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Elitenwandel in der Tschechischen Republik | APuZ 8/1998 | bpb.de

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APuZ 8/1998 Elitenwandel in Osteuropa. Einstellungsunterschiede zwischen Eliten und Bevölkerung am Beispiel Ungarns Von der „Solidarität“ zum Kampf um die Macht. Elitenbildung und Intelligenz in Polen Elitenwandel in der Tschechischen Republik Rußland -Land der Extreme

Elitenwandel in der Tschechischen Republik

Ilja Srubar

/ 35 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Für das Verständnis des Elitenwandels in der Tschechischen Republik sind zwei historische Schlüsselereignisse von Bedeutung, in deren Folge sich das potentielle Reservoir für die Rekrutierung der gegenwärtigen tschechischen Funktionselite bildete. Der kommunistische Umsturz von 1948 ließ einerseits „proletarische Kader“ in die Führungspositionen aufsteigen, andererseits aber auch eine Bildungsschicht junger KP-Mitglieder entstehen, die 1968 die Reformen des Prager Frühlings anführten. Politische Säuberungen nach der Invasion von 1968 hatten einen ähnlichen Effekt: Die Lücken in der Funktionselite wurden teils aus den unteren Positionen des KP-Apparats aufgefüllt, teils durch die Aufnahme junger, qualifizierter Karrieristen in die KP geschlossen, die großenteils im zweiten Glied der Hierarchie standen. Ausgeschlossen vom Zugang zu Spitzenpositionen wurden naturgemäß sowohl die im Land verbliebenen als auch die emigrierten Exponenten bzw. Sympathisanten des Prager Frühlings sowie die sich um die Charta 77 formierenden Dissidentengruppen. Geringe Aufstiegschancen hatten auch die Angehörigen der sogenannten „grauen Zone“, das heißt Mitglieder der Bildungsschicht, die aufgrund ihrer Parteilosigkeit bzw. einer unzuverlässigen Haltung dem Regime gegenüber für Spitzen-positionen nicht in Frage kamen, die aber ihren Berufen -in nicht exponierten Positionen -nachgehen konnten. Im Konflikt um die Definitionsmacht des Transformationsprozesses, der zwischen Väclav Havel und Vaclav Klaus nach der Wende 1989 im Rahmen des Bürgerforums ausbrach, konnte sich Klaus mit seinen neoliberalen Präferenzen durchsetzen. Dies hatte eine selektierende Wirkung auf die Zusammensetzung der neuen Funktionselite insofern, als die Vertreter der 68er-Orientierung keinen und die der Charta 77 nahen Kreise einen relativ geringen Eingang in diese fanden. Betrachten wir die gegenwärtige tschechische Funktionselite im Lichte bekannter empirischer Daten, dann gehören hier die Angehörigen der „grauen Zone“ sowie jene des zweiten Glieds der „Kaderreserve“ der KP zu den „Gewinnern“. Diese zweite Gruppe ist vor allem in der „neualten“ Wirtschaftselite vertreten, während in den politischen und kulturellen Eiitesektionen die Mitglieder der „grauen Zone“ überwiegen. Dies bedeutet jedoch nicht, daß es den Elitemitgliedem an Qualifikation fehlen würde bzw. daß sie linken politischen Orientierungen nachhingen. Die neue Führungsschicht, die zwischen 40 und 55 Jahre alt ist, besitzt durchweg eine technische, ökonomische oder juristische Hochschulbildung. Politisch ist sie „rechtsorientiert“, das heißt, sie präferiert Parteien konservativ-liberaler Prägung. Damit unterscheidet sie sich von der Wählerschaft im allgemeinen, in deren Gunst gegenwärtig die oppositionelle Sozialdemokratie am höchsten steht. Dies zeigt an, daß der Prozeß der Formierung der tschechischen Eliten bei weitem noch nicht abgeschlossen ist.

I. Ausgangsbedingungen der Formierung der gegenwärtigen tschechischen Elite

Der Transformationsprozeß in Osteuropa hat die Bedeutung von Eliten als Akteuren sozialen Wandels einmal mehr deutlich werden lassen, zugleich aber auch einen Elitenwandel eingeleitet, der mit der Transformation dieser Gesellschaften unteilbar verbunden ist. Die Frage nach dem Elitenwandel in den postsozialistischen Ländern, darunter auch in Tschechien, wird daher zuerst von dem Interesse an der Zusammensetzung der neu etablierten Eliten getragen, die gegenwärtig als Akteure in der gesellschaftlichen Arena auftreten. Wenn wir deren innere Struktur als ein Resultat von Elitenwandel begreifen wollen, müssen wir uns darüber hinaus die Frage stellen, ob in und es hier welchem Maße wir mit einer Transformation von -also Eliten mit einer Umorientierung von bereits früher in Elitenpositionen befindlichen Personen bzw. Gruppen -oder mit einem „echten“ Elitenwechsel bzw. einer Elitenzirkulation zwischen unterschiedlichen Gesellschaftsschichten zu tun haben. Unser Blick wird so in jedem Falle von der Gegenwart auf die Vergangenheit gelenkt, das heißt auf die Entstehung und Entwicklung von sozialen Gruppierungen und Kreisen, die als Rekrutierungsbasis für die gegenwärtige Elite dienten bzw. hätten dienen können.

Als Ereignisse, deren strukturelle Konsequenzen eine Schlüsselrolle für die Formierung von Gruppen und Kreisen hatten, aus denen die Eliten der Nachkriegs-Tschechoslowakei und nunmehr Tschechiens hervorgingen, sind die kommunistische Machtübernahme von 1948 sowie die Besetzung der Tschechoslowakei durch die Truppen des Warschauer Paktes 1968 anzusehen. Die Auswir-1 kungen des kommunistischen Umsturzes von 1948 auf die Elitenformierung der Nachkriegszeit lassen sich knapp in drei Punkten zusammenfassen: Erstens wurde das Merkmal der „Klassenzugehörigkeit“ als ein Auswahlkriterium für den Aufstieg bzw. für den Verbleib in Elitepositionen etabliert. Infolgedessen verloren, zweitens, „bürgerliche Elemente“ außerhalb, aber auch innerhalb der Kommunistischen Partei (KP) ihre Stellung und wurden in bedeutendem Maße durch Aufsteiger aus „proletarischen Schichten“ ersetzt. Um diesen Bedarf zu decken, öffnete die Kommunistische Partei, drittens, nach 1948 ihre Tore den Zwanzigjährigen und wurde zu einer Massenpartei mit etwa 1, 5 Millionen Mitgliedern. Diese Entwicklung spiegelt sich in den Biographien der nach 1989 abtretenden „alten Elite“ deutlich wider. Doch nicht nur „Proletarier“ stiegen somit in Elitepositionen auf. Auch junge Generationen der Mittel-schicht, geprägt durch die Erfahrung der deutschen Besatzungszeit, nutzten das Angebot, traten der Kommunistischen Partei bei und absolvierten auch häufig ihr Studium wenigstens teilweise in der Sowjetunion. Angehörige der so entstandenen Bildungsschicht, die noch in der Demokratie der Zwischenkriegszeit sozialisiert worden waren und ihre Erfahrung mit der sowjetrussischen Wirklichkeit gemacht hatten, bildeten den Kern der Reformer, die 1968 gegen die konservativen, bürokratischen Spitzen der KP auftraten.

So wichtig die Entwicklung nach 1948 für das Verständnis der Rahmenbedingungen der Elitenbildung in der Nachkriegszeit ist, die eigentlichen Weichen für die Gestaltung des Rekrutierungsreservoirs der gegenwärtigen tschechischen Eliten wurden durch die Selektionsprozesse gestellt, die nach der Niederschlagung des Prager Frühlings durch die von der moskautreuen Parteiführung betriebene „Normalisierungspolitik“ eingeleitet wurden. Darauf deutet schon das Durchschnittsalter der neuen Eliten hin, das zwischen 40 und 55 Jahren liegt. Betrachten wir also kurz die wesentlichen sozialstrukturellen Konsequenzen der „Normalisierung“. Im Rahmen der bis 1971 erfolgten Säuberungen wurden etwa 320 000 Personen aus der Partei entfernt, entweder förmlich ausgeschlossen oder ihre Mitgliedschaft wurde gelöscht, und etwa 140 000 haben ihre Mitgliedschaft nicht erneuert Darunter befanden sich an erster Stelle die Exponenten des Prager Frühlings im Partei-und Staatsapparat, zirka 40 Prozent der Wirtschafts-, Kultur-und Medieneliten, mehrere hundert Hochschullehrer etc., die mit Berufsverboten belegt bzw. in einer ihrer Qualifikation nicht entsprechenden Position beschäftigt wurden. Dieses Schicksal widerfuhr auch zahlreichen Parteilosen. Hinzu kam eine Emigrationswelle von zirka 120 000 Personen, die ebenfalls in erheblichem Maße zu den qualifizierten Schichten der Bevölkerung zählten Damit wurde nicht nur die Altersgruppe der damals 45-bis 55jährigen, zu der der Großteil der Reformer gehörte, innerhalb der Elite geschwächt, sondern auch das Reservoir der 1940er Geburtsjahrgänge, die 1968 am Anfang ihrer Karriere standen, erheblich gemindert. Das Durchschnittsalter in der Kommunistischen Partei überstieg 1971 infolge dieser Maßnahmen generell 50 Jahre, in Prag lag es gar bei 57 Jahren

Diese Entwicklung hatte eine Reihe von Auswirkungen, die für die Elitenbildung in der Tschechoslowakei und nachfolgend auch in der Tschechischen Republik von Bedeutung sind. Bei dem gegebenen Ausmaß der Säuberungen wurde es -wieder einmal -notwendig, die freigewordenen Elitenpositionen neu zu besetzen, um das Funktionieren des Regimes und seiner Apparate zu gewährleisten. Da viele dieser Positionen „Nomenklaturastellen“, das heißt an die Parteimitgliedschaft gebundene Stellen waren, sah sich die Partei gezwungen, diese mit Mitgliedern aus den unteren Positionen des Apparates zu besetzen. Abgesehen von der „bürokratischen“ besaßen diese in den wenigsten Fällen fachliche Qualifikationen. Zugleich war die KP bemüht, neue Mitglieder anzuwerben, und nahm bis 1975 etwa 285 000 „Kandidaten“ auf, von denen 50 Prozent jünger als 25 Jahre waren Viele nutzten die angebotenen Aufstiegschancen, um auf eine ihrer Qualifikation bzw. ihrer Qualifikationsabsicht gemäße Position zu gelangen und akzeptierten dabei die Parteimitgliedschaft als notwendige Bedingung. Im Verlauf der kommenden Jahrzehnte entstand so eine Schicht jüngerer, pragmatisch auf ihr eigenes Fortkommen qualifizierter gerichteter, Parteimitglieder mit überwiegend technischer bzw. ökonomischer Ausbildung, die im „zweiten Glied“ auf jene Leitungspositionen warteten, deren Inhaber aus dem Kreis älterer Mitglieder des bürokratischen Parteiapparats rekrutiert worden waren Die Spuren dieses Konflikts zwischen jungen „Technokraten“ und älteren „Bürokraten“ innerhalb der Partei lassen sich auch im Prozeß der Bildung der neuen tschechischen Eliten nach der Wende im November 1989 entdecken, wie sich später zeigen wird.

Eine weitere umfangreiche Gruppe, die für die Formierung der tschechischen Elite nach 1989 von erheblicher Bedeutung ist, stellten die Mitglieder der sogenannten „grauen Zone“ dar. Hier handelt es sich um Personen, die im Bereich der Wirtschaft, der Verwaltung, der Kultur und der Wissenschaft tätig waren und entsprechende Qualifikationen besaßen. Sie waren aber häufig keine Parteimitglieder und konnten daher mit einem Karriereaufstieg nicht rechnen. Sie waren zwar keine Dissidenten im eigentlichen Sinne, hegten aber keine Sympathie für das Regime und stellten so einen „Resonanzboden“ für die Dissidenten-gruppierungen dar

Für den Verlauf der Wende und der nachfolgenden ersten Phase der Transformation hatten natürlich jene Dissidentengruppen eine entscheidende Bedeutung, die die Charta 77 ins Leben riefen. Wenn auch die Anzahl der Signatare der Charta zwischen 1977 und 1989 nicht höher als 2000 war und die Zahl der wirklichen Aktivisten noch wesentlich niedriger -auf zwei-bis dreihundert Personen -angesetzt werden muß, so haben diese Gruppen zweifelsohne die Gegenelite dargestellt, um die sich nach der Wende das Bürger-forum bildete und deren Aktivisten mit Vaclav Havel an der Spitze als Verhandlungspartner für das alte Regime bei den Verhandlungen im Winter 1989 auftreten konnten. Die Zusammensetzung der Chartisten war -gemäß ihrem Programm als eine „informelle, offene Gemeinschaft“ von Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen, die sich für Menschen-und Bürgerrechte einsetzen wollten -recht heterogen. Die Charta 77 vereinte etwa die Exponenten des Prager Frühlings mit religiös bzw. ökologisch motivierter Opposition einerseits und mit „bürgerlichen“ Intellektuellen der vorkommunistischen Ära sowie mit der Opposition aus den Reihen der nichtkonformen Künstler andererseits.

Die letzte hier zu nennende Gruppe, die in der Folge des Einmarsches von 1968 und der Normalisierung erzwungenermaßen entstand und in der postsozialistischen Elitenbildung eine Rolle hätte spielen können, war jene der Emigranten. Darunter befanden sich die prominenten Akteure des „Sozialismus mit dem menschlichen Antlitz“ und der sozialistischen Opposition im Ausland wie etwa Jin Pelikan und Ota Sik, aber auch ein Teil der weniger prominenten Mitglieder der Funktionseliten von 1968 sowie Angehörige jüngerer Geburtsjahrgänge, die ihre Ausbildung bereits im Westen erhielten und dort in einem breiten Spektrum qualifizierter Professionen tätig waren. Zwischen der chartistischen Gegenelite und den in der Emigration wirkenden Kreisen bestand eine rege Verbindung, die zu der weltweiten Wahrnehmung der Charta 77 beitrug.

II. Ausdifferenzierung der Wendeeliten nach 1989

. Das in der Nacht vom 19. auf den 20. November 1989 in Prag gegründete Bürgerforum, das die Urzelle abgeben sollte, aus der die politische Wendeelite der ersten Stunde hervorging, gruppierte sich ursprünglich um die einzige sich im Land artikulierende Gegenelite: um die Charta 77 unter der Federführung von Vaclav Havel. Gemäß dem Programm der Charta war das Bürgerforum keine politische Partei, sondern eine Sammelbewegung, bestehend aus Gruppen, Kreisen und Einzelpersonen, die eine oppositionelle Einstellung zum Regime teilten. Bereits der Gründungsort des Forums -Cinoherni Klub, ein Prager experimentelles Kleintheater -zeigt an, daß für die Formierung der Wendeelite der ersten Stunde die in der Charta seit jeher vertretenen Kreise der Intellektuellen sowie der literarischen und künstlerischen „Intelligentsia" prägend waren. In der Tat waren es vor allem die aus den Medien bekannten Schauspieler und Künstler, die den Kontakt zwischen dem Prager Zentrum und der breiten Öffentlichkeit herstellten. Von Studenten begleitet, gingen sie in die Betriebe und fuhren aufs Land, wo sie Videoaufnahmen von den am 17. November 1968 von den Sicherheitskräften an Studenten verübten Massakern vorführten und so für die Massendemonstrationen und für den Generalstreik den Boden vorbereiteten Mit der zunehmenden Bedeutung des Bürgerforums in seiner Eigenschaft als politisches Zentrum der Opposition fanden sich in seinen Reihen auch Vertreter der Blockparteien, der Kirche, der Gewerkschaften, der Studentenschaft sowie der wissenschaftlichen Institutionen Das Forum vereinte zu jener Zeit politische Vertreter der 68er Reformer (Jin Häjek, Venek Silhän), des sozialdemokratischen Dissenses (Rudolf Battek), Spielarten des politischen (Jin Dienstbier) und des ökonomischen (Vaclav Klaus) Liberalismus, christdemokratische Strömungen (Jan Carnogursky, Vaclav Benda) sowie ehemalige Reformkommunisten (Cestmir Cisar, Ladislav Lis, Jaroslav Sabata). Die Vertreter dieser Richtungen gehörten sowohl zu der Generation der 1968 verstoßenen als auch zu den damals auf den Arbeitsmarkt drängenden Alterskohorten, für die die „Normalisierung“ eine Beeinträchtigung bzw. eine Blockade ihrer Aufstiegschancen bedeutete und die in der „grauen Zone“ des Regimes überlebten (so etwa auch Vaclav Klaus).

Nachdem sich das Bürgerforum in den Wahlen im Juni 1990 als die stärkste politische Kraft durchgesetzt hatte und somit auch die Richtung der Transformation bestimmen mußte, begann ein Prozeß schneller Ausdifferenzierung, der von heftigen Auseinandersetzungen begleitet wurde. Der erste Konflikt betraf die Richtung der künftigen Wirtschaftspolitik. Auf der einen Seite stand die Konzeption eines durch staatliche Maßnahmen abgefederten, langsameren Übergangs zur Marktwirtschaft, in dem auch viele Vorstellungen eines „Dritten Weges“ mitschwangen. Diese Konzeption wurde vor allem mit dem Namen Valtr Komärek verbunden, dem Leiter des Instituts für Prognostik der Akademie der Wissenschaften, der den Posten des Vizepremiers bekleidete und später eine der führenden Gestalten in der neu gegründeten Sozialdemokratie war. Dem stand das neoliberale Modell einer „Marktwirtschaft ohne Adjektive“ des Finanzministers Vaclav Klaus, des ehemaligen Mitarbeiters an Komäreks Institut, gegenüber Der zweite Konflikt betraf die zukünftige Gestaltung des Bürgerforums als einer politischen Gruppierung. Er wurde ausgetragen zwischen Vaclav Klaus und Vaclav Havel, an dessen Seite auch die wesentlichen Teile des Chartistenkreises standen, so etwa der Außenminister Jin Dienstbier bzw.der tschechische Premierminister Petr Pithart. Hier kollidierten zwei Typen unterschiedlichen Demokratieverständnisses miteinander

Vor dem Hintergrund der chartistischen Auffassung der „Civil Society“ als einer nicht partei-förmigen Solidargemeinschaft der Bürger mit unterschiedlichen Anschauungen und Interessen widersetzten sich die Chartisten der Umformung des Bürgerforums in eine politische Partei. Dies dagegen wurde von Klaus befürwortet, der das Modell einer liberalen, auf Parteibildung beruhenden Konkurrenzdemokratie präferierte. Das Resultat dieses Konflikts war die Aufsplitterung des Bürgerforums in die liberalkonservative von Vaclav Klaus geführte und in den anschließenden Wahlen von 1992 erfolgreiche Bürgerlich-demokratische Partei (ODS) und die Bürgerbewegung (OH), geführt von Jin Dienstbier, die die Tradition des Bürgerforums fortführen wollte. Als dritte Partei ging aus diesem Spaltungsprozeß die Bürgerlich-demokratische Allianz (ODA), geführt von Wirtschaftsminister Vladimir Dlouhy, hervor, die gezielt um die intellektuelle Elite des Landes warb.

Die beiden Konflikte, in denen sich Vaclav Klaus und seine Anhänger durchsetzen konnten, hatten eine „gate keeper“ -Funktion für die Zusammensetzung der künftigen politisch entscheidenden Teile der Funktionseliten. Die Entscheidung für eine neoliberale Wirtschaftspolitik, verbunden mit einer radikalen antisozialistischen und antikommunistischen Ausrichtung der ODS, bedeutete den weitgehenden Ausschluß von Anhängern der 68er Reformen aus dem Elitenreservoir, gleichgültig ob sie Dissidenten im Inland waren oder dem Exil angehörten. Ebenso, wenn auch in einem etwas kleineren Ausmaß, hatte der Zerfall des Bürgerforums und die Durchsetzung einer pragmatischen Parteipolitik einen Rückzug bzw. ein Hinausdrängen vieler ehemaliger Charta-Aktivisten aus dem politischen Leben zur Folge, deren moralisches Gewicht ohne eine politische Hausmacht in der politischen Konkurrenz keinen Bestand mehr hatte. Dieser Trend bedeutete allerdings nicht den Ausschluß aller Vertreter der Dissidentenkreise aus politischen bzw. aus anderen leitenden Positionen, wie es häufig beklagt wird. Er zeigt lediglich das Ergebnis des Wettstreits um die Definitionsmacht an, der in diesen beiden Konflikten ausgetragen wurde. Wenn auch heute einige der prominenten Positionen von ehemaligen Chartamitgliedern besetzt sind (Väclav Havel, Jan Rumi, Väclav Benda, Milan Uhde, Petr Pithart, Pavel Bratinka), so ist ihr Einfluß -mit Ausnahme von Havel -auf die politische Willensbildung begrenzt. Väclav Klaus und seinen Mitstreitern war es in einer entscheidenden Phase der Transformation offensichtlich gelungen, die Begriffe zu definieren und in ihrem Sinne positiv bzw. negativ zu besetzen, in welchen die Beschreibung des Transformationsprozesses und seiner Akteure in den Medien und der Öffentlicheit mehrheitlich erfolgte.

Der Erfolg der politischen Pragmatiker muß im Kontext eines strukturellen Problems gesehen werden, dessen Lösung alle postsozialistischen Wendeeliten der ersten Stunde früher oder später bewältigen mußten: Nachdem sie durch ihren moralischen Anspruch zu Trägern der Wende geworden waren, mußten sie sich im Zuge der Zeit in eine problemlösende, fachlich kompetente Funktionselite verwandeln Diesem Erfordernis der fortschreitenden Transformation entsprach die Klaussche Semantik besonders gut und harmonierte so mit der Erwartung der Öffentlichkeit. Ein für die Elitenbildung bedeutendes Merkmal Klausscher Situationsdefinition bestand in der Identifizierung der Sozialdemokratie mit Sozialismus und somit mit einer nicht mehr zeitgemäßen sozialen Ordnung. Dies trug zur Ausgrenzung der Opposition aus dem „Konsens der Demokraten“ bei und hat somit ihren Repräsentanten den Zugang zum Elitenreservoir erschwert

Wenn auch die oben genannten Prozesse die Aus-differenzierung und die Rekrutierung der Eliten-teile wesentlich beeinflußten, so stellen sie nicht die einzigen Selektionsmechanismen dar, die für die Zusammensetzung der gegenwärtigen tschechischen Eliten ausschlaggebend sind. Der im ursprünglichen Bürgerforum versammelte personale Kern der Wendeeliten konnte selbstverständlich nicht ausreichen, um die Positionen innerhalb der Funktionseliten zu besetzen. Im Bereich der Justiz, der Staatsverwaltung, der Armee und der Polizei war man daher auf die Personalbestände der alten Eliten bzw.der „grauen Zone“ angewiesen; darüber hinaus fielen durch die Privatisierung die Bereiche der Wirtschaft, der Medien und der Kultur aus dem direkten Entscheidungsfeld der Politik heraus und waren nur mittelbar durch politisches Handeln erreichbar.

Aus dieser Lage resultierte zuerst auch der Rekrutierungsmodus von Mitarbeiterstäben durch die Akteure der Wendeeliten, die in wichtige Positionen gelangten. Hier waren Vertrauen und Loyalität und somit soziale Bekanntschaft ein notwendiges Kriterium. Daher rekrutierten sich die Stäbe aus unmittelbaren sozialen bzw. beruflichen Netzwerken ihrer „Patrone“. Dementsprechend gelangten „Kulturschaffende“ im breiten Sinne aus dem Chartistenkreis in einflußreiche Positionen des Präsidentenstabes, des Sicherheitsbereichs und der Diplomatie. Andererseits bildeten die Vaclav Klaus bekannten Mitarbeiter der ehemaligen Staatsbank und die Teilnehmer der unter seiner Mitwirkung stattfindenden Wirtschaftsseminare den harten Kern des Finanz-und Wirtschaftsministeriums sowie der Privatisierungsbehörde. Das Resultat eines solchen Auswahlverfahrens, in dem persönliche Loyalität notwendigerweise die primäre Rolle Zufallseliten knap spielt, sind mit -pem Personalbestand, die sich im tschechischen Fall im großen Maße aus den am Aufstieg bisher gehinderten Angehörigen der „grauen Zone“ bzw. aus den kommunistischen Kaderreserven des zweiten Gliedes rekrutierten.

Die Chancen dieser zweiten Gruppe, in Elitepositionen zu gelangen bzw. in solchen zu verbleiben, waren allerdings durch das sogenannte Lustrationsgesetz eingegrenzt, das im Oktober 1991 in Kraft trat. Es bestimmt, daß. ehemalige Funktionäre der Kommunistischen Partei, von der Bezirksebene aufwärts, Mitarbeiter der Staatssicherheit sowie Funktionäre der Volksmilizen bis zum Jahr 2000 keine öffentlichen Ämter bzw. Positionen in der Staatsverwaltung und in den staatlichen Institutionen innehaben dürfen. Damit war im staatlichen Bereich der Zugang zu bzw.der Verbleib in wichtigen Positionen für die Mitglieder der „alten Elite“ in gewissem Maße eingeschränkt. Betroffen davon waren insbesondere die „Sicherheitsorgane“, die Staatsverwaltung und die Justiz Das Lustrationsgesetz betraf allerdings nicht Personen, die in der Wirtschaft, in den Medien bzw. im Kulturbereich tätig sind. Damit erklärt sich, daß der Anteil ehemaliger Kommunisten innerhalb der Funktionseinheiten in der Verwaltung und in der Politik niedriger ist als in anderen Elitensektionen

III. Zur Zusammensetzung der gegenwärtigen tschechischen Funktionselite

Welche Gestalt nimmt nun die gegenwärtige Elite an? Welche ihrer Sektionen wurden und inwiefern wurden sie von den skizzierten Selektionsprozessen betroffen? Wir wollen im folgenden anhand einiger Untersuchungen die Entwicklung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Elite getrennt verfolgen und zuerst ihre Zusammensetzung betrachten, um später auf die politischen Einstellungen einzugehen.

Wenden wir uns zuerst der politischen Sektion zu. Vergleicht man die alte Nomenklatura-Elite mit der neuen Elite, so ergibt sich folgendes Bild: Das Durchschnittsalter der alten politischen Elite lag um einiges über dem der neuen. Geburtsgruppen, im Alter von unter 40 Jahren waren in der alten Elite nicht mehr vertreten, 88 Prozent waren älter als 45, 27 Prozent davon älter als 60 Jahre. In der letzten Altersgruppe befanden sich die Träger der Macht an der Spitze der Hierarchie des alten KP-Apparates. Nichtsdestoweniger hinterließ der nach 1975 in der Kommunistischen Partei einsetzende Verjüngungsprozeß auch in der alten Elite Spuren, indem insbesondere während der achtziger Jahre die 1940er Geburtsjahrgänge Einzug in Prozent davon älter als 60 Jahre. In der letzten Altersgruppe befanden sich die Träger der Macht an der Spitze der Hierarchie des alten KP-Apparates. Nichtsdestoweniger hinterließ der nach 1975 in der Kommunistischen Partei einsetzende Verjüngungsprozeß auch in der alten Elite Spuren, indem insbesondere während der achtziger Jahre die 1940er Geburtsjahrgänge Einzug in höhere Parteipositionen hielten. Dadurch, daß die Führung des kommunistischen Apparates aus dem Elitenreservoir ausschied, Teile der jüngeren KP-Elite jedoch weiterhin in unterschiedlichen Sektionen der Funktionselite partizipieren, hat diese Entwicklung insgesamt zu der relativen Verjüngung der gegenwärtigen Funktionseliten in der Tschechischen Republik beigetragen. Der Anteil der ehemaligen Mitglieder der Kommunistischen Partei in der jetzigen politischen Elite liegt bei 35 Prozent, wobei ihr Anteil im Parlament (die KP ist mit 10 Prozent der Stimmen im Parlament vertreten) höher ist (37, 9 Prozent) als der in der Regierung und im Staatsapparat (32, 7 Prozent). Aufgrund der Altersstruktur der neuen politischen Elite müssen wir annehmen, daß es sich großenteils um Personen handelt, die zwischen 1968 und 1989 Mitglieder der KP geworden sind 23.

Die gegenwärtige politische Elite ist erwartungsgemäß jünger als die alte. 47 Prozent ihrer Vertreter sind jünger als 45, 19 Prozent gar jünger als 35 Jahre. Am häufigsten (24 Prozent) sind jedoch die 39-bis 45jährigen vertreten. Es kann also angenommen werden, daß ein erheblicher Teil der neuen politischen Akteure den „verhinderten“ 40er Geburtsjahrgängen der „grauen Zone“ angehört, daß aber auch der Personenkreis der jüngeren KP-Elite des zweiten Gliedes vertreten ist. Hingegen spiegelt sich im Fehlen der älteren Generation (lediglich 11 Prozent der neuen Elite sind älter als 55 Jahre) nicht nur das Ausscheiden der alten KP-Garde, sondern auch der weitgehende Ausschluß der 68er Opposition aus dem Reservoir der neuen Elite wider.

Deutlich unterscheiden sich die alte und die neue politische Elite Tschechiens auch hinsichtlich der sozialen Herkunft. Während die Mehrheit der Mitglieder der alten Eliten aus „proletarischen“ Familien stammt und in der Regel auch selbst im ersten Beruf eine manuelle bzw. wenig qualifizierte Tätigkeit ausübte 24, kommen die Vertreter der neuen politischen Elite bereits zu einem erheblichen Teil aus Familien, in denen der Vater einem Hoch-oder Fachhochschulberuf nachging bzw. eine leitende Funktion innehatte 25. Bedenkt man, daß die Mitgliedschaft in der KP häufig die Voraussetzung für das Erlangen solcher Positionen darstellte, so ist es nicht verwunderlich, daß etwa 39 Prozent dieser Väter Parteimitglieder waren 26. 80 Prozent der Angehörigen der neuen Elite begannen ihre Berufskarriere mit einem Hoch-bzw. Fachhochschulberuf. Sowohl die alte (94 Prozent mit Hochschulabschluß) als auch die neue Elite (83 Prozent) weist einen hohen Prozentsatz von Hochschulabschlüssen auf 27; Abschlüsse an Technischen und Ökonomischen Hochschulen überwiegen. Interessante Hinweise geben die Untersuchungen auch auf den Verbleib von Teilen der freigesetzten alten Elite. Fast ein Drittel ihrer Mitglieder im berufstätigen Alter wechselte als Unternehmer in die Wirtschaft

Insgesamt läßt sich also sagen, daß die neue politische Elite dem generellen Trend zur Verjüngung der tschechischen Funktionselite folgt. Ihre Mitglieder entstammen Familien, deren Bildungspotential und berufliche Position weit über dem Bevölkerungsdurchschnitt liegen Die Eliteangehörigen sind zu 90 Prozent männlich. Mehrheitlich rekrutieren sie sich aus der vor 1989 am Aufstieg gehinderten, überwiegend technisch und ökonomisch gebildeten, nichtkommunistischen Bildungsschicht.

Ein abweichendes Bild ergibt sich bei Betrachtung der Wirtschaftselite. Zwar ist auch hier eine mäßige Verjüngung festzustellen, sie fällt aber nicht so deutlich aus wie im Falle der politischen Elite. Der überwiegende Teil der befragten Personen war zwischen 45 und 55 Jahren alt. Die entscheidende Differenz besteht darin, daß die Wirtschaftselite eine viel höhere Kontinuität in bezug auf die vor und nach 1989 besetzten Positionen aufweist. Der Anteil dieses „alt-neuen“ Elitesegments, das heißt jener Personen, die sowohl vor als auch nach 1989 Spitzenpositionen in der Wirtschaft innehatten bzw. -haben, liegt bei 40 Prozent und es überrascht wenig, daß 85 Prozent dieser Personen in der Kommunistischen Partei organisiert waren. Aber auch innerhalb derjenigen Gruppe, die erst nach der Wende in Spitzenpositionen der Wirtschaft gelangte, sind die ehemaligen Parteimitglieder mit etwa 57 Prozent viel häufiger vertreten, als es bei der neuen politischen Elite der Fall war. Der überwiegende Teil (80 Prozent) der „Alt-Neuen“ stand bereits vor 1989 mehreren Abteilungen vor, und auch die Angehörigen der nach 1989 entstandenen Sektion der Wirtschaftselite hatten vor der Wende mehrheitlich (zirka 78 Prozent) leitende Positionen in der Wirtschaft inne Betrachtet man die Gruppe von Personen, die gegenwärtig als Betriebsdirektoren tätig sind, so waren 23 Prozent bereits vor 1989 in dieser Position, der größte Teil (etwa 50 Prozent) gehörte jedoch dem Kreis der stellvertretenden Direktoren an, also der Kaderreserve innerhalb der Nomenklatura

Diese Entwicklung sowie die Alterszusammensetzung der Wirtschaftselite nach 1989 legt den Schluß nahe, daß der im zweiten Glied stehende Personenkreis -bestehend aus jüngeren qualifizierten KP-Mitgliedern -die Chancen nutzte, sich gegen die zum Teil im Rahmen der „Normalisierung“ nach 1968 eingesetzten Betriebsleiter durchzusetzen. Insofern fände hier der bereits durch die Normalisierungsmaßnahmen in den siebziger und achtziger Jahren angeregte Konflikt zwischen jüngeren Technokraten und älteren Bürokraten seine Auflösung. Allerdings zwang die Restrukturierung der Wirtschaft die Eliten zu Mobilität. Die meisten, etwa 70 Prozent, haben ihre Position ein-bis zweimal gewechselt, so daß nicht automatisch angenommen werden kann, daß ihr Karriereaufstieg innerhalb desselben Betriebs erfolgte Diese Mobilität führte jedoch nur einen sehr geringen Teil des neuen Managements über die Grenzen der vertrauten Branche hinaus.

Hinsichtlich Bildung und sozialer Herkunft unterscheidet sich die Wirtschaftselite kaum von der politischen. Sowohl Vertreter der „alt-neuen“ als auch der neuen Elite weisen mehrheitlich (85 Prozent) einen Hochschulabschluß überwiegend technischer Art auf und kommen aus Familien, in welchen Bildung und Berufsposition des Vaters weit über dem Durchschnitt liegen. Der Anteil der Väter, die KP-Mitglieder waren, ist hier allerdings mit zirka 45 Prozent etwas höher als im Falle der neuen politischen Elite Auch hier kann man also von einer Reproduktion des kulturellen Kapitals -Bildung -sprechen, die allerdings auch verstärkt mit sozialem Kapital, über das die Elite durch die Zugehörigkeit zu Kadernetzwerken bzw. „Seilschaften“ verfügt, einhergeht. Die vor 1989 erworbenen Kompetenzen, der entsprechende Informationsvorsprung, die Zugehörigkeit zu sozialen Netzwerken sowie der Modus der Privatisierung machten es möglich, daß ein erheblicher Teil der alten tschechischen Wirtschaftselite seine Positionen halten konnte, so daß wir hier von einer Eliten-transformation sprechen können.

Im Gegensatz zum Bereich der Wirtschaft gehören der gegenwärtigen Kulturelite Tschechiens in erheblich geringerem Maße Funktionsträger aus der Zeit vor 1989 an. Nur etwa 30 Prozent der heute in hohen Positionen im Kulturbereich Täti-gen gehörten der alten Elite an Dies erklärt sich in erster Linie aus dem Generationswechsel, denn über die Hälfte der Befragten der alten Elite befindet sich heute im Ruhestand. Darüber hinaus ist es insbesondere in den Medien, innerhalb der Kirche und zum Teil auch im Bereich der Wissenschaften zu einem spürbaren Personenwechsel gekommen. Damit einher geht eine generelle Verjüngung der Eliten, insbesondere im Bereich der Medien. Aufgestiegen sind nicht nur jene, die durch ihre Nichtmitgliedschaft in der KP vor 1989 am beruflichen Fortgang gehindert worden waren, sondern auch junge Menschen, denen vor allem die neu entstandene Medienlandschaft neue Möglichkeiten bot. Auch hier gilt, was für die bereits diskutierten Elitensektionen festgestellt wurde: Während die Mitglieder der alten Kulturnomenklatura durchgehend der Arbeiterschaft entstammten, rekrutieren sich die heutigen Inhaber der Spitzenpositionen im Kulturbereich aus der Bildungsschicht

Hinter diesen allgemeinen Trends verbergen sich allerdings höchst unterschiedliche Chancenstrukturen, die -durch die institutionellen Rahmenbedingungen der Transformation bedingt -sowohl die Mobilität innerhalb der unterschiedlichen Elitensektionen als auch zwischen ihnen bedingen. Dies wird etwa an der divergierenden Entwicklung im Bereich der Akademie der Wissenschaften und im Hochschulbereich deutlich.

Die Akademie der Wissenschaften wurde einem harten Auswahl-und Austauschprozeß unterworfen. Der Bestand ihrer Mitarbeiter sank um 50 Prozent. Davon waren -wegen der ideologischen Belastung ihrer Mitarbeiter -vor allem geistes-und sozialwissenschaftliche Institute betroffen. Demgegenüber ist im Hochschulbereich nach 1989 die Anzahl der Hochschuldozenten um etwa 12 Prozent gestiegen. Doch auch dies bedeutete keine wesentliche Verjüngung der Wissenschaftselite. Zum einen hatte man gezögert, Mitarbeiter in den Vorruhestand zu schicken, zum anderen wurde jenen, die nach 1968 entlassen worden waren, wieder eine Position an den Hochschulen angeboten. Letzteres traf überwiegend für die geistes-und sozialwissenschaftlichen Institute zu, in denen das kommunistische Regime besonders auf Linientreue geachtet hatte. Diese Institute waren folglich, ebenso wie die Institute der Akademie der Wissenschaften mit gleicher Fachausrichtung, besonders stark vom Personalwechsel betroffen.

Trotz der relativ hohen Mobilität im Wissenschaftsbereich und besserer Aufstiegschancen ist die wissenschaftliche Karriere wegen des vergleichsweise niedrigen Gehaltsniveaus gegenwärtig nur für wenige junge Menschen attraktiv. In zehn nach 1989 untersuchten Akademieinstituten fand man lediglich 12, 5 Prozent Mitarbeiter im Alter von unter 30 Jahren Dies mag auch an der relativ geringen Erwartung liegen, die die wissenschaftliche Elite bezüglich der Verbesserung der materiellen Lage hegt, etwa im Gegensatz zu jener in den Medien. Während 18 Prozent der Befragten im Wissenschaftsbereich 1996 an eine Verbesserung ihres Lebensniveaus binnen des nächsten Jahres glaubten, waren es in den Medien immerhin 34 Prozent, die nur noch von den 41 Prozent in der Wirtschaftselite übertroffen wurden Angesichts dieser Umstände suchen Teile der wissenschaftlichen Elite eine Kompensation einerseits in privatwirtschaftlicher Nebentätigkeit, a Prozent in der Wirtschaftselite übertroffen wurden 39. Angesichts dieser Umstände suchen Teile der wissenschaftlichen Elite eine Kompensation einerseits in privatwirtschaftlicher Nebentätigkeit, andererseits in Versuchen, durch die Mitwirkung an der medialen Meinungsbildung politischen Einfluß zu gewinnen 40.

Der relativ hohe Anteil von ehemaligen Mitgliedern der Kommunistischen Partei in den Reihen der neuen tschechischen Funktionseliten darf uns nicht zu Fehlurteilen über ihre gegenwärtigen politischen Präferenzen verleiten. Wenn auch in keiner der untersuchten Elitensektionen der Prozentsatz der ehemaligen Kommunisten unter 30 Prozent liegt, womit er deutlich über dem Anteil der KP-Mitglieder an der erwachsenen Bevölkerung der Tschechischen Republik vor 1989 (etwa 17 Prozent) liegt, so ist dies keineswegs ein Indiz für eine etwaige Linksorientierung der tschechischen Elite. Zum Zeitpunkt der Untersuchung im Februar 1996, also noch vor der letzten Parlamentswahl, galten die Sympathien der Elite überwiegend den Parteien des rechten Flügels, das heißt der sich gegenwärtig an der Macht befindlichen Koalition 41. Dabei wich die politische Orientierung der Elitenträger von den allgemeinen Wahlpräferenzen der Bürger signifikant ab Ver-gleicht man die politischen Optionen der Eliten mit dem Ausgang der letzten Parlamentswahlen 1996, so wird ihre Rechtsorientierung besonders deutlich 69 Prozent der Elite hätte für die Regierungskoalition (ODS, RDA, KPU-CSL) votiert (Wahlergebnis insgesamt 49 Prozent) und nur 9 Prozent für die Sozialdemokratie (Wahlergebnis 26, 4 Prozent) Darin spiegelt sich die Tendenz innerhalb der Funktionseliten wider, sowohl in der sozialdemokratischen Opposition als auch in den Vertretern der Gewerkschaft Befürworter illiberaler, kollektivistischer Gesellschaftsmodelle bzw. korporatistischer Gruppeninteressen zu sehen, die den neoliberalen Weg der Transformation bedrohen. Wenn auch in der Gesamtentwicklung der politischen Orientierung innerhalb der Eliten eine leichte Verschiebung nach links zu verzeichnen ist so steht diese doch in keinem Verhältnis zu der massiven Verlagerung der Wählerpräferenzen zugunsten der Sozialdemokratie

Diese Ergebnisse spiegeln allerdings die seit Frühjahr 1997 spürbare Erschütterung der Position von ODS nicht wider, die sich auch in massiver Kritik an Kla Prozent) und nur 9 Prozent für die Sozialdemokratie (Wahlergebnis 26, 4 Prozent) 44. Darin spiegelt sich die Tendenz innerhalb der Funktionseliten wider, sowohl in der sozialdemokratischen Opposition als auch in den Vertretern der Gewerkschaft Befürworter illiberaler, kollektivistischer Gesellschaftsmodelle bzw. korporatistischer Gruppeninteressen zu sehen, die den neoliberalen Weg der Transformation bedrohen. Wenn auch in der Gesamtentwicklung der politischen Orientierung innerhalb der Eliten eine leichte Verschiebung nach links zu verzeichnen ist 45, so steht diese doch in keinem Verhältnis zu der massiven Verlagerung der Wählerpräferenzen zugunsten der Sozialdemokratie 46.

Diese Ergebnisse spiegeln allerdings die seit Frühjahr 1997 spürbare Erschütterung der Position von ODS nicht wider, die sich auch in massiver Kritik an Klaus’ Politik aus den eigenen Reihen artikulierte und die nicht nur zu seinem Sturz als Premierminister Ende November 1997 führte, sondem im Zerfall der Partei im Januar 1998 gipfelte 47. Sie lassen jedoch -auch angesichts der gegenwärtig einsetzenden Neugruppierung der politischen Elite -die Annahme zu, daß sich die politischen Präferenzen der Elite nach wie vor von jenen der gesamten Wählerschaft unterscheiden und dieser Entwicklung nur in geringem Maße und mit Verzögerung folgen. Die Distanz zwischen der Elite und der Wählerschaft wird auch im Verhältnis zwischen den Parteien und ihrer Wählerbasis sichtbar. Keine der politischen Parteien kann bisher über eine „traditionelle“ Wählerschaft, deren Interesse sie aufnehmen und vertreten würde, verfügen 48. Die meisten Parteien kristallisierten sich aus unterschiedlichen Sektionen der Wendeeliten heraus, und ihre Politik wird durch die Interaktion zwischen Parteiführung, Parteiexekutive und der Parlamentsfraktion bestimmt. Der Einfluß der Basisorganisationen ist in der Regel gering. Es läßt sich hier also eine Tendenz zur Selbstbezogenheit der politischen Elite und zu ihrer Schließung gegenüber der Öffentlichkeit beobachten. Kritiker sehen darin eine Gefahr der Erneuerung der öffentlichen Wahrnehmung der politischen Klasse in der Perspektive von „wir“ -„sie“, wie sie für das kommunistische Regime prägend war 49.

Das Bild der politischen Landschaft nach dem Sturz von Vaclav Klaus und seiner Regierung scheint die oben gegebene Einschätzung zu bestätigen. Der Kristallisierungsprozeß innerhalb der politischen Elite setzt sich fort. Die Konflikte innerhalb der ODS und ODA führten zu ihrer Zersplitterung: Unter der Führung der abtrünnigen ehemaligen ODS-Minister, Jan Rumi und Ivan Pilip, entstand eine „Freiheitsunion“, während sich von der ODA die „Partei des Konservativen Vertrags“, angeführt von Ivan Masek, abspaltete. Eine weitere Fraktion -genannt „Die rechte Alternative“ -bildete sich unter dem ehemaligen ODS-Minister Jindfich Vodicka. Während die „Rest-ODS" um Klaus offenbar isoliert dasteht, entwickeln die neu entstandenen Gruppierungen -die wahrscheinlichen Neuwahlen im Sommer vor Augen -ein unübersichtliches Geflecht von Koalitionsverhandlungen. Die Erschütterung der politischen Landschaft erreichte jedoch nicht nur die Parteien der Regierungskoalition. Von der Sozialdemokratischen Partei trennte sich, geleitet von Jozef Wagner, eine „Partei der demokratischen Mitte“ ab, und einige Basisorganisationen der rechtsextremen „Republikaner“ vereinigten sich in einem „Nationalen Block“ Eine Aufsplitterung der Mitgliedschaft ihrer Basisorganisationen mußte auch die ODS hinnehmen, deren Anhänger zum Teil zu den konservativ-liberalen Neugründungen abwandern. Statt der ODS und ODA konkurrieren nunmehr fünf Gruppierungen um die Gunst der „rechts“ -geneigten Wähler und müssen -mit Ausnahme der Alt-ODS-Fraktion -ihre Wählerschaft erst suchen. Wenn auch die Sozialdemokratie als Gewinnerin dieser Entwicklung anzusehen ist, deren konservatives Gegengewicht verschwand und deren Wählerpotential ständig zunimmt, bedeutet der Wandel der politischen Landschaft keine signifikante Verschiebung der Präferenzen der politischen Elite nach links. Im Gegenteil: Gekämpft wird um die Positionen in der Mitte und weiter rechts von der CSSD, wie allein schon die Bezeichnungen der neuen Parteien signalisieren.

Die Gründe für die Neugruppierung der politischen Elite hängen offensichtlich mit der Art und Weise zusammen, in der die Privatisierung unter der Ägide der ODS durchgeführt wurde. Mit dem Fortschreiten des Privatisierungsprozesses wurde deutlich, daß eine Reihe der neuen Eigentümer ihre auf Kredit erworbenen und nie bezahlten Firmen bzw. Firmenanteile zu Geld machten, das auf Konten im Ausland landete Die Entdeckung nachweislich falsch deklarierter Spenden, die auf das Konto der ODS von durch die Privatisierung begünstigten Unternehmern eingezahlt wurden ließ bestehende Vermutungen über die Verstrikkung der Regierungspartei in Beziehungen zu Privatisierungsgewinnern als begründet erscheinen und setzte eine Distanzierungsbewegung sowohl innerhalb der Elite als auch in der Wählerschaft in Gang Vor diesem Hintergrund wurde der zwi-sehen Havel und Klaus stets latent vorhandene Konkurrenzkampf um die Definitionsmacht bezüglich der Transformation, in dem der Klaus-sehe marktorientierte Pragmatismus die Oberhand zu gewinnen schien, erneut eröffnet. Unter Betonung moralischer, legaler und sozialer Kriterien kristisierte Vaclav Havel öffentlich in einer Ansprache vor dem Parlament und Senat die Politik des scheidenden Premiers Die Verstrickungen der ODS erscheinen im öffentlichen Diskurs als die Folge des sozial kalten und moralisch indifferenten Marktliberalismus Klausscher Provenienz. Dementsprechend betonen auch die neuen konservativ-liberalen Gruppierungen die Notwendigkeit sozialer Verantwortung und legaler Kontrolle des Transformationsprozesses.

Faßt man diese Ereignisse als Symptome für den Zustand der politischen Elite auf, so springt folgendes ins Auge: Die im Verlauf der Privatisierung wirkenden Patronagenetzwerke blieben offensichtlich nicht auf die „altneue“ Wirtschaftselite beschränkt, sondern kennzeichnen auch die Beziehungen zwischen ihrem neuen Segment und Teilen der Regierungsparteien. Die delegitimierende Wirkung dieses offenbar gewordenen Tatbestands zwingt die einzelnen Fraktionen der amtierenden politischen Elite dazu, eine neue konservative Plattform zu suchen. Die Zersplitterung der Parteien steigert zugleich den Bedarf nach politischem „Nachwuchs“ und könnte so tendenziell zur Erweiterung des gegenwärtigen Elitenreservoirs führen.

IV. Ausblick

Welches Gesamtbild ergibt sich aus dem Gesagten? Die Daten zeigen, daß mit dem Eliten-auch ein Generationswandel einherging. Die (nicht nur an Jahren) alte, vorwiegend aus der Arbeiterschaft aufgestiegene Elite der Nomenklatura wurde von Vertretern der mittleren Generation, von den 40-bis 50jährigen, abgelöst. Diese 'stammen überdurchschnittlich häufig aus Familien mit hohem Bildungsniveau und haben ihre Karriere mit entsprechenden Qualifikationen begonnen. Die neue tschechische Elite hat sich vor allem aus zwei der eingangs vorgestellten Gruppierungen rekrutiert, die durch die Entwicklung nach 1968 entstanden waren und sich strukturell als ein Reservoir für den Elitenwandel anboten: Es waren erstens die Angehörigen der „grauen Zone“, für die der Systemwandel jene Chancen eröffnete, die sie unter „normalen“ Bedingungen gehabt hätten. Bei der zweiten Gruppe etwa gleichen Alters handelt es sich um die wenig kompromittierten Reservekader der Nomenklatura, also um fachlich qualifizierte Parteimitglieder, die infolge des mit dem Systemwechsel verbundenen Rücktritts der alten Elite Aufstiegschancen erhielten.

Die Dissidentenkreise und die Charta 77 spielten zweifelsohne eine wichtige Rolle bei der Wende und in dem sich anschließenden Prozeß der Transformation des politischen Systems, insbesondere in den ersten Jahren nach 1989. Wir finden ihre Vertreter in einigen prominenten Positionen innerhalb der politischen und der kulturellen Eliten, aber ihr Anteil ist insgesamt eher gering. In der Wirtschaftselite sind sie, ebenso wie die Exponenten des Prager Frühlings und des „Dritten Weges“, so gut wie gar nicht vertreten. Als Elitenreservoir ist auch, mit geringen Ausnahmen im diplomatischen Dienst und in der Kulturelite (so etwa der ehemalige Botschafter in der Bundesrepublik und Kultusminister a. D., Jin Grusa), der Personenkreis der Emigranten bedeutungslos geblieben. Politisch ist die gegenwärtige Elite mehrheitlich dem rechten Flügel der Parteienlandschaft zuzurechnen.

Angesichts ihrer überwiegend technisch-ökonomischen Ausbildung und mehrheitlich laizistischen Orientierung kann man sagen, daß innerhalb der neuen tschechischen Eliten eine technokratisch-pragmatische, materielle Innenorientierung vorherrscht.

Wie war der Wandel nun beschaffen, durch den die neuen Eliten an die Macht kamen? Haben wir es mit einem echten Elitenwechsel zu tun oder lediglich mit einer Transformation bereits bestehender Elitenteile? Die Betrachtung der drei Elitesektionen in Politik, Wirtschaft und Kultur hat gezeigt, daß wir kaum von einem einheitlichen Prozeß sprechen können. Nimmt man die frühere Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei als Indikator so ist die Kontinuität in der politischen Elite relativ schwach, und es kann von einem Wechsel in der Elitenzusammensetzung ausgegangen werden. Ähnlich ist die Situation im Bereich der Kulturelite. Im Gegensatz dazu ist von einer recht hohen Kontinuität der Elite im Wirtschaftsbereich auszugehen. Wir können also von einem Elitenwechsel innerhalb der ersten zwei Subeliten sprechen, während die Wirtschaftselite eher einen Transformationsprozeß durchlaufen hat, in dem sie sich reproduzierte. Die Ergebnisse der Umfrage zur politischen Orientierung von Eliten zeigen uns jedoch, daß aus dieser Tatsache kaum auf die politischen Präferenzen der Wirtschaftselite geschlossen werden kann. Sie weist zwar den höchsten Anteil ehemaliger Nomenklaturamitglieder auf, diese gehören jedoch zu den entschiedensten Unterstützern der neoliberalen Wirtschaftspolitik von Vaclav Klaus.

Mit der Feststellung des unterschiedlichen Verlaufs des Wandels innerhalb der Elitesektionen ist jedoch die Frage nach der Art des Elitenwandels noch nicht ausreichend beantwortet. Es gilt zu prüfen, ob sich durch den Elitenwandel Aufstiegschancen für soziale Schichten eröffneten, denen zuvor der Zugang zur Eliteposition verschlossen war, das heißt, ob ein wirklicher Fall von Elitenzirkulation vorliegt. So betrachtet, läßt sich eine echte Elitenzirkulation am ehesten im Falle der aus der Arbeiterschaft aufgestiegenen kommunistischen Elite nach 1948 ausmachen, während die gegenwärtigen Eliten bereits der Bildungsschicht entstammen, die strukturell zum Elitenreservoir industrieller Gesellschaften gehört. Wenn auch innerhalb dieser Schicht politische Selektionsmechanismen wirkten, kann man von einem schicht-bezogenen Wandel der Elite nach 1989 wohl nicht sprechen

Ungeachtet dieses eindeutigen Befunds darf man die heterogene Zusammensetzung der Bildungsschicht sowie die unterschiedliche Herkunft der Angehörigen dieser Schicht nicht aus den Augen verlieren, die für die Auswahl der Funktionseliten verantwortlich war. Betrachtet man den Eliten-wandel unter diesem Aspekt, so lassen sich Anzeichen finden, die für eine partielle Elitenzirkulation sprechen. Etwa 33 Prozent der Elitenangehörigen berichten, daß sich in der Vergangenheit im Familienbesitz eine Privatfirma befand Dies würde für eine bürgerliche Herkunft sprechen -ein negatives Selektionsmerkmal in bezug auf die Besetzung von Spitzenpositionen im realen Sozialismus. Selbstverständlich konnte ein bürgerlicher Vater KP-Mitglied geworden sein. Dies war sicher auch der Werdegang vieler kommunistischer Intellektueller der Zwischenkriegszeit. Man kann aber auch die genannte Prozentzahl als ein Indiz für eine teilweise Erneuerung der Funktionselite aus den ehemaligen bürgerlichen Milieus der Bildungsschicht werten. In die gleiche Richtung weist die Angabe, daß etwa 20 Prozent der Väter der Vertreter der politischen Eliten, die der regierenden Koalition zuzurechnen sind, in einer der bürgerlichen Parteien der Vorkriegszeit organisiert waren

In dieser mehrere Generationen umfassenden Perspektive ergeben sich also Hinweise, die die Annahme einer partiellen Elitenzirkulation über mehrere Generationen hinweg zulassen. Es gibt allerdings auch Fälle der Zirkulation, die eindeutiger liegen, die allerdings nur marginal das Bild der neuen tschechischen Eliten prägen. Hierher gehört vor allem die Erneuerung der kirchlichen Institutionen und ihres Personals sowie die Rehabilitierung von Teilen des Adels. Wie sich bereits am durchweg laizistischen Charakter der Eliten absehen läßt, spielen Kirchenmänner innerhalb der Funktionselite keine prägende Rolle. Es ließe sich wohl die Überlegung anstellen, inwiefern die Kirche und der Adel angesichts der Restitution ihres vormals verstaatlichten Eigentums nunmehr innerhalb der ökonomischen Eliten von Bedeutung sind. Wenn auch die Rückgabe von Ländereien an den Adel in einigen Fällen von beträchtlichem Ausmaß war, ist der Anteil dieser Kreise an der neuen ökonomischen Elite ebenfalls gering.

Ein abschließendes Urteil über den Charakter des Wandlungsprozesses der tschechischen Eliten ist anhand der verfügbaren Daten nicht möglich, vor allem deshalb nicht, weil der sich gegenwärtig abzeichnende Aufstieg der Sozialdemokratie (CSSD) sowie die Zersplitterung des konservativ-liberalen Lagers einen weiteren Schub im Eliten-wandel bewirken könnte. Die Vermehrung konservativ-liberaler Parteien wird Chancen für „neue Gesichter“ bieten. In der Führung der CSSD sind vermehrt jene Kreise vertreten, die in der bisher an der Macht befindlichen politischen Elite eher unterrepräsentiert waren: aus der KP ausgeschlossene Reformkommunisten, von denen einige der Charta 77 angehörten, Regimegegner aus dem Exil, Mitbegründer des Bürgerforums, aber auch ehemalige KP-Mitglieder aus der Zeit der „Normalisierung“ Darüber hinaus ist die Sozialdemokratische Partei dabei, ihr Potential durch verstärkte Rekrutierung in den Basisorganisationen zu verstärken Dadurch könnte sich der Zugang zu Elitepositionen auch für bisher nicht beteiligte Gruppen (Gewerkschaften etc.) verbessern, wenngleich nicht anzunehmen ist, daß sich die soziale Herkunft der Elite wesentlich ändern würde.

Welche strukturellen Folgerungen lassen sich aus der dargestellten Entwicklung der tschechischen Elite ziehen? Erstens setzt der Elitenwandel nach 1989 wohl in verstärktem Maße die Tendenz zur schichtbezogenen sozialen Schließung des Eliten-reservoirs fort, die bereits in den siebziger Jahren einsetzte. Zweitens hat die Transformation der Teile der ehemaligen Nomenklatura in die neue Wirtschaftselite offensichtlich diesen Personenkreis an das neue Regime gebunden. Auch darüber hinaus wirkt sich die während der real-sozialistischen Phase bestehende Bindung von Aufstiegschancen an die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei auf die Zusammensetzung der tschechischen Elite aus ohne daß sie jedoch gegenwärtig Auswirkungen auf ihre politische Orientierung hätte. Drittens läßt sich eine Diskrepanz zwischen der Rechtsorientierung der Eliten und der deutlichen Verschiebung der politischen Präferenzen der Bevölkerung in Richtung Sozialdemokratie beobachten, aus der eine problemträchtige Lage für die weitere politische Entwicklung des Landes resultieren könnte. Die nächste Wahl könnte mit der Sozialdemokratie eine Partei an die Macht bringen, die innerhalb großer Teile der gegenwärtigen Funktionselite kaum Anhang findet und die daher von dem innerhalb dieser Elite in der Nachwendezeit entstandenen Know-how sehr wenig profitieren konnte. Die Ausgrenzung der sozialdemokratischen Opposition aus der politischen Salonfähigkeit, für die wir innerhalb der neuen Funktionselite deutliche Anzeichen fanden, würde dann bittere Früchte tragen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Sofern nicht anders angeführt, wird hier unter „Elite“ Funktionselite verstanden, d. h. jener Personenkreis, der Spitzenpositionen in Politik, Wirtschaft, Staatsverwaltung, Kultur, Wissenschaft etc. innehat. Ich verwende diesen Begriff im Sinne von Wolfgang Schluchter, Der Elitenbegriff als soziologische Kategorie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 15 (1963) 2, S. 253 ff.

  2. Allerdings hatte die Partei nach diesem Aderlaß noch 1, 2 Millionen Mitglieder. Vgl. Jan Skala, Die CSSR. Vom Prager Frühling zur Charta 77, Berlin 1978, S. 81.

  3. Vgl. Zdenek Hejzlar, Reformkommunismus. Zur Geschichte der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, Köln -Frankfurt am Main 1976, S. 353 ff.

  4. Vgl. J. Skäla(Anm. 2), S. 81.

  5. Vgl. Z. Hejzlar (Anm. 3), S. 367 f.

  6. Neuere Untersuchungen zum Elitenwandel legen 'allerdings nahe, daß dieser Personenkreis im Verlauf der siebziger und achtziger Jahre die fehlende formale Qualifikation auf dem Wege der Erwachsenenbildung nachholte. Vgl. Milan Tuek, Vytven nov elity (Bildung neuer Elite), in: Pavel Machonin/Milan Tuek u. a., esk spolecnost v transformaci. K promnm sociälru struktury (Tschechische Gesellschaft in der Transformation. Zum Wandel der Sozialstruktur), Praha 1996.

  7. Zu diesem Ergebnis kommt Petr Matj in: E. Hanley/P. Matejü/K. Vlachovä/J. Krej, The Making of Post-Communist Elites in Eastern Europe. A Comparison of Political and Economic Elites in Czech Republic, Hungary and Po-land, Institut of Sociology, Czech Academy of Sciences, Prague 1996.

  8. Der Begriff wurde geprägt von Jifina iklov, The Gray Zone and the Future of Dissent in Czechoslovakia, in: Social Research, 57 (1991) 3, S. 347-369.

  9. Siehe das Verzeichnis der Signatare der Charta 77 in: Vilem Precan (Hrsg.), Charta 77: 1977-1989, Bratislava 1990, S. 489 ff.

  10. Vgl. Vladimir Horsky, Die sanfte Revolution in der Tschechoslowakei 1989. Berichte des Bundesinstituts für ost-wissenschaftliche und internationale Studien 14, Köln 1990.

  11. Vgl. Prohläseni Charty 77 vom 1. Januar 1977 (Erklärung der Charta vom 1. Januar 1977), in: V. Precan (Anm. 9), S. 12.

  12. Vgl. V. Horsky (Anm. 10), S. 26 ff.

  13. Vgl. ebd., S. 17.

  14. Zu diesen Auseinandersetzungen vgl. Jakob Juchler, Osteuropa im Umbruch, Zürich 1994, S. 330; Kare Dahl Martinsen, Vaclav Klaus und die politische Stabilität in der Tschechischen Republik, in: Osteuropa, 44 (1994) 11; Hans-Joachim Hoppe, Väclav Klaus -Ministerpräsident der Tschechischen Republik, in: Osteuropa, 43 (1993) 11.

  15. Vgl. Zdenka Mansfeldovä, Political Parties in the Czech Republic in the Process of Social and Political Changes, Institute of Sociology, Academy of Sciences, Prague 1996.

  16. Vgl. dazu Ilja Srubar, Variants of the Transformation process in Central Europa. A Comparative Assessment, in: Zeitschrift für Soziologie, 23 (1994) 3.

  17. Ein sicheres Indiz für diese Definitionsmacht ist die Wahrnehmung von Vaclav Klaus innerhalb der Eliten, deren Vertreter ihn bis zu der Wahl von 1996 mehrheitlich für den stärksten Mann im Staate gehalten haben, während Vaclav Havel sich mit der zweiten Stelle begnügen mußte. Vgl. Libor Konvicka, Näzory a postoje predstavitelüspolecenskych elit v Ceske a Slovenske Republice (Meinungen und Einstellungen der Repräsentanten der Elite in der Tschechischen und Slowakischen Republik), Praha 1997, S. 29.

  18. So konnte sich etwa die kuriose, eigentlich sympathische, Situation ergeben, daß der Chef eines der Nachrichtendienste sich in seiner Freizeit als Mitorganisator von Filmfestivals betätigt. Vgl. Bericht, in: Lidove Noviny vom 23. August 1997, S. 2.

  19. Zu diesem Typ der Elitenbildung in Transformationsprozessen siehe Attila Ägh, Die neuen politischen Eliten Mittelosteuropas, in: Hellmut Wollmann/Helmut Wiesenthal/Frank Bönker (Hrsg.), Transformation sozialistischer Gesellschaften. Am Ende des Anfangs, Leviathan, Sonderheft 15 (1995).

  20. Der Justizbereich war besonders empfindlich betroffen, da die Umgestaltung der Eigentumsverhältnisse sowie die sprunghaft steigende Kriminalität, einschließlich der wirtschaftlichen, einerseits eine enorm gestiegene Belastung der Gerichte verursachten, andererseits jedoch bis 1992 über 500 Richter gezwungen waren, ihre Ämter zu verlassen. Vgl. Vlasta Parkänovä, Soucasny stav a budoucnost naseho soudnictvf (Der gegenwärtige Zustand und die Zukunft unseres Gerichtswesens), in: Mladä Fronta Dnes vom 23. August 1997, S. 10.

  21. Vgl. P. Matj (Anm. 7), S. 37; L. Konvicka (Anm. 17), S. 153. Insbesondere in der Wirtschaft läßt sich feststellen, wie sich der Modus der Privatisierung indirekt auf den Verbleib der Mitglieder der „alten“ Eliten auswirkt: Im Rahmen der „großen“ Privatisierung, d. h.der Privatisierung von Staatsbetrieben, wurde das bestehende Management der zu privatisierenden Betriebseinheiten angehalten, Privatisierungsprogramme zu entwerfen, die in einem Wettbewerbs-verfahren von dazu eingesetzten Privatisierungskommissionen mit den Angeboten anderer Interessenten verglichen wurden. In zirka 53 Prozent der Fälle wurden die Vorschläge des Managements akzeptiert. Damit wurde die Entstehung einer „alt-neuen“ Wirtschaftselite an der Spitze der ehemals staatlichen Unternehmen begünstigt. Vgl. Josef Kotrba, Privatizacnf proces v Ceskä republice: Akten a vitezove (Der Privatisierungsprozeß in der Tschechischen Republik: Akteure und Sieger), in: Jan Svejnar u. a., Ceskä Republika a economickä transformace ve stredni a vychodni evrop (Die Tschechische Republik und die ökonomische Transformation in Mittel-und Osteuropa), Praha 1997.

  22. Ich beziehe mich hier auf die Untersuchungen von M. Tucek (Anm. 6), P. Matj (Anm. 7) und L. Konvicka (Anm. 17), die den Zeitraum von 1989 bis Februar 1996 abdecken. Die Daten ergaben sich aus Befragungen der Spitzenpositionsträger in politischen Parteien, Parlament, Regierung, Verwaltung und Justiz, Wirtschaft, Gewerkschaft, Medien, Kultur, Wissenschaft, Kirche und zum Teil auch in der Polizei und Armee. Aufgrund der kleinen Stichproben sind die Angaben bezüglich der politischen und der kulturellen Sektion der Elite statistisch nicht signifikant. Da die herangezogenen Untersuchungen, die mit unterschiedlichen Stichproben arbeiteten, jedoch zu recht ähnlichen Ergebnissen kommen, können die angeführten Angaben als in der Tendenz zutreffend angesehen werden.

  23. Allerdings erlangten die alten Nomenklaturamitglieder ihre Abschlüsse meistens (63 Prozent) im Rahmen der Erwachsenenbildung auf den Parteihochschulen bzw. in diversen verkürzten Studiengängen, während die Angehörigen der gegenwärtigen politischen Elite ihre Bildung im regulären Studium erwarben. Vgl. M. Tucek (Anm. 6), S. 163.

  24. Vgl. ebd., S. 164.

  25. Zum Vergleich: Der Anteil der Hochschulabsolventen an der erwerbstätigen Bevölkerung liegt in der Tschechischen Republik etwa bei 11 Prozent. Vgl. P. Matejü(Anm. 7), S. 39.

  26. Vgl. M. Tucek (Anm. 6), S. 156.

  27. Vgl. ebd., S. 160.

  28. Vgl. P. Matejü(Anm. 7), S. 34.

  29. Vgl. M. TUcek (Anm. 6), S. 160 ff.

  30. Vgl. P. Matejü(Anm. 7), S. 36.

  31. Vgl. die Aussagen in Anm. 21.

  32. Vgl. M. Tucek (Anm. 6), S. 156.

  33. Vgl. ebd., S. 166.

  34. Vgl. Stanislav Provaznik u. a., Transformation des Wissenschaftssystems in der Tschechischen Republik, in: Renate Mayntz/Uwe Schimank/Peter Weingart, Transformation mittel-und osteuropäischer Wissenschaftssysteme, Opladen 1995, S. 757 ff.

  35. Vgl. L. Konvicka (Anm. 17), S. 43.

  36. Vgl. L. Konvicka (Anm. 17), S. 16. Zu der Koalition zählen ODS, ODA und KDU-CSL (Christdemokraten).

  37. Für die innere Ausdifferenzierung der politischen Optionen innerhalb der Elite sind insbesondere Unterschiede irn politischen Profil von ODS und ODA von Bedeutung. Beide Gruppierungen teilen das Bekenntnis zur liberalen Marktwirtschaft, zur Minimalisierung der Staatssphäre sowie, selbstverständlich, zum politischen Pluralismus. Klaus’ ODS plädiert jedoch für eine „etatistische" neoliberale Gesellschaftssicht, in der die soziale Ordnung durch die Kräfte der Marktwirtschaft sowie durch minimale und klar definierte Beziehungen zwischen den Individuen und der Regierung bestimmt wird, ohne vermittelnde Zwischenstufen intermediärer Organisationen, die sich als korporative, in dieser Sicht also als illiberale Pressure-groups betätigen könnten. Die ODA dagegen, die aus einer Untergruppierung der Charta 77 hervorging, betont das soziale Ordnungsprinzip der sich durch Bürgerzusammenschlüsse organisierenden „Civil Society“, mit einer Vielfalt von regionalen und lokalen Bürgervereinigungen und Initiativen. Das ökonomistisch-technokratische Prinzip der ODS wird hier also mit der Tradition bürgerlicher Solidarität aus dem Repertoir der Chartisten kontrastiert. Durch diese liberale Variante, die nicht nur das ökonomische, sondern auch das politische liberale Gedankengut vertritt, fühlen sich vor allem die Intellektuellen innerhalb der Eliten angesprochen. Der hohe Bildungsgrad der Elitenmitglieder erklärt so ihre relativ hohe Präferenz für die ODA, für die sich 18 Prozent der Befragten innerhalb der Eliten aussprachen, während sie in den Wahlen 1996 insgesamt lediglich 6, 4 Prozent der Stimmen erreichte.

  38. Vgl. L. Konvicka (Anm. 17), S. 17 ff.

  39. Vgl. ebd., S. 14.

  40. Vgl. ebd., S. 15.

  41. Diese Verlagerung läßt sich an den Ergebnissen, die die Sozialdemokratische Partei in den bisher stattgefundenen Wahlen verzeichnete, leicht ablesen: 1992 -5 Prozent, 1996 -26, 4 Prozent, Befragung im September 1997 -29, 4 Prozent. In der gleichen Befragung erreichte die ODS 21, 7 Prozent. Vgl. Lidove Noviny vom 15. September 1997, S. 2.

  42. Vgl. Interview mit Miroslav Macek, in: Lidove Noviny vom 11. Oktober 1997, S. 2.

  43. Vgl. Lidove Noviny vom 15. Januar 1998, S. 3.

  44. Vgl. Lidove Noviny vom 3. Dezember 1997, S. I, und vom 10. Dezember 1997, S. 15.

  45. Vgl. Lidove Noviny vom 25. und 26. November 1997, S. 1.

  46. Nach einer Umfrage gaben Anfang Dezember 1997 90 Prozent der Befragten der Regierungskoalition, insbesondere der ODS (36, 7 Prozent), der Regierung (23 Prozent) und Klaus (16, 6 Prozent) die Schuld an der „Krise“. Vgl. Lidove Noviny vom 3. Dezember 1997, S. 1.

  47. Havel sagte unter anderem: „Das erklärte Ideal von Erfolg und Gewinn wurde lächerlich gemacht, weil wir es zuließen, daß ein Zustand eintrat, in dem die größten Erfolge jene haben, die am meisten gegen die Moral verstoßen, und der größte Gewinn von nichtbelangbaren Dieben eingestrichen wird. Hinter dem Liberalismus ohne Adjektive, dem so manches als verbrecherisch linksgerichtet galt, verbarg sich paradoxerweise die marxistische Lehrformel von Basis und Überbau: Moral, Anstand, Demut, Rücksicht auf jene, die nach uns kommen, Achtung vor dem Recht und der Kultur zwischenmenschlicher Beziehungen -dies alles wurde ... in die verlachte Sphäre des Überbaus verfrachtet.“ Lidove Noviny vom 10. Dezember 1997, S. 11 (Übersetzung I. S.).

  48. Zum Vergleich: Etwa 53 Prozent der Mitglieder des ungarischen Parlaments haben einen Hochschulabschluß in Geistes-und Sozialwissenschaften. Lediglich 32 Prozent der Befragten der tschechischen Eliten bezeichneten sich als gläubig im Gegensatz zu etwa 47 Prozent der Elitenmitglieder in der Slowakei. Vgl. P. Matj (Anm. 7), S. 37, sowie L. Konvicka (Anm. 17), S. 22 und S. 85.

  49. Dieser Indikator ist natürlich nicht ganz eindeutig, da er nicht besagt, wann die jeweilige Person Mitglied war. Damit fallen etwa nach 1968 ausgestoßene Reformkommunisten mit jungen, nach 1971 aufgenommenen Karrieristen in eine Kategorie, innerhalb welcher zwischen Opposition und Konformität nicht unterschieden wird.

  50. Vgl. P. Matejü(Anm. 7), S. 25.

  51. Vgl. ebd., S. 35.

  52. Vgl. M. Tucek (Anm. 6), S. 164.

  53. Vgl. Kurzbiographien der CSSD-Führung, in: Lidov Noviny vom 29. September 1997, S. 4.

  54. Vgl. Bericht in: Lidove Noviny vom 6. Oktober 1997, S. 2.

  55. Die Mitglieder der Kommunistischen Partei machten etwa 16 bis 18 Prozent der erwachsenen Bevölkerung der Tschechoslowakei bzw. Tschechischen Republik aus. Wenn auch die Angaben über den Anteil der ehemaligen Mitglieder der Kommunistischen Partei innerhalb der neuen Elite variieren (für die politische Sektion um die 35 Prozent, für die kulturelle Sektion zwischen 25 bis 35 Prozent und für die Wirtschaft zwischen 43 bis 70 Prozent), so liegen diese Prozentsätze deutlich über dem Anteil der früheren KP-Mitglieder in der Bevölkerung.

Weitere Inhalte

Ilja Srubar, Dr. phil., geb. 1946; Studium der Philosophie, Soziologie und Geschichte in Prag und Frankfurt am Main; Professor für Soziologie an der Universität Erlangen -Nürnberg. Veröffentlichungen zum Thema u. a.: Variants of the Transformation Process in Central Europe. A Comparative Assessment, in: Zeitschrift für Soziologie, 23 (1994) 3; Neoliberalismus, Transformation und bürgerliche Gesellschaft, in: Bahnt Balla/Anton Sterbling (Hrsg.), Zusammenbruch des Sowjetsystems -Herausforderung für die Soziologie, Hamburg 1996; Probleme der europäischen Integration post-sozialistischer Länder Mittelost-Europas, in: Lars Clausen (Hrsg.), Gesellschaft im Umbruch: Verhandlungen des 27. Deutschen Soziologentages, Frankfurt am Main 1996; Zyklus und Wende. Zur Verortung der Transformation postsozialistischer Länder im Prozeß europäischer Modernisierung, in: Soziologische Revue, 19 (1996) Sonderheft 4.