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Nationalsozialismus — ein deutscher Faschismus? | APuZ 13/1985 | bpb.de

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APuZ 13/1985 Artikel 1 Zur Lage der Nation: Deutschland im Mai 1945 Die deutschlandpolitischen Hauptziele der Siegermächte im Zweiten Weltkrieg Nationalsozialismus — ein deutscher Faschismus?

Nationalsozialismus — ein deutscher Faschismus?

Roland Schmidt

/ 29 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Gegenstand des Beitrages ist die Diskussion darüber, in welchem Maße der Nationalsozialismus ein Teil oder eine besondere Ausprägung eines allgemeinen europäischen Faschismus gewesen ist. Nachdem die Herkunft und die Entwicklung des Begriffes „Faschismus" umrissen sind, wird die Geschichte der Begriffskontroverse in ihren Phasen in groben Strichen skizziert. Schließlich wird der Frage der Vergleichbarkeit des Nationalsozialismus nachgegangen. Ausgehend von der Überlegung, daß ein übergreifender Faschismusbegriff nur dann legitim und sinnvoll ist, wenn er Gemeinsamkeiten seiner beiden wichtigsten Fälle — Italien und Deutschland — abbildet, werden erstens kurz deren weitgehend unbestrittenen Ähnlichkeiten zusammengestellt. Zweitens jedoch hat der Nationalsozialismus ganz spezifische Elemente, die ihn zu einem singulären Phänomen machen: a) der globale Herrschaftsanspruch, b) die Rassenideologie und der daraus abgeleitete Holocaust und c) die Rolle des Staates und das Führerprinzip. Es ergibt sich das Bild einer spezifischen Ambivalenz: Der Nationalsozialismus ist zwar auch, aber nicht nur Faschismus. Der Holocaust wird durch keinen Faschismus-Begriff gedeckt. Dennoch hat dieser Begriff als heuristisches Instrument seine Berechtigung. Der Nationalsozialismus ist zwar ein „deutscher Faschismus", aber er ist als solcher nicht hinreichend beschrieben. Er ist mehr als das; er trägt singuläre Züge. Darum sollte er als eine Ausprägung des Faschismus und zugleich als etwas anderes, mehr als dies gesehen werden; Sein „Wesen" offenbart er erst im Holocaust.

I. Einleitung

Der Streit um den passenden Begriff Vierzig Jahre nach dem Ende eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte ist nach wie vor eine der vorrangigen Aufgaben der politischen Bildung die Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Die Situation scheint paradox: Einerseits gehört diese Epoche zu den am besten untersuchten, andererseits aber nach wie vor zu den umstrittensten Gegenständen der geschichtswissenschaftlichen Forschung 1). Der wissenschaftliche Streit beginnt schon mit dem Namen dieses historischen Phänomens: . Nationalsozialismus'oder .deutscher Faschismus ? Die Diskussion darüber, in welchem Maße der Nationalsozialismus ein Teil oder eine besondere Ausprägung eines allgemeinen europäischen Faschismus gewesen sei, ist, wie Hillgruber feststellt, eines der entscheidenden, im Mittelpunkt der Diskussion stehenden und zugleich über den Kreis der Experten hinaus für das allgemeine historisch-politische Verständnis wichtigen Probleme Um diese Frage rankt sich eine Begriffskontroverse, die Gegenstand und Hintergrund dieses Beitrages ist In der Kontroverse lassen sich, wie Hofer es jüngst getan hat, drei Gruppen unterschiedlicher Haltung gegenüber einer allgemeinen Faschismustheorie unterscheiden Die erste Gruppe lehnt einen generalisierenden Faschismusbegriff bzw. eine allgemeine Faschismustheorie grundsätzlich ab, weil fundamentale Unterschiede in den Voraussetzungen, Erscheinungsformen und Zielen der als faschistisch bezeichneten Bewegungen ver-wischt würden. Ein inflationärer Gebrauch des Faschismusbegriffes bedeute letzlich eine Bagatellisierung und Verharmlosung des Nationalsozialismus. Eine zweite Gruppe sieht in einer generalisierenden Faschismustheorie den entscheidenden Beitrag zur Erklärung eines europäischen Faschismus. Dieser sei notwendiges Produkt einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung und habe die soziale Funktion, diese zu erhalten. Nationalsozialismus wird vorwiegend unter diesem Blickwinkel interpretiert und so als „deutscher Faschismus" charakterisiert.

Eine dritte Gruppe nimmt insofern eine mittlere Stellung ein, als sie zwar einen allgemeinen Faschismusbegriff befürwortet, wohl aber seine ausschließlich ökonomische Begründung nicht akzeptiert. Sie halte, so Hofer, die Anzahl vergleichbarer Merkmale für ausreichend für einen gemeinsamen Begriff, ohne deshalb allerdings die Unterschiede zu übersehen. Diese Theorie erlaube es daher auch — trotz der Zurechnung zur selben Gattung mit anderen Faschismen —, die Einzigartigkeit des Nationalsozialismus zu erkennen.

Der hier behandelte Streit um den passenden Begriff ist ein Aspekt der Kontroverse, die sich an den Begriffen Faschismus und Totalitarismus entzündet In der wissenschaftlichen Diskussion ließ sich über lange Zeit — stark vereinfacht — die Regel aufstellen: Wer den Nationalsozialismus als Faschismus bezeichnet, verwirft den Totalitarismusbegriff. Und umgekehrt: Wer den Totalitarismusbegriff als Interpretationsmuster verwendet, verwirft einen generalisierenden Faschismus-begriff. Inzwischen sind bei dieser Regel Differenzierungen vonnöten: Karl Dietrich Erdmann beispielsweise hält an beiden Begriffen fest Auch Jürgen Kocka wendet sich gegen die „Zuspitzung eines Begriffskrieges, dessen Schärfe längst über das wissenschftlich Nützliche und politisch Sinnvolle hinausgegangen ist" In diesem Sinne soll auch hier Stellung bezogen werden. 2. Herkunft und Entwicklung des Begriffes . Faschismus'

Etymologisch abgeleitet wird das Wort vom italienischen „fascio (Bündel, Bund), bzw. vom lateinischen „fasces" = Rutenbündel, dem Symbol der Amtsgewalt der römischen Magistrate

Im 19. Jahrhundert verwandten italienische Sozialisten, Syndikalisten und Republikaner den Begriff „fascio", um „außerparlamentarische Organisationsformen ... mit meist revolutionärem Charakter zu bezeichnen" In „fasci" schlossen sich 1914 Gruppen revolutionärer Internationalisten zusammen, denen auch Mussolini angehörte. Ein „tiefgreifender Bedeutungswandel" kündigte sich, so Nolte, erstmals an, als sich 1917 „vornehmlich rechtsgerichtete Kräfte der Kammer zur Verfolgung einer energischen Kriegspolitik"

zum radikal-nationalistischen „Fascio parlementare"

zusammenschlossen. Den Begriff verbreiteten die 1919 von Mussolini gegründeten „fasci combattimento" (Kampfbünde) 1921 traten die Anhänger Mussolinis anläßlich der Wahlen in die „blocchi nazionali" ein, und Mussolini konnte danach über eine parlamentarische Gruppe von 35 Abgeordneten verfügen. 1921 formten sich die Fasci aus einer „Bewegung" in eine „Partei" um Ende 1922 trotzte Mussolini dem König durch die Androhung eines Bürgerkrieges mit dem „Marsch auf Rom" die Übertragung der Ministerpräsidentschaft ab. 1923 schlossen sich Nationalisten und Faschisten im „Partito nationale Fascista" zusammen

Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff . Faschismus'seit dieser Zeit „die von Mussolini 1922 an die Macht geführte politische Bewegung und das von dieser in Italien bis 1945 ausgeübte Herrschaftssystem" Diese enge Begriffsdefinition, die sich auf den Faschismus in Italien beschränkt, ist unumstritten. Darüber hinaus aber werden „als Faschismus auch andere extrem nationalistische Bewegungen mit autoritär-hierarchischem Aufbau, antiliberaler, antidemokratischer und antisozialistischer Ideologie zusammenfassend gekennzeichnet, die in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen autoritäre oder totalitäre Staatsordnungen begründet oder sich deren Errichtung zum Ziel gesetzt hatten". In diesem weiteren Sinne wird „Faschismus als eines der zentralen, für ganz Europa charakteristischen Phänomene der Zwischenkriegszeit" angesehen (In diesem „Doppelsinn" sieht Bracher beispielsweise ein Hauptproblem eines generellen Faschismusbegriffes

Dies führt dazu, verschiedene Dimensionen des Begriffs . Faschismus'zu unterscheiden. Auf drei Ebenen wird dieser verwendet:

1. In der Geschichte: Italien zwischen 1922 und-1943.

2. In der sozialwissenschaftlichen Theorie:

der Versuch, einen allgemeinen Begriff zu prägen für eine Reihe von ideologischen Bewegungen und politischen Systemen vornehmlich in der Zeit zwischen den Weltkriegen.

3. In der politisch-ideologischen Auseinandersetzung als polemisches Schlagwort Hier geht es vor allem um die zweite Ebene, um die Legitimität eines generalisierenden Faschismusbegriffes und dessen Tauglichkeit zur Bezeichnung des Nationalsozialismus.

II. Zur Rekonstruktion der Begriffskontroverse

Die Begriffskontroverse hat natürlich auch ihre Geschichte. Ein kurzer Überblick mag hier der Orientierung dienen: Die Diskussion wird in ihren Phasen umrissen, die durch ihre Stellung gegenüber einer Verwendung eines Faschismusbegriffes für den Nationalsozialismus charakterisiert werden. 1. Die zeitgenössische Faschismus-diskussion

Die erste Phase ist die der zeitgenössischen Diskussion: Vor allem marxistische Interpretationen haben den Nationalsozialismus als deutschen Faschismus bezeichnet. In der Literatur werden drei Grundpositionen unterschieden

a) Orthodoxe Faschismusinterpretationen im Rahmen der kommunistischen Partei (als Stichworte seien genannt: Agententheorie, Dimitroff-Definition, Sozialfaschismus). Sie sind gekennzeichnet durch eine strikt instrumentalistische und generalisierende Definition des Faschismus. Diese Definition fand ihren Ausdruck in der klassischen Formulierung des Exekutivkomitees der Komintern von 1933: „Der Faschismus ist die offene terroristische Diktatur der am meisten reaktionären, chauvinistischen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals."

b) Den nicht-orthodoxen marxistischen Positionen war die Überzeugung gemeinsam, daß der Faschismus zwar eng mit dem bürgerlichen Kapitalismus Zusammenhänge, aber nicht einfach als dessen direktes Organ oder Instrument anzusehen sei Hervorzuheben sind hier vor allem Thalheimers aus der Marx’schen Bonarpatismus-Analyse abgeleitete These der „Verselbständigung der Exekutive" und Bauers These eines „Gleichgewichts der Klassenkräfte". Diese Ansätze betrachteten die „neuartige und autonome Substanz der faschistischen Exekutiven“ Der Faschismus sei keineswegs die unmittelbare Herrschaft des Kapitals. Eben weil eine solche Herrschaft nicht mehr möglich sei, werde die politische Gewalt den Führern der faschistischen Bewegungen übertragen: Die politische Macht der Bourgeoisie werde gebrochen, um ihre gesellschaftliche Macht zu erhalten

c) In Verbindung von marxistischer Theorie und Psychoanalyse analysierte beispielsweise Wilhelm Reich die „Massenpsychologie des Faschismus"

Die marxistischen Interpretationen waren im großen und ganzen die einzigen, die den Nationalsozialismus generalisierend als Faschismus sahen 2. Der Stand der Forschung bis Mitte der sechziger Jahre Allem Anschein nach war der . Stand'der Forschung bis in die frühen sechziger Jahre tatsächlich ein solcher. Der Diskussionsstand dieser zweiten Phase wurde bestimmt durch vergleichsweise klare Paradigmen und Schulen „Deutsche Katastrophe" versus „Diktatur des Finanzkapitals"

Auf der einen Seite stand die orthodox-marxistische Position, die von der beschriebenen Definition des Faschismus ausging und den Nationalsozialismus als eine Variante einer für Europa als allgemein verbindlich unterstellten Erscheinung des Faschismus als Gegenpol zum Sozialismus sah. Auf der anderen Seite wurde der Nationalsozialismus als rein nationalgeschichtliches Phänomen oder „zusammen mit dem als wesensgleich angesehenen Bolschewismus in der Sowjetunion als eine Ausprägung des Totalitarismus'gedeutet und vom italienischen Faschismus als einer besonderen Form bloß autoritärer Herrschaft abgesetzt“

Der Totalitarismustheorie gilt der Nationalsozialismus als „antidemokratische Revolution gegen den liberal-parlamentarischen Verfassungsstaat" Sie vergleicht die Herrschaftstechniken verschiedener Systeme, stellt „Strukturanalogien zwischen Faschismus und Bolcheswismus (fest) und subsumiert beide unter dem übergreifenden Gattungsbegriff des Totalitarismus, der einen neuen Typus von Herrschaft bezeichnet" 3. Beginn der neueren Faschismusdebatte In einer dritten Phase vollzog sich Anfang der sechziger Jahre die „Auflösung der traditionell-versäulten Faschismusdiskussion" Dies leisteten zwei neue Argumentationen: Vor allem die phänomenologische von Ernst Nolte, aber auch die um den Begriff des „Primats der Politik" zentrierte marxistische Position von Tim Mason

1963 erschien Noltes erstes Hauptwerk Der Faschismus in seiner Epoche Noltes Verdienst ist es, so Wippermann, darin „die singularisierenden Theorien über den Faschismus ... widerlegt, die heteronomistische Totalitarismustheorie überwunden, den Begriff . Faschismus'als gesamteuropäisches Phänomen zwischen den Kriegen in der wissenschaftlichen Diskussion des Westens durchgesetzt und die . erste wissenschaftliche Gesamtdeutung des Faschismus ... geschrieben zu haben"

Für Nolte steht die Legitimität des Begriffs Faschismus außer Frage: Es sei „widersinnig, die Einheit eines Phänomens zu leugnen, das als Einheit so tief in den Grundzügen der Epoche angelegt ist und in ihrer Wirklichkeit so leidenschaftlich umstritten wurde". Offenbar gebe es „ein unabweisbares Bedürfnis, einen Begriff für diejenigen politischen Systeme ... zu haben, die ebensosehr vom demokratisch-parlamentarischen wie vom kommunistischen Typus sich unterscheiden". Vor allem aber „hatten die faschistischen Bewegungen selbst ein scharf ausgeprägtes Empfinden für ihre Verwandtschaft"

Für Nolte liegt es nahe, den Faschismus „für die charakteristische politische Tendenz jener Epoche zu erklären", weshalb er von der „Epoche des Faschismus" spricht

Auf die vielleicht einfachste Formel hat Nolte selbst einen Grundzug seiner Theorie gebracht: „Der Vorzug des Faschismusbegriffes besteht vor allem darin, daß er die fundamentale Bedeutung des Unterschieds zwischen links und rechts anerkennt und zum Ausgangspunkt macht."

Der zweite Anstoß für eine neuerliche Faschismusdebatte kam mit dem Auftreten der westdeutschen Linken Mitte der sechziger Jahre und deren Wiederentdeckung einer kritisch-marxistischen Theorie des Faschismus und Nationalsozialismus Im Mittelpunkt stand dabei zunächst die Kritik an der Rezeption des Nationalsozialismus. Vor allem in der Zeitschrift „Das Argument" wurden die gängigen Theorien kritisiert; man diskutierte seinerseits die Funktion des Staates im Faschismus. Den wichtigsten Anstoß für weitere kontroverse Diskussionen zwischen den verschiedenen marxistischen Ansätzen gab wohl Tim Mason, der den Gedanken der Verselbständigung der Exekutivgewalt wieder aufnahm 4. Die Renaissance des Faschismusbegriffes Gegen Ende der sechziger Jahre erlebte der Faschismusbegriff eine Renaissance — sowohl in der wissenschaftlichen Diskussion als auch in der politischen Auseinandersetzung. Von verschiedenen Positionen her wurde ein allgemeines Phänomen Faschismus begrifflich und sachlich neu gefaßt und der Nationalsozialismus als Element dieser Gattung subsumiert.

Man versuchte erstens, einen internationalen Faschismus komparativ zu bestimmen

Zweitens nahm die Neue Linke die Anstöße der Argument-Diskussion z. T. auf, entwikkelte neue Begriffsbestimmungen und versuchte, den Nationalsozialismus als deutschen Faschismus durch seine soziale Funktion zu erklären. Vor allem die Arbeiten von Reinhard Kühnl sind hier zu nennen, der Faschismus und damit auch den Nationalsozialismus als „Form bürgerlicher Herrschaft" versteht, deren „soziale Funktion" es sei, „die kapitalistische Gesellschafts-und Eigentums-ordnung... zu bewahren" Charakteristisch für ein faschistisches System sei das Bündnis zwischen der faschistischen Partei und der alten Oberklasse, die Massenbasis, der Gebrauch von Terror und die Ideologie der Volksgemeinschaft

Drittens verteidigten orthodoxe Positionen ihre Argumentationen. Weiterhin wird hier von der klassischen Wesensbestimmung des Faschismus als „Waffe der Monopolbourgeoisie" ausgegangen

Viertens wurde ein . strukturell-funktionaler" Ansatz neu formuliert

Fünftens schließlich wurden die ersten Bedenken gegen eine „Begriffsverwilderung" laut; das Bedürfnis nach einer Neubestimmung, Präzisierung und Begrenzung des Begriffes wuchs: Bestandsaufnahmen, sekundär-analytische Untersuchungen und überblicksartige Darstellungen wurden aktuell 5. Einwände gegen einen generalisierenden Faschismusbegriff Als Reaktion auf die Renaissance der Faschismustheorien wurden schon in den frühen siebziger Jahren zunehmend Einwände und wachsende Vorbehalte gegen die Verwendung eines generalisierenden Faschismusbegriffes für den Nationalsozialismus laut. Man wandte sich gegen eine „Einebnung" des Nationalsozialismus in einen „europäischen Faschismus", der im kapitalistischen System tendenziell angelegt sei

Bracher wandte sich gegen den „so modische(n) wie lose(n) Gebrauch des Zauberwortes Faschismus": „Der inflationäre Gebrauch des Faschismusbegriffs... bedeutet im Grunde die Bagatellisierung einer wirklich totalitären Diktatur wie der nationalsozialistischen, weil damit alles in einen Topf geworfen wird ... Das läuft entweder auf eine Dämonisierung aller Diktaturtendenzen oder aber auf eine Bagatellisierung derjenigen Regime hinaus, die wie das nationalsozialistische Gewalt-und Vernichtungssystem auch vom italienischen Faschismus weit und prinzipiell unterschieden sind."

Hillgruber wies darauf hin, daß sich die außenpolitischen Zielsetzungen Hitlers und Mussolinis nicht miteinander vergleichen ließen Turner legte dar, daß das Telos, die Zukunftsvisionen beim Nationalsozialismus und beim italienischen Faschismus völlig verschieden, unvergleichbar gewesen seien: Die „reaktionäre Utopie" Hitlers basiere „auf einem atavistischen, antimodernistischen Grundzug des Nationalsozialismus, während der Faschismus in Italien eine . kapitalistische" Modernisierung der ... italienischen Gesellschaft anstrebte"

Hildebrand führte gegen eine kausale Verbindung von Kapitalismus und Faschismus das englische und amerikanische Beispiel an; er betonte die „Singularität der Politik Hitlers" Bernd Martin überprüfte die Tauglichkeit eines übergreifenden Faschismusbegriffes in einem Vergleich zwischen Japan, Italien und Deutschland und wandte sich gegen dessen Verwendung 6. Differenzierende und vermittelnde Positionen seit Mitte der siebziger Jahre Wohl auch als Reaktion auf die Einwände gegen einen generalisierenden Faschismusbegriff wurden die Positionen neu bestimmt und die Argumentationen überprüft und differenziert. Vier Haupttendenzen lassen sich feststellen: Erstens das Festhalten am Faschismusbegriff auch in seiner Verwendung für den Nationalsozialismus und seine Neudefinition zum Erhalt des politischen Wertes zweitens die heuristische Annahme eines Faschismusbegriffes bei gleichzeitiger Betonung eines komparatistischen Ansatzes drittens vermittelnde Positionen in der Kontroverse um Faschismus und Totalitarismus viertens schließlich der Versuch neuer Bestandsaufnahmen 7. Zum Forschungsstand Offenbar zeichnet sich eine Tendenz zur Differenzierung der Positionen ab. Ein Faschismusbegriff mit begrenzter Reichweite wird wohl bevorzugt. Er wird meist begrenzt auf die faschistischen Bewegungen der Zwischenkriegszeit. Als Forschungsstand läßt sich festhalten: Auf der einen Seite neigen Forscher wie Bracher, Turner, Hildebrand, Hillgruber, De Felice, Haffner u. a. dazu, den Nationalsozialismus nicht unter einen generalisierenden Faschismusbegriff zu subsumieren. Auf der anderen Seite halten andere die Verwendung des Faschismusbegriffs für den Nationalsozialismus für gerechtfertigt: Nolte, Erdmann, Thamer, Wippermann, Laqueur, Hans Mommsen, Wolfgang J. Mommsen, Broszat, Kocka, Winkler, Hennig, Kühnl, Payne u. a.

III. Die Ambivalenz faschistischer und singulärer Elemente

In diesem Kapitel soll der Frage der Vergleichbarkeit des Nationalsozialismus nachgegangen werden. Ausgehend von der Überlegung, daß ein übergreifender Faschismus-begriff nur dann legitim und sinnvoll ist, wenn er Gemeinsamkeiten seiner beiden wichtigsten Fälle — Italien und Deutschland — abbildet, sollen kurz deren weitgehend unbestrittenen Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten zusammengestellt werden. Anschlie-Bend soll danach gefragt werden, worin sich der Nationalsozialismus von anderen . Faschismen, insbesondere dem italienischen, unterscheidet. Es soll also nach den Besonderheiten des Nationalsozialismus, nach seiner „Singularität" gefragt werden. 1. Ähnlichkeiten von italienischem Faschismus und Nationalsozialismus Eine generalisierende Verwendung des Faschismusbegriffs ist nur dann zu rechtfertigen, wenn dieser sich zumindest in seiner Anwendung auf Italien und Deutschland als tragfähig erweist Um deren Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten zusammenzustellen, werden Brachers „Kritische Betrachtungen zum Faschismusbegriff" zu Rate gezogen — ein sicher „unverdächtigter Zeuge", da er ja gerade das Subsumieren unter einen gemeinsamen Faschismusbegriff ablehnt.

Die folgenden Ähnlichkeiten können als weitgehend unbestritten gelten

— Sowohl der italienische Faschismus als auch der Nationalsozialismus folgten unmittelbar aus den Enttäuschungen des Ersten Weltkrieges; ökonomische und soziale Krise als Auslöser; Gefühl der „verspäteten Nation". i — Expansionsdrang: Faschismus: Mittelmeerraum, Wiederherstellung des Imperium Romanum; Nationalsozialismus: Lebensraum im Osten. — Ideologie: Oberster Wert ist die Nation („imperialer Nationalismus") oder in gesteigerter Form die Rasse.

— Antiliberal, antidemokratisch, antibürgerlich, antimarxistisch und antikommunistisch, antikapitalistische Elemente.

— Aktionismus, Antiintellektualismus, „Gegenstellung der Tat gegen den Gedanken", Kult der Gewalt und der Aktion; Hauptwerte: Tat, Kampf, Recht des Stärkeren, — Elaborierte Technik der „Machtergreifung" („legale Revolution", als Minderheit) und Machtstabilisierung.

— Pseudoreligiöser, hochemotionalisierter Führermythos.

— Pseudodemokratischer Anspruch des Führerprinzips als Verwirklichung der totalen Identität von Herrschern und Beherrschten als Grundfiktion.

— Existenz und Funktion einer betont alles erfassenden, tendenziell totalitären Massen-partei (Sammel-oder Volkspartei)..

— Politik als Freund-Feind-Verhältnis, absolutes Feindbild.

— Mobilisierung (und Ablenkung) der Massen: Einsatz der Mittel der modernen Propaganda und Massenmedien, Massenversammlungen, Aufmärsche etc. 2. Spezifische Elemente des Nationalsozialismus Bei aller Vergleichbarkeit war jedoch, so Bracher, „das deutsche Phänomen des Nationalsozialismus einzigartig: Die rassistische Ideologie, der globale Herrschaftsanspruch, die diktatorisch-technokratische Effizienz, die Radikalität der Herrschafts-und Vernichtungspolitik" heben es über andere Faschismen hinaus.

In diesem Kapitel geht es also um die singulären Elemente des Nationalsozialismus, geht es um Unterschiede zwischen dem Nationalsozialismus und anderen Faschismen, insbesondere dem italienischen. Drei Punkte scheinen mir die wichtigsten zu sein, will man die spezifischen Merkmale des Nationalsozialismus ins Auge fassen: erstens der globale Herrschaftsanspruch, zweitens die Rassen-ideologie, die in den Holocaust mündete, und drittens die Rolle des Staates und das Führerprinzip. Kernstücke der nationalsozialistischen Ideologie sind das Streben nach Welt(vor) herr-schäft und die Rassendoktrin alle anderen Elemente haben funktionalen Charakter zur Erreichung dieser beiden Ziele. Das dritte . Kernstück', das Führerprinzip, beinhaltet gerade das funktionale Verständnis des Staates und aller Institutionen. So auch Jäckel: „Hitler hatte nur zwei wirkliche Ziele, ein außenpolitisches und ein rassenpolitisches. Deutschland mußte unter seiner Führung neuen Lebensraum im Osten erobern, und es mußte die Juden entfernen. Der Staat und seine Verfassung, die Innen-, Wirtschafts-und Sozialpolitik, die Partei, ihr Programm und ihre Ideologie — alles war nur Mittel zu diesem doppelten Zweck." a) Außenpolitik: Ostexpansion und globaler Herrschaftsanspruch Schon im zweiten Band von „Mein Kampf", der Ende 1926 erschien, formulierte Hitler das Konzept einer Aufteilung der Welt an Deutschland (kontinentaler Osten), England (Meere und Kolonien) und Italien (Mittelmeerraum). In drei großen Phasen sollte es verwirklicht werden: erstens innere Erneuerung und Aufrüstung Deutschlands sowie Bündnisse mit England und Italien, zweitens Krieg gegen Frankreich zur Rückendeckung des (drittens) Eroberungskrieges gegen Rußland, der militärisch leichtes Werk sei

Hitler ging es aber wohl nicht nur darum, Deutschland zu einer Weltmacht neben anderen zu machen; seine Endziele reichten weiter: Neben den „zweifellos präziseren Angaben zur Gewinnung von . Lebensraum im Osten'" fand Jochen Thies Hinweise auf das Endziel der Weltherrschaft. Hitlers Expansionsstreben beschränke sich also nicht auf einen kontinentalen Anspruch, sondern sei global. Sein Ziel sei die „Weltherrschaft der arischen Rasse auf ewige Zeiten" Erhärtet wird die Weltherrschaftsthese durch die Untersuchung der „zeitlich genau fixier-ten" Bauplanungen Hitlers. Diese waren „die bewußte Vorwegnahme der späteren Expansionspolitik".

Hitlers Vorstellung der „in Stein vorweggenommene(n) Zukunft" wird treffend durch seinen Ausspruch markiert: „Wenn man die Reichskanzlei betritt... soll man das Gefühl haben, den Herrn der Welt zu besuchen." Berlin soll zur „Hauptstadt der Welt" ausgebaut werden, in den „Führerstädten" sollen gigantische „Bauten für die Ewigkeit" entstehen

Thies folgt im wesentlichen Hillgrubers Interpretationsmuster eines „Stufenplans": Dieser endete nicht bei der projektierten Eroberung neuen . Lebensraumes'im Osten, sondern war weltweit angelegt. Auf die . Stufe'der Eroberung eines europäischen Kontinentalimperiums sollte ein kolonialer Ergänzungsraum’ in Mittelafrika sowie ein Stützpunktsystem im Atlantik und im Indischen Ozean gewonnen werden. Im Bunde mit Japan, nach Möglichkeit auch mit Großbritannien, sollten dann die USA als weltpolitischer Hauptgegner zunächst isoliert und in der auf Hitler folgenden Generation — gleichsam in einem Kampf der Kontinente — gegen Amerika die Weltvorherrschaft des . Germanischen Reiches deutscher Nation'erkämpft werden

Die Kontroverse um die Reichweite der Hitlerschen Expansionspläne braucht hier nicht weiter vertieft zu werden; die Radikalität des nationalsozialistischen Expansionsstrebens steht wohl außer Frage. Sie findet ihren Ausdruck in der zentralen Rolle des Krieges in der NS-Ideologie und -Politik. Der Krieg entsprach dem „Naturgesetz vom Recht des Stärkeren", von der ewigen Auslese des . Besseren', dem Abfall des Faulen und Morschen. Der Krieg mußte die Überlegenheit der nordischen Rasse beweisen; er war zugleich die „höchste Lebensäußerung" eines Volkes Krieg gehörte somit von Anfang an zu den selbstverständlichsten Mitteln zur Durchsetzung politischer Ziele. Mit diesem Element korrespondierte das absolute Feindbild als ein wesentlicher Gehalt der NS-Ideologie.

Zentral für das Verständnis der nationalsozialistischen Außenpolitik ist die rassische Begründung des Expansionsstrebens, die enge Verbindung von Rassengedanken und außen-politischem Programm. Das Ziel einer rassisch begründeten germanischen Weltherrschaft deutscher Nationen unterscheidet den Nationalsozialismus von anderen Faschismen: „Sein Ideal der rassereinen Welt lag „vor aller Geschichte', während die anderen faschistischen Bewegungen das Ziel propagierten, ein vergangenes Zeitalter der nationalen Größe wiederherzustellen." Beim italienischen Faschismus war dies das Imperium Romanum, bei der Falange das Reich der spanischen Habsburger, die kroatische Ustascha gab vor, an die Zeit der Türkenkämpfe anknüpfen zu wollen etc.

Mussolinis außenpolitische Forderungen nach einem faschistischen „impero romano", nach dem „mare nostro“ sowie seine Politik des „peso determinante" sind kaum mit Hitlers Weltherrschaftsabsichten zu vergleichen. Die Überlegungen des einen bewegten sich durchaus noch in historisch vertrauten Kategorien, die des anderen sprengten diesen Rahmen, beabsichtigten „den historischen Verlauf zu überholen und in einer biologischen Utopie stillzulegen"

Mussolini war insofern „Führer des römischen Imperialismus" und nicht etwa Architekt faschistischer Weltpolitik b) Rassenideologie und Menschenvernichtung Wie wir bei der Betrachtung der außenpolitischen Zielsetzungen gesehen haben, ist gerade die rassenideologische Begründung des radikalisierten Imperialismus als singulär anzusehen. Dies verweist auf das zweite „Kernstück" des Nationalsozialismus: Rassenideologie und Judenvernichtung.

Der Versuch einer „rassischen Revolutionierung der Weltgeschichte und einer damit einhergehenden biologischen Veränderung der menschlichen Spezies“ und die daraus abgeleitete systematische Menschenvernichtung, die ihren Höhepunkt im organisierten Massenmord an Juden in nationalsozialistischen Vernichtungslagern fand, hebt den Nationalsozialismus von allen Regimen des 20. Jahrhunderts weit ab.

Für Hitler war Geschichte der Kampf der Rassen um Lebensraum Das zugrundeliegende Prinzip war „der aristokratische Grundgedanke der Natur", das Naturgesetz „der Notwendigkeit und des Rechtes des Sieges der Besten und Stärkeren". Der Lebenskampf war unaufhörlich und gnadenlos. Politik war „in Wahrheit die Durchführung des Lebenskampfes eines Volkes". Der Hauptgegner des „Lebenskampfes" war das „Weltjudentum". Im Begriff des „jüdischen Internationalismus" wurden die zwei zentralen Elemente, der Antisemitismus und die Ostexpansion, verknüpft, denn in Rußland regiere der „jüdische Bolschewismus"

Spätestens seit 1924 forderte Hitler öffentlich die physische Liquidierung der Juden. Die „Kampfweise gegen das Judentum" nämlich war in Hitlers Augen „nicht nur für unser Volk, sondern für alle Völker ... eine Lebensfrage. Denn Juda ist die Weltpest".

Die Singularität des Nationalsozialismus auf dem Gebiet der Rassenpolitik ist wohl unbestreitbar. Vor allem die Konsequenz, Planmäßigkeit und Radikalität der Judenvernichtung übertrifft alle Vorstellungskraft und findet keine Parallele in anderen Ländern. Rassenideologie und -politik des faschistischen Italien blieben weit hinter denen des Nationalsozialismus zurück. Die vorhandenen rassistischen Elemente wurden weder zur Doktrin erhoben, noch Leitlinie der Politik mit vergleichbaren Folgen

„Rasse: das ist ein Gefühl, nicht eine Tatsache: 95 Prozent Gefühl." Diese Äußerung Mussolinis unterscheidet ihn von Hitler: Mussolini hielt es „für möglich, die Juden zu arisieren" für Hitler war dies undenkbar. So machte sich der italienische Führer über den „Unsinn der blonden Edelrasse" lustig Erst nach 1933 verließ Mussolini in der Judenfrage seine bisherige Linie Doch erst nach dem Sturz Mussolinis folgte dann ab September 1943 die Ausdehnung der nationalsozialistischen „Endlösungs" -Politik auch auf die besetzten Teile Italiens.

Die Betrachtung der „rassenpolitischen" Differenzen zwischen Nationalsozialismus und italienischem Faschismus zeigt folgendes: Zum einen gibt es antisemitische Elemente in beiden. „Faschismen". Zum anderen bedeutet de-‘ ren Radikalisierung in der nationalsozialistischen Rassenideologie und -politik einen qualitativen Unterschied.

Die Analyse der Rassenpolitik und -ideologie ergibt somit einen ähnlichen Befund wie die Analyse der außenpolitischen Zielsetzungen: Nationalsozialismus und italienischer Faschismus haben gemeinsame Elemente (Imperialismus und Antisemitismus), deren Radikalisierung allerdings im Nationalsozialismus eine neue Qualität bedeutet. c) Die Rolle des Staates und das Führerprinzip Das außen-und das rassenpolitische Programm waren die zentralen Zielvorstellungen des Nationalsozialismus. Alle andere Bereiche der Politik waren Mittel zum Zweck der Durchsetzung dieser beiden Ziele: „Der Staat und seine Verfassung, die Innen-, Wirtschafts-und Sozialpolitik, die Partei, ihr Programm und ihre Ideologie — alles war nur Mittel zu diesem doppelten Zweck."

Damit wurde dem Staat und anderen politischen Institutionen die Funktion eines Instrumentes zugedacht — eines Instrumentes in den Händen eines Führers, der die Verantwortung trägt für den „Lebenskampf" seines Volkes. Damit war aber auch zweitrangig, wie dieses Instrument beschaffen sein sollte. So gab es nie eine nationalsozialistische Verfassungspolitik. Nicht einmal die Nachfolgefrage wurde je gesetzlich geregelt. Auch die Partei und ihr Programm hatten für Hitler nur funktionalen Charakter zum Zweck der Integration der Gefolgschaft Entsprechend dienten Innen-und Sozialpolitik lediglich der inneren Konsolidierung, um das Primat der Außenpolitik zu sichern. Die Sozialpolitik aber war „das wichtigste taktische Mittel zum Zweck erst der Gewinnung und Bewahrung der Herrschaft und dann der Verwirklichung der außenpolitischen Ziele im Eroberungskrieg" Alles in allem läßt sich eine völlige Umkehrung des herkömmlichen Staatsbegriffs feststellen, indem der Herrscher nun nicht mehr Diener des Staates, sondern umgekehrt der Staat Mittel des Herrschers sein sollte. Staat und Partei sollten nichts anderes sein als Mittel in der Hand des Führers zum Zwecke der außen-und rassenpolitischen Ziele.

Damit verbunden war aber auch der Anspruch Hitlers auf eine „absolut uneingeschränkte und außer einer imaginären Volks-idee niemandem verantwortliche Stellung" Grundsatz der Organisation von Partei und Staat sollte das „Führerprinzip" sein: Alle Gewalt geht vom Führer aus und wird von oben nach unten von ihm abgeleitet. Er repräsentiert den Willen der Volksgemeinschaft. Keine Gewaltenteilung oder parlamentarische Kontrolle begrenzen die Führergewalt

IV. Zur Diskussion um die Herrschaftspraxis

Der Herrschaftsanspruch also war absolut. Die Herrschaftspraxis aber ist weniger eindeutig zu charakterisieren. Sie ist Gegenstand heftiger wissenschaftlicher Kontroversen Die Diskussionsebenen seien hier kurz angedeutet: Letztlich geht es, auf einer hochabstrakten Ebene, um das Verhältnis von Personen und Strukturen in der Geschichte. Der methodische Zugriff hängt von dessen Einschätzung ab: „Intentionalisten" erklären den Nationalsozialismus aus den Intentionen Hitlers, „Funktionalisten" legen den Schwerpunkt auf die Funktion, die er im politischen Umfeld innehatte.

Die dritte Diskussionsebene ist die Frage nach der Rolle Hitlers im nationalsozialistischen System. Die eine Position fand ihren Ausdruck im Urteil von Hans Mommsen, demzufolge Hitler der „entscheidungsunwillige, häufig unsichere, ausschließlich auf Wahrung seines Prestiges und seiner persönlichen Autorität bedachte, aufs stärkste von der jeweiligen Umgebung beeinflußte, in mancher Hinsicht schwache Diktator" war. Demgegenüber sieht beispielsweise Jäckel Hitler als „Alleinherrscher", insofern, als „die wesentlichen politischen Entscheidungen von einem einzelnen, in diesem Falle von Hitler, getroffen wurden"

Es wäre absurd, die große Rolle Hitlers zu leugnen, und im Grunde tut dies auch niemand ernsthaft. Es wäre ebenfalls absurd zu behaupten, Aufstieg und die „Machtergreifung"

seien allein Hitlers Werk gewesen. Dies tut ebenfalls niemand; sie fanden in einer besonderen historischen Situation statt, in der bestimmte Strukturen besonders wirkungsvoll sein konnten

Eng damit zusammen hängt wiederum die Frage nach der Perspektive: personales oder instrumentales Hitlerverständnis Ein Beispiel der einen Sicht ist die Feststellung Brachers:

„Grundlegend für den Nationalsozialismus und sein Herrschaftssystem ist, daß es von Anfang bis zum äußersten Ende mit diesem Manne stand und fiel: mit seinen Entscheidungen, seinen ideologischen Fixierungen." Auf der anderen Seite wird Hitler als Erfüllungsgehilfe gesehen.

Eine fünfte Diskussionsebene ist die Charakterisierung des nationalsozialistischen Herrschaftsgefüges als „Führerstaat" oder „Chaos". Entsprechend wird die Herrschaftspraxis als „Monokratie" oder „Polykratie" eingestuft, wobei einerseits die Herrschaft nach einem Prinzip, nach einem Willen, andererseits aber das vielfältige Kompetenzgerangel, das „polykratische Chaos" betont wird.

Die verschiedenen Diskussionsebenen und -stränge seien in einer Übersicht zusammengefaßt, stark vereinfacht und auf die jeweils kontroversen Positionen zugespitzt: Diskussionsebenen kontroverse Positionen abstrakt-philosophisch Person Struktur Analyseansatz intentional funktional/strukturell Rolle Hitlers Alleinherrscher Diktator Hitler-Verständnis funktional Herrschaftsgefüge Chaos

Herrschafts-Monokratie Polykratie praxis Diese Diskussionsebenen haben ihren Zusammenhang in der wohl unbestreitbaren Tatsache der „Diskrepanz zwischen dem monolithischen Herrschaftsanspruch und den dualistischen oder polykratischen, vom anarchischen Kompetenzwirrwarr eines . gelenkten Chaos'bestimmten Herrschaftsstrukturen" Die Kontroversen gehen letztlich darum, wie weit das Chaos als . gelenkt'bzw. . gebändigt'anzusehen ist.

Auf der einen Seite brachte es Haffner auf den Punkt: ...... dieses Chaos war Hitlers Schöpfung“. Hitler habe „die Funktionsfähigkeit des Staates zugunsten seiner persönlichen Allmacht und Unersetzlichkeit bewußt zerstört, und zwar von Anfang an". So habe Hitler „einen Zustand hergestellt, in dem die verschiedensten eigenständigen Machtträger unabgegrenzt, miteinander konkurrierend und einander überschneidend, nebeneinander und gegeneinander standen, und nur er selbst an der Spitze von allen" Hitler als Herr und Schöpfer eines bürokratischen Dschungels, in dem jeder gegen jeden kämpft.

Auf der anderen Seite wiederum wird argumentiert, die institutionelle Polykratie habe ihren Hauptgrund nicht in einem machiavellistischen Kalkül des Diktators, einer bewußten Politik nach dem Motto . divide et impera', sondern in seinem „gesamtpolitischen Dilettantismus, der sich in Nichtentscheidungen äußerte"

Man wird davon ausgehen müssen, daß polykratische und monokratische Elemente die Politik im Nationalsozialismus bestimmten. Allerdings ist festzuhalten, daß das polykratische Chaos den Intentionen Hitlers und seinen Interessen entgegenkam: der bürokratische Dschungel als Arena für den . Lebenskampf, in dem sich der Stärkere durchsetzt.

Dies jedoch als bewußtes Kalkül Hitlers anzusehen, betont m. E. allzusehr die Stringenz und Rationalität Hitlerscher Politik. Das chaotische Durcheinander ist vielleicht nicht so sehr bewußt geschaffen, als vielmehr nicht beseitigt worden. Vielleicht ist hier Breuers These hilfreich, der betont, daß im nationalsozialistischen Deutschland „der charismatische Charakter der Bewegung für das politisch-administrative System als Ganzes strukturbestimmend" wurde. Die für die Bewegungszeit „typische Struktur personeller Gefolgschaften und konkurrierenden Zuständigkeiten" habe Hitler „auf das politisch-administrative System durchschlagen“ lassen 1. Vergleichende Wertung Der italienische Faschismus strebte die Totalisierung des Staates an: .....der Faschismus ist Schöpfer des Begriffs des totalen Staates, lo stato totalitario, so wenig er diesen dann realiter zu verwirklichen mochte" Unter „stato totalitario" verstand Mussolini einen aufs äußerste gesteigerten Staat, in dem sämtliche Individuen und gesellschaftliche Gruppen vollständig integriert wären. Der faschistischen Partei wurde eine dienende Funktion zugedacht

Für den Nationalsozialismus dagegen ist gerade die „Entstaatlichung des Staates" dessen Funktionalisierung, charakteristisch. Haffner formuliert treffend: „Das Deutsche Reich mußte aufhören, Staat zu sein, um ganz Eroberungsinstrument werden zu können." Auch die Partei diente nicht dem Staat; sie entwickelte eine eigene Dynamik, die „in zunehmendem Maße zu einer Aushöhlung anstatt zu einer Steigerung der Staatlichkeit" führte. Nicht der Staat, die Bewegung sollte totalisiert werden. Der italienische Faschismus strebte zwar eine Totalisierung des Staates an, wurde aber in der Praxis durch das Fortbestehen machtvoller Rivalen (Monarchie, Aristokratie, Kirche, Armee) eingeschränkt Ihm gelang es letztlich nur in relativ bescheidenem Maße, „sich in die Substanz der vorfaschistischen Ordnung einzugravieren" Im Nationalsozialismus dagegen konnten die Partei und ihre Gliederungen ihre starke Stellung ausbauen. „Die Partei befiehlt dem Staat" hieß die Parole

Auch die Stellung der Führer war unterschiedlich. Der „Duce" gelangte nie über den Rang eines „ . konstitutionellen Diktators" hinaus. Im Nationalsozialismus dagegen gab es keine institutionalisierte Begrenzung. Auch die terroristische . Qualität'der Regime war unterschiedlich: Im italienischen Faschismus blieb sie wohl „vielfach potentiell" Eine vergleichbar massive terroristische Einschüchterung des einzelnen und eine so „rücksichtslose Mordjustiz" wie im Dritten Reich hat es weder in Italien noch in Japan gegeben

Alles in allem läßt sich feststellen: „Ideologie, Massenpartei, charismatisches Führertum, Terror-, Waffen-und Propagandamonopol sowie eine disponible Wirtschaft waren durchaus Bestimmungselemente der Herrschaft Mussolinis und Hitlers, jedoch von höchst unterschiedlicher Intensität und ideologischem Rigorismus."

Bracher macht auf den vielleicht wichtigsten gemeinsamen Gründzug beider Systeme aufmerksam: „Der faschistische Staat war strikt zentralistisch organisiert, seine Führung hierarchisch-autoritär aufgebaut, an der Spitze stand der Duce als der totale Repräsentant der Nation: dieser pseudodemokratische Anspruch des Führerprinzips als Verwirklichung der totalen Identität von Herrschern und Beherrschten war die Grundfiktion des faschistischen wie dann auch des nationalsozialistischen Systems." In beiden Fällen handelte es sich, so Erdmann, um eine Diktatur auf „plebiszitär-akklamatorische(r) Grundlage"

Die Analyse von Herrschaftsanspruch und -System ergibt einen ähnlichen Befund wie die Analyse der außenpolitischen Zielsetzungen und die der Rassenideologie und -politik: Nationalsozialismus und italienischer Faschismus haben gemeinsame Elemente, deren Radikalisierung im Nationalsozialismus jedoch ein qualitativer Bruch bedeutet, diesen gar als singulär erscheinen läßt. 2. Die Ambivalenz faschistischer und singulärer Elemente Die Diskussion der Vergleichbarkeit des Nationalsozialismus ergibt somit das Bild einer spezifischen Ambivalenz:

Zum einen lassen sich eine Reihe von Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten mit anderen Faschismen feststellen; zum anderen jedoch kennzeichnen den Nationalsozialismus vor allem eine Reihe spezifischer Elemente.

So kommt Bracher zu dem Schluß, bei aller Vergleichbarkeit sei doch „das deutsche Phänomen des Nationalsozialismus einzigartig:

die rassistische Ideologie, der globale Herrschaftsanspruch, die diktatorisch-technokratische Effizienz, die Radikalität der Herr-Schafts-

und Vernichtungspolitik heben es weit über die . Faschismen'hinaus" Wegen dieser Besonderheiten des Nationalsozialismus, die ihn über alle anderen Faschismen hinausheben, ist es nicht von der Hand zu weisen, daß der Nationalsozialismus in einem allgemeinen Faschismusbegriff nicht aufgeht. Der Nationalsozialismus wird durch den Begriff . Faschismus'nicht hinreichend getroffen.

Dennoch bleibt festzuhalten, daß Nationalsozialismus und italienischer Faschismus wichtige gemeinsame Elemente hatten. Deren Radikalisierung im Nationalsozialismus allerdings läßt diesen als singulär erscheinen. In unserem Zusammenhang sind die folgenden Ergebnisse hervorzuheben:

— Beide, Nationalsozialismus und italienischer Faschismus, trugen imperalistische Züge; deren Radikalisierung im globalen Herrschaftsanspruch des Nationalsozialismus mit dem Ziel eines rassisch begründeten Imperiums unterscheidet diesen dennoch radikal. — Beide trugen antisemitische Züge; beim italienischen Faschismus waren sie wohl nie zentral, deren Radikalisierung dagegen im Nationalsozialismus durch die rassenideologisch begründete Vernichtungspolitik machen diesen zu einer einzigartigen historischen Erscheinung.

— Beide waren nach ihrem Anspruch Führer-diktaturen auf „plebiszitär-akklamatorische(r) Grundlage“ die tendenziell alles umfassende Gewalt im Nationalsozialismus hatte keine institutionelle Begrenzung. Angesichts dieser Tatsache, daß Nationalsozialismus und italienischer Faschismus gemeinsame Grundzüge hatten, die aber im Nationalsozialismus bis hin zu einer neuen Qualität radikalisiert waren, bietet sich natürlich an, an eine Unterscheidung Ernst Noltes anzuknüpfen: Nolte unterscheidet den deutschen „Radikal-“ vom italienischen „Normalfaschismus" Er meint, daß ein Begriff wie „Radikalfaschismus" vollkommen ausreiche, um die Differenz zwischen deutschem und italienischem Faschismus zu fassen oder zu verdeutlichen Für diese Bezeichnung spreche vor allem die Tatsache, daß sich gerade der Nationalsozialismus in besonders radikaler Weise gegen die „Emanzipation im Ganzen“ gewandt und dabei in weit größerem Maße als die anderen „normalfaschistischen" Bewegungen und Regime Terror eingesetzt und die politische und soziale Ordnung verändert habe

Allerdings scheint mir auch die Bezeichnung „Radikalfaschismus" problematisch zu sein, wenn sie zur allgemeinen Bestimmung des Nationalsozialismus dienen soll. Der Nationalsozialismus ist zwar auch, aber nicht nur Faschismus. Die rassenideologisch begründete bürokratisierte und systematische Vernichtungspolitik macht ihn zu einem einzigartigen historischen Phänomen. Der Holocaust wird durch keinen Faschismus-Begriff gedeckt. Dennoch hat dieser als heuristisches Instrument seine Berechtigung.

Am treffendsten erscheint mir der Vorschlag von Kielmannsegg zu sein, den Nationalsozialismus im Sinne einer weiteren Ambivalenz zugleich eine Ausprägung des Faschismus und als etwas anderes, mehr als alle anderen Faschismen zu nennen. Mit dieser Formel läßt sich der Nationalsozialismus im historischen Zusammenhang der faschistischen Bewegungen nach dem Ersten Weltkrieg beschreiben, ohne daß seine spezifischen Züge in ihrer Bedeutung unterschätzt werden. Der Nationalsozialismus ist zwar „deutscher Faschismus", aber er ist als solcher nicht hinreichend beschrieben. Er ist mehr als das. Er trägt singuläre Züge. Darum sollte er im Sinne einer spezifischen Ambivalenz als eine Ausprägung des Faschismus und zugleich als etwas anderes, mehr als dies gesehen werden. Er trägt faschistische Züge, die er doch zerbricht

Sein „Wesen" aber offenbarte er erst im Holocaust.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Walther Hofer, 50 Jahre danach, in: GWU, 34(1983), S. 1.

  2. Andreas Hillgruber, Zum Stand der wissenschaftlichen Erforschung der NS-Zeit — Schwerpunkte und Kontroversen, in: Geschichte, Politik und ihre Didaktik, 9 (1981) 1/2, S. 5.

  3. Dieser Beitrag basiert auf einer größeren, bisher unveröffentlichten Arbeit zum gleichen Thema; ich beschränke mich hier auf die wichtigsten Belege. Vor allem kann im Rahmen dieses Aufsatzes nicht die wissenschaftliche Diskussion in der ganzen Breite dargestellt werden. Hier muß ein Überblick oft genügen.

  4. Walther Hofer (Anm. 1), S. 19ff.

  5. Als Beispiel sei ein Kolloquium im Institut für Zeitgeschichte angeführt, an dem u. a. Karl Dietrich Bracher, Hans Mommsen, Martin Broszat, Wolfgang Schieder, Ernst Nolte und Jürgen Kocka teilnahmen. Die Einführungsreferate und die anschließende Diskussion sind eine anschauliche Einführung in die Diskussion: Totalitarismus und Faschismus. Eine wissenschaftliche und politische Begriffs-kontroverse, München 1980.

  6. Karl Dietrich Erdmann, Nationalsozialismus — Faschismus — Totalitarismus, in: ders., Deutschland unter der Herrschaft des Nationalsozialismus 1933— 1939 (= Gebhardt, 9. Aufl., Bd. 20), München 1980, S. 62— 79.

  7. Jürgen Kocka (Anm, 5), S. 39.

  8. Zum Faschismusbegriff und speziell zur Entwicklung des Begriffs vgl.: Wolfgang Schieder, Faschismus, in: Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft, Bd. 2, Freiburg 1968, S. 438f: Ernst Nolte, Faschismus, in: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2, Stuttgart 1975, S. 329; auch Wolf-Rüdiger Größl/Harald Herrmann, Stundenblätter. Das Dritte Reich — Beispiel eines faschistischen Staates, Stuttgart 1981, S. 150.

  9. Wolfgang Schieder, Faschismus (Anm. 8), S. 439.

  10. Ernst Nolte (Anm. 8), S. 329).

  11. Manfred Funke, Faschismus, in: Evangelisches Soziallexikon, Stuttgart 19807, S. 401.

  12. Wolfgang Schieder (Anm. 8), S. 439.

  13. Manfred Funke (Anm. 11), S. 401.

  14. Wolfgang Schieder (Anm. 8), S. 443.

  15. Ebd.

  16. Karl Dietrich Bracher, Zeitgeschichtliche Kontroversen, München 19804, S. 19.

  17. Walther Hofer, Nationalsozialismus — Faschismus — Totalitarismus, in: Sozialwissenschaftliche Kritik am Begriff und der Erscheinungsweise des Faschismus, Würzburg 1979, S. 47 ff.

  18. Vgl. Wolfgang Schieder (Anm. 8), S. 454ff; vgl. Wolfgang Wippermann, Faschismustheorien, Darmstadt 1972, S. 16 ff.; vgl.ders., Zur Analyse des Faschismus, Frankfurt 1981, der in seiner material-reichen Analyse sozialdemokratische, kommunistische und marxistische Interpretationen außerhalb von KPD und SPD unterscheidet.

  19. Zit. nach Wolfgang Wippermann, Analyse (Anm. 18), S. 86.

  20. Wolfgang Schieder (Anm. 8), S. 460.

  21. Klaus Hildebrand, Das Dritte Reich, München 1979, S. 125.

  22. Reinhard Kühnl, Faschismus, in: Blätter für dt. u. intern. Pol., 13 (1968), S. 1262. Vgl. auch Thalheimers. Formulierung in Wolfgang Wippermann, Analyse (Anm. 18), S. 113.

  23. Wilhelm Reich, Die Massenpsychologie des Faschismus, Köln 19722.

  24. Andere Analysen des Nationalsozialismus seien hier nur erwähnt: zu sozialdemokratischen Interpretationen vgl. Wolfgang Wippermann, Analyse (Anm. 18), S. 9 ff.; vgl, auch Wolfgang Saggau, Faschismustheorien und antifaschistische Strategien in der SPD, Köln 1981; zu anderen Ansätzen vgl. nach wie vor Wolfgang Wippermann, Faschismus-theorien (Anm. 18).

  25. Eike Hennig, Faschismus vor 1933 und nach 1945 — Anmerkungen zu einem Kampfbegriff, in: Gerhard Paul/Bernhard Schoßig (Hrsg.), Jugend und Neofaschismus, Frankfurt 1979, S. 65.

  26. Wolfgang Wippermann, „Deutsche Katastrophe“ oder „Diktatur des Finanzkapitals"? Zur Interpretationsgeschichte des Dritten Reiches im Nachkriegsdeutschland, in: Horst Denkler/Karl Prümm (Hrsg.), Die deutsche Literatur im Dritten Reich, Stuttgart 1976, S. 9— 43.

  27. Vgl. Klaus Hildebrand (Anm. 21), S. 123.

  28. Vgl. Wolfgang Schieder (Anm. 8), S. 464 ff.

  29. Andreas Hillgruber (Anm. 2), S. 15.

  30. Klaus Hildebrand (Anm. 21), S. 127.

  31. Karl-Dietrich Erdmann (Anm. 6), S. 66.

  32. Eike Hennig (Anm. 25), S. 65.

  33. Vgl. ebd.

  34. Ernst Nolte, Der Faschismus in seiner Epoche, München 19795. Vgl. dazu die vorzügliche Renzension von Thomas Nipperdey, Der Faschismus in seiner Epoche, in: Historische Zeitschrift, (1970) 210, S. 620— 38.

  35. Wolfgang Wippermann (Anm. 18), S. 77.

  36. Ernst Nolte (Anm. 34), S. 32.

  37. Ebd., S. 28.

  38. Ernst Nolte in einem Diskussionsbeitrag in: Totalitarismus und Faschismus (Anm. 5), S. 51. Vgl. auch Ernst Nolte, Die Krise des liberalen Systems und die faschistischen Bewegungen, München . 1968, S. 86 ff., wo er die Charakterzüge des Faschismus formuliert und eine Typologie entwickelt.

  39. Vgl. hierzu den Überblick von Anson G. Rabinbach, Marxistische Faschismustheorien, 2 Teile, in: Ästhetik und Kommunikation, 7 (1976) 26, S. 5— 19, und 8 (1977) 27, S. 89— 103.

  40. Tim Mason, Der Primat der Politik — Politik und Wirtschaft im Nationalsozialismus, in: Argument, 6 (1966) 41, S. 473— 94.

  41. Walter Laqueur/George L. Mosse (Hrsg.), Internationaler Faschismus 1920— 1945, München 1966.

  42. Reinhard Kühnl, Formen bürgerlicher Herrschaft. Liberalismus — Faschismus, Reinbek 1971, S. 146. Vgl. auch ders., Texte zur Faschismusdiskussion I, Reinbek 1974.

  43. Vgl. Reinhard Kühnl (Anm. 22), S. 1260f.

  44. Vgl.den neueren Sammelband von Dietrich Eichholtz/Kurt Gossweiler (Hrsg.), Faschismus-Forschung, Köln 1980, S. 16.

  45. Vgl. Klaus Hildebrand (Anm. 21), S. 136 ff.

  46. Zum Beispiel Wolfgang Schieder (Anm. 8), S. 439.

  47. Zum Beispiel Manfred Clemenz, Gesellschaftliche Ursprünge des Faschismus, Frankfurt 1972.

  48. Andreas Hillgruber (Anm. 2), S. 16.

  49. Karl Dietrich Bracher (Anm. 16), S. 18 und S. 31f.

  50. Vgl. Andreas Hillgruber (Anm. 2), S. 16 f.

  51. Ebd., S. 16f. Vgl. Henry Ashby Turner, Faschismus und Antimodernismus, in: Wolfgang Michalka (Hrsg.), Nationalsozialistische Außenpolitik, Darmstadt 1978, S. 154.

  52. Klaus Hildebrand (Anm. 21), S. 114.

  53. Bernd Martin, Zur Tauglichkeit eines übergreifenden Faschismusbegriffs. Ein Vergleich zwischen Japan, Italien und Deutschland, in: VjZG, 29 (1981), S. 48— 73.

  54. Vgl. z. B. Eike Hennig (Anm. 25), S. 66 f. Vgl.ders., Bürgerliche Gesellschaft und Faschismus in Deutschland, Frankfurt 1977.

  55. Zum Beispiel Hans Ulrich Thamer/Wolfgang Wippermann, Faschistische und neofaschistische Bewegungen, Darmstadt 1977, S. 235. Oder auch Wolfgang Schieder (Hrsg.), Faschismus als soziale Bewegung. Deutschland und Italien im Vergleich, Hamburg 1976, S. 13f.

  56. Vgl. z. B. Karl Dietrich Erdmann (Anm. 6), S. 65. Oder auch Jürgen Kocka, Ursachen des Nationalsozialismus, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 25/80.

  57. George L. Mosse (Ed.), International Fascism: New Thoughts and New Approaches, London 1979. Vgl. auch Stanley G. Payne, Fascism. Comparison and Definition, London 1980.

  58. Vgl. Theodor Schieder (Anm. 55), S. 15.

  59. Vgl. Karl Dietrich Bracher (Anm. 16), S. 20 ff.

  60. Ebd., S. 30.

  61. Vgl. Andreas Hillgruber, Imperialismus und Rassendoktrin als Kernstück der NS-Ideologie, in: Leo Haupts/Georg Mölich (Hrsg.), Strukturelemente des Nationalsozialismus, Köln 1981, S. 11— 36.

  62. Eberhard Jäckel, Hitlers Weltanschauung. Stuttgart 19812, S. 93.

  63. Vgl. ebd., S. 42 ff.

  64. Jochen Thies, Hitlers „Endziele": Zielloser Aktionismus, Kontinentalimperium oder Weltherrschaft?, in: Wolfgang Michalka (Hrsg.), Nationalsozialistische Außenpolitik, Darmstadt 1978, S. 77. Vgl. auch ders., Architekt der Weltherrschaft. Die „Endziele" Hitlers, Düsseldorf 1976.

  65. Ebd., S. 90.

  66. Ebd., S. 85f.

  67. Vgl. Andreas Hillgruber (Anm. 2), S. 14. Vgl. auch Jochen Thies (Anm. 64), S. 13.

  68. Vgl. Hans-Adolf Jacobsen, Krieg in Weltanschauung und Praxis des Nationalsozialismus (1919— 1945), in: Karl Dietrich Bracher/Manfred Funke/Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.), Nationalsozialistische Diktatur 1933— 1945. Bonn 1983, (= Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 192), S. 429.

  69. Hans Ulrich Thamer/Wolfgang Wippermann (Anm. 55), S. 242.

  70. Klaus Hildebrand (Anm. 21), S. 139.

  71. Heinz Gollwitzer, Geschichte des weltpolitischen Denkens, Bd. II, Zeitalter des Imperialismus und der Weltkriege, Göttingen 1982, S. 539f.

  72. Klaus Hildebrand (Anm. 21), S. 114.

  73. Vgl. zum folgenden Eberhard Jäckel (Anm. 62), S. 98 ff.

  74. Vgl. zum folgenden ebd., S. 73 ff.

  75. Vgl. Stefan Breuer, Faschismus in Italien und Deutschland: Gesichtspunkte zum Vergleich, in: Leviathan, 11 (1983) 1, S. 29.

  76. Mussolini zit. nach Manfred Funke, Hitler, Mussolini und die Substanz der . Achse“, in: Karl Dietrich Bracher/Manfred Funke/Hans-Adolf Jacobsen (Anm. 68), S. 363.

  77. Renzo de Felice, Der Faschismus. Ein Interview, Stuttgart 1977, S. 91.

  78. Stefan Breuer (Anm. 75), S. 29.

  79. Vgl. Reiner Pommerin, Rassenpolitische Differenzen im Verhältnis der Achse Berlin-Rom 1938— 1943, in: VjZG, 27 (1979), S. 646ff.

  80. Eberhard Jäckel (Anm. 62), S. 93.

  81. Vgl. ebd., S. 85 ff.

  82. Ebd., S. 92.

  83. Ebd., S. 94.

  84. Vgl. Wolf-Rüdiger Größl/Harald Herrmann (Anm. 8), S. 32.

  85. Vgl. hierzu den Sammelband von Gerhard Hirschfeld/Lothar Kettenacker (Hrsg.), Der „Führerstaat": Mythos und Realität, Stuttgart 1981.

  86. Hans Mommsen, Nationalsozialismus, in: Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft, Bd. 4, Freiburg 1971, S. 702.

  87. Eberhard Jäckel (Anm. 62), S. 148.

  88. Vgl. Wolfgang Wippermann (Anm. 78), S. 736 f.

  89. Vgl. Walther Hofer (Anm. 1), S. 4.

  90. Vgl. Karl Dietrich Bracher (Anm. 16), S. 85.

  91. Karl Dietrich Bracher, Tradition und Revolution im Nationalsozialismus, in: Manfred Funke (Hrsg.), Hitler, Deutschland und die Mächte, Kronberg 1978, S. 18.

  92. Sebastian Haffner, Anmerkungen zu Hitler, München 1978, S. 58.

  93. Heinrich August Winkler in: Historische Zeitschrift, 235 (1982), S. 483, der in einer Rezension die Argumentation von Hüttenberger wiedergibt.

  94. Breuer (Anm. 75), S. 29.

  95. Ebd., S. 38.

  96. Karl Dietrich Bracher (Anm. 16), S. 20.

  97. Vgl. Wolfgang Schieder (Anm. 8), S. 469.

  98. Vgl. Tilla Siegel, Thesen zur Charakterisierung faschistischer Herrschaft, in: Ästhetik und Kommunikation, 9 (1978) 32, S. 60.

  99. Sebastian Haffner (Anm. 92), S. 66.

  100. Wolfgang Schieder (Anm. 8), S. 469.

  101. Vgl. Karl Dietrich Bracher (Anm. 16), S. 23.

  102. Stefan Breuer (Anm. 75), S. 36, in Anlehnung an De Felice.

  103. Ebd., S. 37f.

  104. Manfred Funke (Anm. 86), S. 346.

  105. Jens Petersen, Zum Stand der Faschismusdiskussion in Italien. Nachwort zu: De Felice (Anm. 77), S. 131.

  106. Bernd Martin (Anm. 53), S. 69.

  107. Manfred Funke (Anm. 76), S. 346.

  108. Karl Dietrich Bracher (Anm. 16), S. 23.

  109. Karl Dietrich Erdmann (Anm. 6), S. 65. H

  110. Karl Dietrich Bracher (Anm. 16), S. 30.

  111. Karl Dietrich Erdmann (Anm. 6), S. 65.

  112. Ernst Nolte (Anm. 34), S. 507 ff.

  113. Vgl. Ernst Nolte in: Totalitarismus und Faschismus (Anm. 5), S. 77.

  114. Ernst Nolte (Anm. 34), S. 507.

  115. Vgl. Hans Ulrich Thamer/Wolfgang Wippermann (Anm. 55), S. 247.

  116. Vgi Karl Dietrich Bracher (Anm. 16), S. 32.

  117. In Anlehnung an eine Formulierung von Thomas Nipperdey, 1933 und die Kontinuität der deutschen Geschichte, in: Historische Zeitschrift, 227 (1978), S. 99.

Weitere Inhalte

Roland Schmidt, M. A, geb. 1955; Studium der Politischen Wissenschaft, Germanistik und Soziologie an der Universität Bonn; Doktorand der Politischen Wissenschaft. Veröffentlichung: Zur alternativen Kultur, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 11/83.