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Die Ziele der Frauenbewegung. Eine Inhaltsanalyse der Emanzipations-Literatur | APuZ 50/1975 | bpb.de

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APuZ 50/1975 Die Ziele der Frauenbewegung. Eine Inhaltsanalyse der Emanzipations-Literatur Artikel 1

Die Ziele der Frauenbewegung. Eine Inhaltsanalyse der Emanzipations-Literatur

Rosemarie Nave-Herz unter Mitarbeit von Ruth Brand, Hans-Dieter Burkert, Marlene Handels, Gisela Schaab und Dagmar Schädlich Gisela Schaab und Dagmar Marlene Handels Hans-Dieter Burkert Rosemarie Nave-Herz unter Mitarbeit von Ruth Brand Schädlich

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Zusammenfassung

Der Beitrag konzentriert sich auf die Frage, welche Konzepte, Forderungen und Veränderungsvorschläge den Frauen in bezug auf ihre gesellschaftliche Situation über das Massen-kommunikationsmittel . Buch'vorgestellt werden, welche Zielvorstellungen während des Untersuchungszeitraums von 1968 bis 1973 auf dem Büchermarkt vorherrschten und darüber hinaus, ob Trends während dieser sechs Jahre zu erkennen sind. Es wurden 205 Bücher und Buchartikel mit Hilfe der Inhaltsanalyse untersucht. Der theoretische Rahmen wurde durch die Darstellung der Ziele der organisierten deutschen Frauenbewegung in Vergangenheit und Gegenwart gewonnen. Ferner wurden einige Fragen der Massenkommunikationsforschung diskutiert. Zusammenfassend können nur einige Ergebnisse hervorgehoben werden: Aus der Geschichte der deutschen Frauenbewegung geht hervor, daß die jeweiligen Ziele aus vier unterschiedlichen Grundkonzepten erwachsen Sind, die wir benannten mit: 1. das humanistisch-aufklärerische Konzept, 2. das marxistisch-und radikal-sozialistische Konzept, 3. das Gleichberechtigungskonzept und 4. das radikal-feministische Konzept. Es wurde geprüft, ob sich alle Buchartikel diesen vier Grundkonzepten zuordnen lassen. Mit Hilfe sprachlicher Indikatoren wurde diese These geprüft und bestätigt. Schon in der Geschichte der Frauenbewegung besaßen die Gruppierungen, die das Gleichberechtigungskonzept vertraten, zu allen Zeiten die stärkste Anhängerschaft. Ebenso besitzt das Gleichberechtigungskonzept den größten Büchermarkt-Anteil, sowohl was den gesamten Zeitraum als auch die jährlichen Neuerscheinungen anbetrifft. Allein im Jahr 1972 wies das marxistisch-und radikal-sozialistische Konzept einen hohen Marktanteil an den Neuerscheinungen auf, der dann aber wieder stark abfiel. Fast zwei Drittel aller Autoren sehen eine Emanzipationschance für die Frau nur bei einer gleichzeitigen Veränderung von gesellschaftlichen Strukturen und psychischen Dispositionen. In mehr als einem Viertel aller Veröffentlichungen wird als Vorbedingung für eine wirkliche Veränderung der sozialen Lage der Frau die Veränderung gesamtgesellschaftlicher, ökonomischer und politischer Strukturen genannt. Doch die Mehrzahl fordert allein Veränderungen in bestimmten gesellschaftlichen Teilbereichen (z. B. in der Familie, Schule, Arbeitswelt). Wollte die alte Frauenbewegung noch die Erweiterung des Aktionskreises der Frauen um den Außenbereich nicht auf Kosten des familiären Innenbereichs verändern, so wird nunmehr die Beteiligung der Frauen im Außenbereich nur bei einer gleichzeitigen Veränderung des Innenbereichs gesehen. Der Familien-und Haushaltsbereich wird demzufolge in der Literatur überwiegend als der vorrangige für Veränderungen genannt, überwiegend wird jedoch mehr eine Veränderung im Sinne der Reduktion von traditionellen Aufgaben der Frau gefordert (nicht ihre Aufhebung), einerseits durch die Partizipation des Mannes, andererseits durch Entlastungsinstitutionen; insbesondere die weiblichen Autoren fordern diese institutionellen Hilfen. Ferner scheint die wirtschaftliche Abhängigkeit der Hausfrau als besonders belastend empfunden zu werden. Aus diesem Unbehagen mögen auch die häufigen Forderungen nach Teilzeitarbeit erklärbar sein, die nicht unbedingt ein Infragestellen der traditionellen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung bedeuten. Diese Ergebnisse werden unterstützt durch weitere: Von den weiblichen Autoren wird häufiger das Fehlen bestimmter psychischer Eigenschaften und Fähigkeiten empfunden (stärker im übrigen als das Wirken von Vorurteilen) und weiterhin beziehen sich die Forderungen nach Rollen-und Sozialisationsveränderungen überwiegend nur auf die weibliche Rolle. Auch das bedeutet, daß die Veränderung der sozialen Lage der Frau eigentlich nur von der Seite der Frau her betrachtet wird; eine Strategie, die eine Veränderung als Folge der veränderten Lage des Mannes anstrebt, wird nicht bzw. kaum vertreten, nimmt aber im Erhebungszeitraum zu. So deutet auch die bis 1973 zunehmende Konzentration von Forderungen auf die traditionellen Bereiche der Frau — auf den Familien-und Haushaltsbereich — bei gleichzeitiger Abnahme von Forderungen nach gesamtgesellschaftlichen Veränderungen auf keinen sich anbahnenden Konservativismus in der deutschen Frauenbewegung hin, da ebenso die Forderungen nach radikalen Veränderungen von Familienstrukturen sowie der Ehe-und Sexualbeziehungen zunehmen. Hinter der Verschiebung der Forderungen von der Makro-auf die Mikro-Ebene könnte man also eher einen sich anbahnenden Pragmatismus ver-muten.

Die folgende Inhaltsanalyse wurde durchgeführt mit Studenten und Studentinnen der Pädagogischen Hochschule Rheinland, Abt. Köln, mit denen ich fünf Semester lang intensiv zusammengearbeitet habe. Klausurtagungen haben zu noch stärkerem Gedankenaustausch, zu dem Wunsche nach vertieften Kenntnissen in Wissenschaftstheorie und in Forschungstechniken bei den Studenten geführt, wodurch Rückwirkungen auf den gesamten Studienablauf ausgelöst wurden. Damit stellt die vorliegende Arbeit auch ein hochschulmethodisches Experiment dar. Diese Gruppe hatte zunächst den Auftrag, eine Literatur-Expertise über die Emanzipationsziele in der gegenwärtigen Literatur anzufertigen. Doch durch das Engagement, den Fleiß und die Energie der Mitglieder war es möglich, den Arbeitsauftrag zu erweitern und ein inhaltsanalytisches Ergebnis vorzulegen.

R. Nave-Herz

Nur wenige sozialwissenschaftliche Erkenntnisse haben eine derartige Verbreitung durch alle Arten von Massenkommunikationsmitteln gefunden, wie die der Benachteiligung der Frauen in unserer Gesellschaft. Noch vor ca. sieben Jahren war man allgemein der Meinung, daß — da die Gleichstellung der Geschlechter im Grundgesetz verankert sei — es an den Frauen läge, nunmehr ihre Chancen zu nutzen und ihre Gleichheit leistungsmäßig zu beweisen. Die berufliche Situation von Frauen wurde z. B. überwiegend nur unter dem Aspekt der Erwerbstätigkeit von Müttern diskutiert und die negativen Folgen für die Kinder, für die Familie und letztlich für die Frauen selbst herausgestellt Ende der fünfziger /Anfang der sechziger Jahre erschienen dann in der Bundesrepublik die heute fast als „Klassiker der Frauenliteratur" zu bezeichnenden Werke: „Mann und Weib — Das Verhältnis der Geschlechter in einer sich wandelnden Welt" von Margaret Mead (1958), „Das andere Geschlecht" von Simone de Beauvoir (1960), „Die Doppelrolle der Frau" von Alva

Myrdal und Viola Klein (1960) und der „Weiblichkeitswahn“ von Betty Friedan (1966). Im Jahre 1966 legte auch die Bundesregierung den ersten Bericht über die Situation der Frauen in Beruf, Familie und Gesellschaft vor (Drucksache V/909). Doch die eigentliche Flut von Veröffentlichungen setzte erst mit und im Zuge der neuen Frauenbewegung 1967/68 ein. In z. T. wissenschaftlichen, z. T. essayistischen Arbeiten wird die diskriminierte Stellung der Frau in den Bildungsinstitutionen, in der Arbeitssituation, in derFamilie, in den politischen Institutionen usw. beschrieben Es wurden Werbetexte, Lese-und Mädchenbücher sowie Filme in bezug auf die Darstellung von weiblichen Rollen analysiert. Rundfunk und Fernsehen brachten spezielle Sendungen über die Situation der Frauen in der Bundesrepublik Deutschland, und ebenso behandelten Zeitungen dieses Problem. Viele Autoren versuchten darüber hinaus, die Ursachen und Bedingungen aufzuzeigen und den sozialen Mechanismen nachzuspüren, die zu der ungleichen Situation der Geschlechter in unserer Gesellschaft geführt haben und noch immer führen.

Trotz aller wissenschaftstheoretischen und politischen Unterschiede ist man sich darin einig, daß die Situation der Frauen in der Bundesrepublik Deutschland verändert werden muß. Auch alle politischen Parteien stimmen dieser Forderung zu. Doch der Suche nach Lösungsvorschlägen, nach neuen Modellen wurde bisher weit weniger zentrale Aufmerksamkeit gewidmet. So wurde erst in jüngster Zeit versucht, dieser Notwendigkeit insofern Rechnung zu tragen, als wissenschaftliche Projekte aus dem Problembereich Frau — Arbeitswelt — Haushalt z. B. von der Kommission für sozialen Wandel ausgeschrieben und auch von der deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell gefördert wurden. Ferner beschloß Anfang November 1973 der Deutsche Bundestag eine Enquete-Kommission „Frau und Gesellschaft“ einzusetzen, die am 19. Juni 1974 zur ersten konstituierenden Sitzung zusammentrat. Statt einer erneuten Bestandsaufnahme, soll sie konkrete Veränderungsvorschläge erarbeiten Schließlich wurde das Jahr 1975 auf internationaler Ebene zum „Jahr der Frau" proklamiert, um weltweit Aufmerksamkeit auf Problem zu dieses lenken und Einsicht in die Notwendigkeit einer Veränderung zu wecken.

Bewußte Veränderungen können aber immer nur im Hinblick auf ein genau formuliertes Ziel durchgeführt werden. Das klingt zwar banal, ist aber dennoch zu erwähnen, weil einerseits bei vielen Autoren, Politikern, Betroffenen usw. Veränderungen proklamiert werden, aber exakte Zielangaben fehlen, und weil andererseits trotz aller Einigkeit in dem Wunsche nach Veränderung die Zielvorstellungen der einzelnen Autoren stark divergieren. Insofern ist es wissenschaftlich nunmehr an der Zeit, einen Überblick über die vorhandenen Zielvorstellungen zu geben. Die vorliegende Arbeit will versuchen, diese Lücke zu schließen.

Zur Einführung in die Problematik soll kurz die Geschichte der organisierten Frauenbewegung in Deutschland unter dem Aspekt ihrer jeweiligen Zielvorstellungen abrißartig dargelegt werden, und zwar nicht nur um die historische Bedingtheit unseres derzeitigen Standortes zu skizzieren, sondern auch um aus ihr eine theoretische Konzeption für die Inhalts-analyse der sogenannten Emanzipationsliteratur zu gewinnen.

I. Einführung: Die Ziele der organisierten Frauenbewegung in Deutschland in Vergangenheit und Gegenwart

Die Frauenbewegung in Deutschland ist über 100 Jahre alt. Ihre Anfänge reichen bis in die vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Wenn auch zuvor einzelne Persönlichkeiten sich der Frauenfrage angenommen hatten, einzelne Schriften, Bücher usw. zu diesem Problem erschienen waren, so sind diese doch ohne breitere Wirkung geblieben Erst aus dem freiheitlich gesinnten deutschen Bürgertum jener Zeit, das wiederum in seinem Fühlen und Denken, in seiner gesamten Lebensführung geprägt war von dem Gedankengut des deutschen Idealismus und der Romantik, ging eine Bewegung hervor, die getragen wurde von einem Zusammengehörigkeitsgefühl vieler Frauen aufgrund eines gemeinsamen Protestes, das letztlich sogar ab 1865 seinen Ausdruck in ersten organisatorischen Zusammenschlüssen fand Die Frauen kämpften (und kämpfen seitdem) den Kampf um ihre Gleichberechtigung auf ökonomischem, politischem, sozialem und kulturellem Gebiet.

In der deutschen Frauenbewegung sind zwei Epochen: die erste, auch häufig , die alte'genannt, datiert von ihren Anfängen bis 1933. Während dieser Zeit gab es zwei Richtungen in der deutschen Frauenbewegung: die bürgerliche (die ältere) und die proletarische. Ab 1968 entstand die sogenannte Neue Frauen-bewegung. Sie begann in der Bundesrepublik später als in anderen Staaten, z. B. in den USA oder in England. 1. Als Gründerin der deutschen Frauenbewegung gilt Luise Otto-Peters, die von der politischen Begeisterung ihrer Zeit und den weltanschaulichen Ideen jener Epoche von Freiheit, Gleichheit, Selbständigkeit ganz erfaßt worden war und wegen ihrer politischen Poesie als „Lerche des Völkerfrühlings" gefeiert wurde. 1843 betonte sie: „Die Teilnahme der Frauen an den Interessen des Staates ist nicht ein Recht, sondern eine Pflicht." Und sie ergänzte 1847 diese Ausführungen: „Selbständig müssen die deutschen Frauen werden, nur dann werden sie auch fähig sein, ihrer Pflicht, teilzunehmen an den Interessen des Staates, immer und auf die rechte Weise nachzukom-men. Diese Selbständigkeit kann nur durch individuelle Bildung befördert werden; denn nur ein selbständiges Herz führt zu selbständigem Handeln.“

Nach M. Twellmann setzte sich nicht nur Luise Otto-Peters (1819— 1895), sondern überhaupt die erste Generation der bürgerlichen Frauenbewegung, z. B. Alice Schmidt (1833— 1902) und Henriette Goldschmidt (1825— 1920), für das Recht auf Bildung und auf Arbeit ein, um damit den Frauen Selbständigkeit und Mündigkeit zu erkämpfen. Die Befreiung der Frau sollte jedoch nicht Selbstzweck sein, sondern der „Gesellschaft nutzen" und „dem Fortschritt der Menschheit dienen" sowie gleichzeitig den Frauen eine selbständige materielle Existenzmöglichkeiten bieten Immer stärker setzten sich dann aber im Laufe der Zeit die Vertreterinnen innerhalb der bürgerlichen Frauenbewegung durch, die nicht explizit gesamtpolitische Veränderungen, sondern systemimmanente forderten, d. h., sie verlangten lediglich gleiche Rechte für Frauen und Männer.

Die bürgerliche Frauenbewegung war von Anfang an feministisch orientiert, da sie die Anliegen und Forderungen der Frauen durch Frauen innerhalb der bestehenden Wirtschafts-und Gesellschaftsordnung erkämpfen wollte, damit auf eine selbständige organisatorische Einheit Wert legte und eine weibliche Gegenkultur zu der männlichen bejahte und postulierte. > 2. Die organisierte proletarische Frauenbewegung entstand in einer Zeit zunehmender weiblicher Erwerbsarbeit. Auf Kosten der hör her zu bezahlenden männlichen Arbeitskräfte stieg die Zahl der Fabrikarbeiterinnen an. Dieser Tatbestand wiederum zwang weitere verheiratete Frauen mit Kindern an Stelle ihrer arbeitslosen Männer selbst für die Existenzsicherung ihrer Familie zu sorgen. Hier konnte der Gedanke des „Rechts auf Arbeit", wie es die bürgerliche Frauenbewegung in je-ner Zeit forderte, nicht aufkommen; hier galt für viele Frauen der unfreiwillige Zwang zur Arbeit unter sehr harten Arbeitsbedingungen. Innerhalb der Arbeiterorganisationen war in jener Zeit die Einstellung zur weiblichen Erwerbsarbeit unterschiedlich; von einigen wurde die Abschaffung der Fabrikarbeit gefordert, gekoppelt mit der Forderung nach bürgerlichen Familienformen. W. Thönnessen spricht von einem „proletarischen Antifeminismus". Insbesondere Clara Zetkin, die Gründerin der proletarischen Frauenbewegung, trat dieser Auffassung entgegen: Nicht die industrielle Frauenarbeit sei abzuschaffen, sondern die Form, in der sie ausgeführt wird

Die proletarische Frauenbewegung war — gemäß ihrer Zielsetzung — organisatorisch eingebettet in die sozialistische Arbeiterbewegung; sie sollte der Arbeiterin das Bewußtsein ihrer Klassenlage vermitteln. Die Vertreterinnen der proletarischen Frauenbewegung (Clara Zetkin, Emma Ihrer u. a.) sahen das Schicksal der Frauen — ebenso wie das der Männer — bestimmt durch die sozio-ökonomische Lage und ihre Befreiung nur möglich durch die Aufhebung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. So unterschieden sich die bürgerliche und die proletarische Frauen-bewegung in ihrer Konzeption — wie Clara Zetkin schreibt — grundsätzlich voneinander: Volle Frauenemanzipation durch Reform der bürgerlichen Gesellschaft oder durch Revolution — das ist die Frage, die die beiden Bewegungen grundsätzlich und faktisch trennte Die proletarische Frauenbewegung fand in ihren eigenen Reihen, selbst bei einigen Sozialistinnen, wie bei Rosa Luxemburg, keine sehr starke Unterstützung. Denn „Frauenbewegung war für sie keine Qualität an sich. Es ging für sie um große historische Auseinandersetzungen, innerhalb derer die Frauenfrage lediglich ein Aspekt unter vielen anderen, mindestens gleichrangigen, war, und die gelöst sein würden, wenn statt der Klassengesellschaft die klassenlose Gesellschaft entstanden sein würde." 3. Trotz der beschriebenen unterschiedlichen Organisationsformen und der gesamtgesellschaftlichen Zielsetzungen können Parallelen und Ähnlichkeiten zwischen beiden Richtungen der ersten Frauenbewegung festgestellt werden: Die Führerinnen der bürgerlichen und der proletarischen Frauenbewegung kamen größtenteils aus dem Bürgertum, also kaum aus der Arbeiterschicht, aus dem Großgrundbesitztum oder dem Adel Die meisten von ihnen haben eine Lehrerinnenausbildung absolviert (Clara Zetkin, Auguste Schmidt, Helene Lange, Gertrud Bäumer, Hedwig Dohm) Die beiden Gründerinnen (Luise Otto-Peters und Clara Zetkin waren an den politischen Fragen und Auseinandersetzungen jener Zeit besonders interessiert, und indem sie sich für bestimmte gesamtgesellschaftliche Veränderungen einsetzten, wurde ihnen die große Diskrepanz zwischen dem, was sie forderten, und der besonderen Lage der weiblichen Bevölkerung offenkundig. Ebenso wurden sie nicht nur wie die ihnen gleichgesinnten Männer in ihren politischen Aktivitäten behindert, sondern diese wurden ihnen noch besonders erschwert, allein dadurch, weil sie Frauen waren (z. B. öffentliches Redeverbot, lange Zeit keine Versammlungsfreiheit, Lächerlichmachung durch die Gegner).

Die bürgerliche und die proletarische Frauen-bewegung verfochten trotz ihrer verschiedenen gesamtgesellschaftlichen Konzeptionen auch gleiche Ziele: Sie setzten sich für die politische Gleichberechtigung, für die Forderung nach gleichem Lohn bei gleicher Arbeit, für bessere Arbeitsbedingungen, für den Mutterschutz, für die privatrechtliche Gleichstellung, für gleiche Bildungschancen und für das Recht auf Erwerbsarbeit ein. Die Forderung nach Recht auf Arbeit seitens der Frauen verschärfte auf allen Ebenen die Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt. So kämpfte die bürgerliche Frauenbewegung um die Neuaufnahme von ledigen Frauen in mittlere und höhere Berufspositionen, die proletarische gegen den Ausschluß der Arbeiterinnen vom Arbeitsprozeß, wie er von einigen Vertretern sogar — wie beschrieben — innerhalb der eigenen Arbeiterorganisation gefordert wurde.

Die Prioritäten in den Agitationen wurden in der bürgerlichen und der proletarischen Frauenbewegung unterschiedlich gesetzt. Die bürgerliche Frauenbewegung hatte sich vor allem in der Bildungsfrage engagiert, hoffte ferner durch Bewährung und Pflichterfüllung zu Rechten zu gelangen. Das Wahlrecht wurde nur zaghaft gefordert. Die proletarische Frauenbewegung konzentrierte ihre Arbeit auf die Gebiete der Sozialpolitik, des Wahlrechts und der Massengewinnung für die proletarische Bewegung Als oberstes Ziel galt hier: den Arbeiterinnen Einsicht in ihre Klassenlage zu vermitteln, ein Klassenbewußtsein zu schaffen, das nach gesamtgesellschaftlicher Veränderung drängt. Clara Zetkin schreibt: „Als Frauen befreiende Kraft wird der Sieg der Revolution auch das Werk der kommunistischen Frauenbewegung sein.“ 4. Gegner der Frauenbewegung waren — von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen— nicht nur die Männer, und zwar aus allen Berufsbereichen und aus allen Schichten, die z. T. mit „wissenschaftlichen" Untersuchungen und Argumenten die Unfähigkeiten der Frauen zu „beweisen" suchten, sondern auch viele Frauen, die an „der männlich orientierten Welt“ nichts auszusetzen fanden, die sich in ihrer „gottgewollten Abhängigkeit" wohlfühlten oder die zu einem Nachdenken über die ganze Frage überhaupt nicht gekommen sind Sie verharrten entweder in unerschütterlicher Gleichgültigkeit ohne jeden Protest, trotz z. T. größter Aufopferung (das wiederum entsprach ja gerade dem Frauenideal), oder sie stimmten sogar in den Chor der männlichen Gegner mit ein. Der Kampf um die Gleichberechtigung war darüber hinaus dadurch erschwert, daß die Frauen zu jener Zeit politisch völlig rechtlos waren. Am stärksten wurden sie in den beiden größten Bundesstaaten Preußen und Bayern behindert durch die „Verordnung über die Verhütung eines die gesetzliche Freiheit und Ordnung gefährdenden Mißbrauchs des Versammlungs-und Vereinigungsrechts“, denn hierin hieß es: „politischen Vereinen ist die Aufnahme von Frauenspersonen, Schülern und Lehrlingen verboten. Auch dürfen solche Personen nicht an Versammlungen und Sitzungen teilnehmen, bei denen politische Gegenstände verhandelt werden." Nur die Männer konnten bestimmen, ob Reformen zugunsten der Frauen durchgeführt wurden oder nicht. Die Frauen waren also auf das Wohlwollen und die Geneigtheit der Männer angewiesen. Zudem besaßen die Frauen durch ihren Ausschluß vom öffentlichen Bildungssystem nicht die nötigen rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Kenntnisse; sie mußten autodidaktisch, das notwendige weitere Wissen erwerben. Hinzu kam ihre finanzielle Ohnmacht, durch die sie durch das deutsche Rechtssystem verurteilt waren, denn über das Vermögen, selbst über den eigenen Verdienst der Frau bestimmte der Ehemann. Weiterhin wurden sie durch ihren Sozialisationsprozeß gehindert, spezifischen »weiblichen Tugenden'in Frage zu stellen; und als erstrebenswerte Eigenschaften galten für eine Frau: »Unschuld, Sanftmut und Bescheidenheit, Artigkeit, Schamhaftigkeit und ein freundliches aufgeheitertes Wesen.“ Auch im öffentlichen Leben hatte die Frau selbst nach den damaligen Frauenrechtlerinnen „der versöhnende und harmonisch ausgleichende Mittelpunkt“ zu sein. Damit schied jeglicher Kampf als ein Mittel zur „Überzeugung“ der Öffentlichkeit aus; es blieben nur die „sanften Waffen" übrig, und dazu zählte moralischer Zwang. Vornehmlich durch Pflichterfüllung sollte bewiesen werden, daß . die Frauen würdig und fähig seien, weitere Pflichten und damit verbundene Rechte zu übernehmen. „Arbeit — Leistung — Pflichterfüllung standen immer an erster Stelle, die Forderung eines Rechtes weit ab an zweiter, wenn ihm nicht ganz die Qualität einer . Belohnung'beigelegt wurde." Durch diese Haltung ist die erste Frauenbewegung gekennzeichnet. 5. Um die Jahrhundertwende und in den Jahren danach, insbesondere dann auch mit Aufhebung des Vereinsverbots, steigen überall die Frauenvereinsgründungen und ihre Mitgliedszahlen. In beiden Richtungen der Frauen-bewegung bahnt sich damit langsam ein retardierendes Moment dahin gehend an, daß sich ihre Arbeit von jetzt an stärker nur noch auf die Wohlfahrtsund Fürsorgearbeit, einschließlich der Errichtung von Wohlfahrtsschulen, konzentriert und sich den Hausfrauen zuwendet (z. B. die Forderung nach gesellschaftlicher Anerkennung der Haushaltstätigkeit aufstellt oder nach Bildung von Hausfrauenräten usw.). Die bürgerliche Frauenbewegung versteht sich zudem als Bewahrerin der bürgerlichen Moralvorstellungen. Sie unterstützt keine radikaleren bürgerlichen Gruppierungen. Einige männliche Wortführer innerhalb der proletarischen Bewegung (z. B. E. Fischer) kämpften ebenso für die Gewinnung bürgerlicher Familienformen. In der proletarischen Frauenbewegung kommt es jedoch zur Spaltung, da die führenden Kräfte aufgrund parteiinterner Auseinandersetzungen sich dem radikalen linken Flügel anschließen Sie bilden hier nur eine verschwindende Minderheit und können auch im Laufe der Zeit keine breitere Basis unter den Frauen gewinnen.

Wenn die Frauen in dieser Epoche (vom Beginn der organisierten Frauenbewegung 1865 bis zur Weimarer Republik) formal auch alle juristischen Rechte erhielten, so ist dieser Erfolg nicht der organisierten Frauenbewegung allein zuzusprechen, sondern die wirtschaftliche Entwicklung (insbesondere die Ausweitung des tertiären Wirtschaftssektors), die gesamtpolitische Situation (vornehmlich der Erste Weltkrieg zeigte das Angewiesensein auf Frauen) und die ideellen Gegebenheiten nämlich, die sich in immer breiteren Kreisen durchsetzende Idee von Gleichheit, Mündigkeit und Selbständigkeit der Menschen) waren mitverursachende Faktoren. Aber auch umgekehrt: Ohne Zusammenschluß von gleichgesinnten Frauen, ohne ihr Durchstehvermögen (trotz Spott, Hohn und der stärksten gegen sie gerichteten Waffe: das Lächerlichmachen), ohne ihre immer wieder erneut in der Öffentlichkeit vorgetragenen Forderungen (trotz vieler Niederlagen) wäre ein Wandel vermutlich nie ausgelöst worden.

6. Uber die Zeit von 1933 bis 1945 schreibt G. Strecker: „Grundsätzlich wichtig ist es, wenn wir feststellen, daß alle Organisationen rein politische Einrichtungen waren, um in dem reinen Männerstaat des Nationalsozialismus die Frau nach Maßgabe der jeweiligen Gegebenheiten in die Maschinerie des totalen Staates zu zwängen. Man kann all diese nationalsozialistischen Organisationen überhaupt nicht mit der Frauenbewegung vergleichen, sie gingen ja nicht von Frauen aus, sondern von Männern. Die führenden Männer der Parteien standen im Kampf gegen die alte Frauenbewegung die logischerweise in ihrer übernommenen Form durch den Nationalsozialismus vernichtet werden mußte."

Die führenden Kräfte in der deutschen Frauenbewegung, auch der bürgerlichen, vor und während der Weimarer Zeit, wie H. Lange, G. Bäumer, E. Lüders, hatten die nationalsozialistische Partei — auch am Anfang — keineswegs unterstützt, sondern gehörten anderen Parteien an. Viele von ihnen wurden später während des Dritten Reiches diskriminiert und aus ihren Ämtern entlassen, zum Teil verließen sie Deutschland 7. Im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit haben die Frauen eine sehr bedeutende Rolle gespielt In den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs, auf der Flucht und schließlich beim Wiederaufbau (die Trümmer-frau wurde zur Symbolfigur) wurden an alle Frauen derart hohe Erwartungen und Forderungen gestellt — wie Disziplin, Aktivität, Organisationstalent, Durchstehvermögen, Härte, physische Kräfte etc. —, daß der Widerspruch zwischen dem, was Frauen de facto vermögen, und dem ihnen zugeschriebenen Bild von „Weiblichkeit" und vom „weiblichen Wesen" offensichtlich wurde. E. Scheffler schreibt: „Es bedurfte zweier Weltkriege, um uns die Chance zu geben, durch Leistungen im Krieg und in den desolaten Jahren danach zu beweisen, daß wir Berufsarbeit im allgemeinen ebenso gut verrichten können wie die Männer, und daß wir sogar in außergewöhnlicher Gefahr und Not für uns und unsere Kinder einzustehen vermögen. Unter dem frischen Eindruck dieser Leistungen konnte man nicht umhin, uns für voll zu nehmen und uns deshalb auch volle eigene Rechtspersönlichkeit zuzustehen." Mit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes 1949 wurde in Artikel 3 Absatz 2 und 3 u. a. bestimmt, daß Männer und Frauen gleichberechtigt sind und daß niemand wegen seines Geschlechtes benachteiligt oder bevorzugt werden darf. Da es aber 1949 noch eine Vielzahl von gesetzlichen Bestimmungen gab, die der Frau nicht das gleiche Recht wie dem Manne gewährten, wurde im Artikel 117 des Grundgesetzes eine Frist bis zum März 1953 gesetzt, bis zu der die noch entgegenstehenden Rechtsbestimmungen angepaßt werden sollten 31).

Schon 1945 entstanden in Ost und West die ersten — zunächst regional begrenzten — Frauenverbände, zumeist Nachfolgeorganisationen aus der Zeit vor 1933. 1947 schlossen sich einige Frauenverbände zum „Demokratischen Frauenbund Deutschlands" zusammen, der bald nach der Gründung in die kommunistische „Internationale Demokratische Frauenföderation" aufgenommen wurde In den drei westlichen Besatzungszonen und in West-Berlin wurde erst 1949 der „Deutsche Frauenring e. V. (DFR)" in Bad Pyrmont gegründet als Dachverband der verschiedensten konfessionellen, berufsständischen, kulturellen Frauenverbände 1951 wurde ein „Informationsdienst für Frauenfragen e. V." gegründet. 1958 wurde dieser erweitert zum „Informationsdienst und Aktionskreis deutscher Frauenverbände und Frauengruppen gemischter Verbände e. V."; seit 1969 trägt er den Namen „Deutscher Frauenrat — Bundesvereinigung deutscher Frauenverbände und Frauengruppen gemischter Verbände e. V.". Zu ihm zählen 26 Mitgliederverbände, denen weitere 68 Bundesverbände angeschlossen sind

8. Eine andere Zielsetzung und Strategie verfolgt die Neue Frauenbewegung, die — wiederum wie zu Beginn aller Frauenbewegungen — aus den USA kam und sich weltweit ausgebreitet hat. Die Anfänge in der Bundesrepublik Deutschland gehen zurück auf die politische Studentenbewegung von 1967/68. Auf einer SDS-Konferenz in Hannover legten die weiblichen Mitglieder eine Resolution vor, in der die männlichen Genossen repressiven Verhaltens angeklagt wurden

Als erste Gruppierungen bildeten sich in West-Berlin der „Aktionsrat zur Befreiung der Frau" und der „Frankfurter Weiber-rat". Ab 1968/69 stieg die Zahl der Gründungen von ad hoc-Frauengruppen enorm an. Da sie über keinen Dachverband verfügen und nur zum Teil lockeren Kontakt untereinander pflegen, ist ihre Zahl unbekannt. Die fehlende feste Organisationsstruktur ist Absicht. Denn von Anfang an bestand in der gesamten Neuen Frauenbewegung eine große Skepsis gegenüber jeder traditionellen Organisationsform, weil diese bisher immer einigen Mitgliedern Macht über andere gegeben hätte

Der sprunghafte Anstieg neuer Frauengruppen ist also zurückzuführen auf das veränderte politische Bewußtsein vornehmlich der Stundentinnen in den sechziger Jahren, auf eine veränderte sexuelle Einstellung (die letztlich innerhalb der Frauenbewegung zur Enttabuisierung der Homosexualität führte), auf die antiautoritäre Bewegung und auf die Kampagnen gegen den § 218. Die Mitglieder der neuen Frauengruppen sind überwiegend — wie in der alten Frauenbewegung — Mittelschicht-Frauen, d. h. Frauen mit höherem Ausbildungsniveau. Sie versuchen, die Widersprüche zwischen rhetorischen Äußerungen und faktischem Verhalten, zwischen Anspruch und Realität einer Gesellschaft aufzudecken, über ihre eigene Lage zu reflektieren und diese nicht als individuelle, sondern auch als kollektive zu begreifen und Strategien, die vornehmlich die Solidarität unter den Frauen betonen, zu entwickeln. Haupttätigkeitsfeld ist die Öffentlichkeitsarbeit, die Arbeit im vorparlamentarischen Raum, die eigene Bewußtseinsbildung und die von anderen Frauen. Um die Öffentlichkeit auf bestimmte aktuelle Probleme von Frauen (z. B. § 218, die Diskriminierung weiblicher Bewerber bei Stellengesuchen) und auf das veränderte Bewußtsein von Frauen (z. B. bei Protesten gegen „Miß-Wahlen", gegen den „Muttertag") aufmerksam zu machen, wurden zuweilen pressewirksame Aktionen durchgeführt, um dadurch bei immer mehr Frauen den Bewußtwerdungsprozeß einzuleiten und letztlich die Mobilisierung von immer mehr Frauen voranzutreiben, die dann stärkeren Druck auf den Staat ausüben könnten.

Ausgangspunkt bleibt in allen Gruppen neben der Öffentlichkeitsarbeit der Versuch, an den unmittelbaren Problemen ihrer Mitglieder anzuknüpfen. Sie versuchen herauszufinden, wodurch sie unterdrückt werden und welches ihre Bedürfnisse sind und entwickeln daraus Forderungen und Strategien Gegen diese Gruppen wurde und wird häufig von linker Seite der Vorwurf erhoben, eher gruppentherapeutisch als revolutionär-politisierend unter ihren Mitgliedern zu wirken.

Insgesamt ist festzuhalten, daß die Neue Frauenbewegung feministisch ist gleichgültig, welche gesamtpolitischen Ziele die einzelnen Gruppen verfolgten Neu ist in der Geschichte der gesamten Frauenbewegung jedoch die „radikal-feministische" Richtung. „Der Begriff . radikal'will in diesem Zusammenhang sagen, daß die Frauen sich radikal auf ihr Geschlecht, ihre Forderungen, ihren Beitrag zur Gesellschaft, der, wie sie annehmen, ein besserer sein wird als der der Män-ner, zurückziehen. Eine Art weibliche Gegen-kultur zur Kultur der männlichen Gesellschaft wird postuliert. Der gemeinsame Klassenkampf ist kein vorrangiges politisches Anliegen, wird als männliche Strategie, die nur die wahren Tatbestände verschleiert, abgelehnt. Die radikalen Feministinnen meinen, daß man den Kampf auf einer sehr viel früheren Ebene der Unterdrückung führen müsse, nämlich der der Sexualität und der patriarchalischen Verhaltensweisen, durch die alle Frauen durch alle Männer unterdrückt werden. Für sie ist nicht der Kapitalismus der primäre Feind, sondern das Patriarchat." 9. Interessant ist, daß im Laufe der Geschichte der Frauenbewegung zwischen den einzelnen Gruppierungen eine Akzentverschiebung stattfand. In der ersten Frauenbewegung lehnte die proletarische Richtung jegliche feministischen Aspekte ab, dagegen verstand sich die bürgerliche Frauenbewegung selbst als feministisch — und war es de facto auch. Nunmehr sind die neuen Gruppierungen, unter ihnen auch marxistische und radikal-sozialistische, überwiegend feministisch orientiert, dagegen lehnen die meisten etablierten bürgerlichen Frauenverbände dies für sich heute ab. Sie verstehen sich eher als Lobbyisten für die Belange der Frauen, also als eine Interessenvertretung. Dagegen vor allem wandte sich Helene Lange, eine der prominentesten Vertreterinnen der alten bürgerlichen Frauenbewegung. Sie schrieb im Jahre 1900: „Nur auf dem Grund der sittlichen Weltanschauung ruht ihre (der Frauenbewegung) Macht. Als bloßer Interessenkampf hat sie auf eine mäßige Teilnahme und auf mäßige Erfolge zu rechnen; erst wo die sittliche Idee in ihr zum Ausdruck kommt, beginnt ihre siegende Kraft."

Die positionalen Unterschiede der einzelnen Gruppierungen der Neuen Frauenbewegung sind jedoch nicht so groß wie die Differenz zwischen ihr und den etablierten Frauenverbänden, was sich insbesondere auch auf zwei Tagungen (1974 und 1975 in der Evangelischen Akademie Loccum) zeigte, zu der beide Richtungen zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen worden waren. Sowohl im Ziel als auch im Weg sind die Anschauungen der „etablierten" und vieler Gruppierungen der Neuen Frauenbewegung konträr: Die Verbesserung der Situation der Frauen scheint den ei-nen In dieser Gesellschaft Im Rahmen bestehender Organisationen und Institutionen, z. B.

durch mehr Mitarbeit von Frauen in Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Verbänden, möglich, vielen neuen Gruppierungen jedoch nur außerhalb der bestehenden Ordnung oder durch eine eigene Frauenpartei im Parlament Dennoch soll das Gespräch auch zwischen den Extremgruppierungen nicht abreißen. Denn beide Seiten sind aufeinander angewiesen. Inge Sollwedel, Vizepräsidentin des Verbandes berufstätiger Frauen, formulierte es so: „Die Gruppen der neuen Frauen-bewegung haben den Zugang zur Basis; die zum großen Teil personell ausblutenden traditionellen Frauenverbände haben den Zugang zur Spitze, zu den Geldtöpfen, zu den politischen Machtzentren. Hier sich zu ergänzen, scheint nach Loccum für Frauen in der alten und der neuen Frauenbewegung ein lohnendes Ziel. Zunächst kann es allerdings nur darum gehen, Informationen auszutauschen und die auf beiden Seiten vorhandene Gesprächsbereitschaft zu institutionalisieren." Dieses Ziel wurde auf der letzten Loccumer-Tagung (13. April 1975) nochmals erneuert und ein inoffizielles Spitzengespräch und punktuelle Zusammenarbeit auf regionaler Ebene beschlossen

10. Den Einfluß der organisierten Frauenbewegung auf die veränderte gesellschaftliche Stellung der Frau abzuschätzen, ist nicht möglich. Zunächst fällt in einem kurzen gerafften Rückblick auf, daß viele ihrer gestellten Forderungen von den staatlichen Institutionen erst einmal abgelehnt wurden, manche sogar mehrmals, daß die Frauenbewegung in der Öffentlichkeit ob ihrer Zielsetzungen angegriffen und z. T. sogar verhöhnt wurde und z. T. auf völliges Unverständnis stieß und heute noch stößt (nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen). Zudem erscheinen andere Einflußgrößen als Veränderungsfaktoren offenkundiger: So die letzten Kriege und das Angewiesensein auf Frauen und ihre Bewährung während und nach diesen Katastrophenzeiten, so die jeweilige wirtschaftliche konjunkturelle Lage und die Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt, nach der sich die will-43 kommen« oder ablehnende Beteiligung von Frauen am Arbeitsprozeß bemißt und von der immer abhängig war, welches Bild von der Frau sich in der Öffentlichkeit durchzusetzen vermochte (das Mutter-und Hausfrauenideal oder das der modernen berufstätigen Frau und Partnerin) u. a. m. Dennoch darf die Frauenbewegung in ihren öffentlichen Aktionen und in ihrer Breitenwirkung sowohl unter ihren Mitgliedern und Anhängern als auch in ihren informellen Beziehungen nicht unterschätzt werden. Es muß immer mitbedacht werden, daß ihre Mitglieder und Sympathisanten aus der Schicht kamen und kommen, in der Männer (z. T. sogar die Ehemänner, andere Verwandte und Freunde) z. T. an politischen Entscheidungsprozessen mitwirken. Insofern ist diese Bewegung mit der Arbeiterbewegung nicht vergleichbar. Diese informellen Strukturen aufzudecken, wäre eine sehr schwierige, aber interessante, lohnende und notwendige wissenschaftliche Forschungsarbeit.

Obwohl der organisierten Frauenbewegung keine schnellen Erfolge beschert waren, wuchs die Mitgliedszahl in den ersten fünfzig Jahren stark an, und damit auch — vermutlich — ihr Einfluß auf die Basis. Die Organisationsform hat sich einerseits als Vorteil erwiesen (Erfahrungsaustausch, die Aktionen können in größerem Rahmen durchgeführt werden und ein stetes Auskunftsund Beratungszentrum steht bereit; zudem vermittelt der Zusammenschluß mit Gleichgesinnten ein Gefühl der Sicherheit). Andererseits kann sie aber auch die Gefahr eines retardierenden Moments wie am Anfang dieses Jahrhunderts (vgl. S. 8) in sich schließen.

Ferner wäre ohne die organisierte Frauenbewegung und ohne die Zähigkeit und das Durchstehvermögen trotz aller Mißerfolgserlebnisse mit den z. T. hohen psychischen „Kosten“ aller an dieser Bewegung Beteiligten, sowohl der Vertreterinnen der alten als auch der neuen Frauenbewegung, keine Problem-diskussion und damit keine Problemfindung um die Stellung der Frau in unserer Gesellschaft in breiten Kreisen ausgelöst worden; dies aber ist eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung für eine gesellschaftliche Veränderung.

II. Theoretische Vorüberlegungen und Abgrenzung der Untersuchungseinheit (Universum)

Organisationen und Verbände mit freiwilliger Mitgliedschaft umfassen immer nur einen Teil der Personen, die das gleiche Interesse mit ihnen teilen. So wirken auch viele Frauen unabhängig von der organisierten Frauenbewegung im gleichen oder ähnlichen Sinne wie diese Institutionen in ihrer unmittelbaren Umgebung oder sogar in breiteren Kreisen der Öffentlichkeit. Eine „Bewegung“ wird ferner auch gerade von jenen getragen, die über Massenkommunikationsmittel sich gegen die gegenwärtige soziale Lage auflehnen und Veränderungen bewirken möchten. So erschienen z. B.seit Beginn der „Neuen Frauen-bewegung“ (ab 1967/69) in allen europäischen Ländern und den USA Buchveröffentlichungen, die die soziale Lage der Frauen analysieren und ihre diskriminierte Stellung aufdek-ken. Sie wollen Einsicht hierüber vermitteln und das Bewußtsein der Frauen verändern, die Kommunikation unter Frauen fördern, eigene Erfahrungen vermitteln und Solidarität unter Frauen schaffen. Mit ihren Forderungen erstreben sie bestimmte Veränderungen. Ob de facto das Massenkommunikationsmittel „Buch“ sozialen Wandel schaffen kann, ist bisher innerhalb der Wirkungsforschung noch ungeklärt

Der folgende Bericht will deshalb darstellen, welche Konzepte den Frauen über den Büchermarkt angeboten, welche Forderungen und Veränderungsvorschläge in bezug auf ihre gesellschaftliche Situation hier aufgestellt werden. Es wurde der Zeitraum von 1968 bis 1973 gewählt, also der Beginn der Neuen Frauenbewegung.

Die Untersuchung soll keine ideologiekritische Studie sein. Die unvollständigen Informationen über Auflagenhöhe der Bücher, über Sozialdaten der Autoren u. a. würden diesen Ansatz schon in seinen Anfängen zum Scheitern bringen. Sie kann ebenfalls nichts darüber aussagen, ob die Autoren als Repräsentanten aller Frauen oder nur bestimmter Frauengruppen gelten können; sie sagt auch nichts über die Entstehung, den Einfluß und die tatsächliche Wirkung der Bücher auf die Adressaten aus. Sie will lediglich aufzeigen, welche Zielvorstellungen während einer bestimmten Epoche auf dem Büchermarkt vorherrschen und darüber hinaus: ob und welche

Trends in dem Untersuchungszeitraum zu erkennen sind, wobei immer mitzubedenken ist, daß die quantitative Verbreitung eines bestimmten gesellschaftlichen Konzepts auf dem Büchermarkt nicht durch die mögliche Zahl der Autoren, sondern durch die Absatzüberlegungen der Verleger, der Buchindustrie, durch die „gate keepers“ (Kurt Lewin), gesteuert wird. Die quantitative Verbreitung läßt aber Rückschlüsse zu auf die Bedarfskalkulation der Verleger, also auf ihre Vermutung eines Bedürfnisses, das sich in Absatz umsetzen läßt.

Das Bedürfnis aber kann wiederum als Indikator für bewußtes oder unbewußtes Unbehagen an der eigenen sozialen Lage, für ein Suchen nach Lösungswegen aus individuellen Schwierigkeiten oder für die Einsicht in gesellschaftliche Antagonismen gelten. Außerdem kann vermutet werden, daß die Rezipienten über ähnliche Primärerfahrungen verfügen wie die Kommunikatoren und daß die Letzteren für eine Kategorie von Rezipienten schreiben, deren soziale Lage und Primärerfahrung ähnlich ihrer ist und die ihre Erfahrung und Lösungswege an ein breites — wenn auch anonymes — Publikum weiterreichen wollen zum Zwecke genereller Veränderungen. Hier stehen sich zwei Altemativhypothesen in der Massenkommunikationsforschung gegenüber „ 1. Die . Reflection'-Hypothese besagt, daß sich auf dem öffentlichen Forum nur solche Aussagen behaupten, die vom Publikum akzeptiert werden. Da die Massenkommunikationsinhalte stark auf das breite Publikum zugeschnitten werden, lassen sich die Aussagen der Massen-kommunikation als Spiegel, als Reflexion der Wünsche, Erwartungen, Attitüden und , Tag-Träume'des Publikums auffassen. 2. Die . Social-control'-Hypothese besagt dagegen, daß die Aussagen der Massenkommunikationen nicht als Spiegelung der Publikumsmentalität aufzufassen sind, sondern der Veränderung beim Publikum zeitlich vorausgehen, also das Weltbild der Rezipienten beeinflussen, kontrollieren, strukturieren, kanalisieren.“ Zur Überprüfung dieser Hypothesen wäre die Kenntnis darüber notwendig, ob die Rollen-träger — hier: die Frauen — selbst Verände-rungen wünschen wenn ja, ob und welche Zielvorstellungen sie besitzen. Leider verfügen wir über dieses Material nicht. Es kann somit nur unterstellt werden, daß die am Anfang dieses Abschnittes dargelegten Artikel sowohl der Reflectionals auch der Social-Con-

trol-Hypothese entsprechen werden; die Autoren selbst erhoffen sich aber Veränderungen bei den Rezipienten, und diese Vorschläge will die folgende Untersuchung erfassen. Unter „Emanzipations" -Literatur sind also jene Bücher oder Buchartikel zu verstehen, die eine Veränderung der sozialen Lage der Frauen in unserer Gesellschaft fordern. Es kann hier nicht der Ort sein, den Emanzipationsbegriff zu diskutieren er ist zweifellos zu einem . Schlagwort“ geworden, mit dem »intellektuelle und politisch-praktische Beiträge zur Veränderung bzw. Überwindung bestehender Zustände ihre Bedeutung legitimieren, mit dem sämtliche Hoffnungen und Verheißungen verbunden werden" Die Bezeichnung »Emanzipations" -Literatur wurde allein wegen ihrer Kürze gewählt. Für die Analyse wurden zunächst alle jene Bücher herangezogen, die im Zeitraum von 1968 bis 1973 in der Bundesrepublik Deutschland erschienen sind und unter den Stichworten „Emanzipation", „Gleichberechtigung“, „Frau", „Freiheit", „Sexualität", „Erwerbstätigkeit" und „Familie" in der „Deutschen Bibliographie" in verschiedensten Bücher-Katalogen und Verlagsverzeichnissen, in den Literaturverzeichnissen der bereits erfaßten Bücher verschlagwortet und diesen zuordnungsbar waren. Nach Durchsicht dieser Bücher wurden dann die für unser Thema relevanten bibliographisch erfaßt (vgl. Literaturverzeichnis S. 23 ff.).

Einige — zwar in bezug auf die Problematik relevanten — Artikel wurden dennoch in das Universum (Untersuchungsgesamtheit) nicht aufgenommen, da Zielangaben fehlten. Das Universum umfaßt nunmehr insgesamt 205 Bücher und Buchartikel. In den letzten drei Jahren des Erhebungszeitraumes sind zwei Drittel aller Veröffentlichungen erschienen; denn von 1970 bis 1971 nahm die Zahl der Neuerscheinungen sprunghaft zu.

III. Ergebnisse

1. Die vier Grundkonzepte in der deutschen Frauenbewegung überblickt man zusammenfassend die am Anfang skizzierte Geschichte der deutschen Frauenbewegung, so ist es möglich — trotz der aufgezeigten Fülle und Vielseitigkeit von Zielsetzungen—, diese in beiden Epochen auf nur vier Grundorientierungen zurückzuführen, die z. T. zeitlich nebeneinander bestanden und damit sowohl in der alten als auch in der Neuen Frauenbewegung vorfindbar sind. Sie sollen benannt werden mit: a) das humanistisch-aufklärerische Konzept, b) das marxistisch-und radikal-sozialistische Konzept, c) das Gleichberechtigungskonzept und d) das radikal-feministische Konzept. a) Das humanistisch-aufklärerische Konzept Verankert in der Tradition des deutschen Idealismus und der Romantik war für Luise Otto-Peters, der Gründerin der deutschen Frauenbewegung, und für ihre Anhängerinnen Sinn der Frauenbewegung das „Werk der Welterlösung zu fördern" Höchstes Ziel war Freiheit und Gleichheit für alle. Für jene „sittliche Höherentwicklung des Individuums, des ganzen Menschengeschlechts .. ., und zwar für alle Klassen der menschlichen Gesellschaft", war Bildung Voraussetzung Freiheit und Mündigkeit ist hier — ganz im Sinne der Aufklärung — Folge der Selbstbestimmung, Bildung die Hilfe.

Ebenso wird von den ersten Vertreterinnen der Neuen Frauenbewegung, der Frauengruppe des SDS, Freiheit und Mündigkeit als oberstes Postulat gesetzt. Insofern ist hier ein gleiches Grundkonzept wie bei den Gründerinnen der alten Frauenbewegung gegeben, wenn auch in Anlehnung an die kritische Theorie dieses Ziel negativ formuliert wird, d. h. im Sinne der Weigerung, Freiheit als Negation vom Zwang. b) Das marxistisch-und radikal-sozialistische Konzept Dagegen traten Clara Zetkin und die proletarische Frauenbewegung von Anfang an für die Abschaffung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung als Quelle der Unterdrückung der Menschheit und damit auch der Frauen ein. Primäres Ziel war hier, ein Klassenbewußtsein zu schaffen, das zu gesamtgesellschaftlicher Veränderung drängt. Auch für die marxistische Richtung innerhalb der Neuen Frauenbewegung ist die Befreiung der Frau erst durch die Veränderung der Wirtschaftsordnung möglich. c) Das Gleichberechtigungskonzept Die organisierte bürgerliche Frauenbewegung am Ende der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts und im ersten Viertel dieses Jahrhunderts, die die größte Mitgliederzahl besaß, setzte sich für die gleichen Rechte der Frauen innerhalb der bestehenden Gesellschaftsordnung ein. Auch heute verfolgen die fest organisierten und einige locker strukturierte Frauengruppen der Neuen Frauenbewegung (einige durch Protest gegen den § 218 entstanden) dieses Ziel. d) Das radikal-feministische Konzept Innerhalb der Neuen Frauenbewegung hat sich — wie gezeigt wurde (vgl. S. 9) — eine neue Richtung herauskristallisiert, deren Vertreterinnen zwar auch die bestehende Gesellschaftsordnung verändern wollen, die aber vornehmlich das Patriarchat als primären Feind betrachten. Hier wird eine weibliche Gegenkultur zu der männlichen postuliert und der gemeinsame Klassenkampf — wie dargelegt — als sekundäres politisches Anliegen betrachtet.

Sollten Vorschläge und Konzepte für eine Veränderung der sozialen Lage der Frauen in unserer Gesellschaft de facto nur nach diesen vier Grundkonzepten denkbar und möglich sein, müßten sich auch alle Buchveröffentlichungen diesen beschriebenen vier Grund-konzepten zuordnen lassen. Der Eindruck der Vielfältigkeit der Vorschläge würde dann schwinden zugunsten einer Konzentration der Forderungen auf diese vier Grundorientierungen, d. h. die Emanzipationsbestrebungen würden sich damit auf vier Argumentationsrichtungen reduzieren lassen. Das vorliegende Material sollte deshalb auf diese Zuordnungsmöglichkeit hin untersucht werden.

Ubersichtshalber werden die vier Grundkonzepte noch einmal kurz beschrieben und mit Beispielen aus der Literatur versehen. aa) Das humanistisch-aufklärerische Konzept Kurzbeschreibung:

Hier wird die jetzige Gesellschaftsform abgelehnt und eine neue gefordert, die freier sei und auf Mündigkeit ihrer Bürger beruhen soll. Als Verursacher der z. Z. fehlenden Freiheit werden nicht explizit die bestehenden ökonomischen und politischen oder patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen gesehen und diese somit auch nicht als primäres Ziel der Vernichtung oder der Veränderung genannt.

Beispiele:

Ingrid Scherff, Die Lage der Frau in den westlichen Gesellschaften, Stuttgart 1972, S. 83:

. . die Emanzipation der Frau (muß) mit der Emanzipation der Gesellschaft einhergehen ..., sonst bleibt sie Stückwerk.“

Cordula Koepcke, Die Frau und die Gesellschaft, München 1973, S. 222: „Denn das Ziel der Frauenemanzipation ist — der Name sagt es — Befreiung. Freisein von Zwängen, für die es keinen anderen Grund als die Macht der Gewohnheit und die Macht des materiell überlegenen, oft aber selbst Unfreien gibt, bedeutet noch nicht Vollendung der Freiheit, weckt aber Freiheitsimpulse... Gelingt hier der entscheidende Wurf, wird eine Veränderung eingeleitet, die alle bisher ins Auge gefaßten Reformen in den Schatten stellen wird. Sie wirkt systemimmanent und systemüberwindend zugleich, weil Freiheit bejahend und Freiheit schaffend sein kann, und ihr Ergebnis werden Menschen sein, die Freiheit zu leben und anzuwenden wissen." bb) Das marxistisch-und radikal-sozialistische Konzept Kurzbeschreibung:

Die Lage der Frauen wird hier verknüpft gesehen mit gesamtgesellschaftlichen Verhältnissen, d. h. konkreter: bedingt durch die kapitalistische Wirtschaftsund Gesellschaftsordnung. Völlige Emanzipation ist danach erst möglich beim Bestehen einer veränderten Gesellschaftsordnung, wenn auch bereits heute Teilziele anvisiert werden können. Die Teilzeile sind aber immer in übergreifende marxistisch-sozialistische Gesamtkonzepte eingebettet.

Beispiele:

Jutta Menschik, Gleichberechtigung oder Emanzipation?, Frankfurt 1972, S. 80: , 1. Die untergeordnete Stellung der Frau Ist ein Nebenwiderspruch innerhalb des Hauptwiderspruchs zwischen Kapital und Arbeit. Deshalb läßt sich die Frauenfrage nicht geschlechtsspezifisch lösen, sondern letztlich nur durch die Umgestaltung der kapitalistischen Klassengesellschaft in eine sozialistische, klassenlose. 2. Demnach bestimmt die soziale und wirtschaftliche Ordnung der Gesellschaft das Ausmaß der Möglichkeit für eine Emanzipation der Frau. Die letzte Form der Emanzipation innerhalb eines kapitalistischen Staats kann nur die gesellschaftlich-politische Emanzipation sein, d. h. individuelle und gemeinsame Befreiung von überflüssigem Zwang, irrationaler Herrschaft und Unterdrückung." Gisela Brandt u. a., Frauenfrage im Kapitalismus, Frankfurt 1973, S. 186: „Der Abbau der Ungleichheit zwischen Mann und Frau findet seine Grenze an der fortexistierenden Ungleichheit zwischen Lohnarbeit und Kapital und muß von dorther begriffen werden.“ Gundula Bölke, Die Wandlung der Frauenemanzipationstheorie von Marx bis zur Rätebewegung, Hamburg 1971, S. 63: „Die Subjekt-werdung der Frau wird nicht allein durch ihre politische Gleichberechtigung erreicht, sondern nur in einem sich bedingenden, einheitlichen Prozeß der Erlangung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Unabhängigkeit, dessen wichtigste Momente die Zerstörung und Neuorientierung der Familienverhältnisse und der alten Familienstruktur, besonders im Hinblick auf die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern, sowie die Abschaffung der Lohnarbeit und der aus ihr entstehenden antagonistischen Form der Frauenarbeit sind, wodurch erst die lebendige und allseitige Mitwirkung der Frau am gesellschaftlichen Lernprozeß ermöglicht wird und damit ihre Emanzipation." cc) Das Gleichberechtigungskonzept Kurzbeschreibung:

Hier wird die Veränderung der Situation der Frau gefordert, ohne die Gesellschaftsordnung selbst in Frage zu stellen. Dabei wird nicht ausgeschlossen, daß die Vertreterinnen dieses Konzeptes evtl, gesamtgesellschaftliche Auswirkungen und Veränderungen mitsehen, aber sie sind Folgen, nicht Ziele ihres Konzeptes.

Beispiele:

Rolf Lamprecht, Evas Töchter werden mündig -Die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft, Stuttgart 1972, S. 63: „Die soziale Landschaft der Bundesrepublik müßte demzufolge — von der besseren Berufsausbildung der Mädchen bis zu einer gleichen Entlohnung von Männer- und Frauenarbeit — grundlegend verändert werden. Beseitigt werden müßte vor allen Dingen die ökonomische Nichtbewertung der Hausfrauenarbeit..."

Mechtild Fülles, Die Frau in der Politik, Köln 1969, S. 18 und 146: „Sowohl im gesellschaftlichen als auch im politischen Bereich ist die rechtlich verankerte Gleichberechtigung jedoch so lange wertlos, wie keine Chance besteht, die gleichen Rechte wahrnehmen zu können... Es bleibt zu fragen, ob nicht die Frauen selbst den Zirkel der , self-fulfilling pro-phecy'durchbrechen können... Heute liegt es an ihr (der Frau), die Beseitigung noch immer wirksamer negativer Vorurteile der Gesellschaft gegenüber der Frau voranzutreiben. Nur wer sich einer Herausforderung stellt, hat die Chance, sich durchzusetzen.“ dd) Das radikal-feministische Konzept Kurzbeschreibung:

Hier wird eine weibliche Gegenkultur zu der männlichen postuliert und der gemeinsame Klassenkampf als zwar notwendig, aber sekundär betrachtet, da für die Vertreterinnen dieses Konzeptes nicht der Kapitalismus der primäre Feind ist, sondern das Patriarchat.

Beispiele:

Ursula Erler, Mütter in der BRD — Ideologie und Wirklichkeit, Starnberg 1973, S. 14 und 73: „Die Frauenfrage ist als untrennbarer Bestandteil der Klassenfrage — schon vermittelt über die proletarische Frau — nicht von dieser zu lösen und setzt damit die ökonomische Selbständigkeit der Frau voraus, aber sie ist andererseits nicht damit zu verrechnen. Allein das Fortleben der patriarchalischen Struktur in den derzeitigen sozialistischen Systemen ist dafür bereits ein trauriges Indiz... Wir müssen nach unserer Analyse der sozialistischen Erziehungswirklichkeit auf den neuen Menschen hin festhalten, daß das Patriarchat letztlich auch in den sozialistischen Ländern nicht abgebaut ist — weder in der gesellschaftlichen Praxis noch in der ideologischen Argumentationsstruktur. Wir müssen daher das Patriarchat selber abschaffen."

Wie aus diesen Beispielen sichtbar wird, muß letztlich die Zuordnung der einzelnen Artikel zu den vier Grundkonzepten hermeneutisch erfolgen. Zur besseren Absicherung wurden sprachliche Indikatoren gebildet. Die Prüfung, ob eine Zuordnung möglich sei, wurde von zwei Untersuchen! getrennt vorgenommen. Im 'ersten Durchgang lagen nur 17 ’/o nicht übereinstimmende Aussagen vor. Beim zweiten Durchgang, nach erneuter Durchsicht und Überprüfung des Artikels, konnten auch die restlichen übereinstimmend einem der vier Grundkonzepte zugeordnet werden.

Damit wurde auch durch die Literatur die Behauptung bestätigt, daß sich die Emanzipationsbestrebungen zunächst auf vier Argumentationsrichtungen reduzieren lassen, d. h„ daß sie aus vier unterschiedlichen gesellschaftlichen Grundkonzepten erwachsen.

Aus der Geschichte der deutschen Frauenbewegung geht ferner hervor, daß die Frauenorganisationen, die das Gleichberechtigungskonzept vertraten, zu allen Zeiten die stärkste Anhängerschaft besaßen. Dieser Tatbestand ist nicht verwunderlich, denn dieses Konzept ist im Vergleich zu den drei anderen das selbstverständlichste: es ist eine Konsequenz der Gerechtigkeitsidee, nach der die bürgerliche Gesellschaft — de jure — angetreten ist und kann sich daher die Chance geben, innerhalb dieses Systems realisierbar zu sein und auf totale gesellschaftliche Veränderungen zu kann daher das verzichten. Es auch als gemäßigte Konzept angesehen werden.

Ferner wird das Gleichberechtigungskonzept auch eher von der Buchindustrie unterstützt werden, weil — wenn die am Anfang dieses Kapitels zitierte „Reflection" -Hypothese stimmt — sich Rezipienten nur solchen Kommunikationsmitteln aussetzen, die ihre Kommunikationserwartungen bestätigen, diese Erwartungen aber in die Bedarfskalkulation der Verleger einfließen. Treffen diese Verallgemeinerungen zu, dann müßte also folgende Hypothese formulierbar sein: Da alle Buch-veröffentlichungen des Zeitraumes von 1968 bis 1973 den vier Grundkonzepten zuordnungsbar waren, müßten die Veröffentlichungen, die das Gleichberechtigungskonzept vertreten, gegenüber den anderen Konzepten zahlenmäßig überwiegen.

De facto vertreten auch von den 205 Buchartikeln 112, das sind 54, 6 °/o, das Gleichberechtigungskonzept. An zweiter Stelle rangiert mit 22, 0 °/o das marxistisch-und radikal-sozialistische Konzept. Keine großen quantitativen Unterschiede zeigen sich zwischen dem humani-‘ stisch-aufklärerischen Konzept (= 13, 2%) und dem radikal-feministischen Konzept (= 10, 2%). Die Verteilung in den einzelnen Erhebungsjahren ist insofern interessant, da das marxistisch-und radikal-sozialistische Konzept und das radikal-feministische eindeutige Höhepunkte aufweisen. Die Hauptzahl der Veröffentlichungen mit dem radikal-feministischen Konzept fällt in das Jahr 1971 (= 47, 6% aller radikal-feministischen Veröffentlichungen); in diesem Jahr wird sogar ein Viertel aller Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt von ihm bestritten. Das marxistisch-und radikal-sozialistische Konzept hat zunächst eine langsam steigende Tendenz, nimmt dann ein Jahr später als das radikal-feministische Konzept sprunghaft zu und erreicht 1972 seinen größten Marktanteil an den Neuerscheinungen, nämlich 41, 8 %. Es fällt aber im nächsten Jahr (1973) rapide auf 17 % des Marktanteiles zurück. Das Gleichberechtigungskonzept dagegen unterliegt als einziges Konzept nicht derart großen Schwankungen. Es fällt zwar von 1968 bis 1972 marktanteilsmäßig ab, steigt aber 1973 wieder an. Dieser große Marktanteil am Anfang des Untersuchungszeitraumes erklärt sich daraus, daß noch 1968 nur das Gleichberechtigungskonzept und das radikal-feministische auf dem Buchmarkt vertreten waren, 1969 kam das marxistische und erst 1970 das aufklärerische hinzu, dessen Veröffentlichungen sich überwiegend auf die Jahre 1972 und 1973 konzentrieren (= 85 % aller Veröffentlichungen). Die Neue Frauenbewegung wirkte sich in verstärktem Maße also erst ein bis zwei Jahre später auf dem Büchermarkt aus.

Abschließend bleibt als Resümee festzuhalten: Im Jahre 1973 ist im Vergleich zu 1972 eine Zunahme des Marktanteils beim Gleichberechtigungskonzept um 10 % gegeben, das damit, wieder — mit der kurzen Unterbrechung im Jahr 1972 — marktbeherrschend wurde. Ebenso nahmen die Vertreter des radikal-feministischen Konzepts um 10 %, die des humanistisch-aufklärerischen Konzepts um 6 % zu Lasten des marxistisch-und radikal-sozialistischen Konzepts zu, das um 25 % gefallen ist; es war — wie bereits betont — lediglich im Jahre 1972 sehr stark vertreten. 2. Häufigkeitsverteilung der Zielangaben Die fast 130jährige Geschichte der Frauenbewegung ist gekennzeichnet — wie bereits einleitend dargestellt— durch die über ein Jahrhundert hinweg gleichgebliebene Aktualität vieler Forderungen. Insbesondere war der Berufs-und Bildungssektor zu allen Zeiten in allen Richtungen Gegenstand von Forderungen. Zunächst mußten die Frauen für die formal-juristischen Voraussetzungen kämpfen, für das Recht auf Arbeit (selbst die proletarische Frauenbewegung in ihren eigenen Reihen) und für das Recht auf gleiche Bildungschancen, dann für die Inanspruchnahme dieser Rechte durch die Frauen. Erst im Zuge der Neuen Frauenbewegung setzte sich die Einsicht immer stärker durch, daß das formale Recht und der Appell an die Frauen, dieses Recht in Anspruch zu nehmen, nicht ausreichen, sondern daß veränderte Sozialisationsbedingungen geschaffen werden müßten. So bezogen sich diese Ziele zunehmend auf die Veränderung des familiären, schulischen und sexuellen Bereiches. Die Erkenntnis, daß bestimmte, durch geschlechtsspezifische Sozialisation erzeugte psychische Dispositionen und nichterworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten die Inanspruchnahme des erkämpften Rechts behindere und damit die Ungleichheit der Geschlechter bedinge und perpetuiere, ließ dann einige Gruppen nicht nur die Forderung nach Veränderung des familiären und schulischen Sozialisationsprozesses aufstellen, sondern auch nach Veränderung der Ehepartnerbeziehung und der bürgerlichen Familienform mit ihrer traditionellen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß sich somit die Forderungen sowohl auf eine Veränderung von psychischen Dispositionen in den Rollenträgern selbst bezogen haben als auch auf die institutioneilen Bedingungen für diese psychischen Dispositionen.

So wäre auch für die in der Literatur angegebenen Ziele zunächst grundsätzlich eine Scheidung sinnvoll zwischen den Zielen, die eine Veränderung der psychischen Dispositionen der Rollenträger anstreben, und denjenigen, die eine Veränderung institutioneller Bedingungen proklamieren. Letztere müssen dann weiterhin unterschieden werden, nämlich ob sich die Veränderung auf gesamtgesellschaftliche Organisationsstrukturen oder auf gesellschaftliche Teilbereiche (Familie, Arbeit, Bildungswesen, Rechtsprechung und formale Ordnung usw.) beziehen. Die Häufigkeit der Nennungen bestimmter Teilbereiche, gesamtgesellschaftlicher Organisationsstrukturen und psychischer Dispositionen kann dann als Indiz für die Intensität von Veränderungswünschen gelten.

Am stärksten werden Veränderungen von gesellschaftlichen Teilbereichen gefordert (von 205 Veröffentlichungen enthalten 160 diese Forderung, das sind 78°/o). Deshalb soll zunächst auf sie eingegangen werden. Dann folgen die Forderungen nach Veränderungen psychischer Dispositionen (149 = 72, 7 °/o aller Veröffentlichungen) und nach gesamtgesellschaftlichen Strukturen (100 Wie = 48, 9%).

aus den Zahlen bereits ersichtlich wird, beziehen sich die Veränderungsziele bei vielen Autoren nicht nur auf einen Bereich. Auf -die sen Tatbestand wird ebenfalls noch eingegangen. a) Häufigkeitsverteilung der Zielangaben, bezogen auf gesellschaftliche Teilbereiche Innerhalb der Kategorie „Veränderungen von gesellschaftlichen Teilbereichen“ wird vor allem der familiäre und berufliche Bereich genannt, d. h.: ein Drittel der Veröffentlichungen fordert hier Veränderungen. An dritter Stelle steht der schulische Teilbereich (= 27% der Veröffentlichungen). Hier hat gegenüber der alten Frauenbewegung, die sich vornehmlich für gleiche Chancen im Bil-

dungs-und Berufsbereich und für eine Beteiligung der Frauen im politischen Bereich eingesetzt hatte, eine gewisse Akzentverschiebung stattgefunden. Es wird bei der Durchsicht aller Ziele nämlich deutlich, daß einerseits die Möglichkeit der Beteiligung im öffentlichen und außerfamilialen Bereich als Ziel zur Veränderung der sozialen Lage der Frauen formuliert wird, daß aber andererseits von den Autoren die Erreichung dieses Zieles abhängig von einer Veränderung im Innenbe-reich gesehen wird; dieser vereinigt deshalb insgesamt die meisten Forderungen auf sich. Wollte die alte Frauenbewegung dagegen noch die Erweiterung des Aktionskreises der Frauen um den Außenbereich nicht auf Kosten des familialen Innenbereichs verändern, so wird nunmehr die Beteiligung im Außenbereich nur bei gleichzeitiger Veränderung des Innenbereiches gesehen. Dieser wird damit heutzutage überwiegend als der vorrangigste für Veränderungen genannt.

Im einzelnen reicht der Zielkatalog zur Veränderung des familialen Bereichs von der Forderung nach Partizipation des Mannes bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der grundlegenden Arbeitsteilung in der Familie, nach Aufhebung der Mutter-Kind-Isolation, nach Befreiung des Kindes von der „Nur-Mutter" und dem Ziel der „Auch-Mutter“ über die gleiche Verpflichtung von Mann und Frau und Aufhebung von Rollenzuweisungen bis hin zur Abschaffung der bürgerlichen Familie, Zusammenschluß mehrerer Gattenfamilien und der Abtretung der frühkindlichen Sozialisation an außerfamiliale Institutionen. Insgesamt werden radikale Forderungen — damit sind diejenigen gemeint, die eine Aufhebung der bisherigen familialen Struktur und Organisation beinhalten (z. B. Abschaffung der Familie, Auflösung der bürgerlichen Familie, Bildung von Großfamilien) — nur in 9, 3 % aller Veröffentlichungen genannt. Die Unterstützung (nicht Abtretung) der familialen Sozialisation Kindergärten Krippen, (vor allem auch günstigere Öffnungszeiten), Kindertagesstätten, Vorschulerziehung und Ganztagsschulen fordern 16 %. In ca. einem Fünftel der Veröffentlichungen wird eine Veränderung der Partnerbeziehung — vornehmlich eine gleichberechtigte, sich gegenseitig anerkennende und respektierende Partnerschaft — gefordert, wobei nicht immer eindeutig ist, ob es sich hierbei um Ehepartnerbeziehungen handeln soll. Die Forderungen nach außerehelicher sexueller Beziehung, nach Heiratsverweigerung, der Anerkennung der lesbischen Liebe, dem Recht auf sexuelle Freiheit und nach häufigem Wechsel in sexuellen Beziehungen werden in ca. 3 °/o der Veröffentlichungen genannt. Im übrigen wird (ca. 5°/0) für eine Bejahung der eigenen Sexualität eingetreten.

Noch stärker als bei Familienpflichten (einschließlich bei der Sozialisation der Kinder) wird im Haushalt die Mithilfe oder die Gleichverpflichtung des Mannes gefordert (ungefähr die Hälfte aller Ziele des Haushaltsbereiches beziehen sich hierauf). Die ökonomische Bewertung und die wirtschaftliche Unabhängigkeit (einschließlich einer Renten-und Krankenversicherung für Hausfrauen) steht an zweiter Stelle. Alle übrigen Forderungen beziehen sich auf arbeitsökonomische Probleme, z. B. nach besserer Rationalisierung und Technisierung des Haushalts und auf eine bessere Zusammenarbeit und Unterstützung der Frauen durch die Frauen. Die Reduktion der Hausarbeiten durch weitere Funktionsausgliederung, z. B. durch Ausgliederung von Wäschepflege-, Reinigungsund Essenszubereitungsdiensten (durch Halb-und Fertigprodukte, durch den Ausbau von Kantinen und die Einführung von Schulspeisung), werden selten gefordert. Ebenso hat die Einbeziehung von Diensten Dritter in den häuslichen Bereich (z. B. durch Reinigungsdienste wie Bodenpfleger, Fensterputzer), überhaupt die Einrichtung von Servicehäusern, nicht viele Fürsprecher unter den Autoren.

Zusammenfassend betrachtet kann gesagt werden, daß eindeutig im familialen sowie im Haushaltsbereich die Einbeziehung und Partizipation des Mannes an den traditionellen Aufgaben der Frau betont wird, wobei die Abtretung der Vorrangstellung der Frau im Innenbereich nur zögernd, d. h. nur in wenigen Artikeln, formuliert wird. Ferner scheint die wirtschaftliche Abhängigkeit der Hausfrau als besonders belastend empfunden zu werden. Gerade auch die wirtschaftliche Abhängigkeit ließ schon die ersten Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung aufbegehren. Auguste Schmidt schrieb 1883: „Wir verlangen nur, daß die Arena der Arbeit auch für uns und unsere Schwestern geöffnet wird.“ Damals wurde dieses Ziel aber für die ledige und alleinstehende Frau formuliert. Heutzutage scheint die wirtschaftliche Abhängigkeit der verheirateten Frau als eine Bedrückung empfunden zu werden, denn aus diesem Unbehagen mögen auch die Forderungen nach Teilzeitarbeit erklärbar sein.

Teilzeitarbeit bedeutet darüber hinaus für die Frau eine Durchbrechung der häuslichen Isolierung und die Kontaktnahme mit dem außerfamilialen Bereich, ohne tatsächlich die traditionelle Arbeitsteilung in Frage zu stellen. Sie wird in 7 °/o aller Veröffentlichungen gefordert und macht ein Fünftel der Forderungen aus, die sich auf den beruflichen Bereich beziehen. Einige Stimmen wenden sich gegen diese Lösung, da hierdurch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung nicht in Frage gestellt würde, sondern zumeist nur eine Mehrbelastung der Frau und damit keine rechte Emanzipationschance gegeben wäre. Am zweitstärksten innerhalb des beruflichen Bereichs wird die Forderung nach Lohngleichheit gestellt, dann nach gleichen Aufstiegschancen; es folgen die Forderungen nach freier Berufswahl (auch für Männer, z. B. daß diese den Hebammen-und Kindergärtnerinnenberuf ebenso ergreifen sollten), nach Möglichkeiten der Arbeitsunterbrechung mit Arbeitsplatzgarantie (einschließlich der Forderung nach einem Babyjahr) und näch kürzerer Arbeitszeit für alle. Außerdem sind Appelle zu finden nach stärkerem Berufsengagement und einer höheren Berufsverantwortung seitens der Frauen und die Aufforderung, gerade jene Berufe zu ergreifen, die den Männern bisher Vorbehalten waren. Nur vereinzelt wird davor gewarnt, Frauen zur Erwerbstätigkeit zu zwingen.

Die übrigen Teilbereiche, in denen Veränderungen gefordert werden, sind:

— der Bildungsbereich (vornehmlich werden hier gleiche Bildungschancen, eine qualifizierte Beraufsausbildung für Mädchen, dann die Förderung von Studienmotivationen, eine Schulbuch-Neugestaltung, Wiedereingliederungskurse für Frauen, kompensatorische Erziehung für Mädchen gefordert; vereinzelt sind Vertreter einer speziellen Mädchenerziehung zu finden), — der politische Bereich (z. B. Forderung nach politischer Partizipation, Engagement, Verantwortung und Einfluß, nach Aufstieg von Frauen in politische Entscheidungsgremien, Forderungen nach einer eigenen Interessenvertretung, aber auch gerade umgekehrt: Forderungen nach ihrem Abbau), — der formal-rechtliche Bereich (z. B. Forderungen nach dem Abbau gesetzlicher Bestimmungen, die die Frau benachteiligen, nach Änderung oder Streichung des § 218, Änderung des § 1360, Verlängerung des arbeitsfähigen Alters auf 65 Jahre, nach besserem Mutterschutz), — der Bereich d. er Medien (hier wird insbesondere ein verändertes Leitbild gefordert), — die Institution Kirche (z. B. Forderung nach einer Veränderung ihrer Sexual-und Ehemoral; sie sollte die Stellung der Frau neu überdenken und gegen Diskriminierung auftreten, gleiche Rechte im Laienstand gewähren),

— die Wissenschaft (z. B. indem sie verstärkt soziologische, sozialpolitische, psychologische und medizinische Forschungen zur sozialen und psychischen Situation der Frau durchführt).

Betont sei, daß kein Grundkonzept einem bestimmten gesellschaftlichen Teilbereich besondere Aufmerksamkeit zuwendet; selbstverständlich ist die Häufigkeit der Nennungen insgesamt sehr viel geringer bei den marxistisch-und radikal-sozialistischen Konzepten sowie den humanistisch-aufklärerischen, am stärksten dagegen bei den Gleichberechtigungskonzepten. Nur die radikal-feministischen Konzepte betonen mehr als die übrigen die Notwendigkeit der Veränderung des sexuellen Bereichs.

•Insgesamt sei noch einmal betont, daß sich die Ziele über die Veränderung bestimmter institutioneller Teilbereiche vornehmlich auf den Innenbereich beschränken und sich hier sogar überwiegend auf die Mikro-Ebene (auf Rollen-und Partnerbeziehungen) konzentrieren; im Außenbereich wird der berufliche, der politische und der Bildungsbereich am häufigsten genannt, überwiegend wird eine Veränderung im Sinne der Reduktion von traditionellen Aufgaben der Frau gefordert (nicht ihre Aufhebung), einerseits durch die Partizipation des Mannes und andererseits durch Entlastungsinstitutionen. b) Häufigkeitsverteilung von Zielangaben, bezogen auf gesamtgesellschaftliche Strukturen Wie bereits aus der Analyse der Grundkonzepte hervorging, fordern einige Autoren nicht nur die Veränderung von gesellschaftlichen Teilbereichen, sondern sehen eine Emanzipationschance für die Frau nur bei Veränderung der gesamten ökonomischen und politischen Verhältnisse, die hier nicht als gesellschaftliche Teilbereiche neben anderen zu sehen sind, sondern die alles Gesellschaftliche umfassen und bestimmen. Nicht alle Autoren sprechen von der Abschaffung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung und von der Vergesellschaftung der Produktionsmittel, vom gemeinsamen Kampf der Männer und Frauen gegen die kapitalistische Ausbeutungs-und Klassengesellschaft u. ä. oder von einer Zerstörung der politischen, ökonomischen und rechtlichen Institutionen, von einer ökonomischen, sozialen und sexuellen Revolution u. ä., sondern fordern — ganz allgemein — eine Umwandlung oder eine Umwälzung der Gesamtgesellschaft, eine neue Gesellschaftsordnung u. ä. Insgesamt wird in 26, 3 °/o aller Veröffentlichungen, also in mehr als einem Viertel, als Vorbedingung für eine wirkliche Veränderung der sozialen Lage der Frau die Veränderunggesamtgesellschaftlicher, ökonomischer und politischer Strukturen explizit genannt und nicht etwa nur angedeutet

Darüber hinaus fordern manche Autoren eine Veränderung von gesamtgesellschaftlichen Werten und Normen, darunter sind z. B. die Forderungen nach Abbau hierarchischer Strukturen, die Aufhebung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, nach Humanisierung der Gesellschaft zu verstehen (11 °/o aller Veröffentlichungen), nach einer androgynen Gesellschaft (= 5 °/o), nach Aufhebung patriarchalischer Strukturen (= 4 %), einer stärkeren Demokratisierung, einer faktischen Gleichberechtigung oder nach Veränderung traditioneller und anderer gesellschaftlicher Normen (ohne genaue Angabe) u. ä. Damit erhöht sich der Anteil, der eine Emanzipationschance nur bei gleichzeitiger gesamtgesellschaftlicher Veränderung sieht, auf 48, 8 °/o. Das bedeutet aber auch umgekehrt, daß sich in ca.der Hälfte aller Beiträge die Veränderungsziele auf gesellschaftliche Teilbereiche oder psychische Dispositionen beschränken. Ferner fordern von den Artikeln, die sich auf die Veränderung gesamtgesellschaftlicher Strukturen beziehen, 75 °/o auch gleichzeitig die Veränderung von gesellschaftlichen Teilbereichen; 72 0/0 sehen eine Veränderung der sozialen Lage der Frau in der Bundesrepublik nur bei gleichzeitiger Änderung von psychischen Dispositionen in den Rollen-trägern. Also nur ca. ein Viertel der Autoren sehen eine Strukturveränderung als allein notwendig an. c) Häufigkeitsverteilung von Zielangaben, bezogen auf psychische Dispositionen Insgesamt fordern 72, 7 0/o aller Veröffentlichungen eine Veränderung von psychischen Dispositionen. Damit wird in ca. drei Vierteln aller Beiträge eine Emanzipationschance für die Frauen nicht nur durch strukturelle, sondern durch psychische Veränderungen gesehen. Zu einem gleichen Ergebnis gelangt man bei einer Erhebung von gemeinsam genannten Zielen: Wie berichtet, fordern 72 °/o der Veröffentlichungen, die gesamtgesellschaftliche Strukturveränderungen proklamieren, gleichzeitig die Veränderung von psychischen Dispositionen, und ferner 71, 3% derjenigen, die Änderungen von gesellschaftlichen Teilbereichen wünschen, betonen ebenso gleichzeitig die Notwendigkeit von psychischem Wandel.

Die Veränderungsziele, die sich auf psychische Dispositionen beziehen, lassen sich analytisch scheiden in Angaben darüber 1. welche psychischen Dispositionen erzeugt werden sollten, 2. welche psychischen Dispositionen Emanzipation behindern und 3. wozu psychische Dispositionen befähigen sollen.

Diese drei Kategorien erwiesen sich als trennscharf, dagegen nicht eine weitergehende Unterteilung dieser Kategorien. Ferner ergaben sich aus dem Material noch zwei weitere Kategorien: 4. Forderungen nach Veränderung von Sozialisationsprozessen, 5. Forderungen nach Rollenveränderungen.

Aus der Vorurteilsforschung ist ferner bekannt, daß diejenigen, gegen die Vorurteile bestehen, u. U. mit dem Aufbau eines positiven Selbstbildes reagieren. Voraussetzung ist das Erkennen der Vorurteile als Vorurteile und die Vermeidung ihrer Internalisierung.

Wenn hier bereits ein Bewußtwerdungsprozeß eingeleitet worden ist, müßte sich dies auch in den Veröffentlichungen der letzten Jahre niederschlagen und versucht werden, bei den Frauen ein positives Selbstbild aufzubauen. Damit ergab sich als 6. Kategorie:

6. Forderungen nach Aufbau eines positiven Selbstbildes.

Aufgrund der Häufigkeitsverteilung möchte man annehmen, daß die Frauen die Vorurteile als nicht so stark störend empfinden wie das Fehlen bestimmter Eigenschaften und Fähigkeiten (vgl. auch nächsten Abschnitt).

So werden in den Veröffentlichungen am stärksten Angaben darüber gemacht, welche psychischen Dispositionen erzeugt werden sollen, nämlich in ca. einem Drittel aller Artikel. In dieser Kategorie sind Forderungen zusammengefaßt nach: Änderung der Einstellung, des Bewußtseins, der Denkgewohnheiten, nach Vermittlung der Einsicht in die Lage, nach einem kritischen Bewußtsein, nach Haltungsänderungen u. ä. Konkrete Angaben darüber, wozu psychische Dispositionen befähigen sollen (z. B. zu Selbstentscheidung, Selbständigkeit, Selbstentfaltung, Selbstbestimmung, größerem Engagement, Aktivität u. a.), wurden in ca. einem Viertel aller Veröffentlichungen genannt und stehen damit an zweiter Stelle. Allein in 10, 7 % der Beiträge wird eine stärkere Eigeninitiative der Frau gefordert, wobei dieses Ziel häufig in Aufforderungsform abgegeben wird (z. B. Frauen sollen selbst Initiative ergreifen). Dagegen enthalten 22, 9 % aller Beiträge Angaben darüber, welche psychischen Behinderungen aufzuheben wären, z. B.der Abbau von Vorurteilen, der Abbau der Ideologie vom „weiblichen Wesen", der Mutter-und Hausfrauen-ideologie, der Mystifizierung des Weiblichen und Männlichen, der tradierten Leitbilder Mann /Frau u. ä.

Da diese Forderung nach Abbau von Vorurteilen nicht derart stark vertreten wird, mag sich daraus u. U. die ebenso schwache Besetzung der Kategorie „Aufbau eines positiven Selbstbildes" erklären. Nur 20, 5% aller Veröffentlichungen enthalten Zielangaben wie die Betonung der Solidarität unter Frauen, die Entwicklung eines stärkeren Selbstbewußtsein als Frau, die Bewahrung der eigenen Kultur, die Ablehnung der Identifikation oder Übernahme der männlichen Rolle, die Forderung nach gemeinsamer Organisation u. ä.

Die Forderungen nach Rollenveränderungen werden nur in 19 % der Veröffentlichungen gestellt und stehen damit an zweitletzter Stelle; es folgen mit 12, 7 % die expliziten Forderungen nach Veränderung der geschlechtsspezifischen Sozialisation. In nur wenigen Artikeln wird die Änderung der Erziehung von Söhnen gefordert und die Ausbildung der Jungen im Haushalt. Ebenso wird nur selten die Forderung nach einer Veränderung der maskulinen Rolle gestellt. Das bedeutet letztlich, daß die Veränderung der sozialen Lage der Frau eigentlich nur für und von der Seite der Frau betrachtet wird. Eine Strategie, die eine Veränderung als Folge einer veränderten Lage des Mannes verfolgt, wird nicht bzw. kaum vertreten, was im übrigen ja auch dem Ergebnis über die Häufigkeitsverteilung von Forderungen nach Veränderung der gesellschaftlichen Teilbereiche entspricht. 3. Häufigkeitsverteilung von Zielangaben, bezogen auf das Autorengeschlecht Als selbstverständlich ist anzunehmen, daß die Emanzipationsliteratur überwiegend von Frauen geschrieben wird. Doch sind immerhin ein Viertel aller Veröffentlichungen von Männern verfaßt worden; weitere 10 0/0 entstanden durch Teamarbeit von Männern und Frauen, so daß nur insgesamt 68, 3 °/o der Artikel von Frauen geschrieben wurden. Verteilt auf die einzelnen Jahre des Erhebungszeitraumes von 1968 bis 1973 schwankt der männliche Anteil zwar erheblich, nämlich von 17, 90/0 (= 1970) bis zu 35 °/o (= 1969); ein Trend ist aber nicht ablesbar. Dagegen ergeben sich einige Korrelationen zwischen bestimmten Zielen und dem Geschlecht.

In bezug auf die vier am Anfang beschriebenen Grundkonzepte ist anzunehmen, daß das radikal-feministische Konzept allein von Frauen vertreten wird, denn die ausgesprochene Frontstellung gegenüber den Männern wird von diesen wohl kaum geteilt werden. In der Tat ist hier der Frauenanteil am größten; nur ein Artikel ist von einem Mann und zwei Veröffentlichungen sind in Teamarbeit von Männern und Frauen verfaßt worden.

Die Neue Frauenbewegung entstand — wie in der Einführung beschrieben — aus der Studentenbewegung der sechziger Jahre. Die Studentinnen protestierten gegen Unterdrükkung, erkannten dann die zweifache Unterdrückung, in der sie sich selbst befanden, und versuchten sich zu wehren gegen die von ihnen als autoritär empfundene Haltung der politisch gleichgesinnten Männer. Es ist nicht anzunehmen, daß sich viele männliche Vertreter dieser Richtung schriftlich mit der Situation der Frauen beschäftigt haben, zumal sie aufgrund ihrer politischen Ziele das Frauenproblem sekundär, zumeist sogar als gelöst bei veränderter ökonomischer Lage betrachten. Schon die alte proletarische Frauenbewegung hatte es schwer (vgl. S. 5), für ihre Ziele Anhänger in ihren eigenen Reihen zu finden. Diese Situation spiegelt sich auch heute in der Literatur wider. Denn der Anteil der Frauen an Veröffentlichungen mit dem marxistisch-und radikal-sozialistischen Konzept beträgt 68, 9 °/o, der Anteil der Männer nur 22, 2 0/0; der Rest von 8, 9 ’/o ist in Teamarbeit von Männern und Frauen geschrieben worden. Größer dagegen ist die Beteiligung der Männer bei den Veröffentlichungen mit dem humanistisch-aufklärerischen Konzept (= 29, 6 ®/o), noch größer mit dem Gleichberechtigungskonzept (= 30, 4%). In Teamarbeit wird kein Konzept besonders stark bevorzugt.

Das gleiche Resultat ergibt sich bei einer Aufschlüsselung der männlichen Autoren, gemessen an ihrem eigenen Anteil. 18, 9 % der männlichen Autoren sind dem marxistisch-und radikal-sozialistischen Konzept zuzurechnen, 1, 9% dem radikal-feministischen Konzept, 15, 1 % dem humanistisch-aufklärerischen Konzept, aber 64, 2 °/o dem Gleichberechtigungskonzept. Aufgrund von empirischen Untersuchungen aus der Wahlsoziologie ist bekannt, daß Frauen gemäßigtere politische Konzepte bevorzugen und sich seltener für radikale Parteien entscheiden als Männer So ist es nicht verwunderlich, daß es auch mehr weibliche Autoren gibt, die das Gleichberechtigungskonzept vertreten. Aber erstaunlich erscheint es deshalb zunächst, daß von den Männern das Gleichberechtigungskonzept, also das gemäßigtere und nicht z. B. das marxistisch-und radikal-sozialistische Konzept, bevorzugt wird. Dieser Tatbestand ist — wie bereits hervorgehoben — nur aus der fehlenden Unterstützung durch die politisch gleichgesinnten Männer zu verstehen. Denn eine quantitative Aufschlüsselung der einzelnen Ziele nach Geschlecht ohne Berücksichtigung des Grundkonzeptes entspricht wiederum der skizzierten Tatsache, daß Männer in erhöhtem Maße die radikaleren Ziele bevorzugen, Frauen die gemäßigteren. Ebenso ist die Chance für radikale Forderungen größer, wenn männliche und weibliche Autoren Zusammenarbeiten. So vertreten radikale Ziele 17 % der männlichen Autoren, 16, 7% der Autorenteams und 14, 3% der weiblichen Autoren. Die radikalen Forderungen der Männer beziehen sich insbesondere auf eine Veränderung des familialen Bereichs;

bei Frauen dagegen zielen die — sowieso geringer vertretenen — radikalen Forderungen auf eine Veränderung der Partnerbeziehung und des Sexualbereichs. Ebenso betonen Frauen stärker die Notwendigkeit einer Änderung von psychischen Dispositionen (78, 6 % der Frauen, 75 % der Autorenteams und 56, 6 % der Männer), von gesellschaftlichen Teilberei-dien (80, 7 •/• der Frauen, 73, 6 •/» der Männer und 66, 7 0/o der Autorenteams), und hier insbesondere des schulischen, beruflichen und politischen Bereiches. Auch fordern die Frauen stärker als die Männer, die wissenschaftliche Forschung für ihre Probleme einzuschalten und familiale Entlastungsinstitutionen einzurichten. Dagegen ergeben sich höhere Werte bei den Männern in der Forderung nach Veränderung gesamtgesellschaftlicher Normen und Werte. 17% der Männer, aber nur 9, 3 % der Frauen fordern den Abbau hierarchischer Strukturen, die Beseitigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und eine stärkere Humanisierung der Gesellschaft.

Alle übrigen Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind geringfügig. Wenn bei der Häufigkeitsverteilung der Ziele im vorigen Abschnitt zusammenfassend gesagt wurde, daß sich die Veränderungsziele vornehmlich auf den familialen Innenbereich beziehen, so gilt das also gleichermaßen für männliche und weibliche Autoren, jedoch nicht in bezug auf die radikalen Forderungen. Ebenfalls fast gleich häufig wird von den Männern die ökonomische Unabhängigkeit oder Sicherstellung der Frau gefordert. 4. Zielhäufigkeit im Zeitablauf Aus der Geschichte der alten Frauenbewegung ging hervor, daß die Forderungen und Aktivitäten aller Richtungen innerhalb der organisierten Frauenbewegung im Laufe der Zeit mit dem Steigen ihrer Mitgliedszahlen immer gemäßigter wurden (vgl. S. 7). Zudem führt — entsprechend dem Konvergenzphänomen — eine intensive Diskussion zu einer größeren Annäherung der Standpunkte. Eine solche Diskussion fand seit 1967/68 um die Stellung der Frau in unserer Gesellschaft in den Massenkommunikationsmitteln statt. Im Laufe der Zeit könnte sich damit eine Ten -denz zur Egalisierung herauskristallisieren und die extremen Forderungen, z. B. nach gesamtgesellschaftlichen Veränderungen, nach Veränderungen des ökonomischen und politischen Systems, von kollektiven Wertorientie-rungsmustern, in der Frauenbewegung immer stärker abnehmen.

Die Forderungen nach Veränderungen sowohl des ökonomischen und politischen Systems als auch der kollektiven Wertorientierungsmuster haben — mit einer kurzen Unterbrechung im Jahr 1971 — kontinuierlich bis 1972 zugenommen und fallen erst 1973 ab. Dazu einige Zahlenbeispiele: Die Forderungen nach Veränderung des ökonomischen und politischen Systems sind 1968 sehr gering (es entfallen 3, 7 •/» aller Nennungen der 6 Jahre auf das Jahr 1968). Sie steigen bis 1972 auf 48, 1 %. Auch der Anteil innerhalb der jährlichen Neuerscheinungen ist gestiegen von 11, 8% (= 1968) auf 38, 8 % (= 1972). Von 1972 auf 1973 fallen beide Werte ab. Gleiches gilt für die kollektiven Wertorientierungsmuster: auf das Jahr 1968 fällt ein Anteil von 5 % aller Nennungen des Erhebungszeitraumes, dagegen weist das Jahr 1972 44 % aus. Der Anteil innerhalb der Neuerscheinungen beträgt 1968 nur 29, 5 %, 1972 dagegen 65, 7 %. Beide Werte sind 1973 geringer.

Da der Zeitraum für eindeutige Aussagen zu kurz bemessen ist, kann nur vorsichtig formuliert werden, daß sich evtl, eine Egalisierungstendenz ab 1973 kundtut, zumal sich auch ähnliche Ergebnisse in der Verteilung der Grundkonzepte in den einzelnen Erhebungsjahren ergaben. Hier nahm das Gleichberechtigungskonzept, also ein gemäßigteres, wieder an Bedeutung zu. Es sei betont, daß mit Egalisierung lediglich die Abnahme von weitreichenden gesamtgesellschaftlichen Forderungen gemeint ist. Diese Abnahme kann z. B. eine Konzentration und damit Intensivierung von Forderungen nach Veränderung der unmittelbaren Lebenslage der Frauen bedeuten.

In der Tat scheint die Mikro-Ebene als die z. Zt. Notwendigste für Veränderungen angesehen zu werden, und hier vornehmlich der Familien-und der Haushaltsbereich. Dies sind nämlich die einzigen Teilbereiche, die eine kontinuierliche Zunahme im Erhebungszeitraum verzeichnen (Haushaltsbereich: 1968 6, 7 %, 1973 30 %; Familienbereich: 1968 7, 8 %, 1975 29, 4 %.

Schon die alte Frauenbewegung, und zwar beide Richtungen, die bürgerliche und proletarische, hatte sich im Laufe der Zeit in ihrer nicht nur Öffentlichkeitsarbeit stärker von ihren radikaleren Forderungen abgewandt, sondern auch zunehmend intensiver den traditionellen Aufgabenbereichen gewidmet: der Haushalts-, der Fürsorge-und der Wohlfahrtsarbeit. Die zunehmende Konzentration auf diese Ziele ging einher mit einer Abwendung bzw. Abnahme weitreichender politischer und beruflicher Forderungen, mit dem Festhalten an bürgerlichen Familienformen und sexuellen Normen (vgl. S. 7 f.) Wenn eine zunehmende Betonung der Hausfrauenrolle und eine Zunahme von Forderungen, die sich auf die traditionellen Tätigkeiten der Frauen beziehen, immer als ein Zeichen für das Abrücken von radikaleren familiären und sexuellen Veränderungen gilt, dann müßte auch heute in den Buchveröffentlichungen das Anwachsen der Forderungen, die sich auf die Hausfrauenrolle beziehen, korrelieren mit dem Absinken radikaler Forderungen. Das aber würde bedeuten, daß sich durch die Buchveröffentlichungen bereits heute in der deutschen Frauenbewegung, trotz ihres erneuten Aufschwungs seit den sechziger Jahren, ein Rückgang bzw. die Beibehaltung des Status quo abzeichnet durch die Zunahme der Gruppe von Frauen, die eine Aufwertung der Hausfrauentätigkeit (z. B. durch gesellschaftliche und/oder ökonomische Anerkennung), eine qualifizierende Vorbildung für diese Tätigkeit u. ä. postulieren.

Solche Ziele zur Veränderung der Situation der Frau in unserer Gesellschaft stellen insofern keinen gesellschaftlichen Wandel dar, da sie die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, die traditionellen Rollen u. a. nicht in Frage stellen, sondern lediglich eine Optimierung der den Frauen von altersher übertragenen Funktionen und eine kritiklose Anerkennung von vorhandenen Strukturen fordern. Zu prüfen wäre also, ob im Erhebungszeitraum eine zunehmende Konzentration der Forderungen auf die Hausfrauenrolle zusammenfällt mit der Abnahme radikalerer Veränderungswünsche, z. B. für die Familie (durch Abnahme der Forderung nach Aufhebung geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung, geschlechtsspezifischer Rollenzuweisung, traditioneller Ehe-und Familienformen u. ä.).

Auch die kombinierten Forderungen nach reduzierter Berufstätigkeit (Halbtagsarbeit u. a.) und nach Reduzierung der Haushaltsund/oder Sozialisationsfunktionen (z. B. durch Entlastungsinstitutionen, durch Mithilfe der Familienangehörigen u. a.), die einen Kompromiß zwischen Hausfrauen-und Berufsrolle anstreben, entfernen sich kaum von den realen Gegebenheiten. Sie sind insofern partiell bereits realisiert, weil ein Drittel aller Frauen erwerbstätig ist. Zudem ist durch die zunehmende Technisierung und Rationalisierung der Hausfrauentätigkeiten, durch den Fortfall privater karitativer Arbeiten (die die alte Frauenbewegung betonte) bzw. durch den Einsatz von hauptamtlichem Personal in der Wohlfahrtsarbeit der traditionelle Tätigkeitsbereich derart geschrumpft, daß eine beschränkte berufliche Tätigkeit — zumeist als Hobby deklariert und gewährt — die gemachten Darlegungen nicht in Frage stellen würde.

Mit anderen Worten: Eine zunehmende Forderung nach reduzierter Berufstätigkeit würde einer zunehmenden Wiederbesinnung auf die Hausfrauenrolle nicht widersprechen. Vielmehr kann die kombinierte Doppelforderung ebenso als Indiz für einen sich anbahnenden Konservativismus in der deutschen Frauenbewegung gelten, wenn nicht gleichzeitig Forderungen erhoben werden, die sich auf die Veränderung psychischer Dispositionen oder traditioneller Rollenmuster beziehen.

Dieser mögliche Konservativismus bahnt sich jedoch in der Literatur bisher nicht an. Wenn auch eine Zunahme der Forderungen, die den Familien-und Haushaltsbereich betreffen, gegeben ist, so sind ebenfalls innerhalb dieses Bereiches die radikalen Forderungen gestiegen, nämlich von 5, 30/0 1968 auf 36, 8% 1973, und bezogen auf die jährlichen Neuerscheinungen von 5, 9 % 1968 auf 14, 9 % 1973. Außerdem wird in verstärktem Maße eine Veränderung des Sozialisationsprozesses gefordert (1968 23, 5%, 1969 0%, 1970 5, 9 %, 1971 11, 8 0/0, 1972 17, 6%, 1973 41, 2%). Eine ähnliche Verteilung ergibt sich in bezug auf die jährlichen Neuerscheinungen. Auch der Anteil der Forderungen nach Rollenveränderungen innerhalb der jährlichen Neuerscheinungen ist 1973 um ca. 6 % gestiegen, dagegen die Forderung nach Entlastungsinstitutionen um ca. 5 % von 1972 auf 1973 gefallen.

Zusammenfassend kann also behauptet werden, daß die Ziele zur Veränderung der sozialen Lage der Frau in der Bundesrepublik Deutschland sich zunehmend auf die Mikro-Ebene verschoben haben, vornehmlich auf den Familien-und Haushaltsbereich, und zwar — wie in Abschnitt III 2 a dargelegt — im Sinne der Reduktion der traditionellen Aufgaben der Frau, entweder durch die Partizipation des Mannes oder durch Entlastungsinstitutionen. Da aber gleichzeitig auch Stimmen zunehmen, die radikalere Lösungen befürworten, läßt die Konzentration auf den fa-milialen Innenbereich nicht die Interpretation eines beginnenden Konservativismus zu. Zudem zeigen die Zielangaben eine zunehmende Konkretisierung. Die Forderungen nach Sozia-lisationsund Rollenveränderungen unterstützen die These, daß eher von einem zunehmenden Pragmatismus in bezug auf mögliche Veränderungen gesprochen werden kann. Literaturliste * 1. Albus, Böckelmann, Brock, Gorsen, Hazel, Mühlbauer: Maskulin — Feminin, München 1972 (S)

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* 8. Benet, Mary Kathleen: Die Sekretärinnen: Frauen im goldenen Käfig, Düsseldorf 1973 9. Binder-Wehberg: Ungleichbehandlung von Mann und Frau, Berlin 1970 10. Boedecker, Elisabeth, Maria Meyer-Plath: 50 Jahre Habilitation von Frauen in Deutschland, Schriften des Hochschulverbandes, o. O. 1974 * 11. Bödefeld, Gerda: Zurück in den Beruf, München 1969 * 12. Böhme, Karen: Zum Selbstverständnis der Frau: Philosophische Aspekte der Frauenemanzipation, Meisenheim 1973 ♦ 13. Böhme, Wolfgang, Hg.: Nach der Emanzipation: Dilemma und Chance der Frau in unserer Gesellschaft, Stuttgart 1971 (S)

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Die in die Analyse einbezogenen Werke sind mit einem *, Sammelwerke mit einem (S) gekennzeichnet. * 26. Bundesministerium für Gesundheitswesen, Hg.: Gesundheit und Erwerbstätigkeit der Frau im mittleren Lebensalter, Frechen 1968 (S)

27. Burgard, Roswitha, Gaby Karsten: Die Märchenonkel der Frauenfrage, Berlin 1975 28. Burnieux, Jeanne: Mädchenerziehung, Stuttgart 1968 * 29. Bussiek, Hendrik, Hg.: Wege zur veränderten Gesellschaft, Frankfurt/Main 1970 (S)

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furt/Main 1975 * 58. Firkel, Eva: Berufstätige Frauen. Skizzierung einer zeitgemäßen Seelsorge, Freiburg 1968 * 59. Fischer, Marie-Louise: Frauen heute — die Lüge vom schwachen Geschlecht, Gütersloh 1973 * 60. Frank, Hannelore, Hg.: Frauen loben den Beruf, Stuttgart 1971 (S)

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Nachdr.der Erstaufl. von 1969)

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20 Jahre Deutscher Frauenring, Opladen 1970 201. Strecker, Gabriele: Der Weg der Frau in die Politik, Hg. v. d. Konrad Adenauer Stiftung, Politische Akademie Eichholz, Eichholz 1975 * 202. Sullerot, Evelyne: Die Frau in der modernen Gesellschaft, München 1971 * 203. Sullerot, Evelyne: Die emanzipierte Sklavin. Geschichte und Soziologie der Frauenarbeit, Köln 1972 * 204. Thönessen, Werner: Frauenemanzipation. Politik und Literatur der deutschen Sozialdemokratie zur Frauenbewegung 1863— 1933, Frankfurt/Main 1969 205. Thomä, Hedwig, Hg.: Frauen unterwegs in die Zukunft. Berichte — Erzählungen — Aufgaben aus vielen Ländern, Stuttgart 1968 206. Tiger, Lionel: Warum die Männer wirklich herrschen, München 1972 207. Twellmann, Margit: Die deutsche Frauenbewegung. Ihre Anfänge und erste Entwicklung 1843— 1889, Meisenheim 1972 208. Ulshoefer, Helgard: Mütter im Beruf. Die Situation erwerbstätiger Mütter in neun Industrieländern, Weinheim 1969 * 209. Ussel, Jan van: Sexualunterdrückung, Reinbek 1970 210. Vaerting, Mathilde: Frauenstaat — Männerstaat, Berlin 1974 211. Vilar, Ester: Der dressierte Mann, Gütersloh 1971 212. Wehrli-Knobel, Betty: Frauen in unserem Land, Zürich/Stuttgart 1970 * 213. Werkkreis Literatur der Arbeitswelt: Liebe Kollegin. Texte zur Emanzipation der Frau in der BRD. Hg. Britta Noeske, Gabriele Röhrer, Westberliner Werkstatt im Werkkreis, Frankfurt/Main 1973 (S)

214. Wissenschaftlicher Rat für soziologische Forschung in der DDR, Hg.:

Probleme der Frauenqualifizierung, Berlin 1971 * 215. Wolff, Charlotte: Psychologie der lesbischen Liebe. Eine empirische Studie der weiblichen Homosexualität, Reinbek 1973 216. Wolff, Jochen: Die Frau in der Gesellschaft, Frankfurt/Main 1972 * 217. Wurzbacher, Gerhard: Leitbilder gegenwärtigen deutschen Familienlebens, Stuttgart 1969 * 218. Wyss, Hedi: Das rosarote Mädchenbuch. Ermutigung zu einem neuen Bewußtsein, Stuttgart/Bern 1973 * 219. Zetkin, Clara: Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands, Frankfurt/Main 1971 * 220. Zinnecker, Jürgen: Emanzipation der Frau und Schulausbildung, Wein-heim 1972 * 221. Zinnecker, Jürgen: Sozialgeschichte der Mädchenbildung, Weinheim 1973

Fussnoten

Fußnoten

  1. O. Speck, Kinder erwerbstätiger Mütter, Stuttgart 1956; A. Kirchhoff, Die Belastung der berufstätigen Frau und die damit verbundenen gesundheitlichen Gefahren, in: Ärztliche Mitteilungen Nr. 23, 1961, S. 1 304— 1 311. — Betont sei, daß es natürlich auch schon immer Stimmen gegeben hat, die auf die historische Bedingtheit hingewiesen haben (vgl. H. Pross, Die gesellschaftliche Stellung der Frau in Westdeutschland, in: Deutsche Rundschau 1958, S. 26— 33); sie aber bildeten Ausnahmen, wenn auch — wie gerade durch die Aufsätze von H. Pross — ihre Wirkungen auf die weitere Entwicklung nicht unterschätzt werden sollte. Eine spezielle Untersuchung wäre für die historische Entwicklung wünschenswert

  2. Vgl. die Bibliographie ab Seite 23.

  3. Vgl. Korrespondenz „Die Frau“, 1974, H. 7/8, S. 18.

  4. Zum Begriff vgl. S. 12.

  5. Vgl. hierzu: C. Koepcke, Die Frau und die Gesellschaft, München 1973, S. 17 ff.; Lexikon der Frau, 1953, S. 1 102; I. Uhlmann, Die Frau — Kleine Enzyklopädie, 6. Aufl., Leipzig 1967, S. 718 u. 740; E. Dautzenroth, Kleine Geschichte der Mädchenbildung, Ratingen/Wuppertal 1971; G. Bäumer, Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland, in: Handbuch der Frauenbewegung, 1. Teil, hrsg. v. H. Lange und G. Bäumer, Berlin 1901, S. 4 ff.

  6. Lexikon der Frau, a. a. O., S. 1 102; T. Lloyd, Suffragetten — Die Emanzipation der Frau in der westlichen Welt, London 1970, S. 5 ff.

  7. G. Bäumer, Gestalt und Wandel — Frauenbild-nisse, Berlin 1960, S. 332.

  8. L. Otto-Peters, Die Teilnahme der Frauen an den Interessen des Staates, in: Vorwärts, Leipzig 1847, S. 51, neu abgedruckt in: M. Twellmann, Die Deutsche Frauenbewegung — Ihre Anfänge und erste Entwicklung — Quellen 1843— 1889, Meisen-heim 1972, S. 14 (im folgenden) in Unterscheidung zur Monographie [vgl. Anmerkung Nr. 9] kurz „Quellenband" genannt).

  9. M. Twellmann, Die Deutsche Frauenbewegung — Ihre Anfänge und erste Entwicklung 1843— 1889 —, Meisenheim am Glan 1972, S. 5 ff.; vgl. auch G. Bäumer, a. a. O„ 1901, S. 43 f.

  10. D. Frandsen, Helene Lange, Hannover 1974,

  11. L. Otto-Peters, Das erste Vierteljahrhundert des allgemeinen deutschen Frauenvereins, Leipzig 1890,

  12. W. Thönnessen, Die Frauenemanzipation in Politik und Literatur der deutschen Sozialdemokratie (1863— 1933), Diss., Frankfurt 1958, S. 26.

  13. C. Zetkin, Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands, Frankfurt 1971, S. 83.

  14. C. Zetkin, a. a. O., S. 225.

  15. C. Koepcke, a. a. O., S. 54

  16. Allein Gertrud Guillaume-Schack hatte dem Adel angehört.

  17. M. Twellmann, a. a. O., S. 96.

  18. Luise Otto-Peters war die Tochter eines sächsischen Justizrates und C. Zetkin die Tochter eines Dorfschullehrers. Beide verloren ihre Ehemänner, die sich ebenso wie sie aktiv an den politischen Auseinandersetzungen ihrer Zeit beteiligt hatten, frühzeitig.

  19. G. Bölke, Die Wandlung der Frauenemanzipationstheorie von Marx bis zur Rätebewegung, Hamburg 19712, S. 32.

  20. C. Zetkin, a. a. O„ S. 235.

  21. A. von Zahn-Harnack, Die Frauenbewegung —.

  22. Zit. in: A. von Zahn-Harnack, a. a. O., S. 76.

  23. G. Bäumer, a. a. O., 1901, S. 15.

  24. Im Gegensatz zu den englischen Sufragetten, vgl. T. Lloyd, a. a. O.

  25. A. von Zahn-Harnad, a. a. O., S. 22

  26. 1917 schloß sich Clara Zetkin und mit ihr viele leitende Angehörige der proletarischen Frauen-bewegung (z. B. Luise Zietz, Käthe Duncker) dem linken Flügel der Partei dem Spartakus an. Mit der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands 1918 wurde auch die Spaltung der proletarischen Frauenbewegung vollzogen (vgl. M. Merfeld, Die Emanzipation der Frau, Hamburg 1972, S. 77).

  27. G. Strecker, 100 Jahre Frauenbewegung, 1951.

  28. E. Boedicker, Marksteine der deutschen Frauen-bewegung von ihren Anfängen im 19. Jahrhundert bis zum Neuanfang nach 1945, Hannover 1969,

  29. Lexikon der Frau, a. a. O., S. 1 106.

  30. E. Scheffler, Die Darstellung der Frau in Familie und Gesellschaft — Im Wandel der Rechtsordnung seit 1918, Frankfurt 1970, S. 8.

  31. D. Karsten, Frauenfragen im heutigen Deutschland, in: Die Frau in unserer Zeit — Ihre Wandlung und Leistung, Hamburg 1954, S. 94.

  32. G. Strecker, Gesellschaftspolitische Frauenarbeit in Deutschland, Opladen 1970, S. 10.

  33. E. Boedecker, a. a. O., S. 22.

  34. Deutscher Frauenrat, Handbuch Deutscher Frauenorganisationen, Bonn 19752, S. 9, 11— 12.

  35. U. Linnhoff. Die neue Frauenbewegung: USA— Europa seit 1968, Köln 1974, S. 39.

  36. Seit 1969 und nach marxistischer Schulung änderte er sein Selbstverständnis, was er durch die Umbenennung in „Sozialistischer Frauenbund West-Berlins“ dokumentieren wollte.

  37. Frauen gemeinsam sind stark, hrsg. vom Arbeitskollektiv der sozialistischen Frauen Frankfurt, Frankfurt 1972, S. 18.

  38. Frauen gemeinsam sind stark, a. a. O., S. 18.

  39. U. Linnhoff, a. a. O., S. 9.

  40. U. Linnhoff, a. a. O„ S. 9/10.

  41. Feministisch meint hier die organisatorische Absonderung, die Bejahung und Postulierung einer weiblichen Gegenkultur und das Prinzip der Selbsthilfe und Eigeninitiative im Kampf um Gleichstellung.

  42. Zit. in: C. Koepcke, a. a. O., S. 46.

  43. Informationen für die Frau, Nr. 4, 1975, S. 15.

  44. Korrespondenz für die Frau, H. 7— 8, 1974, S. 21.

  45. Informationen für die Frau, Nr. 4, 1975, S. 15.

  46. Vgl. A. Silbermann u. H. O. Luthe, Massen-kommunikation, in: Handbuch der empirischen Sozialforschung, Bd. 2, hrsg. v. Rene König, Stuttgart 1969, S. 715 ff.

  47. B. Nauck, Kommunikationsinhalte von Jugend-büchern, Weinheim 1974, S. 81/82.

  48. Aufgrund der Untersuchung von Helge Pross, Wirklichkeit der Hausfrau, Hamburg 1975, kann vermutet werden, daß diese Frage negativ beantwortet werden würde.

  49. Vgl. hierzu die Spezialliteratur, z. B. J. Schlumbohm, Freiheitsbegriff und Emanzipationsprozeß, Göttingen 1973; M. Greiffenhagen (Hrsg.), Emanzipation, Hamburg 1973; H. Barth, Emanzipation als Erziehungsziel, Bad Heilbronn 1974; G. Hart-fiel (Hrsg.), Emanzipation — Ideologischer Fetisch oder reale Chance?, Opladen 1975.

  50. G. Hartfiel, Emanzipation als Allerweltsformel, in: Emanzipation — Ideologischer Fetisch oder reale Chance?, hrsg. v. G. Hartfiel, Köln/Opladen 1975,

  51. Deutsche Bibliographie, bearbeitet und hrsg. v.der Deutschen Bibliothek, Frankfurt/Main, Verlag Deutscher Buchhändlervereinigung, Frankfurt/Main, Halbjahresverzeichnis Januar—Juni 1967— 1972, Juli—Dezember 1967— 1972, VierteljahresVerzeichnis Januar—Dezember 1973.

  52. Zit. bei M. Twellmann, a. a. O., S. 4.

  53. M. Twellmann, a. a. O., S. 5.

  54. U. Linnhoff, a. a. O., S. 11.

  55. Die Angabe von Zielen wird im folgenden möglichst immer wörtlich aus der Literatur übernommen; sie genügen damit jedoch häufig nicht der wissenschaftlichen Exaktheit.

  56. L. Otto-Peters, a. a. O„ 1890, S. 3.

  57. Da es sich hier um explizite Nennungen und um eine quantitative Auszählung handelt, müssen sich Differenzen zu den Anteilen der Grund-konzepte ergeben, die hermeneutisch bestimmt wurden. Der hier genannte Anteil ist höher als der Anteil des marxistisch-und radikal-sozialistischen Konzepts, weil die gesamtgesellschaftlichen Veränderungen ja auch z. T. von anderen Konzepten verfochten werden.

  58. Vgl. M. Heinz, Politisches Bewußtsein der Frauen, München 1971.

  59. Unter radikaleren Zielen sind im Rahmen dieser Untersuchung diejenigen zu verstehen, die nicht eine Optimierung, sondern Aufhebung bestehender gesellschaftlicher Strukturen beinhalten.

Weitere Inhalte

Rosemarie Nave-Herz, Dr. rer. pol., geb. 1935; nach dem Studium der Soziologie, Wirtschaftswissenschaften, Germanistik und Pädagogik in Köln wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, dann Dozentur für Soziologie an der Pädagog. Hochschule Niedersachsen, ab 1971 o. Prof, an der Pädagog. Hochschule Rheinland, Abt. Köln; seit 1975 o. Prof, an der Universität Oldenburg. Veröffentlichungen u. a.: Die Elternschule — Entwicklung und Stand im Rahmen der institutionalisierten Elternerziehung in Westdeutschland und West-Berlin, Neuwied 1964; Vorberuflicher Unterricht in Europa und Nordamerika, Studien und Berichte des Instituts für Bildungsforschung in der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin 1966; Modelle zur Arbeitslehre, Weinheim 1971; Womens Careers: Experience from East and West Germany (zus. mit I. Sommerkorn und Ch. Kulke), London 1970; Das Dilemma der Frau in unserer Zeit: Der Anachronismus in den Rollenerwartungen, Neuwied 1975*; Beruf — Freizeit — Weiterbildung, Darmstadt 1975. Ruth Brand, geb. 1928, Abitur, Dolmetscherausbildung, Fachübersetzerin für techn. -wiss. Texte, Hausfrau; seit 1969 Studium der Erziehungswissenschaften an der Pädagogischen Hochschule Köln. Berufsziel: Diplom-Pädagogin mit dem Studienschwerpunkt Sozialpädagogik. Hans-Dieter Burkert, geb. 1949, Abitur, seit 1972 Studium der Erziehungswissenschaften an der PH Köln. Berufsziel: Diplom-Pädagoge mit dem Studiumschwerpunkt Erwachsenenbildung. Marlene Handels, geb. 1943, Volksschulabschluß, Vorbereitung auf die Prüfung zum Nachweis der Bildungsreife, Ausbildung zur Kindergärtnerin und Hortnerin, zweijährige Berufspraxis, Werklehrerausbildung, fünf Jahre Berufsausübung, Fachhochschulstudium mit Abschluß als Sozialpädagogin (grad.) und Erwerb der Hochschulreife, seit 1973 Studium der Erziehungswissenschaften an der PH Köln. Berufsziel: Diplom-Pädagogin mit dem Studienschwerpunkt Sozialpädagogik. Gisela Schaab, geb. 1923, Abitur, Theologiestudium, Religionslehrerin, Hausfrau; seit 1972 Studium der Erziehungswissenschaften an der PH Köln. Berufsziel: Diplom-Pädagogin mit dem Studienschwerpunkt Sozialpädagogik. Dagmar Schädlich, geb. 1949, Abitur, seit 1972 Studium der Erziehungswissenschaften an der PH Köln. Berufsziel: Diplom-Pädagogin mit dem Studienschwerpunkt Sozialpädagogik.