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Technikfreundlich? -Technikfeindlich?. Empirische Ergebnisse im nationalen und internationalen Vergleich | APuZ 48/1986 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 48/1986 Die Ausgangslage für die Bundestagswahl am 25. Januar 1987 Grunddaten zum politischen Verhalten älterer Menschen Technikfreundlich? -Technikfeindlich?. Empirische Ergebnisse im nationalen und internationalen Vergleich

Technikfreundlich? -Technikfeindlich?. Empirische Ergebnisse im nationalen und internationalen Vergleich

Dieter Jaufmann/Ernst Kistler

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Zusammenfassung

In der Bundesrepublik Deutschland — und ähnlich auch in anderen Ländern — wurde und wird in Politik und Medien beklagt, das eigene Land verliere an Zukunftschancen und internationaler Wettbewerbsfähigkeit, da eine spezifische Technikfeindlichkeit um sich greife. Insbesondere der Jugend sagt man immer noch eine derartige Einstellung nach, obwohl von verschiedener Seite seit ca. 1982/83 ein Wandel des Meinungsklimas festgestellt wird. Der Beitrag zeigt anhand beispielhafter Bereiche (Einstellung zur Technik generell, zu den Arbeitsplatzeffekten der technischen Entwicklung und zur Gentechnologie), daß im nationalen Zeitreihenvergleich zwischen verschiedenen Meinungsforschungsinstituten und in der internationalen Gegenüberstellung von Umfragedaten kein Beleg für eine besondere Technikfeindlichkeit der Deutschen zu finden war und ist. Dabei wird jenseits einiger feststellbarer Widersprüche zwischen den Ergebnissen aus verschiedenen Umfragen deutlich, daß eine Differenzierung gerade nach einzelnen Bereichen von „Technik“ und nach z. B. soziodemographischen Einflußfaktoren nötig ist. Die unterschiedlichen Frageformulierungen in verschiedenen Umfragen einerseits und die durch spektakuläre Ereignisse im Zusammenhang mit technischen Entwicklungen oder Veränderungen in anderen Umfeldbedingungen ausgehenden Einflüsse auf Einstellungsdaten verbieten das häufig geübte Herausgreifen nur einzelner Indikatoren/Umfragen, gerade auch in internationalen Vergleichsstudien. So zeigt sich nicht nur, daß auf der Ebene von global bilanzierenden Urteilen über „Technik“ und „Wissenschaft“ keine deutsche Sondersituation besteht, sondern daß dies auch in speziellen Bereichen von technischen Entwicklungen feststellbar ist. Die Angst der Deutschen vor den arbeitsplatz-vernichtenden Effekten von Technik/Automatisierung/Computern ist zwar groß und stieg in den letzten Jahren noch an. Diese Tatsache ist aber über verschiedene internationale und jeweils nationale Umfrageergebnisse hinweg betrachtet nicht atypisch. Ein direkter Zusammenhang mit objektiven Gegebenheiten (z. B. Entwicklung der Arbeitslosigkeit) ist anzunehmen. Auch bezüglich der Entwicklung der Gentechnologie ist keine deutsche Sondersituation gegeben. Die Informiertheit der Bevölkerung über die technischen Entwicklungen in diesem Bereich von Wissenschaft und angewandter Forschung läßt sicher überall zu wünschen übrig. Hier wie in anderen Industrieländern gibt es aber auch große Mehrheiten, die gezielt Grenzen für die „Freiheit der Forschung“ bei bestimmten Anwendungen (z. B. heterologe Reagenzglasbefruchtung, Eingriffe in menschliche und tierische Keimbahnen) sehen und auch gezogen haben wollen. Die Durchsetzung von technischen Innovationen hängt — so scheint es — nicht nur auf dem „Markt“ (auch) von der Reaktion der Bevölkerung ab. Umgekehrt sind bei der Definition der „Grenzen von Forschung und Technik“ — zumindest in einer Demokratie — der Wille und die Einstellungen der Bürger keine ignorierbare Größe.

Derfolgende Beitrag entstand im Zusammenhang mit einer Untersuchung für den Bundesminister für Forschung und Technologie zum Thema „Einstellungen derjüngeren Generationen zum technischen Fortschritt — Wandel und Stabilität im Zeitablauf und im internationalen Vergleich“. Einige Passagen sind dem Zwischenbericht zur Phase A entnommen. Fürkritische und fruchtbare Diskussionen und Anregungen bedanken wir uns bei Herrn Prof. Dr. Martin Pfaffund Herrn Franz Kilzer. Bezüglich einiger angeführter Daten bedanken wir uns ferner beim Zentralarchiv für empirische Sozialforschung, Köln, und den verschiedenen Umfrageinstituten.

I. Gängige Argumente zur Notwendigkeit einer „Technikfreundlichkeit“

Abbildung 1: Technik: Eher ein Segen — eher ein Fluch? Quellen: INIFES, eigene Zusammenstellung nach: Für 1966— 1981: Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden Württemberg, Presse-und Öffentlichkeitsreferat (Hrsg.), Institut für Demoskopie Allensbach (Durchführung), Kritik an der Technik und die Zükunft einer Industrienation, Villingen-Schwenningen 1982, S. 99. 8 Für 1984: Institut für Demoskopie Allensbach, Technikakzeptanz. Eine Sekundäranalyse im Auftrag des Bundesministers für Forschung und Technologie, Allensbach 1985, Anhangtabelle A 7.

Die Einstellung der Bürger zum technischen Fortschritt und zur Technik ist unzweifelhaft eine für die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft entscheidende Frage. Dies gilt sowohl für die Entwicklungs-und Schwellenländer als auch für hochindustrialisierte Nationen. Gleichgültig, ob bei vielfach vom Staat wesentlich mitgetragenen sogenannten Großtechnologien oder bei der Technik im Alltag: Technik oder technischer Fortschritt aus der Sicht der sie unmittelbar Erlebenden, Anwendenden und/oder der von ihr Betroffenen ist neben innovativem und inventionsgeneigtem Denken und Handeln von Unternehmen und Staat ein zentraler Faktor. Deshalb war die Diskussion um eine behauptete, angenommene bzw. belegte zunehmende „Technikfeindlichkeit“ der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland gegen Ende der siebziger Jahre auch so heftig.

Tabelle 4: Einstellungen zur Gentechnologie*) im europäischen Vergleich 1978 (Angaben in v. H.) Quelle: Eigene Berechnungen nach: Eurobarometer 10 A.

Mittlerweile hat sich die Diskussion etwas gewandelt. Es wird häufig nicht mehr negativ — im Sinne einer angeblichen „Verweigerung“ der Bevölkerung gegenüber Technik und technischem Fortschritt — argumentiert, sondern eher mahnend, positiv aufmerksammachend und verstärkend im Sinne von: Wenn nicht, dann seht doch die Konsequenzen! Belege hierfür finden sich zuhauf. Hier nur einige Beispiele, die sich auf die Bundesrepublik beziehen:

Tabelle 5: Die „Grenzen“ der Gentechnologie aus der Sicht der Bevölkerung *) 1985 (Angaben in v. H.) Quelle: Infratest Sozialforschung, Einstellungen zu Forschung und Technik, Welle 1, November 1985, München 1985, S. 27.

— „Das , Nein-Danke-Verhalten* gegenüber modernen Technologien verhindert weltweit jedoch keineswegs deren Einsatz. Es wirkt sich dagegen nachteilig auf die Wettbewerbschancen der deutschen Wirtschaft und damit auf das Wirtschaftswachstum allgemein aus. In alle Bereiche, in die wirtschaftlichen und die privaten, werden in naher Zukunft die modernen Technologien eindringen.“

Tabelle 6: Einstellung zur Gentechnologie*) 1984 (Angaben in v. H.) Quelle: H. Becker, Bürger in der modernen Informalionsgesellschaft. Einstellungen zu Technik und zum Datenschutz, in: Hessische Staatskanzlei (Hrsg.), Informationsgesellschaft oder Überwachungsstaat, Gutachten, Wiesbaden 1984, S. 380.

— „Die Besetzung dieses Themas (Ziele und Maßstäbe wissenschaftlich-technischer Entwicklung; Anm. d. Verf.) und die Formulierung der Antwort Ideologen zu überlassen, die heute Flucht oder gar Ausstieg fordern, wäre für die Politik, aber nicht nur für den Politiker, sondern für jeden bewußt lebenden Staatsbürger verantwortungslos. Und es wäre ganz gewiß für die Wissenschaft katastrophal. Dadurch geriete zuerst die Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft in Gefahr, dann der soziale Frieden und endlich auch die außenpolitische Handlungsfähigkeit, und damit auch die Chance, einen Beitrag zum Frieden zu leisten.“

— „Jeder Versuch, die Entwicklung der Technik bei uns zu verlangsamen oder einseitig nach Zielen auszurichten, die die internationale Entwicklung negieren, würde zu sinkendem Wohlstand und zu einer verminderten sozialen Absicherung der Bevölkerung führen. Die Bundesrepublik hat nur dann Zukunftschancen, wenn sie die in neuen Technologien liegenden Möglichkeiten erkennt, deren Herausforderung offensiv aufgreift und sich im internationalen Wettbewerb mit Spitzenleistungen behaupten kann.“

— „Auf technischen Fortschritt zu verzichten oder ihn zu verleugnen, heißt aber, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu verspielen. Sie wäre nur über niedrigere Löhne zurückzugewinnen — oder es entstünde Arbeitslosigkeit. Denn es wäre falsch, anzunehmen, die Möglichkeit technischer Fortschritte schalte gleichzeitig ihre Risiken aus.“

Daß die Einstellung der Bevölkerung zur Technik, Wissenschaft und zum technischen Fortschritt nicht nur ein bundesrepublikanisches Thema ist, zeigt die internationale Perspektive: — So wird beispielsweise in den USA beklagt und gewarnt: „Die Abnahme im Interesse an und der Beschäftigung mit Wissenschaft bei den Studenten in den USA sollte die Politiker und auch die Pädagogen stark beunruhigen.“ Geeignete Strategien für die Schaffung eines positiveren Meinungsklimas werden als notwendig erachtet: „Die Entwicklung einer effektiven Kommunikationsstrategie, die bei den Eliten ansetzt und sich hin auf die interessierte Öffentlichkeit bewegt, eröffnet die beste Möglichkeit, Wissenschaft und Technik weiterzuentwickeln und die Bedürfnisse der amerikanischen Bevölkerung zu befriedigen.“ Und bezogen auf die — möglicherweise — unterschiedlichen „Technikbilder“ merkt Kenneth Boulding an: „Die Wissenschaftler sollten sich bezüglich der verschiedenen Images von Wissenschaft, die außerhalb ihrer Gruppe, aber auch innerhalb, verbreitet sind, in hohem Maße interessieren. Dies vor allem, da die Möglichkeit nachteiliger Veränderungen in diesen Einstellungen sehr groß ist und es unklug wäre, diese zu ignorieren ... Es ist vollständig konsistent mit der Ethik der , scientific community", Illusionen darüber zu zerstreuen.“

— In Großbritannien sind die entsprechenden Aussagen etwas abgeklärter formuliert: „Wissenschaft und Technik spielen in den meisten Bereichen unseres täglichen Lebens, sowohl zu Hause als auch in der Arbeit, eine dominante Rolle. Unsere Industrie und damit die Wohlfahrt unseres Landes hängen davon ab. Nahezu alle Politikentscheidungen haben wissenschaftliche oder technologische Implikationen. Deshalb benötigt jeder einige Grundkenntnisse von Wissenschaft, ihren Anwendungsbereichen und ihren Begrenzungen.“

— Auch das bei uns häufig als industrielles Musterland gepriesene Japan bleibt von dieser Diskussion nicht verschont. Seit einigen Jahren entwickelt sich das Bewußsein für negative Folgen verschiedener Technologien stärker und ein erstaunlicher Zukunftspessimismus hat sich herausgebildet

II. Die Problemfragen im Detail

Abbildung 2: Generelle Beurteilung des technischen Fortschritts (Angabe in v. H.) Quellen: INIFES, eigene Zusammenstellung nach: Für 1980: EMNID-Institut, Zukunftserwartungen und Zukunftsverhalten 1980 — Oktober, Bielefeld 1980, Tab. 62, n = 1103. Für 1981: EMNID-Institut, Zukunftserwartungen und Zukunftsverhalten 1981 — Oktober, Bielefeld 1981, Tab. 62, n = 1009. Für 1983: EMNID-Institut, Zukunftserwartungen und Zukunftsverhalten 1983, Bielefeld 1983, Tab. 62, n = 1006. Für 1985: EMNID-Institut, Zukunftserwartungen und Zukunftsverhalten 1985, Bielefeld 1985, Tab. 62, n = 1020. Für 1986: EMNID-Institut, Einschaltung in die Befragung vom 26. 6. — 7. 7. 1986, Tab. 2, n = 998.

1. Technikakzeptanz — ein vielschichtiger Begriff Technik und technischer Fortschritt sind unstrittig komplexe Phänomene. Die Einstellungen hierzu differieren mit großer Wahrscheinlichkeit je nach einzelnen Technikbereichen oder in bezug auf ganz konkrete technische Geräte. Man kann infolgedessen „... kein einfaches Bild von Technikfeindlichkeit oder Technikfreundlichkeit zeichnen. Denn beides existiert ja vermischt“ Und: „Es gehört gerade zu der charakteristischen Beschaffenheit dieses Feldes bei Einstellungen zur Technik, daß sie widerspruchsvoll sind“

Offenkundig ist, daß sich bei den Befragten einer demoskopischen Untersuchung Einstellungen und Wissen zu — aber auch Erfahrungen mit — einzelnen Facetten und Bereichen des Phänomens Technik/technische Entwicklungen überlappen und wechselseitige Beeinflussungen stattfinden. Diese können sowohl positiver wie auch negativer Art sein, auch Widersprüchlichkeiten sind nicht auszuschließen. Zu beachten sind weiterhin die verschiedensten Aspekte der Einstellungen zu Technik und technischem Fortschritt: Neben der Dimension des Interesses sind ferner Erfahrungen, Akzeptanz und Faszination feststellbar. Technikakzeptanz — zumal geäußerter Natur — ist also gerade kein eindimensionaler Indikator, der die Einstellung zu Technik und technischem Fortschritt im Positiven über alle Bereiche hinweg in der Spannbreite von wohlmeinender Duldung bis hin zu positiver Bejahung und Unterstützung mißt. 2. Spezifische Technikfeindlichkeit der Bundesdeutschen?

Im Hinblick auf die praktische Relevanz von bundesrepublikanischen und international vergleichenden Untersuchungen zu Technikeinstellungen ist festzuhalten, daß der Bundesrepublik Deutschland von unterschiedlichster Seite eine Sonderstellung zugemessen wird Dies gilt insbesondere für die Einstellung der Bundesdeutschen zur Erwerbsarbeit und dem damit in Zusammenhang stehenden technischen Fortschritt. Wenngleich die Diagnosen einer sinkenden Arbeitsfreude und -moral weitgehend identisch sind, so sind doch die Erklärungsansätze sehr unterschiedlich und kontrovers. Sie reichen vom „Zerfall der Protestantischen Ethik“ über die Massenmedien und den Wertewandel bis hin zu den konkreten Bedingungen, unter denen diese Arbeit geleistet wird. Sicher ist jedenfalls, daß technologische Invention und Innovation sowie die Einstellungen zu diesen Themenkomplexen beispielsweise die Arbeitszufriedenheit in starkem Ausmaße mitbeeinflussen — aber dies gilt wohl für alle Länder

Eine besondere Bedeutung wird bei der Diskussion um die Einstellungen zur Technik und zum technischen Fortschritt dabei der Jugend und den jüngeren Generationen allgemein zugemessen. Dies zeigt(e) sich auch bei der Debatte dieses Themas in der bundesdeutschen Öffentlichkeit, wobei die Äußerung: „Die Zukunft unseres Landes beruht auf Jugend und sie beruht auf Technik“ geradezu exemplarischen Charakter hat. Die Betrachtung von „Jugend als Träger des Fortschritts und der Zukunft“ und die Angst vor deren „Ausstieg“ ist sicherlich als bedeutende Hintergrund-variable der Technikdebatte zu beachten. 3. Der politisch-praktische Hintergrund „Seit den siebziger Jahren wurden die neuen Technologien in immer stärkerem Umfang durch ihre zunehmend umfassende Durchdringung und Unabänderlichkeit, ihr wachsendes Potential für Katastrophen charakterisiert.“ Die siebziger Jahre markieren denn auch genau den Zeitraum, in dem die Debatte über die Einstellung der Bevölkerung zur Technik, die spezifische Technik-feindlichkeit der Jugend und die Sonderrolle der Bundesrepublik begann. Verbunden war dies seitens der Bevölkerung mit einer abnehmenden zugeordneten Problemlösungsfähigkeit von als zuständig erachteten gesellschaftlichen Institutionen und Eliten.

„Die Technik“ wurde für viele etwas Fremdes, Anonymes, das bedrohliche Dimensionen enthielt. So wurde z. B. die Einführung und Anwendung neuer Informations-und Kommunikationstechniken verstärkt unter den Aspekten Arbeitsplatzeinsparungen, steigende Belastungen für Arbeitnehmer und Überwachungsstaat gesehen.

Ausbildungsprofile verloren im Zuge rapider technischer Entwicklungen ihre Bedeutung bzw. wurden diffus; permanente Weiterbildung und -qualifikation wurde gefordert. Interessant ist hierzu auch der aus mehreren Quellen aufscheinende Hinweis, daß sich in Japan Gewerkschaften darum bemühen, bei bevorstehender Einführung neuer Techniken allen betroffenen Arbeitnehmern, d. h. inklusive der später in andere Bereiche umzusetzenden oder evtl, auch zu entlassenden Beschäftigten, eine entsprechende Weiterbildung zukommen zu lassen

III. Die „alte“ und die „neue“ Technikfeindlichkeitsdebatte — Empirische Belege auf der Basis von Bilanzurteilen

Abbildung 3: „Glauben Sie, daß der Wissenschaftliche Fortschritt auf lange Sicht den Menschen helfen oder schaden wird?“ (Angaben in v. H.) Quelle: INIFES, eigene Darstellung auf der Basis der internationalen Wertestudie.

Wollte man diesen Abschnitt unseres Beitrages sehr kurz und prägnant halten, so könnte man sich der Meinung bzw.dem Fazit von Jenny Bryan-Brown anschließen, die hinsichtlich der Thematik , Einstellungen zur Technik 1 formulierte: „Die allgemeine Einstellung der Bevölkerung in den fortgeschrittenen industrialisierten Ländern gegenüber Wissenschaft und Technik ist ambivalent.“ Im folgenden sollen nun beispielhaft verschiedene Arten und Facetten von Global-indikatoren vorgestellt werden — einerseits bezogen auf Zeitreihen und Ergebnisse aus der Bundesrepublik und andererseits beispielhaft bereits international vergleichend. 1. Bundesrepublik Deutschland Im Jahre 1954 wollten 8 v. H.der noch nicht berufstätigen Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren einen technischen Beruf ergreifen 1964 waren es 4 v. H.der gleichen Befragtenkategorie mit der Neigung zu einem technischen bzw. naturwissenschaftlich ausgerichteten Beruf Interesse an Technik und technischen Fragen bekundeten 1965 rund 26 v. H.der 14— 21jährigen 1980 waren es 21 v. H.der 14— 24jährigen Eine analoge Frage im Jahre 1983 beantworteten 49 v. H.der 14— 21jährigen Jugendlichen positiv bei der Gruppe der 15— 24jährigen waren dies 1984 28 v. H. Aus diesen Angaben kann ein erstes Fazit gezogen werden: Es gab also wohl hie ein nachhaltig und kontinuierlich sinkendes Technikinteresse Jugendlicher. Eine weitere Zeitreihe bildet die wohl allseits bekannte „Segen-Fluch“ -Frage des Instituts für Demoskopie Allensbach (vgl. dazu Abbildung 1).

Einige sich aus den Antworten darauf ergebende Tendenzen lassen sich kurz wie folgt fassen — Die Zustimmung zur Antwortkategorie „Segen“ ist bis 1981 kontinuierlich abgesunken und 1984 wieder leicht angestiegen

— Die Befürworter von „Fluch“ sind zwar von 1966 auf 1976 deutlich angestiegen, seither aber verändert sich ihre Zahl nur mehr geringfügig.

— Kontinuierlich angestiegen, und hier vor allem bei den unter 30jährigen, ist hingegen die Zahl derjenigen, die eine ambivalente Meinung vertreten. Sie liegt seit 1980 bei über 50 v. H. Dies verwundert kaum, da Technik in jedem Bereich sowohl positiv als auch negativ erlebt werden kann (Beispiel Arbeitswelt: physische Erleichterung versus Rationalisierung) und der Umgang und die Erfahrung mit „Technik“ mit der Zeit sicherlich zugenommen hat.

Eine ähnliche Fragestellung wurde, ebenfalls über Zeit, von EMNID erhoben. Gefragt wurde danach, ob der technische Fortschritt alles in allem eher zum Vorteil oder zum Nachteil der Menschheit ist. Die Ergebnisse spiegelt Abbildung 2 wider.

— Die Zustimmung („Vorteil“) der Befragten ist bei allen Erhebungen sehr hoch und liegt stets deutlich über 50 v. H.

— Wie bei anderen Meinungsumfragen zeigt sich auch hier beim Übergang von 1980 auf 1981 ein ausgeprägter Bruch bei den Insgesamtwerten. Innerhalb der einzelnen Altersgruppen ist dieser Bruch ebenfalls feststellbar, allerdings von der Richtung her uneinheitlich.

Für eine erste und tendenzielle Einschätzung der Bilanzurteile in der Bundesrepublik Deutschland sollen diese Zahlen genügen 2. Internationaler Vergleich Wie bereits kurz angesprochen, weisen die beiden Begriffe „Wissenschaft“ und „Technik“ im Meinungsbild der Befragten bei demoskopischen Umfragen eine hohe Affinität auf. Allerdings sind in der Regel bei ansonsten identischen Fragestellungen die Zustimmungsraten bei „Wissenschaft“ höher als bei „Technik“; „Wissenschaft“ ist somit gemeinhin positiver besetzt.

Länderspezifisch gesehen sind die Unterschiede bei der Einschätzung, ob der wissenschaftliche Fortschritt den Menschen helfen oder schaden wird, ganz erheblich Ergebnisse für die Gesamtbevölkerung einer ganzen Reihe von Ländern zeigt Abbildung 3; Basis ist die sogenannte „Internationale Wertestudie“

In aller Kürze schlaglichtartig einige Tendenzen: — Hohe Zustimmungsraten weisen Großbritannien, Australien, die USA und insbesondere Kuwait auf.

— Ein hoher Anteil an Ambivalenten findet sich vor allem in Japan und Belgien.

— Der niedrigste Zustimmungswert und die stärkste Ablehnung finden sich in den Niederlanden.

— Es gibt über die verschiedenen Länder hinweg keinerlei eindeutige und einheitliche Tendenzen in der Differenzierung nach Altersgruppen.

— Eine spezifisch deutsche Skepsis gegenüber „Wissenschaft“ ist auch anhand dieser Studie nicht erkennbar.

Fassen wir die bisherigen Ausführungen zusammen, so läßt sich zumindest folgendes festhalten:

1. Singuläre Umfrageergebnisse sind bei dieser Thematik nicht ausreichend und verstellen in der Regel den Blick für die Realität. Zur Beurteilung sind Meinungsforschungsdaten verschiedener Institute heranzuziehen. Diese sollten nach Möglichkeit über einen längeren Zeitraum, also zu mehreren Zeitpunkten, erhoben werden.

2. Es mangelt weitgehend an international vergleichenden Studien. So weit diese vorhanden sind, konzentrieren sie sich — bezogen auf empirische Erhebungen — zumeist auf wenige Fragenkomplexe und Elemente. Die empirischen Ergebnisse sind durch Vergleiche mit je landesinternen Untersuchungen und Ergebnissen zu „härten“. Daß die allgemeine Einstellung der Bevölkerung eines Landes zur hier behandelten Thematik eine erste und auch nur generelle Einschätzung erlaubt, dürfte offensichtlich sein. Wie im folgenden Abschnitt aufgezeigt wird, ist die Berücksichtigung weiterer Einflußfaktoren auf das Meinungsklima und sind weitergehende Differenzierungen erforderlich.

IV. Aspekte einer notwendigen Differenzierung

Tabelle 1: Erwartungen vom technischen Fortschritt 1985*) (Angaben in v. H.) Quelle: BASIS-RESEARCH, Trendmonitor, September/Oktober 1985, Tabelle 37A.

1. Die Ereignisabhängigkeit von Umfragedaten: Die Bedeutung einer Ereigniszeitachse Es ist offensichtlich, daß die Einstellungen zur Technik durch „externe Ereignisse“ wesentlich mitgeprägt werden. Unter solchen intervenierenden — positiven oder negativen — Ereignissen ragen insbesondere solche im Bereich der Groß-technologie bzw. spektakulärer Technologien heraus. Werden die Ergebnisse der Meinungsforschung nicht mit einer „Ereigniszeitachse“ unterlegt, so besteht bei der Interpretation der Daten durchaus die Gefahr der Bildung von Artefakten (inhaltlich falschen Schlußfolgerungen). Es ist also stets darauf zu achten, in welchem Kontext eine demoskopische Erhebung erfolgt ist. Ob ein je spezifisches Ereignis die künftige Einstellung der Öffentlichkeit überhaupt oder aber nur zyklisch beeinflußt hat, läßt sich letzten Endes aber nur über einen längeren Zeitraum relativ deutlich feststellen.

Der Einfluß spektakulärer Ereignisse auf das öffentliche Meinungsklima läßt sich insbesondere am Beispiel der Atomkraft verdeutlichen: So war beispielsweise vor dem Zwischenfall im Three-Miles-Island-Reaktor in Harrisburg im Jahre 1979 eine deutliche Mehrheit in Österreich für die Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Zwentendorf. Eine ebenso deutliche Mehrheit war nach dem Unfall dagegen Ab dem Beginn des Jahres 1985 waren — nach verschiedenen Schwankungen — wieder über 50 v. H.der Befragten für eine Inbetriebnahme Diese deutliche Mehrheit sackte nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl auf knapp über 10 v. H. ab. Ähnliche Einbrüche bei den Befürwortern waren im Gefolge dieses bisher schwersten zivilen atomaren Zwischenfalls auch in der Bundesrepublik Deutschland festzustellen 2. Gruppendifferenzierungsprobleme Daß Bilanzurteile über die Einstellung zur Technik und zum technischen Fortschritt nur einen ersten Einstieg in die Thematik bzw. einen ersten Anhaltspunkt liefern können, wurde bereits erwähnt. Ebenso ist dies mit Prozentwerten, die für die Angaben der Gesamtbevölkerung stehen, also z. B.dergestalt: „X v. H. aller Befragten sind der Ansicht, daß ...“. Differenziertere und in der Regel damit auch fundiertere Argumentation erfordert auch spezifischere Aufbrüche der Daten. Die Notwendigkeit einer Aufgliederung nach den verschiedenen Altersgruppen wurde bereits kurz angesprochen. Ferner erscheint die Frage nach der Parteiaffinität und dem (geäußerten) Partizipations-und Protestverhalten von Interesse, denn vielfach wird generell ein „Rechts-Links-Gefälle“ in der Technikbewertung behauptet Wie verschiedenste Untersuchungen und Umfragen belegen, spielen auch der Beruf und der formal erreichte Bildungsstand eine nicht zu unterschätzende Rolle im Hinblick auf die Einstellung zu gewissen Bereichen und Themen.

Als interessant und wichtig ist darüber hinaus die Frage zu beachten, ob es geschlechtsspezifische Unterschiede in der Beurteilung von Technik und verschiedenen Ebenen/Bereichen davon gibt. So wird z. B. in der letzten Shell-Jugendstudie zwischen eher jungenspezifischer „harter“ Technik und eher mädchenspezifisch „weichen“ Technik-bereichen unterschieden Nahezu die Hälfte bekundete allerdings Interesse an Produktion aus beiden Bereichen 3. Technikakzeptanz und Technikbilder Wie bereits im Abschnitt über die Globalindikatoren kurz angesprochen, können diese nur eine erste Einstiegsebene für die Untersuchung von Einstellungen der Gesamtbevölkerung bzw. von Teilgruppen zur Technik sein. Es ist relativ einsichtig, daß die Akzeptanz von Technik auch lebensbereichsabhängig ist. Deutlich zeigt sich dies beispielsweise bei Fragen danach, für welche Bereiche der Forschung im Technikbereich staatliche Unterstützung in vermehrtem, gleichem oder verringertem Umfang gegeben werden sollte So wird z. B. Technik im Haushalts-und Freizeit-bereich in der Regel durchaus anders gesehen und auch bewertet als spektakuläre Technologien wie Luft-und Raumfahrt und Kernkraftwerke. Daß sich hieraus unterschiedliche Technikbilder ableiten lassen, zeigt beispielsweise auch eine Untersuchung von Ina Wagner Ohnmacht-und Entfremdungsgefühle sowie ausgeprägte Kritik sind dabei ebenso anzutreffen wie weitgehend vorbehaltlose oder unbelastete Beziehungen zu Technik und technischem Fortschritt.

Ähnliche Ansätze werden seit einiger Zeit auch von der Abteilung für angewandte Systemanalyse des Kernforschungszentrums Karlsruhe verfolgt Auch dort steht die empirisch fundierte Herausdestillierung technikbezogener Orientierungsmuster im Mittelpunkt, allerdings im Vergleich der Einstellungen jüngerer und älterer Bürger.

Im folgenden wollen wir beispielhafte Ergebnisse aus den beiden Bereichen „Technik und Arbeitswelt“ und „Gentechnologie“ vorstellen.

V. Beispiel: Technik und Arbeitswelt

Abbildung 4: Arbeitsmarktbefürchtungen nach Alter 1984 (Angaben in v. H.) Quelle: BASIS-RESEARCH, Trendmonitor Januar

Wohl weniger spektakulär als z. B. das Thema Kernkraft, aber zumindest inzwischen nachhaltiger, fundamentaler, wird in der öffentlichen und veröffentlichten Diskussion wie in demoskopischen Umfragen das Thema „Auswirkungen der technischen Entwicklung auf die Arbeitswelt“ behandelt. Dies liegt weniger an der langen Tradition dieses Themas als an der hautnah praktischen Erfahrung, die sich mit der Technisierung der Arbeitswelt ergibt. Es beruht aber vor allem darauf, daß die zunehmende Technisierung der Arbeitswelt — eine neue industrielle Revolution — in die Phase einer nahezu weltweiten säkularen wirtschaftlichen Strukturkrise fällt. 1. Bedeutung des Problems aus der Sicht der Befragten In einer Umfrage von BASIS-RESEARCH vom Herbst 1985 wurde eine listengestützte Frage nach den Erwartungen des einzelnen vom technischen Fortschritt gestellt. Die folgende Tabelle 1 von Insgesamtwerten und altersgruppenspezifischen Zustimmungswerten macht deutlich, daß arbeitsweltbezogene Themen, zumindest von der Höhe der Nennungsprozente her, als die am wichtigsten (als bedeutendste) zu erwartende Auswirkungen des technischen Fortschritts aufscheinen. 86 v. H. erwarten eine Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Ländern (am wenigsten davon die über 60jährigen); 76 v. H. erwarten den Verlust von Arbeitsplätzen (am meisten die unter 20jährigen, am wenigsten die 30— 39jährigen); 74 v. H. erwarten Erleichterungen in Beruf und Ausbildung (am wenigsten die 20— 29jährigen). Die allgemeine Erwartung des Verlustes von Arbeitsplätzen ist weiterhin z. B.deutlich unterdurchschnittlich bei Männern, Personen mit geringer Schulbildung, Selbständigen und Leitenden sowie Befragten aus der höchsten Einkommensgruppe (Haushaltsnettoeinkommen > 3 500 DM/mtl.).

Vergleicht man diese aktuelle Befragung mit älteren Daten des gleichen Instituts, so zeigt sich folgendes: Obwohl die Listenvorlagen nicht ganz identisch und vor allem nicht gleich lang waren, ist feststellbar, daß die Erwartung des Verlusts von Arbeitsplätzen seit 1980 bzw. vor allem von 1984 auf 1985 leicht zugenommen hat.

Bestehen nun Ähnlichkeiten zwischen den Ergebnissen dieser und weiterer Umfragen anderer Meinungsforschungsinstitute? Daß von einer vollen Vergleichbarkeit nicht gesprochen, diese auch nicht erwartet werden kann, ist aus methodischen Gründen und von der unterschiedlichen Frage-form(ulierung) her offensichtlich. Eine Gegenüberstellung, die hier weder im zahlenmäßigen noch im methodischen Detail wiedergegeben werden kann erbrachte folgende Ergebnisse: 1. Die BASIS-RESEARCH-Umfrage liegt mit ihren Zahlen zwar im oberen Bereich der vorliegenden Erhebungsergebnisse, paßt aber voll dazu. Zwischen 70 und 80 v. H.der bundesrepublikanischen Bevölkerung befürchten bei direkter Zu-Stimmungsabfrage eine solche Gefahr. Auch unterschiedliche Formulierungen, Fragebögenkontexte, Hauseffekte etc. lassen an diesem erstaunlich homogenen Bild nicht rütteln. 2. Bei indirekter oder dreipoliger Abfrage bzw. bei expliziter Vorgabe einer Kategorie „teils/teils“ liegen die entsprechenden Werte (konsistent!) bei rund 40— 50 v. H. 3. Es gibt also, so ist zu folgern, schon von der Anlage her zum gleichen Gegenstand Umfragen mit verschiedenen Ergebnissen, die das politische und publizistisch willkürliche — bzw. gezielte — Herausgreifen einzelner Zahlen bzw. Studien arg relativieren, ja im Prinzip in Frage stellen. 4. Dennoch kann aus dem Vergleich verschiedenster Umfragen für die Jahre seit 1980 — auch bei vorsichtigster Interpretation — von einer steigenden Tendenz, d. h. einem Trend der zunehmenden Befürchtung arbeitsplatzvernichtender Effekte der technischen Entwicklung gesprochen werden. Sowohl sind die Zeitreihenergebnisse über die Institute vergleichbar, als auch weitgehend die Aufbrüche der Daten nach weiteren Kriterien in der Ergebnisstruktur ähnlich. Dieses Ergebnis macht das publizistische Aufeinanderlosdreschen von Interessengruppen mit „ihren“ jeweiligen Umfragen(-Instituten) noch dubioser und legt es nahe, in solchen öffentlichen Debatten verstärkt auf die Effekte der Frageformulierungen zu achten, die verschiedenen Umfragezahlen zugrunde liegen. 5. Stellt man den Zeitreihen aus den verschiedenen Erhebungen die Entwicklung der tatsächlichen Arbeitslosenquote in der Bundesrepublik gegenüber, so zeigt sich eine gewisse Ähnlichkeit im Trendverlauf.

Die folgende Abbildung 4 stellt — hier wiederum auf der Grundlage von BASIS-RESEARCH-Daten — für 1984 die altersgruppenspezifischen Befürchtungen zum Thema den Arbeitslosenquoten für die einzelnen Altersgruppen gegenüber. Zunächst bestätigt sich auch hier die aus anderem Zusammenhang — z. B. Einschätzung der künftigen wirtschaftlichen Situation — bekannte Tatsache, daß die eigenen individuellen Zukunftserwartungen deutlich weniger oft als negativ bezeichnet werden als die Einschätzung der allgemeinen Entwicklung. Die Kurven a und auch b (Arbeitslosigkeit allgemein und Angst vor Automatisierung) liegen deutlich über den Kurven c und d (Abbau der Beschäftigtenzahl im eigenen Betrieb und individuelle Bedrohung durch Rationalisierung). Am geringsten ist die Angst vor Arbeitslosigkeit bzw. die Angst vor Automatisierung bei den unter 20jährigen und verständlicherweise bei den über 60jährigen. Am besorgtesten, bezogen auf die gesamte Arbeitswelt, zeigen sich die 20— 30jährigen (die 1984 auch die höchsten Arbeitslosenquoten hatten). Die Ängste sinken hinsichtlich der allgemeinen Arbeitsmarktentwicklung mit zunehmendem Alter (Stand der beruflichen Etablierung) danach etwas ab, während der Abbau der Beschäftigtenzahl und ein rationalisierungsbedingter Abbau speziell am eigenen Arbeitsplatz von den 40— 60jährigen wieder zunehmend als Problem angesehen werden.

Erklärungsmuster — unter Einbeziehung einer Reihe weiterer Indikatoren aus anderen Umfragen (die übrigens ähnliche Strukturen aufzeigen) — wie eine stärkere gesellschaftliche Orientierung der jüngeren Befragten oder der Zusammenhang mit früherer Erfahrung von Arbeitslosigkeit müssen weitergehenden Analysen vorbehalten bleiben. Legt man neben diese Häufigkeitsgraphik jedoch — wie in Abbildung 4 geschehen — die tatsächliche Arbeitslosenquote, so zeigt sich erneut auf den ersten Blick, daß solche objektiven Indikatoren durchaus einen Erklärungswert haben könnten. 2. Die internationale Perspektive Noch wichtiger als bei einem nationalen Vergleich ist die Beachtung der exakten Frageformulierung und der Anlage der jeweiligen Erhebung bei internationalen Vergleichen. Zusätzlich sind dabei die je unterschiedlichen Situationen, länderspezifischen Gegebenheiten und die jeweiligen Diskussionen des Themas Technikakzeptanz zu berücksichtigen. Die Klage über die spezifisch deutsche Technik-und speziell Computerfeindlichkeit ist — wie bereits erwähnt — altbekannt und weit verbreitet. So schreibt etwa der Chefredakteur der „Mikrocomputerwelt“ im Herbst 1984 unter dem Titel „Dabei sein ist alles“: „Was Computer anbelangt, haben wir geistig gerade das Zeitalter der Hexenverbrennung hinter uns. Wir behalten uns aber vor, in der EDV eine Erfindung des Teufels zu sehen. Wir — das sind nach den Ergebnissen der jüngsten Meinungsumfragen immerhin mehr als zwei Drittel aller Bundesbürger. Und die müssen es wohl wissen. Der Computer vernichtet Arbeitsplätze am laufenden Band und zerstört zwischenmenschliche Beziehungen. Das haben unsere vielen (wenn auch meist arbeitslosen) Soziologen oft und lange genug gepredigt. Und was den nationalen Stolz in Sachen deutscher Erfinder anbelangt, haben wir mit Wilhelm Leibnitz, dem deutschstämmigen Hermann Hollerith und Konrad Zuse wohl schon genug für die Computerindustrie getan ... In keinem anderen europäischen . Land ist die Abneigung gegen alles, was mit Com-B puter zu tun hat, auch nur annähernd so groß wie bei den Deutschen. Aufklärung tut not.“

Internationale Vergleichsstudien scheinen seine These zu belegen:

— So verbreitete IBM 1984 die Ergebnisse eines 1982 durchgeführten Vierländervergleichs sowie ergänzende deutsche Zahlen für andere Jahre Die Antworten auf die indirekte Frage nach der jeweils „nationalen“ Einstellung zu Computern indizierte damals ein besonders in Deutschland verbreitetes Negativ-Image von Computern, in Frankreich, Großbritannien und Italien Gegenteiliges. — Auch Louis Harris weist auf der Basis einer Acht-Länder-Vergleichsstudie daraufhin, daß die Deutschen auf Fragen zur Informationstechnologie negativer antworten als die Befragten in allen anderen Ländern — mit Ausnahme Japans

— Auf der Basis einer 1984 durchgeführten Neun-Länder-Vergleichsstudie folgert das Institut für Demoskopie Allensbach: „Obwohl die deutsche Bevölkerung in ähnlichem Grad vertraut mit technologischen Veränderungen und mit Computern ist wie die anderer europäischer Länder, äußert sie sich in vielen Aspekten sehr viel kritischer, weniger lobend über diese Technologien als die Bevölkerung in den Nachbarländern — weit aufgeschlossener für Computer sind zum Beispiel die Franzosen. Was wir 1981 schon sahen, daß Deutsche in Computern offensichtlich eine Zielscheibe ihrer Technikskepsis sehen, bestätigt sich also 1984 erneut; und der internationale Vergleich erlaubt die Deutung, daß die Deutschen Computern außergewöhnlich mißtrauisch gegenüberstehen.“

— 1985 findet man dann vom Institut für Demoskopie Allensbach gar die Formulierung: „Wo Deutsche über Computer reden, wird das Denken im allgemeinen schnell grämlich.“

Hinterfragt man den Vergleich Deutschland-Frankreich, so ist die tatsächliche Verbreitung von elektronischen Medien in beiden Ländern zu berücksichtigen In Frankreich spielt die Informationstechnologie im Haushalt eine viel größere Rolle als am Arbeitsplatz, denn: „Frankreich ist 1986 das einzige Land in der Welt, wo die Zahl der interaktiven Terminals in den Haushalten größer ist als an den Arbeitsplätzen.“ Diese Tatsache könnte sehr wohl einiges an Unterschieden erklären.

Unser Beispiel zeigt aber auch deutlich die Notwendigkeit der Konfrontation der Ergebnisse verschiedener Institute: Zusätzlich zu erwähnen ist nämlich, daß im Gegensatz zu den erwähnten Ländervergleichen eine neue länderübergreifende Gallup-Erhebung zu ganz anderen Ergebnissen kommt: „Die größte Angst vor einer Computergesellschaft haben offenbar die Franzosen; in den anderen Ländern sind Pro und Contra einigermaßen gleichgewichtet. Bei einer positiven Einstellung zu den MCs führen die Amerikaner und die Engländer, danach kommen die Bundesrepublik, Frankreich, die Schweiz; Schlußlicht ist hier Japan. Um so verblüffender ist es, daß die Japaner — gemeinsam mit den Amerikanern — beim Thema »Arbeitslosigkeit und Arbeitsplatzvernichtung* die geringsten Vorbehalte gegen die Computer haben; die Bundesbürger, die Schweizer und die Franzosen äußern hier schwere Bedenken.“ Ein weiteres kleines Beispiel zeigt ebenfalls, wie groß der Effekt der unterschiedlichen Frageformulierung ist und daß (bestätigt durch eine Reihe ähnlicher uns vorliegender Umfragen) die internationalen Unterschiede in der Bewertung des Jobkiller-Effekts nicht so groß sind, daß man von einer spezifisch deutschen Technik-/Computerfeindlichkeit sprechen könnte.

In den USA ist nach Zahlen aus verschiedenen Umfragen die Angst vor dem Jobkiller-Effekt von 1983 auf 1984 gestiegen und von 1984 auf 1985 wieder gesunken (vgl. Tabelle 2).

Vergleicht man die Zahlen aus der 1984er Umfrage mit einer anderen Frage aus der gleichen Erhebung, so zeigt sich wieder, daß die entsprechenden Befürchtungen bei einer zweipoligen Abfrage wesentlich höher ausfallen. Der Aussage: „Durch die Automatisierung werden in diesem Land in den nächsten fünf Jahren viele Hunderttausende von Fabrikarbeitern ihren Arbeitsplatz verlieren“, stimmten 71 v. H. zu Alle diese Zahlen sind den Ergebnissen der verschiedenen deutschen Erhebungen durchaus vergleichbar Von einer "spezifisch deutschen Technikfeindlcihkeit" kann also in diesem spezifischen Themenbereich nicht so ohne weiteres gesprochen werden.

VI. Beispiel: Gentechnologie

Tabelle 2: Die Angst vor dem „Jobkiller Technik“ in den USA*) (Angaben in v. H.) Quelle: National Science Board (Ed.), Science Indicators. The 1985 Report, Washington, D. C. 1985, S. 149.

1. Fehlende Akzeptanz — Ein Argument gegen gesetzliche Regeln?

Eine der wohl umstrittensten neueren technologischen Entwicklungen sind jene diagnostie sehen und therapeutischen Verfahren, die im allgemeinen Sprachgebrauch unter „Gentechnologie“ zusammengefaßt werden. Für Politiker wie Bürger, teilweise auch für die Genforscher selbst, ist es ein echtes Problem, daß die Diskussion auf der Schwelle zwischen Realität und Utopie geführt werden muß. Allerdings hat gerade die Entwicklung der Gentechnologie in den letzten 20 Jahren gezeigt, daß das, was heute Utopie scheint, morgen machbar und übermorgen vollzogen ist“ In einer solchen Situation — auch aufgrund der komplexen Materie — kann vermutet werden, daß in der Öffentlichkeit große Ambivalenzen, ja oft „keine Meinung“ in Umfragen anzutreffen sind. Dies scheint sich auf den ersten Blick auch zu bestätigen.

In der praktisch-politischen Diskussion spielt aber die breite (als Technikfeindlichkeit gedeutete) Skepsis, Ablehnung, ja sogar Angst in der Bevölkerung gegenüber den Entwicklungen in der Gentechnologie nun eine besondere Rolle. So argumentiert etwa der Genetiker Professor Doerfler, Mitglied der sogenannten „Benda-Kommission“, in seinem Minderheitenvotum zum Bericht der Arbeitsgruppe „In-vitro-Fertilisation, Genomanalyse und Gentherapie“, daß gerade diese Ängste der Öffentlichkeit der Festlegung von Spielregeln für dieses Forschungsgebiet durch den Staat (inklusive strafrechtlich sanktionierter gesellschaftlicher Definition der „Grenzen der Forschung“) entgegenstünden. Man möge nicht angesichts einer von einer inkompetenten Journallie verunsicherten Öffentlichkeit, deren Verständnis wegen fehlender naturwissenschaftlicher Ausbildung sowieso zur Urteilsbildung nicht ausreiche, plötzlich Grenzen für eine Disziplin benennen wollen, deren Entwicklungsmöglichkeiten noch gar nicht absehbar sind. Außerdem wäre das Ganze Sache der eigenen Standeskommissionen — und von Laien, wie z. B. Juristen, nicht beurteilbar

Wichtiger als sich z. B. mit dieser doch etwas weiten Interpretation der Freiheit von Forschung in diesem Sondervotum auseinanderzusetzen, erscheint es, sich die Einstellungsdaten zur Gen-technologie einmal näher zu betrachten. Dabei ist zu beachten, daß die Risikoeinschätzungen technischer Entwicklungen bei der Bevölkerung höher sind als z. B. bei Politikern, Managern oder Wissenschaftlern. Tabelle 3 zeigt, daß die Risiken des technischen Fortschritts von „Elitegruppen“ generell als geringer erachtet werden als von der Bevölkerung. Ähnliche Ergebnisse wie diese, eigentlich aus dem Umfeld der Kernenergiediskussion stammenden Zahlen, liegen auch aus anderen Ländern vor Daß diese Divergenzen aber angesichts der Nähe des Themas Gentechnologie zu uralten Alpträumen der Menschheit (Chimären, Homunkuli etc.) und der frischen Erinnerungen an die Schrecken eugenischer Wahnsinnstaten auch bei den Forschern bezüglich der Beurteilung der Gentechnologie nicht so ausgeprägt sein sollten, wäre zu erwarten. Darüber sollten auch naßforsche Hinweise aus der Zunft, beispielsweise extrakorporale Befruchtung sei für Fische der normale Vorgang nicht hinwegtäuschen. Gleichermaßen wohl wenig hilfreich ist die lakonische Bemerkung des „Economist“, der Meinungsforschungsdaten über die mehrheitliche Ablehnung der Briten gegenüber Versuchen zur Erzeugung von art-übergreifenden Hybriden mit dem Satz kommentierte: „Was ist so schlimm an Maultieren“ 2. Einige internationale Daten zur Akzeptanz der Gentechnologie Schon vor bald zehn Jahren wurde in einer internationalen Vergleichsstudie im Auftrag der EG die Frage nach der Beurteilung genetischer Experimente — neben anderen Technologien — gestellt. Tabelle 4 gibt die entsprechenden Ergebnisse wieder. Es zeigt sich, daß die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland, nach den Dänen, dieser technischen Entwicklung von allen Vergleichsländern am skeptischsten gegenüberstand (22 v. H. dafür, 45 v. H. dagegen). Auch die Anschlußfrage, ob man denn bei einer Vernachlässigung der Möglichkeiten der Genforschung wichtige Chancen vergebe, stieß auf weniger Zustimmung — bei jeweils sehr hohem Anteil von Unentschlossenen.

Bevor im folgenden einiges an Aussagen über die Meinung der deutschen Bevölkerung zu diesem Themenkomplex untersucht werden soll, seien zunächst einige neuere Daten aus anderen Ländern vorgestellt — Ländern, deren angewandte Forschung auf diesem Gebiet sicher nicht hinter dem deutschen Stand zurückbleibt. — In Großbritannien, einem Mutterland der Genforschung, hielten nach einer Umfrage von 1985 51 v. H.der Befragten Retortenbabys als für ein andernfalls kinderloses Paar für wünschenswert (dagegen waren 25 v. H.der Befragten). 17 v. H. (!) waren dort dafür, der Medizinforschung die Benutzung menschlicher Embryonen zu Forschungszwecken zu erlauben (58 v. H. waren dagegen). Die negativste Beurteilung aus einer langen Liste von verschiedenen Bereichen von Forschung und Technik erhielten weitere For-schungen zur Kreuzung von verschiedenen Tieren (7 v. H. waren dafür, 68 v. H. dagegen)

— Australien ist eines derjenigen englischsprachigen Länder, in denen anhand verschiedener Umfragedaten ein für technische Entwicklungen oft sogar vorbehaltloses Meinungsklima herrscht.

Aber es zeigt sich, daß auch dort eine Differenzierung der Ansichten zu den Möglichkeiten der Verwendung extrakorporal erzeugter Zygoten (befruchtete Eizellen) herrscht. Zur Erfüllung des Kinderwunsches von Paaren mit anderweitig nicht realisierbarem Kinderwunsch stimmten 1984 knapp dreiviertel aller Befragten der Reagenzglasbefruchtung zu (ähnlich auch in anderen Umfragen in Vorjahren). Einer Tiefkühlkonservierung zur späteren Implantation stimmten 45 v. H. zu (39 v. H. waren dagegen); eine Voriratshaltung von Zygoten für Experimente lehnten 54 v. H. ab (32 v. H. waren dafür)

— Aus den USA liegen Informationen vor, die r zunächst das oben zitierte Argument von der sich zu sehr in Unkenntnis befindlichen Öffentlichkeit stützen Auch die Tatsache, daß das National Institute of Health seine Richtlinien für die Genforschung wieder aufgeweicht hat, ist bei der Diskussion um Grenzziehungen für die Genforschung zu beachten. Weiterhin hielten z. B. 1983 67 v. H.der erwachsenen US-Bürger die Gentechnologie für eine Entwicklung, die die Lebensqualität steigern könne, und nur 16 v. H. hielten dagegen (zum Vergleich: Computer 88: 9; Laser 76: 13; Automatisierung 64: 28; Atomenergie 48 : 44)

Andererseits zeigte sich aber auch: „Bei der Untersuchung der Bereitschaft der Öffentlichkeit, Beschränkungen für die Forschung zu erlassen, stellte sich heraus, daß die Amerikaner in den meisten Bereichen nicht bereit waren, Verboten zuzustimmen. Nur im Bereich der Schaffung neuer Arten war die Sorge viel größer. Eine große Mehrheit war bereit, Forschungen zur Schaffung neuer Arten oder zur Eröffnung der Möglichkeit für Eltern, das Geschlecht ihres Kindes bei der Befruchtung festzulegen, zu verbieten.“

Auffällig ist, daß in den USA bei der „attentive public“, also den Technikinteressierten und besser informierten Befragten, die Zustimmung zu Verboten solchen wissenschaftlichen Bemühens, vor allem hinsichtlich der Forschung nach Möglichkeiten zur Festlegung des Geschlechts von Kindern, deutlich geringer ist als in der Gesamtbevölkerung, die zu 62 v. H. entsprechende Gesetze forderte.

65 v. H.der erwachsenen Amerikaner hielten aber 1979 ein Verbot von artübergreifenden Hybridversuchen („Schaffung neuer Formen des Lebens [Arten]“) für notwendig 1977 befürworteten 84 v. H. in einer anderen Befragung von 26— 36jährigen ein Verbot der Klonierung beim Menschen, 73 v. H. forderten ein Verbot der Retortenzeugung beim Menschen, und immerhin noch über 60 v. H. bei Fröschen und Hunden Dabei hat vor allem das Geschlecht (Frauen sehen die Gentechnologie — übrigens in allen Ländern außer Deutschland — negativer als Männer) einen Einfluß auf die Einstellungsdaten

— Eine große international vergleichende Studie (erstellt im Gefolge des Versailler Wirtschaftsgipfels) berichtet für Japan daß die Japaner zur Reagenzglasbefruchtung ebenfalls kritisch stehen und daß diese kritische Haltung sich im Laufe der Zeit und nach der ersten erfolgreichen In-vitro-Fertilisation in Japan 1982 verstärkt hat. 1984 hielten nach einer weiteren Umfrage allerdings 62 v. H.der befragten Frauen im gebährfähigen Alter eine Reagenzglasbefruchtung (ob homolog, d. h. mit dem Samen des Ehemannes, oder heterolog, d. h.fremder Samenspender, wurde nicht gefragt!) für eine gute Sache für Ehepaare mit unerfülltem Kinderwunsch.

Betrachtet man ein breiteres Feld japanischen Originalmaterials, so wird einiges deutlicher. Hier sei nur eine von mehreren in die gleiche Richtung weisenden Umfragen aus dem Jahr 1985 aus dem Original zitiert Nur 18, 4 v. H.der befragten über 20jährigen Gesamtbevölkerung hielten, vor die „fiktive“ Alternative eines unerfüllten Kindes-wunsches gestellt, das Reagenzglas für eine Alternative. Etwa die Hälfte würde dieses fiktive Ereignis der Umwelt aber aus Scham nicht mitteilen wollen, ein Viertel sogar „keinesfalls“ später einmal einem fiktiven Kind. Über 70 v. H. lehnen nach dieser Quelle die heterologe In-vitro-Fertilisation ab, nur knapp ein Viertel befürwortet „im Notfall“ die homologe Lösung. Lediglich 6 v. H. halten diese Technik wegen „des Fortschritts der Wissenschaft“ für vertretenswert. 60 v. H. sind, „abgesehen von wirklich notwendigen Fällen“, gegen die Anwendung.

Resümiert man diese Zahlen — die jeweils national für weitere Umfragedaten stehen —, so kann man folgendes feststellen: International ist die Skepsis vor „der“ Gentechnologie groß, sie ist auch gestiegen! Frauen sehen diesen Entwicklungsweg der Technik insgesamt skeptischer. Die Kritik, die Zustimmung zu, ja Forderung nach Regulativen ist überall weit verbreitet. 3. Die Akzeptanz der Gentechnologie in der Bundesrepublik Deutschland Wie sieht die Einstellung zur Gentechnologie — auch wieder aus der Sicht von Umfragedaten betrachtet — in der Bundesrepublik Deutschland aus? Zunächst ist es erstaunlich, daß es hierzulande in der Umfrageforschung bisher nur relativ wenig Befragungen zu diesem Problem gibt. Für die Bundesrepublik sind hier vor allem zwei Studien von Infratest anzuführen.

Nach einer Untersuchung vom November 1985 befürchten (vgl. Tabelle 5) 58 v. H. aller über 14jährigen: „Die Gentechnologie wird auch vor Experimenten mit Menschen nicht halt machen.“ Geschlechtsspezifische Unterschiede gibt es nicht. Auffällig an den Zahlen dieser Studie ist, daß die Häufigkeit der Nennung dieser Befürchtung nicht mit dem subjektiven Interesse an der technischen Entwicklung zusammenhängt und daß sie bei allgemein skeptischer Grundhaltung zu Wissenschaft und Technik nur leicht niedriger ist als bei den „Optimisten“ unter den Befragten. „Fortschrittsoptimisten und -pessimisten unterscheiden sich in diesem Punkt nur wenig — ein Hinweis darauf, daß das öffentliche Bewußsein zu dieser Frage noch relativ wenig entwickelt ist.“ Die hohe Zahl an „Ich-weiß-nicht-Antworten" deutet in die gleiche Richtung.

Auch in einer Infratest-Studie von 1984 war ähnliches zu beobachten; hinsichtlich anderen den Befragten zur Beurteilung vorgelegten technischen Entwicklungen gab es keine annähernd so hohe Nennungen in der Kategorie „unentschieden — ich weiß nicht“. Deutlich wurde aber auch dort die große Ablehnung von Versuchen, „die Erbanlagen des Menschen zu beeinflussen“ (vgl. Tabelle 6).

Insgesamt kann eine international verbreitete kritische Grundeinstellung zur „Gentechnologie“ — als undifferenziertem Themenfeld — festgestellt werden. Unbestreitbar zeigt sich in allen Ländern ein relativ hoher Anteil von Unentschiedenen und nicht Antwortenden in den entsprechenden Umfragen, der auf fehlendes Verständnis — respektive ein Informationsdefizit — schließen läßt. Betrachtet man die Umfragen aus den verschiedenen Ländern aber näher, so wird deutlich, daß in diesem Bereich vom Publikum auch durchaus differenzierte Erwartungen an und erwünschte Grenzziehungen für Wissenschaft und Forschung bestehen. Diese scheinen — im Gegensatz zu anderen Technologiebereichen — jedoch in der Bewertung von Grundlagenforschung (d. h. „Wissenschaft“ im populären Verständnis) versus „angewandter Forschung/Technik“ eher unter umgekehrtem Vorzeichen zu stehen. Die Hoffnung auf eine Verhinderung oder zumindest Früherkennung von Erbkrankheiten etc., zum Teil auch noch die Eröffnung der Chance der Erfüllung eines Kinderwunsches auf dem Weg der In-vitro-Fertilisation, werden breit akzeptiert und mitgetragen. Experimente mit Embryonen, Eingriffe in die Keimbahn des Menschen, Klonierung und Hybridbildung werden weitestgehend abgelehnt — nicht nur bei Menschen, sondern auch (allgemein) bei Tieren. Es zeigt sich weiterhin, daß die Akzeptanz der Gentechnologie — als Gesamtbild der verschiedenen Indikatoren resümiert — mit zunehmender „Nähe zur Technik“ (attentiveness) zwar leicht steigt, dennoch aber mit ansteigendem Bildungsgrad sinkt und bei Frauen — außer in Deutschland, wo keine Unterschiede feststellbar sind — geringer ist als bei Männern.

Die konkrete Einstellung der Bürger zur Gentechnologie kann also insofern nicht nur auf ein un-oder fehlinformiertes Publikum reduziert werden. Es kann auch nicht von einem Meinungsklima gesprochen werden, das wegen Uninformiertheit der Bürger im Umkehrschluß Regulative verbiete, um ja die „Freiheit der Forschung“ zu erhalten. Viel eher dürften — was in einer Demokratie zu bedenken wäre — die Befürchtungen der Bevölkerung gegenüber der Gentechnologie so groß sein, daß Regulative wie die jüngste 5. Änderung der sogenannten Genrichtlinien — und weit über Laborsicherheitsbestimmungen hinaus! — in der Bevölkerung Rückhalt haben.

Sicher: „Die Leute wollen die Vorteile ohne die Kosten — d. h. medizinische Fortschritte ohne Versuche mit Tieren oder Embryonen“ Aber kann man wirklich, wie jüngst in der Kontroverse zwischen dem bayerischen Ministerpräsidenten und einem hohen katholischen Würdenträger beim Thema Kernkraft geschehen jemandem — und gerade der Meinung der Bevölkerung — ernsthafte moralische Kompetenz zubilligen und gleichzeitig wegen fachlicher Inkompetenz die Stimme verbieten? Technologiefolgenabschätzung den Experten, den Wissenschaftlern selbst zu überlassen, ist nicht nur unlogisch, sondern in einer Demokratie auch zu wenig.

Die oft zu hörende unverhohlene Aussage, die Genforschung „sei schon weiter“ als publik wäre, ist genausowenig eine Problemlösung wie das Pochen auf die grenzenlose Freiheit der Wissenschaft durch die Genforscher. Wenn dann noch in einer Publikumszeitschrift berichtet wird, daß sich nach dem weitgehenden Rückzug der Kliniken aus der heterologen In-vitro-Fertilisation im Gefolge des BGH-Urteils vom 7. August 1983 „... für etliche Frauenärzte... mit dem zunehmenden Verlangen vieler Paare nach , Fremdbesamung eine außerordentlich lukrative Einnahmequelle erschlossen“ hat, so werden die Vorbehalte in der Bevölkerung noch verständlicher. Das gilt auch hinsichtlich der Frage nach der Wirksamkeit der Empfehlung des 88. Deutschen Ärztetages 1985 zum Standesrecht, der , In-vitro-Fertilisation und Embryo-Transfer grundsätzlich nur bei bestehender Ehepartnerschaft im homologen System für vertretbar hielt

VII. Fazit

Tabelle 3: Risikogewichtung des technischen Fortschritts aus der Sicht von Bevölkerung und „Elitegruppen" 1984 *) (v. H. -Werte der Zustimmung zu zwei alternativen Statements) Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach, Technikakzeptanz. Eine Sekundäranalyse im Auftrag des Bundesministers für Forschung und Technologie, Allensbach 1985, Tabelle 20 f.

Resümierend läßt sich feststellen, daß die Aussage, die Bundesdeutschen seien im internationalen Vergleich spezifisch oder überhaupt technik-feindlich, in dieser Deutlichkeit nicht gerechtfertigt ist Ferner kann festgestellt werden, daß die Einstellungen zu verschiedenen Technikbereichen und auch -Wirkungen erheblich differieren und weitergehende gruppen-, alters-und geschlechtsspezifische Auswertungen interessante Strukturen aufweisen. Übereinstimmend wird seit 1982 bzw. 1983 von den bundesdeutschen Umfrageinstituten eine Tendenz zu einer positiveren Sichtweise zumindest auf der Ebene der Globalindikatoren registriert. Eine banale, aber nichtsdestotrotz wichtige und häufig mißachtete Regel lautet: Um Aussagen über die Entwicklung oder Veränderung des Meinungsklimas machen zu können, bedarf es abgesehen von der Notwendigkeit, immer verschiedene Studien heranzuziehen, auch mehrerer Meßpunkte im zeitlichen Verlauf, also einer Zeitreihe. Daß ein zunehmender Teil der Bundesdeutschen im Laufe der zeitlichen Entwicklung die Technik weder eindeutig als einen Fluch noch als einen Segen bezeichnen möchte, erlaubt es unseres Erachtens nicht, von einer zunehmenden Technikfeindlichkeit der Bevölkerung zu sprechen. Diese Muster sind auch zu einfach. Das eigentlich Interessante ist die Zunahme der Teils-teils-AntWorten, da sie eine differenzierte Sichtweise der Bürger signalisiert. So können z. B. neue Technologien am Arbeitsplatz die Arbeit erleichtern, aber auch die Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen bedeuten.

Diese differenzierte Betrachtung des Bereichs Technik/technischer Fortschritt und von Einstellungsdaten dazu ist zukünftig in noch stärkerem Maße erforderlich, da viele Dimensionen in der Diskussion bisher nicht oder kaum berührt wurden. So stellt die Evangelische Kirche Deutschlands zu Recht fest: „Die neuen Techniken wurden bisher jedoch zu einseitig allein aus technischer und wirtschaftlicher Sicht gesehen. Anthropologische, kulturelle und soziale Fragen, die durch die neuen Techniken aufgeworfen werden, wurden dagegen zu wenig bedacht. Es besteht die Gefahr, daß unter solch einseitiger Sicht technische und wirtschaftliche Fakten geschaffen und die notwendigen Gestaltungsaufgaben erst dann aufgegriffen werden, wenn entscheidende Weichenstellungen schon getroffen sind.“ Hinzu kommt, daß bei der Diskussion um Technikakzeptanz zutiefst demokratietheoretische Fragen berührt werden: „Akzeptanz des technischen Fortschritts erweist sich als ein Problem der Ab-Stimmung von Sachkompetenz und dem Anspruch freiheitlich-demokratischer Ordnung, Gemeinwohl nach Mehrheitsentscheidung der Bürger zu bestimmen. Dabei versagt die Wissenschaft, insbesondere die Wirtschaftswissenschaft, weil sie sich Wissen über Gemeinwohl und Wege dahin aufgrund von „Sachgesetzen“ anmaßt. Die Politik versagt, weil sie dazu neigt, aus der wissenschaftlichen Sachkompetenz oder aus Prinzipien, ... Entscheidungen für Gemeinwohl abzuleiten, die letztlich in demokratischen Entscheidungsprozessen fallen. Bei ihrer Mißachtung entstehen Akzeptanzprobleme... Es bedarf der ständigen Rückkoppelung zwischen Bürger und Experten. Moderner technischer Fortschritt ist ein umfassendes wirtschaftlich-technisches und politisches Organisationsproblem. Bei seiner Lösung beanspruchen die Bürger in der freiheitlich-demokratischen Ordnung letzte Entscheidungskompentenz.“

Wichtig erscheint somit auch die Erarbeitung und Gewinnung von Orientierungswissen durch und im Sinne von Technologiefolgeabschätzung und Wirkungsforschung Ein Schritt in die richtige Richtung kann hier sicherlich die Einrichtung einer Enquete-Kommission beim Deutschen Bundestag sein, die zu inhaltlichen und organisatorischen Aspekten dieser Thematik Überlegungen anstellen soll Einen wichtigen Beitrag dazu kann ferner eine vergleichende Umfrageforschung liefern, die über die gängige Praxis des sich selektiv auf nur einzelne Erhebungen Stützens hinausgeht. Deutlich wird hier auch, daß, wenn es um neue Techniken und ihre Einführung, ja bereits Entwicklung geht, nicht nur die Techniker etwas zu sagen haben dürfen. Auch die Sozial-wissenschaften können und müssen hierzu ihren Beitrag leisten; das mindeste dabei ist, daß sie im oben genannten Sinne helfen, die Rückkoppelung vom Bürger zu den Experten in ehrlicher Art und Weise zu ermöglichen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. A. Probst, Zukunftsperspektiven und Chancen durch moderne Technologien, in: Bulletin des Presse-und Informationsamtes der Bundesregierung, (1984) 48, S. 420.

  2. H. Kohl, Ethische Grundsätze und Maßstäbe für Forschung und Technik, in: Bulletin des Presse-und Informationsamtes der Bundesregierung, (1984) 82, S. 730.

  3. W. Breitschwerdt, Das Automobil als Symbol für Fortschritt durch Technik? Ausführungen des Vorsitzenden des Vorstandes der Daimler-Benz AG auf dem Daimler-Benz-Seminar in Berlin am 21. 11. 1985, hekt. Ms., S. 12.

  4. M. Bangemann, Die Bedeutung neuer Technologien für Wirtschaft und Gesellschaft, in: Bulletin des Presse-und Informationsamtes der Bundesregierung, (1986) 28, S. 211.

  5. S. J. Hueftle/S. J. Rakow/W. W. Welch, Images of Science, Minneapolis 1983, S. 3. Die Übersetzung des Zitats erfolgte durch die Verfasser. Dies gilt auch für die im weiteren angeführten fremdsprachigen Belege, Zitate etc.

  6. J. D. Miller, The Public’s Understanding ofTechnical Issues: A Model and Some Communication Strategies, hekt. Ms., o. O. 1986 (10. Juni), S. 40.

  7. K. E. Boulding, Science: Our Common Heritage, in: Science, 207 (1980) 4433, S. 833.

  8. The Royal Society, The Public Understanding of Science, London 1985, S. 6. Ähnlich bereits früher: P. Barker, Whistling in the dark: Social attitudes as we enter the 80s, in: New Society, 50 (1979) 895, S. 485.

  9. Vgl. z. B.: M. Fujino, Response of labour unions to technological progress, in: Japan Labour Bulletin, 21 (1982) 7, S. 5 ff.

  10. Vgl. z. B: Gallup International, The world facing the 2 Ist Century and the industrial revolution — survey conducted in 10 countries, Princeton (N. J.) 1984, S. 4.

  11. E. Noelle-Neumann, Vorwort, in: Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Baden-Württemberg (Hrsg.), Institut für Demoskopie Allensbach (Durchführung), Kritik an der Technik und die Zukunft einer Industrienation, Villingen-Schwenningen 1982, S. XXL

  12. Ebenda.

  13. Vgl. dazu z. B.: B. Strümpei, Zur Einführung, in: M. von Klipstein/B. Strümpei (Hrsg.), Gewandelte Werte — Erstarrte Strukturen. Wie die Bürger Wirtschaft und Arbeit erleben, Bonn 1985, S. 1; D. Yankelovich u. a., Work and Human Values: An International Report, in: dies., The World at Work. An International Report on Jobs, Productivity and Human Values, New York 1985, S. 55 ff. Eine derartige Ausnahmestellung’ im internationalen Vergleich wird häufig auch Japan zugemessen.

  14. Vgl. dazu z. B.: E. Noelle-Neumann, Eine deutsche Sondersituation und keine gute. — Entgegnung an die Kritiker, in: F. Gehrmann (Hrsg.), Arbeitsmoral und Technikfeindlichkeit, Frankfurt/Main-New York 1986, S. 169 ff.

  15. K. -H. Beckurts, Vorwort, in: Th. Roser/W. Schlaffke (Hrsg.), Jugend und Technik, Köln 1983, S. 7.

  16. Th. Petermann/G. Thurn, Polarisation and Consensus: Public Acceptance of New Technologies in the Federal Republic of Germany, WZB, P 85-7, Berlin 1985, S. 1.

  17. Vgl. dazu: The Japan Institute of Labour, Technological Innovation and Industrial Relations, Tokyo 1985, S. 28. Insofern sind natürlich auch Mehrheitsmeinungen von Befragten, die bei Rationalisierungen ihren Arbeitsplatz behielten, methodisch und politisch-praktisch nur sehr begrenzt aussagefähig (so z. B. G. Schmidtchen, Menschen im Wandel der Technik: Wie bewältigen die Mitarbeiter in der Metallindustrie die Veränderungen der Arbeitswelt?, Köln 1986).

  18. J. A. Bryan-Brown, Evidence from Surveys of Public Attitudesto New Technologies, hekt. Ms., London 1984, S. 4. Wie spezifische Untersuchungen zeigen, mischen sich im Bild der Allgemeinheit die Begriffe „Technik“ und „Wissenschaft“ bzw. trennen nicht konsistent (vgl. dazu z. B.: G. M. Pion/M. W. Lipsey, Public Attitudes Toward Science and Technology: What have the Surveys told us?, in: Public Opinion Quarterly, 45 [1981] 3, S. 305 und S. 310).

  19. Vgl. EMNID, Jugend zwischen 15 und 24. 2. Untersuchung zur Situation der deutschen Jugend im Bundesgebiet, Bielefeld 1955, S. 195.

  20. Vgl. EMNID, Junge Menschen 1964. Lebensbereiche, Denkweisen, Gesellungsformen. Tabellarischer Bericht zur Untersuchung „Die Generation der Unbefangenen“, Typoskript, Bielefeld 1966, S. 22.

  21. Eigene Berechnungen nach: EMNID, Jugend: Bildung und Freizeit 1965.

  22. Vgl. EMNID, Jugend, Bildung und Freizeit 1980, Bielefeld 1980, Tabelle 36.

  23. Eigene Berechnungen nach: GMD/INFRATEST Sozialforschung, Öffentliche Verwaltung und Computer 1983.

  24. Vgl. Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.), Psydata (Durchführung), Jugendliche + Erwachsene ’ 85: Generationen im Vergleich, Bd. 5, Opladen 1985, S. 203.

  25. Zur Kritik an dieser Art von Fragestellung (, Schwarz-Weiß-Indikator‘) vgl. z. B.: B. von Rosenbladt, Technikfeindlichkeit? Einstellungen zur Technik in einer technisierten Gesellschaft - Versuch einer Vermeidung demoskopischer Fehlschlüsse, in: F. Gehrmann, (Anm. 14), S. 24 ff.

  26. Eine leichte Trendwende (oder nur ein Zyklus?) in solchen sehr globalen bilanzierenden Items der Einstellung zur Technik wurde übereinstimmend ca. 1982 bzw. 1983 auch von vielen anderen deutschen Meinungsforschungsinstituten registriert. Vgl. dazu: D. Jaufmann/F. Kilzer/E. Kistler/M. Pfaff, Technikakzeptanz bei Jugendlichen im intergenerationalen, internationalen und intertemporalen Vergleich, Referat beim INIFES-Symposium „Jugend und Technik im Bild der Umfrageforschung“ am 16. 1. 1986 in Bad Homburg und die dortigen Referate der Verantwortlichen führender deutscher Meinungsforschungsinstitute (erscheinen im Tagungsband).

  27. Vgl. zu weiteren empirischen Einzeldaten und Zeit-reihen: INIFES, Einstellungen der jüngeren Generationen zum technischen Fortschritt — Wandel und Stabilität im Zeitablauf und im internationalen Vergleich, Zwischenbericht Phase A, Stadtbergen 1986, S. 10 ff.

  28. Mitunter finden sich allerdings auch innerhalb eines Landes zur gleichen Zeit relativ stark voneinander abweichende Ergebnisse bei unterschiedlichen Umfragen. So waren z. B. in den USA im Jahre 1983 1t. einer Umfrage 73 v. H.der Befragten der Ansicht, daß insgesamt gesehen Wissenschaft und Technik mehr Vorteile als Nachteile stiften (vgl. National Science Board [Ed. ], Science Indicators. The 1985 Report, Washington, D. C. 1985, S. 153). Laut einer anderen Quelle lag dieser Anteil im gleichen Jahr aber bei 83 v. H. (vgl. A. Trafford u. a., Living Dangerously, in: U. S. News & World Report, 100 [1986] 19, S. 19).

  29. Die hier nur kurz und sehr ausschnitthaft vorgestellten Ergebnisse aus dieser großen internationalen Vergleichsstudie basieren neben einer Reihe von Einzelangaben der jeweils erhebenden Institute vor allem auf einer Sonderauswertung, die uns freundlicherweise Prof, de Moor zur Verfügung stellte, sowie dem ausführlichen japanischen Sieben-Länder-Vergleichsbericht. Die Feldarbeiten fanden in den meisten Ländern im Jahre 1981 statt.

  30. Vgl. dazu: o. V., SWS-Meinungsprofile: Zwentendorf nach Zwentendorf — Die fortgesetzte „Atomspaltung“, in: Journal für angewandte Sozialforschung, 20 (1980) 3/4, S. 67 ff.

  31. Vgl. o. V., SWS-Meinungsprofile: Dauerbrenner Zwentendorf, in: Journal für Sozialforschung, 26 (1986) 3, S. 351.

  32. Vgl. ebenda.

  33. Vgl. dazu z. B.: o. V., Stirbt die FDP den Strahlen-tod?, in: DER SPIEGEL, 40 (1986) 22, S. 46; o. V., Rot-grüne Mehrheit bei Wählern unter 40, in: DER SPIEGEL, 40 (1986) 27, S. 43; o. V., Politbarometer, in: DIE ZEIT, 41 (1986) 24, S. 8, und 41 (1986) 30, S. 34.

  34. So z. B. in einem Acht-Länder-Vergleich für die Bundesrepublik Deutschland (vgl. dazu: The Atlantic Institute For International Affairs, The Impact of Technological Change in the Industrial Democracies. Public Attitudes Toward Information Technology, Paris 1985, S. 22). Dem widersprechen aber Ergebnisse unserer eigenen Berechnungen (vgl. INIFES [Anm. 27], S. 49 ff.).

  35. Vgl. A. Fischer, Technik, in: Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.), Psydata (Durchführung), Jugendliche + Erwachsene’ 85: Generationen im Vergleich, Bd. 2, Opladen 1985, S. 58.

  36. Vgl.ders., Technikbilder Jugendlicher, hekt. Ms. (Beitrag zum Symposium „Jugend und Technik“, [Anm. 26] S. 4).

  37. Vgl. dazu z. B.: The Field Institute, The California Poll, Codebook, San Francisco (Cal.) 1983, S. 77 ff.

  38. Vgl. I. Wagner, Technikkritik im Weltbild Jugendlicher, in: Journal für Sozialforschung, 22(1982) 3, S. 397 ff.

  39. Vgl. dazu z. B.: F. Gloede/H. Bücker-Gärtner, Technikeinstellungen und Technikbilder bei jüngeren und älteren Bürgern, hekt. Ms. (Beitrag zum Symposium „Jugend und Technik“ [Anm. 26]).

  40. Das Thema ist literarisch faßbar von Goethe über Hauptmann bis zum japanischen Wallraff, Satoshi Kamata.

  41. Vgl. dazu: INIFES (Anm. 27), S. 36 f. Eine ausführlichere Gegenüberstellung verschiedenster Umfragen zu diesem Thema erscheint demnächst in der Nr. 19 der „ZA-Information" des Zentralarchivs für empirische Sozialforschung, Köln.

  42. N. Strauch, Dabei sein ist alles, in: Microcomputerwelt, (1984) 8, S. 6.

  43. Vgl. IBM, Computer-Image 1984, Stuttgart 1984, S. 7.

  44. The Atlantic Institute For International Affairs (Anm. 34), S. 22.

  45. Institut für Demoskopie Allensbach, Technikakzeptanz. Eine Sekundäranalyse im Auftrag des Bundesministers für Forschung und Technologie, Allensbach 1985, S. 67.

  46. Dieselben, Allensbacher Berichte, (1985) 36, S. 1.

  47. Vgl. o. V., Frankreichs Teletel läuft Btx davon, in: Süddeutsche Zeitung vom 28. 8. 1986, S. 23.

  48. O. V., Who ist affected by technological change? Union survey, in: ILO, Social and labour bulletin, (1985) 1, S. 32.

  49. W. Naumann, Computer — Herausforderung für Beilage zu „Kleiner Wirtschaftsspiegel", (1986) 1, S. 7. Allerdings ist dies eine sehr verkürzte und z. T. falsche Wiedergabe des Originalberichts. Vgl. hierzu: EMNID, Einstellungen zum Micro-Computer: 6 Länder im Vergleich — 1985 —, Bielefeld 1985.

  50. Vgl. National Science Board (Anm. 28), S. 149. Es ist darauf hinzuweisen, daß diese offizielle Quelle einen seltsamen Druckfehler enthält. Dort ist von „vielen Hunderten“, im Originalfragebogen von L. Harris Inc. (Seite 8, Karte 2, Statement 7) ist von „vielen Hundert-tausenden von Fabrikarbeitern“ die Rede.

  51. Vgl. zu weiterführenden Aspekten: D. Jaufmann/I E. Kistler, Sind wir „Computermuffel“ — oder: Gibt es ; eine spezifisch deutsche Computerfeindlichkeit?, in: R. Fauser/N. Schreiber (Hrsg.), Sozialwissenschaftliche I Überlegungen, empirische Untersuchungen und Unteririchtskonzepte zur informationstechnischen Bildung, Konstanz 1986, S. 35 ff.

  52. Zu einer Auseinandersetzung mit der frühen Diskussion um die Gentechnologie mit interessanten Literatur-angaben vgl.: T. Löbsack, Die Biologie und der liebe Gott — Aspekte einer zukunftsreichen Wissenschaft, München 1968.

  53. M. Schaal, Medizin und Macht der Technik, Gen-und Reproduktionstechnologie: Wird der Mensch machbar?, in: H. -H. Hartwich (Hrsg.), Politik und die Macht der Technik, Opladen 1986, S. 361.

  54. Vgl. Der Bundesminister für Forschung und Technologie (Hrsg.), In-vitro-Fertilisation, Genomanalyse und Gentherapie, Bericht der gemeinsamen Arbeitsgruppe des BMFT und des BMJ, München 1985, S. 52 ff.

  55. Vgl. z. B.: L. Harris and Associates (Eds.), The Road after 1984 — The Impact of Technology on Society, New York 1983, S. 137 ff.

  56. So der Gynäkologe Prof. Semm laut: DER SPIEGEL, 40(1986) 3, S. 171.

  57. O. V., Luddite or like it?, in: The Economist vom 14. 9. 1985, S. 98.

  58. Vgl. Market & Opinion Research International Limited, Public Attitudes to New Technology, London 1985, S. 7f.

  59. Daneben — es sei anekdotisch angemerkt — waren nach dieser Umfrage in Großbritannien nur 9 v. H. für «und 63 v. H. gegen) weitere Versuche der synthetischen Nahrungsmittelproduktion eingestellt!

  60. Vgl. P. Stubbs, Public Acceptance of New Technology in Australia, hekt. Ms., Manchester 1984, S. 26.

  61. Vgl. National Science Board (Anm. 28), S. 148.

  62. Vgl. ebenda.

  63. Ebenda, S. 152.

  64. Vgl. ebenda, S. 301.

  65. Vgl. J. D. Miller, Attitudes Toward Genetic Modification Research: An Analysis of the Views of the Sputnik Generation, in: Science, Technology & Human Values, 7(1982) 39, S. 38.

  66. Vgl. ebenda, S. 41.

  67. Vgl. J. A. Bryan-Brown (Anm. 18), S. 49 f.

  68. Vgl. The Prime Ministers Office, Office of Public Relations (Ed.), Zenkoku Seron Chosa no Genkyo 1984, Tokyo 1984, S. 493 f.

  69. Vgl. INFRATEST Sozialforschung, Einstellungen zu Forschung und Technik, Welle 1, November 1985. München 1985, S. 67.

  70. Ebenda, S. 8. Daß das EMNID-Institut in seinen Studien „Zukunftserwartungen und Zunkunftsverhalten“ 1983 und 1985 zu wesentlich weniger „Nicht-Antwortenden“ kommt, liegt an den drei Antwortkategoiien dieser Umfragen. Ansonsten sind gerade hinsichtlich der Ablehnung von Eingriffen in Keimbahnen und In-vitro-Fertilisation auch die EMNID-Zahlen mit den vorgestellten INFRATEST-Ergebnissen in Einklang!

  71. O. V., Luddite or like it? (Anm. 57), S. 98.

  72. Vgl. o. V., Strauß spricht dem Kardinal Kompetenz ab, in: Süddeutsche Zeitung vom 18. 9. 1986, S. 8.

  73. O. V., Der Mann ist unfruchtbar. Die Frau wünscht sich ein Kind — Dieses Paar wurde trotzdem eine Familie, in: Eltern, (1986) 10, S. 71.

  74. Vgl. Bundesminister für Forschung und Technologie (Anm. 54), S. 16.

  75. Gleiches gilt wohl auch für die jüngeren Generationen in der Bundesrepublik (vgl. dazu z. B.: R. Geißler, Technikfeindlich und leistungsscheu? Zum Einstellungswandel der Jugend, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 38/85, S. 28 ff.).

  76. Kirchenamt im Auftrage des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (Hrsg.), Die neuen Informations-und Kommunikationstechniken, Gütersloh 1985, S. 9.

  77. R. Blum, Akzeptanz des technischen Fortschritts — Wissenschafts-und Politikversagen —, Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Augsburg, Volkswirtschaftliche Diskussionsreihe Nr. 27, Augsburg 1985, S. 54.

  78. So auch Forschungsminister Riesenhuber (vgl. H. Riesenhuber, Neue Akzente in der Forschungs-und Technologiepolitik, in: Sonde, 17 [1984] 1, S. 4 ff.).

  79. Erste Ergebnisse, insbesondere zur Institutionalisierung einer Beratungskapazität für Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung beim Deutschen Bundestag, enthält der erste Bericht der Kommission (vgl. BTDr. S. 10/5844 vom 14. 7. 1986).

Weitere Inhalte

Dieter J aufmann, Dipl, oec., geb. 1953; seit 1979 wiss. Mitarbeiter beim Internationalen Institut für Empirische Sozialökonomie (INIFES), Stadtbergen-Leitershofen. Veröffentlichungen u. a.: (zus. mit E. Kistler) Sind wir „Computermuffel“ — oder: gibt es eine spezifisch deutsche Computerfeindlichkeit?, in: R. Fauser/N. Schreiber (Hrsg.), Sozialwissenschaftliche Überlegungen, empirische Untersuchungen und Unterrichtskonzepte zur informationstechnischen Bildung, Konstanz 1986; (zus. mit K. Deimer) Nutzerpräferenzen und Erwartungen an sozialpolitische Träger — Staat, Wohlfahrtsverbände und Selbsthilfe aus der Sicht Betroffener, in: Soziale Sicherheit, (1986) 8/9. Ernst Kistler, Dr. rer. pol., geb. 1952; Akad. Rat a. Z. an der Universität Augsburg; Gesellschafter des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie (INIFES), Stadtbergen-Leitershofen. Veröffentlichungen u. a.: (Mitautor) Vergleich von Niveau und Entwicklung der Arbeitsunfähigkeit in der Bundesrepublik Deutschland und in ausgewählten Ländern, Schriftenreihe „Forschungsberichte“ des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Bd. 137, Bonn 1986.