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Unzureichende Effizienz-und Erfolgskontrolle im UNO-System. Das Beispiel der Welternährungsorganisation (FAO). Replik auf die Stellungnahme von D. Bommer, Ch. Bonte-Friedheim und Ch. Beringer (FAO, Rom) | APuZ 35-36/1981 | bpb.de

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APuZ 35-36/1981 Die Zukunft von Landwirtschaft und Landschaft. Eine politikwissenschaftliche Sicht EG-Agrarpolitik: Kurswechsel oder Bankrott. Die Probleme der europäischen Landwirtschaft drängen jetzt zur Entscheidung Stellungnahme zum Aufsatz von Horst-Albert Kukuck: „EG-Agrarpolitik: Kurswechsel oder Bankrott" Unzureichende Effizienz-und Erfolgskontrolle im UNO-System? Eine Stellungnahme zum Artikel von Otto Matzke in B 20/81 Unzureichende Effizienz-und Erfolgskontrolle im UNO-System. Das Beispiel der Welternährungsorganisation (FAO). Replik auf die Stellungnahme von D. Bommer, Ch. Bonte-Friedheim und Ch. Beringer (FAO, Rom)

Unzureichende Effizienz-und Erfolgskontrolle im UNO-System. Das Beispiel der Welternährungsorganisation (FAO). Replik auf die Stellungnahme von D. Bommer, Ch. Bonte-Friedheim und Ch. Beringer (FAO, Rom)

Otto Matzke

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Weniger als ein Drittel der Stellungnahme befaßt sich mit dem eigentlichen Thema meines Artikels, d. h.der These, wonach es in der Welternährungsorganisation (FAO) an einer ausreichenden unabhängigen Kontrolle fehlt. Die Stellungnahme der drei FAO-Beamten, welche viele meiner Feststellungen und Argumente mit Schweigen übergeht, widerlegt meine Thesen nicht. Entsprechend dem Gedankengang der „Stellungnahme" gliedere ich meine Replik in drei Abschnitte, wobei ich das „Persönliche" zum Schluß bringe:

I. Das Szenario der FAO im allgemeinen.

II. Die Effizienz-und Erfolgskontrolle im engeren Sinn.

III. „Persönliches".

I. Das Szenario der FAO im allgemeinen 1. In der Stellungnahme wird zum Stichwort Personalpolitik unsubstantiiert die Richtigkeit meiner These bestritten, wonach „mehr und mehr Positionen, die früher von fachlich qualifizierten Kandidaten aus Industrieländern besetzt zu werden pflegten, heute fachlich unzulänglichen Bewerbern aus Entwicklungsländern angeboten werden". Die Herren Kritiker haben diesen Bemerkungen, an denen ich festhalte, nur einen — auf eine Leerformel hinauslaufenden — Satz entgegenzuhalten: „Die Behauptungen halten keiner ernsthaften Prüfung stand. ” Da sie, die — im Gegensatz zu mir — vollen Zugang zu den einschlägigen Statistiken haben, keine Zahlenangaben machen, um mich zu widerlegen, drängt sich der Schluß auf, daß ihr pauschales Bestreiten meiner Thesen in den Statistiken der FAO nicht reflektiert ist 2. Was die Besetzung leitender Positionen an geht, so behaupten die drei Kritiker pauschal, die Auswahl erfolge „allgemein nach sorgfältiger Suche geeigneter Kandidaten in und außerhalb der Organisation unter Voranstellung fachlicher Qualifikationen und Führungseigenschaften". Jeder FAO-Insider wird über eine solche Schönfärberei nur müde lächeln. Den in Fußnote 92 meines Artikels zitierten Beispielsfall für üblen Nepotismus (Ernennung des fachlich völlig unqualifizierten Schwagers der Ehefrau des FAO-Generaldirektors zum FAO-Repräsentanten in Santiago de Chile) dementieren die Kritiker nicht. In der FAO sind viele Fälle von eindeutigem Mißbrauch bei der Postenbesetzung bekannt 3. Die These der drei Kritiker, wonach es der Generaldirektor „bisher erfolgreich vermeiden“ konnte, „irgendwelchem politischen Druck bei der Einstellung leitender Beamter Vorrang zu geben“, ist nicht weniger erstaunlich. Soweit sich der gegenwärtige Generaldirektor bei der Vergabe leitender Posten nicht von Erwägungen des Nepotismus oder der Prämierung ihm persönlich geleisteter Dienste motivieren läßt, handelt er vorwiegend nach „politischen" Kriterien. Saouma, der sich spätestens seit der — auf seine Initiative zurückzuführenden — Verfassungsänderung von 1977 (Ermöglichung einer weiteren Kandidatur) im „Wahlkampf“ befindet, benutzt die Besetzung leitender Posten zur Gewinnung von Stimmen für seine Wiederwahl. Posten-vergebungen und Mittelzuteilungen aus den verschiedenen Töpfen der FAO ergänzen sich dabei als Instrumente des Wahlkampfs

Was soll im Zusammenhang mit dem gestellten Thema der wiederholte Hinweis der

Kritiker, daß die Bundesrepublik in der FAO

personell „zahlreich" vertreten sei?

5. Mit besonderer Schärfe reagieren die Herren Kritiker auf meine Bemerkung, wonach der Generaldirektor „eine praktisch unbe-

schränkte

Verfügungsmacht über Hunderte von Millionen Dollar“ habe. Sie glauben, diese These (an der ich festhalte) schon durch einen globalen Hinweis auf die FAO-Konferenz und auf die „Zweckgebundenheit" der finanziellen Mittel der FAO abtun zu können. So einfach liegen aber die Dinge nicht. Es ist ein Faktum, daß Saouma z. B. im Jahr 1980 nach freiem Ermessenüber Notstandshilfe mit einem Kostenaufwand von etwa 200 Mio. $entschieden hat. Meine diesbezüglichen, ins Detail gehenden Ausführungen werden ebenso ignoriert wie z. B. die im Verwaltungsrat des Welternährungsprogramms geübte scharfe Kritik. (In einer der letzten Sitzungen des Welternährungsprogramms sprach der niederländische Delegierte von „unstrukturierten und konfusen“ Vergabemethoden). Das von den Kritikern erwähnte Stichwort „Zweckbindung" hat für die Notstandshilfe nur sehr beschränkte praktische Bedeutung.

Für die zahlreichen — aus dem ordentlichen und außerordentlichen Haushalt finanzierten — Sonderprogramme der FAO, für die weitere Hunderte von Millionen aufgewendet werden, kann zwar von einer pauschalen Zweckbin-. düng gesprochen werden, aber der Generaldirektor besitzt einen außerordentlich großen — von unabhängigen Prüfern fast nicht kontrollierten — Ermessensspielraum. Die Zweckbindung besagt nämlich z. B. nichts oder nur wenig über den Empfängerkreis, und sie läßt dem Generaldirektor die Freie Entscheidung über die Höhe der im Einzelfall zu leistenden Hilfe 4). 6. Erst recht sind in dem von Saouma geschaffenen, aus dem ordentlichen Haushalt finanzierten

Technischen Kooperationsprogramm

(TCP) der Willkür, ja dem Mißbrauch kaum Grenzen gesetzt. Meinen bezüglich des TCP gemachten und konkret belegten Aussagen und Kommentaren weichen die drei Kritiker, von denen einer als Abteilungsleiter die direkte Verantwortung für das TCP trägt, völlig aus. Bezeichnenderweise dementieren auch sie nicht, daß unter dem TCP, welches nur kurzfristige und eilbedürftige Projekte finanzieren darf, z. B. einige Mercedes-Personen-kraftwagen geliefert worden sind (siehe insbesondere die Fußnoten 63— 65 meines Artikels). 7. Was die Zahl der Bediensteten der FAO angeht, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Herren Kritiker meinen Artikel nicht sorgfältig gelesen haben. Meine Zahlenangaben — die sich auf Mai 1980 beziehen und an denen ich festhalte — basieren durchweg auf den von mir zitierten FAO-Dokumen-ten. Die Zahl 10 000 schließt ausdrücklich sämtliche Hilfskräfte (einschl. solcher, welche auf Grund von Werkverträgen für die FAO tätig sind) ein ll. Das Problem einer Effizienz-und Erfolgs-kontrolle Diesem Hauptgegenstand meines Artikels widmen die Kritiker nur kurze Ausführungen. Darin geben sie ein viel zu positives Bild von der Evaluierung von Projekten durch die Beteiligten selbst, d. h. die Geldgeber, die Emp. fängerländer und die als Durchführungsorgan wirkende FAO. Es handelt sich dabei um interne Überprüfungen. Der Geldgeber will wissen, ob er das Geld nicht sinnlos ausgegeben hat; der Empfänger hat die nützliche Verwendung zu zeigen; und die FAO will am konkreten Beispiel ihre Planungsund Management-fähigkeit demonstrieren. Von einer unabhängigen (d. h. externen) Evaluierung der Effizienz und gar der Wirksamkeit kann überhaupt nicht die Rede sein. Meist ist man schon froh, wenn man den in etwa termingerechten Mittelabfluß und die termingerechte Abwicklung der einzelnen Projekte festzustellen vermag Ich negiere keinesfalls die Wichtigkeit der internen Evaluierung, auch soweit sie nur eine Selbstevaluierung darstellt. Saouma jedoch betrachtet die Selbstevaluierung nicht als bloßen — wenn auch wichtigen — Mosaikstein im Gesamt-Evaluierungsprozeß, sondern wertet sie ausdrücklich als „Kernstück" („heart of the evaluation process”

Die interne Evaluierung kann eine externe, d. h. unabhängige Evaluierung nicht ersetzen, gleichgültig ob es sich um Projekte oder Programme handelt Die Kritiker unterstreichen die Bedeutung der jährlichen „tripartite re-views", an welchen Geldgeber, Empfänger und durchführende Organisation — d. h. die FAO _ beteiligt sind. Wie gesagt, handelt es sich auch dabei nicht um eine unabhängige externe Evaluierung

Der External Auditor hat — wie er mir schriftlich bestätigte — nicht die Funktion, gründliche und substantiierte Evaluierungen vorzunehmen, und es war daher völlig irreführend, wenn Saouma es wagte, einer Besucher-gruppe von Abgeordneten des Deutschen Bundestags im März 1980 zu erklären, daß der External Auditor bezüglich der Evaluierung der FAO-Arbeit eine substantielle Rolle spiele.

Die Kritiker erwähnen im Rahmen des Evaluierungsproblems lobend die „umfassenden Berichte über den Gesamtablaufdes Feldprogramms wie auch des ordentlichen Programms", die an den FAO-Rat und die Konferenz geleitet werden. Es liegt in der Natur der Sache, daß solche Pauschalberichte — wie die USA bei der letzten FAO-Konferenz treffend feststellten — keine ausreichende „interpretative analysis" und damit auch keine Bewertung „der Wirksamkeit individueller Projekte" zulassen. In amerikanischer Sicht sind die „gezogenen Schlußfolgerungen unklar, fragwürdig und irreführend, und sie beruhen oft nicht auf einer objektiven Beweisführung in Form ausgewählter empirischer Beispiele“. Mit Recht vermissen die Amerikaner insbesondere Angaben über die Wirksamkeit von Feldprojekten auf die ländlichen Armen einschließlich der landlosen Arbeiter. Diesen und ähnlichen Argumenten widmen die Kritiker kein Wort.

Selbst die von ihnen behauptete „eingehende Prüfung“ dieser gerafften Berichte durch den Finanz-und den Programm-Ausschuß hat nur oberflächlich-pauschalen Charakter. Sie kann schon aus Zeitmangel auf Einzelheiten gar nicht eingehen. Diese Prüfung kann nicht als externe unabhängige Prüfung gewertet werden, zumal beide Ausschüsse praktisch durch den Generaldirektor kontrolliert werden

Zusammenfassend ist daran festzuhalten, daß von einer ausreichenden Evaluierung überhaupt nicht die Rede sein kann. Die Kritiker bestreiten nicht, daß selbst der von einigen Industrieländern auf der letzten FAO-Konferenz unternommene Versuch, wenigstens stichprobenweise eine äußere Evaluierung zur Regel zu machen, am Widerstand des Generaldirektors und der an Kontrollen nicht interessierten Entwicklungsländer gescheitert ist

Wie dringend wenigstens ein Minimum unabhängiger äußerer Kontrollen wäre, wurde schlaglichtartig aus einer Ansprache deutlich, welche Anfang 1981 der Chef der FAO-Hauptabteilung für Entwicklung, der Beigeordnete Generaldirektor, Jacques de Mredieu, vor dem ihm unterstellten Investment Center der FAO hielt. De Mredieu, engster Vertrauter des Generaldirektors, dessen Kabinetts-Chef er bis Ende 1980 war, schilderte — ganz im Gegensatz zu den Beschönigungsversuchen meiner drei Kritiker — fast brutal die tatsächliche Lage nach Rückkehr von einer Reise in die Sahelzone. Die mir vorliegende Aufzeichnung eines Senior Officers der FAO faßt die Eindrücke des hochrangigen Funktionärs wie folgt zusammen:

" He (de Mredieu) was appalled to find how poorly FAO and FAO field Programmes have come to be regarded today. He emphasized the need for senior staff in the Investment Centre to keep him advised of problem situations and bad projects which they came across in their extensive travels. He said there are enough people telling the DG (Director General) that everything is going well; give me the ammuni-tion and I will teil him where things are going wrong.'“

Besonders scharfe Kritik mußte sich de Mre-dieu auf seiner Reise von den Regierungen in Niger und in der Zentralafrikanischen Republik anhören De Meredieu könnte — wenn er nur wollte — ähnliche „Entdeckungen" auch in zahlreichen anderen Ländern machen.

III. „Persönliches"

Schon im Interesse der Sache kann es nicht unwidersprochen bleiben, wenn die Kritiker —-offenbar wegen Mangel an durchschlagenden Sachargumenten — zu der völlig unspezifizierten Behauptung Zuflucht nehmen, meine Ausführungen seien „weitgehend von persönlichen Motiven charakterisiert", und ich hätte „persönliche Meinung, Halbwahrheiten und Unzutreffendes" vermischt

Nicht einmal andeutungsweise werden meine „persönlichen Motive" substantiiert. Bin ich etwa ein frustrierter UNO-Ex-Funktionär, der sich nach seiner Pensionierung „rächen" will? Mir fehlt jeder Anhaltspunkt, übrigens wurden mir selbst seit der Amtsübernahme Saoumas Arbeitsverträge (verbunden mit interessanten Reisen) angeboten, die ich ablehnte, um meine volle Freiheit der Meinungsäußerung zu behalten.

Frustrierung? Ich hatte das Glück, den höchsten Direktorenrang im UNO-System (D-2) zu erreichen. Aber ich habe diese „Karriere" nicht durch fortlaufende Konzessionen zu Lasten meines Gewissens gemacht, sondern nicht zuletzt durch kontinuierlichen Widerspruch hinter und vor den Kulissen. Der FAO steheich nicht erst seit Saoumas Amtsantritt kritisch gegenüber, sondern ich habe bereits seit 1966 laufend — auch publizistisch — auf problematische Aspekte hingewiesen. Bei meiner offiziellen Verabschiedung im Direktoren-Gre. mium der FAO Anfang 1974 wurde diese Haltung von dem bis 1975 amtierenden Generaldirektor der FAO, A. H. Boerma, loyal gewürdigt. Wie in dem offiziellen Protokoll vermerkt ist, erklärte Boerma, daß ich zwar in meinen Artikeln oft „ätzend" („caustic") war, aber stets das System der UNO verteidigt habe. Meine Kritik an der FAO sei „fair“ gewesen, und er (Boerma) betrachte mich als „guten Freund“, dessen Ausscheiden er bedauere. Wenn schon in diesem Disput — nicht durch meine Schuld — von persönlichen Motiven die Rede ist, so meine ich, daß gerade meine drei Kritiker Veranlassung haben, nach den eigenen Motiven zu forschen. Während ich nur meinem Gewissen zu folgen habe, haben sie handfeste Motive, die Zustände in der FAO von heute um jeden Preis zu verteidigen, ja zubeschönigen. Die drei Herren sitzen damit in dem bekannten Glashaus. Einer von ihnen hat nur einen Kontrakt auf Zeit, der laufend vom Generaldirektor verlängert werden muß. Die beiden anderen stehen in einem Alter, in welchem sie sich noch Karrierehoffnungen machen. Sie sind (sogar bezüglich ihres Verbleibens in Rom) auf das Wohlwollen des Generaldirektors angewiesen. Sind ausgerechnet sie angesichts dieser Abhängigkeit unbefangene Evaluierer meiner Evaluierung?

Fussnoten

Fußnoten

  1. Nach dem neuesten Bericht (März 1981) der größten FAO-Einheit, welche sich mit Projektoperationen befaßt (AGO), ist im Feld festzustellen, daß das

  2. Hier nur drei weitere, weithin bekannte Beispiel! für eine problematische Personalpolitik: a) Ernen nung eines mit Saouma eng befreundeten Libane sen im Jahr 1980 zum Senior Officer im Konferenz Sekretariat. Wegen ernsten Fehlverhaltens mußt« der Ernannte schon im gleichen Jahr fristlos entlas sen werden, b) Ernennung eines früheren Chairma der römischen „Gruppe der 77“ zum Stellvertreten den Exekutiv-Direktor des Welternährungspro gramms. Der Ernannte hatte intensiv an der Ände rung der FAO-Verfassung mitgewirkt, durch welh dem für sechs Jahre ohne Verlängerungsmöglich keit gewählten Saouma eine weitere Kandidatur iu die im November 1981 stattfindende Neuwahl ei möglicht wird. - c) Ernennung eines fachlich völlig unqualifizierten Kandidaten zum wohldotierten FAO-Repräsentanten in Costa Rica (s. Neue Zürcher Zeitung, 8. 8. 1981). Der Ernannte, früher Rechtsanwalt, besitzt keinerlei Kenntnisse auf den Gebieten Ernährung und Landwirtschaft, ist aber der Sohn eines guten Freundes von Saouma, der früher eine hohe Position in der FAO innehatte. Die Ernennung in Costa Rica erfolgte, nachdem die mexikanische Regierung es - unter ausdrücklichem Hinweis auf die fehlende fachliche Qualifikation - abgelehnt hatte, den Kandidaten zu akzeptieren.

  3. Ein klassischer Fall von Nachgeben gegenüber politischem Druck, der viel böses Blut macht, ist in der FAO wohl bekannt: Als Saouma 1979 beabsichtigte, den von ihm zwei Jahre zuvor ernannten FAO-Repräsentanten aus Conakry (Guinea) abzuberufen, weil seine Leistungen unbefriedigend waren und er auch sonst Anlaß zu Klagen gab, blockierte der Staatspräsident von Guinea, Sekou Tour, die Abberufung unter Hinweis auf persönliche Bindungen des FAO-Funktionärs zu seiner (des Präsidenten) Familie. Der an einem Verbleiben in Conakry stark interessierte FAO-Diplomat war mit dieser Entscheidung glücklich, und Saouma beugte sich der Intervention des Staatspräsidenten. Er verzichtete auch auf eine Versetzung seines Vertreters von Conakry nach Mali, nachdem er erfuhr, daß Sekou Tour durch ein Telephongespräch mit dem Präsidenten von Mali sichergestellt hatte, daß für den rAO-Funktionär keine Akkreditierung in Bamako gewährt werden würde. Da Saouma — schon im Hinblick auf seine Wiederwahl — es nicht riskieren möchte, sich mit dem einflußreichen Sekou Tour anzulegen, konnte die FAO-Vertretung in Conakry “ is heute noch nicht umbesetzt werden.

  4. über den Gebrauch, den der Generaldirektor von dem außerordentlich weiten Ermessensspielraum macht, gibt es kaum eine Kontrolle. In der Zuschrift eines FAO Senior Officers zur englischen Fassung meines Aufsatzes heißt es dazu wie folgt: „No audit has ever been performed of the division responsible for Programs and Budgets, whose Assistant Director-General is one of the dosest advisers to the Director-Genereal. ff such an audit were done a great deal would come to light about the use offunds, the allocation, reallocation and switching of resources which is neverallowed to surface forscrutiny by the Finance Committee and Council/Conference."

  5. Zu dem Stichwort Technisches Kooperationsprogramm (TCP) im Zusammenhang mit der Gratislieferung von Fahrzeugen ist einem ausführlichen Rundschreiben des TCP-Koordinators vom 15. 1. 1981 zu entnehmen, daß man nunmehr endlich versucht, dem „Mißbrauch" („abuse") zu begegnen. Fahrzeuge sollen „normalerweise" nicht mehr (wie bisher) sofort in das Eigentum des Empfängerlandes übergehen, und ihre Lieferung soll auch nicht „den Zweck" eines TCP-Projekts darstellen. Wörtlich heißt es in dem Rundschreiben: „The supply of vehicles has to be kept to the minimum required for a smooth implementation of the project, and should not, in any case, be the objective of a project, or even represent the main purpose of our assistance." Künftig dürfen daher höchstens 35 % der für ein Projekt genehmigten Mittel auf die Beschaffung von Fahrzeugen entfallen. Es drängt sich die Vermutung auf, daß mein Artikel, welcher als Manuskript in englischer Fassung bereits seit März in der FAO in zahlreichen Kopien zirkulierte, zu der überfälligen Abstellung von Mißbräuchen Anlaß gegeben hat.

  6. Die personelle Aufblähung hält an. Nach einem FAO-Dokument vom Mai 1981 („Personnei Data" — Manpower Planning, AFPR) lag im Mai 1981 die Summe der besetzten und aller (sofort oder mittelfristig zu füllenden) offenen Stellen bei 10 105 (ge-

  7. Die Kritiker sind daran zu erinnern, daß die Aufgabe einer Evaluierung darin besteht, Erfolge und Mißerfolge zu messen und entsprechende Maßnahmen zu treffen. Da eine Evaluierung primär von Menschen und ihren Wertvorstellungen und Tabus abhängt, ist einer neutralen (externen) Evaluierung der Vorzug vor einer internen zu geben. Eine Organisation ohne wirksame Evaluierung ist führungslos.

  8. Daß bei einer solchen Mentalität die Selbstevaluierung leicht zu einer „Weißwasch-Operation“ werden kann, liegt auf der Hand (s. dazu das Zitat des britischen Delegierten im Text zu Fußnote 39 meines Artikels). Aus der Flut von einschlägigen Beispielen für den Mißbrauch des Konzepts der Selbstevaluierung sei nur das Folgende herausgegriffen: Am 7. 7. 1981 wies der Leiter einer FAO-Abteilung seine Mitarbeiter an, ihm Evaluierungen („sonae kind of evaluation") laufender Projekte vorzulegen: und zwar in der Form der Selbstevaluierung. In der Weisung hieß es ausdrücklich, daß für die Evaluierung „positive Projekte“ auszuwählen seien. Ein deutliches Beispiel für den Mißbrauch der Selbstevaluierung als „Weißwasch-Operation".

  9. Darüber hinaus ist es eine Legende, wenn die Kritiker schreiben, daß „alle größeren Vorhaben“ jährlich einem tripartite review unterzogen werden. Wie in meinem Artikel (Abschnitt II 1. 2) dargelegt wurde, hat der External Auditor bei einer stichprobenartigen Besichtigung, von 8 Projekten bezüglich 4 dieser Projekte festgestellt, „daß in jedem dieser Fälle Probleme entstanden waren, welche die effiziente Durchführung berührten (oder zu berühren drohten), daß aber das Projekt-Personal darüber leine Berichte erstattet hatte und das ferner auch keine Drei-Parteien Überprüfungen (Teilnehmer: Empfängerregierungen, UNDP und FAO) stattgelunden hatten“.

  10. übrigens habe ich — entgegen der Behauptung ler Kritiker — nicht geschrieben, daß der Generallirektor schon jetzt die Auswechslung des External Auditors anstreben würde. Vielmehr vertrat ich die These, Saouma werde die Auswechslung für die Zeit rach seiner Wiederwahl anstreben (s. Fußnote 24 neines Artikels).

  11. Wie in Abschnitt II. 3 meines Artikels ausgeführt wurde, stellen die Entwicklungsländer im Programmausschuß 9 von 11 und im Finanzausschuß 7 von 9 Mitgliedern. Sie haben in beiden Ausschüssen sowohl den Vorsitz als auch den stellvertretenden Vorsitz inne. Die Benennung der Ausschußmitglieder erfolgt im engen Einvernehmen zwischen der „Gruppe der 77“ und Saouma.

  12. Bezeichnend die These der Schweizer Delegation: „Die Legislative (die Konferenz) kann sich nicht damit begnügen, daß sie die Arbeit der Exekutive (des FAO-Sekretariats) nur mit Hilfe der von dieser selbst vorgenommenen Prüfungen kontrolliert.“

  13. In dieser Einheit sind etwa 140 „Professionals" beschäftigt.

  14. In dem oben in Fußnote 1 zitierten AGO-Bericht heißt es bezüglich der Zentralafrikanischen Republik wörtlich: „Project activities suffered from the fact that most of AGO-project staffhad to be replaced in the course of 1980 at the request of the Government." Es ist nicht ersichtlich, daß eines der von den Mitgliederregierungen besetzten Organe (wie z. B.der Programm-Ausschuß) mit einem so erstaunlichen Vorfall befaßt worden ist. — übrigens qualifiziert der AGO-Bericht 132 von 241 aufgeführten Projekten als „notable“ und 109 als „problem pro-jects". Der Begriff „notable“ umfaßt offenbar alles, was von „ausreichend“ bis „gut" bewertet wird.

  15. „Munition“ scheint man sogar daraus gewinnen zu wollen, daß ich mich in meinem Artikel „oft" selbst zitiert hätte. Tatsache ist, daß nur 9 von 92 Fußnoten solche Zitate enthalten.

  16. Protokoll des Programme and Policy Advisory Board der FAO betr. Sitzung vom 19. 2. 1974, Ziff. 2 „Tribute to Mr. Otto Matzke“.

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