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Im Praxistest: Themenblätter im Unterricht (137/2023): Kompromisse machen | bpb.de

Im Praxistest: Themenblätter im Unterricht (137/2023): Kompromisse machen

Siegfried Heinemann

/ 5 Minuten zu lesen

Wie lassen sich die verschiedenen Interessen unterschiedlicher Gruppen und Personen diskutieren und bündeln? Wie gelingen solche Dinge im politischen und gesellschaftlichen Bereich? Wie gelingt es, Konflikte einer konstruktiven Be- und Verarbeitung zuzuführen? Wie entstehen Kompromisse, und wodurch unterscheiden sich „gute“ und „schlechte“ Kompromisse? Welche der konkurrierenden Formulierungen schafft es ins Parteiprogramm? Wie finden die Verhandlungspartner eine Vorlage, die alle mittragen können? Wo verschiedene Meinungen aufeinandertreffen, lauern Konflikte, die einer konstruktiven Bearbeitung bedürfen. Denn die Alternativen zur Verständigung, Diskreditierungen, gegenseitige Sanktionen oder gar Gewalt, können in demokratischen Gesellschaften keine Option sein. Für ein friedliches Zusammenleben sind wir auf die Fähigkeit und Bereitschaft zum Kompromiss angewiesen.

Die drei Autorinnen bzw. Autoren, von denen zwei an der Universität lehren und einer an einem Gymnasium, schlagen in dieser Arbeitshilfe unterschiedliche Wege und Methoden vor. Kernstücke sind vier Arbeitsblätter, zu denen ausführliche methodische Vorschläge und Analysen vorgelegt werden.

Insgesamt umfasst das zur Rezension vorliegende PDF-Format 14 Seiten:

  • Seite 1: Deckblatt

  • Seite 2: Vorab

  • Seiten 3 bis 5: Eine der größten Erfindungen der Menschheit (Einführung)

  • Seiten 6 bis 8: Wie setze ich die Materialien im Unterricht ein?

  • Seiten 9 bis 12: vier Arbeitsblätter (auf je einer Seite)

  • Seite 13: Weiterführende Materialien

  • Seite 14: Hinweise auf Materialien der bpb

Zu Seite 1: Das „Deckblatt“ ist gelungen – die vorliegende Bildmontage – befreit von Text bzw. Überschrift – kann gut als Einstieg oder Impuls genutzt werden: kurze Interpretation, Überschrift finden lassen. Am Ende einer Unterrichtseinheit kann es ebenso als Hilfe bei der Reflexion dienen.

Auf der Seite 2 „Vorab“ wird die Bedeutung des Kompromisses in der Demokratie skizziert. Auf den Seiten 3 bis 5: „Eine der größten Erfindungen der Menschheit“ legen die VerfasserInnen die theoretischen Grundlagen für die Notwendigkeit des Kompromisses in offenen Gesellschaften. Sie gehen vom immer wieder und an unterschiedlichen Stellen entstehenden Konflikten aus, benennen ihn als Option unter vielen, machen deutlich, wie sie entstehen und bringen aber auch den Unterschied zwischen guten und „faulen“ Kompromissen. Gleichzeitig weisen sie aber auf die „Zwiespältigkeit“ zwischen dem politisch Machbaren und dem politisch Wünschbaren hin.

Auf den Seiten 6 bis 8: „Wie setze ich die Materialien im Unterricht ein?“ befassen sich die AutorInnen mit dem Einsatz der Arbeitsblätter im Unterricht. Die einzelnen Arbeitsblätter müssen nicht nacheinander eingesetzt werden, es ist möglich, sie getrennt zu bearbeiten. Die Lernziele werden gut nachvollziehbar formuliert. Es werden einzelne Unterrichtsabschnitte und Vorschläge benannt und auch unterschiedliche Vorgehensweisen bzw. Lösungsvorschläge vorgelegt. Die Arbeitsblätter sind nach den Anforderungsbereichen I bis III konzipiert, einzelne Hilfen zur Differenzierung werden gegeben.

Auf den Seiten 9 bis 12 findet man die vier Arbeitsblätter, die „Kernstücke“ für den Unterricht

  • 01: Immer nur Streit! – Sind Konflikte (un)lösbar? Es werden der Begriff des Kompromisses erschlossen und alternative Konfliktlösungsmöglichkeiten. Aufgezeigt wird das am Beispiel einer Klassenfahrt: zwei Personen einer Klasse werden beauftragt, einen Weg zu finden, bei dem niemand enttäuscht bzw. übervorteilt wird. Bei diesem aus dem Umfeld der Schülerinnen und Schüler gewählten Beispiel lernen sie auch Alternativen kennen. Am Ende dieses Arbeitsblattes finden die Schülerinnen und Schüler eine angemessene Definition des „Begriffes Kompromiss“.

  • 02: Konflikte abbauen? – Das richtige Werkzeug nicht vergessen! Verschiedene Formen von Kompromissen und ein Werkzeugkasten für gute Kompromisse werden erläutert. Ebenfalls aus der Lebenswelt von Jugendlichen ist die Auswahl von Freizeitaktivitäten und die damit verbundenen Findung eines guten Kompromisses, methodisch wird der „gute Kompromiss als Meme“ diskutiert. Auf geschichtliche Grundkenntnisse bzw. unterstützenden Personen angewiesen ist die Aufgabe 2 b) angewiesen, die sich mit dem Münchener Abkommen von 1938“ beschäftigt, das als „fauler Kompromiss“ bezeichnet wird.

  • 03: Können wir uns einigen? Koalitionsverhandlungen im Klassenzimmer. Diese werden im Klassenzimmer simuliert Ausgehend von den Bundestagswahlen 2002 und 2021 werden die unterschiedlichen Stimmverteilungen problematisiert. In Gruppenarbeit sollen die Schülerinnen und Schüler anhand vorgegebener Texte und Positionen der Parteien erarbeiten, recherchieren und mit den tatsächlichen Verhandlungsergebnissen verglichen (diese sind auf 03 dargestellt.) Diese Aufgabe ist anspruchsvoll und erfordert ein „gewisses“ Durchhaltevermögen“

  • 04: Laute(r) Meinungen, keine Kompromisse? Welche Rolle spielen Kompromisse in einer sich verändernden Gesellschaft? Am Anfang des Arbeitsblattes wird der Wunsch nach einfachen Antworten bzw. die Gefahr populistischer Parolen diskutiert, die Schülerinnen und Schüler erfahren den Unterschied zwischen Interessenkonflikten oder moralischen Konflikten bzw. die nicht immer eindeutigen Zuordnungen. Am Ende beurteilen sie die Erfolgschancen eines Kompromisses, dabei hilft eine vorgegebene Strukturhilfe.

Auf Seite 13 “Konflikt, Kompromiss, Konsens, Streitkultur, Demokratie, Pluralismus“ werden in drei Rubriken „Angebote der bpb“, „Literatur zur Vertiefung“ und „Für den Unterricht“ Weiterführende Materialien. Alle Angebote der bpb sind mit Links versehen, die einen schnellen Zugriff möglich machen und so die Planung und das Unterrichten erleichtern.

Die letzte Seite 14 verweist auf zuletzt erschienen Themenblätter, also „quasi der Werbeblock“

Hinweis:

Laut Angabe der bpb enthält die gedruckte Ausgabe zusätzlich den Interner Link: Spicker Nr. 32 „Menschenrechte“, herausgegeben von Sandra Reitz.

Die vorgestellten Themenblätter können unterschiedlich eingesetzt werden:

  • im Fachunterricht (Politik, Deutsch, Geschichte,)

  • im Projektunterricht und in Arbeitsgemeinschaften

  • in Vertretungsstunden

  • im „Homeoffice“ der Schülerinnen und Schüler

Hilfreich ist es, wenn in Doppelstunden unterrichtet wird. Die Materialien setzen – unterschiedlich stark an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler an – vor allem mit der Planung einer Klassenfahrt. Sie verlangen eine gewisse Lese- und Schreibkompetenz, aber auch geschichtliche und politische Grundkenntnisse. Sie können – je nach Vorkenntnissen der Schülerinnen und Schüler - ab Klasse 7 eingesetzt werden, die meisten Materialen ab Klasse 9/10 und in der Sekundarstufe II. Möglichkeiten der Differenzierung sind ausreichend angelegt, einzelne Gruppen können - je nach Leistungsstand - mit unterschiedlichen Aufgaben und Schwerpunkten beauftragt werden. Eine machbare Alternative ist, den Schülerinnen und Schülern selbst eine Auswahl zu ermöglichen. Eine eigentlich überflüssige Bemerkung. Gewisse technische Voraussetzungen an der Schule sind vonnöten.

Die Materialien sind solide und gut vorbereitet, bieten genügend Querverweise und Ansatzpunkte und lassen der unterrichtenden Personen aber auch Spielräume, um eigene Schwerpunkte zu setzen und einzuarbeiten.

Deutlich wird auch, dass es nicht einfach ist, Kompromisse zu „machen“ (im Deutschunterricht wurde „machen“ oft als „schwaches Verb“ bezeichnet). Das gilt hier nicht! Kompromisse sind „machbar“ – man muss sie nur „machen“ wollen. Das aber setzt politischen Gestaltungswillen und Kompromissbereitschaft voraus. Dabei sind die Themenblätter eine gute Hilfe.

Zugriff

Die vorliegenden „Themenblätter im Unterricht I 137: Kompromisse machen“, erarbeitet von Ute Schneider, Ulrich Willem und Marius Fischer, liegen seit dem 20.12.2023 als PDF-Datei vor. Seit Ausgabe 123 sind die Themenblätter in drei Varianten verfügbar: als Printversion, als ausfüllbare PDF sowie als OER:

Fussnoten

Weitere Inhalte

Siegfried Heinemann, Jahrgang 1952, ist Grund- Haupt- und Realschullehrer. Er ist stellvertretender Schulleiter an einer Haupt- und Realschule und unterrichtet die Fächer Deutsch, Mathematik, Religion, Wirtschaft sowie Geschichte/Erdkunde/Politik.