Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Professionalisierung durch Wissenschaft Journalistenausbildung zwischen Berufung und Beruf | APuZ 24/1974 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 24/1974 Artikel 1 „Innere" und „äußere" Pressefreiheit — Eine medienpolitische Zwischenbilanz Intellektuelle und Politik Professionalisierung durch Wissenschaft Journalistenausbildung zwischen Berufung und Beruf

Professionalisierung durch Wissenschaft Journalistenausbildung zwischen Berufung und Beruf

Kurt Koszyk

/ 26 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

In den intellektuellen Berufen sozialer Dienstleistung hat sich in den letzten Jahrzehnten eine tiefgreifende Wandlung vollzogen. Soweit durch gesetzliche Regelungen Kriterien zur Professionalisierung gesetzt wurden, etwa bei Bibliothekaren und Lehrern, ist damit zugleich der gesellschaftliche Status gesichert. Demgegenüber leiden Ausbildung und Status im Journalismus unter den bisher ungeklärten Berufsvoraussetzungen. Es geht bei den nun erkennbaren Professionalisierungsbestrebungen nicht um eine Reglementierung des Zugangs, sondern um eine Verbesserung des Ausbildungsniveaus. Die vom Grundgesetz geforderten freiheitlichen Privilegien dürfen nicht dazu führen, daß einem für die Gesellschaft besonders wichtigen Beruf, wie dem Journalismus, jegliche professionelle Substanz fehlt. Der Konflikt zwischen Freiheit und Kontrolle erfordert hier aber besonders behutsames Vorgehen. Maßnahmen im Bereich von Aus-und Fortbildung versprechen Erfolg, allerdings nur, wenn sie berufsfeldspezifische Angebote vermitteln. Nicht die Erfüllung von Funktionen im Rahmen der Medienindustrie kann das Ausbildungsziel sein, sondern die Fähigkeit, die gesellschaftlichen Funktionen des Berufs zu reflektieren und zu begreifen. Das Problem der bisherigen Journalistenausbildung besteht darin, daß auch in Fällen universitärer Vorbildung die Professionalisierung nicht im Hinblick auf den Journalistenberuf erfolgt, sondern auf alle möglichen anderen Berufe, wie Gymnasiallehrer, Rechtsanwalt oder Richter etc. Solange der Standard des Berufs nicht konkretisiert wird, solange kann dieser Standard weder durch Ausbildung erreicht noch durch Fortbildung gewährleistet werden.

Einleitung

Abbildung 2

Die Katholische Akademie in Bayern veranstaltete am 26. und 27. Januar 1974 in Münte eine Tagung zum Thema „Freiheit und Verantwortung — Zum Berufsbild des Journalisten*. Leider bewegte sich die Diskussion über lange Strecken am eigentlichen Thema vorbei und demonstrierte eher das Verhältnis der Berufsverbände untereinander. Im Ansdiluß an die folgenden Überlegungen, die vom Verfasser in München vorgetragen wurden, bekannte sich der Vorsitzende des Deut-sehen Journalisten-Verbandes, Helmut A. Crous, ausdrücklich zu einer geregelten Anerkennung des Journalistenberufs durch die Verbände und machte damit den Trend zur Professionalisierung deutlich

Inzwischen hat die Industrie-und Handelskammer Frankfurt a. M. auf Beschluß ihres Berufs-

ausbildungsausschusses beim Bundesminister fürWirtschaft den Antrag gestellt, eine Ausbildungsordnung für Redaktionsvolontäre gern. 125 des Berufsbildungsgesetzes zu erlassen und den Redakteurberuf als Ausbildungsberut inzuerkennen Diese gewiß wünschenswerte Regelung würde die Notwendigkeit verstärken, daß endlich über die bisher übliche Deklamation hinaus konkrete Kriterien für Berufs-bilder im Journalismus formuliert werden.

Erfreuliche Ansätze dazu finden sich in Entwürfen und Vorschlägen, die jüngst von einigen Instituten für Publizistik, so Berlin, Bochum und München, und den Journalistenverbänden zur Diskussion gestellt wurden Die Kultus-bzw. Wissenschaftsminister der Länder Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind in einen edlen Wettstreit um Ausbildungsmodelle getreten, die mit unterschiedlicher Schwerpunktbildung in München, Dortmund und Mainz realisiert werden sollen In Anbetracht der recht uneinheitlichen Grundsätze hat die Ausbildungskommission des Deutschen Journalisten-Verbandes am 11. September 1973 die zuständigen Bundes-und Landesminister gebeten, dafür zu sorgen, daß die in einigen Bundesländern geplante praxisorientierte Hochschulausbildung für Journalisten nicht zu einer weiteren Zersplitterung und einer Verminderung der Mobilität der Journalisten führe Immerhin trugen die Planungen dazu bei, daß ein Tarifvertrag über die Ausbildung von Redaktions-Volontären in den Verbänden erörtert wird.

Die Entwicklung der letzten drei Jahre macht deutlich, daß die noch im Juni 1971 auf einer vom Italienischen Journalistenverband veranstalteten internationalen Konferenz für die EWG abgelehnte Reglementierung des Zugangs zum Journalismus jedenfalls für die Bundesrepublik Deutschland nicht mehr einhellig abgelehnt wird. Bei allem Zuspruch für eine möglichst einheitliche Ausbildung, die unterschiedliche Klassen von Journalisten verhindern würde, sollte jedoch darauf geachtet werden, daß begabten Außenseitern, die bekanntlich in allen Berufen und selbst in den Laufbahnverordnungen für Beamte vorgesehen sind, die Ausübung des Journalistenberufs auch künftig möglich bleibt.

Begabung wird dabei nicht bloß als „eine angeborene, durch Übung zu entfaltende Fähigheit" verstanden („Talent"), „die in einem begrenzten Gebiet der menschlichen Tätigkeit den Durchschnitt weit übertreffende Leistungen hervorzubringen vermag" Vielmehr handelt es sich dabei in der Regel um schriftstellerische , Leistungen und Fähigkeiten, wie sie in allen Kultur-und Intelligenzberufen erwünscht sind, ohne unbedingt allein für den Journalismus zu prädisponieren. Allerdings finden solche Talente in journalistischen Berufen häufig ideale Arbeitsbedingungen, unter denen die Freizügigkeit und Ungebundenheit von Dienstvorschriften an erster Stelle genannt werden müssen. Es wird aber darauf ankommen, daß in den künftigen Berufsbildern zum Ausdruck kommt, wie die Realität in den Institutionen der Massenkommunikation aussieht. Dazu kann eine Beschäftigung mit der Theorie der Professionalisierung beitragen.

Der Begriff „Professionalisierung" kam aus der angelsächsischen soziologischen Literatur zu uns. Seit er den Terminus „Ver-Beruflichung" als wertüberladen verdrängt hat, spielt er in der erziehungswissenschaftlichen Diskussion der letzten Jahre zunehmend eine Rolle

Trotzdem oder gerade deshalb darf er nid als eines der modischen Reizwörter gewert werden, die häufig, vehement in Umlauf g setzt, nach kurzer Zeit ihre Leuchtkraft eii büßen. „Die Professionalisierung eines Berufe bedeutet im allgemeinen eine Erhöhung de Anspruchs-und Leistungsniveaus des Beruf: bildes, eine Einschränkung des Zugangs durc besondere Qualifikationsnachweise und di Ausrichtung der Berufsausübung an den E kenntnisfortschritten wissenschaftlicher Disz plinen."

Bisher wurde Professionalisierung bei uns ins besondere hinsichtlich der Sozial-und Leh berufe erörtert, deren Berufsbild und Aus bildungskriterien der Verbindlichkeit und Eii heitlichkeit ermangeln und die deshalb, ohni einen angemessenen gesellschaftlichen Statu zu erlangen, als zwar erwünschte, aber in ihre tatsächlichen Bedeutung kaum abgrenzbar Funktionen erscheinen. Was das für das berul liehe Selbstverständnis derer, die es angehf ebenso bedeutet wie für die notwendige Nadi wuchswerbung, liegt auf der Hand.

Es gibt einleuchtende Parallelen zum Berufs Schicksal des Journalisten, dessen Professiona lisierung, vorerst nur ansatzweise reflektiert von der pädagogischen Theorie profitieret könnte. Der Journalismus teilt dieses Handi kap allerdings in mancher Hinsicht mit der ge samten Berufswelt, deren Ausbildungssekto: sich in den letzten zwanzig Jahren unter den Zwang wachsender Mobilität und Konzentra tion stürmisch entwickelt hat Da der Verfasser fünf Jahre lang als Kommunikationswissenschaftler im Institut für Pädagogik der Ruhr-Universität Bochum gearbeitet hat, kann er vielleicht mit nach seiner Auffassung „bescheidener Kompetenz" versuchen, einen gewiß notwendigen Vermittlungsprozeß zu initiieren.

Das — auch im Journalismus traditionelle — Berufungskonzept stellt eine idealistische Berufsauffassung dar, hinter der allerdings fast immer handfeste sozialökonomische Interessen stehen, d. h.: mit seiner Hilfe sollen wirtschaftliche Vorteile und Privilegien für den Berufsstand erreicht werden Der Kampf um das Prinzip der „öffentlichen Aufgabe", die, obwohl im Landespresserecht kodifiziert, juristisch dennoch umstritten ist, gibt einen Hinweis auf das Bemühen um Legitimation für eine Minderheit, die in Staat und Gesellschaft eine unverhältnismäßig große latente Macht ausübt, ohne ihre Qualifikation zur öffentlichen Kritik und Kontrolle überprüfen lassen zu müssen

Die Tatsache, daß aus dem Journalismus selbst der Ruf nach Professionalisierung, also Qualifikation, laut wurde, läßt darauf schließen, daß die bisherige Form der Legitimation auf die Dauer nicht ausreicht. Zudem fehlt weitgehend die ökonomische Basis zur Realisierung des Berufskonzeptes. Am Arbeitsplatz werden handfeste Leistungen und technische Kenntnisse ebenso verlangt wie beim Umgang mit differenzierten Spezialbereichen der gesellschaftlichen Praxis.

Zwar birgt die Professionalisierung die Gefahr In sich, daß der Zugang zum Beruf auf die Dauer praktisch — wohlgemerkt nicht gesetz-lieh — eingeschränkt wird, weil sich der bessere Ausbildungsweg zwangsläufig durchsetzt. Aber wir können dabei nicht übersehen, daß die öffentliche Kommunikation auch im demokratischen System nicht ausschließlich Angelegenheit von genialischen Laien oder erfahrenen Dilettanten bleiben kann, selbst wenn wir als eine wesentliche Voraussetzung die schriftstellerische Begabung gelten ließen. Doch diese Begabung zur Dichtung allein prädistiniert nicht zum professionellen Umgang mit der Wahrheit des Tagesgeschehens und der Ambivalenz politischen Handelns

Verzichten wir auf formalisierte Berufsausbildung, so besteht die Gefahr der Proletarisierung, die das Schicksal des Handwerkers beim Übergang zum ungelernten Industriearbeiter war. Verzichten wir auf Qualifikation, so besteht die Aussicht, daß die gesellschaftliche Relevanz des Berufs abnimmt. Professionalisierung als Ziel beruflicher Entwicklung impliziert Verwissenschaftlichung und Orientierung an gesamtgesellschaftlichen Bedürfnissen, nicht nur, im Sinne der Ver-Beruflichung, eine Kombination von Kenntnissen und die Orientierung an konkretisierter Betätigung im Wirtschaftssystem.

Kennzeichen für das Fortschreiten vom Beruf als Ausübung einer durch kombinierte Kenntnisse formalisierten Tätigkeit zur wissenschaftlichen, qualifizierten Profession ist im allgemeinen die Bildung von Berufsverbänden, denen die Entwicklung eines Ehren-Kodex obliegt, die Kriterien für Zertifikate setzen und Lizenzen zur Berufsausübung erteilen Allein die Aufzählung solcher Zunftmerkmale weist nach, wie sehr sich der Journalismus von dem üblichen Berufsschema abhebt, ohne damit seine berufliche Funktion und die Chance zur Professionalisierung einzubüßen. Nicht nur die Bildung von Berufsverbänden zu einem Zeitpunkt, als von Professionalisierung gar nicht die Rede war, prägt seine Außenseiterrolle, die sich auch in der Etablierung der Berufsorganisationen zwischen Standesvertretungen und Gewerkschaften andeutet. Aber die Tendenz zur Mediengewerkschaft läßt dringend dazu raten, eine formale Berücksichtigung der allgemeinen Entwicklung zumindest im Ausbildungssektor ins Auge zu fassen. Sonst könnte es nämlich geschehen, daß über die bloße Mitgliedschaft in einer solchen Gewerkschaft schließlich auch Berufsqualifikation er-langt wird. Nach den Erfahrungen mit Berufs-listen in totalitären Systemen erscheint dieses Modell aber nicht gerade nachahmenswert.

In seinen „Erinnerungen 1905— 1933" hat Theodor Heuss geschildert, wie er 1905 bei der „Hilfe" sozusagen berufliche Ausbildung genoß: sie bestand darin, daß mir (Eugen) Katz mitteilte, mit welcherlei Strichen und Haken die Schriftsetzer beim Zurichten eines Manuskriptes, beim Durchsehen der Korrektur-abzüge zu bedienen seien. Und daß es gut sei, für den Abschluß des Umbruches immer etwas Kleinzeug als Füllsel im Satz stehen zu haben." Das war noch zu der Zeit, als Journalisten ihre Manuskripte eigenhändig verfertigten und Setzer Spezialisten im Lesen dieser Hieroglyphen waren. Von Hellmuth von Gerlach vermeldet Heuss, daß seine Handschrift „eine Kombination von Morsezeichen und stenographischen Schnörkeln war". Die „Berufsausbildung" vollzog sich im übrigen bei dem • späteren Bundespräsidenten in Form „erzieherischer Besprechungen" mit Friedrich Naumann.

Die Vorstellung vom freien Bewerbungsberuf ist keineswegs überwunden. In dem 1966 vom Verbandstag des Deutschen Journalisten-Verbandes beschlossenen Berufsbild des Journalisten wurden folgende Leistungsanforderungen formuliert: „Fundierte und vielseitige Allgemeinbildung, Lebenserfahrung, Charakter-festigkeit, Aufgeschlossenheit gegenüber allen Bereichen des Lebens, Einfühlungs-und Auffassungsgabe, sicheres Urteilsvermögen, Mut zur eigenen Meinung, ständige körperliche und geistige Bereitschaft sowie vor allem die Begabung zu allgemein verständlicher und anschaulicher Aussage in guter sprachlicher Form oder im wirkungsvollen Bild sind notwendige Voraussetzungen zur Ausübung des journalistischen Berufs. Die ständige Verbindung des Journalisten mit der Öffentlichkeit verlangt in hohem Maße Kontaktfähigkeit, psychologisches Verständnis, Begabung zur Gesprächsführung und ein untadeliges persönliches Auftreten."

Der am 19. September 1973 vom Deutsch Presserat verabschiedete Pressekodex — sehr er als Kennzeichen fortschreitender Professionalisierung gewertet werden kann - ebenfalls ein Kriterium für die fehlende Verbindlichkeit von Ausbildungsprinzipien. D von der Gemischten Kommission für Frag der journalistischen Aus-und Fortbildung28. November 1973 verabschiedete neue M morandum für einen Rahmenplan zur Jour listenausbildung zieht die Konsequenzen a der nach wie vor desolaten Situation, der Überwindung allerdings gegenwärtig so ausssichtsreich ist wie lange nicht. Aber auch d Kreis, der das neue Memorandum formuliern und beschließen half, war in seinen Überzeugungen nicht einhellig. Kaum hatte nämlich die Kommission das Memorandum abgesegnet, begann eines der älteren, vielleicht das an Jahn älteste Mitglied dieses erlauchten Kreise über das für den Journalisten unerläßliche Talent zu meditieren. Just zur rechten Zeit mit dem verdienten Kollegen, einstens Hamburger redakteur des "Berliner Tageblatts", ein Holsteinischen vor Jahzehnten einen Melo gekannt zu haben, der ein vortreffliches Me ker-Magazin zuwege gebracht habe, und w hemmend könne solcher Begabung univers täre Bildung sein, gar wenn sie obligatorisc werde.

In etwa dieser Art hören wir zuweilen i durchaus kompetenten Gremien über den fre esten aller Berufe reden. Jüngst konnten w in einem Hamburger Weltblatt über ein Gespräch mit dem inzwischen verstorbenen Otto Klempereree lesen, wie dieser bedeutende Maestro auf die Frage ob das Dirigieren erlenbarSei, schlicht antwortete Das einzige sei das Schlagen des Zweiviertel Vierviertel-oder was auch immer Taktes Alles übrige habe der Pultstar quasi im kleinen Finger. Nichts war zu hören von den müh samen Jahren, die diese eute, meistens schon als Vorschulkinder beim Erlernen der instrumente sowie später beim Lesen von Partituren und harter Arbeit mit Orchestern durchzustehen haben. Als wimmele es in den 0r chestergräben geradezu von Karajan-Preis trägem.

Will sagen, daß die Masse der Journalistei sich auf jahrzehntelange harte Kärrnerarbei in Lokalredaktionen einzurichten hat, wo ihnei kaum Zeit bleiben wird, ihr in der Regel bescheidenes Talent über die Routine des Tages zu erheben. Aber auch sie verwalten (wenn dieser Begriff erlaubt ist) die presserechtlich gesicherte „öffentliche Aufgabe", auf die sie bisher recht und schlecht vorbereitet werden (s. Pressekodex). Wer kennt nicht das Wort vom Redaktionsbeamten, der brav, Thermosflasche und Frischhaltebeutel oder Coca-Cola-Flasche neben sich, Tag für Tag seine Seite redigiert. Was soll diesem Mann schon beigebracht werden? Schließlich könnte er gar Rosinen in den Kopf bekommen.

Helmut Cron führte denn auch vor drei Jahren bewegt Klage darüber, daß in der Tagespresse kein Platz mehr für die großen journalistischen Begabungen sei. Verglichen mit den zwanziger Jahren sehe es heute in diesem Beruf verspießt, provinziell und mittelmäßig aus. Nur bei den überregionalen Tageszeitungen und politischen Wochenblättern seien letzte Reste davon vorhanden. Zieht man die von Cron aufgeführten Namen in Betracht so fällt auf, daß sie alle mehr oder weniger die Vorteile jener elitären Schulbildung genossen hatten, die es nun einmal heute nicht mehr gibt.

Seit die „Zeitung für alle" Maßstab journalistischer Arbeit geworden ist, wird vom Zeitungsschreiber insbesondere Allgemeinverständlichkeit als Ergebnis seiner Vermittlerrolle zwischen den verschiedensten komplexen gesellschaftlichen Bereichen und der Rezipientenschaft verlangt. Günter Kieslich hat als Wissenschaftler die Entwicklung pointiert charakterisiert, als er 1971 schrieb „Zwischen Berufsbild-Norm und Berufsbild-Wirklichkeit klafft ein riesiges Loch, das von Jahr zu Jahr größer werden wird, wenn nichts geschieht . .. Der Journalist des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts wird mit seiner ihm angeborenen journalistischen Begabung nicht mehr auskommen." Solche Äußerungen bedeuten nicht, daß das Kind mit dem Bade ausgeschüttet werden soll, sondern den-Versuch, die Situation realistisch zu analysieren und notwendige Konsequenzen für die Zukunft zu ziehen. Manches von dem, was in der umfänglichen journalistischen Memoirenliteratur an persönlichen Erfahrungen und Normen vermittelt wird, muß dabei zwangsläufig auf der Strecke bleiben

In der Tat brauchte man um 1900 eigentlich ein umfassenderes Individual-Wissen als in den heute doch wesentlich besser ausgestatteten Redaktionen. Fritz Harzendorf weiß in seinen Memoiren zu berichten: „Die Redaktionsbibliothek begnügte sich mit dem Lahrer hinkenden Boten'als Kalender und dem Adreßbuch der Stadt, das etwa alle fünf Jahre aufgelegt wurde. Selbst der . Duden'oder ein Lexikon wurden für entbehrlich gehalten. Das Redaktionsmaterial bestand aus zwei Briefen, von denen der eine täglich, der andere wöchentlich eintraf. Der tägliche Brief kam vom Wolffs-Bureau, wie es kurz bezeichnet wurde, mit einer Sonderzusammenstellung der Tages-nachrichten für Provinzzeitungen, der zweite kam von einem sogenannten Korrespondenz-büro, das den Redakteuren der kleinen Zeitungen noch die Mühe abnahm, den Lesestoff aus anderen Zeitungen auszuschneiden. ... So bestand die wesentliche Arbeit des Redakteurs darin, den aus diesen Quellen zufließenden Stoff auf seine Verwendbarkeit für die eigene Zeitung zu prüfen und zurechtzumachen." Die Hauptarbeit des Redakteurs galt den zahlreichen Lokal-Veranstaltungen im wahrsten Sinne des Wortes, die es im Laufe des Jahres in der Stadt gab, und nicht zuletzt waren vom Früh-bis zum Dämmerschoppen die Wirtshäuser abzugrasen, wo die Quellen für lokale Nachrichten und für Klatsch reichlich flossen. Bei diesem Arbeitsstil waren robuste Gesundheit und Trinkfestigkeit gewiß wichtigere Voraussetzungen als kritisches Urteilsvermögen und gesellschaftspolitische Vorstellungen.

Als wesentliche Charakteristika journalistischer Tätigkeit werden heute immer noch das Schreiben und das Gedrucktwerden verstanden. Die meisten bedeutenden Journalisten haben den Redakteurstatus nur akzeptiert, um dadurch eine gewisse soziale Sicherheit zu erreichen. Ihre professionelle Selbstverwirklichung suchen sie jedoch neben ihrem eigentlichen Funktionsbereich als Redakteur zu finden. Je mehr Freiheit der Verleger oder der Intendant seinen Mitarbeitern in dieser Beziehung läßt, um so zufriedener werden sie sein, da sich auf diese Weise die Selbsteinschätzung als Tagesschriftsteller bis zur Kompensation der Frustration durch die tägliche Tagesfron in der Redaktion verwirklichen läßt. Das differenzierte System von Rollen, wie es in der neueren Organisationssoziologie beschrieben wird, hat für den Redakteur im wesentlichen drei Erfordernisse zur Folge: „ 1. Unterordnung unter ein System von Vorschriften, die der innerorgänisatorischen Koordinierung von Tätigkeiten dient, 2. Rücksichtnahme auf die verfügbaren Mittel (personelle, finanzielle ...) sowie (im Hinblick auf das oberste Ziel der Organisation) 3. Ausübung mittelbarer Tätigkeiten zu Lasten professioneller Aktivitäten.

Ihnen steht als Ausfluß des spezifischen berufsständischen Ethos von Kommunikatoren sein Bedürfnis nach: 1. Freizügigkeit, 2. universellem Engagement innerhalb des von der Abteilung jeweils betreuten Programmsektors (Ressorts, K. K.) und 3. professioneller Selbstverwirklichung gegenüber." Im gleichen Maße, wie der Journalist nachAu stieg in der publizistischen Organisation strebt, verliert er seine ursprüngliche professionelle Rolle, d. h., er wird, wie die meisten Redak tions-und Abteilungsleiter, mit Funktionen beauftragt, die sich als dispositionell, administrativ und repräsentativ kennzeichnen lassen. Das heißt, das Selbstverständnis des Journalisten bezieht sich zunächst auf Tätigkeiten, die in der Regel weitgehend von freiberuflichen Mitarbeitern wahrgenommen werden, während er bei einer festen Anstellung vorwiegend selektive und administrative, d. h mittelbare Tätigkeiten ausübt. Mit dem Aufstieg in der Redaktionshierarchie ist zugleich auch ein Verlust an professioneller Überzeugung verbunden. Erst die theoretische Formulierung dieser anscheinend zwangsläufigen Faktoren auf dem beruflichen Kontinuum hat jene Einsichten vermittelt, die künftig zur Konkretisierung wesentlicher Elemente der Journalistenausbildung beitragen werden. Die Fachdidaktik unterscheidet zwischen reflexionsbezogenem Lernen, dessen Elemente aus den Disziplinen der Wissenschaft stammen, und handlungsbezogenem Lernen, das sich auf die Tätigkeiten des Menschen bezieht Politisches Lernen wird dabei als Erlernen von politischem Handeln verstanden das durch reflexionsbezogene und handlungsbezogene Lernprozesse vorbereitet wird, also nicht im Sinne eines „kurzgeschlossenen Ak tionismus”, sondern als Integration von Sachwissen, Kenntnissen, Einsichten usw., d. h.der Elemente des kognitiven, instrumentalen und affektiven Arsenals des Lernens. Vorbereitung auf den Beruf des Journalisten ist nicht zuletzt Ausstattung zur Bewältigung von Lebenssituationen durch „Qualifikationen und Disponibilität" im Sinne von Saul B. Ro binsohn Als solche Situationen sind zu nennen: alle gesellschaftlichen Rollensituationen, Konsumtionsprobleme, Mitbestimmung, Wahlen, Kommunikationsfragen. Es besteht eine Schwierigkeit, solche Situationen zu identifizieren und zu klassifizieren, weil die einheitliche Abstraktionsebene fehlt. Dieser Mangel wird auch in dem neuen Pressekodex deutlich, der zwar das Ziel verfolgt, soziales und politisches Verhalten in verschiedenen Einzel-und Dauersituationen zu normieren, ohne aber gleichzeitig Wege aufzuzeigen, wie dem Journalisten die Anwendung dieser Normen plausibel gemacht werden kann Im Vordergrund müßte nämlich — als Voraussetzung eines Berufsverständnisses — die Reflexion der eigenen Arbeitsplatzsituation stehen. Die-ser Mangel wird durch den sehr unterschiedlichen Zugang zum Beruf noch verstärkt. Er könnte rein organisatorisch eigentlich nur dadurch überwunden werden, daß alle Aspiranten auf den Beruf zumindest zeitweilig eine gemeinsame Ausbildungsphase durchlaufen, in der die positiven Werte der alten College-Erziehung zum Tragen kommen. Diesem Modell steht aber heute noch die sehr differenzierte Zugangsregelung an den Hochschulen als störender Faktor entgegen. Bevor wir auf diese praktischen Erwägungen näher eingehen, sei aber noch einiges zur Theorie der Professionalisierung angeführt.

Die bisherige wissenschaftliche Instruktion orientierte sich im wesentlichen an Quantitäten, d. h. an Kenntnissen, während sie weitgehend auf Begründungszusammenhänge, auf formulierte Lernziele verzichtete. Deshalb fehlte eine Fachdidaktik, die sich über die Methodologie des Lehrens hinaus auf die Reflexion, d. h. die wissenschaftliche Strukturierung des Erfahrungsfeldes konzentrierte Dieses im Bereich der Lehrerbildung erfahrene Dilemma läßt sich unschwer auch im Journalismus nachweisen. Was Peter Fürstenau über die Professionalisierung des Lehrers notiert, gilt ähnlich für den Journalisten: Professionalisierung eines Berufes ist danach ein Prozeß, der dem an unterster Stelle einer Berufspyramide Stehenden wesentlichen Anteil an der Entscheidungsfunktion einräumt. „Unter . professioneller Qualifikation’ ist nicht einfach . berufliche Qualifikation'zu verstehen. Der . Beruf steht vielmehr unter bestimmten qualifizierenden Bedingungen: es muß sich um eine . höhere', nicht-handwerkliche Beschäftigung handeln, mit einem sowohl subjektiv wie objektiv (in der Gesellschaft) anerkannten beruflichen Status und einer präzisen fachlichen Begrenzung. Weitere wesentliche Kennzeichen sind: eine fest umschriebene Dienstleistung und eine höhere Ausbildung, die substantiell theoretisch fundiert ist. Das Human-Relation-Bürokratiemodell fordert in diesem Sinne eine Professionalisierung des Personals, das höhere persönliche Dienste im Rahmen entsprechender Organisationen leistet." Nicht die Erfüllung von Funktionen im Rahmen dieser Organisationen ist also das Ziel jeder Ausbildung, sondern die Befähigung des Auszubildenden, die gesellschaftlichen Funktionen seines Berufs zu reflektieren und zu begreifen.

Das Problem der bisherigen Journalistenausbildung besteht darin, daß auch in Fällen akademischer Vorbildung die Professionalisierung nicht im Hinblick auf den Journalistenberuf erfolgt, sondern auf alle möglichen anderen Berufe, wie etwa den des Gymnasiallehrers (bei Philologen und Naturwissenschaftlern), den des Rechtsanwaltes oder Richters (bei Juristen) oder eines anders gearteten Experten für Kunst, Musik oder Theater. Nur in Ansätzen wird bis heute in den genannten spezifischen Ausbildungsgängen auf eine sozial-professionelle Funktion abgehoben, wie sie auch dem Beruf des Journalisten eigentümlich ist. Leider tragen die von den Fachverbänden und „publizistischen Persönlichkeiten" vorgetragenen Auffassungen eher dazu bei, diesen Zusammenhang zu verschleiern, als ihn für die Ausbildung nutzbar zu machen. Solange diese Forderung nicht erfüllt wird, d. h., solange ein Berufsbild vornehmlich an Idealen und individuellen Wünschen, nicht aber an den Ergebnissen von Berufsforschung orientiert ist, wird eine noch so intensive und langwierige Ausbildung auf allen denkbaren Fachgebieten nicht zu einer „Verinnerlichung der Werte und zum Erwerb des Standards" der spezifischen journalistischen Profession führen, und s lange dies über die Ausbildung gesagt werde muß, können solche Standards auch nicht dun Fortbildung als eine wesentliche Aufgabe d von den Arbeitgebern unabhängigen Beruf verbände gewährleistet werden. Die häufige Klagen über die von den Absolventen leidt vielfach als zusätzliche Freizeit mißverstand nen Fortbildungskurse übersehen, daß die U Sachen in eben der fehlenden Professionalisi rung zu suchen sind. Fortbildung wozu?, lauft die immer wieder gestellte Frage. Solang der Standard des Berufs nicht konkretisie wurde, kann Standard weder durch Ausbildun erreicht noch durch Fortbildung gewährleiste werden.

Das Beispiel des Lehrers bietet auch im Hin blick auf die kollegiale Arbeitssituatio manche Parallelen mit der beruflichen Situa tion des Journalisten und des Redakteurs. Di Kontrolle im Betrieb wird zumeist durch de Kontakt mit Kollegen ausgeübt, während di kontrollierende Einflußnahme von Vorgesetz ten sehr stark reduziert ist. Die Mitbestim mungsdiskussion wäre ohne diese in den Me dieninstitutionen ausgeprägten Arbeitsformer gar nicht sinnvoll. Erst vor dem Hintergrunc eines ohnehin kooperativen Klimas sind die in den Ergebnissen der Umfragen des Allensbacher Instituts für Demoskopie aufgeführten hohen Quoten der Zufriedenheit mit dem Beruf zu verstehen. Formalisierte Mitbestimmung: hätte also praktisch nur die formale Konsequenz aus einem Zustand zu ziehen, um dadurch auch den objektiven Widersprüchen, die nun einmal nicht zu übersehen sind, Rechnung zu tragen. Diese Konflikte treten ja nur deshalb nicht in Erscheinung, weil wegen der „durch die Eigenart der Arbeit bedingten Verlagerung wesentlicher Anteile der Entscheidungsfunktion nach unten mit all ihren Konsequenzen" die leitenden Redakteure praktisch nur „je nach dem unten entstehenden Bedarf auf Anforderung" zur optimalen Lösung von Arbeitsproblemen durch Beratung und organisatorische Hilfe beitragen Hinzu kommt daß die Expertenqualität des mit der Bearbeitung eines bestimmten Themas beauftragten Journalisten sehr oft weit über die des Redakteurs hinausgeht, so daß die Veröffentlichung eines Beitrags mehr davon abhängt, wie über zeugend er für den laienhaften Leser geschrieben ist, als von dem objektiven Informationswert.

Ob es je gelingen wird, in der Aus-und Fortbildung dafür zu sorgen, daß die Diskrepanz zwischen der Befähigung zur Darstellung, Wiedergabe und Interpretation eines Vorgangs und der von dem Experten zu fordernden Angemessenheit aufgehoben werden kann, ist gegenwärtig ungewiß. Der bis heute nicht zureichend definierte Begriff der Begabung zum Journalismus hat zu dieser Ungewißheit maßgeblich beigetragen. Obwohl häufig verwendet, hat er auch „historisch gegenüber dem der Intelligenz eine geringere Rolle gespielt" Das „Berufsbild" von 1966 beruht auf einem unreflektierten Begabungsbegriff, der nicht mit einer Disposition für einen spezifischen Beruf gleichgesetzt werden kann.

In verhängnisvoller Weise wurden die Begriffe Journalist, Redakteur und publizistische Persönlichkeit lange synonym verwendet. Infolgedessen herrscht das Mißverständnis vor, daß die publizistische Persönlichkeit mit ihrem durch Sonderbegabungen geprägten hohen Leistungsvermögen mit dem Bedarf an durchschnittlicher journalistischer Berufsleistung gleichzusetzen sei. Das stimmt schon rein statistisch nicht. Geht man davon aus, daß wir heute noch etwa 130 Zeitungen haben, die Leitartikel in Eigenleistung erstellen, und ordnet man jeder dieser Zeitungen im Durchschnitt 10 »publizistische Persönlichkeiten" zu, so ergibt das eine Gesamtzahl von etwa 1 300 Journalisten, bei einem Mitgliederbestand der Journalistenorganisationen von ca. 20 000 (davon ca. 3 000 bei Rundfunk und Fernsehen und ca. 1 000 bei Pressestellen und Behörden) ’ Wie schon angedeutet, ist aber jene spezifisch professionelle Tätigkeit, d. h.der schreibende Journalismus durchweg zu trennen von den redaktionellen Funktionen, die weitgehend administrativ und selektiv sind. Ein Berufsbild, das die von der Mehrheit der Berufsmitglieder ausgeübten Tätigkeiten so gut wie gar nicht berücksichtigt, taugt nicht zur Beschreibung eines Berufsfeldes als Grundlage von Ausbildung und Fortbildung. Es wird also darauf an-kommen, zunächst einmal einen Katalog von Funktionen und Tätigkeiten zu formulieren, also bestimmten Leistungsbereichen, um von daher Kriterien für Fähigkeiten und Leistungskategorien zu gewinnen. Dies mag sich im Hinblick auf einen freien Beruf sehr formalistisch anhören, ist aber leider nicht zu umgehen, wenn man Professionalisierung des Journalistenberufes verwirklichen möchte.

Berufung wird oft als Ausdruck von Begabung interpretiert, als sei dem Begabten gewissermaßen dunkel das Gefühl für seinen künftigen Beruf mitgegeben. Die Praxis der Berufsberatung beweist genau das Gegenteil; denn es ist äußerst schwierig, besonders bei jungen Menschen, die weder über Berufserfahrungen noch über Kenntnisse von ihren Berufsaussichten verfügen, unterentwickelte oder fehlgeleitete Begabungsreserven ohne Zuhilfenahme von komplizierten psychologischen Testverfahren aufzudecken.

Nun läßt sich in unserer Gesellschaft der eigentümliche Tatbestand beobachten, daß die Zahl der am Journalismus Interessierten wesentlich höher ist als der Bedarf. Die von Jahr zu Jahr zunehmende Zahl in diesen Beruf drängender junger Leute ist aber kein Kriterium für die tatsächlich vorhandenen Begabungsreserven, sondern eher ein Zeichen dafür, daß die sich in der Öffentlichkeit sehr spektakulär vollziehende journalistische Arbeit als Beruf erscheint, der mit einer besonderen gesellschaftlichen Privilegierung und Reputation verbunden ist. Dieser oberflächliche Eindruck täuscht natürlich über die tatsächlichen Arbeitsverhältnisse hinweg. Insofern verspüren viel mehr eine Berufung, als sich tatsächlich zum Beruf eignen.

Professionalisierung sollte nicht als Ursache, sondern als Auswirkung des Wandels von Berufspositionen betrachtet werden Ursache ist vielmehr auch im Bereich der Medienindustrie die zunehmende Komplexität der angewendeten Technologie, vor allem im audiovisuellen Bereich. „Das Eindringen der Wissenschaft in immer weitere Bereiche der arbeitsteiligen Differenzierung" führt nach Daheim in modernen Gesellschaften zum Wandel des Berufssystems. Die Dynamik wird durch die Professionalisierung der Berufspositionen bestimmt. Dynamik hat aber wiederum ständigen Wandel zur Folge und damit die Notwendigkeit ständiger Reflexion und Qualifikation im Beruf. Der Journalismus wird künftig kein Beruf der Berufslosen sein, wie es Joseph A, Schumpeter einmal sarkastisch ausdrückte: Berufslose, „die über alles reden, weil sie nichts verstehen". Er wird zwar für viele Sprungbrett bleiben, aber gewiß nicht Sprungmatratze, um eine ironische Bemerkung Joseph Roths abzuwandeln Das soll nicht bedeuten, daß die Freiheit der Berufsausübung als Spezifikum kulturberuflicher Tätigkeiten und geistiger Arbeit verloren geht, wohl aber jene zum Anarchischen tendierende Individualität der Selbstdarstellung und der Monomanie einer Meinung, wie sie für einen auf große Leser-und Hörerschaften bezogenen Journalismus nicht charakteristisch sein können. Um Kurt Tucholsky aus seinem 1927 geschriebenen Nachruf auf Maximilian Harden zu zitieren „ ... es kommt nicht mehr darauf an, die Welt originell, isoliert, ganz von oben zu sehen •— gegen alle zu sein, und fern von allen —: sondern es kommt darauf an, bei der Masse zu bleiben, mit ihr zu sein — als Führer oder Widersacher oder Aristokrat oder Mönch — aber bei der Masse." Die „Zeitung für alle" hat in diesem Sinne neue Maßstäbe für die journalistische Arbeit und ihre Professionalisierung gefordert. Leider hat die Wissenschaft erst in den letzten Jahren begonnen, für diese Entwicklung Kriterien zu setzen, die hoffentlich in den neuen Studiengängen in München und Dortmund zum Tragen kommen können.

Jahrzehntelang mußte die Pressewissenschaft ein von den etablierten Fachdisziplinen sanktioniertes Schattendasein führen. Einiges von dem, das trotz der bescheidenen Ausstattung als Beitrag zur Theorie der Massenkommunikation erarbeitet werden konnte, ist von der Anfang der siebziger Jahre aufgekommenen Massenkommunikations-Soziologie aufgenommen und weiterentwickelt worden. Nie zuvor erlebte der Journalismus eine größere Beachtung und Kritik als in den letzten fünf Jahren. Vieles davon schießt über das Ziel hinaus, aber dennoch erscheint die Forderung begründet, bereits in der Ausbildung und durch Fortbil36 düng die wachsende Professionalisierung zu berücksichtigen, die Walter Lippmann am 30. Mai 1965 in „The Washington Post" als „die radikalste Innovation" bezeichnete, „seit die Presse von Regierungskontrolle und Zensur frei wurde"

Expertentum, Autonomie, Engagement und Verantwortlichkeit werden künftig als die Qualifikationen des Journalisten gelten müssen, wenn der Journalismus die Bedrohung durch Totalitarismus, Bürokratie und menschliehe Unzulänglichkeit überdauern soll. Es geht dabei nicht um die Verwirklichung eines Idealbilds vom Typus des abstrakten „Kommunikators", sondern um eben jenen Berufsstand, der in den Institutionen der Massen-kommunikation eine „öffentliche Aufgabe-unter Beachtung der Richtlinienkompetenz der Verleger und Intendanten, der Wünsche des Publikums und der vielfältigen Interessen und Pressionen der gesellschaftlich relevanten Kräfte wahrnehmen soll. Professionalisierung kann gerade deshalb nicht Sozialisation im Sinne von Anpassung sein, sondern Ermutigung zu alternativem Denken und kritischem Engagement, deren die demokratisch verfaßte Gesellschaft in der krisenhaften Entwicklung der Gegenwart mehr denn je bedarf.

Um die vorgetragenen Gesichtspunkte zusammenzufassen und für zukünftige Planungen zu konkretisieren:

1. Der Bedarf in der journalistischen Praxis und ihre technische Entwicklung erfordern ein professionalisiertes Berufsbild.

2. Das Berufsbild muß in ständiger Beobachtung der Praxis operationalisiert und inhaltlich bestimmt werden.

3. Beruisforschung ist deshalb eine vordringliche wissenschaftliche Aufgabe.

4. Ausbildungsbedarf und wissenschaftliches Lehrangebot sind so zu koordinieren, daß eine optimale theoretische Grundausstattung für die Berufspraxis in Form eines mehrdimensionalen Curriculums gesichert wird.

5. Der freie Zugang zum Beruf wird durch differenzierte Ausbildungs-, (d. h. bei wiS senschaftlicher Ausbildung Studien-) gänge gesichert.

6. Die Gesamthochschule mit ihren unterschiedlichen, aber aufeinander abgestimmten und im Curriculum zu integrierenden Lehrbereichen bietet eine Gewähr für freien Zugang zu professionalisierter Ausbildung und Kooperation von Theorie und Praxis.

7, Die schwierige Aufgabe der Thematisierung der Lehrinhalte ist in Zusammenarbeit von Theorie und Praxis zu leisten. 8. Das Praktikum sollte dem ungeordneten Volontariat vorgezogen werden, aber genau umschriebene Stadien umfassen und ständig wissenschaftlich begleitet werden.

Eine so systematisierte Professionalisierung wird dazu beitragen, den Praxisbezug der Wissenschaft zu erhöhen und das Ressentiment der Praxis gegen Verwissenschaftlichung abzubauen. Es kann dies aber nur in einem länger währenden Prozeß erreicht werden, der viel Geduld erfordert.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Crous wandte sich insbesondere gegen die krie Beurteilung einer Berufsliste durch den Verl.: ’ Slaube,1 man sollte sich auch dessen bewußt w j n *e Berufsliste und der Horror, den wir . j er Berufsliste haben, im Endergebnis nichts 10ere 5 als eine alte Tabuvorstellung eben aus der SSlhzWischen 1933 und 1945 ist. Es gibt eine ganze 5» suxonsehr demokratischen Staaten, nehmen wu. tedie. Schweiz, nehmen Sie bitte Italien, tsnmen Sie Frankreich, die, wenn auch nicht hin pin? als Berufsliste so tituliert, immer»r rufungsinstanz haben, die feststellt, ob pelomienn > r sich dort Jounalist nennt, überhaupt sollten r ournalist ist. Lind so etwas, glaube ich, , ve i F nicht ein für allemal so abtun.“

  2. Vgl. Jörg Barensky, Vorstoß in Frankfurt in: 2. Jg. 1974 Nr. 2

  3. Vgl.den Studienplan der Sektion für Publizistik und Kommunikation an der Ruhr-Universität Bochum sowie den Entwurf eines Studienplanes der Wissenschaftlichen Einrichtung Publizistik und Dokumentationswissenschaft der FU Berlin. Ferner das Konzept zur Journalistenausbildung der Deutschen Journalisten-Union (dju), in: die feder, 23. Jg. 1974, Nr. 2, S. 6— 9.

  4. Der rheinland-pfälzische Minister Dr. Vogel wurde inzwischen durch den vom Ministei für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, am 4. 2. 1974 vorgelegten Bericht zur Journalistenausbildung und -fortbildung im Lande Nordrhein-Westfalen überrundet. Vgl. auch: Der Journalist, 23. Jg. 1973, Nr. 8, S. 35; zur Kritik an den Hochschulplanungen vgl. Jan Hermanns, in: Der Journalist, 23. Jg: 1973, Nr. 11, S. 48 f., und Ernst Elitz, in: die feder, 23. Jg. 1974, Nr. 2, S. 3 L, sowie in: Der Journalist, 24. Jg. 1974, Nr. 1, S. 34 f. Hermanns beschwört die Gefahr einer einseitigen Atsbildung an der Universität; Elitz hält sechssemestrige Studiengänge für unzureichend; Erich Geiersberger (Der Journalist, 1/1974, S. 32 f.) plädiert für mehr Qualifikation.

  5. Vgl. Der Journalist, 23. Jg. 1973, Nr. 10, S. 32 f

  6. Vgl. Der Journalist, 21. Jg. 1971, Nr. 8, S. 21 f. In der schnellebigen Welt des Journalismus geraten solche Beschlüsse allzu rasch in Vergessenheit.

  7. Vgl. dazu G. Rvsz, Talent und Genie, Bern

  8. Der Verfasser dankt seinem Bochumer Kollegen Herrn Prof. Dr. Karlwilhelm Stratmann (Ordinarius für Wirtschaftspädagogik) für anregende bibliographische Hinweise. Besonders sei verwiesen auf: Hansjürgen Daheim, Der Beruf in der modernen Gesellschaft, Köln 1967; Hans Albrecht Hesse, Beruf im Wandel, Stuttgart 1968; Thomas Luckmann

  9. Hans Braun, Wissenschaft und soziale Praxis, in Kölner Zeitschrift für Soziologie, 24. Jg. 1972, H. 2, S. 342; ähnlich Helmut Schelsky, in: Luckmann, Sprondel, a. a. O., S. 29, ferner Heinz Hartmann, ebd., S. 40 fj, und Harold L. Wilensky, ebd., S. 203 Bei eindeutiger Definition des Tätigkeitsfeldes werden „häufig weniger wichtige Arbeiten an andere Berufe delegiert“. Je professioneller eine Tätigkeit, um so stärker der Drang nach „Entlastung" durch Techniken oder Hilfskräfte. Hartmann (S. 42) verweist darauf, das Professionalisierung mit „Ausbildung einer sozialen Dienstgesinnung" wie „taktisch-organisatorischer Einflußnahme auf die Of fentlichkeit" verbunden ist. Zum Begriff „Profession" vgl. Hesse, a. a. O., S. 46 f. und 50.

  10. Vgl. Hans Göring, Kriterien für anerkannte Ausbildungsberufe, in: Wirtschaft und Erziehung, 24. Jg. 1972, H. 12, S. 301— 307, und 25. Jg. 1973 H. 1, S. 2— 10. Dort S. 8: „ . ..der Akt der Anerkennung eines beruflichen Curriculum eines Ausbildungsberufs (stellt) stets ... eine wirtschafts-, sozial-und bildungs-politische Entscheidung dan Die Aufgabe der Wissenschaft kann daher, nur in Vorfeld dieser politischen Entscheidung liegen, für ie sie... fundierte und . .. die politischen Deter-Manten berücksichtigende Entscheidungshilfen zur 'erfügung stellt." Nicht die Wissenschaft, sondern 8 Gesellschaft setzt dementsprechend die Lern-de als gesellschaftlich erwünschte Verhaltens»eisen. Wilensky, a. a. O., S. 198, weist darauf hin, von tausenden Berufen nur kaum 50 voll prossjonalisiert seien; dazu Hesse, a. a. O., S. 14 f.

  11. Vgl. auch Hellmut Lamszus, Buchhändlerische Berufsauffassung und Ausbildungskonzeption, in: Je deutsche Berufs--und Fachschule, 69. Bd„ 1973,J S. 493 f. Ferner Dietmar Wiegand, Der Biblio-Mar-Beruf als Profession, in: Zeitschrift für Bi»othekswesen und Bibliographie, 21. Jg. 1974, H. 1, s 28— 35-Wiegand betont als wesentliches Merk-an des professionellen Status die Autonomie, dein (zugestandenes) Ausmaß den Professionalisiemngsgrad eines Berufes bestimme.

  12. Vgl. O. B Roegele, Was dürfen die Kontrol“ re?, 'n: . Publizistik', 10. Jg. 1965, Nr. 3, S.

  13. Vgl. Luckmann/Sprondel, a a. O., S. 15

  14. Vgl. William J. Goode, in: Luckmann/Sprondel, a. a. O., S. 405.

  15. Tübingen 19634, S. 14 ff.; zur gleichen Zeit machte Valdemar Langlet interessante Vorschläge „über Journalistik und journalistische Berufsbildung", in: J. F. Meißner (Hrsg.), Studien über das Zeitungswesen, Frankfurt a. M. 1907, S. 57 ff.

  16. Die Ähnlichkeit mit Emil Dovifat, Journalist, in: Blätter zur Berufskunde, Bd. 1— 3, Bielefeld 1965 (1962), S. 2 f., fällt auf; vgl. auch E Dovifat, Zeitungslehre, I. Bd., Berlin 19675, *S*. * 2* 71ff 0. *u*n*d * 3* 4*ff. Allein kulturhistorischen Reiz hat die voluminöse Sammlung von Karl d'Ester, Die Presse und ihre Leute im Spiegel der Dichtung, Würzburg 1941.

  17. Vgl. Peter Heyworth (ed.), Conversations wit Klemperer, London 1973, S. 86, dt. Frankfurt a. M

  18. Gute Chancen für das Mittelmaß, in: Der Journalist, 21. Jg. 1971, Nr. 3, S. 8— 10: vgl.demgegenüber zum unverminderten Berufsprestige Alfred C Lugert, Soziale Schichtung und der Beruf des Journalisten, in: Information und Meinung, 4. Jg. 1973, H. 4, S. 22— 31; vgl. auch G. Kieslich, in: Fritz Hufen (Hrsg.), Politik und Massenmedien, Mainz WO, S. 306 ff.

  19. Vgl. auch Nikolaus Benckiser (Hrsg.), Zeitungsphreiber, Frankfurt a. M. 1966; die insgesamt 81 Profile von Luther bis Kennedy weisen Jie meisten 1S Produkte solider humanistischer Bildung an symnasien und Universitäten aus.

  20. Vgl. Der Journalist, 21. Jg., 1971, Nr. 2, S. 26.

  21. Um Beispiele zu nennen: Hermann Cardauns, Aus dem Leben eines deutschen Redakteurs, Köln 1912; Gustav Mayer, Erinnerungen, Zürich 1949; Paul Fechter, An der Wende der Zeit, Gütersloh 1949; ders., Menschen und Zeiten, Gütersloh 1950; Bernhard Guttmann, Schattenriß einer Generation, 1888— 1919, Stuttgart 1950 (insbes. S. 220 f.); Paul Rohrbach, Um des Teufels Handschrift, Hamburg 1953; Karl Kautsky, Erinnerungen und Erörterungen, ‘s-Gravenhage 1960; Ernst Jäckh, Weltsaat, Stuttgart 1960; Egon Jameson, Wenn ich mich recht erinnere, Stuttgart 1963; Fritz Harzendorf, So’n Journalist, Saarbrücken 1964; Edgar Stern-Rubarth, . .. aus zuverlässiger Quelle verlautet ..., Stuttgart 1964; Erich Lüth, Viele Steine lagen am Weg, Hamburg 1966; Felix von Eckardt, Ein unordentliches Leben, Düsseldorf 1967; Margret Boveri, Tage des überlebens, München 1968; Walter Henkels, Lokaltermin in Bonn, Düsseldorf 1968; Karl Silex, Mit Kommentar, Frankfurt a. M. 1968; Ernst Lemmer, Manches war doch anders, Frankfurt a. M. 1968; Arthur Koestler, Frühe Empörung, Wien 1970; ders., Abschaum der Erde, Wien 1971; Alfred Frankenfeld, Zum Sehen geboren, Hamburg 1973.

  22. A. a. O., S. 25 f.

  23. Vgl. Ilse Dygutsch-Lorenz, Professionalisierung, Mobilität und Sozialisation in Massenmedien, in: Rundfunk und Fernsehen, 20. Jg., 1972, S. 138— 158; zum Selbstverständnis von Redakteuren an Tageszeitungen vgl. Hans Heinz Fabris, Journalisten nah gesehen, in: Information und Meinung, 2. Jg., 1971, H. 3, S. 13— 16.

  24. Vgl. dazu die Arbeiten von Manfred Rühl, Die Zeitungsredaktion als organisiertes soziales System, Bielefeld 1969, sowie seinen Beitrag in: Franz Ronneberger (Hrsg.), Sozialisation durch Massen-kommunikation, Stuttgart 1971, S. 126— 150. Vgl. auch den Arbeitsbericht 3 des Teilprojektes B/2 im Sonderforschungsbereich Sozialisations-und Kommunikationsforschung der Universität Erlangen-Nürnberg, im Juli 1972 von Manfred Rühl unter dem Titel -Zur Professionalisierung von Berufskommunikatoren" vorgelegt.

  25. Vgl. Rolf Schörken, Funktion und Bedeutung de politischen Unterrichts in der Kollegschule, in: M 1 terialien zur Politischen Bildung, H. 4, 1973, S > im Anschluß an Hermann Krings, Neues Lerne München 1972.

  26. I Saul B. Robinsohn, Bildungsreform als Revision des Curriculums und ein Strukturkonzept für Curriculumentwicklung, Berlin, Neuwied 19713, S. 45.

  27. Vgl. dazu Schorken, a. a. O., S. 57 ff.

  28. Der Pressekodex des Deutschen Presserats (s. die Beilage zu Der Journalist, Nr. 1, 1974) bezieht seine Legitimation aus der von der konstitutionellen Pressefreiheit abgeleiteten Verantwortung von Verleger, Herausgeber und Journalist gegenüber der Öffentlichkeit und „ihrer Verpflichtung für das Ansehen der Presse". Diese Begriffsbildung basiert ebensowenig auf konkreten Inhalten, wie der folgende Satz auch nicht auf die Realität der beruflichen Situation (Herrschaftsverhältnisse) eingeht: Sie (die Publizisten, K. K.) nehmen ihre publizistische Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen, unbeeinflußt von persönlichen Interessen und sachemden Beweggründen wahr.“ Die Geschichte der Rublizistik weist diese Norm als Utopie aus; vgl. 6twa Kurt Koszyk, Deutsche Presse 1914— 1945, Berlin 1972, S. 444 ff.

  29. Vgl. Wolfgang Schulz, Aufgaben der Didaktik, in: Detlef C. Kochau (Hrsg.), Allgemeine Didaktik, Fachdidaktik, Fachwissenschaft, Darmstadt 1970, S. 403— 440.

  30. Vgl. Peter Fürstenau, Neuere Entwicklungen der Bürokratieforschung und das Schulwesen, in: Zur Theorie der Schule, Weinheim 1969, S. 50 f.; bezieht sich auf Geoffrey Mitterson, The qualifying associations. A study in professionalization, London

  31. Fürstenau, a. a. O., S. 55.

  32. Ebd. Vgl. dazu die Ergebnisse der Kommunike torbefragung des Instituts für Demoskopie Allensbach, Das 'Verhältnis Verleger/Redakteursa regionalen Tageszeitungen, in: BDZV-Nachric 6 vom 13.2.1970

  33. Vgl. Günther Mühle, in: Heinrich Roth (Hrsg.), Begabung und Lernen, (Gutachten und Studien der Sildungskommission des Deutschen Bildungsrats. 4 Stuttgart 19728, S. 71 ff.

  34. Vgl. Der Journalist, 1/1974, S. 40; nach Hans ausch, in: Publizistik, 4/1973, S. 249, gab es 1972 uher 19 400 festangestellte Mitarbeiter sowie geoiatzte 2 500 freie Mitarbeiter der Rundfunkanstalten und des ZDF.

  35. Vgl. Daheim, a. a. O., S. 51.

  36. Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Bern 19502, S. 237, zit. bei Heinrich Stieglitz, Der soziale Auftrag der freien Berufe, Köln 1960, S. 196: „Berufslosigkeit insofern, als die Intellektuellen für ihn jede Vorstellung eines geregelten beruflichen Daseins, sei es Ausbildung, Erwerb, Berufsethos oder Ansehen der Lächerlichkeit preisgeben."

  37. Joseph Roth, Briefe 1911— 1939, Köln 1970 S. 117.

  38. Vgl. Stieglitz, a. a. O., S. 260.

  39. Die Weltbühne, 23. Jg., 1927, Nr. 45, S. 707.

  40. Zit. nach Oguz B. Nayman, Professional Orientations of Journalists: An Introduction to Commu nicator Analysis Studies, in: Gazette, 19. Jg-. 19731 Nr. 4, S. 197; Nayman entwickelt im Anschluß an die amerikanische Soziologie Professionalisierungskriterien, die uns als Qualifikationen für die Journalistenausbildung besonders geeignet erscheinen (a. a. O., S. 208 ff.).

Weitere Inhalte

Kurt Koszyk, Dr. phil, Direktor des Instituts für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund; geb. 1929 in Dortmund; 1969— 1974 Professor für Publizistikwissenschaft an der Ruhr-Universität in Bochum; er arbeitete am neuen Memorandum des Deutschen Presserats zur Journalistenausbildung mit und gehörte zum Beraterkreis des Ministers für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen in Fragen der Journalistenausbildung.