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Ökologischer Strukturwandel als Antwort auf den Treibhauseffekt | APuZ 16/1992 | bpb.de

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APuZ 16/1992 Der zusätzliche Treibhauseffekt und das Klima Die internationale Zusammenarbeit zum Schutz des Weltklimas - Kooperation oder Konfrontation: Chancen einer globalen Klimapolitik - Ökologischer Strukturwandel als Antwort auf den Treibhauseffekt

Ökologischer Strukturwandel als Antwort auf den Treibhauseffekt

Ernst Ulrich von Weizsäcker

/ 10 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Drohende Klimaveränderungen zwingen zum politischen Handeln. Während aber die klassische, schadstoffbezogene Umweltpolitik noch weitgehend ohne Änderung der Industriestruktur, der Infrastruktur und der Kultur auskommen konnte, muß eine Klimaschonungspolitik einen tiefgreifenden Strukturwandel herbeiführen. Während der bisherige technische Fortschritt und Strukturwandel hauptsächlich die Arbeitsproduktivität erhöht hat, muß der künftige Fortschritt schwerpunktmäßig die Energieproduktivität erhöhen. Damit dies geschieht, sollte vor allem der Preis für fossile (und nukleare) Energie erhöht werden. Die langfristige Preiselastizität für Energiepreise ist groß, die kurzfristige klein. Daher kann die Preisanhebung sehr langsam vor sich gehen, sie muß aber langfristig vorhersehbar sein. Wenn dies durch eine sanfte und langfristige ökologische Steuerreform bewirkt wird, sollte der Strukturwandel sogar als ökonomischer Nutzen in Erscheinung treten (während der klassische Umweltschutz immer als Kostenfaktor wirkt). Damit wird diese Strategie auch für weniger wohlhabende Länder attraktiv.

I. Eine dramatische Herausforderung

Abb. 1: Rekonstruktion der CO 2Konzentration in der Atmosphäre (oben) und der relativen Temperaturvariation (unten) Quelle: Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ des Deutschen Bundestages (Hrsg.), Schutz der Erdatmosphäre. Eine internationale Herausforderung. Zwischenbericht der Enquete-Kommission, Bonn-Karlsruhe 19903, S. 361.

Die Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ hat in drei eindrucksvollen Berichten die Dramatik der weltökologischen Situation beleuchtet. Zum Schutz des Ozonlochs, zum Schutz der Wälder und zum Schutz des Klimas müssen rasch Maßnahmen eingeleitet werden; andernfalls sind Verluste und katastrophale Zerstörungen absehbar, die sämtliche bisher vom Menschen verursachten Schädigungen noch weit übertreffen. Der Treibhauseffekt ist vielleicht das für ein Umdenken in unserer Politik gewichtigste Phänomen.

Zunächst zu den Fakten. Daß es einen Treibhaus-effekt gibt, ist heute wissenschaftlich unbestritten. Gewisse Zweifel bestehen noch daran, ob und in welchem Umfang die vermehrten Emissionen von Treibhausgasen durch menschliche Aktivitäten zu der Klimaveränderung beitragen, die insbesondere in den achtziger Jahren statistisch nachweisbar geworden ist. Vergleiche zwischen der Konzentration von Kohlendioxid (CO und der durchschnittlichen Erdtemperatur, wie sie durch die chemische Analyse von im Eis der Antarktis eingeschlossenen Luftbläschen mit recht genauer Altersbestimmung durchgeführt werden können, legen allerdings die Vermutung außerordentlich nahe, daß ein unmittelbarer kausaler Zusammenhang zwischen der Konzentration von CO 2 und Temperaturerhöhungen besteht (vgl. Abb. 1).

Wenn dennoch gelegentlich in den USA oder auch in deutschen Wirtschaftskreisen 2 abwiegelnd behauptet wird, die Wissenschaft sei sich noch unschlüssig, ob es einen zusätzlichen Treibhauseffekt gäbe, dann darf sich eine vorsorgeorientierte Politik davon nicht beirren lassen. Wenn sich die laienhaften Abwiegler irren und nicht etwa die seriösen Wissenschaftler, dann ist keine Zeit mehr zu verlieren.

Diese Botschaft, die im Zentrum der Arbeit der Enquete-Kommission stand, ist von der Bundesregierung in bemerkenswert deutlicher Weise in Betracht gezogen worden In einem Beschluß vom 7. November 1990 zur Reduktion von Treibhaus-gasen unterstreicht die Bundesregierung, daß die Antwort auf die klimatischen Herausforderungen Umstrukturierungen aufnötige, „die weit über die Anpassungsaufgaben hinausgehen, die die Energie-und Gesamtwirtschaft in den letzten 30 Jahren zu bewältigen hatten“. Auch die EG-Kommission hat keine Zweifel daran gelassen, daß die auf die Gemeinschaft zukommenden wirtschaftlichen und technologischen Veränderungen allergrößte Anstrengungen der Mitgliedstaaten erfordern

Die internationalen Experten vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) halten eine Halbierung der Treibhausgasemissionen für unbedingt erforderlich, um die nötige Stabilisierung des Weltklimas herbeizuführen Zu gleicher Zeit prognostiziert die Weltenergiekonferenz nicht etwa eine Halbierung, sondern eine Verdopplung des Energiebedarfs und damit im Effekt auch der CO 2-Emissionen. Selbst engagierte Vertreter von Atom-oder Solarenergie haben auf der Weltenergiekonferenz keinerlei Hoffnungen geweckt, daß ihre Lieblingsenergie in den nächsten Jahrzehnten die fossilen Energieträger in einem wirklich klima-relevanten Umfang verdrängen könnte.

Vergleicht man diese einfachen Aussagen mit den Herausforderungen der konventionellen, schadstoff-bezogenen Umweltpolitik, so wird klar, daß wir es jetzt nicht mehr nur mit technischen Lösungen am Ende der Prozesse, also mit Katalysatoren oder Klärwerken zu tun haben, sondern daß nunmehr ein sehr tiefgreifender ökologischer Strukturwandel ansteht. Dieser liegt nach heutigem Wortverständnis eher im Geschäftsbereich des Wirtschafts-oder Forschungsministers als des Umweltministers. Doch de facto ist heute der Bundesumweltminister die treibende Kraft beim Anmahnen politischer Maßnahmen zur Gefahrenabwehr.

Bei den Vorbereitungen zu einer Weltklimakonvention, deren Abschluß während des „Erdgipfels“ in Rio de Janeiro im Juni 1992 erhofft wird, ist deutlich geworden, daß die weltweite Dimension die Herausforderung noch dramatischer erscheinen läßt; eine Titanenaufgabe liegt vor uns.

Mit dem Begriff Strukturwandel verbinden sich normalerweise unangenehme Vorstellungen des Arbeitsplatzabbaus, des Verlustes liebgewonnener und bewährter Strukturen, der ungewollten Mobilität, der Zerstörung sozialer Kohärenz; er wird von den Betroffenen in aller Regel als Beschönigung einer höchst unschönen Entwicklung verstanden. Die eigentliche politische Herausforderung wird darin bestehen, den unausweichlichen Strukturwandel so zu gestalten, daß er einigermaßen bruchlos und ohne Nettoverluste von Arbeitsplätzen vor sich geht. Ferner muß er von der überwiegenden Mehrheit der Menschen als positiv und wünschenswert empfunden werden, etwa wie es viele Jahrzehnte lang dem technischen Fortschritt ergangen ist.

II. Energieproduktivität vervierfachen

Abb. 2: Treibstoffpreise und Pro-Kopf-Verbrauch in den wichtigsten OECD-Ländern (Stand: 1988)

Technischer Fortschritt, Modernisierung und Strukturwandel waren in der Vergangenheit nahezu ausschließlich mit der Abschaffung ineffizienter Arbeit verbunden, positiv ausgedrückt: mit der Erhöhung der Arbeitsproduktivität. Diese hat sich in 150 Jahren der Industrialisierung in den westlichen Ländern nahezu verzwanzigfacht. Doch was sich dabei tragischerweise kaum verbessert hat, war die Energie- und Ressourcenproduktivität, was daran ablesbar ist, daß Energie-und Ressourcen-verbrauch über die meisten Jahrzehnte parallel zum Bruttosozialprodukt angewachsen sind, ja stellenweise sogar rascher.

Physikalisch und technisch spricht nichts dagegen, daß sich auch die Energieproduktivität um einen Faktor 3, vermutlich auch 5, vielleicht sogar 10 oder 20 gegenüber den heutigen Werten erhöhen läßt. Wenn man bedenkt, daß eine Kilowattstunde (kWh) ausreicht, um einen Eimer mit zehn Litern Wasser über 30 Kilometer hoch zu heben, läßt sich gut ausmalen, daß sich aus den 100 Milliarden kWh, die wir pro Jahr in Deutschland verbrauchen, sowie aus einem Fünffachen davon an Nichtstromenergie wesentlich mehr als die heutigen Energiedienstleistungen herausholen lassen. Bei einer Vervierfachung der Energieproduktivität wäre die sich öffnende Schere wieder zu schließen.

Wie ist es aber gekommen, daß sich 150 Jahre lang allein die Arbeitsproduktivität, nicht aber die Energieproduktivität entwickelt hat? Das liegt hauptsächlich am Preis. Die einzige Phase der Geschichte, in der die Energieproduktivität nennenswert zugenommen hat, war die Zeit von 1974 bis 1983, während der die Energiepreise im Durchschnitt mindestens doppelt so hoch lagen wie zuvor und danach.

III. Preiselastizität und Einsparpotentiale

Es ist nicht populär’ den Energiepreisen eine positive Wirkung bei der Entwicklung der Energieproduktivität zuzuschreiben. Zu unbeliebt sind Maßnahmen, die auf eine Verteuerung der Energie hinauslaufen. So wird denn auch nicht nur an politischen Stammtischen regelmäßig bestritten, daß eine Erhöhung des Benzinpreises einen Einfluß auf das Verhalten der Autofahrer haben könnte: Der Autofahrer ärgere sich bloß über die Regierung, im übrigen fahre er genau wie bisher, denn es bleibe ihm auch gar nichts anderes übrig. Dabei wird immer stillschweigend unterstellt, daß die Preiselastizität, also die relative Änderung der nachgefragten Menge bei einer kleinen Änderung des Preises, ein kurzfristig wirkendes Phänomen sei. In Wirklichkeit ist die Preiselastizität nur langfristig sinnvoll zu verstehen und steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Strukturwandel. Abbildung 2 zeigt eindrucksvoll, daß selbst bei der Abhängigkeit des Benzinverbrauchs vom Benzinpreis eine sehr starke Elastizität besteht. Der Vergleich von ansonsten ähnlich wohlhabenden Industrieländern zeigt deutlich, daß eine nahezu lineare, negative Abhängigkeit des Pro-Kopf-Treibstoffverbrauchs vom Treibstoffpreis besteht.

Die langfristige Elastizität erstaunt nicht nur deshalb, weil gewöhnlich an die kurzfristige gedacht wird, sondern auch, weil es bei der oberflächlichen politischen Analyse häufig nicht um die Pro-Kopf-, sondern um die Pro-Kilometer-Verbräuche geht. Diese reagieren naturgemäß, da allein technisch bedingt, sehr viel weniger elastisch auf das Preissignal. Bei den Pro-Kopf-Verbrauchen geht es demgegenüber auch um zeitlich träge Adaptionen der Infrastruktur sowie der Kultur.

Gegen die Aussagekraft von Abbildung 2 kann natürlich eingewendet werden, daß auch noch andere Faktoren, insbesondere die Siedlungsdichte, eine Rolle spielen; das ist richtig, aber eine vertiefte Analyse ergibt, daß der Faktor Preise trotz allem der bei weitem dominierende ist. In Abbildung 2 spielt schließlich auch die Tatsache eine Rolle, daß in Japan, Italien, den Niederlanden oder Deutschland das Eisenbahnwesen, die Küsten-und die Binnenschiffahrt noch funktionieren, während sie in den USA und in Kanada in den Jahrzehnten billigen Treibstoffs nach ihrer vormaligen Blüte fast völlig zusammengebrochen sind. Für den amerikanischen Unternehmer sieht das Transportieren auf Lastwagen „ökonomischer“ aus als der Transport mit den umweltfreundlicheren und energiesparenden Transportmitteln Bahn und Schiff. Bald war der Punkt erreicht, wo sich das Aufrechterhalten der kostenaufwendigen Hafen-und Eisenbahninfrastruktur nicht mehr rentierte und auch mit Subventionen kaum aufrechterhalten werden konnte. Erst seit der Ölkrise zu Beginn der siebziger Jahre gibt es in Nordamerika zaghafte Versuche, wenigstens den Güterverkehr mit der Bahn vor dem endgültigen Aus zu retten.

Abbildung 2 enthält ferner eine wichtige Warnung vor dem Glauben, man könne das Problem des Energieverbrauchs im Verkehr durch Effizienz-standards lösen. Das einzige Land, in welchem solche Standards eingeführt worden sind, sind die USA: Mit der CAFE (Corporate Average Fleet Efficiency) -Regelung ist es den Amerikanern je-B doch noch nicht einmal gelungen, ihren Pro-Kopf-Treibstoffverbrauch auf das Niveau des Nachbarlandes Kanada zu senken. Die Folge der erhöhten Treibstoffeffizienz der Autos -bei im Weltvergleich sehr niedrigen Treibstoffpreisen -war, daß die Amerikaner noch mehr mit dem Auto fuhren.

Durch eine Erhöhung der Treibstoffpreise sollte man den Pro-Kopf-Treibstoffverbrauch langfristig gegenüber dem japanischen bzw. italienischen Niveau noch um einen weiteren Faktor 3 senken können. Autos mit einer dreifach höheren Energieeffizienz sind bereits konstruiert worden, und auch bei der Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf Schiene und Wasserwege läßt sich bei anhaltendem technischem Fortschritt ohne nennenswerten Komfortverlust noch eine weitere Verminderung des Treibstoffverbrauchs herbeiführen. Was für den Verkehrssektor gilt, gilt erst recht für den Wärmebedarf bei Gebäuden. Durch den Einsatz von Baustoffen mit „transparenter Wärmedämmung“ läßt sich der Energiebedarf gegenüber den heutigen Durchschnittswerten wenigstens um einen Faktor 5 vermindern. Mit konventioneller verbesserter Wärmedämmung nach schwedischem Standard läßt sich mindestens ein Faktor 3 erreichen. Bei Gebäuden dauert es allerdings noch deutlich länger, bis entsprechende Erfolge erzielt werden, da die Altbausubstanz naturgemäß nur relativ langsam „nachgerüstet“ werden kann. Ein Zeitraum von 40 Jahren zur Erreichung einer Drittelung des Energiebedarfs ist dabei nicht übermäßig ehrgeizig. Allerdings muß auch hierfür insgesamt ein deutlicher Anstieg der Energiepreise mithelfen. Und es müssen die Interessen derjenigen, die die Wärmedämmungsinvestitionen zu bezahlen und derjenigen, die die Heizölrechnung zu begleichen haben, miteinander in Übereinstimmung gebracht werden. Hierfür bietet sich das sogenannte Contracting an, bei dem der Mieter für die Dienstleistung „behagliche Wärme“ an einen Unternehmer bezahlt, welcher dann das wirtschaftliche Optimum zwischen Investitionskosten und Verbrauchskosten ermittelt und herausholt; eben dieses Optimum liegt viel weiter auf der Seite des Einsparens, wenn die Energiepreise insgesamt hoch sind.

Verkehr und Wohnungsmarkt sind zwei Bereiche, in denen wir uns den ökologischen Strukturwandel besonders leicht vorstellen können, weil er sich in vollkommen vertrauten Funktionsbereichen abspielt. Beim Strukturwandel in der Industrie, im Handel, Kleingewerbe, bei weiteren Dienstleistungen und häuslicher Eigenarbeit fällt es schwerer. Es gibt aber keinen Grund, warum hier nicht ebenfalls ein Faktor 3, 4 oder 5 in absehbarer Zeit erreicht werden soll. Gleiches gilt für den Gesamtbereich der Landwirtschaft und der Ernährung, den Tourismus (soweit dieser nicht beim Verkehr schon erfaßt ist) und für andere, im einzelnen nicht so sehr ins Gewicht fallende Bereiche des Energieverbrauchs

IV. Steigende Energiepreise und ökologische Steuerreform

Mit der Erwähnung des Einsparpotentials und der Preiselastizität der verschiedenen Bereiche des Energieverbrauchs ist zugleich auch die in meinen Augen wichtigste politische Maßnahme für die Bewältigung des unausweichlichen ökologischen Strukturwandels angedeutet: Es geht darum, die Energie insgesamt so teuer zu machen, daß die erforderlichen Produktivitätszuwächse auch wirklich erreicht werden.

Sozial-und wirtschaftspolitisch ist dies auf den ersten Blick eine Schreckensvision. Werden wir durch hohe Energiepreise nicht unserer Wettbewerbsfähigkeit beraubt und schädigen wir nicht ganz spezifisch die weniger begüterten Bevölkerungsschichten? Beides muß nicht sein. Es kommt ganz darauf an, wie die Energiepreiserhöhung gestaltet wird. Da eine kurzfristige Preiselastizität ohnehin kaum existiert, ist es auch völlig überflüssig, brutale Preissignale an den Anfang der Strategie zu setzen. Vielmehr muß es darum gehen, langfristige Investitionssicherheit für energieeinsparende Maßnahmen zu gewährleisten. Hierfür ist es völlig ausreichend, wenn der Energiepreis jedes Jahr um ungefähr 5 Prozent (inflationsbereinigt) angehoben wird. Bei einem durchschnittlichen Energiekostenanteil der privaten Haushalte von etwa 5 Prozent würde eine Energieverteuerung um 5 Prozent auf den ersten Blick eine Lebenshaltenskosten-Verteuerung um lediglich 0, 25 Prozent bewirken. Nimmt man ferner an, daß sich die Energieproduktivität um durchschnittlich 3 Prozent pro Jahr steigern läßt, dann bleibt eine jährliche Verteuerung der Energiedienstleistungen von durchschnittlich nur noch 0, 1 Prozent übrig. Darüber hinaus wäre politisch zu fordern, daß der Staat die durch Energiesteuern eingenommenen Gelder ohne jeden Abzug wieder an die Steuerzahler zurückgibt und daß er denjenigen Personenkreisen, die gar keine Steuern zahlen, den die durchschnittliche Verteuerung der Lebenshaltungskosten ausgleichenden Betrag erstattet. So bliebe am Ende keine Verteuerung übrig, und dennoch bestünde ein starker Anreiz, die über die Jahre sehr fühlbar ansteigenden Energiekosten durch geschickte Vermeidungsinvestitionen abzufangen.

Für die Industrie gilt im Prinzip das gleiche. Hier ist das Bild sogar noch günstiger. Die durchschnittlichen Energiekosten betragen hier nur 3, 5 Prozent, und die Industrie ist in höherem Maße als die Privathaushalte darauf eingerichtet, bei ihren Investitionen langfristige geschäftliche Vernunft walten zu lassen. Bei besonders energieintensiven Betrieben ließe sich darüber verhandeln, ob durch eine zeitweilige Verminderung der zu zahlenden Energiesteuer dafür gesorgt werden kann, daß bereits existierende Anlagen noch voll abgeschrieben werden können, so daß keine wirtschaftlichen Ver

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Deutscher Bundestag: Schutz der Erde. Eine Bestandsaufnahme mit Vorschlägen zu einer neuen Energiepolitik. Dritter Bericht der Enquete-Kommission des 11. Deutschen Bundestages „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ (Zur Sache 19/1990, 2 Bde.), Bonn 1990.

  2. Vgl. u. a. Wolfram Engels, Öko-Imperialismus, in: Wirtschaftswoche, Nr. 52 vom 20. Dezember 1991; William D. Nordhaus, Greenhouse Economics. Count Before You Leap, in: The Economist vom 7. Juli 1990.

  3. So z. B. in den Bundestagsdebatten über den Bericht der Enquete-Kommission am 31. Oktober 1990 und am 27. September 1991.

  4. Vgl. Commission of the European Communities, Communication to the Council. Communities Strategy to Limit Carbon Dioxide Emissions and to Improve Energy Efficiency, SEC (91) 1744 final, Brüssel, 14. Oktober 1991.

  5. Vgl. Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), Policy Makers Summary. Ms., Genf 1991; vgl. auch John Horton/George Jenkins/U. Ephraums, IPCC Working Group I. Scientific Assessment, Cambridge (England) 1991.

  6. Vgl. z. B. Eberhard Jochem u. a., Emissionsminderung durch rationelle Energienutzung, in: Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ des 11. Deutschen Bundestages, Energie und Klima-Studienprogramm, Bd. 2, Bonn-Karlsruhe 1990, S. 1125-1221.

Weitere Inhalte

Ernst Ulrich von Weizsäcker, Dr. rer. nat., geb. 1939; Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie GmbH. Veröffentlichungen u. a.: Erdpolitik. Ökologische Realpolitik an der Schwelle zum Jahrhundert der Umwelt, Darmstadt 19902; (Hrsg.) Weniger Abfall, Gute Entsorgung, Karlsruhe 1991; (zus. m. J. Jesinghaus) Ecological Tax Reform: A Policy Proposal for Sustainable Development, London 1992.