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Diskurs über Bevölkerungsfragen und Familienpolitik | APuZ 18/1989 | bpb.de

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APuZ 18/1989 Die Bevölkerungsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland Immigration, Geburtenentwicklung und Wirtschaft Diskurs über Bevölkerungsfragen und Familienpolitik Bevölkerungsentwicklung und Auswirkungen auf die Rentenversicherung

Diskurs über Bevölkerungsfragen und Familienpolitik

Detlef Grieswelle

/ 28 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Die öffentliche Diskussion über die Bevölkerungsentwicklung, ihre Folgen und den politischen Handlungsbedarf ist in der Bundesrepublik Deutschland sehr spät in Gang gekommen und hat auch heute noch nicht jenen Stellenwert, der dem Problem eigentlich zukommen sollte. Viele Faktoren tragen dazu bei.den Problemcharakter zu verneinen, zu verharmlosen bzw. zu verdrängen und so die Herausforderungen nicht oder unzulänglich wahrzunehmen. Ein Hauptmerkmal der Debatte ist. daß bevölkerungsbezogenes Handeln fast ausschließlich als Anpassung an bereits eingetretene bzw. absehbare demographische Entwicklungen begriffen wird, kaum als geburtenfördernde Politik durch die Stärkung der Familie. Häufig trifft man eine Unterscheidung zwischen einer negativ bzw. als unwirksam bewerteten Bevölkerungs-und einer eher positiv eingeschätzten Familienpolitik, obwohl letztere immer auch demographische Politik bedeutet im Sinne einer Beeinflussung von Zahl und Struktur der Bevölkerung. Wesentliche Fragen für die weitere Entwicklung von Familie und Bevölkerung sind die staatliche Sozialpolitik zugunsten der Familie, das Angebot an Infrastrukturen für die Nachwuchsbetreuung, die familienorientierte Gestaltung der Arbeitswelt und die Solidarität mit den älteren Menschen.

I. Probleme rationaler Erörterung

Die Diskussion über die Bevölkerungsentwicklung, ihre Folgen und den politischen Handlungsbedarf ist in der Bundesrepublik Deutschland sehr spät und nur langsam in Gang gekommen und hat auch heute noch nicht jenen Stellenwert, der den Problemen von der Schwere der Herausforderungen eigentlich zukommen sollte. Die These von der geringen Bedeutung des Themas trifft insbesondere zu für die breitenwirksamen Medien des Fernsehens, Rundfunks und der Tageszeitungen. Mittlerweile hat sich allerdings die veröffentlichte Meinung, vornehmlich in den überregionalen Tageszeitungen, den Wochenblättern und Magazinen, des Sujets stärker angenommen, bedauerlicherweise aber auch hier in viel geringerem Maße als manchen anderen gesellschaftspolitischen Fragestellungen und in der Regel nur im Kontext spezieller Sachbereiche wie beispielsweise Arbeits-, Bildungs-, Renten-und Gesundheitspolitik. Der Schwerpunkt der Erörterungen demographischer Fragen liegt eindeutig auf der Analyse sozio-ökonomischer Folgen und notwendiger Anpassungsleistungen, nicht auf dem Problem der Beeinflussung oder gar Steuerung der Bevölkerungsentwicklung.

Die Herausforderungen durch den Bevölkerungswandel und potentielle Lösungskonzepte sollten möglichst breit diskutiert werden, sind doch alle Gruppen unseres Volkes von dem einschneidenden Geburtenrückgang und von dem wachsenden Altenanteil mehr oder weniger betroffen. Aufgabe der Meinungsbildung ist es, daß die Bevölkerung die Probleme besser wahmimmt, Risiken richtig einschätzt und sich auf notwendige Veränderungen einstellt: Ohne ein angemessenes Problembewußtsein wird die Durchsetzung einschneidender Maßnahmen nicht möglich sein.

Die öffentliche Diskussion hat auch möglichst früh einzusetzen, einerseits, weil die Folgen der Geburtenentwicklung in Ansätzen schon jetzt wirksam werden, andererseits, weil es besser ist, Vorkehrungen zu treffen und durch rechtzeitige Entscheidungen den Herausforderungen ihre Schärfe zu neh-men. Politik hat bereits heute zukünftige Bevölkerungsstrukturen ins Kalkül zu ziehen und präventiv zu handeln, und nicht zu späteren Zeitpunkten, wenn nur noch tiefgreifende Einschnitte in die Wirtschafts-und Sozialordnung weiterhelfen und dann die Legitimität unserer politischen Ordnung gefährden. Maßnahmen sind in vielen Bereichen heute oder bald einzuleiten, um nicht, z. B. ab dem Jahre 2000 in der Arbeitswelt oder ab 2010 in der Renten-und Krankenversicherung, vor ganz gravierenden. kaum lösbaren Problemen zu stehen. Öffentliche Reflexion und Debatte über die politische Gestaltung und frühzeitige Entscheidungen sind auch deshalb angebracht, weil unsere Bevölkerung Vertrauen in die Zukunft haben sollte; nur unter dieser Voraussetzung kann eine familien-und kinderorientierte Politik erfolgreich sein.

Die Aufgabe öffentlicher Aufklärung über demographische Entwicklungen, ihre Folgen und Handlungsnotwendigkeiten ist nun allerdings besonders schwer, weil vielerlei Tendenzen dazu beitragen, den Problemcharakter zu verneinen, zu verharmlosen bzw. zu verdrängen und so die Herausforderungen nicht oder unzulänglich wahrzunehmen.

Eine dieser Varianten ist die vage Hoffnung, das generative Verhalten der Menschen werde sich schon wieder ändern, noch nie sei die Geburtenrate in einem Land über längere Zeit gleichgeblieben. Die These von der Brechung des Trends übersieht die Einflußkraft eines ganzen Bündels von kaum reversiblen und in fast allen modernen Gesellschaften gleichermaßen wirksamen Faktoren, die geringe Steuerungsmöglichkeit durch Staat und Gesellschaft sowie last not least die Tatsache, daß die großen Geburtendefizite seit zwei Jahrzehnten vorhanden sind und nicht durch verändertes generatives Verhalten beseitigt werden können.

Eine weitere Spielart solcher vordergründigen Argumentation ist die grundsätzliche Ablehnung von Zukunftsschau und -planung; die Voraussagen seien immer mit großen Unsicherheiten behaftet. Hier wird zunächst einmal verkannt, daß es sich bei Bevölkerungsprognosen nicht um Vorhersagen in strengem Sinne handelt, sondern um Modellrechnungen, die unter bestimmten Voraussetzungen Gültigkeit besitzen. Da eine Veränderung in den wesentlichen Annahmen und eine grundlegend andere Entwicklung kaum begründbar sind und der Geburtenrückgang seit Mitte der sechziger Jahre feststeht und eindeutige Folgen hat, ist es unverantwortlich, zu postulieren, die Dinge einfach auf sich zukommen zu lassen.

Weitaus ernster zu nehmen und durchaus berechtigt sind jene Stimmen, die vor einer Dramatisierung durch die Konzentration des Blicks auf die Bevölkerungsentwicklung warnen, seien doch gesamtgesellschaftliche Handlungschancen und die Problem-23 lösungskapazitäten des ganzen Gemeinwesens einzubeziehen. Die Gesellschaft werde so kreativ sein, daß den Herausforderungen erfolgreich begegnet werden könne. Wenn hier ein Laissez-faire gemeint ist, es werde ja alles nicht so schlimm kommen, man solle nur ganz ruhig abwarten, die Probleme würden sich schon lösen, dann ist das allerdings eine falsche Einstellung. Handelt es sich jedoch um Hinweise auf gesellschaftliche Problemlösungskapazitäten und mögliche rechtzeitige und allmähliche Anpassungsstrategien, z. B. in Form von technischen Innovationen, Produktivitätssteigerungen, Erschließung von Arbeitskräften, ihre Qualifizierung. Selbstvorsorge in der sozialen Sicherung etc., so sind das wichtige Überlegungen. Nur gilt es dabei, die Chancen der Bekämpfung negativer Konsequenzen der demographischen Entwicklung durch Anpassungsmaßnahmen in der Wirtschaftsund Sozialordnung nicht überzubewerten und die tiefgreifenden Wirkungen demographischer Faktoren und die Größe der Herausforderungen durch den Bevölkerungswandel nicht zu unterschätzen.

Eine andere, bedenklichere Variante besteht darin, die positiven Seiten des Bevölkerungswandels zu betonen und auf beachtliche Entlastungen hinzuweisen, z. B. in Bereichen wie Bildung und Umwelt. Es ist richtig, daß solche Fragen in der Diskussion nicht ausgespart werden dürfen. Weniger Menschen bedeuteten weniger Aufwand bei Schulen, kleinere Klassen, weniger Umweltverschmutzung, weniger Ressourcenverschwendung, weniger Lärmbelastung. Ist dem aber so? Sind Bildungseinrichtungen nicht recht starre Organisationen mit sachlicher und personeller Ausstattung und mit großen Schwierigkeiten bezüglich rascher Anpassung? Bringen weniger Schüler wirklich eine Leistungssteigerung, wenn Schulen um Nachwuchs ringen müssen und die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt sich entschärft? Erwachsen nicht mit immer weniger Jugendlichen neue Erfordernisse der Weiterbildung erwachsener und älterer Menschen? Werden weniger Menschen die Probleme mit der Umwelt automatisch vermindern, wenn eventuell mit den demographischen Veränderungen Ressourcen zur Problemlösung schwinden? Tragen weniger Bildungsnachwuchs und weniger kreative und innovationstüchtige junge Menschen zur besseren Bewältigung von Bildungs-und Umweltproblemen bei? Schaffen Entlastungen in einigen wenigen Sektoren, so überhaupt mit ihnen zu rechnen ist, ausreichend Ressourcen für die Bewältigung der Herausforderungen in zahlreichen anderen Bereichen? Das ernsthafte Problem des demographischen Wandels liegt nicht in den Zahlen der abnehmenden Bevölkerung, sondern in der veränderten Altersstruktur. Und hier gibt es kein Entrinnen vor wichtigen Fragen wie der Finanzierung der Altersversorgung, den Kosten des Gesundheitswesens, der Pflege älterer Menschen, der Verteidigungsfähigkeit der Bundesrepublik, des Schrumpfens der Arbeitskräfte, der Verschiebung in der ökonomischen Nachfrage etc. Die Liste kann beliebig erweitert werden, sind doch fast alle Handlungsfelder unserer Gesellschaft betroffen.

Eine weitere Gefahr, den Problemcharakter der demographischen Entwicklung nicht angemessen wahrzunehmen und zu vermitteln, besteht in der Langzeitwirksamkeit des generativen Wandels: die Wirkungen entfalten sich ganz allmählich, dann umso nachdrücklicher. Es handelt sich hier um Veränderungen, die zunächst in vielen Bereichen keinen akuten Problemcharakter erzeugen. Wie die Politik dazu tendiert, solche Fragen und frühzeitige Entscheidungen vor sich herzuschieben, so vermeiden viele Journalisten, sich selbst und ihre Leser/Hörer mit unangenehmen Zukunftserwartungen und notwendigen unangenehmen Konsequenzen zu konfrontieren, die schon heute für die künftigen Jahrzehnte zu erfolgen haben. Die Probleme sind für die Bevölkerung gegenwärtig kaum zu spüren, auch in einer mittelfristigen Perspektive bis zum Jahre 2000 nicht gravierend, warum also im Jetzt und Heute die großen Herausforderungen dennoch diskutieren? Eine solche Langzeitorientierung bedeutet eine weitgehend neue Dimension der Verantwortung, wozu die Bereitschaft häufig fehlt bzw. diese nur dort vorhanden ist, wo die Bedrohung unmittelbar und konkret erfahrbar ist und entsprechende Interessengruppen und Lobbies entstehen, z. B. im Umweltbereich und bei großtechnischen Risiken. Eine durchgehende, also auch andere Felder wie Familie, soziale Sicherung, Arbeit einschließende Generationensolidarität und langfristige Vorsorgebereitschaft gibt es kaum, und sie sind sicherlich durch Aufklärungs-und Motivationskampagnen schwer zu schaffen. Dies auch deshalb, weil die Zukunftsängste vieler Menschen, gerade unter den Journalisten, bezüglich Frieden. Umwelt und Atomkraft die Werbechancen für Vorsorge in anderen Bereichen, z. B. durch Familie und Kinder, konterkarieren.

Gegenwartsorientierung, teilweise sogar -besessenheit, ist also nicht nur ein Problem der Politik, sondern auch der Medien und der Bevölkerung insgesamt. Langzeitorientierung und Generationensolidarität sind vor allem deshalb so schwierig zu vermitteln, weil sie große Anpassungsleistungen der Bürger, Mobilität der gesellschaftlichen Strukturen und Eingriffe in Besitzstände bedingen. Bei Besitzständen ist an Vorteile gedacht, die durch Regelungen des Staates bzw. mächtiger Verbände wie der Tarifvertragsparteien eingeräumt wurden und nicht oder nicht mehr gerechtfertigt sind, weil sie bezüglich wichtiger Bereiche und Ziele unserer Gesellschaft kontraproduktiv wirken. Besitzstände behindern in vielfältiger Weise die Dynamik in unserer Gesellschaft und vor allem die Erreichung zentraler Ziele, so auch die gerechte Verteilung von Lasten und Pflichten unter den Generationen. Der Begriff der Besitzstände bezieht sich auf Gratifikationen wie Einkommen, soziale Sicherung, Schutzrechte, Status, Einfluß und Macht. Die Verteidiger von Besitzständen wollen zumindest den Status quo erhalten und Verluste auf alle Fälle vermeiden; dabei geht es nicht allein um die Bewahrung des erreichten Niveaus, sondern auch um die Konservierung der jeweiligen Stellungen in Relation zu anderen. Die Besitzständler werden von mächtigen Interessengruppen kräftig unterstützt, was den einmal errungenen Positionen hohe Dauerhaftigkeit und manchmal geradezu Unantastbarkeit verschafft.

Eine weitere Aporie für eine sachgerechte Vermittlung liegt in der Vielfalt der betroffenen Phänomene, was einfache Beschreibungen, Analysen und Lösungsangebote nicht zuläßt. Es sind ja fast alle Bereiche unserer Gesellschaft betroffen. Infolge der Bevölkerungsentwicklung stehen vor allem unsere Systeme der sozialen Sicherung vor der Notwendigkeit tiefgreifender Reformen. Die wissenschaftlichen und politischen Prognosen der Entwicklungen, noch mehr die Lösungsansätze, sowohl für die Altersversorgung wie für die Krankenversicherung, sind äußerst mannigfaltig und kontrovers. Die soziale Sicherung ist aber nur ein Handlungsfeld. das durch die demographischen Tendenzen in hohem Maße beeinflußt wird. Zu denken ist weiterhin an die Wirtschaft und sich verändernde Märkte, an die Erwerbsarbeit, wo zunächst Arbeitslosigkeit zu verzeichnen ist und bis zum Jahre 2000 fortbestehen wird, in fernerer Zukunft vermutlich eher Arbeitskräftemangel herrscht, was dann in besonderem Maße technologische Innovation in der Wirtschaft und Förderung von Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft der arbeitenden Menschen verlangt. Bei den zahlreichen Problemen ist außerdem zu denken an Wohnen und Bausparen, d. h. an sinkende Immobiliennachfrage und -preise, was die heutige starke Förderung von Wohneigentum äußerst problematisch macht; an unser Bildungswesen mit den Schwankungen der Schüler-und Studenten-zahlen der verschiedenen Altersstufen und entsprechend erforderlichen Anpassungsflexibilitäten der Infrastrukturen, an die Bundeswehr und ihre Verteidigungsbereitschaft, nicht zuletzt an die soziale Integration der vielen alten und immer älter werdenden Menschen und die notwendigen materiellen und immateriellen Angebote für sinnvolle Tätigkeit.

Die Aufklärung der Öffentlichkeit ist äußerst schwierig, da wir vor mannigfaltigen Einzelproblemen stehen, die nicht alle unmittelbar und nicht gleichzeitig zu spüren sind; außerdem erleichtert die jeweilige demographische Situation bisweilen Lösungen in einem Bereich, erschwert sie dann in einem anderen, so wenn ein großes Arbeitskräfte-angebot negativ für Beschäftigung, positiv für die Rentenfinanzen ist, ein Schrumpfen gut für Beschäftigung, aber schlecht für die Rente; weiterhin können notwendige Maßnahmen kontraproduktiv wirken in anderen Sektoren, z. B. das Ausschöpfen von Arbeitskräftepotentialen für Familie und Kindererziehung. Vernünftige Lösungen erfordern also eine zeitlich und inhaltlich äußerst differenzierte Gesamtschau.

Ein zentrales, den öffentlichen Diskurs in der Bundesrepublik Deutschland kennzeichnendes Handicap ist die weitgehende Aussparung des Themas einer geburtenfördernden Politik bzw.seine völlig unzureichende, weil emotionsgeladene Behandlung. Wenn heute bei uns in den Massenmedien über Bevölkerungspolitik veröffentlicht wird, dann fast nur im Sinne einer gesellschaftlichen Gestaltung in Antwort auf bereits eingetretene bzw. absehbare demographische Entwicklungen und ihre Folgen. Eine vollständige Erörterung von bevölkerungspolitischen Problemen umfaßt aber immer zweierlei: erstens, die demographischen Entwicklungen und ihre zukünftigen Tendenzen als Faktoren zur Kenntnis zu nehmen und sich auf die weitgehend absehbaren Folgen einzustellen; zweitens, dem Schutz und der Stärkung von Familie und Kindern mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um mit einer familien-und kinderfreundlichen Gesellschaft und Politik eine Verbesserung in der Geburtenentwicklung zu erzielen.

Natürlich ist es völlig falsch, nur oder vorwiegend familienpolitische und bevölkerungsorientierte Ziele ins Auge zu fassen, ist doch das Geburtendefizit seit zwei Jahrzehnten vorhanden und sind seine Auswirkungen kurz-und mittelfristig nicht durch eine günstigere Geburtenentwicklung in den nächsten Jahren zu beeinflussen. Andererseits darf die Einwirkung auf die Bevölkerungsentwicklung durch staatliche und politische Maßnahmen nicht ausgeblendet oder als nicht notwendig und/oder einfach als nicht möglich bezeichnet werden. Unbekümmert diskutieren viele über Geburtenbeschränkung und fordern staatliche Maßnahmen in der Dritten Welt gegen das explosive Bevölkerungswachstum, verbinden jedoch mit ihrem Gegenstück der Geburtenförderung bei uns, im Land mit einer extrem niedrigen Geburtenhäufigkeit, zahlreiche negative Vorstellungen, die sich insbesondere beziehen auf die sogenannte Bevölkerungspolitik der Nationalsozialisten und unangemessene Eingriffe des Staates in die Freiheitssphäre des einzelnen. Eine geburtenfördernde Politik wird hier als Verstoß gegen wesentliche Wertvorstellungen, ja gegen Grund-und Menschenrechte, wie den Schutz der Privatsphäre, die autonome Lebensführung, die Freiheit der Frau und den Selbstzweck des Kindes verstanden. Häufig sieht man die Chancen der Beeinflussung des generativen Verhaltens als äußerst gering an, weil es sich bei dem Geburtenrückgang um einen allgemeinen und beinahe gleichzeitigen Trend in fast allen sozio-ökonomisch vergleichbaren modernen Gesellschaften handele, die Entwicklung irreversibel sei, es auch mangele an Beweisen für eine dauerhafte Wirksamkeit einer geburtenfördernden staatlichen Politik auf die Fruchtbarkeit. Eine solche Argumentation ist jedoch in wesentlichen Punkten falsch bzw. verkürzt und einseitig. Zunächst einmal ist Politik in westlich-demokratischen Gesellschaften niemals eine Zwangs-oder Bestrafungspolitik für Kinderlose oder Kinderarme, sondern kann nur Förderung von Familien und Kindern bedeuten im Sinne einer Minderung von Benachteiligungen. Kinder werden auch nicht vom Staat — wer immer ihn repräsentiert — als Mittel für gesellschaftliche Zwecke begriffen und schon gar nicht kollektiver Nutzen als Maßstab für individuelle Entscheidungen gefordert.

Bezüglich der Geburtenentwicklung ist zu sagen, daß die sozialwissenschaftliche Forschung über das generative Verhalten und speziell die Erklärungskraft der diversen Variablen für den Geburtenrückgang keineswegs eindeutige Ergebnisse erbracht hat und es so problematisch ist, politische Handlungsabstinenz mit Wissenschaft zu legitimieren. Allerdings ist die These von der Geburtenentwicklung als eines Phänomens von großer Reichweite, Allgemeingültigkeit und Gleichzeitigkeit ein gewichtiger Einwand gegen allzu große Hoffnungen auf Veränderungen; nur wird hier die spezifische deutsche Situation vernachlässigt, wo ja mit der besonders drastischen Entwicklung geradezu ein Sonderweg beschritten wurde. Bei der Beurteilung der Wirksamkeit von Aktivitäten darf es nicht um die Bewertung von Einzelmaßnahmen gehen, sondern von Maßnahmebündeln.

Wo gibt es solche Vorgehensweisen, die auf wirklichen Lastenausgleich für Familien abzielen, optimale Infrastrukturen für die Betreuung und Erziehung von Kindern bringen, die familienverträgliche Gestaltung der Arbeitswelt einbeziehen und auf eine positive geistige Beeinflussung des öffentlichep Meinungsbildes über Familie und Kinder abstellen? In den meisten Ländern fehlt es schon an einer befriedigenden materialen Sozialpolitik. Es gilt erst einmal Erfahrungen mit einer integrativen Familienpolitik zu machen, um überhaupt zu Bewertungen kommen zu können. Wo es solche Politiken gibt oder gab, z. B. in Frankreich, spricht alles eher für die Wirksamkeit von Maßnahmen, freilich nicht in Richtung der Bestandserhaltung der Bevölkerung, sondern eines geringeren Geburtenrückgangs als in vergleichbaren Ländern. Zu guter Letzt ist festzuhalten, daß absinkende Geburtenzahlen nicht einfach auf generelle Unwirksamkeit von Familienpolitik schließen lassen; es ist nicht nachzuweisen, wie die demographische Entwicklung ohne familienpolitische Maßnahmen verlaufen wäre.

Alle Argumentationen für die Chancen einer Veränderung der Geburten dürfen jedoch nicht davon ablenken, daß es hohe, ja tragende Werte in unserer Gesellschaft gibt, die negativ die Geburtenentwicklung beeinflußten und beeinflussen. Genannt seien schlagwortartig nur die Emanzipation der Frau, die Liberalisierung der Ehevorstellungen, der Wandel der Sexualmoral, die Säkularisierung von Kirche und Religion, die Bildungsexpansion, hohe soziale Mobilität, wachsende Freizeit-und Konsumorientierung, die Entfaltung von Individualismus und „Selbstverwirklichung“, der Wohlfahrtsstaat und seine umgreifende soziale Sicherung: all’ diese Faktoren sind Ursachen des Geburtenrückgangs, aber auch hochgeschätzte Errungenschaften, von denen jeder einzelne profitiert. Das, was in weiten Teilen unseres Volkes als Fortschritt interpretiert wird, ist andererseits die Bedingungskonstellation unseres Geburtenrückgangs (Robert Hepp), und es bieten sich kaum Durchsetzungschancen, mit kräftigen Eingriffen in die sozialen Errungenschaften eine deutliche Veränderung der Geburtenentwicklung zu erzielen. Deshalb ist in der öffentlichen Diskussion wie in der praktischen Politik auf eine Vereinbarkeit moderner Lebens-orientierung mit Familie und Kindern hinzuarbeiten. Das Feld der Meinungen wäre unvollständig, wenn nicht jene Minderheitenansichten auf dem rechten politischen Spektrum erwähnt würden, die vom Aussterben des deutschen Volkes, einer demographischen Katastrophe, dem Untergang Deutschlands, deutscher Größe und Kultur, dem Verlust nationaler Identität sprechen und bisweilen die „Unterwanderung“, „Überfremdung“ oder gar „Durchrassung“ unseres Volkes durch fremde Zu-wanderer erwarten. Dies sind alles Kastastrophen-Visionen und Dekadenzvorstellungen, die einem rationalen Diskurs zuwiderlaufen: Rückgang der Bevölkerung bedeutet nicht Aussterben; eine geringere Zahl von deutschen Einwohnern nicht per se internationale Bedeutungslosigkeit, Kulturverfall, geistige Unfruchtbarkeit; Einwanderungen und Mischung der Bevölkerung nicht automatisch Untergang eines Volkes, geistigen Niedergang, Aufgabe nationaler Identität.

Die Kurzschlüssigkeit der Überlegungen soll freilich nicht davon abhalten, nach den möglichen Auswirkungen des zahlenmäßigen Bevölkerungsrückgangs und der diversen Einwanderungsstrategien auf Werte, Institutionen und Organisationen unserer Gesellschaft zu fragen und die politischen Konsequenzen vernünftig zu erörtern.

II. Bevölkerungs-und Familienpolitik

Kennzeichnend für die Diskussion in der Bundesrepublik Deutschland ist. daß man hier häufig eine eindeutige Unterscheidung zwischen Bevölkerungs-und Familienpolitik macht. Ist das gerechtfertigt, wo doch eigentlich Familie durch Kind und Kinder definiert wird und Familienpolitik immer auch Bevölkerungswirkungen einschließt? Um diese Frage zu beurteilen, gilt es zu klären, ob über-haupt und inwiefern Unterschiede oder gar Gegensätze konstruiert werden können. 1. Zunächst einmal ist die Möglichkeit zu nennen, daß der Staat eine Reproduktionspolitik betreibt außerhalb der Familie oder zumindest recht indifferent gegenüber dieser Sozialform. Nun erhalten bei uns Kinder außerhalb von Ehe und Familie zwar offiziell Schutz und Unterstützung, aber Geburten-förderung wird in unserem Gemeinwesen, wenn überhaupt, doch in der Regel nur im Kontext von Ehe und Familie gesehen. 2. Eine Politik könnte in besonderem Maße auf eine hohe Zahl von Kindern abstellen, also z. B. die Familie ab dem dritten Kind sofördern, daß ab dieser Zahl ein voller oder weitgehender Lastenausgleich für die Kinderkosten erfolgen würde. Eine solche pronatalistische Politik, im Sinne der Förderung der großen Zahl, gibt es bei uns nicht, wird auch von keiner nennenswerten Gruppe angestrebt, findet keine Legitimation. Wenn für kinderreiche Familien eine besondere Förderung verlangt wird, so rechtfertigt man dies ausschließlich mit den hohen Belastungen der Familien, nicht aber mit dem Ziel möglichst vieler kinderreicher Familien. 3. Wie Staaten der Dritten Welt und einige Schwellenländer Kinderreichtum bekämpfen und zum Teil bestrafen, so könnte auch ein moderner Staat Kinderlosigkeit und Kinderarmut mit harten Maßnahmen gegensteuem und Sanktionen verhängen. Einer negativen Politik gegenüber kinderlosen und kleinen Familien stünde eine Politik intensiver Förderung größerer Familien gegenüber. Ansätze für eine solche Politik sind bei uns überhaupt nicht vorstellbar. es sei denn, man sieht schon in einer stärkeren Belastung von Kinderlosen, wie sie bisweilen diskutiert wird, eine Bestrafung. Hier geht es aber ausschließlich um eine recht bescheidene Kompensierung großer Nachteile der Kindererziehenden. Im Zusammenhang einer Geburtenförderung ließe sich auch an andere repressive Maßnahmen denken, wie etwa an die Verminderung des Bildungsniveaus von Mädchen, die Erschwerung des Zugangs von Frauen zu einer Erwerbstätigkeit, ein generelles Verbot des Schwangerschaftsabbruchs und ein Verbot der Herstellung empfängnisverhütender Mittel und des Handels mit ihnen: Auch solche Maßnahmen sind mit zentralen Wertvorstellungen unserer Bürger und ihren Auffassungen des Verhältnisses von Staat und Individuen nicht vereinbar und wären zudem zum großen Teil auch wirkungslos. 4. Der Staat könnte in seinen Begründungen von Familienpolitik vor allem auf Aufgaben wie die Zunahme oder den Erhalt von Bevölkerungszahlen, ausgewogene Strukturen und den Nutzen für Wirtschaft, Bildung, soziale Sicherung und Verteidigung abstellen, eventuell sogar versuchen, mit solchen Zielen die Bevölkerung zu mehr Geburten zu motivieren. Fürsolche Tendenzen gibt es keinerlei Indizien; zwar weisen Politiker auf den Zusammenhang zwischen Bevölkerungsentwicklung und zukünftigen Schwierigkeiten bei der Erfüllung staatlicher Aufgaben hin und erhoffen sich auch positive Wirkungen ihrer Familienpolitik auf die Geburtenzahlen und so Erleichterungen bei den diversen Problembewältigungen, sie begreifen aber Familienpolitik zunächst und vor allem als Mittel zur Förderung der Lebensform der Familie und zur Unterstützung ihrer Leistungsfähigkeit und erheben schon gar nicht bevölkerungspolitische Überlegungen des Staates zu wesentlichen Orientierungen der Bürger für Familie und Kinder. 5. Maßnahmen, die zur Förderung der Familie eingesetzt werden, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit auch demographische Auswirkungen und können von Staats wegen auch mit dem Ziel der Beeinflussung von Bevölkerungszahl und -Zusammensetzung intendiert sein. Die jeweilige Zuordnung zur Familien-oder Bevölkerungspolitik aber von der Nebenfolge bzw.der Nebenmotivation und -begründung abhängig zu machen, ist doch wenig plausibel. Fast jede Politik hat Auswirkungen auf die Bevölkerung und ist unter anderem mit Bevölkerungszielen verbunden und mit ihnen zu begründen, deshalb verfällt aber niemand auf die Idee, alle Politiken als Bevölkerungspolitik zu bezeichnen.

Eine Differenzierung zwischen Familien-und Bevölkerungspolitik hat im Grunde nur dann eine gewisse Berechtigung, wenn „Bevölkerungspolitik“ viel weitgehender als die Beeinflussung von Geburten gefaßt wird und andere Phänomene und Gesichtspunkte einschließt, wie z. B. die Einwanderung von Fremden, die Verlängerung der Lebenserwartung. die Reduzierung von Kindersterblichkeit etc. Aber selbst hier ist der Begriff der Bevölkerungspolitik wenig sinnvoll, weil entweder das Ziel der Bevölkerungsveränderung nur eines unter vielen darstellt (Migration!) oder Aktivitäten verschiedenster Art neben vielerlei Intentionen auch bevölkerungsbezogene Absichten haben (z. B. die Gesundheitspolitik).

Zusammenfassend ist als Ergebnis festzuhalten: Familie ist der Ort, wo eine Gesellschaft nachwächst, sich fortsetzt, erneuert. Reproduktion ist eine grundlegende Aufgabe der Familie, Familienpolitik dementsprechend wesentlich auch Reproduktionspolitik. Kinder zu haben und zu erziehen ist integraler Bestandteil der Familie und so auch zentraler Gegenstand der Familienpolitik. Wo man diesen Zusammenhang ausblendet, werden wichtige Funktionen familiärer Förderung nicht erkannt. Familienpolitik ist also immer auch Bevölkerungspolitik im Sinne von Einflußnahme auf Zahl und Struktur der Bevölkerung, demgemäß ist eine Differenzierung zwischen Familien-und Bevölkerungspolitik — jedenfalls unter den Wertprämissen in unserer Gesellschaft — nicht angebracht. Für diese Entscheidung sind keinerlei taktische Überlegungen maßgebend, also z. B. die Berücksichtigung negativer Assoziationen des Begriffs der Bevölkerungspolitik an nationalsozialistische Maßnahmen, staatliche Anmaßungen und Zwänge, Verstöße gegen Menschenrechte usf., sondern die vorgetragenen grundsätzlichen Erwägungen.

Diese haben gezeigt, daß demographische Orientierungen nicht die zentralen Maßstäbe und Motive der Familienpolitik sind und auch nach Meinung des größten Teils unserer Bevölkerung nicht sein dürfen. Familienpolitik bezieht ihre Legitimation nicht primär aus dem Beitrag der Familien für die Bevölkerungsgröße und eine ausgewogene -Struktur, sondern aus der Bestimmung der Familie als wertvoller Lebensform, weil hier die Nachwuchserzeugung und -pflege, die Persönlichkeitsentwicklung und die sozio-kulturelle Entfaltung der Persönlichkeit am besten aufgehoben sind. Vor allem die Familie bietet Raum für das Erleben von Gemeinsamkeit, gegenseitiger Verantwortung. Zuwendung und Liebe; sie ist der wichtigste Ort persönlicher Geborgenheit und Sinnvermittlung.

Wenn nun immer weniger Familien gegründet und immer weniger Kinder geboren werden, so hat das neben den vieldiskutierten Folgen für Erwerbsarbeit, soziale Sicherung und Bildung viel tiefgehendere Auswirkungen. Wie wird eine Gesellschaft aussehen, wo die junge Generation eine Minorität ist, Pflege und Erziehung nur noch selten erbracht werden, die Langzeitorientierung auf Generationen häufig fehlt, Verantwortung und Opferbereitschaft für Kinder eine Ausnahme darstellen, die Kraft der Erneuerung durch die nachwachsende Generation schwindet? Eine Kultur, die weitgehend ohne Kinder ist, bedeutet das nicht Verarmung? Werden Egoismus und Hedonismus noch zunehmen, wenn Mutterschaft und Vaterschaft als wertvolle Formen der Verwirklichung der Menschen an Einfluß verlieren? Was heißt Kinderlosigkeit für die Ehen, die ohne die Bindekraft von Dritten vor emotionalen Überforderungen stehen? Tendenzen der Auflösung der Familie haben für Werte, Leitbilder und Tugenden in unserer gesamten Gesellschaft Folgen, die heute noch gar nicht abzusehen sind.

Als wesentliche Lebens-und Erziehungsgemeinschaft hat die Familie rechtlichen Schutz und die staatliche Förderung ihrer Reproduktions-und Erziehungsaufgaben zu erhalten; der Grundwert der sozialen Gerechtigkeit ist hier zentraler Maßstab, nicht der Gesichtspunkt der Bevölkerung, Die Familien erbringen mit ihren Kindern und ihrer Kindererziehung hohe Leistungen für die Gesellschaft und haben konsequenterweise Anspruch auf die Solidarität des Gemeinwesens. Die Schaffung und Sicherung guter Lebenslagen für Familien und Kinder sind also die Leitidee der Familienpolitik. Diese Perspektive der sozialen Gerechtigkeit, die für staatliches Handeln selbstverständlich sein muß, findet auch auf der Ebene gesellschaftlicher Grup-pen und der Einzelbürger einigermaßen Akzeptanz, jedenfalls viel eher als das Ziel der Veränderung von Bevölkerungsentwicklungen.

Trotz der Vorrangigkeit anderer Werte und Motive als Bevölkerungsfragen in der Familienpolitik hat der Staat in seiner Verantwortung für das Ganze Bevölkerungsaspekte in seine Überlegungen und Planungen einzubeziehen, die Öffentlichkeit auf solche Zusammenhänge hinzuweisen und familien-politische Maßnahmen auch unter Bevölkerungsgesichtspunkten durchzuführen. Die Familiengründung und Entscheidung für Kinder erfolgen nicht aus Bevölkerungsgründen. Stünden solche Motive im Vordergrund, wäre das äußerst inhuman. Es gibt also zahlreiche triftigere Gründe für Familie und Kinder: dies kann nicht für den Staat bedeuten, bevölkerungsorientierte Ziele einfach auszuklammern. Warum sollte ein Staat nicht sagen, daß für das Wohl des Gemeinwesens mehr Kinder nötig sind? Warum sollte es unschicklich sein, in familienpolitische Reflexionen Fragen der Bevölkerungsentwicklung aufzunehmen, wie es viele Staaten, auch der westlichen Welt, tun bzw. getan haben? Der Staat ist hier nie neutral, auch wenn er von Bevölkerungspolitik nicht spricht: Seine Maßnahmen und Unterlassungen haben immer Folgen für die Bevölkerungsentwicklung. Ist es da nicht besser, das Thema offen zu diskutieren und eine angemessene Politik zu entwerfen, freilich unter Wahrung aller Freiheits-und Persönlichkeitsrechte, die unsere Ordnung auszeichnen? Kinder dürfen natürlich nicht instrumentalisiert werden, etwa in Richtung auf die Erreichung kollektiver Ziele in Wirtschaft, sozialer Sicherung, Bildung oder gar auf Werte wie. nationale Größe, deutsche Kultur, ethnische Identität.

III. Familienpolitische Maßnahmen

Eine wesentliche Frage für die Entwicklung von Familie und Bevölkerung ist eine für beide Geschlechter zufriedenstellende Verteilung der Famihen-und Berufsaufgaben. Ein hoher und noch wachsender Bedarf an weiblichen Arbeitskräften, das verbreitete Streben der Familien nach gehobenem Lebensstandard, die recht hohe und wachsende Bildung und berufliche Ausbildung der Mädchen und Frauen, die Verbesserung der Stellung der Frauen in Recht und Gesellschaft und ihre veränderten Einstellungen zu Familie, Erwerbstätigkeit und Beruf zeigen, daß das Leitbild der •nicht berufstätigen bzw. auf längere Zeiträume nicht erwerbstätigen Ehefrau und Mutter an Einfluß bei den Frauen verliert. Andererseits bringt eine durchgehende bzw. nur in der generativen Phase unterbrochene Erwerbstätigkeit der Mutter viele Probleme für Familie und Kindererziehung. So ist vernünftigerweise vermittelnden Konzepten Vorrang einzuräumen, daß also die Frauen unter den Aufgaben der Familie und des Berufs zeitlich — nach Phasen — wählen bzw. Prioritäten setzen, d. h. sich nach Ausbildung und ersten Berufsjahren ausschließlich oder vorwiegend der Kindererziehung widmen und späterhin, mit dem Heranwachsen der Kinder, ihre berufliche Tätigkeit voll oder teilweise wieder aufnehmen. Die grundsätzliche Wahlfreiheit der Frauen ist natürlich mit diesem Vorschlag nicht berührt, und andere Konzeptionen über die Zuordnung von Familie, Kindererziehung und Beruf müssen ihre Chancen haben. Dies natürlich auch deshalb, weil Mütter ja häufig gezwungen sind, berufstätig zu sein, um die Existenz der Familie bzw. einen angemessen erscheinenden Lebensstandard zu sichern. Auf alle Fälle sind die Angebote für die Entlastung berufstätiger Mütter zu verbessern (Krippen, Tagesmütter, Kindergärten, Horte, Betreuung von Kindern in Betrieben, Verlängerung und Flexibilisierung von Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen, familienfreundliche Schulzeiten, Ganztagsschulen, auch in privater Form etc.), aber auch die Konzentration auf Erziehungsarbeit und der Verzicht auf Erwerbsarbeit haben gesellschaftliche Anerkennung und sozialpolitische Förderung verdient. Eine Politik, die sich auf ganz bestimmte Leitbilder der Frau in Argumentation und im politischen Handeln fixiert, schadet eher der Bereitschaft zu Familie und Kindern, als daß sie ihr nützt. Nichtsdestotrotz darf Politik Schwerpunkte setzen, soweit es hierfür gute Gründe gibt, und sollte insbesondere auf die berufliche Reintegration der Mütter in die Arbeitswelt abstellen.

Wie unterschiedlich die Entscheidungen der Mütter auch sind und sein werden, insgesamt gesehen gewann und gewinnt die Erwerbsarbeit in der Lebens-planung der Frauen an Bedeutung. Eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familientätigkeit ist deshalb ein wesentliches Ziel, und die Arbeitswelt hat mehr als bisher auf die Belange der Familien, und das heißt in der Regel der Mütter, Rücksicht zu nehmen. Zu denken ist hier an eine ganze Palette von Aktivitäten, an mehr Beweglichkeit in der zeitlichen und räumlichen Gestaltung der Arbeit (mehr Teilzeitangebote, flexiblere Arbeitszeiten, längere Erziehungsurlaube mit Rückkehrgarantie, Kurzurlaube bei Krankheit von Kindern, Auslagerung von Tätigkeiten durch Schaffung von Heimarbeitsplätzen, falls Frauen dies wünschen), an betriebliche Sozialleistungen für die Familie (Betriebskindergärten, Wohnungsförderung, Familienerholung), an frauenbezogene Personalarbeit (gezielter Einsatz der Frauen, Weiterbildungsprogramme, Kurzzeitbeschäftigungen und Qualifizierung der Eltern-urlauber, Förderungspläne, Wiedereingliederungshilfen) und an den Ausweis der Maßnahmen in sogenannter gesellschaftsbezogener Sozialbericht-erstattung.

Viele Maßnahmen kosten Geld, und es fehlt an den notwendigen Mitteln bzw. es fällt oft schwer, den Aufwand als Investition in die langfristige Sicherung der Unternehmen zu begreifen. Klein-und Mittelbetriebe stehen hier vor großen Schwierigkeiten, große Firmen und der öffentliche Dienst haben e 8 leichter und sollten eine Vorreiterfunktion übernehmen. Bei kleineren Betrieben wäre über kollektive Absicherungen finanzieller Risiken in gemeinsamen Einrichtungen und Fonds nachzudenken.

Im internationalen Vergleich mit modernen Industriegesellschaften stehen wir in der Bundesrepublik sowohl beim Anteil der Frauen unter den Erwerbstätigen wie auch bei der Geburtenhäufigkeit am unteren Ende der Skala. Es spricht also vieles dafür, daß ein höheres Maß an Frauenerwerbstätigkeit durchaus vereinbar ist mit Familie und Kindern, wenn nur angemessene Voraussetzungen an Betreuungsinfrastruktur und Arbeitsplätzen geschaffen werden.

Die Familie hat weiterhin Anspruch auf sozialpolitische Förderung durch den Staat aus mannigfachen Gründen. Die wichtigsten sind: Die Familie stellt eine grundlegende und deshalb grundgesetzlich geschützte Form des Zusammenlebens dar; sie verdient für ihre umfangreichen Erziehungsleistungen einen sozial gerechten Ausgleich; sie garantiert den gesellschaftlichen Generationenvertrag. Entsprechend hat die jetzige Bundesregierung damit begonnen, durch zahlreiche familienpolitische Gesetze die Leistungskraft der Familie zu verbessern. Der neue Familienlastenausgleich stellt einen Fortschritt dar; er bedeutet zwar eine Wende gegenüber der Politik der sozialliberalen Koalition, aber er ist in Relation zu den Belastungen der Familien und ihren Leistungen für die Gesellschaft unzureichend. Noch deutlicher wird das, wenn man neben den Kosten für Kinder, die schwerwiegende Einschränkungen in der Lebensführung und bei der Ersparnisbildung und Zukunftsvorsorge bedeuten, Einkommens-und Rentennachteile der Familie hinzunimmt. Bundesminister Stoltenberg schrieb hierzu im Mai 1988: „Die weitverbreitete Geringschätzung der Familie, ihrer unverzichtbaren morafischen und sozialen Kraft, gehört zu den schlimmsten Sünden der 70er Jahre . . . Wir müssen feststellen, daß die Einkommensunterschiede zwischen unverheirateten oder kinderlosen Paaren und Eltern mit Kindern gewaltig sind. Vergleicht man zwei Ehepaare, von denen im einen Fall beide Partner erwerbstätig sind, keine Kinder haben und je DM 2 500, — brutto verdienen, von denen im zweiten Fall nur der Mann erwerbstätig ist, die Frau sich der Versorgung dreier Kinder widmet, so kommt man zu dem Ergebnis, daß das zweite Paar um rund 1, 5 Mio. DM nach Steuern schlechter steht als das erste. Das ist der abgezinste Vermögensnachteil dreier Kinder, der sich dadurch ergibt, daß die Frau kein Erwerbs-einkommen hat, daß die Kinder Kosten verursachen und die eigene Rente der Frau niedriger ist. Noch erschreckender wird das Bild, wenn man auf das frei verfügbare Einkommen abstellt, also das Einkommen, das übrigbleibt, wenn die elementaren Lebensbedürfnisse gedeckt sind.“

In der Betrachtung der Familienpolitik der Bundesrepublik Deutschland fällt zunächst auf, daß sie eine sehr starke Eheorientierung aufweist und eine Abschwächung der Vorteile des Ehegattensplittings zugunsten einer kinderorientierten Besteuerung notwendig ist. Die Gewichte der Förderung sind zu verlagern von der Ehe weg hin zu den Kindern. Warum sollen kinderlose Einverdiener-Ehe29 paare und Zweiverdiener-Ehepaare mit stark divergierenden Einkommen durch das Ehegattensplitting so hohe Vergünstigungen haben? Neben der Konzentration auf die Familie ist es wichtig, daß die Förderung vor allem auf die junge Familie abstellt. Der Erziehungsurlaub müßte verlängert und das Erziehungsgeld erhöht werden. Voraussetzung für das gesunde Aufwachsen der Kinder ist ja, daß sich die Familie in der für die spätere Entwicklung der Kinder entscheidenden Phase ausreichend der Betreuung und Erziehung widmen kann. Bei der Reform des Systems der Alterssicherung müssen Kindererziehungszeiten für mindestens drei Jahre pro Kind anerkannt werden.

Weiterhin ist insbesondere die Lebenslage der Familien mit niedrigen und durchschnittlichen Einkommen und hier vor allem jener mit vielen Kindern zu verbessern; eine deutliche Erhöhung des Kindergeldes und eine angemessene Staffelung nach Kinderzahl ergeben sich als politische Konsequenz. Geboten ist primär eine Anhebung des Kindergeldes beim zweiten und dritten Kind. Es darf nicht mehr so sein, daß man bei der Erörterung der neuen sozialen Frage bzw.der sogenannten neuen Armut zunächst an die Familien und die „selbstverschuldete Armut durch Kinder“ denkt. Gegenwärtig wird allzusehr auf die Kinderfreibeträge gesetzt, die vor allem deh Eltern mit hohem Einkommen zugute kommen. Aus sozialpolitischen Erwägungen sollte eine Erhöhung des Kindergeldes Vorrang haben vor einem weiteren Ausbau der Steuerfrei-beträge. Langfristig ist aber auch die Steuerreform zugunsten der Familie weiterzuführen. Sie brachte zwar Erleichterungen für die Familien, insonderheit durch die Maßnahmen der ersten Stufe, aber sie ist andererseits in vielen Aspekten kritisch zu beurteilen. weil die dritte Stufe im Jahre 1990 in bestimmten höheren Einkommenslagen den Einkommensrückstand gegenüber kinderlosen Ehepaaren vergrößert und in allzu hohem Maße die Unverheirateten entlastet.

Viele Paare wünschen sich mehr Kinder, als dann tatsächlich geboren werden. Eine staatliche Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse für Familien ist also auch in dieser Perspektive keine unzulässige Beeinflussung von individuellen Entscheidungen, sondern bedeutet die Schaffung von Voraussetzungen, daß sich Menschen ihre Wünsche erfüllen können.

Abschließend ist zu sagen, daß eine Umverteilung von kinderlosen Erwachsenen auf Familien unumgänglich sein wird, will man nicht mit gigantischen Schulden die Zukunftschancen der künftigen Generationen völlig verbauen. Generationensolidarität meint ja die Verpflichtung zugunsten jener, die Kinder haben und großziehen. Um hier Erfolge zu erzielen, müssen allerdings Familieninteressen an Organisations-und Konfliktfähigkeit gewinnen.

Eine wirkliche Trendwende in der Geburtenentwicklung kann allein mit materialer Sozialpolitik und einer Verbesserung der Betreuungseinrichtungen und der Arbeitswelt nicht erreicht werden. Notwendig sind vor allem veränderte Wertvorstellungen in unserer Bevölkerung über Familie und Kinder. Hier sind Erziehungsinstitutionen, Kirchen, Massenmedien und viele andere Institutionen und Gruppen gefordert; dort wird aber häufig über Familie in äußerst abträglicher Weise gesprochen. Es stimmt zwar, daß hohe Scheidungsziffern, sinkende Wiederverheiratungen, die Zunahme nichtehelicher Lebensgemeinschaften sowie der Verzicht vieler Ehepaare auf Kinder das Plädoyer für die Lebensform und die Ordnungsgestalt der Familie erschweren; angemessenes Reden über Familie hat sich aber auf die vielen positiven Seiten der Familie und ein entsprechendes Engagement zu konzentrieren. Wo gibt es diese im Grundlegenden bejahende Diskussion in den Medien? Wo wagt man zu sagen, daß die Familie eine Lebensform ist, in der am ehesten das Zusammenleben der Menschen vernünftig geordnet, fundamentale Bedürfnisse in angemessener Weise befriedigt und soziale Identität vermittelt werden? In den Massenmedien hört man fast nur von den Schwierigkeiten der Rollenverteilung unter den Partnern, der Überforderung durch emotional bestimmte Dauerbeziehungen, von Erziehungsproblemen und Generationenkonflikten. Trotz vieler Probleme ist jedoch — allen Umfragen zufolge — eine grundsätzliche Infragestellung der Familie nicht gegeben; in der Rangfolge der wichtigen Wertziele steht sie ganz oben. Hier ergeben sich Anknüpfungspunkte, um den Wunsch, Familie und Kinder zu haben, zu stärken.

Im Rahmen der Familienpolitik sollte die Politik füi ältere Menschen nicht vergessen werden. In der Zukunft wird die Überalterung unserer Gesellschaft ein gravierendes gesellschaftliches und politisches Problem werden. Ein wachsender Anteil der über Sechzigjährigen an der Gesamtbevölkerung und eine hohe Lebenserwartung der Menschen verdeutlichen die Herausforderung an unsere Gesellschaft. Die Probleme werden sich dabei immer weniger durch Ausgliederung und Rückzug der älteren Menschen aus sozialen Zusammenhängen lösen lassen; Einstellungen und Bewertungen, was Selbst-bild und Fremdbild der älteren Mitbürger angeht, haben sich stark gewandelt, so daß kaum noch auf alte Vorstellungen und Konzepte zurückgegriffen werden kann. Dies gilt auch deshalb, weil das Alter immer weniger durch Abnutzung, „Aufbrauch“. Verschleiß und frühen Tod gekennzeichnet ist. sondern vielmehr durch lange Phasen körperlicher und geistiger Rüstigkeit. Gerontologische Untersuchungen haben erwiesen, welche positiven Auswirkungen aktive Lebensgestaltung und gesellschaftliche Integration für Langlebigkeit und psychophysisches Wohlbefinden haben.

Die Aufgabe der Zukunft besteht darin, die Möglichkeiten aktiver Lebensgestaltung zu verbessern, um den älteren Menschen das Gefühl zu vermitteln, gebraucht zu werden, etwas zu leisten und für andere wertvoll zu sein (Ursula Lehr). Neben der freien Wahl des Ruhestandsalters je nach Lebenslage und Altemsprozeß, der Eröffnung von Chancen für soziale Dienste und neben Freizeitangeboten öffentlicher und privater Träger wäre nachzudenken über die Förderung der Generationensolidarität im familiären Bereich.

Die Wünsche der älteren Menschen zielen in der Regel auf eine gewisse räumliche und soziale Distanz zu ihren Kindern und Enkeln, andererseits aber auch auf eine Teilnahme durch Besuche, zeitweise Beaufsichtigung der Kinder, Hilfen in Notlagen und finanzielle Unterstützung. Die Leistungen sind schon heute ganz beachtlich, insbesondere bei Belastungen und Lebenskrisen der Jüngeren; sie sollten durch Familienbildung und -beratung und sozialpolitische Maßnahmen erleichtert werden, im Hinblick auf das Wohlergehen der Generationen und die Grenzen der Leistungsfähigkeit unseres Sozialstaates.

In diesem Zusammenhang ist zu beachten, daß Generationensolidarität nicht nur auf Leistungsbeiträgen der älteren Generation beruht, sondern auch für sie Leistungsempfang und Schutz bedeutet, insbesondere bei Krankheit und Pflegebedürftigkeit. Vornehmlich Frauen, die aufgrund ihrer gegenüber den Männern höheren Lebenserwartung die Last des Alters oft ohne Unterstützung des Ehegatten tragen müssen, bedürfen generationsübergreifender Hilfestellung. Dem Prinzip der Dezentralisierung, nämlich weniger Aufgaben an große und professionelle Einheiten zu delegieren, ist mit der familiären Generationensolidarität Rechnung getragen. Allerdings ist genau zu überlegen, was, in recht verstandener Subsidiarität, den Familien (Frauen!) zugemutet werden darf, und wo der Staat und gesellschaftliche Gruppen Aufgaben übernehmen und Familienleistungen unterstützen, z. B. durch Angebote ambulanter Versorgung (Sozialstationen!), durch die Förderung von Leistungen bei der Pflege älterer Menschen in Form von direkten Zahlungen, steuerlichen Freibeträgen, Anerkennung von Pflegezeiten in der Rentenversicherung sowie durch eine flexible Arbeitsplatzgestaltung für Familien mit pflegebedürftigen Personen. Allerdings ist zu beachten, daß mit der Abnahme der Kinderzahlen, der Zunahme von Kinderlosigkeit, größerer räumlicher Mobilität und steigender Frauenerwerbsquote die Potentiale der Familie schwinden und die alte Solidarität der Verwandtschaftsbeziehung zwischen den Generationen weniger und immer unzureichender funktioniert, was der Solidarität jenseits der Familie größere Bedeutung verleiht.

In jüngster Zeit wurde im Zusammenhang mit den erörterten Fragen vielfach von einem neuen Generationenvertrag gesprochen; gemeint ist hiermit, daß infolge der demographischen Entwicklung eine Dienstleistungslücke entsteht und die Verpflichtung, zur Betreuung und Pflege älterer Menschen beizutragen, integraler Bestandteil der Solidarität unter den Generationen zu sein hat. Das ist richtig, darf aber nicht vergessen lassen, die großen Hilfsressourcen der älteren Mitbürger, speziell der soge-nannten jungen Alten, sowohl für die jüngeren und auch die ganz alten Mitglieder unseres Gemeinwesens in und außerhalb der Familie zu nutzen. Viele ältere Menschen verfügen über viel freie Zeit, gute Gesundheit und zahlreiche Erfahrungen und Kenntnisse, die es einzusetzen gilt für eine Sinnerfüllung vermittelnde Tätigkeit. Auch ist mit dem Rückgang des Anteils der erwachsenen arbeitenden und erziehenden Generation an der Gesamtbevölkerung daran zu denken, daß junge Alte länger arbeiten, am besten in Altersteilzeit, und Zeitvolumina abgeben an jene, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, Kinder erziehen und evtl, noch Pflege-leistungen erbringen und entsprechend wenig Zeit haben.

Fussnoten

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Detlef Grieswelle, Dr. phil., geb. 1942; Studium der Soziologie (Kulturwissenschaft), Politologie, Geschichte und Germanistik; Assistenzprofessor und Geschäftsführer des Instituts für empirische Soziologie in Saarbrücken; wissenschaftlicher Mitarbeiter der Politischen Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung und Lehrbeauftragter an der Universität Bonn. Veröffentlichungen u. a.: Propaganda der Friedlosigkeit. Ejne Studie zu Hitlers Rhetorik, Stuttgart 1972; Allgemeine Soziologie, Stuttgart 19741 und 1978 ; Kulturwissenschaftliche Soziologie, Saarbrücken 1976; Sportsoziologie, Stuttgart 1978; Rhetorik und Politik, München 1978; Jugendliche Arbeitslose und Jung-arbeiter, München'1978; zahlreiche Aufsätze zur Sozialpolitik und politischen Kultur.