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Preußentum und DDR-Sozialismus | APuZ 52-53/1981 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 52-53/1981 Preußen — Ein Weg in die Moderne? Nationalsozialismus und Preußentum Preußentum und DDR-Sozialismus

Preußentum und DDR-Sozialismus

Jörg Bernhard Bilke

/ 36 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Das Bild Preußens, seiner Politik, Geschichte und Staatsauffassung, hat in der DDR-Publizistik mehrere Wandlungen erfahren: Bis zur DDR-Gründung 1949/50 galt „Preußen" als „reaktionärer" und „militaristischer" deutscher Teilstaat — eine Einstellung, die von den Erfahrungen preußischer Sozialisten wie Karl Marx, Friedrich Engels und Franz Mehring geprägt war und die durch die mit dem „Dritten Reich", das sich auch auf „Preußen" berief, noch verstärkt wurde, was in Buchtiteln wie „Der Irrweg einer Nation" (1946) von Alexander Abusch zum Ausdruck kam. Eine Teilaufwertung Preußens erfolgte in den fünfziger Jahren, wobei argumentiert wurde, kein Volk könne auf Dauer ohne positive Beziehung zu seiner Geschichte und seinen nationalen Traditionen leben. Mit der Gründung der „Nationalen Volksarmee" 1956 wurde eine Rückbesinnung auf die „Freiheitskriege" 1813/14 und die deutsch-russische Waffenbrüderschaft verbunden. Zwei Jahrzehnte lang war seitdem die Rezeption Preußens dadurch geprägt, daß man von zwei „Klassenlinien", einer „progressiven" und einer „reaktionären“, ausging, die den Geschichtsdualismus von 1806 bis 1918 nachzuweisen suchte, dabei aber das klassische Preußen des 18. Jahrhunderts aussparte. Erst Ingrid Mittenzwei von der Akademie der Wissenschaften gelang in den Jahren nach 1978 der Entwurf eines neuen Preußen-Bildes, wie er in ihrer Biographie „Friedrich II. von Preußen“ (1979) überzeugend ausgeführt ist. Sie geht von den „steinernen Zeugen“ preußischer Geschichte in Berlin und der Mark Brandenburg aus und widerlegt „bürgerliche" wie sozialistische Preußen-Legenden, indem sie auch in Friedrich des Großen Politik positive Tendenzen findet. Seit 1978 gibt es in der DDR-Publizistik zwei Konzeptionen über Preußen, die bisher nicht in Übereinstimmung gebracht werden konnten.

Zum 7. Oktober 1981, dem beziehungsreichen Jahrestag der DDR-Gründung und damit auch des Beginns deutscher Zweistaatlichkeit, hatte der parlamentarische „Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen" zu einer öffentlichen Anhörung ins Bonner Bundeshaus eingeladen, auf der von Politikern und sechs Sachverständigen zum Thema „Geschichtsverständnis und seine Rolle in den Gesellschaftsordnungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik" diskutiert werden sollte.

Während Rudolf von Thadden aus Göttingen einleitend einen „Mangel an Geschichtsbewußtsein der Deutschen heute" beklagte, dafür aber nicht nur das Jahr 1945 und seine Folgen verantwortlich machen wollte, sondern auch die „bis in die Anfänge der Nationalstaatswerdung zurückreichende Verhaltens-unsicherheit der Deutschen gegenüber ihrer eigenen Geschichte" die gleichwohl aufge-hoben werden könnte durch eine Art „Verantwortungsgemeinschaft" aller Deutschen für ihr historisches Erbe, erläuterte daran anschließend Hermann Weber aus Mannheim das marxistische Geschichtsbild, wie es heute, trotz wiederholter Wandlungen, für alle DDR-Historiker verbindlich ist.

Danach ist Geschichte eine stete Abfolge von „Klassenkämpfen zwischen ausbeutenden und ausgebeuteten Klassen" wodurch die Entwicklung der Menschheit von der Urgesellschaft über die antike Sklavenhaltergesellschaft, den mittelalterlichen Feudalismus und den neuzeitlichen Kapitalismus bis zur Einmündung in die „klassenlose Gesellschaft" des Kommunismus vorangetrieben wird. Geschichte, marxistisch interpretiert, ist also ein gesetzmäßig verlaufender, erkennbarer und

Zum Geschichtsbild im SED-Staat

vorausberechenbarer Prozeß. Wer diese Gesetzmäßigkeit anerkennt und auf die Position des schließlich siegreichen Proletariats einschwenkt, handelt nach dem Prinzip der „Parteilichkeit" und besitz sozialistisches Geschichtsbewußtsein. Dazu heißt es im „Kulturpolitischen Wörterbuch" (1978) /„Im Geschichtsbewußtsein finden das Wissen um den Ablauf und die Gesetzmäßigkeiten der Geschichte, im sozialistischen Geschichtsbewußtsein insbesondere der Geschichte der Arbeiterbewegung, des eigenen Volkes und der Weltgeschichte sowie die Lehren und Schlußfolgerungen aus den geschichtlichen Erfahrungen und Gesetzmäßigkeiten für die Gestaltung der Gegenwart und Zukunft ihren Ausdruck."

2 Die 1946 gegründete „Sozialistische Einheitspartei Deutschlands" (SED), die sich als „führende Kraft bei der Verwirklichung des Sozialismus" versteht, zugleich aber auch als „Erbin alles Progressiven in der Geschichte des deutschen Volkes" legitimiert mit der Behauptung, das Ziel der Geschichte zu kennen, ihre Siegesgewißheit und ihren Herrschaftsanspruch. Dadurch wird Geschichtswissenschaft im anderen Teil Deutschlands zu einer Legitimationswissenschaft, deren politisches Ziel zu sein hat, die „tatsächlichen Machtverhältnisse zu rechtfertigen und gleichzeitig zu verschleiern" Da aber vom marxistischen Historiker an DDR-Universitäten und Forschungsinstituten sowohl „Parteilichkeit" als auch Faktentreue gefordert werden, erweist sich Geschichte immer auch als „Selbstbedienungsladen" für Rechtfertigungsideologen, die jeden tagespolitischen Einfall der Staatspartei heute und das genaue Gegenteil davon mor-gen historisch zu untermauern wissen. Bei Hermann Weber heißt es dazu: „Geschichte wird in dieser Sicht zur rückprojizierten Gegenwart, das heißt, die aktuelle Politik wird in die Vergangenheit transformiert Geschichte wird immer so gesehen, wie sie nach der gegenwärtigen Situation hätte sein sollen, und nicht so, wie sie tatsächlich war. Dieses Geschichtsverständnis führt zwangsläufig zu immer neuen Legenden und Verzerrungen. Zur Rechtfertigung der jeweiligen politischen Linie der Parteiführung wird die Geschichte ständig umgeschrieben, jede politische Kurs-korrektur muß eine Neufassung der Geschichte bringen, um Gegensätze oder Fehler zu verschleiern."

Bei der Umsetzung dieses Geschichtsverständnisses, das „sozialistisches Bewußtsein" erzeugen helfen soll, in die Geschichtsdidaktik, die „Unterwerfung durch Erziehung" erreichen will, ergeben sich zusätzliche Schwierigkeiten. Wenn marxistisch verstandene Geschichte der „Abgrenzungspolitik“ gegenüber der „imperialistischen" Bundesrepublik Deutschland dienen und die Ausbildung einer „sozialistischen Nation" fördern soll, so kann doch die gemeinsame Geschichte Deutschlands vor 1945, die immerhin tausend Jahre umfaßt, nicht verdrängt werden. Ein Beispiel: Auch SED-Historiker werden nicht leugnen können, daß Karl Marx 1818 in Trier geboren wurde und in Köln wirkte oder daß Teile Sachsens NSDAP-Hochburgen waren.

Die ideologisch motivierte Aufteilung der deutschen Geschichte in eine „progressive" und eine „reaktionäre“ Traditionslinie erwies sich auf die Dauer als unbrauchbar, weil sie auf eindeutig politischen und nicht historisch-wissenschaftlichen Prämissen aufgebaut war. DDR-Historiker wie Horst Bartel, derzeitiger Direktor des Ost-Berliner „Zentralinstituts für Geschichte" in der . Akademie der Wissenschaften“, haben diesen Mangel erkannt und versuchen eine Neugliederung deutscher Geschichte durch eine Umwertung des Begriffs-paares „Erbe und Tradition". In zwei Aufsätzen erschienen in der SED-Zeitschrift „Ein-heit" und in der „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft", wird versucht, das „historische Erbe" als wertneutralen und die „historische Tradition“ der der SED-Staat verpflichtet ist, als „parteilichen" Begriff vorzustellen: „Das gesamte historische Erbe zu erschließen, entspricht den Forderungen der weltanschaulichen Funktion historischer Forschung und Darstellung. Sie hat die Aufgabe, nicht nur die Widersprüchlichkeit, sondern auch die Objektivität des Geschichtsprozesses zu verdeutlichen, das Geschichtsbild als Bestandteil der marxistisch-leninistischen Weltanschauung zu formen und Lehren der Geschichte zu vermitteln — positive wie negative ... Demgegenüber gehören zu unserer historischen Tradition oder zu unserem Traditionsbild nur diejenigen historischen Entwicklungslinien, Erscheinungen und Tatsachen, auf denen die Deutsche Demokratische Republik beruht, deren Verkörperung sie darstellt, die sie bewahrt und fortführt. Tradition und Traditionsbild umfassen also nur einen Teil der Geschichte, nur einen Teil des gesamten Erbes."

Die Nähe zum Thema „Preußen" ist in diesen Definitionen nicht nur daran erkennbar, daß die „Rolle von Luther oder Preußen in unserem Geschichtsbild“ im Aufsatz ausdrücklich genannt wird, sondern mehr noch daran, daß bei der Traditionsbewertung neue Kriterien benutzt werden. So wird der tradierte Dualismus progressiv/reaktionär ersetzt durch eine differenziertere Einschätzung des Geschichtsverlaufs. Wenn bisher schon die revolutionäre Tradition der deutschen Arbeiterbewegung als „Kernstück des Traditionsbildes" betrachtet wurde, ergänzt durch „zweitens alle revolutionären, demokratischen, progessiven und humanistischen Erscheinungen, Entwicklungen, Persönlichkeiten und Tatsachen, die im Laufe der viele Jahrhunderte umfassenden Geschichte unseres Volkes entstanden sind" so werden neuerdings auch als dritter Faktor genannt die „positiven Resultate des Wirkens, die von herrschenden Ausbeuten klassen, von Schichten, Gruppen und einzelnen ihrer Vertreter herrühren, Leistungen, die dem historischen Fortschritt gedient haben, bewahrungswürdig sind und unsere volle Auf-merksamkeit und Pflege verdienen" Die Biographie „Friedrich II. von Preußen" (1979) Ingrid Mittenzweis ist Ausdruck und Ergebnis dieser veränderten Forschungslage.

Das marxistische Preußen-Bild 1848/1950

Diese „abwägende Sichtweise auf das Preußentum, « seine Merkmale und Folgen" wie sie Ingrid Mittenzwei in ihren beiden Preußen-Büchern vorträgt, ist im Kontext einer marxistischen Preußen-Rezeption seit über hundert Jahren durchaus unüblich und neuartig. Was noch am 28. Juni 1977, als Dietrich Stobbe, damals Regierender Bürgermeister Berlins, die Preußen-Ausstellung anregte, als kaum denkbar erschien: nämlich die Einbeziehung des Zeitalters Friedrichs des Großen und seiner Vorgänger in die marxistische Geschichtsforschung, wird heute in der DDR als „Revision des offiziellen Preußenbildes" angeboten, als wären auf DDR-Gebiet niemals preußische Kulturdenkmäler wie das Berliner Stadtschloß zerstört und nie das Reiterstandbild des Alten Fritz, der seit Herbst 1980 wieder Unter den Linden reitet, 1950 ins Potsdamer Exil verbannt worden. Die Verwunderung des einfachen DDR-Bürgers über den neuen „Bruderbund" zwischen Altpreußen und „Rotpreußen" geht so weit, daß ein Ost-Berliner Kabarettist im Adlershofer Fernsehen spotten konnte: „Ich habe jahrzehntelang gebraucht, um Friedrich den Großen zu vergessen, und nun ist er wieder eingeritten in der Hauptstadt" oder daß besorgte Hörerbriefe beim DDR-Rundfunk eingingen, ob denn Friedrich II. eine „historische Persönlichkeit im Sinne des historischen Materialismus" gewesen sei.

Selbstverständlich war er das nicht, aber er kann es immer noch werden, wenn man bedenkt, daß ihm schon der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker das Attribut „Der Große" zuerkannte, was ihm Ingrid Mittenzwei noch verweigert. So ist das Preußen-Jahr 1981 in Ost-Berlin mit seinen kaum noch überschaubaren Aktivitäten nur der Höhepunkt einer Entwicklung, die schon vor Jahren mit der Stilisierung preußischer Generäle zu Vorbildern der „Nationalen Volksarmee" und der Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Geschichte Preußens" begonnen hat. Erstaunlich immerhin, weil der Begriff „Preußen" bis zum Kriegsende 1945 und noch über die DDR-Gründung 1949 hinaus in der marxistischen Geschichtspublizistik eine Negativvokabel war, die für alles stand, was die deutsche Geschichte nach dem Dreißigjährigen Krieg alles an Widerwärtigem und Verderblichem hervorgebracht hatte.

So sind die Gesammelten Werke des nach London emigrierten Rheinpreußen Karl Marx und des preußischen Reserveoffiziers und Ruhrindustriellen Friedrich Engels aus Wup-pertal-Elberfeld voller Verdammungen über preußische Politik und Staatsauffassung. Am 13. Dezember 1856 zum Beispiel nahm Karl Marx unter dem Titel „Das göttliche Recht der Hohenzollern" zur Frage des Schweizer Fürstentums Neuenburg Stellung, das von 1707 bis 1857 preußischer Besitz war, und führte die Entstehung des preußischen Staates auf Bestechung zurück: „Mutet uns die Geschichte ihres Rivalen (Österreich) wie ein diabolisches Epos an, so erscheint daneben die brandenburgische Historie wie eine schmutzige Familien-chronik. .. In der Entstehungsgeschichte der hohenzollernschen Monarchie stehen drei Ereignisse im Vordergrund: die Erwerbung des Kurfürstentums Brandenburg, die Angliederung des Herzogtums Preußen und endlich die Erhebung des Herzogtums zu einem Königreich. Wir haben gesehen, auf welche Weise das Kurfürstentum erworben wurde. Das Herzogtum Preußen wurde durch drei Maßnahmen erworben. Erstens durch Säkularisa-tion, dann durch Heiratsgeschäfte ziemlich zweideutigen Charakters — der Kurfürst Joachim Friedrich heiratete nämlich die jüngere Tochter und sein Sohn Johann Sigismund die ältere Tochter des verrückten Herzogs Albrecht von Preußen, der keine Söhne hatte — und endlich durch Bestechung, und zwar wurde mit der rechten Hand der Hof des polnischen Königs und mit der linken der Reichstag der polnischen Republik bestochen. Diese Bestechnungsaffären waren so verwickelt, daß sie sich über eine ganze Reihe von Jahren erstreckten."

Ähnlich sah Friedrich Engels in seinem 1887 veröffentlichten Aufsatz „Zur Geschichte der preußischen Bauern“ das ostelbische Preußen als geraubtes Land und den einheimischen Adel als Ausbeuterkaste: „Sobald aber der Bauer in einen Leibeigenen verwandelt und dieser durch die römischen Juristen dem römischen Sklaven gleichgestellt war, pfiff der gnädige Herr auf einer ganz andern Tonart. Unter Zustimmung der Juristen auf der Gerichtsbank forderte er jetzt von den Bauern ungemeßne Dienste, soviel, wann und wo es ihm beliebte. Der Bauer mußte für den Guts-herrn fronden, fahren, pflügen, säen, ernten, sobald er dazu aufgeboten, ob auch sein eignes Feld vernachlässigt wurde und seine eigene Ernte verregnete.“

Es kommt hier nicht darauf an, zu beurteilen, was an diesen Verdikten zutrifft und was nicht, wichtiger erscheint mir der Umstand, daß die von Karl Marx, Friedrich Engels und später auch Franz Mehring (1846— 1919) vorgenommene Einschätzung Preußens in seiner durchweg negativen Akzentsetzung fast ein Jahrhundert lang, immer erneut scheinbar oder tatsächlich durch den Geschichtsverlauf bestätigt, für das marxistische Geschichtsbild bestimmend wurde und eine wissenschaftliche Auseinandersetzung verhindert hat.

So wurde das Hauptwerk Franz Mehrings, die „Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters" (1910), bereits 1947 im Ost-Berliner Dietz-Verlag neu herausgegeben und zur Grundlage „parteilicher" Geschichtswissen-schäft gemacht. Franz Mehring, der sich als oppositioneller Sozialdemokrat im Kaiserreich in zahlreichen Aufsätzen, Streitschriften, Zeitungsartikeln mit preußischer Geschichte beschäftigt hat, bevorzugt die Polemik, die oft die Sachkenntnis überdeckt, auch wenn nicht zu bestreiten ist, daß die tägliche Erfahrung des sozialistischen Theoretikers mit dem preußischen Staat den Blick geschärft hat für Hintergründe und Zusammenhänge preußischer Geschichte.

In drei Aufsätzen der Jahre 1901, 1902 und 1915/16 verdeutlichte Franz Mehring, was er unter „Preußen" verstehen wollte und wo er kritische Einwände setzte. Der erste, „Der Ursprung des preußischen Königtums" war dem Jahrestag der Erhebung des Herzogtums Preußen zum Königreich 1701 gewidmet: „Seitdem der zweihundertste Geburtstag der preußischen Königskrone in Sicht ist, hat sich ein Haufen loyaler Archivare und Professoren abgemüht, das Bild des ersten Hohenzollernkö-nigs möglichst schön zu färben, was eine schwierige oder vielmehr eine unlösbare Aufgabe ist. Es ist unmöglich, den Berg der Verachtung fortzuwälzen, unter dem Friedrich I. bereits bei seinen Lebzeiten begraben war. Niemand hat dieser Verachtung einen kräftigeren Ausdruck gegeben als sein Enkel, der sogenannte große Friedrich. Dessen Verachtung allein genügt schon als Beweis dafür, daß nicht einmal Gründe preußischer Staatsräson bei der Erwerbung der Königskrone mitgesprochen haben."

Im zweiten Aufsatz „Borussische Germanisie-rung“ wurde versucht, russische und preußische Polenpolitik im 19. Jahrhundert gegeneinander auszuspielen: „Schon seit der Mitte der sechziger Jahre wurde die Bourgeoisie die leitende Klasse des Landes, und sie war der Hand dankbar, die sie herangezüchtet hatte; kein polnischer König ist je mit so raffiniertem Klimbim patriotischer Entzückung in Warschau empfangen worden wie der gegenwärtige Zar bei dem ersten Besuch, den er nach seiner Thronbesteigung in seiner polnischen Hauptstand machte. Rußland hat wirklich sei-nen polnischen Bissen verdaut, obgleich ihm das größte und härteste Stück der Beute zugefallen war. Dagegen die borussische Polenpolitik! Während die russische aus den polnischen Wäldern blühende Industriebezirke schuf, beschränkte sich die borussische. darauf, die einheimischen Wölfe dieser Wälder durch ihre eigene Wolfszucht herausbeißen zu lassen." Und im dritten Aufsatz, „Der rote Faden der preußischen Geschichte" einer Rezension des preußenfreundlichen Buches von Otto Hintze „Die Hohenzollern und ihr Werk" (Berlin 1915), werden „Militarismus" und Herrschaft des ostelbischen . Junkertums" zu durchgängigen Prinzipien preußischer Politik erklärt: „Bis zum Jahre 1791 hat es in diesem Heere nicht weniger als 895 Generale aus 518 adligen Familien gegeben, darunter aus der Familie Kleist 14, Schwerin 11, Goltz 10, Bork und Bredow je 9, Dohna und Marwitz je 7; aus der Familie Marwitz allein haben von der Mitte des siebzehnten bis zum Anfang des neunzehnten Jahrhunderts einige hundert Offiziere gedient. Geben diese Ziffern schon einen Begriff davon, in welchem Umfang der Adel das Heer beherrschte, so ist der Beweis noch kürzer und schlagender durch die Tatsache geführt, daß die Grundlage der ganzen Heeresverfassung das gutsherrlich-bäuerliche Verhältnis war ... Für die Mitwelt aber war dieser neue Militärstaat ein Gegenstand halb des Grauens und halb des Spottes: des Grauens, weil seine Voraussetzung soziale Zustände waren, die man als barbarisch empfand; des Spottes, weil man keinen irgend vernünftigen Zweck einer so beispiellosen Verwüstung von Gut und Blut zu erkennen vermochte. Die auswärtige Politik des Königs hatte weder Hand noch Fuß; der einzige Erfolg, der ihm, gleich nach Beginn seiner Regierung, in den Agonien des schwedischen Karl XII. mit leichter Mühe zufiel, war der Erwerb Stettins und der Odermündungen, aber er hatte keine Ahnung davon, weshalb sein Großvater so hartnäckig und so lange diesem Erwerb nachgejagt war." Man könnte bei Karl Marx, Friedrich Engels, Franz Mehring von durchgehend antipreußischer Publizistik sprechen, wenn es da nicht auch schmale Ansätze eines positiven Preußen-Bildes gäbe, das auf die Reformen 1806/07 und die Befreiungskriege 1813/14 gegründet ist. Während der Weimarer Republik und besonders während des Dritten Reiches, dessen Vertreter sich auf Preußen beriefen, blieb dieses negative Preußen-Bild des deutschen Marxismus unverändert bestehen und konnte nach 1945 ohne Abstriche übernommen werden, wobei die negativen Akzente, nach den Erfahrungen mit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, noch verstärkt hervortraten. Hatte doch selbst das von den Siegermächten am 31. März 1947 veröffentlichte Kontrollratsgesetz Nr. 46 in Preußen den „Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland" gesehen. Es gab freilich, außerhalb Deutschlands, eine Ausnahme, wo eine Siegermacht, wiederum bezogen auf die Jahre 1806/14, positive Akzente gesetzt wissen wollte. Gemeint ist die in russischen Kriegsgefangenenlagern mit der Gründung des Nationalkomitees „Freies Deutschland" und dem „Bund Deutscher Offiziere" vorbereitete Nachkriegs-Deutschlands-politik der Sowjetunion. So wurde im Gründungsaufruf die Lage der gefangenen Soldaten und Offiziere der „Wehrmacht" verglichen mit den deutschen Kontingenten, die Napoleon auf seinem Rußlandfeldzug 1812 begleitet hatten: „Wir haben in unserer Geschichte ein großes Vorbild. Vor hundertdreißig Jahren wandten sich, als noch deutsche Truppen als Feinde auf russischem Boden standen, die besten Deutschen, vom Stein, Arndt, Clausewitz, Yorck und andere, von Rußland aus über die Köpfe verräterischer Machthaber hinweg an das Gewissen des deutschen Volkes und riefen es auf zum Freiheitskampf. Gleich ihnen werden wir all unsere Kraft und auch unser Leben einsetzen, alles zu unternehmen, was den Freiheitskampf unseres Volkes entfaltet und den Sturz Hitlers beschleunigt."

Dieser Versuch einer Traditionsbildung mit preußischer Geschichte war aber in den ersten Nachkriegsjahren nicht mehr gefragt und ging verloren. Da nämlich wurde deutsche, zumal preußische Geschichte überhaupt verworfen, was schon in Buchtiteln wie „Deutsche Daseinsverfehlung" (1946) von Ernst Niekisch und „Von Luther zu Hitler" (1947) von Wolfram von Hanstein zum Ausdruck kam. In Alexander Abuschs „Beitrag zum Verständnis deutscher Geschichte“ (Untertitel) mit dem anspruchsvollen Titel „Der Irrweg einer Nation" (1946), der folgenreichsten Abrechnung mit dem geschlagenen Deutschland, wurde von einer „verpfuschten Geschichte der deutsche Nation" gesprochen, zu deren Rettung offensichtlich die deutschen Kommunisten angetreten waren. Das zweite Kapital innerhalb dieses Buches, mit der Überschrift „Das Wesen des Preußentums", nimmt folglich eine beherrschende Stellung ein, da, wie es heißt, die „historische Entwicklung des Preußentums" den Schlüssel liefere „zur Lösung des deutschen Rätsels" Was in diesem Kapitel geboten wird, dessen Bewertungen und Mißdeutungen preußischer Geschichte schon bei Franz Mehring vorgeformt waren, ist eine gedrängte Übersicht zum Thema „Preußen und Deutschland", die in dem Satz gipfelt: „Das Preußentum, geboren aus dem Unglück und der nationalen Katastrophe Deutschlands, wurde in drei Jahrhunderten zu einem Wegbereiter seines größten Unglücks und seiner tiefsten nationalen Katastrophe. • Preußens Herrenkaste trägt ihr gerütteltes Maß Schuld daran, daß Deutschland schließlich in die tragisch-verbrecherische Entwicklung eines überheblichen Militarismus und Imperialismus gedrängt wurde."

Seit der Reformation war, so Alexander Abusch, das Preußentum durch „seine traditionell antideutsche Haltung" gezeichnet; Preußen „profitierte für seinen eigenen Aufstieg viel von dem allgemeinen deutschen Unglück" und „entwickelte sich eigensüchtig gegen Deutschland; es stärkte sich ländergierig auf Kosten der übrigen deutschen Länder" Auch im Jahrhundert nach Friedrich des Großen Tod 1786 war „Preußens Politik... niemals auf Deutschlands nationale Einheit gerichtet, sondern stets plump und einfach auf Länderraub für sich selbst”

Übergang zur „nationalen Geschichtsbetrachtung"

Für mindestens fünf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg galt preußisch-deutsche Geschichte als verfemt und völlig unbrauchbar zur Umerziehung der in der Sowjetischen Besatzungszone lebenden einheimischen und aus den preußischen Ostprovinzen vertriebenen Bürger. Das Fach „Geschichte" in der Forschung, die aus Mangel an „fortschrittlichen" Historikern kaum betrieben werden konnte, und in der Lehre war „internationalistisch" ausgerichtet. Das politische Ziel war der völlige Bruch mit der unseligen Vergangenheit und die Ein-stimmung der Bevölkerung auf eine neue Zukunft, die zunächst den Namen „antifaschistisch-demokratische Ordnung", seit 1952 dann „Aufbau des Sozialismus" tragen sollte. Von deutscher Geschichte wollte man, wenn man von der Zuwendung, die die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung in jenen Jahren erfuhr, einmal absieht, nichts wissen.

An Schulen und Hochschulen wurden Lehrbücher benutzt wie „Geschichte der Neuzeit 1789— 1870" und „Geschichte der Neuzeit 1870— 1918", die von russischen Professofen geschrieben und von DDR-Slawisten übersetzt waren. Deutsche Geschichte als Nationalgeschichte kam dort nicht vor, allenfalls als Dokumentationsmaterial, mit dem die Evidenz des „historischen Materialismus" bewiesen werden konnte.

Daß freilich kein Volk auf Dauer ohne positive Beziehungen zu seiner Geschichte und von seinen Traditionen abgeschnitten leben kann, das wurde von den DDR-Historikern erst in den fünfziger Jahren begriffen, als sie — die ihren sozialistischen Staat als „deutschen Kernstaat" ausgegeben hatten, dem gegenüber die „kapitalistische" Bundesrepublik Deutschland als „Separatstaat" zu gelten habe, der aus dem Verband der deutschen Nation ausgeschieden sei — in einen Legitimationszwang gerieten, der mit einem Verweis auf „progressive" Traditionen der deutschen Arbeiterbewegung nicht mehr zu befriedigen war. Ansätze dieser Wendung zum „Nationalen" zeigten sich bereits im Goethe-Jahr 1949, zu dessen Vorbereitung der SED-Parteivorstand am 10. März die Förderung der „großen kulturellen Traditionen des eigenen Volkes" wobei der Begriff „deutsch" sorgsam vermieden wurde, postulierte. Zwei Jahre danach, am 20. Oktober 1951, wurde auf dem 7. Plenum des ZK der SED die Periode der unerbittlichen Abrechnung mit der deutschen Geschichte für beendet erklärt. Sie nämlich habe nicht nur schmachvolle Ereignisse aufzuweisen, sondern sei auch „reich an freiheitlichen, revolutionären Taten, an bedeutenden Leistungen der großen Söhne und Töchter des deutschen Volkes für die Entwicklung der deutschen Kultur und der Weltkultur"

Die Umorientierung der Geschichtswissenschaft und das Einschwenken auf „nationale" Positionen ist in drei Aufsätzen zweier führender DDR-Historiker dokumentiert, in denen einmal die ideologisch notwendige Abwehr bürgerlich-feindlicher Standpunkte gefordert und dann die Aufgaben einer marxistischen Geschichtsideologie beschrieben werden. So nahm Walter Markov Stellung „Zur Krise der deutschen Geschichtsschreibung" (1950), während sich Leo Stern „Zur geistigen Situation der bürgerlichen Geschichtsschreibung der Gegenwart" (1953) äußerte. Am wichtigsten für die Neubesinnung war Leo Sterns auch als Aufsatz erschienener Vortrag „Gegenwartsaufgaben der deutschen Geschichtsforschung" (1952), weil hier recht deutlich die „nationale Saite" angeschlagen wurde, die den „Internationalisten" Walter Ulbrichts recht fremd in den Ohren geklungen haben muß: „Es gilt, die Historiker der DDR mit dem sanctus amor patriae, mit der heiligen Liebe zum Vaterland, zu erfüllen, mit dem hohen Verantwortungsbewußtsein vor dem deutschen Volk ... Es gilt, beim deutschen Volk das politische Minderwertigkeitsgefühl zu beseitigen..., indem die Historiker ... aufzeigen, daß die deutsche Geschichte nicht eine Misere in Permanenz war, sondern leuchtende Epochen, Ereignisse und Persönlichkeiten aufweist."

Daß von dieser neuen Position aus auch Alexander Abuschs Buch „Der Irrweg einer Nation“

kritisiert werden konnte, versteht sich fast von selbst. So schrieb Fritz Lange in seinem Buch „Die Volkserhebung von 1813" (1952), worin er die preußische Heeresreform und die deutsch-russische Waffenbrüderschaft rühmte, daß man „aus der Geschichte des eigenen Volkes keine Kraft, keinen Mut und keine Zuversicht schöpfen" könne wenn man immer nur auf einen „Irrweg" verwiesen werde. Wenige Wochen nach Leo Sterns Vortrag vom 28. Mai 1952 verkündete Walter Ulbricht auf der 2. SED-Parteikonferenz am 9. Juli 1952, auf der der . Aufbau des Sozialismus" beschlossen wurde: „Das patriotische Bewußtsein, der Stolz auf die großen Traditionen unseres Volkes beginnen sich zu entwickeln."

Folgerichtig wurden 1952 das Ost-Berliner „Museum für Deutsche Geschichte" und 1953 die „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft" gegründet. Zur Eröffnung des im alten Berliner Zeughaus untergebrachten Museums erklärte Gerhard Harig: „Es soll den Kampf der fortschrittlichen Kräfte der Vergangenheit für unseren gegenwärtigen nationalen Kampf nutzbar machen ... Denn im Prozeß des Reifens des Nationalbewußtseins des deutschen Volkes spielen Kenntnis und Beherrschung der Geschichte eine entscheidende Rolle." Von nun an war die DDR-Geschichtswissenschaft an die Vorgabe zweier Klassenlinien in der deutschen Geschichte gebunden, wobei der „reaktionäre" Strang der zum Untergang verurteilten Bundesrepublik Deutschland zufallen sollte und der „progressive", bürgerlicher und proletarischer Observanz, dem sozialistischen Staat in Deutschland.

Diese Konzeption wird noch im „Nationalen Dokument" von 1962 vertreten und ist auch noch, im Zuge der . Abgrenzungspolitik" relati-viert, in den frühen Jahren Erich Honeckers wirksam: „Die Deutsche Demokratische Republik ist heute die staatliche Verkörperung der besten Traditionen der deutschen Geschichte — der Bauernerhebung des Mittelalters, des Kampfes der revolutionären Demokraten von 1848, der von Marx und Engels, Bebel und Liebknecht begründeten deutschen Arbeiterbewegung, der Heldentaten im antifaschistischen Widerstandskampf. In der Deutschen Demokratischen Republik entwickelt sich die sozialistische Nation unter Führung der Arbeiterklasse."

Und noch am 18. November 1980 gab Walter Schmidt in einem beachtenswerten Vortrag über „Nationalgeschichte der DDR und das territorialstaatliche historische Erbe" bekannt, auf welche Traditionen sich die marxistische Geschichtsforschung zu beziehen gedenkt: „Die DDR ist Erbe und Vollender aller progressiven Traditionen der deutschen Geschichte. Dazu gehören die Aktionen des deutschen Bauernkrieges von 1525 in Südwest-deutschland ebenso wie in Thüringen; die Aktivitäten der süddeutschen Jakobiner im Gefolge der Französischen Revolution und die Mainzer Republik von 1793, die erste bürgerlich-demokratische Republik auf deutschem Boden, nicht weniger als der sächsische Bauernaufstand von 1790 und die große Erhebung der schlesischen Gebirgsweber von 1793; die Reichsverfassungskämpfe von 1849 in Elberfeld, in Baden und in der Rheinpfalz gleichermaßen wie die Barrikadenschlachten der Berliner Märzrevolution und in Dresden im Mai 1849; die rote Ruhrarmee von 1920 und der Hamburger Aufstand 1923 sowie die Aktionen gegen den Kapp-Putsch in Preußen, Thüringen und Mecklenburg und die mitteldeutschen Kämpfe der Arbeiter von 1921. Die Berufung der DDR auf alle diese territorialgeschichtlich unterschiedlich angesiedelten, progressiven Traditionen deutscher Geschichte ist ihr legitimes, weil objektiv gegebenes Recht; und es besitzt eine hohe politische Relevanz."

Diese Aufzählung ist beileibe nicht vollständig. Sie bezieht sich ausschließlich auf landes-geschichtliche Ereignisse, von denen freilich mehrere, wie die Mainzer Republik 1792/93 und die Berliner Märzrevolution 1848, überregionale, ja nationale Bedeutung hatten. Daß die Geschichte Preußens hier nicht genannt wird, beruht keineswegs auf neuer Mißachtung, sondern unterstreicht nur, daß sie den landesgeschichtlichen Rahmen sprengt und zu einem selbständigen Forschungszweig geworden ist.

Standardwerke der Geschichtsschreibung

Die Durchforschung preußischer und deutscher Geschichte nach Anknüpfungspunkten für ein weniger negatives Geschichtsbild, wie es von Franz Mehring und Alexander Abusch überliefert worden war, wozu sich aber die DDR-Sozialisten in den fünfziger Jahren durchgerungen hatten, geschah nicht nur zum Zwecke der Kostümierung des traditionslosen SED-Staates mit nationalen Losungen, sondern auch aus militärpolitischer Berechnung. So feierte Walter Ulbricht 1953, zum 140. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, die preußisch-russische Waffenbrüderschaft im Endkampf gegen napoleonische Fremdherrschaft und beschwor damit zugleich den „Bruderbund" der drei Jahre später geschaffenen „Nationalen Volksarmee" mit der „Roten Armee": „Männer wie Stein, Hardenberg, Scharnhorst, Gneisenau, Blücher, Clausewitz, Fichte, Ernst Moritz Arndt, Humboldt, Kleist, Lützow und andere standen an der Spitze des Kampfes. Hervorragende Generale stellten sich der patriotischen Bewegung zur Verfügung, um den nationalen Befreiungskampf zum Siege zu führen. Ihre tapfere Haltung war ein Ausdruck der tiefen Liebe zu Deutschland und dem deutschen Volke."

Als am 18. Januar 1956 die seit Herbst 1952 bestehende „Kasernierte Volkspolizei" in „Nationale Volksarmee" umbenannt wurde, verwies Verteidigungsminister Willi Stoph wiederum auf die preußische Generalität der Befreiungs-kriege: „Die Angehörigen der Nationalen Volksarmee werden zur Ergebenheit gegenüber Volk und Vaterland erzogen. Ihre Erziehungsprinzipien beruhen auf den Grundsätzen der sozialistischen Moral, und ihre Vorbilder sind die großen Patrioten der deutschen Geschichte, die um Freiheit, Unabhängigkeit und Einigkeit unseres Volkes kämpften, wie Scharnhorst, Blücher und Gneisenau, und die unvergeßlichen Führer der deutschen Arbeiterklasse Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Ernst Thälmann, die ihr Leben für die Befreiung des werktätigen Volkes vom kapitalistischen Joch gaben."

In der Tat sind in der „Nationalen Volksarmee", deren Name schon auf 1813/14 verweist, alte deutsche Militärtraditionen eingeführt worden. So gleicht das Feldgrau der NVA-Uniform dem Steingrau preußischer Uniformen 1813/14. Der bei Paraden und Wachablösungen vor Karl Friedrich Schinkels „Neuer Wache" in Ost-Berlin vorgeführte „Stechschritt" ist preußische Tradition, Teile der Militärmusik und des zum 30. Jahrestag der DDR-Gründung 1979 neu komponierten „Großen Zapfenstreichs" sind preußische Märsche. Der höchste Militärorden, der 1966 gestiftet wurde, ist nach Gerhard von Scharnhorst benannt. Für NVA-Kulturarbeit gibt es den Theodor-Körner-Preis. Mehrteilige Filme über Gerhard von Scharnhorst und Carl von Clausewitz, 1978 und 1980 vom Adlershofer Fernsehen ausgestrahlt, lange Gedenkartikel in Zeitungen und Zeitschriften zum 220. und 200. Geburtstag beider Generäle 1980, die Einrichtung von Gedenkstätten, so für Neidhardt von Gneisenau 1979 in seiner Geburtsstadt Schildau, die Benennung von Regimentern und Kasernen nach preußischen Offizieren: das alles mag befremdend wirken, zeigt aber auch, wie ausgeprägt das Traditionsbedürfnis der SED-Politiker, nicht unbedingt auch der DDR-Bevölkerung, ist.

In den sechziger und frühen siebziger Jahren ist diese national akzentuierte Geschichtsauffassung mit Rückblick auf Preußen in mehrere an Schulen und Hochschulen benutzte Standardwerke eingegangen, die aber heute, zumindest was die preußische Geschichte betrifft, durch Ingrid Mittenzweis Aufsatz 1979 „Die zwei Gesichter Preußens" weitgehend überholt sind. Dazu gehören die beiden ersten Bände „Von den Anfängen bis 1789" (Berlin 1965) und „Von 1789 bis 1917" (Berlin 1965) einer dreibändigen „Deutschen Geschichte", erstellt von einem neunzehnköpfigen Autorenkollektiv unter Leitung des wissenschaftlichen Sekretärs Joachim Streisand. Wichtig für das Thema „Preußen“ ist hier der Zehnte Abschnitt, bearbeitet von Gerhard Schilfert: „Deutschland von 1648 bis 1789" und hier wiederum das dritte Kapitel, das auch von Preußen handelt. So war die Politik preußischer Kurfürsten und Könige allein auf Länderraub und Machtgier abgestellt, wofür innenpolitisch die , „Junkerherrschaft“ und außenpolitisch der „Militarismus*'verfügbar waren. Zum preußischen Königtum heißt es: „Dieses System, dem das gesamte Leben des Volkes unterworfen war, diente lediglich der Erhaltung und Festigung der Junkerherrschaft. Auf eine nationale Notwendigkeit konnte es sich nicht berufen ... Friedrich II.setzte nicht nur die politische Praxis seines Vaters fort, er übersteigerte sogar dessen militärischen Despotismus im Sinne des kriegerischen Junkertums ... Nicht nur der Gesamtcharakter des preußischen Staates, sondern auch die Regierungsweise Friedrichs trug einen den Zielen der Aufklärung feindlichen Charakter; denn beide waren Ausdruck des Strebens der niedergehenden Feudalklasse, ihre Machtstellung mit den stärksten Mitteln zu behaupten. Das Aufgeklärte an Friedrichs II. militaristisch-bürokratischem Despotismus läßt sich mit einer schönen Fassade vergleichen...“ Im zweiten Band liest man, um auch Positives zu erwähnen, vom „gesamtdeutschen Charakter des Befreiungskampfes"

Wichtig sind weiterhin das „Biographische Lexikon zur deutschen Geschichte. Von den Anfängen bis 1945" (Berlin 1970), das allein sieben preußische Friedriche verzeichnet, der von Ernst Diehl edierte Sammelband „Klassenkampf, Tradition, Sozialismus" (Berlin 1974) und Joachim Streisands „Deutsche Geschichte in einem Band" (Berlin 1974). Zur preußischen Geschichte gibt es in dieser Zeit zwei gesonderte Veröffentlichungen: Heinz Kathes Biographie „Der . Soldatenkönig'. Friedrich Wilhelm I. 1688— 1740. König in Preußen" (Berlin 1976), die der „Auseinandersetzung mit dem reaktionären Preußentum und dem preußischen Militarismus" dient, und die dreihundert Seiten umfassende Darstellung „Preußen.

Von den Anfängen bis zur Reichsgründung"

(Berlin 1970) von Günter Vogler und Klaus Vetter. Die Verfasser berichten in sieben Kapiteln von der Entstehung des Staates Brandenburg-Preußen bis zu seinem Aufgehen im Kaiserreich 1871. An den Anfang stellen sie eine Betrachtung über „Königsberg 1701 und Versailles 1871", worin sie feststellen, daß das preußische Königtum und das deutsche Kaisertum im Ausland begründet wurden, nämlich im Herzogtum (Ost-) Preußen und im besiegten Frankreich. In seiner Diktion unterscheidet sich dieses Buch kaum von den Preußen-Kapiteln in der dreibändigen „Deutschen Geschichte" Joachim Streisands: „Denn der volksfeindliche und expansive Militarismus und die sich herausbildenden Züge des reaktionären Preußentums waren die größten Hindernisse, die einer Gesundung der sozialen und politischen Struktur im Wege standen.

Aber gerade in diesem Militarismus und diesem Preußentum sah die herrschende Klasse die Garantien für die Durchsetzung ihrer politischen Ziele." » Auch hier wird Preußen, das seit den polnischen Teilungen 1772/95 ein deutsch-slawischer Staat war, mit einer „nationalen Sendung" ausgestattet, die es nicht übernehmenkonnte und wollte. Fast hat man den Eindruck, ials würden hier der Gegenwart entnommene 1 Kriterien auf die preußische Geschichte über(tragen. Die Ambivalenz der Argumentation Zwird besonders deutlich dort, wo die Autoren Sschwanken, ob sie die preußische Niederlage dl 806 aus postumem Patriotismus bedauern Soder aber aus Bewunderung für das revolutiornäre Frankreich von 1789 begrüßen sollen: p, Rühmliche Ausnahmen bildeten nur wenige EFestungen, so Kosel in Schlesien, Graudenz in

Westpreußen und Kolberg in Pommern. Die Kapitulation der Festungen schloß sich folgerichtig an das schmachvolle Kapitel preußischer Geschichte an, das mit der Niederlage von Jena und Auerstedt eingeleitet worden war." Die Kennzeichnung „schmachvoll“ klingt verräterisch. Hier scheint die Festungsmentalität des eingemauerten SED-Staates zum Kriterium der Geschichtsschreibung geworden zu sein.

Das abschließende Kapitel Günter Voglers und Klaus Vetters über den Sinn preußischer Geschichte, das auch noch in der Auflage von 1980 unverändert wiedergegeben ist, klingt kaum weniger negativ als die Verdikte, die schon vor dem Ersten Weltkrieg geäußert wurden: „Der Militärdespotismus war und blieb das Charakteristikum, das die Kontinuität der Entwicklung vom altpreußischen Staat zum preußisch-deutschen Reich erkennen ließ. Mit seiner Hilfe hatten die Hohenzollern ihre Territorialmacht aufgebaut und durch Raubpolitik erweitert, mit seiner Hilfe hatte die herrschende Klasse in diesem Staate ihre Machtpositionen gefestigt und verteidigt, mit seiner Hilfe errichtete sie das Reaktionsregime'gegen alle revolutionären und demokratischen Bewegungen, und mit seiner Hilfe schlug sie die bürgerlich-demokratische Revolution in Deutschland ebenso wie die nationalen Bewegungen in anderen Ländern blutig nieder."

So findet man also im ersten Jahrzehnt nach dem Amtsantritt Erich Honeckers 1971 die merkwürdige Situation vor, daß zwei marxistische Preußen-Bilder nebeneinander existieren: das eine von Günter Vogler und Klaus Vetter, das auf der These von den „zwei Klassenlinien" in der deutschen und preußischen Geschichte basiert, und ein „progressives" (Reformpolitik 1807/08; Befreiungskriege 1813/14; preußische Arbeiterbewegung nach 1848) wie ein „reaktionäres" (18. Jahrhundert; Restaurationsperiode 1815/48; Kaiserreich) Preußen kennt — und das andere von Ingrid Mittenzwei, die das friderizianische Zeitalter bevorzugt, dabei genaue Quellenforschung treibt und zugleich nicht nur die „bürgerlichreaktionäre" Preußen-Legende zerstört, sondern die sozialistische noch dazu. Das neue Preußen-Bild Ingrid Mittenzweis, das 1978/81 in drei Aufsätzen zwei Büchern und einem Interview vorgestellt wurde, konnte freilich erst dann erarbeitet werden, als Erich Honecker auf dem VIII. Parteitag 1971 die These von der „sozialistischen Nation" die sich auf DDR-Boden entwickelt hätte, verkündet hatte. Damit nämlich war nicht nur die aus den fünfziger Jahren stammende Zwei-Staaten-Theorie durch eine Zwei-Nationen-Theorie ersetzt worden, darin steckte auch die Absage an eine kurzfristig erreichbare Wiedervereinigung nach sozialistischem Muster und die Suche nach historischen Traditionen, die den SED-Staat auf eine breitere Basis stellten, als sie die ideologischen Hilfskonstruktionen „revolutionär" und „progressiv" bieten konnten: „Im Ergebnis des Raubkrieges des faschistischen deutschen Imperialismus ist das frühere Deutsche Reich in Feuer und Blut untergegangen. Damit hat die deutsche Großbourgeoisie endgültig das Recht auf die Führung der Nation verwirkt. Nur die Arbeiterklasse war berufen, die Nation auf demokratischer Grundlage zu erneuern und ihre Einheit in einem antifaschistisch-demokratischen Staat zu gewährleisten. Das deutsche Monopolkapital vollendete seinen nationalen Verrat, indem es im Interesse der Rettung und Wiederherstellung seiner eigenen Klassenherrschaft Deutschland und das deutsche Volk spaltete. Es bildete den westdeutschen Separatstaat..."

Von einem Dualismus zwischen beiden deutschen Staaten kann man, zumindest in der Theorie, kaum noch sprechen: Die Bundesrepublik Deutschland als Staat des Großbürgertums, das sich durch zwei Jahrhunderte „als der schlimmste Feind der Nation" erwiesen habe, gilt, auf solche Art aus der tausendjährigen Nationalgeschichte verstoßen, kaum noch als diskussionswürdig. Fest den Blick auf die sozialistische Zukunft gerichtet, wird das DDR-Volk „mit einer durchgängigen revolutionären Tradition" umhüllt, von deren Höhen herab es den westdeutschen Verwandten nicht mehr wahrnehmen kann: „Die DDR ist heute die staatliche Verkörperung der besten Traditionen der deutschen Geschichte ... In der sozialistischen Nationalkultur unserer Republik lebt all das fort und erfährt eine neue Blüte, was in früherer Zeit an kulturellen Schätzen geschaffen wurde. Von der Geschichte, der Kultur und der Sprache werden wir nichts preisgeben, was es an Positivem zu erhalten und zu pflegen gibt, was den humanistischen und den revolutionären Traditionen entspricht.“

Diese im ganzen „sozialistischen Lager" einmalige Position, die nur aus der besonderen Situation des SED-Staates, dessen Bevölkerung eben keine Nation, sondern nur ein Teil davon ist, erklärt werden kann, schuf die Voraussetzungen für die Ausweitung der Preußen-Rezeption durch Ingrid Mittenzwei. Die Biographie der Verfasserin, die heute die Abteilung „Deutsche Geschichte von 1648 bis 1789" an der . Akademie der Wissenschaften" leitet, macht deutlich, daß hier keine Außenseiterin Wissenschaftspolitik auf eigene Gefahr betreibt: Sie hat von 1951 bis 1956 in Leningrad Geschichte studiert und war dann mehrere Jahre Assistentin an der „Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED”. Ihr Aufsatz „Die zwei Gesichter Preußens“, 1978 in der FDJ-Zeitschrift „Forum" gedruckt, ist die vorsichtige Revision des bisher gepflegten Preußen-Bildes und eine Annäherung an nichtrevolutionäre Traditionen. Wenn sie einleitend bemerkt: „Preußen ist Teil unserer Geschichte, nicht nur Weimar. Ein Volk kann sich seine Traditionen nicht aussuchen..." so widerspricht sie damit, wenn auch verhüllt, der Kernthese des DDR-Selbstverständnisses, daß immer nur das „Progressive" erinnerns-wert sei. überhaupt sei, so fährt sie fort, die Traditionsbildung ein weit diffizilerer Prozeß, als bisher angenommen, weil es nämlich nicht nur die Geschichte der herrschenden und unterdrückten Klasse gäbe, sondern Übergänge mit austauschbaren Attributen: „Es gibt jedoch nicht nur . Sternstunden in der Geschichte eines Volkes, nicht nur Empörung, sondern auch Unterwerfung, nicht nur . Weimar", sondern auch Preußen, nicht nur das Volk, sondern auch die herrschende Klasse ... Ja, Preußen war Reaktion, war Militarismus, war Aggressionsbereitschaft, oder — besser gesagt — war es auch ... Preußen verkörperte im Ringen um die Zuendeführung der bürgerlichen Umwälzung und die nationale Einigung die antirevolutionäre, undemokratische Alternative ... Doch selbst in der wilhelminischen Ära gab es nicht nur Junker und Bourgeois, die sich zu Imperialisten preußisch-deutscher Prägung mauserten, sondern auch eine revolutionäre Arbeiterklasse und Demokraten."

Ohne die Namen der drei Klassiker marxistischer Geschichtsschreibung zu nennen, bemängelt sie doch, daß „Unser Blick auf Preußen ... lange Zeit durch die Polemik, die die revolutionäre Arbeiterbewegung im 19. und 20. Jahrhundert mit dem reaktionären Preußen führen mußte, verstellt“ gewesen sei. Für die Notwendigkeit, nunmehr ein differen-zierteres Urteil über Preußen abzugeben, führt sie zwei Gründe an: die „steinernen Zeugen preußischer Geschichte. Rechts und links der Linden, der geschichtsträchtigen Straße Berlins ... Was so viele Spuren bis in unsere Gegenwart hinterließ, und seien sie auch nur aus Stein, bedarf der Erklärung, soll nicht Verwirrung aufkommen... und dann natürlich die „Neuauflage des Preußen-Kults und der Friedrich-Verehrung" hierzulande, die „eindeutig reaktionär motiviert“ sei.

Gegen Ende ihrer Ausführungen macht die Autorin ein merkwürdiges Eingeständnis; „Das allein aber war nicht Preußen, ebenso wie Sachsen mehr war als August der Starke. Die Geschichte eines Staates, und sei es die eines Territorialstaates, wie ihn die deutsche Geschichte hervorgebracht hat, läßt sich nicht mit der Entwicklung der herrschenden Klasse identifizieren. Und selbst die herrschende Klasse in solchen Staaten war nicht zu allen Zeiten nur reaktionär.“ Hier wird offensichtlich ein Geschichtsbegriff verworfen, für den Geschichte nur das Treiben der Herrscherhäuser ist; von der Geschichte aus der Sicht der Unterdrückten wird, im Jahr des 30. DDR-Geburtstags, nicht gesprochen, woraus man auf die Virulenz alter Denkgewohnheiten bei der DDR-Bevölkerung schließen kann.

In einem für die SED-Zeitschrift „Einheit“ gemeinsam mit Horst Bartel und Walter Schmidt verfaßten Aufsatz „Preußen und die deutsche Geschichte“ werden die „Forum“ -Thesen mit dem Anstrich der parteioffiziellen Verlautbarung versehen, wobei der „ideologische Klassenkampf gegen den Imperialismus in der Gegenwart" gemeint ist die Preußen-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, stärker betont wird. Das geschieht gleichfalls in einem Interview mit der Ostberliner Wochenzeitung „Sonntag", wo der angebliche Versuch von SPD-Politikern, mit der Preußen-Diskussion die „nationale Frage“ offenzuhalten, zurückgewiesen wird.

Ingrid Mittenzweis Preußen-Revision

'Ingrid Mittenzweis Biographie über Friedrich ‘ den Großen, die bei Histprikern beider deut" scher Staaten Anerkennung gefunden hat C ist — neben ihrem zweiten Buch über die Fol--gen des Siebenjährigen Krieges — die Ver11 wirklichung der in den genannten Aufsätzen P aufgestellten Forderung nach einem erweiter-

Ften Preußen-Bild. Dazu heißt es in einer 1980 Sveröffentlichten Rezension Klaus Vetters: „Die d erste marxistisch-leninistische Biographie Friedrichs II. läßt dem Preußenkönig Gerechtigkeit widerfahren, indem sie seine Persönlichkeit von den durch die borussophile Historiographie des 19. Jahrhunderts begründeten und von der bürgerlichen Geschichtsschrei-bung und -publizistik bis in die Gegenwart gepflegten Hohenzollernlegenden befreit."

Daß die Autorin Quellenforschung betreibt, in diesem Fall also nicht die sozialistische Preußen-Legende auf den neusten Stand bringt, sondern die Schriften Friedrichs selbst und die Urteile der Zeitgenossen über sein Wirken interpretiert, ist ihr, gerade auch von „bürgerlichen" Kollegen, hoch angerechnet worden

In streng chronologischer Abfolge berichtet sie über die Kindheit und Jugend des Kronprinzen, wo die Wurzeln für sein späteres Verhalten zu finden sind: „Die grausame Lektion hatte Friedrich endgültig gelehrt, daß er sich unterwerfen mußte. War er bis dahin ein junger Mann, der seine Individualität gegenüber dem autoritären Vater offen verteidigte, so begann er jetzt zu heucheln. Gehorsam mimend, versuchte er, den König zu hintergehen, mit List und Falschheit gegen ihn anzukommen. Das schreckliche Erlebnis seiner Jugend deformierte ihn und brachte Charaktereigenschaften zur Entfaltung, die später jedermann auffielen: Zynismus und Menschenverachtung." Die Verfasserin berichtet weiterhin, in sachlich-nüchterner Sprache, über das Jahr der Machtübernahme 1740 und, auf einem Viertel des Buchumfangs, über die beiden schlesischen Kriege, die Zwischenkriegszeit und den Siebenjährigen Krieg; weitere Kapitel sind den „Krisenjahren in Preußen", dem Verhältnis „Preußen und Österreich“ und dem „aufgeklärten Absolutismus" Friedrichs gewidmet; auch seine Außen-und Innenpolitik nehmen breiten Raum ein; das Urteil über das Persönlichkeitsbild wirkt ausgewogen, wiewohl distanziert; weder kritiklose Verehrung noch schmähende Karikatur wird geboten: „Friedrich II. war zweifellos eine widersprüchliche Persönlichkeit Klug und geistreich bis zum Sarkasmus auf der einen und konservativ und reaktionär selbst im Denken auf der anderen Seite. Voller Achtung und Güte für seine Freunde das eine und von bitterer Menschen-verachtung das andere Mal. Wo er heute heuchelte, konnte er morgen zum Wahrheitsapostel aufsteigen. Obwohl auf seinen Ruhm und seine Reputation bedacht, tat er alles, um selbst in den Augen seiner Bundesgenossen zum unzuverlässigsten Partner in Europa zu werden."

Auch Friedrichs Selbstverständnis, ausgedrückt in dem oft zitierten Kernsatz, er wolle der „erste Diener“ seines Staates sein, wird nicht als pure Heuchelei betrachtet, sondern als staatsmännische Einsicht akzeptiert: „Das waren zwar nicht für die Ideologen, aber für einen Herrscher neue Töne, die Illusionen weckten. Friedrich meinte sie auch durchaus ernst. Später, als König, sprach er wiederholt vom Fürsten als dem ersten Diener des Staates. Um diese These richtig zu verstehen, muß man jedoch berücksichtigen, daß sie von einem unmündigen Volk ausging, das über sein Schicksal nicht selbst entscheiden konnte. Wie den Untertanen zu . dienen war, das wußte allein der selbst regierende Fürst. Er entschied über Wohl und Wehe, über Krieg und Frieden. Sein Volk . glücklich'zu machen, darin gipfelte die ganz in diesem Sinne zu verstehende Forderung des jungen Fürsten.“

Solche bisher ungewohnten Differenzierungen sind das nicht zu übersehende Prinzip des Buches, das dennoch als marxistischer Beitrag zur Geschichtserforschung gewertet werden will. So gibt es abweichende Urteile zur Aufhebung der Leibeigenschaft, zur Praxis des Staats-und Strafrechts, zur Pressefreiheit, zur Binnenkolonisation, zum Manufakturwesen. In den Schlußbetrachtungen „Friedrich II. und die Nachwelt“ (S. 206— 212) wiederum werden die innenpolitischen Reformversuche aus der Zugehörigkeit Friedrichs zur Feudalklasse erklärt: „Ein Mann des Adels, der kurz vor der Zeitenwende der Französischen Revolution starb, der zwar Impulse des neu heraufkommenden Zeitalters empfing und auf sie reagierte, indem er sein zurückgebliebenes Land den neuen Verhältnissen anzupassen suchte, der aber gleichzeitig — an die Bedingungen seiner Klasse und seines Landes gekettet — Dämme gegen die neue Gesellschaft errichtete."

In diesen Schlußbetrachtungen wird freilich auch deutlich, daß Ingrid Mittenzwei nicht gegen einen verachtenswerten Machtpolitiker des 18. Jahrhunderts anschreibt, sondern ge-gen die nach seinem Tod entstandene Frideri-cus-Rex-Legende: „Trotzdem wäre die Gestalt des Preußenkönigs sicher früher oder später im Sog der Jahrzehnte versunken, hätte es nicht Ideologen und Politiker gegeben, die seiner bedurften. Was ursprünglich ein spontanes Erinnern an die Vergangenheit war, wuchs Sich mit zunehmendem Abstand zu regelrechten Geschichtslegenden aus. Die Herrschenden brauchten wie stets zur Bewältigung gegenwärtiger Aufgaben eine historische Legitimation."

Es versteht sich, daß die Autorin, durch ihr fundiertes Werk abgesichert, nun auch die Preußen-Forschung hierzulande, wo angeblich neue Preußen-Legenden entstanden sind, angreift. In einem Beitrag für das Juli-Heft 1981 des Braunschweiger . Journals für Geschichte“ bezweifelt sie zunächst, daß die westdeutsche

Preußen-Rezeption nur „Interesse an der Historie" ausdrücke, vielmehr sollte sie auch als „Ausdruck bestimmter politischer Bedürfnisse" gewertet werden. Womit gemeint ist, daß mit Preußen die „deutsche Frage" offengehalten werden solle. In den Veröffentlichungen seit 1977 macht sie dann zwei Tendenzen aus, für die, neben vielen anderen, die Preußen-Bücher Sebastian Haffners „Preußen ohne Legende" (Taschenbuch-Ausgabe 1981) auf der einen und Bernt Engelmanns „Preußen. Land der unbegrenzten Möglichkeiten" (Taschenbuch-Ausgabe 1981) auf der anderen Seite stehen. Während Sebastian Haffner und Kollegen gerügt werden, weil sie „Preußen vom Ludergeruch des Militarismus" befreien wollen, werden Bernt Engelmann und Kollegen mit Einschränkung gelobt, weil sie nicht nur über die Herrscher schrieben, sondern „Land und Leute" einbezögen.

Preußen und die Folgen

Verglichen mit Ingrid Mittenzweis Untersuchungen ist das marxistische Preußen-Bild in der DDR noch immer nicht auf der Höhe des „historischen Materialismus". Mitunter reizen Lexikon-Artikel wie der zum Stichwort „Preußen" in „Meyers Neuem Lexikon" (1975) zur Heiterkeit, wenn die alten Pruzzen als „einheimische slawische Bevölkerung" bezeichnet werden oder der Friede von Thorn 1466 als „Toruner Friede" auftaucht. Gedenkartikel in Zeitungen sind, wenn von preußisch-russischen Beziehungen gesprochen wird, oft sla-

wophil inspiriert. So heißt es 1981 im „Neuen Deutschland" zum 150. Geburtstag Karl vom Steins: „Er wußte, Hilfe für die Befreiung Deutschlands konnte nur von Rußland kommen" wobei verschwiegen wird, daß im Za(renreich weit bedrückendere Verhältnisse s herrschten als im Reformpreußen von 1813.

Daß man sich auf sozialistischer Seite der preußischen Geschichte zu stellen hat und warum, ist von Ingrid Mittenzwei unmißverständlich ausgesprochen worden. Was nicht erwähnt, auf DDR-Seite vielleicht nicht einmal erkannt oder aber bestritten wird, kann hier nur angedeutet werden: die auf vielen Gebieten zu beobachtende Affinität zwischen Alt-preußen und „Rotpreußen". Fast könnte man meinen, im SED-Staat habe Friedrich der Große sein politisches Ziel, die Einverleibung Mecklenburgs und Sachsens, doch noch erreicht, wobei noch Thüringen draufgeschlagen wurde. Das preußische Kernland liegt ohnehin auf DDR-Boden, und die Abtretung der Ostprovinzen 1945 diente, wie man heute weiß, auch der Zerstückelung Preußens.

Die Ost-Berliner „Akademie der Wissenschaften" ist nicht zufällig als unmittelbare Nachfolgerin der von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646— 1716) am 11. Juli 1700 gegründeten „Kurfürstlich-Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften" ausgewiesen, die später in „Preußische Akademie der Wissenschaften" umbenannt wurde. Als wirksamste „Provokation" zur Annahme des preußischen Erbes dürften aber die „steinernen Zeugen" gelten, die jeder Berliner täglich vor Augen hat: die Bauten und Denkmäler Andreas Schlüters (1660— 1714), Georg Wenzeslaus von Knobelsdorffs (1699— 1753), Johann Gottfried Schadows (1764— 1850) und seines Schülers Christian Daniel Raum (1781— 1841). Allerdings ist zu beobachten, daß die marxistische Integration preußischer Traditionen im Geschichtsbild der DDR-Bürger so tief noch nicht verankert ist, daß sie nicht erschüttert werden könnte. So wurde die West-Berliner Ausstellung „Preußen — Versuch einer Bilanz“ als unerhörtes Unterfangen betrachtet, auf diesen Prozeß der „Umerziehung" störend einzuwirken. Die schrille Reaktion auf Dietrich Stobbes Vereinnahmung preußischen Erbes in der westlichen DKP-und SEW-Presse bedarf keines Kommentars. Doch dabei blieb es nicht allein: Am 21. Juli 1981, knapp vier Wochen vor dem West-Berliner Unternehmen, wurde im Ost-Berliner „Museum für Deutsche Geschichte" eine Gegenausstellung eröffnet, die, wie Politbüromitglied Kurt Hager erklärte, „unser marxistischleninistisches Verhältnis zur ganzen deutschen Geschichte" darstellen sollte. Daß dabei Preußen und seine Ausstrahlungskraft bis in das Selbstverständnis einer „sozialistischen Nation" hinein auch angesprochen war, ist einleuchtend. Was aber bedeutet „Preußen" noch für die Geschichtsideologie und den SED-Staat überhaupt, jenseits der offiziellen Traditionssuche? Wo liegen die tatsächlichen Wurzeln dieses Eintauchens ins 18. Jahrhundert? Dafür gibt es sicher mehrere Gründe, deren einer zu sein scheint, daß die verquere These einer „sozialistischen Nation", trotz aller dialektischen Definitionskünste, beim Mann auf der Straße nicht verfängt. Anders ausgedrückt: Die marxistisch aufbereitete Geschichte des deutschen Volkes — was ja immer deutsche Geschichte aus der Perspektive einer verschwindend kleinen Minderheit, der KPD/SED ist — ergibt, trotz revolutionärer Strömungen und oppositioneller Stimmungen, zum Beispiel in der Weimarer Klassik oder bei den deutschen Jakobinern, eine immer noch zu schmale Argumentationsbasis, als daß daraus ein „sozialistiches Nationalbewußtsein" entstünde. Die beiden Aufsätze Walter Schmidts über das historische Erbe in der DDR-Landesgeschichte . (Sachsens, Thüringens, Mecklenburgs) zeigen, daß man, wo die Staatengeschichte versagt, wenigstens auf regionaler Ebene diese Basis erweitern will. Zwingend notwendig wird das alles durch die von Erich Honecker seit 1971 betriebene . Abgrenzungspolitik"; auch hier könnte preußische Geschichte Argumente liefern und historische Identität schaffen. Denn Preußen war, was die DDR ist und bleiben wird: ein „Kunststaat" (Christian Graf von Krockow), entstanden nicht einmal aus eigener Kraft, sondern aus Laune oder Berechnung einer Sieger-macht. Wenn im Westen die Berufung auf Preußen den Wiedervereinigungsgedanken fördern soll, so könnte sich der Osten (er tut es nicht expressis verbis) darauf berufen, daß Preußen ein Separatstaat war (Karl Marx sprach von einem „außerdeutschen Staat"), Konkurrent Habsburgs und schließlich sein Erbe. Preußen als politisches Programm hieße dann: Absage an Gesamtdeutschland. Pathetisch ausgedrückt: Der traditionslose SED-Staat und das separatistische Preußen reichen sich über Jahrhunderte und Klassenschranken hinweg die Hand zum Bruderbund, um jedem Nationalstaatsgedanken abzuschwören. Weitere Gemeinsamkeiten lassen sich finden: Die autoritären Staatsstrukturen Altpreußens und SED-Preußens tragen verwandte Züge: Disziplin, Fleiß, Sparsamkeit, Gehorsam, Bescheidenheit, Ordnungswille, Verständnis dafür, daß der Staat Aktionen unternimmt, die unverständlich sind — alle diese Tugenden sind erwünscht zwischen Ostsee und Thüringer Wald. Nicht das Volk herrscht, sondern der aufgeklärte Monarch oder das unaufgeklärte Politbüro. Oswald Spengler hat das Jahr 1945 und die deutsche Zweistaatlichkeit nicht voraussehen können, dennoch finden sich in seiner Schrift „Preußentum und Sozialismus" (1922) seltsam hellsichtige Gedanken: Preußentum und Sozialismus hätten nie ihre illiberalen Traditionen aufgegeben, beider autoritär gestimmter Staatsgedanke sei miteinander verwandt

Fussnoten

Fußnoten

  1. Zitiert nach dem Manuskript Rudolf von Thaddens.

  2. Ebenda.

  3. Ebenda.

  4. Zitiert nach dem Manuskript Hermann Webers.

  5. Kulturpolitisches Wörterbuch, 2. Auflage, Berlin 1978, S. 237.

  6. Kleines Politisches Wörterbuch, Berlin 1967, 1 S. 592.

  7. Aus dem SED-Programm, zitiert nach dem Manuskript Hermann Webers.

  8. Hermann Weber, a. a. O.

  9. Ebenda.

  10. Gerhard Möbus, Unterwerfung durch Erziehung, Mainz 1965.

  11. Horst Bartel, Historisches Erbe und Tradition, in: Einheit 3/1981, S. 272— 278, und: „Erbe und Tradition

  12. Einheit, S. 274

  13. Ebenda.

  14. Ebenda.

  15. Ebenda. S. 275.

  16. Ebenda, S. 274.

  17. Ebenda.

  18. Ebenda.

  19. Helmut Lölhöffel, Die DDR und ihre Preußen, in: Süddeutsche Zeitung vom 18. Juli 1981.

  20. Ebenda.

  21. Ebenda.

  22. Ebenda.

  23. Erich Honecker, Aus meinem Leben, Berlin 1980, S. 237.

  24. Karl Marx, Das göttliche Recht der Hohenzollern, in: Marx/Engels, Werke, Band 12, Berlin 1972, S. 95— 101.

  25. Ebenda, S. 97 und 100.

  26. Friedrich Engels, Zur Geschichte der preußischen Bauern, in: Marx/Engels, Werke, Band 21, Berlin 1973, S. 238— 247.

  27. Ebenda, S. 241.

  28. Franz Mehring, Der Ursprung des preußischen Königtums (9. Januar 1901), in: Gesammelte Schriften, Berlin 1964, S. 485 ff.

  29. Ebenda, S. 486 ff.

  30. Franz Mehring, Borussische Germanisierung (28. Mai 1902), ebenda, S. 465 ff.

  31. Ebenda, S. 468.

  32. Franz Mehring, Der rote Faden der preußischen Geschichte (1915/16), ebenda, S. 363 ff.

  33. Ebenda, S. 420.

  34. Zitiert nach: Friedrich-Ebert-Stiftung (FES): Das Preußenbild der DDR im Wandel, Bonn 1981, S. 7.

  35. Jesco von Puttkammer, Irrtum und Schuld — Geschichte des Nationalkomitees Freies Deutschland, Neuwied/Berlin 1948, S. 46.

  36. Alexander Abusch, Der Irrweg einer Nation. Ein Beitrag zum Verständnis deutscher Geschichte, Berlin 1960, S. 250.

  37. Ebenda, S. 31.

  38. Ebenda, S. 31.

  39. Ebenda, S. 33.

  40. Ebenda, S. 54.

  41. Ebenda, S. 55.

  42. Ebenda, S. 55.

  43. Ebenda, S. 60.

  44. FES. a. a. O., S. 21.

  45. Ebenda.

  46. Zitiert nach: DDR-Handbuch, 2. Auflage, Köln 1979, S. 752.

  47. Zitiert nach: Dieter Riesenberger, Geschichte und Geschichtsunterricht in der DDR, Göttingen 1973, S. 13.

  48. Zitiert nach: Fritz Kopp, Die Wendung zur . nationalen'Geschichtsbetrachtung in der Sowjetzone, 2. Auflage. München 1955, S. 18.

  49. Ebenda, S. 27.

  50. Zitiert nach: DDR-Handbuch, a. a. O.

  51. Zitiert nach: Fritz Kopp, a. a. O., S. 22.

  52. Zitiert nach: DDR-Handbuch, a. a. O.

  53. Veröffentlicht in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 5/1981, S. 399— 404.

  54. Ebenda, S. 400.

  55. FES, a. a. O., S. 22.

  56. Zitiert nach: Fritz Kopp, Preußen und die SED, in: Harald von Koenigswald, Besinnung auf Preußen, Oldenburg 1964, S. 129— 142 (Zitat S. 139/40).

  57. Ingrid Mittenzwei, Die zwei Gesichter Preußens, in: „Forum“ 19/1978.

  58. Joachim Streisand, Deutsche Geschichte, Band 1, Berlin 1965, S. 720 f.

  59. Joachim Streisand, a. a. O., Band 2, S. 127.

  60. Hannelore Lehmann, in: Zeitschrift für Ge-_chichtswissenschaft 4/1978, S. 356.

  61. Günter Vogler/Klaus Vetter, Preußen. Von den s 3Anfängen bis zur Reichsgründung, Berlin 1970/Köln , 980, S. 116.

  62. Ebenda, S. 289.

  63. Ebenda. S. 139.

  64. Ebenda, S. 289.

  65. Ingrid Mittenzwei, Die zwei Gesichter Preußens, in: „Forum“ 19/1978; mit Horst Bartel und Walter Schmidt, Preußen und die deutsche Geschichte, in: „Einheit" 6/1979, S. 637— 646; „Statt sich kritisch abzugrenzen, schreibt man die Historie um“, in: . Journal für Geschichte“ 7/1981, gekürzt in: „Frankfurter Rundschau" vom 23. Juli 1981.

  66. Ingrid Mittenzwei, Friedrich II. von Preußen. Eine Biographie, Berlin 1979; Preußen nach dem Siebenjährigen Krieg. Auseinandersetzung zwischen Bürgertum und Staat um die Wirtschaftspolitik, Berlin 1979.

  67. Ingrid Mittenzwei, Preußen: Entdeckungen und Legenden, in: „Sonntag“ 31/1979.

  68. Erich Honecker, Reden und Aufsätze, Band 3, Berlin 1976, S. 262.

  69. Erich Honecker, a. a. O., Band 1, S. 156 f.

  70. Ebenda.

  71. Friedrich-Ebert-Stiftung, Das Preußenbild der DDR im Wandel, Bonn 1981, S. 31.

  72. Erich Honecker, a. a. O., Band 2, S. 241.

  73. Ingrid Mittenzwei, Die zwei Gesichter Preußens, a. a. O.

  74. Ebenda.

  75. Ebenda.

  76. Ebenda.

  77. Ebenda.

  78. Ebenda.

  79. Ebenda.

  80. Ingrid Mittenzwei, Preußen und die deutsche Geschichte, a. a. O., S. 646.

  81. Ingrid Mittenzwei, Preußen: Entdeckungen und Legenden, a. a. O.

  82. So bei Eckart Förtsch und Heinz Kathe.

  83. Klaus Vetter, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 7/1980, S. 674.

  84. So der Kölner Historiker Theodor Schieder.

  85. Ingrid Mittenzwei, a. a. O., S. 21.

  86. Ebenda, S. 49 f.

  87. Ebenda, S. 32.

  88. Ebenda, S. 206.

  89. Ebenda, S. 208.

  90. Zitiert aus: Frankfurter Rundschau vom 23. Juli “ 1981.

  91. Ebenda.

  92. Ebenda.

  93. Meyers Neues Lexikon, Leipzig 1875, Band 11, *_S. 160. , •

  94. Ebenda, S. 161.

  95. Arno Pokiser, Ein demokratischer Reformer gPreußens, in: „Neues Deutschland" vom 27. Juni $981.

  96. Vergleiche besonders die Folge „Die Buchkritik zum Thema Preußen" (bisher zehn Teile), in: „Wahrheit“ vom 8. August bis 10. Oktober 1981.

  97. „Neues Deutschland" vom 22. Juli 1981.

  98. Walter Schmidt, „Das Gewesene ist nie erledigt“, in: Sonntag 27/1981, und „Nationalgeschichte der DDR und das territorialstaatliche historische Erbe“, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 5/1981, S. 399/404.

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Jörg Bernhard Bilke, Dr. phil., geb. 1937 in Berlin; 1958— 1961 Studium der Literaturwissenschaft in Berlin (West) und Mainz; als Mitarbeiter der Mainzer Studentenzeitschrift „nobis" 1961 auf der Leipziger Buchmesse verhaftet und zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt; im Sommer 1964 freigekauft. Fortsetzung des Studiums in Mainz; 1966/67 Lektor in Schweden, 1972/73 Gastdozent in Bloomington/Indiana; 1972 Gründung des Archivs für DDR-Literatur und DDR-Germanistik in Mainz (heute Bonn); 1977/78 Kulturredakteur der „Welt“ in Bonn; seit 1981 Mitarbeiter der Bundeszentrale für politische Bildung; Mitarbeit bei zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften. Veröffentlichungen: Troglodytische Jahre. Meine Jugend in Deutschland. Autobiografischer Bericht, Mainz 1965/66; Auf schreckliche Weise in der Fremde. DDR-Autoren im „westdeutschen Exil“, Berlin 1979; Die Revolutionsthematik in der frühen Prosa von Anna Seghers (1927— 1932), Wiesbaden 1979; Menschenrechte im SED-Staat, Bonn 1980; DDR-Literatur. Zeitungswahrheit oder Literaturwahrheit?, Weinheim 1981.