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Die Neuausbreitung des Islams im 20. Jahrhundert | APuZ 8/1955 | bpb.de

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APuZ 8/1955 Akademische Erziehung und politische Berufe Die Neuausbreitung des Islams im 20. Jahrhundert

Die Neuausbreitung des Islams im 20. Jahrhundert

Curt Tiltack

Mit Genehmigung des Verlages KARL ALBER, Freiburg-München, entnehmen wir der Zeitschrift SAECULUM Bd. 5, Jahrgang 1954 den folgenden Artikel von Curt Tiltack:

Der gesamte Islam entwickelt, besonders seit dem Ende des ersten Weltkrieges, eine seit langem nicht mehr dagewesene Aktivität. Bei einer Gesamtzahl von rund 350 Millionen Anhängern des Islams ist heute etwa jeder achte Mensch Muhammedaner. Alle Religionsgemeinschaften, die vor Muhammed da waren, haben im Laufe der Jahrhunderte weite Gebiete und viele Menschen an den Islam verloren. Fast die gesamten orientalischen christlichen Kirchen sind im Islam aufgegangen. Der evangelische Missions-Wissenschaftler und frühere Missionar Gottfried Simon schreibt: „Weithin hat das Kreuz deut Halbutotid Platz gettiacltt, und die sogenannten Hochreligionen, Zarathustras Gefolgschaft, Konfuzianiswus, Hinduismus, Brahmanismus und Buddhismus, haben sielt seiner nicht erwehren können und am allerwenigsten die Massen der sogenannten primitiven Völker, die heute in ihm den einzigen Weg zum Aufstieg, zu Ansehen, zu wirtschaftlichem Vorwärtskommen sehen. Sie erliegen seiner verführerisdteit Macht in Afrika und Asien fast hemmungslos.“

In den letzten 150 Jahren hat die islamische Propaganda große Fortschritte gemacht. Der Islam ist diejenige Weltreligion, die im stärksten Zunehmen in Afrika, Asien und Indonesien begriffen ist. In der Glaubenspropaganda übertrifft der Islam hinsichtlich der Allgemeinheit der Aktivität zur Zeit jede andere Religion. Ein immer breiter werdender Gürtel von Bekennern des Islams zieht sich durch die subtropischen und tropischen Gebiete der Erde. Sollten sich einmal die Verhältnisse in Sowjetrußland ändern, so hat der Islam die größten Chancen unter den mongolischen und Turkvölkern Rußlands.

In einigen Jahrhunderten hat der Islam halb Asien und 'Nordafrika erobert und dehnt sich heute wieder stark aus, während der Buddhismus für ein kleineres Gebiet 1 000 Jahre brauchte und das Christentum in einem Jahrtausend nur das kleine Europa gewann und behielt und Vorderasien und Nordafrika wieder fast ganz verlor (was natürlich eine rein räumlich-quantitative Betrachtung ist). Wenn auch in Europa nach dem Zusammenbruch der türkischen Eroberungen der Einfluß des Islams zurückging, so glichen die gewaltigen Eroberungen, die der Islam anderwärts, von Europa wenig beachtet, machte, die europäischen Verluste reichlich wieder aus. In Afrika war der Islam schon im 14. Jahrhundert bis zum Tschadsee vorgedrungen, und später machte sich vom Senegal bis zum Nil muslimischer Einfluß zunehmend geltend. Heute ist mindestens halb Afrika muslimisch. Trotz der in Afrika ebenfalls vorhandenen hinduistischen und chinesischen Einwanderer (letztere vor allem in Südafrika) ist aber kein Neger Hindu oder Anhänger der chinesischen Religionssysteme geworden.

Zu den Folgen der islamischen Ausbreitung zählt vor allem auch das Vordringen der arabischen als der heiligen islamischen Sprache des Korans. Eine Menge von Volkssprachen, besonders in Afrika, werden durch das Arabische verdrängt oder beeinflußt. Hand in Hand damit strömen islamische Gedanken in die Herzen auch noch nicht islamisierter Völker. Die vielen aus dem Arabischen übernommenen Wörter erinnern an den starken kulturellen und wirtschaftlichen Austausch mit den Muslims. Auch bei noch nicht erfolgtem Libertritt zum Islam haben ferner auf dem Gebiete des religiösen Lebens doch manche Beeinflussungen stattgefunden. Wie über die verschiedenen Sprachgebiete, so spannt sich der Islam auch über die mannigfachsten Kulturwelten und Wirtschaftsregionen. Liber die verschiedenen Länder und Völker gehen Wechselwirkungen hin und her. Solche Be-rührungen können Wendepunkte in der Entwicklung der menschlichen Kultur darstellen.

Einen Höhepunkt der Einflußbeziehungen von Ost nach West stellte während des ganzen Mittelalters die Macht des Islams dar. Nicht nur politisch . und militärisch mußte das christliche Europa mit dieser Macht des Islams rechnen, sondern auf kulturellem und geistigem Gebiet sind die Beeinflussungen durch den Islam so weitgehend, daß dieser Kulturkontakt vielleicht geradezu einen Wendepunkt in der Kultur-und Geistesgeschichte des abendländischen Mittelalters darstellt

Man vergesse nicht: der Islam ist nicht nur Religion, sondern auch Weltanschauung, Staats-auffassung und Zivilisation. Die Erfolge der islamischen Missionstätigkeit bedeuten in letzter Linie auch den Anschluß dadurch neugewonnener Gebiete an die Kulturwelt des islamischen Orients und schließlich eine Ausdehnung eines gewissen politischen Solidaritätsgefühls unter allen Muslims auch auf diese Gebiete. Das sind geschichtlich außerordentlich wichtig zu nehmende Folgen der gegenwärtigen, in den folgenden Darlegungen genauer zu betrachtenden Neu-ausbreitung des Islams. Im Bereich ins Wanken geratener Eingeborenenkulturen schafft der Islam einen Geist der Disziplin, gibt einen inneren Halt, bessert und erhält die Formen des An-standes und Benehmens und errichtet damit die Vorstufen einer höheren Zivilisation. Mit Rücksicht auf die Bedeutung Afrikas für Europa und angesichts der Lage des islamischen Verbreitungsgebietes zwischen Europa und dem Fernen Osten verdient die gegenwärtige Ausbreitung des Islams auch aus diesem Grunde besondere Beachtung.

Auf dem Wege, die afrikanische Religion zu werden

Die Ausbreitung des Islams in der Welt

Von den mehr als 150 Millionen Bewohnern Afrikas bekennen sich heute bereits etwa 8 5 Millionen zu der Religion des Propheten Muhammed. Das ist gegenüber dem Stande der Zeit vor dem ersten Weltkriege eine zweieinhalbfache Zunahme der Anhänger des Islams und eine von mehr als 45 Millionen unter der Negerbevölkerung. Die christlichen Kirchen zählen trotz ihrer langen Missionsarbeit demgegenüber nur über 13 Millionen (eingeborene?) Anhänger.

Wo Christentum und Islam im Wettbewerb stehen, nimmt man nach E. A. Barnes „Geschichte von Nigeria“ an, daß auf jeden, der sich christlich taufen läßt, zehn kommen, die der Islam für sich gewinnt. Dies wird auch von christlicher Missionsseite bestätigt Als Wanderprediger auftretende islamische Murbit (Marabu) und als Händler umherziehende Haussaneger sind vor allem die Träger der muhammedanischen Mission Überdies wird jeder Anhänger des Islams von vornherein zum Propagandisten erzogen. Der Islam ist auf dem besten Wege, d i e afrikanische Religion zu werden.

Die Gründe des riesigen Wachstums des Islams liegen auf sozialem wie seelisch-geistigem Gebiet. Die Gestattung der Vielweiberei bringt den Islam jenen Stämmen näher, die die Arbeiten durch ihre Frauen und Kinder verrichten lassen. Dazu kommt die rechtlich gehobene Stellung des Bekehrten; denn jeder Muslim, gleich welcher Rasse oder gesellschaftlichen Schicht, genießt nach dem Koran die gleichen Rechte. Der Annahme des Islams kommt der Glaube fast aller Neger an einen höchsten Gott und an ein Leben nach dem Tode sehr entgegen. Dasselbe gilt vom islamischen Amulettwesen, das dem Zauberwesen der Neger entspricht. Infolge des islamischen Alkoholverbots ist die muslimisch gewordene Bevölkerung gegen diese Genußseuche geschützt. Hierin hat der Islam in Afrika eine anerkennenswerte Leistung vollbracht. Was hier über das Wirken des Islams in Afrika gesagt wurde, gilt in mehr oder weniger abgewandelter Form auch für die islamische Mission andernorts. Wenn wir uns nun geographisch den einzelnen Betätigungsfeldern der islamischen Propaganda zuwenden, so erhalten wir ein recht aufschlußreiches Bild.

In Französisch-Nordafrika ist die islamische Bevölkerung in immer wieder auf-flackernder Gärung gegen die französische Kolonialherrschaft begriffen. Man erhebt immer dringender die Forderung nach kulturellem und sozialem Fortschritt in Verbindung mit politischer Freiheit. Der Bevölkerung erscheint der Kampf gegen die französische Kolonialpolitik weitgehend zugleich als ein Kampf für den Islam. Besonders erbittert ist der Widerstand in Tunis, wo der wichtige islamische Wallfahrtsort Kaiman liegt, und in Marokko, wo die muhammedanische hohe Schule in Fez das hauptsächliebste Widerstandszentrum ist.

In Französisch-Nordafrika vertreten die Eingeborenen die Ansicht, daß sie das Festhalten am Islam vor der Unterlegenheit gegenüber dem französischen Einfluß schütze; so ist hier betont islamische Haltung mit dem Streben nach politischer Freiheit verknüpft Wenn man sich auch von katholischer (Weiße Väter) und evangelischer Seite auf dem Umwege über Kultur-undErziehungsarbeit um die Gewinnung von Anhängern bemüht, so sind die erzielten Erfolge jedoch äußerst bescheiden. Auch alle Bemühungen General Francos um die Gunst der islamischen Welt werden niemals der christlichen Mission im muslimischen Nordafrika eine besondere Chance eröffnen. Zwar hat General Franco Kulturautonomie für den Islam in den in Spaniens Besitz befindlichen Territorien zugesichert, aber keine politische Autonomie; denn in Fragen der Aufrechterhaltung der europäischen Macht-ansprüche in Nordafrika arbeitet Spanien mit Frankreich zusammen. War es dem mit viel Verständnis für den Islam begabten Marschall Lyautey mit politischem und militärischem Geschick gelungen, Frankreichs Macht in Nordafrika (vor allem in der Sahara) zu festigen, so ist es nun Frankreichs Bestreben, die Muhammedaner Nordafrikas zu Bürgern der französischen Nation zu machen, ein Unterfangen, das angesichts der islamischen Autonomiebestrebungen nicht leicht ist. Andererseits ist jedoch Nordafrika heute für Frankreich strategisch eminent wichtig, da es im Kriegsfälle das industrielle Ausweichgebiet Frankreichs werden soll.

Die Errichtung des italienischen Imperiums veranlaßte Italien, nach seinen kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Senussi bald ein freundschaftliches Verhältnis zur islamischen Welt anzubahnen und auf sie einzuwirken. Das faschistische Italien errichtete in den ihm unter-stehenden Gebieten Moscheen und eröffnete Koranschulen. In Tripolis wurde durch General Balbo eine muhammedanische Universität, „Hochschule für Kultur und Recht des Islam“, geschaffen. Mussolini erklärte auf seiner Libyen-reise 1937, auf der ihm als Zeichen der Anerkennung für seine Bemühungen um die islamische Welt durch libysche islamische geistliche Führer und Stammesfürsten das „Schwert des Islams? überreicht und er zum „Beschützer des Islams“ proklamiert wurde, u. a.: „Nadi euren Beweisen der Treue gedenkt das fasdristische Italien den Muslims von Libyen und Äthiopien Frieden, Geredrtigkeit, Wohlstand und die Beachtung der Gesetze des Propheten zuzusichern, und es will damit audr dem Islam und den Muslims der ganzen Welt seine Sympathie zum Ausdruckbringen.“ Ein Erfolg dieser Proklamation war ein Treuegelöbnis der Muhammedaner Abessiniens. Andererseits rief eine weitere italienische Erklärung („Mussolini ist nidrt nur der Führer der Italiener, er ist audr euer Führer! . . . Der Duce ist der Beschützer des Islams, und als saldier fördert er die muslimischen Völkersdtaften.“)eine bedeutsame Gegenerklärung des Rektors der Azhar-Universität in Kairo, Scheichs El-MaräghI, hervor, der darauf hinwies, daß niemals ein Nichtmuslim Schutzherr des Islams sein könne; die Verteidigung des Islams könne nur von einem Muhammedaner übernommen werden

Geistiger Mittelpunkt des Islams

Ägypten beherbergt den bedeutendsten geistigen Mittelpunkt des Islams. Es ist die tausendjährige Azhar-Universität in Kairo. Nach dem Wegfall des Chalifats und des Scheich ül-Islam und mit der sinkenden religionspolitischen Bedeutung Mekkas hat das Erbe dieser früheren Mittelpunkte des Islams heute in steigendem Maße die Azhar-LIniversität übernommen. Mag die Nachricht von der dortigen Ausbildung von 12 OOO Missionaren aus aller Welt hinsichtlich ihres wirklichen Einsatzes übertrieben sein, so zeigt sie doch, mit welchem Eifer und in welchem Umfange man heute im Islam Mission zu betreiben gewillt ist. So wurden z. B. besondere Klassen für Studenten eingerichtet, die nach China, Japan, Abessinien und Südafrika ausgesandt werden sollen. Elf Jahre soll das Studium dauern, ehe die Befähigung zum Moscheendienst und zum Lehramt ausgesprochen wird, siebzehn Jahre, ehe ein Student das Gelehrtenzeugnis erhält. Es ist klar, daß einem so ausgebildeten islamischen Missionar ein eingeborener christlicher Katechat schon rein geistig nicht gewachsen ist. Wie weit der Einfluß der Azhar-Universität reicht, erhellt daraus, daß der Rektor dieser Universität vor bald 20 Jahren eine Predigerkommission nach dem Malaiischen Archipel und nach Japan als „FarukMission“ entsandte. Was die Azhar für die ganze Welt ist, das ist O m d u r m a n , die ehemalige Residenz des Mahdi, für Zentral-und Ostafrika. Aber auch in Ägypten selbst ist der Islam rege tätig. Dort führte die Abneigung gegen die englische Oberherrschaft die christlichen Ägypter (Kopten) mehr und mehr in die islamischen Reihen. Waren in den Jahren bis 19 30 jährlich etwa 400 Kopten Muslims geworden, so schwoll in den folgenden Jahren ihre Zahl bis auf 1 500 jährlich an. Daneben wird ein großer Aufbauplan durchgeführt, der den Neubau von 200 Moscheen neben umfangreichen Ausbesserungsarbeiten vorsieht. Ferner sei noch erwähnt, daß sich vor dem zweiten Weltkriege in Ägypten nicht weniger als 474 Tageszeitungen im Dienste des Islams betätigten. Schon 1912 wurde in Ägypten eine muslimische Missionsgesellschaft gegründet, die vor allem Indonesien und den Sudan bearbeitet. Sie besitzt in ihrer von dem Syrer Reschid Rida herausgegebenen Zeitschrift „El-Manär („Der Leuchtturm“) ein einflußreiches Sprachrohr.

In A b e s s i n i e n ist das Christentum praktisch eine tote Religion geworden. Die koptische Landeskirche hatte schon seit langem keinerlei Mission mehr getrieben, sondern sich immer mehr allein auf ihre staatlichen Vorrechte gestützt. Der Islam jedoch war nicht untätig geblieben. Eine Reihe nordabessinischer Stämme, die noch um 18 50 fast durchgehend christlich waren, sind heute muslimisch. Einem allgemeinen Hinneigen zum Islam entsprechend, ließen auch andernorts manche christliche abessinisc e Frauen ihre Kinder muslimisch erziehen. Der abessinische Islam verstand es ausgezeichnet, sich als Hüter gegen alles Europäische und als Garant für dereinstige Freiheit anzupreisen. Andererseits war der Islam der erste Nutznießer der Annexion Abessiniens durch das faschistische Italien. Das italienische „Gesetz über die Ordnung und Verwaltung von Italienisch-Ostafrika“ gewährte dem Islam eine weitgehende religiöse und kulturelle Autonomie. Marsdiall Graziani machte außerdem auch seinerseits in einer großen Kulturrede in Addis Abeba u. a. folgende programmatische Zusicherungen im Namen der italienischen Islampolitik: Achtung vor dem Islam; Freiheit seines Kultus in den Moscheen und Schulen; im Rahmen der Gesetzgebung Förderung aller Muhammedaner, gleich welcher Her-kunft, Nationalität und Untertanenbeziehung; unbedingte Achtung vor den Überlieferungen und religiösen Sitten und Anschauungen des Islams, auf denen die Familienbeziehungen der Anhänger Muhammeds beruhen; Achtung der muhammedanischen Frau und des Privateigentum; Gründung eines großen muhammedanischen Kulturzentrums in Harrar; Harrar wird Heilige Stadt. Heute hat der Islam im wieder autonomen Abessinien zahlenmäßig das Übergewicht, ist politisch gleichberechtigt und besitzt religiöse und kulturelle Autonomie. Er hat eigene Gerichtsbarkeit, und in seinen Schulen wird Unterricht im Arabischen erteilt.

Siegeszug in Westafrika

In ganz Westafrika zählte man vor dem zweiten Weltkrieg 12 Millionen Muslims. Dort befindet sich der Islam auf dem Siegeszug. Schon heute suchen mehr als 40 v. H.der Negerbevölkerung vom Atlantischen Ozean bis zum Tschadsee ihr Heil im Koran. Diesen 40 v. H. Muhammedanern stehen kaum 4 v. H. Christen (von denen ein Viertel Katholiken sind) gegenüber. In Französisch-Westafrika bestehen allein 7 600 Koranschulen (wenn auch zum Teil kleinsten Umfangs) mit rund 60 000 Schülern. An der G o 1 d k ü s t e ist die von indischen Muhammedanern unterstützte Ahmediyabewegung besonders rege. In N i g e r i e n sind von 25 Millionen Einwohnern 15 Millionen Muslims. Es ist die Frucht der Bemühungen der Händler, der Haussaneger, während weniger Jahrzehnte. Das alte Aschantireich hatte sich gegen das Eindringen des Islams abgeschlossen, aber durch die Kolonialregierung wurde Freizügigkeit und damit die friedliche Ausbreitung des Islams ermöglicht. Auch zwischen Niger und Gambia nimmt die Anhängerschaft Muhammeds weiter zu.

Das ganze Gebiet M i 11 e 1 a f r i k a s ist für die Propaganda des Islams in unseren Tagen besonders bedeutsam. Die wirtschaftliche Erschließung in Verbindung mit der großen Zunahme der Verkehrswege und des Verkehrswesens bahnt dem muhammedanischen Händler die Wege.

Im ehemaligen D, e utsch-Ostafrika (Tanganyika) hat der Islam ebenfalls große Eroberungen gemacht. Vor dem ersten Weltkriege gab es dort rund 250 000 Muslims, 1924 waren es 1 276 000, 1930 bereits 2 100 000, heute mehr als 3 Millionen Anhänger des Korans. Vor allem der muhammedanische Händler, der für die Seinen Moscheen baut und Koranlehrer kommen läßt, ist hier wieder der Bahnbrecher für die islamische Mission; das beweisen die Moscheen längs der Handelsstraßen zur Genüge. In Ostafrika gibt es außer der Propaganda der Ismaeliten (deren Geldgeber vor allem der Aga Chan ist) und der Ahmediya eine ostafrikanische Missionsgesellschaft, die ganz nach den Methoden der christlichen Mission arbeitet. Der bekannte indische Millionär Aga Chan hat 1932 in Ostafrika eine Aga-Chan-Schule eröffnen lassen, für die er 10 000 englische Pfund stiftete. Seinen Sendboten im Innern zahlt er ein Monatsgehalt von 60 Schilling.

In welchem Tempo die Ausbreitung des Islams inOst-und Mittelafrika vor sich geht, veranschaulichen folgende Zahlen: in Uganda zählte man 1925: 73 000, 1930: 81 000, 193 3: 89 000, jedoch 1940 bereits 720 000 Muhammedaner, im Anglo-Ägyptischen Sudan heute bereits über 5 000 000, in Beigisch-Kongo etwa 2 000 000 und in Französisch-Mittelafrika bald 6 000 000 Anhänger des Propheten. Sogar im weiter südwärts gelegenen Nyassaland besteht schon eine muslimische Gemeinde von 250 000 Gliedern.

Auf Madagaskar mag es heute rund 750 000 Muslims mit rund 75 Moscheen geben. Der Madagasse paßt sich fremden Sitten und Glaubensregcln nur so weit gern an, als sie die einheimischen Sitten und Glaubensregeln nicht erheblich abändern. So konnte der Islam auch dort sich ausbreiten, vermischte sich aber zum Teil mit dem alten Volksglauben; und unausrottbar erhielt sich eine wahre Wahrsagewissenschaft Nicht gerade werbend für die christ-liche Missionsarbeit hat es gewirkt, als die Madagassen nach der französischen Besitzergreifung 1890 bzw. 1896 erleben mußten, wie das blühende Werk der protestantischen Londoner Mission mit ihren weit über 1 000 Schulen zerstört und das protestantische Bekenntnis der Eingeborenen vielfach mit Gewalt zugunsten des katholischen unterdrückt wurde

Die in die Südafrikanische Union eingewanderten Muhammedaner, die vor allem aus Indien und den malaiischen Gebieten stammen, sind auf dem Gebiete der Mission sehr rührig. Das. Vordringen des Islams in Südafrika wird auch von Indien her stark gefördert. Heute leben in der Kap-Union allein etwa 100 000 Muhammedaner und in dem stark von Indern durchsetzten Natal, wo sich der Islam besonders stark ausbreitet, weit über 50 000. Im ganzen schätzt man vom 13. Breitengrad an nach Süden die Zahl der Muhammedaner auf rund 300 000.

In Kapstadt, das bereits über 23 Moscheen und eine (mit einer Regierungsbeihilfe von 60 000 Pfund Sterling erbaute) Koranhochschule verfügt, pflegt man zu sagen, daß der Islam die Religion des farbigen Mannes sei. . Dort vermehren sich die Muhammedaner aber auch aus den Kreisen der Weißen. Im Juni 1925 tagte ein gutbesuchter muhammedanischer Kongreß von Südafrika in Kapstadt. Von muslimischer Seite sind bisher zahlreiche Schulen eröffnet worden. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhänge auch das Zunehmen der Verbreitung der arabischen Sprache in Südafrika. Das journalistische Sprachrohr der Muhammedaner Südafrikas ist „The Moslem Outlook“, das trotz seiner englischen Sprache eine hohe Auflagenziffer hat. Daneben besteht auch eine muslimische Presse in den Eingeborenensprachen.

Vorderasien -Kerngebiet des Islams

Vorderasien ist das Kerngebiet des Islams. Arabien ist heute zum großen Teil wieder wie zu den Zeiten des Propheten und wie vor bald anderthalb Jahrhunderten bei dem damaligen Siegeszug der Wahhabiten politisch in einer Hand (der des Sohnes von 'Abd al 'Aziz Ibn Sa'üd, 195 3 gestorben) zusammengefaßt. Der religiöse Ruf der Wahhabiten zur Rückkehr zum ursprünglichen Islam und für Abkehr von den späteren Neuerungen und von den Spitzfindigkeiten der muhammedanischen Rechtsgelehrten wirkt erneut über die Kreise ihrer eigenen Anhängerschaft hinaus auf ernste Muslims als eine Mahnung zur Neubesinnung und Einkehr. Auch ist es Ibn Sa üd gelungen, den islamischen Bruderschaftsgedanken nicht nur für militärische, sondern auch für Siedlungszwecke nutzbar zu machen. So wirkt Sa udi-Arabien auf die islamische Welt in mancher Hinsicht beispielhaft.

In Palästina führt der Gegensatz gegen die Juden die Muslims und die 3 000 arabischen Christen zusammen. Der Staat Israel beherbergte 1951 bei 1 390 000 Einwohnern 120 000

Muslims, 35 000 Christen und 15 000 Drusen. Die Insel C y p e r n wies im Jahre 1946 80 458 Bekenner des Islams mit 206 muslimischen Schulen auf. In Syrien und dem Irak hat der Islam praktisch die Alleinherrschaft: daher ist das muslimische Bewußtsein ungeschwächt. Audi in Persien hat durch alle schweren Krisen hindurch, der Islam sich zu behaupten gewußt.

Die neue Türkei hat den Islam als politische Größe bewußt ausgeschaltet. Am 9. April 1928 sprach die türkische Republik die endgültige Trennung des Staates vom Islam aus, indem ein Gesetz die Bestimmung der Verfassung über den Islam als Staatsreligion strich. Der Islam ist damit offiziell Privatangelegenheit des Einzelnen geworden. Der Präsident der türkischen Republik leistet den Eid auf die Verfassung nicht mehr im Namen Allahs, sondern unter Berufung auf seine eigene persönliche Ehre. Dennoch ist der Islam als religiöse Macht ungebrochen. Die Verletzung des religiösen Gefühls wird schwer bestraft. Der Gottlosenpropaganda ist* damit keine Betätigungsmöglichkeit gegeben; aber auch Übertritte zum Christentum sind fast unmöglich. Diesem Sachverhalt liegt die weit-verbreitete orientalische Anschauung zugrunde, daß Religion und Volkstum identisch seien. Keml Pascha erhielt den Titel Ghz (Glaubenskämpfer), weil er nach dem ersten Weltkrieg die Türkei und damit, so meinte man, den Islam rettete. So eng ist hierin nationales und islamisches Denken verknüpft. Wer sich vom Islam abwendet, begeht nach der Volksmeinung nicht allein ein religiöses Verbrechen, sondern auch nationalen Verrat. In der heutigen Türkei erleben wir also keineswegs das Ende des Islams, sondern vielmehr den Anfang einer ganz neuen Daseinsform eines neuzeitlichen, muhammedanischen Staates. An dem türkischen Beispiel wird klar, daß der Islam keineswegs nur dann seine Kraft beweist, wenn er sich mit dem Staate identifizieren kann. Aus der Modernisierung des gesamten Kulturlebens hat jedenfalls der türkische Islam neue Lebenskräfte gewonnen

Indien und Pakistan

Es gibt in Indien und Pakistan mehr Muslims als in der Türkei, Ägypten und Nordafrika zusammen. Wir dürfen allein in Vorderindien wohl bald 100 Millionen Muhammedaner annehmen. Quantitativ und qualitativ ist in unserem Jahrhundert der indische Islam wohl der bedeutendste. Der Zwang zur Auseinandersetzung mit dem Hinduismus und später auch mit dem Christentum und der westlichen Bildung hat die geistigen Kräfte des indischen Islams frisch erhalten und seine Propaganda vor Erstarrung bewahrt. So ist der Islam Indiens heute der fortschrittlichste. Besonders in den beiden letzten Jahrzehnten wurde Indien von einer Einzahl islamischer Prediger und Werber überschwemmt. Ihre Werbetätigkeit richtete sich vor allem an die Kastenlosen und die Angehörigen niederer Kasten, die durch den Anschluß an den Islam gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufstieg erhoffen. Waisenhäuser, Armenapotheken, Volksschulen und besonders Hochschulen für Männer und Frauen stehen im Dienste der islamischen Propaganda. Ein entsprechender Erfolg blieb auch nicht aus; in den letzen 15 Jahren vor dem zweiten Weltkriege strömten volle 15 Millionen Inder dem Islam zu. 1938 z. B. besaß der indische Islam in nicht weniger als 222 Presseorganen, darunter 90 großangelegten Zeitschriften, ausgezeichnete Propagandamittel. Charakteristisch für den indischen Islam ist seine intensive Missionsarbeit mit weltweitem Programm und deutlicher Frontstellung gegen das Christentum. In Indien wurden in den letzten Jahrzehnten allein 7 Missionsgesellschaften gegründet. Der indische Muslim ist wohl der einzige, der sein Augenmerk zielbewußt auf die europäisch-amerikanische Christenheit richtet. Indische Muslims waren es, die in Berlin, London, Australien, Brasilien und Trinidad Moscheen gründeten, die Übersetzungen des Korans mit Auslegungen in Englisch, Deutsch, Holländisch, Afrikaans, Chinesisch und Japanisch bewerkstelligten. Von Indien aus wurden und werden muslimische Missionare nach Europa, Amerika und Afrika gesandt, die bereits eine Reihe bekannter Männer, wie Lord Headley, St. Clair Philby, Sir H. Osman Stewart Rankin u a., für den Islam gewannen. Der zum Islam übergetretene ungarische Orientalist Julius Germanus wurde auf den islamkundlichen Lehrstuhl der von Rabindranath Tagore gegründeten Universität Santiniketan berufen. Sehr rege in der außerindischen Propaganda sind die Sekten der Ahmediya und der Ismaillya, wobei der erstem eine stärkere Annäherung an das Christentum in ihren Lehren zugute kommt

Die Insel Ceylon zählt bei etwa 5, 5 Millionen Einwohnern etwa 3 50 000 Muhammedaner, während der Malaienstaatenbund bei rund 4, 5 Millionen Einwohnern 2, 4 Millionen Anhänger des Islams besitzt.

Die Vereinigten Staaten von Indonesien haben eine Gesamtbevölkerung von über 7 3 Millionen, von denen etwa 66 Millionen Muslims sind. Die Islamisierung Indonesiens ist das Werk über Indien gekommener Araber und indisch-muslimischer Händler, zum Teil auch muhammedanischer Chinesen. In Ostsumatra findet man häufig Chinesen, die um ihrer muhammedanischen eingeborenen Frauen willen Muslims wurden. Es gibt auch in Indonesien regelrechte muhammedanische Missionsgesellschaften. So wird z. B. Südborneo bearbeitet von der „Muhammedya", die in Java ihren Sitz und beson-ders die Schulung muhammedanischer Kinder zum Ziel hat. Die erste muhammedanische Missionsschule wurde 1933 in Tumbang Sanamang mit zwei javanischen Lehrern und 70 Schülern eröffnet, eine zweite in Samba Kalagan mit 50 Schülern. Diese jungmuhammedanische Bewegung ist ausgesprochen modern und fortschrittlich gesinnt; literarisch ist sie sehr regsam. Neben dem Monatsblatt „Die Botschaft des Islams“ verbreitet sie in ihren Buchläden eine Koran-ausgabe mit Auslegung, die trotz ihrer 30 Bände bereits in mehreren Auflagen erschienen ist, ferner Predigtbände, gute Schallplatten, Gebet-bücher, idealisierte Lebensbeschreibungen des Propheten, aber auch antichristliche Propagandaliteratur und politisches Schrifttum. Auch um die Frauen ist die Muhammediya sehr bemüht. In besonderen Frauenversammlungen sprechen weibliche Koranausleger; Lehrerinnen unterrichten Mädchen in ihren Häusern. Gegen die zahlreichen muhammedanischen Privatschulen können die christlichen Schulen der etwa 1 Million zählenden Christen nicht aufkommen. In dem von der Muhammediya herausgegebenen Frauen-blatt „Die Stimme der Aischa“ werden Ehe-und Eiziehungsfragen besprochen. Eindringlich wird die Teilnahme der Frauen am Gottesdienst gefordert. Natürlich sind die altgläubigen Kreise nicht mit allem einverstanden, was die Muhammediya tut; jedoch kann diese den Erfolg ihrer Propaganda als positives Argument aufweisen

Auch auf dem Südteil der Philippinen hat der Islam weiter’ um sich gegriffen.

Chinesische Muslims sind Antikommunisten

Die Zahl der Anhänger des Propheten in C h i n a ist umstritten; die Schätzungen schwanken zwischen 15 bis 30 Millionen. Die heutigen chinesischen Muslims wohnen besonders in Kansu, Szetschwan, Sinkiang, Schensi, Yünnan und Tschili. Bekehrungen zum Islam kamen bis in die letzte Zeit häufig vor, auch unter Soldaten unter dem Einfluß muslimischer Offiziere. Reiche muslimische Chinesen kauften auch wohl Armen oder Witwen ihre Kinder ab und ließen sie Muslims werden. 30. v. H. Neugewonnene stammen aus Mischehen mit Nichtmuhammedanern; der Mann muß dann den Islam annehmen. Die chinesischen Muhammedaner besitzen eine eigene Literatur, in der sie sich polemisch gegen den Buddhismus und das Christentum wenden. Die Ausbildung von muhammedanischen Missionaren für China wird planmäßig betrieben. 1925 war bereits in Shanghai eine internationale muslimische Vereinigung mit ausgesprochenen Propagandazwecken ins Leben'gerufen worden. Von Peking aus überzog eine allgemeine islamische Bewegung mit etwa 3 000 Zweigstellen das Land und suchte mit allen Mitteln moderner Propaganda (wie Presse, Reklame aller Art, Radio) die Chinesen für den Islam zu gewinnen. Der 1929 in China gegründete „Bund zur Verbreitung des Islams" betrieb daneben aber auch den Bau einer muhammedanischen LIniversität und die Gründung von Schulen aller Gattungen. So zählte man dort vor dem Kriege 116 muslimische Volksschulen, 62 Mittelschulen und 8 höhere Schulen. Die muhammedanische Mission in China kann als Erfolg buchen, daß heute nicht nur in den Stammprovinzen des Islams, in Kansu und Yünnan, Muhammedaner (zum Teil in geschlossenen Siedlungen) zu finden sind, sondern überhaupt im ganzen Gebiet des Hoangho, am mittleren und unteren Yangtsekiang, in den Städten Nanking, Kanton und Shanghai. Ein paar Jahre lang führte der muhammedanische General Ma als Oberkommandierender der chinesischen Tungusen und Türken einen blutigen Krieg gegen die frühere chinesische Zentralregierung in Nanking, um ein selbständiges muhammedanisches Reich zu errichten. Diese autonome Republik Ost-Turkestan wurde aber wieder von den dem Befehl Nankings unterstehenden Truppen niedergezwungen. Einige Jahre vor dem zweiten Weltkriege brach dort abermals ein Aufstand bewaffneter Muhammedaner aus, der sich diesmal hauptsächlich gegen den sowjetrussischen Einfluß richtete. Die chinesischen Muslims sind wegen ihrer antikommunistischen Einstellung bekannt.

In der Mandschurei gründeten einige Jahre vor dem zweiten Weltkriege etwa 600 Muhammedaner eine Vereinigung von Muslims mit dem Zwecke der Missionierung. Sie gehören den verschiedensten Völkern an. Der Mittelpunkt ihrer Vereinigung war in Tokio.

In den beiden letzten Jahrzehnten entfalteten die Anhänger Muhammeds auch in Japan eine besonders rege Tätigkeit. Aus dem russischen Turkestan stammt der Mann, der die Islambewegung in Japan erweckte, Muhammed Abdul-Hai, der nach dem Ausbruch der bolschewistischen Revolution Schutz bei Japan suchte und fand. Er hat in Japan eine islamische Vereinigung ins Leben gerufen und den Koran ins Japanische übersetzen lassen. Durch großzügige missionarische Werbung, die von der „Muhammedanisehen Vereinigung zum Studium der islamischen Kultur“ ausgeht, soll die Zahl der 200 000 Anhänger des Propheten vermehrt werden. Diese Vereinigung hat in wenigen Jahren schon beachtenswerte Erfolge erzielt, wozu u. a. die staatliche Anerkennung des Islams als Religion gehört. Dem Bau der ersten Moschee in Japan im Jahre 1934 ist bald, und zwar zum Teil mit Un-terstützung der Regierung, der Bau weiterer gefolgt. 193 8 waren anläßlich der Einweihung einer Moschee in Tokio Vertreter der Regierungen von Irak, Sa'üdi-Arabien, Yemen, Ägypten und Iran anwesend. 1935 wurde in Tokio ein Seminar errichtet, von dem aus muslimisches Schrifttum im ganzen Lande verbreitet wird. Ilm daneben den Japanern Gelegenheit zu geben, die muhammedanischen Lehren — die nach einem Ausspruch des japanischen Philosophen Ohara „die beste Religion für das japanische Volk“ bilden — kennenzulernen, entstanden Koranschulen und wissenschaftliche Institute, an denen von der islamischen Universität in Kairo ausgesandte, hervorragende Lehrer kostenlosen Unterricht in der islamischen Glaubenslehre erteilen und japanische Studenten zu Führern des Islams erziehen. An japanischen Universitäten wurden außer Lehrstühlen für muhammedanische Religionswissenschaft und muhammedanisches Recht auch solche für Arabisch, Persisch oder Türkisch errichtet. Viele Japaner beherrschen heute diese Sprachen, so daß ein enger geistiger Kontakt mit dem islamischen Orient entstand

Anhänger in Europa und Amerika

Der Islam beschränkt sich heute mit seiner Propaganda nicht nur auf Afrika, den Orient und Ozeanien. Er greift seit dem ersten Weltkriege auch nach Europa und Amerika hinüber. Neben den zersprengten Resten, die von seinen Eroberungen in Europa herrühren, treten heute organisierte Gemeinden von Europäern in Gebieten auf, in denen er früher niemals heimisch war. In ganz Europa zählte man vor dem Kriege etwa 15 Millionen Bekenner des Islams.

Beachtenswerte Erfolge hat der Islam in England aufzuweisen. Der 1928 zum Islam über-getretene Baron Sir Osman Stewart Rankin, welcher 193 8 Nachfolger Lord Headleys in der Präsidentschaft der Britischen Muhammedanergemeinde in London wurde und einer Familie entstammt, die seit Generationen Würdenträger der „Church of England“ stellt, gab bereits vor dem ersten Weltkrieg die Zahl der englischen Muhammedaner mit rund 5000 an. (Neuere Angaben sprechen von rund 7000.) Das Vereinigte Königreich Großbritannien zählt mehr als 30 000 Bekenner des Islams. In der LImgebung von London bestehen zwei Moscheen — eine in Woking/Surrey, die andere in Kensington.

1940 beantragte die englische Regierung beim Parlament 100 000 Pfund für den Bau einer Moschee im Zentrum Londons; zugleich sollte ein kultureller Mittelpunkt des Islams gebaut werden. Zeitweise traten in England jede Woche 7— 8 Personen zum Glauben Muhammeds über. Die muhammedanische Arbeit in England wird finanziell besonders von Indien her unterstützt. So hatte der Nism von Haiderbd eine bedeutende Summe zum Bau einer großen Moschee zur Verfügung gestellt.

Von den etwa 140 000 Muslims in Frankreich sind die meisten nordafrikanische Arbeiter. In der Pariser Stadtregion leben allein 60 000 Muhammedaner. Die Muslime in Frankreich verfügen über eine Moschee in Metz und eine in Paris, deren Errichtung von der französischen Regierung veranlaßt wurde, ferner über ein Institut, an dem Kurse über den Islam gegeben werden, sowie ein muhammedanisches Krankenhaus. Das Spanien Francos sucht sich die Freundschaft mit dem Islam zu erhalten. So errichtete General Franco in Cordoba ein Arabisches Institut für die muhammedanischen Marokkaner. Selbst in Italien hat der Islam Erfolge zu buchen. Der Professor an der Llniversität Rom und Präsident des Orientalischen Instituts von Neapel, Conte Barbiellini Amedei, vollzog 193 5 seinen Übertritt zum Islam. In Rom besteht ebenfalls eine Zweigstelle der Ahmediya-Bewegung.

In Holland (Den Haag), der Schweiz (Zürich) und Deutschland (Zentrale: Hamburg) ist vor allem die Ahmedlya-Bewegung rege tätig. Ihre Monatszeitschrift (hektographiert) in deutscher Sprache ist „Der Islam“. Sie besitzt mehrere deutsche Gemeinden. In und bei Berlin bestanden zwei Moscheen und ein von islamischen Kreisen aufgezogenes Islam-Institut. Ein Zeichen für das weltweite Missionsbewußtsein unter den Muhammedanern ist es, daß z. B. 1924 „ 87 muslimische Damen aus Lagos“ (Nigerien, Westafrika) für eine neue Moschee in Berlin Spenden beibrachten. Neben den Gemeinden der Ahmediya besteht neuerdings in Deutschland auch eine „Moslem-Bruderschaft“ von 1500 Mitgliedern unter der Leitung von M. A. Hobohm mit dem Sitz in Berlin. Erstere hat 1953 eine islamischerseits als authentisch bezeichnete deutsche Koranübersetzung mit arabischem Begleittext herausgebracht.

Litauen hatte vor dem zweiten Weltkriege 3000 Muhammedaner, während in Finnland 1000 Muslims lebten; auch in Schweden gibt es schon Bekenner des Islams.

Polen besaß 13 000 Anhänger des Propheten (meist Nachkommen von im 14. Jahrhundert um Wilna angesiedelten Tataren). König Fu'äd I. von Ägypten spendete für sie namhafte Summen; auch die in Amerika lebenden polnischen Auswanderer muhammedanischen Glaubens zahlten Unterstützungsgelder. 1938 fand in Wilna ein allpolnischer muhammedanischer Kongreß statt. In Warschau sollte eine Moschee errichtet werden.

Auch in Ungar n war der Bau einer Moschee in Budapest für die in Ungarn lebenden 3500 Muslims geplant.

In Albanien bildeten vor dem zweiten Weltkrieg die fast 600 000 Muhammedaner 60 v. H.der Bevölkerung, während in Griechenland etwa 200 000 Muslims lebten.

Die Zahl der Muhammedaner Jugoslawiens betrug damals etwa 1 3 50 000.

In Bulgarien, das 700 000 Bekenner des Islams hatte, entsandte vor 1945 der muhammedanische Volksteil 10 Deputierte in das bulgarische Parlament, unterhielt 20 Schulen und gab mehrere Zeitungen und Zeitschriften in türkischer Sprache heraus.

Auch in Rumänien besaß die zumeist in der Dobrudscha lebende islamische Minderheit von 300 000 Seelen Elementarschulen und einige gehobene Schulen. Sie gab drei Tageszeitungen heraus und hatte Vertreter im Parlament, in der Armee und an hohen Regierungsstellen.

30 Millionen Muhammedaner unter sowjetischer Herrschaft

Die Sowjetunion beherrscht etwa 30 Millionen Muhammedaner. Seit der Verkündung des religiösen Toleranzediktes vom Jahre 1905 nahm die Zahl der Übertritte zum Islam in Ruß-land ständig zu. In nicht geringem Maße ist seit der bolschewistischen Revolution bei den Fremd-völkern Ostrußlands und Sibiriens an die Stelle der orthodoxen Kirche der Islam getreten. Das bolschewistische Regime faßte die Bekenner des Islams zunächst bedeutend behutsamer an als die des Christentums; aber hierin hat sich längst ein Wandel vollzogen. Der Islam ist dem Bolschewismus gegenüber viel widerstandsfähiger als die alte russische Staatskirche geblieben. Seine geringe Organisation, seine Gemeinde-verfassung (wo immer drei Männer beisammen sind und das vorschriftsmäßige Bekenntnis ablegen, daß kein Gott außer Allah und daß Muhammed sein Prophet ist, ist eine Gemeinde) lassen sich viel schwerer zerstören als eine hierarchisch aufgebaute, behördenartig organisierte Kirche. In den Islam flüchtet sich gerade bei diesen Völkern der seelische Widerstand gegen die Bolschewisierung. Die russische Revolution 1917 wurde von den im Zarenreich bedrückten nichtrussischen islamischen Volksstämmen begeistert begrüßt, da sie ihnen endlich die Möglichkeit zu bieten schien, ihr Leben nach eigenen Grundsätzen gestalten zu können. Seit etwa 1930 führte die Moskauer Regierung jedoch einen immer schärfer werdenden Kampf um die Durchsetzung der russischen Sprache auch im Gebiete der islamischen Turkvölker in Verbindung mit einem Kampf gegen die Religion. Besonders scharf wurde die Jugend unter Druck gesetzt. Jede öffentliche religiöse Betätigung wurde unterbunden, zahlreiche Moscheen wurden geschlossen, oft auch niedergerissen. Dennoch ließen viele Eltern ihre Kinder weiterhin beschneiden; zu Beerdigungen wurden alte Leute herbeigeholt, die die vorgeschriebenen Riten kennen Der Krieg mit Deutschland veranlaßte die Sowjetregierung zu einer Milderung ihrer Religionspolitik auch gegenüber dem Islam; jedoch änderte sich diese taktische Haltung bald wieder. Im bolschewistischen Sinne unzuverlässige Bevölkerungsteile, wie die Karatschaier und Tschetschenen in Nordkaukasien und die Krimtataren, wurden zwangsweise umgesiedelt. Die Reste der Krimtataren wurden 1944/4 5 in die Gegend zwischen Wilna und Grodno verpflanzt, wo noch Teile der zu Ende des 14. Jahrhunderts eingewanderten „Litauischen Tataren" saßen Seit 1947 lebte in der Sowjetunion der Kampf gegen die Religion wieder allmählich auf Ende 1949 wurde im Moskauer Sender herausgestellt, daß der Koran die Ausbeutung der Menschen rechtfertige, der Islam der zwischenstaatlichen Verbundenheit der Arbeiterklasse hinderlich sei und die „Ideen des Propheten“ eine „Rechtfertigung der Reaktion“ seien

Die alte nationale Überlieferung in Verbindung mit dem Islam erhält selbst heute noch auch unter der Jugend den Gegensatz zum Russentum und zum großen Teil auch gegen die Gottlosenpropaganda aufrecht; auch steht das natürliche Wachstum der islamischen Turkvölker dem der Russen nicht nach Die gemeldeten Fälle von „Abtrünnigkeit“ unter den christlichen kaukasischen Osseten 19) sind höchstwahrscheinlich zugunsten des Islams erfolgt 20), während umgekehrt nur einige ganz vereinzelte, wohl schon vorher ihrer angest sind höchstwahrscheinlich zugunsten des Islams erfolgt während umgekehrt nur einige ganz vereinzelte, wohl schon vorher ihrer angestammten Religion entfremdete Personen vom Islam zum orthodoxen Christentum übertraten.

In den Vereinigten Staaten von Nordamerika mögen ungefähr 30 000 Muhammedaner leben. Auch hier ist vor allem die AhmedTya werbend tätig. Es finden laufend einzelne Libertritte zum Islam statt. Kürzlich traten in Chicago ein christlicher Geistlicher und sechs seiner Gemeindemitglieder geschlossen zum Islam über. Vom 30. bis 31. Mai 1953 fand mit etwa 2 50 Teilnehmern die 6. jährliche Zusammenkunft der Delegierten der Ahmedya-Mission des Islams in den LISA in Chicago statt. Sie vertraten die Ahmedya-Gemeinden folgender Städte: Chicago, Boston, New York, Camden, Baltimore, Washington, Pittsburgh, Youngstown, Cleveland, Detroit, Cincinnati, Dayton, Indianapolis, Milwaukee, St. Louis und Kansas City. Waren alle bisherigen Moscheen in den USA zu Moscheen umgebaute Häuser, so wird jetzt in Dayton eine regelrechte Moschee von Grund auf errichtet. Die Ahmedlya hat eine eigene Jugendorganisation „Chuddäm al-Ahmadiija“ und eine Frauenorganisation „Ladschna“. Folgender Werbeplan wurde beschlossen: Das Werk „Die Lehren des Islams“ soll in 200 öffentliche Bibliotheken gebracht werden, ebenso die Zeitschrift „The Muslim Sunrise". Bestehende Gemeinden sollen gemeinsam an Orten ohne Muslim-Gemeinden Werbeversammlungen durchführen. Jedes Mitglied der Jugendorganisation soll monatlich einen halben Tag dem Predigtwesen widmen. Jede Frauenorganisationsgruppe soll jährlich zwei Veranstaltungen (wie z. B. Ausstellung von Handarbeiten usw.) zu Werbe-zwecken durchführen. Jede Gemeinde soll zweimal im Jahr besondere Werbeschriften an Interessenten schicken 21). — Bereits vor dem ersten Weltkriege strahlte die islamische Propaganda sogar nach Mittel-und Südamerika aus. In Trinidad und Jamaika bestehen starke muslimische Kolonien. Im ganzen lebten im amerikanischen Erdteil vor dem letzten Weltkriege über 120 000 Muhammedaner, heute mögen es vielleicht 150 000 oder mehr sein.

Die Ahmedya

Außer dem im Verlaufe meiner Darlegungen über Organisation und Morphologie der heutigen islamischen Missionstätigkeit bereits hier und da Gesagten sei noch etwas ausführlicher auf die Ahme d iy a eingegangen. Die Ahmedya wurde von Hazrat Mrz Ghulam Ahmad, der u. a. Timur, Akbar, und Aur-Dschehang•ir zu seinen Ahnen zählt, gegen Ende des vorigen Jahrhunderts gegründet und verkündet einen dem Christentum angenäherten, friedfertigen und den Problemen der Gegenwart aufgeschlossenen islamischen Glauben. Die Zentren der Ahmedlya-Bewegung befinden sich in Qadia (Indien) und Rabwah (Pakistan). Vom gegenwärtigen Oberhaupt der Ahmedya-Bewegung wurde 1934 ein „Neuer Plan“ zur Verstärkung der Missionstätigkeit ins Leben gerufen, nach welchem die Gemeinden aufgerufen werden, freiwillig weitere zusätzliche Beiträge zu den obligatorischen Abgaben für die Zwecke des Islams von 1/16 bis 1/3 ihres Einkommens zu zahlen. Die ursprünglich auf drei Jahre befristete Gültigkeit dieses Planes ist seither immer wieder verlängert worden. Nach einer Veröffentlichung 22) dieser Gemeinschaft aus dem Jahre 1952 sieht die Organisation der Ahmediya folgendermaßen aus:

Neben den bereits oben erwähnten Propagandazentren in den LISA bestehen u. a. noch folgende bedeutendere Missionssitze: London, Glasgow, Madrid, Zürich, Hamburg, Den Haag, Lagos (Nigerien), Kumasi (Goldküste), Sierra-Leone, Nairobi (Kenya), Haifa (Israel), Damaskus (Syrien), Mauritius, Negombo (Ceylon), Singapur, Padang (Sumatra, Indonesien), Djakarta (Java, Indonesien), Jesselton (Britisch-Nordborneo).

Koranreligion ist Weltreligion

Um die dargelegten Erfolge des Islams verstehen zu können, müssen noch die Gründe aufgezeigt werden, die den Islam den umworbenen Völkern und Menschen so empfehlenswert erscheinen lassen.

Im Vordergrund der theologischen Diskussion mit dem Christentum standen seit je der Gottesbegriff und die christologische Frage. Das Bekenntnis des Korans (Sure 112): „Er ist der eine Gott, er hat nicht gezeugt und wurde nicht gezeugt“, enthält eine deutliche Ablehnung des Glaubens der Christen an Jesus, den Sohn Gottes. Im christlichen Trinitätsdogma sieht der Islam einen Rückfall in die Vielgötterei. Dieser absolute Monotheismus des Islams erscheint gar manchem Umworbenen als ein Fortschritt gegenüber dem Christentum. Ohne den Offenbarungscharakter des Christentums zu bestreiten, beruft sich der Islam darauf, in der Reihe der göttlichen Offenbarungen die zeitlich letzte zu sein und damit alle früheren zu übertreffen. Außerdem ist Koranreligion bewußt Weltreligion; die Suren des Korans beweisen es (Sure 38, 87: „Der Koran ist wahrlich eine Mahnung für alle Welt“; vgl. auch 34, 27).

Besonders eindrucksvoll beim Islam ist auch das gewaltige Einheitsbewußtsein und das umfassende Gemeinschaftsgefühl der einen brüderlichen Gemeinschaft aller Gläubigen der ganzen Erde. Dazu propagiert er sich als Überwinder der Rassengegensätze infolge des alle Gläubigen umfassenden Bruderschaftsgefühls.

Hinzu tritt die gewichtige politische Tatsache, daß der Islam in der Gestalt seiner Verbreitung heute zum großen Teil die Religion der dem europäischen Imperialismus unterworfenenVölker ist und daher den Eingeborenen als politisch unverdächtig, ja vielmehr als religiöse Weg politischen zur Freiheit erscheint. Außerdem sucht er selber zum Teil bewußt politisch unter seiner Fahne die farbigen Völker zur Abschüttelung des westlichen Imperialismus zu sammeln.

In diesem Zusammenhänge ist die historische Erinnerung an die Kreuz z ü g e von Bedeutung,. Die Kreuzzüge spielen noch heute im missionarischen Gespräch mit den Muhammedanern eine verhängnisvolle Rolle. In ihnen sieht man den handgreiflichen Beweis dafür, daß es der Christenheit nur darum zu tun sei, den Islam mit Gewalt niederzuhalten. Die modernen imperialistischen Bestrebungen der Großmächte den islamischen Staaten gegenüber, sagt man, seien nichts anderes als eine Fortsetzung der mittelalterlichen Kreuzzugspolitik mit anderen Mitteln.

Der Islam tritt mit dem Anspruch auf, Träger einer höheren Kultur zu sein, ohne die Sprengwirkung der westlichen Zivilisation auf die Vätersitte der außereuropäischen Völker auszuüben. Er hat unter den Völkern Afrikas und Asiens so große Erfolge, weil seine soziologischen Grundsätze und die islamische Moral den Bedürfnissen dieser Völker eher zu entsprechen scheinen als die Forderungen eines europäischen Christentums. Auch ist die muhammedanische Mission im allgemeinen toleranter als die christliche und ihr Vorgehen meist organischer als das von dieser geübte. Sie läßt den Eingeborenen neben ihren Lebensgewohnheiten viel von ihren eigentümlichen Vorstellungen und Gebräuchen; sie verlangt von ihnen im wesentlichen nur die Zustimmung zu dem Grund-bekenntnis des Islams, daß kein Gott außer Allah und daß Muhammed sein Prophet sei, sowie die Erfüllung der fünf Grundpflichten, soweit man irgendwie dazu in der Lage ist. Zudem arbeitet die islamische Propaganda verhältnismäßig wenig aufdringlich und dennoch intensiv. Wandernde Koranlehrer, muhammedanische Beamte und Soldaten der Kolonialregierungen sowie Händler betreiben, ohne viel Aufhebens davon zu machen, als selbstverständliche religiöse Pflicht unermüdliche Propaganda für ihre Religion.

dem Islam Massen Was heute die zuführt, ist vor allem auch das Verlangen nach sozialem Aufstieg. Man sehnt sich nach höherer Bildung, nach Verbesserung der wirtschaft-liehen Lage. „Die Erwartung, durch den Übertritt zu einer geachteten Lebensstellung zu koimnen, spricht bei den Massenübertritten in Afrika und den beiden Indien ein erhebliches Wort mit“ Die zunehmende Berührung mit der weiten Welt, das steigende Kennenlernen der zivilisatorischen Fortschritte anderer Völker der Erde erweckt den Trieb, auch selber voranzukommen, ohne jedoch politisch und wirtschaftlich in Abhängigkeit zu geraten. Dieses Streben, bei allem Fortschrittshunger von der Unterwerfung unter einen Kolonialimperialismus frei zu sein, läßt den Islam als den idealen Mittler im Gegensatz zu dem christlichen Abendland erscheinen, dessen Völker ja koloniale Bestrebungen zu verwirklichen trachteten. Vor dem islamischen religiösen Gesetz sind alle gleich, während der Hinduismus vom Kastengeist nicht loskommt und daher heute aus sozialen Gründen missionarisch ungeeignet ist.

Ergänzt wird der Erfolg des Ausbreitungswillens des Islams durch die überlegene Geburtenziffer der islamischen Völker Asiens und Afrikas. Die Schnelligkeit, mit der sich diese vermehren, steht in einem beachtlichen Gegensatz zu der im allgemeinen geringeren Fruchtbarkeit der christlichen Völker des Abendlandes oder der Hindus. So erleben wir auch in dieser Beziehung, daß der Islam alles andere als eine sterbende oder stagnierende Religion ist.

SCHRIFTTUMSVERZEICHNIS Brockelmann, Carl, Geschichte der islamischen Völker und Staaten (München und Berlin 1939).

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Anmerkung: Prof. Dr. Ernst Fraenkel, Lehrer der Wissenschaft von der Politik an der Freien Universität und der Deutschen Hochschule für Politik, Berlin.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Simon, S. 15.

  2. Ich habe mich seit Jahren immer intensiver mit der Geschichte und den Problemen dieses Kulturkontakts befaßt, und es festigt sich bei mir der Eindruck, daß vor allem der gewaltige Aufschwung der modernen abendländischen Wissenschaft ganz wesentlich durch das Bekanntwerden mit den islamischen Wissenschaften und durch deren Mittlerrolle in der Weitergabe antiken Geistesgutes ausgelöst und gefördert wurde.

  3. In der „Schöneren Zukunft" vom 18. August 193 5 schreibt N. Grohauser über das Vordringen des Islams: . Die muhammedanische Mission hat z. B. in Westafrika mehr Erfolg als die katholische. In Kamerun, Belgisch-Kongo, Uganda, Ruanda und Urundi gewinnt der Islam schätzungsweise zehnmal mehr Anhänger als der Katholizismus.“

  4. Das „Katholische Kirchenblatt", Berlin (v. 15. März 1936), schrieb: „Insbesondere die Haussaneger sind an Eifer wie an Werbetalent den eingeborenen christlichen Katechisten weit überlegen.“

  5. Simon, S. 366; auch die Ausführungen von Schmitz.

  6. Vgl. auch Wilhelmy, S. 542 ff.

  7. Vgl.del. Artikel „Madagaskar" in: Enzyklopädie des Islams.

  8. Vgl. „Die Religion in Geschichte und Gegenwart , 2. Ausl., Bd. I, Spalte 140.

  9. Vgl. u. a. Simon, S. 71— 89; zur neuesten Entwicklung vgl. Gotthard Jäschke: Der Islam in der neuen Türkei (Leiden 1951).

  10. Vgl. auch Wilhelmy, S. 5 35 ff.

  11. Vgl. auch Lommel, S. 574 ff.; Wilhelmy, S. 5 38 ff.

  12. Vgl. Simon, S. 319.

  13. Vgl. Spuler, Die Wolga-Tataren, S. 269.

  14. Ebd. S. 298.

  15. Die von der Ahmedlya-Mission des Islams herausgebrachte Monatsschrift „Der Islam“ (nicht zu verwechseln mit der von Strothinan und Spuler bei De Gruyter, Berlin, herausgegebenen wissenschaftlichen Zeitschrift gleichen Namens) von Dezember 1952 bringt auf Seite 6 u. a. folgende Mitteilung unter der Überschrift „Religiöse Verfolgung in Turkestan“: „Die 25 Millionen zählenden Muslims in Turkestan sind seit 34 Jahren dem imperialistischen Terror der Bolschewiken ausgesetzt . . . Die islamische Religion wird zur Zielscheibe der stärksten anti-religiösen Propaganda gemacht. Die Moscheen sind gesperrt oder zerstört worden, und jede Art religiöser Tätigkeit ist untersagt. Um der Propagada willen und um der muslimischen Welt den Anschein der . religiösen Freiheit'vorzutäuschen, sind ein . Roter Mufti“ proklamiert und eine beschränkte Anzahl von , Stäatsmoscheen‘ eröffnet worden. Die Betenden sind bei der von der kommunistischen Partei unterstützten . Organisation der Gottlosen'eingetragen worden, und später werden sie in Straflager geschickt oder deportiert. Jede Form von Religionsunterricht ist den Schulen verboten. Die russische Schrift ersetzt nunmehr die arabische. Während ihrer Schreckensherrschaft haben die russischen Imperialisten über 5 000 000 Turkestaner als . Volksfeinde'ermordet.“

  16. Vgl. Spuler, Die Lage der Muslime, S. 300.

  17. Vgl. Spuler, Die Wolga-Tataren, S. 191.

  18. Ökumenischer Pressedienst, Genf (v. 28. 3. 1947) S. 3 f.

  19. Vgl. Spuler, Die Lage der Muslime, S. 296.

  20. Simon, S. 323.

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