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Lebenshilfe in Illustrierten und Regenbogenpresse? | APuZ 6/1974 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 6/1974 Der Schriftsteller als öffentliche Person. Zur Krise der Wertmaßstäbe Lebenshilfe in Illustrierten und Regenbogenpresse?

Lebenshilfe in Illustrierten und Regenbogenpresse?

Peter Kaupp

/ 20 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die sogenannten aktuellen Illustrierten und unterhaltenden Wochenzeitschriften (. Regenbogenpresse') haben Woche für Woche ein Millionen zählendes Leserpublikum. Diese Blätter werden gelesen, weil ihr Inhalt elementaren menschlichen Bedürfnissen entspricht. Im Vordergrund stehen dabei weniger Information, Bildung oder Politik (dafür werden andere Medien genutzt) als problemlose Unterhaltung, vorübergehende Flucht aus der Wirklichkeit, Entspannung von der Arbeitswelt, Klatsch, Neugier, Ersatz für soziale Kontakte und nicht zuletzt praktisch-seelische Lebensund Orientierungshilfe. Auch Lebenshilfe gehört angesichts der immer komplizierter und unübersichtlicher werdenden Umwelt zu den legitimen Aufgaben der Massenmedien. Gerade die vielfältig gegliederte Presse kann dabei unterschiedlich strukturierte . Zielgruppen'(im Falle der . Regenbogenpresse' z. B. überwiegend [Haus-]Frauen mit Volksschulbildung) ansprechen. Dort, wo wirkliche Hilfe nur durch fachmännische und individuelle Beratung oder Behandlung erfolgen kann, schadet jedoch derart publizistische Lebenshilfe mehr als sie nützt. Diese Fälle sind oft gleichzeitig ein Beleg für das Versagen bzw. . Nachhinken'der entsprechenden Institutionen (z. B. Kirchen, Schulen).

Blätter für Millionen Über Inhalte und (erhoffte oder befürchtete) Wirkungen bestimmter Massenmedien kann man nur dann einigermaßen zuverlässige Aussagen treffen, wenn man sich zuvor über die jeweilige Reichweite und Zusammensetzung der Leserschaft 1) unterrichtet. Am Anfang einer Betrachtung über . Lebenshilfe in Illustrierten und Regenbogenpresse'sind deshalb einige Daten über die Reichweiten der auflagestärksten aktuellen Illustrierten und unterhaltenden Wochenzeitschriften unerläßlich. Im Zusammenhang werden an entsprechender Stelle noch einige Informationen über die Zusammensetzung der Leserschaft dieser Blätter folgen.

Leserschaft ausgewählter aktueller illustrierter und unterhaltender Wochenzeitschriften (pro Ausgabe, in Prozent)

Quelle: Media-Analyse 1973 (Media-Micro-Census GmbH Frankfurt a. M.)

Die fünf auflagestärksten aktuellen Illustrierten — BUNTE, NEUE REVUE, QUICK, STERN und WELTBILD — zusammen erreichen etwa 37 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahre. Das heißt, daß mehr als jeder dritte Erwachsene wöchentlich zumindest eine dieser Illustrierten liest. Mit 9, 4 Millionen Lesern erreicht der Spitzenreiter unter ihnen, der STERN, allwöchentlich fast 20 Prozent der erwachsenen Bundesbürger. Die Reichweite der sechs auflagestärksten unterhaltenden Wochenzeitschriften — HEIM UND WELT, DAS NEUE BLATT, NEUE POST, NEUE WELT, WOCHENEND und 7 TAGE — zusammen liegt im gleichen Zeitraum bei 22 Prozent. Das bedeutet, daß mehr 81s jeder fünfte Bundesbürger über 14 Jahre allwöchentlich zumindest zu einem dieser sogenannten . Regenbogen-'oder . Soraya-Blätter'greift.

An der Spitze dieser Gattung steht die NEUE POST mit wöchentlich 4, Millionen Leserinnen und Lesern, d. h. einer Reichweite von 8, 8 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in der Bundesrepublik.

Die tatsächliche Reichweite der . Regenbogen-presse’ dürfte eher über als unter diesen Zahlen liegen, da diese Blätter — ob zu Recht oder zu Unrecht wird später noch zu belegen sein — gemeinhin als bevorzugte Lektüre von weniger Gebildeten, Frauen und Angehörigen unterer sozio-ökonomischer Schichten gelten. Anders als bei den teuereren und aktuelleren Illustrierten handelt es sich eben bei den billigeren und mehr unterhaltenden Wochenzeitschriften um keine . Prestige-Zeitschriften’. Man ist gemeinhin geneigt anzunehmen, daß dahinter eher ein dummer als ein kluger Kopf steckt. Namentlich unter Intellektuellen, Männern und Angehörigen der oberen sozioökonomischen Schichten ist deshalb der Prozentsatz derjenigen, die — danach befragt — aus Prestigegründen die Wochenendpresse nicht nennen, größer als der Prozentsatz derer, die die Lektüre anderer Titel verleugnen 2). Es fällt vergleichsweise schwerer, sich einem Interviewer gegenüber gerade als Leser von Blättern der . Soraya-Presse’ zu bekennen. Was der Literatursoziologe Robert Escarpit einmal über das Buch schrieb, gilt im übertragenen Sinn sicher auch für dieses Genre: „Es ist immer in jeder Weise peinlich, einen literarischen Geschmack einzugestehen, der in bezug auf das soziale Milieu .deklassiert’, ob er nun zu grob oder zu verfeinert ist. In den meisten Fällen fällt es schon sehr schwer, sich selbst diesen Geschmack einzugestehen"

2. Das Rezept zum . Erfolg’ Angesichts der enormen Reichweiten von Illustrierten und Wochenendzeitschriften liegt natürlich die Frage nahe, was diese Blätter in breiten Schichten so lesenswert erscheinen läßt.

Ist es — im Falle der . Regenbogenpresse’ und mancher Illustrierten — die (wie manche Kulturkritiker und Freizeitpädagogen meinen)

skrupellose Anpassung an die . primitiven’ apolitischen Unterhaltungsund Weltfluchtbedürfnisse der breiten Massen? Handelt es sich im Falle der Illustrierten um die vom Fernsehen begünstigte Eskalation eines neuen Analphabetentums, welches das Wesentliche auf das optisch. Mitteilbare reduziert? Oder stecken dahinter nicht elementare, wenn auch in einzelnen Schichten und Gruppierungen unterschiedlich ausgeprägte menschliche Bedürfnisse, die — im Rahmen des gesetzlich Zulässigen — zu befriedigen nicht nur ein legitimes, sondern sogar verpflichtendes Anliegen der Massenmedien im allgemeinen und der Presse im besonderen ist?

Damit ist die Frage nach den Bedürfnissen des Lesers und den Aufgaben der Presse gestellt.

Wie immer man es beurteilen mag: aktuelle Illustrierte und unterhaltende Wochenzeitschriften werden in erster Linie sicher deshalb gekauft und gelesen, weil sie einer Vielzahl elementarer menschlicher Bedürfnisse entgegenkommen problemlose Unterhaltung, vorübergehende Flucht aus der Wirklichkeit, Entspannung von der Arbeitswelt, Klatsch, Neugier, Ersatz für soziale Kontakte, praktisch-seelische Lebens-und Orientierungshilfe, Information, Bildung und Meinungsbildung. Daß dabei Bildung und Politik — wie verschiedentlich betroffen konstatiert wurde — in diesen Blättern im allgemeinen nur eine untergeordnete Rolle spielen, ist nur bedingt als ein Indiz dafür zu verwenden, daß sich deren Leser überhaupt nicht dafür interessieren. Nur wählen viele von ihnen, wie man aus empirischen Erhebungen ziemlich genau weiß, dafür eben andere Medien: Tages- oder Wochenzeitungen, kritische Magazine, entsprechende Rundfunk-und/oder Fernsehprogramme. Die genannten Illustrierten und Wochenendzeitschriften entsprechen in z. T. recht unterschiedlicher Mischung und Akzentuierung diesen Bedürfnissen; ihre Leserschaften sind deshalb — wie noch darzulegen sein wird — keineswegs identisch. Die Palette ist zu bunt, als daß man allgemeinverbindliche Aussagen über die Illustrierten und d i e . Regenbogenpresse'und ihre Le-ser(innen) machen könnte. Das Spektrum umfaßt sowohl politisch engagierte, gelegentlich sogar ausgesprochen aggressive (z. B. STERN und QUICK) als auch fast apolitische Illustrierte (z. B. die BUNTE). Von den unterhaltenden Wochenzeitschriften stellen die einen mehr den alten Adel (z. B. DAS NEUE BLATT), die anderen mehr den jungen Sex (z. B. WOCHENEND) in Text und Bild in den Vordergrund. 3. Ein breites Angebot an Lebenshilfe Trotz aller Unterschiede zwischen den aktuellen Illustrierten und der . Regenbogenpresse 1 gibt es aber wohl doch einige Gemeinsamkeiten, die deren Verbreitung wenn nicht ganz, so doch z. T. miterklären dürften. Dazu gehört sicher der in den letzten Jahren schon vom Umfang her deutlich gewachsene Anteil derjenigen Beiträge, die sich mit praktisch-seelischer Lebensund Orientierungshilfe befassen.

Dieser Trend wird auch dadurch verdeutlicht, daß sich das Angebot von Zeitschriften, die sich auf einzelne Bereiche dieser Lebensund Orientierungshilfe (z. B. Autofahren, Erziehung, Do-it-yourself, Essen und Trinken, Haushalt, Gesundheit, Mode, Sex und Partnerschaft, Geldanlage, Wohnen) spezialisiert haben, deutlich vergrößert hat. Auch die Zunahme entsprechender Fernsehsendungen (z. B. ARD Ratgeber, ZDF Bilanz) und Rundfunkbeiträge liefert dafür ein Indiz.

Die aktuellen Illustrierten und unterhaltenden Wochenzeitschriften offerieren heute ein breit aufgefächertes Angebot an praktischseelischer Lebensund Orientierungshilfe. Was Jürgen Habermas (wenn auch in anderem Zusammenhang) von den Massenmedien im allgemeinen schreibt, gilt für die Illustrierten und Regenbogen-Blätter im besonderen: Sie empfehlen sich als „Adressaten für persönliche Nöte und Schwierigkeiten, als Autoritäten der Lebenshilfe: sie bieten reichlich Gelegenheit zur Identifikation — zu einer Art Regeneration des privaten Bereichs aus dem bereitgestellten Fond öffentlicher Ermunterungsund Beratungsdienste" „Von wesentlicher Anziehungskraft", schreibt Günter Hegele von den Illustrierten, „dürfte schließlich alles sein, was sich unter dem Stichwort Lebenshilfe zusammenfassen läßt" Auch wenn Kritiker „Thematik und journalistischen Stil der Illustrierten kritisieren, unbestritten bleibt, daß sie mit ihrem psychischen Service einem weitverbreiteten Leserbedürfnis entsprechen" Wie Peter Jordan unterstreicht auch Kurt Koszyk die Lebenshilfe-Funktion der Illustrierten: „It is significant for individual pe-ople as for society in general whether advice and tips on fashions, cosmetics and personal hygiene really supply the assistance to human problems or help people to find their way“

Leseranalysen der Regenbogenpresse zeigen, daß das redaktionelle Angebot weitgehend den Wünschen der Leser(innen) entspricht. Stärker als . Interview', . Dokumentarbericht' oder . Reportage'kennzeichnet der . praktische Ratschlag'die gesamte Gattung der unterhaltenden Wochenzeitschriften. Dazu gehören Beiträge in Form von Tips und Hinweisen für die alltägliche Praxis in Familie, Haushalt, Beruf usw. Im Vordergrund ste-hen dabei . Probleme der zwischenmenschlichen Beziehungen'— vor allem solche zwischen Mann und, Frau, weniger solche mit Verwandten, Freunden, Bekannten, Berufskollegen, Geschäftsleuten, Institutionen usw. Es folgt der gleichermaßen . hilfreiche'Themenbereich . Populärwissenschaft', d. h. besonders allgemeinverständliche medizinische Beiträge. Zum Themenbereich . Haushaltsund Familienprobleme' zählen Haus, Garten, Küche, Ko-chen und Wohnung, ferner die Beziehungen zwischen den Eltern, Eltern und Kindern sowie sonstige Familienbeziehungen. Unter den . individuellen Lebensproblemen'überwiegen in der Regenbogenpresse — dem Anteil an der Leserschaft entsprechend — natürlich diejenigen der Frau, viel weniger solche des Mannes und des Kindes. „Mögen zwar die Probleme eines Haushalts... für Außenstehende trivial erscheinen", schreibt der Soziologe Erwin K. Scheuch, „ein wirksamer Austausch über solche Fragen hat ... durchaus die latente Funktion, die Solidarität der Familie zu erhöhen und über sachliche Fragen den menschlichen Kontakt zu verstärken"

Die meisten redaktionellen Beiträge in den aktuellen Illustrierten und unterhaltenden Wochenzeitschriften erfüllen gleichzeitig mehrere Funktionen, besonders Information, Unterhaltung und praktisch-seelische Lebens-und Orientierungshilfe. Die . praktische Hilfe'besteht in der Übermittlung und dem Angebot von Kenntnissen, Verhaltensweisen und Techniken zur Überwindung von Alltagsproblemen. Die .seelische Hilfe'liegt vorwiegend in der psychologischen Unterstützung durch Ratschläge und/oder Beispiele zum Zwecke der Bewältigung schwieriger seelischer Situa-

INHALT 1. Blätter für Millionen 2. Das Rezept zum . Erfolg'

3. Ein breites Angebot an Lebenshilfe 4. Hilfe in einer immer komplizierter werdenden Umwelt 5. Lebenshilfe als Anpassung 6. Orientierung an bestimmten Schichten und Gruppierungen 7. Aber kein Ersatz für den Experten tionen (z. B. Liebes-und Eheprobleme, Aufklärung, Schwangerschaft und Geburt).

Da sich die aktuellen Illustrierten und unterhaltenden Wochenzeitschriften im Rahmen ihres Angebots an . Orientierungshilfe'auch der Hobbys und Steckenpferde annehmen, seien an dieser Stelle auch zu deren sozialer Funktion einige Bemerkungen eingefügt. Die von ihnen ausgehende Befriedigung beruht darauf, daß sie den individuellen Neigungen und Interessen entsprechen, also ganz auf die persönlichen Wünsche abgestellt sind. „Insofern bieten Hobbys und Steckenpferde echte Individualisierungschancen" Ihr Hauptkennzeichen liegt darin, daß sie in .freier Zuwendung' ausgeübt werden; damit dienen sie weder der Existenzsicherung noch sind sie sonstwie primär resultativ orientiert Erich Weber hat darauf hingewiesen, daß die Beschäftigung mit persönlichen Liebhabereien dem „Konformitätsdruck und dem Nivellierungssog der modernen Gesellschaft" entgegenwirken und dem einzelnen helfen könne, sich seine eigene Welt zu schaffen „In this semiutalitarian, semidisinterested activity, they are masters of the work they do", schreibt Joffre Dumazedier in seinem Werk über die Freizeitgesellschaft, „whatever Profits there may be are theirs alone; they have the feeling they are the , boss'. Isn’t this, at least in part, a reaction to the subordinate Position they suffer in the big Company?" Besonders für alte Menschen, die nicht mehr im Erwerbsleben stehen, ist es wichtig, daß ihre Freizeit noch einen Inhalt besitzt. Durch das Hobby gelingt es außerdem dem einzelnen, zumindest auf einem eng spezialisierten Gebiet zur Kennerschaft zu gelangen, ohne auch hier , aus zweiter Hand'leben zu müssen (wobei die weitgehend industrialisierte Doit-yourself-Bewegung diese Ansätze allerdings schon wieder in Frage gestellt hat). Helmut Schelsky sieht für das Publikum im Hobbyis-mus'und der damit verbundenen Reduktion der Stoffülle die einzige Möglichkeit zur Bemächtigung der Gegenwartskultur „Vor allem können die Hobbys und das , Do-it-yourself" 1, so betont Erich Weber, „Kompensationsfunktionen gegenüber den Einseitigkeiten und Belastungen des Erwerbslebens erfüllen . . . Hobbys und Steckenpferde eröffnen ganz generell eine Zufluchtsstätte im Unglück und eine Ausweichwelt vor dem Druck der Lebenssorgen"

4. Hilfe in einer immer komplizierter werdenden Umwelt Die . Blattmacher'der Regenbogenpresse und einiger Illustrierter verfolgen eine Doppelstrategie der Lebenshilfe. Um den Leser nicht der vollen Härte der Wirklichkeit auszusetzen, wird entweder die Wirklichkeit verharmlost dargestellt (. Prinzip der heilen Weit') oder die gedankliche Flucht aus der Wirklichkeit in eine Wunsch-oder Traumwelt angeboten (. Escape'-Funktion). Gegenüber dieser . irrationalen'Lebenshilfe stellen die praktischen Ratschläge und Hilfestellungen so et-was wie die . rationale'Ausprägung des Lebenshilfeprogramms dar. Tips und Hinweise zur Bewältigung alltäglicher Lebensprobleme ermöglichen es dem Leser, diese Probleme rational zu bewältigen. Er ist nicht mehr so hoffnungslos den Lebensproblemen ausgeliefert. Das Material der Massenmedien „serves as a source of advice concerning real-life Problems“

Für die rationale Bewältigung der bedrängenden Alltagsprobleme aller Art sind praktische Hilfen desto unerläßlicher, je komplizierter sich die Zusammenhänge in der Umwelt gestalten.

Da die Umwelt auf allen Bereichen die Tendenz zur . Verkomplizierung'aufweist, ist damit zu rechnen, daß das Bedürfnis nach Hilfe — wo immer man es sucht — in Zukunft eher zuals abnimmt. Für rigorose Kritiker ist allerdings das von der Illustrierten-Presse offerierte , Lebenshilfekonzept'nichts anderes als ein „Instrument zur Verhaltenssteuerung des Volkes". Derartige Lebenshilfe bedeutet z. B. für Ralf Zoll und Eike Hennig zugleich eine „Entdemokratisierung der Gesellschaft, weil sie dem Menschen prinzipiell die Möglichkeit abspricht, selbständig seine Existenz zu bestimmen . . . Das Konzept der . Lebenshilfe'... tendiert . .. die Manipulation des Menschen im Sinne derjenigen, die , Lebenshilfe'erteilen"

Die Wirklichkeit sieht etwas anders aus. Auch die Kritiker der Illustriertenpresse können nicht übersehen, daß technische und soziale Neuerungen für die Betroffenen einen ständigen Lernprozeß und damit eine fortwährende Umstellung und Anpassung an die in vielfältiger Weise sich verändernde Umwelt bedeuten. Die geistige Auseinandersetzung mit der Gegenwartskultur ist äußerst schwierig und anspruchsvoll. Man denke nur an die modernen Werke der Kunst und Literatur, an die neuesten Erkenntnisse der Philosophie und Physik, die so spezialisiert, abstrakt und voraussetzungsreich sind, daß ohne gründliche Vorbildung und eingehende Studien we-der ein Zugang zu gewinnen noch eine innere Aneignung möglich ist Um diesen Wandlungsprozessen nicht völlig hilflos ausgesetzt zu sein, gibt es für verschiedene Gruppierungen und soziale Schichten verschiedene Institutionen, die verbindliche Verhaltensweisen und stabilisierende Lebenshilfen anbieten. Das Gefühl, mit diesen Anpassungsschwierig-keiten nicht allein gelassen zu werden und durch die Massenmedien eine gewisse stabilisierende Lebens-und Orientierungshilfe zu erhalten, vermittelt sicher ein gewisses Selbstvertrauen und eine beruhigende Verhaltenssicherheit.

Wilmont Haacke hat mit Recht darauf hingewiesen, daß hinsichtlich einer praktischen Lebenshilfe sämtliche neueren den beiden älteren Kommunikationsmitteln — Zeitung und Zeitschrift — in immer breiterem Ausmaß gefolgt sind. „Es handelt sich schließlich um eine höchst segensreiche Rezeptur"

Ob dieses Lob so uneingeschränkte Geltung beanspruchen darf, wird später noch zu zeigen sein. Wenden wir uns zunächst kurz der Frage zu, ob Lebenshilfe — was auch immer man darunter verstehen mag — überhaupt zu den Aufgaben einer ernst zu nehmenden Publizistik gehört.

5. Lebenshilfe als Anpassung Nicht ohne Überheblichkeit sehen viele Intellektuelle auch heute noch in der Presse in erster Linie eine dem , Wohl des Ganzen'(Gemeinschaft, Staat, Demokratie) verpflichtete . moralische'oder , Bildungsanstalt'. Information im Sinne praktisch-seelischer Lebensund Orientierungshilfe für den einzelnen und Unterhaltung gehören so gesehen nicht zu den legitimen Aufgaben der Presse, allenfalls — wie es Walter Hagemann einmal für die Unterhaltung formuliert hat — „gleichsam nur durch Zufall in die publizistische Symbiose hineingeraten nur . unter den Strich der Zeitung'"

Stärker als gegenüber anderen Massenkommunikationsmitteln ist einem großen Teil der Presse (und hier vor allem den unterhaltenden Wochenzeitschriften und den Illustrierten) von Seiten vieler Kulturkritiker, Freizeitpädagogen und Journalisten , im höheren Dienst'der Vorwurf gemacht worden, daß sich diese, anstatt das erweiterte Publikum zur Kultur und politisch-sozialen Verantwortung hinzuführen, skrupellos konsumorientiert den Unterhaltungs-und (vorgeblichen oder tatsächlichen) Lebenshilfe-Bedürfnissen der Massen angepaßt habe. „Massenkultur", schreibt Jürgen Habermas, „erwirbt sich ihren zweifelhaften Namen eben dadurch, daß ihr erweiterter Umsatz durch Anpassung an die Entspannungs-und Unterhaltungsbedürfnisse von Verbrauchergruppen mit realtiv niedrigem Bildungsstandard erzielt wird, anstatt umgekehrt das erweiterte Publikum zu einer in ihrer Substanz unversehrten Kultur heranzubilden"

Eine solche Kritik und Aufgabenstellung übersieht zweierlei: einmal die beschränkten Möglichkeiten einer . positiven'Beeinflussung (der ja im Grunde genommen die gleichen Grenzen gesetzt sind, wie bei einer . negativen’ Beeinflussung; in beiden Fällen werden die Einflußmöglichkeiten im allgemeinen erheblich überschätzt), zum anderen aber auch Aufgabe und Ziel der Massenmedien. Der Zeitungswissenschaftler Otto Groth z. B. hat es einmal als das Ziel des Journalisten bezeichnet, „dem Publikum das für das Publikum, das stofflich und deshalb praktisch für dessen Zwecke Bedeutsame zu vermitteln, nicht ihm selbst persönlich am Herzen Liegendes aufzudrängen, nicht das Publikum in seine, des Journalisten, Anschauung und Überzeugung hineinzuzwingen. Immer ist der Journalismus Diener, nicht Herr des Publikums" Gerade engagierte Journalisten wollen das oft nicht einsehen. Sie sehen sich als . Erzieher'zu mehr Demokratie, Bildung, Kultur usw. „und verfallen dem Irrtum, daß diese gutgemeinte Erziehung durch propagandistische Publizistik zu bewerkstelligen sei" Mit Recht ha-ben Glotz und Langenbucher darauf hingewiesen, daß der Begriff . Anpassungsjournalismus'in diesem Zusammenhang zu undifferenziert und deshalb unbrauchbar ist. „Anpassung — das ist auch Einstellung auf den Leser, Eingehen auf seine Probleme, Berücksichtigung seiner Bedürfnisse als ein Moment journalistischer Arbeit. Gerade wer die bestehenden Verhältnisse verändern will, muß die-se Anpassung leisten, um überhaupt gehört zu werden" 6. Orientierung an bestimmten Schichten und Gruppierungen Da sich Zeitungen und Zeitschriften stärker als Rundfunk und Fernsehen an bestimmte Gruppen und Schichten der Gesellschaft wenden, bedeutet Anpassung auch, daß deren Inhalte — also auch die Lebenshilfe, soweit sie auf diesem Wege sinnvoll geboten werden kann — den spezifischen Bedürfnissen dieser Gruppierungen und Schichten entsprechen müssen. Man darf nicht in den Fehler verfallen, bestimmte Presseerzeugnisse und ihre Inhalte nur deshalb abzulehnen oder ihnen gar eine . schädliche Wirkung'beizumessen, weil man selbst nichts dafür übrig hat, sondern andere Zeitschriften und Interessengebiete (oder zwar die gleichen Interessengebiete, aber in anderer Darstellungsform) bevorzugt. Die Blätter der Illustrierten-und Regenbogenpresse sind auch im Hinblick auf ihr Angebot an praktisch-seelischer Lebens-und Orientierungshilfe unübersehbar schichten-und gruppenspezifisch ausgerichtet. Das heißt, daß die offerierten Themenbereiche je nach Zusammensetzung der Leserschaft unterschiedlich sind oder zumindest — wo es sich um die gleichen Themenbereiche handelt — doch in anderer Form dargeboten werden.

In diesem Zusammenhang kurz ein Blick auf die unterschiedliche Struktur der Leserschaft der einzelnen aktuellen Illustrierten und unterhaltenden Wochenzeitschriften (s. Tabelle). Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung werden die genannten Illustrierten (mit Ausnahme der BUNTEN) mehr von Männern, die genannten Wochenzeitschriften (mit Ausnahme von WOCHENEND) mehr von Frauen gelesen. Hausfrauen bevorzugen ganz eindeutig die Blätter der Regenbogen-presse — ausgenommen wiederum WO-CHENEND— und. von den Illustrierten nur die BUNTE. Was das Alter der Le-

ser(innen) betrifft, so werden die Illustrierten (besonders STERN und NEUE REVUE) mehr von Jüngeren, vor allem den 20— 39jährigen, als von Älteren (relativ wenige unter den über 60jährigen), die Wochenendzeitschriften dagegen relativ gleichmäßig von allen Altersschichten gelesen. Eine Ausnahme bilden lediglich HEIM UND WELT, die von den über 60jährigen relativ häufig, und WOCHENEND, die in der gleichen Altersgruppe verhältnismäßig selten gelesen wird. Unter dem Gesichtspunkt des monatlichen Netto-Haushalts einkommens dominieren bei den Illustrierten die Leser in Einkommensgruppen über DM 1500, — (besonders QUICK und STERN), bei den Wochenendzeitschriften diejenigen mit weniger als DM 1500, — (besonders WOCHENEND und 7 TAGE). Beim Beruf der Illustriertenleser(innen) liegt der Anteil der Angestellten und Beamten über, derjenige der (Fach-) Arbeiter unter dem allgemeinen Bevölkerungsdurchschnitt (deutlich etwa bei STERN und WELTBILD). Bei den unterhaltenden Wochenzeitschriften ist das Verhältnis umgekehrt. Zur Regenbogenpresse (besonders WOCHENEND) greifen relativ viele (Fach-) Arbeiter. Außerordentlich aufschlußreich ist das B i 1 d u n g s gefälle innerhalb der Leserschaft dieser Blätter. Mit höheren Bildungsabschlüssen steigt der Anteil der Illustriertenleser (vor allem beim STERN) und sinkt der Anteil der Leser von Blättern der Regenbogenpresse. Besonders hoch ist der Anteil der Leserinnen und Leser mit Volksschulabschluß ohne Lehre bei HEIM UND WELT sowie NEUE POST, mit Volksschulabschluß mit Lehre bei NEUE WELT und WOCHENEND. Jede Woche erreicht z. B. allein HEIM UND WELT jede Schicht I Alle, die dieser Schicht angehören, verfügen über ein Haushaltseinkommen über 3 000 DM. Hauptsächlich liegt mindestens Mittelschulbildung vor; viele Akademiker, leitende Angestellte, mittlere und größere Selbständige, freie Berufe.

Schicht II In dieser Schicht liegt das Einkommen über 1 750 DM, in der Regel über 2 000 DM. Hauptsächlich Mittel-oder Oberschule, auch Berufe mit abgeschlossener Lehre. Angestellte, Beamte, auch Facharbeiter mit hohem Einkommen.

Schicht III im Schwerpunkt Volksschule mit Lehre, Mittel-und Oberschule, kaum Akademiker, Angestellte, Beamte, Facharbeiter, kleine Selbständige. Einkommen über dem Durchschnitt, häufig über 2 000 DM.

Schicht IV überwiegend Volksschule mit Lehre, im Schwerpunkt Facharbeiter, auch angelernte Arbeiter und ausführende Angestellte. Einkommen leicht über dem Durchschnitt.

Schicht V Im Schwerpunkt Volksschule mit Lehre, Arbeiter, Facharbeiter, ausführende Angestellte, auch untere Beamte.

Einkommen um den Durchschnitt pendelnd, eher darunter.

Schicht VI überwiegend Volksschule ohne Lehre, Facharbeiter auch mit Lehre. Sonst Arbeiter, ausführende Angestellte und Landwirte. Bis auf Landwirte durchschnittliches Industriearbeiter-Einkommen (800 bis 1 000 DM), gelegentlich darunter, Landwirte mit überdurchschnittlichem Einkommen.

Schicht VII Nur Volksschule ohne Lehre, im Schwerpunkt ungelernte und angelernte Arbeiter, Landwirte. Geringes Einkommen, nur Landwirte über 800 DM. zweite Hausfrau mit Volksschulabschluß ohne Lehre (zum Vergleich: BUNTE 36 und STERN 28 Prozent). Der hohe Anteil an Leserinnen und Lesern mit Volksschulbildung ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, daß nach den Ergebnissen der Volkszählung von 1970 bei den Männern mit abgeschlossener Schul(Hochschul-) Bildung 74, 5 Prozent, bei den Frauen sogar 80, 5 Prozent nur über einen Volks-(Berufs) schulabsdiluß verfügten Legt man die hier genannten Bildungs-, Berufs-und Einkommenskriterien einem sozio-ökonomischen Schichtungsmodell zugrunde, dann zeigt sich, daß die aktuellen Illustrierten mehr in den oberen als in den unteren, die unterhaltenden Wochenzeitschriften dagegen mehr in den unteren als in den oberen Rängen gelesen werden.

Diese Zahlen machen, wie wir glauben, zweierlei deutlich. l. Das Angebot an praktisch-seelischer Lebens-und Orientierungshilfe in den Blättern der Illustrierten-und Regenbogenpresse kann nicht generell, sondern nur unter Berücksichtigung der z. T.sehr unterschiedlichen Struktur der Leserschaft einigermaßen gerecht beurteilt werden. Unter diesem Gesichtspunkt enthält z. B. die überwiegend von Männern jüngerer Alters-und höherer Einkommens-, Bildungs-und Berufsschichten gelesene Illustrierte STERN andere oder zumindest doch anders aufgemachte Beiträge als z. B. die überwiegend von Frauen gesetzteren Alters-und niedrigerer Einkommens-, Bildungs-und Berufsschichten gelesene unterhaltende Wochenzeitschrift HEIM UND WELT. 2. Auch die von Leser(innen) höherer Einkommens-, Bildungs-und Berufsschichten bevorzugten Blätter können auf Beiträge zur Lebenshilfe nicht verzichten, auch wenn hier z. T. andere, meist jedoch zumindest anders gestaltete Themen im Vordergrund stehen. Kochrezepte, Reisetips, Fernsehprogramme, Beiträge über Sexualprobleme, Mode und Autos, ja sogar das vielge-schmähte Horoskop enthalten sowohl die einen als auch die anderen Blätter — vielleicht nicht zuletzt deshalb, das sei hier nur am Rande erwähnt, weil gerade der Bereich , Le-

benshilfe’ so ausgezeichnet in ausgedehnte Werbeplantagen hinüberleitet, daß die Grenzen zwischen Information und Inserat manchmal (z. B. bei den Modeseiten) kaum noch zu erkennen sind. 7. Aber kein Ersatz für den Experten Das differenzierte Angebot an praktisch-seelj scher Lebens-und Orientierungshilfe in aktuellen Illustrierten und unterhaltenden Wochenzeitschriften ist generell deshalb zu begrüßen, weil es ebenso differenzierten menschlichen Bedürfnissen entspricht und diese Bedürfnisbefriedigung zu den legitimen Aufgaben einer freien und vielfältig gegliederten Presse gehört. Das schließt jedoch — um es mit allem Nachdruck zu sagen — deutliche Einschränkungen in den Fällen, wo durch sogenannte . Lebenshilfe'mehr Schaden als Nutzen angerichtet werden kann, nicht aus. Zwar ist die Befürchtung von Wilmont Haacke daß — zumindest im Bereich der Medizin — hier Scharlatane für teures Geld schlechte, vergiftete Waren verkaufen („im Orient werden Händler, welche Menschen um des Geldverdienens willen mit gefälschtem öl vergiftet haben, zum Tode verurteilt", nicht mehr ganz zutreffend. Heute können sich die meisten größeren Zeitschriften für alle Bereiche der Lebenshilfe z. T. renomierte (und gut bezahlte) Experten leisten, so daß die anonyme Kummertante (, Frau Erna rät.. , j immer weniger in Erscheinung tritt. Trotzdem bleibt derart publizistische Lebenshilfe in jenen Bereichen, in denen wirkliche Hilfe nur durch fachmännische und individuelle Beratung oder Behandlung erfolgen kann (d. h. vor allem auf medizinischem, psychologischem, psychotherapeutischem und z. T. wohl auch juristischem und seelsorgerischem Gebiet) äußerst fragwürdig. Auch die sachkundigsten psychologischen Tests (soweit sich diese überhaupt in Schrift und/oder Abbildung sinnvoll durchführen lassen), juristischen Ratschläge (soweit diese überhaupt zulässig sind) und medizinischen Empfehlungen können in millionenfacher Auflage in Tausenden von Einzelfällen mehr schaden als nützen. Ein im Einzelfall befolgter falscher oder mißverstandener Ratschlag kann — wie jeder einsehen wird — in diesen Bereichen weitaus ernstere Folgen haben als ein falsches Kochrezept, eine unpassende Modeempfehlung oder ein mißglückter Kosmetik-Vorschlag.

Wenn sich die publizistische Lebenshilfe gerade in jenen Bereichen so verhängnisvoll ausdehnen konnte, wo nur der Fachmann individuell sinnvoll helfen kann, dann ist das je-doch sicher auch auf ein Versagen der dafür verantwortlichen Institutionen bzw. auf die Hemmungen breiter Schichten zurückzuführen, sich der Hilfe dieser Institutionen zu bedienen. „Eine Illustrierten-Redaktion erhält täglich bis zu 50 Briefe, die in Liebes-und Ehe-fragen Rat suchen", schrieb Ulrich Beer 1968.

„Das ist eine wesentlich größere Zahl von Fragestellern als bei den rund 45 evangelischen, 50 katholischen und 20 überkonfessionellen Eheberatungsstellen im ganzen Bundesgebiet zusammen" Auch wenn es inzwischen mehr Eheberatungsstellen (sicher aber auch mehr Briefe an die Illustrierten-Re-daktion) gibt — die Schlußfolgerung des Autors hat bis heute nichts an Gültigkeit verloren, „daß die Menschen sich von diesen zuständigen Stellen allein gelassen fühlen, daß die wirklichen Probleme, die mit der Geschlechtlichkeit verbunden sind, noch nicht so weit ins Blickfeld gerückt oder gar einer Lösung nahegebracht sind, daß man den Menschen sachgerecht und frei von gewissen Vorbehalten helfen kann und will" Man mag z. B. gegen die NEUE REVUE heute einwenden was man will: das Verdienst, 1966 mit den Artikeln von Oswald Kolle in Deutschland die populäre Sexualaufklärung eingeleitet zu haben, ist ihr — nach dem Zeugnis anerkannter Sexualforscher und Publizistikwissen“) schaftler — nicht abzusprechen. Das Gebiet der sexuellen Aufklärung ist vielleicht ein schlechtes Beispiel für jene Bereiche, die sich für publizistische Lebenshilfe eignen, aber sicher ein gutes Beispiel für das erwähnte Versagen bzw. Nachhinken der Institutionen (in diesem Fall besonders der Kirchen und der Schule).

Fassen wir zusammen: 1. In den Fällen, wo sinnvolle Lebenshilfe nur individuell und von Fachleuten geleistet werden kann, dürfen alle davon betroffenen Institutionen nicht länger das Feld den Massenmedien überlassen. 2.

Diese Institutionen müssen gleichzeitig in breiten Schichten das Bewußtsein wecken, daß man sich vertrauensvoll ihrer Hilfe bedienen kann. Für diese Vermittlung (nicht für die abschließende Bereitstellung) von Lebenshilfe sind gerade die unterschiedliche Schichten und Gruppierungen der Gesellschaft ansprechenden Zeitungen und Zeitschriften die geeigneten Medien. 3. In allen anderen Bereichen der (vorwiegend praktischen) Lebenshilfe haben gerade diese Massenmedien ein weites Betätigungsfeld, können sie die Arbeit evtl, vorhandener entsprechender Institutionen durchaus sinnvoll unterstützen. Im Rahmen der hier aufgezeigten Grenzen sind auch die aktuellen Illustrierten und unterhaltenden Wochenzeitschriften, gerade weil sie teilweise recht spezifische Leserschichten ansprechen, durchaus in der Lage, zu der in unserer Zeit immer dringender erforderlichen Lebenshilfe einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zu leisten.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Entsprechende Angaben nach der Media-Analyse, Berichtsband, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e. V. Frankfurt a. M. 1973.

  2. Wolfgang Hinz, Die Leserschaften der Wochen-endpresse, in: ZV+ZV, 1968, Nr. 47— 48.

  3. Robert Escarpit, Das Buch und der Leser, Köln, Opladen 1961, S. 25.

  4. Dazu im einzelnen Peter Kaupp, Massenmedien und , Soraya-Presse'. Eine soziologische Analyse, Hamburg 1969, Kap. 14 ff., und Peter Kaupp, Die schlimmen Illustrierten. Massenmedien und die Kritik ihrer Kritiker, Düsseldorf, Wien 1971, S. 31 ff.

  5. Jürgen Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit, Berlin, Neuwied 19652, S. 189. Uber die erstaunliche Wirkung publizistischer Lebenshilfe berichtet, aufgrund empirischer Studien, Elisabeth Noelle, Die Wirkung der Massenmedien, in: Publizistik 5, 1960, S. 532 ff.

  6. Günter Hegele, Werden wir genormt? Umgang mit Massenmedien, Gütersloh 1965, S. 60.

  7. Peter Jordan, Presse und Öffentlichkeit, Frankfurt a. M., Berlin, München 1970, S. 60.

  8. Kurt Koszyk, The Illustrierten’-German Reader’s Favourite Glossies, in: Gazette, 1969, No. 1, S. 19.

  9. S. Das Neue Blatt. Eine psychologische Standortbestimmung. Im Auftrag der Abteilung Marktforschung und -planung des Verlagshauses Axel Springer & Sohn (Hamburg) durchgeführt von der ASK Gesellschaft für Sozial-und Konsumforschung Knuth & Co., Hamburg 1967/68, und Das Neue Blatt, Jasmin, Wochenend, Neue Post, Frau im Spiegel. Inhaltsanalyse. Im Auftrag der Abteilung Marktforschung des Heinrich Bauer-Verlags Hamburg durchgeführt von der ASK Gesellschaft für Sozialund Konsumforschung Knuth & Co., Hamburg 1969.

  10. Erwin K. Scheuch, Soziologie der Freizeit, in: Rene König (Hg.), Handbuch der Empirischen Sozialforschung, Bd. 2, Stuttgart 1969, S. 785.

  11. Erich Weber, Das Freizeitproblem. Anthropologisch-pädagogische Untersuchung, München, Basel 1963, S. 258.

  12. Dieter Hanhardt, Arbeiter in der Freizeit, Stuttgart 1964, S. 46.

  13. Weber, a. a. O„ S. 262.

  14. Joffre Dumazedier, Toward a Society of Leisure, New York, London 1967, S. 75.

  15. Helmut Schelsky, Die skeptische Generation, 4. Aufl. Düsseldorf, Köln 1960, S. 357.

  16. Weber, a. a. O., S. 263.

  17. Joseph T. Klapper, The Effects of Mass Communication, Glencoe, 111. 1960, S. 204.

  18. Ralf Zoll und Eike Henning, Massenmedien und Meinungsbildung. Angebot, Reichweite, Nutzung und Inhalte der Medien in der BRD, München 1970, S. 152 f.

  19. Vgl. dazu Arnold Gehlen, Die Seele im tech-nischen Zeitalter. Sozialpsychologische Probleme in der industriellen Gesellschaft, Reinbek 1957, S. 24 ff.

  20. Wilmont Haacke, Die Spielgärten der Erwachsenen. Zur Soziologie der Unterhaltung in den Massenmedien, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 1969, S. 547.

  21. Walter Hagemann, Grundzüge der Publizistik, Münster i. W. 1947, S. 44.

  22. Habermas, a. a. O., S. 182. Im gleichen Sinn Egon Becker: „... noch niemals haben sich Zeitschriften so würdelos nach den Wünschen, ja nach den Begierden eines Teiles des Publikums gerichtet. Da ist eine ungeheuer schädliche Hörigkeit auf Gegenseitigkeit eingerissen" (hier zitiert nach Wilmont Haacke, Die Illustrierten in der Kritik, in: Publizistik 2, 1957, S. 139).

  23. Otto Groth, Die unerkannte Kulturmacht, Bd. 1, Berlin 1960, S 577.

  24. Peter Glotz und Wolfgang R. Langenbucber, Der mißachtete Leser. Zur Kritik der deutschen Presse, Köln, Berlin 1969, S. 31.

  25. Glotz und Langenbucher, a. a. O., S. 13.

  26. Statistisches Bundesamt 4g.) : Statistisches Jahrbuch 1973, S. 83 (Umrechnung).

  27. Wilmont Haacke, Massenmedien und Medizin, in: Publizistik, Festschrift für Emil Dovifat, Bremen 1960, S. 94.

  28. Ulrich Beer, Jugend zwischen Sexualität und Sozialität, Stuttgart 1968, S. 19.

  29. Beer, a. a. O„ S. 19.

  30. Dazu s. Hans Giese (Hg.), Aufklärung in Illustrierten? Beiträge zur Sexualforschung, H. 44 Stuttgart 1968; zusammenfassend dazu Peter Kaupp, Die schlimmen Illustrierten, Düsseldorf, Wien 1971, S. 60 ff.

  31. Etwa Kurt Koszyk, a. a. O., S. 17: „Neue Revue'is considered to be the vanguard of sexual edu-cation."

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Peter Kaupp, Dr. phil., geb. 1936 in Barcelona, 1964— 1965 Fachredakteur im Verlag F. A. Brockhaus, 1966— 1969 wiss. Assistent am Institut für Soziologie (Phil. Fakultät) der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, seit 1969 im Statistischen Bundesamt Referent für Öffentlichkeitsarbeit. Veröffentlichungen u. a.: Toynbee und die Juden, 1967; Das Heiratsinserat im sozialen Wandel, 1968; Der Hochschulassistent und seine Probleme, 1969; Massenmedien und , Soraya-Presse', 1970; Die schlimmen Illustrierten, 1971; Soziologie. Texte und Kommentar, 1974; Information und Unterhaltung, 1974.