen Autorität, und so regierte er damals wohl auch durch Einschüchterung, durch die Drohung mit der Gewalt, ebenso aber dadurch, daß er die natürliche Gesetzestreue der Bürger an sich band. Die bereits in jener Zeit geschehenen Verbrechen lockerten diese Bindung zwar; aber da von ihnen stets nur bestimmte Minderheiten betroffen waren, die man vorher zudem mit allen Mitteln moderner Propaganda diffamiert und gewissermaßen in die Illegalität gedrängt hatte, vermochten sie das aus dem Anschein der Legalität gewebte Band zwischen Hitler und der Masse des deutschen Volkes nicht ganz zu zerreißen.

Dazu kam nodt ein weiteres Moment. Dietrich Bonhoeffer, einer der profiliertesten Gestalten des deutsd'ien Widerstandes und einer seiner schärfsten Denker, hat von der „Maskerade des Bösen“ in unserem Jahrhundert gesprodten; das Böse verbinde sich in einer Weise mit dem historisch Notwendigen, dem sozial Gerechten, dem wirtsdiaftlidi Gebotenen — oder tarne sich mit soldten Masken —, daß die Erkenntnis seines wahren Wesens und die auf dieser Erkenntnis beruhende Entsdteidung für oder wider ungeheuer ersdtwert sei In der Tat hat Hitler das deutsche Volk ständig mit dem von der Wirklichkeit längere Zeit nicht eindeutig widerlegten Anspruch konfrontiert, er und nur er könne und werde Deutschland eine wirtschaftliche Blütezeit bescheren, die Klassengegensätze ausgleichen, ja aufheben und die berechtigten Forderungen Deutschlands gegen eine feindliche Umwelt durchsetzen. Mit einigem Erfolg und zumindest vorübergehend konnte er sowohl dem sogenannten „Mann auf der Straße" wie der ehemals führenden bürgerlichen Schicht in Deutschland die Vorstellung suggerieren, das Dritte Reich habe eine historische Mission zu erfüllen, und es gebe zu ihm keine politische Alternative. Gewiß haben zahllose Deutsche immer wieder die Legalität des Dritten Reiches ebenso bezweifelt wie die behauptete geschichtliehe Aufgabe seines Führers, zumal ihnen die verbrecherischen Seiten des Regimes nicht dauernd verborgen blieben. Aber abgesehen davon, daß damals ein großer Teil des deutschen Volkes zweifellos an einer Erschlaffung des Sinns für Moral im allgemeinen und ganz besonders für Moral in der Politik gelitten hat, verstand es Hitler mit diabolischer Geschicklichkeit, jedes abstoßende Element seines Systems durch ein anziehendes oder durch einen unbestreitbaren Erfolg auszugleichen. Die Mehrheit der deutshen Arbeiterschaft und eine noch größere Mehrheit des deutschen Bürgertums empfand ihm gegenüber eine ähnliche Unsicherheit, wie sie die alte Garde der KPdSU Stalin gegenüber empfunden hat. Arthur Koestler schildert in seinem Buch „Sonnenfinsternis" mit klinischer Exaktheit, wie in den Revolutionären jede festere Bindung an den Diktator abstirbt, wie aber andererseits der bohrende Zweifel, er könne trotz aller Verbrechen auf dem richtigen Weg sein, ernsthafte Abwehrreaktionen lähmt. In Deutschland entwickelte sich aus dem Schwebezustand zwischen Zustimmung und Ablehnung, in dem Hitler das deutsche Volk hielt, eine eigenartige Atmosphäre widerwilliger Loyalität, in die der durchschnittliche Staatsbürger selbst nach dem kurzfristigen und stets an bestimmte Ereignisse, etwa den Anschluß Österreichs, gebundenen Aufwallen stärkerer Gefühle doch recht bald wieder zurückfiel.

In diesem Klima vermochte das Gefühl der Solidarität gegenüber dem Regime nicht von selber zu gedeihen. Handelte die europäische Resistance gewissermaßen stellvertretend für die übrige Bevölkerung ihrer Länder, so mußte in Deutschland der Widerstand zur Masse des Volkes, mindestens dem Anschein nach, in Gegensatz geraten. Durfte die Resistance an das natürliche Nationalgefühl der von Deutschland angegriffenen und unterdrückten Völker appellieren, so war dem deutschen Widerstand ein solcher Appell versagt, ja, einem sozusagen ordinären Nationalismus konnte scheinbar nichts willkommener sein als die außenpolitischen und später die militärischen Erfolge Hitlers. Die Rückgewinnung der äußeren Freiheit und Souveränität des eigenen Staates, mächtiges Stimulans der Resistance, schied für den deutschen Widerstand als Ziel aus. Schon vor Kriegsausbruch und erst recht während des Krieges mußten die Angehörigen des Widerstandes im Gegenteil damit rechnen, daß ein von ihnen herbeigeführter innerer Umsturz die äußere Position, unter Umständen sogar die Souveränität Deutschlands gefährden konnte. Wer sich einfach an die in gewöhnlichen Zeiten geltenden Maßstäbe hielt, ohne die Voraussetzungen zu überprüfen, von denen sie abhängen, und ohne zu erkennen, daß diese Voraussetzungen nicht mehr gegeben waren, der vermochte sich aus dem Teufelskreis der widerwilligen Loyalität nicht zu befreien. Graf Moltke hat 1942 an einen englischen Freund geschrieben, die Gegner Hitlers außerhalb Deutschlands hätten es doch leichter, ihre politische Entscheidung zu treffen: bei ihnen fallen auch für einfache Gemüter die sittliche und die nationale Pflicht zusammen, während bei uns ein offensichtlicher Widerstreit der Pflichten gegeben ist." Zur Auflösung dieses Widerstreites, wie sie Moltke und seinen Freunden gelang, konnte es in aller Regel nicht genügen, daß man bloß etwas gemäßigtere Ziele anstrebte als Hitler oder nur das letztliche Scheitern der Hitlerschen Politik befürchtete. Um sich zunächst einmal selber überzeugen zu können, kein Verräter am eigenen Volk zu sein, mußte man schon ungewöhnlich fest im Religiösen und Ethischen wurzeln, ein ungewöhnlich tiefes Verständnis für Wesen, Methoden und Notwendigkeit einer grundsatz-gebenden Politik besitzen und sich einen ungewöhnlich sicheren Blick für die Grenzen nationaler Interessen-und Machtpolitik bewahrt haben. Erst die Verbindung von sittlicher Verwurzelung und politischer Einsicht öffnete den Zugang zur vollen Erkenntnis der wahren Natur Hitlers und seines Regimes, und erst diese Erkenntnis war die Voraussetzung der inneren Freiheit, die zur Überwindung der alten, eingelebten Loyalität nötig war — namentlich bei den Schichten, die besonders eng an den Staat gebunden waren, also bei Offizieren, Beamten, Diplomaten. Nach dem Vollzug eines solch schwierigen Prozesses war es dann allerdings möglich, zu verstehen, daß auch der deutsche Widerstand gegen Hitler nicht allein sittlichen Zielen und universalen Interessen, sondern ebenso dem wohlverstandenen nationalen Interesse Deutschlands diente. Die Überzeugung, daß ein endgültiger Sieg des Nationalsozialis-mus für Deutschland nicht weniger verderblich sein müsse als für das übrige Europa, hat in den Tagebüchern Ulrich v. Hassels denkwürdigen Niederschlag gefunden, freilich auch die Gewißheit, daß die Siege und Erfolge eines absolut bösen Regimes nicht von Dauer sein können. Nichts unterstreicht die faktisch gegebene und dem Kern der Widerstandsbewegung sehr bewußte Solidarität zwischen den europäischen und den wahren deutschen Interessen, d. h. zwischen Westmächten und deutscher Opposition, deutlicher, als die Tatsache, daß sich Mitglieder des Widerstandes zu Handlungen bereit fanden, die zu einer diplomatischen oder militärischen Niederlage des Diktators und damit zunächst auch Deutschlands beitragen sollten; so Erich Kordt, der im Sommer 1939 die britische Regierung über den drohenden Abschluß des Hitler-Stalin-Pakts informierte oder Oberst Oster, der Tag und Stunde des bevorstehenden Angriffs auf Norwegen und die Niederlande enthüllte Selbst wer sich zu solchen Beweisen europäischen Verantwortungsbewußtseins und sublimer Vaterlandsliebe nicht verstehen wollte, mußte zu einer bestimmten Zeit immerhin den Verzicht auf einen Sieg Deutschlands akzeptieren, auch zu einer Zeit, da die militärische Lage einen derartigen Verzicht nicht gerade erleichterte. Hält man sich diese Konsequenzen einer Preisgabe des gewöhnlichen Nationalismus vor Augen, so wird es andererseits noch begreiflicher, daß in Deutschland der Widerstand gegen Hitler nicht Sache der durchschnittlichen Staatsbürger, also der Masse des Volkes sein konnte, sondern nur Sache der überall seltenen Persönlichkeiten mit weitem politischen Horizont und mit dem Mut zu einem selbstverständlichen sittlichen Radikalismus.

Möglichkeiten einer Unterstützung von außen

Es liegt auf der Hand, wie angesichts der Besonderheiten des deutschen Widerstands und angesichts seiner schwierigen Stellung gegenüber dem eigenen Volke äußere Hilfe für die deutsche Opposition hätte aussehen müssen. Gewiß, die Masse des deutschen Volkes folgte loyal dem Regime Hitlers, aber daß diese Loyalität in beträchtlichem Maße eine widerwillige war und nicht mehr selbstverständlich wie etwa während des ersten Weltkrieges, daß sie von Hitler jeden Tag erneut gefordert, ja erpreßt werden mußte, das hätte einer geschickten Politik der Westmächte große Möglichkeiten geboten, jedenfalls viel größere als zwischen 1914 und 1918, wo von ihnen tatsächlich versucht wurde, Volk und Regime zu trennen. Den Widerwillen zu stärken und dadurch die Loyalität zu schwächen, dem deutschen Volk zu sagen, wo seine wahren Interessen lagen, ihm begreiflich zu machen, daß Deutschland ein „besetztes Land“ war, ihm endlich zu zeigen, daß gegen einen Hitler alle Europäer einschließlich der Deutschen solidarisch seien, das wäre eine lohnende und durchaus er- folgversprechende Aufgabe westlicher Propaganda gewesen. Mit anderen Worten: die Westmächte hätten gewissermaßen als Sprecher der im totalen Staat ja stummen Opposition auftreten und auf diese Weise den Boden für die Übernahme der Regierung durch den Widerstand vorbereiten können. Daneben war es fast unerläßlich, vor allem vor Kriegsausbruch, daß die Westmächte bei der Sdtaffung einer Situation mitwirken, die es erlaubt hätte, den Diktator nicht nur zu stürzen, sondern auch zu entlarven. Lind wenn dieser Gesichtspunkt während des Krieges weniger im Vordergrund stand, so dafür ein anderer um so mehr: von der Forderung abgesehen, daß ein innerer Umsturz nicht durch einen Angriff von außen gestört und diskreditiert werden dürfe, brauchte die Opposition vom Ausland eine gewisse Garantie, daß sie nach dem Sturz Hitlers nicht als deutsche Vollstreckerin eines von den Alliierten diktierten Friedens, sondern als gleichberechtigter Partner in einem möglichst unversehrten Deutschland fungieren werde; im Grunde eine selbstverständliche Forderung vernünftiger Politik, war jene Garantie in erster Linie deshalb notwendig, um einen Putsch vor dem eigenen Volke rechtfertigen zu können — nicht ein nationalistisches Denken veranlaßte die Hassell oder Goerdeler, gewisse Konzessionen der Alliierten zu verlangen, sondern die Notwendigkeit, sich gegenüber dem Nationalgefühl breiter Schichten des deutschen Volkes zu behaupten. Die Erinnerung an die Belastung der Weimarer Republik durch Versailles und die Dolchstoßlegende war noch sehr lebendig. Der deutsche Widerstand sah sich also vor der wahrlich außerordentlichen Situation, der Hilfe des Auslandes weniger zum Sturz Hitlers selbst, als zur Gewinnung des eigenen Volkes und zur Sicherung der politischen Ordnung nach der Beseitigung des NS-Regimes zu bedürfen.

Unglücklicherweise war es gerade diese nach äußerer Unterstützung verlangende exzeptionelle Stellung der deutschen Opposition, die es den Westmächten erschwerte, mit ihr zusammenzuarbeiten. Solange Chamberlain und Halifax glaubten, Hitler setze normaler deutscher Interessen-und Machtpolitik lediglich besondere Akzente auf, solange sie ihn bloß als einen zwar unberechenbaren, aber doch noch nach den Maßstäben normaler europäischer Politik zu beurteilenden Menschen behandelten, solange sie noch nicht erkannt hatten, daß Hitler für ganz Europa und für Deutschland selbst eine Lage geschaffen hatte, die alle bisher gültigen Vorstellungen Umstürze, so lange waren sie kaum fähig, die Bedingungen und den Charakter der deutschen Opposition zu verstehen und zu erfassen, welche politischen Möglichkeiten sich ihnen hier boten. Sie schätzten jene Vertreter der Opposition, die sie kennenlernten, und noch mehr diejenigen, von denen sie nur hörten, vorerst allzu leicht als Mißvergnügte ein, deren Standesinteressen durch Hitler gefährdet seien, oder einfach als ängstliche Naturen, denen der politische Kurs Hitlers zu riskant sei. Bestenfalls erschien ihnen — und nicht nur den Deutschen selber — der Widerstand in jenem Zwielicht, in das jeder gerät, der um höherer Interessen oder tieferer Einsichten willen aus den Bindungen der normalen politischen Existenz heraustritt. Sie behandelten ihn daher mit dem Unbehagen, das ein die normale Politik scheinbar unnötig störender Faktor meist hervorzurufen pflegt.

An eben diesem Punkt ist denn auch der erste ernsthafte Versuch einer Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Widerstand und dem Ausland gescheitert. Als während der von Hitler inszenierten Sudetenkrise des Jahres 193 8 deutlich wurde, daß seine Pläne zur Zerschlagung der Tschechoslowakei mit einer Katastrophe für Deutschland enden mußten, wenn die vertraglich oder moralisch zum Schutze Prags verpflichteten Westmächte, Frankreich und England, mit der normalerweise zu erwartenden Reaktion antworteten, nämlich mit der militärischen Intervention, da nahm der Widerstand — vornehmlich militärischer Kreise — festere Formen an. Die auf Grund der inneren Zustände schon seit einiger Zeit angestaute Opposition, deren Gesinnung auch der Anschluß Österreichs nicht hatte ändern können, hatte offensichtlich nur auf einen Anlaß wie den drohenden Kriegsausbruch gewartet, um sich zu aktivem Widerstand gegen das Regime Hitlers zusammenzuschließen. Der Generalstabschef Beck wollte bereits bei Seinem Versuch, die Generalität zu einer Einheitsfront gegen die Kriegspläne Hitlers zu sammeln, dem Kollektivschritt der militärischen Führer bei Hitler die Wiederherstellung geordneter Rechtsverhältnisse und die unvermeidliche „Auseinandersetzung mit der SS und der Bonzokratie" folgen lassen Nachdem dieses Vorhaben daran, daß sich der Oberbefehlshaber des Heeres, v. Brauchitsch, nicht über die traditionellen Regeln des militärischen Gehorsams hinweg-zusetzenvermochte, gescheitert und Beck schließlich zurückgetreten war, nahm sein Nachfolger Halder im Bunde mit einigen Offizieren des Heeres und mit Weizsäcker, Canaris, Schacht u. a. die Pläne Becks wieder auf, und zwar im Sinne einer unmittelbar gegen Hitler selbst gerichteten Aktion, welche im psychologischen Augenblick der Entfesselung des Krieges ausgelöst werden sollte Das Moment der Verhütung des Krieges ist als treibendes Element zwar nodt durchaus vorhanden — und das zu Redit hat sidt aber, wie man sieht, beim engeren Kreis des Widerstands schon von der Motivierung zur Rechtfertigung des geplanten Staatsstreidrs gewandelt. Die Kriegsfurcht sollte als Instrument, gewissermaßen als Katalysator des Umsturzes benutzt werden.

Mißlungener Versuch einer Zusammenarbeit

• Damit nun die Generale von der Notwendigkeit und den Chancen einer Aktion gegen Hitler vollends überzeugt wurden und damit man vor allem dem Volke gegenüber einen klaren moralischen Rechtstitel in Händen hatte, war es für die Opposition von größter Bedeutung, daß England unumwunden seine Absicht zum Ausdruck brachte, im Falle eines deutschen Angriffs auf die Tschechoslowakei zum Kriege zu schreiten. Zu diesem Zweck reiste, von Canaris gefördert, der konservative Politiker v. Kleist-Schmenzin im August 1938 nach London In beispielloser Lage wollte Kleist, der schon 1933 seine weitgehend religiös begründete Gegnerschaft zu Hitler offen bekundet hatte, die Interessen der Westmächte mit denen der eigenen Nation verknüpfen. Er sprach mit Vansittart, Lord Lloyd und Churchill und erklärte ihnen, England müsse den deutschen Generalen klarmachen, daß es nicht lediglich bluffe. Ein führender britischer Staatsmann solle eine Rede halten, die im Falle einer deutschen Gewaltaktion gegen die CSR den Krieg als unvermeidbar bezeichne. Das werde den Auftakt zum Sturze des nationalsozialistischen Regimes geben. Anfang September sandten Halder, Oster und wahrscheinlich Beck selbst den Major a. D. Boehm-Tettelbach mit ähnlichen Aufträgen nach London kurz darauf erfolgte eine weitere Fühlungnahme durch die Gebrüder Kordt, die über den Londoner Botschaftsrat Theo Kordt sogar den Außenminister Lord Halifax erreichte n).

Aber nur Churchill, der damals keine offizielle Stellung innehatte, bestärkte Kleist nachdrücklich in seiner Auffassung von den katastrophalen Folgen einer Kriegspolitik für Deutschland Lord Halifax kam zu der schwer verständlichen und jedenfalls grundfalschen Ansicht, man werde die Gemäßigten und mit Hitler Un-zufriedenen in Deutschland ausgerechnet dadurch stärken, daß man in der Sudetenfrage Konzessionen mache den einzigen Weg, jenen Gemäßigten zu helfen, nämlich die Vereitelung der Pläne Hitlers, hat er kaum in Betracht gezogen. Und der leitende Staatsmann Englands, Neville Chamberlain, hat das Bündnisangebot der deutschen Opposition nicht nur abgelehnt, er hat auch nicht einen Augenblick lang daran gedacht, es in sein politisches Kalkül aufzunehmen. Die entscheidende Ursache dafür ist in seiner großen politischen Konzeption eines allgemeinen Interessenausgleichs mit dem nationalsozialistischen Deutschland zu sehen, die auf drei Voraussetzungen beruhte: auf der fast unerschütterlichen Friedensliebe Chamberlains, auf der militärischen Schwäche Englands und vor allem auf einer völligen Verkennung der Natur und der Absichten Hitlers. Der britische Premier glaubte auch im Verkehr mit den Diktatoren an die Macht der politischen Vernunft. Er ging von der Annahme aus, Hitler sei zwar ein extremer Nationalist, aber eben doch ein Nationalist, weshalb seine Ziele völkisch-nationaler Art, also begrenzt seien und er selbst „saturiert werden könne. Mit dem Ehrgeiz, „einst als der große Friedensstifter in die Geschichte einzugehen", wie Churchill gesagt hat, machte sich Chamberlain daher an den Versuch eines „methodischen Abbaus" der Konflikt-stoffe, um auf diesem Wege zu einem realistischen und dauerhaften Ausgleich zu kommen. „Diese Politik schien ihm so vernünftig" schreibt sein Freund Sir Samuel Hoare „daß nach seiner Überzeugung nicht einmal Hitler sie ablehnen würde.“ Nicht einmal nach den demütigenden, gleichzeitig aber den Charakter Hitlers enthüllenden Erfahrungen, die Chamberlain am 22. und 23. September in Godesberg machen mußte, sah er den endgültigen Beweis dafür erbracht, daß es nicht mehr um das Sudetengebiet oder die Tschechoslowakei gehe, sondern „wirklich um die großen Fragen“ des Miteinander-lebens in Frieden und Freiheit, welchen Beweis er in seiner Rundfunkansprache vom 27. September als Voraussetzung für eine Änderung seiner Politik verlangte

In seiner Auffassung ist Chamberlain von der Berliner Botschaft noch bestärkt worden, wo Botschafter Henderson bis in den September hinein Hitler im Grunde für friedenswillig hielt und deshalb dafür plädierte, ihm Vertrauen zu zeigen und die Chance zu geben, „to be a good boy“

Jedenfalls sah die damalige britische Regierung nicht die mindeste Veranlassung, von den normalen Bahnen der Außenpolitik, d. h. vom direkten und ausschließlichen Verhandeln mit der offiziellen und international anerkannten Regierung Deutschlands abzugehen, um sich stattdessen mit Leuten zu verbinden, die wider alle europäische Tradition mit einer fremden Macht gegen ihre eigene Regierung konspirieren wollten. Wie Chamberlain Hitler verkannte, was er nach Kriegsausbruch Sumner Welles gegenüber eingestanden hat so verkannte er auch den Charakter der deutschen Opposition gegen das nationalsozialistische Regime. Er sah bei Kleist wohl die Heftigkeit der Ablehnung Hitlers, aber obschon es ihm hätte zu denken geben müssen, daß ausgerechnet Offiziere und Diplomaten des doch als obrigkeitsfromm geltenden deutschen Volkes in der Rolle von Verschwörern auftraten, hat er das Wesen und die Tiefe des Gegensatzes zwischen Hitler und dem „anderen Deutschland“ noch nicht begriffen. Im Gegenteil. Wie er selbst sagte, hat gerade die Intensität der antinationalsozialistischen Gesinnung die Glaubwürdigkeit Kleists in seinen Augen vermindert. Diese fremdartige und den normalen Gang der Geschäfte störende Erscheinung schob der Premier beiseite mit der Bemerkung, sie erinnere ihn an die emigrierten Anhänger der Stuarts am französischen Hofe zur Zeit Wilhelms III.

Zweifel an einem Umsturz in Deutschland

Die Frage nach Ausmaß und Potenz der deutschen Opposition hingegen hat für die britische Politik in dieser Phase noch keine größere Rolle gespielt. Sie hätte sich ja erst dann ernstlich gestellt, wenn Chamberlain tatsächlich erwogen hätte, die Wünsche der deutschen Emissäre zu erfüllen. Immerhin war die Ungewißheit, wie diese Frage zu beantworten sei, von Anfang an gegeben und mag zur negativen Haltung Londons beigetragen haben. Um so mehr, als die Berichterstattung der Berliner Botschaft die Behauptung der Kleist und Boehm-Tettelbach, in Deutschland stehe ein Umsturz bevor, nicht gerade erhärtete. Der britische Militärattache schrieb am 24. August:

„Es ist wahr, daß die Aussicht auf einen Krieg, in den England und Frankreich hineingezogen werden würden, in Deutschland furchtbar unpopulär ist. Es würde jedoch ein großer August:

„Es ist wahr, daß die Aussicht auf einen Krieg, in den England und Frankreich hineingezogen werden würden, in Deutschland furchtbar unpopulär ist. Es würde jedoch ein großer Fehler sein, anzunehmen, daß das deutsche Volk unwillig marschieren würde. Ich hege keinen Zweifel, daß Herr Goebbels und seine demagogischen Mitstreiter wenig Schwierigkeiten haben würden, einen solchen Krieg als Präventivkrieg hinzustellen, der Deutschland aufgezwungen sei, weil es für das Selbstbestimmungsrecht eingetreten sei ... . 19).

Und am 11. September telegrafierte der britische Botschaftsrat nach London:

„Die Stimmung geht entschieden gegen den Krieg, aber die Nation befindet sich hilflos im Griff des Nazi-Regimes . . . Die Menschen sind wie Schafe, die zur Schlachtbank geführt werden .... 20)."

Andererseits hätte sich gerade daraus der Schluß ziehen lassen, den Zustand jener Hilflosigkeit zu beenden, indem man durch eine Unterstützung der Opposition — in der Form, wie diese es wünschte — den Griff des Regimes lockern und lösen half, außerdem aber der Demagogie Goebbels'durch die deutlich gezeigte Bereitschaft zur Erfüllung vertretbarer deutscher Forderungen den Boden entzog. Die Möglichkeit dazu bot sich in Godesberg, wo Chamberlain es im Grunde nur nötig hatte, die bereits in Berchtesgaden konzedierte Abtretung des Sudetengebiets aufrechtzuerhalten, alle darüber hinausgehenden, sachlich völlig ungerechtfertigten und in der Form ultimativen Forderungen Hitlers jedoch abzulehnen. Nicht einmal eine solche Haltung vermochte Chamberlain längere Zeit einzunehmen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß er sich bei seiner Weigerung, mit der deutschen Opposition zusammenzuarbeiten, außer von seinem Friedenswillen und von seiner Verkennung Hitlers auch noch von einer Erwägung beeinflussen ließ, die jene zitierten Stimmungsberichte aus Deutschland gewissermaßen ergänzte; der britische Militärattache in Berlin hat sie nach einem Gespräch mit dem Rittmeister a, D. von Koerber formuliert, der ihn für die Bestrebungen der deutschen Opposition zu interessieren suchte und ebenfalls eine entschiedene Haltung Englands forderte:

»Daß eine Untergrundopposition gegen die Partei existiert; daß diese Opposition in letzter Zeit gewachsen ist, und daß sie, wie von Koerber sagt, besser organisiert ist, als wir annehmen, ist durchaus möglich. Aber jeder Versuch eines Hineinpfuschens von außen in Deutschlands innere Politik zu Lebzeiten Hitlers würde höchstwahrscheinlich gerade zu dem führen, was wir alle vermeiden wollen.“ 21)

Und geradezu beschwörend warnte Botschafter Henderson Lord Halifax:

»Bitte tun Sie nichts, was den Eindruck erwecken könnte, daß wir gegen das Regime arbeiten. Es ist gerade jetzt hier unbeliebt; daran ist kein Zweifel, und gerade diese Tatsache vergrößert die Gefahr eines Gewaltstreichs, der ein Ablenkungsmanöver im Sinne von Himmler und Co. wäre. Aber jede Einmischung von außen ruft nur das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung hervor.“ 22)

Daß Chamberlain nach München flog und damit wissentlich-unwissentlich einen relativ gut organisierten Staatsstreich torpedierte, indem er durch seine Nachgiebigkeit gegen Hitler der geplanten Aktion die psychologischen Voraussetzungen entzog, hat der deutschen Opposition eine ungeheure Enttäuschung 'bereitet; ja, man kann sagen, es hat ihr einen Schock versetzt, von dem sie sich lange Zeit nicht erholen konnte. Sie war weit davon entfernt, den unblutigen Erfolg von München zu begrüßen, weil sie eben nicht nur aus Furcht vor einem unglücklichen Krieg gegen Hitler hatte vorgehen wollen. Tatsächlich haben die Widerstandsgruppen ihre Hoffnungen nicht zuletzt deshalb auf Großbritannien gesetzt, weil sie in ihm einen natürlichen Verbündeten zu finden glaubten, weil sie Großbritannien die Erkenntnis zutrauten, daß es nicht mehr nur um das Schicksal der Tschechoslowakei gehe, sondern um die Verteidigung von Werten, die, wie Beck in jenen Wochen einmal sagte, zu den „wichtigsten Elementen englischer Staatsauffassung“ gehören, nämlich um „Recht, Christentum und Toleranz" 23). Um so schwerer ist es empfunden worden, daß man von England weder ermutigt noch unterstützt, ja nicht einmal als politischer Faktor beachtet und anerkannt worden war. Die Opposition verlor jetzt ihre relativ breite Basis, sie wurde, wie Halder mit Recht festgestellt hat, „dezimiert" 24). Die zweite böse Folge Münchens war, daß auch die verbleibenden entschiedenen Geg-ner Hitlers, denen die Grundlage für einen Putsch nun genommen war, die nötige Sicherheit verloren. Ihr Widerstand gegen den Diktator war ohne Zweifel ethisch begründet, und nur diese Verwurzelung hatte die Soldaten unter ihnen die traditionellen Gehorsamsschranken überwinden lassen. Aber den letzten Entschluß zum Handeln hatten sie zu sehr an das nach politischem und militärischem Sachverstand scheinbar unausweichliche Scheitern der Politik Hitlers gebunden. Sie fühlten sich nun gewissermaßen „blamiert“, wie Goerdeler bereits am 11. Oktober 1938 an einen amerikanischen Freund schrieb Skepsis, Lähmung der Geister, allgemeine Direktionslosigkeit, das waren die Symptome einer Krise, die zur Folge hatte, daß die deutsche Opposition zwischen München und Kriegsausbruch keine politische Potenz mehr darstellte, obwohl einer ihrer führenden Männer, der Admiral Canaris, am 15. August dem italienischen Militärattache erklärte, Hitlers Angriff auf Polen werde „das Ende Deutschlands“ sein

Und Halder selbst, der Generalstabschef, erklärte dem amerikanischen Geschäftsträger am 12. April 1939, die deutsche Armee sei von dem Gedanken an einen europäischen Krieg zwar entsetzt, wenn es ihr aber von Hitler befohlen würde, werde sie sicherlich marschieren — es gebe keine Alternative Auch jetzt noch bemühten sich Diplomaten und Soldaten um Kontakt zu den Westmächten: so Halder und Weizsäcker bei den Botschaftern in Berlin, Goerdeler und Schlabrendorff bei Churchill, Trott zu Solz und Graf Moltke bei ihren englischen Freunden. Aber nun konnten nur mehr Warnungen vor den künftigen Plänen Hitlers übermittelt werden, die Zeit der Versuche, gemeinsam zu handeln, war zunächst vorbei.

Tragische Situation nach Kriegsausbruch

Man kann es wohl tragisch nennen, daß der Ausbruch des Krieges die Neigung der britischen Staatsmänner, mit der deutschen Opposition zusammenzuarbeiten, weckte und verstärkte, andererseits aber die Widerstandsbewegung in Deutschland zunächst fast jede Möglichkeit zum Handeln nahm. Chamberlain hatte Hitler jetzt richtiger erk. annt und sich davon überzeugt, daß die politische Vernunft im Verkehr mit Hitler kein geeignetes Argument darstellte. Hitler gegenüber blieb offensichtlich nur die Gewalt. Jedoch war die Friedensliebe des britischen Premiers im Grunde so stark wie zuvor, und wenn er sich auch der Macht der Tatsachen hatte beugen müssen, so sehnte er sich doch nach einem möglichst baldigen Ende des Krieges; gleichzeitig aber hegte er entschiedene Zweifel daran, daß Deutschland durch die beiden Westmächte militärisch besiegt werden könne. In einer solchen Situation flüchtete er sich, wie sein bewegender Brief vom 10. September 1939 es zeigt, in die Hoffnung, das Faktum des Krieges werde die Deutschen zur Einsicht bringen und in ihrer Loyalität gegenüber Hitler erschüttern. Daß es in seinen Augen keinen anderen Ausweg gab als diese Möglichkeit, läßt es verstehen, wenn er sich jetzt der deutschen Opposition gegen Hitler erinnerte, wenn er nun Mittel und Wege erwog, die sein nüchterner und allen Umwegen abholder Sinn bisher für phantastisch, unkorrekt, ja leicht anrüchig gehalten hatte, wenn er also in dem erwähnten Brief die Hoffnung auf einen „Zusammenbruch der deutschen inneren Front“ aussprach und daraus folgerte, man müsse „jede Handlung im Lichte ihrer wahrscheinlichen Wirkung-auf die deutsche Mentalität abwägen". Es entsprach dieser Hoffnung, daß unter der Ägide des Foreign Office ein besonderes Amt geschaffen wurde, dem die Vorbereitung und Durchführung einer wirksamen Flugblattpropaganda in Deutschland oblag Immerhin war der Stimmungswandel Chamberlains insofern von Bedeutung, als er nun bereit war, eine deutsche Widerstandsbewegung dann als politischen Faktor anzuerkennen und zu unterstützen, wenn sie sich tatsächlich zeigen sollte. So deutlich es in der Öffentlichkeit mglieh war, hat das der Premier am 1. September im Unterhaus zu verstehen gegeben: „We have no quarrelwith the German people, except that they allow themselves to be governed by a Nazi Government. As long as that Government exists and pursues the methods it has so consistently followed during the last two years, there will be no peace in Europa . ..

Wie sehr dies nicht allein die Auffassung Chamberlains wiedergab, sondern damals noch einer breiten Strömung der öffentlichen Meinung in Großbritannien entsprach, wird schon dadurch deutlich, daß sich am selben Tage und am selben Ort sowohl Sir Archibald Sinclair, Führer der Liberalen, wie Arthur Greenwood, Sprecher der Labour-Opposition, ganz ähnlich äußerten. In den ersten Monaten nach Kriegsausbruch herrschte in England zweitellos noch eine Atmosphäre, die der Anknüpfung von Kontakten mit einer deutschen Opposition günstig war und die es den britischen Staatsmännern erlaubt hätte, einer neuen deutschen Regierung akzeptable Friedensbedingungen anzubieten.

In Deutschland aber hatte der Kriegsausbruch die Lage der Widerstandsbewegung noch mehr verschlechtert, als es schon München getan hatte. Wohl war die Opposition nach dem Ende des Polenfeldzugs wieder in Bewegung gekommen. Vor allem die zivilen Gruppen drängten nun auf eine Aktion, und zwar in der richtigen Erkenntnis, daß für eine nichtnationalsozialistische Regierung eine Verständigungsmöglichkeit mit den Westmächten wohl jetzt noch gegeben sei, aber kaum dann noch, wenn Hitler einmal im Westen angegriffen haben und damit der Krieg voll entbrannt sein würde. Aber die Soldaten waren vorerst nicht zum Handeln zu bewegen. Nicht etwa, weil sie sich Hitler durch gemeinsame Ziele und Überzeugungen verbunden fühlten — die überwiegende Mehrzahl des Offizierskorps war mindestens nicht nationalsozialistisch; auch nicht, weil sie sich Hitler verpflichtet fühlten — fast die gesamte Generalität hatte die Hitlersche Art der Aufrüstung Von Anfang an mißbilligt und vor allem die jetzt offenkundig gewordenen Konsquenzen und Zwecke dieser Aufrüstung stets abgelehnt; und schon gar nicht, weil sie nach dem Erfolg in Polen nach weiteren militärischen Triumphen und nach Eroberungen dürsteten —: Die Denkschriften der Heeresgruppenbefehlshaber zwischen Polen-und Frankreichfeldzug lassen jeglichen kriegerischen Geist vermissen, warnen im Gegenteil eindringlich vor einer Ausweitung des Krieges, vor einer neuen Verletzung der Neutralität Belgiens und nun auch Hollands, und reden einer möglichst baldigen politischen Beendigung des Konflikts das Wort Entscheidend war vielmehr, daß den Offizieren das militärische Gehorsamsprinzip, schon im Frieden eine fast unzerreißbare Fessel, während eines Krieges erst recht unverletzlich erschien. Die meisten Soldaten, die vor dem 1. September 1939 unter Umständen zum Hochverrat bereit gewesen wären, schreckten vor solchen Gedanken instinktiv zurück, solange sich Deutschland im Kriege befand, um so mehr, als sich nach Kriegsausbruch Hochverrat gewissermaßen mit Landesverrat identifizierten. Selbst jene, die ihre innere Distanz zum Regime bewahrt hatten, brachten zunächst nicht mehr die moralische Entschlossenheit auf, die nötig gewesen wäre, um die Vorstellung erträglich zu machen, während des Krieges könne geputscht, also gleichsam gemeutert werden. Bevor sich diese Bindung wieder lockerte, bevor sie hier wieder unterscheiden lernten, bevor sie wieder bereit waren, das Odium des Verräters auf sich und die mit einem inneren Umsturz eventuell verknüpften militärischen Krisen in Kauf zu nehmen, mußte erst, ganz wie Chamberlain und Halifax vorausgesagt hatten, einige Zeit vergehen. Aber auch diejenigen, die selbst jetzt den Staatsstreich nicht gescheut hätten, mußten damit rechnen, daß der Krieg die Masse des Volkes und damit auch der Armee fester an Hitler gebunden hatte, daß eine Revolte mitten im Krieg von niemand verstanden werden würde. Wie sollte dann aber eine feste Basis für die Hitler ablösende politische Ordnung geschaffen werden können? Die Opposition mußte ferner in Betracht ziehen, daß der von einer neuen Regierung zu schließende Friede politische Opfer kosten würde, die die Gefahr einer neuen Dolchstoßlegende und alle mit ihr verknüpften Belastungen heraufbeschworen, namentlich wenn die dem Staatsstreich wahrscheinlich folgende Verwirrung von den Westmächten zu einer militärischen Aktion ausgenutzt wurde.

Neuanknüpfung der abgerissenen Verbindungen

Unter diesen Umständen bedeutet es viel, wenn die Aktivisten der Opposition schon früh, im Oktober 1939, die durch den Kriegsausbruch zunächst abgerissenen Fäden nach London wieder zusammenknüpften. Abgesehen davon, daß sie ganz einfach im Gespräch bleiben wollten und auch mußten, strebten sie vor allem danach, den Militärs wenigstens die beiden letzten und sicherlich nicht leicht wiegenden Argumente zu widerlegen, was um so wirksamer sein mußte, wenn gleichzeitig dargetan werden konnte, daß die Gelegenheit zu einem annehmbaren Frieden bald verstrichen sein werde. Vielleicht konnte das Heer auf diese Weise doch zum Handeln gebracht werden. Schließlich war die Armee in der totalitären Diktatur die einzige handlungsfähige Macht, und es ist daher verständlich, wenn die zivilen Oppositionellen jedes Mittel versuchten, die Generale in Bewegung zu setzen. Daraus erklärt es sich, daß die Vertreter der Opposition gegenüber London fast stets als Fordernde austraten; sie wollten den Militärs möglichst weitgehende britische Konzessionen vorweisen können. Im übrigen scheint dies bei den damals maßgebenden britischen Politikern keinen so schlechten Eindruck gemacht zu haben wie bei den rückblickenden Historikern. Da Chamberlain wie Halifax die Unterstützung eines Staatsstreichs jetzt nicht mehr ablehnen zu sollen glaubten, erschien ihnen die Forderung nach einer Art militärischen Stillhalteabkommens für die Zeit des Umsturzes in Deutschland offenbar nicht als unvernünftig. Selbst für die territorialen Wünsche der deutschen Unterhändler zeigten sie anscheinend relativ großes Verständnis. Sie mochten begreifen, daß eine Regierung der deutschen Opposition nicht von Anfang an mit einer allzu schweren Hypothek von Verzichten belastet werden dürfe. Freilich kann man hier nicht zu sichere Behauptungen wagen, da britische Akten zu diesem Komplex bisher noch kaum zur Verfügung stehen und die englischen Unterhändler fast stets nur Zusagen allgemeiner Natur machten, so daß die tatsächliche Haltung Großbritanniens im einzelnen schwer zu erkennen ist.

In Bern verhandelte zunächst der eigens zu diesem Zweck von Weizsäcker dorthin versetzte Botschaftsrat Theo Kordt, der zuvor in London tätig gewesen war, mit dem von der britischen Regierung entsandten Mr. Conwell-Evans Die Unterredungen zogen sich von Oktober 1939 bis Februar 1940 hin, ohne konkrete Zusicherungen Londons zu ergeben. Evans scheint lediglich ermächtigt gewesen zu sein, unverbindliche Versprechen zu machen, was das von der Opposition gewünschte Stillhalteabkommen betraf, und in allgemeiner Form über die Grundlagen eines künftigen Friedens zu reden. Immerhin konnte der deutsche Gesprächspartner den Eindruck gewinnen, daß nach dem Sturz Hitlers die Aussichten auf eine Verständigung mit England nicht schlecht sein würden. Ganz ohne Ergebnis blieben dagegen Gespräche, die Ulrich von Hassell am 23. Februar und Mitte April in Arosa mit Lonsdale Bryans führte, einem Privatmann, der auf Grund persönlicher Beziehungen zu Lord Halifax einen Vermittlungsversuch unternahm; übrigens hat Hassell, fast immer nüchterner Realist und außerdem ehrlich, Halifax sagen lassen, daß vor dem Beginn einer deutschen Offensive im Westen kaum mit dem Staatsstreich gerechnet werden dürfe. Als ebenso unproduktiv erwiesen sich die Kontakte, die Goerdeler via Stockholm zu Vansittart aufrechterhielt. Mehr versprach zunächst eine andere Verbindung, die über den in die Schweiz emigrierten ehemaligen Reichs-kanzler Wirth lief. Wirth hatte Chamberlain schreiben und über die Opposition informieren können, wobei er dem britischen Premier darlegte, welch große Hilfe es für die Widerstandsbewegung wäre, wenn sie sich darauf verlassen könnte, daß eine Krise im Zusammenhang mit dem Staatsstreich von den Westmächten nicht militärisch ausgenutzt würde. Daraufhin traf er in Lausanne-Ouchy mit zwei Vertretern des Foreign Office zusammen, die jene Zusicherung in der Tat machten, allerdings ohne Wirth etwas Schriftliches in die Hand zu geben. Im ürbigen haben die Widerstandsgruppen in Deutschland, vor allem die militärischen, von diesem Gespräch offenbar nichts erfahren

Die einzigen Verhandlungen, die nicht mehr oder weniger unverbindlich blieben bzw. im Sande verliefen, konnten in Rom angeknüpft werden. Autorisiert von Papst Pius XII., vermittelte hier sein Sekretär Pater Leiber zwischen Dr. Josef Müller, dem nach Rom gekommenen Bevollmächtigten der Gruppe Bedc/Goerdeler/Oster, und dem britischen Botschafter beim Vatikan, Osborne, der als offizieller Beauftragter der englischen Regierung fungierte. Nach einer Reihe von Unterredungen zwischen Oktober 1939 und Februar 1940 sind von London für den Frieden mit einer nichtnationalsozialistischen Regierung schließlich Bedingungen angeboten worden, die, wenn man den bisher vorliegenden Zeugnissen Glauben schenken darf, die kühnsten Erwartungen der Opposition übertreffen mußten. Zwar widersprechen sich die vorhandenen Zeugnisse, aber es geht aus ihnen jedenfalls hervor, daß Chamberlain damals noch bereit war, Deutschland mindestens die Grenzen von 1937, wahrscheinlich sogar die Grenzen von Ende 1938 zuzugestehen das Versprechen, die innere Umgestaltung Deutschlands werde nicht zu einem militärischen Angriff benutzt werden, war daneben gewissermaßen nur mehr eine Formsache. Chamberlain und Halifax schienen tatsächlich willens zu sein, einem von Hitler und seinem Regime befreiten Deutschland gegenüber zur Appeasement-Politik zurüdezukehren. Man wird also schwerlich sagen können, die damaligen Leiter der englischen Politik hätten die deutsche Opposition auch in dieser Phase im Stich gelassen. Und es gehört, wie schon bemerkt, zur Tragik der europäischen Geschichte, daß der deutsche Widerstand in dem Augenblick versagte, als er von London als möglicher Partner akzeptiert worden war, so wie Chamberlain früher versagt hatte, als die Opposition zum Handeln bereit gewesen war.

Die Resistance der europäischen Völker handelte, vereinfacht ausgedrückt, als gleichsam militärische Organisation, die nach einem verlorenen Feldzug den noch nicht verlorenen Krieg ihres Landes gegen den Landesfeind mit anderen Mitteln und unter ungeheuer erschwerten Bedingungen fortsetzte; mochte sich mit den Verhältnissen die Taktik noch so sehr geändert haben, grundsätzlich folgte ihr Vorgehen den Gesetzen des Krieges. Mit anderen Worten: Die Aktivität der Resistance bestand notwendigerweise aus einer Kette von Aktionen, gewissermaßen aus einer Folge von Gefechten, die alle den Zweck hatten, dem in vielfältigen Formen erscheinenden Feind bis zu jenem Tage möglichts viel Abbruch zu tun, da der große Befreiungsschlag von außen begann, seine Widerstandskraft zu schwächen und die eigenen Kräfte für das Zusammenwirken mit den an irgendeinem Tage angreifenden Befreiern zu sammeln und zu schulen. In diesem Rahmen hatten auch und gerade kleinere Aktionen ihren Sinn, nämlich Streiks, Sabotageakte, Überfälle und Spionage; wenn es die geographischen Verhältnisse und die Schwäche der Besatzung zuließen, wie in Osteuropa, dann konnte ein regelrechter Partisanenkrieg geführt und in manchen Fällen, z. B. in Griechenland, sogar zeitweise die faktische Herrschaft über den größeren Teil des Landes erlangt werden. Daran ist im Hinblick auf die Lage des deutschen Widerstandes nicht so sehr bemerkenswert, daß die Aktivität der Resistance auf die Unterstützung oder doch den Beifall aller Patrioten zählen durfte, mindestens keine prinzipielle Ablehnung zu fürchten hatte, sondern daß die Resistance ständig sichtbar vor den Augen des Gegners und mit voller Kenntnis der Weltöffentlichkeit operierte. Zwar hatte, wenigstens in West-und Nordeuropa, die Identität des einzelnen Mitglieds geheim zu bleiben, jedoch die Existenz der Resistance an sich, die ja kriegführende Macht war, mußte dem Feinde so fühlbar wie möglich gemacht werden.

Der deutsche Widerstand hingegen führte nicht Krieg. Seine Aufgabe bestand nicht darin, das Resultat eines verlorenen Feldzugs zu korrigieren und die Truppen und Organe einer fremden Besatzungsmacht anzugreifen, vielmehr wollte er ein verbrecherisches und auf pervertierten 'Vorstellungen aufgebautes politisches System durch eine sittlich fundierte und auf gesunden Werten ruhende neue politische Ordnung ersetzen. Seinem Wesen nach war er daher zunächst eine sittliche Erneuerungs-und politische Revolutions-bzw. Reformbewegung und nicht, wie die Resistance, eine den veränderten Umständen angepaßte Form der Landesverteidigung, eine verlängerte Armee. Es ist also weder Zufall noch unbedingt ein Zeichen von Schwäche, wenn sich die Tätigkeit der deutschen Opposition zeitweilig im Entwerfen zahlloser Denkschriften und, wenn man so will, in ethischen und politischen Planspielen fast zu erschöpfen schien. Das Programm der künftigen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Ordnung hatte zwar nicht in allen Einzelheiten, aber doch in den wesentlichen Zügen festzustehen, bevor der Schlag gegen das Regime gewagt werden durfte. Schließlich mußte man selber wissen, was man wollte, und in der Stunde des Erfolges konnte es außerdem nicht genügen, das deutsche Volk über die Verbrechen des alten Systems und über die Notwendigkeit seines Sturzes aufzuklären, ebenso wichtig war es, den Deutschen das Wesen und die Struktur der neuen staatlichen Verfassung plausibel und akzeptabel zu mähen; der ethische Impuls mußte seinen politischen Ausdruck und seine politische Sicherung finden. Deshalb hat der deutsche Widerstand seine die Befreiung vorbereitenden Gefechte vor allem mit dem Gedanken und mit der Feder geschlagen. Selbstverständlich hat die Resistance ebenfalls ethische und politische Werte verteidigt und neu konzipiert, schließlich sind aus ihr große soziale Revolutionen hervorgegangen, doch war diese Komponente bei ihr ein zusätzliches Element und nicht notwendigerweise der einzig mögliche Antrieb. Für den deutschen Widerstand kam hinzu, daß die gesamte Vorbereitung der Erhebung gegen Hitler im Verborgenen erfolgen mußte. Angesichts der doppelten Gefährdung, nämlich durch die dem nationalsozialistischen Regime entgegengebrachte widerwillige Loyalität des Durchschnittsbürgers und durch den Terrorapparat des totalen Staates, verbot sich jedes sichtbare Heraustreten aus der Uniformität des monolithischen Einparteisystems. Die deutsche Opposition konnte sich ihrem Ziel nicht mit einer Kette kleiner Aktionen nähern; sie mußte sich vielmehr als Verschwörung organisieren, um ihr Ziel, den Gesetzen einer Verschwörung folgend, mit einem einzigen großen Schlag zu er-reihen. Bis sie diesen Schlag führte, hatte soweit das möglih war, niht allein die Identität des einzelnen Vershwörers, sondern die Existenz der Vershwörung an sih geheim zu bleiben. Ein vorzeitig entdecktes Komplott stürzt kein Regime, es füllt die Gefängnisse. Daher waren in Deutshland Aktionen im Stile der Resistance wenn niht sinnlos, so doh weitgehend nutzlos. Auh wo sie als Demonstrationen des Widerstandsgeistes, wie im Falle der Geshwister Scholl, in großartiger und für die Zukunft bedeutsamer Form geshahen, haben sie dem nationalsozialistischen Regime niht geshadet, sondern lediglih seine Aufmerksamkeit auf die Herde des Widerstands gelenkt — das Schicksal vieler Gruppen, die von ihrer Empörung über das System einfah zur Demonstration gedrängt wurden, hat das auf tragishe Weise bestätigt. Im übrigen hat die überwiegende Mehrzahl der Gruppen der deutshen Opposition gewiß mit Reht darauf verzihtet, Aktionen zu unternehmen, die dem einfahen Soldaten und dem durhshnittlihen Staatsbürger Shaden zufügen mußten, ohne gleihzeitig wesentlih zum Sturz Hitlers beizutragen. Damit shalteten Über-fälle und Sabotageakte in aller Regel aus. Für die deutshe Opposition war ja der einfahe deutshe Soldat oder Staatsbürger niht, wie für die Resistance, Gegner, sondern Objekt der Befreiung; ganz abgesehen davon, daß Handlungen, die einzelnen Deutschen schadeten, ohne dem Sturz des Regimes zu dienen, der Opposition jeglichen Kredit im deutschen Volk kosten mußten und damit einer politischen Umgestaltung die wichtigste psychologische Voraussetzung entzogen. Die fast einhellige Ablehnung der Gestalt des Saboteurs Oderbrudi in Zuckmayers Drama „Des Teufels General" hat das noch nachträglich eindrucksvoll bekräftigt. Überdies ist es sehr fraglich, ob die wenigstens scheinbare Untätigkeit der deutschen Opposition die Deutschlandpolitik der Alliierten nach dem Frankreichfeldzug wesentlich mitbestimmt hat. Ausweitung wie Verschärfung des Krieges hatten eine ganz neue Atmosphäre geschaffen, die dem Geist der Verständigung mit einem von Hitler befreiten und vom Nationalsozialismus gereinigten Deutschland nichts weniger als günstig war. Chamberlain und Halifax hatten Churchill Platz machen müssen, mit dem ein anderer Geist in Downing Street einzog, der nun den Empfindungen des britischen Volkes und, wie man sagen muß, zunächst auch der militärischen und politischen Lage besser entsprach: nämlich die Entschlossenheit, bis zur militärischen Entscheidung zu fechten, jedenfalls solange nicht an Frieden und Verständigung zu denken, als man mit dem Rücken zur Wand kämpfte. Schon die Kontakte Chamberlains mit der deutschen Opposition dürften, wenn sie bekannt geworden wären, vielleicht nur schwer die Zustimmung des britischen Volkes gefunden haben Nach Dünkirchen aber hätte Churchill eine solche Politik vorerst auch dann nicht fortsetzen können, wenn sie seinen eigenen Vorstellungen gemäß gewesen wäre. Da jedoch in seinen Augen alles darauf ankam, den Sieg zu organisieren, hat er nicht nur Verbindungen quer durch die Fronten nicht gesucht, sondern überhaupt Gedanken an die politischen Fragen der Nachkriegszeit so oft und so lange wie möglich von sich geschoben; das koste bloß Energien, die besser in die Probleme des Krieges investiert würden, hat er einmal gesagt Und das drückte wohl die Auffassung fast ganz Großbritanniens aus.

Identifizierung Deutschlands mit Hitler

Es liegt auf der Hand, daß eine solche Absorbierung durch den Krieg, die für eine gewisse Zeit beinahe in Abstinenz von Politik ausartete, die Differenzierung zwischen Deutschen und Nationalsozialisten, zwischen dem Volk und seinem Regime, nahezu unmöglich machte. Bereits am 9. Februar 1940 war dem österreichischen Dichter Robert Musil im „Paris Soir“ der Artikel eines französischen Kammer-deputierten aufgefallen, der die Unterscheidung zwischen Hitlerismus und Deutschland scharf kritisierte. Musil knüpfte daran die melancholische Bemerkung: „Es werden ihrer immer mehr werden." Je härter der Krieg wurde und je mehr Opfer er forderte, desto mehr sah man das deutsche Volk wie einen festgefügten Blöde, in dem man keine einzelnen Gesichter mehr unterscheiden wollte. Im Jahre 1939 hatte Churchill seinen Gesprächspartner Schlabrendorff noch gefragt, ob die Opposition einen erfolgreichen Putsch garantieren könne, und in einer Rundfunkansprache davon gesprochen, daß es den „friedliebenden und gemäßigten Kräften in Deutschland wie auch den Führern der deutschen Armee“ unter bestimmten Umständen gelingen werde, „einigermaßen gesunde und zivilisierte Bedingungen in ihrem eigenen Lande" zu schaffen 37); einigejahrespäter, 1942, stellte Eden skeptisch die Frage nach der Existenz solcher Kräfte. Dafür ist das Versagen des deutschen Widerstandes zwischen Polen-und Frankreichfeldzug gewiß ebenso verantwortlich wie seine spätere zwangsläufige Un-tätigkeit und Unsichtbarkeit. Noch schwerer wog indes, daß unter dem Drude der Leidenschaften des Krieges Klischees über den deutschen Volkscharakter und die angeblich durch diesen bedingte Aggressivität deutscher Politik wieder lebendig wurden, die Hitler nicht als den Verfälscher und Vergewaltiger deutscher Traditionen, sondern als deren reinsten Ausdruck erklärten. Es hieße vielleicht die menschliche Natur überfordern, wenn man verlangen wollte, das britische Volk hätte den Gegner, der es abermals auf einen Weg von „Blut, Schweiß und Tränen" gezwungen hatte, freundlicher und differenzierter sehen sollen. Aber selbst Historiker, von denen man doch etwas mehr Distanz und etwas weniger Vorurteile hätte erwarten dürfen, haben in jenen Jahren Arbeiten publiziert, in denen schon die Cimbern und Teutonen als Vorformen Hitlerscher Barbarei und Expansionslust erschienen. Die Friedensliebe Chamberlains und Hendersons hatte Hitler allzu eilfertig mit einem normalen, wenn auch im Augenblick etwas erregten Deutschland identifiziert; jetzt führte umgekehrt der durch die Erbitterung des Kampfes erzeugte Haß zur ebenso falschen Identifizierung Deutschlands mit dem nun richtig erkannten Hitler. Die Regierung, zur Rücksicht auf die öffentliche Meinung genötigt, konnte sich dieser Stimmung um so weniger entziehen, als sie die zunächst durchaus zutreffende Ansicht, es sei falsch, Friedensverhandlungen in schwierigster militärischer Lage aufzunehmen, nach dem Ausbleiben der deutschen Invasion zu der Vorstellung gesteigert hatte, an Friedensverhandlungen oder auch nur Gespräche mit dem Gegner dürfte erst dann gedacht werden, wenn der totale Sieg errungen sei. Der Gedanke, man könne mit der deutschen Opposition eine politische Lösung des Konflikts versuchen, hatte daneben einfach keinen Platz mehr. Schon im Mai 1941, als Goerdeler über den Professor Siegmund-Schultze, der über gute Verbindungen zu englischen Geistlichen verfügte, einen von Brauchitsch abgezeichneten Friedensplan in englische Hände gelangen lassen wollte, lehnte es das Kabinett Churchill ab, offiziell davon Kenntnis zu nehmen; als Siegmund-Schultze mit dem Dokument auf der britischen Gesandtschaft in Bern erschien, wurde ihm mitgeteilt, seit einiger Zeit dürften Anregungen für Friedensgespräche nicht mehr entgegengenommen werden. Und als der Inhalt des Friedensplans über den Erzbischof von Canterbury schließlich doch die britische Regierung erreichte, fiel die Antwort niederschmetternd aus: Auch eine nichtnationalsozialistische Regierung müsse bedingungslos kapitulieren

Eingehende Aussprachen, die Ende Mai 1942 in Schweden zwischen Pastor Schönfeld, Dietrich Bonhoeffer und dem Bischof Bell von Chichester stattfanden, blieben ebenfalls ohne jedes Ergebnis. Der Bischof wurde nicht nur über die Friedenspläne, sondern auch über Organisation und Charakter der Opposition genau informiert; als er aber seine in einem Memorandum niedergelegten Kenntnisse an Eden weitergab, antwortete der Außenminister: „These interesting documents have now been given the most careful examination, and, without Casting any reflection on the bona fides of your informants, I am satisfied that would not be in the national interest for any reply whatever to be sent to them.“

Selbst wenn es aber in England Kräfte gegeben hätte, die von den Emotionen des totalen Krieges nicht ergriffen waren, und selbst wenn sich solche Kräfte in England hätten Geltung verschaffen können, so ist es doch mehr als fraglich, ob das an der Einstellung zu Deutschland und zur deutschen Opposition etwas geändert haben würde. Eden hatte Bischof Bell auch sagen lassen, die Regierung seiner Majestät müsse auf ihre Verbündeten Rücksicht nehmen, und in der Tat hatte die mit dem Kriegseintritt Rußlands und Amerikas verbundene Ausweitung des Krieges, die wiederum eine Verlagerung der militärischen und politischen Machtverhältnisse mit sich brachte, dazu geführt, daß die Entscheidung über die mit Kontakten zur deutschen Opposition verknüpften Probleme längst nicht mehr allein, ja nicht einmal mehr in erster Linie in London fiel. Welche Vorstellungen auch immer über die einzuschlagende Deutschlandpolitik in Washington und Moskau herrschen mochten, die britischen Staatsmänner mußten jenen Vorstellungen Rechnung tragen und ihre eigenen Auffassungen mit ihnen abstimmen. Jede Zusammenarbeit, ja schon jedes sinnvolle Gespräch mit der deutschen Opposition — d. h. mit einer politischen Gruppe des gemeinsamen Kriegsgegners — hätte also die vorhergehende Einigung der Alliierten über ihre Kriegsziele erfordert, was sowohl wegen der gegensätzlichen Natur der Verbündeten wie wegen der Fülle der zu lösenden Probleme ein heikler und langwieriger Prozeß sein mußte.

Man bedenke dabei, wie viele Schwierigkeiten, beruhend auf Mißtrauen und konventionellen Vorstellungen, sogar den Gruppen der europäischen Resistance bei ihren Bemühungen begegnet sind, von den Alliierten als Partner anerkannt und gewürdigt zu werden.

Verhängnisvolle Haltung der USA

Dennoch wären die auf der Ausweitung des Krieges beruhenden Hemmnisse für eine Zusammenarbeit mit deutschen Oppositionellen wohl zu überwinden gewesen. Aber der Kriegseintritt Rußlands und vor allem derjenige Amerikas hatte eine Diskussion über die Kriegsziele nicht nur sozusagen technisch erschwert, sondern von vornherein auf eine Ebene versetzt, die für die deutsche Opposition unzugänglich war. Einen Vorgeschmack der amerikanischen Haltung erhielt die deutsche Widerstandsbewegung schon im Winter 1939. Adam von Trott zu Solz, ein glänzend begabter junger Diplomat, ein glühender Hasser Hitlers und glühender Patriot, der gerade auf westliche Politiker, die ihn kennen-lernten, großen Eindruck machte, war damals nach Washington gekommen, um Roosevelt zu bitten, zwischen der deutschen Opposition und England zu vermitteln. Der Präsident hat das kühl abgelehnt, und Trott ist sogar als ein Mann verdächtigt worden, der auf ein neues „appesasement" aus sei Jetzt, nachdem die Vereinigten Staaten in den Krieg eingetreten waren, ist im Hinblick auf die deutsche Frage Roosevelts Hauptsorge gewesen, vor einem totalen Sieg keinerlei Bindungen für seine künftige Deutschlandpolitik einzugehen. Aus dem Schicksal der 14 Punkte Wilsons hatte er den Schluß gezogen, daß man keinen größeren Fehler machen könne, als vor dem Ende der Kampfhandlungen Erklärungen abzugeben, von denen die Deutschen später behaupten konnten, sie seien gebrochen worden. Und die aus dem Wilson-Komplex abgeleitete Politik der freien Hand ist sicherlich die eine Wurzel der Januar 1943 in Casablanca formulierten Forderung nach „unconditional surrender" gewesen. Ein sinnvolles Gespräch mit der deutschen Widerstandsbewegung hätte aber selbstverständlich Versprechen, Zusagen, Abmachungen vorausgesetzt oder ergeben müssen, ja schon eine an sich unverbindliche Ermutigung hätte doch eine gewisse Bindung bedeutet, gerade das also, was Roosevelt unter allen Umständen vermeiden wollte, und der Präsident hat denn auch beinahe entsetzt abgewehrt, als ihm der Journalist Louis P. Lochner anbot, den Kontakt zur deutschen Opposition herzustellen

Die Hartnäckigkeit des Willens, freie Hand zu behalten, und das förmliche Zurückfahren vor der Möglichkeit einer Verständigung mit antinationalsozialistischen Deutschen ist freilich nicht allein mit der Erinnerung an Wilson zu erklären. „Unconditional Surrender“ hatte noch eine zweite und wohl stärkere Wurzel. In den Vereinigten Staaten war die Kreuzzugsstimmung zweifellos noch intensiver als in Großbritannien, und die Neigung, Deutschland mit Hitler zu identifizieren, noch größer. Bedenklich verallgemeinernde Urteile über den deutschen Volkscharakter und darauf fußende primitive Ansichten über die Grundlinien preußisch-deutscher Geschichte waren bis in die engste Umgebung des Präsidenten vorgedrungen. Roosevelt selber hatte nur unklare Vorstellungen und schwache Kenntnisse von Deutschland und daher zunächst keine feste Meinung; aber unter dem Einfluß solcher Berater formte er sich allmählich ein Bild, das jene Verallgemeinerungen und jene tendenziösen Geschichtsdeutungen wenigstens teilweise übernahm. So zeichneten sich schon früh die Umrisse einer Deutschlandplanung Washingtons ab, von der sich zur Zeit Casablancas, ohne daß da schon irgendwelche Einzelheiten festgestanden hätten, immerhin soviel sagen ließ, daß sie Deutschland einen mehr als harten Frieden, eine Art Super-Versailles zudachten Gewiß kann man der Ansicht sein, der Gedanke, Deutschland aufzuteiZen, sei historisch ebenso belanglos, wie es die Pläne zur radikalen Änderung der deutschen Wirtschaftsstruktur, zur Agrarisierung Deutschlands, sind, da nichts davon in der damals vorgesehenen Form verwirklicht worden ist, Amerika bald nach dem Kriege im Gegenteil eine Deutschlandpolitik demonstriert hat, wie sie nach einer so harten Auseinandersetzung und nach so viel Schuld der deutschen Seite menschlich maßvoller, politisch vernünftiger und reifer schlechterdings nicht vorstellbar ist. Aber in jenen Jahren hatten einflußreiche Mitarbeiter Roosevelts und der Präsident selber tatsächlich die Absicht, diese Pläne ganz oder teilweise zu realisieren, und daher sind sie von Gewicht gewesen und in unserem Zusammenhang von Bedeutung. Aus ihnen ergab sich nämlich zwingend die Erkenntnis, daß sie einen ausgehandelten Frieden unmöglich machten, daß sie die totale militärische Niederlage, eben die bedingungslose Kapitulation, und die Besetzung Deutschlands zur Voraussetzung hatten. Roosevelt wollte nicht bloß freie Hand behalten, um seine Deutschlandpolitik im gegebenen Augenblick nach Wunsch bestimmen zu können, er mußte freie Hand behalten, weil er sie in ihrer Tendenz bereits bestimmt hatte. Aber selbst vom schärfsten Gegner Hitlers in Deutschland, der aus Einsicht in die politische Lage oder im Gedanken an die Verbrechen des na43 tionalsozialistischen Regimes, also gewissermaßen als Sühne, zu großen politischen Opfern und Verzichten bereit war, durfte nicht erwartet werden, daß er der totalen politischen Eliminierung oder der wirtschaftlichen Verelendung Deutschlands freiwillig zustimmen würde. Churchill hat das bald erkannt und schon am 21. Juli 1942 in einem Memorandum unzweideutig ausgesprochen: „Falls das Naziregime gestürzt wird, geht die Macht beinahe mit Sicherheit auf die Spitzen der deutschen Armee über, die keineswegs bereit sein werden, Friedensbedingungen anzunehmen, wie sie von Großbritannien und den Vereinigten Staaten im Interesse der künftigen Weltsicherheit für nötig erachtet werden.“

Diese Erkenntnis ist wohl nicht der unmittelbare Anlaß, jedoch die eigentliche Ursache der Formel von Casablanca gewesen. Von Roosevelts gesamter Deutschlandkonzeption her war sie jedenfalls nur eine logische Konsequenz. Ebenso logisch ist, daß in dem von ihr abgesteckten Rahmen Kontakte zur deutschen Opposition keinen Platz hatten, indiskutabel waren. Die englische Haltung zum deutschen Widerstand ist seit Frühjahr 1940 gewiß kühl und ablehnend gewesen; aber wenn London auch keine Möglichkeit oder Notwendigkeit sah, von dem potentiellen Verbündeten in Deutschland Gebrauch zu machen, so haben die britischen Staatsmänner die Existenz dieses Bundesgenossen wenigstens inoffiziell zur Kenntnis genommen und im Hinblick auf die Nachkriegs-aufgaben in Deutschland nie ganz aus den Augen gelassen — Churchill hat mehrmals zu erkennen gegeben, wie unbehaglich ihm der Rigorismus Washingtons war, und an den Rand einer nach England gelangten Denkschrift Trotts, die Sir Stafford Cripps tief beeindruckt hatte, schrieb der Premier: „Very encouraging“ Die amerikanische Haltung hingegen war nicht mehr kühl, sondern eisig, nicht mehr ablehnend, sondern ignorierend; wenn Roosevelt Trotts Denkschrift gelesen und mit einer seiner Politik konsequent entsprechenden Randbemerkung versehen hätte, so hätte der Präsident schreiben müssen: „Very embarrassing". Es ist bezeichnend, daß in den Darstellungen der militärischen und politischen Kriegführung der Alliierten, etwa bei Feis, Butler oder Langer/Gleason, die deutsche Opposition und Kontakte zu ihr von dem Augenblick an nicht mehr erwähnt oder mit einer bescheidenen Fußnote abgetan werden, da mit dem Kriegseintritt Amerikas die eigentlich alliierte Kriegführung beginnt. Die deutsche Opposition, die Frage ihrer Stärke, ihrer Möglichkeiten, ihrer Zusammensetzung und ihrer Ziele hat in den Vorstellungen Roosevelts einfach keine Rolle gespielt, und weil sie in den Vorstellungen der britischen Politiker doch nur eine winzige Rolle spielte, setzte sich die konsequentere amerikanische Auffassung mühelos die Deutschland-und Europapläne des deutschen Widerstandes in Washington und London machen konnten oder mußten — einen günstigen oder einen ungünstigen —, ist daher ohne praktische Bedeutung. Die Reaktion auf diese Pläne ist jedenfalls weit mehr eine nachträgliche Reaktion der Historiker und Publizisten als eine Reaktion der damals handelnden Politiker. Roosevelt hat nicht einmal eine abschwächende Interpretation der Formel von Casablanca geduldet. Als z. B. Eisenhower und dessen Stabschef Bedell Smith im April 1944 anregten, mit Beginn der Invasion eine Erklärung herauszugeben, die den Deutschen eine mildere Behandlung zusichern sollte, wenn sie die Waffen niederlegten, als die beiden Generale sogar den Vorschlag machten, innerhalb der deutschen Armee und des deutschen Generalstabs eine Bewegung zum Sturze des Regimes hervorzurufen oder zu unterstützen, da hat Roosevelt, obwohl Staatssekretär Stettinius die Ansicht der Militärs teilte, höchst ungnädig reagiert; er empfand das, wie Feis schreibt, als „an effort by diplomatic and military officials to bend if not break his position; to turn his policy into one of bidding with promises for German surrender — which could quite possibly end in an conditional negotiated peace“ Er hat denn auch Diskussionen über solche Fragen kurzerhand verboten.

Schwäche der psychologischen Kriegführung des Westens

Aus dieser Politik folgte notwendigerweise die von Hajo Holborn mit Recht konstatierte Schwäche der damaligen sogenannten „psychologischen Kriegführung" des Westens: das Fehlen jeder im eigentlichen Sinne des Wortes politischen Propaganda Voraussetzung einer derartigen Propaganda wären Kriegsziele gewesen, die das deutsche Volk noch hätte akzeptieren können. Da aber, wie Eisenhower im Frühjahr 1944 schrieb die Bekanntgabe der wahren Kriegsziele nur geeignet gewesen wäre, die deutsche Kampfmoral zu stärken, mußten die Westmächte, wenn sie nicht primitiv machiavellistisch operieren wollten, auf den Versuch verzichten, Volk und Regime in Deutschland zu trennen. Da sie selber die Solidarität zwischen ihnen und den deutschen Gegnern des nationalsozialistischen Systems nicht erkannten oder nicht mehr wahrhaben wollten, konnten sie diese Solidarität auch dem deutschen Volk nicht begreiflich machen und damit eine künftige Friedensordnung nach Hitler — in die sie schließlich doch das deutsche Volk einbeziehen mußten — vorbereiten helfen. Der deutsche Widerstand selbst aber hatte im totalen Staat, der überdies unter schärfstem Kriegsrecht stand, nicht die geringste Möglichkeit, dem intensivster nationalsozialistischer Propaganda ausgesetzten Volk schon vor dem Putsch zu sagen, warum der Sturz des Regimes notwendig sei; und man muß sich doch einmal die Frage vorlegen, wie eine breitere Bewegung gegen Hitler ohne breitere geistige Vorbereitung hätte entstehen sollen. Daß die Alliierten entsprechende positive Ideen nicht geben wollten und konnten, hat der deutschen Opposition mindestens eine psychologische Voraussetzung gekostet: die Sicherheit oder doch Wahrscheinlichkeit, während und nach dem Staatsstreich vom Volk verstanden zu werden. Die Westmächte hatten wohl Institutionen und Organisationen für „psychological warfare" ge-47 schaffen, aber damit keineswegs eine politische Lösung des Deutschlandproblems vorbereitet, sondern in der Tat lediglich Krieg führen, d. h. die Kampfmoral schwächen wollen — nichts anderes, als was auch die Bombenangriffe u. a. bezweckten. Eine derartige Propaganda war daher fast gezwungen — neben der Kritik an den Verbrechen und Schwächen des Regimes und neben mehr oder weniger zutreffenden Kommentaren zur militärischen Lage —, Themen aufzugreifen, die, statt geeignet zu sein, das deutsche Volk vom nationalsozialistischen Re-gime zu trennen, nur darauf hinausliefen, es zu spalten.

So hat Churchill schon am 5. Januar 1941 vorgeschlagen, den Gegensatz zwischen Preußen und Süddeutschland zu schüren und den preußischen Militarismus zu attackieren und bei ähnlich unzulänglichen Methoden ist es bis Kriegsende geblieben. Es wurde also auf Gegensätze spekuliert, die vereinzelt noch in der älteren Generation und vor allem in den Witzblättern ihre Rolle spielten, die aber längst nicht mehr als politische Faktoren existierten; und es wurde mit Pfeilen geschossen, von denen man sich hätte sagen können, daß sie wenig Aussicht hatten, irgendein Ziel zu treffen, wenn man daran gedacht hätte, daß weder der Generalstabschef Halder noch der populäre Rommel und schon gar nicht so typische Hitlergenerale wie Jodl und Feldmarschall Schörner Preußen waren, sondern mit Ausnahme des Württembergers Rommel Bayern. In diesem Sinne und weil sie sich auf die reine Negation beschränkte, war die alliierte Propaganda gewissermaßen reaktionär. Da aber der schärfste propagandistische Angriff wirkungslos bleibt, jedenfalls nicht zum Handeln bewegt, wenn in ihm nicht auch ein positive Gegenposition oder eine zukünftige Möglichkeit präsent ist, kann es nicht verwundern, daß die psychologische Kriegführung der Alliierten im großen und ganzen keine nennenswerten Resultate zeitigte. Der deutschen Opposition hat sie bestimmt nicht genützt, sondern eher geschadet.

Furcht vor einem deutsch-sowjetischen Sonderfrieden

Nun ist gesagt worden, daß die Haltung der Westmächte wesentlich von der Rücksicht auf die Sowjetunion diktiert war. Gewiß ist es richtig, daß London und Washington ängstlich bemüht waren, auch nur den Anschein lässiger Kriegführung zu vermeiden, vom Verdacht, einen Sonderfrieden mit Deutschland schließen zu wollen, ganz zu schweigen. Rußland hatte lange und schwere Jahre die Last des Kampfes gegen Deutschland, wenigstens zu Lande, allein zu tragen, und die bis Ende 1943 gegebene Unmöglichkeit, auch nur einen Ersatz für eine zweite Front auf dem Kontinent zu schaffen, hat in London und Washington einen gewissen Minderwertigkeitskomplex erzeugt, dessen Bedeutung nicht unterschätzt werden soll. Ebenso müssen bei dieser Lage Befürchtungen in Rechnung gestellt werden, Stalin könnte, wenn er von Friedensfühlern der Westmächte erfahre, diesen mit einem deutsch-russischen Sonderfrieden zuvorkommen, so daß sie Hitler allein gegenüberstanden — die Erinnerung an den August 1939 war noch durchaus lebendig. Auch hat bei manchen westlichen Politikern offenbar der Gedanke mitgespielt, die Westmächte müßten der interalliierten Einigung über die Behandlung

Deutschlands und der Einigung über die damit verknüpften Grenzfragen so lange ausweichen, als die UdSSR auf dem Kontinent allein kämpfe und deshalb in der überlegenen Verhandlungsposition sitze. Aber das waren im Grunde doch nur taktische Erwägungen und taktische Argumente. Die eigentlichen Gründe der angloamerikanischen Deutschlandpolitik und der aus ihr folgenden Ignorierung des deutschen Widerstands sind, wie zu zeigen versucht wurde, nicht in der Rücksichtnahme auf den sowjetischen Verbündeten zu finden, sondern in Auffassungen und Stimmungen, die ausschließlich auf westlichem Boden gewachsen waren. Im übrigen hätte die Sowjetunion selbst den Westmächten für deren eigene Zusammenarbeit mit deutschen Gruppen eine glänzende Rechtfertigung geliefert. London und Washington hätten sich doch kein besseres Argument zur Beschwichtigung des sowjetischen Mißtrauens wünschen können, als den Hinweis darauf, daß ja gerade Moskau vorangegangen war und im Sommer 1943 das Nationalkomitee Freies Deutschland und den Bund Deutscher Offiziere aus der Taufe gehoben hatte.

Keine Rücksichtnahme Stalins

Stalin und die Komintern hatten nach 1933 zwar die kommunistischen Untergrnndzellen in Deutschland offenbar nur nachlässig unterstützt; abgesehen von der verfehlten Hoffnung auf einen baldigen Zusammenbrudt des NS-Regiwes, lagen die Schwerpunkte der kommunistischen Aktivität damals in Spanien, Frankreich, Asien und in Rußland selber, und die Zellen in Deutschland waren überdies, ungeachtet des Mutes und der Opferbereitschaft ihrer Mitglieder, weder im Rahmen des ganzen Volkes noch im Rahmen der Arbeiterschaft von nennenswerter politischer Bedeutung. Während der kurzen Zeit des Liebesfrühlings zwischen Hitler und Stalin vermied es Moskau erst recht, gegen das Dritte Reich zu arbeiten; Stalin opferte der sowjetischen Expansion rücksichtslos die Kommunisten in Deutschland; ja, er lieferte sogar, was überhaupt nicht nötig gewesen wäre, zahlreidte nach Rußland emigrierte deutsche Kommunisten an Hitler aus. Nachdem er der KPD auf solche Weise selber ein Cannae bereitet hatte, war es natürlich unmöglich geworden nach Beginn des deutschen Angriffs auf Rußland die kommunistische Untergrundarbeit in Deutschland auf breiter Basis wieder zu aktivieren. Die Masse der deutschen Arbeiterschaft marschierte in Hitlers Armeen über den Bug und war nach dem in der UdSSR erhaltenen Anschauungsunterricht über die sowjetische Wirklichkeit erst recht immun gegen kommunistische Infiltrationsversuche.

Es ist daher kein Zufall, daß Stalin sich zunächst Gruppen zugewandt hat, schließlich die keineswegs aus der Arbeiterschaft, sondern aus dem Bürgertum stammten. Sie setzten sich aus Offizieren, Beamten und Intellektuellen zusammen, die entweder kommunistisch geworden waren und bewußt die nationalsozialistische Diktatur mit der kommunistischen vertauschen wollten oder aber aus Verzweiflung über die Verbrechen des deutschen Regimes dazu gekommen waren, gegen den Teufel Hitler nicht einmal mehr den Beelzebub Stalin als Bundesgenossen zu verschmähen; manche haben auch, ohne sich über die politische Richtung, die sie eingeschlagen hatten, ganz klar zu sein, einfach nach einem Kreis von Menschen verlangt, in dem sie ihre Empörung über das nationalsozialistische Regiment aussprechen und betätigen konnten. Reicht die „Rote Kapelle“ also mit einem Teil ihrer Angehörigen zweifellos in die deutsche Widerstandsbewegung hinein, so be-

sich ihre eigentliche Funktion und ihr schränkte Nutzen für Stalin doch darauf, als sowjetischer Spionagering zu arbeiten; auch und gerade für Moskau war sie nicht eigentlich ein politischer Faktor, sondern ein militärisch-nachrichtendienstliches Instrument. Als aber in Stalingrad und in den anschließenden Schlachten erstmals eine größere Anzahl deutscher Soldaten und Offiziere in sowjetische Gefangenschaft geriet, da hat Stalin nicht gezögert, den moralischen und politischen Schock, den diese Gefangenen sichtlich erlitten hatten, psychologisch auszunutzen Ohne sich im geringsten um die da-malige Deutschlandpolitik der Westmächte zu kümmern, hißte er die deutsch-nationale Fahne und die Flagge deutsch-russischer Freundschaft, unter deren Zeichen er den gefangenen Deutschen, namentlich den Generalen, als Preis einer Zusammenarbeit Versprechungen offerierte, die das genaue Gegenteil von bedingungsloser Kapitulation darstellten.

Roosevelt hatte in Casablanca kaum ausgeredet, als die Sowjets das Nationalkomitee Freies Deutschland und den Bund deutscher Offiziere gründeten und dem amerikanischen Präsidenten damit eine schallende Ohrfeige versetzten, die Roosevelt aber weder gefühlt noch gehört zu haben scheint. Jedenfalls hat er keine Konsequenzen aus der fast grotesken Situation gezogen, daß zur gleichen Zeit, da die Westmächte ihre Ablehnung von Kontakten mit der deutschen Opposition auch mit der Rücksicht auf Moskau begründeten und „unconditional surrender" verkündeten, die Sowjetunion eine Institution ins Leben rief, die zwar gewiß noch keine Exilregierung war, aber in den ersten Monaten ihres Bestehens dem Keim einer solchen bemerkenswert ähnlich sah. Stalin hat sicherlich kaum je daran gedacht, die den deutschen Offizieren gemachten Zusagen auch zu erfüllen; für ihn bedeutete die ganze Angelegenheit wohl nicht mehr als ein taktisches Manöver, um den Westmächten mit der Drohung einer deutsch-russischen Annäherung die zweite Front und vor allem die Zustimmung zur Vorverlegung der russischen Westgrenze abzupressen. Sein Verhalten nach der Moskauer Außenministerkonferenz Ende November 1943 und nach der Konferenz von Teheran, die ihm die Befriedigung des zweiten Wunsches grundsätzlich garantierten, hat seine Absicht deutlich genug enthüllt. Wenn aber die Westmächte an Verbindungen zum deutschen Widerstand tatsächlich interessiert gewesen wären und die Rücksicht auf Stalin ein ernstliches Hindernis dafür dargestellt hätte, hätten sie den lediglich taktischen Charakter der sowjetischen Handlungsweise, der ihnen durchaus klar war, übersehen und sich einfach an die Fakten halten können. Selbst stalinistischer Dialektik wäre es nach der Gründung des Nationalkomitees schwer gefallen, ähnliche Maßnahmen Londons und Washingtons oder Verhandlungen des Westens mit deutschen Oppositionsgruppen als finstere kapitalistische Machenschaften zu brandmarken. Solche Verhandlungen hätten jedenfalls die Koalition mit der Sowjetunion weit weniger gefährdet als eine Nichterfüllung ihrer territorialen Forderungen. Aber Anthony Eden erklärte vor dem britischen Unterhaus — nach dem Eingeständnis, über die Gründung des Komitees vorher nicht informiert worden zu sein —, die Regierung Seiner Majestät beabsichtige nicht, eine ähnliche Bewegung ins Leben zu rufen

Daß der Westen den ihm von Stalin zugespielten Ball nicht auffing, sondern bei seiner in Casablanca bekräftigten Haltung blieb, ist in Anbetracht der Starrheit seiner Konzeption nicht weiter erstaunlich. Die deutschen Gegner Hitlers aber lediglich als Werkzeuge zu benutzen und sie nach getaner Schuldigkeit fallenzulassen, wäre schon unter moralischem Gesichtspunkt für eine Politik des Westens unmöglich gewesen. Dennoch hat die Deutschlandpolitik der Vereinigten Staaten und Englands hier noch einmal vor einem Kreuzweg gestanden. Denn im gleichen Maße, in dem sich nicht allein die antinationalsozialistische, sondern die antideutsche Stimmung im Westen ausbreitete und verhärtete, im gleichen Maße, in dem eine jedes sinnvolle Gespräch mit dem deutschen Widerstand ausschließende Deutschlandplanung Londons und namentlich Washingtons Gestalt gewann, sind innerhalb Deutschlands die psychologischen Voraussetzungen und die faktischen Chancen eines Staatsstreichs wieder größer geworden: Zum dritten Male seit 193 8 entwickelten sich westliche Politik und deutsche Widerstandsbewegung in völlig entgegengesetzten Richtungen, zum dritten Male verfehlten sie sich. Schon Hitlers Triumph in Frankreich hatte die grundsätzlich antihitlerisch Gesinnten, anders als der Erfolg von München, nicht mehr sonderlich beeindrucken können.

Die oppositionellen Offiziere dachten nicht anders, obwohl sie sich gegen die mit einem von ihnen selbst errungenen Erfolg verbundene eigene Hochstimmung zu wehren hatten. Goerdeler sagte ihnen in einer schon am 1. Juli 1940 entstandenen Denkschrift, die Armee trage nach ihrem Siege noch größere Verantwortung, und ein Kreis von Offizieren war bereit, diesen Satz zu akzeptieren Schon nach dem Polenfeldzug hatten die Verbrechen der SS das Gewissen vieler Offiziere erregt. Der nach dem 20. Juli hingerichtete General Stiess, damals Gruppenleiter im Generalstab, hatte im November 1939 nach einem Besuch in Warschau an seine Frau geschrieben: „Man bewegt sich dort nicht als Sieger, sondern als Schuldbewußter", erklärt: „Ich schäme mich ein Deutscher zu sein“, und daraus den unabweisbaren Schluß gezogen: „Die Minderheit, die durch Morden, Plündern und Sengen den deutschen Namen besudelt, wird das Unglück des ganzen deutschen Volkes werden, wenn wir ihnen nicht bald das Handwerk legen.“ Seit Beginn des Rußlandfeldzuges hatte sich diese Entwicklung beschleunigt und an Umfang zugenommen. Sowohl die hinter der Front geschehenen Verbrechen wie die sich nun häufenden militärischen Führungsfehler Hitlers schufen das, was Hassell damals die „zunehmende Disposition“ der Generale für oppositionelle Gedanken nannte und auch der Zuzug jüngerer Offiziere hielt an.

Für die Frage der Motive ist es gewiß aufschlußreich, daß gerade solche Soldaten den Weg zum aktiven Widerstand fanden, die mit den Verbrechen an Ort und Stelle konfrontiert worden sind; man braucht nur an Olbricht, Gersdorff, Boeselager und wieder an Stiess zu denken — ja, Treskow gelang es, den Stab der Heeresgruppe Mitte planmäßig zu einem Putschinstrument auszubauen. Im Winter 1941 ist in Berichten deutscher Heeresgruppen sogar von einer weit verbreiteten und gefährlichen Mißstimmung des Offizierskorps der Ostfront die Rede, von einer Mißstimmung, die von den hinter der Front begangenen Verbrechen des Regimes hervorgerufen sei Je mehr sich die Verbrechen häuften, je deutlicher sich die Endlosigkeit des Krieges abzeichnete, je maßloser und fehlerhafter die militärischen Pläne Hitlers wurden, desto tiefer fraß sich diese Mißstimmung, womit auch die Chancen eines Staatsstreiches wieder wuchsen. Seinen Höhepunkt erreichte dieser Prozeß mit Stalingrad, das ja nicht lediglich als militärische Katastrophe, sondern ebenso als moralische Bankrotterklärung des Diktators wirkte und das deutsche Volk wie ein Schock traf. Jetzt, da der Augenblick gekommen war, von dem Chamberlain und Halifax 1939 und 1940 gesprochen hatten, erhob Roosevelt in Casablanca die Forderung nach „unconditional surrender".

Gleiche Prämissen -entgegengesetzte Folgerungen

Man wird die psychologische Wirkung dieser Forderung auf das deutsche Volk im allgemeinen auf die Widerstandsbewegung im besonderen doch recht hoch einschätzen müssen. Gewiß war der Kern der Opposition gegen Hitler von sittlichen Motiven bestimmt, denn ein Deutscher, erst recht ein Offizier, der während eines Krieges sich entschloß, an einer Verschwörung gegen seine Regierung teilzunehmen, konnte die Schranken des normalen Gehorsamsprinzips nur dann überwinden, wenn höhere Prinzipien es seinem Gewissen geboten. Spricht es aber gegen die entscheidende Bedeutung sittlicher Motive, wenn die Verschwörer großen Wert darauf legten, einen Putsch außenpolitisch zu sichern und der nach Hitler aufzubauenden politischen Ordnung durch einen möglichst günstigen Friedensvertrag die Belastungen der Weimarer Republik zu ersparen? Wenn Roosevelt aus der Entwicklung nach Versailles den Schluß gezogen hatte, man dürfe Deutschland keinerlei Zusagen machen, so gelangten die deutschen Oppositionellen von den gleichen Prämissen zu entgegengesetzten Folgerungen. Jeden General, der zu jener Zeit Putschplänen nähertrat, mußte der Gedanke beklemmen, sich dem Vorwurf auszusetzen, man habe Hitler „um den zum Greifen nahen Sieg gebracht“. Brachte der Putsch nicht nur Hitler um den Sieg, sondern hatten seine deutschen Gegner lediglich die „üble Erbschaft" einer totalen Niederlage zu verwalten, so war leicht vorauszusehen, daß es um die Stabilität eines politisch organisierten „anderen Deutschland“ schlecht bestellt sein würde. War aber einem Staatsstreich nicht einmal die Bewahrung der politischen Substanz Deutschlands möglich, so stellte sich unweigerlich die Frage, ob sich dann das Risiko einer Aktion überhaupt noch lohne und ob man dem nationalsozialistischen Regime die sichtbare Verantwortung für den Zusammenbruch Deutschlands abnehmen solle und dürfe. Zwar haben nicht allein Theologen wie Bonhoeffer die Niederlage und schwere politische Opfer als Buße akzeptiert, sondern auch Offiziere wie Stiess bezeichneten das „einbrechende Strafgericht" als „eine gerechte Sühne für alle die Schandtaten, die wir Deutschen in den letzten Jahren begangen bzw. geduldet haben" Aber auch Männervon solcher Gesinnung konnten nicht verkennen, welches politische Handicap für den Erfolg der Verschwörung — der von der Gewinnung möglichst vieler Indifferenter für die Opposition ja stark abhing — das wachsende Empfinden des deutschen Volkes bedeutete, daß die Alliierten zwischen Nationalsozialisten und Deutschen keinen Unterschied machen würden. Casablanca mußte wie eine endgültige Bestätigung dieses Empfindens wirken und dazu beitragen, den Schock von Stalingrad zu paralysieren. Ist es nicht aufschlußreich, wenn Goebbels schon am 25. Januar 1942 beruhigt in sein Tagebuch schrieb, daß die Gegner diesmal „keine Wilsonschen 14 Punkte haben", daß er aber am 4. Dezember 1943 mit spürbarer Besorgnis vermerkte, bei den Westmächten seien „infame Pläne" aufgetaucht, die Kapitulationsformel zu mildern

Es ist daher nur zu begreiflich, daß die deutsche Opposition trotzdem immer wieder versucht hat, in der glatten Mauer westlicher Ablehnung Fugen zu entdecken oder zu schaffen. Goerdeler hat bis 1944 nicht abgelassen, über die Stockholmer Bankiers Wallenberg auf London einzuwirken und Gisevius oder auch Trott zu Solz haben bis zum 20. Juli enge Beziehungen zu Allen Dulles, dem Leiter des amerikanischen OSS in der Schweiz, unterhalten. Wenn bei diesen Bemühungen vor allem Goerdeler noch 1943 und 1944 Forderungen stellte, namentlich in territorialen Fragen, die angesichts der Kriegslage in der Tat wenig realistisch waren, so ist das weniger auf nationale Vorurteile oder auf eine Verkennung der Situation, ja sogar weniger auf seinen unerschütterlichen Glauben an die Wirkung einer politisch vernünftigen Argumentation zurückzuführen als auf den Wunsch, den zögernden Generalen positive Zusagen der Westmächte bieten zu können. Gegen die Auffassung, die Vorschläge der deutschen Opposition seien zu „unrealistisch“ gewesen, um die Alliierten für eine Kooperation mit ihr zu gewinnen, darf wohl gesagt werden, daß angesichts der alliierten Grundeinstellung selbst der bescheidenste deutsche Vorschlag „unrealistisch" gewesen wäre. Kein Zweifel kann natürlich darüber bestehen, daß Argumente der Opposition, die einen künftigen Konflikt zwischen den Westmächten und der Sowjetunion verzeichneten und deshalb die Notwendigkeit betonten, Deutschland als politischen Faktor zu erhalten, in der militärischen, politischen und psychologischen Lage von 1943/44 an der Wirklichkeit vorbeigingen. Aber hat ihnen der Geschichtsverlauf nicht recht gegeben? Hat er nicht das von Anthony Eden zum alleinigen Kriterium der Möglichkeit von Kontakten mit dem deutschen Widerstand erhobene „nationale Interesse“ als alleiniges Kriterium gerade widerlegt? Hat er nicht die Voraussage eines Trott bestätigt, daß die entscheidende Entwicklung in Europa „auf sozialem und nicht auf militärischen Gebiet“ stattfinden werde oder eines Moltke, daß das Schicksal von Europa nach dem Kriege „weniger ein Problem von Grenzen und Soldaten“ sein als von der Frage abhängen werde, „wie das Bild des Menschen in den Herzen unserer Mitbürger wiederaufgerichtet werden“ könnte?

Es ist nicht unbegreiflich, daß beschwörende Mahnungen dieser Art, zumal in Kriegszeiten, kein Echo fanden bei einer Welt, deren Erfahrungen ihr bislang keinen zwingenden Anlaß gaben, den Bannkreis nationalstaatlichen Denkens zu sprengen, ja, daß selbst solche Worte den Verdacht erweckten, die Deutschen wollten nur der Niederlage oder doch ihren wesentlichen Folgen ausweichen. Daß die Niederlage ihres Vaterlandes unvermeidlich sei, war den Führern der deutschen Opposition indessen seit langem klar. „Wir wissen“ so hatte wiederum Moltke schon 1942 gesagt, „daß der Erfolg unseres Kampfes wahrscheinlich unseren vollkommenen Zusammenbruch als nationale Einheit bedeuten wird. Aber wir sind bereit, dem ins Auge zu sehen.“ In der Tat hat die deutsche Opposition am Ende den Staatsstreich gewagt, nicht nur ohne jede Hoffnung, die Niederlage noch abwenden zu können, sondern auch ohne jede Zusicherung erträglicher Friedensbedingungen für ein „anderes Deutschland“, ja mit der Gewißheit, daß eine neue deutsche Regierung schwerste Opfer zu bringen und die materielle und moralische Haftung für die im Namen Deutschlands von Hitler begangenen Verbrechen auf sich zu nehmen haben würde. In einer bemerkenswerten Abhandlung zu unserem Thema, dessen Verfasser (D. C. Watt) viel Verständnis für die schwierige Lage der deutschen Opposition bezeugt, ist argumentiert worden, das Scheitern des Staatsstreichs vom 20. Juli 1944 habe die skeptische Einstellung der Alliierten hinsichtlich des deutschen Widerstands und hinsichtlich der Chancen seiner Aktionspläne als gerechtfertigt erwiesen In Anbetracht der schweren außenpolitischen Belastungen, unter denen der Staatsstreich unternommen wurde, in seinem Scheitern einen Beweis dafür zu er-blicken, daß diese Belastungen ohne Bedeutung für sein Gelingen waren, muß jedoch als eine gewagte Logik erscheinen. Bleibt es nicht eine offene Frage, ob nicht eine Ermutigung von Seiten der Alliierten die Basis des Staatsstreichs erweitert haben würde, ob also die Aktion des 20. Juli nicht besser fundiert gewesen wäre, wenn die Goerdeler und Hassell, die Tresckow, Schlabrendorff und Gersdorff schwankenden Generalen wie Kluge, Rommel und vielleicht auch Manstein und Fromm während der Peripetie des Krieges hätten sagen können, daß es zur militärischen Niederlage mit Hitler eine brauchbare politische Alternative ohne Hitler gebe?

Die Würde des Menschen als höchstes Gut

Aber noch ein Wort zum Abschluß. Manche Historiker des Auslandes mögen der Meinung sein, daß ihre deutschen Kollegen den Gedanken und Bestrebungen einer deutschen Minderheit, die den Sturz Hitlers lange geplant hat und dann mit ihrer Aktion völlig gescheitert ist, im Verhältnis zum historischen Resultat zuviel Bedeutung beimessen; und sie mögen argwöhnen, daß dies geschehe, um ein Alibi zu gewinnen für gewisse Klassen des deutschen Volkes oder gar für alles, was unter Hitlers Regime an Verbrechen verübt worden sei. Gewiß, so lautet unsere Antwort, auch als deutsche Historiker würdigen wir die Existenz und Handeln des deutschen Widerstandes, an dem alle sozialen Schichten beteiligt waren, dankbar als ein wertvolles Zeugnis gegen die kollektive Verurteilung des deutschen Volkes wie gegen die kollektive Verurteilung jeder seiner einzelnen Klassen. Niemals aber können Existenz und Handeln eines deutschen Widerstandes als simples Alibi für die im Namen Deutschlands vom Hitler-Regime begangenen Verbrechen gelten. Indes, die eingehende und sorgfältige Würdigung, die deutsche Historiker — und heute schon nicht mehr sie allein — dem deutschen Widerstand zuteil werden lassen, hat noch einen anderen, tieferen Grund, welcher der entscheidende ist.

Wenn die Männer und Frauen der deutsdien Opposition schließlich auch ohne Gewähr für den uwittelbaren Erfolg oder für den künftigen politischen Nutzen ihrer Aktion gehandelt haben, so deshalb, weil ihnen eben nicht Deutschland über alles ging, sondern die Würde des Menschen und die Majestät des Rechts. Indem sie unter diesem Zeichen im Kampf gegen ein System — das im mißbrauchten Namen der Nation die Gewissen beugen wollte — die gerade in Deutschland so hohen Schranken traditioneller Loyalität und koventionellen Gehorsams durchbrachen, haben sie die wahre Rangordnung der Werte bekräftigt, gewinnt mithin ihr Handeln trotz seines Scheiterns in seiner Zeit die Bedeutung eines historischen Faktums von überzeitlichem moralischen Gewidtt. Die unbedingte Haltung der Wenigen vermag den Sinn der Vielen für die unverzichtbaren Grundlagen freiheitlicher Lebensordnung im eigenen Lande zu sdtärfen und zu festigen; sie vermag trotz der zwangsläufigen oder tragischen öder vermeidbaren Irrtümer beider Seiten, welche die Geschichte der Beziehungen zwischen den Alliierten und dem deutschen Widerstand aufweist, als Katalysator des Prozesses der Wiederannäherung zwischen Deutsdtland und seinen ehemaligen Gegnern zu wirken und ein Gefühl der Solidarität über Landesgrenzen hinweg zu fördern, das auf dem Bewußtsein gemeinsamer Ideale beruht.

Fussnoten

Fußnoten

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  2. Dulles, Germanys Underground, New York 1947, S. 21.

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  11. Kordt, a. a. O„ S. 249 f„ 279 f.

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  21. I Documenti Diplomatie! Italiani, Rom 1953, Ottava Serie 1935- 1939, Bd. XIII, S. 46.

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  25. Feiling

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  27. a. Kosthorst

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