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Nutzer/-innen – Wer nutzt TikTok?

Marcus Bösch

/ 5 Minuten zu lesen

(© Adobe-Stock/Vane Nunes )

Seit dem internationalen Start 2018 ist TikTok zu einer der am schnellsten wachsenden digitalen Medienplattformen geworden. Mehr als eine Milliarde Menschen nutzen TikTok, davon befinden sich etwa 150 Millionen in den USA und 150 Millionen in Europa. Die Schwesterplattform Douyin, eine TikTok-Variante für China, nutzen um die 700 Millionen Menschen. Gewaltige Zahlen, vor allem, weil TikTok in einigen großen Märkten, zum Beispiel Indien, gesperrt wurde. Die meisten Downloads hatte die App während der Corona-Pandemie. Wells, Li und Lin formulieren es so: TikTok war eine der weltweit größten Ablenkungen während der Pandemie.

TikTok bietet keine detaillierte Aufschlüsselung der Nutzer/-innen der Plattform nach Alter . Basierend auf den verfügbaren Daten sind rund 80 Prozent der weltweiten Nutzer/-innen von TikTok laut Analyst/-innen zwischen 16 und 34 Jahre alt . Laut Statista-Angaben, via Social-Media-Atlas 2022 der Agentur Faktenkontor, geben rund 73 Prozent der 16- bis 19-jährigen deutschen Befragten an, TikTok zu nutzen. Unter den Befragten in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen sind es dagegen 13 Prozent, die zu den TikTok-Nutzer/-innen zählen. Im Vergleich zu anderen Plattformen wie Facebook oder Instagram sind die Nutzer/-innen also eher etwas jünger. Allerdings muss hier mit in Betracht gezogen werden, dass die meisten Social Media Dienste und Plattformen zunächst meist von jüngeren Nutzer/-innen entdeckt und frequentiert werden und danach altersmäßig nach oben wandern. So war die ursprüngliche Nutzerschaft von Facebook zu Beginn auf College-Studierende begrenzt, während inzwischen meist ältere Nutzer/-innen hier unterwegs sind. Beobachten lässt sich bei TikTok wie zuvor bereits bei Instagram das langsame Ankommen in der so genannten Mitte der Bevölkerung. Und diese ist in Deutschland im Durchschnitt 44,7 Jahre alt. Exemplarisch lässt sich dies an der zunehmenden Nutzung durch beispielsweise deutsche Politiker/-innen beobachten. Waren es zunächst doch nur vereinzelte Vorreiter/-innen wie Thomas Sattelberger von der FDP, der 2020 noch als Exot auf der Plattform beobachtet wurde – einer Plattform, auf der laut Süddeutscher Zeitung im Mai 2021 Politiker wie Markus Söder „keine Chance“ hätten. Im März 2023 lässt sich mit dem Tagesspiegel festhalten: „Deutsche Politik will auf Tiktok nicht verzichten“ . Das Hashtag #markussöder liefert auf TikTok fast 50 Millionen Views und seine Auftritte auf dem offiziellen Account der CSU auf TikTok haben dem Account zu beachtlichen 1,8 Millionen Likes und zahlreichen Presseberichten verholfen. Der Politikberater Martin Fuchs listet hier rund 150 Politiker/-innen im Deutschen Bundestag und mehr als 300 Politiker/-innen in Landesparlamenten auf, die einen TikTok Account besitzen. Im Mai 2023 lässt sich konstatieren, dass die App keineswegs – wie zunächst medial oft behauptet – eine App für tanzende Teenager sei. Inzwischen finden sich hier mehr als 1400 Medienanbieter und Journalist/-innen , zahllose große Unternehmen, NGOs, alte und neue Prominente. Vor allem Letztgenannte, als sogenannte Influencer/-innen und Creator/-innen auf der Plattform aktiv, erreichen auf TikTok ungeahnte Reichweiten. Beide Begriffe lassen sich nicht vollends trennscharf unterscheiden. Bei Influencer/-innen (vom englischen Verb “to influence”, auf Deutsch: beeinflussen) drehen sich die Beiträge häufig um den vermeintlichen Alltag und alles, was sie dort beschäftigt. So können auch Menschen, die anderweitig berühmt geworden sind – Fußballer/-innen, Schauspieler/-innen oder Musiker/-innen – Influencer/-in werden. Content Creator/-innen (zu deutsch: Inhaltskreierer/-innen) sind grundsätzlich alle Personen, die online eigene Inhalte teilen. Im Gegensatz zu Influencer/-innen, haben Content Creator/-innen häufig ein spezifisches Thema, zu dem sie Beiträge erstellen.

TikTok-Startseiten der Creator/-innen: Younes Zarou, Jule Nagel, Noel Robinson (Zuletzt abgerufen am 23.06.2023). (© Externer Link: @youneszarou, Externer Link: @julesboringlife, Externer Link: @noelgoescrazy)

Dazu gehören beispielsweise Reisen, Kochen, Beauty, Fitness, Work-Life-Balance. Die drei deutschen TikTok Nutzer/-innen mit den meisten Views (Anzahl der Videoansichten) im Mai 2023 sind laut infludata : Younes Zarou (@youneszarou & @youneszar), Jule Nagel (@julesboringlife) und Noel Robinson (@noelgoescrazy). Younes Zarou (Jahrgang 1998) ist ein deutscher Webvideoproduzent und Influencer. Er ist Deutschlands reichweitenstärkster Nutzer der Plattform TikTok mit einem deutschen und einem internationalen Account. Bekannt geworden ist er mit kurzen, spektakulären und aktionsreichen Videos. Seit er 2019 bei TikTok publiziert, wurden Zarous Videos fast 17 Milliarden mal angeschaut und 1,2 Milliarden mal geliked. Ein so genanntes Like (auf deutsch „Gefällt mir“) ist eine Möglichkeit für Nutzer/-innen, ihre Wertschätzung für ein bestimmtes Video durch das Antippen eines Herzsymbols auszudrücken. Die “gelikten” Videos werden in einem separaten Ordner der App gespeichert. Jule Nagel (Jahrgang 2002) ist eine Creatorin, die zu den Themen Beauty, Lifestyle und Comedy publiziert. Neben leichteren Themen setzt sich Nagel in ihren TikToks auch mit ihrer Krebserkrankung 2015 auseinander. Inzwischen – offiziell geheilt – ist sie ein Gesicht der Deutschen Krebshilfe. Sie erreicht derzeit 6,7 Millionen Follower, ihre Videos wurden über 9 Milliarden mal angeschaut und 1,4 Milliarden mal geliked.

Ein junger Mann lüftet seine Kapuze, bringt eine voluminöse Afro-Frisur zum Vorschein – und bringt eine fremde Person mit einer Tanzeinlage zum Lachen: Mit dieser Idee ist Noel Robinson alias @noelgoescrazy zur Social-Media-Persönlichkeit geworden. Der Tänzer und Adidas Markenbotschafter zählt zu den derzeit am stärksten wachsenden deutschen TikTok Accounts. Seine Videos, die er seit 2020 bei TikTok veröffentlicht, haben 8,55 Milliarden Views und 574 Millionen Likes eingesammelt. Neben den Top Drei Creator/-innen und Influencer/-innen gibt es zahllose Accounts zu nahezu allen Themen, die man sich vorstellen kann.

Weitere Inhalte

Marcus Bösch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HAW Hamburg und forscht zu TikTok, politischer Kommunikation und Desinformation. Er veröffentlicht den wöchentlichen Newsletter Externer Link: Understanding TikTok.