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Sozialer Wandel in der Volksrepublik China | APuZ 51/1993 | bpb.de

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APuZ 51/1993 Kulturell geprägte Wirtschaftsdynamik und politischer Wandel in China Politik und Ökonomie in der innerchinesischen Debatte über die Zukunft der VR China Sozialer Wandel in der Volksrepublik China Hongkong vor dem 1. Juli 1997. Leben und Überleben auf geborgte Zeit

Sozialer Wandel in der Volksrepublik China

Jutta Hebel/Günter Schucher

/ 25 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

In der Volksrepublik China vollzieht sich gegenwärtig ein Modernisierungsprozeß in Richtung auf eine marktförmig koordinierte Industriegesellschaft. Bislang hat dieser Prozeß nicht zu systemgefährdenden Konflikten geführt. Sollen auch im weiteren Prozeß des Wandels Strukturbrüche und soziale Konflikte vermieden werden, so muß es gelingen, die sich fortschreitend differenzierende Gesellschaft auf einer neuen Ebene zu integrieren. \ Dieser Beitrag behandelt sozialstrukturelle Auswirkungen der Wirtschaftsreform. Zunächst wird nach den Auswirkungen der ordnungspolitischen Weichenstellungen zugunsten der Marktwirtschaft auf die gesellschaftliche Differenzierung gefragt. Diese führt nicht nur zu einem neuen Verhältnis von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft, sondern verändert auch die unter kommunistischer Herrschaft entstandenen Grundstrukturen. Veränderungen in der Erwerbssphäre und Ansätze institutioneilen Wandels am Beispiel des Arbeitsmarktes und des Bildungswesens werden im darauffolgenden Abschnitt behandelt. Zu den sozialstrukturellen Auswirkungen gehören im besonderen Verschiebungen im Ungleichheitsgefüge. Ein weiterer Abschnitt befaßt sich daher mit den Determinanten und Erscheinungsformen sozialer Ungleichheit. Abschließend wird nach möglichen Bruchstellen im Prozeß des sozialen Wandels gefragt. Ausschlaggebend für die weitere Entwicklung der VR China wird sein, ob es gelingt, den sozialen Wandel so zu steuern, daß den Menschen auch zukünftig Anpassungschancen erhalten bleiben.

I. Vorbemerkung

Prozesse sozialen Wandels, in denen sich die Grundgliederung einer Gesellschaft und die stabilen Regelmäßigkeiten des sozialen Lebens verändern, gehören zu den Allgegenwärtigkeiten gesellschaftlichen Lebens. Als konfliktträchtig und bedrohlich erweisen sie sich erst dann, wenn die Geschwindigkeit, das Verlaufsmuster und der Umfang dieses Wandels zu Brüchen in der Sozialstruktur führen und die sonst auf mittlere Sicht stabilen institutioneilen Handlungsorientierungen der Individuen entwerten. Dies ist z. B. in der ehemaligen DDR der Fall. Die aktuellen Entwicklungen in Ostdeutschland wie auch in anderen ehemals sozialistischen Staaten Osteuropas sprechen dafür, daß es sich hier eher um Strukturbrüche und die „Beweglichkeit von Strukturen“ handelt und nicht mehr um „Bewegungen in Strukturen“ also um normale, vergleichsweise langsame Anpassungsprozesse. Demgegenüber scheinen die Prozesse sozialen Wandels in der VR China weit weniger den Charakter eines Strukturbruchs aufzuweisen.

Die sich gegenwärtig in der Volksrepublik China vollziehenden Wandlungsprozesse unterscheiden sich von denen in Osteuropa u. a. in den Ausgangs-bedingungen, im Umfang, in der Geschwindigkeit und im Verlaufsmuster. Die geopolitischen Rahmenbedingungen, die spezifisch chinesische Übernahme und Anpassung des sozialistischen Systems und nicht zuletzt die kulturellen Traditionen haben eine Sonderstellung Chinas begünstigt. Diese Sonderstellung hat dazu geführt, daß in China die Notwendigkeit von Veränderungen erkannt und diskutiert und daß 1978 ein Prozeß der wirtschaftlichen Reformen angestoßen wurde. Zunächst erfaßte er nur die Landwirtschaft. Erst in einem zweiten Schritt und nach verschiedenen Experimenten wurde dann 1984 die Reform der Industrie vorangetrieben. Aus der Sicht der chinesischen Wirtschaftsreformer soll(te) die sozialistische Wirtschaft schrittweise modernisiert werden. Eine generelle Änderung der Eigentumsverhältnisse und die Privatisierung von Staatseigentum wurde dabei nicht als Vorbedingung der Modernisierung angesehen. Staatseigentum soll im Gegenteil das Rückgrat der sozialistischen Wirtschaft bleiben.

Der Prozeß des sozialen Wandels in der Volksrepublik China geht also auf eine aktive und schrittweise vorangetriebene Wirtschafts-und Industriepolitik zurück. Wirtschaftliches Wachstum soll sich unter politisch kontrollierten und autoritären Rahmenbedingungen vollziehen und der davon ausgehende soziale Wandel unterhalb der Konfliktschwelle gehalten werden.

Die Dynamik der Wirtschaftsreform hat jedoch bereits Entwicklungen ausgelöst, die weit über den Bereich der Wirtschaft hinausgehen. Die Zulassung von Märkten bedeutet de facto eine ordnungspolitische Weichenstellung in Richtung Marktwirtschaft. Die vergrößerten Autopomie-Spielräume der Wirtschaftssubjekte lassen die gegebene Machtkonstellation in der Gesellschaft brüchig werden und berühren unterschwellig das etablierte politische System. Die im Sozialismus entstandenen Grundstrukturen auf dem Land und in den Städten haben sich bereits aufgelöst oder unterliegen derzeit einem starken Veränderungsdruck. Die institutionellen Rahmenbedingungen gesellschaftlichen Handelns bilden sich um, das Ungleichheitsgefüge ändert sich.

In der VR China vollzieht sich ein Modernisierungsprozeß in Richtung auf eine marktförmig koordinierte Industriegesellschaft. In diesem Artikel wollen wir sozialstrukturelle Auswirkungen dieses Reformprozesses untersuchen. Wir gehen davon aus, daß er nach dem Muster eines Über-gangs von „unzusammenhängender Gleichartigkeit“ hin zu „verflochtener Verschiedenartigkeit“ abläuft. Zum Beispiel wandeln sich autarke Volks-kommunen und industrielle Einheiten zu spezialisierten Bauemhaushalten und arbeitsteilig organisierten Industriebetrieben. Die Gesellschaft bedarf bei einer Zunahme der Differenzierung neuer Verflechtungen und neuer Formen arbeitsteiliger Integration. Dabei können Phänomene der Moderni-sierung mit solchen der Retraditionalisierung einhergehen. In der folgenden Darstellung richten wir unser Augenmerk zunächst auf die Frage, wie die ordnungspolitische Weichenstellung zugunsten der Marktwirtschaft zur Zunahme der gesellschaftlichen Differenzierung beiträgt (Kapitel II). Industrialisierung und Modernisierung erfordern neue Koordinations-und Integrationsleistungen. In Kapitel III skizzieren wir Veränderungen in der Erwerbssphäre und beschreiben Ansätze institutioneilen Wandels am Beispiel des Arbeitsmarktes und des Bildungssystems. Weiter fragen wir nach Veränderungen in den Strukturen sozialer Ungleichheit (Kapitel IV) und nach möglichen Bruchstellen im Prozeß des sozialen Wandels (Kapitel V).

II. Zunahme gesellschaftlicher Differenzierung

1. Ordnungspolitische Auseinandersetzung um das Verh%ältnis von Plan und Markt Die chinesische Reformphase seit 1978 ist durch eine intensive Auseinandersetzung der politischen Führung mit ordnungspolitischen Fragen gekennzeichnet. Die politischen Auseinandersetzungen kreisten um Fragen der Verbindung von Plan-und Marktelementen, der Dezentralisierung der wirtschaftlichen Entscheidungsbefugnisse und der Instrumente wirtschaftlicher Koordination. Die Antworten fielen je nach Zugehörigkeit zu politischen Lagern und Fraktionen kontrovers aus. Der Verlauf dieser Auseinandersetzung um den ordnungspolitischen Kurs Chinas kann keineswegs als geradlinig und auch nicht als abgeschlossen betrachtet werden.

Eckdaten des Reformprozesses sind die ordnungspolitischen Entscheidungen von 1978, die von einem dualen Plan-Markt-Verständnis geprägt waren („Der Plan ist die Grundlage, Marktregulierung die Ergänzung“), und die Entscheidung von 1984, die von der grundsätzlichen Vereinbarkeit von Plan und Markt ausging („Sozialistische geplante Warenwirtschaft“) und die Zulassung von Markt-elementen eröffnete. Im Oktober 1992 wurde schließlich das Konzept einer „Sozialistischen Marktwirtschaft“ beschlossen. Plan und Markt sind nunmehr lediglich unterschiedliche Koordinationsmechanismen und nicht mehr Unterscheidungskriterien zwischen Sozialismus und Kapitalismus.

Diese Sequenz von Beschlüssen führte zu einer hochkomplexen Verbindung von Plan und Markt sowie zu einer Dezentralisierung von Wirtschaftsentscheidungen. Wichtige Elemente der Reform sind hierbei: die Zulassung von Märkten (Märkte für Produktionsmittel, Kapital, Technologie, Arbeit) und von Privateigentum; die Übergabe der Bewirtschaftungsrechte an die bäuerlichen Haushalte und die Auflösung der Volkskommunen; die Autonomie der Staatsbetriebe durch das Prinzip der Trennung von Verfügungs-und Eigentumsrechten über staatliches Eigentum; die weitgehende Freigabe von Preisen sowie zahlreiche Einzelreformen (u. a. die Lohnreform, Arbeitsreform, Bildungsreform, Reform des sozialen Sicherungssystems, die Öffnungs-und Außenhandelspolitik).

Die ordnungspolitische Weichenstellung in Richtung Marktwirtschaft und Dezentralisierung hat zu der heute bekannten wirtschaftlichen Dynamik geführt, vor allem im Privatsektor, im „marktoffenen“ Kollektivsektor und in den Küstenprovinzen. Mit jährlichen Wachstumsraten von rund zehn Prozent während der achtziger Jahre und einem Anstieg des industriellen Bruttoproduktionswertes um 25, 1 Prozent im ersten Halbjahr 199 3 boomt die chinesische Wirtschaft.

Die gewollte wirtschaftliche Dynamik hat aber auch Entwicklungen angestoßen, die in dieser Form nur bedingt intendiert waren. Die Entstehung regionaler Wachstumspole (Süden, Ostküste), die Veränderungen im Stadt-Land-Verhältnis und die komplexe Dualität von Plan-und Marktbereichen drohen Prozesse auszulösen, die der bisherigen politischen Kontrolle und Steuerung entgleiten könnten. Die weitreichendsten Folgen hätte sicher eine Auflösung des Staatsverbandes. 2. Zur Neudefinition des Verhältnisses von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft Nach dem ausdrücklichen Willen der politischen Führung soll die Wirtschaftsreform in China unter stabilen politischen Bedingungen vorangetrieben werden Die Kommunistische Partei hat ihren Anspruch auf die führende Rolle in Staat und Gesellschaft nicht abgemindert. Dies hat sie nicht zuletzt im Juni 1989 (Massaker auf dem Tian-An-Men-Platz in Beijing) deutlich zum Ausdruck gebracht. Dessenungeachtet haben sich jedoch bereits Veränderungen vollzogen, die langfristig zu einer Neudefinition des Verhältnisses von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft führen müssen.

Erstens haben die regionale Dezentralisierung und das wirtschaftliche Erstarken einzelner Regionen (z. B. Guangdong) die Balance zwischen Zentrale und Regionen nachhaltig verändert. Die Aufgaben des Zentralstaats müssen im Verhältnis zu den Provinzen und Städten, zu den Kreisen und Gemeinden neu bestimmt, Steueraufkommen festgelegt und entsprechend den Aufgaben verteilt werden Die wachsenden regionalen Disparitäten erfordern eine Politik zum Erhalt des Nationalstaates, z. B. für die Gestaltung eines föderalen Systems.

Zweitens haben die zunehmende Koordination der Wirtschaft über Marktmechanismen (z. B. Preise als Indikator von Knappheiten, Konkurrenz, Geld als universelles Tauschmittel) sowie der Abbau des Planungssystems und der Ressourcenzuteilung die darauf beruhende direkte Allokations-und Kontrollmacht der staatlichen Bürokratie bereits deutlich untergraben. Die allumfassende staatliche Durchdringung von Wirtschaft und Gesellschaft, gleichermaßen in Stadt und Land, stützte sich auf das distributive und redistributive Monopol des Staates. Ressourcen, Kapital und Arbeit wurden zentral zugeteilt und begründeten eine umfassende Abhängigkeit aller Wirtschaftssubjekte vom Staat. Heute werden immer größere Anteile der Wirtschaftsleistung außerhalb des alten Planbereichs und der staatlichen Wirtschaft erbracht

Die sich langsam aus politischer Bevormundung befreiende Wirtschaft erfordert neue Aufgaben-definitionen und gesellschaftliche Integrationsleistungen. So müssen sich institutioneile Rahmenbedingungen verändern oder Institutionen überhaupt erst entstehen, wie z. B. das Rechtssystem, der Arbeitsmarkt oder das System sozialer Sicherung. China befindet sich derzeit in einem Prozeß umfassenden institutioneilen Wandels. Die ordnungspolitisch neue Aufgabe des Staates ist, neue Politiken zu entwickeln (z. B. eine Finanz-, Steuer-und Sozialpolitik) und die makroökonomischen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu setzen.

Drittens ist auch die Rolle der Kommunistischen Partei von den Veränderungen betroffen. Zwar ist die in mehr als 40 Jahren durchgesetzte Verquikkung von Staat und Einheitspartei noch immer festgefügt und ein plurales Parteiensystem vorerst nicht in Sicht. Dennoch bedeutet der Verlust des staatlichen Ressourcenmonopols de facto auch einen herben Machteinbruch für die Partei. Damit verbindet sich ein Ansehensschwund, der sich in Massenaustritten, Rekrutierungsproblemen und in der Überalterung der Kader zeigt. Parteimitgliedschaft stellt keine erstrebenswerte Auszeichnung mehr dar. Die wirtschaftliche Verantwortung der Betriebsleitungen und die ökonomische Unabhängigkeit der Bauernhaushalte haben die Parteisekretäre ins zweite Glied zurücktreten lassen. Die Partei reagierte auf die neuen Herausforderungen in gewohnter Weise mit ideologischen Kampagnen („sozialistische Erziehung“, „gute kommunistische Traditionen“, „Patriotismus“), scheint aber zu einer Neubestimmung ihrer Rolle noch nicht bereit zu sein. 3. Wandel ländlicher und städtischer Grundstrukturen In dreißig Jahren sozialistischer Herrschaft in China hatten sich auf dem Land und in den Städten spezifische gesellschaftliche Grundstrukturen herausgebildet. Bis Anfang der achtziger Jahre waren die Volkskommunen mit ihren Untergliederungen die strukturbestimmenden Einheiten auf dem Land. In den Städten bildeten Betriebe und Institutionen die Grundeinheiten („danwei“ = Einheit) von Arbeit und Versorgung. Sie stehen gegenwärtig unter erheblichem Veränderungsdruck.

Auf dem Land hat die Gliederung nach Gemeinden die früheren Volkskommunen abgelöst. Im Zuge der Dekollektivierung und des Ausbaus der ländlichen Industrie haben sich die Handlungsspielräume deutlich erweitert. Neue soziale Akteure mit neuen Rechten und Handlungsmöglichkeiten sind in Erscheinung getreten: private Bauern, Haushalte, natürliche Dörfer und Kleinstädte. Die dörfliche Beschäftigungsstruktur ist komplexer geworden, es gibt Bauern, Arbeiter, Selbstbeschäftigte in Industrie und Handel, Privatunternehmer, Manager und Verwaltungskräfte. Nur noch die Minderheit der Dorfbewohner befaßt sich ausschließlich mit Landwirtschaft. Der „moderne“Landwirt ist zugleich Arbeiter, Bauer und Händler und pendelt zwischen Dorf und Kleinstadt

Die Wirkung der Reformen auf die ländliche Sozialstruktur ist allerdings widersprüchlich: Die Herausbildung „moderner“ Elemente geht mit einer Reaktivierung „traditioneller“ Elemente einher. Mangelnde institutioneile Alternativen, sei es der sozialen Sicherheit, der Kapitalbeschaffung oder der Rechtssicherheit bilden eine Ursache für die Rückbesinnung auf die Familie. Retraditionalisierung erfolgt aber nicht ohne Einschluß neuer Elemente. Wiederbelebung der Tradition heißt in vielen Fällen auch das Wiederaufgreifen kollektiver Traditionen. Sie umfaßt die beiden Seiten: Abhängigkeit vom Kollektiv und Verantwortung des Kollektivs

Moderne Strukturen entstehen vor allem unter dem Eindruck der neuen nichtagrarischen Beschäftigungsmöglichkeiten und der Abnahme administrativer Kontrollen. Zumeist junge Familien-mitglieder suchen Beschäftigungen mit höheren Verdienstmöglichkeiten, wandern als Zeitarbeiter in die Städte ab oder pendeln zwecks Vermarktung von Überschußprodukten. Sie werden so ökonomisch unabhängiger, und die elterliche Kontrollmöglichkeit nimmt ab; auch Frauen können sich aus dem Familienverband lösen. Die Jugendlichen gewinnen Einblick in städtische Lebensweisen und städtische Kultur; Konsumstile ändern sich

In der Stadt wandelt sich die Grundstruktur des in den fünfziger Jahren entstandenen „danwei“ -Systems. Die Betriebe versorgten ihre Mitglieder mit Arbeit, Wohnraum, sozialer Sicherheit und Gütern des Grundbedarfs Die in der Wirtschaftsreform geforderte Konzentration der Betriebe auf ihre ökonomischen Aufgaben und der stärkere Zwang zur Behauptung am Markt berühren das bisherige Konzept einer betriebsgebundenen Lösung der gesellschaftlichen Sicherung und Versorgung. Gleichzeitig versiegt aber auch die Quelle staatlicher Subventionen und verschärfen sich die betrieblichen Haushaltszwänge. Das betriebliche Sicherheitsnetz erscheint zunehmend als Ballast.

Der Wandel dieser ländlichen und städtischen Grundstrukturen hat den Abbau der staatlichen Durchdringung und der politischen Kontrolle zentraler Lebensbereiche eingeleitet. Die staatliche und politische Bevormundung wurde als Hemmnis für die Wirtschaftsreform und als Nährboden für Motivations-, Leistungs-und Verantwortungsmangel angesehen. Die Aufhebung bzw. Lockerung dieser Grundeinheiten eröffnete neue Handlungsoptionen für die Menschen. Von diesem Wandel ist allerdings auch das bisher gewohnte und geschätzte Netz sozialer Sicherheit (u. a. Arbeitsplatzsicherheit, Kranken-und Alterssicherung) betroffen, das vor allem die staatlichen Einheiten ihren Mitgliedern boten. In der Stadt entwickeln sich allmählich überbetriebliche Institutionen für die soziale Absicherung, auf dem Land muß die Familie diese Funktion erfüllen und erfährt damit eine Aufwertung.

III. Industrialisierung, Tertiärisierung und Wandel gesellschaftlicher Institutionen

1. Industrialisierungs-und Tertiärisierungstendenzen Der sukzessive Abbau des Plansystems und die Zulassung von Märkten haben Veränderungen in der Erwerbssphäre bewirkt, in deren Folge es zu globalen sektoralen Verschiebungen von Landwirtschaft, Industrie/gewerblicher Wirtschaft und Dienstleistungen gekommen ist Diese Entwicklung läßt sich als ein Industrialisierungs-und Tertiärisierungsschub kennzeichnen.

Auf dem Land vollzog sich seit 1978 ein erheblicher Diversifizierungsprozeß in der landwirtschaftlichen Produktion und ein Industrialisierungsschub. Große Teile der in der Landwirtschaft überschüssigen Arbeitskräfte haben spezialisierte landwirtschaftliche Aktivitäten ergriffen oder sind in die ländliche Industrie gewechselt. Nach einer jahrzehntelangen künstlichen Trennung setzt derzeit eine Verzahnung von Stadt und Land ein. Zum einen haben sich auf dem Land Gewerbe und Dienstleistungen (z. B. Transport) für den städtischen Markt entwickelt. Zum anderen hat eine starke Migration von ländlichen Arbeitskräften in die Städte eingesetzt. Schätzungsweise 50 Millionen Menschen haben sich zur Arbeitsplatzsuche auf „Wanderschaft“ begeben. 20 bis 30 Prozent von ihnen sollen sich in den 25 Städten mit jeweils mehr als einer Million Einwohnern aufhalten, in denen die Wanderarbeiter z. T. über 40 Prozent der Bevölkerung stellen

In den Städten wandelt sich die Erwerbsstruktur am sichtbarsten durch den Tertiärisierungsschub. Kleingewerbe und vor allem Dienstleistungen, die in allen staatssozialistischen Gesellschaften aus ideologischen Gründen unterbunden waren, erleben derzeit -als Folge privater Wirtschaftsaktivitäten -eine boomartige Entwicklung Durch das private Kleingewerbe, Dienstleistungen und Privatbetriebe entstand ein neuer Wirtschaftssektor In diesem Sektor wurden Arbeitsplätze mit höherem sozialen Risiko, aber auch höheren Verdienstmöglichkeiten geschaffen.

Weniger deutlich sichtbar, aber langfristig vielleicht noch entscheidender, ist der Wandel in den Kembereichen der städtischen Industrie, in den Staats-und Kollektivbetrieben. Er wurde u. a. durch den Marktzugang dieser Betriebe und ihre größere Autonomie in Personalfragen begünstigt. Seit 1986 werden z. B. Teile der jüngeren, der geringer qualifizierten und der redundanten Belegschaften in Randbereiche gedrängt; teilweise unterstützt durch betriebliches Kapital und Knowhow werden sie auf marktbezogene Aktivitäten (Handel, Dienstleistungen, Transport u. ä. m.) verwiesen Bisher existieren in diesen Betrieben allerdings noch große „Stammbelegschaften“, die ihnen durch die frühere Arbeitsadministration zugewiesen wurden, faktisch unkündbar und sozial abgesichert sind. Im Unterschied zu Osteuropa gab es in China bislang noch keine Massenentlassungen.

Mit den genannten Verschiebungen in der Erwerbssphäre gehen auch qualitative Wandlungen einher. Der Wirtschaftsprozeß verlangt nach neuen Rahmenbedingungen für die Marktkoordination; dazu gehören u. a. Banken, Versicherungen, das Rechts-und Bildungswesen. In diesen neuen und gehobenen Dienstleistungsbereichen, aber auch in den industriellen Kembereichen oder im Militär, ergeben sich durch komplizierter gewordene Produktions-, Leistungs-und Dienstleistungsaufgaben erhöhte Qualifikationsanforderungen an die Arbeitskräfte. 2. Die Entstehung von Arbeitsmärkten Vor Beginn der Reformen bildete Arbeit eine der zentralen Ressourcen, die vom Staat im Rahmen der Planung zugeteilt wurden. Für die Individuen bedeutete die monopolistische Vergabe von Arbeitsplätzen zugleich Sicherheit und Gängelung. Das chinesische System der Arbeitsplanung und -Zuweisung konnte als besonders starr angesehen werden, da es weder eine Berufs-und Arbeitsplatzwahl noch eine bedarfsgerechte Arbeitskräfteauswahl zuließ.

Die ordnungspolitische Weichenstellung zugunsten der Marktwirtschaft hat die Notwendigkeit neuer institutioneller Regelungen der Arbeitskräfteallokation und der Arbeitsbeziehungen deutlich gemacht. Der Übergang von der staatlichen Zuteilung zu Arbeitsmärkten erfolgte äußerst zögerlich. Ideologische Hemmnisse („Arbeit darf keine Ware sein“; gesetzlich verankertes Recht auf Arbeit) und fehlende institutionelle Regelungen (fehlendes Arbeitsrecht, fehlende Vermittlungs-und Informationsmöglichkeiten sowie soziale Absicherungen) haben die Entwicklung zunächst gebremst. Inzwischen gibt es jedoch in begrenztem Umfang Arbeitsmärkte. Sie eröffnen den Arbeitskräften neue Optionen der Berufs-und Arbeitsplatzwahl und den Betrieben die freie Wahl ihrer Mitarbeiter. Die Begrenztheit der Arbeitsmärkte zeigt sich an den Phänomenen der geringen Arbeitslosigkeit und der Arbeitskräftemobilität. Die offiziell genannte städtische Arbeitslosenquote von 2, 3 Prozent (1992) ist niedrig. Gleichzeitig wird von einem Personalüberhang von zehn Prozent (offiziell) bis 30 Prozent in den staatlichen Einheiten ausgegangen. Die verdeckte ländliche Arbeitslosigkeit wird auf noch immer 20 Prozent geschätzt, obwohl bereits durch neue nichtlandwirtschaftliche Aktivitäten und die Entwicklung der ländlichen Industrie Teile des Arbeitskräftepotentials aufgesogen werden konnten. Die hohe verdeckte Arbeitslosigkeit ist ein Indiz für die Fortdauer der alten institutionellen Lösungen.

Im Zuge der Entstehung von Arbeitsmärkten spielen Mobilitätsprozesse eine entscheidende Rolle. Die Mobilität ist derzeit sehr ungleich verteilt. Landflucht in der jetzigen Größenordnung ist für China ein neues Phänomen. Die Mehrzahl der in die Städte strömenden Wanderarbeiter versuchen, über die dort entstandenen Arbeitsmärkte („Spotmärkte“) Fuß zu fassen. Noch immer hindern allerdings die alten administrativen Strukturen die ländlichen Arbeitskräfte an einer regulären Beschäftigung in den Staatsbetrieben. Sie sind auf unsichere, gefährliche und schlecht entlohnte Arbeitsplätze verwiesen, es sei denn, es gelingt ihnen, ein privates Gewerbe zu betreiben

Die berufliche, betriebliche und regionale Mobilität der städtischen Arbeitskräfte ist im Vergleich dazu gering geblieben. Die administrativen Barrieren eines Betriebswechsels sind weiterhin hoch. Daran hat auch die landesweite Einführung von Arbeitsverträgen nach 1986 nichts Grundsätzliches geändert. Dennoch sind heute Beschäftigungsalternativen vorhanden, womit Mobilität prinzipiell möglich geworden ist Mangels entwickelter außerbetrieblicher Sicherheitssysteme sind Arbeitsplätze im Staatssektor aber weiterhin die erste Wahl 3. Ausbau des Bildungssystems Bildung hatte nicht nur im traditionellen China, sondern auch in der Volksrepublik stets einen hohen Stellenwert. Heute läßt der Wandel in der Erwerbssphäre zunehmend Positionen entstehen, die gehobene Anforderungen an die Qualifikation ihrer Inhaber stellen. Die Reformer haben im geringen Ausbau des Bildungssystems und in politisch motivierten Zugangsbeschränkungen einen Hauptgrund für das geringe Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte gesehen. So wäre zu erwarten, daß im Zuge der Wirtschaftsreform ein zügiger Ausbau der Institutionen des Bildungswesens erfolgen würde. Demgegenüber sind die Ergebnisse höchst widersprüchlich.

Einer der Widersprüche besteht zwischen dem Ausbau des Bildungswesens und den Zugangs-chancen. Mit dem Ausbau des Bildungswesens hat sich zwar das Bildungsangebot verbessert, aber die ungleiche Verteilung der Bildungschancen verstärkt. Die Küstenprovinzen und die Städte bieten weit bessere Bildungschancen, das Inland und die ländlichen Regionen sind auf diesem Gebiet zurückgeblieben Hohe Schulabbruchquoten machen den Wiederanstieg von Analphabetismus wahrscheinlich.

Ein zweiter Widerspruch besteht in den Disproportionen von Allgemein-und Berufsbildung und von höherer Bildung und Grundbildung. Eine rückläufige Entwicklung der Schülerzahlen im allgemeinbildenden Schulwesen geht mit dem z. T. erheblichen Ausbau des berufsbildenden Sektors und vor allem des Hochschulwesens einher.

Als besonders gravierend erweist sich derzeit ein dritter Widerspruch. Trotz des von den Politikern behaupteten hohen Stellenwerts von Bildung zahlt sie sich derzeit nicht aus. Das gilt für alle Beschäftigten. Schätzungsweise jeder zweite Intellektuelle mußte 1992 in der Provinz Hebei einer Nebenbeschäftigung nachgehen, um seinen Lebensunterhalt zu sichern Schulen und Hochschulen beklagen das Abwandern der jungen und der besonders qualifizierten Lehrkräfte sowie die Überalterung des Lehrkörpers Die geringe staatliche Finanz-ausstattung zwingt Schulen und Hochschulen zu vielerlei wirtschaftlichen Aktivitäten, die ihrer Aufgabenerfüllung abträglich sind. Der augenblickliche Wirtschaftsboom, das reiche Konsumgüterangebot und die Käuflichkeit von Gütern und Leistungen relativiert die Notwendigkeit des Bildungserwerbs. Im Kleingewerbe und in der Privatindustrie können hohe Einkommen auch ohne oder mit nur geringer Bildung erreicht werden.

Eine derart widersprüchliche Entwicklüng erscheint möglich, weil Investitionen in das Bildungswesen Zukunftsinvestitionen ohne eindeutig quantifizierbaren Ertrag sind. Die Vernachlässigung von Bildungsinvestitionen wirkt sich erst langfristig negativ aus. China leistet sich heute einen derartigen Verzicht.

IV. Veränderungen im Ungleichheitsgefüge

1. Neue Ungleichheitsdeterminanten und Kriterien der Statuszuweisung Ungleichheit war in der Vergangenheit mit der distributiven und redistributiven Macht von Staat und Partei verbunden. Der Abbau des staatlichen Allokationsmonopols, die Entstehung von Märkten mit der Beseitigung von Mängeln in der Güter-versorgung und der Käuflichkeit von Sozial-und Dienstleistungen haben den Stellenwert des Staates bei der Verteilung von Ungleichheit geschwächt. Eine Neu-und Umbewertung der Determinanten sozialer Ungleichheit und der Kriterien der Statuszuweisung hat begonnen. Staatshandeln wirkt zunehmend eher indirekt auf die Verteilung von Ungleichheit, indem durch Wirtschafts-, Sozial-, Arbeitsmarkt-oder Bildungspolitik Rahmenbedingungen für die Erwerbssphäre gesetzt werden.

Die Entwicklung von Märkten führt also zu primär erwerbswirtschaftlich bestimmten Mechanismen der Verteilung zentraler Ressourcen und damit zu neuen Ungleichheitsursachen. Die individuelle Erwerbsposition wird für den sozialen Status immer maßgeblicher, die Organisationsbindung an eine „danwei“ bestimmt immer weniger die Chancen auf Zugang zu begehrten Gütern.

Im Zuge dieses Prozesses haben sich auch die Kriterien der Positionszuweisung geändert. Die ehemals politisch-ideologisch legitimierte Einteilung der Bevölkerung in „gute“ und „schlechte Klassen-elemente“ hat ihre allokative Wirkung eingebüßt. Die frühere Kontroverse um „rot“ und/oder „fachkundig“ ist zugunsten der Qualifikation entschieden

Prozesse der Positionszuweisung verlieren sowohl ihren zugeschriebenen als auch ihren politischen Charakter. Erweiterte Handlungsoptionen und stärker gewichtete Leistungskriterien verleihen dem jeweiligen Beitrag der Individuen im Prozeß des Statuserwerbs größeres Gewicht. Kann darin ein Stück größerer Offenheit der Gesellschaft vermutet werden, so bleiben doch auch andere Kriterien der Positions-und Statuszuweisung im Spiel. Für Arbeitskräfte vom Land z. B. bildet die Herkunft nach wie vor ein zugeschriebenes status-bestimmendes Merkmal, das ihre beruflichen Möglichkeiten in den Städten begrenzt.

Die gegenwärtige Umbruchsituation hat ein erhebliches Maß an Statusinkonsistenz hervorgebracht. Wichtige statusbestimmende Kriterien korrelieren häufig nicht miteinander. Das „alte“ statusbestimmende Kriterium der „danwei“ -Zugehörigkeit läßt sich kaum mit den „neuen“ erwerbswirtschaftlichen Kriterien in Einklang bringen, aber auch die Kriterien wie Bildung, Einkommen und berufliches Prestige sind divergent.

Inkonsistenz kann gegenwärtig geradezu als ein Kennzeichen der Situation in China angesehen werden. Fehlendes berufliches Ansehen wird durch ostentativen Luxuskonsum kompensiert. Es kommt zu typischen Verknüpfungen von niedrigem beruflichen Prestige und hohem Einkommen bei privaten Geschäftsleuten bzw. zur entgegengesetzten Kombination bei vielen Intellektuellen. Dabei scheint ein erheblicher Konsens über die Statuskriterien zu bestehen 2. Erscheinungsformen sozialer Ungleichheit Soziale Ungleichheit ist in China nicht erst ein Ergebnis der Reform. Ihre Erscheinungsformen und ihre Spannweite haben sich indes verändert. Ungleichheit ist eine im Zuge des Reformprozesses ausdrücklich beabsichtigte und geförderte Erscheinung („Ein Teil der Gebiete, ein Teil der Betriebe und einige Menschen sollen zuerst reich werden“), wenn vielleicht auch nicht in dem derzeit sichtbar werdenden Ausmaß.

Generell hat sich der Lebensstandard nach offiziellen Angaben gegenüber 1978 mehr als verdoppelt. Besonders bemerkenswert ist die Vielfältigkeit des chinesischen Konsumgüterangebots. Die ländliche Konsumstruktur hat sich der städtischen angenähert Trotz deutlicher Preissteigerungen ging die Wirtschaftsreform mit einer Wohlstands-mehrung für Teile der Bevölkerung einher.

Die Teilhabe an dem erhöhten Lebensstandard unterscheidet allerdings verschiedene soziale Gruppen voneinander. Eine wesentliche Differenzierung besteht zwischen Stadt-und Landbevölkerung. Nachdem bestehende Unterschiede bis 1985 zunächst abgenommen hatten, sind sie seitdem wieder größer geworden. Zudem läßt sich die Vermutung begründen, daß sich die Einkommensskala in beiden Bereichen spreizt und die Zahl der Spitzenverdiener ebenso steigt, wie die Armut zunimmt Bessere Verdienstmöglichkeiten eröffnen sich vor allem in den marktorientierten Wirtschaftsbereichen und bieten damit großen Anreiz, in diese dynamischen Sektoren zu wechseln.

Die Lebensverhältnisse auf dem Land differieren generell stark entlang regionaler Kriterien. Vor allem Faktoren wie die Stadtnähe, die Infrastruktur, der Industrialisierungsgrad, aber auch die landwirtschaftliche Nutzfläche, die Zahl der Erwerbspersonen pro Familie, Einkommen aus privater Geschäftstätigkeit in der Stadt, Lohneinkommen, Einkommen aus Marktverkäufen landwirtschaftlicher Produkte und Selbstversorgung haben wachsenden Einfluß auf die relativen Ungleichheitspositionen. Für die Lebensverhältnisse in den Städten spielt die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Betrieb immer noch eine wichtige, wenn auch abnehmende Rolle War früher die „Güte“ einer „danwei“ (z. B. ein staatlicher Schwerpunktbetrieb mit hoher Ressourcenausstattung) für die soziale Lage ausschlaggebend, so verliert dieser Gesichtspunkt für die Versorgungsseite an Bedeutung. Im Zuge der Übertragung der alten „danwei"

-Funktionen auf neue Institutionen nimmt die Bedeutung von Geldeinkommen zu, mit deren Hilfe diese Leistungen und Sicherheiten gekauft werden können. Da zwischen Staatsbediensteten noch immer wenig Einkommensungleichheit besteht, werden geduldete Nebenbeschäftigungen und Zweiteinkommen zum entscheidenden Punkt der Differenzierung.

Das Ungleichheitsgefüge ist in China derzeit im Fluß. Das alte Gefälle zwischen Stadt und Land hat weiterhin Bestand, wobei sich die ländlichen Lebensverhältnisse regional zusätzlich unterscheiden. Die bislang privilegierten Schichten -städtische und ländliche Kader sowie die regulären Arbeiter in Staatsbetrieben -fallen mit der marktwirtschaftlichen Entwicklung zurück. Neben die alte bürokratisch bestimmte tritt eine marktvermittelte Hierarchie. Zu den Gewinnern gehören alle diejenigen, denen es gelungen ist, die neuen privatwirtschaftlichen Möglichkeiten zu nutzen, gerade auch die bislang deprivilegierten Gruppen. In diesem Prozeß der Restrukturierung wird sich erst allmählich zeigen, welche neuen Gruppen mit gemeinsamer sozialer Lage sich stabilisieren und welche sozialen und politischen Gemeinsamkeiten sie verbinden. 3. Erweiterung individueller Entfaltungsmöglichkeiten Die Einschränkung staatlicher Kontrollmöglichkeiten (Abbau des „danwei“ -Systems, Dekollektivierung, Auflösung des Systems lokaler Fixierung Bevölkerung der über Haushaltsregistrierung), die Entpolitisierung des gesellschaftlichen Lebens und die Entpersonalisierung der Arbeitsbeziehungen sowie die neuen Möglichkeiten ökonomischer Unabhängigkeit haben insgesamt zur Abnahme der Bindung an Organisationen und der Gruppenkontrolle geführt; eine Entwicklung zu verstärkter Individualisierung wurde angestoßen

Lebensstile und Wertvorstellungen ändern sich. Offensichtlich sind die Veränderungen in der Kleidung und im Verhalten in der Öffentlichkeit. Das politische Desinteresse vor allem der Jugend hat seit dem Juni 1989 eklatant zugenommen. Zugleich nehmen Unternehmungsgeist und das Streben nach materiellem Wohlstand in Umfragen zur Rangfolge von Werten die oberen Plätze ein

Damit ergeben sich auch Veränderungen im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen. Mit der Verringerung der umfassenden Abhängigkeit vom Betrieb schwindet die bislang große Bedeutung von Arbeitskollegen und Parteimitgliedern innerhalb sozialer Netze Starke Familienbande werden weiterhin positiv bewertet; die Instrumentalisierung sozialer Beziehungen dürfte aber eher noch zunehmen.

V. Bruchstellen im Prozeß sozialen Wandels

Die kaum noch beherrschbaren sozialen Konflikte in Osteuropa lassen den chinesischen Sonderweg eines Übergangs zu mehr Marktwirtschaft in günstigem Licht erscheinen. Der Reformprozeß hat bislang noch nicht zu nachhaltigen Strukturbrüchen geführt; er hat Erfolge gezeitigt, die sich in einer verbreiteten Wohlstandsmehrung niederschlugen. Allerdings haben die Ereignisse im Frühjahr 1989 gezeigt, welche soziale Sprengkraft eine Bündelung verschiedener Unmutspotentiale entfalten kann. Indiz dafür dürfte auch die in der Stadt und auf dem Land periodisch aufbrechende Gewaltbereitschaft sein Entscheidend für die dauerhafte Akzeptanz und Verarbeitung des gesellschaftlichen Wandels in China wird daher sein, ob die starken Disparitäten zwischen Regionen, zwischen Stadt und Land und zwischen sozialen Gruppen auf ein konsensfähiges Niveau zurückgeführt werden können; „Blaupausen“ für eine erfolgreiche Transformation gibt es nicht, wohl aber einige Grundbedingungen für die Vermeidung von Strukturbrüchen:

Erstens muß die Regierung, die für einen solchen komplexen Prozeß weder über ein umfassendes Konzept, noch über das erforderliche Steuerungspotential verfügt, die Rolle des Zentralstaats neu bestimmen und vor allem ein verändertes Politikverständnis entwickeln. Die Marktwirtschaft bedeutet für China nicht unbedingt weniger Staat, sondern andere Formen von Regierungsaktivitäten und Politiken In einer autonomer werdenden Gesellschaft muß die Regierung die makroökonomische Steuerung und die Formulierung von wirtschafts-und sozialpolitischen Rahmenbedingungen übernehmen. Des weiteren werden angesichts des Erstarkens einzelner Provinzen andere nationale Strukturen und ggf. föderale Abstimmungsprozesse erforderlich. Die Reformdynamik stellt die Politik vor neue Probleme; etwa, ob ein zentralstaatlich gesteuerter Ausgleich angestrebt werden soll und wenn ja, wie er aussehen sollte (z. B. Angleichung der Lebensverhältnisse).

Auch das politische System selbst wird von der Reformdynamik betroffen. Die Uneinigkeit der politischen Führungselite in ordnungspolitischen Fragen versetzt die Regierung derzeit kaum in die Lage, zu einem wirklichen politischen Diskurs zu finden Die Kommunistische Partei Chinas hat sich in internen Auseinandersetzungen verfangen und ihre neue Rolle in einem modernen politischen System und in der Gesellschaft noch nicht wirklich zu definieren begonnen. Derzeit bietet sie eher ein Bild unterschiedlicher Machtbehauptungsstrategien

Zweitens geht es um die Frage, wie die gesellschaftlichen Bedingungen für einen sich selbst tragenden Entwicklungsprozeß sozialstrukturell ab-zusichern sind. Dafür werden zahlreiche institutioneile Voraussetzungen notwendig sein, wie z. B. eine Rechtsordnung oder ein soziales Sicherungssystem. Ferner wird wichtig sein, wie sich das Gefüge sozialer Gruppen entwickelt, z. B., ob neue Gruppen als Träger der Entwicklung und eines politischen Meinungsbildungsprozesses hervortreten können, die die gewachsenen Handlungsspielräume und Ressourcen nutzen können und wollen. Die Entstehung eines neuen Mittelstandes und neuer Funktionseliten könnte hierbei wichtig sein und zur Herausbildung einer stärker pluralen politischen Kultur beitragen.

Drittens geht es darum, die Akzeptanz der Bevölkerung für die sozialen Veränderungen im Ungleichheitsgefüge, für unsichere Lebensläufe und bisher ungekannte soziale Auf-und vor allem auch Abstiegsbewegungen zu sichern. Als ganz entscheidend für die bisherige gesellschaftliche Stabilität hat sich erwiesen, daß die chinesischen Staatsbetriebe ihre Funktion als soziales Netz vorerst aufrechterhalten haben; man kann Staatsbetriebe verlassen, aber man muß es nicht. Eine solche differenzierte Anreizstruktur (Sicherheit vs. Einkommenserwartungen) erleichtert die „normalen Anpassungsprozesse“ von „Bewegungen in Strukturen“ und scheint damit den schrittweisen Über-gangzur Marktwirtschaft bislang begünstigt zu haben. Allerdings ist der Preis hoch: rund ein Drittel der Staatsbetriebe wirtschaftet defizitär.

Zusammenfassend läßt sich die politische Weichenstellung zugunsten der Marktwirtschaft als Ausgangspunkt eines Prozesses zunehmender gesellschaftlicher Differenzierung verstehen, der sich zum einen in einer politischen und wirtschaftlichen Funktionstrennung und zum anderen in einer verstärkten arbeitsteiligen Spezialisierung innerhalb der Wirtschaft ausdrückt. Diese Spezialisierung zeigt sich in neuen Wirtschaftssektoren (Tertiärisierungsschub), aber auch in den Betrieben, die nun marktvermittelt neue Betriebsziele, Organisationformen, Produkte und Produktionsstrukturen ausbilden. Eine derartige Funktionsdifferenzierung von gesellschaftlichen Bereichen, Betrieben, Organisationen und sozialen Rollen, wie sie typisch für Industriegesellschaften ist, fordert neue Integrationsleistungen heraus. Für die Zukunft der VR China wird von herausragender Bedeutung sein, ob und wie es gelingen wird, den durch die Wirtschaftsreform ausgelösten sozialen Wandel in Geschwindigkeit, Verlaufsmuster und Umfang so zu steuern, daß den Menschen auch zukünftig Anpassungschancen eingeräumt und so die Veränderungen subjektiv verkraftbar gemacht werden.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Peter A. Berger, Von Bewegungen hin zur Beweglichkeit von Strukturen, in: Soziale Welt, 42 (1991) 4, S. 68-92. (Karte der VR China und Zahlenmaterial siehe Anhang des Heftes.)

  2. Stefan Hradil, Die „objektive“ und die „subjektive“ Modernisierung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 29-30/92, S. 4.

  3. Vgl. Renmin Ribao (Volkszeitung) vom 23. 6. 1993, zit. nach Margot Schüller, Absturz oder weiche Landung? Anmerkungen zur aktuellen Wirtschaftsentwicklung in China, in: China aktuell, (1993) Juni, S. 568f. An diesem Wachstum ist die staatseigene Industrie am geringsten beteiligt.

  4. Siehe dazu den Beitrag von Susanne Weigelin-Schwiedrzik in diesem Heft.

  5. Vgl. Sen Lin, A New Pattem of Decentralization in China: The Increase of Provincial Powers in Economic Legislation, in: China Information, VII (1992) 3, S. 27-38.

  6. Ende 1992 galten nach offziellen Angaben für 90 Prozent der Konsumgüter und für 70 Prozent der Investitionsgüter Marktpreise. Vgl. Margot Schüller, Chinas Wirtschaft in den 90er Jahren. Neue Konzepte und Entwicklungsperspektiven, in: China aktuell, (1993) April, S. 353. Der nichtstaatliche Anteil der industriellen Produktion hat bereits 40 Prozent überschritten. Vgl. Gordon White, Riding the Tiger, Basingstoke-London 1993, S. 74.

  7. Vgl. Xu Jiangmin, Sunan nongmin shenghuo fangshi de bianhua (Veränderungen in der Lebensweise der Bauern Südjiangsus), in: Nongeun Jingji yu Shehui (Dörfliche Wirtschaft und Gesellschaft), (1993) 2, S. 35-44.

  8. Die Verknüpfung der verschiedenen Elemente beschreibt I. Thireau am Beispiel der sozialen Sicherung auf dem Land. Vgl. Isabelle Thireau, Some traditional forms of solidarity and redistribution, and their consequence on the implementation of a social security system in the People’s Republic of China, in: Renate Krieg/Monika Schädler (Hrsg.), Social Security in the PRC, Hamburg (i. E.).

  9. Vgl. die Beiträge eines „Symposium on Rural Family Change“ in: The China Quarterly, (1992) 130, S. 317-391.

  10. Vgl. Lu Feng, The Origins and Formation of the Unit (Danwei) System, in: Chinese Sociology and Anthropology, 25 (Spring 1993) 3, S. 7-92.

  11. Das Verhältnis der Anteile der drei Sektoren (primärer: sekundärer: tertiärer Sektor) am Sozialprodukt veränderte sich von 70, 5 : 17, 4 : 12, 1 im Jahre 1978 zu 58, 5 : 21, 7 : 19, 8 im Jahre 1991. Die unterschiedliche Entwicklungsdynamik wird bei der Betrachtung der Indexziffern für 1992 (1978 = 100) deutlich: primärer Sektor 123, sekundärer 185, tertiärer 241. Vgl. Zhongguo Tongji Zhaiyao 1993 (Auszüge aus der Statistik der VR China 1993), Beijing 1993, S. 16.

  12. In der Vergangenheit bestanden strikte Haushaltsregistrierungen (,, hukou“ -System), die in Verbindung mit der Rationierung von Grundnahrungsmitteln („liangpiao“ -System) jegliche Migration und besonders die Landflucht unterbanden.

  13. Vgl. Roger C. K. Chan, Challenges to urban areas: the floating population, in: Kuan Hsin-chi/Maurice Brosseau (Hrsg.), China Review 1992, Hongkong 1992, S. 12. 1-12. 21, S. 12. 9f.

  14. Vgl. Thomas Heberer, Recent Development of the Urban Private Economy in China, in: Wolfgang Taubmann (Hrsg.), Urban Problems and Urban Development in China, Hamburg 1993, S. 184-204; Shi Xianmin, Beijing’s Privatelyowned Small Businesses: A Decade’s Development, in: Social Sciences in China, (1993) 1, S. 153-164.

  15. Die Grenze zwischen „privatem Kleingewerbe“ und Privatbetrieben wird entsprechend der Anzahl der Beschäftigten gezogen, ersteres darf nur bis zu sieben Personen anstellen. Ende 1992 gab es offiziell 15, 54 Mio. private Kleinbetriebe mit 24, 68 Mio. Beschäftigten sowie 139600 Privat-betriebe mit 2, 02 Mio. Beschäftigten. Vgl. Li Ding, Guanyu Zhongguo shehui jiegou bianhua de jige wenti (Einige Probleme des sozialstrukturellen Wandels in China), in: Jingji Ribao (Wirtschaftszeitung) vom 22. Juni 1993, S. 7.

  16. Die Auslagerung kann in Form von Arbeitsdienstleistungsgesellschaften, neugegründeten Kollektivbetrieben oder anderen Betriebsverbindungen erfolgen.

  17. Zu Arbeitslosigkeit und Migration vgl. Monika Schädler/Günter Schucher, Unemployment and provisions for unemployment in a phase of transition: the Chinese case, in: R. Krieg/M. Schädler (Hrsg.) (Anm. 8).

  18. Job Deborah Davis, Mobility in Post-Mao Cities: Increases on the Margins, in: The China Quarterly, (1992) 132, S. 1062-1085.

  19. Mehr noch verstärken sich gegenwärtig Tendenzen, die Staatsbetriebe hauptsächlich als Sicherungsnetz zu nutzen. Entweder engagiert man sich stark in einem zweiten Beruf oder nutzt unter Wegfall des Lohnes neue Chancen. Die Betriebe dulden dieses Verhalten, weil sich dadurch ihre Lohnsumme reduziert.

  20. Vgl. z. B. Leslie Nai-kwai Lo, Higher Education and Professional Manpower, in: Kuan sin-chi/Maurice Brosseau (Hrsg.), China Review, Hongkong 1991, S. 19. 1-19. 22.

  21. Vgl. The Two-Job Holders, in: China News Analysis, (1993) 1480, S. 5.

  22. Vgl. China aktuell, (1993) Juni, S. 535 f.

  23. Die Führungskräfte in Partei und Staat sind im Interesse ihrer Machterhaltung bestrebt, über die Rekrutierung von Familienmitgliedern, die u. a. privilegierten Zugang zur Bildung genossen haben, beide Kriterien (Parteiloyalität und Qualifikation) zu vereinbaren. Vgl. Murray Scot Tanner/Michael J. Feder, Familiy Politics, Elite Recruitment, and Succession in Post-Mao China, in: The Australian Journal of Chinese Affairs, (July 1993) 30, S. 89-119.

  24. Vgl. Ole Bruun, Urban Individual Households and Cultural Change in China: When , Losers'Become . Winners', in: Copenhagen Papers in East and Southeast Asian Studies, (1990) 5, S. 29-47; Susan Young, Wealth but not security: attitudes towards private business in China in the 1980s, in: The Australian Journal of Chinese Affairs, (Jan. 1991) 25, S. 115-137. Z. B.setzen die Privatunternehmer auf das Muster intergenerationeller Mobilität und fördern die folgende Generation über den Erwerb von Bildung, um für die Kinder einen konsistenten und hohen Status zu erreichen.

  25. Vgl. Joseph C. H. Chai, Consumption and Living Standards in China, in: The China Quarterly, (1992) 131, S. 721-749. Von 1978 bis 1989 stieg das im Jahr verfügbare Pro-Kopf-Einkommen in der Stadt von 346 auf 629 Yuan (in Preisen von 1980), auf dem Land von 145 auf 340 Yuan. Ebd., S. 723.

  26. Auf dem Lande erzielten nach 1990 offiziellen Angaben 1, 8 Prozent der Haushalte über 2000 Yuan jährlich, in den Städten allein 2, 8 Prozent über 10 000 Yuan. Vgl. Li Qiang, Guanyu zhongdeng shouru jieceng wenti de yanjiu (Forschungen zum Problem einer Schicht mit mittlerem Einkommen), in: Guanli shijie (Welt der Verwaltung), (1992) 6 (in: Laodong jingji yu renshi guanli [Arbeitsökonomie und Personalmanagement] -F 102, [1993] 4, S. 42L); das Durchschnittseinkommen lag bei 686 Yuan auf dem Land und 1387 Yuan in der Stadt. Zhongguo Tongji Zhaiyao 1993 (Anm. 11), S. 41.

  27. Vgl. Azizur Rahman Khan/Keith Griffin/Carl Riskin/Zhao Renwei, Household Income and its Distribution in China, in: The China Quarterly, (1992) 132, S. 1029-1061.

  28. Vgl. Lucian W. Pye, The State and the Individual: An Overview Interpretation, in: The China Quarterly, (1991) 127, S. 443-466, sowie die weiteren Aufsätze in diesem Band.

  29. Vgl. Bettina Gransow, Following Its Own Ways: The Chinese Society, in: K. Hsin-chi/M. Brosseau (Anm. 13), S. 11. 1-11. 21.

  30. Vgl. Ruan Danqing, Interpersonal Networks and Workplace Controls in Urban China, in: The Australian Journal of Chinese Affairs, (Jan. 1993) 29, S. 89-105.

  31. Vgl. Lu Yan, Quanguo qunian shiwei shijian tongji (Statistik der Demonstrationen und Zwischenfälle in ganz China 1992), in: Hengming, (1993) 3, S. 19; The social unrest in the countryside, in: China News Analysis, (1993) 1492.

  32. In diese Richtung geht auch eine Empfehlung der Weltbank. Vgl. China aktuell, (1993) August, S. 762.

  33. In dieser Unfähigkeit sieht Machetzki gerade eine Chance für eine autonomere Entwicklung der Wirtschaft. Vgl. Rüdiger Machetzki, Chinas Wirtschaft im Umbruch, in: China aktuell, (1993) August, S. 769-799; siehe auch den Beitrag von Susanne Weigelin-Schwiedrzik in diesem Heft.

  34. Die Strategien, mit denen die einzelnen Angehörigen der „Avantgarde“, die für ihre „Kompetenzen“ in der marktorientierten Gesellschaftsordnung keine äquivalente Verwendung mehr finden, diesen Verlust zu kompensieren trachten, reichen von der Mißachtung der neuen Selbstbestimmungsrechte bis zu deren Mißbrauch im Eigeninteresse. Daß es 1989 der studentischen Opposition gelang, verschiedene Interessengruppen unter der Losung der Korruptionsbekämpfung zu einen, zeigt die Brisanz dieses Punktes.

Weitere Inhalte

Jutta Hebel, Dr. phil., geb. 1941; Studium der Soziologie, Psychologie und Philosophie in Frankfurt am Main, Paris und Göttingen; Akad. Oberrätin an der Universität Göttingen. Veröffentlichungen u. a.: Der Betrieb als kleine Gesellschaft. Die Bedeutung des chinesischen Betriebstyps für den Prozeß der Reform des Arbeitssystems, in: Soziale Welt, (1990) 2; (zus. mit Günter Schucher) Zwischen Arbeitsplan und Arbeitsmarkt. Strukturen des Arbeitssystems in der VR China, Hamburg 1992; (zus. mit Günter Schucher) Die Reform der „Drei Eisernen“; Strukturwandel im chinesischen Arbeitssystem, Köln 1992. Günter Schucher, Dr. phil., geb. 1951; Studium der Sinologie und Geschichtswissenschaften in Hamburg und Tianjin/VR China; Referent für Asien und Südpazifik in der Übersee-Dokumentation des Deutschen Übersee-Instituts; Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Asienkunde e. V. Veröffentlichungen u. a.: Überschüssig -aussortiert -arbeitslos? Zur Reform der Arbeitsorganisation in der VR China, in: Internationales Asienforum, (1989) 3/4; (zus. mit Jutta Hebel) Kommentiertes Deutsch-Chinesisches Fachglossar zu Arbeit und Beschäftigung. Mit einem chinesischen Index, Wiesbaden 1990; (zus. mit Monika Schädler) Unemployment and provisions for unemployment in a phase of transition: the Chinese case, in: R. Krieg/M. Schädler (Hrsg.), Social Security in the PRC, Hamburg (i. E.).