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Legendäres über die Gründerzeit der Bundesrepublik. Bemerkungen anläßlich eines neuen politischen Bestsellers | APuZ 25/1980 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 25/1980 Artikel 1 Ursachen des Nationalsozialismus Legendäres über die Gründerzeit der Bundesrepublik. Bemerkungen anläßlich eines neuen politischen Bestsellers Der Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953. Ursachen, Verlauf und gesellschaftspolitische Ziele

Legendäres über die Gründerzeit der Bundesrepublik. Bemerkungen anläßlich eines neuen politischen Bestsellers

Arno Klönne

/ 19 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Mit dem neuen Buch von Bernt Engelmann („Wie wir wurden, was wir sind") wird eine auch in der wissenschaftlichen Literatur vorfindbare Lesart der gesellschaftspolitischen Entwicklung Westdeutschlands nach 1945 popularisiert, die sich auf den Begriff der „verhinderten Neuordnung" bringen läßt. Unterstellt wird dabei, daß im öffentlichen Bewußtsein der ersten Nachkriegsjahre ein entschiedener Antikapitalismus bestimmend gewesen sei; gegen den Willen einer reformwilligen Bevölkerungsmehrheit sei dann jedoch in der Gründungsphase der Bundesrepublik eine Restauration der überkommenen ökonomisch-politischen Machtverhältnisse erfolgt. Für diese historische Weichenstellung seien Politiker wie Konrad Adenauer und Ludwig Erhard verantwortlich zu machen; unfreiwilligerweise habe aber auch das „inkonsequente" und auf die Frontstellung gegen den Kommunismus fixierte Verhalten der SPD-Führung zu einer solchen Entwicklung beigetragen. In dem Beitrag wird untersucht, ob diese Interpretation der westdeutschen Nachkriegsgeschichte der damaligen politischen und gesellschaftlichen Realität entspricht. Gab es zwischen 1945 und 1949 in den Westzonen Deutschlands hinreichende Ressourcen für eine umfassende Gesellschaftsreform? War der sich rekonsolidierende Kapitalismus „erzwungen", wurden Chancen einer ökonomischen Alternative „verpaßt"? Wäre die oft zitierte „Einheit" gesellschaftsreformerischer Kräfte herstellbar gewesen? Es wird darauf hingewiesen, daß in diesem Zusammenhang die Kritik der kommunistischen Politik nicht ausgeklammert werden darf. Als Resultat der Überprüfung von Interpretationsversuchen, wie etwa Engelmann sie anbietet, wird festgestellt, daß der Begriff der „Restauration" die tatsächliche gesellschaftspolitische Entwicklung im Übergang zur Bundesrepublik nicht zutreffend zu charakterisieren vermag.

Bernt Engelmann, Vorsitzender des Deutschen Schriftstellerverbandes, gehört zu den erfolgreichsten Sachbuchautoren in der Bundesrepublik. Es sind historisch-politische Themen, die Engelmann sich vornimmt; „Anti-Geschichtsbücher", seinem eigenen Anspruch nach, legt er vor, kritische Darstellungen also, die die Geschichte sozusagen gegen den Strich bürsten. In seinem jüngsten Werk das vor kurzem im Verlag C. Bertelsmann in München unter dem Titel „Wie wir wurden, was wir sind" erschienen und rasch auf die Bestsellerlisten geraten ist, rückt Engelmann gängigen Vorstellungen über die ersten Nachkriegsjahre, über die Gründerzeit der Bundesrepublik zu Leibe.

Eine kritische Beschäftigung mit diesem Werk von Engelmann liegt nicht nur im Hinblick auf die Wirkung nahe, die es bei politisch-zeitgeschichtlich Interessierten offensichtlich erzielt; bei Engelmann treten in populärer Form bestimmte Interpretationen der westdeutschen Nachkriegsgeschichte auf, die ihren wissenschaftlichen Hintergrund haben und die m. E. anregend und fragwürdig zugleich sind 1 Der Verlag, in der Werbung für seine Bücher zweifellos besonders versiert, nennt das neue Buch von Engelmann einen „hoch brisanten Legendenkiller'1. Die historische Fehlsicht, die der Autor aus den Köpfen seiner westdeutschen Mitbürger vertreiben will, läßt sich etwa folgendermaßen umreißen: Die Gesellschaft der Bundesrepublik, so wie wir sie heute vorfinden, mit ihren wirtschaftlichen Machtstrukturen, ihrer sozialen Ordnung, ihren politischen und militärischen Einrichtungen — diese den Westdeutschen selbst und der Weltöffentlichkeit längst zur Selbstverständlichkeit gewordene gesellschaftspolitische Verfassung sei die geradlinige und konsequente Verwirklichung jener Hoffnungen und Absichten, mit denen nach der Kapitulation 1945 unsere politisch engagierten Landsleute und die damaligen Parteien sich an die Wiederaufbauarbeit machten.

Diese Betrachtungsweise enthält in der Tat Legendäres, und es kann der historisch-politischen Bildung hierzulande nur nützlich sein, wenn Engelmann dazu beiträgt, an geschichtliche Wahrheiten zu erinnern: Etwa daran, daß in den Nachkriegsjahren viele Parteipolitiker, die heute eine Entscheidung zwischen Freiheit und Sozialismus proklamieren, zunächst das Firmenschild „Sozialismus" für durchaus akzeptabel hielten oder daran, daß manche späteren Wehrpolitiker damals eingeschworene Gegner jeder Wiederbewaffnung waren

Es ist nicht so, daß von den politischen und wirtschaftlichen Konzepten und Plänen nach dem Zusammenbruch des deutschen Faschismus eine gerade Linie in die gesellschaftliche Wirklichkeit der Bundesrepublik nach 1950 führen würde. Engelmann sieht es so: In den Jahren unmittelbar nach 1945 seien Weichen gestellt worden; dann sei der Zug abgefahren — aber in eine Richtung, die eigentlich niemand wollte. Zunächst seien sich alle Parteien einig darin gewesen, daß es nie wieder Kapitalismus und Konzernmacht, nie wieder deutsche Soldaten und nie wieder Machtteilhabe für ehemalige Nationalsozialisten geben dürfe. Dann allerdings sei alles ganz anders gekommen, als die große Mehrheit es gewünscht habe. Engelmann bietet in seinem Buch auch eine Erklärung dafür an, weshalb von den weitreichenden Reformbeteuerungen der ersten Nachkriegszeit so wenig Realität wurde. Der Verlagsprospekt zum Buch faßt Engelmanns Version knapp zusammen: „Daß alles anders verlief, verdankt die Bundesrepublik zwei Männern: Konrad Adenauer, der die Führung der CDU an sich riß, den Arbeitnehmer-flügel der CDU ausschaltete und schließlich — ohne Rücksicht auf die Wiederherstellung der deutschen Einheit — die Wiederbewaffnung vorbereitete. Und Ludwig Erhard, der schon in den letzten Kriegsjahren mit Vertretern der deutschen Industrie den Kurs seiner Wirtschaftspolitik festlegte, der Freien Marktwirtschaft." Überdenkt man diese Sätze, so wird man, was den Umgang mit Geschichte angeht, ein wenig stutzig. Waren es wirklich zwei Männer, die den Lauf der Dinge wendeten und die Geschichte der Bundesrepublik und ihrer gesellschaftspolitischen Ausrichtung machten? Konnten Adenauer und Erhard die Führung der Politik und der Wirtschaft „an sich reißen", falls niemand bereit war, ihnen diese Führung zu übergeben? Konnten sie alternative politische Kräfte so einfach beiseitedrängen, wenn es diese kräftig genug gab? Zum „Ausschalten" gehören bekanntlich immer zwei Seiten: die eine Seite, die ausschaltet und die andere, die sich ausschalten läßt — es sei denn, es würden Gewalt und Terror herrschen; davon kann aber, was die innere Entwicklung des gesellschaftlichen und politischen Lebens im Nachkriegsdeutschland angeht, keine Rede sein. Dem eben angedeuteten Einwand folgend, wollen wir uns die Argumente Engelmanns einmal näher ansehen.

Grundlegend für Engelmanns Interpretation der westdeutschen Nachkriegsgeschichte ist die These, im gesellschaftspolitischen Bewußtsein sei damals der Antikapitalismus bestimmend gewesen; die Parteien und die große Mehrheit der Bevölkerung hätten in jenen Jahren mit einer Restauration kapitalistischer Wirtschaftsverhältnisse nichts im Sinne gehabt. Engelmann schreibt: „Man hielt es damals allgemein für beinahe selbstverständlich, daß der Kapitalismus für Deutschland als Gesellschaftsform nicht mehr in Frage käme. Es gab allenfalls Meinungsverschiedenheiten darüber, inwieweit das Privateigentum an den Produktionsmitteln abgeschafft oder eingeschränkt werden ... und wer die Kontrolle über die Wirtschaft haben sollte .. ."

Als Beleg für diese sogenannte antikapitalistische Grundstimmung der Nachkriegsjahre wird — nicht nur bei Engelmann — das Ahlener Wirtschaftsprogramm der CDU der britischen Zone vom Februar 1947 zitiert. Tatsächlich heißt es dort: „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund auf erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn-und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinwirtschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts-und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert . ,."

Gewiß zeugt dieses Programm davon, daß damals Kapitaleigentum und freie Kapitalverfügung nicht als Grundpfeiler der Demokratie angesehen wurden. Aber wie weit reichte die „antikapitalistische Übereinstimmung“ der Parteien — und welche konkreten Alternativen zur kapitalistischen Ökonomie waren greifbar? Sieht man sich daraufhin das Ahle-ner Programm noch einmal in seinen Einzelheiten an, so fällt auf, daß es über Forderungen nach Mitbestimmung der Arbeitnehmer und Entflechtung von Kartellen nicht hinausgeht und zugleich verlangt, der Unternehmerinitiative müsse freier Spielraum bleiben. Die Wirtschaft des Dritten Reiches wird darin merkwürdigerweise als „Staatssozialismus" definiert; demgegenüber läßt sich das Ahlener Programm offenbar vom Leitbild einer eher mittelständischen Wirtschaft bestimmen. Eine Vergesellschaftung wird lediglich für die Großunternehmen der Montanindustrie empfohlen — in der damaligen Zeit keine sonderlich radikale Position, da ohnehin allgemein noch angenommen wurde, die Besatzungsmächte würden diese Unternehmen deutscher Verfügung vorenthalten.

Mit ihren zwar antimonopolistischen, aber nicht prinzipiell antikapitalistischen Vorstellungen stand übrigens die CDU nach 1945 nicht allein. Man findet zum Beispiel verwandte Gedankengänge an einer Stelle, wo man sie nicht unbedingt erwarten würde. Im ersten programmatischen Aufruf der KPD nämlich, im Juni 1945 veröffentlicht, ist das folgende bemerkenswerte Postulat enthalten:

„Völlig ungehinderte Enfaltung des freien Handels und der privaten Unternehmer-initiative auf der Grundlage des Privateigentums."

Daran gemessen, nahmen sich die Forderungen der SPD damals geradezu revolutionär aus. In den Politischen Leitsätzen der westdeutschen Sozialdemokratie, beschlossen auf dem Parteitag in Hannover im Mai 1946, hieß es: „Die Sozialdemokratie erstrebt eine sozialistische Wirtschaft durch planmäßige Lenkung und gemeinwirtschaftliche Gestaltung. Entscheidend für Umfang, Richtung und Verteilung der Produktion darf nur das Interesse der Allgemeinheit sein ... Die Sozialisierung hat zu beginnen bei den Bodenschätzen und den Grundstoffindustrien. Alle Betriebe des Bergbaus, der Eisen-und Stahlerzeugung und -bearbeitung bis hin zum Halbzeug, der größte Teil der chemischen Industrie und die synthetischen Industrien, die Großbetriebe überhaupt, jede Form der Vorsorgungswirtschaft und alle Teile der verarbeitenden Industrie, die zur Großunternehmung drängen, sind in das Eigentum der Allgemeinheit zu überführen ... Der gesamte Verkehr, die neu zu gestaltende Geld-und Kreditversorgung und das Versicherungswesen sind Gegenstand sozialistischer Planung ...

Hätte die SPD die Möglichkeit gehabt, solche Forderungen in die Tat umzusetzen? Engel-mann beantwortet diese Frage mit einem kaum eingeschränkten Ja. Er wirft der SPD oder ihrer Führung wie auch den Gewerkschaften vor, daß sie zwischen 1947 und 1949 ihre Macht nicht eingesetzt und sozusagen Angst vor der eigenen Courage bekommen hätten; den Hintergrund dafür sieht er in der Einfügung der SPD in den Kalten Krieg, in den Antikommunismus.

Engelmann argumentiert: „... Die SPD verzichtete bewußt darauf, die Gunst der Stunde zu nutzen und — wie die Kommunisten es forderten und wie die SED in der sowjetischen Besatzungszone es sofort in Angriff nahm — ihr sozialistisches Programm nun auch unverzüglich in die Praxis umzusetzen, wo immer dies möglich schien, notfalls auch gegen die Intentionen der Besatzungsmächte ... Bei der Ausarbeitung einer Verfassung für den neuen Weststaat, der nun bald entstehen sollte, erst recht bei dem beginnenden Kampf um die Führung, die wichtigsten Kommandostellen und Schlüsselpositionen sowie damit auch um den künftigen gesellschaftspolitischen Kurs, verzichteten die Gewerkschaften wie auch die SPD-Führung erstaunlicherweise darauf, ihre antikapitalistischen Forderungen mit der nötigen Entschiedenheit durchzusetzen. Der Hauptgrund für diese Enthaltsamkeit, die in der Praxis dazu führte, daß die eindeutigen Wünsche der westdeutschen Bevölkerungsmehrheit, die Forderungen der Einheitsgewerkschaft und die erklärten Ziele der stärksten Partei weitgehend unberücksichtigt blieben, war eine ...

Verschlechterung des weltpolitischen Klimas ... Unter den gegebenen Umständen mochten sie (die Führungen der SPD und der Gewerkschaften) den Konservativen und Liberalen, erst recht den sie protegierenden Amerikanern nicht in den Rücken fallen, schon gar nicht mit radikalen Forderungen, wie sie auch von den Kommunisten gestellt wurden . ,."

Hier klammert Engelmann, so scheint mir, eine ganze Reihe von Realitäten aus, die damals die Situation bestimmten. Im keinem der vor 1949 bestehenden Länder in den Westzonen und schon gar nicht im Wirtschaftsrat oder im Parlamentarischen Rat, also in den „Vor-Parlamenten" der Bundesrepublik, hätten die Sitze oder Mandate der SPD für einen gesetzgeberischen Alleingang gereicht; ohne Koalitionspartner hätte diese Partei nicht versuchen können, in die wirtschaftlichen Besitz-und Verfügungsverhältnisse einzugreifen. Als sie solche in den Ländern Hessen und Nordrhein-Westfalen für vergleichsweise bescheidene Sozialisierungsbeschlüsse gewonnen hatte, legten die Militärregierungen ihr Veto ein. Der Vergleich mit der Politik der SED in der Sowjetischen Besatzungszone ist insofern unergiebig; dort verlief ja die Sozialisierungspolitik unter der drängenden Regie der Militärregierung, nachdem die UdSSR ihre ursprünglichen Hoffnungen auf eine gesamtdeutsche — und deshalb gesellschaftspolitisch noch „bürgerliche" — Lösung aufgegeben hatte.

In den Westzonen aber sperrten sich die amerikanische Militärregierung und auf Wunsch der USA auch die britische Besatzungsmacht gegen alle Sozialisierungsabsichten. Die SPD und die Gewerkschaften wiederum waren weder gewillt noch imstande, gesellschaftliche Strukturreformen gegen den Willen der Besatzungsmächte durchzusetzen. Schon mit ihrer Zustimmung zum Marshall-Plan 1947 hatten sie klargestellt, daß sie die Bewältigung der wirtschaftlichen Tagesnöte für wichtiger hielten als alle Sozialismusforderungen — und daß sie eben auch deshalb keinen massiven Konflikt mit den Westmächten riskieren wollten. Hinzu kam, daß auch innerhalb SPD die Sozialisierungsprogramme zunehmend auf Skepsis stießen. Auf dem Parteitag der Westzonen-Sozialdemokratie in Düsseldorf 1948 zum Beispiel sprach sich der vom Parteivorstand bestellte Hauptreferent zur Wirtschaftspolitik bereits für das Modell der sozialen Marktwirtschaft aus; die Parteitagsdelegierten nahmen dies mehrheitlich unwidersprochen hin Keineswegs war die Masse der SPD-Mitglieder damals von einem unbezähmbaren Drang erfüllt, die Produktionsmittel privater Verfügung zu entreißen.

Engelmann irrt aber noch in anderen Punkten. Wenn er mehrfach konstatiert, die SPD sei in den Westzonen zunächst „die stärkste Partei" gewesen, so läßt sich dies zumindest im Hinblick auf die Wählerpotentiale nicht halten. In der Summe der Landtagswahlen in den Westzonen in den Jahren 1946/47 stellte sich die Wählerverteilung folgendermaßen dar: SPD 35, 0 %, KPD 9, 4 %, FDP 9, 3 %, CDU/CSU 37, 6 %. Auch im Lande Nordrhein-Westfalen, dem industriellen Kerngebiet der Westzonen, lag die CDU vor der SPD. Überdies mußte die SPD schon bald Wählerverluste hinnehmen. Dieser Trend bestätigte sich bei der ersten Bundestagswahl 1949. Die SPD erhielt 29, 2% der Stimmen, die KPD 5, 7 %, die Zentrumspartei (die eher als die CDU für eine Koalition mit der SPD Sympathien hatte) bekam 3, 1 % — demgegenüber stand ein Block von rund 60 % „bürgerlichen", gegen die SPD gerichteten Stimmen, innerhalb dessen die CDU/CSU mit 31 % die stärkste Kraft war.

Es kann also keine Rede davon sein, daß in den Nachkriegsjahren die SPD die Mehrheit der westdeutschen Bevölkerung repräsentiert hätte; sie vertrat nicht einmal die relative Mehrheit, wenn man die Westzonen insgesamt nimmt. Auch ein Zusammengehen mit der KPD hätte diese Situation nicht verändert.

Engelmann meint wohl, in einer Organisa-tions-oder Aktionseinheit der beiden linken Parteien hätte sich die historische Alternative der westdeutschen Nachkriegsentwicklung anbahnen können; er weist in diesem Zusammenhang auf die „Antifaschistischen Ausschüsse" hin, in denen sich damals vor allem Arbeiter der verschiedenen parteipolitischen Richtungen zusammenfanden.

Engelmann schreibt: „Zunächst hatten sich fast überall Antifaschistische Ausschüsse gebildet ... Die treibenden Kräfte zur Bildung dieser örtlichen . Antifa', wie sie kurz genannt wurden, waren fast ausnahmslos Kommunisten und Sozialdemokraten ... In Anbetracht der gemeinsamen Erfahrungen, die die Anhänger der SPD und der KPD unter der Herrschaft der Nazis hatten machen müssen, war es beinahe selbstverständlich, daß sie nach der Befreiung zusammenhielten und es nicht wieder zu einer Spaltung und damit Schwächung der sozialistischen Arbeiterbewegung kommen lassen wollten ... Damals bestand in vielen Orten Deutschlands, und zwar in allen vier Besatzungszonen, bei Sozialdemokraten, Kommunisten und nicht parteigebundenen Gewerkschaftern ...der Wunsch nach enger Zusammenarbeit, nach . Aktionseinheit'und nach schließlicher Verschmelzung der SPD und KPD zu einer großen Partei ,.."

Engelmann knüpft hier an Forschungsergebnisse jüngerer westdeutscher Historiker an, die seit einigen Jahren erfreulicherweise alternative Ansätze in der Nachkriegs-Arbeiterbewegung unseres Landes aus der Vergessenheit herausgeholt haben, so vor allem die Antifaschistischen Ausschüsse als Form politischer Aktivität abseits der herkömmlichen Parteien, aber auch Bestrebungen, die auf eine einheitliche parteipolitische Vertretungsform der Arbeiterschaft abzielten

Engelmann überschätzt allerdings völlig das Ausmaß, die innere Konsequenz und die Wirkungschancen solcher alternativen Versuche in der damaligen Arbeiterbewegung. Die „Antifa's" existierten nur in einigen Zentren der linken Arbeiterorganisationen aus der Zeit vor 1933 — und sie blieben eine Episode. Schon im Frühsommer 1945 waren die meisten dieser Ausschüsse wieder aufgelöst — oft auch durch die Besatzungsmächte — oder doch ihrer politischen Möglichkeiten weitgehend enthoben. Keineswegs lassen sich die Antifaschistischen Ausschüsse nach 1945 mit der Rätebewegung 1918 auf eine Stufe stellen. Die konventionellen Organisationsformen der Arbeiterbewegung, also Gewerkschaften, SPD und KPD, setzten sich im Laufe des Jahres 1945 überall im Grunde reibungslos durch. Auch die Tendenzen zu einer einheitlichen Arbeiterpartei blieben, sieht man von der besonderen Situation in der Sowjetischen Besatzungszone ab, auf Seiten der SPD wie auf Seiten der KPD in der Minderheit; sie waren ein kurzfristiger und wenig aussichtsreicher Versuch, aus dem Druck übermächtiger Traditionen und herrschender politischer Fronten aus-zubrechen

Die Gründung der SED knüpfte nur scheinbar an Einheitsbestrebungen von unten an; tatsächlich entsprach sie dem machtpolitisch-taktischen Kalkül der Sowjetischen Besatzungsmacht. Es ist auch zu fragen, weshalb ausgerechnet in den Westzonen Deutschlands damals eine Trennung überwindbar sein sollte, die in den anderen europäischen Staaten — soweit sie dem parteipolitischen Leben freien Raum ließen — nach 1945 ganz selbstverständlich fortbestand, nämlich die prinzipielle Rivalität einer kommunistischen und einer sozialdemokratischen Linie in der Arbeiterbewegung. Und daß nach 1945 in Deutschland — im Unterschied zu den anderen europäischen Nationen — das Verhältnis der Linksparteien zueinander sich auf höchst problematische Weise verschränkte mit der „nationalen Frage", also der staatlichen Einheit oder Separierung und der Einbindung in den Ost-oder Westblock, ließ ein Zusammengehen von Sozialdemokraten und Kommunisten nicht leichter, sondern weitaus schwieriger und noch weniger wahrscheinlich werden als in anderen Ländern.

Eine Überwindung der parteipolitischen Aufspaltung der Arbeiterschaft in Deutschland oder in den deutschen Westzonen wäre unter diesen historischen Bedingungen, wenn überhaupt, dann nur so denkbar gewesen, daß die politische Vertretung von Arbeiterinteressen sich auf einer ganz neuen Ebene, jenseits, der Traditionen der SPD wie auch der KPD und unter Einschluß der christlich-katholisch gebundenen Arbeiter organisiert hätte. Dazu gab es aber kaum irgendwo gedankliche oder praktische Ansätze In den Westzonen rekonstruierte man auf der parteipolitischen Ebene die seit der Weimarer Republik eingewöhnte Dreiteilung der Arbeiterschaft, nur daß nun die CDU/CSU in diesem Punkt die Rolle der Zentrumspartei übernahm. Lediglich die Gewerkschaftsbewegung konstituierte sich als Einheitsorganisation, unabhängig von den parteipolitischen Richtungen. Engelmann macht es sich zu einfach, wenn er das Scheitern parteipolitischer Einheitsbestrebungen in der Arbeiterbewegung im wesentlichen auf den strikt antikommunistischen Kurs des SPD-Führers Kurt Schumacher zurückführt. Gewiß blieb die Schärfe, mit der Schumacher gegen die, wie er zu sagen pflegte, Russen und ihre Statthalter polemisierte, nicht ohne Auswirkungen auf die Politik der Sowjetischen Besatzungsmacht und der KPD-bzw. SED-Führung. Aber umgekehrt war es eben die Realität der Politik der Kommunisten, die den Massen von Sozialdemokraten das Gefühl gab, demgegenüber sei die Härte Schumachers die einzig mögliche Antwort Wenn man wissen will, wie und weshalb wir wurden, was wir sind, dann wird man sich auch mit der Nachkriegsentwicklung des deutschen Kommunismus kritisch auseinandersetzen müssen. Engelmann spart dieses Kapitel der Geschichte der Bundesrepublik aus. Er hat offenbar auch keine Vorstellung davon, wie stark vor 1933 in einigen Regionen der späteren Westzonen Deutschlands die KPD vertreten war, was Anlaß zu der Frage sein müßte, auf welchen Wegen diese Partei in denselben Gebieten nach 1945 so rasch zur Sekte absank. Für Engelmann stellt sich die parteipolitische Kräfteverteilung in der regionalen Aufgliederung Deutschlands folgendermaßen dar: „Schon im Kaiserreich, aber auch in den vierzehn Jahren der Weimarer Republik hatten sämtliche Hochburgen der Zentrumspartei ...

in jenen Gebieten gelegen, die seit Mai 1945 von den drei Westmächten besetzt worden waren. Im gesamten Gebiet der sowjetisch besetzten Zone, der späteren DDR, hatte die katholische Zentrumspartei von 1871 bis 1933 nur einen einzigen Wahlkreis über mehrere Wahlperioden hin zu halten vermocht... Umgekehrt lagen fast zwei Drittel der sicheren Wahlkreise der Sozialdemokraten nach 1945 im Gebiet der sowjetischen Besatzungszone ...

Erst vor diesem Hintergrund wird klar, was Adenauer mit der Trennung Westdeutschlands vom restlichen Gebiet des ehemaligen Deutschen Reiches innenpolitisch bezweckte: eine wesentliche Stärkung des Katholizismus zum Nachteil der Protestanten und die Sicherung des Übergewichts seiner alten Partei gegenüber den Sozialdemokraten."

Sehen wir einmal davon ab, daß diese Schilderung Engelmanns im Widerspruch zu seiner eigenen These steht, wonach in den Westzonen nach 1945 die SPD die stärkste Partei gewesen sei, so bleibt in jedem Falle der Schematismus fragwürdig, in den unser Autor hier die konfessionellen und politischen Unterschiede oder Gegensätze hineinpreßt. In Wirklichkeit waren die Verhältnisse differenzierter und komplizierter, dies sowohl vor 1933 als auch nach 1945.

Für Engelmann erscheint die Wahlgeographie Deutschlands als bloßes Gegenüber von protestantisch fundierter Sozialdemokratie und katholisch orientierter Zentrumspartei bzw. CDU/CSU. Wenn wir die letzten freien Wahlen in Deutschland vor 1945 nehmen, die Reichstagswahlen vom November 1932, dann ergibt sich parteipolitisch ein ganz anderes Bild. Im Reichsdurchschnitt verfügten hier die Nationalsozialisten zusammen mit den ihnen verbündeten Deutschnationalen über 41, 6%, das Zentrum über 15 %, die Sozialdemokraten über 20, 4 % und die Kommunisten über 8 % der abgegebenen Stimmen. Die daneben noch auftretenden Parteien waren ohne Bedeutung. Im Gebiet der späteren Sowjetischen Besatzungszone bzw.der heutigen DDR gab es 1932 nur einen Wahlkreis, in dem die SPD die relativ stärkste Partei war, nämlich den Reichstagswahlkreis Leipzig. In allen anderen Wahlkreisen dieses Gebietes stand die NSDAP an der Spitze, ausgenommen Berlin, wo die Kommunisten die stärkste Partei waren.

Bei derselben Wahl im November 1932 war die SPD im späteren Gebiet der Westzonen bzw.der Bundesrepublik ebenfalls in einem Wahlkreis die stärkste Partei, nämlich in Hamburg. Im Rhein-Ruhrgebiet war teilweise die Zentrumspartei, teilweise die KPD stärkste Partei; in den katholischen Teilen Bayerns dominierte die dem Zentrum verbundene Bayerische Volkspartei. In den übrigen Wahlkreisen des später bundesrepublikanischen Gebietes lag die NSDAP an der Spitze. Soweit man den Neubeginn des parteipolitischen Lebens nach 1945 in Bezug setzen kann zu der Wählerlandschaft am Ende der Weimarer Republik, ging es demnach zwischen 1946 und 1949 nicht so sehr um die Erbschaft früherer SPD-oder früherer Zentrumsterritorien, sondern vielmehr um die Frage, wem die früheren NSDAP-Wähler zuströmen würden. Zweitens ging es, was die Westzonen angeht, um die Frage, ob die KPD ihre frühere Position würde halten können. Eben dies war nun keineswegs der Fall, was zur Schwächung der Wirkungschancen der Arbeiterbewegung insgesamt ohne Zweifel beigetragen hat. Der rapide Abstieg der KPD — bei den nordrhein-westfälischen Landtagswahlen im Jahre 1947 erhielt sie 14 % der abgegebenen Stimmen, bei der ersten Bundestagswahl 1949 im gleichen Gebiet nur noch 7, 6 % —, also der Zusammenbruch der KPD als einer Massenpartei, ist ein Phänomen, das der Erklärung bedarf, das man jedenfalls nicht, wie Engelmann es tut, stillschweigend übergehen sollte. Für das Desaster der KPD ab 1948 war der neu sich ausbreitende und von vielen politisch mächtigen Institutionen nach Kräften geförderte Antikommunismus sicherlich eine Ursache. Aber eben nur eine, — und durch Propaganda allein, mag sie noch so kostspielig und geschickt sein, ist einer Partei nicht der Garaus zu machen. Es überzeugt auch nicht, wenn der Rückgang der KPD dem wirtschaftlichen Abstand zwischen der sowjetischen Besatzungszone und den Westzonen zugeschrieben wird. So eindeutig war diese Differenz zwischen dem Lebensstandard der ostdeutschen und der westdeutschen Arbeiterschaft in den Jahren 1948 bis 1950 noch keineswegs; diese Jahre waren es, in denen die KPD von der politischen Bühne Westdeutschlands abtrat. Es muß wohl doch die Politik der deutschen Kommunisten gewesen sein, mit der diese sich selbst aus dem parteipolitischen Leben Westdeutschlands hinauskatapultierten 16). Engelmann nimmt dies eigentlich nicht zur Kenntnis. Er spricht für die Zeit um 1950 von „den Parteien der Linken" in der Bundesrepublik, so als hätte es zu dieser Zeit die KPD noch als relevanten Faktor gegeben.

Eine nicht sehr realistische Betrachtungsweise tritt auch dort auf, wo Engelmann nach der gesellschaftspolitischen nun die militärpolitische Entscheidungssituation der deutschen Nachkriegsjahre behandelt. Er schreibt: „Ohne uns — so lautete bald die populäre Parole, mit der die westdeutschen Gewerkschaften und die Parteien der Linken gegen eine Aufstellung bundesdeutscher Streitkräfte demonstrierten. Aber da waren, ohne daß die Öffentlichkeit davon erfuhr, die Würfel schon gefallen. Konrad Adenauer hatte sich bereits für eine Wiederbewaffnung entschieden... Selbst solche Umfragen, bei denen nicht nach der persönlichen Bereitschaft (Soldat zu werden) geforscht, sondern die generelle Einstellung zur Wiederbewaffnung erkundet wurde, stießen auf mehrheitliche Ablehnung der entschieden antimilitaristisch eingestellten Bundesbürger .. ,"

Engelmann hat sicher Recht, wenn er hiermit auf die bitteren Erfahrungen verweisen will, die sich damals noch für die Mehrheit der Westdeutschen mit Krieg und Militär verbanden. Aber er überschätzt wiederum die politische Konsequenz solcher Gefühle und das darin liegende Reformpotential. Wenn der Begriff „antimilitaristisch" einen Sinn haben soll, dann ist doch sehr in Frage zu stellen, ob er für die mehrheitliche Einstellung der deutschen Bevölkerung damals zutreffend sein könnte. Oft genug standen hinter der Parole „Ohne-mich" Ressentiments derjenigen, die 1945 zunächst wegen ihrer soldatischen Aktivitäten Vorwürfe der Umerzieher hatten hinnehmen müssen und die nun wenig Lust zeigten, für eben diese Umerzieher „Kastanien aus dem Feuer zu holen", wie es damals vielfach hieß. Nationales Beleidigtsein spielte dabei mit, vielfach auch der Wunsch, erst „rehabilitiert" zu werden, bevor man wieder „den Kopf hinhalten" sollte. Hätte es sich wirklich um eine „entschieden antimilitaristische" Bevölkerungsmehrheit gehandelt, so wären die westdeutsche Wiederbewaffnung und die Einbeziehung der Bundesrepublik in die NATO in ihrem späteren Vollzug wohl nicht so reibungslos vonstatten gegangen.

Fassen wir zusammen:

Engelmanns neues Buch hat Verdienste dort, wo es in populärer Form gegen Legenden angeht, die über die Entstehungsphase der Bundesrepublik weithin im gesellschaftlichen Bewußtsein sich etabliert haben. Aber das Buch hat auch fragwürdige Seiten, dort nämlich, wo es einige ebenso legendäre andere Einschätzungen anstelle der gewohnten offeriert. Engelmann malt das Bild einer „verhinderten Neuordnung", eines „erzwungenen Kapitalismus" aus, einer Politik der Restauration, die gegen den Willen von gesellschaftspolitisch reformwilligen Massen erfolgt sei. Er geht damit, so meine ich, an der Realität der deutschen Nachkriegssituation vorbei. Woraus hätte eine mehrheitliche und entschiedene Bewegung auf gesellschaftspolitische Alternativen hin ihre Energien ziehen, woher ihre Grundlagen nehmen sollen? Die Lage in Deutschland 1945 war anders als die in Deutschland 1918. Der kaiserliche Obrigkeitsstaat war auch von innen her gestürzt worden;

das Ende des deutschen Faschismus aber war allein dem machtpolitischen Eingriff von außen her zu verdanken. Eine in den Massen verankerte Oppositionsbewegung hatte es diesmal in Deutschland selbst in den letzten Kriegsjahren nicht gegeben, nicht einmal in der Arbeiterschaft. Es war nicht ohne Folgen geblieben, daß die antifaschistischen Parteien vor 1933, also die SPD und die KPD, bei der Machtergreifung Hitlers das politische Feld im Grunde ohnmächtig hatten räumen müssen. Das Dritte Reich hatte progressive Potentiale auch physisch liquidiert. Es gab 1945 — 1949 konzeptionell und personell nur geringe Ressourcen, die für eine umfassende Reform der deutschen Gesellschaft hätten eingesetzt werden können. Die Massen hatten andere Sorgen; ihnen ging es ums tägliche überleben. „Erschöpfung" — mit diesem Begriff läßt sich wohl am ehesten das gesellschaftspolitische Bewußtsein der Deutschen um und nach 1945 bezeichnen. Vielleicht erklärt sich daraus, weshalb die Bürger der Bundesrepublik dann so erleichtert sich auf das einließen, was sie wurden und was sie sind.

Wenn Engelmann resümierend die „Adenauer-Politik” charakterisiert als „Restauration alles dessen, was die Siegermächte ursprünglich restlos zu beseitigen entschlossen gewesen waren und was sich die überlebenden Nazigegner unter den Deutschen geschworen hatten, nie wieder aufkommen zu lassen" so trifft dies nicht den historischen Tatbestand. Es gab, was die Vorstellungen von einem Deutschland nach Hitler angeht, niemals prinzipielle Übereinstimmungen unter „den" Siegermächten oder unter „den" deutschen Gegnern des Nazismus. Die Konflikte, die in den Jahren nach 1945 ihren Ausdruck in der Entwicklung unterschiedlicher Gesellschaftssysteme auf deutschem Boden fanden, waren längst vorbereitet. Und man muß kein Freund der Politik Adenauers sein, um zu konstatieren, daß diese eben nicht die pure Fortführung der deutschnationalen Tradition war: die Mehrheitsfähigkeit des Adenauerschen Konzepts lag gerade darin, daß es „Kontinuität" und „Bruch" bedeutete: Anknüpfung an überkommene Denkgewohnheiten der „bürgerlichen" deutschen Geschichte und zugleich Übernahme liberaler, „westlicher" Politikvorstellungen. Der Begriff „Restauration" bietet insofern keine zureichende Interpretationsformel.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Bernt Engelmann, Wie wir wurden, was wir sind. Von der bedingungslosen Kapitulation bis zur unbedingten Wiederbewaffnung, München 1980.

  2. Diese Interpretationen finden sich u. a. bei: Eberhard Schmidt, Die verhinderte Neuordnung, Frankfurt/M. 1970; Ute Schmidt u. Tilman Fichter, Der erzwungene Kapitalismus, Berlin 1971; Ernst-Ulrich Huster u. a., Determinanten der westdeutschen Restauration, Frankfurt/M. 1972; neuerdings auch: Hagen Rudolph, Die verpaßten Chancen, Hamburg 1979. Man beachte die Titel dieser Arbeiten!

  3. Vgl. hierzu Franz Focke, Sozialismus aus christlicher Verantwortung, Wuppertal 1978.

  4. Engelmann, a. a. O., S. 84.

  5. Der Text dieses Programms und weitere Dokumente zur Programmatik der Parteien in Westdeutschland nach 1945 bei Ossip K. Flechtheim (Hrsg.), Dokumente zur parteipolitischen Entwicklung in Deutschland seit 1945, Berlin 1962.

  6. Zuerst veröffentlicht in „Deutsche Volkszeitung", Nr. 1, Berlin, 13. 6. 1945. Vgl. auch Flechtheim, a. a. O. Es kann in unserem Zusammenhang gleichgültig bleiben, ob eine solche Formulierung allein taktischer Natur war; wichtig ist die hier zum Ausdruck kommende Einschätzung der Stimmung der Bevölkerung.

  7. Aus dem Beschluß des Parteitags der SPD in Hannover am 11. 5. 1946. Weitere Dokumente hierzu bei Flechtheim, a. a. O.

  8. Engelmann, a. a. O., S. 86, 179.

  9. Vgl. hierzu Erich Ott, Die Wirtschaftskonzeption der SPD nach 1945, Marburg 1978.

  10. Engelmann, S. 79, 83.

  11. Vgl. hiervor allem Lutz Niethammer u. a., Arbeiterinitiative 1945, Wuppertal 1976; ferner: Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung, Hamburg 1976-, Albrecht Lein, Antifaschistische Aktion 1945, Göttingen 1978.

  12. Siehe Holger Christier, Sozialdemokratie und Kommunismus, Hamburg 1975. Die Schwäche der „alternativen" Ansätze in der westdeutschen Arbeiterbewegung nach 1945 wird auch in den folgenden Arbeiten deutlich: Klaus Peter Wittemann, Kommunistische Politik in Westdeutschland nach 1945, Hannover 1977; Hartmut Pietsch, Der Neubeginn des politischen Lebens im Ruhrgebiet 1945— 48, Duisburg 1978. Aufschlußreich auch: Isaac Deutscher, Reportagen aus Nachkriegsdeutschland, Hamburg 1980, sowie die Reprints der Zeitschriften „Aufbau'-Bremen, Frankfurt 1978, und „Arbeiterpoli-tik" -Bremen, Bremen 1979.

  13. Vgl. hierzu den Aufsatz von Ute Schmidt und Tilman Fichter in: Bernhard Blanke u. a„ Die Linke im Rechtsstaat, Bd 1, Berlin 1976.

  14. Zum politischen Kurs der KPD/SED und dessen Wirkungen auf die Sozialdemokratie siehe: Ulrich Hauth, Die Politik von KPD und SED gegenüber der westdeutschen Sozialdemokratie 1945— 1948, Frankfurt 1978; sowie Werner Müller, Die KPD und die „Einheit der Arbeiterklasse", Frankfurt 1979.

  15. Engelmann, a. a. O., S. 68.

  16. Hierzu Näheres bei Arno Klönne, Die deutsche Arbeiterbewegung, Düsseldorf 1980.

  17. Engelmann, S. 282 f.

  18. Engelmann, S. 204. Kritisch hierzu auch Arnold Sywottek, Der Mythos vom Weichensteller, in: Frankfurter Rundschau, 22. 3. 1980.

Weitere Inhalte

Arno Klönne, Dr. phil., geb. 1931, Professor für Soziologie an der Universität/Gesamthochschule Paderborn. Veröffentlichungen u. a.: Sozialkunde der Bundesrepublik Deutschland (zusammen mit D. Claessens und A. Tschoepe), 8. Auflage Düsseldorf 1978; Die deutsche Arbeiterbewegung — Geschichte, Ziele, Wirkungen, Düsseldorf 1980.