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Ein „besonderer deutscher Weg" zum Sozialismus? | APuZ 51-52/1982 | bpb.de

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APuZ 51-52/1982 Die deutsche Frage als europäisches Problem Ein „besonderer deutscher Weg" zum Sozialismus?

Ein „besonderer deutscher Weg" zum Sozialismus?

Dietrich Staritz

/ 43 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Mit der kommunistischen Weltbewegung vertrat zwischen 1945 und 1948 auch die KPD/SED die Vorstellung eines „besonderen Weges zum Sozialismus". Dieser Slogan war Element des seit dem 7. Weltkongreß der Komintern (1935) gewandelten Konzepts für die kommunistische Politik in der Phase des „Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus“. Unter dem Eindruck der anwachsenden faschistischen Bewegungen in Europa und vor allem des NS-Sieges in Deutschland ging sie Mitte der dreißiger Jahre davon aus, daß — statt des direkten Übergangs zum Sozialismus — zunächst der Kampf um politische Demokratie zu führen und dabei das Verhältnis zur Sozialdemokratie (bis dahin „Sozialfaschisten") im Sinne einer Einheitsfront auch „von oben" neu zu bestimmen sei. Die so zu erreichende Zwischenetappe auf dem Wege zum Sozialismus wurde als „Demokratische Republik" umschrieben, die Organisationsform der politischen Kräfte in dieser Phase als „Volksfront" unter Führung der (KP-dominierten) „proletarischen Einheitsfront" charakterisiert. Dieses Konzept wurde seit 1941/42 zur Taktik der „Nationalen Front“ ausgeweitet. Der Adressaten-Kreis der kommunistischen Politik erfaßte jetzt nicht nur die Arbeiterschaft, sondern auch das Bürgertum. Vor diesem Hintergrund, d. h. im Interesse der Bündnispolitik speziell gegenüber der SPD, sprach die KPD-Führung (W. Ulbricht) bereits im Spätsommer 1945 von der Notwendigkeit eines „besonderen deutschen Weges zum Sozialismus". Sie weckte damit Assoziationen auch über ein besonderes, nicht an der Sowjetunion orientiertes Sozialismusmodell. In keiner der KPD-Verlautbarungen, auch nicht in den von Anton Ackermann (im Februar 1946) vorgelegten Überlegungen, wurde diese Erwartung jedoch eingelöst. Die KPD-und später auch die SED-Führung hielten vielmehr grundsätzlich am Vorbild des Sowjetsozialismus fest, vertraten allerdings die Ansicht, der Weg zu diesem Ziel könne „friedlich“, d. h. ohne gewaltsam-revolutionäre Mittel und auch ohne die im nachrevolutionären Rußland gebrachten Opfer, gangbar sein. Auch wenn die Entwicklung der SBZ zwischen 1945 und 1948 (als für die Parteiführung Anton Ackermann von der Sonderweg-Erwägung selbstkritisch abrückte) durchaus in einigen Bereichen spezifische Züge trug, läßt sich von einem „besonderen deutschen Weg" doch nicht sprechen. Es dominierten in dieser Zeit die Zielsetzungen und Methoden, die auch die Entwicklung in den übrigen Volksdemokratien prägten und schließlich hier wie dort 1948 zur offiziellen Übernahme des Sowjet-Modells führten.

I. Vorbemerkungen und Thesen

Leicht überarbeitete Fassung eines Referats, vorgelegt auf der wissenschaftlichen Fachtagung „Ziele, Formen und Grenzen der . besonderen Wege'zum Sozialismus. Zur Analyse der Transformationskonzepte europäischer kommunistischer Parteien in den Jahren zwischen 1945 und 1948" in Mannheim vom 29. September bis 1. Oktober 1982.

Daß in der SBZ zwischen 1946 und 1948 von der KPD/SED zunächst positiv, dann kritisch/selbstkritisch über einen „besonderen deutschen Weg zum Sozialismus" gesprochen wurde, ist evident und wird durch die zeitgeschichtliche und politikwissenschaftliche Literatur hinreichend dokumentiert -über die Entstehung und die Folgen dieser programmatischen Variante ist bislang — über allgemeine Aussagen hinaus — aber kaum publiziert worden. Dies hat dazu beigetragen, daß in der bundesdeutschen Literatur einerseits die Erwägungen über einen deutschen Sonderweg zum Sozialismus — mehr oder minder einhellig — dem zugeschrieben werden, der sie am intensivsten öffentlich diskutierte, dem damaligen Spitzenfunktionär der KPD, Anton Ackermann Andererseits wurde so der politische und zeitgeschichtliche Zusammenhang vernachlässigt, in dem sie vorgetragen wurden. Das gilt weniger für ihre unmittelbare Funktion, mehr jedoch für den Kontext der Strategie und Taktik der kommunistischen Weltbewegung.

Die Funktionsbestimmung der Sonderweg-Reflexionen auszudifferenzieren, ihre Entstehung zeitlich zu präzisieren, die Urheberschaft zu verdeutlichen sowie den konzeptionellen Bezugsrahmen stärker zu konturieren, soll der vorliegende Text beitragen.

Auf die Untersuchung der sozialstrukturellen Umbrüche dieser Jahre soll hier verzichtet werden Weder für ihren Vollzug noch für ihre Legitimierung hatten diese Erwägungen nachhaltige Bedeutung. Sie waren — so meine These — weder politikbestimmend im Sinne eines Beitrages zu einem handlungsanleitenden Konzept, noch wurden sie operationalisiert im Sinne einer abgeleiteten politischen Praxis Zwar wich die Transformationspolitik dieser Jahre in wesentlichen Bereichen von der im nachrevolutionären Rußland geübten Praxis ab, und sie unterschied sich auch in ihren Formen von den politischen Maßnahmen, die zur gleichen Zeit in den ost-und süd-osteuropäischen Ländern durchgesetzt wurden Inhaltlich aber war sie mit diesen weithin identisch. Zudem ist kein politischer Schritt in der Phase der „antifaschistisch-demokratischen Umwälzung" bekannt, bei dem sich die KPD ausdrücklich auf ihre Sonder-weg-Thesen berufen hätte.

Bedeutsamer war ihr Stellenwert im politisch-psychologischen Bereich, d. h. für die Taktik der Kommunisten im Prozeß der konfliktreichen Annäherung und schließlich Verschmelzung der Sozialdemokratischen und der Kommunistischen Partei. Hier dienten sie dem Ziel, der Sozialdemokratie den Wandel des herkömmlichen Politikverständnisses und der entsprechenden Zielsetzungen als dauerhaft glaubhaft zu machen. Ihre Bedeutung lag so vor allem in den Konnotationen: Der Terminus „besonderer Weg" provozierte Assoziationen über ein besonderes Ziel. Zugleich sollten die Formeln eine breitere politische Öffentlichkeit von der außenpolitischen Unabhängigkeit der KPD (und später auch der SED) überzeugen, und sie zielten damit wohl auch auf die Unterstützung der gesamtdeutschen Politik der Partei.

Diese zugespitzten Aussagen betreffen die nationale Funktion der Sonderweg-Überlegungen, nicht ihren politischen und intellektuellen Entstehungszusammenhang. Der war — auch wenn einzelne Sozialdemokraten und Kommunisten dies nicht erkannten und mit der Sonderweg-Programmatik eine entsprechende nationale politische Praxis einfordern wollten — internationalistisch bestimmt. Seine politischen Determinanten resultierten aus den strategischen wie taktischen Erwägungen im Machtzentrum der Kommunistischen Weltbewegung, und sie waren mithin so variabel oder konstant wie die jeweiligen Interessenlagen der Sowjetunion.

II. Der internationale Kontext

Daß die Aussagen über besondere, nationale Wege zum Sozialismus, die zwischen 1944 und 1946 von Kommunistischen Parteien präsentiert wurden, auf Überlegungen der Kominternführung zurückgehen und in ihrem Kern auf jenen Erwägungen, Ratschlägen bzw. „Direktiven“ beruhten, die Georgi Dimitroff zwischen 1941 und 1944 (zunächst als Generalsekretär der Komintern, dann als Leiter der beim ZK der KPdSU gebildeten Abteilung für internationale Information) den Kommunistischen Parteien gegeben hatte, ist evident und wird von der neueren osteuropäischen Forschung betont. Nun könnte gerade diese ostentative Hervorhebung den Eindruck erwecken, als gehe es diesen Historikern vor allem um organisationspolitische Belege für den „modernen" Trend der osteuropäischen Zeitgeschichtsschreibung, um den Nachweis des „einheitlichen revolutionären Prozesses" in allen osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften Schon Jahre zuvor freilich hatten verschiedene Autoren diese Lesart mit zahlrei-chen Quellenhinweisen vertreten Was nun verstärkt vorgelegt wird, folgt also einer gewissermaßen etablierten Sichtweise und nicht nur aktuellen politischen Notwendigkeiten folgenden Interpretationsmustern.

Scheint somit der Entstehungszusammenhang dieser programmatischen Aussagen — ihre gemeinsame Verwurzelung in politischen Erwägungen der KPdSU-Führung und ihre Formulierung gemäß entsprechenden „Direktiven" der Komintern-Führung bzw. nach Konsultationen mit Dimitroff — rekonstruierbar, so ist bislang die Frage nach den politischen Zwecken und der zeitlichen Dimension des programmatischen Zwischenspiels nicht eindeutig beantwortet. Käse, der den Mitte der sechziger Jahre erreichten Forschungsstand analysierte, läßt offen, ob das lange währende offizielle Schweigen der Sowjetführung zu den programmatischen Äußerungen der Kommunistischen Parteien tatsächlich eine Akzeptanz von Sonderwegen zum Sozialismus bedeutet habe oder allein taktischen Überlegungen entsprang, die mit dem Kalten Krieg und dem Jugoslawien-Konflikt hinfällig bzw. dysfunktional wurden

Ähnlich unbestimmt bleibt Heiter Er verweist zwar auf eine Äußerung Molotows vom November 1947, in der der sowjetische Außenminister (zwei Monate nach der Kominform-Gründung!) positiv erwähnt hatte, daß die damals noch „neue Demokratien" genannten volksdemokratischen Länder „mit ihren eigenen besonderen selbständigen Wegen ... Schritte zum Sozialismus (machen)". Er knüpft an dieses Zitat die Erwägung, die Sowjetunion habe mit dieser Stellungnahme ihre Überein-stimmung mit den in den Volksdemokratien herrschenden Kommunistischen Parteien bekunden wollen, gibt aber zugleich zu bedenken, der „große Spielraum" der Volksdemokratien in dieser Zeit gehe auf die internen Schwierigkeiten der Sowjetunion bei der Rekonstruktion ihrer Volkswirtschaft zurück, und er bietet überdies als Erklärung an, die besonderen Entwicklungsformen dieser Länder hätten den westeuropäischen Gesellschaften als Entwicklungsmodell dienen sollen.

Zu komplexeren — und damit überzeugende-ren — Schlüssen gelangte Mc Cagg. Er sieht die Entstehung der Sonderweg-Thesen einerseits im Zusammenhang mit der sowjetischen Außenpolitik seit der Bildung der Anti-Hitler-Koalition und ordnet sie andererseits der staatstheoretischen Begrifflichkeit der „neuen Demokratie", der damaligen Fassung des Konzepts der Volksdemokratie, zu. Im Zentrum dieses Entwurfs für das politische System für Gesellschaften der nachfaschistischen Periode stand ein sozial wie politisch breites, von der Kommunistischen Partei geführtes Bündnis, und dieses Bündnis war — nach Mc Cagg — nichts anderes als die innenpolitische Umsetzung der von der Sowjetunion eingegangenen breiten außenpolitischen Allianz Er legt mithin den Schluß nahe, daß die seit 1945 von den Kommunistischen Parteien betonten Sonderwege den Stalinschen Erwägungen über die internationale Nachkriegspolitik entsprachen und letztlich in dessen Über-zeugung wurzelten, die Kooperationsformen der Kriegsperiode könnten auch nach der Niederlage Hitler-Deutschlands erhalten werden. Mehr noch: Transformationskonzepte, die sich explizit vom sowjetischen Weg abgrenzten, mögen in der Sicht der Sowjetführung notwendig gewesen sein, um die Kooperationsbasis mit den Westmächten nicht zu gefährden. Wie Djilas berichtet, ging die Vorsicht so weit, daß es selbst Georgi Dimitroff untersagt wurde, sofort nach der Befreiung seines Landes nach Bulgarien zurückzukehren, weil nach sowjetischer Deutung „die westlichen Staaten seine Rückkehr als offenes Anzeichen für die Einführung des Kommunismus in Bulgarien auslegen würden" Dieses taktische Verhalten sieht auch Mc Cagg. Er deutet aber zugleich eine von Djilas überlieferte Stalin-Aussage vom März 1945, heute sei für den Sozialismus nicht mehr überall eine Revolution nö-tig, Sozialismus sei sogar unter der englischen Monarchie möglich als Hinweis auf den theoretischen Kontext, in dem diese Politik wurzelte.

Argumentationsmuster, die speziell auf die sowjetischen Interessenlagen verweisen, sind bislang vor allem von westlichen Beobachtern vorgelegt worden Um so bemerkenswerter erscheint es, daß jetzt der bulgarische Historiker Ilo Dimitrow in der DDR eine Studie veröffentlichte, die eben diese Einsicht unterstreicht. Er schreibt in einem Aufsatz „Über den Charakter der volksdemokratischen Macht in Bulgarien" zu den Determinanten der Politik seiner Partei in diesen Jahren: „Die sowjetische Regierung hielt sich an die Politik der Festigung der Anti-Hitler-Koalition, an die Politik der konfliktlosen Lösung der Widersprüche mit ihren kapitalistischen Bündnispartnern. Entsprechend der gemeinsamen Vereinbarung sollten in den vom Faschismus befreiten Ländern parlamentarische, demokratische Regimes wiederhergestellt werden. Unter diesen Umständen führte die BAP (K) ihre Politik so, daß sich die Beziehungen der Alliierten nicht verschlechterten und die Meinungsverschiedenheiten unter ihnen nicht vergrößert wurden. Die Partei verstand, daß die Proklamierung der sozialistischen Macht und die Verwirklichung sozialistischer Maßnahmen der sowjetischen Außenpolitik Schwierigkeiten bereitet und die internationale Situation Bulgariens erschwert hätte." Zur Bekräftigung zitiert er Traitschko Kostoff, den damaligen (1949 hingerichteten) Generalsekretär der KPB, der auf einer Plenartagung des ZK im März 1945 rückblickend ausgeführt hatte: „Es ist klar, wenn wir am 9. September (1944 — St.) einen Versuch der Errichtung der Sowjetmacht unternommen hätten,... daß dieser für uns und für die Sowjet-Union große Schwierigkeiten geschaffen hätte. Und wir erklären auch nachdrücklich, daß ein solches Vorgehen vom Kommando der Roten Armee nicht gebilligt worden wäre."

Auch wenn bislang die Parteigeschichtsschreibung der SED diesen auch für die KPD/SED-Politik beherrschenden Kontext nicht benennt, wird man doch davon ausgehen müssen, daß entsprechende (im Hinblick auf ganz Deutschland wohl modifizierte) Erwägungen auch für die eigene Parteiführung von Bedeutung waren.

Neben diesen weltpolitischen Zusammenhängen mögen aber bei der Bestimmung der Nachkriegspolitik auch jene Prognosen mitgespielt haben, die von der sowjetischen Ökonomie über die Entwicklungschancen des Kapitalismus nach dem Kriege erarbeitet worden waren. Von Belang ist hier vor allem die 1946 von Eugen Varga vorgelegte, in wesentlichen Kapiteln bereits 1945 publizierte Studie über die Wandlungen des Kapitalismus unter den Bedingungen der Kriegswirtschaft Zwar ist nicht zu entscheiden, ob Vargas Aussagen über Struktur und Entwicklungschancen des Nachkriegskapitalismus die Funktion hatten, den Stalinschen Entwurf für die sowjetische Weltpolitik der Nachkriegszeit wissenschaftlich zu legitimieren oder ob sie im Prozeß der Politikformulierung, der Konzeptbildung, von Bedeutung waren. Festzuhalten aber ist immerhin, daß sie in ihren kapitalismusanalytischen Passagen ebenso wie in ihren Aussagen über die Demokratie „neuen Typus" geeignet waren, „mittlere“ Wege der Kommunisten in Ost-wie Westeuropa theoretisch zu begründen bzw. ideologisch zu sanktionieren.

Varga ging gegen Kriegsende offenbar davon aus, die „verarmten" Siegerstaaten Europas würden etwa zehn Jahre benötigen, um die Kriegsfolgen, die Unterproduktionskrise, ökonomisch und politisch zu überwinden. In diesem Wiederaufbauprozeß, so Varga weiter, könnten die im Kriege entwickelten Formen staatsinterventionistischer Eingriffe in das Wirtschaftsleben nur langsam abgebaut werden, so daß die „größere oder geringere Beteiligung an der Staatsverwaltung ...den Hauptinhalt des politischen Kampfes zwischen den beiden Hauptklassen der kapitalistischen Gesellschaft, der Bourgeoisie und dem Proletariat, .,." bilde, überdies rechnete Varga mit einem raschen Zusammentreffen der Unterproduktionskrise in den europäischen Ländern und Japan mit der Überproduktionskrise in den USA, Kanada und den während des Krieges neutralen Ländern, die sich zu einer Weltwirtschaftskrise zuspitzen könnten. Speziell die Vorhersage eines andauernden Staatsinterventionismus schien angesichts der breiten national akzentuierten antifaschistischen Grundstimmung und der während des Krieges gewachsenen nationalen Reputation der Kommunistischen Parteien günstige Voraussetzungen für die Teilhabe der Kommunistischen Parteien an den Staatsgeschäften zu bieten, und diese Chance wiederum verlangte nach formal wie inhaltlich gemäßigter Pro-grammatik. Insofern entsprach das Nachkriegskonzept der Kommunistischen Parteien sowohl den sowjetischen Sicherheitsinteressen als vermeintlich auch den Bedingungen kommunistischer Politik in Ost-wie Westeuropa. Die von Varga 1945 so genannte „Demokratie neuen Typs (gesellschaftliche Verhältnisse, „unter denen die feudalen Überbleibsel, der Großgrundbesitz, liquidiert werden, Privateigentum an Produktionsmitteln existiert, aber große Unternehmen der Industrie, das Transport-und Kreditwesen verstaatlicht werden, und der Staat selbst und sein Apparat nicht den Interessen der Monopolbourgeoisie dienen ..") war nach dieser Sicht nicht nur in Ost-, sondern auch in Westeuropa zu erreichen.

Bemerkenswert an dieser Zielrichtung der kommunistischen Weltbewegung in der Phase des Sieges über den deutschen Faschismus war mithin vor allem zweierlei: Sie galt als erfolgversprechend sowohl für Agrar-wie für Industriegesellschaften und als anwendbar sowohl in den westeuropäischen, d. h. von den Westmächten dominierten, wie in den osteuropäischen, d. h. unter sowjetischem Einfluß stehenden Ländern. Konnten die kommunistischen Parteien Osteuropas (gestützt auf die Nähe oder die Präsenz der Roten Armee) von der Realisierbarkeit des Programms in ihren Ländern ausgehen, mochten die westeuropäischen Kommunisten auf die moralische und politische (alliierte Kontrollorgane in Deutschland, Italien und Österreich) Unterstützung durch die Sowjetunion setzen. Der KPdSU selbst diente das Konzept offenbar vor allem zur Absicherung des Wiederaufbaus ihres zerstörten Landes durch die Bildung von Regierungen an ihren West-und Ostgrenzen (China, Korea), die außenpolitisch sowjet-freundlich waren und sich innenpolitisch zu verbal-sozialreformistischen (inhaltlich: sozial-revolutionären) Konzepten verpflichteten. Für Westeuropa bedeutete das den Verzicht auf die Ermunterung von revolutionären Bewegungen, deren Chancen dort (angesichts der Dominanz der USA und Großbritanniens) ohnehin gering waren.

Nun wäre es reizvoll, anhand der genannten Komponenten des Übergangskonzepts, das die Kommunistische Weltbewegung in der Nachkriegsphase weithin einheitlich vertrat, zu überlegen, ob ihm ursprünglich ein eher langfristiges (strategisches) oder ein stärker kurzfristiges (taktisches) Kalkül zugrunde lag. Fragen wie diese sind jedoch aufgrund der Quellenlage bislang nur spekulativ zu beantworten. Insbesondere die lange Kontinuitätslinie des Theorems der Demokratie „neuen Typs" (sie reicht bis zum VII. Weltkongreß der Komintern zurück) und die fortgesetzten ideologischen Bemühungen um diesen Begriff sprechen aber m. E. dafür, daß dieser Kategorie strategischer Stellenwert beigemessen wurde, daß die „mittlere Demokratie" als Durchgangs-phase auf dem Wege zum Sozialismus galt. Den Weg-und Zielbeschreibungen hingegen, die diese Etappe analytisch fassen und prognostisch erschließen sollten, kam strategische Bedeutung nur insofern zu, wie sie (auch angesichts des fragilen Kriegskonsenses der Weltmächte) die Möglichkeit eines „friedlichen Übergangs" betonten. Jenen Momenten der Sonderweg-Thesen indes, die auf ein Sozialismusmodell zu verweisen schienen, das stärker als vom Sowjetmodell von den historischen, kulturellen, sozialen und politischen Spezifika der jeweiligen Gesellschaft geprägt sein sollte, dürfte (angesichts der ideologischen Fixierung ihrer Verfasser, aber auch angesichts der politisch-ökonomischen Interessen der Sowjetunion) eher taktische Bedeutung zugemessen worden sein. Das schloß nicht aus, daß sie im Verlaufe des Transformationsprozesses in einzelnen Ländern politische Virulenz gewannen und in manchen Bereichen zur Legitimierung abweichender Politik genutzt wurden

Dogmen-oder theoriegeschichtlich wäre im übrigen zu fragen, inwieweit sich die Über-gangsprogrammatik der Nachkriegszeit überhaupt vom herkömmlichen leninistischen Revolutionskonzept unterschied, von der Zwei-Revolutionen-Theorie, die Lenin 1905 entwarf, und die schließlich auch (nach der Phase des Kriegskommunismus, die in Lenins Ent-wurf von 1905 nicht vorgesehen war, von ihm später aber legitimiert wurde) bis zur Stalin-sehen Industrialisierungspolitik („Sozialismus in einem Lande”) die Transformation der russischen Gesellschaft zumindest mitbestimmte

III. Entstehung und Inhalte der Sonderweg-Thesen der KPD/SED

1. Zur Entstehung Geht man davon aus, daß die Sonderweg-Thesen vor allem als taktisches Interpretationsmuster der zeitgenössischen Theorie der Demokratie neuen Typs zu werten sind, dann muß ihre Entstehung im Zusammenhang mit der Diskussion und Präzisierung dieses theoretisch-strategischen Kontextes untersucht werden, und es ist zu fragen, in welcher Phase der Konzeptbildung die Betonung von nationalen Besonderheiten auftrat. Offenkundig wird hier, daß die KPD-Führung im sowjetischen Exil bei ihren Diskussionen über die politische Taktik und deren programmatische Formulierung offenbar keinen Denkschritt ging, ohne zuvor bzw. im Denkprozeß selbst die Komintern und/oder deren leitende Funktionäre zu konsultieren. Diese Kominternhilfe leistete nach der Auflösung der Internationale Georgi Dimitroff unmittelbar. Er wurde bei der Formulierung des Programms für den „Block der kämpferischen Demokratie” von der Parteiführung ebenso konsultiert wie bei der Diskussion des Gründungsaufrufs der KPD vom 10. Juni 1945. Nach der neuesten DDR-Lesart führte Wilhelm Pieck mit Dimitroff bereits am 30. Mai 1945 „ein ausführliches Gespräch über die Konzeption dieses Aufrufs". Erst danach wurde er — am 5. Juni 1945 — von Ackermann, Ulbricht, Sobottka und Pieck vorformuliert und schließlich noch einmal mit Dimitroff durchgesprochen

Diese enge Zusammenarbeit führte dazu, daß schon der Gründungsaufruf der KPD weithin dem entsprach, was Dimitroff seit 1941/42 und dann wieder bei der Formulierung der Nachkriegsprogramme für die Kommunistischen Parteien an Ratschlägen und Formulierungshilfen beigesteuert hatte. So kritisierte er Ende 1943 das Programm der 1941 als PAP wiedererstandenen polnischen Partei wegen der darin enthaltenen Volksfrontaussagen und riet im Dezember 1944 den tschechoslowakischen Kommunisten, das „Sowjetsystem weder zu forcieren noch durchzusetzen" Vor diesem Hintergrund erscheinen die programmatischen Vorarbeiten für die Zeit nach dem Faschismus und die Formulierung des Sofortprogramms für die Wiederaufbauphase, der Gründungsaufruf der KPD, denn auch weniger als Resultate einer eigenen Analyse der konkreten deutschen Situation, sondern vielmehr als Versuche, die Parteiprogrammatik der dominierenden Linie der Kommunistischen Welt-bewegung anzupassen. Was im Gründungsaufruf als Reaktion auf die Lage Deutschlands anklingt, etwa die Bejahung des Privateigentums, die Betonung der bürgerlich-demokratischen Umwälzung oder das Nahziel der parlamentarischen Republik, muß deshalb ebenso als Ausdruck des herkömmlichen Internationalismus gewertet werden wie die Einsicht, daß es „falsch" sei, Deutschland „das Sowjetsystem" aufzuzwingen.

Den theoretischen Kern der Nachkriegsprogrammatik bildete der Begriff der Demokratie neuen Typs. Dieses Ziel war seit dem VII. Weltkongreß als Zwischenetappe auf dem Wege zum Sozialismus entworfen und von der Weltbewegung insgesamt vertreten worden. Für die KPD hatte sich insbesondere Anton Ackermann um die Propagierung dieses Konzepts verdient gemacht Er zog 1937 aus einer Kritik der Weimarer Verhältnisse und der Versäumnisse der SPD den Schluß, daß für seine Partei eine Rückkehr zu den politisch-sozialen Strukturen der ersten deutschen Republik nicht möglich sei und entwarf einen Maßnahmenkatalog für die erste Phase einer nachfaschistischen deutschen Übergangsgesellschaft. Zu ihm gehörte die Zerschlagung des „reaktionären Staatsapparats", die Einschränkung der „Macht der Bürokratie“, der Ausbau der kommunalen Selbstverwaltung und — generell — die Vernichtung der „schlimmsten Reaktion der Monarchisten, Generäle, Junker und Großkapitalisten". Den politisch sozialen Gehalt der Zwischenetappe umriß er so: „Die allgemeinen demokratischen Aufgaben so weit zu lösen, daß die Vorrechte des Großkapitals praktisch beseitigt werden, das ist die Demokratie neuen Typs."

Der gleichen Stoßrichtung entsprachen — nach dem zeitweiligen Rückzug der Komintern auf die Positionen der Vorvolksfrontprogrammatik zwischen 1939 und 1941 — grundsätzlich sowohl die Programme für das „Nationalkomitee Freies Deutschland” als auch die Aussagen für die Regierung eines „Blocks der kämpferischen Demokratie”. An allen hatten neben Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht vor allem Anton Ackermann mitgearbeitet -Er hatte Ende 1944 den letzten Entwurf für das Blockprogramm formuliert, in dem der historische Bezug, den die Parteiführung seither immer wieder betonte, deutlich benannt wurde: „Was die demokratischen Kräfte 1848 durch verhängnisvolle Schwäche nicht vermochten, und was 1918 frevelhafter Weise unterblieb, das muß nun endlich zur Lösung gebracht werden: eine wirkliche Demokratisierung Deutschlands. ”

Der historisch-ideologischen Legitimierung, womöglich aber auch der strategischen wie taktischen Zuordnung dieser Theorie einer Revolution der gleitenden Übergänge diente der Rückgriff auf Lenins „Zwei Taktiken der Sozialdemokratie in der bürgerlichen Revolution". Zwar hatte Lenin die Anwendbarkeit seines Konzepts der Überleitung der bürgerlich-demokratischen in die sozialistische Revolution für entwickelte Länder wie Deutschland ausdrücklich ausgeschlossen, die KPD

Führung aber setzte sich seit 1944 gleichwohl intensiv mit seiner Theorie auseinander

In einem Schulungsvortrag vom 9. November 1944 über das Programm für den „Block der kämpferischen Demokratie" bezog sich Wilhelm Pieck ausführlich auf die Lenin-Schrift. Wie Lenin seine „Zwei Taktiken", interpretierte der KPD-Vorsitzende das Blockprogramm als ein „Aktionsprogramm", das „den objektiven Bedingungen des gegebenen historischen Augenblicks und den Aufgaben der proletarischen Demokratie entspricht". Dieses Programm sei „das ganze Minimalprogramm unserer Partei, das Programm der nächsten politischen und ökonomischen Umgestaltungen, die einerseits auf dem Boden der jetzigen gesellschaftlich-ökonomischen Verhältnisse vollauf durchführbar und andererseits für den weiteren Schritt vorwärts, für die Verwirklichung des Sozialismus notwendig sind”. An dieses Zitat schloß Pieck die Verlesung einer anderen Stelle an, „weil sie für uns — wenn auch nur im übertragenen Sinne — eine weitere wichtige Lehre für unsere Aufgabe gibt. Lenin schreibt: . Unsere Losung: revolutionäre, demokratische Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft... ist... bestrebt, die demokratische Umwälzung für die Zwecke des weiteren erfolgreichen Kampfes des Proletariats für den Sozialismus in denkbar bester Weise auszunutzen'

Damit war das strategische Gerüst und zugleich auch das Argumentationsschema, dem die Kommunisten in ihrer Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratie bei der programmatischen Vorbereitung der Einheitspartei folgten, vorgeprägt: relativ deutliche Konzessionen an das Demokratieverständnis der Partner für die erste Phase (die Demokratie neuen Typs), relativ allgemeine Aussagen über den sozialökonomischen und politischen Gehalt der zweiten Phase, den angestrebten Sozialismus. Dem entsprach auch die formale Unterscheidung zwischen Minimal-und Maximal-programmen, an der die KPD-Vertreter festhielten und von deren Sinnhaftigkeit sie die sozialdemokratischen Verhandlungspartner auch überzeugen konnten. Die „objektiven Bedingungen des gegebenen historischen Augenblicks", deren präzise Kenntnis Lenin gefordert hatte, wurden jedoch in keiner der bekannten Exil-oder Nachkriegsdiskussionen bis zum Beginn des Jahres 1946 nachhaltig analysiert. Die Spezifika, die Besonderheiten der deutschen Nachkriegsentwicklung, wurden allenfalls im Zusammenhang mit der Tatsache erörtert, daß die Besatzungsmächte in Deutschland eine einheitliche Entwicklung des Landes und damit auch einheitliche Arbeitsbedingungen der Kommunisten erschweren würden. 2. Widersprüchliche Annäherung Wie bereits angedeutet, stand die Formulierung des Weg-Theorems in engem Zusammenhang mit der Diskussion über die Pro-grammatik der künftigen Einheitspartei. Auf der 1. Sechziger-Konferenz hatten sich die SPD-und KPD-Spitzen darauf verständigt, zur Formulierung des Programms eine paritätisch besetzte „Studien-Kommission" einzusetzen Nach den wenigen Mitteilungen über die Arbeit dieser Kommission traf sie sich erstmals am 15. Januar 1946 und kam danach noch sechsmal zusammen, das letzte Mal am 25. Februar. Ihre Diskussionen waren zunächst bestimmt vom wachsenden Druck der Kommunisten und der sowjetischen Militärbehörden auf einheitsunwillige oder zögerliche Sozialdemokraten. Am 15. und 18. Februar aber wurde über die Prinzipienerklärung, die „Grundsätze und Ziele", beraten — wie bei der ersten Sechziger-Konferenz auf der Grundlage eines KPD-Entwurfs, der zuvor am 9. Februar von einer Konferenz des ZK und der Bezirks-sekretäre gebilligt worden war. Schon am 15. Februar hatte die Kommission über den Inhalt des ersten Heftes der „Einheit" (damals noch Organ zur „Vorbereitung der Sozialisti-sehen Einheitspartei") beraten und festgelegt, daß u. a. Helmut Lehmann über die Marxsche Kritik am Gothaer Programm der SPD und Anton Ackermann über „Demokratie und Sozialismus" einen Artikel schreiben sollten.

Vier Tage später, also knapp drei Wochen vor der Auslieferung der „Einheit", erschien in der „Deutschen Volkszeitung" zum 22. Todestag Lenins ein Artikel über „Lenins Bedeutung für die demokratische Erneuerung Deutschlands". Er galt dem wöchentlichen politischen Schulungstag der KPD-Mitgliederschaft, der in dieser Woche dem Thema „Lenin über den demokratischen Kampf der Arbeiterklasse" gewidmet war

Der Verfasser, A. Feldner stellte zwei Erkenntnisse in den Mittelpunkt. Zunächst erklärte er, stets habe Lenin betont, daß die „Marxsche Theorie der Arbeiterbewegung lediglich grundlegende Leitsätze gibt, die in jedem Lande ihre besondere Anwendung erfordern". Diese müsse „in Rußland eine andere sein als in England, in Deutschland eine andere als in Frankreich und Amerika". Das bedeute für die deutschen Marxisten, „daß wir uns auf die deutschen und nur auf die deutschen Verhältnisse orientieren dürfen. Für uns kann die Orientierung weder Süd noch Nord, Ost oder West heißen". Die kommende Einheitspartei müsse daher „selbständig und unabhängig" sein, „ihre Politik und Taktik entsprechend den Interessen der deutschen Werktätigen und den speziellen Bedingungen" entwickeln. „Von den Besonderheiten der Entwicklung unseres Volkes ausgehend, soll die Einheitspartei einen eigenen Weg, den spezifisch deutschen Weg einschlagen." Den Weg selbst umriß Feldner nicht. Er skizzierte allein ein Zwischenziel: den „Kampf um die demokratische Erneuerung Deutschlands".

Charakteristisch für diese Aussagen (wie im übrigen auch für alle nachfolgenden Äußerungen zur Notwendigkeit eines spezifischen Weges) war der Verzicht auf die Konkretisierung der Wegstrecke. Sie im einzelnen (über einen allgemeinen Maßnahmenkatalog hinaus) einem theoretischen Kontext zuzuordnen, waren die Autoren in Anbetracht des eben erst begonnenen Aufbaus sicherlich überfordert. Bedeutsamer war das Fehlen eines zumindest skizzenhaften Umrisses des angestrebten Ziels. Genannt wurde allein — auch bei Feldner — der „Sozialismus". Dessen politisch-sozialer Gehalt aber wurde als unstrittig unterstellt. Nicht zu erörtern war deshalb die Frage, über die sich Sozialdemokraten und Kommunisten bis dahin nicht hatten verständigen können: die politische und soziale Verfassung der Sowjetunion. Sie blieb für die KPD-Sprecher sakrosankt und stand mithin unausgesprochen am Ende ihres Weges Bei Feldner klang das so: „Es wird leider vergessen, daß es in der Welt ganzen keine Partei gibt, die eine solche Tradition, eine solche Klarheit und Folgerichtigkeit ihrem demokratischen Kampf

aufzuweisen hat, wie die von Lenin gegründete bis zu seinem Tod von ihm geführte und Partei Rußlands." Kommunistische Was Feldner ausführte, entsprach in der Sache, weniger in der Emphase, präzise dem, was Walter Ulbricht schon am 12. Oktober 1945 in einer Rede vor einer Berliner KPD-Funktionärskonferenz angemerkt hatte. Ulbricht damals: „Wir Kommunisten und Sozialdemokraten müssen den Weg des antifaschistischen Kampfes gemeinsam finden, wie er den besonderen Entwicklungsbedingungen in Deutschland entspricht. Dieser Weg kann nicht eine schematische Übertragung der Entwicklung der Sowjetunion auf Deutschland sein, aber auch nicht eine schematische Übertragung der englischen Verhältnisse auf Deutschland ... Wir Kommunisten und Sozialdemokraten müssen vielmehr den Weg gemeinsam suchen und finden, der den eigentümlichen Entwicklungsbedingungen in Deutschland entspricht."

Diese m. W. die erste Erwähnung ist der Notwendigkeit eines eigenen

deutschen Weges zum Sozialismus. Sie wurde in der Folgezeit von den Parteipropagandisten freilich nicht wiederholt. Zwar warben Agitation und Propaganda für das Konzept der Vollendung der bürgerlich-demokratischen Revolution. Sie verharrten jedoch bei den Formeln, die bereits im Gründungsaufruf propagiert worden waren In die gleiche Richtung zielten auch Artikel von Oelßner und Ackermann vom November bzw. Dezember 1945. Zum 28. Jahrestag der Oktoberrevolution wiederholte Oelßner es sei — angesichts der „heute noch" von der Nazi-Ideologie verseuchten oder zumindest ideologisch verwirrten „breiten Massen", angesichts fehlender revolutionärer Masseninitiative — falsch, dem deutschen Volk das „Sowjetsystem aufzwingen zu wollen ...".

Einen Monat später veröffentlichte die „Deutsche Volkszeitung" Auszüge aus einer Rede Anton Ackermanns, die er auf einer KPD/SPD-Kundgebung anläßlich des 125. Geburtstages Friedrich Engels'gehalten hatte In dieser Rede setzte sich Ackermann auch mit „der demokratischen Republik und dem Kampf um den Sozialismus" auseinander. Nach seiner Sicht war für Marx und Engels die bürgerlich-demokratische Republik „keinesfalls der Staat, unter dessen Fittichen der Sozialismus verwirklicht werden kann ... Marx und Engels anerkannten nur die Aufrichtung der politischen Macht der Arbeiterklasse als den Weg zum Sozialismus 1'. Wenn man heute die Resultate der Anwendung der „Theorie des friedlichen Hineinwachsens in den Sozialismus überprüft", so Ackermann weiter, so könne man von keinem Lande sagen, daß dieser Weg zu einem Erfolg führte. „Auf der anderen Seite" freilich habe eine Partei und die Arbeiterklasse eines Landes die „Lehren von Marx und Engels konsequent befolgt": die „Partei Lenins und Stalins". Sie habe den Staatsapparat zerschlagen und den „Weg der Aufrichtung der politischen Herrschaft der Arbeiterklasse beschritten". Aus dieser Gegenüberstellung zog der Redner den Schluß: „Folglich müssen wir anerkennen, daß der von Marx und Engels aufgezeigte Weg sich als der richtige erwies, der die geschichtliche Prüfung bestand und zum vollen Erfolge führte". Ackermann blieb mit dieser Äußerung inhaltlich präzise auf der auch von Oelßner vertretenen Linie und erwähnte mit keinem Wort die Möglichkeit eines anderen, eines besonderen deutschen Weges zum Sozialismus.

Allerdings: Wenige Tage nach der Veröffentlichung der Ackermann-Rede übernahm das ZK den zuerst von Walter Ulbricht vorgetragenen Gedanken offenbar voll und ganz. Am 19. Dezember 1945 — dieses Faktum ist bisher von der SED-Geschichtsschreibung übersehen worden — leitete das ZK dem SPD-Zentralausschuß seinen Resolutionsentwurf für die am 20. Dezember beginnende Sechziger-Konferenz zu. Dort hieß es: „Was soll die neue, einheitliche Partei der sozialistischen Bewegung sein? Das Programm dieser Partei soll im Minimum die Vollendung der demokratischen Erneuerung Deutschlands im Sinne des Aufbaus einer antifaschistisch-demokratischen Republik parlamentarischen Typus ...sein; im Maximum soll das Programm die Verwirklichung des Sozialismus auf dem Wege der AusÜbung der politischen Herrschaft der Arbeiterklasse im Sinne der Lehren des konsequenten Marxismus sein ... Die Einheitspartei soll eine selbständige und unabhängige Kraft sein. Es ist ihre Aufgabe, ihre Politik und Taktik entsprechend den Interessen der deutschen Werktätigen und den speziellen Bedingungen in Deutschland zu entwickeln. Sowohl bei der Verwirklichung des Programm-Minimums wie des Programm-Maximums soll sie, von den Besonderheiten der Entwicklung unseres Volkes ausgehend, einen besonderen Weg einschlagen. Die restlose Zerschlagung des alten staatlichen Machtapparates und die konsequente Weitertreibung der demokratischen Erneuerung Deutschlands kann auch besondere Formen des Übergangs zur politischen Herrschaft der Arbeiterklasse und zum Sozialismus schaffen."

Diese Textpassage wurde, an nur wenigen Stellen stilistisch überarbeitet, Element der Entschließung der Sechziger-Konferenz Eine Diskussion über diese Punkte fand nicht statt. Otto Grotewohl erklärte lediglich: „Zu den allgemeinen Aussagen des Vorschlages ... haben wir im großen und ganzen nichts hinzuzufügen; sie stimmen im wesentlichen mit dem vollkommen überein, was auch wir zu sagen hätten."

Dieser Zusammenhang verdeutlicht, daß die Notwendigkeit einer taktisch geschmeidigen Argumentation der KPD-Führung insbesondere im Vorfeld ihrer Bemühungen um dieVereinigung mit der SPD bewußt wurde, daß die Betonung der Besonderheiten der deutschen Situation und die Erwägung über einen deutschen Weg zum Sozialismus diese Zielset-zung taktisch unterstützen sollten. Diese Deutung gestattet auch der seither viel berufene — seltener gelesene — Ackermann-Text vom Februar 1946.

IV. Die Ackermann-Überlegungen

1. Der Artikel in der „Einheit“

Daß Anton Ackermann mit seinem Artikel speziell auf die zögerlichen Sozialdemokraten zielte, geht nicht allein aus dessen Entstehungszusammenhang und dem Publikationsdatum hervor Er betonte dieses in seinem Text selbst eindringlich: .... auf welchem Wege und in welchem Tempo Deutschland künftig zum Sozialismus schreiten wird, das hängt ausschließlich davon ab, in welchem Tempo jetzt die Einheitspartei verwirklicht wird!“ Diese Quintessenz konnte er ziehen, weil ihn seine „Klassiker" -Exegese und Situationsanalyse im wesentlichen zu vier Schlüssen geführt hatte:

Zunächst erklärte er — im Anschluß an seine Deutung von Marx-, Engels-und Lenin-Zitaten —, daß „auf gar keinen Fall das friedliche Hineinwachsen in den Sozialismus durch den Aufbau von Produktivgenossenschaften ..

die Beschränkung nur auf das Mittel des allgemeinen Wahlrechts (das Lassallesche Übergangskonzept, St.) den besonderen deutschen Weg zum Sozialismus darstellen kann."

Zweitens hätten aber weder Marx noch Lenin die Möglichkeit ausgeschlossen, „unter besonderen Umständen auch ohne Zerschlagung der bürgerlichen Staatsmaschinerie auszukommen; allerdings nur unter der Voraussetzung, daß sich das bürgerlich-demokratische Regime nicht auf Militarismus und reaktionäre Bürokratie stützen kann". Der Übergang sei dann auf „relativ friedlichem Wege möglich, wenn die Klasse der Bourgeoisie nicht über den militaristischen und bürokratischen staatlichen Gewaltapparat verfügt, der es ihr sonst möglich macht, den Machtanspruch des Proletariats mit dem Bürgerkrieg ... zu beantworten”.

Drittens — und hier begann seine knappe Situationsanalyse — sei die Herausbildung solcher Bedingungen in Deutschland grundsätzlich möglich. Ob diese Möglichkeit freilich Wirklichkeit werden könne, ob es die Chance geben werde, „im Verlauf der weiteren Entwicklung ... auf friedlichem Wege ... zur sozialistischen Umgestaltung weiterzugehen“, das hänge von „einem Faktor ab, der außerhalb des Einflusses der sozialistischen deutschen Arbeiterbewegung“ liege: von den Besatzungsmächten. Immerhin gebe es positive Anzeichen: „weitgehend zerschlagen“ sei der alte Staatsapparat, der preußisch-deutsche Militarismus solle — laut alliierter Übereinkunft — „bis auf den Rest liquidiert werden”, „konsequent durchgeführt" werde „in großen Teilen Deutschlands" die Entnazifizierung des Verwaltungsapparats, und den „imperialistischen Kräften sei (durch die Bodenreform) bzw. werde (durch Zerschlagung der Trusts, Konzerne und Banksyndikate) „die ökonomische Basis entzogen", „fortschrittlicher Einfluß" komme durch die Mitbestimmung der Entwicklung der Gesamtwirtschaft zugute.

Neben diesen positiven sah Ackermann auch negative Tendenzen. Die Erneuerung des Verwaltungsapparates lasse zu wünschen übrig; aus dem Fortbestehen kapitalistischer Produktion erwachse die Gefahr, daß die Bourgeoisie erneut zur Macht dränge; nicht überall könne das Mitbestimmungsrecht als gesichert gelten. „Alarmierend" sei, „daß die Kräfte der Restauration des reaktionären imperialistischen Deutschlands bereits wieder aus den Mauselöchern hervorkriechen" und „offensichtlich bestrebt" seien, sich auch wieder legale Instrumente ihrer Politik zu schaffen, „vor allem eine Presse und die Organisation der Konterrevolution". Insbesondere mit diesem Hinweis unterstrich Ackermann, was er bereits in seinem Theorieteil als „unvermeidlich, selbst im demokratischsten Land und bei der . fortschrittlichsten Bourgeoisie ”, behauptet hatte: Immer, wenn das Bürgertum sehe, daß es zu „unterliegen droht”, werde es versuchen, „der sozialistischen Arbeiterbewegung das Rückgrat zu brechen". Diese Bilanz führte ihn zu seiner vierten und entscheidenden Konsequenz: „Je gründlicher und umfassender wir alles Für und Wider der kommenden Entwicklung untersuchen, desto stärker müssen wir der Überzeugung Ausdruck geben, daß die rasche Entfaltung der kämpferischen Fortschrittskräfte in der Arbeiterklasse und im gesamten schaffenden Volk letzten Endes den Ausschlag geben wird. Das ist aber in erster Linie gewährleistet durch die Schaffung der Einheitspartei der Arbeiter ... Das ist der tiefere Grund, weshalb die Vereinigung der KPD und SPD auf keinen Fall auf die lange Bank geschoben werden kann."

Inhaltlich war der Weg mithin als möglicherweise „relativ friedlich" bestimmt, ungesagt blieb, wie weit er parlamentarisch sein werde, und ungewiß blieb auch, wohin er führen sollte. Sicherlich lag es nahe, aus den Ackermann-sehen Aussagen über die Besonderheiten des russischen Weges (Revolution in einem ökonomisch „zurückgebliebenen" Lande mit einer schwachen Arbeiterklasse und geringer Produktivität) mit dem Verfasser den Schluß zu ziehen, daß „im Verhältnis zu den Opfern, die vom russischen Volk für den Aufbau des Sozialismus gebracht werden mußten, unsere Anstrengungen relativ geringer sein werden". Ackermanns einzige Andeutung aber über Unterschiede im Ziel blieb doppeldeutig. Gefördert durch eine Einheitspartei „auf dem Boden des konsequenten Marxismus" werde sich „die weitere politische Entwicklung wesentlich anders gestalten als nach dem Sieg der Oktoberrevolution .... Hier brauche es — anders als dort — dann nicht zur „Zerschmetterung der menschewistischen Partei (die zu einer konterrevolutionären Partei geworden war) ... zu kommen. Und auch dies „müßte" ein „schnelleres Hervortreten der konsequenten sozialistischen Demokratie zur Folge haben".

Sprach hier aus Ackermann ein kritischer Kenner der Stalinschen Sowjetunion, oder war es die Warnung eines Bolschewiken an die Sozialdemokraten? Eine klare Antwort läßt sich wohl kaum geben.

Offen blieb in diesem Text (wie später auch in denen anderer KPD-Führer), ob dieses Konzept für alle Teile Deutschlands Gültigkeit haben könne. Das politische Kräfteverhältnis der Deutschen in den Westzonen wurde nicht erwähnt, und hinsichtlich der Alliierten setzte Ackermann „Neutralität aller Besatzungsmächte in bezug auf die zukünftige Gesellschaftsstruktur Deutschlands theoretisch voraus .. Auch hier also blieben die Konturen eines „deutschen Weges" zum Sozialismus nebulös. Deutlicher dagegen trat der Zweck der vorgestellten Reflexionen hervor: scheinbares Eingehen auf Bedenken von Sozialdemokraten und wortreiches Verschweigen der grundsätzlichen politischen Differenzen zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten, d. h.der unterschiedlichen Interpretation der angestrebten künftigen sozialistischen Gesellschaft. 2. Aufnahme und Verwertung der Ackermann-Reflexionen Daß diese Absicht auch kurzfristig zu Erfolgen führte, zeigte die zweite Sechziger-Konferenz. Noch auf den Sitzungen der „Studien-Kommission" hatte es — nach den Notizen Piecks — Differenzen über den KPD-Entwurf für die „Grundsätze und Ziele" gegeben. Nach intensiven Diskussionen zwischen Ackermann und Lehmann fanden Kommunisten und Sozialdemokraten jedoch zu gemeinsamen Formulierungen. Und die zweite Sechziger-Konferenz verabschiedete am 26. Februar 1946 die Prinzipienerklärung offenbar ohne nennenswerte Diskussionen Und es war in der SPD-Führung denn auch vor allem Lehmann der sich zum Sprecher der gemeinsamen Plattform machte. Er deutete die Verständigung über die „Grundsätze und Ziele", zu der Ackermann einen wesentlichen Beitrag geleistet hatte, kurz darauf so: „... die Sozialdemokratische Partei von 1945 lehnt die Vorstellung ab, der Sozialismus könne auf dem Wege friedlicher demokratischer Entwicklung erreicht werden; ... die Kommunistische Partei von 1945 verzichtet auf die Anwendung von Gewalt, solange es möglich ist, den Kampf um die Eroberung der politischen Macht mit den Mitteln der Demokratie zu führen. Mit anderen Worten, die bei-* den Parteien kehren zurück zu der Ideologie, die die Sozialdemokratische Partei in dem Jahrzehnt nach dem Fall des Sozialistengesetzes unter der Führung von August Bebel und der Patronanz von Friedrich Engels beherrscht hat"

Kurz darauf stellte Lehmann immerhin die Frage nach dem politischen Stellenwert der allgemeinen Akzeptanz eines demokratischen Weges in der Übergangsphase durch die KPD-Führung. Er ging davon aus, die Erfahrung habe die KPD gelehrt, daß es nicht möglich sei, „unmittelbar zum Sozialismus über(zu) ge-, hen". Es könne daher „nicht nur taktische Überlegung sein, wenn die Kommunistische Partei heute die Demokratie als ihren Kampf-boden anerkennt". Dabei sei es „belanglos, ob sie aus taktischen Überlegungen oder aus Überzeugung zu dieser Auffassung gelangt ist". Entscheidend war es nach Lehmann, „daß die KPD sich auf den Boden der Demokratie gestellt" habe

Nun ist nicht überliefert, ob diese konfuse Deutung auch von anderen einheitswilligen Sozialdemokraten akzeptiert wurde. Anzunehmen aber ist, daß die Befürworter der Einheitspartei in der SPD für jede KPD-Äußerung dankbar waren, die angesichts ihrer verfahrenen Einheits-Taktik ihre ohnehin alternativ-lose Position legitimierte. Und diese — unterstellte — Neigung förderten die KPD-Führer bis zum Vereinigungsparteitag nach Kräften. Speziell Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht äußerten sich in diesen Wochen wiederholt zum Problem der nationalen Besonderheiten und zu den Chancen eines friedlichen deutschen Weges. Dabei spielte — insbesondere in Stellungnahmen Piecks — der Verweis auf die Ackermann-Reflexionen eine erhebliche Rolle So stellte er in seiner Rede auf der KPD-Reichskonferenz am 2. März die theoretische Frage, ob es denn nun „schlimmster Opportunismus" sei, wenn wir von der Möglichkeit eines gewissermaßen friedlichen Hineinwachsens in den Sozialismus reden?" Bei der Antwort stütze er sich „im wesentlichen auf die Arbeit des Genossen Ackermann", die er allen Genosseh .. dringend zum ernsten Studium" empfahl, weil „gerade dort in ausgiebigem Maße mit den Worten von Marx, Engels und Lenin dargelegt" worden sei, „wie man zu dieser Frage zu stehen hat, ohne etwa in illusionäre Vorstellungen oder gar in Opportunismus zu versinken"

Auch Walter Ulbricht schloß sich dieser Sicht an. Zwar setzte er den Akzent stärker auf die konkreten Schritte, die gegangen werden müßten, um die Möglichkeit eines „demokratischen Weges" zu sichern. Grundsätzlich aber bewegte er sich in dem von ihm und Ackermann abgesteckten Argumentationsrahmen, wenn er auf der Parteikonferenz der KPD im März ausführte: „Wir können nicht einfach die Erfahrungen und Methoden, die in anderen Ländern dabei angewandt wurden und sich dort mehr oder minder bewährt haben, auf unsere deutschen Verhältnisse übertragen, weil Deutschland besondere Entwicklungsbedingungen hat." Um Konkretisierung bemühte sich auch Franz Dahlem, der auf einer gemeinsamen Konferenz von SPD und KPD in Schwerin forderte, die deutsche Arbeiterklasse müsse „jetzt die selbständige Politik des Suchens eines eigenen Weges im Rahmen der Möglichkeiten der Potsdamer Bedingungen durchführen", Resultat könne nur eine „deutsche’ Politik" sein

Eine intensive Parteidiskussion kam aber nicht zustande. Die Parteischulung widmete sich zwar dem „Weg zum Sozialismus" betonte aber nur die „Besonderheiten der heutigen Lage“ und nicht einen „besonderen Weg". Immerhin folgte sie der bisherigen öffentlichen Argumentation insofern, als sie davon ausging, daß „die Möglichkeit einer Höherentwicklung ohne gewaltsame Revolution nicht ausgeschlossen" sei. In der Parteipresse widmete sich allein Wolfgang Leonhard dem Thema. Er stellte seine Betrachtung zum Schulungstag unter den Titel „über den deutschen Weg zum Sozialismus", referierte inhaltlich aber präzise das, was Anton Ackermann zuvor publiziert hatte

Die Aufgabe der funktionalen Zuspitzung übernahm schließlich wiederum Anton Ackermann. In einer kurz vor den letzten KPD-und SPD-Parteitagen veröffentlichten Broschüre führte er — unter dem Zwischentitel „Meinen es die Kommunisten ehrlich?" — den neuen KPD-Kurs auf die Brüsseler Parteikonferenz von 1935 zurück und den bis dahin häufigen „scheinrevolutionären Dogmatismus" der Partei auf die „Erbschaft der Linken vor 1914". Die „Hauptwurzeln für Dogmatismus und Sektierertum" erkannte er selbstkritisch in der „Unterschätzung der nationalen Besonderheiten Deutschlands", in dem „Versuch einer schematischen Übertragung der Erfahrungen der großen russischen Revolution auf Deutschland"

Den Stellenwert dieser Bemühungen bestimmte Ackermann auf dem letzten KPD-Parteitag so: „Ohne diese Änderung unserer Haltung in der Frage der demokratischen Republik wäre es nicht möglich gewesen, den Kurs auf die Vereinigung mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands einzuschlagen und diese Vereinigung durchzuführen."

Nun soll durch diese Wertung nicht etwa der Eindruck erweckt werden, als würde hier der Konzeptwandel der KPD insgesamt einem kurzfristig-zweckrationalen Kalkül zugeordnet. Dies wäre im Sinne der oben (S. 19) versuchten Unterscheidung zwischen dem mittelfristigen Konzept der zwei Revolutionen und dem taktisch eingesetzten Theorem vom „besonderen Weg" sicherlich falsch. Verdeutlicht werden sollte allein das taktische Moment, dessen Bedeutung m. E. darin lag, mit einer begriffsleeren Worthülse eine Entscheidung der KPD für einen dritten Weg und ein gewissermaßen drittes Ziel zu suggerieren und so die politisch-inhaltlichen Differenzen zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten zu überbrücken.

V. Gab es einen „besonderen deutschen Weg"?

1. Die programmatische Fixierung Die taktische Absicht, mit der die KPD-Führung die schillernde Vokabel in Umlauf setzte, galt freilich nur der Diskussion im Vorfeld der letzten Vereinigungsphase. Was immer Sozialdemokraten und Kommunisten in die neue Formel hineininterpretiert haben mochten, in den „Grundsätzen und Zielen“ konnten sie kaum etwas davon wiederentdecken. Die dem Vereinigungsparteitag vorgelegte Programmatik hielt sich strikt an die herkömmliche Begrifflichkeit der Zwei-Revolutionen-Theorie Lenins, nach der es galt, unter Führung der Partei zunächst die bürgerlich-demokratische Revolution zu Ende zu führen und dann zum Sozialismus überzugehen. Diese Orientierung erschien in der Formel: „Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands kämpft um diesen neuen (sozialistischen — St.) Staat auf dem Boden der demokratischen Republik".

Von einem „deutschen Weg" war keine Rede mehr, und die Berücksichtigung der „nationa-len Besonderheiten" schrumpfte zu der — angesichts der Besatzungsherrschaft — scholastisch-banalen Erkenntnis, daß „die gegenwärtige besondere Lage“ in Deutschland die „Möglichkeit" einschließe, die „reaktionären Kräfte daran zu hindern, mit den Mitteln der Gewalt ...der endgültigen Befreiung der Arbeiterklasse in den Weg zu treten". Geschehe dies, dann werde die neue Partei „zu revolutionären Mitteln greifen". Generell aber „erstrebt sie den demokratischen Weg zum Sozialismus" Die einzige Reverenz, die den Sonder-weg-Erwägungen erwiesen wurde, fand sich in der Charakterisierung der SED. Sie erschien als „unabhängige Partei", die in ihrem Lande für die wahren nationalen Interessen ihres Volkes" kämpfe

Zwar hatte der Vereinigungskongreß beschlossen, vom 1. SED-Parteitag ein vollständiges Parteiprogramm verabschieden zu lassen, doch dies geschah erst 1963. Formal galten mithin die „Grundsätze und Ziele" bis dahin als programmatisches Dokument. Von ungleich höherem politischen Rang aber waren stets die Richtlinien-Beschlüsse von ZK-Tagungen und Parteikonferenzen bzw. Parteitagen

Schon kurz nach dem Vereinigungsparteitag begannen die ersten Versuche, den Begriff der demokratischen Republik instrumentell auszuformulieren. Formulierungshilfe gab die Sowjetische Militäradministration. Nach Wolfgang Leonhard überbrachte ein sowjetischer Verbindungsoffizier wenige Wochen nach dem Einheitsparteitag ein russisches Manuskript, forderte dessen Übersetzung, und der Text wurde in der „Einheit" unter dem Titel „Was ist Demokratie?" veröffentlicht In diesem Aufsatz wurde jene von Ulbricht im September 1945 benutzte Formel wiederholt, daß für Deutschland weder eine schematische Übertragung des sowjetischen noch die eines westlichen Systems in Frage komme. Statt dessen verwies der Autor auf die „demokratisehen Volksrepubliken", auf Jugoslawien, die ÖSR, Bulgarien, Polen und Rumänien, und schlußfolgerte (wie Varga): „Die historische Betrachtung der Frage der Demokratie gibt uns die Möglichkeit, die Notwendigkeit des Bestehens einer mittleren Form der Demokratiezu verstehen, die zwischen der bürgerlichen und der sozialistischen Form der Demokratie besteht." Diese Form sei „fortschrittlicher als die bürgerliche Demokratie“ und geeignet, „die Bedingungen (zu) schaffen, die für den Aufbau des Sozialismus notwendig sind”. Der Autor vertrat die Ansicht, daß „in der heutigen Etappe der Entwicklung Deutschlands gerade dieser Typus der Demokratie am annehmbarsten ist".

Die SED-Führung stimmte dieser Sicht zu. Zwei Monate später veröffentlichte Rudolf Appelt eine Betrachtung der „Volksdemokratien" -Er resümierte, in „veränderter Form“ stünden die „Probleme", die dort „zur Entwicklung von Volksdemokratien“ führten, „auch vor dem deutschen Volke". Bei den „gegebenen Verhältnissen" gab es „nur die Wahl zwischen der bürgerlich-parlamentarischen Demokratie und der Volksdemokratie“. Dabei sei es allerdings „selbstverständlich, daß eine Volksdemokratie in Deutschland der besonderen deutschen Entwicklung angepaßt wäre und ihre besonderen deutschen Züge hätte“.

Diese Zielrichtung — sie wurde bis zum Jahre 1948 weiter präzisiert — prägte seither die Wandlungen der SED-Programmatik: Sie galten der sukzessiven Eingliederung der SBZ in den politischen, sozialen und legitimatorisehen Entwicklungs-und Begründungszusammenhang der Volksdemokratien. Der „deutsche" Weg, den manche SED-Mitglieder womöglich erhofft hatten, reduzierte sich auf die „mittlere Demokratie“, und der Weg zu ihr stellte nur insoweit einen „besonderen" dar, als er in einem historisch, kulturell, politisch und sozial anderen Terrain lag, als in dem, das die „Bruderparteien" vorgefunden hatten. Auf diesen anderen Wegen aber gingen die Volksdemokratien gemeinsam zum gleichen Ziel, zum Sozialismus sowjetischer Prägung. Und: Wie lange „Besonderheiten" von der Sowjetunion akzeptiert werden konnten, das hing letztlich von den Faktoren ab, die für die sowjetische Politik entscheidend waren: von den Entwicklungen des Ost-West-Konflikts. 2. Die gesellschaftliche Praxis Vor diesem Hintergrund stellt sich denn auch nicht so sehr die Frage, wie sich die Arbeit der Planer, Initiatoren und Aktivisten des Wiederaufbaus vom Transformations-Modell der KPdSU unterschied, wo und wie bewußt sie an den überkommenen administrativen, organisatorischen oder politischen Traditionen Deutschlands bzw.der deutschen Arbeiterbewegung anknüpften oder sich innovativ verhielten. Daß sie beides taten, steht außer Frage ist für unseren Zusammenhang aber sekundär, zumal es in nur wenigen Bereichen geschah (Formen der Verstaatlichung, Organisation der zentralistischen Administration) und bislang keine relevante Entscheidung bekannt ist, bei der sich Individuen, Gruppen oder gar die Partei als ganze explizit auf den „besonderen Weg" berufen hätten. Von größerer Bedeutung sind dagegen die in der SBZ wie in allen Ländern des sowjetischen Einflußbereichs (mit der markanten Ausnahme Jugoslawiens) durchgesetzten und weithin zeitgleich gegangenen Transformationsschritte: die Schaffung überwiegend gleicher sozialer Strukturen, einheitlicher — der KP-Dominanz dienlicher — Herrschaftsverhältnisse, die schrittweise Etablierung zentralistischer Verfügungsgewalt über die industrielle Produktion, die Banken und den Handel und schließlich auch die permanente Anpassung der Revolutionstheorie an die jeweils neueste Entwicklung der sowjetischen Lehre. Und von Bedeutung war schließlich auch die Tatsache, daß dieser Weg gegangen wurde ohne Rücksicht auf das entscheidende Spezifikum der deutschen Situation: die faktische Teilung des Landes.

Von einem „besonderen Weg" läßt sich im Hinblick auf die SBZ deshalb nur insofern sprechen, als die SED — anders als ihre Bruderparteien in Osteuropa — die Verfaßtheit ihrer Gesellschaft 1948 ausdrücklich nicht als „volksdemokratisch" im Sinne des in anderen Ländern proklamierten Übergangs zum Sozialismus charakterisierte. Womöglich nicht aus eigenem Entschluß, sondern auf Drängen der Sowjetunion, die die Glaubwürdigkeit ihrer verbal auf die nationale Einheit zielenden Deutschlandpolitik gefährdet sah Doch diese Besonderheit hinderte die SED-Führung nicht, die Theorie des Sonderweges präzise zu dem Zeitpunkt zu kritisieren, an dem dies auch ihre Bruderparteien taten.

VI. Die formelle Aufkündigung des Sonderweges

Der Zusammenhang, in dem die Parteiführung die ursprünglichen Reflexionen über einen deutschen Weg zum Sozialismus verwarf, ist bekannt und braucht hier nur benannt zu werden. Er war geprägt durch die rasche Zentralisierung des „Lagers der Volksdemokratien" im Gefolge des Kalten Krieges und des Kominform-Konfliktes mit der Kommunistischen Partei Jugoslawiens Diese externen Zwänge beschleunigten die in der SBZ seit 1947 ohnehin erkennbaren Zentralisierungs-Bewegungen im ökonomischen und administrativen Bereich und forcierten die Umbildung der bis dahin noch keineswegs marxistisch-leninistisch organisierten SED in eine Partei Stalinschen Typs. Unter dem Aspekt der SED-Geschichte markiert mithin die kritische Abwendung von Aussagen, mit denen die KPD-Führung die Bildung der Einheitspartei erleichtert hatte, das Ende der ersten Entwicklungsetappe der SED hin zu einer zeitgemäßen Kommunistischen Partei. Dieser Metamorphose entsprach die Form der Abkehr: Statt einer kollektiven Selbstkritik der Parteiführung hatte der Funktionär öffentlich abzuschwören, der die von der Sowjetunion empfohlene und kollektiv akzeptierte Taktik im Parteiauftrag ausformuliert hatte. Ob sich An-ton Ackermann dieser Prozedur zu widersetzen suchte, ist nicht überliefert In seiner öffentlichen Selbstkritik erklärte er, daß es „von Anfang an grundfalsch" gewesen sei, von einem „besonderen deutschen Weg" zu sprechen. Als Ursache des Fehlers benannte er das „Zurückweichen vor der wilden antikommunistischen Hetze", die „besonders kraß im Zusammenhang mit der Vereinigung der KPD und der SPD zur Sozialistischen Einheitspartei einsetzte".

Er sagte zumindest damit, so scheint mir, durchaus die Wahrheit, zwar in der Formel-sprache der Partei, doch deshalb nicht weniger wahr.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Hier soll nur auf neuere Arbeiten bzw. auf Standard-Werke verwiesen werden: Hans Joachim Spranger, Die SED und der Sozialdemokratismus. Ideologische Abgrenzung in der DDR, Köln 1982, S. 35f; Hans-Peter Waldrich, Der Demokratiebegriff der SED. Ein Vergleich zwischen der älteren deutschen Sozialdemokratie und der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Mit einer Einführung von Iring Fetscher, Stuttgart 1980, S. 226f.; Hermann Weber, Fred Oldenburg, 25 Jahre SED. Chronik einer Partei, Köln 19712, S. 22f.; Hermann Weber, Kleine Geschichte der DDR, Köln 1980, S. 33; Carola Stern, Porträt einer bolschewistischen Partei. Entwicklung, Funktion und Situation der SED, Köln 1957, S. 49f.; Wolfgang Diepenthal, Drei Volksdemokratien. Ein Konzept kommunistischer Machtstabilisierung und seine Verwirklichung in Polen, der Tschechoslowakei und der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1944— 1948, Köln 1974, S. 116ff.; Wilhelm Bleek, Einheitspartei und Nationale Einheit. Deutschlandpolitik und Staatsgründung der DDR 1945— 1955, München 1980 (maschschr. Ms.), S. 371 ff. In der DDR-Literatur wird dieses Faktum nicht gänzlich ausgeblendet. Vgl. Günter Benser, Der einheitliche revolutionäre Prozeß in Strategie und Taktik von KPD und SED (1945— 1961), in: Die DDR in der Übergangsperiode. Studien zur Vorgeschichte und Geschichte der DDR 1945— 1961, hrsg. v. Rolf Badstübner und Hans Heitzer, Berlin (Ost) 1979, S. 9f.; Geschichte der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Abriß, Berlin (Ost) 1978, S. 185 ff.; dokumentiert ist diese Phase programmatischer Entwicklung dort durch den Abdruck der Entschließung der ersten Sechziger Konferenz (20. — 21. 12. 1945) u. a. in: Geschichte der Deutschen Arbeiterbewegung, Band 6, Von Mai 1945 bis 1949, hrsg. v. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin (Ost) 1966, S. 385ff. Für die US-amerikanische Geschichtsschreibung über diese Phase vgl. Henry Krisch, German Politics under Soviet Occupation, New York and London 1974, S. 143f„ 190 ff.

  2. Eigentlich Eugen Hanisch, geb. am 25. 12. 1905 in Thalheim, Erzgebirge, 1928 Absolvent der Lenin-Schule in Moskau, 1932 Mitarbeiter der Komintern, seit 1935 Mitglied des ZK und Kandidat des Politbüros der KPD, seither auch führender KPD-Propagandist, Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg, dann in der Sowjetunion, dort u. a.deutscher Chefredakteur der für die Kriegsgefangenen herausgegebenen Zeitung „Das freie Wort" und Leiter des Moskauer Senders „Freies Deutschland", 1945 Leiter der KPD-Initiativ-Gruppe für Sachsen, Sekretär des KPD-ZK, dann Mitgl.des Zentralsekretariats der SED, Okt. 1949 bis Okt. 1953 zugleich Staatssekretär im DDR-Außenministerium, 1950 Kandidat des SED-Politbüros, nach dem 17. Juni wegen Unterstützung der Zaisser-Herrnstadt-Gruppe aller Parteiämter enthoben. 1956 im Gefolge der Stalinismuskritik durch den XX. KPdSU-Parteitag rehabilitiert, jedoch ohne wesentliche Parteifunktionen. Ackermann starb am 4. Mai 1973.

  3. Vgl. dazu Dietrich Staritz, Sozialismus in einem halben Lande, Berlin (West), passim.

  4. Dies ist auch in der Literatur unstrittig.

  5. Siehe weiter unten.

  6. Vgl. Maria N. Tscherwendinewa, Dontscho Daskalow, u. a., Georgi Dimitroff, Leipzig, Jena, Berlin 1982, S. 124.

  7. Heinz Voßke, Gerhard Nitzsche, Wilhelm Pieck. Biographischer Abriß, Berlin (Ost) 1975, S. 246, vgl. auch die Dimitroff-Biographie (Anm. 6), S. 126.

  8. Eine interessante, weil nuancenbewußte Auseinandersetzung mit dieser Sichtweise veröffentlichte unlängst Gottfried Dittrich, Der Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus in der DDR (1945— 1961) und einige seiner Besonderheiten, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, Gesellschafts-und Sprachwissenschaftliche Reihe, 31. Jg. (1982), Heft 2, S. 138 ff.

  9. Für die Anleitung anderer Parteien vgl. u. a. Ernstgert Kalbe, Der Übergang zur volksdemokratischen Revolution in den Ländern Südosteuropas, in: Studien über die Revolution, Berlin (Ost) 1969, S. 425; Eva Seeber, Die volksdemokratische Revolution in Mittel-und Südosteuropa als kontinuierlicher Prozeß ..., in: Jahrbuch für die Geschichte der sozialistischen Länder Europas, Bd. 18/1, Berlin (Ost) 1974, S. 21 ff; Ernstgert Kalbe, Wesen und Struktur der Volksfrontbewegungen während des zweiten Weltkrieges, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, Gesellschafts-und Sprachwissenschaftliche Reihe, 14. Jg. (1966), Heft 3, S. 436; D. E. Kunina, V. M. Endakova, Das Wirken der Kl für die Schaffung nationaler Fronten gegen den Faschismus, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft 5/1973, S. 774ff; für die KPD siehe: Horst Laschitza, Kämpferische Demokratie gegen Faschismus. Die programmatische Vorbereitung auf die antifaschistisch-demokratische Umwälzung in Deutschland durch die Parteiführung der KPD, Berlin (Ost) 1969, passim.

  10. Es braucht nicht betont zu werden, daß die in diesen Arbeiten gewählte Zitierweise besonders dann unbefriedigend ist, wenn die Autoren allein Zitat-Brocken vorlegen und auf allgemein unzugängliche Parteiarchive verweisen.

  11. Francis J. Käse, People's Democracy, Leyden 1968, S. 50ff., passim.

  12. Heinrich Heiter, Vom friedlichen Weg zum Sozialismus zur Diktatur des Proletariats. Wandlungen der sowjetischen Konzeption der Volksdemokratie 1945— 1949, Frankfurt/M. 1977, S. 67ff.

  13. William O. Mc Cagg jr„ Stalin Embattled. 1943— 1948, Detroit 1978, S. 31 ff. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang sein Hinweis (S. 57 f.) darauf, daß der Begriff der Volksdemokratie in diesem bündnispolitischen Sinne in der Nachkriegszeit erstmals im September 1944 von Georgi Dimitroff in einem offenen Brief an die bulgarischen Kommunisten offiziell verwendet wurde.

  14. Milovan Djilas, Gespräche mit Stalin, Frankfurt. /Main 1962, S. 149f.

  15. Vgl. Mc Cagg (Anm. 13), S. 60. Das Stalin-Zitat findet sich bei Djilas (Anm. 14), S. 145. Im gleichen Zusammenhang fiel aber auch der Stalin-Satz, daß dieser Krieg sich von den vorangegangenen dadurch unterscheide, daß jeder Sieger — so weit seine Armee vordringen kann — dem besetzten Gebiet auch immer „sein eigenes gesellschaftliches System auferlegt" (Djilas, S. 146).

  16. Vgl. Werner Link, Der Ost-West-Konflikt. Die Organisation der internationalen Beziehungen im 20. Jahrhundert, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1980, S. 95f.; Fernando Claudin, Die Krise der Kommunistischen Bewegung. Von der Komintern zur Kominform, Bd. 2: Der Stalinismus auf dem Gipfel seiner Macht, Berlin (West) 1978, S. 171 f.

  17. Ilo Dimitrow, über den Charakter der volksdemokratischen Macht in Bulgarien, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, a. a. O. (Anm. 8), S. 122ff., hier: S. 130f.

  18. Eugen Varga, Veränderungen in der kapitalistischen Wirtschaft im Gefolge des zweiten Weltkrieges, Moskau 1946, (Teil-) Übersetzung von Manfred Kerner, verf. Maschinenschrift, Berlin 1975.

  19. Ebd., S. 317 ff.

  20. Ebd., S. 14.

  21. Aussagen wie diese stehen natürlich unter dem Eindruck des Scheiterns von „Sonderwegen" und sind deshalb nicht frei von der auch in der Retrospektive wirksamen normativen Kraft faktischer Verläufe.

  22. W. I. Lenin, Zwei Taktiken der russischen Sozialdemokratie in der demokratischen Revolution, in: Lenin, Werke, Bd. 9, Berlin (Ost) 19602, S. 1 ff.

  23. Zur Annäherung der KPD an die Leninschrift,

  24. Vgl. dazu jetzt das Kapitel: „Georgi Dimitroff — ein treuer Freund der deutschen Arbeiterbewegung und Mitgestalter ihres revolutionären Kampfes", in der Dimitroff-Biographie (Anm. 6), S. 133ff., insbesondere S. 176ff.

  25. Vgl. Voßke/Nitsche, Wilhelm Pieck (Anm. 7), S. 246.

  26. Ebd., S. 256.

  27. Vgl. dazu Dietrich Staritz, Sozialismus (Anm. 3), S. 33 und die dort genannten Belege.

  28. Ebd., S. 144f.

  29. Zur Konzeptbildung der KPD s. insbesondere Arnold Sywottek, Deutsche Volksdemokratie. Studien zur politischen Konzeption der KPD 1935- 1946, Düsseldorf 1971.

  30. Zit. nach: ebd., S. 74.

  31. Vgl. Laschitza (Anin. 9), passim.

  32. Ebd., S. 197.

  33. Wie Sywottek mitteilt, hat Paul Merker im mexikanischen Exil bereits 1938 einen entsprechenden Rückgriff versucht. Sywottek (Anm. 29), S. 88 f.

  34. Wilhelm Pieck, Gesammelte Reden und Schriften, Band VI, hrsg. v. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin (Ost) 1979, S. 276ff.

  35. Vgl. zur Diskussion auf der Konferenz das von Gert Gruner und Manfred Wilke leider nicht sorgfältig edierte Protokoll, in: Sozialdemokraten im Kampf um die Freiheit. Die Auseinandersetzungen zwischen SPD und KPD in Berlin, stenographische Niederschrift der Sechziger Konferenz am 20. /21. Dezember 1945, München 1981. In die Studienkommission delegierte die KPD Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Franz Dahlem und Anton Ackermann, die SPD Otto Grotewohl, Max Fechner, Gustav Dahrendorf und Helmut Lehmann. Für Dahrendorf rückte nach dessen Weggang nach Hamburg Erich W. Gniffke nach.

  36. Heinz Voßke, Über das Wirken Wilhelm Piecks für die Vereinigung der KPD und der SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, und ders., Materialien zum Entwurf der „Grundsätze und Ziele der SED", beides in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 23. Jg. (1981), Heft 2, S. 184ff., 240ff.

  37. Deutsche Volkszeitung v. 19. 1. 1946.

  38. Vgl. Vortrags-Disposition Nr. 2, 1946, Material für politische Schulungstage, hrsg. v. ZK der KPD, o. O. (Berlin).

  39. Ein zeitgenössischer Autor oder KPD-Funktionär dieses Namens ist nicht bekannt. Auch nach Meinung des v. Verf. befragten Wolfgang Leonhard kann sich hinter diesem Pseudonym ein Mitarbeiter der SMAD verborgen haben.

  40. An die ideologisch-theoretischen Differenzen zwischen KPD und SPD in der Weimarer Zeit braucht hier nur erinnert zu werden, über die programmatische Trennlinie zwischen einem Großteil der Funktionäre beider Parteien nach 1945 berichtet Frank Moraw, Die Parole der Einheit und die Sozialdemokratie. Zur parteiorganisatorischen und gesellschaftspolitischen Orientierung der SPD in der Periode der Illegalität und in der ersten Phase der Nachkriegszeit 1933— 1948, Bonn-Bad Godesberg 1973, S. 88f„ 96 ff., 107ff., passim. Zur Position Grotewohls vgl.seine Rede vom 14. 9. 1945 „Wo stehen wir, wohin gehen wir?" Weg und Ziel der deutschen Sozialdemokratie, Berlin 1945. Eine direkte Kritik am sowjetischen Sozialismus-Modell war unter den Bedingungen der sowjetischen Okkupation öffentlich nicht zu formulieren. Klang sie dennoch an — wie in der Grotewohl-Rede zum Jahrestag der Revolution von 1918 am 11. November 1945—, dann durfte sie nicht veröffentlicht werden.

  41. Diese Sicht prägte auch den Text der Vortrags-Disposition (vgl. Anm. 38), die zum gleichen Thema herausgegeben worden war. Bemerkenswert aber ist, daß in diesem Text die Notwendigkeit eines besonderen Weges, der Berücksichtigung der nationalen Besonderheiten etc. mit keinem Wort erwähnt wurde. Sein Autor referierte allein die Zwei-Revolutionen-Theorie Lenins in der Fassung des KPD-Gründungsaufrufs: „Der Kampf um die Vollendung der bürgerlich-demokratischen Revolution ist der einzige Weg, um unserem sozialistischen Endziel näher zu kommen. Unter den heutigen Entwicklungsbedingungen in Deutschland ist ein anderer Weg ausgeschlossen." Auch diese Textpassage richtete sich mithin vor allem an die „ 1933 stehengebliebenen" (W. Ulbricht) „Sektierer" in den eigenen Reihen.

  42. Die ersten publizierten Äußerungen stammen von Fred Oelßner (vgl. Deutsche Volkszeitung v. 15. 6. 1945: „Die Kommunisten sind die konsequentesten Vorkämpfer für die Demokratie"; DVZ v. 29. und 31. 7. 1945: „Vollendung der bürgerlich-demokratischen Umbildung Deutschlands". Beide Artikel wurden zu den KPD-Schulungstagen geschrieben, waren an die eigenen Genossen adressiert und polemisierten deshalb gegen die Vorstellung von einem unmittelbaren Übergang zum Sozialismus.

  43. Zit nach Deutsche Volkszeitung v. 14. 10. 1945; in Andeutungen klang das bei Ulbricht bereits in seiner Rede v. 25. 6. 1945 an: vgl. Einheitsfront der antifaschistisch-demokratischen Parteien, Berlin

  44. Deutsche Volkszeitung v. 4. 11. 1945.

  45. Deutsche Volkszeitung v. 4. 12. 1945.

  46. Diese Rede, speziell der Verzicht auf die von Ulbricht im Oktober betonte Berücksichtigung der „eigentümlichen Entwicklungsbedingungen" in Deutschland, spricht gegen die Mitteilung Leonhards (Die Revolution entläßt ihre Kinder, Köln 1955, S. 429), Ackermann habe an seinem „Einheit" -Aufsatz bereits seit November 1945 gearbeitet. Möglicherweise kommt L.deshalb zu dieser Zeitbestimmung, weil er in seiner Erinnerung davon ausging, Ackermann habe den Artikel bereits im Dezember 1945 (ebd., S. 423) (und nicht erst Anfang Februar 1946) veröffentlicht

  47. Zit. nach: Entschließungsentwurf der KPD, in: Berlin. Quellen und Dokumente 1945— 1951, 1. Halbband, hrsg. im Auftrage des Senats von Berlin, bearb. durch Hans J. Reichhardt, Hanns U. Treutler, Albrecht Lampe, Landesarchiv Berlin — Abteilung Zeitgeschichte, Berlin (West) 1964, S. 788ff., hier: S. 792 f. Auch dieser Text ist in der ärgerlichen Publikation von Gruner/Wilke (Anm. 35) nicht enthalten. Henry Krisch, a. a. O. (Anm. 1), S. 143, verweist zwar auf den Zusammenhang der Resolution der Sechziger Konferenz mit dem später veröffentlichten Ackermann-Text. Er nennt die entsprechenden Passagen der Entschließung aber m. E. unterbewertend „an anticipation" der späteren „AckermannThesen". Die Tatsache jedoch, daß sie aus dem KPD-Entwurf stammten, übergeht er und gibt statt dessen zu Mutmaßungen über einen auf der Sechziger Konferenz erzielten Kompromiß Anlaß, wenn er schreibt: „This striking formulation ... may be seen as an answer to Grotewohls (auf der gleichen Konferenz gestellten — St.) semirhetorical question as to whether the KPD was a . German party."

  48. Vgl. Deutsche Volkszeitung v. 23. 12. 1945.

  49. Gruner/Wilke (Anm. 35), S. 76; die von Leonhard (S. 436) wiedergegebenen Zitate aus der Entschließung der Sechziger Konferenz sind lückenhaft bzw. im Originaltext nicht auffindbar.

  50. Die ersten gedruckten Exemplare der „Einheit" lagen pünktlich zur 1. Delegierten-Konferenz des FDGB (9. — 11. 2. 1946) vor (vgl. DVZ v. 14. 2. 1946).

  51. Anton Ackermann, Gibt es einen besonderen deutschen Weg zum Sozialismus?, in: Einheit, Monatsschrift zur Vorbereitung der Sozialistischen Einheitspartei, Februar 1946, Hefti, S. 22ff., hier:

  52. Vgl. Anm. 36. Nach Frank Moraw, Die Parole der Einheit und die Sozialdemokratie, a. a. O. (Anm. 40), S. 164, waren es Anton Ackermann und Helmut Lehmann, die „gleichsam in Klausur eine gemeinsame programmatische Basis" suchten. Ergebnis ihres Nachdenkens waren ihre Artikel in der ersten Ausgabe der „Einheit".

  53. Geb. 1882 in Berlin, gest. 1959. Zimmermann, Krankenkassenangestellter, 1903 Mitgl.der SPD, 1914— 1933 Vorsitzender des Hauptverbandes deutscher Krankenkassen, 1933— 1945 wiederholt inhaftiert. 1944 vom Volksgerichtshof zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. 1945 Mitglied des SPD-Zentral-ausschusses, Vizepräsident der Zentralverwaltung für Arbeit und Sozialfürsorge. 1946— 1950 Mitgl.des Zentralsekretariats des Parteivorstandes bzw. Mitglied des Politbüros des ZK der SED. Seit 1950 Vorsitzender des Zentralvorstandes der Sozialversicherung.

  54. Helmut Lehmann, Grundsätze und Ziele der Sozialistischen Einheitspartei, in: Das Volk v. 1. 3.

  55. Helmut Lehmann, Der Sozialismus. Betrachtungen zum Maximalprogramm, in: Einheit, März 1946, Heft 2, S. 21ff„ hier: S. 22.

  56. Vgl. dazu Dietrich Staritz, Sozialismus in einem halben Lande, (Anm. 3) S. 70ff.

  57. Das war insofern von Bedeutung, als 1948 der Eindruck erweckt werden sollte, Ackermann habe allein und gewissermaßen selbständig über einen deutschen Sonderweg nachgedacht. Dieser Legende diente wohl auch die Tilgung dieser Passagen aus Pieck-und Ulbricht-Reden in den entsprechenden Sammelbänden. Vgl. zu dieser Orwell-Prozedur bei Walter Ulbricht: Hermann Weber, Ulbricht fälscht Geschichte. Ein Kommentar mit Dokumenten zum „Grundriß der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung", Köln 1964, S. 157 ff.

  58. Zit. nach: Wilhelm Pieck, Probleme der Vereinigung von KPD und SPD. Referat des Genossen Wilhelm Pieck, gehalten auf der ersten Parteikonferenz der Kommunistischen Partei Deutschlands am 2. und 3. März 1946 in Berlin, Berlin 1946, S. 20. In seinem Schlußwort kritisierte Pieck, „daß leider von vielen Genossen (in deren Diskussions-Beiträgen — St.) die großen Probleme, die in den . Grundsätzen und Zielen'aufgerollt sind, nicht so gewürdigt werden, wie es deren Bedeutung erforderte". Schließlich seien es nicht „ausgetretene Wege”, „sondern es ist ein neuer Weg, der unter ganz besonderen Bedingungen gegangen werden muß und für den es gilt, besondere Voraussetzungen zu schaffen, um das gesteckte Ziel zu erreichen“ (ebd. S. 30). In seiner Rede räumte Pieck im übrigen ein, daß die von Ackermann erwähnten Positiva sich „im wesentlichen nur auf die sowjetische Besatzungszone" beziehen. In der von der Parteikonferenz verabschiedeten Resolution sah die KPD-Führung die Sonderweg-These — wohl nicht zu Unrecht — in der Kontinuität des Gründungsaufrufs. Sie verwies auf die dortige Sowjetsystem-Passage und knüpfte daran die Feststellung: „Ebenso falsch wäre es aber auch, Deutschland ein Regierungssystem westlicher Staaten aufzuzwingen oder die demokratische Erneuerung Deutschlands in die Schablonen westlicher Verwaltungssysteme zu pressen.“ (Zit. nach: Resolution für die Parteikonferenz der KPD am 2. und 3. März 1946 — Entwurf, in: DVZ v. 16. 2. 1946).

  59. Vgl. Walter Ulbricht, Die Gegenwartsforderungen der Sozialistischen Einheitspartei, in: Einheit, Heft 2, März 1946, S. 17 ff., und ders., Der große Plan des demokratischen Neuaufbaus, Referat auf der Parteikonferenz am 3. März 1946, in: Deutsche Volkszeitung v. 4. 3. 1946.

  60. Zit. nach: DVZ v. 28. 2. 1946, S. 2 „Wir orientieren uns nur auf Deutschland".

  61. Vgl. Vortragsdisposition Nr. 5/1946: Der Weg zum Sozialismus (Zur Diskussion um das Maximal-programm der Einheitspartei).

  62. Wir eröffnen die Diskussion: Wolfgang Leonhard, über den deutschen Weg zum Sozialismus, DVZ v. 24. 3. 1946.

  63. Anton Ackermann, Fragen und Antworten, Berlin o. J. (1946).

  64. Ebd., S. 27f.

  65. Bericht vom 15. Parteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands. 19. und 20. April 1946 in Berlin, Berlin 1946, S. 116.

  66. Zit. nach: Protokoll des Vereinigungs-Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) am 21. und 22. April 1946 in der Staatsoper . Admiralspalast" in Berlin, Berlin 1946, S. 178f.

  67. Ebd. S. 179f.

  68. Nicht nur im Hinblick auf den Inhalt der „Grundsätze und Ziele“ ist es mithin fragwürdig, die „These vom .deutschen Sonderweg zum Sozialismus“'als „ideologisches Kernstück des SED-Programms“ zu deuten, das bis zum Sommer 1948 Gültigkeit gehabt habe. So Carola Stern, Porträt, a. a. O. (Anm. 1), S. 49.

  69. Leonhard, a. a. O. (Anm. 46), S. 453.

  70. Vgl. „Einheit, 1. Jg., Heft 4 (September 1946), S. 216ff.

  71. Rudolf Appelt, Ein neuer Typus der Demokratie. Die Volksdemokratien Ost-und Südosteuropas, in: Einheit, 1. Jg. Heft 6 (November 1946), S. 339 ff.

  72. Vgl. zur Entwicklung des Begriffs der Volksdemokratie Anm. 11 und 12, sowie Christoph Kleßmann, Die Deutsche Volksdemokratie. Geschichte, Theorie und Rezeption des Begriffs in der SBZ/DDR, in: Deutschland Archiv, 1975, Heft 4, S. 375 ff., und Dietrich Staritz, Sozialismus in einem halben Lande, a. a. O. S. 136ff.

  73. Vgl. für die Betriebsrätebewegung die material-reiche Untersuchung von Siegfried Suckut, Die Betriebsrätebewegung in der Sowjetisch Besetzten Zone Deutschlands (1945— 1948). Zur Entwicklung und Bedeutung von Ärbeiterinitiative, betrieblicher Mitbestimmung und Selbstbestimmung bis zur Revision des programmatischen Konzeptes der KPD/SED vom besonderen deutschen Weg zum Sozialismus, Frankfurt/M. 1982.

  74. Vgl. dazu Staritz, a. a. O., S. 150f., S. 161 f.

  75. Die SED-Führung nahm zum Jugoslawienkonflikt in verschiedenen Resolutionen Stellung. Sie schloß sich der Kominformlinie an, verurteilte die Politik der KPJ und zog aus dem Kominformbe-

  76. Erich W. Gniffkes Auskünfte, die einzigen eines Ohrenzeugen, sind widersprüchlich. In einer Artikelserie (Braunschweiger Zeitung v. 16. Mai 1950ff.) schrieb er, Anton Ackermann habe 1948 in einer Sitzung des Zentralsekretariats erklärt, „daß er sich eher nach Sibirien schaffen lasse, als daß er gewillt sei, in einer der Fragen nachzugeben, die uns von den . Grundsätzen und Zielen'der Partei wegbringen". In seinem Erinnerungsband . Jahre mit Ulbricht“, Köln 1966, S. 281, opponierte Ackermann „selbst auf die Gefahr hin, daß er sich eines Tages in einem Arbeitslager in Sibirien wiederfände", gegen die personelle Erweiterung des Zentralsekretariats. In der Parteivorstandssitzung vom 15. /16. September 1948 allerdings, bei der Kritik der Sonderweg-Thesen, verhielt sich Ackermann nach der gleichen Quelle (S. " Of.) bolschewistisch-diszipliniert und „bekannte sich ... ausdrücklich zur Einsicht in seine bereits aufgezählten Fehler".

  77. Ackermann veröffentlichte sie am 24. 9. 1948 im Neuen Deutschland unter dem Titel „über den einzig möglichen Weg zum Sozialismus“ und schrieb nun: „Ohne die Aneignung und Auswertung der Erfahrungen der drei Revolutionen (1905, Februar und Oktober 1917 — St.) und der Erfahrungen der vollen

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Dietrich Staritz, Dr. rer. pol., geb. 1934, Prof, am Fachbereich Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin (z. Z. beurlaubt), geschäftsführender Leiter des Arbeitsbereichs Geschichte und Politik der DDR am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Mannheim. Veröffentlichungen u. a.: Die National-Demokratische Partei Deutschlands. Ein Beitrag zur Untersuchung des Parteiensystems der DDR, Berlin 1968; Sozialismus in einem halben Lande. Zur Programmatik und Politik der KPD/SED in der Phase der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung in der DDR, Berlin 1976; (Hrsg.) Das Parteiensystem der Bundesrepublik. Geschichte — Entstehung — Entwicklung, Opladen 19802.