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Soziale Ungleichheit zwischen Frauen und Männern im geteilten und im vereinten Deutschland | APuZ 14-15/1991 | bpb.de

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APuZ 14-15/1991 Familien im gesellschaftlichen Wandel: Herausforderungen an eine künftige Familienpolitik im geeinten Deutschland Soziale Ungleichheit zwischen Frauen und Männern im geteilten und im vereinten Deutschland Existenzgründungen durch Frauen Frau und Mann in der Geistesgeschichte seit der Aufklärung

Soziale Ungleichheit zwischen Frauen und Männern im geteilten und im vereinten Deutschland

Rainer Geißler

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Zusammenfassung

In der DDR gehörte die Gleichstellung der Frau zu den offiziellen Zielen der Gesellschaftspolitik. Diese „Emanzipation von oben“ war ideologisch, politisch und ökonomisch motiviert. In der Bundesrepublik dagegen hatten „Frauenprobleme“ nie einen vergleichbaren Stellenwert in den politischen Auseinandersetzungen. Vergleichende empirische Daten zu den Veränderungen der geschlechtsspezifischen Ungleichheiten in beiden Gesellschaften zeigen, daß die DDR einen Gleichstellungsvorsprung erzielen konnte. Sie hat den Frauen keine Gleichstellung gebracht, aber sie konnte die Ungleichheiten im Bildungswesen. in der Arbeitswelt, in der Politik und in der Familie etwas weiter abbauen, als es die „Emanzipation von unten“ in der Bundesrepublik vermochte. Die Gleichstellungspraxis in der DDR hob sich insbesondere durch vier Elemente von der bundesdeutschen ab: Durch ein Mehr an Einrichtungen in Politik und Gesellschaft, die sich um die besonderen Interessen der Frauen kümmerten, durch ein Mehr an Lenkung und Verpflichtung, durch ein Mehr an Hilfen für die berufstätigen und studierenden Mütter und durch einen größeren Einsatz finanzieller Ressourcen. Es ist abzusehen, daß die deutsche Vereinigung das historische Rad der zunehmenden Gleichheit zumindest vorübergehend wieder etwas zurückdrehen wird, da die Steuerungsmechanismen des Kommandosystems verschwunden sind und der marktwirtschaftlich orientierte Sozialstaat noch nicht bereit ist, dieselben Finanzmittel zur Unterstützung der Frauen aufzuwenden.

In der DDR gehörte die Gleichstellung der Frau von Anbeginn an zu den offiziellen Zielen der sozialistischen Gesellschaftspolitik. Diese „Emanzipation von oben“ war ideologisch, politisch und ökonomisch motiviert. Ideologisch war die Gleichheit von Männern und Frauen ein Element der egalitären Utopie von der kommunistischen Gesellschaft. Politisch sollten die Frauen durch den Abbau von Nachteilen für das neue sozialistische System gewonnen werden. Ökonomisch stellten sie ein dringend benötigtes Arbeitskräftepotential für die Wirtschaft dar.

In der Bundesrepublik hatten „Frauenprobleme“ oder gar das Ziel „Gleichstellung der Frau“ nie einen vergleichbaren Stellenwert in der politischen Auseinandersetzung und in den Überlegungen der politischen Elite. Impulse für Veränderungen in der sozialen Stellung der Geschlechter gingen eher „von unten“ aus, von den Frauen selbst, in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend von Frauengruppen, Frauenbewegungen und Frauenorganisationen in den verschiedenen Bereichen von Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft und Politik. Zugespitzt kann man sagen: Im Gegensatz zur sozialistischen

I. Ungleichheiten im Bildungssystem

Tabelle 2: Einrichtungen zur Kinder-betreuung 1989 Quellen: Bundesrepublik: Globus, in: die tageszeitung vom 9. Juni 1990; DDR: Statistisches Amt der DDR. Die Frau in der Deutschen Demokratischen Republik, o. J. o. O., (Ausgabe 1990), S. 141 ff.

Der Bildungsbereich erweist sich als derjenige gesellschaftliche Sektor, in dem sich geschlechtsspezifische Unterschiede am schnellsten und besten abbauen lassen. In den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren wurden den Mädchen und Frauen die Tore in die höheren Bildungseinrichtungen, die seit Beginn dieses Jahrhunderts einen Spalt weit geöffnet waren, endgültig aufgestoßen — in der DDR eher und z. T. auch weiter als in der Bundesrepublik.

Am schnellsten und dauerhaftesten zogen die Mädchen mit den Jungen im allgemeinbildenden Schulwesen gleich — in der DDR bereits in den sechziger, in der Bundesrepublik in den siebziger Jahren. Die besseren Schulnoten der Mädchen waren die Basis dafür, daß sich ihr früheres Bildungsdefizit in Ein herzlicher Dank gilt Birgit Berker für die sorgfältigen Literatur-und Materialrecherchen zum bearbeiteten Thema. „Emanzipation von oben“ gab es in der Bundesrepublik Versuche einer „Emanzipation von unten“,

Der Zusammenbruch des sozialistischen Systems fordert zu einer vergleichenden Bilanz heraus. In diesem Beitrag soll auf der Basis empirischer Daten aus der DDR und der Bundesrepublik untersucht werden, wie sich geschlechtsspezifische Ungleichheiten in den Sozialstrukturen der beiden Gesellschaften gewandelt haben. Die Veränderungen werden in den vier folgenden, z. T. miteinander verzahnten Bereichen vergleichend gegenübergestellt: im Bildungswesen, in der Arbeitswelt, in der Politik und in der Familie. Im Zentrum werden die Fragen stehen: Wie und warum haben sich die Lebenschancen der Frauen — ihre Bildungschancen, ihre Berufschancen, ihre Chancen auf politische Teilnahme sowie die Arbeitsteilung in der Familie — in den beiden deutschen Gesellschaften verändert? Gibt es unterschiedliche Entwicklungen in der DDR und in der Bundesrepublik? Wo liegen in beiden Gesellschaften die Hindernisse für den weiteren Abbau geschlechtsspezifischer Ungleichheiten? der Abiturstufe allmählich in einen leichten Bildungsvorsprung verwandelte. Während in der DDR dann bis Mitte der siebziger Jahre auch die geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Studienchancen beseitigt wurden — 1975 waren 48 Prozent der Studierenden an wissenschaftlichen Hochschulen Frauen —. stagniert der Frauenanteil an der westdeutschen Studentenschaft seit Beginn der achtziger Jahre bei 41 Prozent. Die Gleichstellung der Frauen an den Hochschulen der DDR ist vermutlich auf die stärkere Reglementierung bei der Zulassung zum Studium zurückzuführen, aber sie dürfte auch mit einer „frauenfreundlichen“ Gestaltung der Studienbedingungen zu tun haben: So erhielten studierende Mütter einen „Kinderzuschlag“ auf ihre Stipendien sowie bessere Förderungen beim Studienablauf, und ein kostenloses System von Kinderkrippen und -gärten an den Hochschulen entlastete sie bei der Betreuung ihrer Kinder. Außerdem ist es der DDR besser gelungen, männlich dominierte Studienrichtungen für Frauen zu öffnen. So betrug z. B.der Frauenanteil in den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen der DDR im Jahre 1987 29 Prozent, in der Bundesrepublik dagegen nur zwölf Prozent.

In der Berufsausbildung sind junge Frauen in beiden deutschen Gesellschaften weiterhin benachteiligt, in der Bundesrepublik in höherem Maße als in der DDR. Eine wichtige Ursache dafür liegt darin, daß sich Mädchen stark auf wenige Berufe konzentrieren, weil sie durch individuelle und strukturelle Gründe — durch spezifische Interessen und durch eine geschlechtstypische Berufslenkung bzw. Rekrutierungspraxis der Betriebe — daran gehindert werden, in berufliche Männerdomänen vorzudringen

II. Ungleichheiten in der Arbeitswelt

„Erfolgreich in der Schule, diskriminiert im Beruf“ — dieser plakative Titel eines Aufsatzes weist mit Nachdruck darauf hin, daß sich bessere Bildungschancen der Frauen nicht analog in bessere Berufschancen umsetzen lassen. In der Arbeitswelt waren die Männerprivilegien resistenter als im Bildungssystem. 1. Erwerbstätigkeit und Teilzeitarbeit Frauen sind in den letzten Jahrzehnten in den beiden Gesellschaften verstärkt in den Arbeitsmarkt vorgedrungen. In der DDR ist die Erwerbsquote der Frauen seit den fünfziger Jahren permanent angestiegen — unter den 15-bis 60jährigen von 53 Prozent im Jahre 1955 auf 78 Prozent im Jahre bewegte sich -1989. Seit Jahren die Frauenerwerbs quote der auf internationalen Spitzen -DDR einem niveau, die Berufstätigkeit der Frau im erwerbsfähigen Alter war zur Selbstverständlichkeit geworden. 91 Prozent der 15-bis 60jährigen Frauen gingen 1989 einer Erwerbstätigkeit oder einer Ausbildung nach, nur neun Prozent nutzten nicht ihr Recht auf Arbeit, das gleichzeitig auch eine Pflicht zur Arbeit war, oder konnten es nicht nutzen Die forcierte Berufstätigkeit der Frau in der DDR hatte ideologische Hintergründe: So lautet der programmatische Titel eines Aufsatzes aus der Feder von Ingeburg Lange, der ZK-Sekretärin für Frauenfragen: „Die Rolle der Frau im Produktionsprozeß bestimmt ihre Stellung in der sozialistischen Gesellschaft.“ Daneben befanden sich ideologische Motive in schönem Einklang mit ökonomischen Notwendigkeiten: Die Frauen wurden dringend als Arbeitskräfte in einer Wirtschaft benötigt, die bei ihrer geringen Produktivität unter chronischem Arbeitskräftemangel litt. Zudem wurde in den meisten Familien das Einkommen der Ehefrau zur Sicherung des erwünschten Lebensstandards gebraucht.

In der Bundesrepublik hat sich die Erwerbsquote der Frauen zwischen 1960 und 1987 nur geringfügig von 49 Prozent auf 54 Prozent erhöht. Diese Durchschnittswerte verdecken jedoch wichtige Unterschiede in den verschiedenen Altersgruppen. In den jüngeren und älteren Jahrgängen ist die Erwerbsquote wegen längerer Ausbildungszeiten und früheren Rentenalters gesunken, bei den Frauen zwischen 30 und 50 Jahren dagegen von 43 bis 45 Prozent auf 62 bis 63 Prozent deutlich angestiegen. Insbesondere verheiratete Frauen und Mütter mit minderjährigen Kindern sind zunehmend berufstätig geworden

Die Ausweitung der Frauenerwerbstätigkeit war in der Bundesrepublik vor allem mit der Zunahme von Teilzeitarbeit gekoppelt. 1989 war jede dritte Frau teilzeitbeschäftigt, von den 35-bis 49jährigen sogar jede zweite Auch in der DDR verrichteten 1989 27 Prozent der Frauen Teilzeitarbeit, obwohl diese ökonomisch und ideologisch unerwünscht war

Frauen werden zwar zunehmend in die bezahlten Arbeitsprozesse einbezogen, dennoch haben sich in der Arbeitswelt der beiden Gesellschaften markante Ungleichheiten zu ihrem Nachteil erhalten. Zum einen existieren geschlechtsspezifisch geteilte Arbeitsmärkte, die für Frauen schlechtere Arbeitsbedingungen, niedrigere Einkommen sowie höhere Armuts-und Arbeitsplatzrisiken mit sich bringen. Zum anderen stoßen Frauen auf erhebliche Hindernisse beim Aufstieg in die höheren Etagen der Berufshierarchien. Beide Komplexe der Benachteiligung von Frauen im Beruf sollen durch einige ausgewählte empirische Daten dokumentiert werden. 2. Geschlechtsspezifische Arbeitsmärkte Elisabeth Beck-Gernsheim faßt ihre Analyse zum geschlechtsspezifischen Arbeitsmarkt der Bundesrepublik folgendermaßen zusammen: „Es gibt viele Industriezweige und Berufsfelder, die ganz oder überwiegend mit Männern besetzt sind und andere, wo vor allem Frauen arbeiten. Zwischen ihnen besteht ein erhebliches Hierarchie-und Einkommens-gefälle: Vergleicht man Frauen-und Männerberufe der gleichen Qualifikationsstufe, so sind Frauenberufe typischerweise schlechter ausgestattet in bezug auf Einkommen, Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitsbedingungen und Aufstiegschancen.“ So arbeiteten z. B. Anfang der achtziger Jahre 90 Prozent aller Industriearbeiterinnen als Un-oder Angelernte

In der DDR sah die Situation der berufstätigen Frauen ähnlich aus. „Frauen haben in der Industrie die unattraktiven Arbeitsplätze und sind — auch wenn sie an den modernsten Produktionsanlagen beschäftigt sind — häufiger dort zu finden, wo eine technologische Bindung wenig Kommunikation zuläßt, und sie arbeiten darüber hinaus unter den ungünstigeren arbeitshygienischen Bedingungen. Ihre Tätigkeiten setzen geringe Qualifikationen voraus.“ Arbeit von Un-und Angelernten ist in der Industrie zu 60 Prozent Frauenarbeit -Eine Studie zur Arbeitsteilung in der Landwirtschaft konnte zeigen, daß Frauen überwiegend nicht nur die schwere, sondern auch die eintönigere, wenig abwechslungsreiche Arbeit verrichten. Die Bedienung der landwirtschaftlichen Maschinen haben sich dagegen überwiegend die Männer reserviert In beiden deutschen Gesellschaften werden Frauen häufiger als Männer unter ihrem Ausbildungsniveau eingesetzt

Die Einkommensdifferenz zwischen vollbeschäftigten Männern und Frauen konnte in der Bundesrepublik in den sechziger und siebziger Jahren etwas abgebaut werden; sie stagniert jedoch seit etwa einem Jahrzehnt auf einem relativ hohen Niveau. Vollbeschäftigte Angestellte erzielten 1988 nur 64 Prozent, Industriearbeiterinnen nur 70 Prozent der Bruttoverdienste ihrer männlichen Kollegen. In der DDR sieht es für die Frauen nur geringfügig besser aus. Nachdem das Geheimnis der Lohndifferenzierung zwischen den Geschlechtern nach der „Wende“ gelüftet werden konnte, erwies sich die offizielle Behauptung der Lohngleichheit endgültig als propagandistischer Verschleierungsversuch: Vollbeschäftigte Frauen kamen 1988 nur auf 78 Prozent der Männerverdienste

Die Lohnungleichheit hat in beiden Gesellschaften die gleichen Ursachen. Diese sind weniger in „direkter Lohndiskriminierung“ zu suchen, sondern überwiegend in der Struktur der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung. Ein Teil der Differenz ist zurückzuführen auf weniger Überstunden, kürzere Wochenarbeitszeiten, weniger übertarifliche Zulagen (z. B. für Schichtarbeit oder andere Arbeitserschwernisse), in der Bundesrepublik auch auf weniger Berufsjahre und kürzere Betriebszugehörigkeiten Wichtiger ist jedoch ein anderer Ursachen-komplex: Frauen sind häufiger in schlechter bezahlten Berufspositionen, Lohngruppen und -branchen tätig. So arbeiteten z. B. in der DDR 57 Prozent der Produktionsarbeiterinnen im Jahre 1989 in den niedrigen Lohngruppen vier und fünf, aber nur 22 Prozent ihrer männlichen Kollegen Aber auch innerhalb der einzelnen Lohngruppen verdienten DDR-Frauen zwischen zehn und 20 Prozent weniger

Da sich das Rentenniveau in beiden Gesellschaften am Erwerbseinkommen orientiert, wird die Lohn-diskriminierung und die finanzielle Bedeutungslosigkeit der Familienarbeit ins Rentenalter hinein verlängert. Armut im Alter ist in beiden Gesellschaften vor allem Armut von Frauen. Unter den älteren Sozialhilfeempfängern über 65 Jahre betrug der Frauenanteil in der Bundesrepublik im Jahre 1987 81 Prozent In der DDR erhielten 1989 nur 131 Männer, aber 103 000 Frauen eine Mindestrente von 330 Mark; 340 Mark im Monat bezogen 423 Männer, aber 63 000 Frauen Dem Armutsrisiko sind in der Bundesrepublik neben den älteren Frauen auch die alleinerziehenden Mütter in besonderer Weise ausgesetzt

Zu den Nachteilen der Frauen am Arbeitsmarkt der Bundesrepublik gehört auch das größere Arbeitsplatzrisiko. Ihre Arbeitslosenquote liegt seit 1970 stets um 20 bis 30 Prozent höher als bei den Männern Frauen sind nicht nur häufiger arbeitslos als Männer, sie sind in der Regel auch länger arbeitslos, und ihnen gelingt es seltener, wieder eine bezahlte Arbeit aufzunehmen. Und auch in der „stillen Reserve“ derjenigen, die arbeiten möchten, sich aber nicht offiziell als arbeitslos gemeldet haben, wird ihr Anteil auf 60 bis 70 Prozent geschätzt Es ist allgemein bekannt, daß es in der DDR „offene“ Arbeitslosigkeit vor dem Umbruch nicht gab, so daß Frauen in der sozialistischen Ge-Seilschaftdiesen besonderen Risiken nicht ausgesetzt waren. 3. Karrierechancen In beiden Gesellschaften hat sich in der Arbeitswelt ein weiteres wesentliches Element der geschlechtsspezifischen Ungleichheit erhalten: Frauen haben es erheblich schwerer als Männer, beruflich Karriere zu machen. Beim Vordringen in die höheren und leitenden Positionen vollzieht sich eine deutliche Auslese nach Geschlecht. Dabei gilt sowohl für die Bundesrepublik als auch für die DDR das „Gesetz“ der hierarchisch zunehmenden Männerdominanz: Je höher die Ebene der beruflichen Hierarchie, um so kleiner der Anteil der Frauen und um so ausgeprägter die Dominanz der Männer. In den Chefetagen der Berufswelt — in Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft, Medien und Justiz — sind die Männer nahezu unter sich. Dies gilt etwas abgeschwächt selbst für Bereiche wie das Gesundheitsund Bildungswesen, wo mehrheitlich Frauen arbeiten. Die Daten lassen nur bedingt einen Vergleich zwischen den beiden deutschen Gesellschaften zu; es gibt jedoch Anhaltspunkte für den Schluß, daß die Frauen im sozialistischen Deutschland etwas besser in die höheren Ebenen der beruflichen Hierarchie vordringen konnten. In akademischen Berufen, an Gerichten, in den Schulleitungen, bei Promotionen, Habilitationen, im akademischen Mittelbau der Universitäten und offensichtlich auch in wirtschaftlichen Leitungspositionen unterhalb der Spitze sind sie besser vertreten als in der Bundesrepublik (Einzelheiten in Tabelle 1).

Die vielschichtigen Ursachen für die Aufstiegsbarrieren für Frauen können hier nur grob skizziert werden. Sie lassen sich zu drei Komplexen bündeln: 1. patriarchalische Familienstrukturen; 2. patriarchalische Strukturen der Arbeitswelt; 3. damit zusammenhängend: geschlechtsspezifische Sozialisationsprozesse.

Das wichtigste Hindernis stellt die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in der Familie dar, die bei Frauen zu einer Kollision von Wünschen und Anforderungen in der Berufswelt einerseits und ihren Verpflichtungen in der Familie andererseits führt. Auf diese Problematik gehe ich in Abschnitt IV näher ein. Im folgenden sollen die Ursachenkomplexe zwei und drei kurz erläutert werden.

Geschlechtsspezifische Sozialisationsprozesse erzeugen typische Einstellungs-und Verhaltensunter-B schiede zwischen Männern und Frauen, die sich in den gegenwärtig existierenden Strukturen der Arbeitswelt als Vorteile für Männer und als Nachteile für Frauen erweisen. Obwohl bei einer idealtypisch übersteigerten Gegenüberstellung von weiblichen und männlichen Persönlichkeitsmerkmalen die Gefahr besteht, daß das „Typische“ der Eigenschaften klischeehaft mißverstanden wird, seien dazu einige Stichworte genannt. Die ausgeprägte Berufs-und Karriereorientierung der Männer, ihr durchschnittliches Mehr an Selbstbewußtsein, Dominanzstreben, Durchsetzungsvermögen und Härte begünstigt sie in der Konkurrenz um begehrte Positionen. Umgekehrt sind weibliche Tendenzen zur Zurückhaltung, ein durchschnittlich geringeres Zutrauen in eigene Fähigkeiten und Erfolgschancen sowie die größere Bedeutung emotionaler und menschlicher Dimensionen ein Hemmnis für berufliche Spitzen-karrieren

Zu den patriarchalischen Strukturen der Berufswelt mit ihren „frauenfeindlichen“ bzw. „männerfreundlichen“ Wirkungen existieren nur vereinzelt systematisch-empirische Analysen. Sie lassen sich jedoch qualitativ aus vielen Erfahrungsberichten aus beiden deutschen Gesellschaften erschließen.

In Veröffentlichungen der DDR wurde in den letzten Jahren wiederholt Klage darüber geführt, daß gutqualifizierte Frauen nur zögernd für Führungspositionen vorgesehen wurden. Sie gelten, da sie Kinder bekommen und dadurch zeitweise ausfallen können, „als Risikofaktor für abrechenbare Leistung und Planerfüllung“. In der Frauenzeitschrift „Für Dich“ wurde in sarkastischem Ton darauf hingewiesen, daß die potentielle Mutterschaft manche gut ausgebildeten Facharbeiterinnen, Ingenieurinnen oder Wissenschaftlerinnen „wegen biologisch begründeter »Störanfälligkeit für Leitungsarbeit weniger geeignet erscheinen (läßt) als den , babymäßig nicht störanfälligen männlichen Kollegen“ Vorbehalte dieser Art gegenüber Frauen lassen sich noch ökonomisch begründen, andere dagegen haben mit der Effizienz eines Betriebes nichts mehr zu tun. Frauen klagen häufig darüber, sie müßten mehr leisten als Männer, um dieselbe Anerkennung zu erreichen

Männer beobachten die aufstiegsmotivierte Frau offenbar häufig mit einem besonders kritischen Blick und zweifeln an ihrer Kompetenz, Belastbarkeit und Führungsfähigkeit. Dazu können noch geschlechtstypische Vorbehalte nach dem Muster kommen: Wenn der Chef mit der Faust auf den Tisch haut, ist er dynamisch; wenn die Chefin mit der Faust auf den Tisch haut, ist sie hysterisch. Da die wichtigen formellen und informellen Netzwerke in den höheren Bereichen der Berufswelt von Männern beherrscht werden und Männer in der Regel über den beruflichen Aufstieg von Frauen entscheiden, können die geschilderten Vorbehalte und Vorurteile gegenüber Frauen reale Wirkung entfalten.

III. Ungleichheiten in der Politik

Nach und nach fassen die Frauen auch im politischen Bereich Fuß; dennoch sind die Folgen der jahrhundertelangen Aussperrung der Frauen von der Politik in beiden Gesellschaften auch heute noch deutlich spürbar In der DDR wurde die politische Mobilisierung der Frauen aus politischen und ideologischen Gründen früher und entschiede-ner angepackt und auf den unteren, mittleren und höheren — aber nicht auf den höchsten — Ebenen des politischen Systems erfolgreicher realisiert als in der Bundesrepublik. Bei gesellschaftlich-politischen Basisaktivitäten — z. B. ehrenamtliche Arbeit in den Gewerkschaften oder im Jugendverband — gab es keine Unterschiede nach Geschlech-tern mehr. Auch auf die mittleren Ebenen der Machtpyramide konnten die Frauen in der DDR besser vordringen als in der Bundesrepublik. So lagen z. B. die Frauenanteile in den Volksvertretungen der DDR vor dem Umbruch mit 32 bis 44 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in den bundesdeutschen Kommunalparlamenten, Landtagen oder im Bundestag mit 14 bis 18 Prozent. 1988 waren 30 Prozent der Bürgermeister in der DDR weiblichen Geschlechts. Dennoch war die politische Gleichstellung der Frau in der DDR auf deutliche Grenzen gestoßen. Je näher die politischen Aktivitäten und Positionen an das Machtzentrum heranrückten, um so stärker wurden Frauen an den Rand gedrängt und um so ausgeprägter dominierten die Männer. In politische Spitzenpositionen konnten Frauen nur ausnahmsweise und vereinzelt aufrücken, und das eigentliche Zentrum der Macht, das Politbüro, blieb den Frauen verschlossen. An der Spitze der Pyramide blieb das Machtmonopol der Männer völlig intakt. Alle grundlegenden politischen Entscheidungen in der sozialistischen Gesellschaft wurden ausschließlich von Männern getroffen.

In der Bundesrepublik sind Männer bereits an der Basis immer noch politisch aktiver als Frauen. Die Ungleichheiten nehmen an Schärfe zu, je mehr Einfluß mit den Aktivitäten und Positionen verbunden ist. Diese Regel — je größer der Einfluß, um so stärker das Gewicht der Männer — ist jedoch in den letzten Jahren für die Spitze der Machtpyramide durch die Quotendiskussion teilweise durchbrochen worden. In den Bundesvorständen der GRÜNEN (54 Prozent), der SPD (35 Prozent) und der CDU (27 Prozent) sind Frauen inzwischen relativ häufiger zu finden als an der Parteibasis. Wichtige politische Entscheidungen werden auch in der Bundesrepublik in der Regel von einer deutlichen Männermehrheit gefällt, aber die Frauen sind von ihnen nicht in dem Maße ausgeschlossen wie in der DDR.

IV. Ungleichheiten in der Familie

Die Rollentrennung in der bürgerlichen Gesellschaft hatte dem Mann die bezahlte Erwerbsarbeit außer Haus und der Frau die unbezahlte Haus-und Erziehungsarbeit in der Familie zugewiesen. Veränderungen an dieser traditionellen Arbeitsteilung außerhalb der Familie sind notwendigerweise gekoppelt an Veränderungen in der Familie. Wer die Frau mit zusätzlichen Verpflichtungen außer Haus — im Beruf, in der Politik — belastet, muß sie in der Familie entlasten, um sie nicht zu überlasten. Veränderungen in der Verteilung der Familienarbeit sind daher eine entscheidende Voraussetzung für die Gleichstellung in Beruf und Politik.

Entlastungen der Frau in der Familie sind auf zwei Wegen möglich: 1. durch die Veränderungen der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in der Familie, d. h. durch die Einbeziehung des Mannes in Hausarbeit und Kindererziehung; 2. durch Ausgliederung oder Rationalisierung der Familienarbeit, d. h. durch teilweise Delegation von Hausarbeit und Erziehung an Einrichtungen außerhalb der Familie bzw. durch Arbeitsersparnis über den Einsatz von Technik.

Wie sind diese beiden Möglichkeiten in den deutschen Gesellschaften genutzt worden? 1. Ausgliederung und Rationalisierung der Familienarbeit Der Ausbau von Kinderkrippen. Kindergärten und Schulhorten wurde in der DDR stark forciert, konnte man doch damit nicht nur die berufstätigen Frauen entlasten, sondern auch den Einfluß des Staates bzw.der SED auf die Sozialisation der Kinder verstärken. Während in der DDR praktisch alle Kinder während der Arbeitszeiten der Eltern außerhalb der Familie betreut werden konnten, bestehen in der Bundesrepublik diesbezüglich erhebliche Defizite (vgl. Tabelle 2). Auf die Problematik, daß manche Kinder die Opfer der Berufstätigkeit beider Eltern geworden sind, weil (über-) lange Betreuungszeiten in Krippen und Kindergärten schädliche Folgen für die Persönlichkeitsentwicklung haben können, kann hier nur am Rande verwiesen werden. Auch die Dienstleistungseinrichtungen zur Entlastung von Hausarbeit wurden in der DDR ausgebaut: die Wäschereien, Nähereien und Bügelstuben; in den Betrieben die Kantinen und Großküchen sowie Verkaufsstellen mit langen Öffnungszeiten; mehr als 80 Prozent der Kinder nahmen ein warmes Mittagessen in den Schulen ein. Dennoch dürfte der Zeitaufwand für Hausarbeit in der DDR höher gelegen haben als in der Bundesrepublik, wo das Angebot an Waren und Dienstleistungen erheb19 lieh reichhaltiger und die Technisierung des Haushalts erheblich weiter fortgeschritten waren. Die sozialistische Mangelwirtschaft mit ihren Versorgungslücken und Warteschlangen dürfte das Zeit-budget zur Versorgung der Familie stärker strapaziert haben 2. Arbeitsteilung in der Familie Erhebliche Widerstände tauchten in beiden Gesellschaften bei dem Versuch auf, den wichtigen ersten Weg, sozusagen den Hauptweg, zur Entlastung der Frau von Familienarbeit zu beschreiten: einge -Die fahrene traditionelle Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen in der Familie konnte nur geringfügig aufgelockert werden, in der DDR etwas mehr als in der Bundesrepublik.

Auf dem Papier war die Familienarbeit zwischen den Ehepartnern in der DDR schon seit längerem gleichmäßig verteilt. Das Familiengesetzbuch aus dem Jahre 1966 legt in § 10 fest: „Beide Ehegatten tragen ihren Anteil bei der Erziehung und Pflege der Kinder und der Führung des Haushalts. Die Beziehungen der Ehegatten zueinander sind so zu gestalten, daß die Frau ihre berufliche und gesellschaftliche Tätigkeit mit der Mutterschaft vereinbaren kann.“

Der Gesetzgeber der Bundesrepublik hat bei der Neufassung des Familienrechts im Jahre 1976, mit der das bis dahin gültige patriarchalische Modell der „Hausfrauenehe“ abgelöst wurde, unverbindlichere Formulierungen gewählt: „Die Ehegatten regeln die Haushaltsführung im gegenseitigen Einverständnis. Ist die Haushaltsführung einem der Ehegatten überlassen, so leitet dieser den Haushalt in eigener Verantwortung. Beide Ehegatten sind berechtigt, erwerbstätig zu sein. Bei der Wahl und Ausübung einer Erwerbstätigkeit haben sie auf die Belange des anderen Ehegatten und der Familie die gebotene Rücksicht zu nehmen.“ Das Recht auf Erwerbstätigkeit wird zwar beiden Ehepartnern zugebilligt; aber es wird eine Formulierung vermieden, die den Ehemann ausdrücklich zu einer Teilnahme an Erziehung und Haushaltsführung verpflichtet, wie sie das DDR-Familienrecht fordert.

Die feinen Unterschiede in den Rechtsnormen der beiden Gesellschaften spiegeln sich auch in der Wirklichkeit wider, auch wenn in beiden Gesellschaften Rechtsnormen und Praxis weit auseinanderklaffen. Die Arbeitsteilung zwischen den Ehepartnern hat sich etwas, aber nur unwesentlich verändert. '

Am ehesten erklären sich die Männer noch dazu bereit, die Vaterrolle zu spielen. An der Betreuung der Kinder beteiligen sie sich stärker als an der Haushaltsführung. Dennoch wendeten die Mütter in der Bundesrepublik doppelt so viel Zeit dafür auf wie die Väter In der DDR beteiligen sich die meisten Väter an der-Erziehung und Betreuung der Kinder, die Pflege im engeren Sinne ist jedoch auch hier noch zu großen Teilen Frauensache geblieben; so wird z. B. die Betreuung kranker Kinder, die zur Kollision mit Verpflichtungen im Beruf führt, in 78 Prozent der Familien überwiegend von der Mutter übernommen.

Zur Beteiligung an den traditionellen Hausfrauen-arbeiten sind die deutschen Männer schwerer zu bewegen. Es existiert weiterhin ein harter Kern von typisch weiblichen Aufgaben, denen sich die Ehemänner verweigern bzw. die die Ehefrauen als ihre Domäne behaupten: Waschen, Bügeln, Kochen und der Hausputz sind überwiegend noch weibliche Tätigkeiten. Dem steht ein harter Kem von Aktivitäten gegenüber, für den überwiegend Männer verantwortlich sind: Reparaturen in Haus oder Wohnung, Arbeiten im Garten, die Pflege und Wartung des Familienfahrzeugs. Ein dritter Komplex von Familienarbeit wird zunehmend gemeinsam oder im Wechsel zwischen Mann und Frau erledigt: Immer mehr Männer beteiligen sich am Einkäufen, umgekehrt beteiligen sich immer mehr Frauen an den Behördengängen. Die traditionelle Arbeitsteilung in den Familien der DDR wurde stärker aufgelockert als in vergleichbaren bundesdeutschen Familien, in denen beide Ehepartner berufstätig sind. Der bundesdeutsche Ehemann läßt sich durch die Berufstätigkeit seiner Frau kaum zu einer verstärkten Mithilfe im Haushalt bewegen. Männer mit einer berufstätigen Partnerin leisten in der Woche nur eine halbe Stunde, am Wochenende ganze sechs Minuten mehr Hausarbeit als andere

Auch Daten über junge Ehepaare bestätigen, daß der Abbau der geschlechtsspezifischen Rollentrennung in der DDR weiter fortgeschritten war. In der Bundesrepublik gaben 1985 76 Prozent der jungen berufstätigen Ehefrauen unter 25 Jahren an, die Hausarbeiten — Saubermachen, Waschen. Bügeln, Bettenmachen, Kochen, Abwaschen und Einkäufen — zur Hauptsache selbst zu erledigen; in der DDR dagegen waren es nur 40 Prozent der Ehefrauen im vierten Ehejahr, die die Reinigung der Wohnung, den Einkauf der Lebensmittel, das Wäschewaschen, die Zubereitung der Speisen, das Geschirrspülen und die Erledigung der Hausordnung allein zu bewältigen hatten

Da die berufstätigen Frauen weiterhin die Haupt-last bei der Familienversorgung tragen, fällt ihre Freizeit entsprechend knapper aus. Obwohl die Männer in der DDR häufig längere Arbeitszeiten als die Frauen hatten, war ihr Freizeitbudget um fast die Hälfte größer. 1985 verfügten sie an einem durchschnittlichen Werktag über drei Stunden und 51 Minuten. Frauen lediglich über zwei Stunden und 40 Minuten freier Zeit. An dieser Situation hat sich seit 1974 so gut wie nichts geändert.

Die Kinderzahl, das Alter und die Schichtzugehörigkeit, dabei insbesondere der Berufsstatus und das Qualifikationsniveau der Frau, beeinflussen in beiden Gesellschaften die Bereitschaft der Männer, einen Teil der Familienarbeit zu übernehmen. Daß die jüngere Generation eher zu einer Abkehr von der traditionellen Rollentrennung bereit ist, deutet einen allmählichen Wandel an. Die stärkere Auflockerung der herkömmlichen Arbeitsteilung in den höheren Schichten dürfte damit Zusammenhängen, daß mit der Höhe des Bildungsniveaus und des Berufsstatus das Problembewußtsein um die Un-gleichgewichte in der Familie ansteigt und daß qualifizierte Frauen in höheren Berufspositionen in den ehelichen Machtbeziehungen durchsetzungsfähiger sind als andere 3. Die harten Grenzen auf dem Weg zur Gleichstellung Die Belastung der Frau durch neue Rollenverpflichtungen in Beruf und Politik hat weder in der DDR noch in der Bundesrepublik zu einer entsprechenden Entlastung bei alten Rollenverpflichtungen in der Familie geführt. Diese Starrheit der herkömmlichen Arbeitsteilung in den Familien ist in beiden Gesellschaften das Haupthindernis für die Gleichstellung der Frauen in Arbeitswelt und Politik. Ich möchte dieses Argument an vier von vielen möglichen Punkten konkretisieren. 1. Viele Mütter mildern die Kollision von Familien-und Berufspflichten durch den vorübergehenden Ausstieg aus dem Beruf oder durch Teilzeitarbeit. Die Entscheidung für eine dieser Varianten ist gleichbedeutend mit Verzicht auf beruflichen Aufstieg, in vielen Fällen bedeutet sie auch beruflichen Abstieg Beide Lösungen dürften den Frauen in der Bundesrepublik größere Nachteile bringen, weil ihre Unterbrechungen länger und ihre Teilzeitarbeiten kürzer sind. 2. Schließlich hat die traditionelle Arbeitsteilung in der Familie in beiden Gesellschaften geschlechtstypische Wirkungen für die Aufstiegschancen in berufliche Spitzenpositionen; sie fördert die Berufs-karrieren der Männer und hemmt diejenigen der Frauen. Es lassen sich drei Hindernisse für den beruflichen Aufstieg der Frauen benennen, die mit den traditionellen Rollenorientierungen Zusammenhängen: — Spitzenberufe sind meist „Anderthalb-Personenberufe“ d. h. sie setzen voraus, daß andere den Berufstätigen „den Rücken frei hal-ten“ für den ungehinderten Einsatz am Arbeitsplatz. Sie sind auf einen helfenden Partner zugeschnitten, der den Berufstätigen im privaten Bereich von zusätzlichen Sorgen und Verpflichtungen entlastet. Die Rolle der Helfenden fällt nach dem traditionellen Rollenverständnis der Frau zu und bedeutet für sie Abstriche an ihren beruflichen Ambitionen. Andererseits können Frauen kaum darauf bauen, daß ihnen ein Mann private Hilfestellung leistet, damit sie das „Anderthalb-Personen-Pensum“ der Spitzenpositionen bewältigen.

— Weitere wichtige Voraussetzungen für Spitzen-karrieren sind der Einstieg im richtigen Alter und das ständige „Am-Ball-bleiben". Frauen können diese Bedingung häufig nicht erfüllen, weil wichtige Fundamente für den beruflichen Aufstieg in einer Lebensphase gelegt werden, in der sie durch Heirat und Kinder besonders stark in Anspruch genommen sind. Ein Einstieg in den Beruf mit voller Kraft kann — wenn überhaupt — häufig erst später erfolgen; und wer später startet, gelangt nicht mehr bis zur Spitze, sondern höchstens noch bis zur Mitte.

— Viele Berufskarrieren sind zudem vom Wechsel des Wohnorts abhängig. In der Regel ist es die Frau, die sich der Mobilität des Partners anpaßt und dadurch nicht selten berufliche Wünsche zurückstellen muß. 3. Wenn die beruflichen Ambitionen der Frauen niedriger sind als die der Männer, so liegt es u. a. daran, daß Frauen eher bereit sind, Konflikte zwischen Beruf und Familie zugunsten des Partners und der Kinder zu lösen und Abstriche an ihren Karrierewünschen vorzunehmen. So kalkulieren z. B. viele Studentinnen in der DDR eine künftige Konfliktsituation ein und schalten den Aufstieg in leitende Funktionen von vornherein aus ihrem Lebensplan aus 4. Welchen Verzicht im familiären Bereich diejenigen Frauen leisten müssen, die auf beruflichen Aufstieg setzen, wird in einer neueren Studie über die kleine Minderheit der bundesdeutschen Professorinnen deutlich. Der Anteil von Unverheirateten ist unter den Professorinnen um das zehnfache höher als unter ihren männlichen Kollegen; 57 Prozent der Professorinnen, die geheiratet hatten, sind geschieden, aber nur 18 Prozent der Professoren; mehr als die Hälfte von ihnen gibt an, keine Kinder gewollt zu haben

Die traditionelle Arbeitsteilung ist in den Familien der DDR, wie erwähnt, etwas stärker aufgelockert worden als in der Bundesrepublik. Aber der Unterschied zwischen den beiden Gesellschaften ist ein gradueller geblieben und nicht prinzipiell geworden: Die eigentliche Zuständigkeit für die häuslichen Pflichten liegt in der DDR wie in der Bundesrepublik weiterhin bei der Frau. Die Kollision von Verpflichtungen in und außerhalb der Familie wird in beiden Gesellschaften als Frauen-und nicht als Männerproblem definiert. Wenn der Konflikt von Familie und Beruf angesprochen wird, geht es um die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Beruf und nicht um die Vereinbarkeit von Vaterschaft und Beruf. In beiden Gesellschaften ist es fast für alle Männer — aber auch für nahezu alle Frauen — selbstverständlich, daß sich Männer in ihren beruflichen Ambitionen nicht durch häusliche Pflichten behindern lassen. So würden z. B. nur zwei Prozent der bundesdeutschen Väter die Kinderbetreuung übernehmen, wenn dabei der Beruf zurückgestellt werden müßte in der DDR waren 1988 nur drei Prozent der Frauen und ein Prozent der Männer der Ansicht, daß der Mann zeitweise beruflich zurückstecken sollte, wenn Kinder da sind, aber 62 Prozent der Frauen und 69 Prozent der Männer muteten dies der Frau zu Auch in der DDR ist die Utopie von der Gleichheit der Geschlechter konzeptionell auf halbem Wege steckengeblieben: Dem neuen Frauenleitbild ist kein neues Männer-leitbild an die Seite gestellt worden.

V. Bilanz: Gleichstellungsvorsprung der DDR

Die „Emanzipation von oben“ hat den Frauen in der DDR keine Gleichstellung gebracht, aber sie konnte die sozialen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in allen vier untersuchten Bereichen stärker abbauen als die „Emanzipation von unten“ in der Bundesrepublik. Auch in der DDR wurde die Gesellschaft, die Arbeitswelt und die Machtstruktur in wichtigen Bereichen weiterhin von Männern dominiert, dennoch hat der Sozialismus den Frauen einen Gleichstellungsvorsprung gebracht: Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in den Qualifikations-, Berufs-, Einkommens-und politischen Teilnahmechancen sind stärker verringert worden als in der Bundesrepublik, und auch die traditionelle Arbeitsteilung in den Familien ist weiter aufgelockert.

Die interessante Frage, ob die ostdeutschen Frauen von diesem Gleichstellungsvorsprung auch psychisch profitieren oder ob ihre stärkere Einbindung in Beruf und Politik eher eine zusätzliche psychische Belastung darstellt, ist bisher mangels vergleichbarer Daten nicht eindeutig empirisch zu beantworten. Eine neue Umfrage gibt zu dieser Problematik einen ersten interessanten Hinweis: Die Antworten der ostdeutschen Männer und Frauen auf die Frage nach ihrem Gesundheitszustand sind nahezu identisch; 51 Prozent der Frauen und 50 Prozent der Männer bezeichnen ihn als gut. In Westdeutschland dagegen geben nur Prozent der Frauen einen guten Gesundheitszustand an gegenüber 48 Prozent der Männer 40). Die Deutung dieses Befundes ist schwierig, aber es ist durchaus denkbar, daß sich der Gleichstellungsvorsprung in der DDR positiv auf die Gesundheit der Frauen ausgewirkt hat.

Ich möchte abschließend kurz auf die Gründe für das Mehr an Gleichstellung in der DDR eingehen, um daraus einige Vermutungen für die weiteren Entwicklungen im vereinten Deutschland abzuleiten. Das Ziel Gleichstellung der Frau hatte in der DDR stärkere ideologische, politische und ökonomische Schubkräfte. Offiziell wurde ein neues Frauenleitbild proklamiert, nach dem die Frau nicht nur Mutter und Hausfrau, sondern auch gut qualifiziert und berufstätig sowie gesellschaftlich und politisch aktiv sein sollte. Das neue Frauenleitbild fand Eingang in die Rechtsnormen; einige diesbezügliche Beispiele habe ich bereits erwähnt: den Verfassungsauftrag zur Förderung der Frau insbesondere in der beruf-liehenQualifizierung, die Forderung nach Heran-führung der Mädchen an technische Berufe, die Verpflichtung beider Ehepartner zur Führung des Haushalts und zur Erziehung der Kinder. Obwohl in den Sozialisationsinstanzen — in den Massenmedien, in den Krippen, Kindergärten und Schulen und insbesondere in den Familien — Elemente der traditionellen Rollentrennung überlebt haben, wurde das neue Bild der Frau in der Bevölkerung stärker akzeptiert als entsprechende Vorstellungen in der Bundesrepublik.

Die Gleichstellungspraxis in der DDR hob sich durch vier Elemente von der bundesdeutschen ab: 1. Durch ein Mehr an Einrichtungen in Politik und Gesellschaft, die sich um die besonderen Interessen von Frauen kümmerten. Im politischen Bereich existierten auf allen Ebenen des SED-Apparates besondere Abteilungen bzw. Kommissionen für Frauenfragen, die durch eine ZK-Sekretärin an der Parteispitze angeleitet wurden. Das Frauenressort war eines von insgesamt elf Ressorts an der Spitze des Parteiapparates. Wissenschaftlich wurde die Partei durch einen Stab von Frauenforscherinnen und -forschem beraten, deren Fragestellungen und Veröffentlichung allerdings nicht den von der Parteiführung gesetzten Rahmen überschreiten durften. Im gesellschaftlichen Bereich waren die Frauenkommissionen der Gewerkschaften die bedeutendsten Einrichtungen. Sie existierten in allen Betrieben. Behörden und Bildungseinrichtungen und sollten sich um die speziellen Belange der berufstätigen Frauen kümmern, u. a. durch die regelmäßige Aufstellung von Frauenförderungsplänen. 2. Durch ein Mehr an Lenkung und Verpflichtungen. Durch die strikte Reglementierung des Zugangs zur höheren Bildung, durch die strengere Lenkung der Berufs-und. Studienwahl, durch die Pflicht zur Arbeit auch für Frauen, durch den Druck zur politischen und gesellschaften Aktivität und durch die zentral gelenkte Kaderpolitik bei der Auslese des Personals für Leitungspositionen konnte die Teilnahme der Frauen in Bildung, Beruf und Politik z. T. gesteuert werden. Lediglich die Privatsphäre der Familie war den direkten Eingriffen von oben und außen entzogen. 3. Durch ein Mehr an Hilfen für die berufstätigen und studierenden Mütter. Seit den sechziger Jahren existiert ein ganzes Bündel von vorübergehenden, sukzessive ausgebauten Hilfen im bildungspolitischen, sozialpolitischen, familienpolitischen und frauenpolitischen Sektor, um Frauen zu fördern oder um den Konflikt zwischen traditionellen Familienpflichten und neuen Anforderungen in Bildung, Beruf und Politik zu mildem. Die folgenden stichwortartig aufgelisteten Unterstützungen waren bis zur Wiedervereinigung in Kraft:

— die Vollversorgung mit Krippen, Kindergärten und Schulhorten einschließlich der Schulspeisung; — kürzere Wochenarbeitszeiten bzw. Wochenpensen für Mütter mit mehr als einem Kind ohne Lohn-bzw. Gehaltseinbußen (z. B. 334 Wochen-Stunden weniger für Vollzeitarbeiterinnen und -angestellte);

— längere Jahresurlaubszeiten für Mütter mit mehr als einem Kind (zwei bis fünf Tage, je nach Kinderzahl);

— das sog. „Babyjahr“: ein Jahr bezahlter Urlaub (sechs Monate voll bezahlt, sechs Monate Krankengeld) mit Arbeitsplatzgarantie bei der Geburt eines Kindes; unter bestimmten Bedingungen auch längere Beurlaubungszeiten;

— Pflegeurlaub zur Betreuung kranker Kinder bis 14 Jahren für Mütter oder Väter im Umfang von 13 Wochen; für Alleinerziehende und für Eltern mit mehr als einem Kind Zahlung von 70 bis 90 Prozent des Nettoverdienstes;

— Anspruch auf soziale Betreuung durch den Betrieb während der Urlaubszeiten (Einladungen zu Veranstaltungen des Betriebes, Information über die Entwicklung des Betriebes, Hausbesuche von Kolleginnen oder Kollegen);

— ein bezahlter Hausarbeitstag pro Monat für alle Mütter, verheirateten Frauen und Frauen über 40 Jahre;

— besondere Förderung der studierenden Mütter durch Kinderzuschläge auf Stipendien, Krippen und Kindergärten an Hochschulen und Sonder-regelungen für den Studien-und Prüfungsablauf. Diese Maßnahmen wurden in der DDR nicht nur begrüßt, sondern — mit Recht — vereinzelt wegen ihrer ambivalenten Wirkung auch kritisiert: Sie mildem zwar den Konflikt von familiären und beruflichen Pflichten, gleichzeitig verfestigen sie jedoch die traditionelle Rollentrennung in der Familie und mit ihr die erwähnten Benachteiligungen der Frau in der Arbeitswelt und in der Politik.

4. Durch ein Mehr an Geld zur Finanzierung der Hilfen und der politischen Kommissionsarbeit.

Zusammenfassend kann man sagen, daß das sozialistische Kommandosystem der DDR durch seine Lenkungsmechanismen, aber auch durch seine Bereitschaft, zur Förderung der Frau höhere finanzielle Ressourcen einzusetzen, einen Gleichstellungsvorsprung erzielt hat. Der Sozialismus hat die Gleichstellung der Frau nicht nur ideologisch und politisch stärker gesteuert, sondern er hat sie sich auch mehr kosten lassen.

Mit der Wiedervereinigung dürfte sich das historische Rad der zunehmenden Gleichheit zumindest vorübergehend wieder etwas zurückdrehen. Mit dem Zusammenbruch des politischen Systems sind auch die Frauenkommissionen in der Machtstruktur der DDR, die Möglichkeiten zentraler Steuerung und die Verpflichtungen zur Berufstätigkeit und zum gesellschaftlich-politischen Engagement verschwunden. Die Rechtsnormen zugunsten der Frauen dürften in der alten Form ebensowenig überleben wie die Frauenkommissionen und Frauenförderungspläne in der Arbeitswelt. Daß der marktwirtschaftlich orientierte Sozialstaat des vereinten Deutschlands nicht bereit ist, dieselben Finanzmittel zur Unterstützung der Frauen aufzuwenden, wurde bereits von den Politikern angekündigt: Der Hausarbeitstag wird gänzlich abgeschafft, die Kinderbetreuung außerhalb der Familie wird Einbußen hinnehmen müssen, Babyjahr und Pflegeurlaub werden aufdas niedrigere bundesdeutsche Niveau zurückgestuft. Beim Übergang zur Marktwirtschaft deutet sich bereits an, daß in der ehemaligen DDR Frauen ebenfalls in besonderem Maße von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Der Frauenanteil unter den Arbeitslosen stieg im Laufe des Jahres 1990 kontinuierlich an; Ende September lag er bei 56 Prozent, unter den Wiedereinstellungen dagegen nur bei 25 Prozent. Es ist auch fraglich, ob die Frauen ihre Positionen im mittleren Bereich der politischen Machthierarchie werden halten können. Im neuen Bundestag liegt der Frauenanteil unter den ostdeutschen Abgeordneten mit 21 Prozent deutlich niedriger als in der letzten sozialistischen Volkskammer, wo er 32 Prozent betrug. Insgesamt muß man davon ausgehen, daß die Strukturen der sozialen Ungleichheit zwischen Frauen und Männern in Ostdeutschland wieder stärker hervortreten werden.

Die weitere Entwicklung wird davon abhängen, ob das Defizit an „Frauenbewegung von unten“ in den neuen Bundesländern beseitigt werden kann. Die neu entstandenen autonomen Frauenorganisationen in der ehemaligen DDR haben diese Problematik schnell erkannt und zu dem Slogan komprimiert: „Wer sich nicht wehrt — muß an den Herd!“

Fussnoten

Fußnoten

  1. Für eine ausführlichere Darstellung der Entwicklung der geschlechtsspezifischen Bildungschancen in den beiden deutschen Gesellschaften mit den wichtigen empirischen Belegen vgl. Rainer Geißler, Soziale Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen. Erfolge und Hindernisse auf dem Weg zur Gleichstellung in beiden deutschen Gesellschaften, in: Sozialwissenschaftliche Informationen, 19 (1990), S. 181 ff.

  2. Hannelore Faulstich-Wieland u. a., Erfolgreich in der Schule, diskriminiert im Beruf. Geschlechtsspezifische Ungleichheiten bei der Berufseinmündung, in: Hans-Günther Rolff u. a. (Hrsg.), Jahrbuch der Schulentwicklung. Bd. 3. Weinheim 1984. S. 117-143.

  3. Statistische Angaben nach Gunnar Winkler (Hrsg.), Frauenreport ‘ 90, Berlin 1990, S. 63.

  4. Ingeburg Lange, Die Rolle der Frau im Produktionsprozeß bestimmt ihre Stellung in der sozialistischen Gesellschaft, in: Einheit, 24 (1969). S. 339-347.

  5. Vgl. Der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft (Hrsg.), Grund-und Strukturdaten 1989/90, Bad Honnef 1989, S. 307; Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Datenreport 1989, Bonn 1989, S. 82; Hans Bertram/Renate Borrmann-Müller, Von der Hausfrau zur Berufsfrau? Der Einfluß struktureller Wandlungen des Frauseins auf familiales Zusammenleben. in: Uta Gerhardt/Yvonne Schütze (Hrsg.). Frauensituation. Veränderungen in den letzten zwanzig Jahren, Frankfurt am Main 1988, S. 252, 258.

  6. Vgl. Hermann Groß/Cornelia Thoben/Frank Bauer, Arbeitszeit ’ 89, Köln 1989, S. 105, 111.

  7. Vgl. G. Winkler (Anm. 3). S. 83.

  8. Elisabeth Beck-Gemsheim, Frauen zurück in die Familie?. in: WSI-Mitteilungen. 37 (1984), S. 26.

  9. Vgl. Carola Pust u. a.. Frauen in der BRD. Hamburg 1983. S. 26.

  10. Hildegard Maria Nickel. Geschlechtertrennung durch Arbeitsteilung, in: Feministische Studien. 8 (1990) 1. S. 12.

  11. Vgl. G. Winkler (Anm. 3), S. 68.

  12. Vgl. Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (Hrsg.), Informationen, (1984) 16, S. 9.

  13. Vgl. Gisela Helwig, Frau und Familie. Bundesrepublik Deutschland -DDR. Köln 19872, S. 50f.; Ulrike Enders, „. . . damit sie ihre Pflichten als Berufstätige, Ehefrau und Mutter immer besser vereinbaren kann.“ Zu einigen Aspekten der Lebensbedingungen von Frauen in der DDR, in: Ilse Spittmann-Rühle/Gisela Helwig (Hrsg.), Lebensbedingungen in der DDR. Köln 1984. S. 47; G. Winkler (Anm. 3). S. 81.

  14. Vgl. Bundesministerium für Jugend. Familie, Frauen und Gesundheit (Hrsg.). Frauen in der Bundesrepublik Deutschland. Köln 1989, S. 35 f. für die Bundesrepublik; Einkommensstichprobe 1988 für die DDR.

  15. Vgl. ebd.. S. 37 für die Bundesrepublik; G. Winkler (Anm. 3). S. 91 f.. sowie ders. (Hrsg.). Sozialreport ’ 90. Daten und Fakten zur sozialen Lage in der DDR. Berlin 1990. S. 122 für die DDR.

  16. Vgl. G. Winkler (Anm. 3), S. 91; ders. (Anm. 15), S. 122.

  17. Vgl. Klaus Leciejewski, Frauen außerhalb der Elite, in: Deutschland Archiv, 20 (1987), S. 601.

  18. Vgl. Ute Gerhard, Lebenslagen, Armut und Unterversorgung von Frauen, in: Informationen für die Frau, (1989) 11 — 12, S. 14; Agnes Reichelt, Exkurs: Armut und Frauen. Die Armut ist weiblich, in: Blätter der Wohlfahrtspflege, 136 (1989), S. 340; Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 1989 für die Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart 1990, S. 422.

  19. Vgl. G. Winkler (Anm. 15), S. 227.

  20. Vgl. Gunhild Gutschmidt, Armut in Ein elternfamilien, in: Blätter der Wohlfahrts pflege, 136 (1989), S. 336; U. Gerhard (Anm. 18), S. 14.

  21. Vgl. Institut der deutschen Wirtschaft (Hrsg.), Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland, Köln 1990, Tab. 16.

  22. Vgl. Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (Hrsg.), Zahlen-Fibel, Bayreuth 1990, S. 56f.; U. Gerhard (Anm. 18), S. 15; zur überdurchschnittlich hohen Arbeitslosigkeit von Frauen mit Hochschulabschluß vgl. Manfred Tessaring, Arbeitslosigkeit, Beschäftigung und Qualifikation, in: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt-und Berufsforschung. 21 (1988), S. 189; Beate Krais/Liutgard Trommer, Studentenberg, Akademikerschwemme und Schweinezyklus, in: WSI-Mitteilungen, 41 (1988), S. 727 f.

  23. Allgemeine Literaturberichte zur geschlechtsspezifischen Sozialisation bei Helga Bilden, Geschlechtsspezifische Sozialisation, in: Klaus Hurrelmann/Dieter Ulrich (Hrsg.), Handbuch der Sozialisationsforschung, Weinheim-Basel 1980, S. 777ff.; Christiane Schmerl, Sozialisation und Persönlichkeit, Stuttgart 1978, S. 134ff.; Carol Hagemann-White, Sozialisation: Weiblich — männlich?, Opladen 1984; Übersichten zur geschlechtsspezifischen Sozialisation in der DDR bei Barbara Hille, Famihe und Sozialisation in der DDR, Opladen 1985. S. 134ff.; Autorenkollektiv unter der Leitung von Barbara Bertram, Typisch weiblich — typisch männlich?. Berlin (Ost) 1989.

  24. Zit. nach Katharina Belwe, Emanzipation der Frauen versus Konservatismus der Männer: Skizze daraus resultierender Probleme. Analysen und Berichte des Gesamtdeutschen Instituts, Nr. 10, Bonn 1988, S. 26.

  25. Beispiele bei Gerd Meyer, Frauen und Parteielite nach dem XI. Parteitag der SED. Gründe und Hypothesen zur Kontinuität der Unterrepräsentation, in: Deutschland Archiv, 19 (1986), S. 1306; K. Belwe (Anm. 24), S. 30; G. Winkler (Anm. 3), S. 96.

  26. Für die Bundesrepublik vgl. Mechthild Brothun, Ursachen der Unterrepräsentation von Frauen in universitären Spitzenpositionen, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 40 (1988), S. 316ff.

  27. Eine ausführlichere Darstellung der Entwicklung der politischen Teilnahme von Frauen auf den verschiedenen Ebenen der Machtpyramide in beiden deutschen Gesellschaften bei R. Geißler (Anm. 1), S. 188 ff.

  28. In der Bundesrepublik sank der Zeitaufwand für Hausarbeiten in den letzten Jahrzehnten: vgl. H. Bertram/R. Borrmann-Müller (Anm. 5), S. 263; in der DDR ist der Zeitaufwand für Einkäufe und Besorgungen angestiegen: vgl. G. Winkler (Anm. 3), S. 127.

  29. Vgl. Regina Berger-Schmitt. Arbeitsteilung und subjektives Wohlbefinden von Ehepartnern, in: Wolfgang Glatzer/Regina Berger-Schmitt (Hrsg.). Die alltäglichen Leistungen der Familien und Haushalte. Frankfurt am Main 1986. S. 119; s. a. H. Bertram/R. Borrmann-Müller (Anm. 5). S. 262.

  30. Vgl. Sigrid Metz-Göckel/Ursula Müller. Die Partnerschaft der Männer ist (noch) nicht die Partnerschaft der Frauen, in: WSI-Mitteilungen. 39 (1986). S. 534.

  31. Vgl. Sibylle Meyer/Eva Schulze. Nichteheliche Lebens-gemeinschaften. Eine Möglichkeit zur Veränderung des Geschlechterverhältnisses?. in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. 40 (1988). S. 350. für die Bundesrepublik; Barbara Bertram/Walter Friedrich/Otmar Kabat vel Job, Adam und Eva heute. Leipzig 1988, S. 153. für die DDR; weitere Daten zur Arbeitsteilung in der Familie für die Bundesrepublik bei S. Metz-Göckel/U. Müller (Anm. 30). S. 554; R. Berger-Schmitt (Anm. 29). S. 141 ff.; H. Bertram/R. Borrmann-Müller (Anm. 5). S. 260ff.; Barbara Keddi/Gerlinde Seidenspinner. Im Haushalt nichts Neues, in: DJI-Bulletin. (1990) 16. S. 5; für die DDR bei Ulrike Enders, Kinder. Küche. Kombinat. Frauen in der DDR. in: Aus Politik und Zeitgeschichte. B 6— 7/86. S. 35; G. Helwig (Anm. 13), S. 104ff.; K. Bclwe(Anm. 24). S. 18; G. Winkler (Anm. 3). S. 127ff.; R. Geißler (Anm. 1). S. 193.

  32. Vgl. G. Wink) er(Anm. 3). S. 134; s. a. Friedrich-Ebert-Stiftung, Frauen in der DDR. Bonn 1987. S. 49; B. Bertram/R. Borrmann-Müller (Anm. 5). S. 111.

  33. Vgl. G. Winkler (Anm. 3). S. 128. für die DDR; R. Berger-Schmitt (Anm. 29). S. 121 ff.; S. Mcycr/E. Schulze (Anm. 31). S. 352 f.. für die Bundesrepublik.

  34. Vgl. H. Bcrtram/R. Borrmann-Müller (Anm. 5). S. 259; Informationsdienst des Instituts der Deutschen Wirtschaft (iwd). 13 (1987) 25. S. 8.

  35. Ulrich Beck/Elisabeth Beck-Gernsheim. Das ganz normale Chaos der Liebe. Frankfurt am Main 1990. S. 128.

  36. Vgl. Gisela Helwig, Emanzipation und Familienpolitik, in: Deutschland Archiv, 20 (1987), S. 899;'s. a. G. Meyer (Anm. 25), S. 1304; Gertrud Pfister, Über den Zusammenhang von beruflicher Karriere und Macht in der DDR oder: Wie gehen Frauen mit Macht um?, in: Magdalena Deters/Susanne Weigandt (Hrsg.), Fremdbestimmt — selbstbestimmt? Deutsch-deutsche Karrieremuster von Frauen im Beruf. Berlin 1987, S. 38.

  37. Vgl. Der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft (Hrsg.), Informationen Bildung Wissenschaft. 9/90, S. 108.

  38. Vgl. S. Metz-Göckel/U. Müller (Anm. 30). S. 551.

  39. Vgl. G. Winkler (Anm. 3). S. 274.

  40. Vgl. Barbara Bertram. Zurück an den Herd?, in: Das Profil der Deutschen, Spiegel Spezial Nr. 1 (1991). S. 65.

Weitere Inhalte

Rainer Geißler, Dr. phil., geb. 1939; Studium der Geschichte, Romanistik. Philosophie und Soziologie in Kiel. Freiburg, Pau und Basel; seit 1981 Professor für Soziologie an der Universität-Gesamthochschule Siegen. Veröffentlichungen u. a.: Junge Deutsche und Hitler. Eine empirische Studie zur historisch-politischen Sozialisation. Stuttgart 1981; Soziale Schichtung und Lebenschancen in der Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart 1987; Wissenschaft und Nationalsozialismus, Essen 1988.