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Weltwirtschaftlicher Strukturwandel und die Folgen | APuZ 49/1995 | bpb.de

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APuZ 49/1995 Weltwirtschaftlicher Strukturwandel und die Folgen Technologiepolitik aus ökonomischer Sicht Theoretische Anforderungen und politische Realität Sektorale und regionale Spezialisierungsmuster in Europa Regionale Strukturpolitik in den neuen Bundesländern unter Berücksichtigung des EU-Engagements

Weltwirtschaftlicher Strukturwandel und die Folgen

Karl-Heinz Paque

/ 19 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

In der wirtschaftspolitischen Diskussion wird in den letzten Jahren häufig davon gesprochen, daß wir in einem Zeitalter der wirtschaftlichen Globalisierung leben. Der Begriff ist dabei keineswegs klar definiert. Zwar ist der Grad der Handelsverflechtung hoch, doch im Vergleich zumindest zum frühen 20. Jahrhundert keineswegs so ungewöhnlich hoch, wie oft unterstellt wird. Die wichtigsten Elemente der Globalisierung sind deshalb weniger quantitativer als struktureller Art, nämlich die starke Zunahme des Handels zwischen Industrieländern, und zwar oft innerhalb der gleichen Produktkategorien, und der Aufstieg einer Reihe von vormals armen Entwicklungsländern, vor allem in Ost-und Südostasien, in die Liga der wichtigen Exportnationen. Dies sorgt für einen verschärften weltweiten Standortwettbewerb. Dieser verschärfte Standortwettbewerb ist Teil eines breiteren weltwirtschaftlichen Strukturwandels, im Zuge dessen einige große Entwicklungsländer (z. B. China, Indien) gegenüber dem reichen Westen wirtschaftlich dramatisch aufholen werden. Anders als gemeinhin in der Öffentlichkeit angenommen, wird dies nicht zu einer Massenarbeitslosigkeit in den Ländern führen, die bisher an der Spitze lagen. Im Gegenteil ist, wie die historische Erfahrung mit früheren Aufholprozessen zeigt, mit einem Wachstumsschub zu rechnen, und zwar gerade weil es neue Möglichkeiten der effizienten internationalen Arbeitsteilung geben wird. Dieser strukturellen Veränderung der Arbeitsnachfrage steht eine gleichgerichtete strukturelle Veränderung auf der Arbeitsangebotsseite gegenüber, bedingt vor allem durch den Generationswechsel, d. h. durch das Ausscheiden im Durchschnitt weniger qualifizierter älterer Arbeitskräfte und das Hineinwachsen von im Durchschnitt besser qualifizierten jüngeren. Gleichwohl ist nicht auszuschließen, daß es zu länger anhaltenden strukturellen Ungleichgewichten kommt, wie sie sich in den Vereinigten Staaten in einer größeren Differenzierung der Lohnstruktur und hierzulande im Enstehen und in der Fortdauer der Langzeitarbeitslosigkeit bereits niedergeschlagen haben.

I. Schlagwort: Globalisierung

Es ist längst eine Binsenweisheit geworden: Wir leben in einem Zeitalter der Globalisierung. Kaum eine Woche vergeht in Deutschland, ohne daß irgendein Beitrag in Presse, Rundfunk und Fernsehen erscheint, in dem dramatische Veränderungen in der weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung vorhergesagt werden. Zumeist geschieht dies in einem tief pessimistischen Grundton, der manchmal so-gar in fast apokalyptischen Vorstellungen mündet: Bilder von massiven Arbeitsplatzverlusten in den Industrieländern werden ausgemalt, die sogenannte Billiglohnkonkurrenz aus der ehemals Dritten Welt wird als Bedrohung für den westlichen Lebensstandard beschworen, und die Ratlosigkeit der Politik angesichts der Malaise wird beklagt.

Niemand kennt die Zukunft. Insofern lassen sich Schreckensvisionen dieser Art letztlich weder bestätigen noch widerlegen. Sie können aber durch nüchterne Analyse bzw. Interpretation der Fakten und Erkenntnisse zumindest auf ihre Plausibilität hin überprüft werden. Aus einer solchen Bestandsaufnahme ergibt sich dann ganz zwangsläufig ein differenzierteres Bild, das eher wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und sich deshalb auch besser eignet als Grundlage für eine sachgerechte politische Reaktion auf die Herausforderungen.

II. Die quantitative Dimension

Zu klären ist dabei zunächst, um was es überhaupt geht, wenn von Globalisierung im wirtschaftlichen Sinne gesprochen wird. Hier beginnen schon die Schwierigkeiten, denn kaum jemand unterzieht sich der Mühe, dieses schillernde Modewort zu definieren oder wenigstens in seiner Bedeutung sinnvoll einzugrenzen Das naheliegendste Be­ griffsverständnis zielt auf den Grad der Handelsverflechtung: Danach ist die Weltwirtschaft um so stärker , globalisiert', je höher die Weltexportquote, je höher also der Anteil der Weltproduktion ist, der grenzüberschreitend gehandelt wird In diesem Sinne war die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bisher tatsächlich eine Zeit kontinuierlicher Globalisierung, denn die Weltexportquote stieg von rund 7 Prozent (1950) über 12 Prozent (1973) bis auf 17 Prozent im Jahre 1993

Dieser Anstieg wird allerdings im historischen Vergleich etwas relativiert, da er zum Teil nicht mehr bedeutete als die Rückkehr zu dem Grad der Außenhandels-Verflechtung, wie er vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Ergebnis einer langen Phase der weltwirtschaftlichen Integration vorherrschte. So lag die Weltexportquote -soweit für die damalige Zeit überhaupt sinnvoll meßbar -1913 bei immerhin schon rund 12 Prozent, also bereits auf dem Niveau von 1973, im Vergleich zu etwa 5 Prozent Mitte des 19. Jahrhunderts Rein quantitativ unterscheidet sich also die Globalisierung heute weit weniger von der des frühen 20. Jahrhunderts, als viele öffentliche Äußerungen von Beobachtern glauben machen.

Aber die wachsende Handelsverflechtung hat natürlich auch eine strukturelle Seite, und da hat sich erheblich mehr getan. Es fallen vor allem zwei Tatsachen auf: 1. die Zunahme des Handels zwischen Industrieländern, und zwar oft innerhalb der gleichen Produktkategorien, und 2. der Aufstieg einer Reihe von vormals armen Entwicklungsländern -fast alle im östlichen Teil Asiens gelegen -in die Liga wichtiger Exportnationen.

Erstens: Ohne viel Übertreibung läßt sich sagen, daß noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Handel der führenden In ) ustrienationen einem einfachen Muster folgte: Export von Fertigwaren gegenüber Import von Rohstoffen. Entsprechend gering war die Handelsverflechtung der damals führenden Volkswirtschaften untereinander. Dies ist in den letzten Jahrzehnten ganz anders geworden: Industrieländer exportieren und importieren vor allem Fertigwaren, aber oftmals solche, die sich in ihren Funktionen nur wenig voneinander unterscheiden. Dieser intra-industrielle Handel, wie man ihn in der Fachsprache nennt, findet vor allem zwischen den reichen Industrieländern statt. Das meist zitierte Beispiel dafür ist die Automobil-branche: VW exportiert nach Frankreich, Renault nach Deutschland, und beide Automobilkonzerne bedienen dabei fast die gleichen Marktsegmente.

Warum ist dies so? Die Antworten liegen eigentlich auf der Hand: Mit steigendem Wohlstand werden die Bedürfnisse der potentiellen Käufer von Produkten immer differenzierter, und die Anbieter reagieren darauf, indem sie sich entsprechend spezialisieren. Der technische Fortschritt tut ein übriges als Quelle der Differenzierung, vor allem auch bei Investitionsgütern, wo reine Geschmacks-fragen stark in den Hintergrund treten. Die Herstellung eines typischen industriellen Produkts erfordert heutzutage den Einkauf einer Vielzahl unterschiedlicher Vorprodukte, die selbst schon technisch hochwertige und hochspezialisierte Fertigwaren sind und nicht einfach Rohstoffe. Daß der Ankauf solcher Vorprodukte dabei immer stärker die nationalen Grenzen überschreitet, und zwar besonders die Grenzen hochentwickelter Volkswirtschaften, ist letztlich die Konsequenz gesunkener Transport-und Kommunikationskosten sowie einer zunehmenden Feinstruktur des technischen Wissens, die eine Aufspaltung vieler komplexer Produktionsprozesse notwendig macht.

Für eine Wirtschaft wie die deutsche ist der Handel mit anderen Industrieländern der bei weitem wichtigste Teil ihrer Einbindung in die internationale Arbeitsteilung. Heutzutage gehen Jahr für Jahr fast 90 Prozent aller westdeutschen Exporte in andere Industrieländer; in ähnlicher Größenordnung liegen die entsprechenden Importanteile. Und der längerfristige Trend deutet in Richtung auf eine weitere Zunahme: Noch in den siebziger Jahren lagen die entsprechenden Anteile bei rund 80 Prozent, in den fünfziger Jahren bei rund 70 und vor dem Ersten Weltkrieg, soweit überhaupt vernünftig schätzbar, deutlich unter 50 Prozent

Die starke Zunahme des intra-industriellen Handels ist natürlich keineswegs besorgniserregend. Im Gegenteil, sie ist für alle Beteiligten wünschenswert; sie hilft nämlich, das hochspezialisierte Wissen und die besonderen Fähigkeiten der Menschen in den einzelnen Volkswirtschaften bestmöglich zu nutzen; und sie schafft damit in allen beteiligten Ländern die Grundlage für künftige Lernprozesse, die das technische Wissen erweitern und damit langfristig die Produktivität voranbringen. Tatsächlich hat das Wachstum des Handels zwischen den reichen Volkswirtschaften hierzulande kaum zu politischen Kontroversen Anlaß gegeben; die Vorzüge des Freihandels innerhalb der Europäischen Union wurden stets von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung in Westdeutschland anerkannt und von keiner ernstzunehmenden politischen Kraft in Frage gestellt.

Zweitens: Die zweite strukturelle Veränderung im Welthandel, die sich vor allem für die letzten beiden Dekaden beobachten läßt, ist der Aufstieg einiger Schwellenländer zu wichtigen Exportnationen, vor allem der sogenannten ostasiatischen , Tiger 4 Südkorea, Taiwan, Singapur und Hongkong. Für diese Länder selbst ist der Aufstieg ohne Zweifel im positiven Sinne dramatisch, zumal er mit einer Verbesserung des Lebensstandards verbunden ist, dessen Tempo in der Wirtschaftsgeschichte seinesgleichen sucht. Und da der Aufstieg so nicht erwartet war und von kaum einem Ökonomen oder Politiker prognostiziert wurde, enthält er natürlich auch wichtige wirtschaftspolitische Lektionen für andere Entwicklungsländer

In seiner direkten Wirkung auf die Struktur des Welthandels wird er allerdings gemeinhin überschätzt. Zwar stieg der Anteil der Schwellenländer am Welthandel mit industriellen Fertigwaren in den letzten beiden Dekaden deutlich an -von 0, 24 (1970) auf 1, 61 Prozent (1990) -, doch liegt er mit weniger als zwei Prozent auch heutzutage noch in einem Bereich, der sich verschwindend klein ausmacht im Vergleich zu den Handelsstömen zwischen den etablierten Industrieländern. Gleichwohl hat gerade der Aufstieg dieser Länder im Westen zu größter ökonomischer und politischer Besorgnis geführt, vor allem mit Blick auf den Verlust von Arbeitsplätzen. Ist diese Besorgnis etwa völlig unbegründet? Die Antwort auf diese Frage ist letztlich nein, aber die Gründe dafür liegen mehr in den qualitativen als in quantitativen Veränderungen der weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung, und sie gehen weit über die Frage des Aufstiegs der Schwellenländer hinaus. Es sind im übrigen Veränderungen, die sich erst in den Anfängen abzeichnen, und ihre Analyse enthält deshalb notwendigerweise ein gehöriges Maß an -nicht streng wissenschaftlicher -Spekulation. Trotzdem gilt: Nur wenn man diese qualitativen Veränderungen ins Blickfeld rückt, beginnt der Begriff Globalisierung einen tieferen Sinn zu ergeben.

III. Die qualitative Dimension

Es besteht kaum Zweifel, daß weltweit die Transport-und vor allem die Kommunikationskosten in den letzten Dekaden deutlich gesunken sind. Nicht im geographischen, wohl aber im ökonomischen Sinne ist die Welt erheblich geschrumpft. Dies eröffnet für einzelne Unternehmen und ganze Industriezweige zunehmend die Möglichkeit, die Wertschöpfungskette ihrer Produktion nach wirtschaftlichen Kriterien räumlich aufzuspalten, und zwar im weltweiten Rahmen

Damit öffnet sich eine neue Dimension des intraindustriellen Handels, diesmal nicht mehr nur zwischen Volkswirtschaften, die geographisch nicht weit voneinander entfernt sind und ein ähnliches Entwicklungsniveau aufweisen, sondern auch zwischen solchen Volkswirtschaften, die wir gemeinhin zu »unterschiedlichen Welten'rechnen. Früher galt, daß Entwicklungsländer in einigen klar definierten Segmenten der Wirtschaft auf den Weltmärkten konkurrenzfähig waren oder werden, und zwar in jenen Branchen, bei denen die Arbeitsintensität der Produktion relativ hoch ist und/oder relativ standardisierte Technologien zur Anwendung kommen. Klassische Beispiele dafür sind verschiedene Konsumgüterindustrien wie die Herstellung von Bekleidung, Textilien, Spielwaren und Ledererzeugnissen, aber auch die Produktion von Rohstahl und einfachen Chemikalien.

Heutzutage ist die Produktpalette erheblich breiter geworden. Wichtiger noch: Sie läßt sich nicht mehr leicht einzelnen Branchen zuordnen, weil Unternehmen auch in Hochtechnologiebereichen immer mehr dazu übergehen, Teile des Produktionsprozesses in Länder mit niedrigen Lohnkosten auszulagern. Die Computerbranche ist dafür ein gutes Beispiel: Während Halbleiter, Mikroprozessoren und Bildschirme als forschungsintensivere Bestandteile eines Personal Computers typischerweise in Industrieländern hergestellt werden (wobei wir Südkorea bereits dazurechnen!), lassen die Produzenten der Branche das Gehäuse und sonstige einfachere Teile oftmals in Entwicklungsländern fertigen.

Folgt man den Einteilungskriterien der traditionellen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, so entsteht auf diese Art tatsächlich etwas im wesentlichen Neues, nämlich eben intra-industrieller Handel zwischen Industrie-und Entwicklungsländern: Durch die gesunkenen Transport-und Kommunikationskosten gelingt es den Unternehmen, gewissermaßen das Beste aus zwei Welten zu kombinieren, das technologische Wissen der . Ersten Welt'und die reichlich vorhandenen 1 und billigen Arbeitskräfte der . Dritten Welt'. Aus ökonomischer Sicht handelt es sich indes um ein Phänomen, das im Kern durchaus vertraut ist: Wie bisher sind es die niedrigen Produktions-und vor allem Arbeitskosten, die Unternehmen in Entwicklungsländer locken, lediglich die Möglichkeiten der Aufspaltung von Produktionsprozessen auch innerhalb von Industrien sind erheblich größer ge-worden.

Es ergibt deswegen mit Blick auf die Standortwahl immer weniger Sinn, nach buchhalterischen Gesichtspunkten -etwa der Höhe der Forschungsaufwendungen an der Wertschöpfung -zu unterscheiden zwischen , High-Tech'-und , Low-Tech‘-Industrien; denn fast jede Industrie hat selbst , High-Tech'-und , Low-Tech‘-Produktionsstufen, die sich im weltwirtschaftlichen Strukturwandel offenbar immer leichter räumlich trennen lassen.

Was folgt daraus? In einem Schlagwort zusammengefaßt, ließe sich antworten: ein verschärfter weltweiter Standortwettbewerb. Tatsächlich erscheint die Diskussion hierzulande über den , Standort Deutschland', die sich in den letzten Jahren erheblich intensiviert und eigentlich alle wichtigen Industriebranchen erfaßt hat, vor allem als ein Reflex dieser neuen Qualität der Globalisierung In fast allen Industrien -und nicht mehr nur in den klassischen Schrumpfungsbranchen -denken Unternehmer neu nach über die bestmögliche räumliche Verteilung ihrer Produktionsstätten zur Bedienung des Weltmarktes.

Tatsächlich hat es in den letzten Jahren eine sehr starke Zunahme von Direktinvestitionen deutscher Unternehmen im Ausland gegeben, im Zeitraum 1989-1993 um etwa zwölf Prozent pro Jahr (im Vergleich zu einem Wachstum des nominalen Bruttoinlandsprodukts um fünf Prozent pro Jahr); demgegenüber sind die ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland seit Ende des Vereinigungsbooms -also etwa seit 1991 -im wesentlichen konstant geblieben Ob sich hier ein langfristiger Trend abzeichnet, muß allerdings offenbleiben.

Selbst wenn es einen solchen Trend gäbe, muß man sich davor hüten, die Situation übermäßig zu dramatisieren. Statistiken zu den Zielländem deutscher Direktinvestitionen im Ausland zeigen, daß noch immer bei weitem der größte Teil des Kapitals in andere hochentwickelte Volkswirtschaften fließt und nicht in jene Regionen der Welt, die in der öffentlichen Meinung als , Billiglohnkonkurrenz angesehen werden. So entfielen im Jahre 1993 rund 88 Prozent des Anlagevermögens, über das deutsche Unternehmen im Ausland verfügen, auf die westlichen Industrieländer, nicht mehr als zehn Prozent auf Entwicklungsländer und die rest-lichen zwei Prozent auf die Staaten Mittel-und Osteuropas; in den Jahren vorher waren die Anteile nicht wesentlich anders, sieht man einmal von einem deutlichen Anstieg des Anteils von Mittelund Osteuropa ab, der vor 1990 nur sehr wenig über Null lag.

Bisher kann also von einer dramatischen Verlagerung der Investitionsströme hin zu , Billiglohnländem nicht die Rede sein. Im übrigen zeigen die regionalen Anteile der Direktinvestitionen eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit den entsprechenden Anteilen am Außenhandel, und dies überrascht nicht: Es ist seit langem bekannt, daß die Stärke bilateraler Kapitalverflechtungen eng zusammenhängt mit der Intensität des bilateralen Handels von Waren und Dienstleistungen. Viele der Direktinvestitionen dienen eben hauptsächlich dazu, bereits etablierte Auslandsmärkte durch Produktion vor Ort erschließen zu können, nicht zuletzt auch durch Verbesserung der Vertriebswege. Für den Verlust an Arbeitsplätzen im Mutterland können sie kaum verantwortlich gemacht werden.

Es ist also durchaus nicht so leicht, die in der Öffentlichkeit beschworene neue Dimension des weltweiten Standortwettbewerbs in den relevanten Statistiken festzumachen, gleichgültig ob diese den internationalen Handel oder die Direktinvestitionen betreffen. Trotzdem sprechen einige Plausibilitätsüberlegungen dafür, daß in der Zukunft diese neue Dimension näherrückt.

Zum einen wird sich wahrscheinlich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die Anzahl der Menschen dramatisch erhöhen, die in schnell wachsenden Volkswirtschaften leben, und zwar gewissermaßen im Übergang vom Entwicklungsland zum Schwellenland oder vom Schwellen-zum Industrieland. Bisher waren die erfolgreichsten Volkswirtschaften der (ehemals) Dritten Welt zumeist relativ klein; wenn aber z. B. China, Indien, Indonesien und Brasilien ihr derzeitiges Entwicklungstempo beibehalten oder gar -etwa im Falle von Indien und Brasilien -noch deutlich beschleunigen, wird ein industrielles Angebotspotential mobilisiert, das alles Bisherige weit in den Schatten stellt. Mit etwas Phantasie ist leicht vorstellbar, daß dann innerhalb von zwei Dekaden die Hälfte der Weltbevölkerung erstmals in größerem Stil am Welthandel teilnimmt.

Zum anderen werden zunehmend Anbieter aus mittel-und osteuropäischen Ländern auf die Weltmärkte drängen. Zwar ist das post-kommunistische Mittel-und Osteuropa -selbst wenn man alle Nachfolgestaaten der Sowjetunion miteinschließt -der Bevölkerung nach ferheblich kleiner als Indien und China; dafür erlauben der Ausbildungsstand der Bevölkerung sowie in einigen Regionen der Rückgriff auf eine vorkommunistische industrielle Tradition wahrscheinlich eine besonders zügige Integration der Volkswirtschaften in die weltweite Arbeitsteilung, sobald die schwierige Phase der Transformation zu Ende geht. Hinzu kommt die geographische Nähe zu den Märkten Westeuropas, was selbst im Zeitalter stark sinkender Transportkosten ein gewisser Standortvorteil bleiben wird.

Was bewirken nun diese Aufholprozesse, zusammen mit der räumlichen Aufspaltung der Wert-schöpfungskette? Wird die Industrie im reichen Westen entweder untergehen oder abwandern müssen, wenn sie am Weltmarkt mit Billiglohnkonkurrenz auf breitester Front konfrontiert wird? Und wird dies nicht unweigerlich zu der befürchteten Massenarbeitslosigkeit in den traditionellen Industrieländern führen?

Um diese Fragen zu beantworten, muß man sich zunächst eine elementare, aber in der öffentlichen Diskussion oft übersehene Wahrheit vor Augen führen: Für ein einzelnes Land heißt Integration in die Weltwirtschaft stets Integration auf der Seite des Güterangebots und der Güternachfrage, d. h., ein rasch wachsendes Entwicklungsland wird nicht nur seine Exporte steigern, sondern auch seine Importe. Selbst Japan, dem vor allem von amerikanischer Seite eine gezielt merkantilistische Politik vorgeworfen wird, ist im Zuge seines Wirtschaftsaufstiegs zu einem wichtigen Importeur westlicher Produkte geworden. Auf lange Sicht ist es einfach nicht vorstellbar -und wäre tatsächlich historisch einmalig -, daß ein Land permanent das Importwachstum unterdrückt, immer größere Handelsbilanzüberschüsse erwirtschaftet und auf breitester Front die ausländische Konkurrenz vom Markt verdrängt. Viel wahrscheinlicher ist es, daß die Konsumenten des Landes mit steigendem Wohlstand höherwertige und differenziertere Produkte auch aus dem reichen Westen nachfragen; und daß die Produzenten mit steigendem technologischen Niveau ihrer Herstellungspraktiken einen immer größeren Bedarf haben, westliche Investitionsgüter zum Einsatz zu bringen.

Auch in der Vergangenheit konnte man ja stets beobachten, daß Prozesse des wirtschaftlichen Aufholens und der Integration der entsprechenden Aufhol-Länder in die internationale Arbeitsteilung eben nicht zur Verarmung oder Massenarbeitslosigkeit in dem Land führten, das vorher an der Spitze lag. So sorgte etwa der (Wieder-) Aufstieg Westeuropas nach dem Zweiten Weltkrieg dafür, daß der internationale Handel insgesamt intensiviert wurde und alle Beteiligten durch Strukturwandel ihren Platz in der neuen Arbeitsteilung fanden. Für die damals eindeutig führende Industriemacht, die Vereinigten Staaten, bedeutete dies zwar ein langsames Schmelzen des Vorsprungs gegenüber den Aufhol-Ländern, was politisch und psychologisch zu einer Art amerikanischer , Identitätskrise beigetragen haben mag es entstand dabei aber kein Zustand der permanenten wirtschaftlichen Krise und Arbeitslosigkeit. Im Gegenteil, die Zeit des raschen Aufholens der westeuropäischen Länder, die irgendwann in den siebziger Jahren endete, gilt wirtschaftlich heute zu Recht als goldenes Zeitalter des Wachstums, auch für die Vereinigten Staaten. Analoges läßt sich für das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert feststellen, als der wirtschaftliche Aufstieg Deutschlands, einiger kleinerer kontinentaleuropäischer Länder und natürlich der USA selbst die damals führende Rolle Großbritanniens untergrub, gleichwohl aber auf den britischen Inseln keineswegs zu krisenhaften Zuständen der Wachstumsschwäche und der Arbeitslosigkeit führte.

Dahinter steht möglicherweise eine Gesetzmäßigkeit, falls es so etwas in der Weltwirtschaft überhaupt gibt. Diese lautet: Zeiten mächtiger wirtschaftlicher Aufholprozesse größerer Gruppen von Ländern sind typischerweise auch Zeiten der raschen weltwirtschaftlichen Integration, des raschen Strukturwandels und des raschen Produktivitätsfortschritts. Aufgrund des zunehmenden Konkurrenzdrucks suchen alle beteiligten Länder ihre neue Position in der internationalen Arbeitsteilung, oder genauer: Die Unternehmen in allen beteiligten Ländern restrukturieren ihr Produktionspotential in der Weise, daß sie in der sich abzeichnenden neuen Arbeitsteilung längerfristig die besten Marktaussichten haben. Dies sind natürlich heutzutage in den reichen Industrieländern jene Marktsegmente, wo die Produktion ein hohes Maß an Wissen erfordert. Dieses Wissen kann im engeren Sinne technologischer Art sein, es kann sich aber auch durch so etwas wie , kulturelle Erfahrung ergeben, die nur in räumlicher Nähe zu den Kunden und ihrem , Konsumklima zu gewinnen ist, wie etwa bei Fragen der Mode und des Designs.

Es ist wichtig, sich drei Charakteristika dieses Strukturwandels vor Augen zu führen.

Erstens ist er im wesentlichen unvermeidbar und sinnvoll, will man die Märkte in Industrieländern nicht protektionistisch abschotten, und dies wäre offensichtlich fatal. Er ist heute letztlich nichts an-deres als die logische Konsequenz der verbesserten Wirtschaftspolitik in einer Reihe von Entwicklungsländern wie etwa Indien und China, in denen endlich jene marktwirtschaftlichen Weichenstellungen durchgeführt werden, die Ökonomen über Jahrzehnte forderten, ganz zu schweigen vom postkommunistischen Mittel-und Osteuropa, wo das vollends mißlungene Experiment der Kommandowirtschaft beendet wurde. Dabei ist das Tempo des Strukturwandels ein Zeichen des wirtschaftlichen Wachstums und nicht der wie auch immer definier­ ten Krise. Nur durch die Anpassung der Produktpalette und der Produktionstechnologien in Rich-tung der stärkeren , Wissensintensität kann eine weit entwickelte Volkswirtschaft wie die deutsche längerfristig einen Platz in der internationalen Arbeitsteilung erhalten, der ein relativ hohes Pro-Kopf-Einkommen sichert.

Zweitens ist der Strukturwandel zwar in seinen ganz groben Linien voraussehbar, nicht aber in seinen branchenspezifischen Wirkungen. Welche Segmente einzelner Industrien langfristig in Deutschland im internationalen Standortwettbewerb überleben, läßt sich keineswegs an irgendwelchen einfachen Kennziffern ablesen, da die intra-industrielle Arbeitsteilung immer komplexer wird. So hätte z. B. vor zwei Dekaden kaum jemand prognostiziert, daß Anfang der neunziger Jahre in Deutschland noch immer -und sogar verstärkt -Fahrräder hergestellt werden, ein Produkt, das zur damaligen Zeit geradezu als Inbegriff standardisierter Technik galt. Inzwischen haben sich Produkt und Kundenwünsche technologisch derart verfeinert, daß die Fahrradherstellung hierzulande wieder eine Wachstumsbranche ist, allerdings mit einem komplexen Geflecht weltweiter Zulieferer, wie es für , moderne Industriebranchen typisch ist. Umgekehrt ist die Flugzeugherstellung -jenes geradezu klassische Hochtechnologiesegment im Fahrzeugbau -seit Jahren in der Krise. Diese Beispiele zeigen, daß einer vorausschauenden Industriepolitik, die glaubt, zukunftsträchtige Branchen identifizieren zu können, äußerst enge Grenzen gesetzt sind.

Drittens ist der Strukturwandel natürlich für die Beteiligten ein schmerzhafter Anpassungsprozeß, insbesondere am Arbeitsmarkt. Zwar ist die Vorstellung, die Nachfrage nach Arbeit insgesamt werde hierzulande aufgrund des weltwirtschaftlichen Strukturwandels immer geringer, letztlich unbegründet. Gleichwohl gibt es einen wichtigen Struktureffekt, der politisch Sorgen bereitet: In einer Volkswirtschaft, die sich tendenziell immer stärker auf , wissensintensive Güter spezialisiert, wird einfache Arbeit immer weniger nachgefragt. Ökonomisch heißt dies letzlich, daß der weltwirtschaftliche Strukturwandel in den reichen Industrienationen zu einer Abwertung der reinen physischen Arbeitskraft führt. In der Praxis bedeutet dies, daß die allfällige Klage über das , Wegrationalisieren von Arbeitsplätzen in der Sache gerechtfertigt ist, wenn sie auch weniger die Lage am Arbeitsmarkt insgesamt beschreibt als ein spezielles und überaus wichtiges Strukturproblem. Wie kann man diesem Problem begegnen?

IV. Anpassungsdruck am Arbeitsmarkt

Zur Beantwortung dieser Frage lohnt es sich, eine scharfe gedankliche Trennlinie zu ziehen zwischen einer langfristigen und einer kurz-bis mittelfristigen Anpassung. Auf lange Sicht ist eine Abwertung der rein physischen Arbeitskraft von der Seite der Arbeitsnachfrage her dann wenig problematisch, wenn sich auch die Struktur des Arbeitsangebots den neuen Erfordernissen qualitativ und quantitativ anpaßt, d. h. konkret, wenn durch den graduellen Generationswechsel der durchschnittliche Ausbildungsstand der Arbeitskräfte sich erheblich verbessert und die Randgruppe der unausgebildeten Arbeitskräfte immer kleiner wird.

In allen apokalyptischen Vorstellungen der künftigen Massenarbeitslosigkeit wird oft übersehen, daß ein solcher Prozeß der , Humankapitalintensivierung auf der Seite des Arbeitsangebots in den letzten beiden Dekaden in Westdeutschland fast unbemerkt von der Öffentlichkeit stattgefunden hat, und zwar mit beträchtlicher Geschwindigkeit. So sind zwischen 1973 und 1989 etwa drei Millionen Arbeitsplätze für unqualifizierte Arbeitskräfte weggefallen, dafür aber fünf Millionen Arbeitsplätze für qualifizierte neu entstanden. Gleichzeitig nahm die Arbeitslosigkeit unter Nichtqualifizierten zwar überproportional zu, doch steht diese Zunahme in keinem Verhältnis zu dem Ausmaß des , generationsbedingten Austauschs zwischen unqualifizierten älteren Arbeitskräften, die aus dem Erwerbsleben ausschieden, und den qualifizierten jüngeren, die nachfolgten Es handelt sich also keineswegs um eine rein akademische Möglichkeit der Anpassung, auf die eine Gesellschaft nicht warten kann, sondern sehr wohl um machtvolle Prozesse auf der Arbeitsangebotsseite, die auf Dauer das Problem erheblich entschärfen.

Dies gilt auch mit Blick auf die kommenden Jahre, die durch die demographische Entwicklung relativ hohe Abgänge von älteren und im Durchschnitt weniger qualifizierten Arbeitskräften bringen werden. Wichtig ist dabei auch, daß die , generationsbedingte Anpassung des Arbeitsangebots weit über die Frage der rein formalen Qualifikation hinausgeht und auch die Vertrautheit mit modernen Arbeitsmethoden betrifft, was sich allerdings oft nicht quantitativ fassen läßt. Bestes Beispiel dafür dürfte in den letzten beiden Dekaden das Heran-wachsen einer Generation von , Computer-Kids sein, die mit modernen elektronischen Informations-und Kommunikationstechnologien von frühester Kindheit an konfrontiert werden und deshalb gegenüber älteren Generationen wahrscheinlich einen großen Vorsprung haben, wenn es etwa um die Anpassung an die Profile , neuer Dienstleistungs-und Industrieberufe geht.

Ist ein solches Nachziehen des Arbeitsangebots in jedem Fall gewährleistet? Auf lange Sicht nur dann, wenn das Bildungssystem eines Landes gewissermaßen , wirtschaftsstrukturfreundlich ist, d. h., wenn es sich in seinen Schwerpunkten und Anforderungsprofilen möglichst vorausgreifend den Entwicklungen anpaßt. Es muß also für die jeweils zu erziehende Generation von jungen Menschen bestmögliche Voraussetzungen schaffen, um am Markt relativ hoch bewertetes Humankapital zu bilden und ein hohes Maß an Flexibilität und Mobilität zu sichern, die einer allzu raschen Abwertung dieses Humankapitals entgegenwirken. Damit ist in der Tat ein zentrales Ziel für die Bildungspolitik definiert, dessen Bedeutung in der Öffentlichkeit bisher nur unzureichend gewürdigt wurde. Es gilt, vor allem jenen Jugendlichen, die eines Tages von Rationalisierung und Strukturwandel besonders hart getroffen sein könnten -also vor allem diejenigen mit relativ niedrigem Qualifikationsniveau -, den Weg in eine immer noch gute Allgemein-und Berufsausbildung zu ebnen, die ihnen für die Zukunft ein hohes Maß an beruflicher Flexibilität gewährleistet.

Es ist wichtig, sich zu verdeutlichen, daß der langfristige Prozeß der Anpassung des Arbeitskräfteangebots wohl von der Bildungspolitik, weit weniger aber von konkreten arbeitsmarktpolitischen Hilfsmaßnahmen beeinflußt werden kann; denn die Erfahrung lehrt, daß die Ex-post-Korrektur einer mangelnden Qualifikation bzw. eines falschen Qualifikationsprofils weit schwieriger und weit teurer ist als die Ex-ante-Vermittlung von Bildungsinhalten und Berufseinstellungen. Mobilitätsbeihilfen, Umschulungsprogramme und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mit Fortbildungscharakter sollten deshalb stets als das gesehen werden, was sie von der Konzeption her sind, nämlich relativ bescheidene , Reparaturmittel, um eine schon angelegte Anpassung einzelner an neue Arbeitsmarktverhältnisse zu unterstützen und zu erleichtern, nicht aber, um ganze Generationen von entlassenen Arbeitskräften neu , zu erziehen.

Kann man also letztlich bei richtiger bildungspolitischer Weichenstellung mit einer Anpassung des Profils des Angebots an Arbeitskräften rechnen, so bleibt doch ein kurz-bis mittelfristiges Problem einer möglicherweise schwerwiegenden Disproportion: Weltwirtschaftlich bedingte Umwertungen der Arbeitskraft mögen über längere Zeit den Anpassungen auf der Seite des Arbeitsangebots vorauseilen. Dies war in der Vergangenheit der Fall, und es gab in der Praxis im wesentlichen zwei Varianten der Anpassung, die man vereinfachend als das amerikanische und das europäische Modell bezeichnen könnte.

In den Vereinigten Staaten, wo es nur eine relativ bescheidene und zeitlich strikt begrenzte Form der Arbeitslosenunterstützung gibt, führte die Abwertung der nichtqualifizierten Arbeit bei etwa konstanter Arbeitslosigkeit zu einer größeren Differenzierung der Lohnstruktur. Es ist heute statistisch gut belegt, daß die letzten beiden Dekaden für die unteren Einkommensgruppen Realeinkommenseinbußen brachten, ein Phänomen, das in den Vereinigten Staaten als , shrinking middle dass wissenschaftlich diskutiert wird In den meisten kontinentaleuropäischen Ländern, in denen es relativ großzügige Systeme der de facto zeitlich unbefristeten Arbeitslosenunterstützung gibt, blieb im Unterschied zu den Vereinigten Staaten die Lohnstruktur unverändert; es nahm dafür aber die Arbeitslosigkeit und vor allem die Langzeitarbeitslosigkeit zu.

Sind zu diesen Modellen, wie sie in der Vergangenheit praktiziert wurden, Alternativen denkbar? Es gibt gute Gründe, diese schwierige Frage mit einem vorsichtigen Nein zu beantworten. In vielen europäischen Ländern -allen voran Schweden, aber auch Deutschland -ist ja über lange Jahre versucht worden, die Arbeitsmarkteffekte des Strukturwandels durch massiven Einsatz von öffentlichen Programmen der (Re-) Qualifikation und der Arbeitsbeschaffung zu mildern. Was auch immer im einzelnen die Leistungsbilanz dieser Programme sein mag, es gelang ihnen nicht, die Dualisierung des Arbeitsmarkts in Personen, die sich im Strukturwandel relativ gut anpassen können, und solche, denen die Langzeitarbeitslosigkeit droht, auf Dauer nachhaltig abzuschwächen. Dies heißt nicht, daß die Programme sinnlos sind; es heißt nur, daß man von dem Einsatz öffentlicher Mittel und Instrumente keine Wunder erwarten darf -Wunder in dem Sinne, daß sie die starken Kräfte des weltwirtschaftlichen Strukturwandels im Zaum halten können.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Eine löbliche Ausnahme ist Paul Krugman, Growing Wprld Trade: Causes and Consequences, in: Brookings Papers of Economic Activity, (1995) 1, S. 327-362, hier S. 330-341

  2. Die Weltexportquote ist als Maß für die Globalisierung insofern problematisch, als danach Veränderungen der Staatsgrenzen den Grad der Globalisierung beeinflussen. Für die folgende Argumentation ist dieses Problem ohne große Bedeutung.

  3. Vgl. P. Krugman (Anm. 1), Tabelle 1, S. 331.

  4. Vgl. ebd. Die Schätzungen für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg umfassen nur die späteren OECD-Länder, was das Ergebnis aber nicht wesentlich verzerrt.

  5. Die Daten, die den genannten Zahlen zugrunde liegen, finden sich u. a. in Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 1994/95, Stuttgart 1994; S. 417f., Tabellen 72 und 73 (für 1950-1993); Brian R. Mitchell, European Historical Statistics, London 1975, S. 514, 547f.

  6. Welche Schlüsse daraus zu ziehen sind, ist allerdings unter Ökonomen höchst umstritten und wird hier nicht weiter behandelt. Vgl. dazu u. a. Alwyn Young, Lessons from the East Asian NICs: A contrarian view, in: European Economic Review, 38 (1994), S. 964-973.

  7. Vgl. P. Krugman (Anm. 1), S. 337 (Tabelle 4).

  8. Diese Formulierung stammt von P. Krugman (Anm. 1), S. 333, der im Amerikanischen von „slicing up the value added chain“ spricht.

  9. Es gibt noch eine Reihe von .deutschen Sonderfaktoren 1 wie die oft geäußerte Furcht, technologisch zurückzufallen, sowie die hohe Bewertung der DM an den Devisenmärkten. Zur deutschen Standortdiskussion in all ihren wichtigen Facetten, siehe Henning Klodt/Jürgen Stehn u. a., Standort Deutschland: Strukturelle Herausforderungen im neuen Europa, Kieler Studien 265, Tübingen 1994.

  10. Zu den Zahlen im Detail siehe Deutsche Bundesbank, Kapitalverflechtung mit dem Ausland. Statistische Sonder-veröffentlichung 10, Frankfurt/M., Mai 1995. Die Daten, die im wesentlichen den nominalen Bilanz-oder Buchwert der entspechenden Beteiligungen messen, sind zwar die besten verfügbaren Quellen, um den Wert des Kapitalstocks zu messen, der durch Direktinvestitionen entstanden ist, werfen aber gleichwohl eine Fülle von schwierigen methodischen Problemen auf. Dazu vgl. ebd., S. 71-75.

  11. Siehe dazu etwa die treffende Analyse “ America -The Old Country”, in: THE ECONOMIST vom 26. 10. 1991.

  12. Vgl. Karl-Heinz Paquä, Arbeitslosigkeit und sektoraler Strukturwandel, List-Forum für Wirtschafts-und Finanzpolitik, Bd. 21, 1995, S. 167-194.

  13. Vgl. dazu die Beiträge bei Gary Burtless (Hrsg.), A Future of Lousy Jobs. The Changing Structure of U. S. Wages, Washington, D. C. 1990; Organisation for Economic Cooperation and Development (OECD), Employment Outlook, Paris 1993.

Weitere Inhalte

Karl-Heinz Paque, Dr. s. c. pol. habil, geb. 1956; wissenschaftlicher Direktor und Leiter der Forschungsabteilung I („Wachstum, Strukturpolitik und internationale Arbeitsteilung“) im Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel. Veröffentlichungen u. a.: (zus. mit Herbert Giersch und Holger Schmieding) The Fading Miracle. Four Decades of Market Economy in Germany, Cambridge 1992; zahlreiche Veröffentlichungen zu Fragen der Wirtschaftspolitik und des Arbeitsmarktes.