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Totalitarismus und Sprache | APuZ 38/1999 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 38/1999 Fluchthilfe als Widerstand im Kalten Krieg. Anmerkungen zu einem ungeschriebenen Kapitel DDR-Widerstandsgeschichte Der lange Arm der SED. Einflußnahmen des Ministeriums für Staatssicherheit auf politische Protestbewegungen in Westdeutschland Totalitarismus und Sprache Die Neulehrer: Schlüsselsymbol der DDR-Gesellschaft Die DDR und Palästina

Totalitarismus und Sprache

Christian Bergmann

/ 20 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Das zu Ende gehende Jahrhundert ist gekennzeichnet durch das Entstehen und Erstarken sowie das Zusammenbrechen totalitärer Ein-Parteien-Systeme. Besonders der Osten Deutschlands, wo die nationalsozialistische unmittelbar von der kommunistischen Diktatur abgelöst wurde, war von diesen Prozessen nachhaltig betroffen. Die Einstellung des Totalitarismus zum Menschen zeigt dessen Verdinglichung in der Sprache. Daß diese als Instrument der Manipulation diente, wird vor allem bei einer Auseinandersetzung mit den Wortbedeutungen deutlich. Doch dürfen NS-und SED-Sprache nicht einander gleichgesetzt werden; in ihnen stehen sich Pathetik und Pseudowissenschaftlichkeit als gegensätzliche Ausdruckskräfte gegenüber. Ihre Aufarbeitung ist ein aktuelles Erfordernis der sprach-wie der zeitgeschichtlichen Forschung.

I. Einleitung

Das zu Ende gehende Jahrhundert ist gekennzeichnet durch das Entstehen und Erstarken sowie das Zusammenbrechen totalitärer Systeme. Besonders der Osten Deutschlands ist diesen Prozessen nachhaltig ausgesetzt gewesen. Dort wurde die nationalsozialistische unmittelbar durch die kommunistische Diktatur abgelöst; und 1989 fand der real existierende Staatssozialismus ein jähes Ende, begleitet von einem nahezu weltweiten Zusammenbruch kommunistischer Ein-Parteien-Staaten.

Totalitäre Systeme sind wesentlich auch dadurch gekennzeichnet, daß sie eine homogene Gesellschaft anstreben. Pluralismus ist ihnen nicht nur wesensfremd, sondern gilt ihnen als etwas geradezu Verabscheuungswürdiges. Ein Blick in das in Ost-Berlin herausgegebene Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache bestätigt diese Feststellung In der DDR wurde eine staatlich gelenkte Vereinheitlichung angestrebt, die darauf abzielte, alle kulturellen und weltanschaulichen Unterschiede einzuebnen. Es wurde dem einzelnen versucht vorzugeben, was er zu denken habe; und dieses aufgestellte Gedankengebäude sollte er annehmen. Es gab für ihn auch keine Möglichkeit des Vergleichs mit anderen Theorien. Das wurde durch eine Abschirmung nach außen, durch die Abkapselung in einer künstlichen Wirklichkeit erreicht, bewirkt durch Reiseverbot, scharfe Zensur und offizielle Verdikte im Bereich der Massenmedien. Mit diesen Maßnahmen wurde letztlich eine festgesetzte Denkweise angestrebt

Die vorgeschriebenen Gedanken konnten auch nur in einer gleichfalls regulierten Sprache ausgedrückt werden. Diese wurde dadurch als Instrument der Macht genutzt. Die Sprache war eine der tragenden Säulen des Staates. Denn sie wurde zum Sprachrohr der Ideologie, die mit Hilfe eines ausgebauten Netzes der Propaganda verbreitet wurde, dadurch allgegenwärtig war und Tag für Tag breiten Bevölkerungsschichten ins Bewußtsein gedrückt werden konnte. Totalitäre Regime sind nicht zuletzt Diktaturen der Sprache

II. Strukturen der Kommunikation

Das politische System der DDR war hierarchisch streng gegliedert, straff organisiert und folgte dem Prinzip des demokratischen Zentralismus, das auf Lenin zurückging. In der gleichen Weise war das Informationssystem der DDR strukturiert. Es war dem in allen kommunistischen Parteien geltenden zentralistischen Organisationsprinzip angepaßt und wies einen vertikalen Aufbau auf, in dem die mittleren und unteren Gliederungseinheiten voneinander abgeriegelt waren. Ihre Informationen erhielten sie von der jeweils vorgeordneten Instanz.

Genauso bestand ein Zusammenhang zwischen System-und Kommunikationsstrukur. In der Massenkommunikation ist generell die Gefahr der Einseitigkeit gegeben. Die Möglichkeiten, eine Rückkopplung zum Empfänger vorzunehmen, sind eng begrenzt. In der DDR war dieses Prinzip der Ungleichheit verabsolutiert, denn es fehlte eine parlamentarische Opposition, es gab keine Widersprüche aus staatlichen Organisationen, und ebenso existierte keine unabhängige Presse. Auch das Kommunikationssystem war von der SED monopolisiert. Es diente ebenfalls der Repräsentation von Macht und zugleich ihrer Stabilisierung. Dazu trug gleichermaßen bei, daß die Gesellschaft in ihrer Totalität zur Übernahme der in der Partei geltenden Sprachgebung angehalten wurde.

Dieses Kommunikationssystem veranschaulichen geometrische Modelle: Das pyramidale demonstriert die Unterdrückung der Basis durch die Spitze, das kreisförmige die geschlossene totalitäre Gesellschaft, aus der niemand ausbrechen kann Vorschläge von seiten der Kommunikationstheorie, durch horizontale und zirkulare Kommunikation Verbindungen zur Basis und zur Peripherie herzustellen, wurden von der Parteiführung abge-wiesen. Kurt Hägers Kritik an der Anwendung kybernetischer Selbstregulierungsmodelle in der Parteiarbeit und in der staatlichen Verwaltung auf der Konferenz der Gesellschaftswissenschaften im Oktober 1971 sorgte dafür, daß sich nichts veränderte. Damals erfolgte die endgültige Abschottung der Partei, die glaubte, daß „reformistisches“ Gedankengut aus den Naturwissenschaften in ihre Ideologie eindringen und ihre Machtstellung „aufweichen“ könnte.

III. Ritualisierung der Kommunikation

Daß sprachliche Handlungen ritualisiert werden, ist typisch für totalitäre Systeme. In der NS-Schule hatte am Anfang jeder Stunde ein „Klassenführer“ „Meldung“ zu erstatten. Er erklärte, daß die Klasse zum Unterricht angetreten sei, und teilte mit, wer fehlte. Dann erfolgte die Sprachhandlung des Begrüßens, und zwar in einer formulativ und gestisch genau festgelegten Weise. Bereits das gedankliche Durchspielen einer Abweichung von diesen Festlegungen, die verhängnisvoll für die Beteiligten gewesen wäre, verweist auf den wahren Charakter des Rituals. Mit ihm fügte sich der einzelne in das System ein. Das Begrüßungszeremoniell der DDR wies sehr viele Ähnlichkeiten mit dem der NS-Schule auf. Auch hier gab es spezielle Grußformeln. Die jüngeren Schüler, die fast ausnahmslos dem Verband der Jungen Pioniere angehörten, wurden zu bestimmten Anlässen wie dem wöchentlichen Fahnenappell mit „Für Frieden und Sozialismus seid bereit!“ oder verkürzt „Seid bereit!“ begrüßt, worauf sie „Immer bereit!“ zu antworten hatten. In den höheren Klassenstufen, in denen Zugehörigkeit zur Organisation der Freien Deutschen Jugend vorausgesetzt wurde, lautete die Grußformel „Freundschaft!“. Sie wurde sogar in Fremdsprachen übersetzt. Auch hier ging dem Gruß eine quasi paramilitärische Meldung voran, bei den Pionieren war er von einer gestischen Handlung begleitet. Um die heranwachsende Generation dem Einfluß der Kirche zu entziehen, wurde von der NSDAP parallel zu oder als Ersatz für Konfirmation und Kommunion eine „Verpflichtung der Jugend“ eingeführt. Auf diesen feierlichen Akt, der in einem „Handschlag“ durch einen Parteifunktionär seinen Höhepunkt erreichte, wurde durch eine Reihe von Schulungsveranstaltungen vorbereitet. Als damit vergleichbare Einrichtung gab es in der DDR die „Jugendweihe“. Sie gipfelte in einem „Gelöbnis“, in dem unter anderem das Bekenntnis abgelegt wurde, „für die große und edle Sache des Sozialismus zu arbeiten und zu kämpfen“. Es brauchte von den Teilnehmern nicht auswendig gelernt zu werden, sondern wurde von dem Fest-redner vorgesprochen; und die Jugendweihlinge hatten lediglich zustimmend zu bestätigen: „Ja, das geloben wir.“ Auch diesem Akt ging eine Anzahl von Jugendstunden voraus.

Bei all diesen Veranstaltungen zeigte sich der Handlungscharakter der Sprache. Hier wurden mit Worten Handlungen vollzogen -wie die eines feierlichen Versprechens. Die sprachlichen waren Bestandteil anderer Handlungen, in die sie eingebettet waren. So sollte der Händedruck besiegeln, daß der zur Verpflichtung Angetretene nun aus seiner Kindheit heraus und in die Gemeinschaft der Jugendlichen eingetreten war. Die Verzahnung dieser Handlungen war genau geplant und folgte einem exakt vorgegebenen Muster; ihr lag eine ausgeprägte Institutionalisierung zugrunde.

Bei rituellen Kommunikationshandlungen gewinnt die Sprache, die dort häufig einen expressiven Charakter aufweist, eine ganz spezielle Funktion. Sie teilt nichts mehr mit, wie es sonst in der Kommunikation üblich ist. Statt dessen übt sie eine vereinnahmende Kraft aus. Dadurch wirkt die Sprache verhaltenssteuernd, und das macht sie außerordentlich wichtig So wurde das Leben in der DDR durch einen ständigen Ablauf ritualisierter Handlungen überlagert. Bereits ein Pioniernachmittag und eine FDJ-Versammlung unterlagen einem genau festgesetzten Handlungszeremoniell ebenso wie eine Parteiversammlung und eine Rechenschaftslegung der Gewerkschaft oder einer der gesellschaftlichen Organisationen; und es gipfelte schließlich in den vor der internationalen Öffentlichkeit sorgfältig inszenierten Parteitagen der SED mit ihren Aufmärschen uniformierter Kinder, mit den fahnen-schwenkenden Jugendlichen und den akklamationsgesteuerten Teilnehmern.

Das Ritual ist bedroht und kann leicht zur Farce verkommen. Das ließ sich in der DDR besonders an den Demonstrationen zum 1. Mai beobachten. Ihr Ablauf folgte einem streng regulierten, sich jährlich wiederholenden Schema, in dem kein Handlungssinn mehr zu erkennen war, was aber kaum als Verlust empfunden wurde, allenfalls noch von in der DDR studierenden Ausländern wie Palästinensern, die voller Begeisterung mit selbstgefertigten Fahnen ihrer Organisation, die sie dann nicht entrollen durften, zur Demonstration kamen und bitter enttäuscht waren, daß sie nicht die erwartete Resonanz auf ihr revolutionäres Pathos erlebten, sondern statt dessen an der technisch perfekten Organisation einer nichts-sagenden Pflichtübung teilnahmen.

IV. Klischeehaftigkeit der Sprache

Rituelle Handlungen folgen stets dem gleichen Muster. Davon sind die in sie eingebetteten kommunikativen Tätigkeiten ebenso betroffen wie deren sprachliche Ausformung. Diese ist gekennzeichnet durch Schematisierung im Satzbau und durch Stereotypie im Wortschatz.

Auf die Formelhaftigkeit der nationalsozialistischen Sprache hat bereits der Romanist Victor Klemperer hingewiesen. Er war an der Technischen Universität Dresden tätig und wurde dort als Jude entlassen und von der Gestapo verfolgt. Darüber geben seine Tagebücher Auskunft, die er bis zum Ende seines Lebens gewissenhaft führte Auch seine Studien zur Sprache des Dritten Reiches, zur Lingua Tertii Imperii (LTI), heißen mit dem Untertitel „Notizbuch eines Philologen“. Dort verweist er auf die von der Goebbels-Propaganda gehandhabte Methode: „Durch Einhämmern des immer Gleichen“ soll Wirkung erreicht werden.

Die sozialistische Agitation folgte demselben Prinzip. Ihm lag ein einfältiges Quantitätsdenken zugrunde, dem jegliche Sensibilität für das Aufnahmeverhalten des an der Kommunikation Beteiligten fehlte. Tatsächlich bewirkt das fortgesetzte Wiederholen des immer Gleichen keinen Umschlag in eine neue Qualität, sondern das Gegenteil. Der Aufnehmende wird des ständig Gesagten überdrüssig und das immer wieder verwendete Wort nutzt sich ab.

Niemand erkennt das besser als ein Schriftsteller. Zu dem ersten Gesichtspunkt äußert sich Vaclav Havel, wenn er von dem Wort „Frieden“ sagt: „ 40 Jahre lang lese ich es in unserem Land auf jedem Dach und in jedem Schaufenster. 40 Jahre bin ich so, wie alle meine Mitbürger, zur Allergie gegen jenes schöne Wort erzogen worden.“ Der zweite wird von Uwe Johnson hervorgehoben: „Der dauernde Gebrauch eines Wortes in Rundfunk, Presse, Plakat kann es seiner ursprünglichen Bedeutung vollkommen entfremden und es -zur Phrase machen.“

Der Schabionisierung unterlag auch der Aufbau von Texten. An ihrem Beginn hatte eine bekenntnishafte Formel zu stehen, am besten eine Verneigung vor der Partei, auf deren letzten Parteitag verwiesen wurde, von dessen Beschlüssen man ausging, bevor der eigentliche Gegenstand zur Darstellung kam; und schabionisiert war auch die Reihenfolge der sprachlichen Elemente: Marx wurde vor Engels genannt, die Partei vor der Regierung. Diese Formeln wurden durch sprachliche oder außersprachliche Reize aktiviert und stellten sich dann wie Orwells „Kavalleriepferde beim Hornsignal“ in immer der gleichen Reihenfolge auf. Originalität und Kreativität galten nicht als Werte. Vorgeprägte Muster wurden aneinandergefügt, bereits fertige Äußerungsteile als Versatzstücke übernommen.

Die Ursache für die Klischeehaftigkeit der Kommunikation war in der ihr zugrunde liegenden Zielstellung zu sehen. Einerseits war die kommunikative Handlung nicht vom Überzeugungswillen getragen, sondern in ihr drückte sich die Absicht aus, Macht zu repräsentieren. Andererseits wurde die Akzeptanz dieser Macht erwartet. Die formel-hafte Sprache bekundete das Ausschalten eines anderen Denkens Diese äußere Gleichschaltung bedeutete nichts anderes als einen Eingriff in die Selbstbestimmung des Individuums. Zu dessen psychischer Verformung wurde die Sprache als Mittel eingesetzt. Diese erwies damit ihre Zugehörigkeit zu dem für den poststalinistischen Totalitarismus typischen Instrumentarium. In den sechziger Jahren war der brutale Terror der Nachkriegszeit „leiseren Formen“ gewichen, die sich der Psychologie der Angst bedienten Diese konnten ohne Sprache nicht auskommen, entfremdeten sie damit allerdings ihrem eigentlichen Auftrag: der kommunikativen Ethik.

V. Uniformität der Sprache

Uniformität gilt als ein Wesenszug des Totalitarismus. Er prägt die Sprache wie das sprachliche Gestalten. „Es ist bei der Sprache der SED auch ganz unergiebig, zwischen Sprache und Sprachgebrauch zu unterscheiden. Bei einer genormten Sprache ist beides identisch.“ Vergleichende Textanalysen zeigen diese Gleichheit der Redeform.

In seiner Autobiographie gebraucht Honecker dieselbe Sprache, mit der er vor Funktionären spricht. Die SED hat nur einen Ton, und den gab die Wissenschaft des Marxismus-Leninismus vor, ganz gleich, in welcher Umgebung, aus welchem Anlaß und in welcher Absicht zu reden oder zu schreiben war Eine Untersuchung von drei Reden, die auf dem IX. Pädagogischen Kongreß 1989 in Berlin gehalten wurden, ergibt, daß sie, obwohl unterschiedlichen Textsorten zugehörig, die gleichen Sprachhandlungen aufweisen und über den gleichen Wortschatz verfügen, so daß sie gegeneinander austauschbar werden Ebenso wie Übereinstimmung darüber bestand, was in welcher Weise darzustellen war, gab es auch eine Übereinstimmung hinsichtlich thematischer Verbote. Bestimmte Phänomene waren prinzipiell aus der Kommunikation ausgegrenzt. Dazu gehörte die Staatssicherheit. Ebenso war es untersagt, sich speziellen Themen humoristisch zu nähern. Ein Lustspielfilm über die Nationale Volksarmee, ein Kabarettprogramm über die Kampfgruppen wären undenkbar gewesen. Nicht erlaubt war die Kritik an der Partei-und Staatsführung, nicht anzutasten war die führende Rolle der Partei der Arbeiterklasse, und nicht angezweifelt werden durfte die Wahrheit des Marxismus mit seinem historischen Determinismus und der Endgültigkeit der kommunistischen Gesellschaftsformation. Das hatte zur Folge, daß die prinzipiellen Gegner des Regimes, die keinen „verbesserten“, sondern gar keinen Sozialismus wollten, sich in Diskussionen -im Gegensatz zu den Reformsozialisten -zurückhielten, weil ihre Einwände grundsätzlicher Art waren und das System als solches in Frage stellten. Insbesondere bei den inszenierten Massenaufmärschen zeigte sich die Vermassung des Individuums durch den totalitären Staat. Der Totalitarismus zielt darauf ab, den Menschen zu verstaatlichen und zu vergesellschaften. Die total verfaßte Gesellschaft unterwirft sich die Bereiche des Persönlichen und Privaten und betreibt rigoros deren Beseitigung.

VI. Verdinglichung des Menschen in der Sprache

Von der Entpersönlichung des Individuums in der Masse zu seiner Verdinglichung ist es nur ein kleiner Schritt. Die Sprache des Totalitarismus bekundet, daß er vollzogen wurde: „Wir werden in absehbarer Zeit auf einer Reihe von Gebieten wieder zu vollen Touren auflaufen“, wird Goebbels im Tagebuch Victor Klemperers zitiert; und die philologisch exakte Deutung stellt heraus: „Sich selber und all seine Getreuen vergleicht der sprachgewaltige Prediger nicht etwa, nein, identifiziert er mit Maschinen.“ Der Mensch soll zum Automaten und es soll erreicht werden, daß er „unabhängig von äußeren Eindrücken, unabhängig von inneren Erwägungen, unabhängig von jeder Instinktregung, dem Befehl des Vorgesetzten genauso gehorcht, wie eine Maschine vom Druck auf den auslösenden Knopf in Gang gesetzt wird“ Aus dieser Einstellung ergibt sich das Übermaß der LTI-Wendungen auf dem Gebiet der Technik, die Masse der mechanisierenden Wörter, die zum Ausdruck des Versklavens und Entpersönlichens werden Dieselbe Haltung findet sich bei den führenden Ideologen des sowjetischen Totalitarismus. In seiner Schrift „Parteiorganisation und Parteiliteratur“ verlangt Lenin, der Schriftsteller müsse mit seiner Tätigkeit „zu einem Teil der allgemeinen proletarischen Sache, zu einem , Rädchen und Schräubchen des einen einheitlichen, großen sozialdemokratischen Mechanismus werden“ Und Stalin sieht in ihm „den Ingenieur der menschlichen Seele“ Zu dieser Formulierung notiert Victor Klemperer: „Auch das ist doch ein technisches Bild, ja eigentlich das allertechnischste. Ein Ingenieur hat es mit Maschinen zu tun, und wenn er als der rechte Mann für die Pflege der Seele angesehen wird, dann muß ich also daraus schließen, daß die Seele als Maschine gilt.“ Weiter in seinen Schlußfolgerungen geht er allerdings nicht.

Mit der „Liquidation der menschlichen Person“ die sich in der Sprache verrät, befassen sich auch die Herausgeber des Wörterbuchs des Unmenschen. Sie interessieren sich vor allem für die Verben, die ein Akkusativobjekt verlangen, und stellen fest, daß diese in der Sprache totalitärer Staaten auffällig häufig begegnen Eine Verdinglichung des Menschen bewirken sie allerdings nicht von sich aus; sie tritt vielmehr erst dann ein, wenn in dem geforderten Objekt eine Personenbezeichnung anstelle einer erwarteten, weil eigentlich üblichen Sachbezeichnung verwendet wird.

Diese Erscheinung läßt sich besonders häufig im Sprachgebrauch des Ministeriums für Staatssicherheit der ehemaligen DDR beobachten Sie bleibt dort auch keineswegs auf die transitiven Verben beschränkt, sondern begleitet gleichsam den „operativen Vorgang“ von seiner Eröffnung bis zu seinem Abschluß. Denn die Akte wird angelegt, wenn eine Person „operativ angefallen“ ist; dann wird ein Inoffizieller Mitarbeiter (IM) zu ihrer „konkreten Bearbeitung“ eingesetzt; und auch einem IM kann es widerfahren, daß der Führungsoffizier vorschlägt, ihn „abzulegen“ oder „zur Archivierung zu bringen“ Dadurch findet ein Übertragungsprozeß statt, bei dem das Element „menschlich“ getilgt wird. Menschen werden zu Objekten Es tritt eine Enthumanisierung ein, die im Wesen totalitärer Systeme liegt.

VII. Aushöhlung der Sprache in den Wortbedeutungen

Das Eröffnungskapitel seines Buches „Begleitumstände“ nennt Uwe Johnson „Zwei Bilder“. In ihm werden „zwei Personen der Zeitgeschichte“ vorgestellt, die als Bilder in seiner Kindheit und Jugend allgegenwärtig waren: Hitler und Stalin. Beide, sagt er, haben vorgeführt, „wie man Sprache falsch benutzen kann, sogar mit dem Vorsatz zu betrügen“ Das geschieht weniger dadurch, daß die Gestalt der Wörter verändert wird, vielmehr werden Eingriffe in ihre Bedeutung vorgenommen.

Das beginnt mit einer Umwandlung ihrer Fähigkeit zu werten. So wurden die Bezeichnungen „Fanatismus“ und „fanatisch“ in der LTI positiv aufgeladen, denn innerhalb des NS-Wertekanons benannten sie Vorbildliches und Beispielhaftes; und in der Sprache des realen Sozialismus wurde der negativ besetzte „Haß“ zu einer erstrebenswerten menschlichen Regung; „seine Stärkung und Vertiefung“ war „Aufgabe und Ziel der klassenmäßigen Erziehung“

Neben den Umwertungsprozeß tritt die Bedeutungsnivellierung. Unterschiede in den Wortbedeutungen werden beseitigt. Das geschieht im Rahmen einer ideologischen Simplifikation und führt zum Beispiel zur Gleichsetzung von politischem „Gegner“ und militärischem „Feind“. Die entstandene Bedeutungsidentität hat zur Folge, daß zwischen den Benannten nicht mehr differenziert werden muß; und die Bezeichnungen können in das auf einen primitiven Dualismus reduzierte Weltbild eingeordnet werden

Die Bedeutungsentleerung hat einen weitgespannten Wortinhalt zur Folge, der Unschärfe aufweist und Vieldeutigkeit ermöglicht. Im totalitären Staat kann diese Undeutlichkeit in mehrfacher Weise mißbraucht werden. Zum einen ermöglicht sie die willkürliche Zuordnung zu bewußt nicht exakt festgelegten Begriffen. Wer den „subversiven Kräften“ zugerechnet wird, das ist letztlich eine Ermessensfrage der Staatssicherheit, der die Vagheit der Bedeutung verhängnisvolle Handlungs-räume eröffnet Zum anderen fungieren die Leerformen auch als Tarnwörter, eben weil sie viele Deutungsmöglichkeiten zulassen. Das „Liquidieren“ eines Menschen kann vieles bezeichnen -bis hin zu seiner physischen Vernichtung. Diese Bedeutungseigenschaft kann der Verschleierung vor anderen ebenso nutzbar gemacht werden wie dem Betrug vor sich selbst.

Bei der Bedeutungsveränderung wird der gesamte Wortinhalt verfälscht. Als Paradebeispiel für diese Technik gilt „Demokratie“ auch „Wahl“ läßt sich anführen und das „Reale“ ist für den kommunistischen Agitator keineswegs das „Wirkliche“ Die Bedeutung von „Frieden“ schließt (gerechten) „Krieg“ ein; und was „solidarische Hilfe“ bedeutet, das erfuhr das tschechische Volk im August 1968 bei der Niederschlagung seiner freiheitlichen Bestrebungen.

In geradezu beispielloser Weise verfährt bei diesen Bedeutungsverfälschungen die Staatssicherheit. Das zeigt die Eintragung zu dem Stichwort „Vertrauensverhältnis“ in dem von Mielkes Ministerium herausgegebenen Wörterbuch. Die weitschweifige Definition spricht von einer „Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen, die auf Grund komplexer, individuell verschiedenartiger psychischer Erscheinungen zu einer einseitigen oder beiderseitigen Bevorzugung und besonderen Anerkennung in bestimmten Lebensbereichen führt. Ein V. entwickelt sich vor allem aus Kenntnissen über den Partner, gefühlsmäßiger Zuwendung zu ihm und einstellungsmäßigem Verlassen auf ihn. In der politisch-operativen Tätigkeit wird in der Regel von V. zwischen operativem Mitarbeiter und IM gesprochen, wobei anzustreben ist, daß der IM dem operativen Mitarbeiter volles Vertrauen entgegenbringt, während der operative Mitarbeiter in seinem Verhältnis zum IM den Sicherheits-und Kontrollaspekt nicht außer acht lassen darf. Zwischen IM und operativ interessierender Person wird in der Regel von vertraulichen Beziehungen gesprochen, die ausdrücken sollen, daß die operativ interessierende Person zum IM volles Vertrauen hat, während der IM ihr gegenüber ein Vertrauen vortäuscht.“

Mit Recht kann man hier davon sprechen, daß Wörter mißbraucht werden. Indem er ihre Bedeutung verändert, stellt sie der Unrechtsstaat in seine machterhaltenden Dienste. Dieses Verfahren gilt als die perfideste und zugleich gängigste Variante ideologischer Sprache. Denn sie wird, indem sie das allen Bekannte sich selbst entfremdet, zum Mittel der Manipulation und das Vertrauen in sie geht verloren. Das Benannte ist anders, als man es von der Benennung her vermutet. Es kommt zu einem Auseinanderfallen von Sprache und Welt. Das bleibt für die Zeichenbenutzer nicht folgenlos. Sie haben keine Sprache mehr, die die Welt hereinholen könnte; und so beginnen sie -als Gefangene ihrer Sprache in einer fiktiven Welt zu leben. Die Phrase tritt an die Stelle des tatsächlichen Seins. Das verhindert letztlich dessen Bewältigung.

VIII. SED-Sprache und LTI in ihrer Gegensätzlichkeit

Neben den dargestellten Gemeinsamkeiten gab es auch gravierende Unterschiede zwischen der Sprache des Dritten Reiches und der des realen Sozialismus. Diese Unterschiede gelten auch für die Politik generell. Nur einer davon soll hier herausgehoben und näher beleuchtet werden. Er liegt auf der stilistischen Ebene, beruht auf unterschiedlichen Bewußtseinshaltungen und verweist auch auf entgegengesetzte Zielstellungen der Sprecher. Anstatt von der Weimarer Republik sprachen die NS-Historiker von der „Systemzeit“. Die Verächtlichkeit, die in dem Bestimmungswort mitschwingt, ist nicht zu überhören. Sie resultiert aus einer Ablehnung des Systembegriffs; und diesem Phänomen geht Victor Klemperer „sprachgedanklich“ nach. Ein „System“ ist für ihn „eine Konstruktion“, „ein logisch geknüpftes Gedanken-netz zum Einfangen des Weltganzen“. Damit erweist sich seine Nähe zur Philosophie. Denn eigentlich „heißt philosophieren: systematisch denken. Gerade das aber ist es, was der Nationalsozialist aus dem Innersten seines Wesens heraus ablehnen, was er aus dem Trieb der Selbsterhaltung verabscheuen muß.“ „Deshalb liebt die LTI das Wort Philosophie beinahe noch weniger als das Wort System. Dem System bringt sie negative Neigung entgegen, sie nennt es immer mit Mißach-tung, nennt es aber häufig. Philosophie dagegen wird totgeschwiegen, wird durchgängig ersetzt durch , Weltanschauung.“ Daß die LTI diese und nicht die Bezeichnung „Weltansicht“ verwendet, ist für Victor Klemperer kein Zufall. Denn „Anschauen ist niemals Sache des Denkens.“ Es „ist im Deutschen einem selteneren, feierlicheren, ahnungsvoll verschwommenen -ich weiß nicht, sage ich Tun oder Zustand Vorbehalten: es bezeichnet ein Sehen, an dem das innere Wesen des Betrachtenden, an dem sein Gefühl beteiligt ist.“ Der Nationalsozialismus war philosophisch nicht fundiert. Dementsprechend fehlte der LTI der intellektuelle Zuschnitt. Sie sollte nicht zum Denken anregen; ihr Ziel bestand vielmehr darin, Massen in einen rauschhaften Zustand zu versetzen. Im Gegensatz dazu fehlte der Sprache des realen Sozialismus jede Emotionalität. Diese Gefühls-armut war historisch bedingt. Bekanntlich hatte Marx seine Vorgänger als „utopische Sozialisten“ bezeichnet und für sich in Anspruch genommen, einen „wissenschaftlichen Sozialismus“ entwickelt zu haben. Engels hatte diese Auffassung gestützt in seiner Schrift „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“. Sie galt für die Wissenschaftspolitik der SED als unumstößlich; und demgemäß gab es an Universitäten und Hochschulen der DDR ein Lehrgebiet „Wissenschaftlicher Kommunismus“. Mit dieser Gleichsetzung von Wissenschaft und Politik sowie der Auffassung, allein im Besitz einer absolut gültigen Wahrheit zu sein, hatte sich die Partei selbst eine verhängnisvolle Schlinge gelegt. Denn nun mußte jede Äußerung zur aktuellen Politik als eine wissenschaftliche Darlegung verstanden werden. Wie sie einmal festgelegt war, so hatte sie zu bleiben. Um diese Formulierungen wurde häufig bei ihrer Ausarbeitung mühselig gerungen. „Jeder nichtige Satz wurde mit ideologischer Akribie erarbeitet. Es gab einen Formulierungskult, der mit Formulierungskunst nichts zu tun hatte. Denn die entstehenden Sätze waren so unbeholfen wie nichtssagend.“ Waren sie schließlich „festgeschrieben“, so galten sie als unumstößlich. Eine Abweichung davon konnte nur noch als unwissenschaftlich und falsch eingeordnet werden. Die Angst vor Fehlerhaftigkeit führte dazu, daß diese bis ins Detail exakt formulierten Äußerungen in ihrem genauen Wortlaut abgelesen werden mußten, was jene emotionale Armseligkeit zur Folge hatte, mit der niemand erreicht wurde.

Darüber hinaus erwies es sich als notwendig, jedes Element des politischen Wortschatzes als Terminus zu verstehen und entsprechend exakt zu definieren. So wird im Vorwort zum 4. Band des Wörterbuches derdeutschen Gegenwartssprache erklärt, daß man von nun an „den gesamten Wortschatz konsequent auf der Grundlage der marxistisch-leninistischen Weltanschauung darstellen“ wird. „Mit seinen lexikographischen Mitteln will es zur Festigung des sozialistischen Bewußtseins der Menschen in der DDR beitragen.“ Damit wird deutlich, daß die Partei versuchte, sich hier ein weithin reichendes Bildungsmittel für das Lehren und für das Erlernen ihres Dogmas zu schaffen.

Andererseits ließ die begriffliche Starrheit der Wörterbucheintragungen keine Freiheit für Spielräume. Nur wer die Normen gesetzt hatte, konnte sie verändern. Diejenigen, die sie sich angeeignet hatten und gebrauchten, konnten sie nur in der vorgegebenen Weise verwenden und wurden zu Gefangenen ihrereigenen Terminologie.

So sehr sich die Sprachen der beiden totalitären deutschen Staaten voneinander unterscheiden, am Ende resultieren ihre Divergenzen aus der gleichen Ursache. Emphatisches Pathos und Pseudowissenschaftlichkeit mißtrauen beide der Kreativität des kritischen Intellekts und wurzeln letztlich in der gleichen Geistfeindlichkeit der totalitären Systeme.

IX. Schluß

SED-Sprache und LTI sind zusammen mit den Systemen, in denen sie entstanden waren und die sie repräsentierten, untergegangen. Sprachliche Untugenden, die heute die kritische Aufmerksamkeit des Sprachwissenschaftlers herausfordern, sind mit ihnen nicht vergleichbar. Der Blick in die sprachliche Vergangenheit kann dazu beitragen, zeitgeschichtliches Wissen zu vertiefen; der jungen Generation kann er verdeutlichen, was ihr erspart geblieben ist. Außerdem darf man nicht übersehen, daß vieles der Vergangenheit Zugehörige in Vergessenheit gerät, so daß sich nostalgische Verklärungen einstellen. Manche Politikwissenschaftler halten das für eine gesetzmäßige Erscheinung nach dem Untergang von Diktaturen. Damit kann man sich nicht abfinden. Gerade diese Vergeßlichkeit macht eine Kultur des Erinnerns dringend erforderlich.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Ruth Klappenbach/Wolfgang Steinitz (Hrsg.), Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, Bd. 4, Berlin 1961, S. 2820.

  2. Vgl. Kamaludin Gadshijew, Totalitarismus als Phänomen des 20. Jahrhunderts, in: Eckhard Jesse (Hrsg.), Totalitarismus im 20. Jahrhundert. Eine Bilanz der internationalen Forschung, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 336, Bonn 1996, S. 323 ff.

  3. Vgl. Jacques Rupmk, Der Totalitarismus aus der Sicht des Ostens, in: E. Jesse, ebd., S. 398 ff.

  4. Vgl. Jean-Paul Picaper. Kommunikation und Propaganda in der DDR, Bonn Aktuell, Bd. 25, Stuttgart 1976, S. 156.

  5. Vgl. ebd.

  6. Vgl. Ulla Fix, Rituelle Kommunikation im öffentlichen Sprachgebrauch der DDR und ihre Begleitumstände: Möglichkeiten und Grenzen der selbstbestimmten und mitbestimmenden Kommunikation in der DDR, in. Gotthard Lerchner (Hrsg.), Sprachgebrauch im Wandel. Anmerkungen zur Kommunikationskultur in der DDR vor und nach der Wende, Frankfurt am Main u. a. 1996, S. 11 ff.

  7. Vgl. Victor Klemperer, Curriculum vitae. Erinnerungen eines Philologen 1881-1918, hrsg. von Walter Nowojski, 2 Bde., Berlin 1989; ders., Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum. Tagebücher 1918-1932, hrsg. von Walter Nowojski unter Mitarbeit von Christian Löser, 2 Bde., Berlin 1996; ders., Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933-1945, hrsg. von Walter Nowojski unter Mitarbeit von Hedwig Klemperer, 2 Bde., Berlin 1995; ders., Nun sitze ich denn zwischen allen Stühlen. Tagebücher 1945-1959, 2 Bde., Berlin 1999.

  8. Ders., LTI. Notizbuch eines Philologen, Leipzig 1968, S. 320.

  9. Vgl. Christian Bergmann, Parteisprache und Partei-denken: Zum Sprachgebrauch des ZK der SED, in: G. Lerchner (Anm. 6), S. 67 f.

  10. Vaclav Havel, Ein Wort über das Wort, in: Kopfbahnhof. Almanach 2. Das falsche Dasein. Sowjetische Kultur im Umbruch, Leipzig 1990, S. 226.

  11. Uwe Johnson, Eine Reise wegwohin und andere kurze Prosa, Berlin-Weimar 1989, S. 494.

  12. Erhard Eppler, Kavalleriepferde beim Hornsignal. Die Krise der Politik im Spiegel der Sprache, Frankfurt am Main 1992, S. 242.

  13. Vgl. George Orwell. Collected Essays, London 1961, S. 303.

  14. Vgl. Karl Wilhelm Fricke, Sieben Thesen zum MfS, in: Analysen und Berichte. Aus der Veranstaltungsreihe des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BUST), Reihe B, Nr. 3/93, Berlin 1993, S. 10; Jürgen Fuchs, Unter Nutzung der Angst. Die „leise Form“ des Terrors -Zersetzungsmaßnahmen des MfS. Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, Abteilung Bildung und Forschung (BF), in: BF informiert, 2/1994, S. 4ff.

  15. E. Eppler (Anm. 12), S. 43.

  16. Vgl. ebd.

  17. Vgl. U. Fix (Anm. 6), S. 47 ff.

  18. V. Klemperer (Anm. 8), S. 192.

  19. Ebd., S. 187.

  20. Vgl. ebd., S. 188.

  21. Wladimir Iljitsch Lenin, Parteiorganisation und Partei-literatur, zitiert nach: Marxismus und Literatur. Eine Doku­entation, hrsg. von Fritz Joachim Raddatz, 3 Bde., Reinbek bei Hamburg 1969, Bd. 1, S. 88.

  22. Walter Janka, Schwierigkeiten mit der Wahrheit, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 9.

  23. V. Klemperer (Anm. 8), S. 193.

  24. Dolf Sternberger, Das heutige Deutsch -nachlässig, verräterisch oder einfach zeitgemäß? Fünf Thesen, in: ders. /Gerhard Storz/Wilhelm E. Süskind, Aus dem Wörterbuch des Unmenschen. Neue, erweiterte Ausgabe mit Zeugnissen des Streites über die Sprachkritik, Hamburg-Düsseldorf 1968, S. 332.

  25. Vgl. ebd.. S. 234.

  26. Vgl. Christian Bergmann, Die Sprache der Stasi. Ein Beitrag zur Sprachkritik, Göttingen 1999, S. 16 ff.

  27. Die Beispiele finden sich in dem von Joachim Walther, Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1996 verwendeten Aktenmaterial, und zwar auf S. 791, 767, 688 und 752.

  28. Vgl. Hubert J. Gieß, Wo Menschen zu Dingen werden. „Zur Aufklärung der Freundin des X. wurde Y eingesetzt“ /Stasi-Sprache untersucht, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. 1. 1997, S. 7.

  29. Uwe Johnson, Begleitumstände. Frankfurter Vorlesungen, Frankfurt am Main 1980, S. 54.

  30. Das Wörterbuch der Staatssicherheit. Definitionen des MfS zur „politisch-operativen Arbeit“. BUST (Hrsg.), Reihe A, Dokumente, Nr. 1/93, Berlin 1993, S. 163. Neu erschienen als: Siegfried Suckut (Hrsg.), Wörterbuch der Staatssicherheit. Definitionen zur „politisch-operativen Arbeit“, Berlin 1996.

  31. Vgl. J. -P Picaper (Anm. 4), S. 79.

  32. Vgl. Thomas Auerbach, Vorbereitung auf den Tag X. Die geplanten Isolierungslager des MfS, BUST (Hrsg.), Reihe B, Analysen und Berichte, Nr. 1/95, Berlin 1994, S. 116 f.

  33. J. -R Picaper (Anm. 4), S. 80.

  34. Vgl. Christian Bergmann, Semantische Destruktion als Methode der Manipulation, in: Ruth Reiher (Hrsg.), Sprache im Konflikt. Zur Rolle der Sprache in sozialen, politischen und militärischen Auseinandersetzungen, Berlin-New York 1995, S. 300 ff.

  35. Ebd.; vgl. auch J. -P. Picaper (Anm. 4), S. 141, und E. Eppler (Anm. 12), S. 45 ff.

  36. Das Wörterbuch der Staatssicherheit (Anm. 30), S. 438.

  37. Vgl. Heidrun Kämper-Jensen, Deutsches Fremdwörterbuch -Bericht aus der Werkstatt II. Mißbrauchte Wörter und ihre Darstellung im allgemeinsprachlichen Wörterbuch, in: Sprachreport, 1/95, S. 10:

  38. V. Klemperer (Anm. 8), S. 122.

  39. Ebd., S. 122 f.

  40. Uwe Grüning, Zur geistig-kulturellen Situation in der DDR, Masch. Ms. 1990, S. 8.

  41. Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (Anm. 1), 4. Bd„ S. II.

Weitere Inhalte

Christian Bergmann, Dr. phil. habil., geb. 1930; Studium der Germanistik und Geschichte; 1974 Habilitation an der Universität Leipzig; bis zur Emeritierung 1995 Professor für Germanistische Linguistik an der Technischen Universität Chemnitz. Veröffentlichung u. a.: Die Sprache der Stasi. Ein Beitrag zur Sprachkritik, Göttingen 1999.