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Voraussetzungen, Philosophie und Praxis der Selbsthilfe in der Dritten Welt | APuZ 46/1991 | bpb.de

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APuZ 46/1991 Deutschland vor neuen Herausforderungen in den Nord-Süd-Beziehungen Die Ursachen der anhaltenden Unterentwicklung Agrarökologische Probleme der Tropen Voraussetzungen, Philosophie und Praxis der Selbsthilfe in der Dritten Welt

Voraussetzungen, Philosophie und Praxis der Selbsthilfe in der Dritten Welt

Peter Moßmann

/ 18 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Nach Jahrzehnten relativ erfolgloser Entwicklungspolitik und Zeiten des Zerfalls zentralstaatlicher Machtfülle drängt sich der Rückgriff auf erprobte Verfahren der Selbsthilfe und Entscheidungsabläufe auf. Zu ihr gehört die vermehrte Selbstbestimmung von Gemeinschaften und Dorfgruppen in weit auseinanderliegenden Regionen. Mittel-bis langfristig aktive Selbsthilfe braucht zur Entfaltung einen sie schützenden Unterbau von lokaler Freiheit, von Gewalten zweiter Ordnung, von „pouvoirs intermediaires“. Innergesellschaftliche Souveränität, relative regionale Autonomie und horizontal angelegte föderale Strukturen können Freiraum für demokratische Erneuerungen und Problemlösungen schaffen, die allein „von oben“ und hierarchisch-zentralistisch nicht durchsetzbar wären. Das an Subsidiarität orientierte Entwicklungshandeln lokaler (Dorf-) Gemeinschaften bedarf der Unterstützung (Beratung, Schulung, Finanzierung, Verwaltung) und des Schutzes ihrer Initiativen. Die „Miniaturrepubliken“, wie sie Mahatma Gandhi am Vorabend der Unabhängigkeit Indiens, in den Dörfern als Keimzelle und Grundlage der Souveränität Indiens gesehen hat, finden ihre Entsprechung in den „Cabildos" der Paez-Indios in Kolumbien: Wissen, Ressourcen, Entscheidungsträger und Kontrollen sind lokal vorhanden und garantierten jahrhundertelang Freiheit und Subsistenz. Die Rekonstruktion verdrängten Wissens, die Mobilisierung lokaler Selbsthilfe und die Renaissance bewährter Verhaltensmuster sowie Entscheidungsabläufe geschehen über verschiedene Aktionsforschungsvarianten und Partizipationsmethoden.

I. Einleitung

Unter Selbsthilfe in der Entwicklungspolitik sind individuelle wie gemeinsame Formen des Handelns zu verstehen, die jeweils Konzeptionen von Einzelpersonen oder Personengruppen betreffen können bzw. aus ihnen resultieren Es ist ein zielgerichtetes, am „Vertrauen auf die eigene Kraft“ (SelfReliance) orientiertes Handeln. Weitestgehende Partizipation im Sinne von Mitentscheidung in allen Projektphasen -von der Planung und Durchführung bis zur Evaluierung und Nachbetreuung -charakterisiert das Selbsthilfe-Konzept. Selbsthilfe kann ein Anstoß sein nicht nur zur Problemlösung in unterentwickelten Regionen. Sie kann als Katalysator einen politischen Prozeß anregen und am Leben erhalten, der Macht umverlagert und etablierten staatlichen Bürokratien Grenzen setzt. Selbstbewußtsein, Wissen und optimistisch zielgerichtete Tatkraft sind einige Grundelemente, die entsprechende Formen, Methoden und Inhalte voraussetzen. In der Empfehlung des Deutschen Bundestages zur „Armutsbekämpfung durch Hilfe zur Selbsthilfe“ wird betont, wie wichtig für die Adressaten in der Entwicklungszusammenarbeit „der Raum zur Entfaltung ihrer eigenen Kräfte“ ist.

II. Voraussetzungen für Selbsthilfe

1. Föderale, horizontal-strukturierte Schutzorgane Noch schwach entwickelte demokratische Selbst-organisationen können am effektivsten durch eine Art Föderalismus geschützt werden, der durch folgende Merkmale gekennzeichnet ist: 1. Er steht instrumentell dem Verlangen nach „immer mehr Staat entgegen“

2. Intern bietet der Föderalismus eine „elementare Beweglichkeit innerhalb eines festeren Gehäuses“ wodurch Konflikte geschlichtet und Bürgerkriege verhindert werden könnten.

3. Als staatlich-gesellschaftliches System kann er identifiziert werden mit Freiraum, Handlungsspielraum, mit der Freiheitsidee als Kontrast zum zentralistisch verfaßten bürgerlichen oder sozialistischen Staat. Diese Art Föderalismus ist eminent pluralistisch in Form und Inhalt.

4. Aus sozialer Sicht wird er zum „gesellschaftlichen Prinzip“ kooperativer Gegenseitigkeit.

5. Unter Formaspekten kann festgehalten werden: Die Form verliere ihren Wert, wenn „sie nicht die Form des Inhalts ist“ Dies heißt, daß nur inhaltlich auszumachen ist, ob es sich um eine föderale Politik handelt. 2. Netzwerke Dort, wo der Staatsapparat zu ineffizient ist, über keine ausreichenden Ressourcen verfügt und lokalen Initiativen mißtraut, bedarf es der Netzwerke, die Freiräume für Eigeninitiativen schützen, institutionell und programmatisch füllen und demokratische Prozesse im Interesse der Problemlösung am Leben halten. Charakteristisch für die in Netzwerken verborgenen Formen neuer Gesellschaftensind eine verbesserte Gleichstellung der Mitglieder, geeignete Organisationsformen und „voller Spielraum“ für individuelle Initiativen; ein Organismus, bestehend aus einer „Vielheit von Assoziationen, die sich zu allen gemeinsame Arbeit erfordernden Zwecken zusammenschließen“ Ihre Initiativen und Organisation erstrekken sich landesweit oder über mehrere Länder.

Im Fall der Entwicklungspolitik werden Netzwerke aller Kontinente koordiniert von der mexikanischen „Promociön del Desarrollo Populär“, die einmal im Jahr eine weltweite Konferenz einberuft und das in der „Society for International Development“ (SID) in Rom gegründete „grass roots initiatives and strategies’ programme“ (gris) weiterentwickelt. Diese u. a. von Misereor kofinanzierte mexikanische Nichtregierungsorganisation (NRO) setzte ihre Erfahrungen der Selbsthilfe nach dem Erdbeben in Mexiko von 1985 in einer Weise um, daß aus der Fülle ähnlicher Gruppen und Netzwerke die verharschte Staatspartei PRI (Partido Revolucionario Institucionalizado) bislang von ihr besetzte Politikfelder an demokratische Selbstorganisationen abgeben mußte.

Die klassische Bedeutung von Netzwerken skizzierte Fürst Kropotkin zu einem Zeitpunkt, als er sich persönlich bei Lenin beschwert hatte über die Zerstörung lokaler demokratischer Gemeinschaftsformen. Johan Galtung bezeichnete Kropotkin als den bedeutendsten politischen Denker Rußlands für die Zeit nach der KPdSU-Herrschaft Was bereits jetzt an Stadt-Umland-Planung im Großraum St. Petersburg bekannt wird (Stand: September 1991), erinnert an ähnliche Organisationen im Umland Barcelonas Ende der dreißiger Jahre, nachdem der Zentralstaat zerfallen war Vor dem empirischen wie theoretischen Hintergrund und der Bedeutung Kropotkins auch für das damalige Spanien erscheint die klassische Netzwerk-Konzeption erneut aktuell für lokale, selbstbestimmte Problemlösungen -ungeachtet des kulturellen Kontexts:

„Wir bemerkten bei den gesitteten Völkern den Keim zu einer neuen Gesellschaftsform, der die alte weichen mußte. Diese neue Gesellschaft besteht aus einander gleichgestellten Mitgliedern, die nicht mehr gezwungen sind, Haus und Kopf an andere zu verkaufen und von diesen in beliebiger, planloser Weise ausnützen zu lassen; sie können vielmehr ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zielbewußt der Produktion zuwenden im Rahmen eines Organismus, der vermöge seines Aufbaues alle auf die Gewinnung des größtmöglichen Gesamtbetrages der allgemeinen Wohlfahrt gerichteten Bestrebungen zusammenfaßt und dabei für die individuelle Initiative vollen Spielraum läßt... Alle diese Gruppen wirken in freier gegenseitiger Vereinbarung zusammen, ganz wie jetzt die Eisenbahngesellschaften oder die Postverwaltungen der verschiedenen Länder Zusammenarbeiten, ohne daß eine Zentralbehörde für Eisenbahnen oder Posten bestände und obwohl jene rein egoistische Zwecke verfolgen und diese zu verschiedenen oft einander feindlichen Staaten gehören, oder wie die Meteorologen, die Alpenvereine, die englischen Lebensrettungsstationen, die Radfahrer, die Lehrer usw. miteinander zu gemeinnützigen, zu rein geistigen Zwecken oder auch nur des Vergnügens halber einander die Hände reichen. Es besteht volle Freiheit zur Entwicklung neuer Formen in der Produktion, Erfindung und Organisation, die individuelle Initiative findet Anregung und Unterstützung, während der Neigung zur Gleichförmigkeit und Vereinheitlichung entgegengearbeitet wird.“ 10)

Hüglin spricht bezüglich des Föderalismus im Sinne der hier erwähnten Politik durch Assoziationen von der „ökologischen Gemeinschaftsstruktur als eigentlicher Verwirklichung der gesellschaftlichen Natur des Menschen von der Kooperation autonomer Verbände im möglichst transparent-überschaubaren Netzwerk -, web of life‘ -einer zusammengesetzten , communitas communitatum"" Was für Europa und Rußland galt und gilt, wurde über Tolstoj von Mahatma Gandhi für das sich von den Engländern befreiende Indien aufgegriffen und propagiert. Dies ist bis heute für alle Netzwerke, sowohl für die Regionen als auch für Stadtteile in den Metropolen der Dritten Welt, relevant. 3. Basis-Methode der Entwicklungspolitik Subjekte statt Objekte der Politik Wenn demokratische Grundrechte wie Selbstorganisation, Meinungsfreiheit und Bürgerbeteiligung eingehen in den Planungs-und Implementierungsprozeß, dann ist die Basis-Methode, der Dialog zwischen Subjekten, ein zentraler Baustein für Entwicklungspolitik. Die sowohl vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) in der Arbeitsgruppe „Armutsbekämpfung durch Selbsthilfe“ einbezogenen Erfahrungen von Aktionsforschem in der Dritten Welt als auch die vom Deutschen Bundestag empfohlenen Aktionsforschungs-und Dialogprogramme fördern mehr als Hilfe zur Selbsthilfe: Vor dem Hintergrund der von den Vereinten Nationen finanzierten Aktionsforschungsvariante „Forschung und partizipatorische Aktion“ (IAP -Investigaciön y Acciön Participativa) wissen wir, daß Selbsthilfe als Teil eines politischen Prozesses dauerhaft fortwirken, Alltagsprobleme lösen helfen und Gesellschaften erneuern kann. Mit dieser Methode wird ein historisches Projekt angestrebt, das im folgenden am Beispiel von Partizipation erläutert wird.

Forschung und partizipatorische Aktion Welche Methode ist möglich und sinnvoll, Selbsthilfe anzuregen und zu planen, um erstens innergesellschaftlich partiell souverän sein zu können, damit zweitens in föderalen Formen entsprechende Inhalte umsetzbar werden? Es gibt verschiedene Vorstellungen von Partizipation, die in Regierungs-und UN-Entwicklungsprogrammen eingeflossen sind. Eine der am weitesten reichenden Konzeptionen von Partizipation mit einer Aktionsforschungsvariante, wie sie das Internationale Arbeitsamt (ILO) und die kanadische Regierung gefördert haben strebt ein Projekt an, für das Partizipation das Aufbrechen traditioneller Beziehungen der Unterwerfung und Abhängigkeit bedeutet, „in der die Subjekt-Objekt-Asymmetrie umgewandelt wird in eine echte offene Beziehung zwischen Subjekten in allen Aspekten des Lebens von den wirtschaftlichen und politischen bis zu den innenpolitischen und wissenschaftlichen.“

Die dieses Ziel verfolgende Methode „Forschung und partizipatorische Aktion“ versucht, tradiertes populäres Wissen aufzuwerten und, wo möglich, einzusetzen. Das politische Ziel ist die schrittweise Überwindung der historisch gewachsenen Abhängigkeit von ehemaligen Kolonialmächten und multi-nationalen Konzernen. Zentrales Mittel ist das unter der lokalen Bevölkerung vorhandene Wissen, das teilweise aus der Vergessenheit geborgen werden muß. Ihre Verfechter in der Dritten Welt gehen davon aus, daß diese Methodologie demokratische Selbstentfaltung fördern und schrittweise zu einer anderen Politik führen kann.

Partizipation durch Wissen als real existierende Macht des Volkes Die „Investigaciön y Acciön Participativa" (IAP) argumentiert in Anlehnung an das Baconsche Axiom „Wissen ist Macht“. Es wird davon ausgegangen, daß das kollektive Erinnerungsvermögen, tradiertes Wissen und Erfahrungen bei entsprechendem Sozialverhalten und Organisiertheit einen Machtfaktor eines Volkes oder einer lokalen Gemeinschaft darstellen kann. Macht in Gruppen und Gemeinschaften, die relativ benachteiligt sind, wird tendenziell zur Gegenmacht. Demokratisch verfaßte Gegenmacht des Volkes kann durch genügend kreative und transformierende Kraft die Macht von Bürokratien schwächen, Entscheidungen beeinflussen und ihre Implementierung modifizieren. Das eigene lokal vorhandene Wissen und das Wissen Dritter wird so zu artikulieren und zu systematisieren versucht, daß sie Protagonisten gesellschaftlichen Fortschritts wie der Verteidigung ihrer Gruppeninteressen werden.

Eine Grundlage der IAP-Arbeit besteht im Prozeß des Kennens und sich Erkennens. Dadurch wird die etablierte Wissenschaft entmythologisiert. Sie wird als Kulturprodukt betrachtet mit Werten, Zielen und Interessen derjenigen Gruppen, die sie fördern. Das im Volk vorhandene Wissen, seine Informationen und Bedürfnisse sind auf andere Formen, Inhalte und Ziele ausgerichtet als die etabliert-elitäre Vorgehensweise und Wissenschaft. Die lokalen Informantengruppen sind integraler Bestandteil des Wissens-, (Selbst-) Organisations-und Machtprozesses. Wissen und Einfluß stützen sich somit im politischen Prozeß auf die Basis. Das kollektive Erinnerungsvermögen und das Aufarbeiten der eigenen Geschichte fördert die Forschung außerhalb akademischer Institutionen. Eine belebte Volkskultur kann zu gesteigertem Selbstbewußtsein führen, das Selbststeuerungswillen und -kapazität mehrt, also ein Volk tendenziell souveräner macht. Es löst frühere Abhängigkeiten -u. a. von Intellektuellen, deren avantgardistische Rolle heute überholt ist. Foucault drückt dies folgendermaßen aus: „Früher glaubte man, der Intellektuelle sage jenen die Wahrheit, die sie noch nicht sahen, und im Namen derer, die sie nicht sagen konnten: Er war Bewußtsein und Sprache.“ Inzwischen entdeckten die Intellektuellen „unter dem Druck der jüngsten Ereignisse ..., daß die Massen sie gar nicht brau- chen, um verstehen zu können; sie haben ein vollkommenes, klares und viel besseres Wissen als die Intellektuellen, und sie können es sehr gut aussprechen.“ Diese stark reduzierte Rolle von Eli-ten, hier am Beispiel der Intellektuellen ausgedrückt, stärkt den relativ autonomen Gestaltungswillen kleiner Gliedgemeinschaften, wie es das Subsidiaritätsprinzip will.

III. Empirische Fälle

Ethnische und kleinbäuerliche Dorfgemeinschaften in der Dritten Welt sind trotz kolonialer und nachkolonialer Abhängigkeiten in ihrer gegenseitigen Hilfsbereitschaft noch nicht so zerrüttet (im Sinne des Subsidiaritätsprinzips) wie in Industrie-gesellschaften. Die Entwicklung von der Gemeinschaft zur Gesellschaft trifft aber auch hier zu: Die fortschreitende Entwicklung verläßt tendenziell die lange praktizierte gegenseitige Hilfe in Gemeinschaften und bewegt sich hin zur modernen Gesellschaft. Aufgrund des weitverbreiteten Gemeinschaftssinns in der Dritten Welt und ungeachtet kolonialer und nachkolonialer Zerstörung gewachsener Strukturen ist jedoch immer noch, auch wenn es oft nur noch Restbestände an bewährten Verhaltensweisen gibt, eine Rekonstruktion von Altbewährtem und seine unmittelbare Einbeziehung in standortgerechte sowie kulturangepaßte Programme und Projekte möglich. 1. Die Dorfgemeinschaftsräte der Paez-Indios Bei den Paez-Indios Südkolumbiens ernennt und entläßt die Dorfgemeinschaft die Amtsträger im „Cabildo". Dieser Indio-Rat hat das Recht, Konflikte zu schlichten, Land zu verteilen und die Landgröße entsprechend der Familiengröße zuzuteilen. Er bestimmt alle Gemeindeangelegenheiten. Die Gemeinschaft betrachtet sich als souverän und setzt zur Regelung der Außenbeziehungen einen Cabildo-Gouverneur ein. Der Cabildo ist Träger der Souveränität der Dorfgemeinschaft. Die koordinierten Aktionen der Cabildos der Nachbargemeinschaften und ihre Interessenorganisation, der Regionale Indio-Rat des Cauca-Tals (CRIC -Consejo Regional Indigena del Cauca) sind zusammen im oberen Cauca-Tal die Träger der stammesinternen Souveränität. Der Consejo Regional Indigena del Cauca (CRIC) ist eine Art Netzwerk mit quasi-föderalen Schutzfunktionen im Sinne autonom-subsidiären Entwicklungsgeschehens. 2. Lokale Politik in der Sozialphilosophie Mahatma Gandhis Im Entwicklungsdenken Mahatma Gandhis, in welchem sich die politisch-philosophische Tradition des ländlichen Indiens wiederfindet, gibt es eine erstaunliche Parallele zur lokalen Souveränität der Paez-Indios der letzten Jahrhunderte und ihrer Selbstbestimmung über die Cabildos. Bei Gandhi ist jedes Dorf als relativ souveräne „village-republic“ zu verstehen. Außenbeziehungen und interne Politik bestimmen der Ältestenrat. Subsistenzwirtschaft, lokale Autonomie und Autarkie sind das Hauptziel der Dorfrepublik. Der indische Subkontinent setzt sich zusammen aus Tausenden ländlichen „Miniaturrepubliken“.

Selbstregierung (Swaraj)

Eine Voraussetzung für die Demokratie (Sarvodaya) bei Gandhi ist immaterieller Art. Sie beruht auf einer besonderen Charakter-Struktur ihrer Bürger, die vom gelebten politischen Bewußtsein nicht zu trennen ist. Swaraj bedeutet bei ihm nichts anderes als Selbstbeherrschung bzw. Selbstregierung. Wer die Moralgesetze als Grundlage der Selbstbeherrschung befolgt, betrügt nicht, bleibt bei der Wahrheit und erfüllt seine Pflichten innerhalb der Gemeinschaft. Ein solcher Mensch ist schon im Genuß der Swaraj, gleichgültig wo er lebt. Ein Staat besitzt Swaraj, wenn er sich einer großen Zahl solch guter Bürger rühmen kann. Der Staat wird gebildet von der Vielzahl der sich den Werten des Sarvodaya, des Swaraj und Self-Reliance gemäß verhaltenden Bürger. In ihnen liegt der Kern der Gesellschaft, nicht in Organisationen wie Parteien, Verbänden, Parlamenten oder Staatsapparaten. Diese Auffassung bestimmt den Ausgangspunkt für Veränderungen.In einer „gewaltlosen Demokratie“ unter Bedingungen der Selbstregierung, wie sie sich Gandhi vorgestellt hat, wird „gleiche Freiheit für Alle herrschen. Jeder wird sein eigener Herr sein“ Dies heißt in unserem Kulturverständnis, er wird ein zu einem eigenen Urteil fähiger Staatsbürger werden. Gandhi setzt analog dem Self-Reliance-Denken das Individuum ins Zentrum. Er geht davon aus, jedes Land sei „fähig, seine eigenen Angelegenheiten selbst zu regeln, so schlecht es auch dabei zugehen mag“

Ohne den Begriff zu erwähnen, fordert Gandhi Souveränität für die jeweiligen Gliedgemeinschaften, wie dies dem Subsidiaritätsdenken entspricht. Geradezu weitblickend charakterisiert er seine Demokratievorstellung: „Selbstregierung bedeutet ein ständiges Mühen, sich von der Kontrolle durch eine Regierung unabhängig zu machen, sei dies nun eine fremde oder eine nationale Regierung“ Sich von der Regierungskontrolle befreien heißt, sich teilweise vom Zentralstaat abkoppeln. Aus der Sicht des Self-Reliance, der Kritik an Negativerscheinungen des Sozialstaats sowie aus der Perspektive alternativer Lebensformen in westlichen Industriegesellschaften erscheint es bemerkenswert, wenn er betont: „Eine Swaraj-Regierung wird eine traurige Angelegenheit sein, wenn die Leute von ihr verlangen, daß sie jede Einzelheit ihres Lebens in die Hand nehmen soll.. .“

Dies deutet auf eine Absage an obrigkeitsstaatliches Ordnungsdenken und blinde Gesetzestreue hin. Unter einer solchen Swaraj versteht Gandhi diejenige Regierung Indiens, die vom Volk die Zustimmung hat. Wählen dürfte nur derjenige, der dem Staat durch manuelle Arbeit gedient hat. Außerdem müßte er sich registrieren lassen. Die Forderung zu tätiger Mitarbeit und vor allem zum Broterwerb hat Gandhi als Anregung aus dem zaristischen Rußland übernommen. Es sind die Empfehlungen Kropotkins zu subsistenzorientierter Lebensweise und gegenseitiger Hilfe sowie Tolstojs „Brot-Arbeit“ Selbstregierung im Sinne des Gandhischen Swaraj hängt nicht ab von der Autorität einiger weniger. Vielmehr setzt sie voraus: „... daß alle die Fähigkeit erwerben, der Autorität zu widerstehen, wenn sie mißbraucht wird“ Dies erfordert Selbstverwirklichung, Nicht-Entfremdung. Beides fällt bei Gandhi in der Religionsausübung bzw.der Funktion, die er der Religion zuschreibt, zusammen Swaraj, Selbstregierung, Selbstbestimmung, Souveränität, weitestgehende Partizipation, Freiheit und Demokratie im Sinne der normativen Demokratietheorie werden erst möglich, wenn . die Massen dazu erzogen werden (und bereit sind, P. M.), die Regierungsarbeit zu regulieren und zu kontrollieren“

Der sich selbstverwirklichende Mensch, der falscher Autorität trotzt, Regierungen kontrolliert und seine Dörfer selbst regiert, indem er sich und seine Alltagsbelange selbst bestimmt, führt die Tradition im guten Sinne fort. Der Gandhi-Jünger Vinoba Bhave fragte sich angesichts eines solchen Swaraj: „Wo ist meine Selbstregierung, meine Selbstbeherrschung, wenn ich unter der Herrschaft eines anderen stehe? Selbstregierung bzw. Selbstbeherrschung bedeutet, sich durch seine eigenen Verhaltensregeln zu bestimmen. Es ist ein Charakteristikum des , swaraj', es keiner Macht der Welt außerhalb seiner selbst zu erlauben, Kontrolle über sich auszuüben. Das zweite Charakteristikum des , swaraj'heißt keine Unterwerfung und keine Ausbeutung.“

Bei Vinoba Bhave fällt die Forderung nach dem Ausschalten des Einflusses jeglicher weltlicher Macht außerhalb seiner selbst zusammen mit der Gottesvorstellung der Einheit von Mensch und Gott wie bei Meister Eckehart Es deckt sich mit dem Denken Spinozas, der versucht, „in Einklang mit der Natur“ zu leben und mit dem aktiven Menschen bei Fromm, der aus einer inneren Aktivität heraus Geschichte gestaltet, indem er sich gibt, wie er ist und nicht durch Besitz und Habgier entfremdet wird Bei Gandhi und Vinoba Bhave liegt die Ebene des Aktiv-Seins nicht in einerstaatlichen Planungsbürokratie, wo im Westen nach dem Zweiten Weltkrieg Entwicklung geplant wurde oder in Zentralkomitees wie im real existierenden Sozialismus, sondern im unmittelbaren Lebens-und Arbeitsmilieu auf Dorfebene.

Wo Selbstregierung verwirklicht werden soll, ist politische Kontrolle und Lenkung von unten und aus dem Innern des Menschen Voraussetzung. Daher fordert Gandhi, der Autorität müsse widerstanden werden, wenn sie mißbraucht wird. Großbetriebe und Großbürokratien sind zur Problemlösung im Bereich der Alltagsbedürfnisse sehr oft untauglich. Sie sind unkontrollierbar geworden -somit auch der Staat als komplexes Sozialgebilde! Ausnahmen bilden relativ kleine Staaten mit niedrigen Einwohnerzahlen.

Das Dorfals „Miniaturrepublik“

Aus moderner Sicht müssen Gandhis Vorstellungen abwegig erscheinen: Rückkehr auf das Dorf als Ablehnung moderner Errungenschaften? Dies gilt als reaktionär, wie es Mehring für Tolstoj und Glasenapp für Gandhi feststellten. Es darf allerdings nicht übersehen werden, daß sowohl das Individuum als auch das abgelegenste Dorf Teile einer weltumspannend-ozeanischen Weite sind. Damals, noch zu Lebzeiten Gandhis, verstanden diesen Entwurf nur verhältnismäßig wenige. Heute nähert sich das alternative Bewußtsein mehr der östlichen und damit indischen Philosophie Wenn also nachfolgend von Dörfern die Rede ist, so deshalb, weil dieser Ansatz zum Teil zu einer übergeordneten Staats-und Gesellschaftsphilosophie wurde, die Schwerpunkte der politischen Entscheidungsbildung anders setzt; Entscheidungsbildung und deren Implementierung wurden dezentral auf der Dorfebene angesiedelt.

In einer aus zahllosen Dörfern zusammengesetzten Gesellschaft soll es nach der Skizze Gandhis keine hierarchisch-herrschaftsbestimmten, sondern horizontal-kooperierenden Beziehungen geben. Die pyramidenförmige Gesellschaftsformation mit einer alles überragenden Spitze wird überwunden. Die Selbstregierung auf Dorfebene (gram swarajya) hebt, pointiert formuliert, den neuzeitlichen Zentralstaat de facto auf, wenn er auch noch de jure weiterexistiert und einige Funktionen erfüllen kann.

Dieses Strategiekonzept, das sich den Self-Reliance-Vorstellungen nähert, wird inzwischen vier Jahrzehnte danach im UNO-Institut für Entwicklungsfragen von westlichen Projektleitern akzeptiert und ist Teil weltweiter, wenn auch (noch) nicht dominierender Entwicklungsanstrengungen geworden Von außen soll auf den Kreis kein zwanghafter Einfluß ausgeübt werden. Zentrum-Peripherie-Bestrebungen stehen dieser Auffassung entgegen. Kraft und Festigkeit kommt von innen: Man vertraut und verläßt sich auf die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen. Self-Reliance heißt hier: Jedes indische Dorf sollte zu einer Republik werden. In dieser egalitären Strategievorstellung Gandhis solle es „keine Ersten und keine Letzten mehr geben“

Neben Gleichheit gesellt sich ein weiterer Grundsatz: Macht(-Konzentration) muß weitgehend aufgelöst werden, wenn Tyrannei und Ausbeutung verhindert werden sollen. Kommunen werden als Basiseinheiten für die soziale Organisation betrachtet. Vollständige Autonomie charakterisiert das interne Kommuneleben und ihre Selbstregierung. Für die Abwicklung von Geschäftsbeziehungen, die mit anderen Kommunen nötig werden, ergibt sich eine Art Föderalstruktur: Diese koordiniert die Politik auf regionaler, nationaler und überstaatlicher Ebene. Für Sarvodayites ist das Dorf bzw. die Siedlung die Basiseinheit. Jedes Dorf ist eine „Miniaturrepublik“ mit Verbindungen zu anderen Dörfern Das gesellschaftliche Leben ist weltweit, frei und basisorientiert durch interdependente Kreise. Ein solchermaßen dezentralisiertes Gemeinwesen impliziert eine dezentralisierte Ökonomie. Industrieanlagen in großen Industriezentren wären zu vermeiden bzw. auf ein Minimum zu beschränken. In Dörfern sollten Industrie-und Handwerksbetriebe angesiedelt werden Dadurch werden in Dörfern oder Dorf-gruppen kleine agroindustrielle Zentren möglich. Diese können die Gemeinschaft zum Selbstversorger machen, wodurch die Grundbedürfnisse der Bevölkerung befriedigt werden können.Erfahrungen mit mangelnder Effizienz des Staats-apparats, Interessendivergenzen und Strukturzusammenhänge des Politischen führten zu einer Haltung, nach der jene, die selbst für wohltätige Zwecke politische Macht anstreben, unvermeidlich von der Machtausübung korrumpiert werden. Ein Inder sagte dazu: „Wenn wir anstelle jener säßen, die sie ausüben, würden wir uns sehr ähnlich verhalten. Dies kennzeichnet den Sitz der Macht: Wer ihn immer innehat, erhält Scheuklappen.“ Das Problem der Korrumpierbarkeit kann durch eine mehrjährige Phase der Nicht-Wählbarkeit gelöst werden. Dies wird z. B. von den Paez auf Siedlungsebene in ihren Cabildos praktiziert.

IV. Schwierige Übertragbarkeit unterschiedlicher Erfahrungen und theoretischer Konstrukte

Wenn wir die beiden Fälle der Dorfgemeinschaftsräte der Paez-Indios und der lokalen Selbstregierung in der Tradition Gandhis vergleichen, so stellen wir fest, daß der Ort der Entscheidungen, der Implementierung, der Kontrolle und des Wissens auf lokaler Ebene liegt. Einflüsse von außen bedürfen der internen Zustimmung, Selbstorganisation, Selbststeuerung und kulturelle Identität sind Stützpfeiler lokaler Autonomie. Sie sind gleichzeitig eine Voraussetzung für die Befähigung zur Selbsthilfe und die Errichtung von Grenzen für den Zentralstaat, damit u. a. das Recht auf Subsidiarität nicht verletzt wird. Der Gemeinschaft steht in diesem traditionellen Souveränitätsdenken selbst die höchste Gewalt zu. Sie hat die Macht, von außen kommende Gesetze durch Gewohnheitsrecht zu relativieren, im Falle von zentral-staatlicher Übermacht zu unterlaufen oder ihre gewaltsame Anwendung zu verhindern.

Hier treten Selbstorganisation von unten und horizontale Vernetzung als Kontrollinstanz auf gegen die von außen und oben (der Hauptstadt oder dem Ausland) implantierte Gewaltenteilung. Priorität haben lokale, von unten und horizontal sich ausbreitende Politikmuster und die von ihnen dem Staat gesetzten Schranken, was in der Sache eine Neudefinition der Staatsfunktionen in bezug auf innergesellschaftliche Souveränität und Subsidiarität erfordert.

Das Denken Gandhis erlitt mit der staatlichen Unabhängigkeit und durch die eigenwillige Politik seiner Nachfolger einen Bruch: Indira und Rajiv Gandhi erklärten den Anführer der Unabhängigkeitsbewegung zu einem Heiligen -und vergaßen seine Lehren, ja stellten sie auf den Kopf, indem sie nach Moskauer Vorbild zentralstaatliche Instanzen den gewachsenen Miniaturrepubliken und Kulturen überzustülpen versuchten.

Zur Kolonialzeit und danach erging es den Paez in Kolumbien ähnlich: Eindringlinge von außen, seien es Spanier oder ihre lokalen Abkömmlinge, die „criollos", nahmen das Land in Besitz, schmälerten die Subsistenzbasis bis heute und machten aus den Mechanismen einer jahrhundertealten Kultur ein Stückwerk, von dem mancherorts nur noch Ansätze zur Renaissance und neotraditionalen Reform übrigblieben. Trotz aller modernen zerstörerischen Einwirkungen ist die Basis für Selbsthilfe angesichts des weitgehenden Scheiterns vergangener Entwicklungsdekaden mit ihrer Priorität für planerische Eingriffe von oben jedoch nicht unrealistisch.

Solange die Befähigung zur Selbsthilfe stärker wird, wird es auch der Gegenmacht eines Stammes, eines Dorfs bzw. einer Gemeinschaft tendenziell gelingen, in ihrer Vernetzung und in spezifischen Allianzen der Staatsgewalt gegenüberzutreten. Soll Subsidiarität in Gemeinschaften der Dritten Welt Anwendung finden, bedarf es der Teilübertragung von Souveränität an lokale, regionale und ethnische Gemeinschaften und ihre Interessenorganisationen. Wie schwierig die Übertragbarkeit empirischer Erfahrungen ist, lehren uns nicht nur die Dekaden vergangener Entwicklungspolitik. Auch der Export westeuropäischen Verfassungsdenkens in die jungen Republiken Lateinamerikas (nach 1810) zeigt die Grenzen der Anpaßbarkeit kultur-und ortsfremder Prinzipien und Praktiken an lokale Bedürfnisse und Strukturen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. W. W. Engelhardt, Selbsthilfe, in: Evangelisches Staatslexikon, hrsg. von T. Schober u. a., Stuttgart-Berlin 1980.

  2. Deutscher Bundestag, Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Armutsbekämpfung in der Dritten Welt durch Hilfe zur Selbsthilfe, 11. Wahlperiode, Drucksache 11/6137, Bonn, 19. 12. 1989.

  3. F. Niederl, Grundlagen und Prinzipien des föderativen Prinzips, in: K. Assmann u. a. (Hrsg.), Föderalismus. Bau-prinzip einer freiheitlichen Grundordnung in Europa, München 1978.

  4. P. Lerche, Mitbericht, in: H. Bülck u. a. (Hrsg.), Föderalismus als nationales und internationales Ordnungsprinzip, Berlin 1964.

  5. T. O. Hüglin, Föderalismus als Alternative. Eine kategoriegeschichtlich-theoretische Studie zur Politik des Johannes Althusius (1557-1638), unveröffentl. Habilitationsschrift, Universität Konstanz 1983.

  6. W. D. Narr u. a., Theorie der Demokratie, Stuttgart u. a. 1971.

  7. Vgl. P. Kropotkin, Memoiren, Frankfurt/M., 1969, S. 470f.

  8. Vgl. J. Galtung, The Politics of Self-Reliance, in: J. Galtung/P. O’Brien/R. Preiswerk (Hrsg.), Self-Reliance: Concepts, Practice and Rationale, Geneva 1980.

  9. Vgl. G. Leval, Das libertäre Spanien, Hamburg 1976.

  10. T. O. Hüglin (Anm. 5), S. 13.

  11. Vgl. Deutscher Bundestag (Anm. 2), S. 7.

  12. Vgl. O. Fais Borda, Conocimiento y Poder Populär. Siglo XXI, Mexico 1985.

  13. Ders., A Rediscovery of Wisdom as Power. SID -18th World Conference, Rome, July 1-4, 1985, S. 2.

  14. M. Foucault/G. Deleuze, Die Intellektuellen und die Macht, in: M. Foucault, Von der Subversion des Wissens, Frankfurt/M. 1987, S. 107.

  15. Ebd.

  16. Vgl. S. Reissig Ortiz, Uncertainties in Peasant Farming. A Colombian Case, New York 1973. Siehe auch P. Moßmann, Selbsthilfe in der Dritten Welt, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 35/89, S. 3-11.

  17. Wenn hier von innergesellschaftlichen Formen der Souveränität die Rede ist, verstehen wir sie nicht juristisch, sondern soziologisch im Sinne einer „Vielzahl von Hetrschaftsverbänden“. Vgl. H. Quaritsch, Staat und Gesellschaft, Bd. 1, Frankfurt/M. 1970, S. 421.

  18. M. K. Gandhi, Sarvodaya -„Wohlfahrt für Alle", Bellnhausen 1953, S. 84.

  19. Ebd., S. 84.

  20. Ebd.

  21. Ebd.

  22. Vgl. P. Kropotkin, Gegenseitige Hilfe in der Tier-und Menschenwelt, Berlin 1977.

  23. Vgl. G. Ostergaard/M. Currell, The gentle anarchists, Oxford 1971.

  24. M. K. Gandhi (Anm. 19).

  25. Hier im Sinne eines Ziels individueller, innergesellschaftlicher wie außenpolitischer Selbstbestimmung. Vgl. M. K. Gandhi, Handeln aus dem Geist, Freiburg 1977, S. 76.

  26. Vgl. P. Bachrach, Die Theorie demokratischer Eliten-herrschaft, Frankfurt/M. 1970.

  27. M. K. Gandhi (Anm. 19), S. 84.

  28. Vinoba erinnert hier an den Souveränitätsgedanken, bezogen auf das Individuum. Vgl. Vinoba Bhave, Democratic Values, Prakashan 1962, S. 13f. Vgl. auch Society for International Development, Estratgias de Organizaciones de Base en la Crisis Regional -taller latinoamericano de redes, Mexico 1984.

  29. Vgl. Meister Eckehart, Deutsche Predigten und Traktate, München 1979.

  30. B.de Spinoza, Die Ethik, Stuttgart 1976.

  31. Vgl. E. Fromm, Haben oder Sein, Stuttgart 1976, S. 29.

  32. Vgl. die weltweite Koordination von Entwicklungstätigkeiten der Nichtregierungsorganisationen, die von Mexiko ausgeht: Promociön del Desarrollo Populär (PDP), Proyectos de initiativa populär: cambio y desarrollo. diseo, implementaciön y evaluaciön, Mexico 1984.

  33. Zum Bericht aus dem Jahr 1832 von Sir Metcalfe über „village communities“ als „little republics" und den Einfluß des Berichts auf die Diskussion in Europa und Indien vgl. D. Kantowsky, Sarvodaya, New Delhi 1980.

  34. Vgl. J. Galtung (Anm. 8).

  35. M. K. Gandhi (Anm. 19).

  36. Vgl. G. Ostergaard/M. Curell, The gentle anarchists, Oxford 1971, S. 34.

  37. Vgl. J. C. Kumarappa, Why the Village Movement?, Kashi 1958.

  38. A. H. Doctor, Anarchist Thought in India, Bombay 1964, S. 57f.

Weitere Inhalte

Peter Moßmann, Dr. rer. soc., geb. 1945; 1972-1977 Entwicklungstätigkeiten in Kolumbien, Ekuador und Venezuela; seit 1984 Leiter des Instituts für Vergleichende Entwicklungspolitik in Bonn und Lissabon, in diesem Rahmen Gutachter in Pakistan, Äthiopien, Sudan, Bolivien und Mexiko. Veröffentlichungen u. a.: Zu Landarbeitern, Migration, Entwicklung und Staat, Saarbrücken 1979; Bauembewegungen, Frankfurt/M. -New York 1980; Ökologische Agrarpolitik, Saarbrücken 1984; Friedensprozeß in Kolumbien, München 1985; Autonome Entwicklungsprozesse, Lissabon 1990.