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Das Verhältnis von Wissenschaft und Politik in der DDR | APuZ 6/1971 | bpb.de

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APuZ 6/1971 Artikel 1 Zur Funktion des „entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus" in der DDR Das Verhältnis von Wissenschaft und Politik in der DDR Das Prinzip des demokratischen Zentralismus

Das Verhältnis von Wissenschaft und Politik in der DDR

Clemens Burrichter Eckart Förtsch

/ 35 Minuten zu lesen

Das Verhältnis von Wissenschaft und Politik in „totalitär verfaßten Staaten" ist schon häufig Gegenstand sozialwissenschaftlicher Analysen gewesen. Erinnert sei u. a. an die von Hofer und Geyer vorgelegten Arbeiten, deren analytische Perspektive durch das Totalitarismus-Modell abgesteckt und erheblich eingegrenzt war.

Es soll hier nicht die Diskussion um den Wert oder Unwert dieser Theorie wieder aufgegriffen werden, wenn auch zu diesem Thema bisher noch kein befriedigendes Ergebnis vorliegt. Vielmehr ist von der Feststellung auszugehen, daß die DDR-Gesellschaft — vor allein in den letzten Jahren — einen Wandel erfahren hat, der — in unterschiedlichen Graden und auf verschiedene Weise — alle Teile dieser Gesellschaft beeinflußt hat. Diese Wandlungen des Untersuchungsgegenstandes haben natürlich auf die Wissenschaften zu-rückgewirkt, die sich damit befassen — also auf die DDR-Forschung. Von daher ist es u. a. zu verstehen, wenn in jüngster Zeit der Begriff von der „vergleichenden Deutschlandfor-schung" programmatisch in die Diskussion geworfen wurde.

Es ist hier zu fragen, was damit gemeint ist. Zunächst sei darauf verwiesen, daß mit dem angesprochenen Vergleich zwischen BRD und DDR nicht allein die naive Gegenüberstellung von statistisch ermittelten Daten gemeint sein kann. Die im Hintergrund der DDR-Forschung stehende Absicht einer Hilfe zur politischen Entscheidungsfindung für die Deutschlandpolitik verlangt mehr als das Austeilen von Noten durch den Vergleich unter dem Summenstrich. Vergleichende Deutschlandforschung, das ist für uns eine spezifische Form der Systemanalyse, bedarf also einer entsprechenden Systemtheorie. Sie versteht letztlich die DDR-Gesellschaft und die BRD-Gesellschaft als soziale Systeme, die sich zueinander durch „besondere Beziehungen" charakterisieren. Solche Untersuchungen unterscheiden sich somit von systemtheoretisch angelegten Untersuchungen zum Verhältnis der BRD-Gesellschaft zu anderen Gesellschaften wie etwa Frankreich oder England grundsätzlich. Ausdrücklich sei in diesem Zusammenhang darauf verwiesen, daß der Begriff „System" nicht dem allgemeinen politischen Sprachgebrauch entnommen ist. Politisches System oder System der Wissenschaften meint hier also gesellschaftliche Bereiche aus der Sicht der sozialwissenschaftlichen Systemtheorie. Nun befindet sich eine so betriebene DDR-Forschung in einer unangenehmen Situation. Einerseits verlangt die Politik zunehmend mehr Informationen und Analysen über die DDR — ein Ausfluß der veränderten Situation im Bereich der Ost-und Deutschlandpolitik —, andererseits aber verfügt die DDR-Forschung noch lange nicht über eine auch nur annähernd zufriedenstellend ausgearbeitete Systemtheorie als Basis ihrer analytischen Tätigkeit Auf die Gefahren einer leichtfertigen Kompromißlösung aus diesem Dilemma braucht wohl nicht verwiesen zu werden: die vorgeblich „reine Informationslieferung" über die DDR durch die DDR-Forschung kann in dieser Situation sicher nicht befriedigen.

I. Der systemtheoretische Ansatz

Es kann hier nicht der Ort sein, die erkenntnistheoretischen Probleme der perspektivischen Veränderung für die DDR-Forschung im Hinblick auf eine vergleichende Deutschland-forschung aufzuzeigen DDR-Forschung soll hier vornehmlich als ein wissenschaftliches Geschäft verstanden werden, das im unmittelbaren Kontext zur Politik steht und dies auch bewußt zu akzeptieren hat. Sicher wird es in der kommenden Zeit noch Kontroversen und Diskussionen in der Fachliteratur zum Thema „vergleichende Deutschlandforschung“ geben.

Es mag daher genügen, wenn bekannt ist, daß auch das Erlanger „Institut für Gesellschaft und Wissenschaft" sein langfristiges Ziel im Systemvergleich sieht. Allerdings ist wohl davon auszugehen, daß bis dahin noch viel intellektuelle Energie in die Rezeption und themengerechte Aufbereitung der im Bereich der Sozialwissenschaften bisher vorliegenden Erkenntnisse zur vergleichenden Systemtheorie investiert werden muß, ehe diese für die DDR-Forschung wirklich operationalisiert werden kann.

Wenn die Beziehungen von Wissenschaft und Politik in der DDR zur Diskussion stehen, dann sind mit diesem Thema aus systemtheoretischer Sicht gleich drei Problembereiche angesprochen: a) das gesamtgesellschaftliche System der DDR; die DDR-Gesellschaft insgesamt, b) das Teilsystem Wissenschaft und c) das Teilsystem Politik.

Geht man weiter von der Systemtheorie aus, dann rückt mit der Frage nach der Interdependenz zwischen diesen Teilsystemen der funktionale Aspekt deutlicher in den Vordergrund welche Funktionen erfüllt jedes System für das andere und umgekehrt? Dieser konsequente Einbezug der funktionalen Betrachtung ist nur über die Systemtheorie ge-währleistet, wie uns ein Rückblick auf frühere Analysen — die im wesentlichen von dem strukturellen Totalitarismus-Modell ausgingen — deutlich macht. So konnte man noch vor Jahren mit funktionalem Impetus die „Wissenschaft im totalen Staat" analysieren (etwa bei H. J. Lieber); die alleinige Bezugsgröße, an der die Funktion angelegt wurde, war das als totalitär verstandene politische System. Erst die Öffnung durch die Systemtheorie, also der Einbezug weiterer relevanter Teilsysteme, hat dann deutlich gemacht, daß auch die Gesellschaft — als Kategorie im System — funktionale Aspekte aufweist, die sich im Teilsystem Wissenschaft und in seinem Verhältnis zum Teilsystem Politik niederschlagen. Damit aber erfährt die Totalitarismus-Theorie im theoretischen Gesamtkonzept der DDR-Forschung eine nicht unwesentliche Relativierung. Sie wird zwar nicht eliminiert — was dem Charakter der DDR-Gesellschaft nicht gerecht würde —, ihr werden aber relevante Systeme zur Seite gestellt, die funktional nicht ohne weiteres mit dem politischen System in Einklang zu bringen sind. Ja, wir möchten hypothetisch formulieren: unter funktionalen Aspekten hat sich zwischen dem politischen System und dem System der Wissenschaften eine qualitativ neue Konfliktsituation herausgebildet. Zum Beleg dieser Hypothese sei zunächst auf beide Teilsysteme jeweils näher eingegangen.

II. Funktionale Aspekte des Teilsystems Wissenschaft unter den Bedingungen der wissenschaftlich-technischen Revolution

Es wurde bereits darauf verwiesen, daß in die Behandlung des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik auch die Gesamtgesellschaft als System einzubeziehen sei. Diese drei Problemebenen — als Systeme begriffen — stehen in einer eigentümlichen Interdependenz. Von daher bietet sich — für die Analyse der Wissenschaften — folgender Gedankengang an:

1. Zunächst ist das Teilsystem Wissenschaften auf seine internen Probleme hin zu befragen; 2. ist das Verhältnis der Wissenschaft zur Gesellschaft als Gesamtsystem aus der Sicht der Wissenschaft zu erörtern und schließlich gilt es 3. die Interferenz oder Interdependenz zum Teilsystem Politik als Problem der Wissenschaften zu klären.

Erst wenn in diesen drei Ebenen die Probleme ausgearbeitet sind, kann eine sinnvolle Funktionsbestimmung vorgenommen werden. 1. Die internen Probleme des Teilsystems Wissenschaft Um die internen Probleme des Teilsystems Wissenschaft verdeutlichen zu können, muß bedacht werden, daß Sys mtheorie eine Aus-prägung oder theoretische Weiterführung der Handlungswissenschaft ist. Von daher ist eine Bestimmung des Systems darin zu sehen, daß der im System Handelnde selbst die Grenzen des Systems erkennt. Für die Wissenschaft heute ist diese Feststellung nicht ohne Bedeutung. Kann doch „als Disposition des Handelns" beim Wissenschaftler — auch in der DDR — immer noch ein Wissenschaftsver-ständnis angenommen werden, das in starkem Maße der deutschen Wissenschaftstradition verhaftet geblieben ist. Die daraus abzuleitenden Grenzen für das Teilsystem sind hingegen fließend geworden.

An einem Beispiel sei dies verdeutlicht: Als Hofer seine Analyse vorlegte, stellte er in seinem Vorwort fest: „Daß damit Wissenschaft (gemeint ist die Wissenschaft in totalitären Gesellschaften, C. B.) in unserem Sinne letzt-lich in Frage gestellt ist, ist wohl nicht zu bestreiten.“ Es muß jedoch gefragt werden, ob Wissenschaft in unserem Sinne noch zeitgemäß verstanden wird. Deuten nicht vielmehr die langen und hartnäckigen Diskussionen um die Stellung der Wissenschaft in den modernen Gesellschaften darauf hin, daß auch wir auf der Suche nach einem neuen, zeitgemäßen Wissenschaftsverständnis sind. Es wäre also verfehlt, in eine Analyse der DDR-Wissenschaften unser nicht mehr gesichertes Wissen-schaftsverständnis als erkenntnisaufschließend und als analytische Kategorie einzubringen.

Wenn das Wissenschaftsverständnis nicht mehr als ausschließlich normative Setzung verstanden wird, sondern zum gesellschaftlichen Begriff wird, muß doch wohl seine de-finitorische Bestimmung aus eben dem jeweiligen Charakter der Gesellschaft hergeleitet werden.

Für die DDR bedeutet dies: Unter den gegebenen Umständen befinden sich die Wissenschaftler derzeit auf der Suche nach einem neuen Selbstverständnis, und die Diskussionen zum Begriff der „Produktivkraft" spiegeln dies nachdrücklich wider.

An verschiedenen Detailaspekten ließe sich diese Problemstellung noch weiter explizieren. Wir möchten uns auf diesen zentralen Hinweis beschränken und ausdrücklich betonen, daß wir die unter dem Thema „Produktivkraft Wissenschaft" geführten Diskussionen in der DDR im Hinblick auf ein neues Wissenschaftsverständnis als das zentrale Problem des Teilsystems Wissenschaft ansehen. Unter diesen Voraussetzungen halten wir eine genaue Beobachtung und Analyse der Diskussionen zu diesem Thema für wesentlich hinsichtlich einer sachgemäßen Beurteilung der Funktionen und der Stellung der Wissenschaften im Gesamtsystem der DDR.

Eines läßt sich jedoch bereits jetzt erkennen: Die relative oder auch absolute Isolierung wissenschaftlicher Tätigkeit von der Gesellschaft — nie ganz realisiert, aber auf der Basis eines speziellen Bildungsideals (Humboldt) immer postuliert — wird durch eine gesellschaftliche Öffnung abgelöst. Nicht mehr der ohnehin problematische Wahrheitsbegriff und die daraus abgeleitete Forderung nach Autonomie der Wissenschaft stehen in der DDR zur Diskussion, sondern die durch die wirksamen ordnungspolitischen Vorstellungen der politischen Führung kanalisierten gesellschaftlichen Bedürfnisse. Die Analyse der DDR-Wissenschaften wird sich die Aufgabe stellen müssen, den Grad der echten gesellschaftlichen Wirksamkeit gegenüber den durch die Politik verfremdeten Einflüssen im sich herausentwickelnden neuen Wissenschaftsverständnis exakt zu bestimmen, in welchem Maße also ideologische Determination und gesellschaftliche Offenheit in das veränderte Wissenschaftsverständnis eingeht. Nur am Rande sei hier angemerkt, daß das Thema „Parteilichkeit" der Wissenschaften zugunsten der Produktivkraft-Diskussion in den Hintergrund gerückt ist.

Noch ein weiterer Aspekt sei für das Teilsystem Wissenschaft als charakteristisch aufgezeigt. Wie die Gesamtgesellschaft, so ist auch das Teilsystem Wissenschaft in modernen Gesellschaften durch eine zunehmende Differenzierung gekennzeichnet. Daß damit auch für das System selbst — also für die Wissenschaften — Probleme entstehen, versteht sich von selbst. In zweifacher Hinsicht wird nun in der DDR versucht, diesem Problem Herr zu werden. Einerseits gibt es seit geraumer Zeit Diskussionen um die Etablierung einer neuen wissenschaftlichen Disziplin: der Wissenschaftswissenschaft. Aufgabe dieser neuen Disziplin wird es sein, „zur Erhöhung der Effektivität der Wissenschaft" durch Schaffung der theoretischen Grundlagen beizutragen Darüber hinaus zeigt das Bemühen um die Etablierung der „marxistisch-leninistischen Organisationswissenschaft" das Bestreben, die Problematik der zunehmenden Differenzierung der Wissenschaften zugleich organisatorisch in den Griff zu bekommen. An diesem Beispiel läßt sich zeigen, wie die politische Führung über die institutionelle Ebene die Fragen der Leitung und Anleitung der Wissenschaften zu lösen sucht. 2. Das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft Wenn wir bei der Analyse der Diskussion zum Thema „Produktivkraft Wissenschaft" herausfanden, daß damit letztlich die Suche nach einem „zeitgemäßen" Wissenschaftsverständnis gemeint war, ist damit zugleich bereits das Verhältnis von Wissenschaft und Gesamtgesellschaft angezeigt. Die Konturen werden jedoch deutlicher, wenn wir zunächst unter Außerachtlassung der spezifisch politischen Verfaßtheit die DDR-Gesellschaft als hochindustrialisierte Gesellschaft verstehen.

Dabei sind zwei Merkmale hervorzuheben:

a) die zunehmende Differenzierung dieser Gesellschaften, also das Ansteigen ihrer Komplexität, und b) die diesen Gesellschaften eigentümliche Fortschrittsdynamik als „funktionaler Imperativ“, Aus dieser Situation leiten sich konkrete Probleme für die Wissenschaften her. Sie sind zunächst gehalten, den Differenzierungsprozeß der Gesamtgesellschaft durch sinnvolle Reduktion nicht ins Chaotische abgleiten zu lassen — eine vorzüglich den Gesellschafts-bzw. Sozialwissenschaiten zukommende Aufgabe. Daß nämlich die herkömmlichen ordnungspolitischen Muster nicht mehr ausreichen, zeigen uns nicht nur sozialistische, sondern auch westliche Gesellschaften mit Nachdruck. (Unberücksichtigt lassen wir hier zunächst auch die Reduktionsfunktion des politischen Systems.) Den entsprechenden Wissenschaften kommt also vermehrt die Aufgabe zu, die Herausbildung eines zeitgemäßen Gesellschaftsbewußtseins mit ihren Möglichkeiten zu unterstützen. Dies gilt für alle Industriegesellschaften und muß als eine der zentralen Funktionen der Sozial-bzw. Gesellschaltswissenschaften angesehen werden.

Was die Problematik des Fortschritts angeht, so dürfte auch hier einleuchtend sein, daß — neben den Technik-und Naturwissenschaften als den Initiatoren des Fortschritts — den Sozialwissenschaften in zweierlei Hinsicht Probleme angetragen werden, die ihre Funktion ausmachen und die sie bei gesellschaftlicher Öffnung in ihr Selbstverständnis aufzunehmen haben.

Wenn Fortschritt seinen Ursprung im Finden und Anwenden von Innovationen hat, dann gilt es einerseits, die mit der praktischen Umsetzung dieser neuen Erkenntnisse verbundenen Tagesfragen zu lösen. Das ist kein neues Problem, es ist allenfalls umfassender und komplexer geworden. Hinzu kommt jedoch, daß sich moderne Gesellschaften zunehmend schneller verändern und von daher Problemlösungen der Gegenwart tunlichst die Problemstellungen von morgen antizipieren sollten. Vorausschau wird also zum Problem und somit Prognose zur zentralen Funktion der Wissenschaften. 3. Das Teilsystem Politik als Problem der Wissenschaft Die Systemtheorie untersucht die Summe der Teilsysteme eines Gesamtsystems in ihrem Verhältnis zu je einem Teilsystem als Umwelt. Insofern stellt das politische Teilsystem für die Wissenschaften einen Ausschnitt aus seiner Umwelt dar. Solange man allein von der Totalitarismus-Theorie ausging, war das politische System für alle anderen gesellschaftlichen Teilsysteme die Umwelt schlechthin.

Das kann heute nicht mehr in dem Maße gelten. So ist u. a.der Zwang zur Fortsdirittsdynamik einer Industriegesellschaft keine Variable mehr, die im Kalkül der politischen Führung von Fall zu Fall je unterschiedlich und willkürlich eingesetzt werden kann. Objektive Änderungen im gesellschaftlichen System („Basis") haben demnach die System-interdependenz zwischen Politik und Wissenschaft qualitativ verändert.

Als internes Problem des Teilsystems Wissenschaft muß also die Antizipation des noch verbliebenen Bereichs an reiner politischer Dezi-

sion unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen und wissenschaftsinternen Problemstellungen angesehen werden. Nach dem bisher Gesagten bedeutet das: In welchem Maße kann sich Wissenschaft in Zukunft gegenüber den Forderungen des politischen Systems auf die Problemstellungen aus dem gesellschaftlichen Bereich berufen, um damit — bedingt durch den objektiven Zwang — dem totalen Anspruch des politischen Systems zu entgehen? Man sollte an dieser Stelle jedoch nicht dem Fehler verfallen und annehmen, es würden sich wieder Elemente unseres tradierten Wissenschaftsverständnisses festsetzen können. In jedem Fall steht Wissenschaft unter dem Postulat einer Neubegründung ihres Selbstverständnisses unter diesen veränderten Umständen.

Nimmt man nun als Motivation des politischen Systems a) das Bedürfnis nach Machterhaltung und b) das Bedürfnis nach Machtperpetuierung und denkt man hinzu, daß auch die politische Führung in der DDR heute nicht mehr in der Lage ist, die Komplexität der Gesellschaft ohne Inanspruchnahme der Wissenschaften für die politische und gesellschaftspolitische Entscheidungsfindung zu bewältigen, so wird deutlich, daß in dieser Hinsicht die soziale Potenz der Wissenschaften erheblich zugenommen hat. Dies gilt sowohl bei der Bewältigung der tagespolitischen Entscheidungsiragen, wie aber auch — und hier in verstärktem Maße — für den Bereich der Prognosefindung. Ja, es kann sogar festgestellt werden, daß für die Funktion der Prognose den Wissenschaften ein größerer Spielraum zwangsläufig zugestanden werden muß. Von der Sache her befindet sich somit die Wissenschaft in der Vorhand, und es dürfte von Interesse sein, wie sich aus der Sicht des politischen Systems das Verhältnis von Wissenschaft und Politik konkret gestaltet.

Bevor wir uns diesem Komplex eingehender zuwenden, seien die bisher zum Problem der funktionalen Verortung der Wissenschaften unter Berücksichtigung der aufgezeigten Aspekte der wissenschaftlich-technischen Revolution noch einmal zusammenfassend dargestellt: Wissenschaft sieht sich — in jeder modernen Gesellschaft — vor die Aufgabe gestellt, ihr Selbstyerständnis neu zu finden und zu definieren. Da nicht mehr gilt, daß die Zwedc-Mittel-Relation des tradierten Wissen-

schaftsverständnisses (Wissenschaftler als Idealtypus des vollkommenen Gesellschaftsmitgliedes) mit den allgemeinen Erwartungen der Gesellschaft zur Deckung zu bringen ist, muß die Reflexion radikal angesetzt werden. Das Wissenschaftsverständnis als Sinngebung des sozialen Verhaltens der Wissenschaftler muß als gesellschaftliche Kategorie gedacht und definiert werden. Die Autonomie der Wissenschaft ist damit überholt. Die sowohl in der BRD wie in der DDR zum Thema „Produktivkraft Wissenschaft" geführten Diskussionen zeigen auch bereits erste Ansätze in dieser Richtung.

In diesen Prozeß hinein wirken konkrete Probleme der Gesamtgesellschaft, die den Prozeß der neuen Selbstbestimmung mitprägen. Gesellschaft erwartet von der Wissenschaft für den Sektor der ordnungspolitischen Diskussion Hilfestellung durch Rationalisierung. Sie ist zudem existentiell an einer gesellschaftlichen Verwertung der Fortschrittspotenz interessiert.

Insofern gehen in das zu entwickelnde Wissenschaftsverständnis vor allem als neuer Bereich die Prognose — aber auch die aktuelle Daseinsgestaltung — ein.

Aus dem politischen System erfährt nun dieser Prozeß weitere Determinierungen. Von hier werden normative Anhaltspunkte verbindlich geliefert. Eine Relativierung erfährt dieser Steuerungsprozeß jedoch durch die objektiven Ansprüche der Gesellschaft, die mit den normativen Bedingungen der Politik nicht in jedem Falle korrespondieren, ja zuweilen gar kollidieren.

So gesehen, muß das Terrain, auf dem sich das von uns erwartete neue Wissenschaftsverständnis entwickeln wird, als teilweise politik-unabhängig angesehen werden.

Das Kardinalproblem des Teilsystems Wissenschaften muß also unter Berücksichtigung der aufgezeigten Systeminterdependenzen in der Findung eines neuen Wissenschaftsverständnisses gesehen werden. Dabei gilt es zu berücksichtigen, daß wir diesen Prozeß nicht mit den Maßstäben wertend beobachten können, die einem nicht mehr zeitgemäßen Wissenschaftsverständnis entlehnt sind. Vielmehr gilt die Hypothese, daß mit den Veränderungen der Gesellschaften durch die wissenschaftlich-technische Revolution sich in unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen auch unterschiedliche Wissenschaftsbegriffe herauskristallisieren werden. Sie sind dann nicht mehr schlicht untereinander vergleichbar, sondern nur noch funktional im Hinblick auf das jeweilige System adäquat zu erfassen. Ein sinnvoller Systemvergleich muß also zunächst diese funktionalen Äquivalente theoretisch erarbeiten.

III. Funktionale Aspekte zum Teilsystem Politik

Analog zu unserer Vorgehensweise bei der Behandlung des Teilsystems Wissenschaft stellen wir auch bei dem Teilsystem Politik die Beziehungen zum gesamtgesellschaftlichen System und zum Teilsystem Wissenschaften her. Die drei Probleme sind nunmehr: 1. die internen Probleme des politischen Systems, 2. die aus dem Verhältnis des politischen Systems zum gesamtgesellschaftlichen System sich ergebenden Probleme und schließlich 3. die Interdependenz zur Wissenschaft als Problem des politischen Systems.

Auch in diesem Abschnitt sollen dann anhand der aufgefundenen Problemstellungen die Funktionen stärker konkretisiert werden. 1. Die internen Probleme des politischen Systems Das politische System — getragen von einer Partei — ist auch selber dem gesamtgesellschaftlichen Prozeß der Differenzierung ausgesetzt. Dieser Vorgang wird aus der Umwelt in das politische System hineingetragen, muß aber von ihm entsprechend beantwortet werden. Die heute in der DDR praktizierte Parteitheorie entstammt jedoch einer anderen gesellschaftlichen Verfaßtheit. Sie war und ist nicht auf die hochindustrialisierte Gesellschaft und ihre Probleme zugeschnitten. Im Grunde treffen wir hier — analog zum Teilsystem Wissenschaft — auf ein ähnliches Phänomen. Wenn wir dort die Notwendigkeit eines neuen Wissenschaftsverständnisses erkannten, so ist es hier die Unsicherheit über die Rolle der Partei. Es fehlt eine unter den Gesichtspunkten der modernen Industriegesellschaft entworfene Parteitheorie, die ja nur die systematische Konkretisierung des Selbstverständnisses der Partei unter den veränderten Bedingungen sein würde. Dieses Problem ist von der Parteiführung aus sich allein nicht lösbar. Sie bedarf dazu der Hilfe der Wissenschaften, da nicht die grundsätzlichen Prinzipien (es sei erinnert an das „sowjetische Grundmodell des Sozialismus") in Frage stehen, sondern ihre Realisierung unter den Bedingungen hochkomplexer, industrieller Gesellschaften. Daß damit zugleich auch die Rolle des Staates und andere Probleme angesprochen sind, versteht sich von selbst.

Obgleich man bisher keine konkreten Problemlösungen, etwa durch Auftragserteilung an die Gesellschaftswissenschaften (eine Soziologie der politischen Partei gibt es in der DDR nicht), feststellen konnte, muß doch davon ausgegangen werden, daß die politische Führung der DDR das Problem erkannt hat und an seiner Lösung arbeitet bzw. arbeiten läßt. Und es kann kein Zweifel bestehen, daß mit einer solchen neuen Parteitheorie dann viel konkreter das Verhältnis — der Grad der Dominanz — des Teilsystems Politik zur Gesellschaft und den übrigen Teilsystemen geklärt werden wird. 2. Das Verhältnis des politischen Systems zum gesamtgesellschaftlichen System Das gesellschaftliche Gesamtsystem trägt zudem weitere Probleme in das Teilsystem Politik hinein. Auch hier ist eine gewisse Analogie zum Teilsystem der Wissenschaften zu erkennen. Wir haben bereits darauf verwiesen, daß das allgemeine gesellschaftliche Bewußtsein als Folge des rapiden Differenzierungsprozesses mehr und mehr verunsichert wird. Die herkömmlichen Muster der tradierten Ideologie haben ihre Wirkung — wenn sie sie je hatten — weitgehend eingebüßt. Das politische System muß daher das Bild vom sozialistischen Menschen und von der sozialistischen Menschengemeinschaft konkretisieren. Eine Aufgabe, die die Ideologie unter den obwaltenden Umständen gleichfalls ohne die Wissenschaft nicht mehr zu lösen vermag.

Darüber hinaus stehen dem Teilsystem Politik Probleme ins Haus, die mit der aktuellen Umsetzung der Ergebnisse der wissenschaftlich-technischen Revolution im weitesten Sinne vermehrt aufkommen. Eine nicht-adäquate Lösung würde den Bestand der Machtstellung gefährden. Da aber auch hier die intellektuelle Potenz des politischen Teilsystems nicht ausreicht, muß durch verbindliche Vorgaben an die Wissenschaften eine Lösung gesucht werden.

Schließlich steht auch in diesem Zusammenhang — unter dem Vorzeichen der Machtper-petuierung — die Prognosefindung als zentrales Problem an. In beiden Fällen, Lösung aktueller Tagesfragen und Antizipation zukünftiger Entwicklungen, obliegt es der Partei — aus ihrem Selbstverständnis —, die nor- mativen Vorgaben an die Wissenschaften zu liefern. Dabei entsteht für sie das Risiko, Barrieren aufzubauen, die den Entwicklungsprozeß hemmen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang etwa an die problematische Diskussion über die Anwendung der Kybernetik.

Als das zentrale Problem, das die eben aufgezeigten Detailprobleme in hohem Maße verkompliziert, muß nun die Notwendigkeit, ja der objektive Zwang, nach gesamtgesellschaftlicher Erfassung, also die determinierende Funktion aller gesellschaftlichen Teilbereiche angesehen werden. Was früher nur verbal und als Ableitung der Ideologie zu verstehen war und je nach den aktuellen Aspekten der Opportunität gehandhabt wurde, wird nun zur Basis der Machtbehauptung. Gesellschaft muß — nicht nur vom ideologischen Konzept her, sondern aufgrund der Erfordernisse moderner Industriegesellschaften — insgesamt zur politischen Entscheidungsfindung informativ erfaßt sein. Es geht nun nicht mehr darum, sie mit veralteten Mustern je nach Bedarf zu interpretieren; wer seine politische Machtposition erhalten möchte, muß das Gesamtsystem mit all seinen Teil-und Subsystemen potentiell im Griff haben. Und dazu ist das politische System existenziell auf die Leistungen der Wissenschaften angewiesen. 3. Die Interdependenz zur Wissenschaft als Problem des politischen Systems Schließlich kann nicht übersehen werden, daß unter den genannten Voraussetzungen dem Teilsystem Wissenschaft eine soziale und damit politische Potenz zugefallen ist, die es für das politische System zu einem Problem ersten Ranges werden läßt. Solange nämlich sich in der DDR kein den ordnungspolitischen Vorstellungen der SED gemäßes Wissenschaftsverständnis entwickelt hat, droht von hier der Partei eine erhebliche Gefahr. Einmal ist das politische System auf die Hilfestellung der Wissenschaften — und hier zuvörderst der Gesellschaftswissenschaften — auf Gedeih und Verderb angewiesen. Zum anderen könnte eine unkontrollierte Diskussion und die Entwicklung eines neuen Wissenschaftsverständnisses sehr schnell den Primat der Partei faktisch in Frage stellen.

Vielleicht ist an dieser Stelle ein kleiner Exkurs erlaubt. Es soll damit verdeutlicht werden, welche Brisanz u. U. in dem Verhältnis von Wissenschaft und Politik in der DDR heute liegt. Als im vorigen Jahrhundert Marx sich auf die Suche nach der größten sozialen und politischen Potenz als Vehikel der Revolution machte, entdeckte er das Proletariat. Dessen Potenz lag weniger in der Qualität als in der Quantität.

Wie aber, wenn in hochindustrialisierten Gesellschaften nicht mehr die quantitative, sondern die qualitative Größe den Ausschlag gibt? Wenn also nicht mehr das Proletariat, sondern die Wissenschaften zur entscheidenden „geschichtlichen Kraft" geworden sind? Wie hat dann darauf das politische System zu reagieren? Deuten sich möglicherweise schon Veränderungen in dieser Richtung an?

Abschließend sei in einem kurzen Hinweis angezeigt, daß darüber hinaus ein weiteres Problem für das politische System formuliert werden muß: die sogenannte Abwehr äußerer Einflüsse. Hier kommt in besonderem Maße die deutsche Situation zum Ausdruck. Auch auf diesem Sektor ist die Verwissenschaftlichung der Politik bereits zu konstatieren.

Zusammenfassend können wir nunmehr für das politische System sagen:

Im Vordergrund steht die Aufgabe, das Selbstverständnis über Rolle und Funktion der Partei neu zu definieren. Dabei kann jedoch nicht mehr nur nach ideologischen und machtpolitischen Gesichtspunkten verfahren werden, sondern es sind die Grenzen wesentlich durch die Bedingungen der industriellen Gesellschaft mitbestimmt. Zudem verlangt die Entwicklung einer neuen Parteitheorie den Rückgriff auf die Wissenschaften, die — zwar institutionell, aber nicht in jedem Falle vom ordnungspolitischen her — durchaus nicht uneingeschränkt als willfährige Hilfstruppe angesehen werden können. Die ständig steigende politische Potenz dieses Teilsystems muß die politische Führung veranlassen, das Verhältnis von Wissenschaft und Politik sehr viel diffiziler zu gestalten. Dies wiederum kann nur mit der Wissenschaft gelingen, nicht aber gegen sie. Gleiches gilt für die übrigen Problembereiche. Auch hier ist das politische System unabdingbar auf die Unterstützung der Wissenschaften angewiesen.

IV. Ausblick

Wir hatten eingangs die Hypothese einer Konfliktsituation zwischen Wissenschaft und Politik formuliert. Nach dem bisher Gesagten läßt sich dies nun konkretisieren. Wir meinen, daß mit dem Aufkommen der Probleme einer hochindustrialisierten Gesellschaft das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik einen neuen Spannungsgehalt erfährt, der sich qualitativ von früheren Situationen abhebt. Zur Lösung dieser Konfliktsituation müssen jedoch beide betroffenen Teilsysteme konstruktiv beitragen. Das ist neu. Konnte man noch früher eine Lösung in der Unterordnung der Wissenschaften unter den Primat der SED-Politik sehen, so ist nunmehr — aufgrund der veränderten objektiven Bedingungen — der Beitrag der Wissenschaften gefragt, und wir möchten in eben diesem neuartigen Verhältnis von Wissenschaft und Politik den Ansatz für die Erklärung dessen sehen, was häufig — mehr verdunkelnd als klärend — als Reform-kommunismus angesprochen wird.

Die damit zu konstatierende soziale Potenz der Wissenschaften ist zugleich auch entsprechend dem politischen Charakter des Systems als politische Potenz zu werten. Auch die DDR ist in das Stadium der übergreifenden Verwissenschaftlichung eingetreten und hat die damit auftretenden Probleme, aber auch Vorteile, wahrzunehmen. Wenn dies stimmt, dann muß DDR-Forschung — will sie ein verwertbares Bild über die DDR erbringen — diesen Wandel im Stellenwert der Wissenschaften zum System analysieren. Erst wenn das gelingt, ist die DDR an den Stellen für die eigene politische Entscheidungsfindung so transparent, daß die Systemkonkurrenz zwischen der BRD und der DDR für uns auf einer soliden Basis steht. Und noch ein letztes sollte gesagt sein: So richtig es ist, den Wissenschaften im System der DDR neben der Politik eine zentrale Funktion und Rolle einzuräumen, so gefährlich wäre es auch — und unsere Ausführungen wären mißverstanden, wäre dies nicht deutlich geworden — würde man nicht stets gleichzeitig den politischen Bereich in die Analyse einbeziehen. Wissenschaft isoliert zum Gegenstand der Untersuchung zu machen, würde zu Ergebnissen kommen müssen, die nicht mehr dem Charakter der DDR-Gesellschaft entsprächen. Vergleichende Deutschlandforschung, die das Verhältnis zwischen der BRD und der DDR auf den drei Ebenen Konflikt, Konkurrenz und Kooperation unter systemtheoretischen Aspekten angeht, hat also Wissenschaft und Politik als die dominanten Teilsysteme dieser Gesellschaft in den Mittelpunkt der Analyse zu stellen.

Zur „BRD-Forschung" in der DDR

Die Bundesrepublik ist für die DDR „Gegner und Vorbild zugleich" und sie ist seit ihrer Existenz Gegenstand wissenschaftlicher, politischer und propagandistischer Untersuchungen und Darstellungen. Das, was wir hierzulande — in Analogie zur „DDR-Forschung" in der Bundesrepublik — „BRD-Forschung" in der DDR nennen, hat sich längst zu einem eigenen, weit abgesteckten und in sich differenzierten Wissenschaftsgebiet entwickelt. Es ist für uns schon kaum mehr überschaubar — vielleicht ein Grund dafür, daß kaum einer sich die Mühe macht, kontinuierlich und systematisch das zu registrieren und zu analysieren, was Kollegen in der DDR über hiesige Entwicklungen, Strukturen und Zusammenhänge denken oder jedenfalls schreiben

Die wechselseitigen Analysen sind eine diffizile Angelegenheit — auch das vielleicht ein Grund für das sehr zögernde Herangehen. Solche Analysen sind jedoch für die hiesige DDR-Forschung interessant: Sie erschließen uns das in der DDR gängige, wissenschaftlich fundierte Bild über unsere Gesellschaft; sie vermitteln Aufschluß über strategisch-taktische Konzeptionen der SED-Führung; sie sind ein Muster für das praktizierte Verhältnis von Wissenschaft und Politik in der DDR; sie sind geeignet, die Ausstrahlung unserer Gesellschaft (bzw.der Teilsysteme) auf die DDR und die SED in Erfahrung zu bringen.

I. Gegenstandsbestimmung

„BRD-Forschung", West-Forschung oder auch „Imperialismus-Forschung" hat die Bundesrepublik als Ganzes bzw. politische und gesell-schaftliche Teilbereiche und Prozesse zum Gegenstand. Wir haben zu unterscheiden zwischen wissenschaftlicher Forschung (DDR) über Politik und Gesellschaft (BRD) einerseits und wissenschaftlicher Forschung (DDR) über Wissenschaften (BRD) andererseits. Dieser Unterschied ist methodisch und institutionell von Bedeutung. Die permanente Beobachtung der Wissenschaften ist Aufgabe der einzelnen, betroffenen Disziplinen; eine Aufgabe, die in der Regel von allen Fachvertretern, darunter einigen Spezialisten, wahrgenommen wird. Die Analyse von Politik und Gesellschaft ist ebenfalls Aufgabe von Wissenschaftlern, allerdings nahezu ausschließlich Sache einer Gruppe von Spezialisten, die meist an For-

schungsinstituten der Partei oder adäquaten Einrichtungen tätig sind (vgl. dazu Kap. IV). Die Spezialisten für Wissenschaften und die für Politik und Gesellschaft sind nicht immer identisch, sie arbeiten jedoch zum Teil in den gleichen Institutionen. Ein Ableger bzw. ein Teilgebiet der „BRD-Forschung" ist schließlich die Beobachtung der in der Bundesrepublik betriebenen „DDR-Forschung" Unsere Aufmerksamkeit soll hier vor allem der Wissenschaftsanalyse, die in der DDR betrieben wird, gelten, ohne den anderen Bereich aus den Augen zu lassen.

Es entspricht dem kommunistischen Wissenschaftsverständnis und dem in der DDR praktizierten Verhältnis von Politik und Wissenschaft, daß der Analyse sowohl der Wissenschaften als auch der Politik und Gesellschaft in der Bundesrepublik ein einheitliches theoretisches Fundament und auch prinzipiell einheitliche Bewertungskriterien zugrunde gelegt werden. Bezugspunkt ist die „Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus", eine politische Theorie, die unter maßgeblicher Beteiligung mitteldeutscher Wissenschaftler, vor allem Politökonomen, hauptsächlich am Modell der Bundesrepublik entwickelt worden ist. Von der „BRD-Forschung" wird die Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus gleichzeitig permanent reproduziert und weiterentwickelt.

II. Motive und Ziele

Die „BRD-Forschung" ist Aufgabe für alle Gesellschaftswissenschaften in der DDR; sie ist keine selbständige Disziplin, sondern Teil der Gesellschaftswissenschaften. Deshalb ist sie eingebettet in den Funktionsrahmen der Gesellschaftswissenschaften, der etwa als Hauptfunktionen vorsieht: Sicherung, Perpe-tuierung und Legitimierung der Herrschaft, Prognose, Bewußtseinsbildung, Klassenkampf. Die besondere politische Relevanz der „BRD-Forschung" kommt in spezifischen Aufgaben zum Ausdruck, wie sie z. B.der Politbüro-Beschluß über die Gesellschaftswissenschaften vom 22. Oktober 1968 formuliert hat: — „systematische Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Ideologie und ihren Haupt-vertretern"; — „systematische Analyse und offensive parteiliche Auseinandersetzung mit den imperialistischen und rechtssozialdemokratischen Ideologen" ;

— die Ziele des westdeutschen Imperialismus gegenüber den sozialistischen Staaten „verstärkt zu entlarven";

— „die Rolle der westdeutschen Monopole und die Ursachen der besonderen Aggressivität des heutigen staatsmonopolistischen Herrschaftssystems zu entlarven";

— „durch gründliche Analyse der Widersprüche des imperialistischen Systems die staats-monopolistische Formierung in Westdeutschland und die geistige Manipulierung der Menschen durch die Massenmedien des Imperialismus aufzudecken und zu bekämpfen"; — „die Notwendigkeit des Klassenkampies der Arbeiterklasse im Bündnis mit den antiimperialistischen Kräften mit dem Ziel einer grundlegenden gesellschaftlichen Umwälzung in Westdeutschland zu begründen";

— „Auseinandersetzung" mit: Methoden der psychologischen Kriegsführung, Nationalismus, Europaideologie, Konvergenztheorie, bürgerlicher Philosophie und Weltanschauung, „der imperialistischen und revisionistischen Auffassung einer Autonomie der Kultur und Kunst"; — Forschungen über: den Zusammenhang zwischen Imperialismus und Opportunismus, die Krise der Sozialdemokratie, die Rolle der sozialdemokratischen Führer im staatsmonopolistischen Kapitalismus, die „Entlarvung des modernen Revisionismus und der Theorie des dritten Weges" usf.

Im Themenkatalog, der dem Politbüro-Beschluß beigegeben ist, sind für die „BRD-Forschung" insbesondere relevant: Thema 8 (Entwicklungstendenzen), 9 (Kampfziele und Kampfmethoden), 10 (Klassenwurzeln der Aggressivität und Militarisierung) und 11 (ideologis (Entwicklungstendenzen), 9 (Kampfziele und Kampfmethoden), 10 (Klassenwurzeln der Aggressivität und Militarisierung) und 11 (ideologische, politische und taktische Probleme des Klassenkampfes).

Diese Aufgaben sind für alle Gesellschaftswissenschaften verbindlich, wobei jeweils verschiedene Akzente gesetzt werden. Die Historiker etwa haben hauptsächlich zu „entlarven" und „die Durchsetzung klarer klassen-mäßiger Vorstellungen in der westdeutschen Arbeiterbewegung (zu) fördern" 5); die Soziologen haben „soziologische Untersuchungen neuer Erscheinungen des Kapitalismus unter besonderer Berücksichtigung Westdeutschlands" sowie „Kritik der bürgerlichen Soziologie" zu leisten 6); die Juristen haben das Herrschaftssystem zu „entlarven", die Konvergenztheorie in der Staats-und Rechtswissenschaft zurückzuweisen und die Vorzüge des sozialistischen Rechts gegenüber dem kapitalistischen nachzuweisen 7); die Wirtschaftswissenschaftler haben neben der Aufgabe der Abwehr insbesondere die Aufgabe, Theorien und Taktiken für die Politik gegenüber westlichen Staaten mit zu entwickeln 8).

Wenn wir diese und weitere nicht ausdrücklich genannte Aufgaben der „BRD-Forschung“ versuchsweise systematisieren, so bieten sich als wichtigste Funktionen an: analytische, strategisch-taktische und intern-innovatorische. 1. Analyse a) Der „BRD-Forschung" liegt als allgemeines Bedürfnis zugrunde, den Gegner kennenzulernen und die Frage zu beantworten, wie und warum das Herrschafts-und Gesellschaftssystem funktioniert. Dabei sollen die von der Ideologie und der Politik vorgegebenen Bewertungskriterien inhaltlich ausgefüllt und präzisiert werden. Es geht darum, die Funk-tionsmechanismen und „die Strategie des Gegners ... rechtzeitig zu erkennen" bestimmte Kategorien weiterzuentwickeln und sie den veränderten Verhältnissen anzupassen (z. B. Forschungen zum Begriff der Monopole, wo es „noch viele offene Fragen [gibt], die gründlicher theoretischer Erörterungen bedürfen"

b) Die Bundesrepublik ist „für die marxistische Analyse . . . ein klassisches Beispiel" n). Im Rahmen der intrasystemaren Arbeitsteilung im sozialistischen Lager kommt der DDR eine dominierende Rolle zu, da sie bei der Kapitalismus-Forschung eine besonders gute Ausgangssituation besitzt (Sprache, Reisemög-lichkeiten, Kontaktinstitute, Modell-Charakter der Bundesrepublik, Studium der unterschiedlichen Systementwicklung in einem Land mit gemeinsamer Tradition usf. 2. Strategie und Taktik a) Abwehr „ideologischer Diversion", insbesondere konvergenztheoretischer Einflüsse. Die wichtigsten westlichen Erkenntnisse, Methoden und Diskussionen werden in der Regel verkürzt referiert (Ersatz für Lektüre!) und in den aktuellen argumentatorischen Zusammenhang (Politik und Ideologie) gestellt. Dabei werden die Gegenargumente systematisch entwickelt und die DDR-eigenen Spezifika herausgearbeitet. Auf Gemeinsamkeit zielende Argumente aus der Bundesrepublik, etwa im Hinblick auf das Bildungssystem, werden abgewehrt; Kontakt und Lernprozeß werden gegenwärtig von ideologisch-politischen Gemeinsamkeiten abhängig gemacht. Gleichzeitig soll Erscheinungen des „Westdralls" entgegengewirkt werden.

b) Verbreitung der eigenen Analysen und Ideen in der Bundesrepublik, entweder direkt oder über hiesige Institute und Verlage (gegenseitige Besuche, Nachdruck von Publikationen, gemeinsame Veranstaltungen usf.). Bei dieser Funktion geht es sowohl um langfristig angelegte als auch um aktuelle, sich jeweils auf die politische Situation beziehende „demokratische Alternativen“, also um Zielvorstellungen und um aktuell-taktische Argumentationen

c) Die wichtigste politische Funktion der „BRD-Forschung" besteht darin, der DDR-Führung po-litische Entscheidungshilfe zu geben, ihr Varianten möglicher politischer Entscheidungen anzubieten und zu begründen. Analysen und Prognosen gesellschaftlicher und politischer Prozesse in der Bundesrepublik gehen ein in politische Entscheidungen. Das ist zum einen aufgrund des Verhältnisses von Politik und Wissenschaft in der DDR schlüssig zu folgern, zum anderen an einem Beispiel nachzuweisen: Ulbricht hatte auf der 12. ZK-Tagung zum Redneraustausch ausgeführt: „Der Initiative des ZK unserer Partei liegt eine wissenschaftliche Analyse der Entwicklung des Kräfteverhältnisses zugrunde" und: „Prof. Reinhold hat in seiner Broschüre , Die kapitalistischen Widersprüche und Kämpfe um die Mitbestimmung in Westdeutschland'die Polarisierung der Klassenkräfte in Westdeutschland nachgewiesen."

Zur Entscheidungshilfe bzw. Vorstellung von Varianten gehört auch die Suche nach wissenschaftlichen und politischen Bündnispartnern in der Bundesrepublik sowie nach Konfliktstellen im Gefüge unserer Gesellschaft. Fragestellungen sind z. B.: „Wo muß man denn eigentlich einhaken, um die systemsprengenden Konflikte des Imperialismus aufzureißen?" Aufstellung von Alternativprogrammen, um „die intellektuellen Kader zur Verfügung zu stellen, auf die einmal die legale kommunistische Partei zurückgreifen kann" „Ein derartiges, die differenzierten politischen Entwicklungen berücksichtigendes Herangehen an die Geschichte der westdeutschen Arbeiterbewegung deckte das Vorhandensein von Potenzen für den antimonopolistischen und demokratischen Kampf in Teilen der westdeutschen Arbeiter-und Gewerkschaftsbewegung auf" Verbindung von Erwartungen, daß sich die Justiz „eines Tages als das schwächste Kettenglied im System der staatsmonopolistischen Diktatur" erweisen würde, mit Hoffnung auf bürgerliche „potentielle Verbündete der Arbeiterklasse" usf.

Die SED-Führung stützt sich für ihre Politik gegenüber bzw. innerhalb der Bundesrepublik auf solche Analysen und langfristig bzw. kurzfristig angelegte „Alternativen". Aufgabe der „BRD-Forschung" ist es beispielsweise, den Unterschied von „reformistischen und revolutionären Reformen" herauszuarbeiten und die Voraussetzungen zu erforschen für den „Klassenkampf um systemsprengende Reformen, der bewußt jeden einzelnen Schritt, jede einzelne Reform dem Ziel der Schwächung und Untergrabung des Gesamtsystems unterordnet" Auch wenn wir nur in Ausnahmefällen feststellen können, ob die politische Führung in der DDR die von der „BRD-For-schung" erstellten Analysen ihrer Politik gegenüber der Bundesrepublik zugrunde legt und welche, so gilt es zu beachten, daß die Kenntnis aller Entscheidungsvarianten, auch der nicht berücksichtigen, für die Analysen der politischen Strategie und Taktik unabdingbar ist d) Die „BRD-Forschung" hat ferner wohl auch Material für Außenpolitik und Auslandspropaganda zu liefern, das entweder unmittelbar verbreitet oder propagandistisch aufbereitet und umgesetzt wird. 3. Interne Innovation a) Das von der „BRD-Forschung" beigebrachte Material vermag dem Lernprozeß der politischen Führung und einzelner Gruppen (Wissenschaftler, Manager usw.) zu dienen. Wir konstatieren eine Adaption und Rezeption insbesondere wirtschaftswissenschaftlicher Erkenntnisse und nehmen z. B. zur Kenntnis, daß die Auseinandersetzung etwa mit der soge-nannten bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft „wertvolle Anregungen für die notwendig gewordene methodologische Diskussion unter den marxistischen Ökonomen" zu liefern vermag Wir kennen auch Warnungen vor der „einseitigen Abwertung und völligen Negierung" z. B.der „bürgerlichen" Theorie und Praxis der Warenzirkulation Es ist zu unterscheiden — wie es von Fall zu Fall in den Gesellschaftswissenschaften praktiziert wird — zwischen der Rezeption, die für relativ politikferne bzw. systemneutrale Erkenntnisse und Methoden gilt, und der Adaption, die westliche Erkenntnisse und Methoden umsetzt und in einen neuen politisch-ideologischen Zusammenhang stellt.

b) Die SED-Führung hat, wenigstens zeitweilig, den Wissenschaften und damit der „BRDForschung" die Funktion eines Mediums in der Systemkonkurrenz, eines Trägers von Kontakten und Kooperation zugewiesen. So bekannte z. B. D. Klein, einer der wichtigsten BRD-Forscher, 1966:

„Wer also in der Bundesrepublik wissenschaftliche Diskussion in der Futurologie sucht, dürfte in den Wissenschaftlern der DDR Partner produktiver Dispute sehen. Er sollte die Begegnung mit ihren Fragestellungen in der Diskussion suchen. Zumindest deshalb, weil beide Seiten dabei in der abgerundeten Formulierung ihrer Auffassungen nur gewinnen können. Jede echte Wissenschaftsdisziplin wird bemüht sein, in ihrer theoretischen und praktischen Arbeit alle praktische Erfahrung über ihren Gegenstand auszuschöpfen — kritisch und in der Bereitschaft zugleich, positive Anregungen zu übernehmen."

All diese Funktionen und Aufgaben bilden, den Intentionen nach, einen Komplex, der als solcher von den BRD-Forschern in der DDR auch berücksichtigt werden soll. In der konkreten Darstellung ergeben sich jedoch wechselnde Aspekte und Akzente, treten einzelne Funktionen gegenüber anderen in den Vordergrund, etwa wissenschaftliche, politische oder propagandistische. Gegenwärtig versteht sich die „BRD-Forschung" als,, Konfliktforschung im Sinne von Konfliktsuche mit dem Ziel der Konfliktverschärfung und -ausnutzung" (Thomas Ammer). Es ist jedoch nicht auszuschließen, daß bei einer etwaigen Überleitung des Systemkonflikts in Systemkonkurrenz und Kooperation — entsprechend einer politischen Großlage — den meisten der mit der Bundesrepublik befaßten Forschern die Überleitung der Ergebnisse, Darstellungsweisen und Argumente in die neue Situation nicht schwerfallen dürfte; wir kennen Beispiele für vergleichsweise schnelles Umschalten

III. Thematische Schwerpunkte

Vorrangig untersucht werden, durch aktuelle politische Anlässe und Ziele jeweils akzentuiert: 1. Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus und Modifikationen dieser Theorie (insbesondere: Verhältnis von Politik und Wirtschaft, Verhältnis von Reform und Revolution, Verhältnis von Strukturen des staats-monopolistischen Kapitalismus zu solchen des Sozialismus, etwa Planungsmechanismen). 2. Entwicklungen im wirtschaftlichen und sozialen Bereich (insbesondere: Probleme der Schichtung, Stellung und Rolle der Intellektuellen, Lage der Arbeiter, Mitbestimmung, wirtschaftliche Kapazität und Produktivität, Strukturpolitik, Wachstumsproblematik).

3. Entwicklungen im Herrschaftssystem (Regierung, Verwaltung, Gesetzgebung, Justizwesen usw.).

4. Gruppen und Organisationen (insbesondere: SPD, Gewerkschaften, Jugend, Studenten und Intellektuelle).

5. Außenpolitik der Bundesrepublik gegenüber West (vor allem EWG) und Ost, insbesondere Deutschland-und Osteuropapolitik; Militärpolitik.

6. Wissenschaften und Wissenschaftspolitik; Futurologie; Prognostik.

VI. Wichtigste Einrichtungen und Träger der „BRD-Forschung"

Es haben sich, mit dem Institut für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED als zentraler Leiteinrichtung, einige Zentren der , BRD-Forschung" in der DDR etabliert, deren Erfassung im einzelnen (Gliederung, Arbeitsgebiete, Personal, Publikationen) noch aussteht. Ein solches Vorhaben würde dadurch erleichtert werden, daß das Personal eine relativ eng umgrenzte Gruppe darstellt, die in der Forschung und mit Veröffentlichungen immer wieder hervortritt. Die folgende Aufstellung, die nur einen Teil der Informationen enthält, ist von vornherein unvollständig und lückenhaft; auch kann zwischen den einzelnen Institutionen vorerst noch keine abgesicherte Abschätzung in bezug auf Bedeutung, Größe, Publikationsfall usw. vorgenommen werden; Fehleinschätzungen ergeben sich zwangsläufig schon aufgrund des verfügbaren Materials.

Wenn wir berücksichtigen, daß die „BRD-Forschung" in den verschiedenen Disziplinen, Institutionen und von einzelnen Personen unterschiedlich intensiv betrieben wird, und wenn wir, mit einem quantitativen Kriterium, unterscheiden können zwischen a) gelegentlichen Pflichtübungen, b) permanenter, aber neben dem Spezialgebiet herlaufender Beschäf-tigung und schließlich c) hauptsächlicher bzw. ausschließlicher Beschäftigung mit der Bundesrepublik, so können wir die Institutionen und das leitende Personal wie folgt rubrizieren (Aspekt ist die hauptsächliche bzw. ausschließliche Forschung über die Bundesrepublik bzw. einzelne Teilsysteme): 1. Institut für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED (IfG)

(Dir.: Prof. Otto Reinhold; Stellv.: Prof. Werner Kalweit).

Mit dem Lehrstuhl Imperialismus-Forschung (Prof. Horst Hemberger, stellvertretender Leiter: Prof. Werner Paff, ferner Prof. Heinz Petrak) und dem Wissenschaftlichen Rat für fmperialismus-Forschung (Vorsitzender: Prof. Hemberger; Mitglieder: Prof. Dieter Klein, Humboldt-Universität; Prof. Hannelore Riedel, Lehrstuhl für Politische Ökonomie des Kapitalismus, Universität Halle; Dr. Karl-Heinz Schwank; mit größter Wahrscheinlichkeit auch Reinhold und Lutz Maier) sind im IfG sowohl das Leitinstitut als auch das Koordinationsorgan für die „BRD-Forschung" angesiedelt.

Weitere für „BRD-Forschung" wichtige Institute im IfG: der Lehrstuhl für Geschichte und Theorie der Literatur und Kunst (Prof. Horst Kessler), der Lehrstuhl Geschichte der Arbeiterbewegung (Prof. Walter Schmidt); hier sind vor allem Prof. Gerhard Lozek (stellv. Lehrstuhlleiter), Dr. Alfred Loesdau, Dr. Helmut Meier (Leiter der Forschungsgruppe Geschichtsbewußtsein) mit „BRD-Forschung" beB faßt; ferner der Lehrstuhl Internationale Arbeiterbewegung (Dr. Harald Neubert), der Lehrstuhl Politische Ökonomie (Prof. Gerhard Schulz, Prof. Karl-Heinz-Schwank), Lehrstuhl Soziologie (Prof. Erich Hahn) und der Lehrstuhl Philosophie (Prof. Günther Hoppe, Dr. Wolfram Neubert). 2. Deutsches Wirtschaftsinstitut, Berlin Das DWI ist seit 1949 eine von denjenigen Institutionen, deren Forschungstätigkeit nahezu ausschließlich auf westliche Staaten, insbesondere die Bundesrepublik gerichtet sein dürfte. Im DWI werden nicht nur wirtschaftliche und soziale, sondern auch und vor allem Entwicklungen im Herrschaftssystem kapitalistischer Staaten allgemein erforscht. Repräsentativ dafür sind das 1969 erschienene Buch „Spätkapitalismus ohne Perspektive. Tendenzen und Widersprüche des westdeutschen Imperialismus am Ende der 60er Jahre" sowie die DWI-Forschungshefte. Leiter des DWI: Prof. Lutz Maier (Mitautor von „Imperialismus heute"); Stellvertreter: Prof. Alfred Lemnitz; weitere Mitarbeiter: Dr. M. Weckwerth, Prof. P. Hess, Dr. C. Schirmeister, Dr. G. Maurischat, Dr. habil. H. Kolbe, Dr. habil. K. -H. Röder, Dr. H. Tammer u. a. Viele kommen aus dem IfG (Maier, Kolbe, Tammer u. a.). 3. Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin Im Zentralinstitut für Geschichte der DAW (Direktor: Prof. Horst Bartel) ist insbesondere der stellv. Dir., Prof. Heinz Heitzer, mit Untersuchung der bundesrepublikanischen Geschichtsschreibung (im weiteren Sinne) befaßt. Die wichtigsten BRD-Forscher im Zentralinstitut für Wirtschaftswissenschaften: Prof. Fred Oelßner, Prof. Herbert Meißner (Leiter der Abt. Geschichte der Politischen Ökonomie), Prof. Karl-Heinz Domdey. Bei der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften, Institut für Agrargeschichte, besteht eine Forschungsgemeinschaft „Staatsmonopolistischer Kapitalismus und Landwirtschaft" (Dr. S. Graffunder, Dr. A. Siebert). 4. Deutsche Akademie für Staats-und Rechtswissenschaft „Walter Ulbricht"

Die DASR ist nicht nur als Forschungs-, sondern auch als Ausbildungsstätte für „BRD-For-schung" von Interesse; viele in anderen Instituten arbeitende BRD-Forscher haben dort promoviert oder sich habilitiert (z. B. Bertsch, Kolbe, Röder). Die wichtigsten Institute: Institut für Internationale Beziehungen (Prof. Roland Meister, Prof. Herbert Kröger, Prof. Wilhelm Ersil), Institut für ausländisches Recht und Rechtsvergleich (Prof. Seiffert), Lehrstuhl für Entwicklung des kapitalistischen Staates und seines Rechts in Westdeutschland (Prof. Arno Winkler). 5. Deutsches Institut für Zeitgeschichte Das DIZ, geleitet von Prof. Stefan Doernberg, ist auf die Nachkriegsgeschichte der DDR und der Bundesrepublik sowie auf internationale Politik im Zusammenhang mit dem Deutsch-landproblem spezialisiert; es dokumentiert, archiviert und ediert. Das Hauptinteresse, offensichtlich in Abstimmung mit der Jenaer Arbeitsgemeinschaft „Geschichte der bürgerlichen Parteien in Deutschland" (Prof. Dieter Fricke), gilt wohl der Parteien-Entwicklung in der Bundesrepublik (Handbuch der westdeutschen Parteien, Publikationen über FDP und CDU/CSU). Stellvertreter des Direktors: Hans-Heinrich Angermüller; Leiter der Abteilung westdeutsche Fragen: Dr. Harald Lange. Prominentester Autor neben Prof. Doernberg ist Prof. Dr. Herbert Bertsch (Habilitation an der DASR), stellvertr. Leiter des Presseamtes beim Ministerratsvorsitzenden. 6. Universitäten bzw. Universitätsinstitute Neben Gemeinschaftsarbeiten, angefertigt von Angehörigen mehrerer Universitäten (z. B. Imperialismus und Weltanschauung, 1966) und neben zahlreichen Instituten, Forschungsgemeinschaften, Studentenkollektiven etc. an den Universitäten und Hochschulen sind zu nennen: das Institut für Pressegeschichte der Karl-Marx-Universität (Prof. Franz Knipping) zu Fragen der Presse und der Massenmedien in der Bundesrepublik; die Sektion Staats-und Rechtswissenschaften der Humboldt-Universität, Berlin; die Sektion Wirtschaftswissenschaften der Humboldt-Universität (Prof. Dieter Klein, Direktor des Instituts für Politische Ökonomie des Kapitalismus und einer der profiliertesten BRD-Forscher); die Forschungsgemeinschaft „Probleme der Entwicklung der westdeutschen Arbeiterklasse als selbständig handelnde Kraft“ der Sektion Marxismus-Leninismus der Humboldt-Universität (Erwin Sallmon), das Institut für internationale und westdeutsche Fragen der Karl-Marx-Universität (Prof. Wolfgang Menzel, Prof. Ekkehard Lieberam); von Bedeutung ist ferner der Lehr- Stuhl für Politische Ökonomie des Kapitalismus der TU Dresden, Fakultät für IngenieurÖkonomie (Prof. G. Speer, Herausgeber von „Wissenschaft im Klassenkampf. Naturwissenschaftlich-technische Forschung im staats-monopolistischen Herrschaftssystem Westdeutschlands", 1968).

7. Sonstige Zu Institutionen, die sich im engeren oder weiteren Sinne mit BRD-Forschung befassen, gehören ferner u. a.:

— Sektion „Staats-und Rechtsentwicklung im imperialistischen Herrschaftssystem Westdeutschlands“ des Beirats für Staats-und Rechtswissenschaften beim Ministerium für Hoch-und Fachschulwesen, — FDGB-Hochschule (DGB-Spezialistin und stellvertretende Leiterin: Prof. Johanna Töpfer), — Deutsches Pädagogisches Zentralinstitut, seit dem September 1970 Akademie der pädagogischen Wissenschaften; hier Abteilung Westdeutsche Pädagogik (Horst Becker, Ruth Sareik). Ferner Pädagogische Hochschulen (z. B. Güstrow, Leipzig), — Hochschule für Ökonomie, Berlin, — Parteihochschule, Lehrstuhl Geschichte der Arbeiterbewegung (Prof. Werner Horn, Stellv. Prof. Heinz Wohlgemuth), — Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (Prof. Gerhard Roßmann, Leiter der Abteilung Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung von 1945 bis zur Gegenwart; Stellvertreter: Prof. Günter Benser; der Direktor des IML, Prof. Günter Heyden, ist ebenfalls BRD-Forscher), — Deutsches Institut für Militärgeschichte, (DIM), Potsdam. 8. Institut für Marxistische Studien und Forschungen, Frankfurt a. /M.

Das IMSF untersucht hauptsächlich die wirtschaftliche und soziale Lage der Arbeiter und Angestellten in der BRD, die Gewerkschaftsbewegung in der BRD, aktuelle Probleme der marxistischen Theorie und der kommunistischen Weltbewegung. Hauptaufgabe:

Beitrag zur „Ausarbeitung der wissenschaftlichen Grundlagen für eine progressive, antimonopolistische Alternative". Wichtigste Veröffentlichungen : Beiträge des IMSF, Handbuch für Arbeiter und Angestellte zur betrieblichen und gesellschaftlichen Praxis, Marxistische Taschenbücher (unterteilt in Sozialistische Klassiker und in Marxismus aktuell), Informationsberichte, Marxismus-Digest. Leiter: Prof. Dr. J.

Schleifstein; Stellvertreter: Dr. Heinz Jung (1967 an der Humboldt-Universität mit dem Thema „Der Klassenkampf im Produktionsbereich der kapitalistischen Industrie" promoviert); Mitarbeiter u. a.: Dr. Werner Petschik (Promotion Humboldt-Universität), J. H. von Heiseler, K. Steinhaus, D. Schmidt, T. Müller, H. Schäfer, Jutta von Steinberg. Das IMSF publiziert eigene und Forschungsergebnisse aus der DDR und veranstaltet Tagungen z. B.

über „Die . Frankfurter Schule'im Lichte des Marxismus". Es wird möglicherweise die Funktion der Datensammlung und Datenaufbereitung für die in der DDR betriebene „BRD-

Forschung" übernehmen. Als Kontakt-Verlage für die „BRD-Forschung“ in der DDR bzw. für das IMSF kommen vor allem in Frage: Verlag Marxistische Blätter, Pahl-Rugenstein Verlag, Köln, facit-Verlag, Köln.

V. Einige Probleme der „BRD-Forschung" und ihrer Analyse

Eine Analyse der , inzelnen, für die Fachdisziplinen wie für Gesamturteile wichtigen und repräsentativen Schriften zur „BRD-Forschung" (Inhalte; Methoden; Argumente; verwendete Quellen; Reichweite und Treffsicherheit der Analysen, Prognosen und „Alternativen" usf.) steht noch aus. Nichtsdestoweniger ergibt schon ein Überblick, daß bei der Beurteilung der Bundesrepublik, sowohl der Politik und Gesellschaft als auch der Wissenschaften, politische Bewertungskriterien, kombiniert mit wissenschaftlichen Methoden der Analyse und Darstellung, dominieren. Durch bestimmte, der Theorie und dem Klassenkampf verpflichtete Kategorien erhalten die meisten Darstellungen — die wohl auch in erster Linie für die Öffentlichkeit (sowohl in der Bundesrepublik wie in der DDR) bestimmt sind — ein durchgängiges Bewertungsschema, so daß bereits Modifikationen im Urteil besonders auffallen. Wir wissen allerdings nicht, wie groß der Unterschied zwischen den Informationen, dem Urteil und der veröffentlichen Darstellung ist; es entsteht der — allerdings nicht beweisbare — Eindruck, daß die wissenschaftlichen Ergebnisse und Erkenntnisse oft im Prozeß der Darstellung politisiert werden.

Auffällig ist, daß die BRD-Forscher in der DDR bei der Beurteilung ihres Gegenstandes die eigenen Organisationsvorstellungen, die eigenen Kenntnisse und Erfahrungen des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik auf den Gegenstand übertragen. Darunter leidet die Differenzierungsfähigkeit; sie tritt zurück etwa hinter das Bedürfnis, ideologisch „handliche" Gruppen zu rubrizieren oder Erscheinungen jeder Art auf Grundstrukturen des kapitalistischen Systems zurückzuführen. Die nicht ausreichende Differenzierungsfähigkeit betrifft auch die „demokratischen Alternativen", die meist viel zu hoch gegriffen bzw. viel zu hoch angesiedelt sind (gesellschaftliche Umwälzung, Orientierung am Beispiel DDR, Bündnis mit KPD/DKP) und dem Gegenstand zumeist nicht gerecht werden. Möglicherweise steht dahinter die Abneigung gegenüber Vorschlägen, die das kapitalistische System perfektionieren könnten; deshalb werden in der Regel keine systemkonformen, sondern alternative Ratschläge erteilt.

Andererseits haben wir in der Bundesrepublik noch keine exakten Bewertungskriterien entwickeln können, um die „BRD-Forschung" in der DDR methodisch, sachlich und politisch analysieren zu können. Wir kennen in Umrissen die Bewertungs-und Darstellungskriterien, die von den Kollegen „drüben" zu realisieren sind; wir sind aber nur in wenigen Fällen und Bereichen in der Lage, die von ihnen abgegebenen Urteile für uns detailliert zu verifizieren oder zu falsifizieren und die Güte des benutzten Materials zu beurteilen. Will man über das Stadium des Sammelns, des Lesens und der bloßen Kenntnisnahme der „BRD-Forschung" hinauskommen, so ist die Entwicklung eigener Bewertungskriterien unabdingbar. Hier ist das Gespür für die Forscherpsychologie im Wissenschafts-und politischen Milieu der DDR ebenso wichtig wie die Kenntnis der wechselnden politischen Argumentationen und Taktiken. Dazu einige ungeordnete Fragen: Was wird geschrieben, um den „Gegner", das Forschungsobjekt, „aufzubauen" und dabei das eigene Forschungsgebiet zu legitimieren; wo sind gezielte Desinformationen; was ist tatsächlich repräsentativ für den Erkenntnisstand der „BRD-Forschung"; wo sind die Adressaten der Publikationen im einzelnen zu sehen; wie sieht die internationale Arbeitsteilung (DDR, Polen, Sowjetunion) bei der Imperialismus-Forschung aus; welchen Motiven bzw. Funktionen fühlt sich die jeweilige Darstellung primär verpflichtet; wie brauchbar ist die „BRD-Forschung" als bzw. für eine vergleichende Deutschland-Forschung; wie ergiebig sind solche Publikationen möglicherweise für den Erkenntnis-und Entscheidungsprozeß der politischen Führung; wie werden die Ergebnisse in Politik, Agit. -Prop., Publizistik, Pädagogik usf. umgesetzt; wie ergiebig sind die Publikationen etwa für das repräsentative Bild, das die politische Führung über unser System gewinnt?

Solche und ähnliche Fragen müßten, zusammen mit den Bewertungskriterien und den Sammelprinzipien, systematisiert werden, um gesicherte Analysen über die Analysen zu ermöglichen. Die Ausweitung auf die „BRDForschung" im Bereich der Naturwissenschaften und der Technik ist unerläßlich. Auch die Kolloquien, Konferenzen usw. in der DDR, im DDR-und im internationalen Rahmen, sind wesentlich stärker als bisher heranzuziehen, um Materialien über Quantität, Qualität, Methoden und Zielrichtungen der „BRD-Forschung" in der DDR zu gewinnen.

Ein besonderes Desiderat für uns ist schließlich das interne Wechselverhältnis von „BRDForschung" und Forschung über das eigene System in der DDR. Zu dieser Frage hat sich Prof. Jürgen Kuczynski, der wohl prominenteste Kapitalismus-Forscher in der DDR, drastisch geäußert: „Konflikte hin und Konflikte her, was nützen uns die tiefsten Konflikte in Westdeutschland, wenn Partei und Regierung uns immer wieder mahnen müssen, endlich an das Weltniveau, das Westdeutschland bereits im allgemeinen hat, heranzukommen!"

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Narr/Naschold, Einführung in die moderne politische Theorie, Band II: Systemsteuerung, Stuttgart 1969, S. 8.

  2. Vgl. hierzu C. Burrichter, Fragen zu einer soziologischen Theorie der DDR-Gesellschaft, in: Deutschland Archiv, Heft 7, 1969, S. 698 ff.

  3. Wir müssen es uns aus Platzgründen versagen, auf die Unterschiede einer strukturell und einer funktional vorgehenden Systemtheorie einzugehen. Vgl. hierzu W. -D. Narr, Theoriebegriffe und System-theorie, Berlin, Köln, Mainz 1971, passim.

  4. Hofer, Wissenschaft im totalen Staat, München 1964.

  5. A. a. O., S. 9.

  6. Vgl. H. Lades, C. Burrichter (Hrsg.): Produktiv-xraft Wissenschaft — Sozialistische Sozialwissen-schäften in der DDR, Hamburg 1970, S. 18 ff.

  7. G. M. Dobrow, Aktuelle Probleme der Wissenschaftswissenschaft, Berlin 1970, S. 10 f.

  8. H. Lades/C. Burrichter (Hrsg.), Produktivkraft Wissenschaft — Sozialistische Sozialwissenschaften in der DDR, Hamburg 1970, S. 384.

  9. Thomas Ammers Aufsatz im Deutschland Archiv, Heft 8/70 kann, nach den Analysen der Theorie des „staatsmonopolistischen Kapitalismus" z. B. von Lades und Mann, als erster Versuch angesehen werden, in die Problematik einzudringen und sie geordnet darzustellen.

  10. Vgl. dazu die Miszelle von Förtsch/Schwarzenbach im Deutschland Archiv, Heft 11/70.

  11. Einheit, Heft 12/68, S. 1455 ff. (Hervorhebungen vom Verf.).

  12. Ebenda, S. 270.

  13. Wirtschaftswissenschaft, Heft 5/68, S. 736 ff.

  14. Wirtschaftswissenschaft, Heft 4/70, S. 568.

  15. D. Reinhold, in: Einheit, Heft 10— 11/67, S. 1254.

  16. Produktivkraft Wissenschaft, a. a. O., S. 380.

  17. Neues Deutschland vom 30. 4. 1966.

  18. Dieter Klein, zit. nach Th. Ammer, a. a. O., S. 787

  19. Siegfried Prokop, in: Sonntag, Nr. 28/69.

  20. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Sonder-band 1970, S. 635.

  21. Roland Meister, Das Rechtsstaatproblem in der westdeutschen Gegenwart, Berlin 1966, S. 173 ff.

  22. H. Hesselbarth, in: Einheit, Heft 4/70, S. 494.

  23. Dieter Klein, in: Forum, Sondernummer 1969.

  24. Vgl. C. D. Kernig, in: Moderne Welt Nr. 2/1966, S. 117 ff., und in: PAC-Korrespondenz Nr. 15, S. 9 und 11.

  25. Vgl. Wirtschaftswissenschaft, Heft 5/68, S. 736 ff.

  26. G. Fabiunke, in: Der Handel, Heft 4/70, S. 149.

  27. Dieter Klein, Wohin? Fragen, Widersprüche, Wege. Gedanken über eine demokratische Zukunft der Bundesrepublik, herausgegeben vom Staatssekretariat für gesamtdeutsche Fragen, Berlin 1966, S. 339. (Hervorhebungen vom Verf.).

  28. Produktivkraft Wissenschaft, a. a. O., S. 132 f-

  29. Vgl. Probleme des Friedens und des Sozialismus, Nr. 8/70, S. 1052 ff.

  30. Junge Welt vom 21. 11. 1968.

Weitere Inhalte

Clemens Burrichter, Dr. phil., geb. 1932, geschäftsführender Direktor des Instituts für Gesellschaft und Wissenschaft, Erlangen. Veröffentlichungen u. a.: Fernsehen und Demokratie, Gütersloh 1970; (u. a.) Fernsehen im Leben der Erwachsenen, Hamburg 1968; Fragen zu einer soziologischen Theorie der DDR-Gesellschaft, in: Deutschland Archiv Heft 7, 1969; Das entwickelte gesellschaftliche System des Sozialismus, in: deutsche Studien, Nr. 29/70. Eckart Förtsch, Dr. phil., geb. 1937, wiss. Assistent am Institut für Gesellschaft und Wissenschaft, Erlangen. Veröffentlichungen u. a.: (in Zusammenarbeit mit R. Mann), Die SED, Stuttgart 1969; (zusammen mit R. Külbach/H. Weber), Parteien im Blocksystem der DDR. Funktion und Aufbau der LDPD und NDPD, Köln 1969; Geschichtswissenschaft in der DDR, in: Produktivkraft Wissenschaft, Hamburg 1970; (mit R. Schwarzenbach), DDR-Forschung. Kritik aus der DDR, in: Deutschland Archiv, Heft 11, 1970.