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Sozialberichterstattung über Kinder in der Bundesrepublik Deutschland Zielsetzungen, Forschungsstand und Perspektiven | APuZ 11/1996 | bpb.de

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APuZ 11/1996 Kinder im Übergang Ein wissenschaftlicher Essay Sozialberichterstattung über Kinder in der Bundesrepublik Deutschland Zielsetzungen, Forschungsstand und Perspektiven Soziale Ungleichheiten beim Bildungserwerb innerhalb und außerhalb der Schule Ergebnisse einer empirischen Untersuchung in Hessen und Sachsen-Anhalt Veränderungen in der alltäglichen Lebensführung Ostberliner Kinder

Sozialberichterstattung über Kinder in der Bundesrepublik Deutschland Zielsetzungen, Forschungsstand und Perspektiven

Bernhard Nauck/Wolfgang Meyer/Magdalena Joos

/ 19 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

In den letzten Jahren haben sich in der Bundesrepublik Deutschland die Bemühungen verstärkt, eine Sozialberichterstattung über Kinder zu etablieren. Damit wird versucht, die trotz einer ausgebauten Familien- und Jugendberichterstattung bestehende Lücke zu schließen, welche in der Vergangenheit zu einer Vernachlässigung von Kindern als sozialpolitisches Klientel geführt hat. Aus diesem Grund ist auch die bisherige Datenlage für eine solche Berichterstattung eher bescheiden, die jedoch, wie Beispiele aus der nationalen und international vergleichenden Sozialforschung belegen, über die Reorganisation vorhandener Datenmaterialien erweitert werden kann. Die Aussagekraft der kinderzentrierten Berichtsperspektive läßt sich derzeit am besten anhand der Verknüpfung kleinräumlich vorliegender amtsstatistischer Materialien mit Surveydaten demonstrieren. Allerdings wird eine Sozialberichterstattung über Kinder dauerhaft nur dann einen wertvollen Erkenntnisbeitrag liefern können, wenn sie über die Sekundärverwertung hinausgehend spezifische Systeme sozialer Indikatoren entwickeln und die benötigten Daten regelmäßig erheben kann. Neben einer stärker kindbezogenen Orientierung amtlicher Statistiken ist hier vor allem ein Grundrecht der Kinder auf Gehör in Bevölkerungsumfragen einzufordern; zugleich sind die damit verbundenen methodischen Probleme einer akzeptablen Lösung näher zu bringen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann als Fazit lediglich festgestellt werden, daß auch die Sozialberichterstattung über Kinder noch in ihren Kinderschuhen steckt.

I. Kinder als Gegenstand sozialwissenschaftlicher Forschung

Abbildung 1: Idealtypen der Sozialberichterstattung über Kinder

In der Sozialstatistik und Sozialberichterstattung werden Kinder bis zum heutigen Tage immer noch vorrangig als , Haushaltsangehörige von Erwachsenen geführt. Selbst in der Familienberichterstattung -wie z. B. im fünften Familienbericht -wird lediglich betont, daß Kinder mit der Bildung und Sicherung des gesellschaftlichen Humanvermögens in ganz wesentlichem Zusammenhang stehen Eine der Folgen dieser Sichtweise ist, daß die Bedürfnisse dieser sozialstrukturellen Gruppe nicht systematisch in eine spezifisch zu konzipierende Sozialpolitik für das Kind eingehen kön* nen

Abbildung 5: Relatives Wohlfahrtsniveau von Kindern unter 7 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland 1991/93

Quelle: Eigene Darstellung,

Bei der sozialwissenschaftlichen Betrachtung dominierte lange Zeit das entwicklungspsychologische Verständnis von Kindern als Junge Erwachsene 1. Dies ist jedoch eine theoretische Verengung des Konstrukts , Kinder 1, das sich analytisch in zwei idealtypische Dimensionen aufspalten läßt: Einerseits stellt sich die Frage, ob die gesamtgesellschaftlich'institutionalisierten Kultur-muster des Umgangs mit dieser Personengruppe oder deren konkrete Lebensverhältnisse im Zentrum des Interesses stehen, andererseits kann diese Personengruppe individuell als für eine Phase im Lebensverlauf stehend oder relational als Generationengruppe betrachtet werden. Daraus lassen sich für die Kindheitsforschung vier Forschungsfelder ableiten, die zu jeweils völlig eigenen Fragestellungen führen: Kindheitsforschung hat sowohl einen Altersphasen- als auch einen Generationenbezug, und sie hat neben einem institutionellen auch einen sozialstrukturellinteraktionistischen Bezug (Abbildung 1).

Erstens: Kindsein wird durch das gemeinsame Leben im Generationenbezug von Kindern und ihren Eltern konstituiert, d. h. durch die individuellen Formen der Interaktion in Eltern-Kind-Beziehungen. Entscheidend dabei ist, daß Kindsein sich über den gesamten Lebensverlauf (bis zum Tode der Eltern oder des Kindes) ausdehnt . Dabei ist die komplementäre Elternrolle (und insbesondere: die Mutterrolle) zur einzigen lebenslang unaufkündbaren Verpflichtung in modernen Gesellschaften geworden, wobei die normative Verpflichtung der Eltern auf ihre Kinder ein zu keiner früheren Epoche bekanntes Ausmaß an Akzeptanz und Verbindlichkeit erhalten hat

Zweitens: Kindschaft ist der zur Elternschaft komplementäre Generationenbezug, in dem die spezifischen Rechte und Pflichten zwischen Generatio-nen geregelt werden und der somit den speziellen Institutionalisierungsaspekt der lebenslangen Beziehungen zwischen Generationen -z. B. in Form zumeist implizit geschlossener , Generationenverträge über wechselseitige Hilfeleistungen, ökonomische Transfers und Erbschaften sowie die Legitimität von Eltern-und Kindesrecht -beinhaltet. Wie für viele . kulturelle Selbstverständlichkeitenin einer Gesellschaft gilt auch hier, daß Kindschaftsverhältnisse zumeist nur dann thematisiert werden, wenn es sich um solche handelt, die dem Nörmalitätsentwurf nicht oder nur teilweise entsprechen (z. B. bei , abweichendenKindschaftsverhältnissen wie Stief-und Adoptivkindschaften).

Drittens: Kinder sind eine Altersgruppe, die sich in den sozialen Beziehungen zu ihrer Umwelt konstituiert und ein eigenes Element der Sozialstruktur einer Gesellschaft bildet. Diese Form der kategorialen Abgrenzung der Altersgruppe . Kindervon anderen Altersgruppen (wie z. B. Jugendliche , , Erwachsene , „Alte") dürfte einerseits die dem Alltagsverständnis nächste und zugleich die in der Sozialberichterstattung am häufigsten angewandte sein. Andererseits werden diese Abgrenzungen zumeist relativ beliebig vorgenommen: So subsumieren z. B. viele Untersuchungen unter , Kinderalle minderjährigen Personen, während in anderen darunter , Noch-Nicht-Jugendliche‘ (also in der Regel Personen unter 14 Jahren) verstanden werden. Kinder stellen jedoch -wie immer die Kategorie auch gebildet sein mag -in diesem groben Raster keine homogene Bevölkerungsgruppe mit eindeutig von anderen Altersgruppen abgrenzbaren Bedürfnissen innerhalb gemeinsamer Handlungskontexte dar. Ein bislang kaum gelöstes grundlagentheoretisches Problem der Sozialberichterstattung über Kinder besteht zunächst darin, die lebensaltersspezifischen Handlungskontexte zu identifizieren und hinsichtlich der altersspezifischen Bedürfnisse zu evaluieren.

Viertens: Kindheit ist schließlich eine durch allgemeine Leitbilder, Rechtsnormen und Sitten konstituierte Institution, mit der Wissen und Wertvorstellungen über dieses Segment im Lebenslauf differentiell, d. h. in einer Kultur verankert werden. Mit dem Begriff Institutionalisierung von Kindheit sind damit sowohl Leitbilder gemeint, nach denen in Alltagstheorien über Kindsein und , kindgemäßesVerhalten von und gegenüber Kindern entschieden wird, als auch normative Regeln, die die Rechte und Pflichten von und gegenüber Kindern festlegen. Bezogen auf die zunehmende Institutionalisierung des Lebenslaufs läßt sich weiterhin feststellen, daß kein anderes Segment des Lebenslaufs eine so hohe Regelungsdichte aufweist wie die Kindheit: Die altersspezifische Schulpflicht ist hierfür ebenso ein Beispiel wie die Organisation von Schule als Jahrgangsklassen oder die altersgradierte stufenweise Mündigkeit

Betrachtet man die hier vorgestellte Typologie als Ausgangspunkt einer wissenschaftlichen Analyse der Sozialberichterstattung über Kinder, so ist zunächst zu resümieren, daß , Kinderund , Kindseinbei weitem intensiver bearbeitete Forschungsfelder als die Institutionalisierung von , Kindheitoder , Kindschaftsverhältnissensind. Dem Vorverständnis vieler Nutzer von Sozialberichtsystemen kommt sogar eine noch weitergehende Beschränkung auf . Kinderentgegen, also die Ausblendung nicht nur der verschiedenen Formen der Institutionalisierung sondern auch des Generationenbezugs, und somit eine Sichtweise, die individuelle Akteure als in sich geschlossene Einheit betrachtet und die wesentlichen Aspekte des sozialen und kulturellen Bezugs ausblendet. Wenn diese Perspektive auch in den folgenden Ausführungen zumeist im Vordergrund steht, so sollte dies jedoch nicht dazu verleiten, die übrigen Forschungsfelder aus dem Blickfeld zu verlieren.

Zusammenfassend muß festgestellt werden, daß die für eine wissenschaftlich fundierte Sozialberichterstattung nutzbaren Forschungsarbeiten erst in den letzten Jahren zahlenmäßig deutlich zugenommen, aber bei weitem noch nicht den Umfang wie z. B. in der Jugendforschung erlangt haben. Im folgenden sollen die derzeitigen Bemühungen zum Aufbau einer Sozialberichterstattung über Kinder vorgestellt (Kapitel 2) und anhand einiger empirischer Beispiele der spezifische Erkenntnisbeitrag einer solchen Berichterstattung zumindest angedeutet werden (Kapitel 3).

II. Zum Stand der Etablierung einer Sozialberichterstattung über Kinder in Deutschland

Abbildung 2: Alter der Empfänger laufender Hilfe zum Lebensunterhalt je 1000 Einwohner (1980-1993)

Quelle: Wirtschaft und Statistik, (1994) 7; (1995) 9.

In der Bundesrepublik Deutschland sind für verschiedenste Lebens-(und Politik-) Bereiche inzwischen Systeme der Sozialberichterstattung entwickelt worden, die sich nach Zielsetzung, Komplexitätsgrad und Geschlossenheit deutlich voneinander unterscheiden. Im Hinblick auf die Etablierung einer Sozialberichterstattung über Kinder in Deutschland läßt sich hierzu zunächst folgendes feststellen:

Erstens: Es gibt in Deutschland bisher keine politischeSozialberichterstattung über die Lebensbedingungen von Kindern. Unter politischer Sozialberichterstattung sollen solche Formen verstanden werden, bei denen wissenschaftliche Experten in möglichst regelmäßiger Form politischen Institutionen als Auftraggebern über wesentliche gesellschaftliche Zustände, Entwicklungen oder Problemlagen berichten oder die Nachhaltigkeit von Interventionen evaluieren. Beispiele für diese Art des Berichtswesens sind die Familien-und Jugend-berichte sowie die Wissenschaftlichen Beiräte der entsprechenden Ministerien Sowohl Familien-als auch Jugendberichte enthalten zwar wesentliche Teilaussagen, die auch für eine Sozialberichterstattung über Kinder von Belang sind, können jedoch aufgrund der fehlenden Fokussierung auf die Lebensverhältnisse von Kindern kaum als ausreichender Ersatz angesehen werden.

Zweitens: Es gibt in Deutschland erst recht kein geschlossenes quantitatives Berichtssystem, wie es z. B. die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung oder die Bildungsgesamtrechnung darstellen. Die zur Zeit in der Entwicklung befindlichen Ansätze eines kontinuierlichen Berichtssystems auf Basis der Verknüpfung von Daten aus der amtlichen Statistik mit Daten der empirischen Umfrageforschung haben bisher ausschließlich sekundäranalytischen Charakter. Es kann derzeit nur auf Daten zurückgegriffen werden, die nicht spezifisch für eine Sozialberichterstattung über Kinder erhoben worden sind

Drittens: Schließlich kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch nicht davon gesprochen werden, daß sich bereits eine akademische Sozialberichterstattungüber Kinder in Deutschland etabliert hätte. Unter akademischer Sozialberichterstattung sollen in diesem Zusammenhang solche Formen verstanden werden, bei denen regelmäßig über einen längeren Zeitraum die Lebensverhältnisse von Kindern mit einem erprobten wissenschaftlichen Indikatorensystem beobachtet und in etablierten Forschungsgruppen kontinuierlich diskutiert werden. Für die Kindheitsforschung in Deutschland hat die Entwicklung eines solchen Indikatorensystems gerade erst begonnen. Gleiches gilt für die Institutionalisierung von Forschungsgruppen: Zwar haben sich in den letzten Jahren Sektionen und Arbeitsgruppen zur . Soziologie der Kindheit'in der International Sociological Association, der American Sociological Association und der Deütschen Gesellschaft für Soziologie gebildet, aber derzeit ist noch nicht einmal abschätzbar, inwiefern sich daraus eine institutionelle Basis für eine Sozialbericht-erstattung über Kinder entwickeln wird.

Eine eigenständige Sozialberichterstattung über Kinder, die nicht nur auf Sekundärauswertungen der für andere Lebens-und Politikbereiche entwikkelten Instrumente beschränkt ist, sondern auch auf einem spezifischen Indikatorensystem aufbauen kann, befindet sich somit allenfalls in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. In dem für ein international vergleichendes Forschungsprojekt mit dem Ziel der Zusammenfassung aller verfügbaren Informationen zur Lebenssituation von Kindern angefertigten Länderbericht über die Bundesrepublik Deutschland wird einleitend festgestellt, daß in Deutschland die für eine Sozialberichterstattung zur Kindheit benötigte kumulative Sozialforschung vollkommen fehlt. Auch die amtliche Statistik stelle nicht die notwendigen Informationen bereit, „denn die Bundesrepublik kennt zwar eine Familien-, eine Schul-, eine Kriminalitäts-u. a. m. Statistik, aber keine Kinderstatistik . . . Kinder interessieren nur als zukünftige Erwachsene, was sie als Kinder eigentlich brauchen, was ihre Gegenwart als Kinder bestimmt, findet kaum öffentliches Interesse.“ Bisher sind Ansätze zum Aufbau einer eigenen Statistik über Kinder vor allem in international vergleichenden Studien zu finden. In dem bereits erwähnten Forschungsverbund Childhood as a Social Phenomenon wurden die Lebensverhältnisse von Kindern auf der Basis von nationalen Berichten aus 16 Ländern, die im wesentlichen auf den jeweils verfügbaren Daten der amtlichen Statistik sowie weiteren empirischen Befunden der nationalen Kindheitsforschung basieren, analysiert. Die internationalen Vergleiche litten dabei jedoch zwangsweise unter dem explorativen Charakter der Datengewinnung, was in einem anderen Projekt über Children and the Transition to the

Market Economy weit weniger der Fall ist. Ziel dieses Projektes ist es, Aussagen über die Folgen des politischen Umbruchs in den mittel-und osteuropäischen Staaten des ehemaligen Ostblocks für die Lebensqualität von Kindern machen zu können Es basiert auf einem geschlossenen, möglichst gut vergleichbaren System makrosozialer Indikatoren. Dieses Berichtssystem geht weit über eine reine Kinder-Sozialberichterstattung hinaus, es enthält jedoch alle wesentlichen demographischen, familiären und wohlfahrtsbezogenen Indikatoren über die Lebensverhältnisse von Kindern, von denen realistischerweise angenommen werden konnte, daß sie aus der amtlichen Statistik und aus allgemeinen Zensusdaten der jeweiligen Staaten verfügbar gemacht werden können.

Der bislang umfassendste, materialreichste und in seiner methodischen Anlage überzeugendste Versuch auf nationaler Ebene ist von Hernandez für die Vereinigten Staaten vorgelegt worden Ziel dieser Studie war es, die alle zehn Jahre durchgeführten Zensuserhebungen zusammen mit weiteren Bevölkerungsumfragen so aufzubereiten Und auszuwerten, daß sie ein möglichst verläßliches und vollständiges Bild über den Wandel der Lebensbedingungen von Kindern in den Vereinigten Staaten der letzten 50 Jahre ergeben. Methodische Voraussetzung hierfür war die Reorganisation der verfügbaren Daten, so daß nicht länger die Haushalte oder die befragten Erwachsenen die

Zähleinheiten der statistischen Analyse sind, sondern vielmehr die Kinder. Eine vergleichbare Arbeit für die Bundesrepublik Deutschland existiert bisher noch nicht.

In den letzten Jahren haben sich im Bereich der Gesundheitswissenschaft Untersuchungsansätze herausgebildet, die durch einen Rückgriff auf gesundheitliche Indikatoren wesentliche Informationen über die Lebensqualität von Kindern bereitstellen können. Bisher liegen zwar noch keine systematisch durchgeführten Analysen zum gesundheitlichen Wohlbefinden von Kindern als Teil einer Sozialberichterstattung für Deutschland vor, es bietet sich jedoch an, die Befunde über psychosoziale Belastungen im Jugendalter zum Anlaß zu nehmen, mit vergleichbarem Forschungsdesign, aber altersspezifisch modifizierten Instrumenten Daten über Belastungen im Kindesalter zu erheben

In Zukunft wird die Sozialberichterstattung über Kinder die Priorität auf die Entwicklung eigener Indikatoren zur Erfassung der Lebensbedingungen und der Lebensqualität von Kindern sowie deren sozialstruktureller Differenzierung und der Wandlungsprozesse innerhalb einer Gesellschaft und im internationalen Vergleich legen müssen. Dieses Ziel kann voraussichtlich am ehesten durch eine Übertragung von theoretischen Konzepten und methodischen Instrumenten aus der Sozialindikatorenforschung erreicht werden Fragt man allerdings umgekehrt, welche Bedeutung , Kinderinnerhalb dieser Forschungstradition bisher in Deutschland erlangt haben, fällt die Antwort mehr als enttäuschend aus. Auch hier werden Kinder zumeist als Element der Lebensqualität ihrer Eltern betrachtet, wobei sowohl die belastenden Auswirkungen als auch die Steigerung der Lebensqualität durch Elternschaft breitgefächert thematisiert wurden

Von solchen Perspektiven, in denen Kinder vornehmlich als ein Wert für andere (Erwachsene, Eltern) erscheinen, ist jedoch ein kindzentrierter Fokus zu unterscheiden: Es geht darum, zu fragen, in welcher Weise die Lebensbedingungen von Kindern mit deren subjektivem Wohlbefinden in Verbindung stehen. Elementare Voraussetzung hierfür ist, daß Kindern trotz aller methodischen Probleme ein Grundrecht auf Gehör in Bevölkerungsumfragenzugestanden wird. Als Beispiel einer explizit der Tradition der Lebensqualitätsforschung verpflichteten Analyse kann in Deutschland lediglich die Arbeit von Lang angeführt werden, in der auf der Basis eines Surveys bei 8-bis 10jährigen Kindern die Zufriedenheit dieser Kinder mit familiären und schulischen Lebensbereichen untersucht worden ist

Sofern allerdings vorhandene Umfrage-oder amts-statistische Daten so zu reorganisieren sind, daß Kinder die Zähleinheit statistischer Analysen bilden, können bereits mit Hilfe von Sekundäranalysen wesentliche Aspekte des sozialen Wandels der Lebensverhältnisse von Kindern in einer Gesellschaft abgebildet werden. Solange jedoch solche Auswertungen nur auf hochaggregierten Zeitreihen basieren, sind weder Verknüpfungen mit der Individualebene noch kleinräumige Kontextanalysen möglich. Die sozialstatistisch adäquate Untersuchung der Lebensverhältnisse von Kindern erfordert deshalb die Verwendung von Mehrebenenmodellen mit unterschiedlichen, spezifisch auf die jeweiligen Analyseebenen bezogenen Datenquellen.

Im Forschungsprogramm „Familiäre Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen in Ost-und Westdeutschland -eine vergleichende Sozialstrukturanalyse der Kindheit“ werden durch die Verknüpfung von regionalisierten Daten der amtlichen Statistik mit Umfragedaten zum erstenmal Anstrengungen in dieser Richtung unternommen Dabei konnte bei Regionalanalysen der Lebensverhältnisse von Kindern auf eine allerdings relativ bescheidene Anzahl von Daten der amtlichen Statistik für sämtliche 544 Stadt-und Landkreise Deutschlands zu natürlichen Bevölkerungsbewegungen und zur Versorgungssituation zurückgegriffen werden Auf der Individualebene steht ein kumulierter Datensatz aus mehreren standardisierten Befragungen von Erwachsenen mit weitgehend identischen Instrumenten zur Verfügung, der einen Beobachtungszeitraum zwischen 1988 und 1994 abdeckt und auf die Analyseeinheit der Kinder reorganisiert wurde. Obwohl aufgrund der Datenstruktur lediglich Kontextanaly^en kindlicherLebensbedingungen möglich sind, können hier auf einer für Deutschland bislang einmalig breiten quantitativen Basis Informationen über die familiären Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen bereitgestellt werden

Im nächsten Abschnitt soll auf der Grundlage dieser Daten am Beispiel der Betroffenheit von Armut das Erkenntnispotential einer Sozialberichterstattung über Kinder verdeutlicht werden. Eine ausführliche Erläuterung der Vorgehensweise und detaillierte Auswertung von Ergebnissen ist an dieser Stelle nicht möglich; der interessierte Leser sei auf die bereits vorliegenden Veröffentlichungen des Projekts verwiesen

III. Exemplarische empirische Forschungsergebnisse

Abbildung 3: Kinder und Erwachsene unter der relativen Armutsgrenze in Ostdeutschland 1990 und 1993

Quellen: DJI-Familiensurvey (DJI = Deutsches Jugendinstitut) 1990; KSPW-Survey (KSPW = Kommission für die Erforschung des sozialen und politischen Wandel in den neuen Bundesländern) 1993.

Wie die vergleichenden Ergebnisse der Sozialhilfe-statistik für Westdeutschland zeigen, war 1980 das Armutsrisiko, hier als altersspezifische Inanspruchnahme laufender Hilfen zum Lebensunterhalt definiert, von Minderjährigen und von Personen im Rentenalter noch etwa gleich groß und damit etwa doppelt so hoch wie für Personen im erwerbsfähigen Alter Bis 1993 hat sich das Armutsrisiko von Kindern jedoch mehr als verdreifacht, während das alter Menschen (entgegen dem Trend in allen übrigen Altersgruppen) sogar leicht abgenommen hat. Seit Beginn der neunziger Jahre läßt sich dieser Sachverhalt als linearer Zusammenhang formulieren: Je jünger, desto höher das Armutsrisiko. Auch in Ostdeutschland zeichnet sich seit der Vereinigung eine ähnliche Entwicklung ab (Abbildung 2).

Mit Umfragedaten können dabei die besonderen Auswirkungen des Transformationsprozesses in Ostdeutschland auf die Armutsrisiken von Kindern verdeutlicht werden (Abbildung 3) Unter die Armutsgrenze fallen in der hier vorgestellten Analyse Personen, die weniger als 50 Prozent des Medians (des Wertes, der eine Häufigkeitsverteilung halbiert) aller Haushaltsäquivalenzeinkommen zur Verfügung haben. Eine solche Vorgehensweise berücksichtigt die relative Wohlfahrtsposition auch bei einer stark dynamischen Einkommensentwicklung, wie sie nach 1990 in Ostdeutschland stattgefunden hat. Nach dieser Operationalisierung lebten im Jahr 1990 11, 6 Prozent der Kinder und 10 Prozent der Erwachsenen in Armut, d. h. zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung hat es praktisch keine lebensaltersspezifische Armut gegeben. Bis zum Jahr 1993 stieg der ent-sprechende Anteil der Kinder um 1, 4 Prozent auf 13 Prozent an, während der Anteil der Erwachsenen auf 6 Prozent absank. Drei Jahre nach der Wiedervereinigung lebten also mehr als doppelt so viele Kinder unter der Armutsgrenze als Erwachsene, das Armutsrisiko für Kinder hat sich vergrößert, während es sich für Erwachsene verringerte

Die Analyse der Armutsentwicklung in Abhängigkeit von den Familienkonstellationen, in denen die Kinder leben, belegt den engen Zusammenhang mit der Übertragung des sozialpolitischen Regimes der . Bundesrepublik Deutschland auf die neuen Bundesländer (Abbildung 4): Während der Anteil der Kinder von Alleinerziehenden, die unter der Armutsgrenze leben, von 25, 4 Prozent im Jahr 1990 auf 36, 3 Prozent im Jahr 1993 angestiegen ist, hat sich das Armutsrisiko der Kinder, die mit ihren verheirateten Eltern gemeinsam aufwachsen, nicht erhöht und bleibt unter 10 Prozent. Das Armutsrisiko von Kindern in nichtehelichen Lebensgemeinschaften ist von 1990 bis 1993 sogar leicht gesunken (von 19, 6 auf 16, 3 Prozent). Im Vergleich dazu hat sich die Armut bei Erwachsenen in Ostdeutschland seit der politischen Vereinigung für alle Lebensformen verringert: Bei den alleinstehenden Erwachsenen von 23, 3 auf 18 Prozent, bei Personen in Lebensgemeinschaften von 17, 4 auf 9 Prozent und bei Verheirateten von 7, 4 auf 4, 3 Prozent.

Analysen, die sich auf das Gebiet der ehemaligen DDR als zusammenhängende räumliche Einheit beziehen, implizieren jedoch, daß die feststellbaren Unterschiede zum früheren Bundesgebiet unmittelbar auf Differenzen im politischen System (Marktwirtschaft vs. Staatssozialismus) zurückzuführen und im Vergleich zur Binnenvarianz von weitaus größerer Bedeutung sind. Nun war jedoch die DDR keine Zufallsstichprobe von Landkreisen Deutschlands und die DDR-Bevölkerung keine Zufallsstichprobe der deutschen Bevölkerung, die für einen abgegrenzten historischen Zeitraum einem anderen politischen System ausgesetzt worden ist, sich jedoch im übrigen in ihren Merkmalen nicht von der BRD-Bevölkerung unterschied. Vielmehr umfaßte die DDR immer auch be17 stimmte Regionen Deutschlands mit eigenständigen kulturellen Traditionen, die dazu beitrugen, daß vermutlich bereits zum Gründungszeitpunkt der DDR zwischen West-und Ostdeutschland wesentliche Unterschiede bestanden und auch in Zukunft regionenspezifische Entwicklungen zu erwarten sind. Die Trennung der Systemeffekte des Transformationsprozesses von den regionalen Milieueffekten ist deshalb nur durch eine stärkere räumliche Differenzierung möglich

Auch für die Entwicklung des Wohlfahrtsniveaus von Kindern seit der deutschen Einheit läßt sich die Bedeutung regionaler Differenzierungen belegen. Bereits die räumliche Verteilung der Anteile von Sozialhilfeempfängern unter den Vorschulkindern orientiert sich in keiner Weise an den politisehen Grenzen, also auch nicht an den früheren Grenzen zwischen der DDR und der BRD. Vielmehr zeigt sich ein Bild, das durch die Überlagerung von zwei Strukturierungsprinzipien gekennzeichnet ist, nämlich einer regionalen Schwerpunktbildung hoher Sozialhilfequoten in Nordwestdeutschland und einer Konzentration in urbanen Ballungsgebieten.

Die Vermutung liegt nahe, daß regionale Unterschiede im allgemeinen Wohlfahrtsniveau und ihre Veränderungen über die Zeit auch das Wohlfahrtsniveau von Kindern determinieren. Aus der Perspektive einer Sozialberichterstattung über Kinder bietet sich dabei die empirische Überprüfung an, ob Kinder proportional an regionalen Wohlfahrtsentwicklungen partizipieren, oder ob es Regionen gibt, in denen dieser Profit der Kinder kleiner oder größer ist als bei der Allgemeinheit. Zwei Mechanismen können solche Konstellationen bewirken: Ein direkter Mechanismus besteht in der disproportionalen Einkommensverwendung zugunsten oder zulasten von Kindern. Aber auch indirekt können solche möglichen regionalen Differenzen bewirkt werden. Sie sind abhängig davon, in welchem Maße jeweils Kinder selektiv in Abhängigkeit vom Wohlfahrtsniveau der Eltern geboren werden, d. h. in welchem Ausmaß sich entweder nur relativ gutgestellte Erwachsene zur Elternschaft entschließen oder in welchem Ausmaß ökonomische Deprivation (hier verstanden als weit unterdurchschnittliche finanzielle Ausstattung des Haushalts) als Hindernis für Elternschaft , wirkt‘.

Anhand verfügbarer Daten läßt sich diese Frage nur indirekt beantworten, da regionalisierte Informationen über das altersspezifische Wohlfahrtsniveau nicht vorliegen. Indirekte Hinweise auf regionale Unterschiede im kindspezifischen Wohlfahrtsniveau sind jedoch zu erhalten, wenn man versucht, die ökonomische Deprivation der Kinder zum allgemeinen Wohlstand des jeweiligen Kreises in Beziehung zu setzen. Dies ist hier zu realisieren versucht worden, indem die Sozialhilfequote der Kinder anhand der durchschnittlichen Kaufkraft kontrolliert worden ist, nachdem beide Variablen durch eine z-Transformation standardisiert worden sind

In Abbildung 5 ist das so berechnete relative Wohlfahrtsniveau von Kindern wiedergegeben. Wesentliches Ergebnis ist, daß sowohl in Westdeutchland als auch in Ostdeutschland ein deutliches Nord-Süd-Gefälle in der Partizipation von Kindern am Wohlfahrtsniveau besteht, ohne daß diese Tendenz unmittelbar mit politischen Grenzziehungen zusammenfällt. Eine -freilich sehr gewagte, und empirisch bislang keineswegs abgesicherte -Deutung könnte darin bestehen, daß in diesem Befund eine unterschiedliche Wertigkeit von Kindern zum Ausdruck kommt: Wohlstand scheint in Süddeutschland eher mit einer familistisehen Orientierung und in Norddeutschland eher mit individualistischen Handlungsstrategien verknüpft zu sein.

IV. Schlußbemerkungen

Abbildung 4: Relative Armut 1 von Kindern und Erwachsenen in verschiedenen Familienformen in Ostdeutschland 1990 und 1993

Quellen: DJI-Familiensurvey (DJI = Deutsches Jugendinstitut) 1990; KSPW-Survey (KSPW = Kommission für die Erforschung des sozialen und politischen Wandel in den neuen Bundesländern) 1993.

Aus dieser Durchsicht bestehender Ansätze zu einer Sozialberichterstattung über Kinder läßt sich folgendes Fazit ziehen:

Erstens: Ein großer Mangel ist darin zu sehen, daß in der Vergangenheit Daten über die Lebensverhältnisse von Kindern nicht in ausreichendem Maße gesammelt oder aufbereitet worden sind. Nur wenn vorliegende amtsstatistische Daten aus zurückliegenden Erhebungszeitpunkten für die Zwecke der Sozialberichterstattung zu reorganisieren und die entsprechenden administrativen Hemmnisse zu beseitigen sind, können hier Fortschritte erwartet werden.

Zweitens: Eine regelmäßige Sozialberichterstattung über Kinder hat sich bislang nicht etablieren können. Entsprechend liegen wenige forschungsmethodische Erfahrungen vor, welche empirischen Indikatoren für eine nach den Anforderungen und Bedürfnissen in den einzelnen Altersgruppen differentiellen Beschreibung der Lebensbedingungen von Kindern tauglich sind.

Drittens: Beim derzeitigen theoretischen Diskussionsstand ist an ein geschlossenes Berichtssystem auf der Basis eines systematischen und umfassenden Indikatorensystems nicht zu denken. Vielmehr sind hierzu neben erforderlichen theoretischen Fortschritten auch langwierige Erprobungen von geeigneten Erhebungstechniken notwendig, die die notwendigen Massendaten über Kinder bereitstellen könnten.

Viertens: Das größte Defizit ist derzeit darin zu sehen, daß eine Berichterstattung über die Lebensqualität von Kindern, also über ihr subjektives Wohlbefinden und deren Determinanten, in Deutschland zum gegenwärtigen Stand nicht einmal in Ansätzen möglich ist. Solange Kindern das Recht auf Gehör in Bevölkerungsumfragen nicht gewährt wird, können sie als spezifische Altersgruppe in der Sozialstruktur mit eigenem Recht und eigenen Bedürfnissen nicht verstanden werden. Fünftens: Trotz der offensichtlichen Mängel läßt sich bereits auf der Basis der derzeitigen Forschungsarbeiten der wichtige Erkenntnisbeitrag einer Sozialberichterstattung über Kinder demonstrieren, welcher sich von den Ergebnissen einer auf erwachsene Personen konzentrierten Berichterstattung in wesentlichen Punkten unterscheidet.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Dieser Beitrag ist eine gekürzte, überarbeitete und teilweise ergänzte Fassung von: Bernhard Nauck, Kinder als Gegenstand der Sozialberichterstattung. Konzepte, Methoden und Befunde im Überblick, in: Bernhard Nauck/Hans Bertram (Hrsg.), Kinder in Deutschland. Lebensverhältnisse von Kindern im Regionalvergleich Opladen 1995, S. 11-87.

  2. Vgl. hierzu: K. Lüscher/A. Lange, Konzeptionelle Grundlagen einer Politik für Kinder: Ansätze und Begründungen aus sozialwissenschaftlicher Sicht, in: Zeitschrift für Sozialisationsforschung und Erziehungssoziologie, 12 (1992), S. 204-232.

  3. Vgl. A. S. Rossi/P. H. Rossi, Of Human Bonding. Parent-Child Relations Across the Life Course, New York 1990.

  4. Vgl. B. Nauck, Familie im Kontext von Politik, Kultur-kritik und Forschung: Das internationale Jahr der Familie, in: U. Gerhard/S. Hradil/D. Lucke/B. Nauck (Hrsg.), Familie der Zukunft. Lebensbedingungen und Lebensformen, Opladen 1995, S. 21-36.

  5. Die im Fokus aktueller sozialpolitischer Debatten stehenden . Generationenverträge 1 des Sozialversicherungssystems sind jedoch hiervon strikt zu unterscheiden, da es sich bei diesen eigentlich um Kohortenverträge, in denen verschiedene Geburtsjahrgänge einer Gesellschaft nur mehr kollektiv füreinander verantwortlich sind, handelt. Vgl. hierzu: V. L. Bengston/W. A. Achenbaum (Hrsg.), The Changing Contract Across Generations, New York 1993.

  6. Vgl. M. Kohli, Die Institutionalisierung des Lebenslaufs. Historische Befunde und theoretische Argumente, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 37 (1985), S. 1-29.

  7. Vgl. A. Engelbert/P. Buhr, Childhood as a Social Phenomenon. National Report Federal Republic of Germany, Wien 1991, S. 18 f.

  8. Vgl. Bundesministerium für Familie und Senioren 1994 (Anm. 1); Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), 9. Jugendbericht: Bericht über die Situation der Kinder und Jugendlichen und die Entwicklung der Jugendhilfe in den neuen Bundesländern, Bonn 1994.

  9. Vgl. H. Bertram, Sozialberichterstattung zur Kindheit, in: M. Markefka/B. Nauck (Hrsg.), Handbuch der Kindheitsforschung, Neuwied 1993, S. 91-108; darin auch: B. Nauck,

  10. P. Buhr/A. Engelbert, Childhood in the Federal Republic of Germany. Trends and Facts, Bielefeld 1989; zu dem Projekt: J. Qvortrup, Childhood as a Social Phenomenon. An In-troduction to a Series of National Reports, Wien 19912; J. Qvortrup (Hrsg.), Childhood as a Social Phenomenon. Lessons from an International Project, Wien 1993.

  11. Vgl. G. A. Cornia/S. Sipos (Hrsg.), Children and the Transition to the Market Economy. Safety Nets and Social Policies in Central and Eastern Europe, Aldershot-Bookfield 1991; International Child Development Centre (Hrsg.), Public Policy and Social Conditions. Florenz 1993; International Child Development Centre (Hrsg.), Crisis in Mortality, Health and Nutrition, Florenz 1994.

  12. Vgl. D. J. Hernandez, America’s Children. Resources from Family, Government, and the Economy, New York 1993.

  13. Vgl. J. Engel/K. Hurrelmann, Psychosoziale Belastung im Jugendalter. Empirische Befunde zum Einfluß von Familie, Schule und Gleichaltrigengruppe, Berlin -New York 1989; K. Hurrelmann, Sozialisation und Gesundheit. Somatische, psychische und soziale Risikofaktoren im Lebenslauf, Weinheim -München 19912; J. Mansel/K. Hurrelmann. Alltagsstreß bei Jugendlichen. Eine Untersuchung über Lebenschancen. Lebensrisiken und psychosoziale Befindlichkeiten im. Statusübergang, Weinheim- München 1991; J. Mansel, Sozialisation in der Risikogesellschaft. Eine Untersuchung zu psychosozialen Belastungen Jugendlicher als Folge ihrer Bewertung gesellschaftlicher Bedrohungspotentialc, Bielefeld

  14. Vgl. W. Glatzcr/W, Zapf (Hrsg.), Lebensqualität in der Bundesrepublik. Objektive Lebensbedingungen und subjektives Wohlbefinden, Frankfurt am Main-New York 1994; W. Zapf/S. Breuer/J. Hampel/P. Krause/H. M. Mohr/E. Wiegand. Individualisierung und Sicherheit. Untersuchungen zur Lebensqualität in der Bundesrepublik Deutschland, München 1987; H. H. Noll/R. Habich, Soziale Indikatoren und Sozialberichterstattung. Internationale Erfahrungen und gegenwärtiger Forschungsstand, Bern 1994.

  15. Vgl. R. Berger-Schmitt, Arbeitsteilung und subjektives Wohlbefinden von Ehepartnern, in: W. Glatzer/R. Berger-Schmitt (Hrsg.), Haushaltsproduktion und Netzwerkhilfe. Die alltäglichen Leistungen der Haushalte und Familien, Frankfurt -New York 1986, S. 141-174; G. Gloger-Tippelt, Schwangerschaft und erste Geburt. Psychologische Veränderungen der Eltern, Stuttgart 1988.

  16. Vgl. S. Lang, Lebensbedingungen und Lebensqualität von Kindern, Frankfurt -New York 1985.

  17. Dieses von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Kindheit und Jugend

  18. Vgl. H. Bertram/H. Bayer/R. Bauereiß, Familien-Atlas: Lebenslagen und Regionen in Deutschland, Opladen 1993.

  19. Allein der Querschnittsvergleich zum Zeitpunkt der politischen Vereinigung bezieht sich auf Angaben über mehr als 22 000 Kinder.

  20. Vgl. vor allem: B. Nauck/H. Bertram (Hrsg.), Kinder in Deutschland. Lebensverhältnisse von Kindern im Regional-vergleich, Opladen 1995.

  21. Vgl. M. Beck, Sozialhilfeempfänger 1992, in: Wirtschaft und Statistik, (1994) 7, S. 557-568; J. Neuhäuser, Sozialhilfeempfänger 1993, in: Wirtschaft und Statistik, (1995) 9, S. 704 bis 718.

  22. Für diesen Vergleich wurden die Daten des vom Deutschen Jugendinstitut 1990 erhobenen Familiensurveys und der 1993 von der Kommission für den sozialen und politischen Wandel in den neuen Bundesländern (KSPW) in Ostdeutschland durchgeführten Befragung verwendet. Sie repräsentieren die erwachsene Bevölkerung im Alter von 18 bis 55 Jahren und wurden auf die Kinder im Haushalt reorganisiert.

  23. Mit Hilfe einer Äquivalenzskala wurde aus dem Haushaltsnettoeinkommen ein gewichtetes Pro-Kopf-Nettoeinkommen ermittelt und jedem Haushaltsmitglied als Indikator der persönlichen Wohlfahrtsposition zugeordnet. Der erste Erwachsene erhielt als Gewicht den Wert 1, jedem weiteren Erwachsenen und Kindern über 14 Jahren wurde ein Wert von 0, 7 und Kleinkindern ein Wert von 0, 6 zugewiesen. Diese Faktoren orientieren sich an den in der Sozialstatistik verwendeten Werten (vgl. zum Konzept der Berechnung von Äquivalenzeinkommen R. Hauser/R. Berntsen, Einkommensarmut -Determinanten von Aufstiegen und Abstiegen, in: R. Hujer (Hrsg.), Herausforderungen an den Wohlfahrtsstaat im strukturellen Wandel, Frankfurt am Main -New York 1992, S. 73-97).

  24. Vgl. auch W. Hanesch, Armut im vereinten Deutschland. Konturen einer Armut im Umbruch, in: W. Glatzer/H. H. Noll (Hrsg.) (Anm. 9), S. 109-132; S. Weick, Zunehmende Kinderarmut in Deutschland? Studie zur Kinderarmut im Vergleich: 1984 und 1994, in: Informationsdienst Soziale Indikatoren, (1996) 1, S. 1-4.

  25. Als Beispiele für Analysen zu regionalen Unterschieden in Ostdeutschland siehe: B. Nauck. Regionale und sozial-strukturelle Differenzierung der Kindschaftsverhältnisse in Deutschland, in: Zeitschrift für Pädagogik, 39 (1993), S. 353 bis 369; W. Meyer/K. Crow, Regionale Disparitäten familialer Lebensbedingungen in Ostdeutschland, in: B. Nauck/N. Schneider/A, Tölke (Hrsg.), Familie und Lebensverlauf im gesellschaftlichen Umbruch, Stuttgart 1995, S. 172= 189; B. Nauck, Regionale Milieus von Familien in Deutschland nach der politischen Vereinigung, in: B. Nauck/C. Onnen-Isemann (Hrsg.), Familie im Brennpunkt von Wissenschaft und Forschung. Neuwied -Kriftel 1995. S. 91-122.

  26. Bei einer z-Transformation werden Werteverteilungsn in unterschiedlichen Variablen dadurch vereinheitlicht, daß der Mittelwert auf 0 und die Standardabweichung auf 1 festgelegt wird. Eine ausführliche Beschreibung der Vorgehensweise befindet sich in: B. Nauck, Kinder als Gegenstand der Sozial-berichterstattung. Konzepte, Methoden und Befunde im Überblick, in: B. Nauck/H. Bertram (Hrsg.) (Anm. 20), S. 52 ff.

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Magdalena Joos, Dipl. -Verwaltungswiss., geb. 1964; wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Familiäre Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen in Ost-und Westdeutschland -eine vergleichende Sozialstrukturanalyse der Kindheit“ an der TU Chemnitz-Zwickau. -Veröffentlichungen u. a.: Selektive Kontexte. Umwelten von Kindern und Erwachsenen in Ost-und Westdeutschland, in: Bernhard Nauck/Hans Bertram (Hrsg.), Kinder in Deutschland, Opladen 1995; (zus. mit Bernhard Nauck) East Joins West. Child Welfare and Market Reforms in the Special Case of the Former GDR, Innocenti Occasional Papers, Economic Policy Series No. 48, Florenz 1995.