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Bewältigung der Arbeitsmarktkrise? | APuZ 4/1985 | bpb.de

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APuZ 4/1985 Artikel 1 Tarifrunde 1984 — Einstieg in eine andere Arbeitsethik und Arbeitspolitik? - Tarifrunde '84 — kein Einstieg in eine andere Arbeitsethik und Arbeitspolitik Bewältigung der Arbeitsmarktkrise? Die Neuen Technologien

Bewältigung der Arbeitsmarktkrise?

Christoph F. Büchtemann

/ 33 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Nach zehnjähriger Arbeitsmarktkrise in der Bundesrepublik Deutschland ist Arbeitslosigkeit zur Massenerfahrung geworden. Zugleich lassen sich mit anhaltendem Arbeitsplatz-defizit deutliche Tendenzen einer zunehmenden Ungleichverteilung und Konzentration von Beschäftigungsrisiken beobachten: Der Mehrheit der Arbeitnehmer mit nach wie vor mehr oder minder stabilen Beschäftigungsverhältnissen steht eine wachsende Minderheit gegenüber, die dauerhaft in instabile Beschäftigungsverhältnisse, Langfrist-Arbeitslosigkeit oder ganz vom Arbeitsmarkt abgedrängt wird. Zugleich haben die in den letzten Jahren erfolgten wiederholten Leistungskürzungen in der Arbeitslosenversicherung zur Folge, daß auch die sozialen Folgekosten anhaltender Massenarbeitslosigkeit zunehmend ungleich zu Lasten der unmittelbar Betroffenen verteilt sind: Für eine rapide wachsende Zahl Betroffener ist Arbeitslosigkeit zugleich mit erheblichen finanziellen Einbußen bis unter die Schwelle des Existenzminimums verbunden. Damit zeichnet sich nicht nur eine zunehmende Spaltung des Arbeitsmarktes in . Betroffene' und . Nicht-Betroffene', sondern überdies eine verstärkte Abkoppelung der Lebenssituation Arbeitsloser von der Lebenssituation der beschäftigten Mehrheit ab. Insgesamt mehren sich die Anzeichen dafür, daß sich die Bundesrepublik nach zehnjähriger Arbeitsmarktkrise und am Beginn eines weiteren Jahrzehnts ohne Wiedererlangung der Vollbeschäftigung auf dem Wege zu einer . Zweidrittelgesellschaft'befindet, in welcher einer Mehrheit von Arbeitsplatzinhabern mit nach wie vor guten Beschäftigungschancen eine wachsende Minderheit gegenübersteht, die dauerhaft von stabilen Beschäftigungspositionen und damit verbundenen sozialen Partizipationschancen ausgeschlossen ist.

Seit nunmehr exakt einem Jahrzehnt herrscht in der Bundesrepublik Deutschland anhaltend hohe Arbeitslosigkeit auf einem Niveau, wie es in vergangenen Vollbeschäftigungszeiten nicht mehr für möglich gehalten wurde. So rechnete die Bundesanstalt für Arbeit noch im Jahre 1973 für die achtziger Jahre mit nicht mehr als 200 000 Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt: „Sowohl die mittelfristigen als auch die längerfristigen Voraus-schätzungen der Arbeitslosigkeit" — so die optimistische Vorhersage der Bundesanstalt — „bewegen sich in einer Größenordnung von vH der abhängigen Erwerbspersonen" 1), — ein Wert, der mithin-mit Vollbeschäftigung gleichgesetzt wurde. Die im selben Jahre veröffentlichte „Schreckens-Vision" des PROGNOS-Instituts von etwa einer halben Million Arbeitslosen im Jahre 1985 wurde 1973 noch schlichtweg als „wenig realistisch“ abgetan

Beide, sowohl Kurzfrist-wie Langfrist-Prognose, irrten: Bereits wenige Monate später, Anfang 1975, überschritt die Zahl der bei den Arbeitsämtern registrierten Arbeitslosen erstmals seit Mitte der fünfziger Jahre wieder die Millionengrenze, welche sie trotz massiver Abdrängungsprozesse vom Arbeitsmarkt (etwa im Gefolge des Ausländeranwerbestopps von 1973 und trotz eines 1978 einset-zenden kräftigen Beschäftigungswachstums (um gut 800 000 Personen) bis 1980 nie mehr deutlich unterschritten hat.

Seither hat sich die Arbeitsmarktsituation infolge des erneuten Beschäftigungseinbruchs 1981/82, fortgesetzt reduzierter wirtschaftlicher Wachstumsraten sowie des gleichzeitigen Eintritts geburtenstarker Jahrgänge in den Arbeitsmarkt noch einmal erheblich verschlechtert: Gegenüber 1980 hat sich die Zahl der registrierten Arbeitslosen auf rd. 2, 3 Millionen im Jahresdurchschnitt 1984 gut verzweieinhalbfacht; hinzu kommt 1984 mindestens eine weitere Million nicht gemeldeter Erwerbsloser in der sogenannten Stillen Reserve: Auch ihre Zahl hat sich gegenüber . 1980 so gut wie verdoppelt. Obgleich das Arbeitskräftepotential in den zurückliegenden zehn Jahren (1974— 1984) um rd. 1, 1 Millionen Personen angewachsen ist, lag die Zahl der Erwerbstätigen im ersten Halbjahr 1984 mit knapp 25 Millionen um gut 1, Millionen unter dem Stand des Rezessionsjahres 1974. Insgesamt waren 1984 in der Bundesrepublik Deutschland 11 vH des Arbeitskräftepotentials ohne Beschäftigung (1974: 3 vH) 5).

Auch in den kommenden Jahren ist keine wesentliche Verbesserung der prekären Arbeitsmarktlage zu erwarten: Größere Beschäftigungsgewinne, wie in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre — und allein sie könnten einen spürbaren Abbau der Beschäftigungslosigkeit herbeiführen —, sind in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre aller politischen Aufschwungsrhetorik zum Trotze äußerst unwahrscheinlich. Bei gleichzeitig weiter anwachsendem Erwerbspersonenpotential ist vielmehr ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit in den kommenden Jahren nicht auszuschließen. Selbst unter günstigeren Annahmen dürfte die Zahl der registrierten Arbeitslosen auch im Jahre 1990 nicht unter 2, 3 Millionen liegen Fest steht bereits heute, daß die Bundesrepublik Deutschland nach nunmehr zehnjähriger Arbeitsmarktkrise mindestens ein weiteres Jahrzehnt ohne Wiedererlangung der Vollbeschäftigung vor sich hat Damit werden zugleich auch herkömmliche Deutungsmuster hinfällig, welche die derzeitige prekäre Arbeitsmarktlage als Ausdruck einer vorübergehenden Wachstumsschwäche oder konjunkturellen Beschäftigungskrise zyklischen Charakters darstellen. Allmählich setzt sich die Einsicht durch, daß sich die Bundesrepublik Deutschland inmitten einer längerfristigen wirtschaftlichen Stagnationskrise befindet und die nach wie vor als Maßstab der Wirtschafts-und Arbeitsmarktentwicklung geltenden „ 25 Jahre wirtschaftlicher Prosperität nach Ende des Krieges... eher der Ausnahmefall als die Regel kapitalistischer Entwicklung (waren)"

Geirrt haben sich jedoch nicht nur die Arbeitsmarktprognostiker: Arbeitslosigkeit in Millionenhöhe, wie sie die heutige Situation hierzulande und auch in den meisten anderen westlichen Industriestaaten prägt, galt in vergangenen Vollbeschäftigungszeiten zugleich als Auslöser tiefgreifender politischer und sozialer Krisen: „Schon eine geringe Arbeitslosenquote von wenigen Prozent" — so prophezeiten z. B. Bergmann u. a. im Jahre 1968 — „würde zu schwer kontrollierbaren Wähler-reaktionen führen", und „gar die Existenz einer Reservearmee an Arbeitslosen (würde) die Legitimationsbasis des politischen Systems aushöhlen".

Die Prognosen von damals haben nicht nur die ökonomische Stabilität in der Bundesrepublik Deutschland überschätzt, sondern auch ihre politische und soziale Stabilität deutlich unterschätzt: Trotz 2, 3 Millionen Arbeitslosen Und schwindenden Aussichten auf eine Verbesserung der Beschäftigungslage lassen sich hierzulande so gut wie nirgendwo soziale Protestreaktionen oder gar politische Krisensymptome, sondern bestenfalls „von Apathie gespeiste Resignation" (Offe) ausmachen. Obgleich in Umfragen seit Jahren der Abbau der hohen Arbeitslosigkeit als vorrangigste politische Aufgabe der Zeit bezeichnet wird, hat sich die große Mehrheit der Bevölkerung, so scheint es, an den Zustand chronischer Unterbeschäftigung zunehmend gewöhnt. In Anbetracht dessen stellen sich — im Sinne einer Zwischenbilanz — verstärkt die Fragen: a) wie die sozialen Folgelasten fortgesetzter Massenarbeitslosigkeit gesellschaftlich verteilt sind und b) wie Arbeitsmarktrisiken von den unmittelbar Betroffenen beruflich und sozial verarbeitet werden.

II. Gesamtumfang und Verteilung von Arbeitslosigkeit

Spätestens seit die Zahl der Arbeitslosen in den meisten westlichen Industriestaaten Anfang der achtziger Jahre ihr höchstes Niveau seit Ende des Zweiten Weltkrieges erreicht hat, lautet die Diagnose zunehmend nicht mehr nur . Arbeitslosigkeit", sondern — in expliziter oder impliziter Anknüpfung an die Vorkriegsjahre der Weltwirtschaftskrise — „Massenarbeitslosigkeit"

So zutreffend diese Diagnose angesichts von mehr als 30 Millionen Arbeitslosen in den OECD-Ländern ist, so vage und unbestimmt ist jedoch auch das, was sich hinter diesem Begriff verbirgt: Ist Arbeitslosigkeit nach zehnjähriger Beschäftigungskrise in der Bundesrepublik Deutschland bereits — wie Bonss und Heinze feststellen — zur „gesellschaftlichen Normalerfahrung“ geworden, oder konzentrieren sich Beschäftigungsrisiken nach wie vor bei einer Minderheit von Erwerbspersonen, die die Hauptlast der Arbeitsmarkt-krise und ihrer Folgen zu tragen haben, wie dies etwa die These von der „strukturierten Arbeitslosigkeit" behauptet? Befinden wir uns mit anhaltender Beschäftigungskrise gar auf dem Wege zu einer zunehmend gespaltenen „Zweidrittelgesellschaft" in welcher einer Mehrheit von Arbeitsplatzinhabern mit nach wie vor guten Beschäftigungschancen eine wachsende Minderheit gegenübersteht, die dauerhaft vom Zutritt zu stabilen Beschäftigungspositionen und damit verbundenen gesellschaftlichen Partizipationschancen ausgeschlossen ist?

Die in der Öffentlichkeit bekannten und in der beschäftigungspolitischen Diskussion gebräuchlichen Kennziffern zur Arbeitsmarkt-lage — Zahl der gemeldeten Arbeitslosen und Zahl der Erwerbstätigen bzw. Beschäftigten — sagen für sich genommen hierüber nichts aus; sie suggerieren jedoch das Bild zweier fester, gegeneinander abgeschotteter „Blöcke" am Arbeitsmarkt: die Beschäftigten auf der einen Seite und die Arbeitslosen auf der anderen. Die Arbeitsmarktwirklichkeit weicht von diesem statischen Bild mehr oder minder stark ab. In der Tat finden am Arbeitsmarkt auch unter den gegenwärtigen Bedingungen permanent umfangreiche Bewegungsprozesse statt: Allein im Jahre 1982 wurden in der Bundesrepublik Deutschland nicht nur 5, 9 Millionen Beschäftigungsverhältnisse beendet, sondern auch 5, 6 Millionen neue Beschäftigungsverhältnisse begründet. Obgleich beide Bewegungsgrößen — nicht nur die Zahl neubegründeter, sondern auch die Zahl beendeter Beschäftigungsverhältnisse — gegenüber Vollbeschäftigungsjahren (1970: 7 Mio. bzw. 6, 5 Mio.) deutlich abgenommen haben, scheint der Arbeitsmarkt doch nach wie vor durch ein hohes Maß an Dynamik und „Flüssigkeit"

geprägt.

Allerdings führt bei der derzeit gegebenen ungünstigen Gesamtbeschäftigungslage ein erheblicher Teil dieser Bewegungen durch die Zwischenstation „Arbeitslosigkeit": Im selben Jahr 1982 verbuchten die Arbeitsämter nicht weniger als 3, 7 Millionen Neuzugänge in Arbeitslosigkeit, aber auch 3, 2 Millionen beendete Arbeitslosigkeitsfälle (1970: jeweils 1, 3 Millionen). Bezogen auf die Gesamtzahl neubegründeter und beendeter Beschäftigungsverhältnisse bedeutet dies: Annähernd die Hälfte aller beendeten Beschäftigungsverhältnisse mündete 1982 vorübergehend in Arbeitslosigkeit (1970: 19 vH); umgekehrt entfielen etwa 46 vH aller Neueinstellungen auf Arbeitnehmer, die unmittelbar zuvor arbeitslos gemeldet waren (1970: 18 vH). Das von den herkömmlichen Arbeitsmarktstatistiken suggerierte Denkmodell von den Arbeitslosen auf der einen Seite und den Beschäftigten auf der anderen Seite trifft also in Wirklichkeit nicht zu: Zwischen beiden Größen finden nach wie vor umfangreiche Austauschprozesse statt

Die Gesamtbetroffenheit von der derzeitigen Arbeitsmarktkrise wird indes erst vollends sichtbar, wenn man nicht jeweils nur ein Jahr, sondern einen längeren Zeitraum ins Auge faßt. Nach Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (IAB) waren in den zurückliegenden zehn Jahren (1974 bis 1983) insgesamt 12, 5 Millionen Personen einmal oder mehrmals persönlich von Arbeitslosigkeit betroffen. Bezogen auf alle Personen, die im letzten Jahrzehnt überhaupt am Erwerbsleben teilgenommen haben (41 Millionen), bedeutet dies: So gut wie jede dritte Erwerbsperson war seit Beginn der Arbeitsmarktkrise 1974 mindestens einmal vorübergehend beim Arbeitsamt arbeitslos gemeldet Arbeitslosigkeit ist damit nicht mehr Randgruppenschicksal, sondern in der Tat zur Massenerfahrung geworden.

Zugleich lassen die Zahlen bei genauerer Betrachtung jedoch auch ein hohes Maß an gesellschaftlicher Ungleichverteilung und Kon- zentration von Arbeitslosigkeit erkennen: Während nämlich zwei Drittel der Erwerbs-personen trotz fortgesetzter Arbeitsmarkt-krise überhaupt nicht arbeitslos geworden sind, entfallen auf die übrigen 12, 5 Millionen Betroffenen im selben Zeitraum nicht weniger als 33 Millionen registrierte Arbeitslosigkeitsfälle, d. h. im Durchschnitt 2, 6 Arbeitslosigkeitsphasen pro Kopf. Oder anders formuliert: Mehr als 60 vH aller Neuzugänge in Arbeitslosigkeit, die die Arbeitsämter zwischen 1974 und 1983 registriert und verwaltet haben, waren wiederholte Zugänge von Personen, die im selben Zeitraum bereits mindestens ein weiteres Mal arbeitslos gemeldet waren.

Die sich hierin abzeichnende starke Un-gleichverteilung von Arbeitslosigkeitsrisiken zu Lasten einer substantiellen Minderheit gleich mehrfach betroffener Erwerbspersonen tritt noch deutlicher hervor, wenn man zusätzlich auch die Dauer der Arbeitslosigkeit in die Betrachtung einbezieht: Während zwei Drittel der Erwerbspersonen von persönlichen Arbeitslosigkeitserfahrungen „verschont" geblieben sind, hat das übrige Drittel bei einer durchschnittlichen Dauer pro Arbeitslosigkeitsphase von 4, 4 Monaten in den letzten zehn Jahren alles in allem durchschnittlich 11, 5 Monate, d. h. rund ein Jahr pro Kopf in Arbeitslosigkeit zugebracht Die Schlußfolgerung muß lauten: Nach zehnjähriger Arbeitsmarktkrise in der Bundesrepublik Deutschland ist Arbeitslosigkeit zu einer weit verbreiteten Massenerfahrung geworden, wobei jedoch gleichzeitig deutliche Tendenzen einer wachsenden gesellschaftlichen Ungleichverteilung und damit einer zunehmenden Spaltung des Arbeitsmarktes in „Betroffene" und „Nicht-Betroffene" sichtbar werden.

Und vieles spricht dafür, daß sich die hiermit einhergehende verstärkte Polarisierung von Erwerbschancen infolge der kontinuierlichen Verschlechterung der Gesamtbeschäftigungslage seit Beginn der achtziger Jahre noch einmal verschärft hat und in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird.

— So ist die Dauer der Arbeitslosigkeit seit 1980 sehr viel stärker angestiegen als die Zahl der betroffenen Personen: Während sich die Betroffenheitsquote — jährliche Neuzugänge in Arbeitslosigkeit in vH des Erwerbspersonenpotentials — zwischen 1980 (11 vH) und 1983 (13 vH) nur geringfügig erhöhte hat sich die durchschnittliche Dauer pro Arbeitslosigkeitsphase von 3, 7 Monaten (1980) auf 7, 2 Monate (1983) so gut wie verdoppelt. Entsprechend ist auch der Anteil Langfrist-Arbeitsloser im Arbeitslosen-Bestand in den vergangenen Jahren rapide von vH (1980) auf 29 vH (1983) angewachsen; Ende September 1984 waren bereits rd. 750 000 Arbeitslose 34 vH seit mehr als einem Jahr und rund eine Viertelmillion 11 vH sogar schon länger als zwei Jahre ununterbrochen arbeitslos gemeldet 17). Mit weiter anhaltender Arbeitsmarktkrise dürfte die Zahl Dauerarbeitsloser in den nächsten Jahren bald die Millionengrenze überschreiten, — Gleichzeitig ist gegenüber der zweiten Hälfte der siebziger Jahre die Zahl von Personen unter den neuregistrierten Arbeitslosen erheblich angewachsen, die in den vergangenen fünf Jahren vor der Arbeitslosenmeldung bereits mindestens ein weiteres Mal arbeitslos gemeldet waren. Dies traf im Herbst 1981, dem letzten Zeitpunkt, für den entsprechende Daten vorliegen, auf nicht weniger als 38 vH aller Neuzugänge in Arbeitslosigkeit zu (1977: 26 vH)

Mit anderen Worten: Mit anhaltendem globalen Arbeitsplatzdefizit in Millionenhöhe entfällt ein wachsender Teil der Gesamtlast der Arbeitslosigkeit auf eine — zwar substantielle — Minderheit von Erwerbspersonen, die in den vergangenen Jahren bereits häufig mehrmalige Arbeitslosigkeitserfahrungen machen mußten und/oder mit kontinuierlich abnehmenden Wiedereingliederungschancen dauerhaft in Langfrist-Arbeitslosigkeit abgedrängt werden Damit droht tatsächlich in den kommenden Jahren die düstere Vision einer zunehmenden „Spaltung der Gesellschaft in Inhaber sicherer Arbeitsplätze und vom Zutritt zur Erwerbsarbeit Ausgeschlossene" in der Bundesrepublik Deutschland Realität zu werden.

III. Betroffenheit und berufliche Bewältigung von Arbeitslosigkeit

In der zunehmenden Ungleichverteilung und Konzentration spiegeln sich mehrere, sich überlagernde Faktoren wider:

— Infolge der unterschiedlichen Beschäftigungsentwicklung in verschiedenen Wirtschaftsbereichen sind Arbeitsplatzrisiken branchenspezifisch ungleich verteilt: überdurchschnittliche Arbeitslosenquoten charakterisieren vor allem die Beschäftigungssituation in der Land-und Forstwirtschaft, im holz-verarbeitenden Gewerbe, im Bereich Textil und Bekleidung, ferner in der Bauwirtschaft sowie im Hotel-und Gaststättengewerbe; obgleich in diesen Bereichen 1982 nur 10 vH aller Arbeitnehmer (Arbeiter und Angestellte) beschäftigt waren, kamen aus ihnen mehr als ein Drittel (34 vH) aller im selben Jahr registrierten Neuzugänge in Arbeitslosigkeit.

Ungeachtet der vielen Pressemeldungen über spektakuläre Massenentlassungen und Betriebsstillegungen bei Großunternehmen, die zusammengenommen jedoch nur einen kleinen Teil der Gesamtarbeitslosigkeit verursachen, konzentrieren sich Arbeitslosigkeitsrisiken nach wie vor überwiegend bei Arbeitnehmern aus eher kleinbetrieblich strukturierten Wirtschaftsbereichen

— Überdies sind Arbeitslosigkeitsrisiken auch regional stark ungleich verteilt, worin sich überwiegend die unterschiedliche Wirtschafts-und Unternehmensstruktur in den verschiedenen Teilräumen widerspiegelt: Während z. B. in Hamm (Nordrhein-Westfalen) oder in Passau (Südbayern) allein 1981 gut jede vierte Erwerbsperson mindestens einmal arbeitslos geworden ist, traf dies im baden-württembergischen Göppingen 1981 „nur" auf jede vierzehnte Erwerbsperson zu

Dabei hat sich die räumliche Ungleichverteilung von Beschäftigungsrisiken in den vergangenen Jahren noch weiter verschärft: Neben dem seit Mitte der siebziger Jahre zunehmenden Nord-Süd-Gefälle hat sich innerhalb der traditionellen „Problemregionen" vor allem die Arbeitsmarktsituation in den Montan-und Stahlgebieten erheblich verschlechtert, was sich u. a. am weit überdurchschnittlichen Anteil Langfrist-Arbeitsloser in diesen Regionen zeigt. Obgleich so gut wie keine Region von der insgesamt verschlechterten Beschäftigungslage verschont geblieben ist, läßt sich mit anhaltender Arbeitsmarktkrise eine fortschreitende „großräumige Polarisierung von Erwerbschancen" beobachten, wobei sich „regionale und soziale Folgen zu Lasten der ohnehin Benachteiligten potenzieren“

— Zugleich zeigt sich — Branchen-und regionübergreifend — nach wie vor eine starke Konzentration von Arbeitslosigkeitsrisiken bei bestimmten Arbeitskräftegruppen, die bei anhaltendem Arbeitskräfte-Überangebot in Millionenhöhe immer weniger Konkurrenz-chancen am Arbeitsmarkt besitzen: Hiervon besonders betroffen sind Arbeitskräfte ohne abgeschlossene Berufsausbildung; ihre Arbeitslosenquote lag 1983 mit 17, 4 vH — d. h. gut jede(r) sechste von ihnen war 1983 arbeitslos gemeldet — mehr als dreimal so hoch wie die Arbeitslosenquote von Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung (5, 6 vH), von denen „nur" jede(r) zwanzigste arbeitslos gemeldet war Insgesamt kommen 70 vH aller Arbeitslosen aus sozialen Gruppen mit überdurchschnittlicher Arbeitslosenquote, deren Anteil bei den beschäftigten Arbeitnehmern jedoch zusammengenommen nur 36 vH beträgt In allen diesen Gruppen kommt dem beruflichen Ausbildungsniveau eine Schlüsselrolle zur Erklärung ihrer überdurchschnittlichen Arbeitslosenquote zu Allerdings sagen diese — in der Arbeitsmarktdiskussion hinlänglich bekannten — Verteilungsmuster von Arbeitslosigkeit nichts über den Verlauf und die berufliche Bewältigung von Arbeitslosigkeit durch die Betroffenen aus. Betrachtet man Arbeitslosigkeit indes aus einer personenbezogenen Verlauf- sperspektive, so werden zugleich die im Zuge des Arbeitslosigkeitsprozesses wirksamen sozialen Selektionsmechanismen sichtbar, durch welche Arbeitslosigkeit und die Chancen ihrer berufsbiographischen Bewältigung gesellschaftlich ungleich verteilt werden:

1. Der Weg in die Arbeitslosigkeit

Am Ausgangspunkt des Arbeitslosigkeitsprozesses steht in den meisten Fällen der Verlust des Arbeitsplatzes oder — in zunehmendem Umfang — der verhinderte Neu-oder Wiedereintritt in das Beschäftigungssystem, wie etwa bei Berufsanfängern oder Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit unterbrochen haben. Dabei zeigt sich, daß sowohl der Arbeitsplatz-verlust wie auch der verhinderte Berufseintritt in der Regel an vorangegangenen Gefährdungen wie Ausbildungs-, Qualifikationsund Gesundheitsrisiken im Sinne einer Kumulation sozialer Risiken bei den Betroffenen anknüpfen. Arbeitslosigkeit trifft somit vorrangig diejenigen, die auch in anderer Hinsicht bereits soziale Benachteiligungen hinnehmen mußten; sie markiert vielfach nur den vorläufigen Endpunkt bereits früher einsetzender negativer Bildungs-und/oder Berufskarrieren.

Alles in allem erfolgen in der Bundesrepublik Deutschland allein in der Privatwirtschaft rd. zwei Millionen arbeitgeberseitige Entlassungen pro Jahr. In den Jahren 1979— 1982 hat mindestens jeder achte (12 vH) Arbeitnehmer einmal oder mehrmals erzwungenermaßen seinen Arbeitsplatz verloren. Allerdings sind Arbeitsplatzrisiken unter den Arbeitnehmern stark ungleich verteilt: Ein hohes Entlassungsrisiko weisen vor allem Arbeiter, jüngere Arbeitnehmer, weibliche Beschäftigte sowie Ausländer auf, und zwar verstärkt, wenn sie an ihrem Arbeitsplatz zuletzt als Un-oder Angelernte in niedrigen Positionen sowie an Arbeitsplätzen mit geringen, unspezifischen Qualifikationsanforderungen, aber hohen Arbeitsbelastungen beschäftigt waren. Beschäftigungsrisiken sind also nach wie vor stark schichtspezifisch strukturiert.

Vor allem aber trifft der unfreiwillige Arbeitsplatzverlust häufig Arbeitnehmer, die bereits in der Vergangenheit Arbeitslosigkeits-und Dequalifikationserfahrungen (z. B. einen Berufswechsel) in Kauf nehmen mußten und/oder noch nicht so lange im Betrieb beschäftigt sind, d. h. zur „Randbelegschaft''zählen. Demgegenüber haben Arbeitnehmer mit langjährigen, stabilen Beschäftigungsverhältnissen nur ein vergleichsweise geringes Arbeitsplatzrisiko: Je stabiler und kontinuierlicher der bisherige Berufsverlauf, desto geringer ist auch das Risiko, in Zukunft von Arbeitsplatzverlust und Arbeitslosigkeit betroffen zu sein.

Entgegen herkömmlichen Erklärungsmustern kommt hierbei der Beschäftigungsdauer im Betrieb größere Bedeutung zu als dem Qualifikationsniveau der ausgeübten Tätigkeit oder gar dem formellen Ausbildungsabschluß: Vor allem die enge Anbindung rechtlicher und kollektivvertraglicher Kündigungsschutzregelungen am Senioritätsprinzip sowie die in mehreren Untersuchungen festgestellte starke Stammbelegschaftsorientierung der betrieblichen Arbeitnehmervertretung — Kündigungen erst kurz im Betrieb beschäftigter Arbeitnehmer werden von Betriebsräten sehr viel häufiger unwidersprochen hingenommen — haben zur Folge, daß Arbeitskräfte mit geringer Beschäftigungsdauer im Betrieb mit hoher Wahrscheinlichkeit die ersten sind, die im Sinne des „last in/first out" -Prinzips wieder entlassen werden; sie erfüllen damit eine Art konjunktureller „Pufferfunktion", wodurch sich die relative Arbeitssicherheit der betrieblichen Stammbelegschaft erhöht

Darüber hinaus ist in den letzten Jahren jedoch vor allem der Anteil von Berufsanfängern bzw. Ausbildungsabsolventen und Personen, die ihre Erwerbstätigkeit unterbrochen hatten, bei den Neuzugängen in Arbeitslosigkeit kontinuierlich auf mittlerweile vH (d. h. knapp eine Million Personen) im Jahre 1984 erheblich angewachsen 28). Besonders stark ist die Zahl derer angestiegen, die sich im Anschluß an eine betriebliche Berufsausbildung arbeitslos melden: Bereits 1983 war mehr als jeder zehnte Auszubildende nach Ausbildungsabschluß zunächst einmal vorübergehend arbeitslos, — ein Anteil, der mit weiter zunehmenden Absolventenzahlen in den kommenden Jahren noch einmal kräftig ansteigen dürfte

Anhaltend hohe Arbeitslosigkeit manifestiert sich somit in wachsendem Umfang in Form verminderter Zugangschancen externer Ar-beitsplatzbewerber zum Beschäftigungssystem, wobei zugleich auch eine abgeschlossene Berufsausbildung ihre Schutzfunktion gegen Arbeitsmarktrisiken zunehmend einbüßt.

2. Wiedereingliederungschancen und Dauer der Arbeitslosigkeit

Mit fortgesetztem globalem Arbeitsplatzdefizit und der damit einhergehenden zunehmenden Verengung der Zutrittspforten zum Beschäftigungssystem haben sich die Wiedereingliederungschancen Arbeitsloser in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Hinzu kommt, daß sich die rund 2, 3 Millionen Arbeitslosen von heute bei insgesamt rückläufiger Gesamtbeschäftigung in einer sich zusehends verschärfenden Konkurrenzsituation mit dem auch in den kommenden Jahren in den Arbeitsmarkt drängenden Neuangebot an jungen, relativ gut qualifizierten Ausbildungsabsolventen befinden. Bereits heute steht fest, daß auch bei gleichbleibendem Beschäftigungsstand nur ein Teil des Neuangebots an Berufsanfängern in den Arbeitsmarkt reibungslos integriert werden wird Entsprechend beurteilten die Arbeitsvermittler in den Arbeitsämtern bereits 1981 bei mehr als jedem zweiten der insgesamt 3, 5 Millionen registrierten Neuzugänge in Arbeitslosigkeit die Vermittlungschancen von Anfang an als schlecht, wobei ihre „Prognosen“ außer bei den herkömmlichen „Problemgruppen" (gering qualifizierte, ältere und/oder gesundheitlich beeinträchtigte Arbeitslose) vor allem bei Jugendlichen unter 18 Jahre, ferner bei Berufsanfängern sowie bei Personen, die ihre Erwerbstätigkeit unterbrochen haben oder in der Vergangenheit schon einmal oder mehrmals arbeitslos waren, besonders ungünstig sind

Seither haben sich die Reintegrationschancen Arbeitsloser noch weiter verschlechtert, was sich vor allem an der seit Beginn der achtziger Jahre kontinuierlich gestiegenen Dauer der Arbeitslosigkeit ablesen läßt: Sie betrug 1981 durchschnittlich fünf, 1982 sechs, 1983 bereits über sieben Monate und erreichte 1984 mit rd. acht Monaten ihren bisherigen Höhepunkt. Besonders betroffen sind davon Personengruppen, die in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre noch relativ gute Vermittlungschancen hatten und nicht zu den herkömmlichen „Problemgruppen" des Arbeitsmarktes zählten: Jüngere Arbeitslose, darunter vor allem solche ohne Berufserfahrung, Arbeitslose ohne gesundheitliche Einschränkungen, Ausländer sowie neuerdings auch Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung, darunter in wachsendem Umfang auch Höherqualifizierte bis hin zu Hochschulabsolventen. Während Langfrist-Arbeitslosigkeit bis 1980 vorrangig ein Problem älterer und/oder gesundheitlich eingeschränkter Arbeitnehmer war, läßt sich mit steigendem Gesamtniveau der Arbeitslosigkeit zugleich eine zunehmende Gleichverteilung der Dauer der Arbeitslosigkeit unter den verschiedenen Gruppen Betroffener beobachten: Einmal arbeitslos geworden, fällt es unter den derzeit gegebenen Arbeitsmarktbedingungen auch jüngeren, gutqualifizierten Arbeitskräften immer schwerer, schon bald einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden Auch hierin kommt zum Ausdruck, daß mit anhaltendem globalem Arbeitsplatzdefizit in Millionenhöhe die Anpassungslast an die ungünstige Beschäftigungslage zunehmend in Form verminderter Zugangschancen ins Beschäftigungssystem auf externe Arbeitsplatzbewerber verlagert wird.

Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich mit zunehmendem Arbeitskräfte-überangebot zugleich auch die sozialen Ausleseprozesse vor allem bei der Neueinstellung von Arbeitskräften erheblich verschärft haben: Während bereits ab Mitte der siebziger Jahre trotz kaum veränderter Struktur der Arbeitsplätze die Anforderungen der Unternehmen an die Qualifikation und berufliche Leistungsfähigkeit von Stellenbewerbern deutlich heraufgesetzt wurden, läßt sich in letzter Zeit bei gegebenen hohen Qualifikationsanforderungen zusätzlich ein „steigender Selektionsaufwand hinsichtlich der kontinuierlichen Erwerbsbiographie von Bewerbern" feststellen. Besonders arbeitslos gemeldete Arbeitskräfte werden vor allem von expandierenden Unternehmen mit attraktiveren Arbeits-und Entlohnungsbedingungen sowie stabileren Beschäftigungsmöglichkeiten häufig von vornherein aus dem in Frage kommenden Bewerberkreis ausgeschlossen. Die in mehreren Studien nachgewiesene starke Voreingenommenheit gegenüber Arbeitslosen seitens vieler Arbeitgeber ebenso wie seitens der beschäftigten Arbeitnehmer und ihrer Interessenvertretung bewirken, daß der Status „Arbeitsloser" bei anhaltendem Bewerber-Überangebot selbst zum eigenständigen Ausgrenzungskriterium bei Stellenbesetzungen wird. „Arbeitslosen Stellenbewerbern schauen wir besonders auf die Finger" — so brachte dies bereits 1978 ein befragter Personalchef treffend auf einen Nenner

Auch das Verhalten der beschäftigten Arbeitnehmer in den Betrieben ist vorrangig auf die Absicherung des eigenen Beschäftigungsverhältnisses und auf die Abwehr konzessionsbereiter Arbeitsplatzkonkurrenten vom externen Arbeitsmarkt ausgerichtet: Vielen Beschäftigten erscheinen Arbeitslose „als Fremde, Asoziale, mit denen es keine Gemeinsamkeit und schon gar keine Solidarität gibt" Sogar in einer neueren Studie des gewerkschaftseigenen Forschungsinstituts WSI zur Wiedereingliederung Arbeitsloser wird eingeräumt, daß die „auf breiter Front geführte Diskussion um die angebliche . Arbeitsunwilligkeit'... an vielen Betriebsräten nicht vorbeigegangen (ist)". Weitgehend in Einklang mit den Unternehmensinteressen zielt das gemeinsame Interesse von Stammbelegschaft und ihrer Interessenvertretung auf eine weitgehende „Schließung" betriebsinterner Arbeitsmärkte gegenüber externen, vor allem arbeitslosen Stellenbewerbern ab, deren (Wieder-) Beschäftigungschancen sich damit zunehmend verringern

In steigendem Maße sind es nur noch unattraktive, vielfach bereits schrumpfende Betriebe, die bei Neueinstellungen überhaupt noch Arbeitslose berücksichtigen — nicht selten mit der Begründung, daß Arbeitslose „weniger Ansprüche stellen" als nicht-arbeitslose Bewerber. Die verschärfte Ausgrenzung Arbeitsloser bei Stellenbesetzungen zeigt sich ferner darin, daß dem Arbeitsamt mittlerweile überhaupt nur noch jede fünfte (1982: 21 vH; 1975: 40 vH) zu besetzende Stelle gemeldet wird: Die Arbeitskräfte-Rekrutierung erfolgt immer mehr „am Arbeitsamt vorbei", wobei vorrangig informelle Rekrutierungskanäle (innerbetriebliche Stellenausschreibungen; „Empfehlungen" von Betriebsangehörigen; betriebliche Vormerklisten), die der Mehrheit der Arbeitslosen situationsbedingt verschlossen sind, an Bedeutung hinzugewonnen haben

Sowohl die sich mit anhaltender Arbeitsmarktkrise zunehmend verengenden Zutritts-pforten zum Beschäftigungssystem wie auch die verschärfte Diskriminierung Arbeitsloser in der betrieblichen Rekrutierungspraxis haben zur Folge, daß eine rapide wachsende Zahl Betroffener mit kontinuierlich abnehmenden Wiederbeschäftigungschancen dauerhaft in Langfrist-Arbeitslosigkeit abgedrängt wird: So war von allen 1, 8 Millionen Arbeitslosen vom September 1982 jeder dritte genau ein Jahr später, im September 1983, immer noch ununterbrochen arbeitslos gemeldet — ein Anteil, der bei geringqualifizierten sowie über 40jährigen Arbeitslosen, besonders wenn sie noch weitere chancenmindernde Merkmale wie etwa gesundheitliche Beeinträchtigungen aufweisen, noch einmal deutlich höher liegt. Allerdings sind von Langfrist-Arbeitslosigkeit zunehmend auch Jugendliche betroffen: Mehr als jeder sechste der gut 550 000 unter 25jährigen Arbeitslosen vom September 1982 war ein Jahr später immer noch ohne Unterbrechung arbeitslos gemeldet Für die meisten Betroffenen bedeutet Langfrist-Arbeitslosigkeit einen Teufelskreis: Je länger die Arbeitslosigkeit bereits andauert, desto geringer sind die Chancen, überhaupt wieder eine neue Stelle zu finden, und um so länger dauert die Arbeitslosigkeit auch noch in Zukunft an; für jene Viertelmillion Personen, die derzeit bereits länger als zwei Jahre ununterbrochen arbeitslos gemeldet sind, gibt es unter den gegenwärtigen Arbeitsmarktbedingungen so gut wie keine Wiedereingliederungsaussichten mehr. 3. Berufliche Bewältigung von Arbeitslosigkeit Mit anhaltender Arbeitsmarktkrise wächst zugleich die Zahl derjenigen Betroffenen, denen im Anschluß an Arbeitslosigkeit keine stabile Reintegration in den Erwerbsprozeß mehr gelingt. So haben 1984 insgesamt nur zwei Drittel der Betroffenen nach der Arbeitslosigkeit wieder eine neue Beschäftigung aufgenommen; für jeden dritten war die Beendigung der Arbeitslosigkeit gleichzeitig mit einem vorübergehenden oder — in vielen Fällen — dem endgültigen Rückzug aus dem Erwerbsleben in die „Stille Reserve", in die Hausfrauenrolle oder in den vorzeitigen Ruhestand verbunden, und zwar um so häufiger, je länger die vorangegangene Arbeitslosigkeit gedauert hatte: Von den zuvor ein Jahr oder länger arbeitslos gewesenen gelang nicht einmal jedem zweiten nach der Arbeitslosigkeit die Rückkehr in den Erwerbsprozeß. Entsprechend markiert Arbeitslosigkeit vor allem für jene Personengruppen häufig eine erwerbsbiographische „Endstation", die auch eine überdurchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit aufweisen — das sind vor allem Frauen, geringqualifizierte, ältere und/oder gesundheitlich beeinträchtigte Arbeitnehmer sowie in besonderem Maße diejenigen unter ihnen, die gleich mehrere chancenmindernde Merkmale (z. B. ältere Arbeitnehmer ohne Berufsausbildung) besitzen

Aber auch für diejenigen zwei Drittel der Arbeitslosen, die nach der Arbeitslosigkeit wieder eine Beschäftigung aufnehmen, ist der neue Arbeitsplatz vielfach mit folgenreichen beruflichen Verschlechterungen verbunden: Nach Ergebnissen einer neueren Untersuchung im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums arbeitete gut die Hälfte der wieder eingegliederten Arbeitslosen nachher in einem anderen Berufsbereich als vorher, jeder dritte mußte eine weitgehende Entwertung beruflicher Kenntnisse und Fertigkeiten sowie jeder vierte einen beruflichen Abstieg in Kauf nehmen. Und auch hier zeigt sich eine starke Konzentration von beruflichen Verschlechterungen bei denjenigen ehemaligen Arbeitslosen, die bereits in anderer Hinsicht, etwa hinsichtlich der Dauer ihrer vorangegangenen Arbeitslosigkeit, benachteiligte Gruppen am Arbeitsmarkt darstellen.

Dabei gelingt es den Betroffenen in der Regel auch über Jahre hinaus nicht mehr, die bei der Wiedereingliederung zunächst hingenommenen beruflichen Verschlechterungen durch Requalifizierung, Wiederaufstieg oder Rückkehr in den erlernten Beruf wieder auszugleichen. Auch hierin macht sich bemerkbar, daß ehemaligen Arbeitslosen unter den gegenwärtigen Konkurrenzbedingungen am Arbeitsmarkt der Zutritt zu den besseren Beschäftigungspositionen im Betrieb vielfach verschlossen bleibt, und es sind in zunehmendem Maße nur noch die unattraktiven Unternehmen, in denen vor allem längerfristig Arbeitslose, wenn überhaupt, bei fortgesetztem Arbeitskräfte-Überangebot noch „unterzukommen" vermögen.

Für die erwerbsbiographische „Bewältigung" von Arbeitslosigkeit durch die Betroffenen ist jedoch noch bedeutsamer, inwieweit mit der Aufnahme einer neuen Beschäftigung im Anschluß an Arbeitslosigkeit auch eine stabile und dauerhafte Reintegration in den Erwerbsprozeß verbunden ist. Auch hier zeigen neuere Untersuchungsbefunde, daß bei einer wachsenden Zahl die Wiedereingliederung nur von kurzer Dauer ist: So sind von den Ende 1978 wiedereingegliederten Arbeitslosen des Jahres 1977 in den darauffolgenden drei Jahren (1979 — 1982) 38 vH mindestens einmal erneut arbeitslos geworden, mehr als'jeder zweite darunter (21 vH) sogar mehrmals.

Hierbei kommt den desintegrativen und destabilisierenden Auswirkungen der vorausgegangenen Arbeitslosigkeit auf den weiteren Berufsverlauf offensichtlich nicht geringe Bedeutung zu, denn unabhängig von personen-und arbeitsplatzbezogenen Merkmalen sind die wiedereingegliederten ehemaligen Arbeitslosen im Untersuchungszeitraum (1979 bis 1982) vier-bis fünfmal so häufig arbeitslos geworden wie die parallel befragten beschäftigten Arbeitnehmer ohne vorangegangene Arbeitslosigkeitserfahrungen

Und wiederum konzentrieren sich instabile Beschäftigungsverhältnisse nach der Arbeitslosigkeit bei jenen Personengruppen, die sowohl ein hohes Risiko, arbeitslos zu werden, eine tendenziell höhere Arbeitslosigkeitsdauer als auch häufiger berufliche Verschlechterungen bei der Wiedereingliederung aufweisen. Vorangegangene Arbeitslosigkeitserfahrungen, Dequalifikationsprozesse bei der Wiedereingliederung und erneute Arbeitslosigkeitsperioden werden einer wachsenden Zahl Arbeitsloser zum er-werbsbiographischen „Verhängnis": Mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit wächst die Gefahr, schon bald nach der Beendigung einer Arbeitslosigkeitsphase erneut arbeitslos zu werden; zugleich sinken mit zunehmender Häufigkeit der Arbeitslosigkeit die Arbeitsmarktchancen der Betroffenen immer weiter: „Wer nach einem Jahr immer noch oder schon wieder arbeitslos ist“ — so das Fazit der neuesten IAB-Untersuchung —, „droht in einen Strudel von Arbeitslosigkeit, kurzzeitiger oder wechselnder Berufstätigkeit, unterwertiger Beschäftigung und Abqualifizierung ohne Ende gezogen zu werden." Alles in allem mehren sich die Anzeichen, daß sich mit anhaltender Arbeitsmarktkrise neben der verstärkten Abdrängung in Langzeit-Arbeitslosigkeit und arbeitsmarktexterne „Alternativrollen" zugleich ein quantitativ nicht unbedeutsamer Nebenarbeitsmarkt hochgradig instabiler, kurzfristiger Beschäftigungsverhältnisse im Umfeld von Arbeitslo-sigkeit herausbildet: So ist der Anteil von vornherein nur befristet zu besetzender Arbeitsplätze allein bei den dem Arbeitsamt gemeldeten offenen Stellen in den letzten Jahren von 23 vH (1980) auf 37 vH (1984) angewachsen; umgekehrt mündeten Mitte 1984 nicht weniger als vH aller Arbeitsvermittlungen der Arbeitsämter in Beschäftigungen, deren Dauer von vornherein befristet war 44).

Vor dem Hintergrund wiederholter Verschärfungen der sogenannten Zumutbarkeitsklausel im Arbeitsförderungsgesetz (§ 119 AFG) dürften sich damit vor allem die Aussichten arbeitsloser Arbeitnehmer auf eine stabile Reintegration in den Erwerbsprozeß noch einmal deutlich verschlechtert haben. Nicht selten steht am Ende einer durch Arbeitslosigkeit initiierten „Karriere" instabiler Beschäftigungen und wiederholter Arbeitslosigkeit die dauerhafte Ausgliederung in Langfrist-Arbeitslosigkeit.

IV. Ungleichverteilung der Folgen anhaltender Massenarbeitslosigkeit: Finanzielle Absicherung und „neue Armut"

Die zunehmende Ungleichverteilung und Konzentration von Arbeitslosigkeit bei einer wachsenden Minderheit von Erwerbspersonen mit langanhaltenden und/oder mehrmaligen Arbeitslosigkeitsphasen hat zur Folge, daß sich auch die mit Arbeitslosigkeit verbundenen Belastungen und Deprivationen bei den Betroffenen kumulieren. Hinzukommt, daß sich die Lebenssituation Arbeitsloser u. a. aufgrund gesetzlicher Änderungen etwa im Bereich der Arbeitslosenversicherung im Vergleich zur Lebenssituation der beschäftigten Arbeitnehmer in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich verschlechtert hat. Nicht nur Arbeitslosigkeitsrisiken selbst, sondern auch die gesellschaftlichen Kosten anhaltender Massenarbeitslosigkeit sind zunehmend ungleich zu Lasten der unmittelbar Betroffenen verteilt. Schließlich bleibt zu berücksichtigten, daß von Arbeitslosigkeit ohnehin nach wie vor verstärkt solche Personengruppen betroffen sind, denen aufgrund biographisch vorangegangener Benachteiligungen (etwa in Form von Ausbildungsdefiziten oder fortgeschrittenem Gesundheitsverschleiß) sowie infolge ihrer gesamten sozialen Lebenssituation von vornherein nur in geringerem Umfang soziale, qualifikatorische und ökonomische Ressourcen zur Verfügung stehen, die eine individuelle Bewältigung der mit Arbeitslosigkeit verbundenen Belastungen ermöglichen oder zumindest erleichtern. Bereits in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre kamen Untersuchungen zu dem Ergebnis, daß Arbeitslosigkeit trotz des gegenüber der „Weltwirtschaftskrise" erheblich verbesserten „sozialen Netzes" für den Großteil der Betroffenen mit erheblichen finanziellen Belastungen und Einbußen verbunden ist: Die überwiegende Mehrheit (73 vH) war bereits damals gezwungen, persönliche Ausgaben einzuschränken, jede(r) zweite mußte infolge der Arbeitslosigkeit geplante Anschaffungen zurückstellen und jeweils eine substantielle Minderheit hat ihre Ersparnisse aufgebraucht (44 vH) oder ist mit laufenden Zahlungsverpflichtungen (Ratenzahlungen, Versicherungsbeiträge, Miete) in Schwierigkeiten ge-raten (35 vH) Wie eine 1978 durchgeführte Längsschnittuntersuchung ergab, ist die ungünstige finanzielle Situation vieler Arbeitsloser auf das Zusammenwirken mehrerer Faktoren zurückzuführen:

— Arbeitnehmer, die arbeitslos werden, kommen mehrheitlich aus den niedrigeren Verdienstgruppen und weisen bereits vor der Arbeitslosigkeit ein im Vergleich zu allen Beschäftigten unterdurchschnittliches Netto-Pro-Kopf-Einkommen auf, selbst wenn man das niedrigere Qualifikationsniveau und das niedrigere Durchschnittsalter von Arbeitslosen in Rechnung stellt;

— darüber hinaus wirken sich die im Arbeitsmarktgeschehen stattfindenden sozialen Selektionsprozesse dahingehend aus, daß die individuelle Arbeitslosigkeit um so länger dauert, je ungünstiger die finanzielle Ausgangssituation vor und zu Beginn der Arbeitslosigkeit ohnehin bereits war: Arbeitslose, die zu Beginn der Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich hohe finanzielle Belastungen zu erkennen gaben, waren rund ein Jahr später signifikant häufiger immer noch oder erneut arbeitslos als diejenigen mit günstigerer Ausgangslagesituation. Die Schlußfolgerung lautete bereits damals: „In Anbetracht der einseitigen Kumulation von Selektionseffekten bei der Entstehung und Beendigung von Arbeitslosigkeit sowie von Auswirkungen der Arbeitslosigkeit selbst muß ein System der sozialen Sicherung im Arbeitslosigkeitsfalle, welches seine Leistungen am Äquivalenzprinzip bemißt und zudem mit anhaltender Dauer der Arbeitslosigkeit das Leistungsniveau verringert, in zunehmendem Maße versagen."

Bereits im Jahre 1981 erreichte das verfügbare Haushaltseinkommen Erwerbsloser im Durchschnitt „nur gut 60 vH des Einkommens, das in Haushalten mit abhängig Erwerbstätigen zur Verfügung stand" Seither hat sich die finanzielle Absicherung und damit die materielle Lebenssituation der Betroffenen infolge wiederholter gesetzlicher Leistungskürzungen in der Arbeitslosenversicherung sowie infolge der gestiegenen Dauer und Häufigkeit der Arbeitslosigkeit noch einmal gravierend verschlechtert. Zur Konsolidierung des Haushalts der Bundesanstalt für Arbeit und zur Begrenzung der steigenden Bundeszuschüsse zur Arbeitslosenversicherung wurden im Zuge'der jährlichen „Sparoperationen" seit 1981 sukzessive — Überstundenzuschläge und alle sonstigen einmaligen oder wiederkehrenden Leistungen (Schichtzulagen, Weihnachtsgeld etc.) bei der Berechnung der Bemessungsgrundlage für das Arbeitslosengeld und die (Anschluß-) -Arbeitslosenhilfe ausgeklammert, wodurch sich das Leistungsniveau verringert hat (1981/82), — die Mindestanwartschaft zum Bezug von Arbeitslosengeld auf 360 Kalendertage verdoppelt, wodurch Personen mit weniger als einjähriger beitragspflichtiger Beschäftigung in den der Arbeitslos-Meldung vorausgegangenen drei Jahren vom Arbeitslosengeld-Bezug ausgeschlossen wurden (1981/82), — bei gleichbleibenden Anwartschaftsfristen die Dauer des Arbeitslosengeld-Anspruchs drastisch gekürzt, so daß eine zwölfmonatige Anwartschaftszeit nur noch einen viermonatigen Arbeitslosengeldanspruch begründet und es zur Höchstdauer des Arbeitslosengeld-Bezugs (12 Monate) einer mindestens 36-monatigen Anwartschaftszeit bedarf, wodurch sich in vielen Fällen der Prozeß der Aussteuerung in die niedriger bemessene und zudem „Bedürftigkeit" voraussetzende (Anschluß-) Arbeitslosenhilfe beschleunigt hat (1982/83), — für Kinderlose die Leistungssätze beim Arbeitslosengeld von 68 vH auf 63 vH und bei der Arbeitslosenhilfe von 58 vH auf 56 vH des letzten Nettoarbeitsentgelts herabgesetzt und das Arbeitslosengeld im Anschluß an die Berufsausbildung von 75 vH auf 50 vH des erwartbaren Einstiegs-Arbeitslohns reduziert (1983/84)

Damit drängen sich Parallelen zur Weimarer Republik auf, wo in den Jahren 1929 ff. bei rapide steigenden Arbeitslosenzahlen ebenfalls unter dem Vorwand der „MißbrauchsEindämmung" die Anwartschaftszeiten für die Arbeitslosenunterstützung verdoppelt (1929) und wiederholt das Leistungsniveau verringert (1930/31/32) sowie die Unterstützungsdauer (1931/32) gekürzt wurden Damals wie heute hatten die Sparmaßnahmen das paradoxe Ergebnis, daß die Arbeitslosenversicherung auf dem Höhepunkt der Arbeitsmarktkrise wieder Einnahmen-Überschüsse ausweist: Bei gleichzeitig gegenüber den Vorjahren rückläufigen Bundeszuschüssen erzielte die Bundesanstalt 1984 einen Haushaltsüberschuß in Höhe von knapp 3 Mrd. DM

Zusammen mit der dramatisch angestiegenen Dauer der Arbeitslosigkeit, dem zunehmenden Umfang der Mehrfacharbeitslosigkeit sowie der wachsenden Zahl von Personen ohne bisherige (beitragspflichtige) Berufstätigkeit unter den Arbeitslosen haben die skizzierten Leistungseinschränkungen zur Folge, daß sich in den vergangenen Jahren — der Anteil der Arbeitslosengeld-Bezieher unter den gemeldeten Arbeitslosen kontinuierlich von 58 vH (1976) auf mittlerweile 35 vH (September 1984) verringert hat;

— der Anteil der Arbeitslosen, die nur noch die niedrigere, Bedürftigkeit voraussetzende Arbeitslosenhilfe erhalten, von 14 vH (1980)

auf mehr als 27 vH (September 1984) erhöht hat;

— und der Anteil derjenigen Arbeitslosen, die beim Arbeitsamt gemeldet sind, jedoch keinerlei Leistungen (mehr) erhalten, auf mittlerweile 38 vH (September 1984) ange, wachsen ist

Während die Gründe für die wachsende Zahl von Arbeitslosenhilfe-Empfängern vor allem in der zunehmenden Zahl der Langfrist-sowie der Mehrfach-Arbeitslosen liegen, entfallen von denjenigen Arbeitslosen, die weder Arbeitslosengeld noch -hilfe beziehen, knapp zwei Drittel auf Personen, die die (erhöhten)

Anwartschaftszeiten nicht erfüllt haben, und nur ein Drittel auf Personen, die wegen fehlender Bedürftigkeit keine Leistungen mehr erhalten. Von der zunehmenden Aussteuerung aus dem Leistungsbezug besonders häufig betroffen sind entsprechend — arbeitslose Frauen, — Arbeitslose ohne bisherige Erwerbstätigkeit, darunter vor allem Jugendliche bzw. Berufsanfänger, sowie — Langfrist-Arbeitslose, von denen im September 1983 nicht weniger als 43 vH weder Arbeitslosengeld noch -hilfe erhielten, das sind zugleich diejenigen Gruppen, bei denen sich ein wachsender Teil der Gesamtarbeitslosigkeit konzentriert und kumuliert. Damit wird ein zunehmender Teil der mit anhaltender Massenarbeitslosigkeit verbundenen sozialen Kosten auf soziale Sicherungsträger abgewälzt, die von ihrer Konstruktion her nicht auf die , Abfederung" massenhaft auftretender sozialer Risiken ausgerichtet sind: So ist in den vergangenen Jahren die Zahl von Arbeitslosenhaushalten sprunghaft angewachsen, die auf laufende ffilfe zum Lebensunterhalt vom Sozialamt angewiesen sind: nach Auskunft des Deutschen Städtetages waren hiervon bereits 1983 — mit weiter ansteigender Tendenz — nicht weniger als 345 000 Arbeitslose betroffen, d. h. rund jeder sechste Arbeitslose im Jahresdurchschnitt. Nach Ergebnissen einer neueren Untersuchung des IAB haben 15 vH aller Personen, die sich im Herbst 1981 arbeitslos meldeten, in den darauffolgenden eineinhalb Jahren (bis Mitte 1983) zumindest zeitweise Sozialhilfe bezogen, bei den Langfrist-Arbeitslosen unter ihnen sogar jeder vierte

Zugleich zeigt sich jedoch, daß der Großteil der finanziellen Folgen von Arbeitslosigkeit von den unmittelbar Betroffenen selbst getragen werden muß: Jeder dritte Arbeitslose gab 1981 bereits kurz nach Beginn seiner Arbeitslosigkeit „sehr große finanzielle Schwierigkeiten zu erkennen" — ein Anteil, der sich bei den eineinhalb Jahre später immer noch oder erneut Arbeitslosen (das sind 40 vH all derer, die sich im Herbst 1981 arbeitslos meldeten) auf annähernd die Hälfte (45 vH) erhöht. Selbst „starke" Einschränkungen bei Grundbedürfnissen (Nahrungsmittel, Bekleidung u. ä.) reichen im Falle erneuter bzw. langanhaltender Arbeitslosigkeit nicht aus: 39 vH der Langfrist-Arbeitslosen sind infolge der Arbeitslosigkeit mit Zahlungsverpflichtungen in Verzug gekommen und mußten Schulden machen, von den Arbeitslosenhilfe-Empfängern unter ihnen sogar jeder zweite

Die hierin sichtbar werdende „neue Armut" einer von Jahr zu Jahr wachsenden Minder-heit dauerhaft aus dem Arbeitsmarkt Ausgegrenzter verdeutlicht zugleich, daß sich auch die gesellschaftliche Ungleichverteilung der sozialen Folgekosten anhaltender Arbeitslosigkeit zu Lasten der unmittelbar Betroffenen verschärft hat: Während die Haushalte beschäftigter Arbeitnehmer in den Jahren 1981 bis 1983 reale Einkommensverluste in Höhe von 3 vH hinnehmen mußten, sank das (1981 bereits nur 60 vH des Haushaltseinkommens Erwerbstätiger betragende) durchschnittliche Realeinkommen von Arbeitslosenhaushalten im selben Zeitraum noch einmal um mindestens 9 vH Die mit fortgesetzter Arbeitsmarktkrise zunehmende Spaltung des Arbeitsmarktes in „Betroffene" und „Nicht-Betroffene" findet ihre Entsprechung in einer zunehmenden Abkoppelung der Lebenssituation Arbeitsloser von der Lebenssituation der beschäftigten Mehrheit.

V. Ausblick: Auf dem Weg in die gespaltene „Zweidrittelgesellschaft"?

Insgesamt mehren sich die Anzeichen dafür, daß sich die Bundesrepublik Deutschland nach zehnjähriger Arbeitsmarktkrise und vor (mindestens) einem weiteren Jahrzehnt ohne Wiedererlangung der Vollbeschäftigung zunehmend auf dem Wege zu einer unsolidarischen „Zweidrittelgesellschaft" befindet: Einer vorrangig an der Absicherung ihrer eigenen Arbeitsplatzchancen interessierten Mehrheit mit nach wie vor mehr oder minder stabilen Beschäftigungsverhältnissen steht eine wachsende Minderheit gegenüber, die bei anhaltendem globalen Arbeitsplatzdefizit mit immer geringeren Chancen einer stabilen Reintegration in den Erwerbsprozeß dauerhaft in instabile Beschäftigungsverhältnisse, Lang-frist-Arbeitslosigkeit oder ganz vom Arbeitsmarkt abgedrängt wird. Zugleich werden die sozialen Folgekosten fortgesetzter Massenarbeitslosigkeit zunehmend auf diejenigen Personengruppen abgewälzt, die ohnehin bereits die Hauptlast der Arbeitsmarktkrise zu tragen haben: Wiederholte und/oder längerfristige Arbeitslosigkeitsphasen markieren für einen wachsenden Teil der Betroffenen . Stationen'in einer Karriere kontinuierlichen beruflichen Abstiegs, an dessen Ende vielfach nicht nur die endgültige Ausgliederung aus dem Erwerbsprozeß, sondern auch das Abgleiten in die , neue Armut'steht.

Die derzeit praktizierten politischen Reaktionsmuster auf die anhaltende Arbeitsmarkt-krise deuten zugleich darauf hin, daß mit fortgesetztem Arbeitsplatzdefizit in den kommenden Jahren eher eine weitere Verschärfung dieser Entwicklung in Richtung einer zunehmend , segmentierten Gesellschaft' zu erwarten ist:

— Wurden in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre zumindest Ansatzpunkte einer, wenn auch halbherzig betriebenen und zu kurzatmig dosierten arbeitsplatzschaffenden Beschäftigungspolitik seitens des Staates sichtbar, welche — vor allem in Gestalt des . Zukunftsinvestitionsprogramms — das Beschäftigungswachstum in den Jahren 1978 bis 1980 unterstützt hat, so läßt sich trotz steigender Arbeitslosenzahlen seit Anfang der achtziger Jahre ein schrittweiser Rückzug des Staates aus seiner beschäftigungspolitischen Verantwortung beobachten. Mit zunehmender Dominanz eines angebotsorientierten wirtschaftspolitischen Konzepts und verstärktem Konsolidierungskurs hat das im Stabilitäts-und Wachstumsgesetz festgeschriebene Ziel eines . hohen Beschäftigungsstandes'seine Gleichrangigkeit im Rahmen des wirtschaftspolitischen Zielkatalogs weitgehend eingebüßt. Bei rund 2, 3 Millionen Arbeitslosen stellt die Bundesregierung in ihrem Jahreswirtschaftsbericht 1984 fest: „Konjunkturpolitischer Handlungsbedarf besteht zur Zeit nicht. Vor allem wären staatliche Beschäftigunsprogramme nicht geeignet, die gegenwärtigen Beschäftigungsprobleme dauerhaft zu mildern."

Statt dessen erwartet sich die Bundesregierung mittelfristig positive Beschäftigungswirkungen von einer weiterhin zurückhaltenden Lohnpolitik der Tarifpartner sowie einer gleichzeitig verstärkten . Flexibilisierung'des Arbeitsmarktes durch Abbau vermeintlich beschäftigungshemmender arbeits-und sozial-rechtlicher Schutzvorschriften. So sieht das geplante . Beschäftigungsförderungsgesetz der Bundesregierung u. a. die arbeitsrechtliche Erleichterung des Abschlusses befristeter Arbeitsverträge mit Berufsanfängern und zuvor arbeitslos gemeldeten Arbeitnehmern, eine Ausdehnung der zulässigen Höchstdauer zur Beschäftigung von Leiharbeitnehmern sowie einen weiteren Abbau des ohnehin geringen Kündigungsschutzes von Beschäftigten in Kleinbetrieben vor. Während an den erhofften positiven Auswirkungen des neuen Gesetzes auf das Gesamtbeschäftigungsniveau erhebliche Zweifel angebracht sind sind seine strukturellen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt bereits absehbar: Eine arbeitsrechtliche Schlechterstellung gerade derjenigen Arbeitskräftegruppen, die unter den gegenwärtigen Arbeitsmarktbedingungen ohnehin bereits den höchsten Beschäftigungsrisiken ausgesetzt sind, das beschleunigte Anwachsen eines institutionell separaten , Nebenarbeitsmarktes'prekärer bzw. instabiler Beschäftigungsverhältnisse und damit eine Verstärkung der aufgezeigten Polarisierung von Beschäftigungs-und Erwerbschancen Auch Bundesarbeitsminister Blüms Rechtfertigung des Gesetzentwurfs — „besser befristet arbeiten als unbefristet arbeitslos sein" — läßt keinen großen Optimismus hinsichtlich der zu erwartenden Beschäftigungsentwicklung erkennen. Zugleich wurde die Möglichkeit einer mehr . solidarischen’ Arbeitsumverteilung zwischen Beschäftigten und Arbeitslosen durch eine gesetzliche Begrenzung der Mehrarbeit vertan, indem das neue Arbeitszeitgesetz der Bundesregierung nach wie vor Überstunden und Sonderschichten in großzügigem Umfang zuläßt.

— Bei weiter anhaltendem globalem Arbeitsplatzdefizit in Millionenhöhe und unter gleichzeitigem Verzicht auf eine nachfrage-orientierte Beschäftigungspolitik ist auch die Wirksamkeit des seit 1983 wieder verstärkten Einsatzes arbeitsmarktpolitischer Lnstrumente auf der Grundlage des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG) eher skeptisch zu beurteilen: Mit schwindenden Aussichten auf eine Verbesserung der Gesamtlage am Arbeitsmarkt dürften die ursprünglich als Instrument der Strukturanpassung konzipierten Maßnah57) men zur Fortbildung und Umschulung ebenso wie die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) für eine wachsende Zahl Arbeitsloser zu bloßen Aufbewahrungsmaßnahmen werden, durch welche die Arbeitslosenzahlen zwar symbolisch gesenkt werden (1984 um rd. 200 000 Personen), die beruflichen Wiedereingliederungschancen der Betroffenen sich jedoch bestenfalls in Einzelfällen verbessern dürften.

Entsprechend läßt sich in letzter Zeit verstärkt eine sozialpolitische Umdefinition des arbeitsmarktpolitischen Aufgabenkatalogs in der arbeitsmarktpolitischen Diskussion beobachten: Bei steigender und immer länger währender Arbeitslosigkeit rücke — so der ehemalige Vizepräsident der Bundesanstalt für Arbeit Minta — „der soziale Aspekt in der Aufgabenerledigung der Bundesanstalt stark in den Vordergrund: Besondere Hilfen und Dienstleistungen müssen die Arbeitslosigkeit erträglicher machen" Dies gilt in besonderem Maße für den 1983/1984 stark ausgeweiteten Bereich der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen: Abgesehen davon, daß bereits 1982 alle Arbeitslosen, die weder Arbeitslosengeld noch Arbeitslosenhilfe beziehen (d. h. vorrangig Berufsanfänger, Frauen und Langzeitarbeitslose), von der ABM-Förderung ausgeschlossen wurden, bedeutet ABM in den meisten Fällen nur eine befristete Unterbrechung der Arbeitslosigkeit. Nur ein verschwindender Teil (weniger als 7 vH) der ABM-Geförderten wird anschließend in eine Dauerbeschäftigung übernommen, die überwiegende Mehrheit ist danach erneut arbeitslos.

Mag ABM bei kurzfristig vorübergehendem Arbeitsplatzdefizit eine geeignete Überbrükkungsmöglichkeit und Alternative zur Finanzierung von Beschäftigungslosigkeit sein, so droht bei über Jahre andauerndem Arbeitsplatzdefizit in Millionenhöhe der quantitative Ausbau von ABM bei gleichzeitigem Stellen-abbau im Öffentlichen Dienst die gegenwärtigen Tendenzen einer dauerhaften Spaltung des Arbeitsmarktes in einen . primären'Bereich stabiler Dauerarbeitsverhältnisse und einen .sekundären'Bereich kurzfristiger Reservearbeitsplätze'noch einmal zu verfestigen -Die längerfristigen Gefahren der öffentlichen Schaffung eines sekundären Bereichs von . Ersatzbeschäftigungen'für Arbeitslose werden bereits heute in der rapiden Ausweitung eines zusätzlichen . dritten Arbeitsmarktes neben ABM sichtbar, in welchem eine wachsende Zahl arbeitsloser Sozialhilfeempfänger ohne tarifliche Entlohnung und ohne sozialen Sicherungsschutz zu kurzfristigen . gemeinnützigen Tätigkeiten (nach §§ 18— 19 Bundessozialhilfegesetz) zwangsverpflichtet wird: Nach Angaben der Sozialverwaltungen befanden sich zum Erhebungsstichtag 1983 — mit weiterhin deutlich steigender Tendenz — bundesweit bereits nicht weniger als 24 000 arbeitslose Sozialhilfeempfänger im . Arbeitseinsatz'

— Was schließlich die Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten durch Arbeitsumverteilung auf dem Wege von Arbeitszeitverkürzungen anbelangt, so sind auch die erwartbaren Beschäftigungseffekte der bislang in einigen Tarifbereichen vereinbarten Regelungen zur Verkürzung der Lebens-(Vorruhestandsregelungen) und Wochenarbeitszeit (38, 5 Stunden-Woche) eher zurückhaltend zu beurteilen: Anzunehmen ist, daß die soweit durchgesetzten Vereinbarungen aufgrund der in ihnen vorgesehenen betriebszentrierten Umsetzung (in Betriebsvereinbarungen) und der darin angelegten Wahrscheinlichkeit . betriebsegoistischer'

Lösungen eher zu einer Stabilisierung und Absicherung bestehender Beschäftigungsverhältnisse als zu zusätzlichen Neueinstellungen führen werden Die Wiedereingliederungschancen der Arbeitslosen dürften sich dadurch kaum nennenswert verbessern; bestenfalls kommt es zu einer vorübergehenden Ausweitung der Leiharbeit zur Überbrückung von Personalengpässen, wie sie von Zeitarbeitsfirmen bereits heute freudig antizipiert wird. Damit droht sich die zunehmende „Spaltung der Gesellschaft in einen beschäftigten und einen nicht-beschäftigten Teil" zunehmend in die Gewerkschaften selbst hineinzuverlängern, „wenn diese sich auch zukünftig — mehr schlecht als recht — auf Interessen der Beschäftigten konzentrieren und die der Arbeitslosen vernachlässigen"

Die eingangs gestellte Frage nach der gesellschaftlichen . Bewältigung der Arbeitsmarkt-krise'muß also nach wie vor mit einem Fragezeichen versehen stehenbleiben. Für die unmittelbar Betroffenen jedoch muß die Frage in einer rapide wachsenden Zahl von Fällen verneint werden.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.), Überlegungen zu einer vorausschauenden Arbeitsmarktpolitik, Nürnberg 1974, S. 31.

  2. PROGNOS-Report Nr. 5: Die Bundesrepublik Deutschland 1985, Basel 1973.

  3. Bundesanstalt für Arbeit (Anm. 1), S. 33.

  4. Siehe: R Schettkat, Die Beschäftigungsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum von 1970 bis 1977 — Ihre demographischen und ökonomischen Ursachen, in: Beiträge aus der Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (BeitrAB) 76, Nürnberg 1983.

  5. Siehe: Autorengemeinschaft, Der Arbeitsmarkt in der Bundesrepublik Deutschland 1983 und 1984 — insgesamt und regional, in: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt-und Berufsforschung, in: MittAB, (1983) 4, S. 325 ff.

  6. J. Blazejczak u. a., Längerfristige Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland, in: DIW-Wochenbericht, 51 (1984) 30.

  7. Siehe auch: W. Klauder, Arbeitsmarkttendenzen 1950— 2000, in: B. Rebe (Hrsg.), Arbeitslosigkeit — unser Schicksal?, Vechta 1984, S. 30ff.

  8. J. Berger/C. Offe, Die Zukunft des Arbeitsmarktes, in: G. Schmidt u. a. (Hrsg.), Materialien zur Industrie-Soziologie, Opladen 1982, S. 354.

  9. J. Bergmann u. a., Herrschaft, Klassenverhältnis und Schichtung, in: Th. W. Adorno (Hrsg.), Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft, Stuttgart 1969, S. 74.

  10. W. Bonss/R. G. Heinze, Arbeit — Lohnarbeit — ohne Arbeit: Zur Soziologie der Arbeitslosigkeit, in: dies. (Hrsg.), Arbeitslosigkeit in der Arbeitsgesellschaft, Frankfurt/M. 1984, S. 39.

  11. Siehe: C. Offe/K. Hinrichs, Sozioökonomie des Arbeitsmarktes: Primäres und sekundäres Macht-gefälle, in: C. Offe, Arbeitsgesellschaft, Frankfurt/M. 1984, S. 45 ff.

  12. Siehe: P. Glotz, Die Arbeit der Zuspitzung, Berlin 1984, S. 168.

  13. Siehe Chr. F. Büchtemann, Der Arbeitslosigkeitsprozeß:

  14. W. Karr, Anmerkungen zur Arbeitslosigkeit in der nunmehr zehnjährigen Beschäftigungskrise, in: MittAB (1983) 3, S. 276 ff.

  15. Siehe Chr. F. Büchtemann (Amu. 13).

  16. Ebd., S. 94ff.

  17. Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.), Bewegungsanalyse der Arbeitslosen und offenen Stellen, Mai/Juni 1984, Nürnberg 1984; dies., Strukturanalyse der Bestände an Arbeitslosen und offenen Stellen Ende September 1984, Nürnberg 1985.

  18. Siehe: C. Brinkmann/K. Schober, Methoden und erste Ergebnisse aus der neuen Verlaufsuntersuchung des LAB bei Arbeitslosen, in: MittAB, (1982) 4, S. 419.

  19. Siehe W. Karr (Anm. 14).

  20. J. Berger, Die Wiederkehr der Vollbeschäftigungslücke, in: J. Matthes (Hrsg.), Krise der Arbeitsgesellschaft, Frankfurt/M. 1983, S. 318.

  21. Siehe: U. Brasche/C. F. Büchtemann/W. Jeschek/W. Müller, Auswirkungen des Strukturwandels auf den Arbeitsmarkt, Anforderungen des Strukturwandels an das Beschäftigungssystem, Strukturberichterstattung 1983, Berlin 1984, S. 152 ff.

  22. Siehe: G. Apfelthaler/U. Cramer, Regionale Arbeitsmarktstrukturen 1981, in: Materialien aus der Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (MatAB), (1982) 2.

  23. P. Hurler, Regionale Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland, BeitrAB 84, Nürnberg 1984, S. 5, 8.

  24. Siehe: M. Tessaring, Arbeitslosigkeit und Ausbildung 1973— 1983, IAB-Kurzbericht vom 16. 2. 1984.

  25. Siehe: U. Cramer, Konzentration der Arbeitslosigkeit in differenzierten sozialen Gruppen, IAB-Kurzbericht vom 31. 3. 1983.

  26. U. Cramer, Multivariate Analyse von Arbeitslosenquoten, in: MittAB, (1984) 3, S. 330ff.

  27. Siehe: Chr. F. Büchtemann (Anm. 13), S. 71 ff.

  28. Siehe: Bundesanstalt für Arbeit (Anm. 17).

  29. Siehe: P. Kloas, Arbeitslosigkeit nach Abschluß der betrieblichen Ausbildung — Ergebnisse einer Vorstudie, Berlin 1984; K. Parmentier, Welche Brücke trägt noch? über den Zusammenhang zwischen Bildungs-und Beschäftigungssystem, Mat-AB, (1984) 5.

  30. Siehe: U. Brasche, Strukturwandel am Arbeitsmarkt: Analyse und Vorausschau, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 45/84.

  31. Siehe: C. Brinkmann/K. Schober (Anm. 18), S. 44 lf.

  32. Siehe: Chr. F. Büchtemann (Anm. 13), S. 97.

  33. H. -W. Hohn/P. Windolf, Selektion und Qualifikation — Die betriebliche Personalauswahl in der Krise, Berlin 1982, S. 73.

  34. Siehe: Chr. F. Büchtemann (Anm. 13).

  35. R. Zoll (Hrsg.), Die Arbeitslosen — die könnt'ich alle erschießen: Arbeiter in der Wirtschaftskrise, Köln 1984, S. 130.

  36. G. Bosch u. a., Arbeitsmarktpolitik und gewerkschaftliche Interessenvertretung, Düsseldorf 1983, S. 155.

  37. Siehe: H. W. Hohn, Interne Arbeitsmärkte und betriebliche Mitbestimmung: Tendenzen der . sozialen Schließung’ im dualen System der Interessenvertretung, Berlin 1983.

  38. Siehe: Chr. F. Büchtemann, Massenarbeitslosigkeit und „aktive Arbeitsmarktpolitik", in: WSI-Mitteilungen, 37 (1984) 10, S. 592.

  39. Eigene Berechnungen nach: Amtliche Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit (1984) 3, S. 348 ff.

  40. Siehe: H. Rudolph/G. Apfelthaler, Zielgruppen-orientierter Einsatz von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, IAB-Kurzbericht vom 14. 11. 1984.

  41. Siehe: Chr. F. Büchtemann, Die Bewältigung von Arbeitslosigkeit im zeitlichen Verlauf: Repräsentative Längsschnittuntersuchung bei Arbeitslosen und Beschäftigten 1978— 1982, Bonn 1983, S. 70ff.

  42. Siehe: Chr. F. Büchtemann/B. v. Rosenbladt, Kumulative Arbeitslosigkeit, in: MittAB, (1983) 3, S. 262 ff.

  43. C. Brinkmann, Verbleib und Vermittlungsprobleme von Arbeitslosen, MatAB, (1983) 5, S. 1.

  44. Siehe: Chr. F. Büchtemann, Zusätzliche Beschäftigung durch befristete Arbeitsverträge?, in: Wirtschaftsdienst, (1984) 11, S. 27.

  45. Siehe: C. Brinkmann, Finanzielle und Psychosoziale Belastungen durch Arbeitslosigkeit, in: Mitt-AB, (1976) 4, S. 397 ff.

  46. Siehe: Chr. F. Büchtemann/B. v. Rosenbladt, Arbeitslose 1978: Die Situation in der Arbeitslosigkeit, in: MittAB, (1981) 1, S. 27..

  47. Siehe: Die Einkommenssituation von Erwerbslosen 1981/82, in: ANBA (1983) 2, S. 73 ff.

  48. Siehe die „Chronik" des Sozialabbaus in der Arbeitslosenversicherung bei: W. Balsen u. a., Die neue Armut: Ausgrenzung von Arbeitslosen aus der Arbeitslosenunterstützung, Köln 1984, S. 29 ff..

  49. Siehe: W. Adamy/J. Steffen, „Arbeitsmarktpolitik" in der Depression 1927— 1933, in: MittAB, (1982) 3, S. 276 ff..

  50. Siehe: G. Bosch, Arbeitsmarktpolitik ohne Arbeitslose — Zur Entwicklung der Überschüsse bei der Bundesanstalt für Arbeit, in: WSI-Mitteilungen, 37 (1984) 10, S. 576 ff..

  51. Siehe: W. Balsen u. a. (Anm. 48).

  52. Persönliche Mitteilung an den Verfasser.

  53. C. Brinkmann, Die individuellen Folgen langfristiger Arbeitslosigkeit. Ergebnisse einer repräsentativen Längsschnittuntersuchung, in: MittAB, (1984) 4.

  54. Ebd.

  55. Siehe K. -D. Bedau u. a., Gedrückte Realeinkommen dämpfen private Sparneigung, DIW-Wochenbericht, 51 (1984) 31.

  56. Jahreswirtschaftsbericht 1984 der Bundesregierung, BT-Drucksache 10/952, S. 11.

  57. Siehe: G. Bosch/H. Seifert, Das geplante Beschäftigungsförderungsgesetz — ein arbeitsmarkt-politisches Notstandsgesetz, in: WSI-Mitteilungen, 37 (1984) 10, S. 581 ff.

  58. Siehe: Chr. F. Büchtemann (Anm. 44), S. 542 ff.

  59. „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert" — Streitgespräch zwischen Anke Fuchs und Norbert Blüm, in: DIE ZEIT vom 3. 10. 1984, S. 3/4.

  60. H. Minta, Die Arbeitslosen müssen beruflich „fit" bleiben, in: Handelsblatt vom 10. /11. 2. 1983.

  61. Siehe Chr. F. Büchtemann (Anm. 38), S. 593ff.

  62. Siehe: Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik, Hilfe zur Arbeit nach §§ 18 ff. BSHG, Köln 1984.

  63. Siehe: E. Ott, Flexibilisierung der Arbeitszeit und gewerkschaftliche Alternativen nach der Tarif-runde 1984, in: Soziale Sicherheit, (1984) 11, S. 351 ff.

  64. O. Jacobi, Wirtschaftskrise, Modernisierung und Gewerkschaftspolitik, in: ders. u. a., Nicht vor — nicht zurück? Kritisches Gewerkschaftsjahrbuch 1982/83, Berlin 1982, S. 74.

Weitere Inhalte

Christoph F. Büchtemann, Dr. phil., geb. 1953; Studium der Politischen Wissenschaften, Soziologie und Neueren Geschichte; 1979— 1983 wissenschaftlicher Projektleiter bei der Infratest Sozialforschung GmbH, München, Abt. Bildungs-und Arbeitsmarktforschung; seit 1983 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Zahlreiche Veröffentlichungen zu den Themen Arbeitsmarkt, Arbeitslosigkeit, Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik sowie neue Technologien.