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Politische Utopie, oder: Die Aktualität des Möglichkeitsdenkens | APuZ 52-53/1990 | bpb.de

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APuZ 52-53/1990 Artikel 1 Artikel 2 Politische Utopie, oder: Die Aktualität des Möglichkeitsdenkens Politikwissenschaft in Deutschland Ihre Geschichte, Bedeutung und Wirkung Politische Bildung seit 1945 Konzeptionen, Kontroversen, Perspektiven Europäische Perspektiven nach der deutschen Einigung

Politische Utopie, oder: Die Aktualität des Möglichkeitsdenkens

Frank R. Pfetsch

/ 27 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Der Utopiebegriff scheint durch das Scheitern der real existierenden sozialistischen Systeme weiter diskreditiert worden zu sein. Diese Niederlage betrifft aber nicht die Utopie selbst, sondern ihre Gleichsetzung mit Ideologie. Die Geschichte des utopischen Denkens, aus der der Begriff herauspräpariert und mit seinen wichtigsten Merkmalen dargestellt wird, läßt erkennen, daß utopische Idealentwürfe gar nicht an der Realität scheitern können, weil sie in der Intention ihrer Autoren nicht auf Realisierung gerichtet sind, sondern theoretische gesamtgesellschaftliche Gegenentwürfe zur existierenden Welt darstellen. Die Vereinnahmung von Utopien durch unterschiedliche Ideologien hat dazu geführt, daß nach dem Scheitern dieser Ideologien auch die Utopien in Mißkredit geraten sind. Der Autor plädiert für die Trennung zwischen utopischen Idealentwürfen als gedankliche Gegenwirklichkeiten und politischer, auf die Praxis wirkender und diese rechtfertigender Ideologie.

I. Der zeitliche Bezug

Nichts ist trauriger als der Tod einer Illusion, meinte Arthur Koestler, als er sich vom Kommunismus stalinistischer Prägung in den dreißiger Jahren abwandte, und es scheint, als ob die revolutionären Veränderungen der jüngsten Zeit in den osteuropäischen Ländern Illusionen von nicht wenigen begraben haben. Das Scheitern des schmerzlichen „Experiments Realsozialismus“ scheint auch das Scheitern einer Utopie gewesen zu sein — genauer, das Scheitern der dem Sozialismus innewohnenden Ideale.

Was scheiterte, ist aber, genauer besehen, nicht die Utopie selbst — diese kann, wie wir sehen werden, überhaupt nicht scheitern —, sondern der Versuch der ideologisch-politischen Umsetzung, des vom Kopf auf die Beine Stellens, denn Utopien sind nur Hoffnungen auf Realisierung, nicht die Realisierung selbst. Die Utopie wurde zum Gefangenen der Ideologie.

Die gesellschaftlichen Umwälzungen in Osteuropa waren das Gegenstück zu den gescheiterten Gesellschaftsexperimenten, die auf geschlossenen, rationalen Entwürfen beruhten und dabei die von Marx geforderte gesellschaftliche Basis vergaßen. Es waren soziale Massenbewegungen ohne Utopie und Ideologie, geprägt von Zielen schon bestehender Gesellschaften. Entgegen der Behauptung des polnischen Philosophen Leszek Kolakowski, daß bisher keine soziale Massenbewegung ohne Utopie ausgekommen sei und auf Mythen nicht verzichten konnte -waren die friedlichen Revolutionen sehr wohl praxisgeleitete Antiregime-Bewegungen und an real existierenden Gegenbildern orientiert.

Die im folgenden vorgenommene Bestimmung des Utopiebegriffs, wie er sich in der Geschichte des utopischen Denkens entwickelt hat, soll diesen Ge-gensatz von Entwurf und Realität verdeutlichen und ihn von dem Vorwurf des Scheitern befreien.

Die Geschichte des utopischen Denkens reicht zurück in die vorchristliche Zeit Platons Idealstaat „Politeia“ gilt im wissenschaftlich-literarischen Schrifttum — die meisten Utopien sind als Essay oder Roman geschrieben worden — gemeinhin als Beginn dieses Genres. Die stilbildenden Autoren haben jedoch ihre Arbeiten zu Beginn des 16. Jahrhunderts geschrieben. Der Begriff selbst geht auf den englischen Lord Chancellor Thomas More („Utopia“) zurück; ihm folgten der italienische Do-minikanermönch Tommaso Campanella („Civitas Solis“) und der „Lorde Highe Chancellour of Eng-lande“ Francis Bacon („Nova Atlantis“) Im deutschsprachigen Raum ist vor allem Johann Valentin Andreaes protestantischer Christenstaat „Christianopolis“ zu nennen. Die wichtigsten französischen Autoren sind Charles de Montesquieu mit seinen „Lettres persanes", Charles Fourier mit seinem frühsozialistischen Ideal des Phalansteriums sowie Henri Saint-Simon mit seiner neuen Wissen-Schaftsgesellschaft; für das England des 19. Jahrhunderts ist vor allem der Sozialreformer Robert Owen („The Book of the New Moral World“) zu nennen. Friedrich Engels hat bekanntlich in seiner Schrift „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ die frühsozialistischen Gedanken als „reine Phantasterei“ abqualifiziert und dagegen ein vermeintlich die sozialen Realitäten besser erfassendes wissenschaftliches System gesetzt, das selbst aber wiederum nicht ohne utopische Elemente auskam

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts häufen sich utopische Entwürfe in Europa und Amerika — Edward Bellamy („Looking Backward 2000 — 1887“) und Theodor Hertzka („Freiland“) stehen für viele andere —, die den sozialen Mißständen der Zeit noch immer positive Idealentwürfe entgegen stellten, bis dann mit Jewgenij Samjatin („Wir“) kurz nach der russischen Revolution eine neue Gattung aufkommt, die bis in unsere Zeit utopische Arbeiten bestimmt: die Negativutopie, die im Stil eines Aldous Huxley („Brave New World“) oder George Orwell („ 1984“) durch Überzeichnung auf Mißstände hinweisen will. Neuere utopische Romane wie z. B. „Der Report der Magd“ (Margaret Atwood) oder „Shikasta“ (Doris Lessing) tragen ebenfalls solche Züge.

II. Welche Merkmale sind für Utopien konstitutiv?

1. Utopien sind Gedankenentwürfe, d. h. mit der ratio verfaßte Konzepte einer schöneren oder schlechteren Welt; Robert Owen spricht von einem „rational System of society“. Der Terminus „Traum“, der etwas Unbewußtes bezeichnet, erfaßt nicht diesen rationalen Kern des utopischen Unternehmens. Es gibt auch den Tagtraum, der „bewußte Zustände, Bilder einer erwünschten, eines besser erscheinenden Lebens privat ausmalt“ Auch die Bezeichnung „rationaler Weltgestaltungsplan“ (Lothar Bossle) trifft nicht das Merkmal reiner Utopie, denn der Begriff „Plan“ deutet ja gerade an. daß es auf eine Realisierung, auf eine Wendung zum Besseren (daher: „Heilsplan“) ankommt. 2. Utopien sind kein empirischer oder rationalistischer Nachvollzug existierender gesellschaftlicher Verhältnisse, sondern abstrakt erdachte und konkret ausgemalte alternative Wirklichkeiten, die keinen eigentlichen Übergang zur Erfahrungswirklichkeit aufweisen. Lars Gustafson spricht in seinem Buch „Utopien“ daher von einem „diskontinuierlichen Übergang“, denn es ist kaum möglich, sich Utopien vorzustellen, die einen stufenweisen Über-gang von einem jetzt existierenden Gesellschaftszustand zu einem anderen vorsehen. Utopien werden also nur als Beginn geschildert. 3. Utopien sind Gegenwirklichkeiten, etwas, was das wirkliche Leben nicht aufweist. In Worten des Romanciers Robert Musil bildet der Möglichkeitssinn den Kontrast zum Wirklichkeitssinn -Die Realität der Utopisten übersteigt jede gewohnte Vorstellung; Utopien sind zeitlich und räumlich entfernte Objekte. 4. Utopien sind ohne Anspruch auf Verwirklichung entworfen worden (dies der Unterschied zur Planung oder Simulation), auch wenn es in der Absicht des einen oder anderen Autors gelegen haben mag, seine Ideale verwirklicht zu sehen. Robert Owens „New Harmony“ existierte beispielsweise für kurze Zeit in Ohio; ebenso wurde das Phalansterium Fouriers in Texas ausprobiert, und es gab Versuche, den Sonnenstaat Campanellas durch Jesuiten in Paraguay zu realisieren. Doch solche Experimente scheiterten durchweg, ohne daß andere Realisierungsversuche unterblieben wären. 5. Utopien sind auf zwei unterschiedlichen Ebenen angesiedelt: Sie sind zugleich Kritik der bestehenden Verhältnisse, und daher auf die Gegenwart bezogen (systemimmanente Kritik), sowie davon abgehoben in der Un-wirklichkeit, in der Nicht-Tatsächlichkeit angesiedelt (systemtranszendierende Kritik); die Zukunft wird zur Negation der Gegenwart. Dieser der Wirklichkeit entfernte Charakter der Utopie macht es Gegnern leicht, die Autoren als Phantasten, Spinner, kurz: als nicht ernst zu nehmende Personen abzuqualifizieren. Als prinzipiell unverwirklichbare Entwürfe können fast alle in die Zukunft gerichteten Absichten desavouiert werden. Sehr häufig hat sich jedoch gezeigt, daß die Utopien von heute die Wirklichkeiten von morgen geworden sind. Revolutionärer Elan bezieht daher das Unmögliche in die Wirklichkeit ein, nimmt das Utopische als Gegenwärtiges wahr. Darauf weisen auch die Slogans hin: „Le reve est ralit" (französische Studentenbewegung 1968), „Seid Realisten bzw. verlangt das Unmögliche“ (deutsche Studentenbewegung 1968). 6. Utopien überschreiten bewußt Raum und Zeit; Räume sind künstlich gedacht (Inseln, Planeten etc.), die Zeit ist Zukunft (Orwell: „ 1984“) oder wird aus der Perspektive der Zukunft (Bellamy: „Looking backward from the year 2000— 1887“) betrachtet. Die Wege der Entdeckung fiktiver Gemeinwesen führen über abenteuerliche Reisen; nicht selten sind es Schiffbruch mit Strandung an einer unbekannten Insel, Expeditionen in ein noch unerforschtes Land, Traum und Raumflug. Utopien entzünden sich an Krisen 7). Platon sucht mit seinem dorischen Idealstaat den Kontrast zu der krisengeschüttelten griechischen polis seiner Zeit, Morus sucht als Gegenwelt zu der „jämmerlichen Not und Verelendung“ der durch die Einhegungen um ihr Land gebrachten Bauern sein „Utopia“, Andreae entwirft sein „Christianopolis“ gegen die „Herrschaft der Tyrannei, Sophisterei und Heuchlerei“, Owen setzt der Welt aus „ignorance and selfishness" die „new moral world" entgegen, in der nur „truth alone will govern . . . (and) knowledge, unchecked by Superstition or prejudice“ Ebenso wie andere utopische Frühsozialisten sucht auch er das Heil aus den mit der frühkapitalistischen Warenproduktion verbundenen sozialen Un-gerechtigkeiten in assoziativen Kleinexperimenten. Bellamy schreibt zur Zeit des „great upheaval" in Amerika, Hertzka zur Zeit der Großen Depression in Deutschland.

Für die Negativutopien der numerierten und normierten Menschen eines Samjatin, Huxley oder Orwell dienen die totalitären Politikordnungen des Bolschewismus und Faschismus als Kontrastfolien, und die neuzeitlichen ökologischen oder feministischen Utopien von Gilman, Atwood, Lessing oder von Callenbach und Thompson schließlich kontra-stieren mit der umweit-, ja menschheitsbedrohenden technischen Zivilisation. Der Rekurs auf die Krise kann jedoch kein ausschließliches Kriterium sein, denn ein solches Bewußtsein kann in den existierenden Gesellschaften allgegenwärtig vorgefunden werden. 8. Utopien sind nicht reformerisch, nicht auf pragmatische kleine Schritte angelegt, sondern auf Totalität ausgerichtet; sie enthalten kein Programm zu ihrer Verwirklichung, sie geben nicht an, wie der Idealzustand erreicht werden soll; die . reinen Utopien 1 sind daher sozial und vor allem politisch defizitär; sie sind alles andere als Handlungssysteme, was nicht heißen soll, daß sie im nachhinein nicht so verstanden und geschichtswirksam geworden sind. Diese Charakterisierung thematisiert den Entstehungszusammenhang, von dem der Wirkungszusammenhang zu unterscheiden ist. Utopien sind zeitverhaftet, auch wenn der Idealzustand in die Zukunft projiziert und an einem ausgedachten Ort angesiedelt ist. „Eine Utopie“, schreibt Gustafson, „ist nicht nur ein Vorschlag, sie ist durch ihre Kontrastwirkung auch ein Bild des bestehenden Gesellschaftszustandes“ 9). Utopien sind Totalentwürfe oder — aus der Sicht ihrer Kritiker — totalitäre Gedankensysteme 10); sie sind geschlossen, statisch, rationalistisch und ohne Handlungskonzept, ohne eingebaute Veränderungskomponente. Total ist der utopische Entwurf in zweierlei Hinsicht: einmal, indem er alle Lebensbereiche umfaßt, und zum anderen, indem er alle Verhaltensformen regelt und kontrolliert; hierarchische Strukturen bestimmen bei vielen Autoren das Geschehen in der Gemeinschaft. Der Ganzheitscharakter gehört somit zum Wesen der „reinen Utopie“. Aufgrund dieser Strukturkomponenten sind Utopien vergleichbar mit Totalitarismen von links (Stalinismus) oder rechts (Faschismus, Nationalsozialismus); der kognitive Ansatz macht sie aber auch vergleichbar mit Demokratieansätzen, die durch das Rationalistische gekennzeichnet sind (Talmon: „totalitäre Demokratie“). Der Gegenentwurf zum rationalistischen Demokratieansatz ist die empirische Demokratieauffassung (Sartori), die über das trial and error-Verfahren zu Entscheidungen gelangt und nicht über vorgefaßte Entwürfe 11. Utopien sind vorstellbare bessere oder (zur Abschreckung) schlechtere Welten; das Schlechtere dient als Kontrastfolie für das Bessere. Die Absicht des jeweiligen Autors beim Schreiben einer Negativutopie ist also letztlich auch auf das Positive gerichtet. Jürgen Rühle spricht daher treffend von der „optimistischen Tragödie“ 12). Die Verhinderung des Negativen soll ja das Positive bewirken; insofern bezeichnet die Unterscheidung zwischen positiv und negativ eher die Form als die eigentliche Absicht. Auch aus den persönlichen Lebensdaten der Utopie-Autoren geht diese Dialektik oft hervor: „Der Entwurf der besseren Welt geht einher mit der schlechteren ihres Autors“, sagt Auguste Comte. Utopien sind auf neues Denken, auf neue Ideen ausgerichtet. Viele technische oder soziale Innovationen, die utopische Entwürfe enthalten, sind später zum Positiven oder Negativen realisiert worden. Utopien sind insofern Früherkennungs-oder Frühwarnsysteme; sie antizipieren Realitäten und verraten „kommende Gesellschaftsträger der jeweils nächsten Tendenz“ 13). Morus erblickt das freiere Marktwesen, Campanella die absolutistische Manufakturperiode, Bacon und Andreae konzipieren die zukünftige Wissenschaftsgesellschaft in einer Zeit, in der Aberglaube, mittelalterliche Alchemie und kirchliche Dogmatik das Geistesleben bestimmt haben. Saint-Simon denkt dreihundert Jahre später im Banne des Zaubers „de l’industrie“. Vor allem im Erziehungswesen werden Vorschläge gemacht, die z. T. erst im 20. Jahrhundert als richtig erkannt worden sind: Das obligatorische Schulsystem wird schon früh gefordert; Erfindungen werden erdacht: Die frühneuzeitlichen Utopisten denken an die genetische Züchtung von Modell-Menschen; Campanella erdenkt sich die Kunst des Flie-gens, Fern-und Hörrohre werden erfunden; eine Art Propeller treibt die Schiffe an; Bellamy überlegt sich das System des Versandhauses und der Musikübertragung (Radio). In der Zeit des Absolutismus kennen die Utopisten der früheren Neuzeit wie die der Aufklärung die Institution der Volksversammlung.

Der technische Ableger der literarischen Gattung , Utopie 4, nämlich die Science-Fiction-Literatur, hat sich speziell dem Thema technischer Möglichkeitsformen angenommen. Doch auch in der Beschreibung abschreckender Techniken sind die Negativ-Utopien reich: Techniken der Totalüberwachung und -manipulation werden vorgeführt; die Zucht menschlicher Gestalten durch gezielte Auslese wird möglich; in jüngeren Utopien werden Medikamente eingesetzt, um Menschen in eine gewünschte Stimmung zu versetzen und sie beherrschbar zu machen. Utopien sind von Autoren geschrieben, die man in der überwiegenden Zahl ihrer Vertreter als gesellschaftliche Randfiguren, also als Abweichler von der Norm bezeichnen kann. Diese Charakterisierung haben Utopisten gemein mit Innovatoren, die vielleicht gerade von solchen Randlagen aus zu neuen Ideen kommen, weil sie sich nicht an Konventionen halten. Morus und Münzer enden auf dem Schafott; Campanella verbringt 27 Jahre seines Lebens im Kerker; Fourier ist voller schrulliger Angewohnheiten; Owen experimentiert unaufhörlich und riskiert sein Vermögen; Huxley und Orwell führen ein außergewöhnliches Leben. 14. Man kann eine zusammenhängende Sequenz literarischer Produkte im Zeitablauf verfolgen. Die frühneuzeitlichen Utopien eines Morus, eines Campanella oder eines Andreae nehmen Gedanken von Platons Idealstaat auf, ebenso wie die Utopisten der Aufklärung oder die frühsozialistischen Utopisten auf ihre jeweiligen Vorgänger zurückgegriffen haben Diese Kontinuität reicht bis in unsere Tage und macht das Gemeinsame der utopischen Literatur aus. 15. Verfolgt man das Verständnis von Utopie über die Zeit hinweg, so ist ein Bedeutungswandel unübersehbar: Während die älteren Definitionen vor allem ein positives Bild des vorgestellten Ideals an einem erfundenen anderen Ort zum Ausdruck bringen, also die „Schlaraffenland-Definition“ anbieten, werden spätere Bestimmungsversuche ergänzt durch Negativ-Ideale Während die Autoren früherer Utopien Beschreibungen des schönen und erstrebenswerten Lebens beabsichtigt haben, dürften in heutiger Zeit die abschreckenden, ja die Horror-Utopien den Ton angeben. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn sich zeigen läßt, daß a) auch die älteren Utopien aus heutiger Sicht alles andere als erstrebenswerte Idealzustände darstellen und daß b) die früheren Idealbeschreibungen auch jeweils ihre Negativbilder hatten, von denen sich das Positive abheben konnte.

Auch die Negativutopien sind demnach also auf einen besseren Zustand ausgerichtet, denn die abschrekkende Wirkung dient als Verhinderungsstrategie: Die negative Welt soll gerade nicht zustande kommen!

III. Typologien

Die verschiedenen Erscheinungsformen von Utopien können nach unterschiedlichen Gesichtspunkten geordnet werden. Aus der Fülle anzutreffender Definitionen sind sinnvoll und überzeugend, weil historisch verortbar, jedoch nur die beiden folgenden Typologien:

Raum-bzw. Zeitutopie Diese Unterscheidung zielt ab auf die zeitliche oder räumliche Dimension. Bis ins 19. Jahrhundert hinein finden Utopien gleichzeitig, aber an einem anderen Ort statt. Die moderne „Verzeitlichung der Geschichte“ (Reinhart Kosellek), die Ablösung der ständisch-feudalen Ordnung durch funktionsorientierte Gesellschaften sowie die zum Abschluß kommende Entdeckung der Welt machen Raumutopien immer seltener. Statt räumlicher Inselutopien entstehen zeitlich nach vorn in die Zukunft oder aus der Zukunft rückblickend gelagerte Utopien. Der neue Typus der Zeitutopie beginnt Ende des 18. Jahrhunderts die insulare Raumutopie abzulösen. Positive bzw. negative Utopie Die Unterscheidung zielt ab auf die Wünschbarkeit bzw. Nicht-Wünschbarkeit, auf das positiv Er-sehnte oder das negativ Befürchtete. Norbert Elias spricht von Wunsch-bzw. Furchtutopien. Der Übergang von positiven zu negativen Utopien vollzieht sich um die Jahrhundertwende in der „fin de siecle-Stimmung“. Kulturpessimismus und Resignation lassen Donelly die zweigeteilte Gesellschaft der superzivilisierten Reichen und der rechtlosen Armen beschreiben, während Jerome K. Jerome in „The New Utopia (1981)“ für die total uniformierte Gesellschaft das Bild der Menschen mit dem „Ausdruck der Pferde und Ochsen“ findet. Die erste vollgültige Negativutopie dürfte dann nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Roman „Wir“ von Jewgenij Samjatin entstanden sein. Die negativen Erfahrungen mit der Russischen Revolution lassen einen neuen Typ utopischer Literatur entstehen, die den Wunsch nach einer besseren Welt nicht mehr durch Zeichnung eines Ideals, sondern durch Abschrekkung in Form eines Horrorgemäldes umzusetzen versucht. Bestimmte unliebsame Entwicklungen der Gegenwart werden dabei verabsolutiert und ins Negative transformiert.

Die genannten dichotomen Typologien lassen sich zeitlich einordnen. Während die positiven Raum-utopien bis ins 18. Jahrhundert hinein die utopische Literatur kennzeichnen, nimmt die positive Zeit-utopie im ausgehenden 18. Jahrhundert allmählich Gestalt an. Der Typus der negativen Utopie dürfte wohl das unbestrittene Leitbild unseres Jahrhunderts sein. Die angesprochenen Stadien in der Entwicklung der utopischen Literatur korrespondieren mit realgeschichtlichen Entwicklungen. Die positiven Raumutopien sind in der neuzeitlichen Aufbruchstimmung von Renaissance und humanistischer Aufklärung entstanden und fangen die Neugierde nach neuen, unbekannten Erdteilen ein. Mit der zu Ende gehenden Erschließung der Erde wird die unbekannte Zukunft dann zum Ansiedlungsort für Utopien. Die Negativerfahrungen mit Totalitarismen und technisch-wissenschaftlichen „Errungenschaften“ lassen schließlich in diesem Jahrhundert die Negativutopien entstehen, die sowohl räumlich als auch zeitlich angelegt sein können.

IV. Die politische Utopie

Zur Bestimmung der politischen Utopie muß nun eine Abgrenzung und eine Unterscheidung eingeführt werden. Das Politische ist im staatlichen oder allgemeiner im öffentlichen Raum angesiedelt; von daher können utopische Produkte wie Bildungsromane, Schäferromane oder idyllische Beschreibungen von politischen Utopien abgegrenzt werden, weil sie in der Sphäre des Privaten oder Intimen liegen. Der öffentliche Charakter besagt auch, daß politische Utopien sich auf gesamtgesellschaftliche Phänomene beziehen müssen und daher z. B. die Science-Fiction-Literatur ausschließen, die vor allem die technische Phantasie anspricht. Die öffentliche Belange ansprechenden Utopien gewinnen den politischen Charakter auch in dem Maße, in dem sie die politische Praxis mit einbeziehen und auf Handlungsmöglichkeiten verweisen.

Im Hinblick auf die politischen Dimensionen kann man zwischen revolutionären und evolutionären Utopien unterscheiden. Revolutionär sind Utopien, wenn sie radikal im Denken sind, also die Revolution im Kopf vollziehen und entsprechende Totalveränderungen anvisieren. Von solchen meist statisch fixierten totalen Revolutionsentwürfen unterscheiden sich die evolutionären Utopien dadurch, daß ihnen Vorstellungen von zirkulären oder linearen Geschichtsverläufen unterstellt sind. Owens „New Moral World“ wäre ein Beispiel für Evolution, Marx und Engels’ Kommunismus eines für Revolution. Andere Typologien erscheinen gegenüber den genannten als eher beliebig oder einseitig und nur einen Ausschnitt erfassend

Es ist gesagt worden, daß man Utopien als Gegenweltentwürfe zur existierenden Umwelt auffassen kann. Doch welche Wirklichkeit soll mit einer Gegenwirklichkeit kontrastiert werden? Im allgemeinen ist mit . Wirklichkeit’ die tatsächlich erfahrbare Welt gemeint. Man kann jedoch die empirische Welt nicht einfach aus der ihr entgegengesetzten utopischen Welt herauspräparieren, weil die eine Welt nicht einfach ein Abbild der anderen ist; die Realität wäre sonst die Blaupause des utopischen Entwurfs.

Diese Umkehrgleichung wäre zu einfach, denn in den Entwurf sind zahlreiche Gegenwartselemente eingegangen, so daß zwischen Entwurf und Realität nicht eine Kongruenz im Verhältnis eins zu eins existiert. In verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen können jedoch die jeweiligen Kontrastbilder aufgesucht und idealtypisch charakterisiert werden. Das kapitalistische Wirtschaftssystem Auch wenn für die frühen Utopisten gilt, daß das damalige Wirtschaftssystem erst rudimentär entwickelt war, so bilden doch ihre Gegenbilder dieses System recht genau ab. Zu profitablem Handel, zu Arbeitsteilung und Spezialisierung, zu Ausbeutung und Akkumulation, zu. individueller Nutzung von Boden und Produktionsmitteln wurden Wirtschafts-Gegenwelten konstruiert ohne Geld und Kapital, ohne Zwischengewinne durch Handel, ohne Besitz an Eigentum, an Boden und Produktionsmitteln, ohne Akkumulation und Freihandel, ohne Ausbeutung und Arbeitsteilung. Der Arbeitsbegriff wird im Gegensatz zu Platons Auffassung positiv interpretiert, Müßiggang ist verpönt; es gibt keine Möglichkeit „zum Müßiggang und keinerlei Vorwand, sich von der Arbeit zu drücken“ Insbesondere wird der Handel und Zwischenhandel ausgesprochen negativ bewertet, Wucherei ist verpönt, Geld wird als Wurzel allen Übels angesehen: „money . . . has hitherto been the root, if not of all evils, of great injustice, oppression and misery to the human race“ Positiv formuliert: Meist ist Gemeineigentum vorgesehen, genossenschaftliche Herstellung und Verteilung von Produkten; Waren werden handwerklich hergestellt und getauscht. Bedürfnisse sind beschränkt und können somit mit geringem Aufwand befriedigt werden. Jeder kann mehrere Arbeiten verrichten, die Abfolge der Arbeiten wechselt sinnvoll im Tagesablauf; Arbeit ist auf persönliche Gegebenheiten abgestellt und macht Freude; die Arbeitsstätten sind überschaubar und dezentralisiert; Ausbeutung findet daher nicht statt und individueller Anreiz zur Kapitalakkumulation fehlt. Die Ausrichtung des Wirtschaftssystems auf die Befriedigung materieller Bedürfnisse kann prinzipiell auf zwei Wegen erfolgen: Entweder werden die Bedürfnisse — und d. h, die Nachfrageseite — so verändert, daß sie mit dem Warenangebot übereinstimmen, oder das Warenangebot — und das ist die Angebotsseite — wird so gesteigert und diversifiziert, daß es die Bedürfnisse stillen kann. Die Utopisten sind jenen, die liberalen Vertragstheoretiker diesen Weg gegangen. Inzwischen hat sich auch der kapitalistische Weg als gangbar erwiesen: Durch Produktivitätssteigerung ist nicht nur ein Maximum an Bedürfnissen gestillt worden, sondern es sind auch die von den Utopisten angestrebten Arbeitszeitverkürzungen eingetreten, ohne daß die Bedürfnisse beschnitten werden mußten. Die postindustrielle Gesellschaft als eine Freizeitgesellschaft ist somit von den Utopisten zwar vom Ziel her richtig, jedoch mit dem falschen Mittel der Bedürfnis-begrenzung anvisiert worden.

Politische Herrschaftsstrukturen Die erlebte politische Gegenwart war meist absolutistisch, autoritär, tyrannisch, hierarchisch geordnet und kannte Staatenbildung und kriegerische Auseinandersetzungen zwischen organisierten Staatswesen sowie Kolonialismus. Den von oben nach unten kontrollierten Staatsorganisationen wurden meist von unten nach oben organisierte Gemeinwesen gegenübergestellt. Basisorientiert sollten vor allem bei den positiven Zeitutopien Entscheidungsstrukturen von unten aufgebaut werden. Das Volk ist bei Morus, Campanella, Andreae oder Winstanley in Form der Volksversammlung mit einbezogen. Die Idealgemeinschaften sind klein und überschaubar; das gesellschaftliche Moment ist der das Leben bestimmende Faktor und wird deutlich vom Staat abgesetzt. Denn wenn dieser hierarchisch oder ständestaatlich aufgebaut ist, dann war — wie bei Platon — ein aufgeklärter, weiser Philosophenfürst vorgesehen oder die Macht war — wie Andreae vorgeschlagen hat — auf mehrere Aristokraten (Triumvirn) aufgeteilt.

Dennoch weisen vor allem die frühen positiven Raumutopien von Platon. Morus und Campanella dirigistisch-uniformistische Züge auf; sie sind elitär und/oder ständestaatlich strukturiert. An der Spitze steht ein weiser, aufgeklärter und aufklärender Philosophenfürst, dessen Tätigkeitsbereiche aber begrenzt sind, da die Utopier von Gemeinsinn erfüllt sind und nur wenige Gesetze brauchen. Insbesondere ist das Strafrecht auf ein Minimum beschränkt, weil gute Menschen keine sanktionierende Gewalt und daher keine Gefängnisse brauchen. Darin unterscheiden sich die späteren Utopien nicht von den frühneuzeitlichen.

Die positiven Zeitutopien des Zeitalters bürgerlicher Revolutionen sind dann von der Auflösung staatlicher Allmacht gekennzeichnet. An eine föderalistische Staatengemeinschaft (Proudhon) war gedacht oder der Staat wird anarchisch aufgelöst (Fourier). Kleine, genossenschaftliche Gemeinschaftssiedlungen sollten nach Owen die absolutistischen Regime ersetzen; Bellamy hat militärisch organisierte Produzentenräte vorgesehen.

Erst die negativen Utopien unseres Jahrhunderts kennen wieder ein beängstigendes Maß an Repression sowie alles kontrollierender Gewalt und setzen damit die Tradition der kollektiven Kontrolle unterworfenen Gemeinwesen der utopischen Ursprungsliteratur fort. Die Mechanismen totaler Kontrolle sind in großem Umfang ausgebildet, der Einzelne verliert seine Persönlichkeit und wird zum funktionierenden Rad im Getriebe des großen Räderwerks einer unsichtbaren Macht. Die Perfektion technischer Kontrolle soll als abschreckendes Beispiel dienen.

Gesellschaftsorganisation Die utopischen Autoren lebten in Klassen-und Ständegesellschaften, die später mehr und mehr von der bürgerlichen Gesellschaft verdrängt worden waren. Dementsprechend waren die von den Utopisten konzipierten Gesellschaften patriarchalisch aufgebaut und auf das kapitalistische Erwerbsleben bezogen. Man kann nicht sagen, daß die utopischen Gesellschaften im allgemeinen nur egalitär gedacht gewesen wären; vielmehr sind ständestaatliche Andeutungen. Klassen-und Hierarchiemuster bei vielen Autoren zu finden. Dennoch: Die Beseitigung von Privateigentum sollte die Gesellschaften zu Gemeinsinn und zu Bürgertugenden führen; der Egoismus sollte kollektiviert werden. Selbst da. wo Klassen vorgesehen waren, wurde die Gleichheit der Mitglieder angestrebt. Die Stellung der Frau und die Rolle der Kinder und Greise sollten radikal geändert werden. Kinder-und Frauengemeinschaften existierten in utopischen Gesellschaften von Morus bis Diderot. Das Patriarchat war meist aufgehoben, die monogame Ehe nicht die alleinige Lebensform. Paarung und Fortpflanzung waren dem familiären Bereich entzogen und sollten öffentlich bestimmt werden. Das kommunitäre Leben, das Leben in Gemeinschaft. wurde dem individualistischen vorgezogen. Bildung und Erziehung Bildung und Erziehung waren in den real existierenden Gesellschaften funktional auf die werdende kapitalistische Erwerbsgesellschaft zugeschnitten, d. h. im einzelnen: Sie waren einseitig kognitiv ausgerichtet, auf Kalkül gestellt; die Erziehungsinstitutionen waren autoritär strukturiert und durch dogmatische Lehrpläne bestimmt.

Der Mensch der idealen Gesellschaft sollte durch Erziehung zu einem neuen Menschenleben geführt werden. Der Glaube an die Macht der Erziehung ist bei allen Utopisten ausgeprägt. Alle Utopien legen daher großen Wert auf innovative und von der Gegenwart abgehobene Pädagogikprogramme. Viele Autoren haben einen bis ins einzelne ausgearbeiteten Erziehungsplan entwickelt, der in der Tendenz auf ganzheitliche Bildung ausgerichtet war und der deshalb nicht nur Kognitives, sondern auch Musisches, Sportliches umfaßte und auf individuelle Talente und Möglichkeiten eingehen sollte. Alter und Geschlecht, Begabung und Neigung waren wichtige Kriterien ausdifferenzierter Ausbildungspläne. Die Erziehung zum Gemeinwesen stand im Vordergrund.

Utopischer Alltag In den tatsächlich existierenden Gesellschaften waren die Arbeitszeiten lang, so daß für die Bevölkerung kaum Zeit für andere Tätigkeiten blieb. Arbeitszeiten von bis zu sechzehn Stunden waren keine Ausnahme, Kinder-und Frauenarbeit die Regel.

Demgegenüber sehen fast alle Utopien einen abwechslungsreichen Tagesablauf vor. Die Arbeit wird nicht zur Qual, sondern bereitet Vergnügen und wird nach individuellen Neigungen gestaltet. Da die Arbeitszeit nur kurz ist — Fourier sah nur zwei Stunden pro Tag vor; bei Morus und Campanella waren es sechs bzw. vier Stunden — bleibt viel Zeit für Muße, Sport, Wissenschaft und Literatur. Hertzka sah in seinem in Kenia angesiedelten „Freiland“ einen Wechsel von Arbeit, Essen, Baden und Kultur vor.

Die frühen Positiv-Utopien hatten allerdings einen eher rigiden Tagesablauf mit geregeltem Aufstehen, gemeinsamem Arbeiten und Essen. Es wurde auch der Versuch unternommen, Tätigkeiten nach dem Alter und nach dem Geschlecht zu arrangieren. Dabei lag die Hauptlast der schwereren Arbeit aufden 20— 40jährigen. während die Jugendzeit mit Ausbildung, das Alter mit Politik ausgefüllt sein konnte.

Moral Die Moralauffassungen des Abendlandes sind von der christlichen Auffassung von monogamer Ehe und patriachalischer Familie geprägt. Die jeweilige Form der Bestimmung ändert sich von Kirche zu Kirche, von Land zu Land. Besonders reglementierte Verhaltensformen sind bei puritanischen Sekten der angelsächsischen Welt und bei Calvinisten anzutreffen, während die katholisch-romanische Welt sich eher sinnenfreudig gezeigt hat.

Die meisten Utopisten haben einer neuen Moral das Wort geredet. Die moralischen Auffassungen der Utopisten lassen sich am markantesten in der Bestimmung des Verhaltens der Geschlechter zueinander darstellen. Sie sind ebenso zeit-wie gesellschaftsgebunden. Das puritanische England, das protestantische Deutschland, das absolutistische Frankreich haben ihre je eigenen Anschauungen entwickelt. Die Bandbreite der Auffassungen reicht von der protestantisch-puritanischen Glorifizierung der monogamen Ehe bis zu sexueller Freizügigkeit Bei Bellamy gibt es nur noch Heiraten aus Liebe. Von dem französischen Utopisten Charles Fourier stammt die These, daß der Fortschritt einer Gesellschaft am Grad der Freiheit der Frau abgelesen werden könne -

Diese These läßt sich an der utopischen Literatur selbst studieren: Diejenigen Utopien, die rational organisiert und zentralisiert angelegt sind, binden das Individuum in die Gemeinschaft bzw.den Staat ein. Die Intimsphäre wird vergemeinschaftet, Frauen und Kinder sind das Eigentum aller — und dies aus dem gleichen Grund, der auch die Vergemeinschaftung des Besitzes bewerkstelligen soll: Bei Aufhebung des Besitzes werden auch die egoistischen Triebe ausgemerzt, nämlich Eifersucht, Profitstreben, Wucherei, Ausbeutung etc. Diejenigen Utopien, die vom Individuum aus gedacht sind und eine dezentrale Organisationsform aufweisen (Föderalismus, Anarchismus) lassen auch sexuelle Freizügigkeit zu. Der repressive Charakter der Politik korrespondiert mit repressiver Moral, der permissive Charakter der Politik mit libertärer Moral.

V. Kritik von Utopie. Die politische Vereinnahmung des Utopiebegriffs

Die idealen Welten der Utopisten hat der in England lebende holländische Arzt Bernard de Mandeville zu Beginn des 18. Jahrhunderts einer sarkastischen Kritik unterzogen. Nicht der gute Mensch — und von der Prämisse eines „keuschen Volks“, „rein von jedem Schmutz und jeder Befleckung“ (Bacon), gehen letztlich alle Utopisten aus — trägt zum Wohl aller bei, sondern der lasterhafte und egoistische. Es sind gerade die schlechtesten und am meisten zu verabscheuenden Eigenschaften des Menschen, seine Triebe und Leidenschaften, die ihn zur Bildung von glücklichen und strahlenden Gemeinschaften befähigen: „Stolz, Luxus und Betrügerei /Muß sein, damit ein Volk gedeih’.“ Und: „Für Tugend hat’s /In großen Staaten nicht viel Platz.“

Das berühmte Diktum „private vices public benefits“ der Bienenfabel von Mandeville formuliert das Bewegungsprinzip der existierenden frühkapitalistischen Wirtschaft und nimmt die Lehre von Adam Smith vorweg: Indem jeder seinem egoistischen Gewinnstreben nachjagt, trägt er zum Wohlstand der Nationen bei. Wenn dagegen jedermann gut ist, dann bricht das Wirtschaftsleben zusammen. Die utopischen Welten reduzieren die Bedürfnisse und lassen die Wirtschaft stagnieren. Im Gegenmodell mit triebhaften und lasterhaften Menschen kommt es dagegen zu Wachstum und zu wie auch immer verteiltem Wohlstand. Mandeville stellt die positiven Utopien auf den Kopf: Für ihn wird die Vorstellung vom tugendhaften und ehrlichen Menschen wiederum zur Utopie: „Von Lastern frei zu sein, wird nie /was andres sein als Utopie.“

Und noch in einem zweiten Punkt ist Mandeville seinerzeit voraus: Er erkennt, daß jeder seine egoistischen Triebe durch wohlklingende Allgemeinheits-Formeln zu verdecken versucht. Die Ärzte dienen dem Heil der Menschheit, auch wenn sie nur ihrem Verdienst nachgehen; die Advokaten dienen der Gerechtigkeit, auch wenn sie aus dem Zwist hohe Sporteln einziehen; die Minister sind im Dienste des Königs, auch wenn sie nur sich selbst nützen etc.

Das Verständnis und die Bewertung von Utopie wird in der Gegenwart geprägt durch historische Erfahrungen der Realisierung vermeintlicher Utopien in unserem Jahrhundert. Das kommunistische Ideal einer Gemeinschaft der Gleichen und das nationalsozialistische Ideal einer Volks-und Blutsgemeinschaft haben in der politischen Praxis zu abschreckenden Totalitarismen geführt. Die bei diesen . Experimenten vorgenommene Verknüpfung von Utopie und Ideologie (konkrete Utopie) hat zu den großen Katastrophen dieses Jahrhunderts geführt. „Utopie als Triebkraft des Denkens und Handelns kann sowohl positive als auch negative Folgen haben.“

Vor diesem Hintergrund läßt sich konstatieren, daß die Bewertung utopischer Aussagesysteme je nach politischem Spektrum ganz unterschiedlich ausfällt. Allgemein gilt: Je weiter rechts, um so negativer fällt das Urteil aus; je weiter links, um so positiver ist die Bewertung. Dies hängt damit zusammen, daß Utopien auf etwas Nichtexistentes gerichtet sind und damit Veränderung indizieren, während konservatives Denken auf das Bewahren fixiert ist und Veränderungen scheut.

Konservative Positionen Historisch haben sich wichtige Vertreter der politischen Romantik wie August Wilhelm Schlegel mit dem konservativen Geist der Restauration verbunden. Zu der eher rückwärtsgewandten Romantik kontrastiert die zukunftsorientierte soziale Utopie, die eine Symbiose mit sozialistischen Strömungen eingegangen ist. Damit steht die Utopie in einer Tradition, die von Thomas Müntzer über die Früh-sozialisten bis zu den neuzeitlichen Vertretern sozialistischer Gedanken (Bloch. Marcuse) reicht.

Es existiert mit diesen Hinweisen die Folie, die für konservative Denker zum Gegenpart diente. Der Soziologe Lothar Bossle widmet sein Buch „Zur Soziologie utopischen Denkens in Europa“ seiner „Mutter, und damit allen Müttern der Welt, die ihren Kindern helfen, in Bodenständigkeit die ehrfurchtgebietende Wahrheit des Lebens zu erblikken“. Als Kontrast zu diesem ödipalen Universalismus wird alles kritisiert, was irgendwie links oder alternativ ist: In der „sozialistischen Subkultur“ werde Utopie zu einer sozialen und politischen Religion. auf die sich keine Kirche bauen ließe; Utopie werde zur „Kirche der Intelligenz“, zu „ersatzreligiösem Messianismus". Die Kirchenväter der Grünen gehörten „zum Typus des unausgereiften Denkers. gleich, ob es sich um Rousseau. Marx. Lucäcs oder Bloch handelt“ Das alternative Denken und Handeln der Grünen reiße aus dem Vertrauten und Geborgenen heraus, löse religiöse Bande und schüre damit Unsicherheit und Angst. Das Muster der polemischen Ablehnung reicht bei Bossle von Verweisen auf Irrationalismen (Religion) oder gar auf Krankhaftes (paranoid) bis zu pubertären Anschuldigungen (unausgereifte Denker. „grün“ hinter den Ohren).

Position der Liberalen Hier gibt es zum einen eine Affinität zum Aufklärungsimpetus von Freiheit. Gleichheit, Brüderlichkeit; andererseits steht im Vordergrund der Totalitarismusvorwurf, wie ihn Karl Popper formuliert hat. Totalentwürfe liegen quer zu liberalem Denken. weil sie die Teilung von politischen Gewalten unmöglich machen und die Sphäre individueller Privatheit tangieren und zerstören.

Linke Positionen Die grundsätzlich positive Bewertung utopischen Denkens im linken Spektrum ändert nichts an der Tatsache, daß utopisches Denken durch die Väter des wissenschaftlichen Sozialismus als vorwissenschaftlich und damit im Grunde als überholt diskreditiert worden ist. Engels’ Schrift „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ aus dem Jahre 1882 hat die frühsozialistischen Schriften nur als Vorstufen des eigentlichen Sozialismus eingeordnet und damit in ihrem Wert geschmälert. Erst heute, mit der Auflösung der marxistisch-leninistischen Dogmatik, sind die frühsozialistischen Entwürfe wieder interessant geworden.

VI. Plädoyer für Utopie, oder: Wie kann utopisches Denken begründet werden?

Die zum Teil polemische Auseinandersetzung mit gegnerischen Positionen ändert nichts an der Tatsache, daß alle politischen Ideologien utopische Elemente enthalten — ob es nun der hierarchische Ordnungs-oder der technokratische Sachzwangsgedanke der Konservativen ist. ob es sich um den kommunitären Gedanken der Solidargemeinschaft der Sozialisten oder um den Gedanken der harmonischen Marktgesellschaft der Liberalen handelt. Prinzipiell kann daher der Vorwurf utopischen Denkens von jeder Seite vorgebracht werden, und darum eignet sich auch die Utopie vortrefflich als politisches Instrument im Einsatz gegen gegnerische Positionen.

Um diese Instrumentalisierung zu vermeiden, ist es angezeigt, für den . reinen'Begriff der Utopie zu plädieren, d. h. für einen Begriff, der die Utopie frei von Realisierungsansprüchen hält, denn jede Verwirklichungsintention wird notwendigerweise utopische mit ideologischen oder gar religiösen Systemen vermischen.

Utopie ist nach dargestelltem Verständnis nicht Heilsentwurf oder geschlossene Ideologie, nicht Ideal mit Anspruch auf Realisierung, aber auch nicht Augenmaß für das Machbare, reduziert auf gegenwärtig existierende gesellschaftliche Strukturen. Sie besteht vielmehr in dem Konzept einer möglichen Welt, in der verschiedene Hypothesen durchgespielt werden können. Damit bleibt der Utopie-Begriff in seiner reinen Form erhalten und wird nicht instrumentalisiert für jedwede ideologische Absicht. Angewandt auf die praktische Politik heißt dies: Utopien können und sollen lediglich als Denkerweiterungen angesehen werden, die das Tagesgeschäft des Machbaren und Realisierbaren anreichern, ohne dabei zum Leitfaden der Politik selbst zu werden.

Was. so soll zum Schluß gefragt werden, hat utopisches Denken und utopische Literatur hervorgebracht? Was motiviert immer wieder — und vielleicht gerade in heutiger Zeit — zu utopischem Denken?

Eine Antwort drängt sich hier geradezu auf: Es ist die immer weiter fortschreitende und sich immer mehr spezialisierende wissenschaftliche Tätigkeit — die Analysis —.der ein immer größer werdendes Bedürfnis nach Synthesis und Ganzheitlichkeit gegenübersteht, wobei die Einforderung dieses Pendants einer menschlichen Grundbefindlichkeit zu entsprechen scheint. Gerade der Weg über den Ursprungsmythos als ein Weg zurück zu den unverfälschten Quellen des Lebens ist hier ebenso als ein Ausdruck für holistisches, ganzheitliches Denken zu werten wie der in der utopischen Zukunft ange-siedelte Totalentwurf einer erst noch zu realisierenden gesellschaftlichen Ordnung.

Ein weiteres Moment kommt hinzu: Das ist die Tatsache, daß das Spielerische und Phantasievolle nicht minder einen unaufgebbaren Teil des menschlichen Wesens darstellen, der, wenn dieses Phantasievolle nicht oder nicht ausreichend zur Entfaltung kommt, dann als ein (zunächst) utopisches Postulat, quasi in einem Ersatz-Terrain, von sich Reden macht.

Die jeweils auslösende und als unbefriedigend empfundene Gegenwart macht die Utopiegeschichte deshalb zur Protestgeschichte. Die Defizite des aktuellen Lebens werden durch Rekurs auf schönere Welten wettgemacht. Die Geschichte der Utopien wird so zu einer Geschichte der Gegengeschichtlichkeit oder der Alternativgeschichte, die die Realgeschichte immer begleitet hat. „Alle geschichtliche Erfahrung bestätigt es, daß man das Mögliche nicht erreichte, wenn nicht immer wieder in der Welt nach dem Unmöglichen gegriffen worden wäre.“ „Eine Weltkarte“, so sagte Oscar Wilde, „auf der das Land Utopia nicht verzeichnet ist, verdient keinen Blick.“

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Leszek Kolakowski. Marxismus — Utopie und Antitopie, Stuttgart 1974.

  2. Einen Überblick über Utopieentwürfe und die Utopiediskussion bietet als Einstieg Wolfgang Biesterfeld, Die literarische Utopie, Stuttgart 1982 2; ferner Franz Baumer, Paradiese der Zukunft. Die Menschheitsträume vom besseren Leben, Frankfurt 1967; Emst Bloch, Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt 1959; ders., Freiheit und Ordnung. Abriß der Sozialutopien, Frankfurt 1986; ders., Geist der Utopie, bearb. Neuaufl., Frankfurt 1985; Friedrich Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft (1882), in: ME Ausgewählte Schriften II. Berlin (Ost) 1958; Bruno Frei, Zur Kritik der Sozialutopie, Frankfurt 1973; Hans Freyer. Die politische Insel. Eine Geschichte der Utopien von Platon bis zur Gegenwart, Leipzig 1936; Vincent Geoghegan, Utopianism and Marxism, London —New York 1987; Jost Hermand, Irgendwo. Formen utopischen Denkens, Königstein i. Ts. 1981; Werner Kraus (Hrsg.), Reise nach Utopia. Französische Utopien aus drei Jahrhunderten, Hamburg 1964; Hans-Jürgen Krysmanski, Die utopische Methode, Köln-Opladen 1963; Krishan Kumar, Utopia and Anti-Utopia in Modern Times. Oxford-New York 1987; Karl Mannheim, Ideologie und Utopie (1919), Frankfurt 1987; Hans-Jürgen Mähl, Philosophischer Chiliasmus, in: Silvio Vietta (Hrsg.), Die literarische Frühromantik, Göttingen 1983, S. 149ff.; Frank E. Manuel /Fritzie P. Manuel, Utopian Thougt in the Western World, Cambridge/Mass. 1979; Arnheim Neusüss (Hrsg.). Utopie. Begriff und Phänomen des Utopischen, Frankfurt 1968; Ferdinand Seibt, Utopica. Modelle totaler Sozialplanung. Düsseldorf 1972; Jean Servier. Der Traum von der großen Harmonie. Eine Geschichte der Utopie. München 1971; Helmut Swoboda, Utopia. Geschichte der Sehnsucht nach einer besseren Welt, Wien 1972; Helmut Swoboda (Hrsg.). Der Traum vom besten Staat. Texte aus Utopien von Platon bis Morris, München 1972; ders., Geschichte der Sehnsucht nach einer besseren Welt, Wien 1972; Wilhelm Voßkamp (Hrsg.), Utopie-Forschung. 3 Bde.. Frankfurt 1985.

  3. Die Texte sind abgedruckt bei Klaus Heinisch (Hrsg.), Der utopische Staat (Morus, Campanella, Bacon), Hamburg 1960/62. Eine bibliophile, von Matthias Prechtl illustrierte Ausgabe von Mores Utopia ist 1987 erschienen.

  4. Die Kritik an der marxistischen Verengung und Dogmatisierung der frühsozialistischen Schriften (Babeuf, Saint-Simon, Fourier, Owen, Cabet, Weitling, Blanc) haben marxistische Autoren selbst wie Bloch, Marcuse, Bahro, Gorz geübt, vgl. Vincent Geoghegan, Utopianism and Marxism, London-New York 1987.

  5. Ernst Bloch, Tübinger Einleitung in die Philosophie I., Frankfurt 1964 2, S. 124.

  6. Vgl. Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften. Hamburg 1970. S. 16 bzw. 246. 248.

  7. Vgl. Thomas Nipperdey, Die Funktion der Utopie im politischen Denken der Neuzeit, in: Archiv für Kulturgeschichte, 44 (1962), S. 357-378.

  8. Robert Owen, The Book of the New Moral World, London 1862, Part I, S. XVII.deutsch: Das Buch der neuen moralischen Welt enthaltend die Grundsätze. Frankfurt 1987.

  9. Lars Gustafson, Utopien, Frankfurt-Berlin-Wien 1985, S. 87.

  10. Vgl. Karl R. Popper. Der Zauber Platos als Beispiel des zweiten, schlimmeren Irrtums, in: Gnomon. 39 (1937). S. 6-13.

  11. Vgl. Jakob L. Talmon, Die Ursprünge der totalitären Demokratie, Köln-Opladen 1961; Giovanni Sartori, Democratic Theory. New York 1967.

  12. Jürgen Rühle, Nachwort zu Samjatins Roman Wir, 1984, S. 221.

  13. E. Bloch (Anm. 5), S. 130.

  14. Vgl. Richard Saage, Vertragsdenken und Utopie, Frankfurt 1989.

  15. Meyers Konversationslexikon von 1871 definiert als „Utopia“: Nirgendswo, die fabelhafte Insel, auf welcher Thomas Morus seinen Staatsroman spielen ließ, das Schlaraffenland der Deutschen, wo die ausgesuchtesten Genüsse ohne Anstrengung erworben werden. Der österreichische General Schrebelin entwarf gegen Ende des 17. Jahrhunderts unter dem Titel „Tabula Utopiae“ oder „Schlaraffenland“ eine humoristische Karte, die zu ihrer Zeit als eine ausgezeichnete Satire galt. Daher Utopist, Jemand, der erwartet, daß ihm Alles ohne Arbeit zufließt. Der Neue Brockhaus (1960) versteht unter Utopie (gr. „Nirgendheim“) die Schilderung eines erdachten (erhofften oder befürchteten) Gesellschaftszustandes; ursprünglich wird meistens ein Idealzustand dargestellt, so in dem namengebenden Roman von Thomas More , Utopia'(1516). Nach dem neuesten Wahrig (1988) sind Utopien „Schilderungen eines meist erhofften aber auch gefürchteten künftigen gesellschaftlichen Zustandes; allgemein: Wunschtraum, Hirngespinst, Schwärmerei. Duden: Utopia, gr. ou = nicht. Topos = Ort. also Nirgendwo, nicht wirklich existierendes, sondern nur erdachtes Land, Gebiet, in dem ein gesellschaftlicher Idealzustand herrscht.

  16. Nach der inhaltlichen Ausrichtung und formalen Gestaltung werden unterschieden: — soziale und literarische Utopien. — offene, determinierte und totalitäre Utopien (Martin Greiffenhagen. Kampf um Wörter?, München 1980) — Utopie als Ideal, als Leitbild des Handelns oder als Prognose (Thomas Nipperdey. Die Funktion der Utopie im politischen Denken der Neuzeit, in: Archiv für Kulturgeschichte, 44 [1962], S. 357-378) — literarische, wissenschaftliche oder mündliche Utopien (Norbert Elias, Eine kurze Notiz zum Begriff der Utopie, Bielefeld 1981).

  17. Thomas Morus. Utopia, in: K. Heinisch (Hrsg.). Der utopische Staat. Hamburg 1960/62, S. 63.

  18. Robert Owen, The Book of the New Moral World. London 1862, Part I. S. XXIV.

  19. Bacon schreibt: „. . . die Ehe ist als Heilmittel der unerlaubten Begierden eingerichtet worden" und Andreae ergänzt: „Unzucht ist die größte Schuld und groß die Strenge der Gesetze in diesem Punkt.“

  20. Fourier spricht in seiner „Aus der neuen Liebeswelt“ Liebesorgien das Wort und De Foigny in seiner „Nouveau voyage“ den zweigeschlechtlichen Hermaphroditen.

  21. Vgl. Charles Fourier, Aus der neuen Liebeswelt. Berlin 1984, S. 90. „Allgemein läßt sich die These aufstellen: der soziale Fortschritt vollzieht sich entsprechend den Fortschritten in der Befreiung der Frau, und der Verfall der Gesellschaftsordnungvollzieht sich entsprechend der Abnahme der Freiheit der Frau . . . Die Erweiterung der Vorrechte der Frau ist das allgemeine Prinzip allen sozialen Fortschritts.“

  22. Bernard de Mandeville. The fable of the bees or private vices. public benefits (1705); deutsch; Die Biencnfabel. herausgegeben und cingclcitet von Walter Euchner. Frankfurt 1980.

  23. Klaus Lompe, Wissenschaftliche Beratung der Politik. Göttingen 1966. S. 71.

  24. Lothar Bossle. Von Thomas Morus zu Ernst Bloch. Würzburg 1988. S. 56.

  25. „Der Abfall von der Religiosität ist daher immer die Stunde der Utopien“, ebd.. S. 45.

  26. Max Weber, Politik als Beruf (1919), in: Gesammelte Politische Schriften, Tübingen 1958, S. 185.

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