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Politikwissenschaft in Deutschland Ihre Geschichte, Bedeutung und Wirkung | APuZ 52-53/1990 | bpb.de

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APuZ 52-53/1990 Artikel 1 Artikel 2 Politische Utopie, oder: Die Aktualität des Möglichkeitsdenkens Politikwissenschaft in Deutschland Ihre Geschichte, Bedeutung und Wirkung Politische Bildung seit 1945 Konzeptionen, Kontroversen, Perspektiven Europäische Perspektiven nach der deutschen Einigung

Politikwissenschaft in Deutschland Ihre Geschichte, Bedeutung und Wirkung

Jürgen Bellers

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Zusammenfassung

Politikwissenschaft in Deutschland hat eine lange Tradition, die vor allem geprägt ist vom Einfluß der beiden großen wissenschaftlichen Nachbardisziplinen Wirtschaftswissenschaften resp. National-Ökonomie einerseits und in besonderem Maße der Rechtswissenschaft als der Staatslehre andererseits. Die Politische Wissenschaft als institutionalisierter Forschungs-und Lehrbereich an deutschen Hochschulen ist durchgängig erst nach dem Zweiten Weltkrieg zu beobachten, wobei die theoretischen und methodischen Grundlagen aus den genannten Nachbardisziplinen sowie insbesondere auch der empirischen Sozialforschung entwickelt wurden. Heute versteht sich die Politikwissenschaft vor allem als Integrationswissenschaft zwischen diesen. Der Beitrag versucht, insbesondere die wissenschaftstheoretische Entwicklung der Disziplin in der Bundesrepublik Deutschland nachzuzeichnen. Dabei werden neben den jeweiligen geistes-geschichtlichen Hintergründen auch die sich ausprägenden Methoden und Inhalte im Überblick dargestellt. Es ist nicht zuletzt Ziel dieses Beitrages, eine Einführung in die Entwicklung der Politikwissenschaft in der Bundesrepublik zu geben, um damit Lesern vor allem auch aus den neuen Bundesländern einen Überblick über diese Disziplin zu erleichtern. Dazu dient auch das ausführliche Literaturverzeichnis im Anhang des Beitrages.

I. Eine Disziplin mit langer Tradition

Politik und damit auch die Wissenschaft von der Politik gibt es, seitdem es sich entwicklungsgeschichtlich als notwendig herausgestellt hat, daß Gesellschaften einer zentralisierten politischen Instanz zur allgemein verbindlichen Regelung ihrer gemeinsamen Angelegenheiten bedürfen. Politik in diesem Sinne war am frühesten in den alten Flußgesellschaften Chinas, Indiens und Mesopotamiens vonnöten. Gesellschaften, die — um zu bestehen — gesamtgesellschaftlich optimal die Nutzung des knappen Wassers regeln mußten. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Überlieferungen dessen, was man als politische Reflexion bezeichnen könnte. Man denke nur an die Schriften Konfuzius’ (551— 479 v. Chr.) oder die Gesetzestafel von Hammurabi (1728— 1686 v. Chr.). Hier sind auch Anfänge von Herrschaftskritik zu verzeichnen, wenn Politik die ihr übertragene Regelungskompetenz im partikularen Interesse der Herrschenden mißbrauchte.

Für den abendländischen Kulturkreis erlebte die Reflexion über Politik ihren ersten, bis heute wirkenden Höhepunkt in den griechischen polis-Gemeinschaften (Stadtstaaten) des 4. und 3. Jahrhunderts v. Chr. Angesichts des Zerfalls des politischen Lebens dieser Zeit unternahmen es Platon und sein Schüler Aristoteles, systematisch (und das heißt wissenschaftlich) die Bedingungen herauszuarbeiten. unter denen ein politisches System langfristig stabil ist, um damit die Voraussetzungen für ein ethisch gutes Leben gewährleisten zu können. Eine insbesondere von Aristoteles zu diesem Zweck angewandte Methode war die des Vergleichs von politischen Systemen im Mittelmeerraum unter dem Aspekt, welche sozialen, ökonomischen, ethischen, geographischen usw. Bedingungen Stabilität bewirken und welche nicht.

Aus diesen politisch-philosophischen Untersuchungen erwuchs allerdings keine separierte Einzelwissenschaft wie die Politikwissenschaft im heutigen Sinne, Eine ausgewählte Bibliographie zur Politikwissenschaft folgt am Schluß dieses Aufsatzes. vielmehr waren Politik und die Lehre von der Politik — wie alle anderen Wissens-und Gegenstandsbereiche der Zeit auch — eingebunden in eine umfassende kosmologisch-theologische Weltvorstellung: In dieser Welt, wie sie aus griechischer Sicht letztlich von einem göttlichen Beweger durchwaltet ist, hat jedes Ding und jede soziale sowie politische Institution ein (vom Göttlichen) vorgegebenes Ziel (telos), das es zu erfüllen gilt. Auf analoge Art und Weise hat jedes Gemeinwesen ein ihm inhärent vorgegebenes Ziel, nämlich das Gute, das Gemeinwohl — im Sinne eines ethisch vollkommenen Gemeinwesens — zu realisieren. Wird dieses Ziel durch falsche Entscheidungen oder Mißbrauch der Politik verfehlt, so ist das politische Gemeinwesen langfristig instabil und vermag nicht zur ethischen Vervollkommnung der Bürger beizutragen.

Wie die Verwirklichung des Gemeinwohls im jeweiligen konkreten Fall auszusehen hat, hängt von den aktuellen Gegebenheiten und sonstigen Voraussetzungen der jeweiligen polis ab. Das aktuelle Gemeinwohl wird — so Aristoteles’ Vorstellung eines intakten Gemeinwesens — in der politischen Diskussion der Bürger bei Beachtung aller relevanten Gesichtspunkte (topoi) bestimmt. Er nannte dieses Verfahren „Topik“.

Der hier dargestellte „ontologische“ Argumentationstyp hebt insbesondere auf die Struktur des Seins (der natürlichen und sozialen Gegebenheiten und Prozesse) ab. Von dieser Struktur her wird dann die im jeweiligen Seinsbereich zu verfolgende Norm (das zu verwirklichende Gute, das ethisch vollkommene Leben usw.) abgeleitet. Sein und Sollen werden nicht getrennt (wie in der Moderne z. B. bei Kant).

Einen erneuten, wenn auch christlich überformten Höhepunkt erlebte der normativ-ontologische Grundansatz des Aristoteles im katholischen Mittelalter insbesondere unter dem Einfluß des Thomas von Aquin. Politik war auch hier eine Bedingung (christlicher) Lebensführung. An den mittelalterlichen Universitäten war sie daher ein — allerdings eher nachrangiger — Bestandteil des Lehrge-B füges, sowohl in der praktischen Philosophie als auch „im Anschluß an die Ethik . . gelegentlich auch in Verbindung mit der Oekonomik"

Der geistesgeschichtliche Umbruch der Renaissance revolutionierte auch die Wissenschaft von der Politik: Angesichts der Wirren und ReligionsKriege seiner Zeit entwarf der Florentiner Macchiavelli im 16. Jahrhundert eine politische Verhaltenslehre. die Politik von der aristotelischen Tradition des Strebens nach dem guten Leben trennte. Denn unterschiedliche Vorstellungen über das gute Leben hatten ja gerade zu den europäischen Bürgerkriegen geführt. Politik wurde demnach — so zumindest eine Interpretation von Macchiavellis Schriften — auf die technische, nicht ethische Frage reduziert, wie es gelingen könne, die Stabilität eines Gemeinwesens zu sichern und Bürgerkrieg zu vermeiden. Und diese Frage wurde wiederum identifiziert mit der Frage, mit welchen Mechanismen und Verhaltensweisen sich herrschende Eliten an der Macht halten können. Machiavelli trennte Sein und Sollen.

Descartes (1596— 1650) trennte — als einen weiteren Schritt in die Moderne — Subjekt und Objekt. Für ihn war — in einer Welt voller Zweifel und zerfallender Normen (analog wie bei Macchiavelli) — das einzig Gewisse und Unanzweifelbare das Selbst-Bewußtsein des menschlichen Subjektes („Ich denke, also bin ich“): Die soziale, politische und natürliche Umwelt könnte ja auch Trugbild meiner Wahrnehmung sein. Die Umwelt dieses sich einzig selbst gewissen Subjektes wurde damit von diesem getrennt als ein ferner, ungewisser Objektbereich, als ein nicht mehr selbstverständlicher Gegen-Stand, den es erst möglichst präzise zu erforschen und für das Subjekt zu gewinnen galt.

Für Aristoteles war die politische Umwelt des Gemeinwesens eine noch unmittelbar einsichtige Realität, auch wenn sie unsicher und ungewiß war — man denke nur an das Ergebnis politischer Diskussionen mit dem Ziel der Bestimmung des Gemeinwohls. Hier war keine naturwissenschaftliche Gewißheit wie z. B. bei der Berechnung der Umläufe von Gestirnen möglich. Aber deshalb war Politik für Aristoteles nicht aus dem Kreis der Wissenschaften auszuschließen. Auch Politik war durchaus „wissenschaftsfähig“ im Sinne der oben kurz dargelegten ontologischen und topischen Methoden.

Für Descartes und seine idealistischen Nachfolger bis hin zu Kant waren letztlich Politik und Geschichte — Folge ihres Strebens nach absoluter Ge-wißheit — nicht wissenschaftsfähig, da beide stets zufälligen, nicht vorhersehbaren, ungewissen Ereignissen und Prozessen unterworfen sind. Wissenschaftsfähig war nur das, was in mathematische Gesetzmäßigkeiten zu fassen war, so wie Newton die mathematisch darstellbaren Gesetzmäßigkeiten der Sternenkonstellationen und des Gravitationsgesetzes entdeckt hatte.

In der Zeit der absolutistischen Staatenbildung des 17. und 18. Jahrhunderts gab es zwar noch einen Bedarf an Politikwissenschaft; so wurde eine Reihe von polizeiwissenschaftlichen und kameralistischen Lehrstühlen gegründet Dem Kantisch-idealistischen Wissenschaftsverständnis fiel diese Art von Politikwissenschaft im 19. Jahrhundert aber zum Opfer. In reduzierter Form überwinterte sie in den juristischen und staatswissenschaftlichen Fakultäten, in denen es ja bis heute Lehrstühle für „öffentliches Recht und Politik“ gibt. Geistesgeschichtlich dominant war im 19. Jahrhundert ein Machtstaatsdenken, das in der macchiavellistischen Tradition den Hauptzweck von Politik in der (militärischen) Stärke des Nationalstaates angesichts einer feindlichen internationalen Umwelt sah („Primat der Außenpolitik“). Dies kulminierte geistesgeschichtlich im Rechtspositivismus, der die staatlich gesetzten rechtlichen Normen von der als unwissenschaftlich betrachteten ethischen Frage nach Recht und Gerechtigkeit (nicht jedes Recht ist auch gerecht) trennte.

Aber noch im wilhelminischen Kaiserreich wurde vereinzelt die Begrenztheit dieses Ansatzes offenbar. Man erkannte, daß zur Ausbildung der administrativen, aber auch parteipolitischen Träger von Politik, wie z. B.der Diplomaten oder höheren Verwaltungsbeamten, eigene universitäre Einrichtungen und eine eigene Disziplin vonnöten seien — ähnlich wie die „Ecole libre des Sciences politiques“ in Frankreich oder wie die bis auf das Jahr 1880 zurückzuverfolgende politikwissenschaftliche Tradition in den USA Dazu kam die Forderung nach einer „patriotischen“ Bildungsarbeit in Schule und Öffentlichkeit als Teil des Kampfes gegen die Sozialdemokratie.

Dieses pädagogische Moment wurde mit um so größerer Notwendigkeit aufgegriffen, als es seit 1919 galt, die Weimarer Republik — eine Demokratie ohne Demokraten — in den Wertvorstellungen der Bevölkerung und der Politiker zu verankern. Mit diesem Ziel gründete der Liberale Friedrich Naumann die Deutsche Hochschule für Politik in Berlin, die 1933 von den Nationalsozialisten aufgelöst wurde. Ursprünglich war das Studium an der Hochschule nur aufbauend und ergänzend zu bereits absolvierten akademischen Studien konzipiert; mit der Zeit entwickelte sich jedoch ein eigenständiger politikwissenschaftlicher Studiengang mit Diplomabschluß sowie eine eigenständige politikwissenschaftliche Forschung.

Die drei hier dargestellten Strömungen politischen Denkens — die pädagogische, die kantianische und die ethisch-normative — sowie als neues Element die marxistisch beeinflußte Kritische Theorie sollten die Politikwissenschaft der Bundesrepublik Deutschland prägen, z. T. zugleich in kritischer Diskussion, z. T. in einem historischen Prozeß des dialektischen Aufeinanderfolgens, ohne daß gesagt werden kann, eine der vier Richtungen habe die andere je gänzlich verdrängt. Es gab hier nur unterschiedliche Mischungsverhältnisse und zeitweilige Dominanzen.

II. Politikwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland

1. Der normativ-pädagogische Anfang Seit Beginn der fünfziger Jahre begann die Reetablierung von politikwissenschaftlichen Lehrstühlen und Instituten an den Universitäten der Bundesrepublik — und zwar aus einer ähnlichen Situation heraus wie 1918/1919. Es galt, den zweiten deutschen Versuch zur Errichtung einer Demokratie wissenschaftlich, bildungspolitisch und erzieherisch zu begleiten und zu unterstützen. Dies sowie die Einführung sozialkundlicher Fächer an den Schulen (für die die universitäre Politikwissenschaft u. a. die Lehrer ausbildete) sind im Kontext der Umerziehungs-Bemühungen der amerikanischen Besatzungsmacht (Demokratisierung, Entnazifizierung) zu sehen. Deutscherseits wurde die Einführung der Politikwissenschaft von einer Reihe von deutschen Emigranten aus den USA, die zurückgekehrt waren, sowie vor allem von sozialdemokratischen Bildungspolitikern gefördert Dabei stieß man allerdings auf erhebliche Widerstände seitens traditioneller Wissenschaftsdisziplinen, die um ihre Pfründe fürchteten, z. T. die Existenz eines eigenständigen Wissenschaftsbereichs „Politik“ bestritten oder die Politikerziehung besser an den Pädagogischen Hochschulen aufgehoben glaubten.

Trotz der anfänglichen Widerstände expandierte das Fach — vor allem wegen des Bedarfs an Sozialkundelehrern — vergleichsweise schnell: Für das Jahr 1960 sind bereits 24 Professuren zu verzeichnen mit danach rasch wachsender Tendenz (1965: 51, 1975: 133, 1985: 278 Professuren). Mitte der sechziger Jahre waren fast 1 500 Studierende in Politikwissenschaft immatrikuliert; gegenwärtig sind es über 20 000 Hauptfach-Studierende Die Konferenzen von Waldleiningen (1949) und König-stein (1950) legten erste inhaltliche Grundlinien des neuen Faches fest. 1954 regte die Westdeutsche Rektorenkonferenz die Einrichtung politikwissenschaftlicher Lehrstühle an. 1959 wurde die oben erwähnte Hochschule für Politik als Otto-Suhr-Institut in die Freie Universität Berlin integriert.

Die Anfangsphase der Politikwissenschaft in den fünfziger und sechziger Jahren war von wenigen Persönlichkeiten geprägt, die um sich Schulen bildeten, deren Schüler dann als Professoren die Disziplin der sechziger und siebziger Jahre wesentlich mitgestalteten. Genannt seien hier die Schulen um Bergsträsser in Freiburg, um Stemberger in Heidelberg, um Vögelin in München, um Hermens in Köln und um Abendroth in Marburg

Sieht man von der marxistisch beeinflußten Schule um Abendroth ab, so gingen diese Schulen, die bis heute weiter wirken, von einem normativen und z. T. ontologischen Politikverständnis aus. Sowohl in methodischer als auch in inhaltlicher Hinsicht war die Politikwissenschaft dieser Zeit grundlegend normativ ausgerichtet. Man verstand sich als „Königs-“ und „Integrationswissenschaft“, die die eigenen Forschungen sowie das Wissen anderer Wissenschaften auf die Frage hin zu bündeln habe, wie Demokratie und Freiheit möglich sind. Bergsträs-ser nannte es die „synoptische“ Methode, die an die Topik des Aristoteles erinnert.

Die normative Zielsetzung zeigte und zeigt sich insbesondere in den ideengeschichtlichen Analysen zum Ursprung der Demokratie bei den Griechen (z. B. Vögelin) sowie überhaupt in anthropologischen Abhandlungen zum Ursprung von Herrschaft und zur geistesgeschichtlichen „Ortsbestimmung der Gegenwart“ (v. Rüstow, Buchheim, H. Maier, Lobkowicz, Kielmansegg, Sutor, Schwan, Oberndorfer, Hennis, Schabert, Baruzzi u. a.). Darüber hinaus ist der normative Anspruch — allerdings nicht so offen und so bewußt — in empirischen sowie historischen Arbeiten über den Kommunismus und den Faschismus/Nationalsozialismus präsent, die beide gleichermaßen als totalitäre Perversionen von Herrschaft begriffen (z. B. C. J. Friedrich) und geistesgeschichtlich in eine Linie von Rousseau über Hegel bis Marx eingeordnet wurden. Der angelsächsische Demokratietyp parlamentarisch-liberaler Art — wie er für die Bundesrepublik prägend wurde — erschien demgegenüber als die ausgewogene Mitte zwischen den Extremen. Die Bedingungen der Stabilität dieser Regierungs-und Gesellschaftsform wurden insbesondere von Fraenkel untersucht, so wie Bracher die Ursachen des Scheiterns der Republik von Weimar historisch analysierte. Fraenkel sah den Erfolg einer parlamentarischen Demokratie insbesondere durch ein funktionierendes pluralistisches System bedingt, in dem sich alle wesentlichen gesellschaftlichen Interessen und Kräfte zu Parteien und Verbänden formieren, die sich wechselseitig kontrollierten und aus deren Auseinandersetzungen die jeweilige Regierung — quasi als Querschnitt der Interessen — das Gemeinwohl ex post destillieren und realisieren sollte. In diesem Zusammenhang gewann die Parteien-und Verbändeforschung (z. B. Gräfin von Bethusy-Huc, Eschenburg) eine besondere demokratietheoretische Bedeutung.

Hinzu kamen didaktisch einführende Werke in die institutionelle Gesamtstruktur der jungen Bundesrepublik sowie einzelner ihrer Institutionen (Ellwein, später Sontheimer), die in der Tradition der Politischen Bildung standen (Hättich). Ende der fünfziger Jahre und in den Sechzigern wurden die institutioneilen Analysen zunehmend mit Einzeluntersuchungen zu Entscheidungsprozessen sowie zu den sozialen und ökonomischen Bedingungen von Politik unterfüttert. Damit wurden Ansätze aufgegriffen, wie sie schon seit längerem durch die empirisch-soziologisch und ökonomisch orientierte Politologie eines Franz Neumann, eines Otto Suhr und eines Otto Stammer vertreten waren.

Damit kommen wir zur zweiten, hier idealtypisch herausgearbeiteten Etappe der Nachkriegsgeschichte der Politikwissenschaft. 2. Das Aufkommen der empirischen Sozialwissenschaften Politikwissenschaft als Sozialwissenschaft verstanden — wie sie in den USA dominiert — steht in der oben aufgezeigten Cartesianischen und Kantischen Tradition. Alle Wissenschaften werden als Teile einer Einheitswissenschaft begriffen, in der nach dem Vorbild der exakten Naturwissenschaften geforscht werden soll. Normen und Werte gelten als nicht wissenschaftsfähig und als wissenschaftlich nicht beweisbar. Wissenschaftsfähig ist nur das, was ein Korrelat, einen Bezug zur empirisch feststellbaren Realität hat und was mit einer gewissen Regelmäßigkeit vorkommt, so daß es in Gesetzen oder zumindest Gesetzmäßigkeiten und wahrscheinlichen Trends (Generalisierungen) formuliert werden kann (was die aristotelisch ausgerichtete Politikwissenschaft für nur begrenzt möglich hält, da Politik und Geschichte kontingent seien, das heißt ständig wechselnden Bedingungen und Einflüssen unterliegen). Das Programm der empirischen Sozialwissenschaften ist das Wissenschaftsprogramm des Positivismus oder des Kritischen Rationalismus, wie es mit großem Einfluß in der Politik und Politikwissenschaft der Bundesrepublik von Popper und Albert begründet wurde. Die Betonung dessen, was „Sache ist“, hatte und hat aber auch einen durchaus kritischen Impetus, indem z. B. normative Behauptungen auf ihren Realitätsgehalt überprüft und gegebenenfalls als Ideologie und Schein entlarvt werden.

Das Streben nach Generalisierung ist allerdings in diesem „Lager“ unterschiedlich ausgeprägt. Am geringsten ist es z. B. bei den zahlreichen vergleichend angelegten Regionalstudien (area studies) und Analysen von Regierungssystemen zu verzeichnen. Hier erhofft man sich erst längerfristig über die Analyse der Unterschiede und Gleichförmigkeiten der untersuchten Gegenstandsbereiche (was man als vergleichende Politikwissenschaft oder Komparatistik bezeichnet) vorsichtig generalisierende Aussagen über die Bedingungen des Entstehens. Bestandes und Untergehens bestimmter politischer Systeme (z. B. Kevenhörster. Rohe).

Am stringentesten positivistisch orientiert ist die quantitativ-statistisch verfahrende Politikwissenschaft (Deutsch, Frei, Eberwein, Wittkämper, Weede, Pappi, Kaltefleiter u. a.). die versucht, politische Ereignisse und Prozesse nach Möglichkeit in Zahlen zu fassen. Indikatoren können z. B.sein: Häufigkeit der Regierungswechsel. Höhe der deut-17 sehen Entwicklungshilfe an ein Entwicklungsland, Maß der politischen Unterstützung für eine Regierung (u. a. meßbar durch Umfragen) usw. Solcherart Datenreihen, die meist nur noch mit einem Computer zu bewältigen sind, können dann in einem weiteren Schritt durch spezifische mathematische Verfahren (Korrelationsanalysen) so miteinander in Beziehung gesetzt werden, daß präzise Aussagen über die Stärke des Zusammenhanges zwischen den Indikatoren möglich werden — beispielsweise dahin gehend, daß zwischen der Vergabe verstärkter Entwicklungshilfe an ein Land und dessen politischer Stabilität ein Zusammenhang besteht. Ein solches Ergebnis ist natürlich nur dann sinnvoll interpretierbar, wenn es in einen größeren theoretischen Zusammenhang eingeordnet werden kann, z. B. Gesamtaussagen über das außenpolitische Verhalten von Staaten, welches — so sei hier als Hypothese vermutet — darauf zielt, möglichst stabile und vorhersehbare Bedingungen in der internationalen Umwelt zu schaffen. Der erwähnte empirische Zusammenhang ist eine mögliche Bestätigung dieser Vermutung. Politisch am einflußreichsten war und ist diese statistisch orientierte Politikwissenschaft in der Wahlforschung (Wildenmann, Klingemann, Kaase u. a.).

Zahlreichen Sozialwissenschaftlern dienen System-theorien verschiedenster Provenienz (Parsons. Easton, Etzioni usw.) — wie sie Ende der sechziger Jahre von Narr und Naschold in der Bundesrepublik heimisch gemacht wurden — als der theoretische Bezugsrahmen, in den sie ihre empirischen Forschungen einzuordnen versuchen. Diese Theorien konzeptualisieren heutige nationalstaatliche Gesellschaften heuristisch als eine nur hypothetische Gesamtheit, die in verschiedene, miteinander zusammenhängende Subsysteme untergliedert ist: in Wirtschaft, Kultur, Erziehung und Politik. Diese Subsysteme erfüllen spezifische Funktionen untereinander und für den Erhalt des Gesamtsystems.

Das politische Subsystem im besonderen hat die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der autoritativen Wertallokation, d. h.der verbindlichen Zuweisung materieller und immaterieller Werte zu bestimmten sozialen Gruppen, Regionen und Institutionen. Das politische Subsystem muß — um seine Funktionen adäquat erfüllen zu können und die Stabilität des Gesamtsystems zu sichern — die Bedürfnisse und Interessenartikulationen („inputs“) der anderen Subsysteme aufnehmen, verarbeiten und zu Entscheidungen („Outputs“) verdichten, die die Bedürfnisse zumindest z. T. befriedigen. (Inputs und Outputs sind prinzipiell quantifizierbar.) Wenn die Politik diese Aufgabe zufriedenstellend erfüllt, so erhält sie — so die Konzeption — als „Gegenleistung“ die Zustimmung und Unterstützung seitens der anderen Subsysteme. 3. Marxismus und Kritische Theorie in den siebziger Jahren Ende der sechziger und in den siebziger Jahren wurde die Systemtheorie und der Positivismus insgesamt insbesondere von marxistischen Wissenschaftlern sowie von der marxistisch inspirierten Studentenrevolte angegriffen: Der Systemtheorie und der positivistischen Methode liege immanent ein Streben zugrunde, die jeweilige Gesellschaftsform zu stabilisieren. Und das war aus dieser Sicht die kapitalistische Gesellschaftsform der Bundesrepublik, die es als Ausbeutungsform mit geschichtsphilosophischer Blickrichtung auf die sozialistische Gesellschaft zu überwinden galt. Allerdings bestand eine Art Haßliebe zwischen Systemtheorie und Marxismus, denn beide waren durchaus miteinander kommunikationsfähig, da ihnen gleichermaßen ein — wenn auch wissenschaftstheoretisch jeweils anders begründetes — Konzept von Gesamt-gesellschaft als Ganzheit eigen ist. Nur auf dieser Basis war die Luhmann-Habermas-Kontroverse überhaupt möglich.

Die marxistische Forschung und Lehre gewann in den Politik-und Sozialwissenschaften allerdings nicht die beinahe allgegenwärtig erscheinende Repräsentanz, wie es von manch interessierter Seite in der Öffentlichkeit dargestellt wurde und wird. An einigen Universitäten war und ist sie sicherlich verstärkt vertreten, insgesamt stellt sie jedoch eine Minderheitenposition dar, die als Bestandteil eines pluralistisch-liberal organisierten Wissenschaftssystems und als befruchtendes Element der wissenschaftlichen Diskussion zu respektieren ist.

Zudem war die innermarxistische Diskussion selbst sehr kontrovers und nur in Randbereichen vom orthodoxen Marxismus der DDR („Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus“, Stamokap-Theorie) bestimmt. Dominant war (und ist) vielmehr eine Kritische Theorie (Adorno/Horkheimer) in allen ihren Variationen. Sie geht — darin allerdings in Übereinstimmung mit der Stamokap-Theorie — von der so von Marx nicht prophezeiten relativen Stabilität des kapitalistischen Systems aus und erklärt dies u. a. durch das verstärkte Eingreifen des Staates in den Wirtschaftsprozeß, wodurch z. B. Konjunkturkrisen in ihrer Schärfe abgemildert werden und ein relativ stetiges wirtschaftliches Wachstum sowie ausreichende Einkommenssteigerungen auch für die Arbeiterschaft gesichert werden können. Während Adorno und Horkheimer — von dieser Analyse ausgehend — pessimistisch quasi das Ende des Geschichtsprozesses in einer durchaus saturierten, durch die „Bewußtseinsindustrie“ manipulierten und alles in allem verwalteten und unfreiheitlichen Welt voraussahen (Ost und West gleichermaßen umfassend), halten jüngere Vertreter der Kritischen Theorie eine Reform oder Überwindung der kapitalistischen Gesellschaftsformation mit all ihren Ungerechtigkeiten für möglich. Noch die Studentenrevolte hatte — auf der Basis der Schriften von Marcuse — dieses Axiom zur Grundlage und hielt u. a. akademische Gruppen für das revolutionäre Subjekt, -das die Revolution vollbringen könne. Habermas geht hier realistischer vor. Er differenziert — im Gegensatz zu Marx, aber in Anlehnung an gewisse systemtheoretische Ansätze — zwischen der Produktionssphäre einer Gesellschaft, die gänzlich der kapitalistischen Rationalität unterworfen werden könne, und der Sozialsphäre, wo dies nur begrenzt gelingen könne, da das menschliche Bewußtsein und Handeln wegen seiner Gebundenheit an unaufhebbare (apriorische) Normen nur begrenzt „kolonisierbar“ sei. Die Reibungen zwischen beiden Sphären können — so Habermas — zu Konflikten führen, die zumindest einen emanzipatorischen Kontrapunkt zur kapitalistischen Logik zu setzen vermögen.

Offe sieht Konflikte vor allem in der Reproduktionssphäre (Erziehung, Infrastruktureinrichtungen, Freizeit usw.) aufbrechen, da dem Kapitalismus die Stabilisierung der Produktionssphäre mit ihren erheblichen staatlichen Aufwendungen (Staatsverschuldung) nur auf Kosten der Reproduktionssphäre gelungen sei; hier brächen nun die Krisen als Teilkrisen — wegen der unbefriedigten Wünsche der Bürger — um so stärker aus (Bürgerinitiativen, Umweltschutz-Bewegung usw.). Die als Folge dieser Entwicklungen vorhergesagte „Legitimationskrise des Kapitalismus“ ist jedoch bisher ausgeblieben.

Stets befruchtend hat die marxistisch orientierte Schule um Altvater und Krippendorff in Berlin den Marxismus durch intensive historische und wirtschaftswissenschaftliche Forschungen fundiert und damit gleichermaßen das zunächst einmal in der heutigen Zeit abstrakte Marxsche Ideen-System für die aktuelle Analyse angewandt (siehe auch Agnoli, Kühnl, Deppe, Hirsch).

Insgesamt ist jedoch die marxistische Kontroverse und ihr Sturmangriff auf das Wissenschaftssystem in den achtziger Jahren eigentümlich abgeebbt und in kleinere Zirkel abgedrängt worden. Überhaupt kann man gegenwärtig von einer Entideologisierung der Politikwissenschaft sprechen. Die großen Konzepte sind passe — und man wendet sich wieder begrenzteren Fragestellungen und Forschungsprojekten zu. 4. Gegenwärtige Entwicklungen Diese Entwicklung hat natürlich zur Kehrseite eine gewisse Fragmentierung und Binnendifferenzierung von Forschung und Lehre — ähnlich, wie wir das auch in der Physik oder Geographie beobachten können. Das sollte allerdings nicht nur beklagt, sondern auch als Normalisierungsphase einer Wissenschaft betrachtet werden, die die jugendlichen Sturm-und Drang-Jahre hinter sich gelassen hat. Einem fortgeschrittenen Stadium der wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung einer Disziplin entspricht es auch, daß man sich nicht ständig der Identität seines eigenen Faches vergewissern will (wie es noch auf nicht wenigen politikwissenschaftlichen Tagungen gang und gäbe ist). Solche Selbst-zweifel entspringen einem substantialistischen Wissenschaftsverständnis, als hätten die wissenschaftlichen Disziplinen einen ihnen je eigenen, genau ab-grenzbaren Gegenstandsbereich, den es zu wahren und zu verteidigen gelte. Alle Sozial-und Geistes-wissenschaften haben vielmehr einen gemeinsamen Gegenstandsbereich, nämlich die menschliche Gesellschaft, die sie — jeweils bezogen auf einen fach-wissenschaftlich spezifischen Aspekt — analysieren. Die Politikwissenschaft — und das scheint mir unumstritten — untersucht den Aspekt von gesellschaftlicher Herrschaft, Macht und Steuerung (oder wie immer man es bezeichnen will) sowie deren politische, ökonomische, kulturelle usw. Beeinflussung — je nach der weltanschaulichen Einstellung des Forschers mit unterschiedlichen Methoden und theoretischen oder normativen Annahmen, die allerdings so zu formulieren sind, daß sie im Forschungsprozeß bestätigt oder widerlegt werden können.

Konkrete Fragestellungen und die Beschränkung auf theoretische Aussagen „mittlerer Reichweite“ bestimmen die gegenwärtige Arbeit der drei wissenschaftlichen Teildisziplinen der Politikwissenschaft: der (vergleichenden) Regierungslehre, der Politischen Philosophie und der Internationalen Politik. Der konkretere Bezug der innerdisziplinären Diskussion läßt zudem so manche Kontroverse der Vergangenheit obsolet erscheinen; unterschiedliche Positionen bewegen sich aufeinander zu, ohne daß sie gänzlich verschwinden müßten.

Regierungslehre Die Regierungslehre beschäftigte sich in den achtziger Jahren insbesondere mit einzelnen Politikfeldern (,, policy“ -Forschung) wie Arbeitspolitik, Gesundheitspolitik usw., um die je nach Politikfeld unterschiedliche politische Programmatik, Problemverarbeitung, staatliche Gestaltungsmöglichkeit und Dynamik herauszuarbeiten (Hartwich, v. Beyme, M. Schmidt, Hesse, Jann, Sturm, Lehner u. a.). Im Verlaufe dieser Forschungen kam man auch zu einer Neubewertung institutioneller Mechanismen („Neo-Institutionalismus“) als einem bedeutenden, die Politik bestimmenden Faktor. So meint Scharpf z. B., daß die unterschiedliche Bewältigung der ökonomischen Krisen der siebziger und achtziger Jahre in der Bundesrepublik, in Österreich und in Schweden u. a. auf die Art des politischen Systems (korporatistisches vs. konkurrenzdemokratisches System) zurückzuführen ist. Lange Zeit bestimmte das Problem der „Politikverflechtung“ (Scharpf) die Debatte in dem Sinne, daß das enge Ineinanderverwobensein von Bund und Ländern in der Bundesrepublik z. T. zu einer wechselseitigen Politik-Blockade geführt habe. Ebenso wurde die Frage nach der Regierbarkeit komplexer Gesellschaften erneut aufgeworfen. Damit knüpfte man in gewissem, wenn auch nun in reflektierterem Maße an den Institutionalismus der fünfziger Jahre wieder an.

Auf die Rolle symbolischer Vermittlungsformen von Politik bzw. auf die Ersetzung von Politik durch lediglich symbolische (Schein-) Aktionen vor allem über die Medien weisen neuerdings Sarcinelli und Fach hin. Der Bedeutung der Medien für politische Entscheidungsprozesse haben sich insbesondere Schatz und Wittkämper angenommen. Einen Schwerpunkt stellt weiterhin die Parteien-und Verbändeforschung dar (Haungs, Kaack, Mintzel, Schönbohm. Kühr, Weinacht, Veen, Dettling, Lehmbruch, Simons u. a.).

Die Vergleichende Politikwissenschaft, traditionell vertreten durch Veen, Oberndorfer, v. Beyme, Fraenkel, Steffani, Thränhardt, Kevenhörster, Rohe u. a., erweiterte ihren Gegenstandsbereich zunehmend auch auf den Vergleich politischer Systeme der Dritten Welt (Sotelo, Ziemer, Nohlen, Nuscheler, Mols, Meyns, Waldmann, Berg-Schlosser, Büttner u. a.). Dem kam zustatten, daß die Entwicklungsländer-Forschung immer mehr die Relativität der vormaligen Globaltheorien (Modernisierungs-vs. Dependenztheorie) angesichts der tatsächlichen Abläufe von Entwicklungsprozessen in der Dritten Welt (z. B. Erfolg von südostasiatischen Schwellenländern) wahrzunehmen begann (Meyns, Mols, Uly).

Die politikwissenschaftliche Verwaltungswissenschaft (R. Frey, Bohret) befaßt sich u. a. mit kommunalpolitischen (Naßmacher, R. Voigt) und mit finanzwirtschaftlichen Fragen.

Politische Philosophie und Ideengeschichte Die Politische Philosophie bestand und besteht zu einem großen Teil in einer Wiederbelebung und Begründung der antiken praktischen Philosophie (z. B. Maier, Spaemann, aber auch Habermas) im Sinne einer ideengeschichtlichen Herleitung und Legitimierung von Normen und Institutionen politischen Handelns. Gegenwärtig erlebt diese Teildisziplin eine Debatte über die Konstitutionsbedingungen der deutschen Nation (Willms) sowie über die Frage, ob eine politische Identität der Deutschen, die ihnen — so u. a. H. J. Arndts — 1945 abhanden gekommen sei, notwendig ist, um das politische Gemeinwesen intakt zu halten. Demgegenüber will der ideengeschichtliche Ansatz von K. Hahn den machtzentrierten Nationalstaatsgedanken zugunsten einer föderalistischen Ordnung im nationalen und internationalen Bereich überwinden.

Die geistesgeschichtlich ausgerichtete Schule um Fetscher und Münkler in Frankfurt hat die Ideen-geschichte ohnehin nie abgekapselt von den anderen Disziplinen und Teildisziplinen betrieben, sondern stets auf die soziale und ökonomische Verwurzelung ideeller Bewegungen hingewiesen.

Eine neuartige Verbindung von Ideengeschichte und Internationaler Politik auf der Basis des Werkes von Clausewitz versucht Schössler in Mannheim (siehe in diesem Kontext auch R. Meyers). Erwähnt seien abschließend die spezifisch auf die Sozialwissenschaften ausgerichteten wissenschaftstheoretischen Arbeiten von Kammler und Konegen. Internationale Politik Die Teildisziplin „Internationale Politik“ hat die alte Kontroverse zwischen „Realismus“ (zentraler Ansatzpunkt: nationalstaatliche Macht-und Interessenpolitik) und „Idealismus“ (zentraler Ansatzpunkt: Weltgesellschaft) hinter sich gelassen Schon die „neo-realistische“ Schule um Kinder-mann in München inkorporierte synoptisch wesentliche Elemente der „Gegentheorie“. Neuerdings legte Czempiel einen systemtheoretisch orientierten Ansatz vor („Gittermodell"), der die unterschiedlichen Ansätze und Methoden zu integrieren vermag Der Versuch, nicht nur das Teilfach „Internationale Politik“, sondern die gesamte Politikwissenschaft über die normativ ausgerichtete Querschnittsdisziplin „Friedens-und Konfliktforschung“ zu integrieren, ist allerdings als gescheitert zu betrachten — und dies nicht nur, weil konservative Bundesländer dieses Experiment nicht mehr bezahlen wollten. Die Forschungen der achtziger Jahre konzentrierten sich auf das Phänomen des Aufkommens sogenannter internationaler Regime, über die auf mehr oder weniger informelle Art die Außenpolitiken von Nationalstaaten koordiniert werden (Rittberger). Mit dem Abebben des Ost-West-Konfliktes und den Wandlungen in den Nord-Süd-Beziehungen befaßt sich Senghaas, der auch wesentlich zu den Innovationen in der Entwicklungsländei-Forschung beigetragen hat, interessanterweise in Form einer partiellen Revitalisierung der Modernisierungstheorie.

Daneben bestehen seit längerem hoch entwickelte Forschungsteilbereiche mit direktem Einfluß auf Politik und Politikberatung: zur EG-Politik (Wessels, Weidenfeld, Woyke, Hrbek, H. Schneider), zu bilateralen außenpolitischen Beziehungen der Bundesrepublik (zur arabischen Welt: Steinbach, Robert, Wolffsohn; zu den USA: Knapp, Czempiel, Link, Hacke, Kaiser; zu Osteuropa: Meissner, Jahn), zur deutschen Außen-und Sicherheitspolitik (Haftendorn, Noack, Schwarz, Rittberger, Forndran, Seidelmann) und Außenwirtschaftspolitik (Kreile, Knapp, Bellers, H. D. Jacobson, Deubner, Buchheim, Betz, Ziebura, Simonis); zur internationalen Umweltpolitik (Wittkämper); zu Rüstungsfragen (Gantzel, Albrecht), zur Weltwirtschaft (Andersen).

Dieser Normalisierung der politikwissenschaftlichen Forschungslandschaft entspricht es, daß die liberal-konservativ intendierte Abspaltung einer Reihe politikwissenschaftlicher Professoren von der 1951 gegründeten Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) und die Gegengründung der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft (DGfP) im Jahre 1983 manches von ihrer ursprünglichen Berechtigung verloren hat. Die beiden politikwissenschaftlichen Fachverbände beginnen sich wieder anzunähern (was die politische Durchsetzungsfähigkeit der Politikwissenschaft verbessern wird); Doppelmitgliedschaften waren ohnehin immer möglich gewesen. Eine bewahrenswerte Funktion wird die DGfP aber auf jeden Fall weiterhin ausüben, nämlich inner-und interdisziplinäres Forum für die wissenschaftliche Kontroverse zu sein, was in der Deutschen Vereinigung wegen deren Größe und wegen ihrer starken Aufgliederung in fachspezifische Sektionen und Arbeitsgruppen nicht ohne weiteres möglich ist.

III. Politik und Politikwissenschaft

So wie die „great debates“ in der Politikwissenschaft abebbten, so gehören auch die heißen Debatten über das Verhältnis von Politik und Wissenschaft der Vergangenheit an. Hier hat sich eine natürliche und gelassene Normalität eingespielt: Alle „Lager“ sehen eine (wenn auch jeweils anders begründete) Aufgabe der Politikwissenschaft darin, Politik und Gesellschaft zu beraten und wo möglich zu verbessern. Politikstudenten sind daraufhin auszubilden. Dazu bedarf es allerdings einer verstärkten Professionalisierung und Berufsfeldorientierung der Studiengänge. Sowohl Arbeitgeber als auch die Studierenden selbst müssen wissen, wozu Diplom-Politologen in der Verwaltung, in internationalen Organisationen, in Verbänden, in den Parteien und in der Politischen Bildung gut sind, was sie an wissenschaftlicher Entscheidungsvorbereitung, Planungsassistenz, Informationsvermittlung und Organisationsmanagement zu leisten vermögen. In diesen Bereichen können berufsfeldbezogen ausgebildete Politikwissenschaftler sicher manches Problem besser lösen, als das bisher unter dem Juristen-Monopol möglich war In der Politik besteht ein großer Bedarf sowohl an empirischen Ergebnissen sozialwissenschaftlicher Forschung als auch an konzeptionell-normativen Empfehlungen — und zwar an unabhängigen Ergebnissen und Empfehlungen, denn partei-oder verbandspolitisch gefärbtes Wissen schadet sowohl dem Berater als auch den Beratenen, indem dieser nämlich blind wird für neue Entwicklungen, von denen auch seine Existenz abhängen kann (letztes negatives Beispiel: die kommunistische DDR-Elite).

Es ist daher andererseits selbstverständlich, daß die Wissenschaft ein ausdifferenziertes gesellschaftliches Teilsystem mit eigener Dynamik und (ggf. kritischer) Funktion ist und daher nicht linear und platt mit der Politik (und deren Eigendynamik und Funktion) vermittelt werden kann. Wissenschaft muß immer ein wenig Elfenbeinturm bleiben. Das war vielleicht der große Fehler der Politikberatung zu Beginn der siebziger Jahre, als nicht nur Politik-Wissenschaftler der Bundesrepublik Planungssysteme in Bonn, Washington, Paris usw. installieren wollten, mit denen Politik rationalisiert und objektivierbaren Kriterien und Indikatoren unterworfen werden sollte. Wie uns die Implementations(Mayntz, Wittkämper, Windhoff-Heritier) und die Evaluationsforschung (Wollmann) gezeigt haben, mußte das scheitern, weil nur das Wissenschaftssystem weitgehend nach rationalen Kriterien verfährt („Suche nach Wahrheit“), während die Politik u. a. aus legitimatorischen Gründen zwar nicht gänzlich von der Wahrheit abgekoppelt werden kann, jedoch zu einem großen Teil aus nur begrenzt rationalisierbarem Interessen-und Machtkampf zwischen den gesellschaftlichen Kräften besteht. Das nie erreichbare Ziel, Macht und Weisheit zu verbinden, wird daher weiterhin anzustreben sein. Es ist noch viel zu tun für die Politikwissenschaft!

Auswahlbibliographie zur Politikwissenschaft in Deutschland von Guido Lohnherr

Das folgende Literaturverzeichnis zum vorhergehenden Artikel „Politikwissenschaft in Deutschland. Ihre Geschichte, Bedeutung und Wirkung“ orientiert sich weitgehend an den im jeweiligen Kontext genannten Autoren und historischen Persönlichkeiten. Dabei wird weder der Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, noch können umfassende Veröffentlichungsverzeichnisse der genannten Autoren aufgeführt werden. Vielmehr wird ein repräsentativer Überblick über die für den jeweiligen politikwissenschaftlichen Zusammenhang grundlegende Literatur gegeben, der es dem interessierten Leser ermöglicht, sich die für ihn relevante Thematik selbständig zu erarbeiten. Hinzu kommen weiterführende Hinweise auf Quellen, in denen die für die politikwissenschaftliche Praxis notwendigen und sinnvollen Methoden und Inhalte umfassend erläutert werden. Hingewiesen sei an dieser Stelle auch auf die zunehmende Bedeutung rechnergestützter Datenbankrecherche in der politikwissenschaftlichen Praxis. Sie kann sowohl der bibliographischen wie der empirischen Aufarbeitung einer bestimmten Thematik dienen. Sicherlich werden auch in den wissenschaftlichen Institutionen der neuen Bundesländer entsprechende Einrichtungen in allernächster Zukunft verstärkt installiert werden, da nur so eine geographisch unbegrenzte und damit wirklich erschöpfende Aufarbeitung bzw. Informationsverbreitung gewährleistet ist.

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Fussnoten

Fußnoten

  1. H. Maier, Politische Wissenschaft in Deutschland, München-Zürich 1985, S. 34.

  2. Vgl. H. Maier, Die ältere deutsche Staats-und Verwaltungslehre, München 19802.

  3. Vgl. D. Wilske, Politische Wissenschaft in den Vereinigten Staaten von Amerika, in: J. Bellers (Hrsg.), Politikwissenschaft in Europa. Münster 1990. S. 260— 284, hier: S. 272; siehe auch B. Blanke/U. Jürgens/H. Kastendiek. Kritik der Politischen Wissenschaft 1. Frankfurt-New York 1975, S. 42 f.

  4. Vgl. B. Blanke u. a. (Anm. 3), S. 54f.

  5. Nach A. Mohr, Die Durchsetzung der Politikwissenschaft an deutschen Hochschulen und die Entwicklung der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, in: K. v. Bcyme (Hrsg.), Politikwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland, PVS-Sondcrheft 17, Opladen 1986, S. 62-77, hier: S. 65 ff.

  6. Vgl. D. Schössler, Politische Wissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland, in: J. Bellers (Anm. 3), S. 37— 51, hier S. 40.

  7. Vgl. R. Meyers, Die Lehre von den internationalen Beziehungen, Düsseldorf 1981.

  8. Siehe hierzu J. Bellers/W. Woyke (Hrsg.), Analyse Internationaler Beziehungen, Opladen 1989.

  9. Vgl. hierzu kontrovers: U. Bermbach, Zur Frage der „Professionalisierung“ und Fachidentität. Eine Diskussionsbemerkung, in: H. -H. Hartwich (Hrsg.), Politikwissenschaft, Opladen 1987, S. 127-130.

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