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„Die gesamte junge Generation für den Sozialismus begeistern“ Zur Geschichte der Freien Deutschen Jugend | APuZ 49-50/1993 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 49-50/1993 „Die gesamte junge Generation für den Sozialismus begeistern“ Zur Geschichte der Freien Deutschen Jugend „Ein Staat im Staate“ Der Uranbergbau der Wismut AG in Sachsen und Thüringen Der Spezialistentransfer in die UdSSR und seine Auswirkungen in der SBZ und DDR Zwischen Länderpartikularismus und Zentralismus. Zur Wirtschaftslenkung in der SBZ bis zur Bildung der Deutschen Wirtschaftskommission im Juni 1947

„Die gesamte junge Generation für den Sozialismus begeistern“ Zur Geschichte der Freien Deutschen Jugend

Ulrich Mahlert

/ 29 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Im Jahre sieben der DDR war die Umformung der FDJ von einer formal überparteilichen und demokratischen Einheitsjugendorganisation zu einer Massenorganisation der SED abgeschlossen. Die Arbeit der FDJ wies damals bereits alle Wesensmerkmale auf, die für sie in den folgenden nahezu vier Jahrzehnten bestimmend sein sollten. Kennzeichnend für die weitere Entwicklung der FDJ in der DDR war, daß in dem Maße, in dem die Verbandsarbeit den SED-Interessen untergeordnet wurde, die Jugendorganisation bei den Jugendlichen an Resonanz verlor. Darüber hinaus waren der Jugendverband und die SED seit Mitte der fünfziger Jahre wiederholt vor allem an den Hochschulen mit Jugendlichen konfrontiert, die in der FDJ politisch sozialisiert worden waren und die Verwirklichung der humanistischen Ideale des Sozialismus in der DDR einforderten.

I. Propaganda und Militanz -organisierte Jugend im Gleichschritt

Unter dem „stürmischen Beifall“ und den „lebhaften Hochrufen“ von über 2900 Delegierten und Gästen eröffnete Erich Honecker am 27. Mai 1952 das IV. Parlament der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Die Stimmung der einheitlich im blauen Hemd gekleideten Jugendfunktionäre in der mit Fahnen und Losungen geschmückten Leipziger Messehalle vermittelt das Protokoll der Konferenz: „Im Chor wurden Bravo-und Hurrarufe ausgebracht. Minutenlang und begeistert riefen die Delegierten unter rhythmischem Klatschen: Stalin! -Pieck! -Stalin! -Pieck! Als ein rotes Banner des ruhmreichen Lenin-Stalinschen Komsomol vor das Rednerpult gebracht wird, schwillt der tosende Beifall zu einem mächtigen Orkan an. Die große Halle, in der die Kampfberatung der deutschen Jugend stattfindet, ist minutenlang von stürmischem Jubel und Beifallklatschen erfüllt. Unzählige , Komsomol! ‘-Rufe dröhnen durch den Tagungsraum. , Es lebe der beste Freund des deutschen Volkes und der deutschen Jugend, der große Stalin! Hurra! “

Am Nachmittag des dritten Tages stellten die Regisseure des Politspektakels im Anschluß an die Rede des SED-Generalsekretärs Ulbricht ihr Können erneut unter Beweis. Ulbricht hatte die Stimmung unter den Delegierten nach Kräften angeheizt. Er griff die Adenauer-Regierung wegen der zwei Tage zuvor erfolgten Unterzeichnung des „Generalkriegsvertrages“ -so lautete die Bezeichnung für den Vertrag über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft in der SED-Propaganda -scharf an und sprach „den Wunsch aus, daß aus der Freien Deutschen Jugend recht viele Jugendliche hervorgehen, die die Auszeichnung als tüchtige Scharfschützen erhalten werden“

Als die Delegierten, aufgeputscht durch die Rede, Louis Fümbergs Lied „Die Partei, die Partei die hat immer recht“ sangen, richtete sich ein riesiger Scheinwerfer auf den Eingang des Saales. „Im Schein der Strahlenbündel marschierten festen Schrittes Einheiten der Volkspolizei und der Deutschen Seepolizei in die Tagungshalle. , Es lebe unsere Volkspolizei! 6 hallte es immer, wieder durch den Raum. Im Karree nehmen sie vor dem Präsidium Aufstellung, die entschlossenen Gesichter den 2900 Delegierten zugewandt“, so schilderte es anderntags das Zentralorgan der FDJ, die „Junge Welt“ „Spontan“ beantragte der 1. Sekretär der FDJ Sachsen-Anhalt angesichts „dieser gewaltigen Manifestation der Freundschaft der deutschen Jugend zu unserer Volkspolizei“ unter „nicht enden wollenden Beifallsstürmen“ die „Übernahme der Patenschaft über die deutsche Volkspolizei durch die Freie Deutsche Jugend“ was die Delegierten per Akklamation sofort beschlossen.

Als Heinz Lippmann am Abend des 30. Mai das Parlament schloß, konnten die Organisatoren mit dem Verlauf mehr als zufrieden sein. Erich Honecker war einstimmig zum Vorsitzenden der FDJ wiedergewählt worden, und die Delegierten hatten programmgemäß die Abänderung der erst 1949 neu gefaßten Verfassung des Jugendverbandes verabschiedet. In ihr bekräftigte die FDJ, sie gehöre ins „Lager des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus, an dessen Spitze die große Sozialistische Sowjetunion steht“, und anerkenne „die führende Rolle der Arbeiterklasse und der großen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“

II. Die FDJ im Stalinismus

Drei Jahre nach Gründung der DDR stand der Stalinismus im ostdeutschen Teilstaat in voller Blüte. Unter dem Schutz der sowjetischen „Brudermacht“ war es der SED gelungen, die Hegemonie in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zu erringen. Offener Widerspruch war verstummt, die anderen Parteien und Organisationen hatten sich ihrem Führungsanspruch unterworfen. Im Glauben an die Überlegenheit der sozialistischen Planwirtschaft versuchte die Einheitspartei -ähnlich wie die Bolschewisten in der Sowjetunion in den dreißiger Jahren -, die strukturellen Defizite der durch Krieg und Reparationen geschwächten Volkswirtschaft im Zuge des 1951 angelaufenen Fünfjahresplans mit einer Gewaltanstrengung zu überwinden: Binnen fünf Jahren sollte die Industrieproduktion nahezu verdoppelt und in der DDR eine leistungsfähige Schwerindustrie aufgebaut werden.

Dies ging zwangsläufig zu Lasten der Konsum-güterproduktion. Der Lebensstandard stagnierte auf ohnehin niedrigem Niveau. Die Partei-und Staatsführung vertröstete die Bevölkerung auf ein besseres Morgen, auf die Zeit des Sozialismus, dessen Aufbau die SED auf ihrer II. Parteikonferenz im Juli 1952 proklamiert hatte. Entsprechend dem sowjetischen Vorbild sollten Massenkundgebungen und Kampagnen die Bevölkerung zu stärkeren Wirtschaftsleistungen anspornen. Im Zeichen des Stalin-Kultes kam es zwischen 1950 und 1952 zu einer massiven Ideologisierung des Alltags und der politischen Kultur. Innerhalb und außerhalb der SED erzeugten Säuberungen, Agenten-und Sabotagehysterie ein Klima des „verschärften Klassenkampfes“, eine Polarisierung im Sinne von „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“.

Dementsprechend hatte sich auch das Profil der FDJ, der einzigen in der DDR zugelassenen Jugendorganisation, gänzlich geändert. Auf dem ersten Parlament 1946 hatte Honecker unter dem „stürmischen Beifall“ der Delegierten erklärt, die Mitglieder und Funktionäre der FDJ hätten „die Verpflichtung, den überparteilichen Charakter unserer Organisation wie unseren eigenen Augapfel zu hüten“ Die FDJ sollte „die politische Aufgeschlossenheit und jugendliche Kampfbereitschaft, die sich von den Burschenschaften bis zum kommunistischen Jugendverband erhalten hat, mit dem naturverbundenen Leben der Wandervogelgruppen und der christlichen Toleranz der konfessionellen Verbände [Quickborn] zu einer einheitlichen, freien, die gesamtdeutsche Jugend umfassenden Jugendorganisation“ verbinden

Innerhalb weniger Jahre hatte der Jugendverband eine Transformation zu einer von der SED gelenkten Massenorganisation durchlaufen. Die Arbeit der FDJ wies bereits zu Beginn der fünfziger Jahre alle Wesensmerkmale auf, die für sie in den folgenden nahezu vier Jahrzehnten bestimmend sein sollten: Sie hatte die Jugend zu konformen Staatsbürgern zu erziehen, ideologisch im Sinne des Marxismus-Leninismus zu schulen und als Kader-reserve Nachwuchs für Partei, Staat und Gesellschaft heranzubilden. Ferner galt es, die Heranwachsenden zu verstärkten Anstrengungen in Ausbildung und Beruf zu motivieren, dementsprechend auf außerhalb des Verbandes stehende Jugendliche in anderen Erziehungsinstanzen, etwa in Schulen und Hochschulen und dem im Aufbau befindlichen Militär, einzuwirken sowie eine system-konforme Freizeitgestaltung zu organisieren. Idealerweise sollte die FDJ die SED zudem über die Interessen und Bedürfnisse „der“ Jugend informieren

Schon 1950 schien die Monopoljugendorganisation zu einem mächtigen Millionenverband herangewachsen zu sein, der als zuverlässiger Transmissionsriemen die Politik der führenden Partei innerhalb der Jugend durchzusetzen verstand. Im Juni 1950 gehörten 1200856 oder 38, 5 Prozent aller Jugendlichen zwischen 14 und 25 Jahren der FDJ an. Ein weiteres Wachstum war vorprogrammiert, lag doch der Organisationsgrad der 14-bis 21jährigen bei 46 Prozent

Hatten FDJ-Führung und SED anfangs zumindest verbal auf die „Überparteilichkeit“ der FDJ insistiert, brachte das III. Parlament des Jugendverbandes im Juni 1949 auch formell die Abkehr von diesem von der Realität längst überholten Postulat. In ihrer neuen „Verfassung“ definierte sich die FDJ als „einheitliche, unabhängige, demokratische Organisation“, die -vier Monate vor Gründung der DDR -“ entschieden für die Festigung und Entwicklung der neuen demokratischen Ord­ nung im Osten Deutschlands“ kämpft. Noch fehlte das Bekenntnis zur führenden Rolle der SED, doch erklärte die FDJ es zur Pflicht eines jeden Mitglieds, „ein aktiver Kämpfer für die Einheit Deutschlands und einen gerechten Frieden, gegen Kriegshetze, Imperialismus und Faschismus zu sein und stets für den Sieg der fortschrittlichen Sache des Volkes einzutreten“

Zugleich wurde das für kommunistische Organisationen konstitutive Prinzip des „demokratischen Zentralismus“ auf die FDJ übertragen: „Leitende Grundsätze für den organisatorischen Aufbau der Freien Deutschen Jugend sind:... c) Disziplin und Einordnung der Minderheit unter die Mehrheit; d) die Beschlüsse der jeweils übergeordneten Leitungen sind für alle Organisationseinheiten und die Mitglieder der Freien Deutschen Jugend bindend.“

Anders als im Statut von 1946 waren der freiwillige Austritt aus der FDJ 1949 überhaupt nicht, dafür die Sanktionsmöglichkeiten gegenüber unbotmäßigen Mitgliedern um so detaillierter geregelt. Wahlen hatten nun in „offener“ Form stattzufinden, und die Kandidaten für die Sekretariate der jeweiligen Leitungsebene, die die eigentlichen Entscheidungsgremien innerhalb der FDJ darstellten, bedurften bereits der Bestätigung durch die übergeordnete Führung

Damit sicherte die SED ihre Hegemonie im Funktionärskörper der FDJ, die seit Gründung des Verbandes bestand, auch statuarisch ab. Alle Mitglieder des vom Zentralrat im Anschluß an das III. Parlament im Juni gewählten Sekretariats waren Mitglieder der SED ebenso 28 Prozent aller im Frühjahr 1949 gewählten Funktionäre. Lediglich zwei Prozent gehörten „bürgerlichen Parteien“ an. Bei den Kreisvorständen der FDJ unterstanden 72 Prozent der Funktionäre der Parteidisziplin der SED, 22 Prozent hatten kein Parteibuch, die wenigen restlichen Prozent verteilten sich auf CDU, Liberal-Demokratische Partei (LDP) und auf die 1948 von der SED ins Leben gerufenen National-demokraten (NDPD) sowie Mitglieder der Bauernpartei (DBD)

III. Kaderreserve der Partei

Zwei Monate vor Gründung der DDR gab Walter Ulbricht am 2. August 1949 in einer Arbeitsbesprechung mit der Personal-Politischen Abteilung (PPA) der SED die Direktiven für die künftige Kaderarbeit, die sich auch auf die FDJ auswirken sollten: „Die Hauptaufgabe, von der jetzt alles abgeleitet wird, ist: , Wie leitet die Partei den Staatsapparat 4.“ Für den Aufbau ihres Staates benötigte die SED eine Vielzahl von zuverlässigen Kadern, um die Vormachtstellung in allen Bereichen gewährleisten zu können. Die FDJ mußte dafür als Kaderreservoir dienen. Schon im Rechenschaftsbericht des Zentralrates vor den Delegierten des III. Parlaments hatte Erich Honecker stolz verkünden können, daß aus der FDJ seit Frühjahr 1948 „über 3000 bewährte Funktionäre unseres Verbandes, vom Gruppenleiter bis zum Mitglied des Zentralrates, in verantwortliche Funktionen in Parteien, Gewerkschaften und staatlichen Verwaltungen aufgerückt“ seien

Die personalpolitische Arbeit war jedoch unsystematisch und nur bedingt erfolgreich, wie auf einer Besprechung mit Vertretern der FDJ-Landesverbände eingeräumt wurde. Während die Werbung für die Volkspolizei auf großen Zuspruch bei den FDJlern stieß, hätten sich zwar auch ausreichend viele Jugendliche als „Zugbegleitpersonal für die Züge ins Ausland“ gemeldet, aber „leider nicht die jungen Menschen..., die auch die politische Qualifikation“ dafür besäßen. Schwierigkeiten bereitete auch die Werbung für den Besuch der „Arbeiter-und Bauem-Fakultäten“, die Jugendliche ohne Hochschulreife aus diesen Schichten für ein Studium qualifizieren sollten: „Arbeiter-und Bau-em-Kinder sind nur schwer zu bewegen, sich zum Studium zu melden... Als Aktivisten verdienen diese jungen Menschen viel Geld und genießen Ansehen, während sie als Studenten vor jahrelangen Entbehrungen stehen.“ Die zum Teil geringe Allgemeinbildung der eigenen Funktionäre hatte die Arbeit zudem nicht erleichtert: „Von den 55 Plätzen auf der Landesjugendschule werden 45 von hauptamtlichen Funktionären der FDJ eingenommen“, so wurde auf der Besprechung geklagt. „Diese jungen Menschen erklären in Aufsätzen oder beim Unterricht Rostock zur Hauptstadt von England, Japan zur Volksdemokratie und Jendretzki und Schumacher zu Vorsitzenden des FDGB usw.“

Im März 1950 wurde auch die personalpolitische Arbeit der FDJ der kommunistischen Organisationspraxis angepaßt. Die Personalpolitischen Abteilungen hießen von nun an „Kaderabteilungen“, die für die „Koordination und operative Lenkung der Kaderpolitik und für die Überprüfung und unmittelbare Entwicklung der in die Nomenklatur fallenden Funktionäre verantwortlich“ zeichneten Die „Nomenklatur für die Bestätigung von Funktionären durch das Sekretariat und die Kaderabteilung des Zentralrates“ vom August 1950 erfaßte von den FDJ-Volkskammerabgeordneten über die Mitglieder der Leitung des Deutschen Sportausschusses, von der Redaktionssekretärin der . Jungen Welt“, den Mitgliedern der FDJ-Landesleitungen, den Vorsitzenden der FDJ-Hochschulgruppen bis hin zu den FDJ-Kreisvorsitzenden und den Kreissekretären insgesamt rund 150 Nomenklaturpositionen

Mit dem Ausbau der Planwirtschaft rückten immer stärker ökonomische Aufgaben ins Zentrum der FDJ-Arbeit. Bereits auf ihrem Jungaktivistenkongreß im Frühjahr 1948 in Zeitz hatte sich die FDJ angesichts des Zweijahrplans verpflichtet, die Jugend in den Betrieben zur kollektiven Mehrarbeit anzuspomen. Nach Gründung der DDR wurde die Mobilisierung aller verfügbaren Kräfte für den 1951 beginnenden ersten Fünfjahrplan mit seinen weitgesteckten Zielen zu einem zentralen Anliegen der SED-Politik. Es galt nicht nur die Lebensfähigkeit des ostdeutschen Teilstaates, sondern die Überlegenheit des sozialistischen Systems an sich zu beweisen.

Entsprechend dem Vorbild der SED berief die FDJ im November 1950 eine in den Statuten nicht vorgesehene „I. Funktionärskonferenz“ ein. Dort gab der im Juli zum Generalsekretär der SED gekürte Walter Ulbricht die Direktiven für die künftige Verbandsarbeit aus: „Lernt Wissenschaft und Technik meistern, damit ihr imstande seid, die Höchstleistungen der Produktion, die höchste Qualität der Arbeit zu erreichen und als künftige Meister, als Leiter von Betrieben, als Agronomen, als Staatsfunktionäre eure Aufgaben zu erfüllen.“

IV. Im Zeichen des Personenkults

Zugleich erfolgte auf der Funktionärskonferenz offiziell die ideologische Neuorientierung des Jugendverbandes: „Die Freie Deutsche Jugend kann ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn sie die führende Rolle der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands anerkennt“, so Walter Ulbricht in seinem Referat. Es gelte nun, der jungen Generation „die Lehren von Marx, Engels, Lenin, Stalin zu übermitteln“ Diese „Anregung“ nahm die FDJ in ihre Entschließung bereitwillig auf

In der FDJ kam damit jedoch lediglich eine Entwicklung zum Abschluß, die bereits 1948/49 eingesetzt hatte. Die Ideologisierung des Jugendverbandes im Sinne des Marxismus-Leninismus (ML) erfolgte maßgeblich durch die Übernahme des Stalin-Kultes, der in den ausgehenden vierziger und beginnenden fünfziger Jahren die politische Propaganda in der DDR gekennzeichnet hatte. Wenige Jahre nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus bot die SED der deutschen Bevölkerung eine neue, diesmal marxistisch-leninistische Heilslehre und mit Stalin eine übermenschliche Führerfigur zur Identifikation und Unterordnung an. Im Sommer 1949 begann die FDJ-Führung, die Verherrlichung Stalins systematisch vorzubereiten. Seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte der Stalin-Kult Anfang Juni 1950. Als Antwort eines telegrafischen „Grußes“ der 500000 „jungen Friedenskämpfer“ an Stalin, die Ende Mai auf Einladung der FDJ am ersten „Deutschlandtreffen der Jugend“ in Berlin teilgenommen hatten, sandte der Generalissimus eine zwei Sätze umfassende Antwort an den Zentralrat (ZR): „Ich danke für die Grüße der jungen deutschen Friedenskämpfer, Teilnehmer an dem gesamtdeutschen Treffen. Ich wünsche der deutschen Jugend, dem aktiven Erbauer des einheitlichen, demokratischen und friedliebenden Deutschlands, neue Erfolge bei diesem großen Werk.“ Daraufhin beschloß die FDJ-Führung eine angesichts der spärlichen Aussagekraft des Telegramms absurd anmutende Propagandakampagne: In einer Auflage von 800000 Exemplaren überschwemmte eine Sondernummer der „Jungen Welt“, auf deren Titelseite ein Bildnis Stalins prangte, die Republik. 300000 Plakate sowie 100000 Wandzeitungen, Rundfunk und Presse sollten von diesem denkwürdigen Telegramm berichten

Der Stalin-Kult wurde zu einem Vehikel, durch das die SED-und FDJ-Führung den Jugendverband organisatorisch und inhaltlich am Beispiel des sowjetischen Komsomol ausrichteten. Zwischen Ende 1949 und Anfang 1951 reisten Pionier-leiter-und FDJ-Delegationen, eine Gruppe von Hochschulfunktionären, Redakteure der „Jungen Welt“, Sportfunktionäre und Bergarbeiterjugendliche in die Sowjetunion, um dort die überlegenen Methoden der Verbandsarbeit des Komsomol zu studieren. In hoher Auflage verbreitete der FDJ-Verlag „Neues Leben“ Bücher und Broschüren über die Sowjetunion und die Arbeit des Komsomol sowie die Schriften Stalins und Lenins.

Mit dem 1. Jugendgesetz der DDR vom 8. Februar 1950 wurde der politische Monopolanspruch der FDJ auf die Interessenvertretung der DDR-Jugend auch staatsrechtlich fixiert und institutionalisiert Damit war die rechtliche Grundlage für die zukünftige „gesellschaftliche Mitwirkung [der FDJ] an jugendpolitischen Entscheidungen in Beratungsgremien staatlicher Organe, in Betrieben und an Lehreinrichtungen der DDR“ sowie als Ordnungsmacht im Kampf gegen „Bürokratismus“ etc. im Wirtschaftsleben gegeben

Im Laufe des Jahres 1951 versuchte die FDJ, die erreichte Position im politischen System zu festigen und auszubauen. Im Januar begann das erste „Schuljahr der FDJ“, in dessen Rahmen alle Mitglieder aufgefordert waren, die Biographien Stalins und Piecks sowie die Geschichte und den gesellschaftlichen Aufbau der Sowjetunion zu studieren. Nachdem es der SED und der FDJ 1950 gelungen war, organisierte Opposition an den Hochschulen weitgehend auszuschalten hatte sie für die propagandistische Durchsetzung des Ministerratsbeschlusses vom 22. Februar über den obligatorischen Russisch-und ML-Unterricht an den Universitäten zu sorgen. Das „Stalin-Aufgebot“ der FDJ von Juni 1951 bildete den Anfang einer Vielzahl von Kampagnen, die der Jugendverband bis zum Ende des SED-Regimes zur Übererfüllung des Plans inszenieren sollte. Bis August absorbierten jedoch die Vorbereitungen für die III. Welt-festspiele der Jugend und Studenten in Berlin fast vollständig die Arbeit der FDJ. In vierzehn Tagen nahmen insgesamt zwei Millionen Jugendliche aus der DDR am Festival teil und drückten dabei in Großkundgebungen -nach Ansicht des Jugendverbandes -ihre Verbundenheit mit der DDR aus

V. Die Militarisierung der Einheitsjugend

Schließlich rückte im Frühjahr 1952 die propagandistische und organisatorische Unterstützung der militärischen Aufrüstung der DDR in den Vordergrund der FDJ-Arbeit. In Korea war der Kalte zu einem heißen Krieg zwischen Ost und West geworden. Eine Verständigung zwischen den beiden Deutschlands schien auf absehbare Zeit nicht mehr möglich. Der Westen war fest entschlossen, die Westintegration der Bundesrepublik fortzusetzen und sie auch militärisch in eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft einzubinden. Nachdem der als „Stalin-Note“ in die Geschichte eingegangene Vorstoß der Sowjetunion vom 10. März 1952 mit dem Ziel, die Westbindung der Bundesrepublik in letzter Minute abzuwenden, gescheitert war erhielten Pieck, Grotewohl und Ulbricht bei ihrem Befehlsempfang in Moskau in der ersten Aprilwoche die Anweisung, eine „Volksarmee“ zu schaffen.

Auch die Militarisierung der FDJ, die auf dem IV. Parlament im Mai zum Ausdruck kam, war in Moskau angeordnet worden. In den Notizen Piecks hieß es dazu: „FDJ muß schießen lernen.“ Vor diesem Hintergrund ist die eingangs beschriebene Übernahme der KVP(Kasemierte Volkspolizei-Patenschaft durch die FDJ auf dem IV. Parlament zu sehen. Bis zur Einführung der Wehrpflicht im Jahre 1962 gehörte die Rekrutierung von Freiwilligen für Polizei und Militär fortan zu den zentralen Aufgaben der FDJ. Eine wichtige Rolle spielte dabei die im August 1952 gegründete „Gesellschaft für Sport und Technik“, die bis zum Ende der DDR maßgeblich an der vor-militärischen Ausbildung Jugendlicher beteiligt war.

Ebenfalls im Sommer 1952 ins Leben gerufen wurde die von der FDJ-Geschichtspropaganda später gänzlich totgeschwiegene Organisation „Dienst für Deutschland“. Nach Plänen der SED sollten in dieser von der FDJ betreuten paramilitärischen Verfügungstruppe, die fatal an den Reichs-arbeitsdienst der Nationalsozialisten erinnerte, bis zu 100000 Jugendliche den Aufbau der für die Streitkräfte notwendigen Infrastruktur bewerkstelligen. Bald wurde jedoch deutlich, daß der wirtschaftliche Nutzen in keinem Verhältnis zu dem tatsächlichen finanziellen Aufwand für die Organisation stand. Hinzu kam, daß eine Abordnung des Politbüros bereits im September 1952 „katastrophale Verhältnisse“ bei der Unterbringung und Versorgung der überwiegend siebzehnjährigen Mädchen und Jungen feststellen mußte. Im Frühjahr 1953 wurde die Organisation von der SED stillschweigend aufgelöst

VI. Widersprüche zwischen Theorie und Praxis

Im siebten Jahr ihres Bestehens schien die FDJ „zugleich als Lern-und Arbeitsorganisator in Schulen und Betrieben, als gigantischer Freizeit-verein mitsamt der Sportförderung und der Massenkultur, als politische Weiterbildungseinrichtung und als politischer Vortrupp die Jugend an sich zu ziehen und zu überzeugtem Handeln zu mobilisieren“ Da führte der Juni-Aufstand 1953 der SED-Führung deutlich vor Augen, daß es ihr trotz intensiver Propaganda nicht gelungen war, die Mehrheit der Bevölkerung für ihre Politik zu gewinnen. Insbesondere Jugendliche hatten sich in großer Zahl den aufständischen Arbeitern angeschlossen Die FDJ war während und nach den Unruhen wie gelähmt gewesen

Eine im Nachlaß Grotewohls im Zentralen Partei-archiv der SED gefundene Analyse vom 27. Oktober 1953 fällt ein vernichtendes Urteil über den Jugendverband: „Für die Mehrzahl der Jugendlichen in der Deutschen Demokratischen Republik ist die Zugehörigkeit zur Freien Deutschen Jugend keine Herzenssache... Eine kritische Betrachtung der FDJ-Arbeit offenbart auf den ersten Blick, daß diese viel zu starr, schematisch und eingeschachtelt ist, um den vielseitigen Interessen und Bedürfnissen der Jugend gerecht werden zu können... Hinzu kommt, daß die Fluktuation der Jugendfunktionäre seit Jahren sehr stark ist. Es gibt nur wenig Kreissekretäre, die länger als ein halbes Jahr dieselbe Funktion ausüben... Die rasche Entwicklung vieler junger Menschen hat eine starke Tendenz zum Karrierismus unter den FDJ-Funktionären ausgelöst. Daraus entwickelte sich ein großes Geltungsbedürfnis und die Neigung zur 150prozentigkeit. Eine besonders häßliche Form das Parteijargons und Kaltschnäuzigkeit gegenüber den . Unwissenden gehören zu ihren Umgangsformen. Ihre Art ist anmaßend, bürokratisch, verkrampft und herzlos... Daß der westliche Einfluß in seinen häßlichen Ausartungen zu dämmen ist, zeigt die Arbeit der Jungen Gemeinde. Dort nehmen die Jugendlichen sehr gern am Jugendleben teil. Sie betonen, daß es ihnen besonders deshalb gut gefällt, weil alles gut organisiert sowie erfahren und umsichtig geleitet wird... Sie berücksichtigen die Interessen der Jugend in jeder Weise... Schon, die Auswahl der Themen spricht die Jugendlichen sehr verschieden an. In der FDJ behandelt man wochenlang ein Thema unter dem Titel: . Auswertung der 6. Zentralratstagung. In der Jungen Gemeinde dagegen werden die Vortragsabende unter folgenden Titeln popula-risiert: »Kann denn Liebe Sünde sein? * -, Aufmachen! Kriminalpolizei*... Eine wesentliche Ursache für die schlechte Lage in der Freien Deutschen Jugend ist die Überbetonung der Losung: Jugend soll von Jugend geleitet werden... Die FDJ-Führung, vom Zentralrat bis zu den Kreisleitungen, muß verändert werden. Es fehlen vor allem reife Menschen... Es darf keine Leitung geben, in der nicht mindestens ein älterer, erfahrener Genosse den entscheidenden Einfluß ausübt. Ehemalige gute FDJ-Funktionäre müssen, wenn irgend möglich, in die Jugendarbeit zurückbeordert werden.“

Die Beurteilung schloß mit der Empfehlung, „den Genossen Honecker durch einen anderen, fähigeren, erfahreneren Genossen zu ersetzen“ Eine daraufhin eingesetzte „Kommission zur Überprüfung der Arbeit der Freien Deutschen Jugend“ kam zu einem ähnlichen Ergebnis

Es lag jedoch sicher nicht allein an der Protektion Erich Honeckers durch Walter Ulbricht daß aus diesen Berichten keine nennenswerten Konsequenzen gezogen wurden. Denn die Kritikpunkte waren Ausdruck der Janusköpfigkeit der FDJ, die zeit ihrer Existenz unter den Widersprüchen litt, die sich aus den divergierenden Interessen von Partei und Jugend ergaben.

Es war die Partei, die Anfang der fünfziger Jahre ihren Kaderbedarf oft rücksichtslos aus den Reihen der FDJ stillte und dabei in Kauf nahm, daß die Jugendarbeit dadurch geschwächt, ja auf lokaler Ebene vielfach zum Erliegen kam. Während dies die Massenarbeit der FDJ beeinträchtigte, bot andererseits die Mitarbeit im Jugendverband zahlreichen Jugendlichen aus Arbeiter-und Bauernfamilien ungekannte Aufstiegsmöglichkeiten. Dies führte zur Heranbildung einer neuen, loyalen Elite, die zum Rückgrat des Systems werden sollte. Allein von den 50 Sekretären des Zentralrates zwischen 1945 und 1955 wurden neun im Laufe ihrer Karriere Politbüromitglieder, fünfzehn gelangten in hohe Partei-und Staatsfunktionen bzw. wurden hochrangige Generäle des Ministeriums für Staats-sicherheit

Die Partei verkannte, daß in dem Maße, in dem sie die Verbandsarbeit ihrer Politik unterordnete und dies auf Kosten der Erfüllung jugendspezifischer Interessen geschah, die Motive für den Verbleib bzw.den Beitritt zur FDJ schwanden. Im Sommer 1952 mußte die FDJ konstatieren, daß „die Zahl der Anhänger der sogenannten , Jungen Gemeinde* in vielen kleinen Ortschaften bei Dörfern der Mitgliederzahl der Grundeinheiten der FDJ“ gleichkam Daraus zog sie allerdings nicht die Konsequenz, die eigene Jugendarbeit endlich den Interessen der Jugendlichen anzupassen, sondern begann, die kirchlichen Jugendgruppen als die einzigen in der DDR verbliebenen Konkurrenten in der Jugendarbeit zu bekämpfen. Als weder die propagandistischen Bemühungen der FDJ noch die Gängelei junger Christen an den Schulen die „Junge Gemeinde“ zurückdrängen konnten, plante das Politbüro der SED im Januar 1953 die Inszenierung mehrerer Schauprozesse, um junge Christen exemplarisch als Agenten und Saboteure zu kriminalisieren Erst mit dem „Neuen Kurs“ Anfang Juni 1953 wurde der „Kirchenkampf* abrupt abgebrochen.

Kennzeichnend für die FDJ von ihrer Gründung bis zum Zusammenbruch der SED-Diktatur im Herbst 1989 war ihre völlige Unterordnung unter die Interessen der „führenden Partei“. Im Konfliktfall obsiegte stets die Rolle der FDJ, als Transmissionsriemen der SED-Politik zu fungieren, über ihre Aufgabe, die Interessen der Jugend gegenüber der Partei auch nur zu artikulieren. Eine eigenständige Rolle spielte die FDJ somit in der DDR nicht.

Vor allem während der Tauwetterperioden 1956 und zwischen 1963 und 1965 offenbarte sich dieses Dilemma der SED-Jugendpolitik. Im Februar 1956 mußte die FDJ in ihrem Aufruf „An euch alle, die ihr jung seid!“ eingestehen, „daß es noch viele gibt, die abseits stehen“. Sie beklagte, daß aufgrund der „Engstirnigkeit bei einigen Funktionären und durch Bürokratismus“ häufig nicht beachtet werde, „daß die Jugendlichen verschiedener Schichten spezielle Bedürfnisse und Interessen haben, die der Jugendverband befriedigen und vertreten muß“ Und im September 1963, zwei Jahre nach dem Mauerbau, betonte die SED in ihrem Kommunique „Der Jugend Vertrauen und Verantwortung“: „Es geht nicht länger an, . unbequeme* Fragen von Jugendlichen als lästig oder gar als Provokation abzutun, da durch solche Praktiken Jugendliche auf den Weg der Heuchelei abgedrängt werden. Wir brauchen vielmehr den selbständigen und selbstbewußten Staatsbürger mit einem gefestigten Charakter, mit einem durch eigenes Denken und in der Auseinandersetzung mit rückständigen Auffassungen und reaktionären Ideologien errungenen sozialistischem Weltbild.“

Sowohl 1956 als auch in der ersten Hälfte der sechziger Jahre veranstaltete die FDJ daraufhin verstärkt „Jugendforen“, „auf denen Vertreter des Verbandes, Männer und Frauen des öffentlichen Lebens, Mitarbeiter des Staatsapparates auf jede Frage junger Menschen in aller Offenheit und Klarheit die richtige Antwort geben“ Beide Male wurden die Verantwortlichen von der Intensität der Diskussion und der dort erörterten Themen überrascht. In einer Stellungnahme unterzog der Honecker-Nachfolger Karl Namokel die 1956 durchgeführten Jugendforen einer heftigen Kritik. Er bemängelte, „daß anstatt einer ideologischen, offensiven Auseinandersetzung von unserer Seite nur die vom Gegner gestellten Fragen beantwortet wurden, wir uns aber mit unseren Fragen in der Defensive anstatt in der Offensive befanden“

Nachdem im Herbst 1956 der Einmarsch der Sowjetunion in Ungarn das Ende des Tauwetters im Ostblock eingeleitet und sich die FDJ im April 1957 zur „sozialistischen Jugendorganisation der Deutschen Demokratischen Republik“ proklamiert hatte war kein Platz mehr für Foren, bei denen „der Eindruck entsteht, die Jugend kontrolliert bei uns in erster Linie den Staat, Staats-und Parteifunktionäre müssen Stellung nehmen und die Jugend fordert nur“, wie Namokel in seiner Stellungnahme beklagt hatte

Auch 1963 entglitten die wieder aktivierten Jugendforen rasch der Kontrolle der FDJ. Ein jüngst veröffentlichtes Protokoll einer Diskussion, die im Dezember 1963 an der Humboldt-Universität stattgefunden hat, verdeutlicht, mit welcher Vehemenz bis dahin tabuisierte Bereiche der Gesellschaft, wie etwa Justiz, Strafvollzug und Wehrdienst, die vermißte Meinungs-und Pressefreiheit sowie brennende politische Fragen, die sich aus dem Mauerbau oder dem Passierscheinabkommen ergaben, von den Jugendlichen diskutiert wurden Es war „der objektive Widerspruch zwischen [dem sozialistischen] Ideal und der (DDR-) Wirklichkeit“, der „in der Übergangsperiode ... nur durch die umwälzende Praxis des sozialistischen Aufbaus gelöst werden“ konnte, der „im Kopf manches Jugendlichen... infolge von Unzulänglichkeiten in der Bildungs-und Erziehungsarbeit, natürlich auch infolge der Einwirkungen der bürgerlichen Ideologie, nicht selten die Form eines tatsächlichen Auseinanderfallens von Ideal und Wirklichkeit“ annahm

Mit der Verbreitung eines marxistischen Geschichtsbildes, die mit der marxistisch-leninistischen Schulung einherging, waren die jungen Menschen auch mit dem Kampf der Arbeiterbewegung für soziale Gerechtigkeit, für Emanzipation und Freiheit vertraut gemacht worden, hatten bei Marx vom Absterben des Staates gelesen, und so mancher mag von Rosa Luxemburgs Plädoyer für „die Freiheit des Andersdenkenden“ gehört haben. Nun forderten sie die Verwirklichung dieser humanistischen Ideale für die Gegenwart ein 1964 konstatierte eine abschließende Lageeinschätzung bezüglich der Jugendforen, „daß die Propagierung von , rückhaltloser Wahrheitsliebe eine »falsche Strategie gewesen sei“

Das 11. Plenum des ZK der SED setzte im Dezember 1965 der liberalen Phase, die vor allem den kulturellen Bereich betraf, ein Ende. Junge Schriftsteller und Lyriker, die 1963/64 bei Veranstaltungen der FDJ für volle Säle gesorgt hatten, fielen in Ungnade. In einem als Geheime Verschlußsache klassifizierten Schreiben informierte der damalige 1. Sekretär der FDJ, Horst Schumann, die Kreis-und Bezirksleitung der FDJ am 1. November 1965: „Wolf Biermann wird es nicht gestattet, in Zusammenkünften unserer Organisation sowie in den durch die FDJ für die Öffentlichkeit organisierten Veranstaltungen, gleich welcher Art, aufzutreten. Es ist auch alles zu unterlassen, was der Propagierung irgend eines seiner Gedichte, Lieder, Songs und Chansons in Wort, Schrift und Ton dient.“

VII. Die gelähmte Massenorganisation

Seit den sechziger Jahren wurde die Mitgliedschaft in der FDJ mehr und mehr obligatorisch. Waren 1960 48 Prozent aller Jugendlichen zwischen 14 und 25 Jahren Mitglied des Jugendverbandes, stieg diese Zahl innerhalb von vier Jahren auf Prozent an. 1977 betrug der Anteil 70 Prozent und pendelte sich in den achtziger Jahren bei 75 Prozent ein. Mit 87 Prozent erreichte dieser Wert 1987 kurzzeitig einen Höchststand Vor allem Schüler und Studenten, Wehrpflichtige und Auszubildende gehörten fast ausnahmslos der FDJ an. Durch die Mitgliedschaft bzw. ein Engagement in der FDJ konnte das notwendige politische Wohlverhalten dokumentiert werden, das für den Besuch beispielsweise der Erweiterten Oberschule oder der Universität notwendig war. Damit verlor der Organisationsgrad der DDR-Jugend jegliche Indikatorfunktion für deren Übereinstimmung mit dem politischen System. Ein Lied von Hartmut König, das zur Hymne der FDJ-Singebewegung werden sollte, illustriert die daraus erwachsenden Probleme „Sag mir, wo du stehst und welchen Weg du gehst Wir haben ein Recht darauf, dich zu erkennen, auch nickende Masken nützen uns nichts.

Ich will beim richtigen Namen dich nennen.

Und darum zeig mir dein wahres Gesicht!“

Spätestens in den achtziger Jahren erstarrte das Leben im Jugendverband. Die vergreiste Parteiführung ließ sich nur zu gern von den Massenaufmärschen, den kostspieligen Festivals und Rock-konzerten, bei denen oft Hunderttausende von Blauhemden die Städte bevölkerten, blenden. Sie ignorierte die zahlreichen Alarmsignale, die seit Mitte der achtziger Jahre in unverhohlener Deutlichkeit die wachsende Ablehnung der SED-Politik innerhalb der Jugend vermeldeten. Darüber geben vor allem die Akten des „Büro Krenz“ im Zentralen Parteiarchiv Aufschluß. Stellvertretend für viele Studien, Analysen und Einschätzungen zur politischen Einstellung der DDR-Jugend soll im folgenden ausführlicher aus einer Expertise zitiert werden, die der Leiter des Leipziger Zentralinstituts für Jugendforschung, Walter Friedrich, im Herbst 1988 eigens für den Honecker-Kronprinzen Egon Krenz erstellt hat. Darin verweist Friedrich auf die durch die rasante technologische Entwicklung hervorgerufenen „stürmischen Veränderungsund Umbruchsprozesse“, die die „menschliche Zivilisation“ am Ende des 20. Jahrhunderts durchlaufen würde und die auch innerhalb der DDR-Bevölkerung einen tiefgreifenden Mentalitätswandel mit sich brächten 56.

Es sei ein Trugschluß, zu glauben, „daß man mit einer Verbesserung der ökonomischen Lage (Entwicklung der Produktion, Verringerung der Versorgungsprobleme) die geistig-kulturellen Entwicklungsprozesse in die gewünschten Bahnen lenken kann“. Die „Eigenständigkeit“ dieser Prozesse habe im letzten Jahrzehnt zugenommen. „Das verlangt entschieden neue Formen, Methoden im Umgang (Informieren, Leiten, Agitieren, Regieren) der Menschen. Heute kommen wir eben oft mit den Formen und Inhalten (Worten, Formeln, Argumentationsmustern), mit denen wir vielleicht vor 20 Jahren erfolgreich waren, bei der großen Mehrheit der Bevölkerung bzw.der Jugend nicht mehr an... Meist erreichen wir heute genau das Gegenteil.“ Die Parteiführung werde durch „nach oben“ hin „schöngefärbte“ und selektierte Berichte über die Lage in der Bevölkerung desinformiert. „Abgesehen vom Jugendbereich gibt es so gut wie keine repräsentativen Forschungen über das Denken der Bevölkerung. Wir wissen also gar nicht, wie das Volk denkt, was es will, wie sich das Denken verändert.“

Die SED betrachte den Menschen als „Gewohnheits-Wesen ..., dem man nur die richtigen Denkund Verhaltensweisen beibringen müsse“. Dieses Menschenbild sei „Produkt und Produzent eines Machtbewußtseins, eines Führer-Masse-, eines Erzieher-Zögling-Verhältnisses“, zwinge „in Denkgleise, die auf Anpassung, Erziehung, Unterordnung gerichtet sind“ Man fordere einerseits „die Aktivität, Selbständigkeit, Schöpferkraft der Jugend, reagiert aber andererseits auf abweichende Schritte, Gedanken, kritische Bemerkungen junger Leute intolerant. Kritik , von unten 1 an . oben 1 ist nicht erwünscht, wird nicht zur Kenntnis genommen oder negativ sanktioniert.“ Friedrich konstatiert demgegenüber einen tiefgreifenden Mentalitätswandel in der Bevölkerung „in Richtung eines höheren Selbstwerterlebens, einer stärkeren Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung ... Im Zusammenhang damit steht ein kritisches Verhältnis (das bis zur Ablehnung gehen kann) gegenüber formellen Institutionen und Verbänden (Schule, FDJ) bei Jugendlichen, wenn sie deren Selbstansprüche (d. h. spezielle Interessen, Bedürfnisse, Vorstellungen, Vorschläge) nicht berücksichtigen. Umgekehrt erklärt sich daraus die Bevorzugung und Neigung zu informellen Gruppen, Cliquen, Bewegungen (Kirche, Umweltschutz, Freizeitgruppierungen aller Art)... Ebenso der Anspruch, selbst bestimmen zu wollen, wohin man reist, was man sich gern ansehen möchte... Wäre der Austritt aus der FDJ folgenlos, würden die Jugendlichen heute gewiß massenhaft den Jugendverband verlassen.“ „Die Identifizierung der Bevölkerung mit unseren Zielen und Werten, mit der Politik unserer Partei, kann nur erhöht werden, wenn wir zu bedeutenden neuen Formen im Umgang (Information, Offenheit, demokratische Mitgestaltung) mit den Menschen finden... Andernfalls“, so die weitsichtige Schlußfolgerung des Jugendforschers, „werden sich die Menschen in den nächsten ein bis drei Jahren weiter, und zwar in einem bedrohlichen Ausmaß von uns entfernen.“

Zahlreiche Unterstreichungen und Randnotizen bezeugen, daß Krenz durchaus die angesprochenen Probleme zur Kenntnis genommen hatte. Überhaupt wird aus den heute zugänglichen Archiven der ehemaligen DDR ersichtlich, daß die Parteiführung durch Berichte der Staatssicherheit und der eigenen Partei über die desolate wirtschaftliche und politische Situation in den achtziger Jahren informiert war. So mag man sich verwundert die Frage stellen, warum der politische Nachwuchs in der SED-Führung keinerlei Konsequenzen aus dieser Kenntnis gezogen hatte, nachdem offenbar wurde, daß die greise Politbürokratie um Erich Honecker nicht mehr zu Reformen fähig war. Anders als bei der Ulbricht-Ablösung 1971 stand jedoch 1988 keine sowjetische Bruderpartei mehr bereit, diesen Schritt zu forcieren und abzusichern. 1986 hatte Gorbatschow die „Selbständigkeit jeder Partei, ihr Recht auf souveräne Entscheidungen über Entwicklungsprobleme ihres Landes“ betont. Jede parteiinterne Opposition mußte daher auf sich allein gestellt im Bewußtsein der omnipräsenten Staatssicherheit handeln.

Ein noch wichtigerer Grund für das Schweigen von Krenz und Genossen zum Niedergang des Systems mag jedoch in der eigenen Konzeptionslosigkeit gelegen haben. Die katastrophale wirtschaftliche Lage der DDR bot jedenfalls keinen Spielraum mehr, um politisches Wohlverhalten, das propagandistisch nicht mehr zu erreichen war, durch eine Erhöhung des Lebensstandards zu erkaufen.

VIII. Der Anfang vom Ende

Als der damalige 1. Sekretär der FDJ, Eberhard Aurich, gemeinsam mit zwei weiteren Spitzen-funktionären es am 9. Oktober 1989 -zwei Tage nach den gespenstischen Jubelfeiern zum 40. Jahrestag der DDR -endlich wagte, den „lieben Genossen Erich Honecker... über die politische Lage unter der Jugend zu informieren“, da jetzt „energisch gehandelt werden“ müsse, „wenn die Jugend der Partei auch künftig wie in den vergangenen 40 Jahren folgen soll“, war es längst zu spät.

Auch wenn die dabei übermittelte „Vorlage an das Politbüro des ZK der SED“ mit dem Titel „Einschätzungen der politischen Lage unter der Jugend -Schlußfolgerungen für die weitere Vorbereitung des XII. Parteitages der SED und XIII. Parlaments der FDJ“ in nie dagewesener Deutlichkeit Kritik am Generalsekretär und an der gegenwärtigen Politik der SED übte, ging sie kaum über die Darstellung negativer Sachverhalte hinaus. Programmatisch-konzeptionell blieb das Papier bei solchen Allgemeinplätzen wie „energischer muß daran gearbeitet werden, den massenverbundenen Arbeitsstil jedes FDJ-Funktionärs zu entwikkeln“ „An den Dogmen der realsozialistischen Machtausübung wurde nicht gerüttelt. Über den Schatten der . führenden Rolle 4 der SED konnte man nicht springen, die . Einheit von Wirtschaftsund Sozialpolitik* trotz der offensichtlich schlimmen Folgen nicht antasten, das Feindbild kaum abbauen.“

Nach dem Rücktritt Erich Honeckers von allen Ämtern am 18. Oktober 1989 und der Wahl von Egon Krenz zum Generalsekretär hatten SED und mit ihr die FDJ wohl noch gehofft, sie könnten sich an die Spitze der Reformbewegung stellen und so einen Teil ihres früheren Einflusses bewahren. Auf der 10. ZK-Tagung der SED, die am 8. November 1989 begann, versuchte Eberhard Aurich, die FDJ nachträglich als Hort des Widerstandes zu profilieren: „Als wir die Schnauze so richtig voll hatten, unter dem Eindruck dessen, was sich um den 40. Jahrestag zugespitzt hatte, und sich drei Mitglieder des Zentralkomitees (Eberhard Aurich, Wilfried Poßner, Gerd Schulz) am 9. Oktober in einem Brief an den Generalsekretär mit einer Einschätzung wandten, wurde diese Einschätzung... vom damaligen Generalsekretär als größter Angriff der FDJ auf die Parteiführung in 40 Jahren bezeichnet, im Politbüro verteilt und als Mittel benutzt, den jetzigen Generalsekretär gegebenenfalls daran zu hindern, die Wende einzuleiten.“

In einem internen Strategiepapier „Zur künftigen Rolle der FDJ in der DDR“ schlug Aurich seine eigene Ablösung als 1. Sekretär der FDJ vor und forderte: „Ziel des Jugendverbandes darf nicht mehr Bildung und Erziehung der Jugend sein. Er darf nicht mehr -wie bisher -die Jugendlichen unterweisen, was sie zu tun und zu lassen haben. Die Mitglieder sind nicht für den Jugendverband, sondern der Jugendverband ist für die Mitglieder da... Es muß in der Öffentlichkeit bewußt gemacht werden, es handelt sich um einen Bruch mit der bisherigen Konzeption -deshalb NEUE FDJ.“ Die neue „sozialistische Jugendorganisation“ sollte „antifaschistisch, internationalistisch“ und „parteiunabhängig“ die „Interessen der Jugend selbständig und verantwortungsbewußt“ vertreten Als „absehbare Konsequenzen“ sah Aurich einen „drastischen Mitgliederrückgang“ voraus. Viele haupt-und ehrenamtliche FDJ-Funktionäre würden abgewählt werden, „FDJ-Organisationen werden zahlungsunfähig“, und es sei damit zu rechnen, daß „Angriffe auf FDJ-Eigentum... zunehmen“ werden. Aber: „Diese Entwicklung muß jedoch sein, sonst löst sich die FDJ von allein auf.“

Tatsächlich war der Zerfall der FDJ nicht aufzuhalten Bald war die einstige Monopoljugendorganisation nur noch eine unter vielen. Schlagzeilen machte sie nur noch, als ruchbar wurde, daß sich ehemalige Spitzenfunktionäre mit billigen Krediten und Nutzungsverträgen über FDJ-Immobilien einen goldenen Start in die Marktwirtschaft verschafft hatten Im vereinigten Deutschland schrumpfte die mittlerweile klein geschriebene fdj bis zur Bedeutungslosigkeit.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Gekürzter Vorabdruck eines Beitrags zu Jürgen Weber (Hrsg.), Neues über eine vergangene Diktatur -Der SED-Staat (Akademiebeiträge zur Politischen Bildung, Band 27), München, Olzog-Verlag 1994.IV. Parlament der Freien Deutschen Jugend, Messehalle Leipzig vom 27. bis 30. Mai 1952, Berlin (Ost) o. J., S. 80ff.

  2. Ebd., S. 236f.

  3. Junge Welt vom 30. Mai 1952.

  4. IV. Parlament (Anm. 1), S. 245f.

  5. Die Verfassung der Freien Deutsche Jugend. Nach den vom IV. Parlament der Freien Deutschen Jugend Pfingsten 1952 in Leipzig einstimmig angenommenen Abänderungen und Ergänzungen, Berlin (Ost) 1952, S. 11 f.

  6. Erstes Parlament der Freien Deutschen Jugend Brandenburg an der Havel, Pfingsten 1946, Berlin o. J., S. 52.

  7. Edith Baumann, Die Geschichte der Deutschen Jugend-bewegung, Berlin 1947, S. 32.

  8. Vgl. DDR-Handbuch, wissenschaftliche Leitung: Hartmut Zimmermann unter Mitarbeit von Horst Ulrich und Michael Fehlauer, hrsg. vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, Band 1 A-L, 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Köln 1985, S. 451-459.

  9. Vgl. Jugendarchiv, Institut für zeitgeschichtliche Jugend-forschung, A 2. 400 (künftig zitiert als: JA, IzJ). Der überwiegende Teil der Akten des Jugendarchivs ist nicht paginiert.

  10. Die Verfassung der Freien Deutschen Jugend, hrsg. vom ZR der FDJ, Berlin o. J., S. 19.

  11. Ebd., S. 26f.

  12. Vgl. ebd., S. 16ff.; Erstes Parlament (Anm. 6), S. 199, 203.

  13. Vgl. Hermann Weber, Freie Deutsche Jugend (FDJ); in: SBZ-Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945-1949, München 1990, S. 681.

  14. Vgl. JA, IzJ, A 359.

  15. Stiftung „Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR“ im Bundesarchiv, Zentrales Parteiarchiv, IV 2/16/96, Bl. 4 (künftig zitiert als: SAPMO, BArch. -ZPA).

  16. III. Parlament der Freien Deutschen Jugend, Leipzig, vom 1. bis 5. Juni 1949, Berlin o. J. (1952), S. 43f.

  17. SAPMO, BArch. -ZPA, IV 2/16/96, Bl. 2.

  18. Ebd.

  19. Beschluß der Sitzung des Sekretariats des ZR vom 9. März 1950, JA, IzJ, A 2. 395.

  20. JA, IzJ, A 2. 400. Die Zahl der Funktionäre, die vom ZR-Sekretariat bestätigt werden mußten, war natürlich beträchtlich höher. So waren im Frühjahr 1950 in den 159 Kreisverbänden der FDJ allein 1431 Sekretäre zu bestimmen, JA, IzJ, A 359.

  21. Walter Ulbricht, An die Jugend, Berlin (Ost) 1954, S. 270.

  22. Ebd., S. 265.

  23. Vgl. Dokumente zur Geschichte der Freien Deutschen Jugend, zweiter Band, Berlin (Ost) 1960, S. 160.

  24. Junge Welt vom 6. Juni 1950.

  25. JA, IzJ, A 2. 397.

  26. Vgl. Gesetz über die Teilnahme der Jugend am Aufbau der Deutschen Demokratischen Republik und die Förderung der Jugend in Schule und Beruf, bei Sport und Erholung, abgedruckt in: Die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik hilft der Jugend. Dokumente der Deutschen Demokratischen Republik, Heft 5, hrsg. vom Amt für Information der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik, o. O. u. J., S. 41ff.

  27. Vgl. Hans-Andreas Schönfeldt, Die FDJ im Rechtssystem der DDR, in: Jahresbericht 1992. Institut für zeitgeschichtliche Jugendforschung, o. O. (Berlin) u. J. (1992), S. 121.

  28. Ebd., S. 121.

  29. Vgl. Sabine Grunwald, Demokratie als Herrschaftsinstrument. Die Studentenratswahlen in der DDR 1950, in: Deutschland-Archiv, 26 (1993) 7, S. 834ff.

  30. Vgl. Geschichte der Freien Deutschen Jugend. Chronik, Berlin (Ost) 1976, S. 79ff.

  31. Zur Stalin-Note auf der Grundlage neuer sowjetischer Quellen vgl. Gerhard Wettig, Die Deutschland-Note vom 10. März 1952 auf der Basis diplomatischer Akten des russischen Außenministeriums, in: Deutschland Archiv, 26 (1993) 7, 8. 786ff.

  32. Zitiert nach Dietrich Staritz, Die SED, Stalin und der „Aufbau des Sozialismus“ in der DDR. Aus den Akten des Zentralen Parteiarchivs, in: Deutschland Archiv, 24 (1991) 7, S. 686-700, hier: S. 696f.

  33. Vgl. Michael Buddrus, Die Organisation „Dienst für Deutschland“. Arbeitsdienst und Militarisierung in der frühen DDR. Unveröffentlichtes Manuskript im Besitz des Verfassers. Die fundierte und auf breiter Quellenbasis erstellte Studie von Michael Buddrus erscheint zum Jahreswechsel 1993/94 im Juventa-Verlag, Weinheim, als dritter Band der Reihe „Materialien zur historischen Jugendforschung“.

  34. Christian Stappenbeck, Tamorganisation für Kriegs-hetze und Spionage. Der geheime Plan zur Liquidierung der Jungen Gemeinde 1953, in: Utopie konkret, (1990) 9, S. 66-68, hier: S. 66.

  35. Vgl. Torsten Diedrich, Der 17. Juni 1953 in der DDR. Bewaffnete Gewalt gegen das Volk, Berlin 1991, S. 148f.

  36. Vgl. Gert Noack, Die FDJ und der 17. Juni 1953. Neue Dokumente aus dem Archiv der FDJ, in: Geschichte Erziehung Politik (GEP), 4 (1993) 6, S. 379%.

  37. SAPMO, BArch. -ZPA, NL 90/516, B. 49-55.

  38. Vgl. ebd., Bl. 87-95.

  39. In einer Politbürositzung am 7. Juli 1953 hatte die Vorsitzende des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands (DFD), Elli Schmidt, festgestellt: „Wer Dir (Ulbricht) zum Munde redet und immer hübsch artig ist, der kann sich viel erlauben. Honecker, zum Beispiel, das liebe Kind.“ Zitiert nach Rudolf Hermstadt: Das Hermstadt-Dokument, hrsg. von Nadja Stulz-Hermstadt, Reinbek 1990, S. 128.

  40. Vgl. Gert Noack, Das Führungspersonal der FDJ zwischen 1945 und 1955, in: Jahresbericht 1992 (Anm. 27), S. 92.

  41. JA, IzJ, A 11. 893, Bl. 56.

  42. Vgl. JA, IzJ, A 11. 891, Bl. 1-6; vgl. auch C. Stappenbeck

  43. Junge Welt vom 9. Februar 1956.

  44. Neues Deutschland vom 21. September 1963.

  45. Junge Welt vom 9. Februar 1956.

  46. JA. IzJ, A 999.

  47. Vgl. Dokumente zur Geschichte der Freien Deutschen Jugend, vierter Band, Berlin (Ost) 1963, S. 11 ff.

  48. JA, IzJ, A 999.

  49. Vgl. Gert Noack/Ulrike Bresch, „Freiheit im Sozialismus“. Ein Streitgespräch an der Humboldt-Universität zu Berlin 1963, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG), 41 (1993) 7, S. 605ff.

  50. Neues Deutschland vom 21. September 1963.

  51. Vgl. Hermann Weber, Geschichte der DDR, München 1985, S. 295.

  52. JA, IzJ, A 10. 882, zitiert nach G. Noack/U. Bresch (Anm. 49), S. 607.

  53. JA, IzJ, A 3. 713.

  54. Vgl. SAPMO, BArch. -ZPA, IV 2/2. 039/246, Bl. 170f.

  55. Vgl. Dorle Zilch, Die FDJ -Mitgliederzahlen und Strukturen, in: Jugend '92. Die neuen Länder. Rückblick und Perspektiven, Band 3, Opladen 1992, S. 63 (Angaben gerundet).

  56. Vgl. Leben -Singen -Kämpfen. Liederbuch der Freien Deutschen Jugend, Leipzig 198517, S. 32. Vgl. auch Lutz Kirchenwitz, Folk, Chanson und Liedermacher in der DDR. Chronisten, Kritiker, Kaisergeburtstagssänger, Berlin 1993.

  57. Ebd., Bl. 171f.

  58. Ebd. Bl. 172.

  59. Ebd., Bl. 175.

  60. Ebd., Bl. 176.

  61. Ebd., Bl. 181-184.

  62. Ebd., Bl. 195.

  63. Honecker -Gorbatschow, Vieraugengespräche, hrsg. und eingel. von Daniel Küchenmeister unter Mitarbeit von Gerd-Rüdiger Stephan, Berlin 1993, S. 15.

  64. SAPMO, BArch. -ZPA, IV 2/2. 039/322, Bl. 12-61, hier: Bl. 85.

  65. Gerd-Rüdiger Stephan, Die Bewertung der politischen Situation in der DDR im Sommer und Frühherbst 1989 durch die Führung der FDJ, in: Jahresbericht 1992 (Anm. 27), S. 163.

  66. Neues Deutschland vom 11/12. November 1989, abgedruckt in: Deutschland Archiv, 22 (1989) 12, S. 1452ff., hier: S. 1453.

  67. Vgl. SAPMO, BArch. -ZPA, IV 2/2. 039/322, Bl. 72.

  68. Ebd., Bl. 75.

  69. Ebd., Bl. 76.

  70. Ebd., Bl. 85.

  71. Vgl. Arnold Freiburg, Die FDJ nach Honecker. Chronik eines Abgangs, in: Deutschland Archiv, 23 (1990) 4, S. 517ff.

  72. Vgl. Der Morgen vom 1. Juni 1990.

Weitere Inhalte

Ulrich Mahlert, M. A., geh. 1968; Doktorand am Arbeitsbereich IV -DDR-Geschichte im Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung, Universität Mannheim. Veröffentlichungen u. a.: Die Instrumentalisierung des Antifaschismus-Begriffes durch die SED, in: Geschichte -Erziehung -Politik, 4 (1993) 7-8; „Bürgerlich-demokratische“ Jugendarbeit in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945-1948, in: Helga Gotschlich (Hrsg.), „Links und links und Schritt gehalten“. FDJ: Konzepte -Abläufe -Grenzen (i. E.); Expertise „Jugendpolitik und Jugendleben 1945-1961“ in der DDR im Auftrag der Enquete-Kommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“ des Deutschen Bundestages, Veröffentlichung voraussichtlich 1994.